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Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 1
Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra
Ästhetische Aspekte der Bewegungserziehung in der Primarstufe
Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes
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Vor allem wegen der Seele ist es nötig, den Körper zu üben, und gerade das ist
es, was unsere Klug-schwätzer nicht einsehen
wollen. (Jean-Jacques Rousseau
28. Juni 1712 - 2. Juli 1778)
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 3
0 10 20 30 40 50
viel zu wenig
zu wenig
genau richtig
zu viel
viel zu viel
Prozentuale Häufigkeiten
Frage 8: Umfang des Sportunterrichts
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0
10
20
30
40
50
60
70
80
5 7 9 11 12
Proz
entu
ale
Häu
figke
it
Klassenstufen
Lieblingsfach Sportunterricht
MädchenJungen
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Gliederung Was ist Sport Was ist Bildung?
Was ist ästhetische Bildung?
Möglichkeiten der ästhetischen Erziehung im Sportunter-richt
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Scheid & Prohl, 2012, S. 25
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 7
Scheid & Prohl, 2012, S. 27
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Alltag Sport
Mittel Springen Hindernis Zweck Hindernis beseitigen Springen Sinn extrasportiv intrasportiv
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Sportwissenschaftliches Lexikon 2003 „Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich Sport zu einem um-gangssprachlichen, weltweit gebrauchten Begriff entwickelt. Eine präzise oder gar eindeutige begriffliche Abgrenzung lässt sich deshalb nicht vornehmen. Was im allgemeinen unter Sport ver-standen wird, ist weniger eine Frage wissenschaftlicher Dimensi-onsanalysen, sondern wird weit mehr vom alltagstheoretischen Gebrauch sowie von den historisch gewachsenen und tradierten Einbindungen in soziale, ökonomische, politische und rechtliche Gegebenheiten bestimmt. Darüber hinaus verändert, erweitert und differenziert das faktische Geschehen des Sporttreibens selbst das Begriffsverständnis von Sport.“
(Röthig, & Prohl, 2003, S. 493)
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Ausdifferenzierung des modernen Sports
Willimczik; 2007
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Motive nach Kenyon Sporttreiben, um mit anderen Menschen zusammen sein zu
können (soziales Miteinander), Sporttreiben, um die Gesundheit und Fitness zu verbessern
oder zu erhalten (Gesundheit), Sporttreiben, um Aufregung und Nervenkitzel zu erfahren
(Risiko), Sporttreiben, um Freude an schönen und eleganten Bewe-
gungen zu haben (Ästhetik), Sporttreiben, um sich zu entspannen (Katharsis), Sporttreiben, um sich selbst zu überwinden (Askese).
(Kenyon, 1968) Siehe: http://www.sportpaedagogik-sb.de/inc/atpad.html
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Zusammenfassung Sport ist: Kultur übergreifendes soziales Phänomen starke Ausdifferenzierung geht auf die unterschiedliche
Motive, wegen denen Menschen Sport treiben, zurück Kennzeichen des Sport ist seine primäre Nutzlosigkeit und
seine „Zweckmäßigkeit ohne Zweck“ (Prohl, und Scheidt, 1982, S. 26) „Sport bietet … eine Möglichkeit, uns die freiwillige Selbst-
erschwernis unseres Lebens zuzumuten, aus der Kultur ent-steht (Grupe, 1982, S. 107; zitiert nach Prohl und Scheidt, 2012, S. 25)
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Extrasportive Gründe für ein Mehr an Bewegung, Spiel und Sport in der Schule
Empirische Befunde zum Rückgang der Fitness Haltungsschwächen und Übergewicht bei ABC-Schützen Verbesserung exekutiver Funktionen Verbessere Rhythmisierung der Sprache Verbesserte Stimmung Weniger Unterrichtsstörungen etc.
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Motorische Leistungsfähigkeit von Kindergartenkindern
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0%
20%
40%
60%
80%
100%
Norm Kita s Sportkita
Leistungsfähigkeit in Abhängigkeit vom Kindergarten
stark unterdurchschnittlich unterdurchschnittlich normal überdurchschnittlich sehr gut
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Bewegungsmangel schon im Kindergarten Reilly et al. (2004): Energieverbrauch und Bewegungsverhalten schottischer Kinder im Alter von 3 bis 5 Jahren:
• Kinder bewegen sich nur 20 – 25 Minuten am Tag • Empfohlen werden mindestens 60 Minuten pro Tag
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Übergewicht bei Schuleingangsuntersuchungen im Saarland
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Übergewicht in der KIGGS-Studie
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Wie fit sind Kinder und Jugendliche? (Diplomarbeit von Claude Scheuer)
Wie leistungsfähig sind luxemburger Schüler im Vergleich zu früheren Jahren?
Welchen Einfluss hat die sportliche Aktivität auf die sport-liche Leistungsfähigkeit?
Welche Beziehungen besteht zwischen körperlicher Leis-tungsfähigkeit und dem Wohlbefinden?
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Alte Testdaten als Belege für den Rückgang der Fitness
International Physical Performance Test Profile for boys and girls from 9 - 17 years (IPPTP) 20-m-Sprint Liegestütze in 30 Sekunden Sit-Ups 30 Sekunden Medizinballwurf Standweitsprung 6-Minuten-Lauf
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Normwerttransformationen
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Beurteilung der Fitnesswerte (n = 378) auf der Basis der Z-Werte.
Erwartungswert Mädchen Jungen
Sehr gut 2,28 % 0 % 0 %
Gut 13,59 % 3,6 % 8,9 %
Befriedigend 68,26 % 20,6 % 40,8 %
Unbefriedigend 13,59 % 47,3 % 41,4 %
Mangelhaft 2,28 % 28,5 % 8,9 %
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Neuste Befunde Tomkinson, G. (2013). Children's cardiovascular fitness de-clining worldwide Methodik: Analyse von 50 Studien über die Laufausdauer von Kindern und Jugendlichen (9 - 17 Jahre) (n=25 Millionen) von 1964 bis and 2010 aus 28 Ländern. Ergebnisse: Seit 1975: Rückgang der Ausdauer (über alle 28 Länder gerechnet) um 5 % pro Jahrzehnt. 30 bis 60 % des Rückgangs der Laufausdauer können über die Zunahme des Körperfettanteils erklärt werden Konsequenz: "We need to help to inspire children and youth to develop fitness habits that will keep them healthy now and into the future."
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Zusammenfassung der Befunde Die Fitness von Kindern und Jugendlichen hat sich scheinbar
verschlechtert! Beim Vergleich der Fitness mit Normwerten in früheren Jah-
ren schneiden Kinder schlechter ab Aber: Es gibt auch Befunde, die genau das Gegenteil bele-
gen!
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Entwicklungspsychologische Aspekte von Bewegung
FAZ 14. April 2008
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Kubesch: Verbesserung exekutiver Funktionen Exekutive Funktionen:
das Arbeitsgedächtnis, die Inhibition bzw. Selbstregulation und die kognitive Flexibilität.
sehr große Bedeutung für die Konzentrationsfähigkeit und
das Lernen. höhere prognostische Bedeutung für die Schulleistung als
die Intelligenz.
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BDNF: Brain Derived neurothrophic factor Vayman, S., & Gomez-Pinilla, F. (2005). License to run: Exer-cise impacts functional plasticity in the intact und injured central nervous system by using nerurotrophins. Durch Bewegung werden neurotrophe Faktoren freige-
setzt, die die Neubildung von Synapsen begünstigen. Ratey, J. R., & Hagerman, E. (2009). Superfaktor Bewegung. Ausschüttung eines physiologischen Hormoncocktails Auswirkungen auf Lerne, Stimmung und Sozialverhalten
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Wie Sport fit und schlau macht
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Wer über ein gutes Taktgefühl verfügt, kann auch besser lesen
Lesefähigkeit eng verbunden ist mit dem Taktgefühl (akusti-sche Zeitgeber im Gehirn)
Verbessertes Rhythmusgefühl durch Musikunterricht und ent-sprechenden verbessert auch jene Fähigkeiten, die biolo-gisch wichtig sind für Sprache."
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/2257820/
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Wamser, 2003
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Literaturempfehlungen
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Zusammenfassung Zahlreiche Befunde sprechen für die Notwendigkeit von Mehr
Bewegung, Spiel und Sport in der Schule
Aber: Treiben Menschen wegen dieser Gründe Sport? Dürfen wir das Sporttreiben nur aus Nützlichkeitserwägungen
heraus betrachten? Dürfen wir den Sport instrumentalisieren (Vgl. Schaller,
1992)?
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Gliederung Was ist Sport Was ist Bildung? Was ist ästhetische Bildung? Möglichkeiten der ästhetischen Erziehung im Sportun-
terricht
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Bildung und Erziehung
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Erziehung und Bildung Zwei schwer zu differenzierende Begriffe - ein Spezifikum der deutschen Sprache „Als Erziehung werden diejenigen Maßnahmen und Prozesse bezeichnet, die den Menschen befähigen, seine Kräfte und Mög-lichkeiten zu entfalten und mit Hilfe derer er selbständig und mündig werden kann“ (Grupe, & Krüger, 1997, S. 62). Nach Wilhelm von Humboldt ist Bildung die Anregung aller Kräfte des Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individua-lität und Persönlichkeit führen.
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Bildungsziel: Autorschaft seines Lebens „Das unvollendete Projekt der Aufklärung besagt, die Bil-
dung ganz auf das Ziel einer freien, autonomen Person
auszurichten. Bildung soll nicht Untertanen schaffen, Bil-
dung soll nicht das Funktionieren der Ökonomie sicherstel-
len, Bildung soll keinen ideologischen Zielen dienen, son-
dern Bildung ist der Weg zur autonomen, zur selbstbe-
stimmten Existenz. Das oberste Bildungsziel ist menschli-
che Freiheit“ (Julian Nida-Rümelin, 2013, S. 83).
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Bildung Bildung ist charakterisiert durch:
Selbstbestimmungsfähigkeit über die individuellen Le-bensbeziehungen und Sinndeutungen zwischen-menschlicher, beruflicher, ethischer und religiöser Art, Mitbestimmungsfähigkeit im Bereich öffentlicher Ange-legenheiten, Fähigkeit zur Solidarität gegenüber denjenigen, denen Selbst- und Mitbestimmung nicht möglich ist (Grupe, & Krüger, 1997, S. 66).
(Vgl. Parole der französischen Revolution: Liberté, Égalité, Fra-ternité)
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Allgemeinbildung Bildung für alle.
Sie muss einen verbindlichen Kern des Gemeinsamen
haben und insofern Bildung im Medium des Allgemei-
nen sein.
Bildung in allen Grunddimensionen menschlicher Inte-
ressen und Fähigkeiten.
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Anthropologische Grunddimensionen Was ist typisch für das menschliche Leben? Wodurch unterscheidet sich das menschliche Leben vom Le-
ben anderer Lebewesen, speziell anderer Hominiden? o aufrechter Gang? o Sprache? o Werkzeuggebrauch und -entwicklung? o Kultur und Ästhetik?
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Der Turkana-Junge Alter: 1,6 Mill. Jahre Entdeckung: 1984 Gattung: Homo Art: Homo ergaster Besonderheiten:
• Modernes Skelett • Ausgewachsen 180 cm • Guter ausdauernder Läufer • Konnte gut werfen
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Faustkeil der Oldowan-Kultur - ca. 1,2 bis 1,4 Millionen Jahre alt
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Die Schöninger Speere - Alter 270.000 bis 400.000 Jahre
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Speerspitze der Clovis-Kultur - ca. 13.000 Jahre alt
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Der Mensch - nicht nur ein Werkzeugmacher
Quelle: http://www.gurche.com/content_homo_jhnead_wall3_.htm Quelle: https://reposti.com/p/e7v
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Quelle: http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-bild-19861-2016-02-18-29359.html
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Kunst schon beim Homo erectus vor 500.000 Jahren
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Mehr hierzu: http://www.wissenschaft.de/home/-/journal_con-
tent/56/12054/5165178
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Kunst schon beim Neandertaler
Fossile Krallen eines Seeadlers aus der Neandertaler-Fundstelle
Krapina in Kroatien.
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Schon 80.000 Jahre vor Homo sapiens
Die Krallen wurden poliert (a) und mit Kerben versehen (Pfeil).
Siehe: http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-18660-2015-03-12.html
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Jadebeil Canterbury- ca. 4.000 bis 6.000 Jahre alt
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Läufer bei einem Wettkampf auf einer Panathenäischen Preisamphore, 530 v. Chr.,
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Spiel und Sport prägen die Kul-tur des Menschen
776 v. Chr. erste panhellenische Spiele
1896 n. Chr. erste olympische Spiele der Neuzeit
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Zusammenfassung Nützliches (Faustkeile, Speere) haben unsere Vorfahren
schon vor langer Zeit entwickelt Aus anthropologischer Sicht ist gerade die Beschäftigung mit
dem Nutzlosen, nicht direkt für das Überleben Notwendigen, typisch für den modernen Menschen.
Menschliches Leben hängt nicht nur vom Notwendigen für das Überleben ab, sondern verlangt nach Sinn.
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Allgemeinbildung Allgemeinbildung umfasst Bildung in allen Grunddimensionen menschlicher Interessen und Fähigkeiten. Dazu gehört auch die „Bildung des lustvollen und verantwortli-chen Umgangs mit dem eigenen Leib“ (Grupe, 1976) ebenso wie das Spielerische: „...der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wor-tes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“ (Schiller, Briefe zur ästhetischen Erziehung 1795)
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Bewegungskompetenz als Bildungsdimension Grundrecht des Menschen auf Gewährleistung der physi-
schen und psychischen Mindestbedingungen einer men-schenwürdigen Existenz
Befähigung zu eigenen Entscheidungen über leiblich vermit-telte Bewegungsmöglichkeiten außerhalb der an Arbeit und bloße Reproduktion gebundenen menschlichen Aktivitäten
Bewegungskompetenz als eine Sinn-Dimension, ein Möglich-keitsraum, freiwilligen. selbstbestimmten menschlichen Han-delns (Klafki, 2005, S. 16)
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Gliederung Was ist Sport
Was ist Bildung?
Was ist ästhetische Bildung? Möglichkeiten der ästhetischen Erziehung im Sportunter-
richt
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Ästhetik
Der Große Duden Etymologie (1963). Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache (S. 37).
Mannheim: Bibliographisches Institut
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Ästhetik Wahrnehmungsfähigkeit Ausbildung der Sinne Fähigkeit zur Beobachtung Fähigkeit zur Differenzierung von Sinneseindrücken Fähigkeit, über Bewegungen Empfindungen zum Ausdruck zu
bringen
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Differenzierung ästhetischen Verhaltens „Ästhetisches Verhalten ist eine grundlegende Weise, sich
seine Welt symbolisch zu vergegenwärtigen. Es zeigt sich
zum einen in der „Aisthesis“, der sinnengetragenen refle-
xiven Wahrnehmung, die in uns Empfindungen weckt und
Erkenntnischarakter trägt, und zum anderen in der „Poie-sis“, der Fähigkeit, subjektivem Empfinden und Erleben
durch Gestaltung Ausdruck zu verleihen“ (Hildebrandt-
Stratmann, & Probst, 2006, S. 184).
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Gliederung Was ist Sport
Was ist Bildung?
Was ist ästhetische Bildung?
Möglichkeiten der ästhetischen Erziehung im Sport-unterricht
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Möglichkeiten der ästhetischen Erziehung im Sportunterricht
Aisthesis: Sammeln besonderer authentischer Erfahrun-gen im Kontext des Sich-Bewegens (mehrperspektivischer Sportunterricht) Poiesis: Bewegungen gestalten (Arbeiten in Bewegungs-
feldern)
Arbeitsauftrag: Überlegen Sie, inwiefern die Aspekte der Aisthesis und Poiesis in Ihrer sportlichen Sozialisation eine Rolle gespielt haben.
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Bewegungsfelder anstelle von Sportarten
Palomino, M. (2005). Kinderspiele in der Schweiz vor der Industrialisierung. Das Vergnügen an Bewegung mit einfachsten Mitteln. http://www.soziologie-etc.com/soz/pflichtelternkurs/Seiler-Ritschard1979_schweizer-kinderspiele.htm
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http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pieter_Bruegel_the_Elder_-_Children%E2%80%99s_Games_-_Google_Art_Project.jpg
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Bewegungsfelder im saarländischen Lehrplan Spielen Körper wahrnehmen und Bewegungsfähigkeit ausprägen Bewegen an Geräten Laufen, Werfen, Springen Darstellen und Gestalten Raufen und Ringen Rollen, Gleiten, Fahren Bewegen im Wasser
Arbeitsauftrag: Suchen Sie im Gemälde von Pieter Bruegel nach entsprechenden Szenen!
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Methodische Umsetzung Finden und Erfinden Lernen und Üben Gestalten und Aufführen
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Konzeption eines Offenen Sportunterrichts Situationserstellung im Zentrum offener Unterrichtsgestal-tung Arrangieren von Lern-, Übungs- und Anwendungssituationen durch Aufgaben Themen Fragen Impulse oder Gerätearrangements
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Offener Unterricht = Bewegungslandschaften?
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Vorteile des Arbeitens in Bewegungsfeldern Schaffung einer breiten Basis an sportartenübergreifen-
den Körper- und Bewegungserfahrungen und Fertigkeiten Berücksichtigung der teilweise unzureichenden motori-
schen Voraussetzungen der Schülern Verknüpfung mit dem Konzept der Mehrperspektivität
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Mehrperspektivität und erziehender Sportunterricht
Wahrnehmungsfähigkeit verbessern und Bewegungser-fahrungen erweitern,
sich körperlich ausdrücken und Bewegungen gestalten,
etwas wagen und verantworten,
das Leisten erfahren und reflektieren,
Gemeinsam handeln, wettkämpfen und sich verständi-gen,
Fitness verbessern und Gesundheitsbewusstsein entwi-ckeln.
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Methodik des mehrperspektivischen Sportunterrichts
Aus pädagogischer Sicht erscheint es geboten, Sportunter-
richt so zu gestalten, dass Schülerinnen und Schüler, aber
auch Erwachsene, alle möglichen sportpädagogischen Per-
spektiven authentisch erleben und erfahren können und
diese zu einer bewussten Erkenntnis werden.
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Realisierung Ausbalanciertes Curriculum im Verlaufe der mindestens
zehnjährigen Schulzeit Unterschiedliche Interpretation von Sportunterricht durch
die verschiedenen Sportlehrer Sportarten mit unterschiedlichen Perspektiven belegen Integrieren, Akzentuieren, Kontrastieren,
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Akzentuieren Die Aufmerksamkeit auf eine Sinngebung lenken in der Leichtathletik dominiert im Allgemeinen die Per-
spektive das Leisten erfahren in der Gymnastik die Perspektive sich körperlich ausdrü-
cken und Bewegungen gestalten Nachteil: Perspektiven können nur nacheinander ange-
sprochen werden
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Kontrastieren Eine Bewegungsform unter unterschiedlichen Bedeutungen erfahren, wobei der Kontrast betont wird Waldlauf unter den Perspektiven Gesundheit vs. Leistung Wasserspringen unter den Perspektiven etwas wagen vs.
Bewegungserfahrungen erweitern Mehr als drei Perspektiven gleichzeitig führen zu Verwirrung
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Integrieren Gleichzeitiges Erleben von verschiedenen Sinngebungen ver-deutlichen: im Sportspiel die Leistungssituation, die soziale Situation
des Miteinanderspielens und die Spannungseffekte des Spiels erleben und reflektieren beim Rückenschwimmen die Perspektiven Bewegungser-
fahrungen erweitern und Gesundheitsbewusstsein entwi-ckeln keine künstlichen Perspektiven konstruieren
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Gründe für den mehrperspektivischen SU interessanter als ein Sportunterricht, der nur eine sportpä-
dagogische Perspektive anspricht eine größere Bandbreite pädagogischer Einflussmöglich-
keiten zur Handlungsfähigkeit in einer demokratischen und plura-
listischen Gesellschaft gehört auch die Wahlfreiheit
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Ästhetische Erziehung im Sportunterricht Aistesis
Sinnengetragene Wahrnehmungsfähig-keit
Poiesis Ästhetisches Handeln
Mehrperspektivität Bewegungsfeldorientierung
Wahrnehmungsfähigkeit verbessern und Bewegungserfahrungen erwei-tern
sich körperlich ausdrücken und Be-wegungen gestalten
etwas wagen und verantworten das Leisten erfahren und reflektieren Gemeinsam handeln, wettkämpfen
und sich verständigen Fitness verbessern und Gesundheits-
bewusstsein entwickeln
Spielen Körper wahrnehmen und Bewegungsfä-
higkeit ausprägen Bewegen an Geräten Laufen, Werfen, Springen Darstellen und Gestalten Raufen und Ringen Rollen, Gleiten, Fahren Bewegen im Wasser
Methodik Akzentuieren Integrieren
Finden und Erfinden Lernen und Üben
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 82
Kontrastieren Gestalten und Aufführen
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Zeitschriftenhinweise
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Weiterführende Literatur Beckers, E. (2005). Renaissance des Bildungsbegriffs in der Sportpädagogik? In R. Laging & R. Prohl (Hrsg.), Bewe-
gungskompetenz als Bildungsdimension (S. 25 - 38). Hamburg: Czwalina. Behringer, W. (2012). Kulturgeschichte des Sports. München: Beck. Der Große Duden Etymologie (1963). Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache S. 37). Mannheim: Bibliographisches
Institut. Grupe 1982. Bewegung, Spiel, Leistung. Schorndorf: Hofmann. Grupe, O. & Krüger, M. (1997). Einführung in die Sportpädagogik. Schorndorf: Hofmann. Grupe, O. (1976). Leibeserziehung und Erziehung zum Wohlbefinden. Sportwissenschaft, 6, 355 - 374. Grupe, O. (1987). Sport als Kultur. Zürich: Edition Interfrom. Hildebrandt-Stratmann, R., & Probst, A. (2006). Ästhetische Erziehung im Sportunterricht der Grundschule. In J. Kah-
lert, G. Lieber, & S. Binder, Ästhetisch bilden. Bewegungsintensives Lernen in der Grundschule (S. 183 - 199). Brauschweig: Westermann.
Kenyon, G. S. (1968). Six scales for assessing attitude toward physical activity. Research Quarterly, 39, 566–574. Klafki, W. (2005). Bewegungskompetenz als Bildungsdimension. In R. Laging, & R. Prohl (Hrsg.), Bildung und Bewe-
gung (S. 15 - 24). Hamburg: Czwalina. Kubesch, S. (2007). Das bewegte Gehirn. Körperliche Aktivität und exekutive Funktionen. Reihe Junge Sportwissen-
schaft. Schorndorf: Hofmann. Kubesch, S., & Walk, L. (2009). Körperliches und kognitives Training exekutiver Funktionen in Kindergarten und
Schule. Sportwissenschaft, 39, 309 - 317. Kurth, B.-M., & Schaffrath Rosario, A. (2007). Die Verbreitung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Ju-
gendlichen in Deutschland. Ergebnisse des bundesweiten Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). Bun-desgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, 50, 736 - 743.
Nida-Rümelin, J. (2011). Die physische Dimension der Bildung. In M. Krüger, & N. bauer (Hrsg.), Bildung im Sport. Beiträge zu einer zeitgemäßen Bildungsdebatte (S. 17 - 33). Wiesbaden: VS Verlag.
Nida-Rümelin, J. (2013). Philosophie einer humanen Bildung. Hamburg: Körber-Stiftung.
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Opaschowski, H. W. (1987). Sport in der Freizeit. Bd. 8 der Schriftenreihe zur Freizeitforschung. Hamburg: B. A. T. Freizeitforschungsinstitut.
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Röthig, P. & Prohl, R. (2003). Sport. In P. Röthig, & R. Prohl (Hrsg.), Sportwissenschaftliches Lexikon (S. 493) Schorn-dorf: Hofmann.
Röthig, P. (Redaktion) (1973). Sportwissenschaftliches Lexikon (S. 233 - 234). Schorndorf: Hofmann. Saarland - Ministerium für Bildung (2011). Lehrplan Sport Grundschule. Saarbrücken: Autor. Schaller, H.-J. (1992). Instrumentelle Tendenzen in der Sportpädagogik. Sportwissenschaft, 22, 9 - 31. Scheid, V., & Prohl, R. (2012). Sportdidaktik. Grundlagen - Vermittlungsformen - Bewegungsfelder. Wiebelsheim: Lim-
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Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 86
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burger Schülerinnen und Schüler. sportunterricht, 54, 111 - 116. Sonstige Quellen: http://www.gamesmuseum.uwaterloo.ca/index.htm http://www.kinderspiele-welt.de/spiele-fur-drausen/huepfspiele.html http://www.soziologie-etc.com/soz/pflichtelternkurs/Seiler-Ritschard1979_schweizer-kinderspiele.htm http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pieter_Bruegel_the_Elder_-_Children%E2%80%99s_Games_-
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