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UNIVERSITÄTSKLINIKUM FREIBURG Psychiatrie, Hochschulambulanz Hauptstraße 5, 79104 Freiburg Tel.: 0761-270-6550 - 1 - Das Asperger Syndrom Asperger Syndrom (AS) und hochfunktionaler Autismus (HFA) Das öffentliche Interesse am Asperger Syndrom und den damit verbundenen Kerndefiziten der sozialen Wahrnehmung und Kompetenz hat in den letzten Jahren rapide zugenommen, was seinen Niederschlag vor allem in zahlreichen Artikeln der Printmedien und Reportagen der TV-Medien gefunden hat, sowie im bekannten Kinofilm „Rain Man“. Vom AS ist der frühkindliche Autismus zu unterscheiden, welcher häufig mit einer Intelligenzminderung verbunden ist. Personen mit AS verfügen häufig über normale schulische Fähigkeiten mit erfolgreichem Abschluss. Aufgrund der Schwierigkeiten im Bereich der sozialen Kompetenz haben sie jedoch in sozialen Gruppen und im Berufsleben zumeist Schwierigkeiten und sind unzureichend integriert. Der Kontakt zu Gleichaltrigen ist bei Personen mit AS zumeist eingeschränkt und sie verfügen oft nicht über ausreichende Fähigkeiten, um Freundschaften aufzubauen. Zum Teil kann das Interesse an sozialen Kontakten und der Kontaktpflege auch gar nicht vorhanden sein. Störungen in der Sinneswahrnehmung (Sehen, Hören, Riechen, Fühlen, u.a.) können zu einer Überforderung („overload“) in vielen Alltagssituationen führen, was zusätzliche Schwierigkeiten in sozialen Situationen bereitet. Die eingeschränkte Fähigkeit zum Perspektivwechsel (was denkt eine andere Person, welche Absichten, Gedanken, Überzeugungen und Gefühle hat diese) macht die Erkennung von Absichten, Gefühlen und Gedanken anderer besonders schwer. Weiter kann der Lernprozess für soziale Interaktionen erschwert sein, wenn z.B. die Erkennung von Emotionen schon aufgrund von Schwierigkeiten im Wahrnehmungsbereich nicht hinreichend genau ist (in manchen Fällen bis hin zur Prosopagnosie, d.h. Gesichtsblindheit). Nichtsdestotrotz sind Personen mit AS häufig bemüht möglichst wenig aufzufallen und versuchen viele der Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen zu kompensieren. Da sie jedoch kaum auf eine automatische Verarbeitung von z.B. Emotionen oder der Erkennung von Absichten (z.B. hinter einer sprachlichen Bemerkung) zurückgreifen können, müssen sie viele wichtige Informationen explizit und logisch kontrolliert verarbeiten. Dies ist zumeist mit einer zusätzlichen Anstrengung verbunden, die „Zeichen“ richtig zu deuten. So bezeichnen sich manche Personen mit AS als Schauspieler, welche eine Fassade aufrechterhalten, in der Hoffnung, dass ihre Schwierigkeiten nicht entdeckt werden. Aufgrund dieser extrem aufwändigen Kompensationsstrategien von Personen mit AS in sozialen Situationen kommt es häufiger zu Überforderungen, welche zu starken Erschöpfungszuständen führen können. Aufgrund solcher –

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Tel.: 0761-270-6550

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Das Asperger Syndrom

Asperger Syndrom (AS) und hochfunktionaler Autismus (HFA) Das öffentliche Interesse am Asperger Syndrom und den damit verbundenen Kerndefiziten der

sozialen Wahrnehmung und Kompetenz hat in den letzten Jahren rapide zugenommen, was seinen

Niederschlag vor allem in zahlreichen Artikeln der Printmedien und Reportagen der TV-Medien

gefunden hat, sowie im bekannten Kinofilm „Rain Man“. Vom AS ist der frühkindliche Autismus

zu unterscheiden, welcher häufig mit einer Intelligenzminderung verbunden ist. Personen mit AS

verfügen häufig über normale schulische Fähigkeiten mit erfolgreichem Abschluss. Aufgrund der

Schwierigkeiten im Bereich der sozialen Kompetenz haben sie jedoch in sozialen Gruppen und im

Berufsleben zumeist Schwierigkeiten und sind unzureichend integriert. Der Kontakt zu

Gleichaltrigen ist bei Personen mit AS zumeist eingeschränkt und sie verfügen oft nicht über

ausreichende Fähigkeiten, um Freundschaften aufzubauen. Zum Teil kann das Interesse an sozialen

Kontakten und der Kontaktpflege auch gar nicht vorhanden sein. Störungen in der

Sinneswahrnehmung (Sehen, Hören, Riechen, Fühlen, u.a.) können zu einer Überforderung

(„overload“) in vielen Alltagssituationen führen, was zusätzliche Schwierigkeiten in sozialen

Situationen bereitet. Die eingeschränkte Fähigkeit zum Perspektivwechsel (was denkt eine andere

Person, welche Absichten, Gedanken, Überzeugungen und Gefühle hat diese) macht die Erkennung

von Absichten, Gefühlen und Gedanken anderer besonders schwer. Weiter kann der Lernprozess für

soziale Interaktionen erschwert sein, wenn z.B. die Erkennung von Emotionen schon aufgrund von

Schwierigkeiten im Wahrnehmungsbereich nicht hinreichend genau ist (in manchen Fällen bis hin

zur Prosopagnosie, d.h. Gesichtsblindheit).

Nichtsdestotrotz sind Personen mit AS häufig bemüht möglichst wenig aufzufallen und

versuchen viele der Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen zu kompensieren. Da sie

jedoch kaum auf eine automatische Verarbeitung von z.B. Emotionen oder der Erkennung von

Absichten (z.B. hinter einer sprachlichen Bemerkung) zurückgreifen können, müssen sie viele

wichtige Informationen explizit und logisch kontrolliert verarbeiten. Dies ist zumeist mit einer

zusätzlichen Anstrengung verbunden, die „Zeichen“ richtig zu deuten. So bezeichnen sich manche

Personen mit AS als Schauspieler, welche eine Fassade aufrechterhalten, in der Hoffnung, dass ihre

Schwierigkeiten nicht entdeckt werden. Aufgrund dieser extrem aufwändigen

Kompensationsstrategien von Personen mit AS in sozialen Situationen kommt es häufiger zu

Überforderungen, welche zu starken Erschöpfungszuständen führen können. Aufgrund solcher –

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zumeist schon in der Kindheit – erlebten Überforderungen findet häufig ein frühzeitiger Rückzug

statt, um sich solchen stressigen Situationen erst gar nicht aussetzen zu müssen, was im Endeffekt

zu einer Vermeidungshaltung führen kann.

Wird das Asperger Syndrom nicht im Kindes- oder Jugendalter erkannt, kann es schwer sein,

eine gute, gesicherte Diagnose im Erwachsenenalter zu stellen, bzw. zu erkennen, wo die

Schwierigkeiten liegen. Erwachsene Personen mit AS werden daher häufiger aufgrund von

Folgeerkrankungen wie z.B. Depression, Angst, Zwang, Essstörung, u.a. beim Arzt vorstellig und

nur bei guter Kenntnis der Symptome wird das AS als ursächliche Grunderkrankung diagnostiziert.

Unterschiede zwischen AS und HFA

Die Abkürzung HFA steht für „hochfunktionaler Autismus“, bzw. für „high functioning autism“.

Der Unterschied zwischen den beiden Begriffen (AS und HFA) bezieht sich darauf, ob die

Sprachentwicklung im Kindesalter verzögert war oder nicht. Nach der Geburt bis in die frühe

Kindheit kann der HFA nicht vom klassischen Autismus unterschieden werden. Je älter jedoch das

Kind wird, desto mehr können sich die kognitiven Fähigkeiten von Kindern mit HFA denen mit AS

angleichen. Der Beginn der Verbesserung gegenüber dem klassischen Autismus liegt dabei

zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr. Im Erwachsenenalter können beide Gruppen

zumeist nur noch durch die in der frühen Kindheit festgestellte spätere Sprachentwicklung bei HFA

unterschieden werden, wohingegen die kognitiven Fähigkeiten im Erwachsenenalter sich zumeist

nicht mehr zu unterscheiden. Aus diesem Grund werden die Personen mit HFA ebenfalls zu der

Gruppe der Personen mit AS zugerechnet, d.h. AS wird synonym für beide Gruppen verwendet.

Diagnosekriterien Das AS gehört zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, welches im Säuglingsalter oder im

frühen Kindesalter beginnt. Definiert wird AS über die Kernsymptome einer defizitären (1) sozialen

Wahrnehmung (Perspektivwechsel) und (2) interpersonellen sozialen Kompetenz (non-verbale

Kommunikation, Blickverhalten, Gestik, Mimik). Ferner sind (3) zwangsartige, stereotype Denk-

und Verhaltensweisen zu beobachten sowie teilweise eng umrissene Sonderinteressen. Bei ca. 10%

der Personen finden sich ausgesprochene Teilleistungsbegabungen mit perzeptiven,

mathematischen, kognitiven oder konstruktiven Fähigkeiten, die extrem weit über das Normalmaß

hinausreichen. Das AS wird anhand des International Classification of Diseases (ICD) der Welt

Gesundheitsorganisation (WHO) oder des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders

(DSM) der American Psychiatric Association's (APA) klassifiziert.

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Ursachen Verschiedene somatische Erkrankungen und Syndrome stehen nach wissenschaftlicher Erkenntnis

nicht mit AS in Verbindung (geistige Behinderung, Spracherwerbsstörungen, Hör- oder

Sehstörungen, tuberöse Sklerose, Neurofibromatose, fragiles X-Syndrom, andere

Chromosomenstörung, Rett-Syndrom, Fetales Alkoholsyndrom, Röteln-Embryopathie; Quelle:

Remschmidt & Kamp-Becker, 2006).

Genetische Ursachen

Eine genetische Komponente (Erblichkeit) wird bei AS angenommen, wurde bisher jedoch noch

nicht einwandfrei über Studien belegt. Cederlund und Gillberg (2004) fanden, wenn Verwandte

zweiten und dritten Grades in die Studie eingeschlossen wurden, dass zwei Drittel der untersuchten

Personen mit AS einen Verwandten mit ähnlichen Symptomen hatten, damit scheint das AS

zumindest teilweise genetisch bedingt zu sein.

Strukturelle Veränderungen

Es wurden zwei Untergruppen von Kindern mit vergrößertem Gehirn gefunden(Cederlund und

Gillberg 2004): Entweder hatten sie schon bei Geburt einen größeren Kopf oder aber das Gehirn

hatte sich während des Säuglingsalters im Vergleich zu „normalen“ Säuglingen vergrößert. Bislang

gibt es dafür noch keine zufriedenstellende Erklärung. Weiter wurden Veränderungen im Aufbau

der Schichten des Neokortex gefunden. Dies geht mit einem erhöhten Gehirnvolumen einher (z.B.

Courchesne, 2001, 2005).

Biochemische Veränderungen

Auch eine Veränderung bei der anteiligen Zusammensetzungen von Neurotransmittern wird

diskutiert (z.B. Gordon, 1992; Gagliano, 2004).

Veränderte Verbindungen zwischen den einzelnen Gehirnregionen

Weiter wird angenommen, dass bei Personen mit AS die langen Faserverbindungen zwischen den

weiter auseinander liegenden Regionen des Gehirns weniger stark ausgeprägt sind. Durch diese

veränderte Vernetzung scheint die Integration einzelner Informationsteile zu einem

Gesamteindruck, welche in unterschiedlichen Regionen repräsentiert werden, vermindert zu sein

(z.B. Just, 2004, 2007; Belmonte 2003; Geschwind und Levitt, 2007; Siehe auch Penn (2006) zu

den neurobiologischen Korrelaten des Autismus).

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Komorbidität Unter Komorbidiät versteht man ein zusätzlich zur Grunderkrankung vorliegendes Krankheits- oder

Störungsbild. Zu dem AS können zusätzlich folgende Störungen vorliegen: ADHS, Störungen der

Motorik, Zwangssymptome, Affektive Störungen (z.B. Depression, Angst),

Persönlichkeitsstörungen, aggressives Verhalten, Schlafstörungen (>= 20 % von allen); Tics

/Tourett-Syndrom, Essstörungen, Mutismus, selbstverletzendes Verhalten (>= 10 % von allen) und

Schizophrenie (überzufällig) (Quelle: Remschmidt & Kamp-Becker, 2006).

Häufigkeit Die Häufigkeit mit der das AS in der Bevölkerung vorkommt schwankt bei verschiedenen Studien

zwischen 0,3 bis 48,8 auf 10.000, eine konservativere Schätzung beschreibt 3,3 auf 10.000 Kinder

(Quelle: Remschmidt & Kamp-Becker, 2006).

Durch eine verbesserte Diagnostik bei ASS mit stärkerer Einbeziehung der milderen Formen ist die

Erkennungsrate gestiegen, so dass momentan von einer Prävalenzrate beim Autismus von ca. 0,3 %

und ASS von ca. 0,9 % ausgegangen wird. (Quelle: Bölte S., 2009. und Williams, Higgins, &

Brayne, 2006.)

Im letzten Bericht des Centers for Disease Control and Prevention wurde sogar eine Prävalenzrate

von 1.3 % angegeben (Quelle: Center for Disease Control and Prevention, 2009).

Kognitive Theorien

Es gibt drei maßgebliche kognitive Theorien, die versuchen die Schwierigkeiten bei AS zu

beschreiben: (i) Theory of Mind (ToM, Theorie des Geistes; Premack und Woodruff, 1978), (ii)

Exekutive Dysfunktionen (Ozonoff et al., 1991; Pennington et al., 1996; Russell, 1997) und (iii)

schwache zentrale Kohärenz (WCC, weak drive of central coherence; Frith, 1989). Allen Theorien

gemein ist, dass sie die Schwierigkeiten vor allem mit dem frontalen Kortex (Stirnhirn) in

Verbindung bringen.

Diagnostik im Erwachsenenalter Die Diagnose des AS ist eine klinische Diagnose, d.h. sie muss aufgrund der charakteristischen

Symptomatik von klinischen Experten gestellt werden. Eine Reihe von anderen möglichen

neuropsychiatrischen Ursachensträngen muss per Ausschlussdiagnostik erfasst werden. Eine

Diagnose bei Verdacht auf AS ist im Erwachsenenalter weitaus schwieriger zu stellen. Sekundär

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aus den Kerndefiziten resultierende psychiatrische Auffälligkeiten wie Depressionen, Zwänge,

Ängste, interpersonelle Konflikte am Arbeitsplatz oder im Privatleben führen dann häufig zur

Abklärung beim Arzt.

Eine Abklärung im Kindesalter ist wesentlich sicherer (d.h. die Wahrscheinlichkeit einer

falschen Diagnose ist wesentlich geringer). Im Laufe der Entwicklung vom Kind hin zum

Erwachsenen verändern sich problematische Verhaltensweisen, welche in der Kindheit noch

sichtbar waren. Personen mit dem AS versuchen sich häufig mittels verschiedenster

Bewältigungsstrategien in sozialen Situationen so „normal“ wie möglich zu verhalten. Teilweise

leben Personen mit AS ganz unauffällig, haben einen Arbeitsplatz, vielleicht sogar einen Partner

und Kinder. Dadurch sind die Kriterien, die AS kennzeichnen teilweise gar nicht oder nicht mehr

direkt erkennbar und weitere zusätzliche Probleme (siehe Komorbidität) verdecken die eigentliche,

ursächliche Problematik.

Weshalb und wann sollte dann eine Abklärung stattfinden?

Solange die Lebensumstände so sind, dass ein „normales“ Leben geführt werden kann erscheint

eine Abklärung weniger sinnvoll. Auf jeden Fall sollte eine Abklärung dann erfolgen, wenn die

Lebensqualität rapide abnimmt, der Arbeitsplatz in Gefahr ist oder das Leben durch die

Lebensumstände (oder Veränderungen) nicht mehr zu bewältigen ist. Weiter kann eine Abklärung

dann sinnvoll erscheinen, wenn man durch eine Diagnose einen möglichen

Erklärungszusammenhang mit den eigenen Schwierigkeiten erhält. In der Asperger-Sprechstunde in

Freiburg machen wir immer wieder die Erfahrung, dass die Diagnose AS Personen entlastet, da das

„Anderssein“ nun erklärbar ist.

Fragebögen Im Internet gibt es die Möglichkeit verschiedene Fragebögen auszufüllen, die einen Hinweis geben

können, ob man das AS hat oder nicht. Eine gute Anlaufstelle ist z.B. Aspergia. Verschiedene

Screening-Fragebögen (zur Grobabschätzung) können unter folgender Adresse gefunden werden:

http://www.aspergia.net/index.php?page=bin-ich-aspie

Gute Tests sind hier z.B. der Augenpartietest und die AS-, EQ- und SQ-Fragebogen (alle

Fragebögen und der Test wurden von Baron-Cohen und Kollegen (2001, 2001, 2004, 2003)

entwickelt).

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Ein weiterer Fragebogen zur Fremdeinschätzung (den nach Möglichkeit die Eltern beantworten

sollten) kann im Internet unter

http://www.aspiana.de/attwoodtest.htm

gefunden werden. Dieser Fragebogen wurde von Garnett und Attwood (1995) entwickelt.

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Behandlungsmöglichkeiten

Psychotherapie In der Psychotherapielandschaft gibt es eine Vielzahl von therapeutischen Interventionstechniken,

welche jedoch nicht alle für Personen mit AS als hilfreich und abgesichert gelten können.

Empirisch gut abgesichert sind allgemein anerkannte Verfahren, wie z.B. verhaltenstherapeutische

Verfahren und Therapieprogramme (z.B. ABA-Ansatz von Lovaas, 1987 oder TEACCH von

Mesibov, 1997). Diese Therapieansätze wurden jedoch vor allem für Kinder entwickelt, die

wesentlich mehr Schwierigkeiten haben (niedrig funktionaler Autismus). Weniger gut empirisch

abgesichert, aber potentiell wirksam sind: Training sozialer und kommunikativer Fähigkeiten:

Theory-of-Mind-Trainings und Social Stories. Als empirisch nicht abgesichert (aber in bestimmten

Fällen hilfreich) gelten: Ergotherapie, Physiotherapie, sensorische Integration. Zweifelhafte

Methoden sind: Festhaltetherapie, Diäten, Vitamin- und Mineralstofftherapien, Sekretin, auditives

Integrationstraining. Weitere förderliche Verfahren (nach Elternberichten) sind: Reittherapie, aktive

(ggf. unterstützte) Freizeitgestaltung (z.B. Sport, Musik, Schachverein, Tanzen, usw.) (Quelle:

Remschmidt & Kamp-Becker, 2006). Zu einigen der hier aufgezählten Verfahren und

Therapieangeboten gibt es im englischsprachigen Raum Einschätzungen über ihre Wirksamkeit

(siehe hierzu z.B. Klin et al., 2003; Krasny et al., 2003; Paul, 2003)

Wichtig ist jedoch, dass es keine allgemein gültige „bestmögliche“ Herangehensweise für alle

Personen mit AS gibt! Da es viele sehr unterschiedliche Schwierigkeiten und Probleme gibt (große

Variabilität der Symptomausprägung zwischen den Personen), müssen Besonderheiten beachtet

werden und die Therapie sollte wann immer möglich individuell angepasst werden. Vor allem

müssen die besondere Art des Sprachverständnisses, Rigidität und Stereotypie, soziale Problematik

und Schwierigkeit der Perspektivenübernahme, Fähigkeit zur Einsicht und Lernfähigkeit,

kommunikative Besonderheiten, Probleme mit der Wahrnehmung (akustisch, visuell, taktil,

olfaktorisch, u.a.), mögliche Kompensations- und Anpassungsstrategien, und anderes berücksichtigt

werden.

Im Zusammenhang mit einem positiven Therapieverlauf steht häufig eine erfolgreiche

Integration in das Arbeitsleben und/oder Bewältigung von Problemen im Arbeitsalltag. Weiter wird

von erwachsenen Personen mit AS häufig der Wunsch geäußert soziale Kontakte zu knüpfen und zu

pflegen, was mit einer von ihnen positiv empfundenen Lebensqualität in Beziehung steht.

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Training der sozialen Kompetenz (FASTER) In der Hochschulambulanz der Psychiatrie Freiburg wird seit 2008 ein Soziales Kompetenz-

Training für Personen mit AS angeboten (Freiburger AspergerSpezifische Therapie für

ERwachsene, FASTER). Das Training findet einmal in der Woche statt und ist für Personen von 18

und älter gedacht.

Sitzung   Inhalt  

1   Begrüßung  (Vorstellungsrunde),  Einverständniserklärung,  Therapievertrag,  Schweigepflicht,  Video  

2   Gruppenregeln  (allg.  Regeln  zum  Umgang  miteinander,  Gruppenziele,  Techniken,  Themen)  

3   Psychoedukation  Teil  1  (Diagnosekriterien,  Verhaltens-­‐  und  Verarbeitungsstile)  

4   Psychoedukation  Teil  2  (Stärken  und  Schwächen)  

5   Achtsamkeit  Teil1:  Übung,  Psychoedukation  (wozu,  wise  mind,  weshalb  wichtig;  Quadrade)  

6   Achtsamkeit  Teil  2:  Erkennen  von  Stressituationen;  Übung  Nähe-­‐Distanz  (zu  nonverbaler  Kommunikation?)  

7   Gefühle:  Einführung  nach  DBT,  Biologie  z.B.  von  Angst    

8   Gefühle/  Nonverbale  Kommunikation:  Gnosis  facialis,  woran  erkenne  ich  Emotionen  (Mimik);  Überleitung  komplexe  Situationen    

9   Gefühle/  Nonverbale  Kommunikation  Gnosis  facialis  Fortsetzung  

10   Nonverbale  Kommunikation:  Körperhaltung,  Nähe/  Distanz  

11   Nonverbale  Kommunikation:  Fortsetzung  St.  10    

12   Nonverbale  Kommunikation:  Pantomime,  komplexe  Bilder  

13   Verbale  Kommunikation:  Prosodie  mit  Teilbereichen  

14   Verbale  Kommunikation:  4-­‐Ohren-­‐Modell,  Referate  zu  Basisfertigkeiten    

15  -­‐  23   Verbale  Kommunikation:  Rollenspiele  „Zuhören“,  „Anliegen  hervorbringen“,  „Anliegen  vorbringen“,  „positive  und  negative  Gefühle  ausdrucken“.  Weitere  verbale  Fertigkeiten  (Telefon,  Gespräch  beginnen/  beenden,  Small  Talk  etc.)  

24   Abschluss,  Ausblick,  Abschied  

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Informationen zum AS im Internet Autismus Deutschland e.V. BUNDESVERBAND ZUR FÖRDERUNG VON MENSCHEN MIT AUTISMUS http://www.autismus.de/pages/startseite.php Hier gibt es weitere Adressen für das gesamte Bundesgebiet und weitere Informationen. ASPERGIA Aspergia ist eine Webseite und Plattform für Menschen mit Asperger Syndrom, ihre Angehörigen und auch für Fachleute.

Auf dieser Seite wird auch ein Forum betrieben (für „Aspies“, Eltern und Angehörige)ASPIES e. V.

Aspies e.V. ist eine Selbsthilfeorganisation von und für Menschen im Autismusspektrum

http://www.aspies.de/

ASPERGER-ONLINE

Diese Seiten wurden auf Anregung und in Zusammenarbeit mit Joachim Junker und Harald Matoni von der Autismus-Ambulanz Linker Niederrhein erstellt.

http://www.asperger-online.de/asperger3.html

DIANA'S HOMEPAGE

Eine Frau mit Asperger Syndrom. Sie stellt sich auf ihren Seiten vor und hat hilfreiche Links auf andere Internet-Seiten, Foren, Mailinglisten und Chatangebote)

http://www.aspiana.de/

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Kontakt und Spezial-Sprechstunde der Hochschulambulanz [email protected]

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Weitere Informationen

Bücher zum AS Deutschsprachige Literatur

Brauns, A. (2002). Buntschatten und Fledermäuse: Leben in einer anderen Welt. Hamburg: Hoffmann und Campe.

Buntschatten und Fledermäuse, so unterscheidet Axel Brauns die Menschen in seiner Umgebung. Buntschatten verhalten sich ruhiger und lassen ihm die Chance, Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Fledermäuse hingegen flattern wild um ihn herum, und in ihrer Gegenwart fühlt er sich nicht wohl. Axel ist Autist und lebt in einer anderen Welt. Sein Buch gewährt uns einen tiefen Einblick in diese abgegrenzte, auf einer eigenen Ordnung beruhenden Welt, in der sich Axel wohl fühlt, die er aber gezwungenermaßen verlassen muss, um in unserer Gesellschaft nicht unter die Räder zu kommen.

Im Alter von zwei Jahren bricht die Krankheit aus: Axels Wahrnehmung verblasst, er verliert die Fähigkeit, seine Mitmenschen zu erkennen und zu verstehen, sein Sprachvermögen versiegt. Doch die Eltern kämpfen unermüdlich dagegen an, dass ihr Sohn in der sozialen Isolation versinkt. Mit viel Mühe, Geduld sowie einigen Tricksereien gelingt es, Axel so "normal" wie möglich aufwachsen zu lassen. Er kommt in den Kindergarten, wird eingeschult und wechselt später sogar auf das "Geräusch" -- das Wort "Gymnasium" hat für Axel keinen Klang, und klanglose Worte sind für ihn nur "Geräusche". Doch trotz der vermittelten Normalität verbringt er die meiste Zeit in seiner Welt, weil dort vieles einfacher ist ("Es gibt Dinge, die man versteht, und es gibt Dinge, die man nicht versteht. Buntschatten gehörten zu den Dingen, die man nicht versteht.")

Axel besteht das Abitur und beginnt ein BWL-Studium. Er hat dem System ein Schnippchen geschlagen: "Die einen bleiben sitzen, die anderen werden versetzt. Ich gehörte zu keiner der beiden Arten, ich hatte es geschafft, bereits vor der ersten Klasse sitzen zu bleiben, ohne dass es ein Lehrer gemerkt hatte." Trotz seines Arrangements mit der Normalität bleibt eine gewisse Tragik spürbar, denn die Gefühlswelt der Buntschatten bleibt Axel verschlossen. Die Bedeutung von Liebe, Tod, Mitleid und Humor erschließt sich ihm nur ansatzweise. Und dieses Unvermögen macht Axel wohl am meisten zu schaffen, wenn er am Ende bekennt: "Alle Jugendlichen spazierten mit Siebenmeilenstiefeln in das Leben hinaus. Niemals würde ich ihnen folgen können." Vielleicht gelingt es uns Buntschatten mithilfe dieses bewegenden Buches, Axel Brauns Welt ein bisschen besser zu verstehen. --Christoph Reudenbach

Schuster, N. (2007). Ein guter Tag ist ein Tag mit Wirsing: Das Asperger-Syndrom aus der Sicht

einer Betroffenen. Weidler Buchverlag Berlin. Sehr detaillierte Beschreibung von Wahrnehmungsbesonderheiten, Soziale Interaktion, Kommunikation, repetitive Verhaltensmuster und Motorik aus der Sicht einer Frau mit dem Asperger Syndrom. Sie berichtet dabei über viele Menschen (auch bekannten, die ebenfalls Bücher geschrieben haben) mit dem Asperger Syndrom (immer mit Literaturangabe).

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Tammet, D. (2007). Elf ist freundlich und Fünf ist laut: Ein genialer Autist erklärt seine Welt. Düsseldorf: Patmos.

Daniel isst genau 45 Gramm Porridge zum Frühstück und kann das Haus nur verlassen, wenn er zuvor seine Kleidungsstücke gezählt hat. Er nimmt Zahlen als Formen, Farben oder Strukturen wahr und verfügt über unglaubliche Rechenkünste. Auch Fremdsprachen lernt er innerhalb einer Woche fließend. Sein zwanghaftes Bedürfnis nach Ordnung und Routine, aber auch seine erstaunlichen mentalen Fähigkeiten werden verursacht durch das Savant-Syndrom, eine seltene Variante des Asperger-Syndroms (eine Form des Autismus). Dieser authentische Bericht eines genialen Autisten veranschaulicht auf bewegende Weise, was es bedeutet, "anders" zu sein, und bietet einen faszinierenden Einblick in die Kraft des menschlichen Geistes. Ich wurde am 31. Januar geboren ? einem Mittwoch. Ich weiß, es war ein Mittwoch, denn in meiner Vorstellung ist der Tag blau, und Mittwoch ist immer blau. Mir gefällt mein Geburtsdatum, weil ich die meisten Zahlen darin als glatte, runde Formen vor mir sehen kann, so wie ein Kieselstein an einem Strand. Ich habe eine seltsame Krankheit, das sogenannte Savant-Syndrom, das wenig bekannt war, bis es 1988 von dem Schauspieler Dustin Hoffman in dem oscarprämierten Film Rainman dargestellt wurde. Wenn jemand meinen Eltern vor zehn Jahren erzählt hätte, dass ich einmal völlig selbstständig leben, eine Partnerschaft führen und einen Beruf ausüben würde, hätten sie es bestimmt nicht geglaubt, und ich bin nicht sicher, ob ich es selbst geglaubt hätte. Dieses Buch erzählt, wie ich dorthin gelangt bin. Daniel Tammet

Attwood, T. (2008). Ein ganzes Leben mit dem Asperger Syndrom. Stuttgart: Trias.

Sehr genaue Beschreibungen und Antworten auf viele Fragen des Asperger Syndroms. Teilweise deutsche Übersetzung des englischen Buchs von 2007. Auch hier schreibt Tony Attwood über viele Bereiche, die mit dem Asperger Syndrom zusammenhängen (Was ist das Asperger Syndrom?, Diagnose, Soziales Verständnis und Freundschaft, Hänseln und Mobbing, Theory of Mind, Gefühle verstehen und ausdrücken, Spezialinteresse, Sprache, kognitive Fähigkeiten, Bewegung und Koordination, Leben nach der Schule, langfristige Beziehungen, Psychotherapie, und anderes).

Remschmidt, H. & Kamp-Becker, I. (2006). Asperger-Syndrom. Heidelberg: Springer.

Hierbei handelt es sich um ein medizinisch/psychologisches Fachbuch. Es werden Bereiche behandelt, wie Geschichte des Asperger Syndroms, Definition, Klassifikation und Epidemiologie, Ätiologie, Störungsspezifische Diagnostik, Differenzialdiagnostik, Interventionen, Prognose.

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Bölte, S. (2009). Autismus - Spektrum, Ursachen, Diagnostik, Intervention, Perspektiven. Bern: Hans Huber, Hogrefe AG.

Kurzbeschreibung

Das vorliegende gleichermaßen umfassende wie detailreiche Lehrbuch bringt Sie auf den aktuellen Stand der Klinik und Forschung im Bereich Autismus und verwandter Verhaltensprobleme (Asperger-Syndrom, atypischer Autismus, PDD-NOS) im Kindes- und Erwachsenenalter.

Diese auch unter dem Begriff Autismus-Spektrum-Störungen zusammengefassten Entwicklungsbeeinträchtigungen sind insbesondere durch Auffälligkeiten der sozialen Interaktion und Bewusstheit, der zwischenmenschlichen Kommunikation sowie durch repetitive, rigide Denk- und Aktivitätsmuster charakterisiert.

Renommierte Wissenschaftler und Therapeuten aus dem deutschsprachigen Raum schildern anschaulich die Erkenntnisse der Grundlagen- und Ursachenforschung sowie angewandten Diagnostik und Intervention. Nicht wenige der Kapitel dieses Lehrbuchs wurden in dieser Form noch nie oder nicht in deutscher Sprache oder solch kompakter und vollständiger Zusammenfassung veröffentlicht.

Besonderen Neuheitswert haben z. B. Immunologie, Interaktions- und Spezialinteressen-fokussierte Beratung, Computer- und Informationstechnik, Neurofeedback, oder der Wert von Bewegung, Spiel und Sport.

44 Kapitel in sieben Abschnitten: Grundlagen, Ursachen, Intervention, Rahmenbedingungen, Länderperspektiven und persönlichen Erfahrungen bieten eingehende Information und Orientierung in jedem Bereich. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Intervention. Allein therapeutischen Maßnahmen sind 21 Kapitel gewidmet. Die Beiträge zu rechtlichen Aspekten, relevanten Organisationen, spezialisierten Einrichtungen, spezifischen Entwicklungen in Österreich und der Schweiz, persönliche Noten von autistischen Menschen, ihren Angehörigen und Experten sowie ein Prolog zu Autismus in Film und Literatur unterstreichen die breite thematische Einbettung des Buches.

Über den Autor

Prof. Dr. rer. med., Dipl.-Psych. Sven Bölte ist seit 2009 leitender Psychologe der Forschung an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Er ist Vorsitzender der Wissenschaftlichen Gesellschaft Autismus-Spektrum (WGAS) und hat mehr als 80 Originalarbeiten, Reviews, Bücher, Buchbeiträge, Testverfahren und Therapieprogramme zum Thema ´Autismusª publiziert.

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Englischsprachige Literatur

Attwood, T. (1998). Asperger's Syndrome: A Guide for Parents and Professionals. London, England: Jessica Kingsley Publishers.

Sehr genaue Beschreibungen und Antworten auf viele Fragen des Asperger Syndroms. Es werden Bereiche, wie die Diagnose, Freundschaft, Mobbing, Theorie des Geistes (Theory of Mind), Ausdrücken und Verstehen von Emotionen, Spezialinteressen, Sprache, kognitive Fähigkeiten, Bewegung, sensorische Sensitivität, Leben nach der Schule (Universität, Karriere), Lang-Zeit-Beziehungen, Psychotherapie und anderes angesprochen.

Buch ist in englischer Sprache geschrieben.

Saxe, R. & Baron-Cohen, S. (2007). Theory of Mind. East Sussex: Psychology Press. Ebenfalls ein Fachbuch, welches eine Sammlung von neueren Studien beinhaltet, die im Bereich des Asperger Syndroms in der Forschung gemacht wurden. Dabei werden ganz verschiedene Themen angeschnitten und Hypothesen überprüft: Empathie, affektive und kognitive Theorie des Geistes, Sprache, Spiegelneurone, Aufmerksamkeit, Gesichtsausdruck bei der sozialen Interaktion, und anderes.

Dieses Buch mit den Studien-Sammlungen ist in englischer Sprache.