anlass zum ausdruck - brso...der brasilianische jazzpianist eumir deodato nutzte sie als vorlage...
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BRSO Education 2017 – 2018
Unterrichtsmaterial zur „Echtzeit 1“ am 10. Oktober 2017 im Herkulessaal der Münchner Re sidenz
Mariss Jansons, Dirigent Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Richard Strauss „Also sprach Zarathustra“, op. 30
Anlass zum Ausdruck
Richard Strauss‘ „Also sprach Zarathustra“ im Musikunterricht Autoren: Gabriele Puffer und Bernhard Hofmann
Richard Strauss um 1900
Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/40/ Richard_Strauss_um_1900.jpg
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Popmusik von Richard Strauss
Diese Musik erklang vor Auftritten des Sängers Elvis Presley1 und des Wrestlers Ric Flair2. Sie
diente als Soundtrack in Stanley Kubricks Science-Fiction-Klassiker „2001: A Space Odyssee“3
und in einem Werbespot für Bier4. Der brasilianische Jazzpianist Eumir Deodato nutzte sie als
Vorlage für einen funkigen Crossover-Hit5, die „Members of Mayday“ als Vorlage zu einer
Technoparty-Hymne6. Die Rede ist von der Einleitung zu „Also sprach Zarathustra“: Die ersten 22
Takte aus der sinfonischen Dichtung von Richard Strauss gingen ein in den Kanon der Popkultur,
und so sind diese 90 Sekunden Orchestermusik weltweit bekannt – nicht nur bei Klassik-
Connaisseuren.
Mächtige Bilder
Als Zarathustra dreißig Jahre alt war, verließ er seine Heimat und ging in das Gebirge. Hier genoß
er seines Geistes und seiner Einsamkeit und wurde dessen zehn Jahre nicht müde. Endlich aber
verwandelte sich sein Herz – und eines Morgens stand er mit der Morgenröte auf, trat vor die
Sonne hin und sprach zu ihr also: „Du großes Gestirn! Was wäre dein Glück, wenn du nicht die
hättest, welchen du leuchtest!“7
Diese Passage stammt aus der Schrift Friedrich Nietzsches, die Richard Strauss als Titel seiner
Tondichtung wählte. „Zarathustras Vorrede“ ist dem Erstdruck der Partitur voran-gestellt. Ob man
das Pathos assoziieren möchte, die die Ansprache des Menschen an die Natur grundiert, oder ob
man sich das grandiose Naturschauspiel eines Sonnenaufgangs im Gebirge vorstellt: Es fällt nicht
schwer, die mächtige Klangentfaltung der 22 Einleitungs-takte so aufzufassen, dass man sie als
Parallele von Text und Musik wahrnimmt.
1 https://www.youtube.com/watch?v=ldAzKTJwG7s.
2 https://www.youtube.com/watch?v=nZ2kChuM_Ls.
3 https://www.youtube.com/watch?v=ypEaGQb6dJk, ab 6:00.
4 https://www.youtube.com/watch?v=lsu--dGM1dY.
5 https://www.youtube.com/watch?v=MYLp5bMHM_Q.
6 http://www.youtube.com/watch?v=fdUzeLdofMM.
7 Friedrich Nietzsche: Zarathustras Vorrede, zit. nach: Richard Strauss (1999), Also sprach Zarathustra, op. 30. Partitur.
Wien (Peters), o. S. s.
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Frei nach Nietzsche
Das Werk gliedert sich in 10 Formabschnitte, von denen Strauss etliche mit programmatischen
Überschriften versah: In Anlehnung an die literarische Vorlage, aber „frei nach Nietzsche“, wie der
Untertitel der Partitur ausweist:
1 Einleitung (T. 1-22, in der Aufnahme ca. 0:00-2:18)
2 Von den Hinterweltlern (T. 23-74, 2:19-6:30)
3 Von der großen Sehnsucht (T. 75-114, 6:31-8:30)
4 Von den Freuden und Leidenschaften (T. 115-163, 8:31-10:47)
5. Das Grablied (T. 164-200, 10:48-13:16)
6. Von der Wissenschaft (T. 201-286, 13:17-17:33)
7. Der Genesende (T. 287-408, 17:34 -22:45)
8. Das Tanzlied (T. 409-875, 22:46 -31:01)
9. Das Nachtwanderlied (T. 876-945, 31:02-32:18)
10. Coda (T. 946-987, 32:19-35:47) 8
Zur Einleitung kann man sich, wie gesagt, einen Sonnenaufgang gut vorstellen, und das stimmt
überein mit einem Bild, das wohl auch Richard Strauss bei der Komposition inspirierte9.
Musiksprache und Orchestrierung im ausgehenden 19. Jahrhundert haben die Blaupause gelegt für
Filmmusik des 20. und 21. Jahrhunderts, und vielleicht werden die Schüler, wenn sie Strauss‘
„Zarathustra“ hören, an die Soundtracks von „Harry Potter“ oder „Herr der Ringe“ denken. Läge es
da nicht nahe, nach weiteren programmatischen Anhaltspunkten zu suchen, um das Stück über
Analogien von Text und Musik, über konkrete Schilderungen und Szenen zu erschließen?
Wir würden diesen Weg nicht wählen, und zwar aus folgenden Gründen:
• Das Vorhaben würde einfordern, dass sich alle Beteiligten zunächst mit Nietzsches Buch
auseinandersetzen. Schüler10 an den vielschichtigen, durchaus nicht trivialen Text
heranzuführen, erscheint uns – jedenfalls im Rahmen des schulischen Musikunterrichts – als
praxisfremd und unangemessen.
8 Strauss 1999.
9 Siehe unten.
10 Nur der leichteren Lesbarkeit wegen verwenden wir die maskuline Form; die Schülerinnen sind selbstverständlich
mitgedacht.
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• Selbst nach eingehender Lektüre des Buches dürfte es Schülern über weite Strecken
schwerfallen, Eindrücke beim Hören und Ausdrücke in der Musik in programmatischen
Bezug zur Textvorlage zu setzen. Das könnte auch daran liegen, dass Strauss beim
Kompositionsprozess direkten Bezug zu Nietzsche wohl gar nicht intendierte. Keineswegs
gilt es als gesichert, dass Strauss ursprünglich daran dachte, Nietzsche „musikalisch zu
adaptieren“11 oder dass er das Buch auch nur als Inspirationsquelle für die Komposition
nutzte:
„Ob der Komponist von Anfang an eine Zarathustra- Komposition plante, ist aufgrund des
mittlerweile untersuchten Skizzenmaterials mehr als fraglich, selbst dass er grundsätzlich
an eine ‚Nietzsche-Komposition‘ dachte, ist nicht belegbar“, so schreibt der Strauss-
Forscher Michael Walter12. „Der vorgesehene Werkplan wurde während des
Kompositionsprozesses grundlegend geändert. Erst im Partiturautograph finden sich die
aus Nietzsches Zarathustra entnommenen Überschriften, die also keineswegs von
vornherein den Kompositionsprozeß bestimmt haben. So wurde aus dem ‚Anbeten As‘ in
den Skizzen zunächst ‚Andacht As‘ im Particell und schließlich in der Partitur ‚Von den
Hinterweltlern‘. ‚Diminuendo‘ mutierte (…) zu ‚Niedrige Leidenschaften e/Verflüchtigen der
rechten Leidenschaft h‘, um im Particell als ‚Sehnsucht und Trauer h‘ und schließlich in der
Partitur als ‚Das Grablied‘ zu erscheinen. Andere Eintragungen wie ‚Die Sonne geht auf
(Particell, in den Skizzen ‚Schauen‘) wiederum fehlen in der gedruckten Partitur.“13
Strauss‘ Partitur ist also keine Nietzsche-Vertonung. Hinzu kommt, dass Strauss immer wieder
gegen „Programmmusik“ als schablonenhaftes Etikett argumentierte:
„Für mich ist das poetische Programm auch nichts weiter als der Form bildende Anlaß zum
Ausdruck und zur rein musikalischen Entwicklung meiner Empfindungen; nicht, wie Sie glauben,
bloß eine Beschreibung gewisser Vorgänge des Lebens“,
schreibt Strauss 1906 an Romain Rolland und setzt hinzu: „Das wäre doch ganz gegen den Geist
der Musik“.14
Anders gesagt: Wenn man die literarische Vorlage zunächst nicht heranzieht und auf die Suche
nach Konkordanzen zwischen Text und Musik verzichtet, stellt man sich nicht gegen die
Intentionen des Komponisten, sondern geht vielmehr auf sie ein. Das befreit von Engführungen in
der Interpretation und eröffnet Spielraum, den wir didaktisch nutzen möchten.
11
Julia Liebscher (1994): Strauss. Also sprach Zarathustra (=Meisterwerke der Musik, 62). München: Wilhelm Fink, S. 15. 12
Michael Walter (2000): Richard Strauss und seine Zeit. Laaber: Laaber, S. 124. 13
Ebd., S. 124 f. 14
Zit. nach Liebscher 1994, S. 85.
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Zeitfragen
Das Stück dauert rund 36 Minuten. Zwar dürfte die überwältigende Klangentfaltung des
„Zarathustra“ seine Wirkung nicht verfehlen, zumal in einem Konzert, in dem das BR-
Symphonieorchester, eines der weltbesten Symphonieorchester, zu hören ist. Wir gehen aber
auch davon aus, dass es für viele Schüler eine große Herausforderung darstellt, sich über eine
halbe Stunde lang auf das Hören und Erfahren überwiegend unvertrauter „klassischer“ Musik zu
konzentrieren. Damit Ihre Schüler die „Echtzeit“ beim BR noch mehr genießen können, plädieren
wir dafür, dass sie vor dem Konzertbesuch das Werk in möglichst vielen Teilen kennenlernen und
vollständig hören konnten. Eine abschließende Unterrichtsstunde sollte also für das Hören des
gesamten Werks eingeplant werden.
Material
Im Paket finden Sie eine Webrallye (nähere Informationen siehe im Dateiordner unter „liesmich“).
Die Webrallye können Sie, falls die technischen Voraussetzungen gegeben sind, als
Freiarbeitsmaterial einsetzen. Sie kann als Vorbereitung zum Konzertbesuch ebenso dienlich sein
wie als Ergebnissicherung nach dem Konzert. Die Suche nach Fakten erfolgt spielerisch, dabei
verschaffen sich die Schüler Informationen zum Stück, zum Orchester und zum Konzert,
insbesondere aber auch zu Leben und Werk von Richard Strauss: 2014 feierte die Musikwelt
bekanntlich den 150. Geburtstag des Komponisten; der in München geborene und in Garmisch
gestorbene Komponist wird gerade in Bayern bei zahlreichen Veranstaltungen gewürdigt.
In der Bildschirmdarstellung einer Audio-Software15 zeigt sich der Verlauf des Stücks so:
Anhand dieser Hörgrafik können Schüler den Verlauf mitverfolgen und auch strukturelle
Rückschlüsse ziehen, zum Beispiel auf Lautstärke- (senkrechte Spalte links) und Dauern
(waagrechte Zeile oben).
15
Das hier verwendete Programm „Audacity“ steht im Internet zum kostenlosen Download bereit, z. B. unter
http://www.audacity.de
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Die 10 Abschnitte des Werks (siehe oben) reihen sich ohne Unterbrechung aneinander, sie stellen
sich grafisch so dar:
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Einen markanten Einschnitt setzt die Generalpause in Takt 337 im Abschnitt 7 („Der Genesende“,
siehe Pfeil). Man könnte glauben, das Stück sei hier zu Ende, und dann applaudieren. Lassen Sie
Ihre Schüler wissen, dass Kenner hier nicht klatschen…
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Bausteine zur Unterrichtsplanung
9.-12. Jgst. Lehrplanbezug (Auswahl)
- Mittelschule
Jgst Lehrplanrubrik Methoden und Inhalte
9 Begegnung mit einem bedeutenden Werk der europäischen Musiktradition
Die Schüler sollen sich mit einem bedeutenden Werk der europäischen Musiktradition handelnd und reflektierend auseinander setzen. Sie lernen, abhängig von Charakter und Struktur des jeweiligen Werks, verschiedene Möglichkeiten kennen, sich eine Komposition zu erschließen. Dabei erfahren sie, dass es möglich ist, musikalisches Erleben durch Beschäftigung mit Geschichte, Struktur und Aufführungsbedingungen zu intensivieren. Die Schüler sollen dadurch ihr Interesse an den vielfältigen Ausprägungen unseres musikalischen Lebens erweitern und zur aktiven Teilnahme am kulturellen Leben angeregt werden.
- Realschule
Jgst Lehrplanrubrik Ziele und Inhalte
9 Musik des 19. Jahrhunderts
Historisches Umfeld erkunden und Bezüge zu anderen Künsten und Fächern herstellen (z. B. Parallelen zu Malerei und Dichtkunst ziehen, Quellentext lesen)
Musikalische Merkmale romantischer Musik, u. a. Virtuosentum, Programmmusik, hören und beschreiben (z. B. Werke aus den Bereichen Programmmusik, Orchestermusik)
10 Musik und Programm
Unterschiedliche Funktionen der Musik zur Darstellung eines außermusikalischen Inhalts erkennen
- Gymnasium
Die folgenden Vorschläge sind ausgelegt für 3 – 4 Unterrichtsstunden.
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Musik als Bild
Lehrziele: Die Schüler sollen
• Ausschnitte des Stücks bewusst hören,
• Emotionen und Gedanken beim Hören wahrnehmen,
• Wahrnehmungen bildnerisch gestalten und sprachlich äußern.
Material:
• Drei Ausschnitte aus Strauss‘ „Zarathustra“, z.B.
Von den Freuden und Leidenschaften (Takt/Zeit: Siehe oben),
Von der großen Sehnsucht
Von den Hinterweltlern*
• Audioanlage
• farbige Wachsmalkreiden und Papier für jeden Schüler
• OH- Projektor
*) Die Ausschnitte sind so gewählt, dass sie jeweils zweimal erklingen können. Natürlich können
Sie auch andere, weniger oder mehr Abschnitte wählen, die Einleitung (HB 1) würde sich aber
aufgrund ihrer Bekanntheit weniger eignen.
Einheit 1
Die Arbeit erfordert Ruhe und Konzentration. Eröffnen Sie die Unterrichtsstunde einmal ohne
Worte, im Idealfall gebrauchen Sie Ihre Stimme in den ersten 30 Minuten gar nicht.
Die Arbeitsaufträge stehen auf einer OH-Folie, die Sie zu Beginn der Stunde aufdecken:
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Schafft Stille.
Ohne Worte
Hört drei Musikbeispiele, jedes Beispiel zweimal. Beim
ersten Hören
• Schließt die Augen und achtet darauf, was die Musik bei Euch bewirkt:
• Welche Formen, Farben, Gedanken, Stimmungen kommen beim Hören? Beim
zweiten Hören:
• Versucht, die Formen und Farben aufzumalen und Gedanken und Stimmungen zu
formulieren.
• Ihr habt dafür so lange Zeit, wie das Hörbeispiel dauert.
Wenn Ihr mit einem Bild fertig seid, schreibt die Nummer des Musikbeispiels und Euren Namen auf
die Rückseite und legt das Blatt vor Euch ab.
Jedes Musikbeispiel bekommt ein neues Blatt.
Arbeitet bitte still und selbständig. Verratet Eure Meinung nicht, etwa durch Gesten oder
Kommentare.
Falls Schüler Schwierigkeiten mit der Aufgabe haben („Mir fällt nichts ein!“), können Sie
strukturelle Differenzierung anbieten, etwa durch ein kopiertes Blatt mit diesen Fragen:
• Erkunde Lautstärkeverhältnisse und -verlauf: Wie hoch ist die Lautstärke? Gibt es
Lautstärkeänderungen? Wenn ja: erfolgen die Wechsel allmählich oder plötzlich? Wie lässt
sich das malen?
• Was kannst Du über Instrumentierung und Klangfarben herausfinden? Spielen alle
Instrumente, oder einzelne? Gibt es einzelne Instrumente oder Instrumentengruppen, die
besonders in Erscheinung treten? Gibt es Farbwechsel? Wenn ja: Erfolgen sie fließend oder
plötzlich?
• Gibt es Muster (z.B. Motive in Melodien, Akkorden oder Rhythmen), die den Abschnitt
besonders charakterisieren? Welche Linien, Formen, Farben passen dazu?
• Wie ergeht es Dir beim Hören? Bleiben Deine Gedanken und Deine Stimmung gleich, oder
ändern sie sich? Finde Eigenschaftswörter, Hauptwörter, Sätze, die Deine Gedanken und
Stimmung/en zum Ausdruck bringen!
Nach jedem Durchgang sammeln Sie die Blätter ein und legen sie in drei Stapeln bei sich ab.
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Einheit 2
Kann man an den Bildern erkennen, zu welchem Musikausschnitt sie entstanden? Um
diese Frage geht es jetzt. Heften Sie drei (oder mehrere) Blätter, mindestens aber eines von
jedem der drei Stapel, an die Tafel. Spielen Sie nun kurz eines der Hörbeispiele ein. Bitten
Sie die Schüler, dasjenige Bild/diejenigen Bilder auszuwählen, das/die ihrer Meinung nach
zu diesem Musikbeispiel entstand/en.
Lassen Sie alle Schüler ihre Entscheidung durch Handheben anzeigen. Verfahren Sie mit
den beiden restlichen Hörbeispielen auf die gleiche Weise.
Kehren Sie zurück zum ersten Beispiel (z.B. HB 3). Bitten Sie (möglichst nicht die Maler der
Bilder) um Wortbeiträge: „Was hat Euch zur Entscheidung geführt, dieses Bild der Musik
zuzuordnen?“ Auf diese Weise kann ein Gespräch in Gang kommen, das Aufschluss
darüber gibt, was und wie Ihre Schüler hören, sehen und interpretieren.
Lassen Sie die Schülerbilder nach und nach zuordnen: Bilder mit derselben Rückennummer
werden zusammengestellt. So entsteht an der Tafel (bzw. um sie herum) eine Bildertapete
mit drei Bereichen. Lassen Sie bitte oben an der Tafel noch Raum für drei Überschriften.
Hören Sie bei Bedarf den jeweiligen Musikausschnitt erneut. Flechten Sie dabei kurze
Informationen ein: Nennen Sie Werktitel und Komponisten, geben Sie die Überschriften
bekannt (Tafelanschrift über den zugehörigen Bildern) und stellen Sie diese kurz zur
Diskussion.
Der Begriff „Hinterweltler“ (nicht: Hinterwäldler!) ist erklärungsbedürftig: Nietzsche richtet
sich damit ironisch gegen Anhänger religiöser Lehren, die Heil im Jenseits versprechen.
Wie sich Strauss dazu verhält, wenn er betörend süßlichen „Andacht“- Ton anschlägt und
dabei gregorianische Melodien zitiert (Hörner, T. 32 f: „Credo in unum deum“; Orgel, T. 86:
„Magnificat“), können Sie ggf. überlegen.
Zum Abschluss der Stunde hören und sehen die Schüler die Teile 2 mit 4 im Ganzen
(Zeitbedarf ca. 10 min).
Falls Sie, etwa in Jgst. 11/12, über zwei Wochenstunden Musik verfügen bzw. falls es
Zeit und Motivation erlauben, können Sie analog zu diesem Verfahren in weiteren
Unterrichtseinheiten auf analoge Weise andere Teile des Stücks erschließen, z.B. den
Abschnitt „Von der Wissenschaft“ (HB 6) mit seinem Kontrast von Fuge und Tanz oder
das vielfarbig schäumende „Tanzlied“ (HB 8).
11
Einheit 3
Die folgenden Schritte sollten insgesamt nicht mehr als 5-6 Minuten Zeit in Anspruch
nehmen.
Spielen Sie C-G-c in unterschiedlichen Varianten (laut, leise, schnell, langsam, wie am
Beginn des Stücks, tänzerisch, andächtig…). Falls Sie Zeit haben, können Sie natürlich
auch Schüler bitten, das auf passenden Instrumenten zu übernehmen (Stabspiele, E-
Bass…).
Entwickeln Sie diesen Baustein am Klavier (Keyboard) weiter zum C- Dur Dreiklang
(„Natur“), und rücken Sie dann zum Quintklang der Schüler einen Halbton abwärts zu H
(„Mensch“) und wieder zurück. Lassen Sie die Schüler die Spannung der Dissonanz
erfahren.
Zeigen den Schülern das Fugenthema, das Sie im Notenbild projizieren und vorspielen:
Die Schüler stellen fest, wo sich in diesem Thema die Motive „Natur“ und „Mensch“
spiegeln. Machen Sie die Schüler darauf aufmerksam, dass das Nebeneinander von C und
H („Natur vs. Mensch“) im ganzen Werk in unterschiedlichen Formen immer wieder zu
hören ist, bis hin zum Schluss, wo das H- Dur der Flöten mit dem C der Celli und
Kontrabässe kontrastiert.
Die übrige Zeit der Unterrichtsstunde (36 min) nimmt das Hören des gesamten Werks ein.
Sie können den Schüler dazu ggf. die Hörgrafik an die Hand geben.
(Autor: B. Hofmann)
12
Quellen und Literatur
Noten:
Strauss, Richard (1999): Also sprach Zarathustra op.30. Tondichtung (frei nach Friedr.
Nietzsche) für großes Orchester. Wien: Dr. Richard Strauss Verlag/ Peters.
Literatur:
Liebscher, Julia (1994): Strauss. Also sprach Zarathustra (=Meisterwerke der Musik, 62).
München: Wilhelm Fink
Walter, Michael (2000): Richard Strauss und seine Zeit. Laaber: Laaber
Weblinks:
wie angegeben