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„Populationsdichte, Populationsstruktur, Migrationsverhalten und Lebensraumnutzung des
Rotwildes im linkselbischen Elbsandstein- und Erzgebirge als Grundlage für ein wald-,
wildtierökologisch und waldbaulich begründetes Rotwildmanagement"
(2016/2019)
Foto: © S. Stange
Zwischenbericht Juni 2016
Vendula Meißner-Hylanová, Dr. Norman Stier, Paul Lewetzky, Peter Prölß, Veit Müller,
Prof. Dr. Mechthild Roth
Klaus Polaczek, Tobias Eibenstein, Michael Breitfeld, Ute Tröber, Dr. Dirk-Roger Eisenhauer
Kooperationsprojekt
Staatsbetrieb Sachsenforst
TU Dresden – Professur für Forstzoologie AG Wildtierforschung
Zitiervorschlag: MEIßNER-HYLANOVÁ V., STIER N., LEWETZKY P., PRÖLß P., MÜLLER V., ROTH M., POLACZEK, K., EIBENSTEIN, T., BREITFELD, M., TRÖBER, U., EISENHAUER D.-R. (2016): Populationsdichte, Populationsstruktur, Migrationsverhaltens und Lebensraumnutzung des Rotwildes im linkselbischen Elbsandstein- und Erzgebirge als Grundlage für ein wald-, wildtierökologisch und waldbaulich begründetes Rotwildmanagement. Zwischenbericht 2016, 41 S. Bearbeiter Professur für Forstzoologie Institut für Forstbotanik und Forstzoologie Technische Universität Dresden Vendula Meißner-Hylanova [email protected] Dr. Norman Stier [email protected] Paul Lewtzky [email protected] Peter Prölß [email protected] Veit Müller [email protected] Prof. Dr. Mechthild Roth [email protected] Kompetenzzentrum für Wald und Forstwirtschaft Staatsbetrieb Sachsenforst Klaus Polaczek [email protected] Tobias Eibenstein [email protected] Michael Breitfeld [email protected] Ute Tröber [email protected] Dr. Dirk-Roger Eisenhauer [email protected] Die Arbeitsgruppe Wildtierforschung der Professur für Forstzoologie (Leitung Prof. Dr. Mechthild Roth) widmet sich in Lehre und Forschung der Ökologie wildlebender Säugetiere und Vögel. Besonderes Augenmerk gilt den Schalenwildarten (z.B. Dam-, Rot, Muffel- und Schwarzwild) sowie den Raubsäugern; einheimischen (z.B. Wildkatze, Baummarder, Steinmarder, Iltis, Hermelin, Mauswiesel, Dachs, Fuchs, Fischotter), eingebürger-ten/wiederkehrenden (z.B. Wolf, Luchs) als auch gebietsfremden (z.B. Waschbär, Marderhund, Mink). Im Mittelpunkt der europaweiten Forschungsvorhaben steht insbesondere die Ermittlung des Raum-Zeit-Musters der Tierarten, basierend auf dem methodischen Konzept der Radiotelemetrie. Nahrungsökologische Studien durch beispielsweise Mageninhalt- und Losungsanalysen geben Aufschluss über die trophische Einnischung der Arten und dienen vor allem der Ermittlung nahrungsressourcenabhängiger Interaktionen innerhalb der Lebensgemeinschaften. So galt in den letzten Jahren insbesondere bei den gebietsfremden Tierarten (Neozoen) und den wiederkehrenden Großraubsäugern das Interesse dem Einfluss dieser Prädatoren auf ihre Beutetiere. Reproduktionsbiologische Studien, beispielsweise durch die Videoüberwachung von Wurfbauten und die Ermittlung populationsökologischer Merkmale (z.B. Altersstruktur durch Zahnschnitte) vorwiegend anhand der Sektion von Totfunden (z.B. Verkehrsopfer) ergänzen die Datengrundlage für die Entwicklung von Managementkonzepten zum Schutz der Artenvielfalt. Die Arbeitsgruppe ist unter anderem zuständig für das Luchsmonitoring in Sachsen (www.luchs-sachsen.de), das Elchmonitoring in Sachsen (www.elch-sachsen.de) und das Wolfsmonitoring in Mecklenburg-Vorpommern (www.wolf-mv.de). TU Dresden • Professur für Forstzoologie • Pienner Str. 7 • D-01737 Tharandt • Telefon: 035203-38-31371 • http://tu-dresden.de/forst/zoologie
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Das Kompetenzzentrum für Wald und Forstwirtschaft (Leitung Dr. Dirk-Roger Eisenhauer) ist für die Erarbeitung von fachlichen Entscheidungsgrundlagen für die Bewirtschaftung des Landeswaldes und deren Umsetzung in der Bewirtschaftung des Landeswaldes zuständig. Hauptarbeitsgebiete sind die Erbringung von ingenieurtechnischen Dienstleistungen für den Staatsbetrieb Sachsenforst und die Betriebsregelung bei der Bewirtschaftung des öffentlichen Waldes. Letztere erfolgt als Abgleich der Zielvorgaben des SächsWaldG mit den forstbetrieblichen Ressourcen sowie den Ergebnissen des Waldmonitorings, der Wald- und Bodenzustandsinventuren und der forstlichen Ressortforschung. Thematische Arbeitsschwerpunkte des KWuF sind:
die Charakterisierung der standörtlichen Grundlagen und deren Aufbereitung als strategische und operationale Informationen für die Waldbewirtschaftung,
die Charakterisierung, Erhaltung und Nutzung forstgenetischer Ressourcen, der integrierte Waldschutz, insbesondere die Kontrolle und Prävention von funktionalen
Risiken durch Einwirkungen von biotischen und abiotischen Schadfaktoren auf die Waldökosysteme,
die Bereitstellung und Weiterentwicklung von grundlegenden Informationen für ein art-, ökosystem- und umweltgerechtes Management der wiederkäuenden Schalenwildarten und eine diesem entsprechende zielkonforme Steuerung der Verwaltungsjagd,
die Wirkungsanalyse von waldbaulichen Behandlungsmöglichkeiten auf der Grundlage eines repräsentativen waldbaulichen – waldwachstumskundlichen Versuchsflächensystems,
die Entwicklung, praktische Umsetzung und Evaluierung von waldbaulichen Behandlungskonzepten.
Die Anwendung von Methoden der Fernerkundung und des forstlichen geograhphischen Informationssystems (GIS) dient der Analyse des Waldzustandes, insbesondere auch seiner Veränderungen, mit dem Ziel einer analytisch begründeten Unterstützung von Entscheidungsprozessen bei der Waldbewirtschaftung. Darüber hinaus ist die kontnuierliche georeferenzierte Umsetzung und Aktualiserung von unterschiedlichsten Sachinformationen eine entscheidende Voraussetzung für die Steuerung des Staatsforstbetriebes und die Tätigkeit der Forstbehörden. Im Zusammenhang mit diesem Forschungs- und Entwicklungsvorhaben sind folgende Referenzen von besonderer Bedeutung:
die Erarbeitung von Entwicklungszielen und waldbaulichen Behandlungskonzepten für die Bewirtschaftung des Landeswaldes bezogen auf die aktuelle und die folgende Waldgeneration (STAATSBETRIEB SACHSENFORST 2014a),
die Durchführung des Wildschadensmonitorings seit 1995 (STAATSBETRIEB
SACHSENFORST 2014b),
die Entwicklung eines modifizierten Weiserflächenverfahrens (EISENHAUER & STÖVER
2000, MARTENS 2012), die Anwendung von pflanzensoziologisch begründeten Konzepten auf waldbaulichen
Versuchsflächen zur Beurteilung des Einflusses von wiederkäuenden Schalenwildarten auf die Waldentwicklung (EISENHAUER 2001, EISENHAUER, KURTH, BERGER 2004)
eine Umfassende Expertise bei der Anwendung von Fernerkundung und GIS bei der Analyse des Waldzustandes im Zusammenhang mit unterschiedlichen thematischen Fragestellungen (COENRADIE & HOFFMANN 2013),
die Umfassende Expertise bei der Durchführung von DNA-Analysen bei Gehölzen (TRÖBER 2006, 2011),
die Richtlinienkompetenz für die Organisation und Durchführung der Jagd im Landeswald (STAATSBETRIEB SACHSENFORST 2014c).
Die Kooperation zwischen beiden Partnern und den Forstbezirken ist die Grundlage für eine effiziente Bearbeitung dieses Forschungs- und Enwicklungsvorhabens und die Umsetzung
von relevanten Arbeitsergebnissen in einem Rotwildmanagement für den Landeswald, welches den Vorgaben des SächsWaldG, SächsNatschG, SächsJagdG und des SächsTierschG entspricht. Den Inhabern des Jagdrechtes und des Jagdausübungsrechtes in privaten Eigenjagdbezirken und gemeinschaftlichen Jagdbezirken, werden die Projektziele, das methodische Vorgehen und periodisch bedeutende Zwischenergebnisse vermittelt. Ebenso wird die an der Natur des linkselbischen Elbsandstein- und Erzgebirges interessierte Bevölkerung in die Information über die Projektergebnisse einbezogen. Da eine grenzübergreifende Betrachtung der Rotwildpopulation erforderlich ist, wird die dafür notwendige Kommunikationstruktur mit den Partnern in der Tschechischen Republik aufgebaut. Insgesamt besteht so für das Forschungs- und Entwicklungsvorhaben die Chance Impulse für ein ganzheitliches, auch grenzüberschreitendes Rotwildmanagement zu geben. Staatsbetrieb Sachsenforst • Kompetenzzentrum für Wald und Forstwirstschaft • Bonnewitzer Str. 34 • D-01796 Pirna, OT Graupa • Telefon: 03501 542 315 • https://www.forsten.sachsen.de/wald/4146.htm
Inhalt 5
1 EINLEITUNG ........................................................................................................... 6
2 TELEMETRIE VON ROTWILD ZUR ANALYSE DER LEBENSRAUMNUTZUNG . 9
2.1 Markierung adultes Rotwild ............................................................................... 9
2.2 Markierung Rotwildkälber ................................................................................ 18
3 ERMITTLUNG VON POPULATIONSPARAMETERN ........................................... 20
3.1 Distance Sampling ............................................................................................ 20
3.2 Fotofallenmonitoring ........................................................................................ 24
3.3 Kotgenotypisierung an Rotwild ....................................................................... 25
4 ANALYSE DER WIRKUNG DES ROTWILDES AUF DIE WALDVEGETATION - SCHÄLSCHADENSERFASSUNG .............................................................................. 28
5 ÖFFENTLICHKEITSARBEIT/WISSENSTRANSFER ........................................... 31
6 GUTE WISSENSCHAFTLICHE PRAXIS .............................................................. 36
7 ZUSAMMENFASSUNG ......................................................................................... 37
8 LITERATUR........................................................................................................... 40
Einleitung 6
1 Einleitung Der Umbau der Fichtenforste in den sächsischen Mittelgebirgen zu standortgerechten
Kulturwäldern, die eine hohe Resilienz gegenüber dem Klimawandel aufweisen, ist eine
forsthistorische Aufgabe, deren Dimension mit den Leistungen der forstlichen Aufklärung und
Klassik (THOMASIUS 1995) verglichen werden kann. Auf Grund des Klimawandels kann dieser
Waldumbau nicht auf ein quasi statisches Zielsystem gerichtet sein, sondern muss als Prozess
aufgefasst werden. Prägende Komponenten, wie die Waldstruktur und die
Baumartenzusammensetzung, werden kaum prognostizierbaren Veränderungen unterworfen
sein, so dass eine periodische Anpassung der waldbaulichen Ziele und Behandlungskonzepte
erforderlich werden wird.
Dem Auftrag des SächsWaldG (§§ 24, 45) für die Bewirtschaftung des Staatswaldes
entsprechend, ist es die Pflicht des Staatsbetriebes Sachsenforst, eine Waldstruktur und
Baumartenzusammensetzung zu schaffen, die es in der zeitlichen Dimension einer
Waldgeneration ermöglicht, vor allem auf die Veränderungen des Klimas im Sinne einer
nachhaltigen und funktional stetigen Waldbewirtschaftung zu reagieren. Dafür werden dem
Staatsbetrieb Sachsenforst seit mehr als zwanzig Jahren in erheblichem Umfang öffentliche
Gelder zur Verfügung gestellt, mit denen eine Waldentwicklung eingeleitet werden konnte, die
den Vorgaben des SächsWaldG entspricht. Diese gilt es zu sichern, weiterzuführen und durch
die zielkonforme Steuerung der Eigendynamik von Wäldern zu verstetigen.
Im Gegensatz zu dieser ökologisch und wirtschaftlich notwendigen Entwicklung weisen die
Ergebnisse des aktuellen Wildschadensmonitorings (WSM) im Staatswald für die
linkselbischen sächsischen Mittelgebirge einen Einfluss des Rotwildes auf die
Waldentwicklung aus, der auf einem erheblichen Anteil der Waldfläche eine gesetzeskonforme
Waldentwicklung ausschließt und die getätigten Investitionen zunehmend in Frage stellt.
Regional werden die tolerierbaren Schadensgrenzen massiv überschritten (Abb. 1).
Abb. 1: Räumliche Verteilung von Verbiss (links) und Neuschäle (rechts) im Erzgebirge und Elbsandsteingebirge (Quelle: Wildschadensmonitoring 2015)
Einleitung 7
Die Entwicklung der Rotwildstrecke in den Verwaltungsjagdbezirken rechtfertigt für das
gesamte Erzgebirge als großräumiges und geschlossenes Vorkommensgebiet des Rotwildes
die Annahme, dass bei unterschiedlicher räumlicher Verteilung die Größe der
Rotwildpopulation seit dem Ende der 1990-er Jahre erheblich zugenommen haben könnte.
Dafür spricht nicht eine auf hohem Niveau stagnierende Rotwildstrecke, sondern eher die
Streckenstruktur der letzten beiden Jahrzehnte, die eine deutliche Verschiebung des
Geschlechterverhältisses zu Gunsten des weiblichen Wildes vermuten lässt. In diesem Fall
wäre von einem Reproduktionspotenzial auszugehen, welches bei der bisherigen
Abschussplanung kaum berücksichtigt und daher auch nicht durch jagdliche Eingriffe in die
Population ausgeglichen wird.
Diese Annahmen stützen sich auf die durch körperlichen Nachweis und weitere
Kontrollmechanismen abgesicherten Daten zur Größe und Struktur der Rotwildstrecke in den
Verwaltungsjagdbezirken. Verstärkt werden diese durch die Situation im tschechischen Teil
der linkselbischen sächsischen Mittelgebirge, wo VACA (2016, mndl. Mitteilung) von einem
„katastrophalen Zustand“ der Rotwildpopulation, die deutlich zu jung ist und vermutlich einen
Anteil an weiblichem Wild weit über einem Geschlechterverhältnis von 1:1 aufweist. Diese
Hinweise bestärken die Notwendigkeit einer möglichst grenzübergreifenden Betrachtung.
Davon unbenommen ist die Tatsache, dass das aktuelle Wissen zur Populationsgröße,
Populationsstruktur, Populationsdichte sowie zum Migrationsverhalten bzw. zur
Raumnutzung des Rotwildes als eine der entscheidenden Voraussetzungen für ein
wildtierökologisch fundiertes Rotwildmanagement, unzureichend ist.
Vor dem umrissenen wald-, wildtierökologischen und waldbaulichem Hintergrund sind die
Abschussplanung und deren Realisierung auf der Grundlage von populationsökologischen
Fakten und der Intensität der Nutzung der Waldvegetation durch das Rotwild konsequent zu
hinterfragen.
Nicht weniger bedeutend ist ein regional fundiertes Wissen über die Wirkungen von
unterschiedlichsten Formen der Landnutzung auf die Nutzbarkeit seines gesamten
Lebensraumes durch das Rotwild. Dies gilt für die Jagd selbst, die land- und
forstwirtschaftliche Landnutzung wie auch für eine intensive Erholungsnutzung.
Eine Raumplanung, die Rotwild als Landschaftselement mit seinem Einfluss auf andere
Landnutzungsarten berücksichtigt und umgekehrt, existiert bisher nicht. Dabei bietet
der großflächige und weitgehend unzerschnittene Naturraum vom linkselbischen
Elbsandsteingebirge bis zum Vogtland eher günstige Voraussetzungen für ein
artgerechtes Rotwildmanagement auf der Grundlage einer deutlich geringeren
Populationsdichte.
Dafür sollen mit dem Forschungs- und Entwicklungsvorhaben aktuelle Grundlagen erarbeitet
werden. Entscheidende Teilaspekte sind die Regulation der Populationsgröße und
Populationsstruktur, die Lenkung der Lebensraumnutzung durch und für das Rotwild.
Einleitung 8
Dabei ist die Sicherung, kontinuierliche Weiterführung und waldökologische
Verstetigung des Umbaus der Fichtenforste zu standortgerechten Kulturwäldern
das landschaftsökologisch übergeordnete Ziel, welches vorrangig im Staatswald zu
realiseren ist.
Raumnutzung 9
2 Telemetrie von Rotwild zur Analyse der Lebensraumnutzung
2.1 Markierung adultes Rotwild
Für die Besenderung des Rotwildes wurde von der TU Dresden ein vorzeitiger
Maßnahmebeginn beantragt und vom Kooperationspartner Staatsbetrieb Sachsenforst
genehmigt, um den Winter 2015/16 noch für die Besenderung nutzen zu können, da das
Projekt erst am 01.04.2016 startete. Die Narkoseansitze begannen Mitte Februar 2016 mit
Lieferung der Sender. Bis zur Erstellung dieses Zwischenberichts wurden insgesamt 11 Stück
adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1).
Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild
Tier-ID Forstbezirk Ansitzstelle im Revier Datum Kalb
T1 nes Ottomühle 20.02.2016
T2 ned Tellerhäuser 26.02.2016
T3 bär Rehefeld 07.03.2016 T93
T4 eib Carlsfeld 17.03.2016 H91
T5 eib Schönheide 03.03.2016
T6 bär Rehefeld 07.03.2016
T7 bär Rehefeld 24.03.2016
T8 eib Schönheide 22.03.2016 H92
H21 eib Wildenthal 24.02.2016
H22 ned Raschau 06.04.2016
H23 eib Carlsfeld 05.03.2016
Die GPS-Sender der Firma Vectronic nehmen grundsätzlich einmal stündlich Peildaten auf.
Der zusätzlich integrierte VHF-Sender arbeitet 2 Stunden pro Tag. Die Sender müssen am
Ende der Laufzeit auf jeden Fall mittels drop-off vom Tier entfernt und gefunden werden, da
nicht alle Peildaten per SMS übermittelt werden. Nach der Bergung können dann alle im
Sender gespeicherten Daten ausgelesen werden.
Von allen besenderten Individuen wurden Proben für genetische Analysen genommen, außer
bei T1.
Trotz des Versuchs, die Lockfuttermittel an den Ansitzstellen so darzubieten, dass die
Aufnahme durch Wildschweine möglichst unterbunden wird, stellte Schwarzwildpräsenz eine
häufige Störquelle der Ansitze dar. Futtertische/tröge erwiesen sich hierbei als die beste
Möglichkeit, diesen Störeinfluss zu minimieren. Für die kommende Saison soll an allen Stellen
mit Futtertischen gearbeitet werden.
Die eingesetzten, standörtlich variierenden Futtermittel brachten insgesamt Erfolg. An jeder
Stelle waren andere Futtermittel für das Wild anziehend.
Raumnutzung 10
Abb. 1: Futtertisch/-trog: Die linke Variante (senkrechte Ausrichtung zum vorgesehenen Schussfeld) ermöglicht einen sicheren Narkoseschuss auf das dann während der Nahrungsaufnahme breit stehende Stück (Foto: © Norman Stier).
Großer Dank gilt den Revierförstern und Waldarbeitern, die mit sehr hohem Engagement die
Vorbereitung der Stellen betrieben- und so wesentlich zum bisherigen Erfolg des Projekts
beigetragen haben.
Die Überwachung der Ansitzstellen zur Steigerung der Ansitzeffizienz erfolgte mit 12
Fotofallen der TU Dresden sowie 7 Geräten aus dem Pool der Forstbezirke bzw.
Ansitzstellenbetreuer. Für den folgenden Winter werden zusätzlich 20 neue Fotofallen für die
dauerhafte Überwachung aller Ansitzstellen (Ansitzhütten & Kanzeln) benötigt. Hierfür sollten
Geräte der Marke Cuddeback C3 angeschafft werden, die mit einem gefilterten Infrarotblitz
ausgestattet sind, damit eine Vergrämung des Rotwildes ausgeschlossen wird.
Aktuell werden an der TU Dresden – Forstzoologie zwei Bachelorarbeiten (J. Seehafer, L.
Schubert) zur Anwesenheit von Rotwild an den Ansitzstellen und den Faktoren, die dies
beeinflussen (wie Wetter, Tourismus, …), angefertigt.
Raumnutzung 11
Forstbezirk Neustadt
Insgesamt waren im Forstbezirk Neustadt 4 Ansitzhütten an 8 unterschiedlichen Stellen (4
Stellen im Revier Ottomühle, 1 Stelle im Revier Berggießhübel, 1 Stelle im Revier
Reinhardtsdorf, 1 Stelle im Revier Cunnersdorf und 1 Stelle im Revier Rosenthal) im Einsatz.
Drei Hütten wurden mehrmals umgesetzt, weil die Stellen schlecht oder gar nicht von Rotwild
angenommen waren.
Dort wurden 10 Ansitze durchgeführt: 1 Alttier (T1) besendert, 2 Schüsse nicht erfolgreich (Tier
nicht gelegen bzw. Pfeilsender nach Schuss defekt).
Abb. 2: Peildaten von T1 im Bereich Rosenthal und Ostrov/Sneznik (CZ); Stand: 26.06.2016.
Bärenfels
Im Forstbezirk Bärenfels waren insgesamt 5 Ansitzhütten an 7 Stellen (4 Stellen im Revier
Rehefeld, 1 Stelle im Revier Bärenfels und 2 Stellen im Revier Oberfrauendorf) im Einsatz.
Zwei Hütten wurden umgesetzt, weil kein oder fast kein Rotwild kam.
Insgesamt wurden 17 Ansitze durchgeführt: 3 Alttiere (T3, T6, T7) besendert, 4 Schüsse nicht
erfolgreich (2mal Pfeil an der Anschussstelle bzw. 2mal Tiere nicht gelegen).
Raumnutzung 12
Abb. 3: Peildaten von T3 im Bereich Hermsdorf und Moldava (CZ); Stand: 26.06.2016.
Abb. 4: Peildaten von T6 im Bereich Rehefeld und Seyde; Stand: 26.06.2016.
Raumnutzung 13
Abb. 5: Peildaten von T7 im Bereich Rehefeld; Stand: 26.06.2016.
Neudorf
Insgesamt waren 4 Ansitzhütten im Forstbezirk Neudorf an 5 Stellen im Einsatz. Eine Hütte
wurde umgesetzt, weil kein Rotwild kam. Weiterhin wurden 3 vorhandene Hochsitze von den
Revierförstern auf eigene Initiative für den Narkoseansitz vorbereitet. Die Ansitzstellen waren
wie folgt verteilt: 1 Stelle im Revier Oberwiesenthal, 2 Stellen im Revier Tellerhäuser, 3 Stellen
im Revier Rabenberg und 2 Stellen im Revier Raschau.
Abb. 6: Peildaten von T2 im Bereich Tellerhäuser; Stand: 26.06.2016.
Raumnutzung 14
Es erfolgten 13 Ansitze: 1 Alttier und 1 Hirsch (T2, H22) besendert, 2 Schüsse nicht erfolgreich
(Pfeil an der Anschussstelle bzw. Tier nicht gelegen).
Abb. 7: Peildaten von H22 im Bereich Raschau und Crottendorf; Stand: 26.06.2016.
Raumnutzung 15
Eibenstock
Auch im Forstbezirk Eibenstock waren 4 Ansitzhütten an 6 Stellen (1 Stelle im Revier
Carlsfeld, 2 Stellen im Revier Wildenthal, 1 Stelle im Revier Schönheide und 2 Stellen im
Revier Grünheide) eingesetzt. Zwei Hütten wurden umgesetzt, um auch Rotwild in anderen
Bereichen des UGs zu besendern, nach dem an den zwei alten Stellen bereits jeweils zwei
Stücken besendert wurden.
Es erfolgten 11 Ansitze: 3 Alttiere und 2 Hirsche (T4, T5, T8, H21, H23) besendert, 3 Schüsse
nicht erfolgreich (Tiere nicht gelegen).
Seit dem 05.06.2016 ist der Sender bei T4 ausgefallen. Dieses Alttier kann aktuell nur per
VHF-Signal geortet werden.
Abb. 8: Peildaten von H21 im Bereich Wildenthal; Stand: 26.06.2016.
Raumnutzung 16
Abb. 9: Peildaten von H23 im Bereich Morgenröthe und Carlsfeld; Stand: 26.06.2016.
Abb. 10: Peildaten von T4 im Bereich Morgenröthe und Carlsfeld; Stand: 26.06.2016.
Raumnutzung 17
Abb. 11: Peildaten von T5 im Bereich Morgenröthe-Rautenkranz, Carlsfeld und Prebuz (CZ); Stand: 26.06.2016.
Abb. 12: Peildaten von T8 im Bereich Morgenröthe-Rautenkranz, Carlsfeld und Prebuz (CZ); Stand: 26.06.2016.
Raumnutzung 18
2.2 Markierung Rotwildkälber
Bisher einmalig in der Rotwildforschung sind die Versuche, gezielt frisch gesetzte Kälber von
besenderten Alttieren (GPS-Sender) zu finden und zu markieren. Nachdem ein Kalb gefunden
und erfolgreich mit einem VHF-Miniaturohrmarkensender markiert wurde, soll die Mutter bis
voraussichtlich Mitte Juli aller 15 Minuten geortet werden. Damit sind erstmals detaillierte
Aussagen zur Raumnutzung von Alttier und dessen Kalb möglich.
Die Telemetrie-Daten mancher Alttiere lieferten eindeutige Informationen zu deren
Raumnutzung und andere waren wiederum nur sehr schwierig zu interpretieren. Trotz
intensiver Suche mit der Wärmebildkamera konnten manche Kälber nicht gefunden werden,
weil sie teilweise in sehr dichten Beständen oder einfach in perfekten Verstecken lagen. Bei
manchen Alttieren kam es zu sehr großen Datenlücken, was fundierte Aussagen zu ihrer
Raumnutzung ausschloss.
Es wird versucht, von jedem Kalb bis Mitte Juli mindestens eine Peilung pro Tag (VHF) zu
erheben. Von allen markierten Kälbern wurden Proben für genetische Analysen genommen.
Im Forstbezirk Neustadt wurde das Kalb von T1 fünfmal gesucht, aber nicht gefunden.
In Bärenfels wurde insgesamt 11mal nach Kälbern der drei besenderten Alttiere gesucht (T3 –
3-mal, T6 – 4-mal, T7 – 4-mal). Das Kalb von Alttier T3 (T93) wurde am 22.05.2016 markiert.
Es ist das einzige weibliche Kalb aus diesem Jahrgang. Eine Umbesenderung des Kalbs mit
einem GPS-Halsband wäre am Winterende 2016/17 möglich und ist geplant. Hierfür muss
jedoch noch ein leichteres GPS-GSM-Halsband für Kälber angeschafft werden. Nach der
Markierung des Kalbs mit einem GPS-Halsband könnten sehr genaue Raumnutzungsdaten
von Mutter und Tochter erhoben- und verschnitten werden. Auf diesem Wege wären erstmals
in der Rotwildforschung Aussagen zur vermuteten Übertragung tradierter
Raumnutzungsmuster von der Mutter an die Tochter möglich.
Bei T2 im Forstbezirk Neudorf wurde dreimal nach dem Kalb gesucht. Aufgrund fehlender
Lokalisationen war die Suche schwierig.
Im Forstbezirk Eibenstock wurde insgesamt viermal nach den neu geborenen Kälbern der
besenderten Alttiere gesucht. (T4 – 1-mal, T5 – 1-mal, T8 – 2-mal). Von T4 wurde das
männliche Kalb H91 und von T8 das männliche Kalb H92 gefunden und erfolgreich mit
Ohrmarkensender markiert.
Sichtkontakte bestätigten bei allen drei markierten Kälbern deren jeweilige Zugehörigkeit zu
den besenderten Alttieren.
Raumnutzung 19
Abb. 13: Hirschkalb H91 mit Ohrmarkensender, am 21.05.2016 markiert (Foto: © V. Meißner-Hylanová).
Abb. 14: Hirschkalb H92 mit Ohrmarkensender, am 23.05.2016 markiert (Foto: © V. Meißner-Hylanová).
Populationsparameter 20
3 Ermittlung von Populationsparametern
3.1 Distance Sampling
Neudorf und Eibenstock
Als Grundlage für die Distance Sampling Methode wurde im Vorfeld der eigentlichen Fahrten
zur Datenerfassung das Wegenetz in den Untersuchungsgebieten Eibenstock und Neudorf in
KW 21 und KW 23 abgefahren, um aus dem zur Verfügung stehenden Wegenetz den
optimalen Routenverlauf für die nächtlichen Messfahrten entwickeln zu können.
Neben der Evaluierung der Befahrbarkeit der Wege, der Topographie des Geländes und der
Bestandesstruktur ist die Wegenetzerkundung essentiell, um mögliche Störfaktoren beim
Ausführen der Messfahrten weitestgehend auszuschließen. Diese könnten letztendlich den
Vollzug verzögern oder das Messergebnis verfälschen. Aus dem zur Verfügung stehenden
Wegenetz wurde ein Transektdesign gewählt, das eine repräsentative Erfassung der
Schalenwildarten ermöglicht. Das Ziel ist eine Transektdichte von mindestens 25 Kilometer
(km) auf 1.000 Hektar (ha) zu erreichen (siehe Tabelle).
Tab. 2: Übersicht zu Kenngrößen des distance sampling in den FoB Eibenstock und Neudorf.
Eibenstock Neudorf
Untersuchungsgebietsgröße in Hektar (ha) 5.798 8.631
Nutzbares Wegenetz (km)
188 247
Transektdesign (km)
168 226
Transekte (Anzahl)
50 73
Transektdesign auf 1.000 Hektar (ha) in Kilometer (km)
Ziel: > 25
32,4 26,2
In beiden Untersuchungsgebieten wurden Offenlandflächen entsprechend ihres Anteils an der
Landnutzungsstruktur bei der Festlegung des Transektdesigns berücksichtigt. In beiden
Untersuchungsgebieten sind die Wege für die Messfahrten geeignet.
Das Transektdesign wurde ebenfalls unter der Maßgabe gewählt, zu allen Jahreszeiten
befahrbar zu sein, sodass in einem Untersuchungsgebiet über den kompletten
Betrachtungszeitraum ein und dasselbe Messnetz genutzt werden kann, was für die
Vergleichbarkeit der Ergebnisse innerhalb der Methode wesentlich ist. Zudem wird das
Distance Sampling immer gleichzeitig mit dem Fotofallenmonitoring ausgeführt, um die
Vergleichbarkeit der Ergebnisse beider Methoden zu maximieren.
Populationsparameter 21
Bei dem aktuellen Stand (06/2016) des Erfassungsnetzes (Abb. 15, 16) handelt es sich um
einen Entwurf, der mit den ersten Messfahrten evaluiert werden muss, um bei Bedarf
auftretende Defizite minimieren zu können.
Im Mittelpunkt der Doktorarbeit von P. Lewetzky steht das Distance Sampling. Die Ergebnisse
sollen mit der Schweinwerferzählungsmethode verglichen werden und könnten schließlich zu
Empfehlungen für die Ermittlung der Populationsdichte und grundlegenden Weisern für die
Populationsstruktur in den Untersuchungsgebieten führen.
Abb. 15: Transektdesign fürs distance sampling im FoB Eibenstock.
Populationsparameter 22
Abb. 16: Transektdesign fürs distance sampling im FoB Neudorf.
Neustadt und Bärenfels
Das Transektdesign in diesen beiden Forstbezirken wird im Juli festgelegt. Die Abgrenzung
der Untersuchungsgebiete ist erfolgt und abgestimmt. Das Untersuchungsgebiet im
Forstbezirk Bärenfels ist ca. 8.850 ha und das im Forstbezirk Neustadt ca. 7.300 ha groß.
Populationsparameter 23
Abb. 17: Abgrenzung des Untersuchungsgebietes im FoB Neustadt.
Abb. 18: Abgrenzung des Untersuchungsgebietes im FoB Bärenfels.
Populationsparameter 24
3.2 Fotofallenmonitoring
Im Rahmen der Masterarbeit von V. Müller wurde das Fotofallennetz in den UGs Neudorf und
Eibenstock aufgebaut, angepasst und bisher betreut.
Im Rahmen der Dissertation von P. Prölß wird vorrangig das Bildmaterial aus den Fotofallen
ausgewertet. Neben der Populationsstruktur kann durch Individualerkennung einzelner
Schalenwildindividuen anhand von Geweihmerkmalen, Fellfärbung und sonstigen Merkmalen
(Ohrmarken bzw. Halsband) eine Populationsdichteberechnung durchgeführt werden. Dabei
kommen unterschiedliche Methoden und Programme zum Einsatz, welche einen
anschließenden Vergleich zulassen. Weiterhin erfolgt ein Abgleich mit den errechneten
Populationsdichten aus dem Distance Sampling und der Frischkotgenotypisierung.
Neudorf und Eibenstock
Mit Beginn des 01. Juni 2016 ist das Fotofallennetz in beiden Untersuchungsgebieten in
Betrieb. Nach Einteilung der Untersuchungsgebiete in Rasterzellen (je 100 ha), wurden an
geeigneten Standorten die Fotofallen (je 1 pro 100 ha-Zelle) positioniert und scharf gestellt.
Auf einer Fläche von ca. 5.800 ha sind im Forstbezirk Eibenstock 41 Fotofallen und auf ca.
8.600 ha 59 Fotofallen im Forstbezirk Neudorf ausgebracht. Die Fotofallen werden dort bis
Ende Juli verbleiben.
Erste Probleme entstanden durch Buntspechte, die die Schutzfolien der Bewegungsmelder an
den Fotofallen zerhackten.
Neustadt und Bärenfels
Die Fotofallenstandorte in den beiden Forstbezirken Neustadt und Bärenfels werden im Juli
2016 festgelegt und die Fotofallen Anfang August ausgebracht. Nach zwei Monaten werden
die 100 Fotofallen dann Anfang Oktober wieder in den Forstbezirken Eibenstock und Neudorf
an den bereits im Juni/Juli genutzten Standorten angebracht.
Populationsparameter 25
3.3 Kotgenotypisierung an Rotwild
Die Genotypisierung von Wildproben soll mit hochvariablen Mikrosatelliten-Markern sowie
einem geschlechtsspezifischen Marker durchgeführt werden (Tab. 3). Die Untersuchungen
sind im Rahmen des Rotwild-Projektes ab dem Frühjahr 2017 geplant. Das Jahr 2016 wird
genutzt, um unterschiedliche Verfahren für das Sammeln und den Transport der Proben zu
evaluieren, als Referenz Gewebeproben von erlegtem Wild zu analysieren und die
analytischen Routinen für die genetischen Analysen von Frischkot zu etablieren. Die zum
Berichtszeitpunkt vorliegenden Erkenntnisse aus den bereits durchgeführten
Voruntersuchungen werden nachfolgend kurz dargestellt.
Die Bestimmung von Genotypen des Wirtes aus Kotproben ist deshalb schwierig, weil an den
Kot-Pellets nur geringe Mengen der Wirts-DNA anhaften, die zum Teil stark fragmentiert sein
können.
Tab. 3: Übersicht der getesteten Genmarker
Marker Label Quelle
Haut14 Cy5 Kuehn et al. 2003, Ebert 2011
BCM1009 Cy5 Valière et al. 2006, Ebert 2011
TGLA53 DY-751 Valière et al. 2006, Ebert 2011
CSSM16 DY-751 Kuehn et al. 2003, Ebert 2011
CSSM19 DY-751 Kuehn et al. 2003, Ebert 2011
BM203 BMN-6 Valière et al. 2006, Ebert 2011
IDVGA55 BMN-6 Valière et al. 2006, Ebert 2011
ILSTS06 Cy5 Kuehn et al. 2003
CSRM60 Cy5 Kuehn et al. 2003
CSSM66 BMN-6 Kuehn et al. 2003
AMELXY Cy5 Gurgul et al. 2010
Um Erfahrungen mit den Primern sowie mit der auftretenden Variation an den untersuchten
Markern zu sammeln, wurden zunächst Gewebeproben (Muskelfleisch, Leber, Ohrknorpel,
Haare) von im Winter 2015/2016 erlegten Stücken aus dem Forstbezirk Bärenfels und dem
Nationalpark Sächsische Schweiz angefordert. Zur Entnahme der Proben wurden mit Alkohol
gefüllte Röhrchen und eine Sammelanleitung verschickt.
Populationsparameter 26
Zur Etablierung der Methode der Kot-Genotypisierung wurden im Frühjahr 2016 zwei
Probesammlungen durch das Referat Referat 41 des SBS durchgeführt, die 160 Proben aus
dem FoB Bärenfels und 27 Proben aus dem FoB Neudorf einbrachten.
Abb. 19: GPS-Daten von Laufwegen (rot) und Losungsfundstellen (Dreiecke) am Beispiel des FoB Bärenfels
Vom Projektpartner (AG Wildtierforschung der TU Dresden) wurden 13 Haarproben von
besenderten Tieren geliefert: T 2-7, H 21-23 sowie von den markierten Kälbern T 93 und H
91-92.
Die Extraktion der DNA aus den verschiedenen Materialarten wird mit manuellen Kits der
Firma Analytik Jena getestet. Im Anschluss werden PCR-Reaktionen der Marker (bestellt bei
biomers.net) zum Teil einzeln, zum Teil kombiniert als Multiplex von bis zu 4 Markern,
durchgeführt. Die PCR-Produkte werden mit dem genetischen Analyse-System CEQ 8000 der
Firma Beckman zur Bestimmung der Fragmentlängen untersucht.
An dieser Stelle können noch keine Ergebnisse präsentiert werden. Die Extraktion und
Analyse aus den Gewebeproben gestaltet sich bisher relativ unproblematisch.
Erwartungsgemäß schwieriger ist die Untersuchung der Kot-Proben. Der Erfolg der DNA-
Extraktion als Voraussetzung für die nachfolgende Bestimmung des Genotyps hängt in
herausragendem Maße von der Qualität und Frische der gesammelten Proben ab. Während
die Untersuchung einer Kotprobe direkt aus dem Darm eines erlegten Tieres ein gutes
Ergebnis lieferte, sind bei den gesammelten Proben große Unterschiede in dem Erfolg der
Genotypisierung zu verzeichnen. Die Arbeit an einem Verfahren, das zuverlässig und
Populationsparameter 27
praktikabel die Sammlung und Analyse einer ausreichend großen Probenzahl ermöglicht und
zu einer hohen Ausbeute an sicher reproduzierbar bestimmten Genotypen führt, wird deshalb
das Jahr 2016 noch vollständig in Anspruch nehmen.
Wirkungsmonitoring 28
4 Analyse der Wirkung des Rotwildes auf die Waldvegetation - Schälschadenserfassung
Im Februar 2016 begannen die Vorarbeiten für die Ersterfassung der Schälschäden im
Rahmen dieses Projektes (u.a. Datenzusammenstellung, Ausschreibung, Arbeiten an der
Aufnahmesoftware). Das Stichprobenraster des regulären Wildschadensmonitorings (1x1 km)
wurde wie vorgesehen auf 0,5 x 0,5 km (4-fach) verdichtet. Eine Gesamtbearbeitungsfläche
von 48.000 ha verteilt sich dabei auf die vier Projektgebiete und 28 Landeswaldreviere. Es
erfolgte eine Leistungsvergabe nach Losen, wobei für den FoB Eibenstock zwei, für die
übrigen drei Forstbezirke Neudorf, Bärenfels und Neustadt jeweils ein Los gebildet wurde.
Abb. 20: Gebietskulisse Schälinventur 2016 mit Darstellung der Bestandescentroide
Nach entsprechender Einweisung der insgesamt 5 Werkvertragsnehmer am 25.04.2016 in
Graupa konnten die Außenaufnahmen trotz teilweise widriger Bedingungen durch häufige
Starkniederschlagsereignisse im Wesentlichen wie geplant Ende Juni abgeschlossen werden.
1.189 Bestände wurden aufgesucht und insgesamt knapp 10.000 Probekreise angelegt sowie
über die mobile Aufnahmesoftware verortet. Die Schadansprache erfolgte an nahezu 100.000
Boniturbäumen, die als Modifikation des forstbetrieblichen Regelverfahrens dauerhaft markiert
wurden. Ebenso stand bei diesem kein GIS-basiertes Erfassungsprogramm zur Verfügung.
Die Erfassungsmethodik wurde aus Gründen der Reproduzierbarkeit und besseren
Transparenz geändert. Dabei sollte die Umsetzung möglichst schnell und kostengünstig
erfolgen. Maßgebliche Anforderungen waren dabei:
Wirkungsmonitoring 29
der Einsatz eines outdoorfähigen Gerätes,
eine nutzerfreundliche Bedienung,
die Darstellung forstlich relevanter Geodaten,
eine Erfassung von Punkten mit zusätzlicher Eingabemaske,
eine GPS-Anbindung zur Lokalisierung im Gelände.
Es sollte zudem möglich sein, die erfassten Daten jederzeit zu exportieren, damit diese direkt
für Zwischenprüfungen zur Verfügung stehen.
In Zusammenarbeit der Referate Waldbau, Waldschutz, Verwaltungsjagd und GIS,
Fernerkundung, Vermessung, Karthographie (SBS) entstand entsprechend den genannten
Anforderungen nach rund einmonatiger Entwicklungszeit eine fachspezifische Anwendung auf
Basis der map.apps®-Technologie. Die „Schälschaden-App“ stand damit zur Einweisung der
Werkvertragsnehmer in Kombination mit Panasonic FZ-G1 Toughpads und GPS-Receivern
(Qstartz BT-Q1000XT) Ende April rechtzeitig zur Verfügung. Die App selbst funktioniert
unabhängig von der Hardware als Anwendung im Internet Explorer 11.
Abb. 21: Eingabebildschirm „Schälschaden-App“
Mit der Einführung von FGIS_online 4.0, der Planung der Bodenschutzkalkung sowie des
Kartenviewers Waldbiotopkartierung wurde map.apps® bei Sachsenforst bisher für Online-
Webanwendungen eingesetzt. Der Anwender nutzt zentrale Kartendienste aus dem Intranet
oder Internet. Diese Basistechnologie wurde 2015 für den mobilen Einsatz ohne permanente
Internetverbindung auf Grundlage der Biotopbaum App des Landesbetriebes Wald und Holz
(NRW) weiterentwickelt. Hierbei werden die lokal vorhandenen Geodaten in Kartendiensten
genutzt und die zur Verfügung gestellten Funktionen der App durch map.apps® bereitgestellt.
Einige Funktionsbausteine aus FGIS_online 4.0 und der Biotopbaum App konnten
Wirkungsmonitoring 30
wiederverwendet werden. Dadurch fügen sich die Bedienung sowie das Layout der
Schälschaden-App in die bereits vorhandenen map.apps®-Produkte von Sachsenforst ein. Als
Hintergrundinformationen dienen Forstgrundkarten, Topographische Karten und Luftbilder.
Neben den Forstgrunddaten erhält jeder Werkvertragnehmer die für sein Los relevanten
Auswahlflächen sowie das Auswahlraster.
Die aktuelle GPS-Position wird über eine Bluetooth-Schnittstelle an den Browser weitergeleitet
und in der App visualisiert. Damit werden die Navigation zu den Auswahlflächen und die
Orientierung auf der Fläche zur Verortung der Probekreismittelpunkte erleichtert. Die
Erfassung erfolgt jeweils durch Digitalisierung eines Punktes mit anschließender
Attributeingabe. Die Wertebereiche der Attribute in der Eingabemaske entsprechen denen des
zugehörigen FGIS-Datenmodells. Durch Hinterlegung von Eingaberegeln sollen Datenfehler
bereits bei der Erfassung verhindert werden. Bei den Probekreisen wird die
Schälschadensansprache der zehn zu bonitierenden Bäume durch einen Assistenten
gesteuert und erfolgt schrittweise für jeden Baum.
Im Juli 2016 erfolgt die Zusammenstellung und Nachbearbeitung der Aufnahmendaten. Die
Ergebnisse der Schälschadenserhebung werden bei planmäßigem Verlauf im September 2016
vorliegen.
Öffentlichkeitsarbeit 31
5 Öffentlichkeitsarbeit/Wissenstransfer
Eine wesentliche Aufgabenstellung des Projektes ist die praxisgerechte Weitergabe der
gewonnenen Erkenntnisse unter der Zielstellung, das Rotwildmanagement in den
Verwaltungsjagdbezirken und nach Möglichkeit darüber hinaus zu verbessern. Bestehende
Konflikte sollen auf der Grundlage von objektiv erarbeiteten Informationen möglichst
eingeschränkt werden.
Die an der Natur interessierte Öffentlichkeit muss in diesen Informationsprozess einbezogen
werden. Ziel ist die Aufklärung über den aktuellen Status der Wechselbeziehungen zwischen
dem Waldzustand, den Zielen der Waldentwicklung und den Ansprüchen des Rotwildes als
Teil der Kulturlandschaft. Zu berücksichtigen ist auch, wie die Jagd und die vielfältigen
Nutzungen des Rotwildlebensraumes durch den Menschen dieses Beziehungsgefüge und
besonders die Einflüsse des Rotwildes auf den Waldlebensraum beeinflussen. Derartige gut
verständlich aufbereitete Informationen sind notwendig, um die weitgehende öffentliche
Akzeptanz für ein ganzheitliches Rotwildmanagement erreichen zu können. Dieses muss als
Bestandteil des Bewirtschaftungsauftrages für den Staatswald vermittelt werden, wie er mit
Waldgesetz, dem Naturschutzgesetz und dem Jagdgesetz des Freistaates Sachsen festgelegt
worden ist. Das Zusammenwirken dieser Gesetze ist auf die Ausgewogenheit und nachhaltige
Nutzbarkeit des Naturhaushaltes gerichtet, wodurch auch die vernünftigen Gründe, die nach
dem Sächsischen Tierschutzgesetz das Töten von Wildtieren überhaupt rechtfertigen, näher
bestimmt werden können.
In diesem Zusammenhang soll das Projekt gegenüber der interessierten Bevölkerung einen
glaubwürdigen Beitrag zur Legitimation der Jagd leisten, aber auch zu einer positiven
Grundhaltung gegenüber Maßnahmen beitragen, die z. B. Einschränkungen bei
unterschiedlichsten Erholungsnutzungen des Rotwildlebensraumes bedingen könnten.
In der Vorbereitungs- und Anfangsphase des Projektes, auf die sich dieser erste
Zwischenbericht bezieht, ist vorrangig die umfassende Information der direkt (u.a.
Forstbezirke, einbezogene Jagdnachbarn, Behörden) oder indirekt beteiligten Projektpartner
(bspw. Jagdnachbarn ohne direkte Projektbeteiligung, interessierte Öffenltichkeit) über die
Projektziele, den methodischen Forschungsansatz und grundsätzliche Fragen zur weiteren
Entwicklung des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens erfolgt.
Darüber hinaus ist es gelungen, den regionalen Organisationen der Jäger im tschechischen
Teil des Untersuchungsgebietes, den Tschechischen Staatsforsten, den Umwelt- und
Naturschutzverwaltungen in den grenznahen Regionen der Tschechischen Republik die
Projektinhalte zu vermitteln. Damit wurde die Basis für eine stabile grenzüberschreitende
Kommunikation und Unterstützung für das Forschungsvorhaben geschaffen. Inzwischen hat
wird dieser Prozess durch Initiativen von tschechischer Seite flankiert. Derzeit liegen konkrete
Einladungen zu weiteren Informationsveranstaltungen im August (Bezirksverwaltung,
Öffentlichkeitsarbeit 32
Regionaldirektion der tschechischen Staatsforsten und Organisationen der Jägerschaft des
Bezirkes Karlovy Vary) und September (Jagdgenossenschaften im Bereich Dečin) vor. Durch
das Forschungsinstitut für Forstwirtschaft und Wildtiermanagement der Tschechischen
Republik (VÚLHM) Jílovište-Štrnady wurde eine potenzielle Kooperation angefragt. Es ist
offensichtlich, dass die Projektinhalte auch auf tschechischer Seite bedeutende aktuelle
umwelt-, forst- und jagdpolitische Fragestellungen und die Notwendigkeit von praktikablen
Lösungen berühren.
Informationsveranstaltungen und Veröffentlichungen in chronologischer Reihenfolge
(01.04.2016 – 30.06.2016)
07.04.2016:
Vorstellung des Rotwildprojektes in Bad Gottleuba durch Sachsenforst und die AG
Wildtierforschung der Professur für Forstzoologie der TU Dresden (Forstbezirk Neustadt als
Projektgebiet). Teilnehmer waren Behörden, Vertreter des Kreisjagdverbandes sowie
Jagdbezirksinhaber.
12.04.2016:
Vorstellung des Rotwildprojektes vor den Angestellten und Begehungsscheininhabern des
Forstbezirkes Eibenstock (Projektgebiet).
21.04.2016:
Vorstellung des Rotwildprojektes vor Vertretern der Regionaldirektion Tepliče sowie den
Forstverwaltungen von Litvinow und Dečin der tschechischen Staatsforsten (Lesy ČR) in
Dečin.
Abb. 22: Teilnehmerkreis der Informationsveranstaltung bei den tschechischen Staatsforsten in Dečin (Foto: K.Polaczek)
Öffentlichkeitsarbeit 33
25.04.2016:
Vitale Bergwälder für Tschechien und Sachsen - diesem Ziel diente ein tschechisch-
sächsisches Arbeitstreffen am 25. April 2016 auf ministerieller Ebene. Zentrale Themen waren
die Weiterführung des Umbaus der Bestände aus Ersatzbaumarten, die nach dem
großflächigen Absterben der Fichtenbestände in den Hoch- und Kammlagen des Erzgebirges
als Folge der Immissionsschäden in den 1970-er bis 1980-er Jahren etabliert worden sind.
Eines der Themen war die Vorstellung des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens zum
Rotwild im Erzgebirge, welches durch Sachsenforst und die Professur für Forstzoologie, AG
Wildtierökologie der TU Dresden bearbeitet wird.
Abb. 23: Gesprächsteilnehmer waren unter anderem (siehe Foto): Mgr. Patrik Mlynář (Deputy
Minister for Forestry Section) Pavlína Vašičková (Secretary of Deputy Minister) Ing. Martin
Žižka (Director of State Administration of Forests, Game Keeping and Fisheries) Jiří Holický
(Forestry Expert) Petr Bureš (Petr Bureš, Director of Management and Protection of Forests)
Mr. Lupínek (Head of Forestry and Agriculture Department of Karlovy Vary region) Daniel
Gellner (Abteilungsleiter „Land- und Forstwirtschaft, ländliche Entwicklung“ im SMUL) Utz
Hempfling (Referatsleiter „Wald- und Forstwirtschaft, Forst- und Jagdbehörde“ im SMUL)
Bernd Dankert (Referent im Referat „Schutzgebiete, Biotop- und Artenschutz“ im SMUL) Prof.
Dr. Hubert Braun (Geschäftsführer Staatsbetrieb Sachsenforst) Dr. Dirk-Roger Eisenhauer
(Leiter des Kompetenzzentrum Wald und Forstwirtschaft /Staatsbetrieb Sachsenforst)
18.05.2016:
Projektvorstellung vor den Vertretern der Unteren Jagdbehörden im Rahmen einer von der
Oberen Jagdbehörde einbrufenen Dienstberatung in Pillnitz.
19.05.2016:
Vor den Mitgliedern der Hegegemeinschaft Osterzgebirge wurden durch Dr. Norman Stier (TU
Öffentlichkeitsarbeit 34
Dresden), Dr. Dirk-Roger Eisenhauer und Klaus Polaczek (beide Kompetenzzentrum für Wald
und Forstwirtschaft, Sachsenforst) die Ziele, methodischen Grundlagen und der aktuelle
Arbeitsstand des Projektes – insbesondere bezogen auf die beiden Projektgebiete in den
Forstbezirken Neustadt und Bärenfels - vorgestellt. Die Veranstaltung im Lindenhof in
Dippoldiswalde - Ulberndorf war gut besucht – ein Indiz für das große Interesse auch in der
privaten Jägerschaft der Region.
Abb. 24: Informationsabend für die HG Osterzgebirge in Ulberndorf (Foto: M.Thomae)
28.04.2016
Die Internetpräsenz zum gemeinsamen Rotwildprojekt des SBS und der TUD durch das Büro
der Geschäftsführung des SBS freigeschaltet. Unter
https://www.forsten.sachsen.de/wald/4146.htm werden über diese Informationsplattform die
allgemeinen Projektinhalte vorgestellt sowie über aktuelle Schritte und Ergebnisse des
Projektes informiert.
30.05.2016
Informationsveranstaltung in der Berggaststätte in Scheibenberg (Forstbezirk Neudorf) für
Jagdnachbarn und Mitarbeiter des Forstbezirkes Neudorf. An diesem Termin nahmen auch
Herr Bernstein (Vorstandsmitglied der HG Erzgebirge) und Herr Schmiedel (ehemaliges
Vorstandsmitglied dieser HG und aktueller Pächter eines GJB im Territorium des FoB Neudorf)
teil.
10.06. 2016
Während der Langen Nacht der Wissenschaft des LfULG wird das Projekt vorgestellt. Etwa
1.300 Besucher aus der Umgebung von Pillnitz nahmen an dieser Veranstaltung teil.
Öffentlichkeitsarbeit 35
25.06.2016
Das Manuskript für einen Beitrages mit dem das Projekt den Jägern in der Tschechischen
Republik vorgestellt wird, wurde bei der Redaktion von „Svet Myslivosti“ („Welt der Jagd“)
eingereicht. Die Veröffentlichung ist in der Juliausgabe erfolgt.
30.06. 2016
Auf Einladung der Bezirksverwaltung Ústi n. L., Bereich Umwelt und Landwirtschaft, stellen
Frau Vendula Meissner-Hylanová (TU Dresden) und Herr Dr. Dirk-Roger Eisenhauer
(Kompetenzzentrum für Wald und Forstwirtschaft, Sachsenforst) das Projekt bei der
erweiterten Arbeitsbesprechung des Beirates „Oblasti chovu jelení zvere Krušné hory - východ
(„Rotwildgebiet Erzgebirge – Ost“) vor. Beteiligte Organisationen waren die Stadtverwaltung
Kadaň, Bereich Umwelt, der Magistrat der Stadt Chomutov, Bereich Umwelt, der Magistrat der
Stadt Dečín, Bereich Umwelt, die Bezirksverwaltung Karlovy Vary, Bereich Umwelt und
Landwirtschaft, das Ministerium für Landwirstschaft, Bereich Staatsforstverwaltung, Jagd und
Fischerei, die Agentur für Natur- und Landschaftsschutz der Tschechischen Republik sowie
Vertreter der Jagdgenossenschaft „Vysoký Snežník“.
Der Vortrag von Herrn Dr. Miloš Ježek, Professur für Forstzoologie der Landwirtschaftlichen
Universität Prag, „Welchen Beitrag kann die Beobachtung von Wildtieren mittels Telemetrie
zur gegenwärtigen jagdlichen Bewirtschaftung des Schalenwildes leisten?“, ermöglichte die
Diskussion des sächsischen Forschungs- und Entwicklungsvorhabens in diesem Kontext.
Gute wissenschaftliche Praxis 36
6 Gute wissenschaftliche Praxis
In seiner Anfangsphase ist es gelungen, das Projekt mit ähnlichen Vorhaben oder
Institutionen, die durch ihre fachliche Expertise ausgewiesen sind, zu vernetzen.
Hervorzuheben sind die Arbeitskontakte mit der Forschungsgruppe Wildökologie der
Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz bei der Diskussion
und fachlichen Einschätzung des Gesamtvorhabens. Mit der Professur für Forstgenetik der
Technischen Universität Zvolen, Slowakische Republik, konnten methodische Fragen der
Frischkotgenotypisierung eingehend von der Probennahme bis zur Analytik konsultiert werden.
Die Professur verfügt über langjährige und umfassende Erfahrungen bei der Analyse der
genetischen Strukturen von Wildtierpopulationen. Es kann von der Kontinuität dieser
Arbeitskontakte ausgegangen werden.
Mit der Professur für Forstzoologie der Landwirtschaftlichen Universität in Prag, wurden
Arbeitskontakte auf dem Gebiet der Telemetrie von Wildtieren geknüpft. Es besteht die
Bereitschaft das Sächsische Projekt bei Bedarf zu unterstützen.
Arbeitskontakte zur Abteilung Jagd des VÚLHM (Forschungsinstitut für Forstwirtschaft und
Wildtiermanagement der Tschechischen Republik) haben ergeben, dass dieses über
Möglichkeiten verfügen würde, um in eigener Regie populationsökologische Untersuchungen
zum Rotwild im tschechischen Teil des Erzgebirges durchzuführen. Hierzu ist eine
entsprechende Konsultation anberaumt.
Mit den Koordinatoren des Projektes BioWild (BfN) wurde zunächst eine Beteiligung an den
Beratungen des Projektbeirates für dieses Vorhaben vereinbart, mit dem Ziel beide Projekte
stärker zu vernetzen.
Das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) wurde gebeten,
einen unabhängigen wissenschaftlichen Projektbeirat zu berufen, um die unabhängige die
fachliche Einschätzung des Forschungsansatzes, die konstruktive Begleitung des Projektes,
die unvoreingenommene Bewertung der Ergebnisse und letztendlich auch deren Interpretation
mit dem Fokus auf der praktischen Umsetzung zu unterstützen.
Als wesentlicher Erfolgsfaktor für das Projekt und die für die Akzeptanz der Ergebnisse, ist von
Anfang an eine intensive Zusammenarbeit mit der Praxis erfolgt, ohne deren großes Interesse
und konkrete Unterstützung diese erfolgreiche erste Arbeitsphase nicht möglich gewesen
wäre.
Zusammenfassung 37
7 Zusammenfassung
Der vorliegende Zwischenbericht bezieht sich auf die Anfangsphase des Projektes
„Populationsdichte, Populationsstruktur, Migrationsverhaltens und
Lebensraumnutzung des Rotwildes im linkselbischen Elbsandstein- und Erzgebirge als
Grundlage für ein wald-, wildtierökologisch und waldbaulich begründetes
Rotwildmanagement", welches von Juli bis Dezember 2015 gemeinsam von der Professur
für Forstzoologie (TU Dresden) und dem Kompetenzzentrum für Wald und Forstwirtschaft, als
Struktureinheit von Sachsenforst mit der Zuständigkeit für die forstliche Ressortforschung,
konzipiert worden ist. Damit wurde eine Initiative umgesetzt, die durch den Geschäftsführer
des Staatsbetriebes Sachsenforst und Landesforstpräsidenten, Prof. Dr. Hubert Braun, am
17.06. 2016 im SMUL bei einer Anhörung von Vertretern der Interessenverbände und
Sachsenforst angekündigt und daraufhin durch das SMUL eingefordert wurde.
Der Schwerpunkt der Untersuchungen ist der Landeswald in vier großräumigen
Untersuchungsgebieten, welche für unterschiedliche Strukturen des Rotwildlebensraumes im
linkselebischen Elbsandsteingebirge und Erzgebirge repräsentativ sind. Die Beteiligung der
Inhaber des Jagdrechtes und des Jagdausübungsrechtes in den privaten Eigenjagdbezirken
und gemeinschaftlichen Jagdbezirken war ein fester Bestandteil bei der Konzipierung des
Forschungs- und Entwicklungsvorhabens. Entsprechende Möglichkeiten wurden im Rahmen
von regionalen Informationsveranstaltungen eröffnet.
Des Weiteren wurde das Projekt den unteren Forst- und Jagdbehörden vorgestellt.
Parallel dazu ist es gelungen, in der Grenzregion eine funktionierende Kommunikation mit den
Vertetern der Organisationseinheiten der Jäger, den Umwelt-, Naturschutz- und Jagdbehörden
sowie den Staatsforsten der Tschechischen Republik aufzubauen. In der ersten
Berichtsperiode konnte darüber hinaus die fachliche Vernetzung des Vorhabens mit
Forschunsginstitutionen anderer Bundesländer, Tschechiens und der Slowakischen Republik
erreicht werden.
Dem naturinteressierten, überwiegend urban geprägten Teil der Bevölkerung des Raumes
Pirna, Pillnitz und Dresden wurden die Projektinhalte bei der „Langen Nacht der
Wissenschaften“ des LfULG vermittelt. Dabei wurden offenes Interesse und ein hoher
Aufklärungsbedarf deutlich.
Für den weiteren Arbeitsprozess ist eine kritische Bewertung der Vorhabensbeschreibung
erfolgt. Daraus wurde eine inhaltliche und zeitliche Rangfolge für die Bearbeitung der
thematischen Schwerpunkte der Vorhabensbeschreibung abgeleitet:
Zusammenfassung 38
Tab. 4: Zeitliche Einordnung und inhaltliche Rangfolge bei der Bearbeitung der thematischen Schwerpunkte
2016 2017 2018 2019
AP 1: Populationsökologie
Telemetrie1)
Distance sampling2)
Capture / Recapture a) Fotofalle
Capture / Recapture b) Frischkotgenotypisierung3)
AP 2: Wirkungsanalyse - Waldvegetation
Modifizierte Schälschadenserfassung
Modifizierte Verbisserfassung4)
Pflanzensoziologische Weiser Flächen
AP 3: Lebensraumstruktur
Analyse der Lebensraumstrukturen5)
Erfassung der Grenzlinien zwischen Deckungs- und Nahrungshabitaten / weiteren Linienelementen der Gliederung des Rotwildlebensraumes (Klassifizierung der Einflussintensität)
Georeferenzierte jagdliche Einrichtungen (Einzeljagd) + Nutzungsdokumentation
Abbildung von zusammenhängenden, störungsarm nutzbaren Teilen des Waldlebensraumes (i.w.S)
AP 4 Lenkung der Lebensraumnutzung und Jagd
Funktionale Gliederung des Rotwildlebensraumes (vgl. AP 3) – Vorschläge zur Lenkung der Lebensraumnutzung
Ableitung der Vorgaben für die Regulation der Rotwildpopulation bzw. von Teilpopulationen des Rotwildes (vgl. AP 1, 2)
Ableitung und Operationalisierung von Grundsätzen für die Rotwildbejagung im LW unter Berücksichtigung von Gebieten mit unterschiedlicher Lebensraumstruktur
Vorschlag eine praxistauglichen Systems für das Monitoring der Rotwildpopulation
AP 5 Informations- und Wissenstransfer
Zwischenberichte, jeweils zum 30.06. des Jahres / regionale Präsentationen des aktuellen Arbeitsstandes
Abschlussbericht
Abschlusspublikation(en) – Praxis orientiert / Originalarbeit (begutachtet)
Statuskolloquium
Abschlusskolloquium
Informationsveranstaltungen für umwelt-, forst- und jagdpolitischen Entscheidungsträgern / Akteuren in Tschechien
Publikation deutschsprachige praxisorientierte Fachzeitschrift und „Myslivost“ (CZ)
Flyer zum Projekt (Deutsch / Tschechisch)
Projektvorstellung auf www.waldwissen.net
Serie „Wald, Mensch, Rotwild….“ (z.B. in überregionaler Tageszeitung )
Lange Nacht der Wissenschaften (LfULG)
FoWiTa
Zusammenfassung 39
Legende: Bearbeitungsphase
obligatorisch, im Kontext des Gesamtvorhabens unverzichtbar
fakultativ, aber dennoch wesentliche Komponente für ein ganzheitliches Rotwildmanagement
fakultativ, mit eingeschränkter Ergebniserwartung während der Bearbeitungszeit des Projektes oder Aussagewert entspricht mit anderen thematischen Schwerpunkten
1) Die Kälberbesenderung zur Analyse der Traditionsweitergabe bei der Lebensraumnutzung vom Alttier
auf das Kalb wäre der Kategorie „fakultativ“ zuzuordnen. Dennoch handelt es sich wesentliche Information für ein ganzheitliches Rotwildmanagement. Entscheidend sind die verfügbaren Arbeitskapazitäten, die ausreichen müssen um das Vorhaben als Ganzes im Bezug zu Entscheidungsprozessen und praktischen Maßnahmen systematisch zu entwickeln. Das erfordert Zeit für eine inhaltliche Auseinandersetzung während der Projektbearbeitung.
2)incl. Evaluierung der Gebietskulisse bzw. des Transektdesignes (Schwerpunkt Rabenberg)
3)2016 werden zunächst unterschiedliche Verfahren der Probennahme evaluiert sowie Routinen für die
genetischen Analysen von Frischkot entwickelt (vergl. S. 25). Eine Frischkotgenotypisierung soll in der I. Projektphase obligatorisch für das Untersuchungsgebiet „Bärenfels“ erfolgen, fakultativ: ggf. Festlegung des Beprobungsdesigns für die Projektgebiete Neustadt, Neudorf und Eibenstock; Bearbeitung nach 2019
4)2017 modifizierte Verbiss Erhebung im FoB Neudorf, 2018 ggf. Übertragung auf die anderen
Untersuchungsgebiete
5)ggf. unter Beteiligung des Ref. GIS, Kartographie, Vermessung
Das Arbeitsprogramm für die Berichtsperiode wurde insgesamt planmäßig und überwiegend
erfolgreich umgesetzt. Hervorzuheben sind das außerordentliche Engagement der
Projektgruppe und die Unterstützung durch das Personal der beteiligten Forstbezirke, vor
allem der Revierleiter. Die bisherigen Leistungen im Bereich Populationsökologie, dürften auch
extern Beachtung finden.
Literatur 40
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Lidar- und Luftbilddaten der Landesvermessung. Vortrag beim GEOSYSTEMS User Group Meeting 2013.
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STAATSBETRIEB SACHSENFORST (2014b): Verfahrensbeschreibung zur Erfassung von Verbiss-
und Schälschäden (Wildschadensmonitoring)
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