andreas boes grenzenloses arbeiten digital, vernetzt, jederzeit mobil und flexibel betrieblicher...
TRANSCRIPT
Andreas Boes
Grenzenloses Arbeiten digital, vernetzt, jederzeit mobil und flexibel
Betrieblicher Datenschutz: Quo vadis?
Konferenz für Betriebs- und Personalräte
1./2. Dezember Göttingen
Boes: Grenzenloses Arbeiten 2
Datenschutz – Ein Thema mit großer Brisanz
Datenschutz in der Öffentlichkeit Google Street View WikiLeaks Biometrische Daten in Reisepass Vorratsdatenspeicherung Soziale Netzwerke (Facebook, Xing, studiVZ …)
Datenschutz in der Arbeitswelt ELENA LIDL RFID (Radiofrequenzidentifikation) Diverse Datenskandale verschiedener Unternehmen
Boes: Grenzenloses Arbeiten 3
Neue Qualität der Informatisie-rung erfordert ein grundlegend neues Verständnis des Datenschutzes
Öffentlichkeit verändert ihren Charakter – Bsp. WikiLeaks
Privatsphäre ist im Netz nicht zu schützen
Betrieblicher Datenschutz steht vor neuen Herausforderungen: Arbeit im Informationsraum produziert immer Informationen
Google Street View, WikiLeaks, Soziale Netzwerke und ELENA sind nur die Spitze des Eisberges ...
Boes: Grenzenloses Arbeiten 4
Agenda
4
Konsequenzen für Beschäftigte
Informatisierung der Arbeit
Umwälzung in der Arbeitswelt – Unternehmen 2.n
Boes: Grenzenloses Arbeiten 5
Informatisierung der Arbeit
Stoffwechsel mit der Natur
Informatisierung macht geistige Tätigkeiten Anderen zugänglich, indem Wissen zu Informationen gemacht wird, um daraus weitere Informationen zu gewinnen
Trennung in stofflich-materielle Ebene – Informationsebene bzw. in Handarbeit und Kopfarbeit
Informationen als „Datenschatten“ zur Steuerung, Kontrolle und Rationalisierung – Voraussetzung der Industrialisierung der Handarbeit
Informatisierung als Mittel der Rationalisierung von Kopfarbeit – Erzeugung von Informationen über Informationsarbeit als „Nebenfolge“ des Arbeitsprozesses
Arbeit beinhaltet zugleich geistige und körperliche Tätigkeiten
Boes: Grenzenloses Arbeiten 6
Globaler Informationsraum als Produktivkraftsprung
Informationsraum: Informations- und Kommunikationsnetze bilden Basis für einen neuen globalen sozialen Handlungsraum
Unternehmen und Gesellschaft: Wirtschaft und Gesellschaft werden über den Informationsraum enger verbunden
Arbeit: Im Umgang mit digitalen Informationen kann Arbeit „im“ Informationsraum stattfinden
Die Arbeit wird zwar nicht „ortlos“, aber es entstehen neue Möglichkeiten sie verteilt zu erbringen (home office, mobiles Arbeiten, Offshoring)
Über „Social Software“ wird Wissen der Beschäftigten zugänglich gemacht
So entsteht eine neue Geographie der Wirtschaft und eine neue Situation für den Datenschutz
Boes: Grenzenloses Arbeiten 7
Agenda
7
Konsequenzen für Beschäftigte
Informatisierung der Arbeit
Umwälzung in der Arbeitswelt – Unternehmen 2.n
Boes: Grenzenloses Arbeiten 8
Vom Unternehmen 1.n zum Unternehmen 2.n
Stoffwechsel mit der Natur
Unternehmen 1.n basiert auf „großer Industrie“ – Unternehmen 2.n auf informatisierter Produktionsweise
Informationsebene wird zur dominanten Bezugsebene Regelung und Steuerung
über Informationsebene Eingriffe erfolgen über
Software
Industrialisierung der Handarbeit folgt die Industrialisierung der Kopfarbeit
Boes: Grenzenloses Arbeiten 9
Unternehmen 2.n – Zentrale Dimensionen
Neue Qualität der Globalisierung: Orientierung am global integrierten Unternehmen
Organisationsprinzip Prozess-Standardisierung: IT-gestützte Prozesse als Rückgrat der Organisation
Steuerung über Zahlen: Neues Verhältnis von Zentralisierung und Dezentralisierung, Führung zwischen Coaching und command and control
Industrialisierung der Kopfarbeit: Sinnbezogenes Handeln in Auseinandersetzung mit definierten Prozessen
Neuer Modus der Sozialintegration: „System permanenter Bewährung“
Neugewichtung der „Frauenfrage“ und Diversity
Boes: Grenzenloses Arbeiten 10
Agenda
10
Konsequenzen für Beschäftigte
Informatisierung der Arbeit
Umwälzung in der Arbeitswelt – Unternehmen 2.n
Boes: Grenzenloses Arbeiten 11
Arbeit im Informationsraum – Herausforderung für den Datenschutz
Beispiel: Arbeit in globalen Teams: Arbeitsmittel, Arbeitsgegenstände, Kommunikationsmedien und Controlling „im“ Informationsraum
Abstimmung mit Kollegen durch E-Mail und Chat
Wissensmanagement durch Weblogs und Wikis
Controlling des Wertbeitrags und der Qualität auf Basis von Zielvorgaben
In der Arbeit werden permanent Daten erzeugt, die im Informations-raum zu vollkommen anderen Zwecken weiter verarbeitet werden können
Boes: Grenzenloses Arbeiten 12
Leistungskontrolle in der informatisierten Arbeitswelt
Informatisierung ermöglicht eine permanente, individualisierte Leistungskontrolle Jede Informationsarbeit erzeugt als „Nebenfolge“ einen „Datenschatten“ Aktivitäten im Informationsraum sind hochgradig transparent
(Anwesenheit, Aktivitätszeiten, Intensität der Beteiligung, etc.) Arbeitsbezogene Informationen und lässt sich kaum von
Leistungskontrolle unterscheiden (Bsp.: Qualitätsprüfungsdaten) Einmal erzeugte Daten lassen sich in beliebigen Zusammenhängen
immer wieder zu neuen Informationszwecken weiterverwenden
Folgen für Beschäftigte durch neue Formen der Leistungskontrolle Ökonomisierung der Unternehmenskulturen: „Zahlen statt Menschen“ „System permanenter Bewährung“ erhält eine materielle Grundlage:
Täglich gilt es neu zu zeigen, dass man es ‚verdient‘ hat, dazuzugehören
Boes: Grenzenloses Arbeiten 13
Neue Wissenskulturen und Social Software
Informatisierung der Arbeit zielt zunehmend darauf, dass MitarbeiterInnen ihr Wissen im Unternehmen freiwillig zur Verfügung stellen Wissen wird kommunikativ erschlossen – Social Software
(Weblogs, Wikis, …)
Aktivitäten in Social Software-Systemen sind (anders als facebook etc.) meist nicht freiwillig, denn sie sind Voraussetzung für berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und Karrieren
MitarbeiterInnen befinden sich oft in der „Zwickmühle“ – dies gilt besonders stark in global verteilten Projekten
Boes: Grenzenloses Arbeiten 14
Verfügbarkeitserwartungen in der informatisierten Arbeitswelt
Im Informationsraum überlappen unterschiedliche Zeitregime Globale Zeitzonen in global verteilten Teams Arbeitszeit – Freizeit – Reisezeit
Informationsraum schafft erhöhte Transparenz (s.o.)
Die Erwartungshaltung jederzeit verfügbar zu sein, wird von Führungskräften nach unten weitergegeben
Im Informationsraum verlieren MitarbeiterInnen häufiger ihre Zeitsouveränität – oft wird sogar der Verzicht auf Zeitsouveränität explizit eingefordert
Boes: Grenzenloses Arbeiten 15
Fazit
Mit dem Informationsraum entsteht ein neuer, global verfügbarer, sozialer Handlungsraum – mit den neuen Möglichkeiten muss auch der rechtliche Rahmen in einem neuen Paradigma gestaltet werden
In der Arbeitswelt stellt sich die daraus resultierende Problematik in zugespitzter Weise Daten werden nicht explizit erzeugt, sie sind vielmehr
inhärentes Moment moderner Arbeitsprozesse Die Erzeugung der Daten ist meist nicht freiwillig, sondern
unterliegt den Verpflichtungen des Beschäftigungsverhältnisses Der Umgang mit dem Datenschutz in der Arbeitswelt ist
aufgrund der Machtasymetrie des Arbeitsverhältnisses hoch sensibel
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Weitere Informationen:
PD Dr. Andreas BoesISF München
Jakob-Klar-Str. 9, 80796 München+49 (0) 89 272921-0
http://www.globepro.de