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Ausgewählte Abbildungen aus Werken der ehemaligen Deutschen Ärztebibliothek Zusammengestellt und erläutert von Irmgard Müller, Institut für Geschichte der Medizin, Ruhr-Universität Bochum, Malakowturm DA Anat 58.48,5 Bock, Carl Ernst Hand-Atlas der Anatomie des Menschen: nebst einem tabellarischen Handbuche der Anatomie. 1864. Carl Ernst Bock (1809-1874) war Prof. für pathologische Anatomie an der Univ. Leipzig. Sein anatomischer Atlas diente vielen Generationen von Medizinstudenten als Unterrichtsmittel. Neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer wurde Bock durch populärmedizinische Bücher und Aufsätze in der Zeitschrift "Gartenlaube", einem der erfolgreichsten Familienblätter des 19. Jh., berühmt.

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Ausgewählte Abbildungen aus Werken der ehemaligen

Deutschen Ärztebibliothek

Zusammengestellt und erläutert von Irmgard Müller, Institut für Geschichte der Medizin, Ruhr-Universität Bochum, Malakowturm DA Anat 58.48,5

Bock, Carl Ernst Hand-Atlas der Anatomie des Menschen: nebst einem tabellarischen Handbuche der Anatomie. 1864.

Carl Ernst Bock (1809-1874) war Prof. für pathologische Anatomie an der Univ. Leipzig. Sein anatomischer Atlas diente vielen Generationen von Medizinstudenten als Unterrichtsmittel. Neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer wurde Bock durch populärmedizinische Bücher und Aufsätze in der Zeitschrift "Gartenlaube", einem der erfolgreichsten Familienblätter des 19. Jh., berühmt.

DA Anat 58.48,5 Taf. 37: Fetalkreislauf.

DA Anat 58.48,5 Taf. 33: Brust- und Baucheingeweide.

DA Anat 58.48,5 Taf. 11: Die Muskeln des Gesichts, Rumpfes, Armes und Fusses.

DA Anat 58.77 Rüdinger, Nikolaus Atlas des menschlichen Gehörorgans. 1875. [Photographien angefertigt von dem Münchener Atelier J. Albert und Gemoser & Waltl]

Nikolaus Rüdinger (1832-1896) war als Prosektor (1855) und Professor der Anatomie (seit 1870) in München tätig. Sein Name wurde weit über die Grenzen der Fachwissenschaften hinaus bekannt. Er gab 1861-1867 einen "Atlas des peripherischen Nervensystems des menschlichen Körpers" heraus, in dem zum ersten Mal die Photographie zur Wiedergabe anatomischer Weichpräparate Verwendung fand und seinen Ruhm als Anatom begründete. Ab 1865 begann Rüdinger die lange Reihe seiner Publikationen über das Gehörorgan mit einem Atlas. Er bearbeitete makroskopisch und mikroskopisch das häutige Labyrinth, untersuchte die Gehörknöchelchen und ihre Verbindungsweise, die Tuba Eustachii sowie die Gefäßkanäle des Schläfenbeins. Das wohl schwierigste Objekt makroskopisch-anatomischer Darstellung überhaupt, hat Rüdinger meisterhaft bearbeitet.

Die in dem Atlas in Lichtdruck wiedergegebenen Photographien der knöchernen Teile zeichnen sich durch besondere Plastizität, Klarheit und Präzision aus.

Neben diesen speziellen Arbeiten zum Gehörorgan begann Rüdinger im Winter 1870-71 mit der Herstellung von fortlaufenden Sägeschnitten in Serie durch Kopf, Rumpf und Extremitäten gefrorener Leichen nach der von dem russischen Chirurgen Nikolai Pirogov (1810-1881) inaugurierten Methode.

Rüdinger arbeitete außerdem nach einem sagittal in 8 Schnittscheiben zerlegten Rumpf Platten in Papiermaché aus, die in natürlicher Färbung der Organe, durch passend angebrachte Charniere verbunden, ein außerordentlich instruktives Modell des Körpers ergaben, das unter den Studenten als "Scheiben-Toni" kursierte.

Taf. 11, 3. Lieferung Oben: Durchschnitt durch die erste Windung des Schneckenkanales eines neugeborenen Kätzchens. Unten: Durchschnitt durch die Schnecke eines annähernd vier Monate alten menschlichen Feten.

DA Anat 58.77 Taf. 8 (3. Lieferung). Fig. 1: Das knöcherne und häutige Labyrinth aus dem linken Schläfenbein von vorn gesehen. Knöcherner Vorhof und Bogengänge geöffnet. Fig. 2: Die knöcherne Schnecke des rechten Schläfenbeins vom Neu-geborenen von oben geöffnet. Fig. 3 und 4: Linke knöcherne Schnecke vom Neugeborenen von oben her geöffnet.

DA Anat 58.77

Taf. 6: Das rechte knöcherne Labyrinth eines Neugeborenen an seiner hinteren Fläche geöffnet.

DA Anat 58.77 Taf. 2: Die Gehörknöchelchen, Ossicula auditus, vom Erwachsenen (1-3) und vom Neugeborenen (4-9) in verschiedener Darstellung.

DA Anthrop 43.137 Günther, Konrad Vom Urtier zum Menschen. Ein Bilderatlas zur Abstammungs- und Entwicklungsgeschichte des Menschen. 1912. Konrad Günther (1874-1955) wurde nach einem Studium der Zoologie in Bonn, Leipzig und Freiburg 1899 promoviert. Er unternahm zahlreiche Studienreisen, die ihn unter anderem 1910/1911 nach Ceylon, 1923/24 nach Brasilien und Argentinien führten. Er begründete die biologische Schädlingsbekämpfung in den Tropen und gilt überdies als Wegbereiter des Naturschutzes. In dem vorliegenden Band versucht Günther die Abstammung des menschlichen Körperbaus aus dem Bau der Wirbeltiervorfahren anhand der Hauptorgansysteme abzuleiten. Als wichtiges Demonstrationsobjekt diente ihm das entwicklungsgeschichtlich bedeutsame Lanzettfischchen, Branchiostoma (Amphioxus) lanceolatum, das zwar kein Gliedmaßen- und Schädelskelett, aber eine ungegliederte Chorda dorsalis, Nervenrohr und Muskulaturanlagen besitzt. Mit den Würmern teilt Branchiostoma die segmental angeordneten Keimdrüsen und Nieren. Auch fehlen ein ausgebildetes Gehirn, Herz und die großen Drüsen der Leibeshöhle. Aufgrund dieser anatomischen Besonderheiten stellt Günther fest, „dass dieses merkwürdige Wesen wirklich an der Grenze zwischen Würmern und Wirbeltieren steht“ (S. 5).

DA Anthrop 43.127 Taf. 49: Anatomie des Amphioxus, des niedersten Wirbeltieres

DA Anthrop 43.137 Taf. 54: Vergleich des Haifischdarms mit dem Menschendarm. Fig. 1: Männlicher Hundshai (Scyllium caniculus). Fig. 2: Schematisches Übersichtsbild über das menschliche Darmsystem. Fig. 3: Eingeweiderohr eines menschlichen Embryos. Fig. 4: Ein menschlicher Embryo aus der vierten Woche, 5 mm lang, halbiert und die linke Hälfte abgetragen. Günther zeigt, dass die Haifische alle Darmteile aufweisen, die auch dem Menschen zukommen.

DA Anthrop 43.137 Taf. 56: Die Kiemenspalten der Fische und des Menschen.

Fig. 1: Kopf eines Haifischembryos. Fig. 2: Kopf eines Haifisches mit Schnitt durch die Kiemenregion. Fig. 3: Schellfischkopf mit Schnitt durch die Kiemenregion. Fig. 4: Querschnitt durch die Kiemenbögen vom Haifisch (A) und Schellfisch (B). Fig. 5: Menschlicher Embryo der dritten Woche (ks Kiemenspalten, zbk Zungenbeinbogen). Fig. 6: Menschlicher Embryo der dritten Woche, der Länge nach halbiert (kb Kiemenbögen). Fig. 7: Anlage der Schlundtaschen beim Menschen. Fig. 8: Menschlicher Embryo aus der Mitte der fünften Woche (zb Zungenbeinbogen). Günther zeigt, dass in der Entwicklung des Menschen rudimentäre Kiemenspalten auftreten und der Mensch ein "Fischstadium" durchläuft.

DA Anthrop 43.137 Taf. 80: Vergleich der Affen- und Menschenskelette.

Fig. 1: Brüllaffe aus Surinam. Fig. 2: Gibbon aus Sumatra. Fig. 3: Orang-Utan aus Nord-Borneo. Fig. 4: Schimpanse aus Gabun in Westafrika. Fig. 5: Gorilla aus Congo. Fig. 6: Mensch. Fig. 7: Gorilla und Mensch in Vorderansicht. Fig. 8: Gorilla in Rückenansicht. Fig. 9: Mensch in Rückenansicht.

DA Anthrop 44.9

Hölder, Hermann Friedrich von Zusammenstellung der in Württemberg vorkommenden Schädelformen und deren Maasse. 1876. Der Autor versucht in dem Werk, auf der Grundlage von nahezu 1000 Schädeln, die aus Höhlen, Grabhügeln, römischen und mittelalterlichen Gräbern stammen, ein neues System der Schädelformen aufzustellen. Im Gegensatz zu den künstlichen Systemen, die bisher Anders Adolf Retzius (1796-1860) nach dem Profilwinkel oder Rudolf Virchow (1821-1902) nach dem Profil- und Hinterhauptswinkel geschaffen hatten, will Hölder ein natürliches System entwerfen, das sich an den Formeigentümlichkeiten der Schädel orientiert. Er unterscheidet drei Klassen: 1. den dolichozephalen, germanischen Typus, 2. den brachyzephalen, turanischen Typus, 3. den brachyzephalen, sarmatischen Typus und ihre Mischformen. Nach eingehender Diskussion kommt Hölder zu dem Schluss [S. 35]:

„Das Deutsche Volk, so wie es seit der Völkerwanderung sich gestaltet hat, gleicht einer großartigen Völkerruine, deren zerfallende Theile mit Bausteinen fremder Art wieder in wohnlichen Zustand gebracht worden sind. Immer weiter sind diese fremden Elemente in das germanische herein gewachsen; ob sie es überwuchern und ersticken werden, wird davon abhängen, ob sie neuen Zuschuss von aussen erhalten... ."

Die Sammlung ist heute im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart untergebracht.

Hermann Friedrich von Hölder (1819-1906) war niedergelassener Arzt in Stuttgart, seit 1862 war er Mitglied des Kgl. Medizinalkollegiums

DA Anthrop 44.9

Tafel VIII: Unterschiedliche Schädelformen der ursprünglichen Bewohner Württembergs.

DA Anthrop 44.44 Verworn, M., Bonnet, R., Steinmann, G.

Der diluviale Menschenfund von Obercassel bei Bonn. 1919. Das in Oberkassel gefundene Menschenpaar gehörte zu einer Gruppe, die in dieser Gegend am Ende der letzten Eiszeit ca. 12 000 v. Chr. gelebt hat. Der Fund erregte zu seiner Zeit großes Aufsehen, da Kulturfunde aus paläolithischer Zeit in Deutschland äußerst selten sind. Ein gleichzeitig hier gefundener Hund gilt als das älteste Haustier der Weltgeschichte.

Die Knochenreste und ihre Umgebung wurden damals von drei berühmten Bonner Professoren, dem Physiologen Max Verworn (1863-1921), dem Prof. für Anatomie und Embryologie Robert Bonnet (1851-1921) sowie dem Prof. für Geologie Gustav Steinmann (1856-1929) untersucht. Durch den Ersten Weltkrieg verzögerte sich die Veröffentlichung über die Grabung bis 1919.

DA Anthrop 44.44 Taf. 5: Stirnansicht der Schädel eines steinzeitlichen Menschenpaares, die 1914 in Oberkassel bei Bonn ausgegraben wurden.

DA Anthrop 44.44 Taf. 11: Skelettfunde aus der Oberkasseler Grabung. Der Ellbogenknochen rechts (18) weist einen abgeheilten Knochenbruch auf.

DA Derm 273.3 Tilesius von Tilenau, Wilhelm Gottlieb Ausführliche Beschreibung und Abbildung der beiden sogenannten Stachelschweinmenschen aus der bekannten englischen Familie Lambert oder The Porcupine-Man, 1802.

In dem Werk beschreibt Tilesius zwei Brüder, die in der 4. Generation von einer Hautkrankheit befallen waren, die heute als Ichthyosis hystrix bezeichnet wird. Es handelt sich um eine erbliche Verhornungsstörung (Keratose) mit fischschuppenartig veränderter Haut. Bei der Ichthyosis hystrix genannten Krankheit gleicht die Haut durch die Ausbildung von Hornhügeln und -stacheln einer Stachelschweinhaut, - eine Erscheinung, die dem Leiden den Namen gegeben hat. Die abgebildeten Brüder waren 1801 nach Leipzig gekommen, um sich für Geld zur Schau zu stellen. Der Autor, Wilhelm Gottlieb Tilesius von Tilenau (1769-1857) war in Leipzig Dozent für Haut- und syphilitische Krankheiten, Augenheilkunde sowie Malakozoologie in Leipzig. Er begleitete Kapitän Adam Johann v. Krusenstern(1770-1846) 1803 auf der ersten kaiserlich russischen Weltumsegelung und gab die naturwissenschaftlichen Ergebnisse dieser Reise 1813 in St. Petersburg heraus. Das ausgestellte Werk enthält eine eigenhändige Widmung des Autors: „Meinem verehrungswürdigen Goenner, dem Herrn Grafen von Hoffmannsegg, zum Andenken und zum Beweise meiner fortdaurenden (sic) Hochachtung und Dankbarkeit von dem Verfasser und ehemaligen Reisegefaehrten W. G. Tilesius, praktizirenden Procupine Man.“ Tilesius hatte mit Johann Centurius Graf Hoffmannsegg (1766-1849), Botaniker und Zoologe, 1795-1796 Portugal bereist.

DA Derm 273.3

Taf. 1: Darstellung des älteren der beiden Brüder, John, von vorne mit abgebrochenen Schuppenkrusten aus seiner Haut.

DA Derm 273.3 Taf. 2: Darstellung des jüngeren der beiden Brüder, Richard, von hinten, dazu seine Kopfhaut und Daumen.

DA Naturw 31.84 Cuvier, Georges Sur le genre LAPLYSIA, vulgairement nommé LIÉVRE MARIN; sur son anatomie, et sur quelques-unes de ses espèces. In: Annales du Muséum National d´Histoire Naturelle-Bd. 2, S. 287-321. 1803. Die zu den Hinterkiemern gehörende Schnecke des Mittelmeeres hatte mit ihren 4 auffallenden Fühlern am Kopf, von denen zwei löffelartig aufrecht stehen und diesen Meerestieren das Aussehen eines Hasen verleihen ( = Lepus marinus), schon in der Antike die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich gezogen. Nach Ailianos (2. Jh. n. Chr.) ist der Seehase aus dem Schlamm entstanden. Plinius (23-79 n. Chr.) hielt die farbigen, der Vernebelung dienenden Sekrete des Tieres für ein starkes Gift, das angeblich Haarausfall verursachte. Besonders bei Schwangeren sollte bereits der Anblick des Seehasen Erbrechen und Fehlgeburt auslösen. Die Giftigkeit scheint man aus dem üblen Geruch des Tieres abgeleitet zu haben. Cuvier ist einer der ersten Naturforscher, der eine ausführliche anatomische Beschreibung der Gattung Aplysia und ihrer Arten lieferte.

Georges Cuvier (1769-1832) studierte Philosophie und Kameralwissenschaften an der Karlsschule in Stuttgart und gehörte zu den bedeutendsten Zoologen seiner Zeit. Durch die Verbindung der vergleichen-den Anatomie mit der Zoologie schuf Cuvier eine neue Basis für die zoologische Systematik und begründete die Paläozoologie. Er hatte viele öffentliche Ämter inne. Ab 1802 war er Sekretär der mathematisch-physikalischen Klasse der Akademie der Wissenschaften in Paris.

DA Naturw 31.84 Taf. 52 (=Taf. 1): Drei verschiedene Arten des sogenannten Seehasen (Aplysia/Gastropoda), von Cuvier gezeichnet. Fig. 1: L. camelus, Fig. 2-5: L. punctata, Fig. 6: L. alba

DA Naturw 31.84 Taf. 52:(=II): Herz und Kiemen der Aplysia fasciata (Gastropoda), von Cuvier gezeichnet.

DA Naturw 31.84 Jussieu, A. L. Sur le Petunia, genre nouveau de la famile des plantes solanées. In: Annales du Muséum National d´Histoire Naturelle-Bd. 2, S. 214-216. 1803.

Die dem Tabak nahestehende Gattung der Nachtschattengewächse [Solanaceen] hat ihre Heimat in Südamerika. Jussieu hatte die Bestimmung der neuen Arten nach Herbariumsexemplaren des französischen Forschungsreisenden und Arztes Philibert Commerson (1727-1773) vorgenommen, der 1766 – 1769 Bougainville auf seiner Reise um die Welt begleitet hatte.

Seit 1830 verbreitete sich die Petunie als reichblühende, anspruchslose Zierpflanze auch in Deutschland und blieb bis heute ein beliebter Balkon- und Fensterschmuck.

Antoine- Laurent de Jussieu (1748-1836) war seit 1773 Prof. für Botanik am Jardin du Roi. Er war maßgeblich an der Einführung des natürlichen Pflanzensystems beteiligt.

DA Naturw 31.84 Taf. 47: Petunia parviflora -Petunia nyctaginiflora- Erstbeschreibung zweier Petunien, denen Jussieu wegen ihrer Ähnlichkeit mit der Tabakpflanze [das "Petun" der Brasilianer] den Genusnamen "Petunia" verlieh.

DA Naturw 31.84 Desfontaines, René L. Sur le Jalapa. In: Annales du Muséum National d´Histoire Naturelle-Bd. 2, S. 120. 1803.

Die unserer Zaunwinde ähnelnde Pflanze bildet unterirdische, ziemlich reich verzweigte Wandersprosse, (Rhizome), die als drastisches Abführmittel genutzt werden. Die Knollen waren lange Zeit Bestandteil zahlreicher Geheimmittel. Obwohl die Pflanze bereits 1619 in einer Bearbeitung der südamerikanischen Pflanzenkunde des Nicolás Monardes (1493-1588) dokumentiert ist, blieb die wahre Stammpflanze der Jalapenknollen lange zweifelhaft.

R. L. Desfontaines (1750-1833) war seit 1786 Prof. für Botanik am Jardin des Plantes in Paris, und einer der Mitbegründer (1793) des Muséum national d´Histoire naturelle in Paris.

Taf. 40/41: Convolvulus jalapa Lin. [Exogonium purga (Wender.) Benth.]/ Convolvulaceae Blühende Pflanze mit den arzneilich genutzten Rhizomen: Tubera Jalapae/Jalapenknollen; die Pflanze erhielt im 17. Jh. ihren Namen nach dem Herkunftsort "Jalapa" in der ostmexikanischen Cordillere.

DA Naturw 31.84 Haüy, Renè Just Observations sur les cristaux qui renferment la chaux carbonatée unie au fer, sans manganèse. In: Annales du Muséum National d´Histoire Naturelle-Bd. 2, S. 181-187. 1803. Haüy begründete mit dem Werk "Essai d´une théorie sur la structure des cristaux" (1784) die mathematische Theorie der Kristallstruktur und erkannte die Konstanz der Winkel, unter denen sich die Flächen eines Kristalles ohne Rücksicht auf ihre Größe schneiden. Er unterschied 6 Typen der primären Formen der Kristallstruktur. Ziel Hauys ist, den "inneren Mechanismus" des sukzessiven Aufbaus der Kristalle auf der Basis eines theoretisch begründeten Strukturgesetzes zu ermitteln, welches sich auf alle bekannten mineralischen Substanzen anwenden läßt.

René Just Haüy (1743-1822) studierte Theologie und war ab 1770 als Priester und Lehrer am Collège des Kardinal Lemoine tätig. 1802 wurde er als Professor für Mineralogie an das Muséum d´Histoire Naturelle in Paris berufen. 1809 erhielt er den neu geschaffenen Lehrstuhl für Mineralogie an der Sorbonne Taf. 38: Kristallmodelle des Quarz, Eisenkarbonat und Turmalin.

DA Naturw 31.84 Geoffroy, E. Sur une nouvelle espèce de Crocodile de l´Amérique. In: Annales du Muséum National d´Histoire Naturelle-Bd. 2, S. 53-56. 1803. Étienne Geoffroy St. Hilaire (1772-1844) erhielt das präparierte Tier als Geschenk französischer Marineärzte aus San Domingo. Obwohl Geoffroy eine große Übereinstimmung des amerikanischen mit dem ägyptischen Krokodil feststellte, stand er so im Banne der Hypothese Buffons von der Verschiedenartigkeit der Tiere in der Alten und Neuen Welt, dass er das amerikanische Krokodil für eine neue bisher unbekannte Species hielt. Er scheint sich seiner Bestimmung jedoch nicht sicher gewesen zu sein; er schloss seinen Beitrag mit einer Aufforderung an die Militärärzte, Geoffroy mit weiteren Informationen und Präparaten zu versorgen.

E. Geoffroy studierte Theologie, Jura u. Medizin in Paris. Er wurde 1793 Nachfolger des französischen Zoologen B. G. E. Comte Lacépède (1756-1825) am Jardin des Plantes und erhielt die Professur für Zoologie am Musée national d´Histoire naturelle in Paris. 1798-1802 nahm er an der napoleonischen Expedition nach Ägypten teil, 1809 erhielt er den ersten Lehrstuhl für Zoologie an der Universität in Paris. Unter anderem ist er berühmt geworden durch den sogenannten Akademiestreit 1830, den er mit Cuvier über den Bauplan des Tierreichs ausfocht und den auch Goethe mit größter Aufmerksamkeit verfolgte.

DA Naturw 31.84 Taf. XXXVII: Krokodil aus St. Domingo

Zool 59.25,4

Carus, Karl Gustav Traité élémentaire d´anatomie comparée: suivi de recherches d´anatomie philosophique ou transcendante sur les parties primaires du système nerveux et du squelette intérieur et extérieur - Atlas de 31 Planches. 1835. Karl Gustav Carus (1789-1869), vielseitiger Arzt, Anatom, Physiologe und Maler in Dresden, gehörte zu den naturphilosophisch orientierten Zoologen und Anatomen der Goethezeit. In dieser französischen Übersetzung seines Werkes "Grundzüge der vergleichenden Anatomie und Physiologie" (1928) versucht er nachzuweisen, dass sich auch die niederen Tierformen aus einem einzigen, aus einer Hohlkugel hervorgegangenen Wirbel ("Protovertèbre“) ableiten. Durch Teilung und Variation identischer Teile, Ausbildung sekundärer und tertiärer Wirbel (Deuterovertèbre, 3. Corps), sollte sich das Skelett des Tierkörpers nach einem einheitlichen Plan entwickeln. Durch parallele oder radiäre Aneinanderfügung der Urformen sollten unter-schiedliche Typen, etwa Strahltiere oder, wie hier auf der Tafel XXIII, Gliedertiere, entstehen. Selbstverständlich handelt es sich in dieser "Anatomie philosophique ou transcendante" nicht um ein Bild der empirischen Organisation selbst, sondern nur um deren Urbild, um die darin verwirklichte Einheit des Bauplans in der Natur, von der Carus überzeugt war.

DA Zool 59.25,4 Taf. XXXI: Versuch der Rekonstruktion des Schädels aus Urwirbeln gemäß der Wirbeltheorie des Schädels, die Goethe 1790 aufgestellt und Oken ins Extrem fortgeführt hat. Dargestellt sind das Skelett eines Vogel- (Fig. I), Hunde- (Fig. III) und Menschenschädels (Fig. V).

Tafel: XXIII: Geometrische Konstruktion des Skeletts der Gliedertiere, abgeleitet aus der Formation von Ur-, Sekundär- und Tertiärwirbeln

Taf. XXI: <Ideelle Morphologie: Das Nervensystem als formbestimmendes Element in der Skelettbildung>

Fig. A B C : Die einfachsten elementaren Formen der Nervenbildung aus einer ursprünglich homogenen Masse

Fig. II- XI: Grundlegende Formen des noch unvollständig entwickelten Nervensystems: Konzentration der Nervenmasse am inneren Rand des Organismus

Fig. XIII-XV: Entwicklung des höheren Nervensystems: Verlagerung zum Rücken des Organismus

Fig.XVI a,b: Prototyp der Segmentierung des Rückenmarks

XVII : Spezieller Segmentierungstyp des Nervensystems bei den Fischen

XVIII: Dasselbe bei den Reptilien

Fig. XIXa: Dasselbe bei den Vögeln, XIXb: beim Vogelembryo

Fig. XX Dasselbe bei den Säugetieren

Fig. XXI: Dasselbe beim Menschen

DA Neurol 64.149 Valentin, Gabriel G. Über den Verlauf und die letzten Enden der Nerven. Aus: Leopoldina Bd. 18, T.1, S. 54-240, 541-543 1836 Gabriel G. Valentin (1810-1883) studierte Medizin in Breslau, vor allem Physiologie unter Johann Evangelista Purkynje (1787-1869), dem Mitbegründer der Zellenlehre. Valentin entdeckte 1834 mit Purkynje zusammen das Flimmerepithel; 1835 erhielt Valentin den Großen Preis der französischen Akademie der Wissenschaften für eine experimentalphysiologische Untersuchung. 1836 wurde er als Prof. für Physiologie an die Univ. Bern berufen, wo er 45 Jahre gewirkt hat. Valentin hat auf allen Gebieten der Physiologie, der Lehre vom Blut, von der Atmung, der Muskeln und Nerven-Elektrizität erfolgreich gearbeitet

DA Neurol 64.149

Taf.4 Fig. 18: Darstellung des Eintritts der Nerven in das Rückenmark Fig. 19: Faserung des Geruchsnerven des Menschen Fig. 20: Einzelnes Faserbündel aus dem Sehnerven des Menschen Fig. 21: Merkwürdige und charakteristische Fasern der Pia mater Fig. 22: Darstellung der auf der Pia mater der Menschen vorkommenden Pigmentramificationen Fig. 23: Epithelium des Plexus chorioideus lateralis des Schafes Fig. 23* und 23**: Zwei einzelne Zotten des Epitheliums des Plexus chorioideus lateralis der Seitenventrikel des grossen Gehirns der Gans

DA Neurol 64.149 Taf. 8: Schema des Nervensystems des Blutegels Fig. 61: Bauchganglien Fig. 62 bis 63: Einzelnes Ganglion des Bauchstranges des Blutegels ...... Fig. 67: Hirnganglion des Blutegels Fig. 68: Schwanzganglion des Blutegels

DA Neurol 64.109 Boveri, Theodor Beiträge zur Kenntnis der Nervenfasern. 1885 Der deutsche Zoologe, Zytogenetiker und Embryologe Theodor Boveri (1862-1915) wurde 1885 von dem Prof. für Anatomie Carl Wilhelm Kupffer (1829-1902) zum Dr. med. promoviert. Anschließend hielt er sich zu Studien an der Zoologischen Station in Neapel auf und habilitierte sich 1887 für Zoologie und Vergl. Anatomie. 1891bis 1893 war er Assistent bei Richard Hertwig in München. 1893 erhielt er die Professur für Zoologie und vergleichende Anatomie an der Univ. Würzburg. Boveri gehört zu den herausragenden Zellforschern seiner Zeit; er gilt als Mitbegründer der Chromosomentheorie und lieferte bedeutende Beiträge zur Zytogenetik und Theorie der Befruchtung. Mit der Entdeckung der Niere des Amphioxus (Branchiostoma) und ihrer phylogenetischen Bedeutung für die Wirbeltierabstammung hat er sich auch auf dem Gebiet der vergleichenden Anatomie ausgezeichnet.

Da Neurol 64.109 Taf. I und II: Histologie der Nervenfasern In der unter dem 1885 angefertigten Dissertation diskutiert und untersucht Theodor Boveri die unterschiedlichen Ansichten der Anatomen hinsichtlich Struktur, Form und Dimensionen der Achsenzylinder und kommt zu dem Schluß, dass die Frage, welche der Anschauungen die richtige sei, allein durch die Betrachtung der Entwicklungsgeschichte der Nervenfasern zu entscheiden sei.

DA Neurol 64.91

Reichert, C. B. Der Bau des menschlichen Gehirns, durch Abbildungen mit erläuterndem Texte dargestellt. 1861 Als wichtige Ergebnisse stellt Reichert in dem Werk unter anderem heraus: 1. Gehirn und Rückenmark entstehen aus einer gemeinschaftlichen Anlage des ZNS; - 2. Die genetische Grundform des ZNS ist eine Röhre, die der Länge nach in drei aufeinander folgende Abteilungen, die drei Gehirnbläschen, unterteilt wird. Karl Bogilaus Reichert (1811-1883) war Schüler von Karl Ernst von Baer in Königsberg und Johannes Müller in Berlin (dort 1836 zum Dr. med. promoviert). Er war Prof. für Human- und Vergl. Anatomie an der Univ. Dorpat/Tartu (1843), Prof. für Physiologie und Direktor des Physiologischen Institutes der Univ. Breslau (1853) und Prof. für Anatomie an der Universität in Berlin (1858 bis 1883). Seine Verdienste liegen vorzugsweise auf dem Gebiete der Entwicklungsgeschichte und Histologie. Ihm ist vor allem die Einführung der Zellenlehre in die Embryologie zu verdanken. Reichert wies nach, dass die Furchungskugeln aus Zellen bestehen und sich alle späteren Organbestandteile von Furchungszellen ableiten lassen. Die menschliche deskriptive Anatomie bereicherte er um mehrere wertvolle Funde, insbesondere durch die genaue Schilderung der Wandungen und Formverhältnisse des 3. Hirnventrikels, der Maculae acusticae. Karl Bogislaus Reichert war o. Prof. für Anatomie u. Physiologie in Dorpat (1843), Breslau (1853) und Berlin (1858)

Abb. S. 9: Fig. 5: Querschnitt durch den Embryo. Fig. 6: Flächenansicht eines Hühnchenembryos

[m Röhre des Rückenmarks, nach vorn in die Röhre des Gehirns übergehend; nach 36stündiger Bebrütung beginnt die Abschnürung der Hirnbläschen von der Gehirnröhre]

DA Neurol 64.91 Tafel I: Querschnitte des Rückenmarks (Fig. 1-7) und des verlängerten Marks (Medulla oblongata) (Fig. 8-12) Die Querschnitte sollen demonstrieren, dass Gehirn und Rückenmark substantiell nicht getrennt sind, sondern kontinuierlich ineinander übergehen.

DA Neurol 64.91 Taf. IX: Kopf eines Kindes von etwa 1 1/2 Jahr. Medianschnitt

DA Neurol 64.130 Ramon y Cajal, S. Die Retina der Wirbelthiere: Untersuchungen mit der Golgi-Cajal´schen Chromsilbermethode und der Ehrlich´schen Methylenblaufärbung. Nach Arbeiten von S. Ramon y Cajal. In Verbindung mit dem Verfasser zusammengestellt, übers. und mit Einl. versehen von Richard Greeff. (1844-1926). 1894 Am Ausgang des 19. Jahrhunderts gab es zwei entgegengesetzte Theorien über die Verbindung der Nerven untereinander: Nach der sogenannten Retikulartheorie, der unter anderem Camillo Golgi (1844-1926) anhing, sollten sich die Protoplasmafortsätze der Nervenzellen mit ihren Verästelungen zu einem dichten Geflecht oder Netz (reticulum lat, kleines Netz) kontinuierlich verbinden. Die Vertreter der Neuronentheorie hingegen, der unter anderem Ramon y Cajal anhing, betonten die Eigenständigkeit der Nervenzellen und hielten die Neuronen für individuelle Einheiten, die lediglich miteinander in Kontakt treten, aber nicht zu einem Kontinuum verschmelzen. Ramon y Cajal gelang mit der von Golgi 1873 erfundenen, die Neuroanatomie revolutionierenden Silberimprägnierungsmethode der Nachweis, dass die Axone der grauen Substanz des Zentralnervensystems unabhängig voneinander enden und dass es keine wirkliche Kontinuität zwischen den Nervenzellen untereinander gibt. Im Gegensatz zu Golgi deutete Cajal die histologischen Befunde im Sinne der heute noch gültigen Neuronenlehre, während Golgi selbst, der den Anstoß zur Entdeckung der Neuronentheorie gab, paradoxerweise auf der Retikulartheorie beharrte. Santiago Ramon y Cajal (1852-1934) war Prof. der Anatomie in Valencia (1883), Prof. für Histologie an den Universitäten in Barcelona (1887) und Madrid (1892-1922). Für seine Forschungen, die auf dem Gebiet der Gehirnanatomie und Neurologie lagen, erhielt er 1906 zusammen mit Camillo Golgi den Nobelpreis.

Taf. VII: Fig. 1: Schnitt durch die Retina eines Mäuseem-bryos von 15 mm Länge Fig. 2: Schnitt durch die Retina eines Hundeembryos von 9 cm Länge Fig. 3: Transversalschnitt durch die Retina eines Hühnchenembryos Fig. 4: Horizontaler Schnitt durch das Auge eines Mäuseembryos Fig. 5: Innere horizontale Zellen aus der Retina des Ochsen Fig. 6 bis 7: Äußere horizontale Zellen aus der Retina des Ochsen Fig. 8 bis 9: Nervenzellen aus der Retina des Ochsen mit Methylenblau efärbt Fig. 10: Äußere horizontale Zellen aus der Retina des Hammels Fig. 11 bis 12: Zellen aus der Retina eines zwei Tage alten Kaninchens

DA Ophth 229.57 Hippel, Arthur von Über totale angeborene Farbenblindheit. Abdruck aus der Festschrift der Facultäten zur 200jährigen Jubelfeier der Universität Halle. 1894 Arthur von Hippel (1841-1917) war Prof. der Augenheilkunde in Gießen (1879) und Königsberg (1890), 1892 ging er als Nachfolger von Alfred Graefe nach Halle. 1901 folgte er einem Ruf nach Göttingen, wo er bis 1915 als Prof. der Augenheilkunde wirkte. Arthur von Hippel gehörte zu den bedeutendsten Klinikern im letzten Viertel des 19. Jh.. Er arbeitete unter anderem über Augeninnendruck, Farbenblindheit und Myopie. 1888 führte v. Hippel eine neue Methode der Hornhauttransplantation ein, auf der die moderne Keratoplastik (operativer Ersatz der Hornhaut des Auges) beruht.

Farbtafel 1 Die Farbtafel entwickelte A. von Hippel auf der Grundlage von Ewald Herings (1834-1918) Theorie der Gegenfarben zum Test bei Farbenblindheit. Nach Hering gibt es nicht nur 3 (Rot-, Grün-, Violettempfindung), sondern 6 Grundempfindungen: weiß-schwarz, rot-grün, gelb-blau. Aus ihrer Mischung können sämtliche Farbempfindungen gewonnen werden. Wie v. Hippel in dem Beitrag zeigt, lassen sich Anomalien der Farbempfindung feststellen, wenn der Patient die Zuordnung farbiger und schwarz-weißer Papierstreifen einer vorgegebenen Farbskala zuordnen muss. Die vorliegende Tafel liefert ein Beispiel für totale Farbenblindheit (der Patient nimmt nur Helligkeits-, nicht Farbenunterschiede wahr): Die jeweiligen grauen oder schwarzen Streifen erschienen der Farbenblinden von gleicher Valenz wie die farbigen Papiere.

DA Path 100.31 Schubarth, Ernst Ludwig De maxillae inferioris monstrosa parvitate et defectu: commentatio anatomico-pathologica. 1819 Nach einem Medizinstudium und nach der Habilitation wurde Ernst Ludwig Schubarth (1797-1868) Lehrer der Chemie und Physik an der Tierarzneischule und Gewerbeschule in Berlin (1919). Seit 1821 war er Lehrer der Naturwissenschaften an dem Kgl. Gewerbeinstitut derselben Stadt. Schubarth versucht in seiner lateinischen Dissertation, die körperlichen Fehlbildungen in die gesetzmäßige Entwicklung der Organismen zu integrieren, gleichsam "das Monströse zu naturalisieren“ (G. Canguilhem), die abnorme Entwicklung als eine Hemmungsbildung, eine nicht zum Ziele gekommene normale Entwicklung, zu verstehen

DA Path 100.31 Taf. 1 Unterkiefer-Fehlbildungen am Hund (Fig. I, II), und drei verschiedenen, frisch geborenen Lämmern (Fig. III-V)

DA Path 100.31 Taf. 2: Menschlicher Foetus, bei dem der Unterkiefer nicht ausgebildet ist.

DA Zool 59.45 Leydig, Franz Tafeln zur vergleichenden Anatomie. 1. Zum Nervensystem und den Sinnesorganen der Würmer und Gliederfüssler. 1864 Franz Leydig (1821-1908) habilitierte sich 1849 nach dem Studium der Medizin in Würzburg und München. 1857 wurde er als o. Prof. für Vergleichende Anatomie nach Tübingen, 1875 nach Bonn berufen, wo er bis 1887 im Amt blieb. Leydigs Verdienste liegen auf dem Gebiet der vergleichenden Gewebelehre, die er begründet hat. Er stellte als erster vier Hauptgruppen von Geweben auf: Bindegewebe, Epithelgewebe, Nerven- und Muskelgewebe. Taf. 3 Nervensystem und Sinnesorgane der Hirudineen und Lumbricinen Fig. 1: Augen und becherförmige Sinnesorgane des Blutegels Fig. 2 bis 3: Auge des Blutegels Fig. 4: Bauchmark vom Pferdeegel Fig. 5: Vorderes Körperstück vom gemeinen Blutegel mit Nervensystem und Sinnesorganen Die Abbildungen des Atlanten, der ein Torso geblieben ist, sind vorzüglich ausgeführt; Leydig hat sie mit den einfachsten Mitteln der Technik, ohne Schneidetechnik und einiger weniger Reagentien hergestellt.

DA Zool 59.45 Taf. 8: Nervensystem und Sinnesorgane der Insecten und Arachniden Fig. 1: Bauchmark von der Stubenfliege Fig. 2: Nervensystem und Augen der Afterspinne (Phalangium opilio, L.) Fig. 3: Gehirn und Augen der Honigbiene (Apis mellifica L.) Fig. 4: Gehirn und Augen der Waldameise

DA Zool 434.303 Stein, Friedrich Ritter von Der Organismus der Infusionsthiere... II. Abteilung. 1. Darstellung der neuesten Forschungsergebnisse über Bau, Fortpflanzung und Entwickelung der Infusionthiere. - 2. Naturgeschichte der heterotrichen Infusorien. 1867 Das erste umfassende Werk über diese besonderen einzelligen Organismen, die "Infusionsthierchen" (Aufgußtierchen), verfasste der Berliner Naturforscher und Prof. der Theorie, Geschichte und Methodik der Medizin, Christian Gottfried Ehrenberg(1795-1876) unter dem Titel "Die Infusionsthierchen als vollkommene Organismen - ein Blick in das tiefere organische Leben der Natur" (Leipzig 1838). Darin unterschied er zwei Klassen: „Magenthiere“ (Polygastrica) und „Raederthiere“ (Rotatoria). Für diese Protisten postulierte Ehrenberg innere Organe, die ähnlich wie die Organe höherer Tiere ausgebildet sein sollten; unter anderem glaubte er, ein verzweigtes Verdauungssystem, Geschlechtsorgane und Eier in den Organismen wiederfinden zu können. Viele seiner Zeitgenossen hingegen hielten diese Organismen für einzellige Lebewesen. und nahmen an, dass die Infusionstierchen aus einer strukturlosen, homogenen Substanz bestehen, die lediglich Vakuolen und Körnchen, aber keine beständigen Organe enthalte. Erst Karl Theodor Ernst von Siebold (1804-1885) erkannte die Einzelligkeit als das den Infusorien gemeinsame, besondere Merkmal und fasste sie mit den Rhizopoden zur Gruppe der Protozoa ("Urtierchen") zusammen. Unter den zahlreichen Werken, die sich von da an mit den einzelligen Tieren und Pflanzen beschäftigten, ragte Steins Prachtwerk der Infusionstierchen besonders hervor; Stein bearbeitete die gesamte Gruppe systematisch und wies nach, dass Ehrenbergs Ansichten nicht haltbar waren. Steins Untersuchungen dienten allen späteren Forschungen auf diesem Gebiet als Grundlage. Friedrich Ritter von Stein (1818-1885) war Kustos des Zoologischen Museums der Universität Berlin (1849) und wurde 1850 als Prof. für Zoologie und Botanik an die Forstakademie Tharandt (Sachsen), 1855 als Prof. d. Zoologie an die Univ. Prag berufen.

DA Zool 434.303 Taf. 5: Stentor polymorphus

Tafel XI: Freia ampulla

DA Path 100.51,4. Geoffroy Saint-Hilaire, Isidore Histoire générale et particulière des anomalies de l´organisation chez l´homme et les animaux. 1837 Während in den barocken Naturalienkabinetten die Monster als Kuriosität zur Schau gestellt und übernatürliche Einflüsse als Erklärungen für ihre Entstehung herangezogen wurden, änderte sich mit der Einbeziehung der sogenannten Missbildungen [heute besser als Fehlbildungen bezeichnet] in den Entwicklungsgedanken auch der Status der Monstra um 1800. Anatomen wie Meckel und Tiedemann betrachteten bestimmte Anomalien als Hemmungsbildungen, gleichsam als "ein Stehenbleiben des ganzen Organismus oder einzelner Organe auf einer früheren normalen Bildungsstufe". Eine Monstrosität war demnach eine "richtige Erscheinung zum falschen Zeitpunkt" (M. Hagner). Monstrositäten repräsentierten somit eine an sich normale Zwischenstufe auf dem Entwicklungsweg der Lebewesen und verkörperten nicht mehr das Außergewöhnliche oder ein bedrohliches Zeichen. Folgerichtig versuchte Geoffroy St.-Hilaire für die neu erkannte Ordnung der Natur eine Klassifikation der Fehlbildungen aufzustellen. Isidore Geoffroy St.-Hilaire(1805-1861), Sohn von Etienne Geoffroy St.-Hilaire, war Prof. für Vergleichende Anatomie in Paris (1837). 1841 wurde er Prof. für Zoologie am Muséum national d´Histoire naturelle, 1844 -1850 wurde ihm auch das Amt des General-Inspekteur für Bildung übertragen. 1850 erhielt er den Lehrstuhl für Zoologie und Experimentelle Embryologie an der Sorbonne in Paris. Taf. 3: Anomalien bezüglich der Zahl einzelner Glieder

DA Path 100.51,4.

Taf. 5: Symmelie: Fehlbildung mit Verschmelzung der unteren Gliedmaßen

DA Path 100.51,4. Taf. 6: Fehlbildungen der Bauchhöhle

DA Path 100.51,4. Taf. 16: Am Kopf zusammengewachsene Zwillinge

DA Path 100.51,4. Taf. 19: Am Kopf zusammengewachsene Zwillinge

DA Path 100.51,4. Taf. 15: Am Kopf zusammengewachsene Zwillinge

DA Path 100.51,4. Taf. 20 Fehlbildungen mit verschiedenen Verdoppelungen