arbeitskampf-merkblatt stand: 11.6.2007 … · dies bedeutet, dass arbeitskampfmaßnahmen unter den...

39
Arbeitskampf-Merkblatt Stand: 11.6.2007 INHALTSVERZEICHNIS ARBEITSKAMPF-MERKBLATT Seite I. Erscheinungsformen des Arbeitskampfes 1. Vorbemerkung 1 2. Protestkundgebungen bei bestehender Friedenspflicht 2 3. Durchführung von Tarifverhandlungen als erste Mindestvoraussetzung für den Beginn des Arbeitskampfes 2 4. Scheitern der Tarifverhandlungen 2 5. Rechtswidrige Arbeitskampfmaßnahmen 2 a) Betriebsblockaden 2 b) Wilde Streiks 3 c) Solidaritätsstreiks 3 6. Schadenersatz- und Unterlassungsansprüche gegen rechtswidrige Arbeitskampfmaßnahmen 3 7. Streik 3 a) Streik nach Ablauf der Friedenspflicht 4 b) Warnstreik nach Ablauf der Friedenspflicht 4 c) Streik nach Durchführung der Urabstimmung 4 8. Aussperrung 5

Upload: buidat

Post on 18-Sep-2018

215 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Arbeitskampf-Merkblatt Stand: 11.6.2007 INHALTSVERZEICHNIS ARBEITSKAMPF-MERKBLATT Seite I. Erscheinungsformen des Arbeitskampfes 1. Vorbemerkung 1 2. Protestkundgebungen bei bestehender Friedenspflicht 2 3. Durchführung von Tarifverhandlungen als erste Mindestvoraussetzung

für den Beginn des Arbeitskampfes 2 4. Scheitern der Tarifverhandlungen 2 5. Rechtswidrige Arbeitskampfmaßnahmen 2

a) Betriebsblockaden 2 b) Wilde Streiks 3 c) Solidaritätsstreiks 3

6. Schadenersatz- und Unterlassungsansprüche gegen rechtswidrige

Arbeitskampfmaßnahmen 3 7. Streik 3

a) Streik nach Ablauf der Friedenspflicht 4 b) Warnstreik nach Ablauf der Friedenspflicht 4 c) Streik nach Durchführung der Urabstimmung 4

8. Aussperrung 5

II. Vorbereitung auf den Arbeitskampf A) Langfristige Vorbereitungsmaßnahmen 6 1. Geschäftliche Vorkehrungen 6 2. Vorbereitung der Notdienstarbeiten 7 3. Adressendatei, Ausweisformulare 7 B) Kurzfristige Vorbereitungsmaßnahmen 8 1. Information der Belegschaft 8 2. Bestellung des Notdienstes 8 3. Duldung der Urabstimmung 8 4. Geschäftliche Vorkehrungen 9 5. Ausweichmöglichkeiten 9 6. Tatsachenfeststellung und Beweissicherung 9

III. Sofortmaßnahmen nach Ausbruch des Arbeitskampfes 1. Erste Reaktionen im Betrieb 9 2. Meldungen 10

a) Tagesmeldung an den Verband 10 b) Agentur für Arbeit 10 c) Polizei 10

3. Einsatz des Notdienstes 11 4. Tatsachenfeststellung und Beweissicherung 11 5. Öffentlichkeitsarbeit 11 6. Behandlung der Streikposten 11 7. Verhalten bei Ausschreitungen 11 8. Zutrittsrecht der Gewerkschaft 12 9. Unterstützung durch die Fachgemeinschaft Bau 12

IV. Folgen von Streik und Aussperrung 1. Beginn und Ende der Teilnahme am Arbeitskampf 13 2. Das Individualarbeitsverhältnis im Arbeitskampf 13

a) Lohn- und Gehaltszahlung 13 b) Feiertagsbezahlung 14 c) Treuepflicht 14 d) Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall 15 e) Anwartschaften 15 f) Urlaub 15 g) Tarifverträge über die Gewährung vermögenswirksamer Leistungen

(nur Berlin-West und alte Bundesländer) 16 h) Schadenersatzpflicht 17

3. Rechtsstellung besonderer Personen 3.1. Leitende Angestellte 17 3.2. Betriebsratsmitglieder 17 3.3. Schwerbehinderte 18 3.4. Auszubildende 19 3.5. Ausländische Arbeitnehmer 19 3.6. Leiharbeitnehmer 19 4. Vertragsstörungen / Auftraggeber etc. 4.1. Unterrichtung von Geschäftspartnern, Auftraggebern etc. 20 4.2. Bauvertragsrechtliche Auswirkungen 20 4.3. Haftung 20 4.4. Vertragskündigung und Rücktritt vom Vertrag 21

a) Vertragskündigung im VOB-Vertrag 21 b) Rücktritt vom BGB-Vertrag 21

4.5. Fixtermin 22 4.6. Baustofflieferungen 22 4.7. Vertragsstrafen 22 4.8. Beispiele 23-25 V. Sozialversicherung 1. Krankenversicherung 25 2. Unfallversicherung 26 3. Rentenversicherung 26 4. Arbeitsförderungsrecht 27

a) Arbeitsvermittlung 27 b) Arbeitslosenversicherung, Arbeitslosenhilfe, Kurzarbeitergeld 27

VI. Muster 1. Checkliste zur Vorbereitung auf den Arbeitskampf 28-29 2. Notdienstbestellung 30 3. Ausweis zum Betreten des Betriebes 31 4. Anzeige Streikbeginn / Arbeitsamt 32 5. Anzeige Streikende / Arbeitsamt 33 6. Tagesmeldung an den Verband 34-35 7. Baustellenzettel 36

1

I. ERSCHEINUNGSFORMEN DES ARBEITSKAMPFES 1. Vorbemerkung

Von einem Arbeitskampf spricht man, wenn von der Arbeitgeber- oder Arbeitnehmerseite kollektive Maßnahmen zur Störung der Arbeitsbeziehungen ergriffen werden, um für sich jeweils günstigere Arbeitsbedingungen durchzuset-zen. Kampfmittel ist jede kollektive Maßnahme zur Störung der Arbeitsbeziehungen. Dazu gehören vor allem die Nicht- oder Schlechtleistung von Seiten der Arbeit-nehmer und die Nichtannahme der Leistung durch die Arbeitgeber. Dabei sind Streik und Aussperrung als Erscheinungsformen des Arbeitskampfes von besonderer praktischer Bedeutung. Arbeitskämpfe dürfen, auch wenn sie ein zulässiges Kampfziel (z. B. Lösung eines Tarifkonfliktes) verfolgen, nicht willkürlich und nach freiem Belieben der Parteien eingeleitet, durchgeführt und beendet werden. Der Arbeitskampf unter-liegt der Rechtsordnung. Aufgrund von Gesetzes- und Richterrecht bestehen verbindliche Regeln, welche die Kampfparteien binden. Ein Verstoß dagegen kann den Arbeitskampf trotz rechtmäßiger Zielsetzung rechtswidrig werden lassen. So gilt im Arbeitskampfrecht das Gebot der Kampfparität („Waffengleichheit") zwischen den Tarifvertragsparteien. Weiterhin sind die Kampfparteien durch das Gebot der Verhältnismäßigkeit gebunden. Daraus folgt ein Verbot solcher Kampfmaßnahmen, die zur Erreichung des Kampfzieles ungeeignet oder unnötig sind oder außer Verhältnis zum erstrebten Kampfziel stehen ("Übermaßverbot"). Dieses Übermaßverbot betrifft die gesamte Durchführung des Arbeitskampfes, also den Zeitpunkt, das Ziel, die Art der Kampfführung und die Intensität des Kampfes. Aus dem Übermaßverbot folgt weiterhin der "ultima-ratio"-Grundsatz. Ein Arbeitskampf darf erst eingeleitet werden, wenn alle Verständigungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Gemäß § 3 Abs. 3 Tarifvertragsgesetz (TVG) ist es den Tarifvertragsparteien darüber hinaus untersagt, während der Laufzeit eines Tarifvertrages Arbeits-kampfmaßnahmen im Hinblick auf die in diesem Vertrag geregelten Tarifmaterien aufzunehmen, da insoweit gleichfalls Friedenspflicht besteht. Dies bedeutet, dass Arbeitskampfmaßnahmen unter den Tarifvertragsparteien der Bauwirtschaft nach Ablauf der tarifvertraglich gebotenen Friedenspflicht frühes-tens nach Scheitern des Schlichtungsverfahrens eingeleitet werden dürfen, anderenfalls diese von vornherein als rechtswidrig anzusehen wären. Die Art zulässiger Abwehrmaßnahmen hängt ab von der Rechtmäßigkeit bzw. Rechtswidrigkeit eingeleiteter Angriffskampfmittel. Demgemäß folgt die nach-stehende Darstellung von Erscheinungsformen des Arbeitskampfes dem zeit-lichen Ablauf eines Tarifkonfliktes - Maßnahmen während oder nach Ablauf der

2

Friedenspflicht, vor und nach einer Urabstimmung

2. Protestkundgebungen bei bestehender Friedenspflicht Zu Protestkundgebungen kommt es häufig vor Ausbruch eines eigentlichen Arbeitskampfes. In solchen Protestkundgebungen fordert die Gewerkschaft die Arbeitnehmer auf, sich mit ihr solidarisch zu erklären und für die Durchsetzung ihrer Ziele einzutreten. Solche Kundgebungen sind erlaubt, soweit sie nicht die Arbeitsbeziehungen stören, d.h. sie insbesondere nicht zum Ausfall von Arbeits-zeit führen.

3. Durchführung von Tarifverhandlungen als erste Mindestvoraussetzungen für den Beginn des Arbeitskampfes In jedem Fall zu erfüllende Mindestvoraussetzung des ultima-ratio-Prinzips ist, dass Forderungen für den Inhalt des abzuschließenden Tarifvertrages erhoben worden sind und dass über diese Forderungen Tarifverhandlungen geführt wurden. Verhandlungen bedarf es nicht, wenn die andere Seite Verhandlungen überhaupt abgelehnt hat.

4. Scheitern der Tarifverhandlungen Mit Arbeitskämpfen - gleich welcher Form - darf erst begonnen werden, wenn die Tarifvertragsverhandlungen gescheitert sind. Mit jeder Arbeitskampfmaßnahme wird das Scheitern der Tarifverhandlungen erklärt. Allerdings sind formalisierte Erklärungen als Voraussetzung rechtmäßiger Arbeitskampfmaßnahmen notwendig, wenn sie in Arbeitskampf- oder Schlichtungsordnungen vereinbart worden sind. Selbst wenn eine solche Schlichtungsvereinbarung eine formelle Erklärung des Scheiterns der Tarifverhandlungen ausdrücklich nur als Voraussetzung für die Einleitung des Schlichtungsverfahrens nennt (so § 1 Abs. 2 Schlichtungsabkommen-Bau), betrifft diese Regelung gleichzeitig dieselbe sachliche und rechtliche Voraussetzung für die Einleitung von Arbeitskampfmaßnahmen. Das Scheitern der Verhandlungen lässt sich nur einheitlich feststellen. Mit der Eröffnung des Arbeitskampfes durch die Gewerkschaft stehen auch der Arbeitgeberseite alle Arbeitskampfmöglichkeiten offen. Jedes Tarifgebiet, in dem sog. Warnstreiks geführt worden sind, wird zum Kampfgebiet. Die Gewerkschaft kann diesen Folgen auch nicht durch "spontane" Arbeitsniederlegungen entgehen. Solche nicht von der Gewerkschaft getragenen Maßnahmen sind rechtswidrig und lassen rechtliche Sanktionen (Abmahnung, Kündigung, Schadenersatz) gegen die beteiligten Arbeitnehmer zu.

5. Rechtswidrige Arbeitskampfmaßnahmen a) Betriebsblockaden

Die Blockade von Zufahrten und Zugängen des Betriebsgeländes zur Blockierung der Warenannahme, zum Versperren der Personal- und Kundeneingänge sowie

3

die Behinderung des Zutritts arbeitswilliger Arbeitnehmer durch Bilden von Menschenketten stellen einen rechtswidrigen und schuldhaften Eingriff in den eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb, dar. Hierbei kann es sich auch um einen unmittelbaren Eingriff in den Gewerbebetrieb eines nicht bestreikten Unternehmens handeln, das von der Blockade (mit) betroffen wird. Für die genannten unerlaubten Handlungen haften nicht nur die Blockierer selbst, sondern auch die Gewerkschaft für ihre Streikleiter nach § 31 BGB und für die Streikposten nach § 831 BGB. Den Streikleitern kann auch aufgegeben werden, rechtswidrige Blockademaßnahmen künftig zu unterlassen. Ein solcher Unter-lassungsanspruch besteht aber gegen die Gewerkschaft selbst nur dann, wenn sie die Blockade als Teil ihres Arbeitskampfkonzeptes beschlossen und veranlasst hat.

b) Wilde Streiks Auch ein wilder Streik ist ein rechtswidriger Eingriff in das Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb. Ein nicht von der Gewerkschaft geführter "wilder Streik" ist immer rechtswidrig. Ein Streik ist aber auch dann rechtswidrig, wenn er um tariflich nicht regelbare Ziele geführt wird.

c) Solidaritätsstreiks Sympathie- oder Solidaritätsstreiks sind grundsätzlich unzulässig und damit rechtswidrig. Nur unter sehr engen Voraussetzungen, z.B. bei einer engen wirtschaftlichen Verflechtung kann ausnahmsweise eine Zulässigkeit bejaht werden. Grund für die Rechtswidrigkeit ist, dass die von einem Solidaritätsstreik betroffenen Arbeitgeber die erhobenen Forderungen gar nicht erfüllen können, da sie nicht Tarifvertragspartei sind.

6. Schadenersatz- und Unterlassungsansprüche gegen rechtswidrige Arbeits-kampfmaßnahmen Schadenersatzansprüche können für unmittelbar von rechtswidrigen Arbeitskampfmaßnahmen Betroffene bestehen. Koalitionen haben einen Unter-lassungsanspruch gegen rechtswidrige Kampfmaßnahmen des sozialen Gegen-spielers. Eine Gewerkschaft, die zum Streik aufruft, ist verpflichtet, das Kampfverhalten der Arbeitnehmer zu beobachten und ggf. auf diese dahin einzuwirken, dass die Grenzen eines zulässigen Arbeitskampfes und einzelner Arbeitskampfmaß-nahmen nicht überschritten werden.

7. Streik Streik ist die von einer größeren Zahl von Arbeitnehmern planmäßig und gemeinschaftlich durchgeführte Störung der Arbeitsbeziehungen durch Arbeitseinstellung ohne Einverständnis des Arbeitgebers und ohne vorherige Kündigung des Arbeitsvertrages zur Erreichung günstigerer Arbeitsbedingungen. Eine Arbeitseinstellung liegt vor, wenn die Arbeitnehmer gar nicht oder verspätet

4

an der Arbeitsstelle erscheinen oder wenn sie sich zwar einfinden, aber nicht arbeiten (Sitzstreik). Die Arbeitnehmer erfüllen auch dann ihre Arbeitspflicht (ganz oder teilweise) nicht, wenn sie zu langsam (Bummelstreik) oder schlecht arbeiten oder wenn sie eine Leistung erbringen, zu der sie nicht verpflichtet sind (z.B. überflüssige Reinigungsarbeiten). Streik ist auch die teilweise Nichterfüllung der Arbeitspflicht durch bewusst übertriebene Beachtung von Ordnungs- oder Sicherheitsvorschriften "Dienst nach Vorschrift"). Dafür, ob ein Streik von vornherein als rechtmäßig oder rechtswidrig anzusehen ist, kommt es entscheidend darauf an, zu welchem Zeitpunkt er stattfindet.

a) Streik nach Ablauf der Friedenspflicht

Nach Ablauf der Friedenspflicht ist ein Streik nur rechtmäßig, wenn er von der zuständigen Organisationseinheit der IG Bauen-Agrar-Umwelt eingeleitet und durchgeführt oder von ihr übernommen wird. Arbeitsniederlegungen ohne Zustimmung der Gewerkschaft sind als wilde Streiks rechtswidrig. Nach der Satzung der IG Bauen-Agrar-Umwelt bedarf es vor Durchführung eines Streiks der Urabstimmung. Soweit eine solche nicht durchgeführt worden ist, sollte zur Klärung der für Rechtsfolgen und Abwehrmaßnahmen bedeutsamen Frage nach der Rechtmäßigkeit des Streiks in jedem Falle die zuständige Geschäftsstelle des Verbandes eingeschaltet werden.

b) Warnstreik nach Ablauf der Friedenspflicht Nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts kann ein Warnstreik in der Form eines auf etwa zwei bis drei Stunden befristeten Kampfstreiks nach Ablauf der tariflichen Friedenspflicht rechtmäßig sein. Voraussetzung dafür ist aber, dass ein solcher Warnstreik dem beschleunigten Abschluss eines Tarifvertrages zu dienen bestimmt ist und offen von der Gewerkschaft getragen sein muss. Hierfür genügt nach der Rechtsprechung allerdings jede Erklärung der Gewerk-schaft, die tatsächlich auf die Herbeiführung von Arbeitsniederlegungen hinzielt, z.B. der Aufruf zur Teilnahme an einer Protestkundgebung während der Arbeits-zeit. Die Erklärung kann nach Ansicht des Bundesarbeitsgerichts auch von einer örtlichen Verwaltungsstelle der Gewerkschaft abgegeben werden. Die grundsätz-liche Zulässigkeit eines solchen Warnstreiks setzt nicht die vorherige Durch-führung einer Urabstimmung voraus. Soweit ein solcher von der IG Bauen-Agrar-Umwelt offen getragener Warnstreik durchgeführt wird, unterliegt dieser aber dem Gebot der Verhältnismäßigkeit ("Übermaßverbot").

c) Streik nach Durchführung der Urabstimmung Nach Ablauf der Friedenspflicht, also nach Ablauf auch des ergebnislos gebliebenen Schlichtungsverfahrens, besteht Arbeitskampffreiheit. Die IG Bauen-Agrar-Umwelt kann dann zur Urabstimmung aufrufen. Mit der Urabstimmung wird den Gewerkschaftsmitgliedern des betreffenden Tarifgebietes die Frage vorgelegt, ob sie bereit sind, zur Durchsetzung der von der IG Bauen-Agrar-Umwelt gestellten Tarifforderungen die Arbeit einzustellen. Über die Durch-führung einer Urabstimmung beschließt der Bundesvorstand der IG Bauen-Agrar-Umwelt; erbringt das Ergebnis der Urabstimmung eine mindestens 75%-ige Mehrheit der Abstimmenden, beschließt dieser ebenso über die Durch-

5

führung und den Beginn des Streiks. Der nach Durchführung einer befürwortenden Urabstimmung durchgeführte Streik ist als Kampfstreik die eigentliche Erscheinungsform des Arbeitskampfes. Man unterscheidet der Art nach im Wesentlichen den totalen oder Vollstreik, den Teil- oder Schwerpunktstreik. Vollstreik Ein Vollstreik liegt dann vor, wenn nach dem Kampfplan alle Arbeitgeber im ganzen Kampfgebiet von zumindest allen organisierten Arbeitnehmern bestreikt werden. Teil - oder Schwerpunktstreik Beim Teil- oder Schwerpunktstreik legt nur ein Teil der Arbeitnehmer im Kampfgebiet die Arbeit nieder. Dies geschieht häufig in der Form, dass ausgesuchte Bau- oder Arbeitsstellen einzelner organisierter Arbeitgeber bestreikt werden, wo die Arbeitsniederlegungen zu besonders hohen materiellen Verlusten bei den Arbeitgebern führen. Der Teil- oder Schwerpunktstreik ist von besonderer praktischer Bedeutung, da er von der Arbeitnehmerseite dem flächendeckenden Vollstreik wegen der vergleichbaren Wirkung auf die Arbeit-geberseite - bei dennoch geringeren Kosten für die Arbeitnehmerseite – vorge-zogen wird.

8. Aussperrung

Eine Aussperrung ist die planmäßige Ausschließung mehrerer Arbeitnehmer von der Arbeit unter Verweigerung der Lohnfortzahlung, die der Arbeitgeber zur Erreichung bestimmter Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen anordnet. Die Aussperrung erfolgt durch ein rein tatsächliches Verhalten: Absperrung vom Arbeitsplatz oder Verhinderung der Erbringung der Arbeitsleistung. Von praktischer Bedeutung ist in erster Linie die als Antwort auf einen Streik beschlossene Abwehraussperrung mit Suspensivwirkung (zeitweiliges Ruhen der Arbeitsverhältnisse). Sie kann entsprechend dem Streik entweder alle Arbeit-nehmer eines Tarifbezirkes (Vollaussperrung) oder nur Gruppen von ihnen erfassen (Teilaussperrung), sie kann von kurzfristiger Dauer sein (Warn-aussperrung). Es dürfen nicht nur streikende, sondern auch arbeitswillige, arbeitsunfähige und beurlaubte Arbeitnehmer ausgesperrt werden. Als Kollektivmaßnahme kann die Aussperrung jedoch nicht auf einzelne Arbeitnehmer beschränkt werden. Eine Differenzierung nach Arbeitnehmergruppen ist indessen zulässig. Zulässig ist weiterhin, einzelne Personen, wie z.B. die Angehörigen des Notdienstes, von der Aussperrung auszunehmen. Über die Anordnung der Aussperrung, ihren Beginn und ihren Umfang beschließt der zuständige Verband. Hat dieser die Aussperrung beschlossen, ist sie den betroffenen Arbeitnehmern vom Arbeitgeber zu erklären. Dies kann auch durch Anschlag im Betrieb oder bei Anwesenheit der Arbeitnehmer durch mündliche Erklärung der Aussperrung - möglichst in Gegenwart unbeteiligter Zeugen -

6

geschehen. In jedem Falle empfiehlt sich der Hinweis, dass der Zeitpunkt der Wiederaufnahme der Arbeit nicht durch Einzelschreiben, sondern durch Anschlag oder über die öffentlichen Nachrichtenmittel bekanntgegeben wird.

II. VORBEREITUNG AUF DEN ARBEITSKAMPF A) Langfristige Vorbereitungsmaßnahmen 1. Geschäftliche Vorkehrungen

Die zusätzlichen Aufgaben, die sich für Mitglieder der Geschäftsleitung bei einem Arbeitskampf ergeben, müssen unter den verantwortlichen Personen schriftlich eindeutig aufgeteilt sein. Jeder Verantwortliche sollte einen Stellvertreter haben. Es empfiehlt sich deshalb, einen darauf ausgerichteten Organisationsplan für den Fall eines möglichen Arbeitskampfes aufzustellen und diesen rechtzeitig vor dem Auslaufen der entsprechenden Tarifverträge jeweils zu aktualisieren und inner-halb der Leitungsgremien bekanntzumachen. Die verantwortlichen Personen müssen auf ihre zusätzlichen Aufgaben vor-bereitet werden. Sie müssen wissen, wie sie sich beim Einsetzen von Streiks zu verhalten haben. Die zuständige Geschäftsstelle des Verbandes steht für not-wendige Informationen zur Verfügung. Notwendig ist vor allem die Regelung folgender Verantwortlichkeiten:

a. Festlegung, Durchführung und Beaufsichtigung der Notdienstarbeiten, b. Sicherung der Betriebsanlagen (Bewachung durch geeignetes eigenes

Personal, fremde Wachdienste, Polizei), c. Angelegenheiten der ausländischen Arbeitnehmer (fremdsprachige

Information, Auswahl geeigneter Dolmetscher), d. innerbetriebliche Information (Mitarbeiterbriefe, Unterrichtung der

Vorgesetzten), e. Tatsachenfeststellung und Beweissicherung (tägliche Aufzeichnungen,

Fotos, Filme, Feststellung von Zeugen),

f. Verbindung zu Behörden (Gemeindeverwaltung, Polizei),

g. Verbindung zum Verband

h. Kontakt mit Presse, Funk und Fernsehen in Abstimmung mit dem Verband

i. Abwicklung von Materiallieferungen, soweit während des Arbeitskampfes noch möglich sowie Vereinbarungen mit Lieferanten und Auftraggebern.

7

2. Vorbereitung der Notdienstarbeiten Notdienstarbeiten sind Arbeiten, die im öffentlichen Interesse erforderlich sind (z.B. Absicherung des Baustellenbereichs), Erhaltungsarbeiten, die die spätere Wiederaufnahme der Betriebstätigkeit sicherstellen und Abwicklungsarbeiten, die noch geleistet werden müssen, um Verluste etwa durch Verderben von Materialien zu verhüten. Zur Erhaltung des Unternehmens gehört auch die Wahrung des kaufmännisch guten Rufs nach außen, so dass Verbindungen mit Auftraggebern, Behörden und allen wichtigen außerbetrieblichen Stellen aufrecht-zuerhalten sind. Unter diesem Gesichtspunkt stellt sich auch die termin-gebundene Angebotsbearbeitung durch Kaufleute und Techniker als Notdienst-aufgabe dar. Insbesondere sind als Notdienstarbeiten anzusehen: - Arbeiten zur Verhütung von Schäden an Arbeits- und Betriebseinrichtungen

auf der Baustelle und an sonstigen Betriebsanlagen (Maschinenpark, Bauhof), - Arbeiten zur Vermeidung von Störungen des Arbeitsverfahrens, z.B. durch

Beheizung des umschlossenen Bauwerks im Winter, Nachbehandlung von frischen Betonflächen durch fortlaufende Befeuchtung im Sommer, Beaufsichtigung und Wartung von Pumpanlagen in Baugruben, sonstige Wasserhaltungsarbeiten,

- Weiterverarbeitung von aufbereiteten Stoffgemischen, die nicht lagerfähig

sind, - Umbauarbeiten beispielsweise in Krankenhäusern, - Versorgung von Auslandsbaustellen, - Fortführung der betrieblichen Berufsausbildung, - Aufrechterhaltung des unbedingt notwendigen Post- und Fernmeldedienstes, - Besetzung der Lohn- und Gehaltsbüros, soweit dies für den Notfall erforderlich

ist, - Fortführung der Kalkulationsarbeiten und entsprechende Inbetriebhaltung der

Datenverarbeitungsanlagen, - Akquisitionstätigkeit (?).

3. Adressdatei, Ausweisformulare Eine Datei mit den Privatanschriften aller Firmenangehörigen sollte erstellt und in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden, damit schriftliche Informationen während eines Arbeitskampfes an die Mitarbeiter gegeben werden können. Ausweisformulare, insbesondere für die zum Notdienst bestimmten Arbeitnehmer, sollten in genügender Anzahl blanko vorbereitet sein (Muster wie Anlage S. 31)

8

B) Kurzfristige Vorbereitungsmaßnahmen Nach Anberaumung einer Urabstimmung empfiehlt es sich, folgende Maßnahmen zu treffen:

1. Information der Belegschaft

Durch Mitarbeiterbriefe, Faltblätter u.ä. könnten die Mitarbeiter über den Stand-punkt der Arbeitgeber unterrichtet und dabei auch über die schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen eines Arbeitskampfes hingewiesen werden.

2. Bestellung des Notdienstes Es ist festzulegen, welche Personen im Einzelnen für den Notdienst herange-zogen werden sollen. Diese Personen werden schriftlich zum Notdienst bestellt (Muster wie Anlage S. 30) und erhalten einen Ausweis (Muster wie Anlage S.31), der ihnen während des Arbeitskampfes den Zutritt zum Betrieb bzw. zur bestreikten Bau- oder Arbeitsstelle erleichtern soll. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass für die Bestimmung der Notdienstarbeiten und die Auswahl und den Einsatz der Notdienstleistenden der Arbeitgeber zuständig ist. Von Seiten der Gewerkschaften wird dieses alleinige Bestimmungsrecht des Arbeitgebers bestritten. Ein Urteil des BAG zu dieser Frage liegt noch nicht vor. Damit der Notdienst rechtzeitig eingerichtet und ungehindert tätig werden kann, ist es deshalb zweckmäßig, eine einverständliche Regelung mit dem Betriebsrat (falls vorhanden) zu versuchen. Der Betriebsrat sollte dann die Notdienstlisten und -ausweise gegenzeichnen. Ist der Betriebsrat zu einer Mitarbeit an der Organisation und Durchführung des Notdienstes nicht bereit, sollten die Notdienstlisten mit der Gewerkschaft abgestimmt werden. Kommt auch hier eine Übereinkunft nicht zustande, organisiert der Arbeitgeber allein den Notdienst. In diesem Fall kann der Zugang zum Betrieb für die zum Notdienst bestellten Arbeitnehmer mittels Einstweiliger Verfügung erzwungen werden. Die bestellten Arbeitnehmer sind arbeitsvertraglich zur Erfüllung der ihnen übertragenen Aufgaben verpflichtet. Sie dürfen nicht streiken und sind von der Aussperrung auszunehmen. Lehnt ein Arbeitnehmer die Ausführung notwendiger Notdienstarbeiten ab, so haftet er für den dadurch entstehenden Schaden. Zudem gibt seine Weigerung einen Grund zur fristlosen Kündigung ab. In allen Zweifelsfragen, die sich bei der Bestellung und Durchführung des Not-dienstes ergeben, empfiehlt es sich, in Abstimmung mit der zuständigen Geschäftsstelle des Verbandes zu entscheiden.

3. Duldung der Urabstimmung Der Arbeitgeber braucht die Durchführung der Urabstimmung auf dem Betriebs-gelände nicht zu dulden, da es sich um einen innerorganisatorischen Vorgang der

9

Gewerkschaft handelt. Es kann aber u.U. zweckmäßig sein, einem von der Gewerkschaft vorgetragenen Wunsch auf Durchführung. der Urabstimmung und Auszählung im Betrieb zu entsprechen. Wie im Einzelfall zu verfahren ist, sollte in Abstimmung mit der zuständigen Geschäftsstelle des Verbandes entschieden werden. Kommt es infolge der Urabstimmung zu Arbeitsausfall, so ist die entsprechende Zeit nicht zu bezahlen.

4. Geschäftliche Vorkehrungen

Es empfiehlt sich

- Subunternehmer und Zulieferer von dem bevorstehenden Arbeitskampf und den möglichen Verzögerungen bei der Fertigstellung einzelner Bauabschnitte zu unterrichten,

- dringende Anlieferungen sicherzustellen, - den Kontakt mit den Geschäftsbanken zur Stundung von Zinsverpflichtungen

usw. und sonstige finanzielle Maßnahmen zu erwägen, - zu kalkulieren, ob es wirtschaftlich sinnvoller ist, eine bestreikte Baumaßnahme

durch Umsetzung von Arbeitnehmern von anderen Bau- oder Arbeitsstellen fortzusetzen.

5. Ausweichmöglichkeiten

Es sollte geprüft werden, ob die Abwicklung dringender Bauaufträge durch Subunternehmer oder Leiharbeitnehmer gewährleistet werden kann. Der Arbeitskräfteverleih zwischen Baubetrieben kann unter bestimmten Voraussetzungen auch bei gewerblichem Personal zulässig sein. Soweit dies beabsichtigt ist bitte vorher beim Verband anrufen.

6. Tatsachenfeststellung und Beweissicherung Die Vorgeschichte des Arbeitskampfes sollte schriftlich festgehalten werden (Tagebuch). Eine möglichst lückenlose Dokumentation über den Ablauf des Streiks, etwaige Streikausschreitungen und Schadensfälle ist im Hinblick auf nachfolgende Schadenersatzprozesse und Strafverfahren dringend anzuraten.

III. SOFORTMAßNAHMEN NACH AUSBRUCH DES ARBEITSKAMPFES 1. Erste Reaktionen im Betrieb

Nach ihren Richtlinien kann die IG Bauen-Agrar-Umwelt Kampfmaßnahmen gegen einen einzelnen Betrieb oder sogar auf einzelnen Baustellen durchführen. Der Arbeitgeber ist aber nicht verpflichtet, auf dem Betriebsgelände oder auf einer Baustelle gewerkschaftliche Aktivitäten zu gestatten.

10

Soweit möglich, sollte versucht werden, die bestreikte Baustelle offenzuhalten und Arbeitswillige dorthin umzusetzen. Bei einem von der IG Bauen-Agrar-Umwelt getragenen rechtmäßigen Streik bestehen keine Schadenersatz-ansprüche gegen die Streikenden. Für die Feststellung von Lohnansprüchen sind unbedingt die streikenden Arbeit-nehmer und diejenigen, die infolge des Streiks trotz Arbeitswillens nicht eingesetzt werden können sowie Erkrankte und Urlauber zu unterscheiden und namentlich in den Betrieben festzuhalten.

2. Meldungen

a) Tagesmeldung an den Verband In der Anlage ist ein Vordruck für die tägliche Meldung an den Verband beigefügt. Die Fachgemeinschaft Bau benötigt diese täglichen Meldungen, um je nach Umfang und Art des Streiks über Gegenmaßnahmen entscheiden zu können. Außerdem bilden die Angaben in dieser Meldung die Grundlage für Unter-stützungsleistungen an die bestreikten Betriebe. Fehlmeldungen sind nicht zu erstatten; die Tagesmeldungen werden ausschließ-lich von bestreikten Betrieben benötigt. Diesen werden auch rechtzeitig die Unter-stützungsrichtlinien zugeleitet.

b) Agentur für Arbeit § 320 Abs. 5 SGB III verpflichtet den Arbeitgeber, der für den Betrieb zuständigen Agentur für Arbeit den Ausbruch und später die Beendigung eines Arbeits-kampfes anzuzeigen. Dies gilt auch für die Ausdehnung eines Teilstreiks auf den ganzen Betrieb bzw. umgekehrt. Die Anzeige ist schriftlich zu erstatten (Muster siehe Anlage), und zwar an die für den Betriebssitz zuständige Agentur für Arbeit. Die Anzeige muss am auf den Beginn des Streiks folgenden Tag beim Arbeitsamt eingehen, also am ersten Tag des Streiks abgesandt werden. Sind bis dahin nicht alle der verlangten Angaben vorhanden, ist die Anzeige zunächst unvollständig zu erstatten; die fehlenden Angaben sind binnen 3 Tagen nachzureichen. Die Erstattung einer an sich möglichen Sammelanzeige durch den Verband ist wegen der Vielzahl der betriebsbezogenen Angaben, die die Anzeige enthalten muss, nicht praktikabel.

c) Polizei Der örtlichen Polizeibehörde sollte Mitteilung über Zeitpunkt des Ausbruchs, Art und Umfang des Streiks und über besondere Vorkommnisse gemacht werden. Das gilt besonders dann, wenn die Gefahr von Streikausschreitungen besteht und Arbeitswillige zu schützen sind.

11

3. Einsatz des Notdienstes Der vorbereitete Notdienst zur Sicherung und Erhaltung der Betriebsanlagen, Einrichtungen und Materialien muss sofort eingesetzt werden. Er darf weder von den Streikenden noch von der Gewerkschaft behindert werden. Geschieht dies dennoch, sind die betreffenden Personen oder die Gewerkschaft für den entste-henden Schaden haftbar. Auch kann durch eine Behinderung des Notdienstes der gesamte Streik rechtswidrig werden.

4. Tatsachenfeststellung und Beweissicherung Für etwaige Schadenersatz- oder Kündigungsprozesse sowie zur Verfolgung strafbarer Handlungen sind nachstehende Maßnahmen wichtig: - Spätestens mit Streikausbruch sollten alle Einzelheiten an Streikvorfällen in

Form eines Tagebuches in der Reihenfolge ihres zeitlichen Ablaufs fest-gehalten werden. Fälle von Streikausschreitungen, Belästigungen von Zulieferern und dergleichen sind mit Datum und Uhrzeit aufzuzeichnen und mit den erforderlichen Beweismitteln zu sichern (Foto; Zeugen, deren Aus-sage, Name und Anschrift schriftlich festgehalten werden sollte).

- Vorsorglich namentliche Feststellung der Mitglieder der Streikleitung und der in den Streik eingreifenden Gewerkschaftsfunktionäre.

5. Öffentlichkeitsarbeit

Anfragen der örtlichen Presse und der Massenmedien sollten stets an den Verband weitergeleitet werden. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass eine ausführliche und schnelle Unterrichtung der Öffentlichkeit über den Standpunkt der Arbeitgeber sowie die Berechtigung der von den Betrieben und vom Verband ergriffenen Gegenmaßnahmen von oft entscheidender Bedeutung für den Ausgang des Arbeitskampfes ist.

6. Behandlung der Streikposten

Die Streikposten werden von der Gewerkschaft dazu eingesetzt, Arbeitswillige von der Arbeit fernzuhalten. Beschränken sie sich darauf, Arbeitswillige durch gütliches Zureden von der Aufnahme oder Fortsetzung der Arbeit abzuhalten, so ist dies nicht zu beanstanden. Sie müssen allerdings sowohl die arbeitswilligen Arbeitnehmer, die Angehörigen des Notdienstes als auch die Auszubildenden ungehindert passieren lassen.

7. Verhalten bei Ausschreitungen

Häufig kommt es während des Streiks zu Ausschreitungen, die sich erfahrungsgemäß vor allem gegen die Arbeitswilligen und gegen Sachen richten. Aufgrund ihrer besonderen Funktion sind oft Streikposten und Mitglieder der Streikleitung in solche Vorfälle verwickelt. Werden derartige Übergriffe begangen (z.B. tätliche Angriffe auf Arbeitswillige oder betriebliche Einrichtungen, Nötigungen, Körperverletzungen), ist es erforderlich, im Hinblick auf Schadenersatzklagen und zur Verfolgung der strafbaren Handlungen Täter und

12

Zeugen namentlich festzustellen und nötigenfalls Polizeischutz anzufordern sowie Strafanzeige zu erstatten.

8. Zutrittsrecht der Gewerkschaft

Wir weisen darauf hin, dass ein Betreten von Baustellen durch Beauftragte der Gewerkschaft sich während des Arbeitskampfes - weder auf § 2 Betriebsverfassungsgesetz - noch auf § 13 BRTV stützen kann. Das Zutrittsrecht des § 2 BetrVG ruht während des Arbeitskampfes grundsätzlich wegen Unzumutbarkeit. Das Recht aus der genannten Bestimmung des BRTV umfasst nur Besichtigung von Baustellenunterkünften usw. zum Zweck der Kontrolle auf Einhaltung der Arbeitsschutzbestimmungen. In Fällen wie in dem vorliegenden ist aber der wirkliche Zweck für das Betreten der Baustelle die Ansprache der dort tätigen Mitarbeiter. Dies wird weder vom Betriebsverfassungs-gesetz noch vom BRTV gedeckt.

9. Unterstützung durch die Fachgemeinschaft Bau Ein Arbeitskampf kann nur in ständigem Kontakt mit dem Arbeitgeberverband erfolgreich bestanden werden. Daher ist es unerlässlich, die Geschäftsstellen des Verbandes bereits im Frühstadium sich abzeichnender Kampfmaßnahmen laufend zu unterrichten. Die Fachgemeinschaft Bau wird sich dafür einsetzen, dass sich die übrigen Mitglieder gegenüber dem bestreikten Unternehmen solidarisch verhalten. Die Fachgemeinschaft Bau gibt Rat und Auskunft in allen praktischen Fragen und vermittelt umgehend die nötige Unterstützung. Dazu ist für jeden Tag eines Arbeitskampfes eine Meldung mit bestimmten Angaben an die Hauptgeschäftsstelle der Fachgemeinschaft Bau erforderlich (Tagesmeldung). Ein Muster einer solchen Tagesmeldung befindet sich in der Anlage. Die Tagesmeldung gilt als Antrag auf Unterstützungsleistungen. Über die Höhe der von der Fachgemeinschaft Bau zu erbringenden Unterstütz-ungsleistung wurde vom Präsidium folgender Beschluss gefasst: 1. Für jeden durch die Arbeitseinstellung ausgefallenen Arbeitstag ist je strei-

kendem oder durch die Streikmaßnahmen betroffenen Arbeitnehmer ein-heitlich der 4-fache Betrag des zuletzt für FG-Bau-Mitglieder gültigen Ecklohnes (Tariflohn der damaligen Gruppe III ohne Bauzuschlag) zu gewähren, sofern je Arbeitnehmer mehr als 3 Arbeitsstunden am Arbeits-tag aufgrund des Arbeitskampfes ausgefallen sind.

2. Die Kosten für die Beauftragung eines Wachschutzes für besonders

gefährdete Baustellen werden auf Antrag und nach Prüfung der Not-wendigkeit erstattet.

Die nach Ziff. 1. zu gewährende Streikunterstützung beträgt in Berlin auf Basis des am 01.04.1996 gültigen Lohntarifvertrages pro Stunde 12,04 €, pro Streiktag somit 48,16 €. In Brandenburg beträgt die Streikunterstützung pro Stunde 10,88 €, pro Ausfalltag somit 43,52 €.

13

Bezüglich der Erstattung der Kosten für einen Wachschutz ist vor Beauftragung unbedingt Kontakt mit dem Verband aufzunehmen. Eine Übernahme der Kosten für die Beauftragung eines Wachschutzes kann nur erfolgen, wenn die Not-wendigkeit der Maßnahme dargelegt wird.

IV. FOLGEN VON STREIK UND AUSSPERRUNG

1. Beginn und Ende der Teilnahme am Arbeitskampf

Nach der Rechtsprechung des BAG kommt es für den Beginn des Arbeitskampfes nicht auf den gewerkschaftlichen Streikaufruf an, sondern es ist Sache des einzelnen Arbeitnehmers, konkludent oder ausdrücklich durch einseitige empfangsbedürftige Willenserklärung, dem Arbeitgeber zu erklären, dass er an dem Streik teilnimmt und deshalb die Arbeitspflichten suspendiert werden. In der Regel werde eine solche Suspendierungserklärung nicht ausdrücklich abgegeben, sondern werde konkludent verlautbart durch Nieder-legung der Arbeit in Verbindung mit dem gewerkschaftlichen Streikaufruf. Der betroffene Arbeitgeber könne im Regelfall davon ausgehen, dass die Arbeitnehmer, die nach dem Streikaufruf nicht zur Arbeit erschienen, von ihrem Streikrecht Gebrauch machten. Mit diesem grundsätzlichen Verständnis können nach Auffassung des BAG auch Zweifelsfälle gelöst werden. Der Arbeitgeber kann nicht ohne weiteres davon ausgehen, dass alle Arbeitnehmer, die bei Streikbeginn nicht zur Arbeit erschienen, auch Streikteilnehmer sind. Das gilt z.B. für die Arbeitnehmer, die schon vor Streikbeginn von der Arbeit befreit waren, etwa kranke Arbeitnehmer oder im Urlaub befindliche Arbeitnehmer. Deshalb muss bei einer Arbeitsniederlegung in Verbindung mit einer nicht ausdrücklich als zeitlich begrenzt bezeichneten Streikaufforderung der Arbeitgeber davon ausgehen, er werde solange bestreikt, bis etwas Gegenteiliges zum Ausdruck gebracht wird, sei es durch Erscheinen der Arbeitnehmer zur Arbeitsleistung, sei es auch durch ausdrückliche gewerkschaftliche Erklärung.

2. Das Individualarbeitsverhältnis im Arbeitskampf

a) Lohn- und Gehaltszahlung Für die Dauer des Streiks oder der Aussperrung entfällt gegenüber den beteiligten Arbeitnehmern die Verpflichtung des Arbeitgebers zur Lohn- und Gehaltszahlung. Dies gilt ebenso für die durch Warnstreik ausgefallene Arbeitszeit, mag sie auch noch so kurz sein; auf die Zulässigkeit des Warn-streiks kommt es dabei nicht an. Besonders wichtig ist, dass möglichst für jeden einzelnen Arbeitnehmer die infolge der Kampfmaßnahmen ausgefallene Arbeitszeit festgehalten wird. Mit dem Lohnanspruch entfallen auch vor Beginn der Kampfmaßnahmen evtl. gegebene Ansprüche auf tarifliche Zuschläge (§§ 3 Nr. 3, 6 BRTV). Ebenso wenig haben am Streik beteiligte Arbeitnehmer Anspruch auf Fahrtkosten-abgeltung, Verpflegungszuschuss, Wegekostenerstattung und Auslösung.

14

Arbeitnehmer, die sich nicht am Streik beteiligen oder von einem Teilstreik nicht betroffen sind, verlieren ihren Lohn- oder Gehaltsanspruch nur dann, wenn der Arbeitgeber infolge der Auswirkungen des Streiks diese nicht beschäftigen kann. Der Lohn- oder Gehaltsverlust tritt demnach nur ein, wenn dem Arbeitgeber die Weiterbeschäftigung kampfbedingt unmöglich oder unzumutbar ist. Sind z.B. nicht sämtliche Baustellen eines Baubetriebes von Kampfmaßnahmen betroffen, so ist zu prüfen, ob die arbeitswilligen Arbeit-nehmer auf eine nicht kampfbetroffene Baustelle umgesetzt werden können. Voraussetzung hierfür ist, dass die Umsetzungen kurzfristig möglich sind. Umsetzungen sind insbesondere dann nicht möglich, wenn betriebstechnische Gründe, wie sie sich z.B. aus dem Produktionsablauf ergeben (die Zahl der Arbeitnehmer auf der Baustelle kann ohne Produktivitätsverlust nicht erhöht werden), Gründe, die in der Person des Arbeitnehmers liegen, z.B. fehlende Qualifikation oder rechtliche Gründe entgegenstehen. Grundsätzlich können den Arbeitswilligen auch andere als die vertraglich vereinbarten Arbeiten übertragen werden, soweit sie ihnen zumutbar sind. Das Recht des Arbeitgebers, den Arbeitsort zu bestimmen und den Arbeit-nehmer auf allen Bau- oder Arbeitsstellen des Betriebs einzusetzen und zwar auch auf solchen, die er von seiner Wohnung nicht an jedem Arbeitstag erreichen kann, folgt bereits aus § 7 BRTV. Das bereits vor Beginn der Kampfmaßnahmen verdiente Arbeitsentgelt ist nur auszuzahlen, wenn dies dem Betrieb trotz des Arbeitskampfes möglich ist. Die Möglichkeit hierzu ist nicht gegeben, wenn die Lohn- und Gehaltsabrechnung infolge der Kampfmaßnahmen nicht oder nicht rechtzeitig erstellt werden kann.

b) Feiertagsbezahlung Der Arbeitgeber hat für die Zeit, die infolge eines gesetzlichen Feiertages als Arbeitszeit ausfällt, den Arbeitnehmern den Arbeitsverdienst zu zahlen, den sie ohne diesen Arbeitsausfall erhalten hätten; es gilt also das Lohnausfall-prinzip. Dieser Anspruch entsteht dann nicht, wenn der Arbeitsausfall (auch) auf anderen Gründen beruht. Das ist dann der Fall, wenn wegen eines Arbeitskampfes nicht gearbeitet wird. Die Arbeit fällt nicht infolge des Feiertags, sondern infolge des Streiks aus, Feiertagslohn ist also nicht zu zahlen. Andererseits muss aber der Feiertagslohn gezahlt werden, wenn der Streik am Tag vor dem Feiertag endet oder unmittelbar erst nach dem Feiertag beginnt. Dann ist nämlich der Feiertag die einzige Ursache für den Arbeits-ausfall. Umgekehrt können sog. Brückentage, also Tage nach Feiertagen, die durch Betriebsvereinbarung als Urlaubstage zu behandeln sind, nicht dazu führen, dass die vorangegangenen Feiertage, die in die Arbeitskampfzeit fallen, als Urlaubstage zu bezahlen sind.

c) Treuepflicht Da der Arbeitsvertrag trotz des Streiks oder der Aussperrung weiterbesteht

15

und nur die arbeitsvertraglichen Hauptpflichten (= Arbeitspflicht und Vergütungspflicht) ruhen, bleiben die sonstigen Pflichten des Arbeitnehmers aus dem Arbeitsvertrag bestehen. Insbesondere ist der Arbeitnehmer dem Arbeitgeber zur Treue verpflichtet. Zur Treuepflicht gehören einerseits Unterlassungspflichten (z.B. Unterlassung von unwahren, schädigenden Behauptungen, Verschwiegenheit), andererseits auch die Pflicht zu positivem Handeln (z.B. Beteiligung an Erhaltungsarbeiten, Anzeige drohender Schäden).

d) Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall Vor Beginn des Streiks oder der Aussperrung arbeitsunfähig erkrankte Arbeitnehmer haben von Beginn der Kampfhandlungen an keinen Anspruch auf Fortzahlung von Lohn oder Gehalt, wenn der Betrieb oder ein Betriebsteil, in dem der erkrankte Arbeitnehmer beschäftigt ist, durch den Arbeitskampf vollständig zum Erliegen kommt, bzw. notwendige Vorgesetze fehlen. Tritt die Arbeitsunfähigkeit erst während des Arbeitskampfes ein, so besteht für seine Dauer ebenfalls kein Anspruch auf diese Krankenbezüge. Auch wenn der erkrankte Arbeitnehmer arbeitswillig ist, kann er seinen Lohnfort-zahlungsanspruch verlieren, wenn seine Beschäftigung infolge der Kampf-maßnahmen unmöglich geworden ist. Der 6-wöchige Anspruchszeitraum nach dem Lohnfortzahlungsgesetz verlängert sich nicht um die Tage, an denen der Arbeitnehmer, wäre er arbeitsfähig gewesen, infolge Streik oder Aussperrung nicht gearbeitet hätte.

e) Anwartschaften Da der Streik oder die Aussperrung nicht zu einer Beendigung des Arbeits-verhältnisses führt, haben beide auf den Bestand betrieblicher, tariflicher oder gesetzlicher Anwartschaften grundsätzlich keinen Einfluss. Sie können sich aber auf die Wartezeit oder die Höhe der Leistung auswirken.

f) Urlaub Auf den Urlaubsanspruch kann sich der Streik oder die Aussperrung in mehrfacher Hinsicht auswirken. Die Poliere und Schachtmeister sowie die technischen und kaufmännischen Angestellten des Baugewerbes erwerben den vollen Urlaubsanspruch erstmalig nach einer Wartezeit von sechs Monaten. Da bei beiden Kampfmaß-nahmen lediglich die Hauptleistungspflichten suspendiert sind, das Arbeits-verhältnis aber fortbesteht, ist der Streik oder die Aussperrung ohne Einfluss auf die Wartezeit. Für Poliere und Angestellte bleiben Verdienstkürzungen, die im Berechnungszeitraum u.a. infolge von Arbeitsausfällen eintreten, für die Berechnung des Urlaubsentgelts außer Betracht. Als solche Ausfallzeit ist auch der rechtmäßige Arbeitskampf anzusehen. Dagegen ist im Falle eines rechtswidrigen Streiks der dadurch verursachte Verdienstausfall bei der

16

Berechnung des Urlaubsentgelts stets zu berücksichtigen. Die Urlaubsdauer gewerblicher Arbeitnehmer richtet sich nach den in Betrieben des Baugewerbes zurückgelegten Beschäftigungstagen. Beschäfti-gungstage sind alle Kalendertage des Bestehens von Arbeitsverhältnissen während des Urlaubsjahres. Ausgenommen hiervon sind u.a. Tage, an denen der Arbeitnehmer der Arbeit unentschuldigt ferngeblieben ist. Daraus folgt, dass nur Ausfalltage aufgrund rechtswidriger Kampfmaßnahmen nicht als Beschäftigungstage gezählt werden dürfen. Für die Berechnung des Urlaubsentgelts tritt bei Arbeitsausfall infolge Streik oder Aussperrung eine Verminderung des der Urlaubsentgeltberechnung zugrunde liegenden Bruttolohnes ein. Ein Arbeitnehmer, der während eines Urlaubs, der vor Beginn eines Streiks gewährt und angetreten wird, arbeitsunfähig erkrankt, behält seinen Anspruch auf Entgelt, solange er sich nicht am Streik beteiligt. Es ist allerdings zu bedenken, dass im Falle eines Arbeitskampfes von längerer Dauer nach dessen Beendigung auf den Arbeitgeber eine Fülle von Urlaubsansprüchen zukommen kann, die den Anlauf der Produktion beein-trächtigt. Mit Rücksicht hierauf können Urlaubsansprüche bei einem Streik, der nicht durch eine Aussperrung beantwortet wird, ausnahmsweise erfüllt werden, wenn sie - mit dem betrieblichen Urlaubsplan im Einklang stehen und - von arbeitswilligen Arbeitnehmern gestellt werden, die sich bis zum Zeit-

punkt der Urlaubsgewährung nicht am Streik beteiligt haben. Arbeitnehmern, die bei Ausbruch des Arbeitskampfes bereits Urlaub angetreten haben, kann dieser unter Anrechnung auf den Jahresurlaub weiter-gewährt werden. Der Arbeitnehmer hat seinerseits die Möglichkeit, schon mit Streikbeginn von seinem Streikrecht Gebrauch zu machen, d.h. den Urlaub für die Dauer des Streiks zu unterbrechen und nach Kampfbeendigung den Rest-urlaub zu nehmen. Er hat dem Arbeitgeber die Teilnahme am Streik durch einseitige rechtsgeschäftliche Streikerklärung bekanntzugeben. Unterlässt er eine solche Erklärung, so muss der Arbeitgeber davon ausgehen, dass der beurlaubte Arbeitnehmer nicht am Streik teilnimmt.

g) Tarifverträge über die Gewährung vermögenswirksamer Leistungen (nur Berlin-West und alte Bundesländer) Die Tarifverträge über die Gewährung vermögenswirksamer Leistungen im Baugewerbe gehen von dem Grundsatz aus, dass Vermögen nur nach Maßgabe der tatsächlichen Arbeitsleistung gebildet werden kann. Bei den gewerblichen Arbeitnehmern hängt der Anspruch auf die Arbeitgeber-zulage sowohl dem Grunde als auch der Höhe nach von der Anzahl der geleisteten Stunden ab. Für Arbeitskampfzeiten besteht daher kein Anspruch auf die vermögenswirksame Leistung.

17

Bei den Angestellten und Auszubildenden wirkt sich jeder Fehltag (Fehl-stunden bleiben außer Betracht) anspruchsmindernd auf die tarifliche Monats-pauschale von 23,52 € aus. Durch jeden Arbeitskampftag vermindert sich die Arbeitgeberzulage bei der 5-tägigen Arbeitswoche um 1,18 € bei der 6-tägigen Arbeitswoche um 1,02 €

h) Schadenersatzpflicht

Für die Dauer der Teilnahme an einem rechtmäßigen Streik ruht die Arbeitspflicht. Daher kann die Nichtarbeit keinen Schadenersatzanspruch des Arbeitgebers begründen. Begeht der Arbeitnehmer dagegen anlässlich des rechtmäßigen Streiks eine unerlaubte oder strafbare Handlung (z.B. Körperverletzung, Sachbeschädi-gung, Nötigung, Beleidigung), ist er dem Geschädigten nach §§ 823 ff. BGB zum Ersatz des entstandenen Schadens verpflichtet. Wird der Arbeitgeber geschädigt, so kann der handelnde Arbeitnehmer dem Arbeitgeber auch wegen Verletzung des Arbeitsvertrages schadenersatzpflichtig sein. Denn die Treuepflicht des Arbeitnehmers besteht fort. Die Teilnahme des Arbeitnehmers an einem rechtswidrigen Streik führt nicht zur Aufhebung der Arbeitspflicht. In diesem Fall kann sich eine Schaden-ersatzpflicht wegen Nichtarbeit aus Vertrag und aus unerlaubter Handlung ergeben.

3. Rechtsstellung besonderer Personen

3.1. Leitende Angestellte

Leitende Angestellte dürfen wegen ihrer auch vom Gesetzgeber anerkannten Sonderstellung, die ihren Grund in der eigenverantwortlichen Übernahme typischer Unternehmerfunktionen hat, weder streiken noch ausgesperrt werden.

3.2. Betriebsratsmitglieder Der Betriebsrat als Ganzes ist im Falle eines Arbeitskampfes als betriebsverfassungsrechtliches Organ zur Neutralität verpflichtet, d.h. er hat sich jeder Tätigkeit im Arbeitskampf zu enthalten. Er darf z.B. einen Streik nicht dadurch unterstützen, dass er Betriebsangehörige zur Teilnahme an Kampfmaßnahmen aufruft oder die ihm vom Arbeitgeber überlassenen Räume und Arbeitsmittel für den Streik bereitstellt. Grobe Verletzungen des Kampfverbots - etwa durch Einberufung einer Betriebsversammlung zum Zwecke der Urabstimmung, Verteilung von Flugblättern, Agitation, Aufforde-rung zur Arbeitsniederlegung - würden dem Arbeitgeber das Recht geben, gem. § 23 Abs. 1 BetrVG die Auflösung des Betriebsrats beim Arbeitsgericht zu beantragen. Dem Betriebsrat steht zur Durchsetzung betrieblicher Streitfragen nur das gesetzlich dafür vorgesehene Verfahren (Einigungsstelle, arbeitsrechtliches

18

Beschlussverfahren) zur Verfügung. Die einzelnen Betriebsratsmitglieder in ihrer Eigenschaft als Arbeitnehmer dürfen sich dagegen an Arbeitskämpfen beteiligen. Dabei hat der Arbeit-nehmer im Hinblick auf die Friedenspflicht des Betriebsrats jede kampfweise Ausweitung seines Amtes zu unterlassen. Er darf also weder dazu beitragen, dass der Betriebsrat insgesamt in irgendeiner Weise vorbereitend, fördernd oder leitend in den Arbeitskampf eingreift, noch ist es ihm erlaubt, als einzelnes Mitglied seine Amtsstellung bei Kampfmaßnahmen auszunutzen. Das Betriebsratsamt bleibt während des Arbeitskampfes grundsätzlich bestehen. Mitbestimmungs- und Mitwirkungsrechte können vom Betriebsrat in diesem Zeitraum aber nur insoweit ausgeübt werden, als dadurch die Kampffähigkeit des Arbeitgebers nicht beeinträchtigt wird. Andererseits kann eine ständige Verbindung zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat während des Arbeitskampfes sowohl für die Sicherheit des kampfbetroffenen Betriebes als auch für das spätere Wiederanlaufen der Produktion dienlich sein. Während der Streikteilnahme hat das Betriebsratsmitglied keinen Lohnan-spruch. Soweit der Arbeitnehmer aber eine Betriebsratstätigkeit ausübt, muss er hinsichtlich des Lohnanspruchs ähnlich wie ein streikender Arbeitnehmer, der Notdienstarbeiten ausführt, behandelt werden. Wegen des Schadens, der durch einen betriebsverfassungswidrigen Arbeits-kampf entstanden ist, kann sich der Arbeitgeber nur an die einzelnen Betriebs-ratsmitglieder halten. Die Teilnahme des Betriebsratsmitgliedes an einem rechtswidrigen Streik begründet wie für jeden Arbeitnehmer auch für dieses eine Arbeitsvertrags-verletzung, die bei einem Verschulden zu einem vertraglichen Schadenersatz-anspruch führt. Neben vertraglichen Ansprüchen kommen weitere deliktische Ansprüche in Betracht (§ 823 Abs. 2 BGB i.V.m. § 74 Abs. 2 Satz 1 BetrVG, § 826 BGB). § 74 Abs. 2 Satz 1 BetrVG (Verletzung der Amtspflicht) stellt ein Schutzgesetz dar, dessen schuldhafte Verletzung nach § 823 Abs. 2 BGB eine Schadenersatzpflicht begründet. Mehrere Betriebsratsmitglieder haften als Gesamtschuldner (§§ 830, 840 BGB). Bei betriebsverfassungswidrigen Kampfmaßnahmen des Betriebsrats oder der Betriebsratsmitglieder steht dem Arbeitgeber ein Unterlassungsanspruch zu, der im Beschlussverfahren (§ 2 a Abs. 1 Nr. 1 Abs. 2 ArbGG) und durch Einstweilige Verfügung (§§ 85 Abs. 2 ArbGG. 935 ff. ZPO) geltend gemacht werden kann. Dem steht § 23 Abs. 1 BetrVG (Ausschluss oder Auflösung wegen Verletzung gesetzlicher Pflichten) nicht entgegen, weil es sich dabei nicht um eine abschließende Sonderregelung handelt.

3.3 Schwerbehinderte

Schwerbehinderte können sowohl streiken als auch ausgesperrt werden. Der Lohnanspruch des Schwerbehinderten entfällt für die Dauer der Streikbeteiligung wie der Anspruch eines anderen Arbeitnehmers, der am

19

Streik teilnimmt. Auch bei streikbedingten Kündigungen ist der Kündigungsschutz der §§ 85 ff. SGB IX zu beachten. Danach bedarf jede Kündigung der vorherigen Zustimmung des Integrationsamtes, Diese soll jedoch gem. § 91 Abs.4 SGB IX bei einer außerordentlichen Kündigung erteilt werden, wenn die Kündigung aus einem Grund erfolgt, der nicht im Zusammenhang mit der Behinderung steht. Nach § 91 Abs. 6 SGB IX der in Anbetracht der Rechtsprechung nur bei rechtswidrigen Streiks relevant ist, ist der Schwerbehinderte nach Ende des Arbeitkampfes wiedereinzustellen. Hieraus kann jedoch ein Wiedereinstell-ungsanspruch nach wirksamer Kündigung nicht hergeleitet werden.

3.4 Auszubildende

Ein Streikrecht der Auszubildenden ist umstritten, jedoch zu verneinen, weil die triftigeren Gründe dagegensprechen. Das Berufsausbildungsverhältnis ist kein Arbeitsverhältnis, sondern stellt ein Rechtsverhältnis besonderer Art dar, bei dem der Erziehungs- und Ausbildungszweck überwiegt. Dieses Ausbild-ungsverhältnis ist von einer verstärkten Fürsorge- und Treuepflicht beherrscht, die eine Streikbeteiligung wie auch eine Aussperrung ausschließt. Darüber hinaus darf der Ausbildungszweck nicht durch Unterbrechungen gefährdet werden. Den Auszubildenden steht daher nicht das Recht zu, die Arbeit zu verweigern und am Arbeitskampf teilzunehmen. Ebenso besteht die Verpflichtung des Auszubildenden, am Berufsschul-unterricht sowie an der Ausbildung in einer überbetrieblichen Ausbildungs-stätte teilzunehmen, während eines Arbeitskampfes uneingeschränkt fort.

3.5 Ausländische Arbeitnehmer Die ausländischen Arbeitnehmer sind in ihren Rechten und Pflichten grundsätzlich den deutschen Arbeitnehmern gleichgestellt. Beteiligen sie sich am Streik, so sind sie wie Streikende deutscher Nationalität zu behandeln. Im Falle der Aussperrung sind sie grundsätzlich mit auszusperren.

3.6 Leiharbeitnehmer Im Falle eines Leiharbeitsverhältnisses, das vom Verbot der gewerbsmäßigen Arbeitnehmerüberlassung in der Bauwirtschaft (§ 1 b AÜG) nicht betroffen ist, kann der Leiharbeitnehmer die Arbeit verweigern, soweit sein Einsatz bei einem Entleiher vorgesehen ist, der unmittelbar durch einen Arbeitskampf betroffen ist. Bei Ausbruch des Arbeitskampfes hat der Verleiher den Leiharbeitnehmer auf das Leistungsverweigerungsrecht hinzuweisen (§ 11 Abs. 5 AÜG). Im Rahmen des Arbeitsverhältnisses zwischen Leiharbeitnehmer und Verleiher, wenn dieser ein Baubetrieb ist, hat der Leiharbeitnehmer das Streikrecht und kann ebenso ausgesperrt werden wie alle anderen Arbeitnehmer.

20

Der Entleiher kann den Leiharbeitnehmer nicht aussperren, da zwischen ihnen kein Arbeitsverhältnis besteht.

4. Vertragsstörungen / Auftraggeber etc. 4.1 Unterrichtung von Geschäftspartnern, Auftraggebern etc.

Auftraggeber, Zulieferer, Nachunternehmer usw. des bestreikten Unter-nehmens sollten umgehend über den Arbeitskampf und seine voraus-sichtlichen Folgen für die jeweilige Vertragsabwicklung unterrichtet werden. Auch ein entsprechender Hinweis an die Hausbank kann in Frage kommen.

4.2 Bauvertragsrechtliche Auswirkungen

Unterbrechungen durch, direkte oder indirekte Streikeinwirkung führen nach § 6 Nr. 2 VOB-B zur Verlängerung der vereinbarten Ausführungsfristen. Die Fristverlängerung berechnet sich nach § 6 Nr. 4 VOB-B, so dass es einer Einzelvereinbarung zu Grund und Höhe der Fristverlängerung nicht bedarf. Unter allen Umständen ist gegenüber dem Auftraggeber -vorsorglich sowohl der Geschäftsleitung des AG als auch einem etwa vorhandenen bauleitenden Architekten - eine schriftliche Behinderungsanzeiqe zu machen, soweit durch Arbeitskampfmaßnahmen auf der Baustelle oder evtl. anderswo mit einer Verlangsamung oder Unterbrechung der Bauarbeiten zu rechnen ist. Unter Umständen kann auch eine mündliche Anzeige ausreichen; das hierin liegende Risiko sollte jedoch unter allen Umständen vermieden werden.

4.3 Haftung Die Fälligkeit von Geldschulden und anderen Verbindlichkeiten, die sich nicht nur auf Leistungen aus der eigenen Produktion beschränken (z.B. Baustoff-lieferungen o.ä.), wird durch den Streik grundsätzlich nicht berührt. In diesen Fällen haftet der Schuldner ausnahmsweise auch für unverschuldetes Unvermögen, solange die Leistung aus der geschuldeten Gattung (Geld, Baustoffe o. ä.) möglich ist. Im Übrigen gilt, insbesondere für Bauleistungen jeder Art, der allgemeine Grundsatz, dass Schadenersatz nur bei Verschulden zu leisten ist. Arbeits-kämpfe und ihre Folgen sind aber als solche kein Verschulden des einzelnen AN, so dass dieser während der Beteiligung an einem rechtmäßigen Arbeits-kampf keinen Erfüllungsansprüchen (Fristverlängerung) und darüber hinaus auch mangels Verschulden keinen Schadenersatzansprüchen des Auftrag-gebers ausgesetzt ist (vgl. Ingenstau/Korbion (10) Rdn. 13 zu § 6 VOB-B; Brox-Rüthers, Arbeitskampfrecht (2) Rdn. 381 ff., 305 ff.). Der Auftragnehmer kann daher in diesen Fällen grundsätzlich weder unter dem Gesichtspunkt der sog. positiven Vertragsverletzung noch unter dem Gesichtspunkt des Verzugs auf Schadenersatz in Anspruch genommen werden. Dies gilt sowohl im VOB- als auch im BGB- Vertrag. Bei den (verhältnismäßig seltenen) reinen BGB- Verträgen ist hier im Zweifel über die Vertragsaus-

21

legung nach § 157 BGB (Rücksichtnahme auf Treu und Glauben und Verkehrssitte) davon auszugehen, dass einschlägige Vorschriften der VOB/B entsprechend anzuwenden sind, da die VOB nach langjähriger und herrschender Rechtsprechung das wiedergibt, was im Bauwesen Verkehrs-sitte ist.

4.4 Vertragskündigung und Rücktritt vom Vertrag a) Vertragskündigung im V0B-Vertrag Im VOB- wie auch im BGB-Vertrag können auch Umstände, die der AN nicht verschuldet hat, zur Vertragskündigung durch den AG führen. Hier gelten aber auch anlässlich eines Arbeitskampfes die normalen VOB-Regeln. Hinzu-weisen ist insbesondere auf die §§ 5 Nr.4 u. 8 Nr.3 VOB-B sowie auf § 6 Nr.7 und § 8 Nr. VOB-B. Im Einzelnen: Nach Nachfristsetzung kann der AG nach § 8 Nr. 3 den Vertrag kündigen, wenn in den Fällen des § 5 Nr. 4 die Nachfrist fruchtlos abgelaufen ist. Die Fälle des § 5 Nr. 4. umfassen sowohl den Fall des Verzuges (Verschulden des AN erforderlich) als auch den Fall der (objektiv auch ohne Verschulden möglichen) "Verzögerung" des Beginns der Ausführung und drittens den § 5 Nr. 3 (Pflicht zur Verstärkung von Personal und Gerät auf der Baustelle). Da die Auftraggeber den Mitgliedsfirmen im Zweifel kein Verschulden hinsichtlich des Streiks werden nachweisen können, werden sie versuchen, sich auf den Fall des § 5 Nr. 3 zurückzuziehen, wenn sie den Vertrag ganz oder teilweise (Herausnahme einzelner Arbeiten zwecks Weitergabe an einen anderen Unternehmer) kündigen wollen. Ist die Verzögerung ausschließlich durch den Arbeitskampf verursacht, ist eine solche Kündigung jedoch ungerechtfertigt: Der Begriff der Verzögerung setzt eine Überschreitung oder die Gefahr einer Überschreitung vereinbarter Termine/Fristen voraus; eine solche Über-schreitung liegt aber nicht vor, da sich die Fristen und Termine nach § 6 Nr. 2 VOB-B in Fällen des Arbeitskampfes automatisch verlängern bzw. verschieben. Dauert eine Unterbrechung länger als 3 Monate, können AG wie AN nach § 6 Nr.7 VOB-B. den Vertrag ohne weiteres schriftlich kündigen. Dies gilt auch in den Fällen des Arbeitskampfes. Der Fall wird aber kaum aktuell sein. Ohne Rücksicht auf Verzögerungen usw. kann der AG nach § 8 Nr. 1 VOB-B jederzeit den Vertrag ohne Frist kündigen, muss dem AN dann aber im Regelfall zumindest den entgangenen Gewinn ersetzen (ebenso nach § 649 BGB). Die Auftraggeber werden solche Kündigungen wegen der sich daraus ergebenden Zahlungsansprüche des AN meistens vermeiden. Hinweis hierzu: Die üblichen AGB-Klauseln, die die Rechte des AN aus § 8 Nr. 1 ausschlie-ßen, sind vom BGH für unwirksam erklärt worden. b) Rücktritt vom BGB-Vertrag

Im BGB-Vertrag gibt es nach §§ 323 Abs. 1, 326 Abs. 1 BGB ein Recht zum

22

Rücktritt (falls nicht rechtzeitige Herstellung des Werks). Reine BGB-Verträge, in denen diese Bestimmungen anwendbar sind, sind aber verhältnismäßig selten. Das BGB enthält keine Fristenregelungen für die Fälle von Arbeits-kämpfen. Hier sind jedoch die §§ 157, 242 BGB anwendbar, nach denen Verträge so auszulegen und zu praktizieren sind, wie es Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte entspricht. Seit Jahrzehnten sehen die Gerichte die Bestimmungen der VOB als eine Festlegung dessen an, was im Baugewerbe als üblich und angemessen gilt. Es ist daher davon auszugehen, dass über die genannten Paragraphen des BGB zumindest die Grundregel des § 6 Nr. 2 VOB-B (Verlängerung bzw. Verschiebung von Fristen und Terminen) auch im BGB-Vertrag analog gilt.

4.5 Fixtermin

Soweit aufgrund einzelvertraglicher Bestimmungen festgelegt ist, dass Fristen oder Termine unter keinen Umständen verlängert werden können, ist in gleicher Richtung zu argumentieren, da im Zweifel davon auszugehen ist, dass in solchen Festlegungen keine echte Termingarantie des AN liegt und solche Bestimmungen sich darüber hinaus im Zweifel nur auf normale Hindernisse beim Bauablauf, nicht aber auf Behinderung der Leistungen des AN wegen eines Arbeitskampfes beziehen. Hier bedarf es jedoch im Einzelfall einer rechtlichen Überprüfung. Gleiches gilt, wenn dem AN durch AGB-Klauseln Rechte auf Fristverlängerungen genommen oder trotz unabwendbarer und unverschuldeter Umstände eine Schadenersatzpflicht auferlegt wird.

4.6 Baustofflieferung

Die gleiche Rechtslage, d.h. grundsätzlich keine Haftung auf Erfüllung oder Schadenersatz, soweit der Ablauf der Arbeiten oder deren Ergebnis (ausschließlich) durch den Arbeitskampf beeinflusst wird, gilt auch im Hinblick auf die Abnahme angelieferter Baustoffe, insbesondere Frischbeton. Hier ist jedoch darauf zu achten, dass solche Lieferungen rechtzeitig umdirigiert oder zurückgeschickt werden, um höheren Schaden zu vermeiden. Im Zweifel bedarf es hierzu der Anwesenheit einer weisungsberechtigten Aufsichtsperson im Baustellenbereich, die gegenüber dem Lieferanten das Entsprechende unternimmt. Soweit Streikmaßnahmen sich auf Bauvorgänge auswirken, die aus technischen Gründen nicht unterbrochen oder verzögert werden dürfen (z.B. Schütten von Beton usw.), ist rechtzeitig dafür zu sorgen, dass mit dem Betriebsrat unter Einschaltung beider Tarifvertragsparteien eine wirksame Notdienstregelung getroffen wird.

4.7 Vertragsstrafen Die gleiche Rechtslage gilt im Zweifel auch bei Vertragsstrafen. Grundsätzlich wird eine Vertragsstrafe im BGB- wie im VOB-Vertrag nur dann fällig, wenn den Pflichtigen ein Verschulden an der Verzögerung oder Schlechtleistung trifft. Das ergibt sich aus § 339 BGB. Soweit diese Vertragsstrafen-Voraus-

23

setzung in AGB abgedungen ist, ist eine solche Klausel regelmäßig unzulässig, so dass eine Vertragstrafe nicht verwirkt ist.

4.8 Beispiele Fall 1:

Infolge Streiks können vorgesehene Bautermine nicht eingehalten werden.

Fristverlängerung § 6 Nr. 2 Abs. 1 lit. b VOB/B räumt dem Auftragnehmer das Recht ein, um die Dauer des Streiks verlängerte Ausführungsfristen in Anspruch zu nehmen. Die Ausführungsfristen verlängern sich um die Dauer des Streiks mit einem Zuschlag für die Wiederaufnahme der Arbeiten (§ 6 Nr. 4 VOB/B). Diese Regelung gilt gleichermaßen bei Warnstreiks, rechtmäßigen und rechtswidrigen Streikmaßnahmen sowie auch bei Aussperrungen, da auch die Aussperrung als gleichwertiges Arbeitskampfmittel der Arbeitgeber in Tarifausein-andersetzungen anerkannt ist. Auch wenn der Streik offenkundig ist, sollte durch den Auftragnehmer die tatsächliche Behinderung auf der Baustelle dem Auftraggeber angezeigt und in Bautagebüchern etc. festgehalten werden. Grundsätzlich keine Kündigung wegen Streik möglich Gemäß § 6 Nr. 7 VOB/B darf der Auftraggeber (oder Auftragnehmer) wegen der streikbedingten Unterbrechung nur dann den Vertrag kündigen, wenn die Unterbrechung länger als 3 Monate dauert. Darüber hinaus wäre eine Kündigung nur möglich unter Berufung auf einen Wegfall der Geschäftsgrundlage. Die Voraussetzungen hierfür dürften bei einem kurzfristigen Streik nie vorliegen. Fall 2:

Durch den Streik im Betrieb des Bauunternehmens kommt es zu höheren Baukosten

beispielsweise: - Baustofflieferungen müssen wiederholt werden - Geräte- und Baugerüstestandzeiten verlängern sich - Energie- und Wasserkosten erhöhen sich - streikbedingte Schäden (z.B. Leerpumpen von Baugruben). Diese Schäden, sind vom streikbetroffenen Unternehmen selbst zu tragen. Zwar ist der Streik im juristischen Sinne keine höhere Gewalt, ist jedoch auch - ähnlich der höheren Gewalt - weder vom Auftraggeber noch vom Auftragnehmer zu vertreten.

24

Wie sich aus der Gegenüberstellung von § 6 Nr. 2 Abs. 1 lit. b VOB/B bzw. Abs. 1 lit c VOB/B ergibt, ist der Streik (Aussperrung) von den Vertragspartnern nicht zu vertreten. Gemäß § 6 Nr. 6 VOB/B kann der durch die Behinderung der Unterbrechung nachweislich entstandene Schaden gegenüber dem anderen Teil aber nur geltend gemacht werden, wenn dieser ihn auch zu vertreten hat. Da keine Vertragspartei den Streik zu vertreten hat, bleibt es bei der Regelung der §§ 275 Abs. 1, 323 BGB, nach dem jede Partei ihren eigenen Schaden zu tragen hat. Wenn also beispielsweise (abweichend von der DIN 18299) die Gerüst-beibringung Pflicht des Auftraggebers war, würde nach dieser Risikoteilung dem Auftraggeber die Übernahme möglicher Kosten infolge verlängertet Standzeit obliegen. Fall 3:

Der Betrieb eines Subunternehmers wird bestreikt. Infolge des Streiks ist der Generalunternehmer nicht in der Lage, vereinbarte Bautermine einzuhalten

Fristverlängerung und grundsätzlich keine Pflicht, auf nicht bestreikte Subunternehmer auszuweichen Gemäß § 6 Nr. 2 Abs. 1 b hat der Generalunternehmer auch dann ein Recht auf Verlängerung der Ausführungsfristen, wenn der unmittelbar für ihn arbeitende Subunternehmer bestreikt wird. Zwar könnte man aus § 6 Nr. 3 VOB/B schließen, dass der Generalunternehmer - um die Weiterführung der Arbeiten zu ermöglichen - auf andere, nicht bestreikte Subunternehmer ausweichen muss. Es dürfte ihm jedoch in aller Regel aus Billig-keitsgründen nicht zumutbar sein. Dies ergibt sich zum einen aus § 6 Nr. 2 Abs. 1 lit. b, wo der Fall des bestreikten Subunternehmers ausdrücklich geregelt ist, zum anderen aber auch aus der Verpflichtung des Generalunternehmers, gem. § 6 Nr.7 VOB/B am Vertrag mit dem Subunternehmer festzuhalten. In Einzel fällen, insbesondere bei grober Unverhältnismäßigkeit, könnte der Auftragnehmer allerdings ausnahmsweise verpflichtet sein, einen nicht bestreikten Subunter-nehmer zu beauftragen, beispielsweise um größere Folgeschäden zu vermeiden. Weicht er dennoch - in Abstimmung mit dem Auftraggeber - auf andere Arbeits-kräfte aus, müssen ihm die Mehraufwendungen durch den Auftraggeber ersetzt werden. Fall 4:

Durch den Streik im Betrieb des Generalunternehmers sind Subunternehmer gehindert, Termine einzuhalten bzw. verlieren ggf. Anschlussaufträge

Keine Übernahme der streikbedingten Schäden nicht bestreikter Subunter-nehmer durch den Generalunternehmer

25

Im Verhältnis zwischen Generalunternehmer und Auftraggeber ergibt sich die Rechtslage wiederum aus § 6 Nr. 2 VOB/B. Die Ausführungsfristen verlängern sich und ein Schadenersatzanspruch des Auftraggebers besteht nicht, da der Streik vom Generalunternehmer nicht zu vertreten i.S.v. § 6 Nr. 6 VOB/B ist. Der Subunternehmer als mittelbarer Streikbetroffener muss seinen Schaden ebenfalls selbst tragen, da sein Vertragspartner als bestreikter Generalunter-nehmer den Streik nicht zu vertreten hat. Dem Subunternehmer verbleibt ebenfalls der Anspruch nach § 6 Nr. 2 VOB/B auf Verlängerung der Ausführungs-fristen. Fall 5:

Durch den Streik im Unternehmen des Auftragnehmers entstehen dem Auftraggeber Schäden z.B. durch Terminüberschreitungen, fehlende

Anschlussaufträge oder Produktionsausfälle Schäden, die der Auftraggeber selbst zu tragen hat Hier liegt der spiegelbildliche Fall zu Beispiel Nr. 2 vor. Genauso wenig wie der Bauunternehmer, die ihm durch den Streik in seinem Unternehmen entstandenen Mehrkosten abwälzen kann, kann dies der Auftraggeber etwa auf Kosten des Auftragnehmers. Selbst wenn der Streik letztlich aus der Sphäre des Auftrag-nehmers kommt, ist nur entscheidend, wer das zum Schaden führende Ereignis - also Streik oder Aussperrung schuldrechtlich zu vertreten hat. Fall 6:

Infolge des Streiks kann der Bauunternehmer seinen Abnahmeverpflichtungen gegenüber Baustofflieferanten nicht oder nicht fristgerecht nachkommen

Kein Schuldnerverzug gegenüber Baustofflieferant bei streikbedingter Abnahmeverhinderung Die Abnahmeverpflichtung stellt für den Bauunternehmer eine Hauptpflicht gem. § 433 Abs. 2 BGB dar. Kann er diese Pflicht nicht erfüllen, gerät er in Schuldnerverzug, sofern er die Verzögerung zu vertreten hat. Wird durch den Streik die Abnahme verzögert, hat der Bauunternehmer darzulegen, dass er hierzu streikbedingt nicht in der Lage war (beispielsweise durch Sperrung der Baustelle durch Streikposten). Anderenfalls besteht die Abnahmepflicht bei Streik weiter, auch wenn die Baustoffe erst mit Verzögerung eingebaut werden können.

V. SOZIALVERSICHERUNG

5. Krankenversicherung Das versicherungsrechtliche Beschäftigungsverhältnis erlischt während eines von der Gewerkschaft geführten Arbeitskampfes grundsätzlich nicht. Da die am Arbeitskampf beteiligten Arbeitnehmer während dieser Zeit keinen Anspruch auf Entgelt haben, entfällt für den Arbeitgeber die Pflicht zur Beitragsentrichtung.

26

Nach § 192 Abs. 1 Nr. 1 SGB V bleibt die Mitgliedschaft versicherungspflichtig Beschäftigter in der Krankenversicherung im Falle eines rechtmäßigen Arbeits-kampfes unbegrenzt erhalten, d.h. bis zu dessen Beendigung. Soweit ein Streik rechtswidrig ist, ist die Erhaltung der Mitgliedschaft in der Kasse auf einen Monat begrenzt.

6. Unfallversicherung Die am Streik beteiligten oder von der Aussperrung betroffenen Arbeitnehmer genießen nicht mehr den Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Ein Unfall-versicherungsschutz besteht daher weder bei Tätigkeiten, die der Durchführung von Kampfmaßnahmen dienen (z.B. Streikpostenstehen) noch auf dem Wege von und zur Bau- oder Arbeitsstelle, sofern der Arbeitnehmer den Weg zurücklegt, um sich an Arbeitskampfmaßnahmen zu beteiligen. Unfallversicherungsschutz besteht dagegen für die arbeitswilligen Arbeitnehmer, die vom Arbeitgeber nicht ausgesperrt und auch nicht wegen des Arbeitskampfes von der Arbeit freigestellt worden sind, wenn und solange sie eine versicherte Tätigkeit ausüben. Ebenfalls gegen Arbeitsunfall versichert sind die Arbeitnehmer, die Notstandsarbeiten durchführen, da auch sie eine versicherte Tätigkeit ausüben. Da die Beiträge zur Unfallversicherung u.a. nach dem Entgelt der Versicherten berechnet werden (§ 153 Abs. 1 SGB VII) reduziert sich der Beitrag des Arbeitgebers entsprechend der infolge des Arbeitskampfes ausgefallenen Lohnsumme. Die Verpflichtung des Arbeitgebers, Vorschüsse (§164 SGB VII) zu leisten, die auf den Beitrag verrechnet werden, bleibt auch während eines Arbeitskampfes bestehen. Die aus der Lohnsumme des Vorjahres errechneten Vorschussraten können auf Antrag geändert werden, wenn sich die Lohnsumme im Vorschusszeitraum um einen von der Berufsgenossenschaft festgesetzten Prozentsatz (z.B. 20 %) erniedrigt.

7. Rentenversicherung Die Beteiligung des Arbeitnehmers am Arbeitskampf hat für das Beitrags-verhältnis zur Folge, dass die Pflicht des Arbeitgebers zur Beitragsentrichtung für die Dauer der Beteiligung entfällt; denn wegen des Fehlens eines Anspruchs auf Arbeitsentgelt enden die Versicherungs- und Beitragspflicht in der Renten-versicherung. Für die An- und Abmeldung in der Rentenversicherung gelten die Vorschriften der gesetzlichen Krankenversicherung entsprechend. Dauert die arbeitskampf-bedingte Unterbrechung der entgeltlichen Beschäftigung länger als einen Kalendermonat, so hat der Arbeitgeber das Ende der Entgeltfortzahlung zu melden (Unterbrechungsmeldung), § 7 Abs. 3 SGB IV.

27

8. Arbeitsförderungsrecht a) Arbeitsvermittlung Die Bundesagentur für Arbeit ist auf dem Gebiet der Arbeitsvermittlung gesetzlich zur Neutralität bei Arbeitskämpfen verpflichtet. Sie darf danach in dem durch den Arbeitskampf unmittelbar betroffenen Bereich Arbeit nur dann vermitteln, wenn der Arbeitssuchende und der Arbeitgeber dies trotz eines Hinweises auf den Arbeitskampf verlangen. Um das Neutralitätsgebot zu gewährleisten, sind die von einem Arbeitskampf betroffenen Arbeitgeber, dem für den jeweiligen Betrieb zuständigen Arbeitsamt den Ausbruch und die Beendigung eines Arbeitskampfes schriftlich anzuzeigen. Die schuldhafte Verletzung der Anzeigepflicht durch den Arbeitgeber stellt eine Ordnungswidrigkeit dar. Der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung hat von der gesetzlichen Ermächtigung, durch Rechtsverordnung zu bestimmen, in welchen Fällen ein Arbeitgeberverband eine Sammelmeldung mit befreiender Wirkung für die darin aufgeführten Arbeitgeber erstatten kann, bislang keinen Gebrauch gemacht. Vor Erlass einer entsprechenden Rechtsverordnung ist es der Arbeitsverwaltung verwehrt, von den Arbeitgeberverbänden die Erstattung von Sammelanzeigen zu verlangen. b) Arbeitslosenversicherung, Arbeitslosenhilfe, Kurzarbeitergeld Für den Bereich der Arbeitslosenversicherung regelt § 146 SGB. III die Neutralitätsverpflichtung der Bundesanstalt für Arbeit bei Arbeitskämpfen. Danach darf durch die Gewährung von Arbeitslosengeld nicht in Arbeitskämpfe einge-griffen werden. Für die Dauer des Arbeitskampfes ruhen daher die Ansprüche der an einem Arbeitskampf beteiligten Arbeitnehmer auf diese Leistung. Für die Abmeldung gelten die Vorschriften der 2. DEÜV (insbesondere § 8 DEÜV)

28

VI. Muster 1. Checkliste zur Vorbereitung auf den Arbeitskampf

Vorbereitungsmaßnahmen langfristiger Art a) Aufstellung eines Organisationsplanes arbeitskampfbedingte Zusatzaufgaben, wie

- Festlegung, Durchführung und Beaufsichtigung der Notstandsarbeiten, wie

- Baustellensicherung und Schutz sonstiger Betriebsanlagen (Maschinenpark, Bauhof),

- Weiterverarbeitung von aufbereiteten Stoffgemischen, die nicht lagerfähig

sind, - Umbauarbeiten beispielsweise in Krankenhäusern, - Versorgung der Auslandsbaustellen, - Fortführung der betrieblichen Berufsausbildung, - Aufrechterhaltung des unbedingt notwendigen Post- und Fernmeldedienstes, - Besetzung der Lohn- und Gehaltsbüros, soweit diese für den Notfall

erforderlich ist, - Fortführung der Kalkulationsarbeiten und entsprechende Inbetriebhaltung der

Datenverarbeitungsanlagen, - Akquisitionstätigkeit, - Fortführung der betrieblichen Berufsausbildung.

- Sicherung der Betriebsanlagen (Bewachung durch geeignetes eigenes Personal,

fremde Wachdienste, Polizei), - Angelegenheiten der ausländischen Arbeitnehmer geeigneter (fremdsprachige

Informationen, Ausfall geeigneter Dolmetscher), - innerbetriebliche Information (Mitarbeiterbriefe, Unterrichtung der Vorgesetzten),

- Aufstellung und periodische Aktualisierung einer Privat-Anschriftenkarte der Firmenangehörigen,

- Vorbereitung von Blanko-Ausweisformularen für Notdienstverpflichtete und

Auszubildende.

- Tatsachenfeststellung und Beweissicherung (tägliche Aufzeichnungen, Fotos, Filme, Feststellung von Zeugen),

- Verbindung zu Behörden (Gemeindeverwaltung, Polizei, - Verbindung zum Verband,

29

- Kontakt mit Presse, Funk und Fernsehen in Abstimmung mit dem Verband - Abwicklung von Materiallieferungen, soweit während des Arbeitskampfes noch

möglich sowie Vereinbarungen mit Lieferanten und Auftraggebern. b) Aktualisierung des Organisationsplanes vor Ablauf von Tarifverträgen c) Vorbereitung der Verantwortlichen auf ihre Aufgaben

Vorbereitungsmaßnahmen kurzfristiger Art (nach Anberaumung der Urabstimmung) a) Information der Belegschaft b) Bestellung des Notdienstes c) Geschäftliche Vorkehrungen - Unterrichtung der Auftraggeber, Subunternehmer und Zulieferer von dem bevorstehenden

Arbeitskampf und den möglichen Verzögerungen bei der Fertigstellung einzelner Bauab-schnitte

- Sicherstellung dringender Anlieferungen, - Kontaktaufnahme mit den Geschäftsbanken zur Stundung von Zinsverpflichtungen usw., - Erwägung sonstiger finanzieller Maßnahmen, - Kalkulation, ob es wirtschaftlich sinnvoller ist, eine bestreikte Baumaßnahme durch

Umsetzung von Arbeitnehmern von anderen Bau- oder Arbeitsstellen fortzusetzen, - Entscheidung, ob Urabstimmung im Betrieb geduldet werden soll, - Tatsachenfeststellung und Beweissicherung (Tagebuch, Fotos, Zeugen) Sofortmaßnahmen nach Beginn eines von der Gewerkschaft getragenen Arbeitskampfes a) Meldungen - Verband - Arbeitsagentur - Polizei und Gemeindeverwaltung b) Einsatz des Notdienstes c) Tatsachenfeststellung und Beweissicherung

30

2. Muster NOTDIENSTBESTELLUNG BEI STREIK .........................., den .......................... Herrn/Frau Sehr geehrte/r Herr/Frau ....................... unsere Firma wird voraussichtlich demnächst bestreikt/seit dem .............. bestreikt. Damit unnötige Schäden an Einrichtungen und Eigentum der Firma vermieden werden, durch die die Arbeitsaufnahme nach Beendigung des Arbeitskampfes erschwert würde, richtet die Geschäftsführung einen Notdienst ein. Sie werden hiermit zur Mitarbeit am Notdienst bestellt. Ihre Aufgabe: Melden Sie sich bitte am ...........................um ...........................Uhr bei Ihre Berufung in den Notdienst erfolgt nach Unterrichtung des/Abstimmung mit dem Betriebsrat (der Streikleitung). Wir dürfen darauf hinweisen, dass es Ihre arbeitsvertragliche Pflicht ist, den Notdienst zu leisten. Sie werden hierdurch mithelfen, die Einrichtungen der Firma wie auch die Arbeitsplätze vor Gefährdung zu bewahren. Die Geschäftsleitung der Firma ................................................ Unterschrift Anlage: Ausweis

31

3. Muster AUSWEIS ZUM BETRETEN DES BETRIEBES Firma ...................... Ort und Datum ........................... A U S W E I S Herrn/Frau .................................................. ist a) für den Notdienst in / auf unserer/m Hauptverwaltung / Niederlassung / Werk / Bauhof / Baustelle .................................................................. bestimmt. b) als Auszubildende/r nicht am Streik / an der Aussperrung beteiligt. Er/Sie ist berechtigt, innerhalb der regelmäßigen Arbeitszeit (….. Uhr bis ….. Uhr) die/das/den Hauptverwaltung / Niederlassung / Werk / Bauhof / Baustelle in ……………………………………................ zu betreten. ....................... ...................... Firmenstempel Unterschriften

32

4. Muster An die Arbeitsagentur Nr. des Wirtschaftszweiges (vom Arbeitsagentur auszufüllen] ANZEIGE ÜBER DEN BEGINN EINES STREIKS / EINER AUSSPERRUNG 1. Name der Firma, Niederlassung

............................................................................................

2. Anschrift der Firma u. Niederlassung

............................................................................................

3. Art der überwiegend erbrachten Arbeiten, Erzeugnisse (z. B. Hochbau, Betonfertig-

teilbau) ............................................................................................................................................. 4. Zahl der im Zeitpunkt des Beginns des Streiks/der Aussperrung beschäftigten

Arbeitnehmer insgesamt ..............................................................................................................................................

5. Zahl der regelmäßigen Arbeitstage in der Woche/Doppelwoche ......................................... 6. Beginn der Arbeitseinstellung (1. Tag) .......... ........... .......... Tag Monat Jahr 7. Zahl der beteiligten Arbeitnehmer insgesamt .............. davon Arbeiter .............. Angestellte .............. 8. Falls nicht das gesamte Unternehmen (Niederlassung) betroffen ist:

Betriebsabteilung oder Arbeitnehmergruppe, zu der die streikenden oder ausgesperrten Arbeitnehmer gehören z.B. Arbeitnehmer der Baustelle *) .................................................

9. Im Falle einer Aussperrung:

Die Aussperrung ist eine Abwehrmaßnahme gegenüber dem mit Anzeige vom .............. gemeldeten Streik. Ja - Nein

..................................... ,den....................................... ....................... ...................... Firmenstempel Unterschriften

33

4. Muster An die Arbeitsagentur Nr. des Wirtschaftszweiges (von Arbeitsagentur auszufüllen] Bezug: Anzeige über den Beginn des Streiks / der Aussperrung vom ......... .......... .......... Tag Monat Jahr ANZEIGE ÜBER DIE BEENDIGUNG DES STREIKS / DER AUSSPERRUNG 1. Name der Firma, Niederlassung ........................................................................................ 2. Anschrift der Firma, Niederlassung, Betriebes.................................................................... ............................................................................................................................................. 3. Art der überwiegend hergestellten, reparierten und gehandelten Erzeugnisse ............................................................................................................................................. 4. Zahl der Arbeitnehmer insgesamt ................................. davon Arbeiter .................................. Angestellte .................................. 5. Zahl der Arbeitstage pro Woche ......................................................................................... 6. Beginn der Arbeitseinstellung (1. Tag) ......... .......... .......... Tag Monat Jahr 7. Beendigung der Arbeitseinstellung (letzter Tag) .......... .......... .......... Tag Monat Jahr 8. Zahl der beteiligten Arbeitnehmer............................................ a) verlorener Arbeitstage (zu errechnen als Summe der an den einzelnen Tagen streikenden oder

ausgesperrten Arbeitnehmer) insgesamt ............................. von Arbeitern ........................ Angestellten .......................... b) Zahl der Arbeitstage, an denen infolge des Streiks oder der Aussperrung nicht gearbeitet wurde

............................................... c) durchschnittliche Zahl der beteiligten Arbeitnehmer 8. a) geteilt durch 8. b): ..................................................... davon Arbeiter: ..................................................... Angestellte: ..................................................... Falls nicht das gesamte Unternehmen (Niederlassung) betroffen war: Betriebsabteilung oder Arbeitnehmergruppe, zu der die streikenden oder ausgesperrten Arbeitnehmer gehörten (z. B. Arbeitnehmer der Baustelle *) .................................................... ..................................... ,den....................................... ....................... ...................... Firmenstempel Unterschriften

34

Arbeitskampf – Tagesmeldung an den Verband (gleichzeitig Unterstützungsantrag)

Bitte unverzüglich per Telefax melden!

TELEFAX Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg e.V. (Fax-Nrn.: 86 00 04-12, -43) 1. Tagesmeldung über den

Arbeitskampf am ............................................ (Datum des Berichtstages

2. Mitgliedsfirma

(Stempel) 3. Gesamtzahl der Beschäftigten Summe Arb. Pol. Ang. Azubis ............. ..... ..... ...... ......... 4. Zahl der betroffenen Arbeitnehmer 4.1 Streikende ............. ..... ..... ...... ......... 4.2 Ausgesperrte *) ............. ..... ..... ...... ......... 4.3 Infolge von Kampfmaßnahmen

nicht Beschäftigte (ohne 4.1 und 4.2 und 8.) ............. ..... ..... ...... .........

5. Bezeichnung der vom Arbeitskampf

betroffenen Baustellen ............................................................ (Aufschlüsselung auf Extrablatt) ............................................................ ............................................................ ............................................................

6. Gesamtzahl der am Berichtstag

ausgefallenen Tagewerke (mehr als 3 Std. Arbeitsausfall je Arbeitnehmer) ............................

________________________ *) Nur nach entsprechendem Beschluss des Verbandes zulässig!

35

7. Anzahl der Notdienstarbeitenden ............................ 8. Sonstige Arbeitsausfälle ............................. davon: 8.1 Kranke ............................. 8.2 Urlauber ............................. 9. Besondere Vorkommnisse und zusätzliche Erläuterungen: 10. Antrag auf Kostenübernahme für Wachdienst

Baustelle/n: ................................

................................ ................................

Voraussichtliche Dauer

der Bewachung ................................

Grund für die Notwendigkeit ................................ Bearbeiter: ......................................... Tel.: ...................................... Ort/Datum: ............................................................ ................................................ (Firmenstempel/Unterschrift)

36

Baustellenzettel gemäß Ziff. 5 Datum des Arbeitsausfalls: .................................................................................. Ort der Baustelle: ................................................................................................. Art der Arbeiten ................................................................................................... Anzahl der von Ihrem Betrieb auf der Baustelle eingesetzten Arbeiter: ............................................................................................................... Angestellter: ......................................................................................................... Polieren: .............................................................................................................. Zahl der streikenden Arbeiter: ........................................................................................... aus gesperrten Arbeiter: ...................................................................................... sonst betroffenen *) Arbeiter: ............................................................................... Zahl der streikenden Angestellten: .................................................................................... aus gesperrten Angestellten: ............................................................................... sonst betroffenen *) Angestellten: ........................................................................ Zahl der streikenden Poliere: ............................................................................................. aus gesperrten Poliere: ....................................................................................... sonst betroffenen *) Poliere: ................................................................................ Geschätzte Anzahl der insgesamt auf der Baustelle arbeitenden Arbeitnehmer? ........ Sind auch andere Firmen von der Arbeitsniederlegung betroffen gewesen? ............... Hat es über den reinen Arbeitsausfall hinaus Schäden gegeben? ............................... *) Gemeint sind damit Arbeitnehmer, die wegen der Arbeitsniederlegungen, z.B.

weil die Zufahrten blockiert sind oder weil Maschinenpersonal streikt, nicht einge-setzt werden können.