vechta€¦ · vechta nie wieder zur alten wildeshauser größe und bedeu-tung auf schlie ßen und...
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Das »Kapitelhaus« wurde 1713 auf dem Abbruchgelände der ehemaligen Burg erbaut; davor
befand sich eine freie Fläche, eben der »Kapitelplatz«. Alexander Wilhelm Driver errichtete
auf der nördlichen Seite 1711 das spätere Amtshaus, das von 1956 bis 2000 als Rathaus
diente und seitdem u.a. die Heimatbibliothek und die Tourist-Information beherbergt.
Die Bildmitte des Fotos wird von der Fassade des alten Justizgebäudes dominiert, das 1859
als selbstständiges Amtsgericht eröffnete. Dieser eigentümlich interessante Bau mit Rund-
bogenfenstern, Erker und Spitztürmchen lässt keinen definierten Baustil erkennen. Das
Gebäude musste 1956 dem Neubau des Kreisamtes weichen.
Auf der rechten Bildseite trennt eine hohe Backsteinmauer mit rundbogenartigen Nischen
die Straße vom ehema ligen Klostergarten. Sie wurde im Volksmund auch »Klagemauer«
genannt und 1952 abgebrochen, als auf dem jetzt der Justiz gehörenden Terrain das neue
Amtsgericht entstand.
Der Kapitelplatz auf einem Foto von 1902: Zwischen dem
Amtsrichterhaus (vorne links) und dem Amtsgericht (Bild-
mitte) stand – etwas eingerückt gartenseitig – bis 1899 das
ehemalige »Kapitelhaus« als Dienstsitz des 1699 von Wildes -
hausen nach Vechta übergesiedelten »Alexander kapitels«.
Der Begriff »Kapitel« meint hier die geistlich- katholische
Körperschaft rund um die Arm-Reliquiare des heiligen Alex-
ander, die noch heute zum »Domschatz« der Pfarrkirche
Sankt Georg gehören. Das »Alexanderkapitel« konnte in
Vechta nie wieder zur alten Wildeshauser Größe und Bedeu-
tung auf schlie ßen und löste sich im 19. Jahrhundert auf. Der
alte Name indes ist bis zum heutigen Tage geblieben.
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Die Infotafelaktion »Vechta · Gestern und heute« ist ein Projekt der »Initiative Vechta/Verein für Stadtmarketing e.V«. und wurde gefördert mit Mitteln derLandessparkasse zu Oldenburg. Wir danken der Heimatbibliothek Vechta für die hilfreiche Unterstützung in der Vorbereitungsphase. Den historisch-erklärendenText auf dieser Tafel besorgte Engelbert Hasenkamp. Gestaltung, Redaktion, Satz, Scans: Bitter & Partner Werbeagentur, Vechta · Fertigung: Claus Almes Siebdruckund Werbetechnik GmbH, Vechta. © Stadt Vechta, 2004 · Achtung: Diese Tafeln werden überwacht und womögliche Sachbeschädigungen strafrechtlich verfolgt!
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Es gibt in Vechta kaum ein historisches Bauwerk, das die Bürger über mehrere Generatio-
nen hinweg in einer derartigen Nutzungsvielfalt erlebt haben. Der stilvolle Komplex mit dem
säulengestützten Vordach zitierte architektonisch den Glanz einer längst vergangenen
Epoche und stärkte den Bürgerstolz. Folglich wurde der Abbruch sehr bedauert. Der
gerettete Neobarock-Portalstein mit den Initialen des Großherzogs Friedrich August (»FA
1912«) befindet sich inzwischen in der Südmauer eines Innenhofes der heutigen Hoch-
schule.
Tiefe Erinnerungen ranken sich um das menschliche Geschehen in den geschichtlichen
Mauern; Schüler, Studenten, Lehrer, verwundete Soldaten, kranke Flüchtlinge, Ärzte und
Krankenschwestern haben hier nicht nur schöne Zeiten erlebt. Ein schicksalhafter Tiefpunkt
geht auf das Jahr 1942 zurück, als eine Fliegerbombe den Südflügel zerstörte und der stil-
gerechte Wiederaufbau sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Ein erleichtertes Aufatmen ging
damals durch die Bevölkerung, als sich das vierteilige historische Bauensemble an der
Aufbauschule/Lehrerseminar (Foto von 1914). Das
imposante Gebäude des früheren »Oldenburgisch-Großher-
zöglichen Lehrerseminars« stand an der Marienstraße und
wurde für den Bau der Kinderklinik 1971 abgerissen. Seit
1922 diente es als gymnasiale Aufbauschule, nach dem Zwei-
ten Weltkrieg als Mittel- bzw. Realschule. Zwischenzeitlich wa-
ren ein Lazarett und das Flüchtlingskrankenhaus »St. Georg-
Stift« hier untergebracht. Vorne rechts ging es in die Willoh-
straße, links – direkt an der Kopflinden allee – steht nach wie
vor das evangelische Pfarrhaus. Im Hintergrund schimmern
die überschwemmten Moorbachwiesen, die bis in die 60er
Jahre hinein zur Winterzeit als riesige Eisflächen eine echte
Vechtaer Attraktion darstellten.
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Die Infotafelaktion »Vechta · Gestern und heute« ist ein Projekt der »Initiative Vechta/Verein für Stadtmarketing e.V«. und wurde gefördert mit Mitteln derLandessparkasse zu Oldenburg. Wir danken der Heimatbibliothek Vechta für die hilfreiche Unterstützung in der Vorbereitungsphase. Den historisch-erklärendenText auf dieser Tafel besorgte Rudolf Reinhardt. Gestaltung, Redaktion, Satz, Scans: Bitter & Partner Werbeagentur, Vechta · Fertigung: Claus Almes Siebdruckund Werbetechnik GmbH, Vechta. © Stadt Vechta, 2004 · Achtung: Diese Tafeln werden überwacht und womögliche Sachbeschädigungen strafrechtlich verfolgt!
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In etwa dort, wo auf dem Foto die Kinder spielen, verläuft seit Ende der 50er Jahre die neue
Gefängnismauer und umschließt damit ein altes Vechtaer Innenstadtareal, auf dem noch bis
1880 mehrere Bürgerhäuser standen. Diese Häuser bildeten in ihrer Gemeinschaft einen so-
genannten »Drubbel«, will heißen: eine Ansammlung von Häusern, die ringsum von Straßen
umgeben und durch die inzwischen längst verschwundene Klosterstraße erschlossen war.
Die Häuser wurden von der Justizverwaltung aufgekauft und abgebrochen. Auf dem einsti-
gen Drubbel entstand 1882/1883 der große Zellenbau des alten Vechtaer Gefängnisses, das
heute von der »Niedersächsischen Justizvollzugsanstalt für Frauen« genutzt wird.
Das Vechtaer Gefängnis nahm 1816 seinen Dienst in den Gebäuden des ehemaligen Fran-
ziskanerklosters auf, das 1812 in der französischen Besatzungszeit des Landes Oldenburg
als Kloster aufgehoben wurde. Nach Napoleons Niederlage fiel der Besitz wieder an das
Großherzogtum Oldenburg zurück, das hier ein Zuchthaus einrichtete.
Blick in die »Kleine Kirchstraße« Richtung Norden:
Das Fotos zeigt die Ansicht der Westseite der Kleinen Kirch-
straße um 1950. Die Kinder im Vordergrund rechts stehen am
Zaun des Schulplatzes der 1900 errichteten »Roten Schule«
vor der Klosterkirche. Der zweistöckige Holzbau gehörte zum
Bereich der Justizvollzugsanstalt und diente als Werkstatt.
Von 1945 bis 1947 unterhielt hier die Stadt Vechta eine
»Volksküche«, in der vor allem für die vielen Vertriebenen
und Evakuierten ohne eigenen Haushalt warme Mahlzeiten
gegen geringes Entgelt ausgegeben wurden. Der Holzbau
wurde 1957 abgerissen und danach eine neue Gefängnis-
mauer errichtet.
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Die Infotafelaktion »Vechta · Gestern und heute« ist ein Projekt der »Initiative Vechta/Verein für Stadtmarketing e.V«. und wurde gefördert mit Mitteln derLandessparkasse zu Oldenburg. Wir danken der Heimatbibliothek Vechta für die hilfreiche Unterstützung in der Vorbereitungsphase. Den historisch-erklärendenText auf dieser Tafel besorgte Franz Hellbernd. Gestaltung, Redaktion, Satz, Scans: Bitter & Partner Werbeagentur, Vechta · Fertigung: Claus Almes Siebdruck undWerbetechnik GmbH, Vechta. © Stadt Vechta, 2004 · Achtung: Diese Tafeln werden überwacht und womögliche Sachbeschädigungen strafrechtlich verfolgt!
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Der »Tanz unter dem Pfingstkranz« – ein alter Brauch der festgefügten Vechtaer Nachbar-
schaften, auch »Pfingsten« genannt – fand am ersten Festtag nach der Jahresversammlung
aller Nachbarn statt. Unter großem Beifall wurde der blumengeschmückte Bogenkranz zwi-
schen zwei Häusern befestigt, hier zwischen Kaiser und Fortmann (rechts). Begeistert nah-
men vorwiegend die Kinder und Jugendlichen daran teil, abends auch Erwachsene. Man
tanzte nach altbekannten Liedern, die ein Vorsänger anstimmte, im Kreis herum.
Diese alte Straßensitte hielt sich zuweilen bis in die 80er Jahre hinein; manche Freundschaft,
sowohl bei den Kleinen als auch bei den Großen, kam dabei zustande. Viele, vor allem äl-
tere Bürger der Stadt erinnern sich gern und gut an diese freudigen Ereignisse ihrer Ju-
gendzeit. Womöglich erkennt sich sogar jemand wieder – als langgezopftes Mädchen im
bunten Kleid oder als Junge im schicken Matrosenanzug. Die Pfingstkranz-Tanzlieder von
einst sind teils heute noch bekannt und werden bei passender Gelegenheit gesungen: »Pe-
ter zieh den Brautrock an«, »Ein Bauer fuhr ins Holz« oder »Guter Freund, ich frage dich«.
Kleine Kirchstraße, westlicher Teil: Dieses Bild aus den
50er Jahren zeigt vorne rechts das Haus Fortmann, dahinter
das zweistöckige ehemalige Schul- und Pensionatsgebäude
der »Schwestern Unserer Lieben Frau« (erbaut um 1880,
später Lehrerdienstwohnung, Abriss 1966). In der Bildmitte
vor der Kirche sieht man den Giebel der von 1900 bis 1966
als »Rote Schule« bekannten Volksschule mit dem Pausenhof
davor (heute »Fran zis ka ner platz«). Dahinter ragt die barocke
Fassade der 1727–31 erbauten Franziskaner- Klosterkirche
hervor. Die Kleine Kirchstraße mit ihren typischen Altstadt-
häusern gehörte zum »Klapphakenviertel« und zählt zu den
ältesten Vechtaer Straßen.
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Dieses Foto aus den 50er Jahren drückt in gelungener Art und Weise die beschauliche At-
mosphäre von Alt-Vechta aus: keine Hektik, keine hastenden Fußgänger, kaum Autoverkehr.
Nur Pferdefuhrwerke holpern über das unebene Grobsteinpflaster. Die zwei Kutscher grüßen
sich scheinbar gerade mit einem fröhlich-ungezwungenen »Moin!«.
Die Fuhrleute damals mögen zur Ruhepause ihre Pferde kurz ausgespannt und ihnen dann
im Stall (rechts im Bild) das verdiente Futter verabreicht haben. Die Zeit anschließend reich-
te für ein Glas Bier nebst »Schluck« im Gasthof (links im Bild). Wie freuten sich die Schul-
jungen, wenn sie mitfahren durften, wenn sie hinten auf die Wagenbretter sprangen und die
Beine baumeln ließen oder der Kutscher ihnen zum Lenken die Zügel an die Hand gab.
Welch’ geruhsame Zeit! Die Menschen sprachen überwiegend Plattdeutsch und lebten nach
dem bewährten Motto »Nich jaogen un nich drieven, immer man schön sinnig blieven« (=
»Nicht jagen und nicht treiben, immer schön ruhig bleiben«).
Große Kirchstraße um 1950. Das Bild zeigt den Anfang
der heutigen Großen Straße bis zur Kreuzung »Klappha-
ken/Marienstraße«. Die Brücke mit dem Steingeländer mar-
kiert das Münstertor, sie überquert den »neuen« Moorbach,
der nach 1685 für die Zitadelle angelegt wurde. In auffal-
lender, doppelstöckiger Bauweise stellt sich links vorne die
alte Gaststätte »Münsterländer Hof« dar. Der dazugehörige
Stall steht ihr rechts gegenüber (heute Wohnhausneubau).
Die eingeschossigen Häuser vermitteln mit ihren verbretter-
ten Spitzgiebeln oder Krüppelwalmdächern einen typischen
Eindruck von Alt-Vechta. Hinten in der Bildmitte erkennt man
den Giebel des Hauses von Rechtsanwalt Höffmann (Abriss
1987). Hier ging und geht es links ab in den »Klapphaken«.
Die Infotafelaktion »Vechta · Gestern und heute« ist ein Projekt der »Initiative Vechta/Verein für Stadtmarketing e.V«. und wurde gefördert mit Mitteln derLandessparkasse zu Oldenburg. Wir danken der Heimatbibliothek Vechta für die hilfreiche Unterstützung in der Vorbereitungsphase. Den historisch-erklärendenText auf dieser Tafel besorgte Rudolf Reinhardt. Gestaltung, Redaktion, Satz, Scans: Bitter & Partner Werbeagentur, Vechta · Fertigung: Claus Almes Siebdruckund Werbetechnik GmbH, Vechta. © Stadt Vechta, 2004 · Achtung: Diese Tafeln werden überwacht und womögliche Sachbeschädigungen strafrechtlich verfolgt!
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Über Jahrzehnte hinweg galt »Caesars Pappel« (vorne rechts im Garten des Gasthofes) als
Naturdenkmal und Wahrzeichen der Stadt Vechta. Der berühmte Baum mit seinen immer-
hin 33 Metern Höhe und sechs Metern Umfang bot einen Blickfang, der sich heute kaum
mehr erahnen lässt. 1922 dauerte es mehrere Tage, um den damals 90 Jahre alten Stamm zu
fällen – er musste dem Neubau von Dr. Kokenge weichen (heute Praxis Dr. Lodde).
Die Augenzeugen der Baumfällerei schauten seinerzeit mit ernster Miene drein, denn der
urige Riese genoss hohes Ansehen und war den Vechtaern generell äußerst sympathisch.
Gern wählte man die riesige Pappel als malerische Kulisse für ein Personenbild (vgl. Foto).
Den Bahnreisenden entbot der knorrige Stamm entweder einen Willkommens- oder Ab-
schiedsgruß der Stadt Vechta, die sich hier in üppig-grüner Idylle darstellt und zu der Über-
zeugung Anlass gibt: »Nord und Süd, de Welt is wiet, Ost un West, in Vechte is best!« (=
»Norden und Süden, die Welt ist weit, Ost und West, in Vechta ist’s am besten«).
Caesars Pappel (Bahnhofstraße um 1915): Die alles
überragende Pfarr kirche St. Georg mit ihrem Barock-Zwiebel-
turm prägt den Bildausschnitt. Sie steht leicht versetzt an der
damaligen Großen Kirchstraße, wie auch links davon das
Grewingsche Haus (später Elektro-Schumacher). Das gilt eben-
so für die Amtskasse daneben als Eckgebäude mit Garten
(zuletzt Polizeiunterkunft). Der Abriss erfolgte 1963, um die
Bahnhofstraße erweitern zu können. Im Hintergrund sind
Häuser der heutigen Straße »An der Propstei« erkennbar. Das
Eckgebäude rechts mit dem Spitzgiebel diente dem Kaufmann
Gottfried Caesar als Geschäfts- und Gasthaus. Heute befinden
sich an dieser Stelle die Bäckerei gr. Osterhues und das
Geschäftshaus Krapp (Morthorst).
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Den Abriss der »alten Penne« im Jahre 1966 fanden die Vechtaer äußerst bedauerlich, verlor
man doch ein nicht nur bauhistorisch wertvolles Kleinod, sondern das als »Studentenschule«
bekannte und tief respektierte »Großherzogl. Oldenbg. Katholische Gymnasium«. Das Leh-
rer kollegium bestand von Anfang an aus offenbar hoch qualifizierten Fachleuten. 1904 etwa
hatten immerhin 14 Lehrer den Titel eines Gymnasialprofessors bzw. den Doktorgrad inne.
Zu feierlichen Anlässen trug man den würdevollen Zylinder mit dunklem Gehrock und
erweck te – durchaus gewollt – den Eindruck gefestigten Bildungsbürgertums.
Doch auch von den einstigen Schülern wurde mancher eine bedeutende Persönlichkeit. Zur
Abiturientia 1896 beispielsweise gehörte Clemens August Graf von Galen aus Dink lage, der
als Mitglied der Gymnasialkapelle allein wegen seiner überdurchschnittlichen Körpergröße
stadtbekannt war. In den 30er und 40er Jahren fand der einstige Antonianer als Bischof von
Münster deutliche und folgenschwere Worte gegen das NS-Regime und seine Kirchen- und
Rassenpolitik. 1946 wurde Galen von Papst Pius XII. in den Kardinalstand erhoben.
Altes Gymnasium an der Bahnhofstraße: Das alte
Gymnasium wurde 1846 direkt gegenüber vom Offizialats -
gebäude errichtet und galt von seiner Architektur her –
genau wie das Offizialat – als typischer Vertreter des so -
genannten »Oldenburger Klassizismus«. In den 30er Jahren
zog der Schulbetrieb in den damaligen Neubau an der
Willohstraße um. 1946 fand die »Pädagogische Hochschule«
hier ihr erstes Unterkommen. Im Sommer 1966 wurde die
»alte Penne« endgültig abgerissen. Ihre ursprüngliche, über
dem Mittelbogenfenster in Stein gehauene Zweckbestim-
mung »Iu ven tu ti instituendae« (= der Erziehung der Jugend)
findet sich noch heute als Zitat über dem Eingang zum
Gymnasium Antonianum.
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Das gesamte Gebiet westlich der Kolpingstraße gehörte früher zum Areal der ehemaligen
Vechtaer Zitadelle, einer mächtigen Festungsanlage mit fünf Bastionen, die kurz nach dem
30jährigen Krieg 1666 gebaut und nur hundert Jahre später wieder geschleift wurde.
Die nach dem Bau des Vechtaer Bahnhofs von 1885 angelegte Lindenallee reicht noch heu-
te von den Gleisanlagen bis zum Zitadellenplatz. Zu beiden Seiten verlief damals ein Fuhr-
weg für Kutschen und Rollwagen. Die herrliche Lindenallee mit ihren hochragenden Kro-
nen war bei den Bürgern äußerst beliebt. In ihren Schatten flanierte man gern. Koffer-
schleppende Reisende oder rucksackbeladene Soldaten empfanden den Weg als wohltuen-
des Entree in die Stadt. Als die Allee 1958 bis zu den Bahngleisen gefällt wurde, gab es
lautstarke Missfallensbekundungen, galt sie doch als eine würdige und sehr bürgerfreund-
liche Zuwegung sowie als Markenzeichen einer naturbedachten Stadtplanung früherer Zei-
ten. Als Ersatz sind inzwischen Platanen gesetzt worden (um 1970).
Offizialat (Bahnhofstraße um 1910): Rechts dominiert
im Stil des »Oldenburger Klassizismus« der Bau des Bischöf-
lich-Münsterschen Offizialates von 1831, zuständig als kirch-
liche Oberbehörde für die katholischen Einwohner des Olden -
burger Landes. Bis heute ist das denkmalgeschützte bauliche
Schmuckstück fast unverändert. Das kleine Anwesen links ist
als Hauskapelle mit gehobener sakraler Ausstattung einge-
richtet. Hinter dem Holzzaun breitet sich eine parkähnliche
Gartenanlage aus. Durch die linke Baumreihe erkennt man
noch das historische Gebäude des alten Gymnasiums Antoni-
a num von 1845 (Abriss 1966).
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Neben der beeindruckenden Fassade des »St.-Joseph-Konvikts« (im Volksmund auch »Pater -
kasten« oder später einfach »Reichsnährstand« geannt) erkennt man auf dem Foto die Brücke
über den Moorbach mit der alten Wasserpumpe für die Feuerwehr. Heute ist der Moorbach
verrohrt und wird symbolisch dargestellt durch den Stufenbrunnen und seinen breiten Abfluss
zum Kaponier. Die Gebäude anschließend sind »Melchers Stall« (zum Hotel gegenüber
gehörig), das Haus Seiffert (später »Café Maassen« bzw. »Central-Café«) und das Geschäfts -
haus Schewe mit den zwei verzierten Eckgiebeln. Daneben stand das spitzgiebelige alte Rat-
haus von 1867 (nicht im Bild). Diese Häuserzeile gegenüber vom Alten Markt wurde wegen
der Anlage des neuen Brunnenplatzes in den 70er Jahren abgerissen.
Das »Central-Café« war ein beliebtes Lokal, wo man sich von der urigen »Stadtmutti« Maas-
sen gern verwöhnen ließ. Hinter dem Strauchwerk rechts lag früher die »Münsterländische
Bank«, jetzt »Oldenburgische Landesbank« (Neubau 1991/92). An dieser Stelle begann früher
die »Große Kirchstraße« mit der Nummer eins in Richtung Süden bis zum Münstertor.
Große Kirchstraße vor dem Alten Markt: Das mächti-
ge dreistöckige Gebäude (links) mit seiner klassizistischen
Fassade prägte über fast acht Jahrzehnte hinweg diesen
Abschnitt der Großen Straße. Der Bau enstand als »Central-
hotel Busse«, wurde 1902 als St. Josephs-Konvikt ein Ober-
stufenschüler-Internat des Dominikaner-Gymnasiums (im
Volksmund »Paterkasten«) und beherbergte später den Alber-
tus-Magnus-Verlag, in dem auch Pater Titus M. Horten wirk-
te. In der Kriegs- und Nachkriegszeit hatten die Behörden des
»Reichsnährstandes« ihre speziellen Aufgaben darin wahr-
zunehmen. Später nutzten Landwirtschaftsschule und Rotes
Kreuz den stolzen Bau, der 1974 abgerissen wurde.
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Die Hotelbesitzerfamilie Melchers ist seit 1715 in Vechta ansässig. Das Hotel wurde zuletzt
1912 umgebaut und soll schon im 30jährigen Kriege den Schweden als Kasino gedient
haben. Der Name »Drei Kronen« erinnert an die hl. drei Könige als Schutzpatrone der
Reisenden. Äußerst beliebt und regional bekannt war der 1967 verstorbene Gastwirt Theo
Melchers, der das Hotel 1913 übernahm. Theo Melchers galt als echtes Vechtaer Original;
sein bemerkenswerter »Gastführer« aus dem Jahre 1933 vermittelte erstmals Wissens wertes
und Informationen über die Stadt Vechta.
Der Alte Markt hat sein äußeres Gesicht durch bauliche Umgestaltung, Bepflanzung oder
Pflasterung mehrfach verändert. Eines jedoch blieb: Hier fanden früher die Vechtaer Volks-
feste, Wochenmärkte, Kundgebungen,Vereins-und Gruppentreffen, Konzerte und Begegnun -
gen statt. Bei der letzten Sanierung (2000) wurden die beiden durch die Große Straße
getrennten Plätze Neuer und Alter Markt mit einheitlichen Großpflastersteinen auch optisch
miteinander verbunden.
Melchers (Alter Markt): Der »Alte Markt« gilt als Ur-
sprung der Stadt Vechta. Hier, an der Kreuzung der mittel -
alterlichen »Rheinischen Heerstraße« mit der sumpfigen
Moorbachniederung, entstanden die ersten Ansiedlungen von
Fuhrleuten, Händlern, Handwerkern und Krugwirten. Auf
diesem Foto aus den 20er Jahren dominiert auf der linken
Seite das seit 1648 nachgewiesene »Hotel zu den drei Kro-
nen« (auf dem Foto der Neubau von 1912). In der Häuser-
zeile rechts erkennt man (v. r. n. l.) die »Buch-und Kunst-
handlung St. Georg«, das alte Vechtaer Rathaus, das Kauf-
haus Schewe und das »Central-Café« sowie in der Bildmitte
hinten das Dominikaner-Konvikt und das Haus Menke.
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Dieses Foto spiegelt die Ruhe und Behaglichkeit der oft zitierten »guten alten Zeit« wider.
So war die Große Straße damals offenbar eine gemütliche Geschäftsmeile und galt als Ort
der Begegnung. Hier ging man spazieren, kaufte ein, traf sich und sprach miteinander. Jeder
kannte jeden, man grüßte zünftig mit einem »Moin!« oder »Haol di munter!« (= »Munter
bleiben!«). Im Prinzip ist das bis heute so. Nur fahren deutlich mehr Autos über die Straße…
Bei Vechtaer Festumzügen wurde und wird die Große Straße bevorzugt eingeplant. Mit
Musik und fröhlichen Menschen ist sie dann eine Straße der Freude. Früher war sie genauso
oft eine Straße der Trauer – etwa wenn bei Beerdigungen der lange Trauerzug den Sarg vom
Sterbehaus zum Friedhof begleitete. In einem dichterischen Monolog sagt die Große Straße über
sich: »Ich habe die schönen Stunden gezählt,/ die Menschen bei mir sich haben erwählt. / Was
war das eine idyllische Zeit,/ kein Hasten, kein Auto weit und breit./ In meinen Armen die
Kinder spielten/ und all die Menschen, die sich vergnügten./ Das Trampeln der Pferde – / ich
höre es noch. / Die Linden, die blühten, / nach Honig es roch.«
Die Große Straße von 1914. Auffallend ist die streng
gerade und ungewöhnlich breite Linienführung ab Einmün-
dung Kronenstraße (links) zwischen der Schlachterei Janssen
und dem Geschäftshaus Brand mit seinem prachtvollen Erker
(heute Schroer). Die nächsten Häuser gehörten dem Radio -
geschäft O. Zuske, der Buchhandlung Konerding und der
Firma Fortmann-Böls. An der Ostseite stehen das Kolonial -
warengeschäft Jos. Thöle (später verbunden mit dem Nach-
barn Kaufhaus Hinrichsmeyer), die Schlachterei Löhr, die
Sattlerei Nagel und die Drogerie Kamps-Zessak. Vor dem fol-
genden Gebäude der Bäckerei Fortmann liegt der Eingang
zur Juttastraße. Die schmuckvollen Fassaden mit den mar-
kanten Giebeln prägten das gehobene Erscheinungsbild der
seit jeher als Geschäftszentrum geltenden Hauptstraße.
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Welche Gedanken mögen den Hotelier Franz Lameyer 1903 bewegt haben, als er als erster
Vechtaer mit seinem Automobil an den vor seinem Haus stehenden Pferdekutschen vorbei
fuhr? Empfand er das kleine Ackerbürgerstädtchen als zu provinziell? Egal – die Besucher
der Gaststätten von »Zumpolle« (1865–1905) und »Wieting« (1905–1967) werden Lamey -
ers Motordroschke gehörig diskutiert haben. Immerhin tagte hier wöchentlich die Börse, ein
Stammtisch honoriger Bürger der Stadt.
Wietings Gaststätte indes war auch bei der arbeitenden Bevölkerung sehr beliebt. Eine
weitere Gaststätte stand dort, wo sich noch heute das »Kaiserliche Postamt« befindet; sie
wurde geführt von dem Hutmacher Vieson. Nach seinem Tod kaufte eine Gesellschaft das
Haus auf und errichtete hier den Neubau für die Post.
1924 ging das Gebäude an die damalige Reichspost über, die es erweiterte. Das »Möbelhaus
Holtvogt« übergab die Leitung des Unternehmens 1949 an Clemens Nemann sen.
Wieting (Große Straße in Richtung Bremer Tor): Das
Foto zeigt den im Volksmund als »Bermuda-Dreieck«
bekannten nördlichen Teil der »Großen Straße«. Auf der
linken Seite erkennt man die Westseiten der Vechtaer Hotels
»Lameyer« (1829–1919) und »Ellendorf« (1920–1972). Es
folgten die Häuser von Auktionator Brö ring, Dr. Ing. Oldiges,
Regierungssekretär Bosche sowie Zumpolles »Oldenburger
Hof« (1829–1888, ab 1906 »Schäfers Hotel«). Auf der Ost-
seite befanden sich der Uhrmacher Hollje (heute »Weiss«),
das »Kaiserliche Postamt«, Möbel Holtvogt, Wietings Restau-
rant (1825–1967), Südbeck (von 1903–1968 »Manufaktu-
ren Börgerding«) sowie die Klempnerei Timmermann.
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Die Infotafelaktion »Vechta · Gestern und heute« ist ein Projekt der »Initiative Vechta/Verein für Stadtmarketing e.V«. und wurde gefördert mit Mitteln derLandessparkasse zu Oldenburg. Wir danken der Heimatbibliothek Vechta für die hilfreiche Unterstützung in der Vorbereitungsphase. Den historisch-erklärendenText auf dieser Tafel besorgte Heinz Aumann. Gestaltung, Redaktion, Satz, Scans: Bitter & Partner Werbeagentur, Vechta · Fertigung: Claus Almes Siebdruck undWerbetechnik GmbH, Vechta. © Stadt Vechta, 2004 · Achtung: Diese Tafeln werden überwacht und womögliche Sachbeschädigungen strafrechtlich verfolgt!
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Mit insgesamt fünf einmündenden Straßen war und ist das Bremer Tor ein wichtiges Ver-
kehrskreuz Vechtas. Hier laufen die zuvor gebündelten Vehrkehrsströme strahlenförmig auf
die Geest auseinander.
Das Bremer Tor befand sich bis in das 17. Jahrhundert hinein wesentlich weiter südlich und
wurde erst nach dem Brand von 1684 hierhin versetzt. Nach einer Grundrissskizze von 1578
darf man annehmen, dass dieses Tor früher tatsächlich aus einem gemauerten Turm mit Stu-
fengiebel bestand. Am Anfang der Bremer Straße stand lange Zeit ein Schlagbaum, der den
Verkehrsweg absperrte und nur gegen Zahlung einer Benutzungsgebühr freigab.
Vom alten Bremer Tor ist bis auf den Namen eigentlich nichts mehr geblieben. Wo früher
schlichte Bürgerhäuser mit Vorgärten standen, wird heute das Straßenbild von einer mo-
derneren Bebauung der frühen 70er Jahren bestimmt.
Bremer Tor (Foto von 1936): Links auf dem Bild erkennt
man im Anschnitt den Erker des Fachwerkhauses von Friseur
Bruno Schöne sowie das Herren-Spezial-Geschäft von Josef
Scheele. Die Einmündung in die Bremer Straße zierte das
Feinkostgeschäft Sturm. Darauf folgen die Häuser Mählmann
und Debring, der an dieser Stelle die erste Autowerkstatt in
Vechta eröffnete. Gegenüber standen – auf dem Bild durch
Bäume verdeckt – die Häuser von Professor Rieland und Tier-
arzt Dr. Dorfmüller. Das in den 30er Jahren des 20. Jahrhun -
derts umgebaute Eckhaus an der Einmündung in die Füch teler
Straße diente als Wohnung des Architekten Meurer.
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Die Infotafelaktion »Vechta · Gestern und heute« ist ein Projekt der »Initiative Vechta/Verein für Stadtmarketing e.V«. und wurde gefördert mit Mitteln derLandessparkasse zu Oldenburg. Wir danken der Heimatbibliothek Vechta für die hilfreiche Unterstützung in der Vorbereitungsphase. Den historisch-erklärendenText auf dieser Tafel besorgte Heinz Aumann. Gestaltung, Redaktion, Satz, Scans: Bitter & Partner Werbeagentur, Vechta · Fertigung: Claus Almes Siebdruck undWerbetechnik GmbH, Vechta. © Stadt Vechta, 2004 · Achtung: Diese Tafeln werden überwacht und womögliche Sachbeschädigungen strafrechtlich verfolgt!
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Die Falkenrotter Straße führt vom Bremer Tor aus in Richtung Nordwesten nach Daren
bzw. Bakum. Der eigentümliche Name stammt vom früheren Gut »Falkenrott«, das in dieser
Gegend lag. Die Bebauung des oben gezeigten ersten Abschnitts begann erst um 1850. Die
Falkenrotter ist damit eine der eher jüngeren Straßen rund um den alten Vechtaer Ortskern.
Bis zum Bahnübergang (von hier aus rund 1 km in Richtung Nordwesten) führt der Weg an
teils bemerkenswerten Bürgervilla-Architekturen vorbei zur Bahnkreuzung, an der bis 1969
sogar ein eigener Bahnhof namens »Falkenrott« unterhalten wurde. Vom Gelände dieses
Bahnhofs aus bis etwa zu dem oben abgebildeten Foto reichte das ehemalige »Gut Falken-
rott«. Zu seinen zahlreichen Besitzern gehörte um 1640 auch der sagenhafte kaiserliche Ritt-
meister und Oberst Lambert Sprengepiel, dessen Erben es 1664 an den Richter Buchholz
verkauften. Später wurde der einstmals erstaunlich große Besitz in viele kleine Parzellen auf-
geteilt, nachdem bereits ein großer Teil zum Bau der städtischen Befestigung und Zitadelle
requiriert worden war.
Falkenrotter Straße/Bremer Tor: Besucher der Stadt, die
aus dem Westen kamen, gelangten durch eine Allee, dem öst-
lichen Ende der Falkenrotter Straße, zum Bremer Tor. Ihr
Blick fiel dabei zunächst auf das im Hintergrund stehende
Gebäude des Tierarztes Dr. Dorfmüller. Seitlich der Straße
stand auf einer leichten Erhöhung die Gaststätte Lameyer. Die
Gaststätte ging später über an Witten und wurde zuletzt von
Rump geführt. Daran anschließend erkennt man das Eckhaus
des Christel Sturm. Hinter den Bäumen an der gegenüber
liegenden Seite befand sich die Gärtnerei Knagge. Die Bäu-
me stehen übrigens am Ufer des ehemaligen Stadtgrabens.
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Der Heimathistoriker Karl Willoh schrieb vor hundert Jahren: »In alten Zeiten kannte man
hier nur das in der Stadt in verschiedenen Häusern gebraute Vechtaer Bier. 1776 lebten fünf
Bierbrauer in Vechta!« Wer mehr Geld anlegen wollte oder das einheimische Gebräu als zu
dünnen Trank verschmähte, trank Bremer oder ein anderes auswärtiges Bier.
Hermanns Vorgänger Schaeven braute um 1860 als erster in Vechta das länger haltbare und
höherprozentige Lager-Bockbier. Hermanns selbst übernahm 1870 diese Art der Produktion.
Sein Bier wurde von Bierkutschern in Fässern zu den einzelnen Gasthäusern geliefert. Für
die Kühlung in den Schenken bot der findige Unternehmer große Eisblöcke an, die im Win-
ter vor der Wassermühle »geerntet« und im firmeneigenen, mit Torf isolierten Eiskeller
gelagert wurden. 1923 übernahm die Bremer Haake-Beck Hermanns Brauerei als Nieder-
lassung, die 1976 in das neue Industriegebiet Vechta verlegt und später auf mehrere Betrie-
be dezentralisiert wurde. Die Villa wurde 1935 von Dr. med. Timphus erworben und 1977
samt Fabrik abgebrochen.
Hermanns Brauerei. Dieses Postkartenfoto von 1905 zeigt
»Hermanns Bierbrauerei« mit Wohnhaus und vierstöckigem
Betriebsgebäude auf dem Gelände, wo sich heute der Volks-
bankkomplex befindet. Die Firma wurde 1850 von Hermann
Moorkramer gegründet und kam 1870 in den Besitz von
Heinrich Hermanns, der die Brauerei ständig erweiterte und
mit dem Stadtwappen auf seinen Bierflaschen bemerkens-
werten Lokalpatriotismus bewies. Das Elektrizitätswerk der
Firma versorgte einen Teil der Stadt mit Energie und lieferte
den Strom für die erste Straßenbeleuchtung in Vechta. Die
herrschaftliche Villa war damals zweifellos das attraktivste
Gebäude der Stadt. Es hatte die Telefonnummer eins und be-
saß – so der Volksmund – das erste WC in Vechta.
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Links erkennt man die im Volksmund als »Rattenschule« bekannte Volksschule (heute Arzt-
praxis der JVA), ganz hinten sieht man das Gefängnis, dahinter – ebenfalls nachretuschiert
– die Spitze des Klosterkirchturms. Das Romberg-Geburtshaus und das Pastorat (rechter
Bildrand) wurden 1968 abgerissen und als Pfarramt St. Georg zu einem Gebäude vereint.
Die zwei Frauen auf dem Foto unterstreichen in ihrer stillvoller Tracht der Jahrhundertwende
den Eindruck ungekünstelter Brückenromantik. Ob ihnen bewusst war, dass man früher von
dort auf die alte Burg Vechta schaute?
Gegenüber von der Nepomukstatue erkennt man auf der Mauer eine Laterne, die nach alten
Brauch immer dann zum Gebet rief, wenn ein Vechtaer im Sterben lag. Ein altes Gedicht
umschreibt die Sitte so: »Dat dei hilge Mann üm helpe, stickt sei dor dei Kessen an, un well dor
dei Lucht süht brennen, bät dann för den kranken Mann.« (= »Damit Nepomuk ihm helfe, stecken
sie dort die Kerzen an, und wer dort ein Licht brennen sieht, betet für den kranken Mann«).
Die Nepomukbrücke im Jahre 1908: Das Foto zeigt im
Mittelpunkt die damals sehr viel schmalere Moorbachbrücke
mit der 1737 errichteten Statue des Vechtaer Schutzpatrons
St. Nepomuk noch auf der östlichen Mauer (bis 1923). Hin-
ter dem Mauerwerk zweigt nach links die Straße »Am Kapi-
telplatz« ab. Dahinter erhebt sich das kleine Gebäude der
früheren einklassigen Volksschule »An der Pastorei«. Der fol-
gende hohe Giebelbau ist ein Zellentrakt der Justizvollzugs-
anstalt. Das mittlere Gebäude mit der Dienstwohnung des
Strafanstaltsdirektors mußte der Erweiterung der Justizvoll-
zugsanstalt (JVA) weichen. Rechts hinter der Brücke, um-
rahmt von hohen Bäumen, steht das Andreas-Romberg-Haus,
die Geburtstätte des berühmten Komponisten, daneben das
alte Pastorat.
Die Infotafelaktion »Vechta · Gestern und heute« ist ein Projekt der »Initiative Vechta/Verein für Stadtmarketing e.V«. und wurde gefördert mit Mitteln derLandessparkasse zu Oldenburg. Wir danken der Heimatbibliothek Vechta für die hilfreiche Unterstützung in der Vorbereitungsphase. Den historisch-erklärendenText auf dieser Tafel besorgte Rudolf Reinhardt. Gestaltung, Redaktion, Satz, Scans: Bitter & Partner Werbeagentur, Vechta · Fertigung: Claus Almes Siebdruckund Werbetechnik GmbH, Vechta. © Stadt Vechta, 2004 · Achtung: Diese Tafeln werden überwacht und womögliche Sachbeschädigungen strafrechtlich verfolgt!
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