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Aus der Orthopädischen Klinik und Poliklinik des Waldkrankenhauses St. Marien Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Vorstand: Professor Dr. med. Raimund Forst Durchgeführt in der Orthopädisch – Unfallchirurgischen Klinik Wichernhaus des Krankenhauses Rummelsberg/Schwarzenbruck Ehemaliger Ärztlicher Direktor: Professor Dr. med. Günther Zeiler Der Krankheitsverlauf der Gelenkzerstörung bei der rapide destruierenden Coxarthrose im Vergleich zur hypertroph sklerosierenden Coxarthrose Inaugural – Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen – Nürnberg Vorgelegt von Dietmar Josef Thomas aus Langenaltheim

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  • Aus der Orthopädischen Klinik und Poliklinik des Waldkrankenhauses

    St. Marien Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Vorstand: Professor Dr. med. Raimund Forst

    Durchgeführt in der

    Orthopädisch – Unfallchirurgischen Klinik Wichernhaus des Krankenhauses Rummelsberg/Schwarzenbruck

    Ehemaliger Ärztlicher Direktor: Professor Dr. med. Günther Zeiler

    Der Krankheitsverlauf der Gelenkzerstörung bei der

    rapide destruierenden Coxarthrose

    im Vergleich zur hypertroph sklerosierenden Coxarthrose

    Inaugural – Dissertation

    zur Erlangung der Doktorwürde

    der Medizinischen Fakultät

    der Friedrich-Alexander-Universität

    Erlangen – Nürnberg

    Vorgelegt von

    Dietmar Josef Thomas

    aus Langenaltheim

  • Gedruckt mit Erlaubnis der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität

    Erlangen-Nürnberg Dekan: Prof. Dr. J. Schüttler

    Referent: Prof. Dr. G. Zeiler

    Korreferent: Prof. Dr. R. Forst

    Tag der mündlichen Prüfung: 23. November 2009

  • GLIEDERUNG Zusammenfassung ...................................................................... 1 Summary …………………………………………………………….. 3 1. Einleitung und Aufgabenstellung ………………………………. 5

    1.1 Grundlegende Pathomechanismen der Osteoarthrose…………….. 5 1.2 Osteoarthrose des Hüftgelenks....................................................... 8 1.3 Aufgabenstellung ........................................................................... 10

    2. Material und Methoden............................................................11

    2.1 Patientengut und Untersuchungsmaterial ...................................... 11 2.2 Gewebeasservierung und Prozessierung ...................................... 12 2.3 Histologische Techniken ................................................................ 13 2.4 Immunhistochemie......................................................................... 13

    3. Ergebnisse ..............................................................................15

    3.1 Klinischer Krankheitsverlauf und Symptomatik .............................. 15 3.2 Laborchemische Befunde .............................................................. 17 3.3 Nativradiologische Befunde ........................................................... 18 3.4 Mikroradiographische Befunde ...................................................... 25 3.5 Histopathologische und immunhistochemische Befunde ............... 27 3.5.1 Hypertroph sklerosierende Coxarthrose ..................................... 27 3.5.2 Rapide destruierende Coxarthrose ............................................. 31

    4. Diskussion ...............................................................................38

    4.1 Historische Einordnung.................................................................. 38 4.2 Epidemiologie, klinische Symptomatik und Krankheitsverlauf ....... 43 4.3 Bedeutung laborchemischer Befunde ............................................ 46 4.4 Interpretation und klinische Konsequenzen der radiologischen und mikroradiographischen Ergebnisse............................................... 49 4.5 Pathogenetische und strukturelle Besonderheiten der rapide destruierenden Coxarthrose...................................................... 54

    5. Literatur ...................................................................................60 6. Abkürzungen ...........................................................................68 7. Verzeichnis der Veröffentlichungen.........................................69 8. Danksagung ............................................................................70 9. Lebenslauf...............................................................................71

  • 1

    Zusammenfassung Hintergrund und Ziele Die rapide destruierende Coxarthrose (RDC) führt meist innerhalb eines

    Jahres zu einer äußerst schmerzhaften Destruktion des Hüftgelenks. Im

    Rahmen der Erstkonsultation findet sich häufig ein unauffälliger

    radiologischer Befund, welcher sich bis zum Zeitpunkt der Operation zu

    einem Verlust des Gelenkspalts mit kortikaler Erosion und atropher

    Knochenreaktion bis hin zu einer sekundären Femurkopfdestruktion

    gewandelt hat. Es werden die klinischen Verläufe, Pathomorphologie der

    Degradation des hyalinen Gelenkknorpels, die sekundären ossären

    Reaktionen und die Bedeutung der osteoarthrotischen Synovialitis bei der

    rapide destruierenden Coxarthrose untersucht und dem Krankheitsverlauf

    und Pathomechanismus der hypertroph sklerosierenden Coxarthrose (HSC)

    gegenübergestellt.

    Methoden Die vorliegende Arbeit untersucht 16 Fälle mit rapide destruierender

    Coxarthrose im Vergleich zu 12 Fällen von hypertroph sklerosierender

    Coxarthrose, die in der Orthopädisch-Unfallchirurgischen Klinik Wichernhaus

    am Krankenhaus Rummelsberg eine Hüfttotalendoprothese erhielten. Hierzu

    werden klinischer Krankheitsverlauf und Symptomatik, laborchemische

    Parameter, nativradiologische Befunde und Verläufe, mikroradiographische

    Befunde sowie histopathologische und immunhistochemische Ergebnisse

    dargelegt und mit der relevanten Literatur diskutiert.

    Ergebnisse und Beobachtungen Es konnte der rapide Krankheitsverlauf bei der RDC dargelegt werden.

    Laborchemisch fand sich in der RDC-Gruppe eine Beschleunigung der BSG

    und leichte CRP-Erhöhung. Die radiologische Analyse zeigte

    nativradiologisch und mikroradiographisch eine hochgradige

    Gelenkspaltverschmälerung bis zum vollständigen Verlust, eine atrophe

    Knochenreaktion mit kortikaler Erosion und kleinzystischer Destruktion sowie

    einen sekundären Substanzverlust des Femurkopfes zum Zeitpunkt der

    Totalendoprothesenimplantation. Charakteristisch war der Nachweis geringer

  • 2

    oder fehlender Veränderungen der betroffenen Hüftgelenke bei Vorliegen

    früherer Röntgenaufnahmen. Die histopathologische und

    immunhistochemische Untersuchung konnte die unterschiedlichen

    Ausprägungen der Knorpeldegradation herausarbeiten: die RDC-Präparate

    wiesen in der Belastungszone einen vollständigen Knorpelverlust mit

    kortikaler Erosion und tiefen kraterartigen Zysten auf, die einfaches

    Granulationsgewebe mit Knorpel- und Knochenfragmenten enthielten oder

    durch pilzartige Knorpelregenerate ausgefüllt waren, die aus metaplastischen

    Knorpelzellnestern entstanden. Osteophytäre Reaktionen waren bei der RDC

    in der Regel nicht nachweisbar. Typische Muster der Proteoglykan- und

    Kollagenverteilung konnten dargelegt werden. Die Synoviapräparate zeigten

    im Vergleich zur HSC, wo das Bild einer ausgeprägten Kapselfibrose

    vorherrschte, bei der RDC eine aktivierte Detritus-Synovialitis mit

    entzündlicher villöser Hyperplasie und Lymphozytenaggregaten.

    Praktische Schlussfolgerungen Der Mechanismus der Knorpeldegradation bei der rapide destruierenden

    Coxarthrose ist letztendlich noch ungeklärt. Die rapide Zerstörung des

    Knorpels scheint durch eine gesteigerte Synthese von Proteasen und

    Zytokine durch aktivierte Synoviozyten unterhalten zu werden, welche

    Inhibitoren der Metalloproteasen oder Inhibitoren der die Knochenresorption

    fördernden Faktoren übertreffen. Die Synovialitis wiederum wird durch

    Knorpel- und Knochendetritus verstärkt. Eine verbesserte Differenzierung

    des Degenerationsgrades des Gelenkknorpels durch hochauflösende MRT

    sowie die Validierung molekularer Marker für die Identifizierung von

    Coxarthrosepatienten mit einem hohen Risiko für eine rapide

    Gelenkdestruktion ist anzustreben. Eine frühzeitige Diagnosestellung der

    RDC könnte die Indikationsstellung zum endoprothetischen Gelenkersatz vor

    der völligen Gelenkdestruktion positiv beeinflussen.

  • 3

    Summary Introduction Rapidly destructive coxarthrosis (RDC) cumulates in extremely painful joint

    destruction usually within one year. Primary negative radiographic signs

    change into loss of joint space, cortical erosion, bone atrophy and secondary

    destruction of the femoral head until the time of surgery. Course of clinical

    findings, pathology of cartilage degradation, secondary bone reaction and the

    significance of osteoarthritic synovitis are investigated in comparison to

    progression of disease and pathomechanism of hypertrophic sclerosing

    coxarthrosis (HSC).

    Materials and methods 16 cases of RDC and 12 cases of HSC undergoing total hip arthroplasty at

    the Department of Orthopaedic and Trauma Surgery Wichernhaus at

    Rummelsberg Hospital are investigated in this study. Clinical progression and

    symptoms, laboratory parameters, radiographic and micro-radiographic

    findings, histological and immunohistochemical findings are shown and

    compared with relevant literature.

    Results The rapidly progression of disease in case of RDC could be explained. BSR

    and CRP parameters were higher in case of RDC. Analysis of radiological

    and micro-radiographic findings showed severe or total loss of joint space,

    bone atrophy, cortical erosion, cystic joint destruction and substance loss of

    femoral head until time of total hip replacement. These alterations were not

    found in former radiographics of the investigated hip joints. Histology and

    Immunohistochemistry showed the differences in cartilage degradation: in

    specimen of RDC were found complete loss of cartilage, cortical bone

    erosion and deep crater-like cysts within the load-bearing zone. Cystic

    lesions were infiltrated by fibrous connective tissue surrounding necrotic

    bone and cartilage fragments. Proliferation of metaplastic chondrocytes

    formed cartilage tufts growing to the joint surface. Osteophytes usually were

    not verified in case of RDC. Distribution of proteoglycans and collagen types

    appeared in typical patterns. Fibrosis of the capsule was the predominantly

    feature of HSC synovial morphology, synovial membrane in RDC was

  • 4

    characterized by activated detritus synovitis, synovial inflammation with

    villous hyperplasia and aggregates of lymphocytic infiltration. Conclusion The process of cartilage degradation in rapidly destructive hip arthropathy is

    still unknown. The rapid cartilage destruction seems to be triggered by an

    increased synthesis of proteolytic enzymes and cytokines by activated

    synovial cells overwhelming inhibitors such as tissue inhibitors of

    metalloproteases or inhibitors to block the action of bone resorbing factors.

    Necrotic bone and cartilage fragments again contribute the synovial

    inflammation.

    Improved differentiation in grading of cartilage degeneration by high

    resolution MRT as well as validation of molecular markers should be aimed

    to identify patients of high risk for rapidly joint destruction. Indication for hip

    replacement could be influenced by early diagnosis of RDC before of total

    joint destruction.

  • 5

    1. Einleitung und Aufgabenstellung

    1.1 Grundlegende Pathomechanismen der Osteoarthrose Der hyaline Gelenkknorpel stellt die biomechanisch zentrale Struktur in dem

    Organsystem der im Dienst der Lokomotion stehenden synovialen Gelenke

    dar, die von den artikulierenden Gelenkflächen mit Knorpelüberzug, dem

    subchondralen Knochen und der Gelenkkapsel mit der sie auskleidenden

    Synovialmembran gebildet werden.

    Der hyaline Knorpel des Erwachsenen hat weder eine eigene Blutversorgung

    noch eine direkte lymphatische Drainage oder eigene Innervation.

    Die hochdifferenzierten Chondrozyten machen beim Erwachsenen nur 2-3%

    des Knorpelvolumens aus und stellen den einzigen Zelltyp des hyalinen

    Knorpels dar, pluripotente Zellen mit regenerativen Fähigkeiten fehlen (13).

    Während das Zellverhalten der Chondrozyten im gesunden adulten

    Gelenkknorpel bei stabilem Phänotyp eine geringe metabolische Aktivität

    aufweist, kommt es bei der humanen Arthrose zu Aktivierungs- und

    Differenzierungsvorgängen, die über eine Veränderung der

    Matrixzusammensetzung zu unphysiologischen Interaktionen und zu einem

    Überwiegen der degenerativen Vorgänge führen (76).

    Die extrazelluläre Matrix repräsentiert mehr als 95% des Gewebevolumens,

    wovon wiederum Wasser mit 60 – 80% den Hauptanteil darstellt (49).

    Die Matrix wird von den Chondrozyten synthetisiert und erneuert.

    Proteoglykane und Kollagene sind die bedeutendsten extrazellulären

    Strukturmoleküle des Knorpels. Das Verhältnis der Matrixkomponenten

    bestimmt die viskoelastischen Eigenschaften des Knorpelgewebes.

  • 6

    Das größte Proteoglykan stellt das Aggrekan dar, dessen Moleküle über

    Link-Proteine an Hyaluronsäure binden und eine sehr hohe Wasseravidität

    aufweisen.

    Durch die Einbindung der Proteoglykane in das straffe Kollagenfasernetz

    führt der osmotisch bedingte Expansionsdruck zu der prallelastischen

    Knorpelkonsistenz (68; 71).

    Der hyaline Knorpel beinhaltet die Kollagene II, IX, X, XI und geringere

    Mengen des Kollagen Typ VI.

    Das Typ-II-Kollagen bildet mit 90-95% der Kollagene deren Hauptbestandteil

    und baut mit Typ IX und XI die Kollagenfibrillen auf.

    Typ-VI-Kollagen bildet ein eigenes Netz und ist im Knorpel insbesondere in

    der perizellulären Matrix der sog. Chondrone lokalisiert (74).

    Nur von hypertrophen Chondrozyten in der metabolisch aktiven Zone des

    kalzifizierten adulten Knorpels wird das Typ-X-Kollagen synthetisiert (91).

    Die zonenspezifisch angeordneten Kollagenfasern bilden die Grundlage für

    die Festigkeit und Integrität des Knorpels.

    Die Degradation des Knorpels im Rahmen der Arthrose führt allgemein zu

    einem kontinuierlichen Knorpelverlust, Strukturänderungen des

    subchondralen Knochens und osteophytären Randreaktionen.

    Die Balance der anabolen und katabolen Stoffwechselvorgänge und die

    Synthese sowie die Funktion der extrazellulären Matrixkomponenten sind

    gestört.

    Auf zellulärer Ebene können die Chondrozyten einer Proliferation unterliegen

    oder programmiert im Sinne der Apoptose bzw. nicht programmiert (Nekrose)

    sterben (55). Histologisch können sich somit Cluster, typisch für

    Zellproliferationen, als auch leere Lakunen als Zeichen des Zelltods zeigen

    (54).

  • 7

    Durch die Expression anaboler Gene kommt es zur Mehrsynthese von

    Typ-II-Kollagen und Aggrekan als Versuch, die geschädigte Matrix zu

    reparieren (5). Dennoch findet sich in allen Stadien der Osteoarthrose ein

    zunehmender Proteoglykanverlust.

    Eine weitere Reaktionsform der Chondrozyten besteht in einer

    Dedifferenzierung mit stark veränderter Genexpression, eingestellter

    Synthese von Aggrekan und Typ-II-Kollagen sowie Exprimierung der

    Kollagene I, III und V. (78)

    In der Matrix kommt es einerseits im frühen Stadium der Osteoarthrose zur

    Degradation molekularer Komponenten wie des Aggrekans und

    eingeschlossener Proteoglykane durch proteolytische Enzyme, insbesondere

    der Matrix-Metalloproteinasen, mit resultierend steigendem

    Proteoglykanverlust vor allem in den superfiziellen Knorpelschichten (53).

    Zum anderen tritt in späteren Stadien ein Verlust der Matrixproteoglykane

    und eine Destabilisierung supramolekularer Strukturen wie des

    Kollagenfibrillen-Netzwerkes ein, was zu einer makroskopischen Schwellung

    und zunehmenden Aufweichung des Knorpels mit erhöhter Rissbildung führt

    (76).

    Dadurch weist die Gelenkoberfläche makroskopisch eine Aufrauung auf, die

    zur Knorpelfibrillation und in späten Stadien zu partiellem oder totalen

    Knorpelverlust mit Freilegung des subchondralen Knochens führt.

    Die morphologischen, biochemischen und biomechanischen Veränderungen

    im Rahmen der Osteoarthrose betreffen alle Gewebe eines Gelenkes und

    führen klinisch zu Schmerz, Bewegungs- und Funktionseinschränkung,

    Krepitation, Entzündung und Ergussbildung (63).

  • 8

    Neben den Veränderungen an Knorpel und Knochen bestehen im Rahmen

    der Osteoarthrose Mitreaktionen der Synovialmembran und der

    Gelenkkapsel, die in frühen Stadien durch molekulare Degradationsprodukte,

    später durch abgeriebene Knorpel- und Knochenfragmente verursacht

    werden. Es werden monozytäre und lymphozytäre Zellen rekrutiert, die

    Deckzellschicht und das Stroma proliferieren mit der Ausbildung villöser

    Zotten. Bei der Detritus-Synovialitis findet man die Knorpel-und

    Knochenfragmente der Synovialis aufgelagert oder inkorporiert.

    Die entzündlichen Veränderungen der Synovialis, Aktivierung von

    Synovialzellen und Kapselfibrose sind Korrelate für Schwellung, Schmerz

    und Steifigkeit. (62)

    1.2 Osteoarthrose des Hüftgelenks Die Osteoarthrose des Hüftgelenkes wird generell in primäre und sekundäre

    Formen unterteilt.

    Die ca. 75% der Coxarthrosen ausmachenden sekundären Formen

    entwickeln sich aus nicht vollständig ausgeheilten Hüftgelenkserkrankungen,

    treten meist früher auf als die primäre Form und sind häufiger monoartikulär

    (88).

    In der Regel ist sowohl die primäre als auch die sekundäre Form der

    Coxarthrose mit einer hypertrophen ossären Reaktion vergesellschaftet und

    zeigt die typischen radiologischen Zeichen der verstärkten subchondralen

    Sklerosierung, Verschmälerung des Gelenkspalts, Ausbildung sekundärer

    osteophytärer Randzacken und Entstehung subchondraler Geröllzysten.

    Die klinische Symptomatik bei der hypertroph sklerosierenden Coxarthrose ist geprägt von Schmerzen und zunehmender Funktionseinschränkung und schreitet meist langsam über Jahre fort.

  • 9

    Die rapide destruierende Coxarthrose führt innerhalb von etwa 12 bis 18 Monaten zu einer kompletten und äußerst schmerzhaften Destruktion eines

    vorher normalen Hüftgelenkes ohne jegliche präarthrotische Deformität.

    Der Begriff der rapide destruierenden Osteoarthrose des Hüftgelenkes wurde

    1970 von Postel und Kerboull geprägt (75; 80).

    Die Gelenkerkrankung unterscheidet sich von der rheumatoiden Arthritis,

    Hüftkopfnekrose oder septischen Arthritiden.

    Die Patienten leiden an hochgradigen Schmerzen und raschem

    Funktionsverlust, der in eine frühe kontrakte Fehlstellung des Hüftgelenkes

    mündet.

    Im Rahmen der schmerzbedingten Erstkonsultation findet sich häufig ein

    unauffälliger Röntgenbefund der Hüftgelenke.

    Die späteren radiologischen Zeichen weisen dann einen rasch

    fortschreitenden konzentrischen Verlust des Gelenkspalts mit klein-zystischer

    Destruktion des Gelenks sowie eine kortikale Erosion mit atropher

    Knochenreaktion ohne die Ausbildung osteophytärer Reaktionen oder einer

    subchondralen Sklerosierung auf.

  • 10

    1.3 Aufgabenstellung Aufgabe der vorliegenden Arbeit ist es, die klinischen Verläufe, Pathomorphologie der Degradation des hyalinen Gelenkknorpels, die

    sekundären ossären Reaktionen und die Bedeutung der osteoarthrotischen

    Synovialitis bei der rapide destruierenden Coxarthrose zu untersuchen und

    die spezifischen Charakteristika dieser Form der Coxarthrose darzustellen.

    Vergleichend sollen die Unterschiede in Krankheitsverlauf und

    Pathomechanismus bei der hypertroph sklerosierenden Form der

    Osteoarthrose untersucht und dargelegt werden.

  • 11

    2. Material und Methoden

    2.1 Patientengut und Untersuchungsmaterial Zur Aufnahme in die Studie gelangten konsekutiv insgesamt 28 Fälle, die in

    der Orthopädischen Klinik am Krankenhaus Rummelsberg/Schwarzenbruck

    die Implantation einer Hüfttotalendoprothese aufgrund einer Coxarthrose

    erhielten.

    Die Patienten wurden am Tag vor der Operation zur Anamnese hinsichtlich

    Anamnesedauer, Schmerzen, Funktions-und Aktivitätseinschränkung befragt

    und klinisch untersucht. Zur Anwendung kamen dabei der WOMAC-

    Osteoarthrose-Fragebogen (86; 51) und der Harris-Hip-Score (35; 51).

    Am gleichen Tage wurde eine laborchemische Untersuchung mit

    Bestimmung des C-reaktiven Proteins und der Blutkörperchen-

    Senkungsgeschwindigkeit durchgeführt.

    Es erfolgte eine präoperative nativradiologische Röntgenuntersuchung der

    Hüftgelenke in zwei Standardebenen anterio-posterior und axial nach

    Lauenstein.

    Die Zuordnung zur Gruppe der rapide destruierenden Coxarthrose oder zum

    Vergleichskollektiv der hypertroph sklerosierenden Coxarthrose wurde

    aufgrund der präoperativen klinischen und typischen radiologischen Befunde

    getroffen.

    In die Gruppe der rapide destruierenden Coxarthrose (RDC) wurden 16 Fälle aufgenommen. Der Altersdurchschnitt dieser Gruppe betrug zum

    Zeitpunkt der Operation 71,2 Jahre (60 – 89 Jahre).

  • 12

    In der Vergleichsgruppe der hypertroph sklerosierenden Coxarthrose (HSC) wurden 12 Fälle untersucht. Hier betrug der Altersdurchschnitt 67,3 Jahre (57 – 78 Jahre).

    Ausgeschlossen wurden sämtliche Formen sekundärer Coxarthrosen,

    Dysplasiecoxarthrosen, Protrusionscoxarthrosen und posttraumatische

    Coxarthrosen sowie aseptische Hüftkopfnekrosen, rheumatoide Arthritiden,

    septische Coxitiden und kristallinduzierte Arthritiden.

    2.2 Gewebeasservierung und Prozessierung

    Am Operationstag wurde sofort mit Eröffnung des Hüftgelenkes ein Abstrich

    von der Synovialflüssigkeit zur mikrobiologischen Untersuchung entnommen,

    wobei sämtliche Ergebnisse negativ waren, wodurch infektiöse Arthritiden im

    Untersuchungsgut ausgeschlossen werden konnten.

    Von der Hüftgelenkskapsel mit Synovialmembran wurden 2-4 Gewebsproben

    entnommen. Aus der zentralen Hauptbelastungszone der resezierten

    Hüftköpfe wurden 1-2 frontale Scheiben von 3-4 mm Dicke gesägt.

    Beide Präparate wurden sofort noch während der Operation in

    Paraformaldehyd 4% fixiert. Die asservierten Präparate wurden im

    Pathologischen Institut der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-

    Nürnberg (Vorstand: Prof. Dr. Th. Kirchner bzw. Prof. Dr. Th. Papadopoulos)

    mikroradiographisch, histologisch und immunhistochemisch untersucht.

    Die Bearbeitung der asservierten Gewebeproben erfolgte nach dem

    folgenden Protokoll.

  • 13

    Die zentralen Mittelscheiben der Hüftköpfe von 0,3 – 0,4 cm Dicke wurden

    mit 40 kV geröntgt, je nach Dicke 45 – 90 sec. Anschließend erfolgte die

    nochmalige Einlage in PFA 4% über mindestens 15 min.

    Die Entkalkung erfolgte mit 0,26M EDTA in 1,33% PFA in PBS pH 7,3 über

    4 – 6 Wochen. Gegebenenfalls wurde eine Kontrollröntgenuntersuchung zum

    Nachweis der vollständigen Entkalkung durchgeführt.

    Sowohl die fixierten Kapsel-Synovialis-Proben als auch die entkalkten und

    zugeschnittenen Femurkopfscheiben wurden in NaCl 0,9% ausgewaschen

    und in einer Alkoholreihe (Ethanol 50% - 80% - 100% je 1 h) dehydriert.

    Die Einbettung wurde in Paraffin (Paraplast) vorgenommen und die mit dem

    Mikrotom geschnittenen Präparate auf Glasobjektträger aufgebracht.

    2.3 Histologische Techniken Alle Präparate wurden gemäß dem Standardprotokoll (38) Hämatoxylin-

    Eosin gefärbt. Dabei werden Zellkerne blau-violett, das Zytoplasma und

    kollagene Fasern blassrot bis rot dargestellt.

    Die Toluidinblau-Färbung ist zur differenzierten Anfärbung der Zellkerne, des

    Zytoplasma und Proteoglykane geeignet.

    2.4 Immunhistochemie Die Vorbehandlung der Schnitte wurde durch Entparaffinierung in Xylol und

    anschließende Rehydrierung in einer absteigenden Alkoholreihe (Ethanol

    80% - 50% - H2O) durchgeführt.

  • 14

    Immunhistochemisch wurden die Knorpel-Knochen-Präparate im Hinblick auf

    das Vorkommen und die Verteilung von Kollagen Typ I, II und VI sowie von

    Aggrekan mit monoklonalen Antikörpern untersucht.

    Hierzu wurden zur Entfernung epitopmaskierender Proteine und

    Quervernetzungen die entparaffinierten Schnitte bei 37°C 60 min lang

    enzymatische vorbehandelt (Hylase: 2 mg/ml in PBS pH 5; Pronase: 2 mg/ml

    in PBS pH 7,3; Protease XXIV: 0,02 mg/ml in TBS).

    Unter Verwendung der Alkalischen Phosphatase-Methode (65) wurde nach

    zweimaligem Waschen in TBS (Trisphosphat gepufferte Saline mit bovinem

    Serumalbumin in Verdünnungslösung) der jeweilige monoklonale

    Primärantikörper verdünnt aufgetragen und über Nacht bei 4°C inkubiert.

    Zur Verstärkung des Signals wurde nach erneutem dreimaligen Waschen in

    TBS mit dem biotin-markierten Brückenantikörper (Link, 1:100) bzw.

    darauffolgend mit dem enzymgekoppelten Label (1:100), welches als Basis

    für die Farbreaktion mit hoher Affinität an das Biotin des Brückenantikörpers

    bindet, für jeweils 30 min bei Raumtemperatur inkubiert.

    Die Farbreaktion wurde für 30 min nach erneuter TBS-Behandlung mit

    folgender Farblösung durchgeführt: 50 mM Tris-HCl pH 8,2; NaCl 0,9%;

    Naphtol 0,2 mg/ml; Dimethylformamid 0,05 mg/ml und 1mg/ml Fast Red.

    Nach jeweiligem Auswaschen unter fließendem Wasser für 10 min wurde

    das Nachfärben der Zellkerne mit Haematoxylin-Lösung bzw. die Eindeckung

    der Präparate mit Aquatex vorgenommen.

  • 15

    3. Ergebnisse

    3.1 Klinischer Krankheitsverlauf und Symptomatik Die Erkrankungsdauer seit Auftreten der ersten Symptome im Bereich der betroffenen Hüfte bis zur Diagnose der manifesten Gelenkdestruktion, die

    dann zur Indikationsstellung der Totalprothesenimplantation führte, betrug im

    Mittelwert in der Gruppe der Patienten mit hypertroph sklerosierender

    Coxarthrose (HSC) 45,5 + 21 Monate, in der Gruppe mit rapide destruierender Coxarthrose (RDC) 11,3 + 5,5 Monate.

    Die Patienten wurden am Tage vor der Prothesenimplantation hinsichtlich

    Schmerzen, Funktionseinschränkung und Alltagsaktivität standardisiert

    befragt und klinisch untersucht.

    Der WOMAC-Osteoarthroseindex (Version LK3.0, deutsch), ein vollstandardisiertes Verfahren zur Selbstbeurteilung, umfasst 5 Fragen zu

    Schmerzen, 2 Fragen zur Gelenksteifigkeit und 17 Fragen zur

    Alltagsaktivität, die mit der Likert-Skala mit 5 Kategorien jeweils in der

    Zuordnung „keine, leichte, mittlere, starke oder extreme“ Beschwerden

    entsprechend einem Wert 1-5 beantwortet wurden.

    Dabei ergab sich im Mittel in der HSC-Gruppe ein Indexwert von 3,41 + 0,71 und in der RDC-Gruppe ein Wert von 3,37 + 0,77.

    Der Harris Hip Score beschreibt die Messdimensionen Schmerz, Mobilität, Aktivität des täglichen Lebens und das objektiv erfasste Bewegungsausmaß.

    Während die Selbstbeurteilung ca. 91% der Testmethode ausmacht, wird die

    objektive Messung mit ca. 9% beschrieben. Bezüglich des

    Bewegungsausmasses wird neben der Beurteilung einer

    kontraktionsbedingten Deformität und Beinlängendifferenz die Beweglichkeit

    im Bogenmaß mit Indices multipliziert, so dass maximal 5,025

    Beweglichkeitspunkte erreicht werden können.

  • 16

    Die Beweglichkeit für Extension/Flexion, Abduktion/Adduktion und

    Außenrotation/Innenrotation wurde nach der Neutral-Null-Methode bestimmt.

    Die maximal erreichbare Punktzahl des Harris Hip Score bei

    Beschwerdefreiheit beträgt 100 Punkte.

    In der HSC-Gruppe wurde im Mittel ein Punktwert von 51,5 + 15,4 erreicht, während in der RDC-Gruppe 48,9 + 18,2 Punkte erreicht wurden.

    Die präoperative Beweglichkeit wies in der RDC-Gruppe bei 11 von 16 Patienten präoperativ eine schmerzhafte fixierte Flexionskontraktur auf, in

    der HSC-Gruppe war eine fixierte Beugekontraktur bei 2 von 12 Patienten nachzuweisen.

    Die präoperativ mögliche Gehstrecke wurde von den Patienten der HSC-Gruppe im Mittel mit 1204 + 995 m angegeben, während diese in der RDC-Gruppe noch 397 + 315 m betrug.

  • 17

    3.2 Laborchemische Befunde Im Rahmen der routinemäßigen präoperativen Labordiagnostik wurden bei

    jedem Patienten am präoperativen Tag die Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit (BSG) nach einer und zwei Stunden bestimmt. Der Referenzbereich der gewählten Methode weist bei Männern Werte von

    3 – 8 mm/1h bzw. 5 – 18 mm/2h auf. Bei Frauen liegen die Normwerte in den

    Bereichen 6 – 11 mm/1h bzw. 6 – 20 mm/2h.

    Dabei ergaben sich in der HSC-Gruppe Werte von 8,3 + 4,1 mm/1h und 19,8 + 9,0 mm/2h.

    Die Patienten der RDC-Gruppe wiesen in der ersten Stunde Werte von 22,1 + 9,1 mm/1h auf. Der zweite Wert betrug 47,9 + 18,2 mm/2h.

    Des Weiteren wurde bei jedem Patienten der Serumwert für das C-reaktive Protein (CRP) analysiert. Der Normwert der gewählten Bestimmungsmethode liegt bei einem Wert bis 0,5 mg/dl.

    Die Patienten der HSC-Gruppe hatten präoperative CRP-Werte von 0,5 + 0,1 mg/dl.

    In der RDC-Gruppe ergaben sich CRP-Werte von 1,3 + 0,9 mg/dl.

  • 18

    3.3 Nativradiologische Befunde Die präoperative nativradiologische Röntgenuntersuchung der Hüftgelenke

    erfolgte in den Standardebenen anterio-posterior und axial nach Lauenstein.

    Die Befunde der HSC-Gruppe wiesen folgende typische nativradiologische Zeichen auf (Abbildung 1-4):

    - Gelenkspaltverschmälerung

    - subchondrale Sklerosierung

    - Osteophytenbildung

    - Zysten und Pseudozysten

    - Kraniolaterale Subluxation

    Abb.1: weibl., G.U., 72 J., präoperativ Abb. 2: Pat. wie 1)

  • 19

    Abb. 3: weibl., T.M., 73J. Abb. 4: männl., B.W., 67J.

    Die nativradiologischen Charakteristika der Hüftgelenksaufnahmen der

    RDC-Gruppe sind (Abbildung 5-6): - symmetrische Gelenkspaltverschmälerung bis -verlust

    - atrophe Knochenreaktion mit kortikaler Erosion

    - kleinzystische Destruktion

    - sekundärer Substanzverlust mit Destruktion des Hüftkopfes

    Abb. 5: männl., M.W., 72 J. Abb. 6: Pat. wie 5)

  • 20

    Die Analyse der Entwicklung der nativradiologisch erfassbaren

    osteoarthrotischen Veränderungen bis zur Indikationsstellung zur Operation

    zeigte einen charakteristisch langen und langsam progredienten Verlauf in

    der HSC-Gruppe (Abbildung 7 – 8).

    Abb. 7a: männl., W.E., 1980, 49 J. Abb. 7b: 1991, 60 J.

    Abb. 7c: 1993, 62 J. Abb. 7d: 1998, 67 J.

  • 21

    Abb. 7e: 4/2000, 69 J. Abb. 7f: 2/2001, 70 J. präoperativ

    Abb. 8a: männl., H.W., 1996, 67 J. Abb. 8b: wie a)

    Abb. 8c: 2/2001, 72 J., präoperativ Abb. 8d: wie c)

  • 22

    In der RDC-Gruppe ließ sich durch die Analyse der Röntgenaufnahmen ein rascher Verlauf der destruierenden Gelenkveränderungen nachweisen, so

    dass durchschnittlich innerhalb eines Jahres nach Auftreten der ersten

    nativradiologisch erfassbaren Zeichen bereits eine fortgeschrittene oder

    völlige Gelenkdestruktion zum Operationszeitpunkt bestand.

    (Abbildung 9 – 11).

    Abb. 9a: männl., N.G., 6/2000, Abb. 10a: wie 9a), 6/2000 73 J. rechte Hüfte linke Hüfte

    Abb. 9b: 5/2001, präoperativ Abb. 10b: 4/2002, präoperativ

  • 23

    Abb.11a: weibl., E.G. 4/1999, Abb. 11b: 1/2000 66 J.

    Abb. 11c: 5/2000, präoperativ Bestanden in der RDC-Gruppe bei der Indikationsstellung zum totalendoprothetischen Gelenkersatz bereits manifeste radiologische

    Zeichen der rapide destruierenden Coxarthrose, wie Nachweis eines

    symmetrischen Gelenkspaltverlustes, kortikaler Erosion und zystischen

    Einbrüchen, so kam es innerhalb von 6 Monaten bis zum

    Operationszeitpunkt zu einem sekundären Substanzverlust des Hüftkopfes

    mit ausgeprägter Gelenkdestruktion.

    (Abbildung 12 – 13).

  • 24

    Abb. 12 a: weibl. B.K. 12/2000, Abb. 12 b: wie 12 a) 67 J.

    Abb. 12 c: 6/2001 präoperativ Abb. 12 d: wie 12 c)

    Abb. 13 a: männl., B.K., 79 J., Abb. 13 b: wie 13 a) massive Kopfdestruktion

  • 25

    3.4 Mikroradiographische Befunde Die nativradiologisch fassbaren Veränderungen im Rahmen der hypertroph-

    sklerosierenden Coxarthrose bzw. der rapide destruierenden Coxarthrose

    finden sich auch in den mikroradiographischen Befunden wieder.

    In der HSC-Gruppe (Abbildung 7 - 10) zeigen sich hierbei die typischen Zeichen der sklerosierenden Coxarthrose am Femurkopf:

    - subchondrale Sklerosierung

    - Randosteophytenbildung

    - Zysten und Pseudozysten

    Abb. 7 – 10: Mikroradiographische Aufnahmen von Femurköpfen bei hypertroph

    sklerosierender Coxarthrose

  • 26

    Die aufgearbeiteten Femurköpfe der RDC-Gruppe (Abb. 11 - 16) wiesen kortikale Erosionen und tiefe zystische Knochendefekte, zum Teil mit

    sekundärer Kopfdestruktion auf.

    Abb. 11 – 16: Mikroradiographische Aufnahmen von Femurköpfen bei rapide

    destruierender Coxarthrose

  • 27

    3.5 Histopathologische und immunhistochemische Befunde

    3.5.1 Hypertroph sklerosierende Coxarthrose

    Die Gelenkflächenmorphologie der untersuchten Präparate mit sklerosierender Coxarthrose weist die Zeichen der fortgeschrittenen Arthrose

    auf.

    Das Staging (4) des Gesamtausmaßes der Gelenkdestruktion erreicht bei

    allen untersuchten Hüftköpfen zumindest fokal den Grad IV nach Otte (70).

    Die Beurteilung des lokalen Schädigungsgrades im Sinne eines Grading (4)

    zeigt bei Anwendung des Graduierungssystems nach Mankin (53) bei allen

    Hüftköpfen Stadien 8 bis über 10.

    Es findet sich histologisch in der HE-Färbung eine hochgradige

    Knorpelverschmälerung mit tiefreichenden Substanzdefekten, wobei fissurale

    Knorpelläsionen und Knorpelfibrillationen den subchondralen Knochen

    erreichen.

    In den gewichtsbelasteten Arealen ist ein vollständiger Knorpelverlust mit

    Freilegung des subchondralen Knochens zu verzeichnen.

    In der fibrillierten Knorpelzone, die den freigelegten subchondralen Knochen

    umgibt, sind nur noch wenige Chondrozyten in der oberflächennahen Matrix

    nachweisbar (Abbildung 17).

    Die Toluidinblaufärbung zeigt in den oberflächlichen Schichten einen

    ausgeprägten Proteoglykanverlust bei noch gegebener Anfärbbarkeit in den

    erhaltenen tiefen Knorpelschichten (Abbildung 18).

  • 28

    Abb. 17: Knorpelfibrillation Abb. 18: Proteoglykanverlust

    Immunhistochemisch lässt sich ein Verlust von Aggrekan und Kollagen II

    in den oberflächlichen Schichten darstellen, während in den tieferen

    Zonen eine vermehrte perizelluläre Expression von Kollagen VI besteht

    (Abbildung 19).

    Abb. 19: Perizelluläre Kollagen VI-

    Expression

  • 29

    Der kortikale Knochen ist intakt, es findet sich eine hypertrophierte

    subchondrale Grenzlamelle (Abbildung 20).

    In den Bereichen des freiliegenden Knochens finden sich teilweise

    Knochennekrosen mit Verlust der Osteozytenkerne und eosinophilem

    Granulationsgewebe in den Markräumen.

    Abb. 20: Hypertrophe subchondrale

    Grenzlamelle

    „Geröllzysten“ stellen subchondrale Pseudozysten in den Bereichen des

    knorpelfreien Knochens dar. Sie weisen im Lumen zellreiches

    Granulationsgewebe mit eingeschlossenen Knochen- und

    Knorpelfragmenten auf (Abbildung 21 – 22).

    Abb. 21: intakte Kortikalis bei Abb. 22: inkorporierte Knorpel-

    subchondraler Zyste und Knochenfragmente

  • 30

    Die hier untersuchten fortgeschrittenen Stadien zeigen ausgeprägte

    Osteophyten und Randexostosen, die aus fibrösem Pannusgewebe mit

    eingeschlossenen nekrotischen Knochenfragmenten, sowie aus

    chondroiden Anteilen mit Zeichen der enchondralen Ossifikation,

    bestehen.

    Die untersuchten Gelenkkapselanteile mit synovialer Oberfläche zeigen alle eine ausgeprägte Fibrose und Verdickung der Kapsel.

    Es zeigt sich in allen Präparaten eine nur geringgradige chronische

    Synoviitis.

    Die synoviale Oberfläche ist geringgradig villös-hyperplastisch. Die

    synoviale Deckzellschicht ist gering- bis mäßiggradig proliferiert, es findet

    sich eine vereinzelte Synoviozytenaktivierung.

    Fokal sind geringe lymphoplasmazelluläre Entzündungsinfiltrate

    nachweisbar (Abbildung 23 – 24).

    Abb. 23 und 24: Synovialmembran bei sklerosierender Coxarthrose

  • 31

    3.5.2 Rapide destruierende Coxarthrose Die Gelenkflächenmorphologie der Präparate der RDC-Gruppe zeigt ebenso in allen untersuchten Fällen Stadien der fortgeschrittenen

    arthrotischen Veränderungen.

    Das Gesamtausmaß der Gelenkdegeneration führt auch in dieser Gruppe

    unter Zugrundelegung des Staging-Schema von Otte bei allen Fällen zu

    einem Grad IV.

    Das Grading der Gelenkdestruktion nach Mankin erreicht bei allen

    Präparaten die Stadien 8 bis über 10.

    Im einzelnen findet sich regelhaft ein nahezu vollständiger Knorpelverlust

    mit hochgradiger bis kompletter kortikaler Knochenerosion (Abbildung 25)

    Abb. 25: Vollständige Knorpeldestruktion und erodierte Kortikalis bei RDC

    Die knorpelentblößten Areale weisen tiefe kraterartige Zysten mit

    kortikaler Destruktion auf. Die Zysten sind gefüllt mit fibrösem

    Bindegewebe, das nekrotische Knorpel- und Knochenfragmente

    einschließt (Abbildung 26 - 27).

  • 32

    Abb. 26: Vergrößerte mikroradio- Abb. 27: Tiefe kraterartige Zyste bei RDC

    grafische Aufnahme einer Zyste mit

    kortikaler Destruktion bei RDC

    Es zeigt sich eine Proliferation metaplastischer Chondrozyten mit

    Ausbildung metaplastischer Knorpelzellnester. Chondroides

    Reparationsgewebe findet sich in Form einer pilzförmigen

    Regeneratknorpelbildung (Abbildung 28 – 30).

    Abb. 28: Proliferation metaplastischer

    Chondrozyten mit Bildung von Knorpelzellnestern

  • 33

    Abb. 29: Chondroide pilzförmige Regenerat-

    knorpelbildung

    Abb. 30: Fibröses Knorpelregenerat

    Diese fibrösen Knorpelregenerate zeigen eine charakteristische

    Proteoglykan- und Kollagenverteilung. In der Toluidinblau-Färbung ist

    Aggrekan vermehrt an der Wurzel der Regenerate und in den

    metaplastischen Chondrozytennestern nachweisbar. Kollagen II ist

    immunhistochemisch ebenfalls vermehrt in den Wurzelbereichen der

    pilzförmigen Regenerate und in den Knorpelzellnestern anzutreffen,

    während Kollagen VI homogen in den Regeneraten vertelt ist.

    Kollagen Typ I wiederum ist in den Knorpelzellnestern verstärkt

    nachzuweisen (Abbildung 31 – 36).

  • 34

    Abb. 31 und 32: Toluidinblaufärbung mit typischer Proteoglykanverteilung

    Abb. 33: Immunhistochemischer Abb. 34: Homogene Verteilung

    Nachweis Kollagen-Typ-II von Kollagen-Typ-VI

    Abb. 35 und 36: Kollagen-Typ-I in basalen Knorpelzellnestern

  • 35

    Die histologische Untersuchung der Gelenkkapsel und Synovialmembran der RDC-Gruppe zeigt eine deutlich geringer ausgeprägte Kapselfibrose als die HSC-Gruppe.

    Es findet sich in der HE-Färbung eine extensive villöse Hyperplasie der

    zottig gestalteten synovialen Oberfläche und Synoviozytenproliferation bei

    allen untersuchten Synovialmembranen. Die Deckzellschicht ist

    mehrreihig, die Zellform kubisch bis zylindrisch. Im Zottenstroma finden

    sich meist ein Ödem sowie auch fokale histiozytäre Ansammlungen mit

    einzelnen mehrkernigen Riesenzellen (Abbildung 37 – 40).

    Abb. 37 und 38: Ausgeprägte villöse Hyperplasie

    Abb. 39 und 40: Aktivierte Synoviozyten in mehrreihiger Zelllage

  • 36

    Vorherrschend ist in allen Fällen das Bild einer moderaten

    Detritussynoviitis mit inkorporierten Knorpel- und Knochenfragmenten.

    Das Stratum synoviale weist dabei ein unterschiedlich faserreiches

    Granulationsgewebe mit Einschluß von zahlreichen Knorpel- und

    Knochensequestern auf. Im Randbereich der Fragmente liegt gefäß- und

    zellreiches Granulationsgewebe, zum Teil mit Osteoklasten sowie

    schütteren lymphoplasmazellulären und granulozytären Infiltraten

    (Abbildung 41 – 42).

    Abb. 41 und 42: Detritus-Synoviitis

    Abschnittsweise findet man auch Synoviaareale mit gesteigerter

    Proliferation der synovialen Fibroblasten.

    Umschrieben in faserreicheren Narbenarealen auch metaplastischer

    hyaliner Knorpel und lamellärer Knochen mit desmaler Ossifikation,

    teilweise unter Einschluß von Fettmark.

  • 37

    Bei Synoviapräparaten von 9 der 16 Patienten der RDC-Gruppe lassen

    sich neben einer diffusen lymphozytären Infiltration auch fokale

    Lymphozytenaggregate im Stroma als Ausdruck einer

    lymphoplasmazellulären entzündlichen Synoviitis nachweisen

    (Abbildung 43 – 44).

    Abb. 43 und 44: Fokale Lymphozytenaggregate

  • 38

    4. Diskussion Die grundlegenden Pathomechanismen der Osteoarthrose waren in den

    vergangenen Jahren Gegenstand zahlreicher Arbeiten, insbesondere auf

    immunhistologischen und molekularbiologischen Gebiet. Dennoch ist auch

    heute die Ätiologie und Pathogenese der Arthrose in ihrer Komplexität noch

    nicht letztendlich geklärt.

    Mohr definiert die Arthrose als die Krankheit, „bei der eine Knorpelzerstörung

    ohne andere assoziierte klinisch, radiologisch oder laborchemisch

    diagnostizierte definierbare Krankheiten vorliegt.“ (62)

    Die auslösenden Faktoren und der Mechanismus der Gelenkdestruktion bei

    der rapide destruierenden Coxarthrose in Abgrenzung zu den pathogenetischen Vorgängen bei der hypertroph sklerosierenden

    Coxarthrose sind ebenso bisher nicht geklärt.

    Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die klinischen, radiologischen und

    pathomorphologischen Besonderheiten der rapide destruierenden

    Verlaufsform der Coxarthrose darzulegen und vergleichend in die

    derzeitigen Erkenntnisse über die Gelenkdegradation bei der Osteoarthrose

    des Hüftgelenks einzuordnen.

    4.1 Historische Einordnung In der Betrachtung des historischen Kontext fällt zunächst die Schwierigkeit

    auf, für das multifaktorielle Krankheitsbild der Arthrose eine

    Begriffsbezeichnung und Klassifikation zu finden, die die verschiedenen

    pathogenetischen und nosologischen Aspekte berücksichtigt. In dem

    Bemühen um eine Differenzierung der degenerativen Gelenkerkrankungen

    gelang den Autoren zunächst jedoch weder eine ätiologische noch formale

    oder kausale pathogenetische Abgrenzung.

  • 39

    Brodie beschreibt 1821 zusammenfassend seine pathologischen Befunde

    über die Arthrose wie folgt (11):

    „Ulceration des Knorpels kann Folge einer Entzündung seiner eigenen

    Substanz oder der Oberfläche des Knochens seyn, mit welcher er in

    Verbindung steht. Aber in vielen Fällen sind keine deutlichen Spuren einer

    vorhergegangenen entzündlichen Thätigkeit weder in dem einen noch in dem

    anderen Theile, und die Entzündung, welche nachher statt findet, scheint

    eher ein Begleiter, als die Ursache eines Ulcerationsprocesses zu seyn.“

    Die Bemühungen um eine Differenzierung entzündlicher und degenerativer

    Krankheitsprozesse prägten auch Ende des 19. und Anfang des 20.

    Jahrhunderts die Suche nach einer Begriffsbestimmung und Definition der

    arthrotischen Gelenkerkrankung. Virchow sprach 1860 von der „Arthritis

    deformans“ und auch von Volkmann beschrieb 1865 die „Arthritis deformans“

    als eine Krankheit des hohen Alters, die mit ossifizierender Hyperplasie der

    Knorpel des Gelenks und subchondraler Atrophie der Epiphysen einhergehe.

    Entzündliche Erscheinungen seien meist sekundär, so dass durch schwartige

    Verdickungen von Kapseln und Bändern und über Wucherungen der

    Knochenränder die deformierende Gelenkentzündung sich entwickle (93).

    Müller schlug dann im Jahre 1913 anläßlich des „XVII. International

    Congress of Medicine“ in London eine Unterscheidung der eigentlichen

    Arthritis und der nichtentzündlich degenerativ verursachten „Arthropathia

    deformans“ vor (62).

    Nach Wessinghage prägte der Internist Aßmann 1925 schließlich die Termini

    Arthrose und Osteoarthrose anlässlich eines Vortrags auf der

    „16. Tagung der Deutschen Röntgengesellschaft“ in Bad Nauheim (93).

    Wessinghage verweist jedoch abschließend auf eine frühere Nennung des

    Begriffes „Arthrosia acuta et chronica“ durch Good im Jahre 1817 in dessen

    Arbeit „A physiological system of nosology; with a corrected and simplified

    nomenclature“ (93).

    Betrachtet man speziell die Entwicklung des Begriffes „Koxarthrose“, so

    spiegelt sich auch hier der jeweilige Kenntnisstand über die Pathologie der

  • 40

    Arthrose wider. So finden sich in der frühen Literatur Begriffe wie „Coxalgie“,

    „Morbus articuli femoris“ oder „Morbus coxarius“ (62).

    Wollenberg zitiert in seiner Arbeit über die „Arthritis deformans“ aus dem

    Jahre 1910 den irischen Arzt Adams, der 1839 die Koxarthrose

    charakterisiert durch eine „Verdickung der Faserknorpel… hyperämischen

    Zustand der Synovialgebilde, die wuchernde Knochenneubildung, welche um

    die Pfanne herum geschieht, sie vertieft oder ihren Rand mit knöchernen

    Knötchen umgibt…“ (94).

    Schoeman will in seinem Buch über das „Malum coxae senile“ 1851 der

    degenerativen Koxarthrose „ … in pathogenetischer und diagnostischer Sicht

    eine gleiche selbständige Würdigung … wie anderen Hüftgelenkkrankheiten“

    geben (82).

    Rauschmann stellt fest, dass Ende des 19. Jahrhunderts entzündlich-

    rheumatische von degenerativen Gelenkleiden unterschieden wurden,

    pathogenetische Zusammenhänge bezüglich der degenerativen Formen

    jedoch im Dunkeln blieben (77).

    Hackenbroch prägte 1943 den Begriff der „präarthrotischen Deformität“ und

    sah die Arthrose als eine „Sekundärkrankheit“, die immer Folge eines

    vorausgehenden pathologischen Geschehens sei, welches eine Störung des

    Gleichgewichtes von Leistung und Beanspruchung eines Gelenkes bewirke

    (33).

    Pauwels stellte die biomechanischen Gesichtspunkte in den Fokus seiner

    Arbeiten über die Arthroseentstehung, indem er zeigte, dass eine

    Inkongruenz des Gelenkes zu einer pathologischen Druckbelastung und

    damit zur Arthrosis deformans führt (72).

    Mutter stellt in einer radiologischen Studie 1975 fest, dass nur bei 3,7 % der

    Patienten die Ätiologie der Koxarthrose nicht festzustellen sei, während in

  • 41

    den anderen Fällen die Arthrose auf der Grundlage präarthrotischer Faktoren

    entstand (64).

    Die Bedeutung präarthrotischer Faktoren wird auch durch die Arbeit von

    Solomon deutlich, der nur bei 8,3 % der untersuchten 327 Fälle keine

    eindeutige Ursache für die „osteoarthritis of the hip“ fand (83).

    Die meisten erschienenen pathologisch-anatomischen, radiologischen und

    klinischen Arbeiten zur Coxarthrose haben Formen mit langsamer

    progressiver Entwicklung der Krankheit zum Gegenstand. Das Studium der

    rapide destruierenden Coxarthrose beginnt erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und erst 1970 wird das Krankheitsbild in der Literatur

    definiert.

    Wenn König 1889 eine aggressive Form der monoartikulären Arthritis

    deformans wie folgt beschreibt: „Im Laufe eines Jahres kann ein

    Hüftgelenkskopf fast verschwunden, die Pfanne weit gewandert sein und

    zwar nicht bloß nach hinten und oben, sondern geraden Weges nach vorne,

    so dass die verkürzte Extremität völlig nach außen rotiert erscheint“, so

    würde dies zwar eine passende Beschreibung des Krankheitsverlaufes der

    rapide destruierenden Coxarthrose darstellen, jedoch ist es in Anbetracht des

    damaligen Forschungsstandes wahrscheinlicher, dass er von der synovialen

    „Arthritis deformans der Internisten“ auf der Basis entündlich-rheumatischer

    Gelenkleiden schreibt (40; 77).

    Im Jahre 1957 beschreibt Forestier eine Coxarthroseform mit rascher

    Gelenkdestruktion bei Frauen über 60 Jahren, die ihn an eine monoartikuläre

    Coxitis denken lässt. Aufgrund negativer Rheumafaktoren sowie einer

    normalen Blutsenkungsgeschwindigkeit erwähnt er jedoch die Möglichkeit

    einer besonderen Form der Coxarthrose, ohne jedoch zu diesem Zeitpunkt

    bereits das Krankheitsbild zu definieren (27).

    Merle-Vincent et al. geben in ihrer Arbeit über die rapide destruierende

    Coxarthrose (59) an, dass Pietrogrande ebenfalls 1957 eine rapide

    Verlaufsform der Hüftkopfzerstörung beschreibe, die in wenigen Monaten zu

  • 42

    einer vollständigen Gelenkzerstörung mit Destruktion des subchondralen

    Knochens führe (73). Allerdings berichten Pietrogrande und Mastromarino in

    der erwähnten Arbeit nicht über einen Fall der rapide destruierenden

    Coxarthrose, sondern über eine Femurkopfnekrose unter Cortisontherapie.

    1962 vertiefen Forestier einerseits und Lequesne andererseits die Hypothese

    einer destruierenden nicht-rheumatischen Form der Coxarthrose und

    schlagen die Bezeichnungen „coxarthrose destructrice rapide“ bzw. „

    coxopathie chondrocephalolytique rapide“ vor (7).

    Diese Bezeichnung findet zunächst keine generelle Akzeptanz, im Jahre

    1963 spricht Coste von der „coxarthrose usante“ (19).

    Waren die genannten französischen Autoren wohl die ersten, die diese

    Hüfterkrankung beschrieben, so haben ebenfalls französische Autoren die

    ungewöhnlich rasch fortschreitende Gelenkdestruktion als wichtigstes

    Kriterium für die Definition der rapide destruierenden Coxarthrose formuliert.

    Die Veröffentlichungen von Lequesne (45) sowie von Roux, Kerboull und

    Postel (80) aus dem Jahre 1970 legten die Definition und diagnostischen

    Kriterien fest.

    Demnach ist die rapide destruierende Coxarthrose eine Form der

    Coxarthrose mit einem Knorpelverlust von mindestens 2 mm pro Jahr.

    Andere ätiologische Faktoren für die Gelenkdestruktion wie infektiöse,

    rheumatisch-entzündliche, traumatische oder metabolische Ursachen sind

    ebenso wie eine aseptische Hüftkopfnekrose auszuschließen (48).

  • 43

    4.2 Epidemiologie, klinische Symptomatik und Krankheitsverlauf

    Betrachtet man zunächst die epidemiologischen Daten zur Coxarthrose, so ist festzuhalten, dass es nur wenige Angaben über die Häufigkeit der rapide

    destruierenden Form gibt.

    Während bei etwa 10-20 % der europäischen Bevölkerung die radiologischen

    Zeichen einer Coxarthrose nachweisbar sind, ist die klinische Prävalenz nur

    mit etwa 5 % anzusetzen. Pro Jahr werden in Deutschland pro 100 000

    Einwohner etwa 100 Hüfttotalendoprothesen aufgrund einer Coxarthrose

    implantiert (31).

    Sun et al. (87) gaben 1997 einen Überblick über die heterogene Datenlage

    zu Prävalenz und Inzidenz der Osteoarthrose. Die jährliche Inzidenz der

    klinisch manifesten Koxarthrose lag zwischen 10 und 195 pro 100 000

    Personenjahren. Die radiologische Prävalenz lag bei Personen ab dem 55.

    Lebensjahr zwischen 0,9 % und 25 % bei Männern und variierte von 0,6 %

    bis 16 % bei Frauen.

    Charrois et al. (14) geben den Anteil der rapide destruierenden Coxarthrose mit 5 bis 10 % aller Patienten mit einer degenerativen Hüftgelenkserkrankung an.

    In der Erstbeschreibung von Roux, Kerboull und Postel 1970 wird eine Rate

    von 5,67 % RDC von allen Coxarthroseoperationen angegeben (80).

    Auch Lequesne erwähnt im gleichen Jahr eine Häufigkeit von 5-6 % aller

    Coxarthrosepatienten der Klinik (48).

    Bouvier (10) gibt 1985 eine Zahl von 3 % RDC aller in die Klinik

    aufgenommenen Patienten mit Coxarthrose an, während Dougados 1997 in

    einer prospektiven Längsschnittbeobachtung von 436 ambulanten

    Coxarthrosepatienten eine Rate von 9,4 % mit RDC nennt (24).

  • 44

    Der Altersdurchschnitt der Patienten mit rapide destruierender Coxarthrose

    wird in der Literatur mit 65 Jahren (Verteilung ca. 50 – 80 Jahre) angegeben

    (7; 46). Das durchschnittliche Alter der von Rosenberg operierten Patienten

    lag bei 76,4 Jahren (79) und Conrozier fand in seiner vergleichenden Arbeit

    einen Durchschnitt von 71 Jahren der Patienten mit RDC, dagegen nur 60,5

    Jahre der Patienten mit gemeiner Coxarthrose (15).

    In der vorliegenden Arbeit liegt der Altersdurchschnitt der untersuchten

    Patienten mit RDC bei 71,2 Jahren, in der HSC-Gruppe bei 67,3 Jahren.

    In 80-90 % der Fälle weist die rapide destruierende Coxarthrose eine

    unilaterale Manifestation auf. Trevisan et al. (89) analysiert den Fall eines

    Patienten mit bilateraler Destruktion beider Hüften mit einem zeitlichen

    Intervall von 10 Monaten.

    In der vorliegenden Arbeit war in allen Fällen mit RDC nur ein Hüftgelenk

    betroffen.

    Die klinische Symptomatik der Coxarthrose ist geprägt durch Schmerz und zunehmenden Funktionsverlust. Anamnestisch werden vorzeitige Ermüdung

    bei gewohnter Belastung, Einlaufsteifigkeit und leichtes Hinken angegeben,

    gefolgt von Einlaufschmerz, später auch ständiger Belastungsschmerz mit

    Reduzierung der Gehstrecke sowie Dauer- und Ruheschmerz.

    Der Schmerz wird lokalisiert in Leiste, Trochanterregion und Gesäß sowie

    typisch ausstrahlend in den Oberschenkel bis Kniehöhe (34).

    Die klinische Untersuchung zeigt anfangs eine diskrete schmerzhafte

    Einschränkung der Rotation und Abduktion, später auch der Flexion.

    Ein hinkendes Gangbild kann schmerzbedingtes Schonhinken,

    Insuffizienzhinken als Folge einer zunehmenden Abduktoren- und

    Extensorenschwäche oder ein Verkürzungshinken aufgrund einer fehlstatisch

    bedingten funktionellen Beinverkürzung darstellen (31).

  • 45

    Im weiteren Verlauf können sich Atrophien der pelvitrochantären Muskulatur

    sowie Kontrakturen entwickeln, insbesondere im Sinne einer Flexions-

    Außenrotations-Adduktionskontraktur (34).

    Die Algofunktionsscores bei Coxarthrose berücksichtigen die Ausprägung

    von Schmerz und Steifigkeit sowie Einschränkungen der Beweglichkeit,

    Funktion und Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL).

    In der vorliegenden Arbeit wurden bei Verwendung des WOMAC-Osteoarthroseindex und des Harris Hip Score zum Zeitpunkt der Klinikaufnahme keine signifikant unterschiedlichen Indexwerte bzw.

    Punktwerte in den beiden Gruppen RDC und HSC ermittelt.

    Dies ist dadurch erklärbar, dass es sich bei dem ausgewählten Patientengut

    in beiden Gruppen um Patienten mit fortgeschrittener Coxarthrose handelt,

    so dass wesentliche Unterschiede bezüglich Schmerzausprägung,

    Funktionseinschränkung und Alltagsaktivität nicht zu erwarten sind.

    Allerdings zeigte sich in der RDC-Gruppe bei 11 von 16 Patienten (68,8%)

    eine schmerzhaft fixierte Flexionskontraktur, während nur 2 von 12 (16,6%)

    Patienten der HSC-Gruppe eine fixierte Kontraktur aufwiesen.

    Unterschiede fanden sich auch in der subjektiv von den Patienten

    eingeschätzten präoperativ möglichen Gehstrecke, die in der HSC-Gruppe

    mit durchschnittlich noch 1204 m, in der RDC-Gruppe mit 397 m angegeben

    wurde.

    In der Literatur wird die klinische Symptomatik ohne generelle Unterschiede

    zwischen beiden Gruppen entsprechend wiedergegeben.

    Charakteristisch findet man jedoch auch das gehäufte Auftreten einer

    schmerzhaften Flexionskontraktur bei Patienten mit rapide destruierender

    Coxarthrose (45; 20).

    Die wesentliche Bedeutung des Krankheitsverlaufes für die Differenzierung der langsam progredienten hypertroph sklerosierenden Coxarthrose von der

    rapide destruierenden Form findet sich bereits in der Begriffsbestimmung und

  • 46

    Definition der letzteren Arthroseform und wurde bereits in den ersten

    Veröffentlichungen als krankheitsspezifisch betont (27; 19; 45; 80).

    Die Erkrankungsdauer seit Beginn der Symptomatik der betroffenen Hüfte bis zur Diagnosestellung der manifesten fortgeschrittenen Coxarthrose bzw.

    Gelenkdestruktion, die dann zur Indikation zur

    Totalendoprothesenimplantation führte, zeigte auch in der vorliegenden

    Arbeit eindeutige Unterschiede. Von den Patienten der HDC-Gruppe wurde

    die Erkrankungsdauer im Mittel mit 45,5 (+ 21) Monaten angegeben,

    während diese in der RDC-Gruppe nur 11,3 (+ 5,5) Monate betrug.

    Von Tron et al. (90) sowie von Lequesne (47) wird der durchschnittliche

    Knorpelverlust pro Jahr bei der gemeinen Coxarthrose auf 0,2 bis 0,3 mm

    geschätzt, während es bei der rapide destruierenden Coxarthrose innerhalb

    von zwei Jahren in der Regel zu einem vollständigen Aufbrauch des

    Gelenkspaltes kommt. In der prospektiven Studie von Lequesne (46) wird

    eine Reduzierung der Gelenkspaltweite um 96 % in einem Jahr angegeben.

    4.3 Bedeutung laborchemischer Befunde In der vorliegenden Arbeit wurden zum Zeitpunkt der präoperativen

    Labordiagnostik einen Tag vor der Operation die Blutkörperchen-

    Senkungsgeschwindigkeit (BSG) und der Serumwert für das C-reaktive

    Protein (CRP) bestimmt.

    Die übrige Routinelabordiagnostik erbrachte hämatologisch im kleinen

    Blutbild in allen Fällen normale Leukozytenzahlen. Der bestimmte

    Rheumafaktor im Serum war in allen Fällen negativ.

    In der HSC-Gruppe betrug die BSG im Mittel 8,3 mm/1h zu 19,8 mm/2h, in der RDC-Gruppe im Mittel 22,1 mm/1h zu 47,9 mm/2h.

  • 47

    Die Bedeutung der Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit (BSG) als ein

    unspezifischer Parameter darf nicht zu hoch eingestuft werden.

    Die Beschleunigung zeigt eine gute Korrelation zur Intensität der klinischen

    Krankheitsaktivität und Floridität der Erkrankung. Der Wert stellt einen

    wichtigen Verlaufs- und Aktivitätsparameter dar und besitzt hierfür eine hohe

    Sensitivität. Es gelingt meist eine Differenzierung zwischen entzündlicher und

    nicht-entzündlicher Erkrankung (69).

    Mehrere Autoren geben eine Beschleunigung der BSG über 20 mm in der

    ersten Stunde in nur 20 bis 30 % der Fälle der Patienten mit nachgewiesener

    RDC an (45; 80; 12).

    Wenngleich ein erhöhter Wert in der Routinediagnostik nicht als spezifisch

    angesehen werden kann, sollte er bei unklaren Hüftschmerzen bestimmt

    werden, auch im Hinblick auf den differenzialdiagnostischen Ausschluss

    septischer und anderer entzündlicher Arthritiden, bei welchen regelhaft

    ausgeprägtere Beschleunigungen der BSG vorliegen.

    Das C-reaktive Protein im Serum (CRP) wies in der HSC-Gruppe einen mittleren Wert von 0,5 mg/dl auf, in der RDC-Gruppe betrug dieser Wert 1,3

    mg/dl.

    Das C-reaktive Protein (CRP) stellt im Vergleich mit der BSG einen

    empfindlicheren Parameter dar. Als „Akute-Phase-Protein“ wird es bei

    entzündlichen und gewebsschädigenden Prozessen freigesetzt.

    Normale CRP-Werte lassen akut-entzündliche, bakterielle und meist auch

    rheumatoide Erkrankungen ausschließen (69).

    Das CRP ist bei der rapide destruierenden Coxarthrose meist normal oder

    gering erhöht. Conrozier et al. fand trotzdem einen bis zu dreifach erhöhten

    Wert im Vergleich zur gemeinen Coxarthrose (16).

  • 48

    Im Hinblick auf den rapiden Verlauf der Hüftdestruktion wäre die Validierung

    sensitiver und spezifischer Laborparameter im Sinne von „Biomarkern“ der

    Osteoarthrose von eminenter klinischer Bedeutung (29; 25).

    Masuhara et al. haben 2002 bei der rapide destruierenden Coxarthrose im

    Vergleich mit Patienten mit gemeiner Coxarthrose signifikant erhöhte Serum-

    und Plasmakonzentrationen von Metalloproteinasen MMP-3 und MMP-9

    nachgewiesen (56; 57).

    Die Bedeutung des „Cartilage Oligomeric Matrix Protein“ (COMP) als

    Prädiktor einer raschen Progression der Knorpelzerstörung könnte

    insbesondere für die Früh- und Verlaufsdiagnostik der rapide destruierenden

    Coxarthrose von Bedeutung sein (32).

    Hohe COMP-Spiegel stellen einen möglichen brauchbaren Marker für den

    bereits veränderten Knorpelstoffwechsel am Beginn von Arthrosen dar (30;

    18).

    COMP ist vorwiegend in der territorialen Matrix um Chondrozyten lokalisiert

    und ist wesentlich an der Chondrogenese beteiligt (36). Beim Abbau von

    Gelenkknorpel gelangt COMP zunächst in die Synovialflüssigkeit und kann

    dann quantitativ im Serum mittels ELISA erfasst werden. Problematisch ist

    jedoch die mangelnde Spezifität des COMP für hyalinen Gelenkknorpel, da

    es auch in anderen bindegewebigen Strukturen und der Synovialmembran

    vorkommt.

    Garnero et al. (28) berichten 2003 über eine Untersuchung von 12 Patienten

    mit rapide destruierender Coxarthrose und 28 Patienten mit langsam

    progredienter sklerosierender Coxarthrose, bei welchen die Degradation des

    Typ-II-Kollagen durch die Urinkonzentration des C-terminalen Crosslink-

    Telopeptids des Kollagen Typ II (CTX-II) bestimmt wurde. Dabei fanden sich

    signifikant erhöhte Konzentrationen bei den Patienten mit RDC im Vergleich

    zu der langsam progredienten Coxarthrose-Gruppe. Auch bestand eine

  • 49

    Korrelation erhöhter Werte zur radiologisch gemessenen

    Gelenkspaltverschmälerung.

    Die Autoren kommen zu dem Schluß, dass CTX-II einen brauchbaren

    molekularen Marker für die Identifizierung von Coxarthrosepatienten mit

    einem hohen Risiko für eine rapide Gelenkdestruktion darstellen kann.

    Conrozier et al. (17) können allerdings in einer im Jahre 2004

    veröffentlichten fallkontrollierten Cross-over-Studie an 50 Patienten im

    Vergleich von hypertrophen Coxarthrosen mit „atrophen“ destruierenden

    Formen keine signifikanten Unterschiede für CRP, COMP, Hyaluronsäure,

    TIMP-1, Typ-I-Prokollagen, CTX-I oder MMP-1 nachweisen.

    4.4 Interpretation und klinische Konsequenzen der radiologischen und mikroradiographischen Ergebnisse Neben dem klinischen Krankheitsverlauf, der bei Patienten mit rapide

    destruierender Coxarthrose meist innerhalb eines Jahres zur Indikation zur

    Totalendoprothesenimplantation führt, stellen die radiologisch fassbaren

    Veränderungen spezifische Kriterien für die Diagnosestellung und

    Unterscheidung von der hypertroph sklerosierenden Coxarthrose dar.

    In der vorliegenden Arbeit wiesen die Hüftgelenke der HSC-Gruppe die

    bekannten charakteristischen Zeichen der Coxarthrose auf:

    Gelenkspaltverschmälerung, subchondrale Sklerosierung,

    Osteophytenbildung, Zysten und Pseudozysten sowie kraniolaterale

    Subluxation.

    Die präoperativen Aufnahmen der Hüftgelenke der RDC-Gruppe dagegen

    zeigten folgende Merkmale:

    symmetrische Gelenkspaltverschmälerung bis hin zum totalen Verlust des

    radiologisch darstellbaren Gelenkspaltes, atrophe Knochenreaktion mit

  • 50

    kortikaler Erosion, kleinzystische Destruktion und sekundärer

    Substanzverlust des Femurkopfes mit Destruktion des Hüftgelenkes.

    Diese spezifischen Veränderungen fanden sich auch in den

    mikroradiographischen Aufnahmen der gefertigten frontalen

    Femurkopfscheiben verdeutlicht wieder.

    Die rasche Progredienz der Gelenkdestruktion in der RDC-Gruppe konnte

    auch in der Analyse der vorliegenden Röntgenaufnahmen seit

    Erstvorstellung in der Klinik bzw. im Vergleich mit den extern ambulant

    gefertigten Aufnahmen festgestellt werden. In Unterscheidung zu den

    langsam über Jahre hinweg sich entwickelnden Zeichen der hypertroph

    sklerosierenden Coxarthrose fand sich in der RDC-Gruppe eine rasche

    Progredienz, die innerhalb eines Jahres bereits zu einer fortgeschrittenen

    oder völligen Destruktion des Hüftgelenkes führte.

    Waren zum Zeitpunkt der Indikationsstellung zur Operation bereits eindeutige

    Zeichen einer RDC radiologisch nachweisbar, so entwickelte sich bis zum

    Operationszeitpunkt innerhalb von 6 Monaten eine Destruktion des

    Femurkopfes.

    Dieser spezifische rapide Verlauf der radiologisch nachweisbaren

    destruierenden Gelenkveränderungen findet sich auch in der Literatur

    wieder.

    Rosenberg et al. (48) berichten 1992 über die retrospektive Analyse von 24

    operierten Patienten mit RDC mit einer durchschnittlichen Symptomdauer

    von 1,4 Jahren. Andere Ursachen für die Gelenkzerstörung wie

    Femurkopfnekrose, Infektion, rheumatoide Arthritis,

    Stoffwechselerkrankungen oder neurologische Ursachen wurde

    ausgeschlossen. Die Röntgenbefunde waren typisch: in 70 % bereits

    Femurkopfdestruktion mit Subluxationstendenz, in allen Fällen hochgradige

    Gelenkspaltverschmälerung und subchondrale Zysten. Osteophyten waren

    gar nicht oder nur gering ausgeprägt nachweisbar. Bei 9 Patienten standen

    frühere Aufnahmen zur Verfügung, durchschnittlich 18 Monate vor der

  • 51

    Operation, welche alle nur milde Zeichen der allgemeinen Coxarthrose

    aufwiesen.

    Bock et al. (8) haben 1993 über 27 Hüftgelenke berichtet mit einer

    durchschnittlichen Dauer von 14 Monaten bis zur radiologisch

    nachgewiesenen Gelenkdestruktion nach anfänglich negativem

    Röntgenbefund im Rahmen der schmerzbedingten Erstkonsultation, bei

    Ausschluss eines Falles mit einem Intervall von 5 Jahren sogar nur 4

    Monate. Die Autoren fanden ebenfalls einen progressiven Verlust des

    Gelenkspaltes, nur geringe Sklerosezeichen, keine Osteophyten in 22 Fällen

    sowie in 70 % eine hochgradige Femurkopfdestruktion.

    Llauger et al. (50) fassen die radiologischen differenzialdiagnostischen

    Zeichen der nichtseptischen „Monoarthritis“ zusammen und kommen zu den

    gleichen Ergebnissen wie die o.g. Autoren sowie die vorliegende Arbeit.

    In klinischer Hinsicht fällt sowohl in der Literatur als auch bei unserem

    Patientengut der späte Zeitpunkt der Diagnosestellung mit

    nativradiologischen Mitteln auf. Während zum Zeitpunkt der ambulanten

    Erstkonsultation aufgrund des Leitsymptoms Schmerz häufig ein unauffälliger

    Befund oder allenfalls diskrete Zeichen einer beginnenden gemeinen

    Coxarthrose vorliegen, zeigt sich bei Indikationsstellung zur

    Endoprothesenimplantation in der Regel innerhalb eines Jahres oder in

    wenigen Monaten eine hochgradige Gelenkdestruktion.

    Auf die mangelhafte Erfassbarkeit von Frühstadien der Coxarthrose mit

    konventioneller Röntgendiagnostik haben Locher, Ganz et al. (51) 2001 bei

    der allgemeinen Coxarthrose hingewiesen: in einer retrospektiven Analyse

    von Röntgenaufnahmen der Hüfte von 30 Patienten durch zwei Orthopäden

    und einen Radiologen wurden die konventionellen Röntgenbilder in 20 % der

    Fälle als normal beurteilt, obwohl das ebenso vorliegende Arthro-MRT und

    der intraoperative Befund in 90% einen substantiellen Knorpelschaden

    zeigten.

  • 52

    Auf die Stärke der Magnetresonanztomografie, den Knorpel hinsichtlich

    Volumen und struktureller Veränderungen sichtbar zu machen, weisen auch

    Zacher et al. 2006 hin (98). Durch geeignete Wahl der Parameter könnten

    selbst innerhalb des Knorpels gelegene pathologische Veränderungen

    sichtbar gemacht werden, auch wenn eine qualitative Darstellung des

    hyalinen Knorpels bisher nicht eindeutig validiert ist.

    Die Bedeutung der MRT speziell für die Diagnose der rapide destruierenden

    Coxarthrose haben 2002 Boutry et al. an 12 Patienten mit RDC analysiert

    (9). Allerdings erfüllten die eingeschlossenen Patienten bereits die Kriterien

    einer RDC zum Zeitpunkt der MRT-Untersuchung, wiesen also bereits einen

    Knorpelverlust von über 2 mm oder eine Gelenkspaltverschmälerung von 50

    % in einem Jahr auf. Die MRT-Befundung zeigte in 100% der Fälle einen

    Gelenkerguss, in 100 % ein Knochenmarksödem am proximalen Femur,

    83 % am Acetabulum, in 92 % eine Femurkopfabflachung und in 83 %

    zystenartige subchondrale Defekte. Des Weiteren wurden Linien von

    geringer Signalintensität im Bereich der Femurepiphysen, streifenartige

    Zonen geringer Signalintensität im subchondralen Knochen des Femurkopfes

    und fokale Signalabnormitäten in den umgebenden Weichteilen gefunden.

    Eine prospektive Untersuchung zur Validierung kernspintomografischer

    Befunde in Frühstadien der rapide destruierenden Coxarthrose wäre zur

    Abklärung der Bedeutung dieses Untersuchungsverfahrens für eine frühere

    Diagnosestellung wünschenswert (92).

    Die verbesserte Differenzierung des Degenerationsgrades des

    Gelenkknorpels durch hochauflösende MRT und damit frühzeitige

    Diagnosestellung der RDC könnte die Indikationsstellung zum

    endoprothetischen Gelenkersatz positiv beeinflussen.

    Die Analyse von Krankenblättern früherer Jahre der Orthopädischen Klinik

    Wichernhaus zeigte, dass in einigen Fällen bei Patienten mit RDC ohne

    nativradiologisch erkennbare fortgeschrittene Gelenkdestruktion

    gelenkerhaltende Operationen mit offener Synovektomie durchgeführt

  • 53

    wurden. In der Mehrzahl der Fälle waren schlechte Ergebnisse mit

    anschließend dennoch rascher Gelenkdestruktion zu verzeichnen. Die

    Möglichkeit einer präoperativen kernspintomografischen Darstellung der

    bereits bestehenden Knorpeldegeneration hätte die Einschätzung der

    prognostischen Wertigkeit einer alleinigen Synovektomie relativieren können.

    Des Weiteren stellt eine möglichst frühzeitige Diagnosestellung einen

    wichtigen Aspekt im Hinblick auf die endoprothetische Versorgung der

    Patienten dar. Zum einen sind dadurch Phasen hochgradiger Schmerzen

    und Mobilitätsverlust rechtzeitig vermeidbar, zum anderen lässt die zeitnahe

    Implantation einer Totalendoprothese technische und biomechanische

    Probleme der Prothesenverankerung reduzieren, die durch eine

    zunehmende ossäre Destruktion bedingt werden. Die Kenntnis einer

    zugrundliegenden RDC erfordert neben einer totalen Synovektomie eine

    sorgfältige Bearbeitung der Verankerungsflächen mit Resektion

    bindegewebiger zystischer Veränderungen, Anfrischung der ossären

    Oberflächen und evtl. eine Spongiosatransplantation. Außerdem ist die

    Verwendung spezieller Implantate mit entsprechender Oberflächenstruktur

    zu erwägen, um die össäre Integration zu verbessern und osteolytisch

    bedingte frühzeitige Pfannenlockerungen zu vermeiden.

  • 54

    4.5 Pathogenetische und strukturelle Besonderheiten der rapide destruierenden Coxarthrose In der vorliegenden Arbeit wurden sämtliche am Operationstag asservierten

    Präparate in Form von frontalen zentralen Femurkopfscheiben und der

    Hüftgelenkskapsel mit Synovialmembran einheitlich prozessiert und

    histopathologisch sowie immunhistochemisch untersucht.

    Die Gelenkflächenmorphologie der langsam progredienten, hypertroph sklerosierenden Coxarthrose zeigt dabei eine hypertrophierte und weitgehend intakte Kortikalis unterhalb des hochgradig verschmälerten

    Knorpels, der tiefe Substanzdefekte bis zum vollständigen Verlust aufweist.

    Geröllzysten sind vom subchondralen Knochen bedeckt. Es zeigt sich eine

    ausgeprägte Bildung von Osteophyten und Randexostosen.

    Der fibrillierte und fissurierte hyaline Knorpel zeigt das typische

    Degradationsmuster mit Proteoglykan- und Kollagen-Typ-II-Verlust sowie

    eine erhöhte perizelluläre Expression von Kollagen-Typ-VI.

    Die Synoviapräparate zeigen eine ausgeprägte Kapselfibrose mit nur

    geringer Aktivierung der Synoviozyten. Lymphoplasmazelluläre Infiltrate

    fehlen ganz oder sind nur in geringer Ausprägung fokal nachweisbar.

    Dagegen zeigen die histologischen Präparate der Hüftgelenke mit rapide destruierender Coxarthrose ein charakteristisches Bild mit vollständigem Knorpelverlust mit schwerer kortikaler Knochenerosion. Es finden sich tiefe

    kraterartige Zysten, gefüllt mit fibrösem Gewebe, das nekrotische Knorpel-

    und Knochenfragmente einschließt. Chondroides Reparationsgewebe bildet

    einen pilzförmigen Regeneratknorpel, der aus metaplastischen

    Knorpelzellnestern entsteht, welche eine charakteristische Proteoglykan- und

    Kollagenverteilung aufweisen: Aggrekan und Kollagen-Typ-II liegen vermehrt

    in den Wurzelbereichen vor, während Kollagen-Typ-VI eine homogene

    Verteilung zeigt. Das Kollagen-Typ-I lässt sich wiederum verstärkt in den

    basalen Knorpelzellnestern nachweisen.

  • 55

    Die Destruktion des kortikalen und subchondralen Knochens mit Eröffnung

    des Markraums führt zur Stimulierung und Proliferation metaplastischer

    Chondrozyten aus Stammzellen. Dieser dadurch entstehende

    Regeneratknorpel ist bei allen untersuchten Präparaten der RDC-Gruppe

    nachweisbar.

    Typisch zu unterscheiden ist auch die synoviale Reaktion bei der RDC,

    welche eine deutlich geringere Kapselfibrose zeigt. Vielmehr findet sich eine

    ausgeprägte villöse Hyperplasie mitdeutlicher Synoviozytenproliferation. Es

    besteht das Bild einer aktivierten Detritussynoviitis . Neben einer diffusen

    lymphozytären Infiltration finden sich auch fokale Lymphozytenaggregate.

    Die Arthrose ist morphologisch durch einen progredienten Verlust der

    Knorpelmatrix, Sklerosierung der subchondralen Knorpelareale und eine

    partielle Beteiligung der Synovialmembran charakterisiert. Dieser Vorgang

    unterscheidet sich hinsichtlich der Geschwindigkeit der Knorpelzerstörung,

    der destruktiven oder sklerosierenden Veränderungen des Knochens, der

    reparativen Vorgänge und im Hinblick auf die Form der Synoviitis deutlich

    bei der rapide destruierenden Coxarthrose im Vergleich zur hypertroph

    sklerosierenden Form.

    Die Zusammensetzung der extrazellulären Matrix wird durch das

    Zellverhalten der Chondrozyten mit geringer metabolischer Aktivität und

    stabilen Phänotyp geprägt. Im Verlaufe der Arthrose treten Aktivierungs- und

    Differenzierungsvorgänge auf, die Strukturbestandteile wie das Kollagen-

    Typ-II und Aggrekan als auch regulatorische Proteine und

    matrixdegradierende Metalloproteinasen betreffen (76; 52; 85; 3).

    Es ist noch nicht geklärt, ob die rapide Knorpelzerstörung bei der RDC durch

    eine gesteigerte Synthese degradierender Enzyme mit erhöhter

    Proteasenaktivität ausgelöst wird. Masuhara et al. (63) wiesen eine

    gesteigerte Syntheseaktivität von Matrixmetalloproteinasen MMP-3 und

    MMP-9 in Fibroblasten aus dem Bindegewebe der subchondralen zystischen

    Defekte bei Patienten mit RDC nach, nicht jedoch bei Patienten mit HSC.

  • 56

    Verschiedene Autoren haben in früheren Untersuchungen postuliert, dass die

    rapide destruierenden Coxarthroseformen mit intraartikulären Ablagerungen

    von Hydroxylapatit assoziiert wären, die eine gesteigerte Knochenresorption

    durch Makrophagen in Anwesenheit von Prostaglandin E2 stimulieren

    würden (1; 44). Calciumphosphat und Calciumpyrophosphat wird auch in Gelenkflüssigkeiten von Patienten mit manifester Arthrose nachgewiesen, bei

    radiologisch möglichem Nachweis der artikulären Verkalkungen wird von

    „Chondrokalzinose“ gesprochen. Die pathogenetische Bedeutung für die Entstehung einer Arthrose ist jedoch zweifelhaft (62; 22; 43). In dem hier untersuchten Patienten- und Untersuchungsgut waren keine

    derartigen Veränderungen an den femoralen oder acetabulären

    Gelenkflächen nachzuweisen.

    Komiya et al. (39) postulierten eine erhöhte Aktivität „knochenresorbierender

    Faktoren“ wie proteolytische Enzyme und Zytokine. So wurden erhöhte

    Spiegel von Prostaglandin E2, Interleukin-1ß, MMP-2 und MMP-3 in der

    Gelenkflüssigkeit bestimmt. Es war jedoch keine Korrelation zwischen der Konzentration der enzymatischen Aktivität knochenresorbierender Faktoren

    und dem Ausmass der Gelenkdestruktion nachzuweisen. Eine Rolle spielt

    hier die Anwesenheit des Metalloproteinasen-Inhibitors TIMP, der in Fällen

    mit ausgeprägter Gelenkdestruktion in hoher Konzentration vorliegt (37; 58).

    Da Mitrovic (61) ischämische Knochennekrosen in Hüftköpfen von Patienten

    mit RDC nachgewiesen hat, nimmt Mohr (62) an, dass die erhöhte Aktivität

    „knochenresorbierender Faktoren“ in der Synovia nicht Ursache, sondern

    Folge des Knochenuntergangs sei. In der Studie von Mitrovic (61) waren

    ischämische Knochennekrosen konstant im subchondralen Knochen des

    Femurkopfes nachweisbar, bei 5 von 9 Fällen war die Hälfte des oberen

    Femurkopfanteiles betroffen. Auch Laroche et al. (42) diskutieren die mögliche Rolle einer ischämischen

    Hüfterkrankung für die Entstehung einer rapide destruierenden Coxarthrose

    anhand eines Fallberichtes. Einen Nachweis dieser Hypothese können die

    Autoren jedoch nicht führen.

  • 57

    Ryu et al. kommen aufgrund einer retrospektiven kernspintomografischen

    Studie bei 18 (von 600) Patienten mit einer ischämischen Nekrose des

    gesamten Femurkopfes und einer konsekutiven rapiden Gelenkzerstörung

    ebenfalls zu der Vermutung, dass eine ischämische Genese einen Grund für

    die Entwicklung einer RDC darstellen könnte, wenn jene den gesamten

    Femurkopf betreffe.

    Die Bedeutung der Mikrovaskularität für die Pathogenese der rapide

    destruierenden Coxarthrose versuchten Yamakawa et al. (95)

    herauszuarbeiten. Es wurden 6 Femurköpfe von Patienten mit RDC und 6

    Femurköpfe von Patienten mit sekundärer Coxarthrose aufgrund einer

    Hüftdysplasie untersucht. Es konnte eine signifikant höhere Gefäßdichte und

    Osteoklastenzahl bei den RDC-Hüftköpfen nachgewiesen werden. Die

    Autoren interpretieren die nachgewiesene Hypervaskularität als wichtigen

    pathogenetischen Faktor bei der Gelenkdestruktion im Rahmen der RDC.

    Yamamoto et al. (96; 97) diskutieren die Rolle subchondraler

    Insuffizienzfrakturen für die Entwicklung einer rapiden Gelenkdestruktion und

    haben in der Region der knöchernen Einbrüche im Knochenmark

    histopathologisch granulomatöse Nester mit eingeschlossenem amorphen

    Detritus, Knochen- und Knorpelfragmenten sowie Histiozyten und

    Riesenzellen nachgewiesen. Dies deckt sich mit der in der vorliegenden

    Arbeit nachgewiesenen Struktur der Zysten mit kortikaler Erosion.

    Diese fokale Chondro- und Osteometaplasie der Knochenmarkzellen, die als

    Inseln von Faserknorpel oder als Areale mit metaplastischer

    Knochenneubildung imponieren, hat auch bereits Milgram in einer

    morphologischen Studie 1983 beschrieben (60).

  • 58

    Die Mitreaktion der Synovialmembran im Rahmen der Osteoarthrose wird in

    frühen Stadien durch molekulare Degradationsprodukte des Knorpelabbaus,

    später durch komplette Knorpel- und Knochenfragmente initiiert (62; 26; 84).

    Die akzeptierten Modelle der Arthroseentstehung sehen den Knorpel als den

    Ort der primären Läsion und Veränderungen der Synovialmembran als Folge

    der Knorpeldegeneration (71; 62; 4).

    Bei einigen Formen der Osteoarthrose-assoziierten Synovialitis scheint

    jedoch eine Kombination von chondralen und synovialen Veränderungen

    pathogenetisch bedeutsam zu sein (66; 21; 2; 23).

    In der Literatur wird neben der hyperplastischen Synovialitis mit

    lymphozytären Infiltraten die Detritusform genannt, die mit

    makromolekularem Knorpel- und Knochendetritus durchsetzt ist (62; 26; 6).

    Eine differenziertere Unterteilung nimmt Oehler (67) aufgrund seiner

    histomorphologischen Untersuchung der arthroseassoziierten Synovialitis vor

    und beschreibt vier Varianten:

    - eine villös-hyperplastische Form ohne wesentliches zelluläres

    entzündliches Infiltrat (Frühstadium)

    - eine entzündliche Form mit villöser Hyperplasie und mäßig

    ausgeprägten lymphozytären Infiltrat mit zahlreichen lymphozytären

    Aggregaten

    - eine Form mit ausgeprägter Kapselfibrose

    - eine Detritusform mit makromolekularem Knorpel- und

    Knochendetritus .

    In der vorliegenden Arbeit konnte dargelegt werden, dass die Synovialitis bei

    der hypertroph sklerosierenden Coxarthrose durch eine ausgeprägte

    Kapselfibrose geprägt ist. Es findet sich nur eine geringe Proliferation der

    Deckzellschicht mit nur vereinzelt nachweisbaren Entzündungsinfiltraten.

  • 59

    Die Synovialitis bei der rapide destruierenden Coxarthrose zeigt dagegen

    Elemente aus der Detritusform mit inkorporierten Knorpel- und

    Knochenfragmenten sowie aus der entzündlichen Variante mit villöser

    Hyperplasie, lymphoplasmazellulären Aggregaten und fokalen histiozytären

    Ansammlungen.

    Die Progredienz der Gelenkdestruktion scheint bei der rapide destruierenden

    Coxarthrose wesentlich von der ausgeprägten synovialen Reaktion mit

    unterhalten zu werden. Die von den aktivierten Synoviozyten in die

    Synovialflüssigkeit sekretierten knorpeldegradierenden Proteasen,

    insbesondere MMP-1, MMP-3 und MMP-13 haben wie die katabole

    Stimulierung der Knorpelzellen durch Zytokine wie Interleukin-1 und -6 sowie

    Tumornekrosefaktor TNF-alpha eine wichtige Rolle bei der rapiden

    Knorpeldegradation (23).

  • 60

    5. Literatur 1 Alwan WH, Dieppe PA, Elson CJ, Bradfield JW. Bone resorbing activity

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