aspekte der meditation

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Aspekte der Meditation Introversion Sind Meditierende Gewinner oder Verlierer? In der Jugend erscheint es wichtig, auf der materiellen Ebene zu kämpfen und zu gewinnen. Zählt man auf der materiellen Ebene nicht zu den Gewinnern, geht früher oder später die Fixierung der Aufmerksamkeit vom materiellen Erfolg weg und richtet sich nach innen, auf die eigene Psyche. Der psychologische Begriff dafür ist Introversion. Die Introversion hat eine Veränderung des Bewusstseins zum Ziel, nämlich von der Ahnungslosigkeit (kindliche Naivität) hin zur Bewusstheit eines Weisen, vom verschleierten Bewusstsein zur Klarheit des Geistes. Meditation ist Introversion.

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Introversion Sind Meditierende Gewinner oder Verlierer? Meditation - win or loss?

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Page 1: Aspekte der Meditation

Aspekte der Meditation

Introversion

Sind Meditierende Gewinner oder Verlierer?

In der Jugend erscheint es wichtig, auf der materiellen Ebene zu kämpfen und zu gewinnen. Zählt man auf der materiellen Ebene nicht zu den Gewinnern, geht früher oder später die Fixierung der Aufmerksamkeit vom materiellen Erfolg weg und richtet sich nach innen, auf die eigene Psyche. Der psychologische Begriff dafür ist Introversion.

Die Introversion hat eine Veränderung des Bewusstseins zum Ziel, nämlich von der Ahnungslosigkeit (kindliche Naivität) hin zur Bewusstheit eines Weisen, vom verschleierten Bewusstsein zur Klarheit des Geistes.

Meditation ist Introversion.Durch die Innenschau wird dem Geist bewusst, was es heißt, von Emotionen, sprich Triebkräften, motiviert zu werden. Der Ursprung und die Verantwortlichkeit für diese werden bewusst und liegen schließlich klar und deutlich vor. Der Sucher (Introversion) hat, wie man es psychologisch ausdrückt, tiefe Selbsterkenntnis erfahren. Diese tiefe Selbsterkenntnis gehört zu dem, was man im Buddhismus „Erwachen“ nennt.

Page 2: Aspekte der Meditation

Das Erwachen ist die Wandlung des alltäglichen, unbewussten Ego-Bewusstseins in das klare Buddha-Bewusstsein. Erwachen ist ein Begriff, der lediglich verdeutlicht, dass es sich um eine qualitative Veränderung der Wahrnehmung handelt, nämlich von einer verschleierten, dumpfen oder traumartigen Wahrnehmung der Realität hin zu einer umfassenden und klaren.

Um die religiösen Aspekte zu relativieren: Meiner Erfahrung nach sind das Buddha-Bewusstsein und das Christus-Bewusstsein nicht unterschiedlich. Der Zustand ist derselbe, die Interpretation ist jeweils kulturbedingt. Das Eine (der göttliche Zustand) hat viele Namen.

Introversion, ein Rückzug von äußeren Geschäften, ist ein innerer Erfolgsweg, wenn man in der gewohnten Kategorie von Leistung denken möchte, was es aber in Wirklichkeit nicht ist, denn Buddhaschaft kann man nicht erringen, wie einen Sieg im Ego-Spiel. Im Gegenteil: Buddhabewusstsein ist kein errungenes, vielmehr ein von Ego-Motionen (egozentrierte Energie) befreites Bewusstsein. Die Fixierung auf die Selbsterschaffung (des Egos) lässt nach und die Energie fließt in die Außenwelt und das Leben zurück. Es blüht wieder. Auch der innere Zwiespalt, der sich in einem Satz spiegelt wie: „Ich möchte nicht so sein wie ich bin.“. kommt zur Ruhe.Man bemüht sich intensiv um Selbstakzeptanz, sobald bewusst wird, dass sie der Schlüssel zu innerem Frieden und tief empfundener Freiheit ist.Selbstakzeptanz fällt nicht vom Himmel, sie ist das Ergebnis eines meistens viele Jahre andauernden Selbsterfahrungsprozesses. Sobald die psychische Energie nicht mehr in die Eigenanalyse fließen muss, löst sich die Introversion langsam auf und das Leben wird wieder aktiver und auch äußerlich erfolgreicher erlebt.Die Verwandlung der Psyche durch den Prozess der Introversion (Verinnerlichung, Hinwendung auf die psychische Struktur, auf Träume und Intuitionen) ist umfassend. Introversion und die Auseinandersetzung mit allen Aspekten der eigenen Persönlichkeit führt zu Weisheit. Möglicherweise lebt man unter bescheidenen Umständen, doch in einem inneren Wohlstand. Dieser Wohlstand beruht auf innerem Frieden und dieser drückt sich in dem Satz aus: „Ich mag mich so, wie ich bin!“

h.koppdelaney