„work-life-balance oder die beeinflussung des privatlebens ... · „work-life-balance oder die...
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SAE Institute in association with
University of Middlesex
BACHELOR THESIS:
„Work-Life-Balance oder die Beeinflussung des Privatlebens durch die Erwerbsarbeit
von hauptberuflich Selbständigen im Audiobereich in Berlin und Potsdam“
Module Name: Major Project Module Number: SAE 610 Course Number: BAP 412 Date Submitted: 28.11.2013 Award Name: Bachelor of Arts (Hons.): Audio Production Year: 2013 Name: Eike Baur City: Berlin Country: Germany Module Leader: Tobias Schmidt Staffing: Tobias Schmidt Word Count: 14631 Theory / Practice: 100 % theory
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung: Selbst und ständig? ............................................................. 5
1.1 These und Zielsetzung ............................................................................................. 6
1.2 Industrierelevanz ..................................................................................................... 7
2. Grundlagen .............................................................................................. 8
2.1 Work-Life-Balance .................................................................................................. 8
2.1.1 Überblick zum Stand der Forschung ................................................................ 8
2.1.2 Kritik am Begriff und Alternativen ................................................................ 10
2.1.3 Popularität des Begriffes und Wahrnehmung ................................................. 11
2.1.4 Bestehende Skalen und Studien ...................................................................... 12
2.2 Die Work Interference with Life-Skala ................................................................. 14
2.2.1 Begriffsbildung ............................................................................................... 14
2.2.2 Vorteile der Messmethode .............................................................................. 14
2.2.3 Konkretisierung .............................................................................................. 15
2.2.4 Konstruktion der Skala ................................................................................... 16
2.3 Eingrenzungen und Definitionen ........................................................................... 17
2.3.1 Hauptberufliche Selbständigkeit ..................................................................... 17
2.3.2 Der Audiobereich ............................................................................................ 18
2.3.3 Berlin und Potsdam ......................................................................................... 19
3. Methodik ................................................................................................ 20
3.1 Entscheidung für die WIL-Skala ........................................................................... 20
3.2 Entwicklung des Fragebogens ............................................................................... 22
3.2.1 Grundlegendes ................................................................................................ 22
3.2.2 Übersetzung .................................................................................................... 23
3.2.3 Einleitung des Fragebogens ............................................................................ 23
3.2.4 Reihenfolge der Fragen ................................................................................... 25
3.2.5 Weitere Details ............................................................................................... 26
3
3.3 Größe der Grundgesamtheit .................................................................................. 27
3.4 Vergleich mit dem Forschungsumfeld .................................................................. 30
4. Durchführung ........................................................................................ 33
4.1 Pretests ................................................................................................................... 33
4.2 Gewinnung von Probanden ................................................................................... 35
4.2.1 Wege der Kontaktaufnahme ........................................................................... 35
4.2.2 E-Mail-Anschreiben........................................................................................ 38
4.3 Aufgetretene Probleme und Lösungen .................................................................. 38
4.4 Vorgehen bei der Auswertung ............................................................................... 41
5. Ergebnisse .............................................................................................. 42
5.1 Darstellung und Einordnung der Ergebnisse ......................................................... 42
5.1.1 Allgemeine Soziodemografie ......................................................................... 42
5.1.2 Berufsbezogene Daten .................................................................................... 47
5.1.3 Zeitinvestition nach Domänen ........................................................................ 51
5.1.4 Work Interference with Life ........................................................................... 52
5.2 Aussagekraft der Ergebnisse ................................................................................. 58
5.2.1 Ausschöpfungsquote ....................................................................................... 58
5.2.2 Undercoverage ................................................................................................ 60
5.2.3 Repräsentativität der Stichprobe ..................................................................... 61
5.3 Interpretation ......................................................................................................... 64
5.3.1 Soziodemografie und Beruf ............................................................................ 65
5.3.2 Zeitinvestition und WIL.................................................................................. 66
6. Fazit ........................................................................................................ 68
6.1 Zusammenfassung ................................................................................................. 68
6.2 Schlussfolgerungen ............................................................................................... 70
6.3 Ausblick ................................................................................................................. 72
4
Literaturverzeichnis .................................................................................. 74
Anhang ....................................................................................................... 79
A. Fragebogen ............................................................................................................. 79
B. Übersetzungsprotokolle ........................................................................................ 101
C. E-Mail-Anschreiben ............................................................................................. 103
D. Pressenotiz ............................................................................................................ 105
5
1. Einleitung: Selbst und ständig?
Kurz nach der Bundestagswahl 2013 veröffentlichte die ARD auf ihrer Homepage die
Ergebnisse einer in ihrem Auftrag von Infratest dimap durchgeführten Studie. Thema
waren unter anderem die Wünsche der deutschen Wähler an die zu diesem Zeitpunkt
noch zu bildende Bundesregierung. Eine große Mehrheit von 91 % der Befragten sprach
sich dafür aus, dass die „Vereinbarkeit [von] Beruf und Familie“1 der neuen Regierung
neben Themen aus dem Tagesgeschehen wie den Energiepreisen und der PKW-Maut
wichtig sein sollte.
Dieses Thema und der übergeordnete Komplex der sogenannten Work-Life-
Balance (WLB) fanden in den letzten Jahren immer wieder ihren Weg in solche
Meinungsumfragen und in die Schlagzeilen deutscher Medien - in den Redaktionen
werden sie offensichtlich als Dauerbrenner gehandelt. Auch die Buchverlage haben die
erhöhte Aufmerksamkeit für die - schwer greifbare - Balance zwischen Erwerbsarbeit
und Privatleben bemerkt und überziehen den Markt mit Ratgebern (s. Kapitel 2.1.3).
Ein weiteres Phänomen, das seit längerer Zeit verstärkt in der Gesellschaft diskutiert
wird, ist der Trend zum Unternehmertum, also zur Selbständigkeit2. In den letzten 20
Jahren hat sich die Zahl der Selbständigen3 in Deutschland um circa 40 % erhöht, was
auf verschiedene wirtschaftliche und soziale Entwicklungen zurückgeführt wird.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung sieht als Gründe
„die Nachholprozesse in Ostdeutschland, [den] Strukturwandel in Richtung
Dienstleistungssektor, sowie eine ausgeprägte Bereitschaft unter den
Hochqualifizierten, den Unverheirateten und den Ausländern für
1 Norddeutscher Rundfunk (Hrsg.), 2013.
2 Der Autor bevorzugt die verwendete Schreibweise des Wortes Selbständigkeit (und dessen Ableitungen)
gegenüber der vom Duden empfohlenen, aber nicht vorgegebenen Variante Selbstständigkeit, da er
letztere als schlechter lesbar empfindet. So verfährt beispielsweise auch das Deutsche Institut für
Wirtschaftsforschung. 3 In dieser Arbeit findet die grammatikalisch männliche Form in einem neutralen Sinne Verwendung,
spricht also immer Frauen und Männer an. Dies geschieht zugunsten der Lesbarkeit des Textes und in
Ermangelung anderer Lösungen, die der Autor für praktikabel hält. Die Leserinnen werden um
Verständnis für diese Vereinfachung gebeten.
6
unternehmerische Selbständigkeit. Darüber hinaus hat sich im
Beobachtungszeitraum der Anteil der Frauen an allen Gründerpersonen
substantiell erhöht.“1
Weil die Leitung eines eigenen Unternehmens auch mit Überarbeitung und Zeitmangel
in Verbindung gebracht wird, ist des Öfteren vom Prinzip Selbst und ständig die Rede.
Allerdings überlässt die Wissenschaft die Untersuchung dieser Redewendung
beziehungsweise der zugrundeliegenden Prozesse bisher größtenteils Journalisten und
den Betroffenen selbst. Dies hängt einerseits vermutlich mit der unzureichenden
Datenlage bezüglich der deutschen Selbständigen zusammen.2 Andererseits gibt es für
die WLB keine allgemein anerkannte Definition, der Begriff wird im Gegenteil kritisiert
(s. Kapitel 2.1.1 und 2.1.2). Messmethoden für die WLB beziehungsweise verwandte
Konstrukte wurden zwar vorgeschlagen, aber eine einheitliche Vorgehensweise fehlt bis
dato (s. Kapitel 2.1.4).
In dieser Arbeit wird die Beeinflussung des Privatlebens durch die Erwerbsarbeit mit
der Work Interference with Life-Skala (WIL, s. Kapitel 2.2) gemessen. Diese
Messmethode wurde in einer Arbeit von Keeney et al. aus dem Jahr 2013 entwickelt.
Die Entscheidung für sie wird in Kapitel 3.1 ausführlich begründet.
1.1 These und Zielsetzung
Abgeleitet aus den wenigen Erhebungen, die im Forschungsumfeld durchgeführt
wurden (s. Kapitel 3.4), lautet die These dieser Arbeit:
Der durchschnittliche Work Interference with Life-Gesamtwert der hauptberuflich
Selbständigen im Audiobereich in Berlin und Potsdam beträgt weniger als 3,03
Skalenpunkte.
1 Fritsch, Michael/Kritikos, Alexander/Rusakova, Alina, 2012, S. 3.
2 Vgl. Fritsch, Michael/Kritikos, Alexander/Rusakova, Alina, 2012, S. 4 f.
7
Neben der Operationalisierung der WIL durch die 48 Fragen der erwähnten Skala von
Keeney et al. müssen zur Spezifizierung der These die Begriffe
hauptberufliche Selbständigkeit,
Audiobereich und
Berlin und Potsdam
genau eingegrenzt werden, was in Kapitel 2.3 vorgenommen wird.
Über die Überprüfung der These hinaus verfolgt diese Arbeit auch eine deskriptive
Zielsetzung, da weder die Größe (s. Kapitel 3.3) noch die Demografie der
Grundgesamtheit bekannt sind. Welche Methodik dazu angewandt wurde und wie sich
die praktische Umsetzung gestaltete, wird in Kapitel 3 beziehungsweise 4 erläutert, die
Ergebnisse und deren Bedeutung in Kapitel 5.
1.2 Industrierelevanz
Nicht nur in der Öffentlichkeit, auch seitens der Industrie zeigt sich in den letzten
Jahren ein steigendes Interesse am Themenfeld Work-Life-Balance (s. Kapitel 2.1.3).
Arbeitgeber scheinen vermehrt zu erkennen, wie wichtig es ist, die Mitarbeiter durch
entsprechende Maßnahmen motiviert zu halten und ans Unternehmen zu binden.
Begriffe wie Downshifting oder Sabbatical sind in die (arbeitsbezogene) Alltagssprache
übergegangen.
Der Bedarf zur wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Thema besteht also in allen
Berufsfeldern. Trotzdem gab es nach dem Ermessen des Autors vor dieser Arbeit noch
keine wissenschaftliche Erhebung zur WLB in der Audiobranche. Eine solche
Untersuchung kann jedoch helfen, regelmäßig aufkommende Diskussionen über die
Arbeitsbedingungen zu versachlichen. So können neue Wege zu einem Ergebnis
gefunden werden, das sich wohl alle Beteiligten wünschen: Ein menschliches und
gesundes Arbeitsumfeld.
8
2. Grundlagen
2.1 Work-Life-Balance
2.1.1 Überblick zum Stand der Forschung
Der eingangs erwähnte Begriff Work-Life-Balance mag einem Deutschen in seiner für
die englische Sprache typischen Kürze zunächst sehr griffig erscheinen. Geht es jedoch
darum, ihn ohne Schlagwortcharakter, sondern wissenschaftlich und auf Deutsch
wiederzugeben, wird es auch für viele Fachautoren offenbar so schwer, dass sie sich für
die Titel ihrer Arbeiten doch der englischen Variante bedienen.
Hinzu kommt, dass auch im angelsächsischen Sprachraum keine allgemein anerkannte
Definition des Begriffs existiert. Dort ist hingegen das enger gefasste Konzept der
Work-Family-Balance (vor allem durch ältere Arbeiten) verbreitet.1
Eines der wenigen deutschsprachigen Werke, bei denen eine eigene Namensgebung
versucht wurde, trägt den Untertitel: „Das Individuum im Spannungsfeld von Arbeit
und Nicht-Arbeit“2. Hier wird das Themengebiet, dem sich auch diese Arbeit zuwendet,
präzise und kompakt umrissen.
Die wissenschaftliche Ausrichtung desselben Buches wird im Haupttitel als
„sozioökonomische Arbeitsforschung“ angegeben. An sich schon interdisziplinär, da
zusammengesetzt aus Sozial- und Wirtschaftsforschung, ist diese Herangehensweise an
das Thema nur eine unter mehreren. So gibt es außerdem Werke mit gesundheitlich-
medizinischem3 oder psychologischem
4 Ansatz sowie solche, die sich eher den
Interessen der Arbeitgeber zuwenden. Auf letztere sowie die nichtwissenschaftliche
Ratgeberliteratur wird in Kapitel 2.1.3 eingegangen.
1 Vgl. Greenhaus, Jeffrey H./Collins, Karen M./Shaw, Jason D., 2003, S. 510 f.
2 Wüstner, Kerstin (Hrsg.), 2009.
3 Kastner, Michael (Hrsg.), 2004.
4 Ulich, Eberhard, 2011.
9
Allen Werken zum Thema ist gemein, dass auf verschiedene Arten von den Ressourcen
eines Menschen die Rede ist. Diese werden in diverse Kategorien unterteilt,
beispielsweise:
„Ressourcen […] individueller, sozialer, bio-physikalischer, immaterieller wie
materieller Art“1, veranschaulicht an der „Lebenszeit“
2
zeitliche und finanzielle Ressourcen sowie physische, psychologische,
emotionale und soziale Ressourcen3
Ressourcen (hier „Puffer“ genannt) der „Person (z. B. Resilienz), […]
Organisation (z. B. Autonomie) [und] situationale [wie] Zeit, Raum, Personal,
Geld“4
Trotz unterschiedlicher Kategorisierungen: Die zur Verfügung stehende Zeit sowie die
grob als Belastbarkeit zusammenfassbaren Eigenschaften einer Person werden immer
erwähnt.
Demgegenüber stehen als „Risiken oder potentielle Belastungsgrößen“5, „demands“
6
oder „Belastungen/Anforderungen“7 bezeichnete Einflüsse, welche die Ressourcen in
den genannten Kategorien etwa in Form von Zeitinvestitionen oder Stress angreifen.
Eine weitere Dimension der WLB ist die Unterteilung des Lebens in verschiedene
Bereiche. Der Begriff selbst gibt hier bereits vor, dass Work (Arbeit) einerseits und Life
(Leben) andererseits diese Bereiche sein sollen, jedoch ist diese einfache Zweiteilung
umstritten (s. Kapitel 2.1.2).
Wie der Zustand der Balance selbst definiert wird, ergibt sich aus den genannten
Komponenten: Als eine gleichmäßige Verteilung der Ressourcen eines Menschen auf
die verschiedenen Lebensbereiche mit ihren jeweiligen Anforderungen, wobei sowohl
1 Wüstner, Kerstin (Hrsg.), 2009, S. 9.
2 Baumann, Mareike, 2009, S. 21.
3 Vgl. Greenblatt, Edy, 2002, S. 179 f..
4 Kastner, Michael, 2004, S 38 f.
5 Wüstner, Kerstin (Hrsg.), 2009, S. 9.
6 Greenblatt, Edy, 2002, S. 179.
7 Kastner, Michael, 2004, S. 38.
10
objektiv messbare als auch subjektiv empfundene Gleichverteilung mögliche Kriterien
sind.1
Erweiternd und vor allem für die Operationalisierung der WLB wichtig (s. Kapitel
2.1.4) beschreiben einige Forscher Balance als das Fehlen von Konflikten zwischen den
Lebensbereichen beziehungsweise den verschiedenen unter diesen Bereichen
aufzuteilenden Ressourcen und Anforderungen.2
2.1.2 Kritik am Begriff und Alternativen
Wie bereits angesprochen, wird der Begriff Work-Life-Balance in wissenschaftlichen
Veröffentlichungen kritisiert. Dies geschieht, wie im Folgenden dargelegt, in nicht
unwesentlichem Umfang; teilweise wird die WLB deutlich als „sachlich falsche und in
fataler Weise irreführende Begrifflichkeit“3 bezeichnet.
Ein wesentlicher Kritikpunkt ist dabei oft die unklare Abgrenzung der beiden
Lebensbereiche. Zwar bezieht sich Work in der Forschung meist nicht nur auf Arbeit
generell, sondern auf die Erwerbstätigkeit - jedoch gibt es weitere Arten von Arbeit, die
auch gemeint sein könnten, beispielweise Hausarbeit, die Pflege von Angehörigen oder
Ehrenämter. Desweiteren wird bemängelt, dass die Erwerbsarbeit selbst ein Teil des
Lebens (Life) ist, letzterem also logisch gesehen gar nicht gegenübergestellt werden
kann.4
Dementsprechend wird meist davon ausgegangen, dass mit Life eigentlich das
Privatleben, also das gesamte Leben außer der Arbeit, gemeint ist. Grenzt man so ab,
ergibt sich allerdings ein neues Problem, das mit dem immer stärkeren Verwischen der
Trennlinien zwischen Erwerbsarbeit und Privatleben zusammenhängt. Ursache für
selbiges ist unter anderem die Zunahme der selbständigen Arbeit und anderer, flexibler
Arbeitsformen wie der Arbeit von zu Hause aus.5
1 Vgl. Baumann, Mareike, 2009, S. 21 f.
2 Vgl. Greenblatt, Edy, 2002, S. 179 und Lothaller, Harald, 2009, S. 49.
3 Ulich, Eberhard, 2011, S. 524.
4 Vgl. Ulich, Eberhard, 2011, S. 525.
5 Vgl. Kastner, Michael, 2004, S. 8.
11
Die besagte Vermischung der Lebensbereiche erschwert es zunehmend, die Ursachen
von Belastungen und somit des Verbrauchs von Ressourcen (s. Kapitel 2.1.1) eindeutig
zuzuordnen. Auch etwaige wechselseitige Beeinflussungen dieser Bereiche festzustellen
(positiv wie negativ), wird dadurch schwieriger.1
Eine weitere Schwachstelle am einfachen, bipolaren WLB-Modell wird darin gesehen,
dass es dazu führt, dass Lebensdomänen (s. u.) entweder vernachlässigt oder nicht
differenziert werden.2 Neben der bereits erwähnten Nichtberücksichtigung unbezahlter
Arbeit ist hier außerdem gemeint, dass einerseits der Bereich Arbeit durch seine
explizite Ausformulierung überbetont wird, die vielfältigen weiteren Aspekte eines
Lebens jedoch nur grob unter Life subsummiert werden.3
Aufgrund dieser Kritik wurde ein alternativer Begriff geschaffen, der inzwischen
zumindest in wissenschaftliche Veröffentlichungen vermehrt Eingang findet: Life-
Domains-Balance (auch „life domain balance“4 oder „life-domains balance“
5). Diese
Wortschöpfung beseitigt den unklaren Begriff Work und die übermäßige Fokussierung
auf diesen als einzigen Gegenpol zum undifferenzierten Life. Stattdessen wird das für
Erweiterungen offenere, multipolare Konzept der Life Domains (Lebensdomänen)
eingeführt - genaueres zu deren Eingrenzung siehe Kapitel 2.2.
2.1.3 Popularität des Begriffes und Wahrnehmung
Eine Google-Suche mit dem Suchbegriff „work life balance“6 am 23.10.2013 fand 38,1
Millionen Ergebnisse im gesamten Web. Mit einer auf das deutschsprachige Web
eingeschränkten Suche reduzierte sich diese Zahl auf 1,1 Millionen. Zum Vergleich:
Eine Suche auf deutschsprachigen Websites mit dem (deutlich unspezifischeren)
Schlüsselwort Umweltschutz ergab 15,2 Millionen Treffer.
1 Kastner, Michael, 2004, S. 5.
2 Vgl. Lothaller, Harald, 2009, S. 48.
3 Vgl. Lothaller, Harald, 2009, S. 48.
4 Ulich, Eberhard, 2011, S. 524 f.
5 Lothaller, Harald, 2009, S. 48.
6 Zu beachten ist der in Anführungszeichen gesetzte Suchbegriff; so wurde nicht nur nach den Wörtern
work, life und balance, sondern nach der exakten Wortreihenfolge gesucht, was die Anzahl der
Suchergebnisse verringert, aber deren Güte erhöht.
12
Suchte man beim größten Internetbuchhändler Amazon am selben Tag nach
Buchveröffentlichungen zum Thema, erhielt man allein in der Rubrik Ratgeber neun
Bücher, die seit Oktober 2012 erschienen waren. Buchtitel wie „Das SCHOKO
Prinzip - Zeitmanagement Selbstmanagement Work-Life-Balance Selbst-Genießer-
Management“ oder „Anti-Stress-Yoga: Mit Yoga und Ernährung zurück in die Life-
Work-Balance“ betonen dabei vor allem die Eigenverantwortung von Menschen im
Arbeitsleben für die WLB. Deutlich wird: Es existiert auch in der Öffentlichkeit ein
ausgeprägtes Interesse am WLB-Konzept, wenngleich der Begriff oft wertend oder
ungenau verwendet wird.
In diesem Kontext zu sehen ist auch die Beschäftigung der Arbeitgeberseite mit dem
Themenkomplex und die Veröffentlichung entsprechender Literatur, die (anders als die
erwähnten Ratgeber) oft wissenschaftlichen Kriterien genügt. In diesen Werken werden
arbeitgeberseitige WLB-Maßnahmen „als Motor für wirtschaftliches Wachstum“1 oder
„Wettbewerbsfaktor“2 bezeichnet und mittels Arbeitsmappen Wege zu einer
Führungskultur aufgezeigt, die „work-life-competence“3 fördern soll.
2.1.4 Bestehende Skalen und Studien
Eine vielzitierte Studie mit dem Zweck, eine Skala zur Messung des sogenannten Work-
Family-Conflict4 zu entwerfen, veröffentlichten Carlson, Kacmar und Williams im Jahr
2000. Laut dieser Studie herrschte bereits zu diesem Zeitpunkt in der Forschung eine
gewisse Einigkeit darüber, dass es drei Formen von Konflikten zwischen den
Lebensdomänen gibt, nämlich
zeitbasierte Konflikte,
belastungsbasierte Konflikte und
1 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.), 2006, S. 5.
2 Badura, Bernhard (Hrsg.), 2004, S. V.
3 Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), 2011.
4 Zum Thema Work-Family gegenüber Work-Life s. Kapitel 2.1.1.
13
verhaltensbasierte Konflikte: „when specific behaviors required in one role are
incompatible with behavioral expectation in another role.“1
Vor allem die ersten beiden Konfliktarten beziehen sich hierbei deutlich auf die
Ressourcenverteilung (s. Kapitel 2.1.1) zwischen den Lebensdomänen.
Desweiteren ist laut besagter Studie unumstritten, dass Bidirektionalität auftreten, also
die Arbeit auf jede der oben genannten Arten das Privatleben beeinflussen kann oder
umgekehrt.2
Die verschiedenen Arten von Konflikten operationalisierten die Forscher durch 30 aus
einem Pool von anfangs 65 Fragen (Items), welche sie mit einer abschließenden
Erhebung validierten. Ein Beispiel-Item ist:
„I am often so emotionally drained when I get home from work that it prevents me
from contributing to my family.“3
Ein ähnliches Konzept zur Skalenbildung findet sich in einer Arbeit von Greenhaus,
Collins und Shaw aus dem Jahr 2003. Diese Skala soll allerdings der Messung der
Work-Family-Balance dienen (im Gegensatz zum Work-Family-Konflikt, s. o.). Auch
hier wird das zu messende Konstrukt in drei Unteraspekte (Zeitbalance, „involvement
balance“4 und Zufriedenheitsbalance) aufgeteilt. Zu jedem dieser Teile wird dann
anhand von verschiedenen, aus bestehenden Skalen abgeleiteten Items und weiteren
Variablen wie der Wochenarbeitszeit ein Balance-Index berechnet.5
Im deutschsprachigen Bereich sind weniger Veröffentlichungen zu finden, die sich mit
der Operationalisierung der WLB beschäftigen. Hier sei stellvertretend auf eine Studie
1 Carlson, Dawn S./Kacmar, K. Michele/Williams, Larry J., 2000, S. 250 (Übersetzung durch den Autor:
„wenn spezifische Verhaltensmuster, die für eine Rolle nötig sind, inkompatibel zum erwarteten
Verhalten in einer anderen Rolle sind“). 2 Vgl. Carlson, Dawn S./Kacmar, K. Michele/Williams, Larry J., 2000, S. 250.
3 Carlson, Dawn S./Kacmar, K. Michele/Williams, Larry J., 2000, S. 260 (Übersetzung durch den Autor:
„Ich bin oft emotional so ausgelaugt, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, dass es mich davon
abhält, zu meiner Familie beizutragen.“). 4 Greenhaus, Jeffrey H./Collins, Karen M./Shaw, Jason D., 2003, S. 513.
5 Vgl. Greenhaus, Jeffrey H./Collins, Karen M./Shaw, Jason D., 2003, S. 518 f.
14
von Anja Gerlmaier verwiesen, in der eine Anforderungen-Ressourcen-Skala aus
bestehenden und neuen Messmethoden entwickelt wurde.1
2.2 Die Work Interference with Life-Skala
2.2.1 Begriffsbildung
Wie in Kapitel 2.1.4 gezeigt wurde, befasst sich die bisherige empirische Forschung zur
WLB meist mit Work-Family-Zusammenhängen. Dass diese Spezialisierung der
Realität nicht gerecht wird, manifestiert sich für Jessica Keeney et al. in zahlreichen
Appellen aus Forschung und Wirtschaft, die Vorstellung vom Work-Family-Conflict so
zu erweitern, dass Bereiche außerhalb der Arbeit und zusätzlich zur Familie
berücksichtigt werden.2
In ihrer Studie aus dem Jahr 2013 entwickeln sie deshalb ein erweitertes Konstrukt:
Work Interference with Life. Die WIL definieren sie dabei als
„difficulty participating in nonwork domains by virtue of participation in the work
domain“3.
Dabei sind sich die Forscher durchaus der Problematik bewusst, dass die Arbeit (Work)
ein Teil des Lebens (Life) ist und deshalb Work-Life-Konstrukte als unzureichend
kritisiert werden (s. Kapitel 2.1.2). Sie entscheiden sich jedoch trotzdem für einen
solchen Begriff, um der bereits etablierten Namensgebung zu folgen.4
2.2.2 Vorteile der Messmethode
Nach Ansicht von Keeney et al. hat die domänenbezogene Messung der WIL mehrere
Vorteile gegenüber Instrumenten, die eine solche Einteilung nicht vornehmen, also die
WIL global messen. Diese Unterschiede stellen sich wie folgt dar:
1 Vgl. Gerlmaier, Anja, 2004.
2 Vgl. Keeney, Jessica et al., 2013, S. 222.
3 Keeney, Jessica et al., 2013, S. 222 (Übersetzung durch den Autor: „Schwierigkeit, sich an nicht
arbeitsbezogenen Domänen zu beteiligen aufgrund von Beteiligung an der Arbeits-Domäne“). 4 Vgl.Keeney, Jessica et al., 2013, S. 222.
15
Globale Messinstrumente spiegeln die Vielfalt möglicher Interessengebiete einer
Person nicht wieder, sondern werden möglicherweise von der WIL auf einem
Gebiet besonders beeinflusst, das die befragte Person als sehr wichtig empfindet.
Enthalten die Fragentexte von Skalen zur globalen WIL-Messung bestimmte
Domänen, lenkt dies die befragte Person möglicherweise von den nicht
enthaltenen Domänen ab.
Mittel zur Verbesserung der WLB (beziehungsweise Reduzierung der WIL)
können genauer auf bestimmte Personen(gruppen) und deren jeweils besonders
betroffene Domänen zugeschnitten werden.
Fragen zu komplexen Zusammenhängen beantworten Studienteilnehmer oft
anhand ihrer momentanen Stimmung, um Denkprozesse zu verkürzen. Die
Eingrenzung der Fragen auf bestimmte Lebensbereiche hilft, dieses Phänomen
zu vermeiden.1
Schlussfolgernd stellen die Forscher fest, dass momentan verwendete Messmethoden
eine umfassende Untersuchung der WIL nicht leisten.2
2.2.3 Konkretisierung
Die deshalb einzugrenzenden Life Domains werden definiert als
„the spheres of activity that make up a person's identity“3.
Diese Lebensbereiche müssen dabei nicht alle Relevanz für jeden (arbeitenden)
Menschen besitzen, sondern als Ganzes die volle Bandbreite des Lebens außerhalb der
Arbeit abdecken. Außerdem konzentrieren sich die Forscher auf die Beeinflussung des
Privatlebens durch die Erwerbsarbeit (Work-Life) und lassen umgekehrte Effekte (Life-
1 Zu allen Aufzählungspunkten vgl. Keeney, Jessica et al., 2013, S. 222.
2 Vgl. Keeney, Jessica et al., 2013, S. 223.
3 Keeney, Jessica et al., 2013, S. 223 (Übersetzung durch den Autor: „die Betätigungsfelder, welche die
Identität einer Person ausmachen“).
16
Work) außer Acht, da von der Arbeit ihrer Beobachtung nach der größere Druck
ausgeht.1
Um festzustellen, welche Arten von Beeinflussung gemessen werden müssen, beziehen
sich Keeney et al. auf die drei auch von Carlson, Kacmar und Williams (s. Kapitel
2.1.4) als Konsens identifizierten Konfliktursachen: Zeit, Belastung und Verhalten.
Allerdings stellen die Autoren fest, dass letztere Konflikte erstens deutlich seltener
untersucht wurden als die anderen beiden und zweitens nicht für alle der festgelegten
Domänen von Bedeutung sind. Deshalb finden verhaltensbasierte Konflikte in der zu
entwickelnden Skala keine Berücksichtigung.2
2.2.4 Konstruktion der Skala
Alle Domänen inklusive deren genauer Beschreibungen für die Probanden sowie die
meisten Items wurden aus Studien der bisherigen Literatur entlehnt. Dann wurden in
einer Pilotstudie aus 80 so generierten Items durch statistische Methoden
(beispielsweise Ermittlung der Korrelation der Items untereinander und mit dem
Gesamtindex) die am besten geeigneten herausgefiltert.3
Die Operationalisierung der WIL nach Keeney et al. erfolgt zusammenfassend durch 48
Fragen, die sich auf zwei Dimensionen aufteilen: Die Domänen des Privatlebens und
eine Beeinflussung des Privatlebens durch die Erwerbsarbeit auf Belastungs- oder Zeit-
Ebene. Es ergeben sich so für acht Life Domains je drei Fragen zu belastungs- und drei
zu zeitbasierten Beeinflussungen.4
Die so entwickelte Skala wurde in zwei weiteren Studien ausführlich getestet und für
geeignet befunden (s. Kapitel 3.1).
1 Vgl. Keeney, Jessica et al., 2013, S. 223.
2 Vgl. Keeney, Jessica et al., 2013, S. 223 f.
3 Vgl. Keeney, Jessica et al., 2013, S. 224 f.
4 Vgl. Keeney, Jessica et al., 2013, S. 235.
17
2.3 Eingrenzungen und Definitionen
2.3.1 Hauptberufliche Selbständigkeit
Neben der Operationalisierung der WIL (s. Kapitel 2.2) muss zur Spezifizierung der
These (s. Kapitel 1) der Begriff hauptberuflich Selbständige abgesteckt werden.
Die gesetzliche, durch Entscheide des Bundessozialgerichts konkretisierte Definition
der Merkmale nichtselbständiger Arbeit, also abhängiger Beschäftigung lautet
„Tätigkeit nach Weisungen und eine Eingliederung in die Arbeitsorganisation des
Weisungsgebers“1. Als selbständig kann eine Tätigkeit dann gelten, wenn besagte
Kriterien nicht zutreffen.
Diese Merkmale sind allerdings selbst für Gerichte oft schwer zu überprüfen, weshalb
sich stattdessen die Definition anhand der Sozialversicherungspflicht anbietet: Laut
Gesetz ist in dieser „nicht versicherungspflichtig, wer hauptberuflich selbständig
erwerbstätig ist“2.
Für die Feststellung, ob eine selbständige Erwerbstätigkeit als hauptberuflich gilt,
bestehen gemeinsame Regelungen der gesetzlichen Krankenversicherungen, der
Deutschen Rentenversicherung und der Agentur für Arbeit:
„Hauptberuflich ist eine selbstständige [sic!] Erwerbstätigkeit dann, wenn sie von
der wirtschaftlichen Bedeutung […] her die übrigen Erwerbstätigkeiten
zusammen deutlich übersteigt“3.
Arbeitnehmer in geringfügigen Beschäftigungen, sogenannten Mini-Jobs, sind ebenfalls
nicht sozialversicherungspflichtig. Diese sollen jedoch aufgrund ihrer eher einer
Festanstellung gleichenden Eigenschaften (beispielsweise Weisungsgebundenheit, s. o.)
hier nicht untersucht werden.
1 Bundesministerium der Justiz (Hrsg.), 2001a, §7 Abs. 1.
2 Bundesministerium der Justiz (Hrsg.), 2001b, §5 Abs. 5 (hier für die Krankenversicherung, analoge
Regelungen bestehen für die anderen Zweige der Sozialversicherung). 3 Deutsche Rentenversicherung (Hrsg.), 2010, S. 2.
18
Nach diesen Grundsätzen sind hauptberuflich Selbständige im Sinne dieser Arbeit also
Personen, die den größten Teil ihres Brutto-Einkommens (mehr als die Hälfte) aus nicht
sozialversicherungspflichtigen, nicht geringfügigen Arbeitsverhältnissen im
Audiobereich erwirtschaften.
Außerdem ergibt sich aus der verwendeten WIL-Skala (s. Kapitel 2.2) die weitere
Bedingung, dass ein Erwerbstätiger, um als hauptberuflich Selbständiger im
Audiobereich zu gelten, mehr als durchschnittlich 25 Wochenstunden in besagter
Tätigkeit arbeiten muss. In der Studie zum Skalenentwurf von Keeney et al. wurden
ebenfalls nur Erwerbstätige ab dieser Wochenarbeitszeit berücksichtigt.1
2.3.2 Der Audiobereich
Neben der Selbständigkeit bedarf der Begriff des Audiobereiches einer klaren
Definition. Aufgrund ihrer Vielfältigkeit eignen sich
Tätigkeitsfelder, beispielsweise Film-, TV-, Radio- und Musikproduktion sowie
Beschallung,
mögliche Bildungsabschlüsse, beispielsweise Bachelor Audio Production,
Tonmeister und Mediengestalter Bild und Ton sowie
Berufsverbände, beispielsweise Audio Engineering Society (AES), Verband
Deutscher Tonmeister (VDT) und Synchronverband
dafür nicht als Kriterien, sie können jedoch hilfreich bei der Gewinnung von
Befragungsteilnehmern sein (s. Kapitel 4.1).
Stattdessen müssen für eine adäquate Zuordnung von Berufen zum Audiobereich die
tatsächlich ausgeführten Tätigkeiten betrachtet werden. Die Bundesagentur für Arbeit
definiert die Berufsuntergruppe 9453 folgendermaßen:
1 Vgl. Keeney, Jessica et al., 2013, S. 229.
19
„Berufe in der Bild- und Tontechnik: […] Angehörige dieser Berufe fertigen Ton-
und Bildaufnahmen an, bearbeiten sie nach und sorgen für die Beschallung bei
Live-Veranstaltungen.“1
Dieser Gruppe gehören, neben den hier nicht relevanten visuell geprägten, die
Berufsbilder Tonassistent, Toningenieur und Tonmeister an. Damit liefern sie einen
ausreichend umfassenden Querschnitt des Audiobereiches, weshalb die oben zitierte
Definition für diese Arbeit übernommen wird.
2.3.3 Berlin und Potsdam
Zuletzt muss zur genauen Eingrenzung der These definiert werden, was unter
Selbständigen in Berlin und Potsdam zu verstehen ist - also ob beispielsweise der
Wohnsitz oder der Ort, an dem gearbeitet wird in Berlin oder Potsdam sein muss, um
zur für diese Arbeit relevanten Gruppe zu gehören.
Für den Alltag von Selbständigen spielen deren Auftraggeber und damit der Ort, an dem
gearbeitet wird, die wichtigste Rolle. Deshalb gilt als Selbständiger in Berlin und
Potsdam im Rahmen dieser Arbeit, wer hauptsächlich für Kunden in einer der besagten
oder in beiden Städten arbeitet.
1 Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.), 2011, S. 1604.
20
3. Methodik
3.1 Entscheidung für die WIL-Skala
Wie in Kapitel 2.2.4 erwähnt, wurde die WIL-Skala mit Hilfe einer umfassenden
Sichtung bestehender Literatur erstellt und greift damit diverse Themenstränge der
bisherigen Forschung auf. Außerdem gehört die Arbeit von Keeney et al. durch die
Veröffentlichung im renommierten Journal of Vocational Behavior im Jahr 2013 zu den
aktuellsten Studien zum Thema.
Nachdem sechs Items ausgewählt wurden, die für alle acht zu untersuchenden Domänen
angepasst werden können, führten die Forscher eine erste Studie mit diesen 48 Fragen
durch. Diese sollte beweisen, dass
die Beeinflussung des Privatlebens durch die Erwerbsarbeit im Vergleich mit
anderen Skalen am besten durch ein Modell wie die WIL erklärt wird, also unter
Berücksichtigung von Life Domains und Formen der Beeinflussung (Belastung
und Zeit, s. Kapitel 2.2.2),
die in der WIL-Skala verwendeten Domänen so klar voneinander abgegrenzt
sind, dass die Zufriedenheit der Probanden mit der jeweiligen Domäne stärker
mit der WIL derselben Domäne zusammenhängt als mit der WIL anderer
Domänen.1
Der Online-Fragebogen zu dieser Studie erreichte unter den angeschriebenen
Absolventen einer großen US-Universität eine Teilnehmerzahl von über 1800. Neben
der Messung der WIL mit der neu entwickelten Skala wurde die Zufriedenheit mit den
Domänen anhand einer angepassten, etablierten Skala festgestellt.
1 Beide Aufzählungspunkte vgl. Keeney, Jessica et al., 2013, S. 225.
21
Die Ergebnisse dieser Erhebung verifizierten die aufgestellten Thesen zur WIL:
„Study 1, therefore, provided evidence for work interference with life as a
coherent multidimensional construct.“1
Nach Abschluss der ersten wurde eine zweite Studie lanciert, die vor allem den
Mehrwert der WIL-Skala gegenüber Work-Family-Messmethoden bei der Vorhersage
von Zufriedenheits- und Gesundheits-Aspekten beweisen sollte. Diese Größen waren
Zufriedenheit mit dem Job, Absichten zum Wechsel des selbigen, Zufriedenheit mit
dem Leben und geistige Gesundheit. Folgende Thesen wurden dazu aufgestellt:
Die Beeinflussung anderer Life Domains als der Familie durch die Arbeit erklärt
Schwankungen der oben genannten Größen zwischen den Probanden besser als
die Beeinflussung der Familie durch die Arbeit alleine.
Die WIL-Skala ist besser geeignet, die besagten Schwankungen zu erklären, als
eine etablierte Skala zur Messung des Work-Family-Conflict.2
Es handelt sich bei diesen Hypothesen um Aussagen zur Validität (auch Gültigkeit) des
Messinstrumentes WIL. Diekmann beschreibt die Validität einer Skala als wichtigste
Zielsetzung bei deren Konstruktion und definiert sie als „die Frage, ob die Definition
auch brauchbar ist“3 - ob also das gemessen wird, was gemessen werden soll.
Wie in der ersten Studie wurden etablierte Skalen zur Messung der abhängigen
Variablen benutzt, und auch in dieser Studie (mit über 3000 Probanden) konnten die
erwähnten Hypothesen bestätigt werden.4
Aufgrund dieser ausführlichen Validierung wird die Work Interference with Life-Skala
als Instrument für die Durchführung der Erhebung dieser Arbeit ausgewählt.
1 Keeney, Jessica et al., 2013, S. 228 (Übersetzung durch den Autor: „Studie 1 lieferte daher Beweise,
dass Work Interference with Life ein kohärentes, multidimensionales Konstrukt ist.“). 2 Beide Aufzählungspunkte vgl. Keeney, Jessica et al., 2013, S. 229.
3 Diekmann, Andreas, 2007, S. 257.
4 Vgl. Keeney, Jessica et al., 2013, S. 229-232.
22
3.2 Entwicklung des Fragebogens
3.2.1 Grundlegendes
Um die WIL der Probanden zu ermitteln, wurde ein Online-Fragebogen auf der
kostenlosen, etablierten Plattform SoSci Survey erstellt, in dem diese zu acht
Lebensbereichen je sechs Items (s. Kapitel 2.2) mit einer Bewertung von 1 (keine
Beeinflussung) bis 5 (starke Beeinflussung) versehen sollten. Die Beschreibungen der
acht Domänen wurden im Verlauf des Fragebogens mehrfach wiederholt, um sie den
Probanden in Erinnerung zu rufen.
Desweiteren wurde zu jeder dieser Life Domains die Frage gestellt, wie viel Zeit - auf
einer Skala von 1 (keine) bis 4 (sehr viel) - die Probanden in diese investieren. Dies
geschah, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die Interessen von Mensch zu
Mensch variieren. Gab ein Proband an, gar nicht in einen bestimmten Lebensbereich
involviert zu sein, wurden ihm die entsprechenden Fragen nicht gestellt. Dieses
Vorgehen entspricht dem von Keeney et al.1
Zusätzlich wurden soziodemografische Variablen erhoben, im Einzelnen:
Allgemeine Variablen: Geschlecht, Alter, Beziehungsstatus, Kinder im selben
Haushalt
Studienspezifische Variablen: Anteil der Audio-Selbständigkeit am
Gesamteinkommen (brutto), Monatseinkommen (brutto) aus der Audio-
Selbständigkeit, Wochenarbeitszeit für die Audio-Selbständigkeit und für
sonstige Tätigkeiten, Tätigkeitsfelder und Haupt-Arbeitsort der Audio-
Selbständigkeit
Anhand dieser Variablen kann einerseits die Zugehörigkeit zur Grundgesamtheit
(s. Kapitel 3.3) festgestellt und andererseits eventuell Rückschlüsse bezüglich der WIL
gezogen werden.
1 Vgl. Keeney, Jessica et al., 2013, S. 229-231.
23
3.2.2 Übersetzung
Da die Fragen und die Beschreibungen der einzelnen Domänen der von Keeney et al.
entwickelten Skala ausschließlich in Englisch vorlagen, mussten sie für eine
Verwendung in dieser Studie, bei der kein nennenswerter Anteil englischsprachiger
Probanden erwartet wurde, zunächst übersetzt werden. Dafür bediente sich der Autor
der Hilfe einer ihm bekannten kanadischen Muttersprachlerin, die seit zwei Jahren in
Deutschland lebt und fließend Deutsch spricht und schreibt.
Zunächst fertigte der Autor selbst eine möglichst exakte Übersetzung der sechs
Grundformen aller Fragen an. Dabei war besonders wichtig, den Sinnzusammenhang
zentraler Formulierungen wie „Due to all the pressures from work“1 zu erhalten.
Stilistische Aspekte traten hinter diese Anforderung zurück. Die Erstfassungen wurden
der erwähnten Muttersprachlerin zunächst zur Rückübersetzung übergeben. Diese Back-
Translation genannte Methode wurde gewählt, da sie sich besonders für Texte eignet,
die wenig oder keine humorvolle, umgangssprachliche oder literarische Formulierungen
enthalten.2
In Zusammenarbeit mit der Muttersprachlerin wurden dann englische Originalfassung
und Rückübersetzung verglichen und daraus Verbesserungen an der deutschen Fassung
abgeleitet. Die Domänenbeschreibungen wurden direkt (ohne Back-Translation)
übersetzt. Der komplette Prozess kann anhand der Übersetzungsprotokolle
nachvollzogen werden (s. Anhang B).
3.2.3 Einleitung des Fragebogens
Die erste Seite ist „die Visitenkarte des Fragebogens“3, weshalb auf sie besonderes
Augenmerk gelegt wurde. Nach den Empfehlungen von Thielsch4 und SoSciSurvey
5
wurde sie kurz gehalten und enthielt folgende Elemente:
1 Keeney, Jessica et al., 2013, S. 235.
2 Vgl. Crystal, Scott, 2004, S. 5.
3 SoSci Survey (Hrsg.), 2013a.
4 Vgl. Thielsch, Meinald T./Brandenburg, Torsten (Hrsg.), 2012, S. 113.
5 Vgl. SoSci Survey (Hrsg.), 2013a.
24
Eine Begrüßung,
einen Hinweis auf das Thema,
die Dauer der Befragung,
die Zusicherung von Anonymität,
die Kontaktdaten des Verantwortlichen,
die Institution, für welche die Studie durchgeführt wird,
Hinweise auf Vorteile, die der Proband durch die Studie hat (s. u.) und
am Ende eine freundliche Grußformel.
Zur Motivation der Probanden wurde unter allen Probanden ein Einkaufsgutschein für
das Musikhaus Thomann im Wert von 50 € verlost. Außerdem konnten alle Probanden
nach Studienende eine vereinfachte und erläuterte Fassung der eigenen Ergebnisse
herunterladen. Um das Augenmerk der Probanden sofort auf diese positiven Aspekte zu
lenken, wurden sie auf der ersten Seite visuell und inhaltlich hervorgehoben.
In der Einleitung (und im restlichen Fragebogen) wurde Selbständiger als Anrede der
Vorzug gegenüber neutraleren Varianten wie Teilnehmer gegeben, um eine Bindung
zwischen den Probanden und dem Befragungsprojekt zu schaffen. Außerdem wurden
die Probanden geduzt, was in der Audiobranche unter (auch einander unbekannten)
Kollegen üblich ist. So wurde vermittelt, dass der Autor ebenfalls Selbständiger im
Audiobereich ist - Kollegen genießen potenziell größeres Vertrauen als anonyme
Wissenschaftler.
Desweiteren wurde ein Symbolbild als Eyecatcher an prominenter Stelle der
Begrüßungsseite platziert, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Allerdings blieb dies die
25
einzige Verwendung visueller Hilfsmittel im Fragebogen, um in der eigentlichen
Umfrage keine Kontexteffekte zu erzeugen.1
3.2.4 Reihenfolge der Fragen
Die Reihenfolge der einzelnen Elemente eines Fragebogens kann „dramatische
Effekte“2 auf die Ergebnisse haben, weshalb dieser Punkt bei der Entwicklung des
Fragebogens ebenfalls besondere Beachtung fand.
So wurden die demografischen Fragen auf den letzten Befragungsseiten platziert, um
auf den ersten Seiten einen Themenbezug herzustellen und zu motivieren, anstatt mit
von anderen Tests bekannten Standardfragen eventuell Desinteresse auszulösen.3
Hierbei ist zu beachten, dass es auch Wissenschaftler gibt, welche die umgekehrte
Vorgehensweise empfehlen, dann als „high hurdle technique“4 bezeichnet. Diese wurde
hier jedoch zugunsten einer erwarteten höheren Rücklaufquote nicht angewandt.
Außerdem könnten die demografischen und speziell die Fragen zu Beziehungsstatus
und Einkommen als persönlich empfunden werden. Werden diese Fragen, wie
geschehen, erst am Ende des Fragebogens gestellt, wiegen dadurch verursachte
Abbrüche der Befragung weniger schwer - der Proband hat die Fragen zur WIL bereits
beantwortet.
Desweiteren befanden sich in der Entwurfsphase des Fragebogens alle Fragen zu den in
die verschiedenen Domänen investierten Zeitmengen auf der zweiten Seite des
Fragebogens, danach folgten acht Seiten (eine pro Domäne) mit je sechs Fragen zur
WIL. Diese Anordnung wurde jedoch noch vor den Pretests (s. Kapitel 4.1)
dahingehend geändert, dass den WIL-Fragen jeder Domäne eine Seite mit der Frage zur
jeweils investierten Zeit vorgeschaltet war.
Dieses Vorgehen führte einerseits zu einem übersichtlicheren, weniger überfüllt
wirkenden Eindruck der einzelnen Seiten und andererseits dazu, dass die Probanden
1 Vgl. Gräf, Lorenz, 2010, S. 40.
2 Diekmann, Andreas, 2007, S. 465.
3 Vgl. Gräf, Lorenz, 2010, S. 79 und SoSci Survey (Hrsg.), 2013a.
4 Thielsch, Meinald T./Brandenburg, Torsten (Hrsg.), 2012, S. 113.
26
sich auf jeweils nur eine Domäne konzentrieren konnten. Analog wurden die
allgemeinen und die studienspezifischen Soziodemografie-Fragen (s. Kapitel 3.2.1) auf
zwei Seiten verteilt.
Die Reihenfolge, in der die Domänen untersucht wurden, entsprach der in der Studie
von Keeney et al.: Gesundheit, Familie, Haushaltsführung, Freundschaften, Bildung,
Liebesbeziehung(en), Gesellschaftliche Beteiligung und Freizeit. Auch die sechs Items
zur WIL jeder Domäne wurden in der gleichen Reihenfolge präsentiert wie in besagter
Studie.1
3.2.5 Weitere Details
Um einen möglichen Eingriff in die Privatsphäre (s. Kapitel 3.2.4) zu vermeiden und da
die Gefahr von Schätzproblemen hier als eher gering angenommen wurde, wurden bei
der Frage zum Monatseinkommen Antwortkategorien vorgegeben. Außerdem hatten die
Probanden die Möglichkeit, die Angabe explizit zu verweigern.
Im Gegensatz dazu wurde die Wochenarbeitszeit als weniger persönliche Variable
gesehen, die dafür eher von Schätzproblemen betroffen sein könnte. Deshalb gab es bei
den betreffenden Fragen keine Antwortkategorien, sondern die Antwort sollte direkt
eingegeben werden.2
Zur weiteren Prävention von Schätzproblemen und um ein möglichst genaues Abbild
der aktuellen Verhältnisse zu erhalten, bezogen sich die soziodemografischen Fragen
auf einen konkreten Zeitraum, das Jahr vor Beginn der Erhebung. Die dafür angegebene
„Verankerung“3 lautete seit September 2012.
Die Anzahl der Fragen, die zwingend beantwortet mussten, wurde so niedrig wie
möglich gehalten, um die Abbruchquote und den Anteil erfundener Daten gering zu
halten.4 Nötig war dieser Eingabezwang nur bei den folgenden elf Items:
1 Vgl. Keeney, Jessica et al., 2013, S. 235.
2 Vgl. Diekmann, Andreas, 2007, S. 462 f.
3 Diekmann, Andreas, 2007, S. 463.
4 Vgl. Gräf, Lorenz, 2010, S. 54 f. und SoSci Survey (Hrsg.), 2013a.
27
Acht Filterfragen, die den weiteren Ablauf des Fragebogens verändern, also die
Fragen zur pro Domäne investierten Zeit.
Drei Fragen zur Feststellung der Zugehörigkeit eines Probanden zur
Grundgesamtheit.
3.3 Größe der Grundgesamtheit
In Kapitel 2.3 wurde ein hauptberuflich Selbständiger im Audio-Bereich in Berlin und
Potsdam zusammenfassend definiert als
Person, die mehr als die Hälfte ihres Brutto-Einkommens aus nicht
sozialversicherungspflichtigen, nicht geringfügigen Arbeitsverhältnissen
erwirtschaftet, in denen sie - hauptsächlich für Kunden in Berlin oder Potsdam -
Tonaufnahmen anfertigt, diese nachbearbeitet oder für die Beschallung bei Live-
Veranstaltungen sorgt.
Vor der Durchführung einer Untersuchung muss geklärt werden, wie groß die Gruppe
der Menschen ist, auf die diese Kriterien zutreffen - die Grundgesamtheit (auch
Population) der Erhebung.
Im Fall dieser Studie gestaltet sich das schwierig, da es nach dem Ermessen des Autors
keine amtlichen oder sonstigen Erhebungen gibt, welche die Anzahl von Selbständigen
nach Berufsbildern für Berlin und Potsdam erfassen.
Die regionalen Beschäftigungsstatistiken der Bundesagentur für Arbeit greifen zwar
direkt die von derselben Behörde übernommene Definition des Berufsfeldes
Audiobereich (s. Kapitel 2.3.2) auf, sie beziehen sich aber nur auf
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Dies wäre eventuell durch Berechnungen
anhand von Selbständigenquoten lösbar. Allerdings unterscheidet die besagte Statistik
28
darüber hinaus nicht zwischen Ton- und Bildbereich, weshalb die resultierende
Schätzung als zu ungenau für die Zwecke dieser Arbeit anzusehen ist.1
Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zur Kulturwirtschaft in
Berlin-Pankow kommt diesbezüglich zu dem Schluss, dass
„[sich] zuverlässige Auskünfte über die Bedeutung der verschiedenen
Beschäftigungsformen wie Selbstständige, freie Mitarbeiter […] nur über eine
umfangreiche originäre Erhebung gewinnen [lassen]“2,
wobei zusätzlich das Problem nicht zu erkennender Doppelnennungen gesehen wird.
Als Alternative zu dieser sehr aufwändigen Methode schlägt die Studie vor, eine
Schätzung anhand der Umsatzsteuerstatistik vorzunehmen. Die dort erfasste Anzahl an
Unternehmen kann mit der Anzahl an Selbständigen der jeweiligen Branche
gleichgesetzt werden, weil angenommen wird, dass „in jedem Unternehmen ein
Selbständiger tätig ist“3.
Allerdings geschieht die Einteilung der Umsatzsteuerstatistik nicht nach den
Berufsbeschreibungen der Steuerpflichtigen, sondern nach den Branchen, denen sie
zugerechnet werden. Es muss also zunächst herausgefunden werden, welche
Wirtschaftszweige (WZ, definiert vom Statistischen Bundesamt) die in der oben
genannten Definition festgelegten Tätigkeiten eines Selbständigen im Audiobereich
widerspiegeln.
Dies ist primär der WZ mit der Ordnungsnummer 59.20.1. In diese Kategorie
(„Tonstudios und Herstellung von Hörfunkbeiträgen“) werden Steuerpflichtige
eingeordnet, die ihr Einkommen mit der „Anfertigung von Tonaufnahmen im Tonstudio
oder anderswo“4 verdienen.
1 Vgl. Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.), 2013a.
2 Mundelius, Marco, 2006, S. 24.
3 Mundelius, Marco, 2006, S. 24.
4 Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 2008, S. 433.
29
Außerdem ist WZ 90.02.0 („Erbringung von Dienstleistungen für die darstellende
Kunst“) relevant. Dieser Bereich umfasst die
„Produktion und Aufführung von Theaterstücken, Opern, Konzerten, tänzerischen
und sonstigen Bühnendarbietungen verbundene Tätigkeiten: Tätigkeiten von […]
Bühnenbildnerinnen und Bühnenbildnern, Bühnenarbeiterinnen und
Bühnenarbeitern, Beleuchterinnen und Beleuchtern usw.“1,
also auch den Bereich Beschallung - allerdings bei weitem nicht alleine diesen.
Aufgrund einer deutlichen Überschneidung des WZ mit der Mitgliederstruktur der
Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft (DTHG) kann aber anhand einer
Branchensuche auf deren Website geschätzt werden, dass ungefähr 4 % der
Steuerpflichtigen im WZ zum Audiobereich gehören.2
In Tabelle 1 wird veranschaulicht, wie sich die Größe der Population anhand dieser
Daten berechnet. Es ergibt sich für Berlin die Zahl von 123 und für Potsdam die Zahl
von 3 Selbständigen im Audiobereich, also eine Grundgesamtheit von 126 Personen.
Außerdem angegeben sind die erbrachten Lieferungen und Leistungen insgesamt und
pro Steuerpflichtigem.
1 Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 2008, S. 531.
2 Vgl. DTHG Service GmbH (Hrsg.), 2013.
30
Tabelle 1: Größe der Grundgesamtheit, geschätzt anhand der Umsatzsteuerstatistik1
Allerdings sind Kleinunternehmer mit einem Umsatz unter 17500 € pro Jahr nicht in der
Umsatzsteuerstatistik enthalten. Deshalb wurden Selbständige mit geringerem
Einkommen im weiteren Verlauf der Erhebung nicht berücksichtigt.
Außerdem wird die Umsatzsteuer auf eine Leistung am Sitz des Unternehmens (also des
jeweiligen Selbständigen) und nicht am Sitz des Kunden erhoben. Die Definition für
Selbständigkeit in Berlin und Potsdam bezieht sich aber auf den Kundensitz (s. Kapitel
2.3.3). Es wird aber davon ausgegangen, dass vernachlässigbar wenige Audio-
Selbständige mit Umsatzsteuerpflicht in Berlin und Potsdam hauptsächlich für Kunden
außerhalb der beiden Städte arbeiten - beziehungsweise, dass sich diese mit den
Selbständigen die Waage halten, die nicht in Berlin oder Potsdam umsatzsteuerpflichtig
sind, jedoch den Hauptteil ihrer Kunden dort haben.
3.4 Vergleich mit dem Forschungsumfeld
Die Studie zur Entwicklung der WIL-Skala von Keeney et al. wurde im Juni 2013
veröffentlicht. Zum Zeitpunkt der Recherche für die vorliegende Arbeit und nach
1 Quellen: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.), 2013a, Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
(Hrsg.), 2013b, eigene Berechnungen.
Voranmeldungen zur
Umsatzsteuer, 2011Berlin Potsdam (1) B + P
Steuerpflichtige 104 3 107
Lieferungen & Leistungen 12.139.000 € 233.838 € 12.372.838 €
Lief. & Leist. / Stpfl. 116.721 € 77.946 € 115.634 €
Steuerpflichtige 19 0 19
Lieferungen & Leistungen 3.873.560 € 0 € 3.873.560 €
Lief. & Leist. / Stpfl. 203.872 € - 203.872 €
(2) = Schätzungen anhand Anteil Audiobereich an Anzahl der DTHG-Firmenmitglieder
Wirtschaftszweig [J] 59.20.1
("Tonstudios und Herstellung von Hörfunkbeiträgen")
Wirtschaftszweig [R] 90.02.0 (2)
("Erbringung von Dienstleistungen für die darstellende Kunst")
(1) = Schätzungen anhand Anteil Potsdams an Anzahl bzw. Lieferungen und Leistungen aller Steuerpflichtigen im
Wirtschaftsabschnitt J bzw. R in Brandenburg
31
Ermessen des Autors gab es noch keine wissenschaftlichen Publikationen, welche die
Skala für eigene Erhebungen verwendet hatten.
Allerdings wurden im Rahmen der Validierung der Skala (s. Kapitel 3.1) zwei
Erhebungen mit Stichprobengrößen von 1811 und 3145 durchgeführt, die für einen
Vergleich mit der vorliegenden Arbeit herangezogen werden können. Der nach Größe
der Stichprobe gewichtete Mittelwert der WIL-Ergebnisse beider Studien (s. Tabelle 2)
diente als erster Anhaltspunkt, welche Werte in der eigenen Studie zu erwarten sind.
Tabelle 2: Berechnung des gewichteten WIL-Mittelwertes der Studien von Keeney et al.1
Dementsprechend können WIL-Mittelwerte über 3,03 als überdurchschnittlich
angesehen werden. Jedoch unterscheiden sich die Teilnehmer der beiden Studien in
ihrer Soziodemografie deutlich von der in dieser Erhebung untersuchten Population
(s. Kapitel 3.3), was bei solcherlei vergleichenden Aussagen berücksichtigt werden
muss.
Augenfälligstes Merkmal ist dabei der kulturelle Hintergrund: Keeney et al. rekrutierten
ihre Probanden im Mittleren Westen der USA. Außerdem besitzen alle Teilnehmer als
Abgänger einer Universität einen entsprechenden Abschluss, was für Selbständige im
Audio-Bereich nicht unbedingt zutrifft. Darüber hinaus trafen die Forscher keine
weitere Auswahl bezüglich der Beschäftigungsform der Probanden - es ist also davon
auszugehen, dass ein nicht unerheblicher Anteil abhängig Beschäftigter unter den
Befragten ist. In der ersten Studie wurde desweiteren das Beschäftigungsfeld der
Probanden erhoben und festgestellt, dass nur 7 % der Stichprobe in künstlerischen oder
Medienberufen (ähnlich dem Audiobereich) arbeiteten.2
1 Quelle: Keeney, Jessica et al., 2013, eigene Berechnungen.
2 Vgl. Keeney, Jessica et al., 2013, S. 225 und 229.
Studie 1 Studie 2Mittelwert
(gewichtet)
Gesamt 2,99 3,06 3,03
Zeit 3,19 3,24 3,22
Belastung 2,79 2,87 2,84
1811 3145 -Stichprobe
WIL
32
Zum Zusammenhang zwischen Selbständigkeit und der Wechselwirkung zwischen
Privatleben und Arbeit wurde bis dato kaum geforscht. Die nach eigener Aussage erste
empirische Studie zu diesem Thema, welche (wie auch Keeney et al.) die Richtung der
Beeinflussung berücksichtigt, stammt von Reynolds und Renzulli und wurde 2005
veröffentlicht.1
Die beiden Forscher verwenden zur Beschreibung des zu untersuchenden
Themenkomplexes zwar auch den Begriff WIL, jedoch definieren und
operationalisieren sie ihn anders als Keeney et al. Mit Daten aus einer amtlichen
Umfrage unter US-Beschäftigten von 1997 bestätigen Reynolds und Renzulli ihre
Hypothesen, dass
Selbständige eine niedrigere WIL als abhängig Beschäftigte haben, weil
sie mehr Kontrolle darüber haben, wie lange und wann sie arbeiten und
sie mehr Kontrolle über die zu erfüllenden Arbeitsaufgaben haben.2
Allerdings schränken sie ein, dass diese Effekte für Männer nur sehr begrenzt gelten.3
Aus der Verknüpfung der Ergebnisse dieser drei Studien und der Annahme, dass die
Stichproben von Keeney et al. mehr Festangestellte als Selbständige enthielten, leitet
sich die These dieser Arbeit (s. Kapitel 1) ab, dass die WIL bei der hier untersuchten
Population niedriger als bei Keeney et al. ist.
Neben den WIL-Werten sollten auch die erhobenen soziodemografischen Variablen in
das wissenschaftliche Umfeld eingeordnet werden. Dazu werden in dieser Arbeit
entsprechende Daten aus öffentlich zugänglichen und amtlichen Statistiken
herangezogen (s. Kapitel 5.1).
1 Vgl. Reynolds, Jeremy/Renzulli, Linda A., 2005, S. 34.
2 Alle Aufzählungspunkte vgl. Reynolds, Jeremy/Renzulli, Linda A., 2005, S. 53 f.
3 Vgl. Reynolds, Jeremy/Renzulli, Linda A., 2005, S. 54.
33
4. Durchführung
4.1 Pretests
Nachdem die grundlegende Gestaltung des Fragebogens wie erläutert festgelegt wurde
(s. Kapitel 3.2), musste dieser vor der eigentlichen Durchführung der Erhebung noch
eine sogenannte Pretestphase durchlaufen. Diese Vorgehensweise hat zum Zweck,
möglichst viele potenzielle Probleme von Befragten beim Verständnis und der
Beantwortung des Fragebogens im Vorfeld zu erkennen und zu beseitigen.1
Wissenschaftlern des ZUMA (einer Vorläuferinstitution des renommierten Leibniz-
Instituts) zufolge ist dabei im Detail zu beachten, wie die Befragten
„Fragen oder Begriffe interpretieren und verstehen,
Informationen und Ereignisse aus dem Gedächtnis abrufen,
Entscheidungen darüber treffen, wie sie antworten,
ihre ‚intern‘ ermittelte Antwort formalen Antwortkategorien zuordnen.“2
Als Mittel, um diese Prozesse zu beobachten, schlagen die Autoren sogenannte
kognitive Interviews vor. Im Unterschied zur simplen Beobachtung der Testpersonen
während der Befragung und dem Aufzeichnen spontan geäußerter Kritik fragt der
Testleiter während solcher Interviews gezielt nach und ermuntert immer wieder zur
Äußerung von Gedanken, auch schon vor der Beantwortung einer Frage.3
Zwar gibt es auf der SoSci Survey-Plattform die Möglichkeit, Pretests mit
Anmerkungen online durchzuführen, ohne dass Testleiter und Testperson sich in einem
Raum befinden, allerdings hätte diese Methode das erläuterte Vorgehen beim Interview
1 Vgl. Diekmann, Andreas, 2007, S. 195.
2 Prüfer, Peter/Rexroth, Margit, 2005, S. 3.
3 Vgl. Prüfer, Peter/Rexroth, Margit, 2005, S. 3 ff.
34
unnötig erschwert. Deshalb wurden alle inhaltsbezogenen Pretests persönlich, also
„Face-to-Face“1 durchgeführt.
Insgesamt wurden so in einer ersten Runde zwei und in einer zweiten Runde - nach
ersten Korrekturen - drei weitere Interviews geführt. Die aufgrund dieser Tests
vorgenommenen Veränderungen am Fragebogen betrafen folgende Aspekte:
Formulierungen: Beispielsweise wurde auf Anregung einer Testperson hin der
Hinweis auf den Nutzen für die Probanden (s. Kapitel 3.2.3) in der Einleitung
des Fragebogens stärker hervorgehoben. Desweiteren wurde in der
Beschreibung der Domäne Freizeit das Beispiel „Autoshows“ durch
„Musikinstrumente spielen“ ersetzt, weil ersteres als ein für Deutsche sehr
ungewöhnliches Hobby auffiel. Auch an einzelnen Items wurden Korrekturen
vorgenommen, so wurde der Text der ersten Aussage von
„Die Zeit, die ich in die Arbeit investiere, nimmt mir Zeit, die ich gerne in [eine
Domäne] investieren würde.“
auf die weniger verschachtelte, folgende Variante geändert (zulasten einer
wortwörtlichen Übersetzung):
„Die Arbeit nimmt mir Zeit, die ich in [eine Domäne] investieren möchte.“
Gestaltung und Layout der Fragebogenseiten: Unter anderem wurde von
mehreren Testpersonen die zunächst graue Farbgebung der
Domänenbeschreibungen als nicht sehr auffällig bemängelt. Deshalb wurden
diese schließlich schwarz (wie die Fragentexte) eingefärbt und außerdem ein
Hinweis auf sie in die Einleitung jeder Fragebogenseite eingebaut.
Kleinere inhaltliche und formale Fehler
Abschließend wurde in vier weiteren Pretests gemessen, wie lange Probanden, die den
Fragebogen nicht kennen, für einen Durchlauf benötigen. Durchschnittlich belief sich
1 SoSci Survey (Hrsg.), 2013b.
35
dieser Wert auf circa 10 Minuten, auf die für die Zeitangabe im Fragebogen noch
einmal 50 % Reserve aufgeschlagen wurden.
4.2 Gewinnung von Probanden
4.2.1 Wege der Kontaktaufnahme
Da neben der Qualität des Fragebogens für einen erfolgreichen Verlauf dieser Studie
vor allem eine möglichst hohe Teilnehmerzahl wichtig war, wurde der Akquise von
Befragungsteilnehmern zentrale Bedeutung beigemessen. Deshalb sollte über möglichst
viele verschiedene Wege versucht werden, Probanden für die Befragung zu gewinnen.
Da vor dieser Studie noch keine Erhebung mit derselben Grundgesamtheit durchgeführt
worden war und dementsprechend keine Publikationen für solche Zwecke vorlagen,
fand die Recherche im Vorfeld der eigentlichen Akquise vorwiegend im Internet statt.
So wurden unter Berücksichtigung der Definition des Audiobereichs (s. Kapitel 2.3.2)
folgende Möglichkeiten zur Probandengewinnung zusammengetragen:
Berufsverbände für Erwerbstätige im Audiobereich, möglichst mit
Regionalgruppen in Berlin oder Potsdam: Verband Deutscher Tonmeister
(VDT), Berufsvereinigung Filmton (BVFT), Verband für professionelle Licht-
und Tontechnik (VPLT) und Audio Engineering Society (AES) sowie die breiter
aufgestellten Interessenvertretungen Deutsche Theatertechnische Gesellschaft
(DTHG), connexx.av (Interessenvertretung für Medienschaffende im ver.di-
Verbund) und rbbpro (Verband freier Mitarbeiter des Rundfunk Berlin-
Brandenburg).
36
Ausbildungsstätten, an denen Audio-Abschlüsse erlangt werden können, sind in
Berlin oder Potsdam: SAE Institute (Audio Engineering Diploma und Bachelor
Audio Production), Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam (HFF,
Bachelor Sound), Universität der Künste (UdK, Abschluss Bachelor und Master
Tonmeister), DEKRA Hochschule, GPB, cimdata Medienakademie, media
academy, OSZ KIM (alle Mediengestalter Bild und Ton oder Fachkraft für
Veranstaltungstechnik), Deutsche Pop (diverse Audio-Kurse) und die
Hochschule der populären Künste (hdpk, Bachelor Musikproduktion und
Audiodesign).
Firmen mit Sitz in Berlin oder Potsdam, die Selbständige im Audiobereich
beschäftigen, also Film-, Fernseh- und Hörspielproduktionsbetriebe sowie
Unternehmen der Synchron-, Post- und Werbeproduktion, Radio- und
Fernsehsender, Musikstudios, Veranstaltungstechnik-Betriebe und Theater.1
Um die Erfolgschancen durch eine möglichst persönliche Anfrage zu erhöhen, wurde
versucht, mit allen Firmen und Institutionen telefonisch Kontakt aufzunehmen. Wo
keine Telefonnummer herauszufinden war, wurde auf E-Mails zurückgegriffen. Alle
Anfragen hatten zum Inhalt, eine vorverfasste E-Mail mit der Bitte um Teilnahme an
der Erhebung an potenzielle Probanden oder den gesamten Verteiler zu schicken
(s. Kapitel 4.2.2). Von den Ausbildungsstätten sollten außerdem möglichst auch die
jeweiligen Ehemaligen angeschrieben werden, da diese eher über 25 Wochenstunden
arbeiten als Studenten.
Zuerst war zwar angedacht gewesen, von den Auftraggebern der Selbständigen die
Kontaktdaten der potenziellen Probanden zu erfragen und diese dann direkt
anzuschreiben. Aufgrund datenschutzrechtlicher Bedenken wurde dieser Plan jedoch
vor dem Start der Akquise verworfen, stattdessen wurden die Unternehmen gebeten, die
entsprechende Mail an die von ihnen beschäftigten Freien weiterzuleiten.
1 Wegen der Vielzahl an Firmen wurde von diesen im Voraus keine Liste erstellt, sondern zu jeder
Branche kurz vor der Kontaktaufnahme eine Internetsuche durchgeführt.
37
Neben den an E-Mails gebundenen wurde auch auf weiteren, weniger regional- oder
branchenspezifischen Kanälen versucht, die Studie bei Audio-Selbständigen bekannt zu
machen. Das waren im Einzelnen:
Online-Netzwerke und Foren: Das größte soziale Netzwerk mit Berufsbezug im
deutschsprachigen Raum ist XING.1 Innerhalb dieses Netzwerks existieren
einige aktive Benutzergruppen zum Audiobereich und zu verwandten Themen,
in welche die Akquise-Mail als Beitrag eingestellt wurde. Namentlich waren
das: Der gute Ton, Film- und Fernsehproduktion, Recording Society und Die
Zukunft der Musik.
Auch in den unabhängigen Fachforen www.mgbt-forum.de,
www.musikmachen.de und www.soundpolizei.org wurde die Einladung
veröffentlicht, außerdem im nicht fachbezogenen, aber weitverbreiteten
Netzwerk Facebook im Umfeld des Autors (s. u.).
Fachzeitschriften: Im deutschsprachigen Raum erscheinen für das Audio-
Fachpublikum Professional Audio Magazin, Recording Magazin, Sound &
Recording und Studio Magazin. Letzteres veröffentlichte nach einer
telefonischen Anfrage und der Zusendung einer Pressenotiz (s. Anhang D) im
Nachrichtenteil der Ausgabe Oktober 2013 einen Hinweis auf diese Studie. Das
Studio Magazin hat eine Auflage von circa 5500 Exemplaren2 und richtet sich
nur an „professionell[e] Anwender, mit einem festen Verteiler, der sich über
einen Zeitraum von über 30 Jahren entwickelt hat“3.
Eigenes Umfeld: Der Autor übt seit 2009 selbst eine Tätigkeit im
Synchronbereich aus und kennt deshalb einige der relevanten Selbständigen
persönlich, die er direkt um Teilnahme an der Erhebung bat.
1 Vgl. Ant Marketing GmbH (Hrsg.), 2013.
2 Vgl. Fey, Fritz (Hrsg.), 2012, S. 4.
3 Fey, Fritz (Hrsg.), 2012, S. 4.
38
4.2.2 E-Mail-Anschreiben
Die erwähnte E-Mail an die potenziellen Studienteilnehmer wurde nach ähnlichen
Gesichtspunkten verfasst wie bereits die Einleitung des Fragebogens (s. Kapitel 3.2.3).
Es mussten also mit möglichst wenig Worten die für einen Probanden wichtigen
Informationen wie das Thema und die Dauer der Befragung, deren anonyme
Durchführung, der Verantwortliche sowie die betreuende Hochschule und - an
prominenter Stelle - der Link zur Umfrage vermittelt werden.1
Neben der Anonymität wurde auch im Anschreiben der mögliche Nutzen für die
Versuchspersonen besonders betont, also die Ermittlung der eigenen WIL und die
Verlosung des Einkaufsgutscheins. Generell wurde versucht, die Studie aus dem
Blickwinkel einer Versuchsperson zu betrachten und für diese möglichst positiv
darzustellen.2
Durch die Bitte an den Empfänger am Ende der Mail, das Anschreiben an andere
Selbständige im Audio-Bereich weiterzuleiten, wurde versucht, einen sogenannten
Schneeballeffekt hervorzurufen.3 Zudem erhielten Firmen oder Institutionen, die circa
eine Woche nach der Kontaktaufnahme die Weiterleitung der Einladung noch nicht
bestätigt hatten, eine weitere E-Mail zur Erinnerung.4
Die Einladungs-Anschreiben, die je nach Verteiler leicht unterschiedlich formuliert
sind, befinden sich im Anhang C dieser Arbeit.
4.3 Aufgetretene Probleme und Lösungen
Nachdem der Online-Fragebogen am 4. September 2013 für alle Personen freigeschaltet
worden war, die dessen Web-Adresse kannten, sollte die Erhebung zunächst bis zum
1. Oktober 2013 laufen. Die Befragungsphase wurde jedoch nach circa drei Wochen um
weitere 16 Tage bis einschließlich 17. Oktober verlängert, da trotz einer guten
1 Vgl. Thielsch, Meinald T./Brandenburg, Torsten (Hrsg.), 2012, S. 117.
2 Vgl. SoSci Survey (Hrsg.), 2013c.
3 Vgl. Thielsch, Meinald T./Brandenburg, Torsten (Hrsg.), 2012, S. 116 und Gräf, Lorenz, 2010, S. 81.
4 Vgl. Thielsch, Meinald T./Brandenburg, Torsten (Hrsg.), 2012, S. 117.
39
Entwicklung der Teilnehmerzahlen die Wirkung weiterer Werbemaßnahmen (vor allem
des erwähnten Zeitungsberichts) abgewartet werden sollte. Diese Maßnahme war
aufgrund geplanter Zeitreserven problemlos möglich.
Die Anfrage zur Weiterleitung der Einladung (s. Kapitel 4.2.1) wurde nur von der
DTHG unter Verweis auf die eigenen Datenschutzbestimmungen und von der GPB
ohne weitere Erklärung abgelehnt. Außerdem beantworteten AES, rbbpro und UdK
mehrere schriftliche Anfragen gar nicht. Insgesamt waren jedoch positive
Rückmeldungen deutlich in der Überzahl. So wurden über Verbände circa 650 und über
Ausbildungsstätten gut 750 Anschreiben weitergeleitet.
Jedoch verlief, anders als im Vorfeld erwartet, die Einladung potenzieller Probanden
über deren Auftraggeber, also Firmen im Audiobereich und verwandten Branchen, eher
schleppend. Durch vier Firmen aus der Synchronbranche konnten, wahrscheinlich
aufgrund der persönlichen Kontakte des Autors, zwar noch 35 Einladungen verschickt
werden. Von den acht kontaktierten Betrieben aus den Bereichen Veranstaltungstechnik
und Musikproduktion wurden aber trotz Nachfragen nur insgesamt 11 Anschreiben
weitergeleitet.
Bei der Bewertung dieser Zahlen muss allerdings berücksichtigt werden, dass die über
Unternehmen hergestellten Kontakte zu potenziellen Probanden wahrscheinlich für die
Studie von höherem Wert waren als die über Verbände und - noch deutlicher - über
Schulen. Wer im entsprechenden Adressbuch eines Auftraggebers steht, ist mit einiger
Wahrscheinlichkeit auch hauptberuflich selbständig im Audio-Bereich. Für Verteiler
von Berufsverbänden gilt das (je nach Ausrichtung) nur eingeschränkt, da in ihnen auch
Angestellte vertreten sind. An den Ausbildungsstätten überwiegt vermutlich sogar der
Anteil der Nicht-Selbständigen.
Trotz dieser Qualitätsunterschiede wurde aufgrund der niedrigen Anzahl verschickter
Einladungen durch die Firmen bereits eine Woche nach Beginn der Erhebung die
Entscheidung getroffen, verstärkt auch auf die anderen Rekrutierungsmethoden zu
setzen. Da sich durch die Anonymität der Umfrage nicht feststellen ließ, wie die
Probanden von ihr erfahren hatten, konnte der Erfolg dieser Maßnahme nur anhand der
zufriedenstellenden Gesamt-Teilnehmerzahl gemessen werden.
40
Auch wenn es intensive Bemühungen gab, die Befragung ansprechend und unterhaltsam
zu gestalten (s. Kapitel 3.2), ließ sich nicht vermeiden, dass einige Teilnehmer sie vor
dem Ende abbrachen. 191 Teilnehmer sahen sich nur die Begrüßungsseite an oder
verließen den Fragebogen nach der ersten Seite, die Fragen enthielt. Allerdings sind in
dieser Zahl auch versehentliche oder technisch bedingte Mehrfach-Aufrufe und Aufrufe
durch Suchmaschinen enthalten, sie ist also eine Überschätzung. Im weiteren Verlauf
des Fragebogens nach Seite 2 brachen insgesamt nur noch 45 Teilnehmer die Befragung
ab, gut zwei Drittel davon vor Seite 7.
Gerade bei Online-Erhebungen sind solche hoch anmutenden Abbrecherquoten,
wahrscheinlich aufgrund der einfachen und anonymen Möglichkeit zum Abbruch, nicht
ungewöhnlich, gerade auf den ersten Seiten des Fragebogens. Problematisch sind diese
Abbrüche nur dann, wenn Hinweise auf ein selektives Abbrechen vorliegen,
beispielsweise ungewöhnlich viele Abbrüche bei einer einzelnen Seite im hinteren Teil
des Fragebogens. Da dies bei der vorliegenden Umfrage nicht der Fall war und aufgrund
der Anstrengungen im Vorfeld (s. o.), wurden während der Befragungsphase keine
Änderungen am Fragebogen vorgenommen.1
Am Ende der Befragung wurde den Probanden die Möglichkeit gegeben, Anmerkungen
und Kritik zur Erhebung zu formulieren. Neben Anmerkungen zur jeweiligen
persönlichen Situation bemängelten hier auffallend viele (neun) Befragte die ihrer
Meinung nach geringe inhaltliche Variation zwischen den sechs WIL-Items, die sich in
jeder Domäne wiederholten. Hätten die Aussagen tatsächlich eine geringe Trennschärfe,
würde dies zu einer zwar sehr konsistenten und reliablen, aber wenig validen Skala
führen.2
Überlegungen in diese Richtung wurden jedoch wegen der durch Keeney et al.
vorgenommenen Validierung mit weiteren Messmethoden (s. Kapitel 3.1) und den für
eine empirische Überprüfung dieser Studien zu begrenzten Umfang der vorliegenden
Arbeit fallengelassen.
11
Vgl. SoSci Survey (Hrsg.), 2013d und Thielsch, Meinald T./Brandenburg, Torsten (Hrsg.), 2012, S.
118. 2 Vgl. Diekmann, Andreas, 2007, S. 255 f.
41
Zusammenfassend kann von einem erfolgreichen Ablauf der Befragungsphase
gesprochen werden. Weitere Ausführungen zu ihrer daraus folgenden Aussagekraft und
ein zahlenmäßiges Fazit des Rücklaufs finden sich in Kapitel 5.2
4.4 Vorgehen bei der Auswertung
Nach dem Ende der Befragungsphase konnten die Erhebungsdaten von SoSci Survey im
CSV-Format heruntergeladen werden. Zur Auswertung dieser Datei kam das Open-
Source-Statistikprogramm PSPP zum Einsatz, das neben dem Namen auch in der
Funktionsweise an den bekannten, kommerziellen Marktführer SPSS angelehnt ist.
Nach dem Download mussten die Daten für Analyse, Darstellung und Interpretation
aufbereitet werden. Dazu wurden schon beim Download der Daten nur Probanden
berücksichtigt, die den Fragebogen bis mindestens zu den soziodemographischen
Fragen zur Populationszugehörigkeit auf Seite 18 ausgefüllt hatten, was 84 der 186
Datensätze ausschloss.
Danach wurden Fälle mit unplausiblen Werten aussortiert: Dies betraf zuerst die
sogenannten „Durchklicker“1, die pro Fragebogenseite weniger als 20 Sekunden zum
Ausfüllen benötigt hatten. Außerdem wurden Datensätze mit Antwortschemata, also
extrem einseitigen oder monotonen Werten bei den sich wiederholenden WIL-Fragen
daraufhin überprüft, ob sie durch ernsthaftes Ausfüllen des Fragebogens entstanden sein
konnten. Insgesamt wurden so weitere sechs Probanden aussortiert.
Für eine sinnvolle Darstellung wurden anschließend die Variablen Alter und
Wochenarbeitszeit, die im Fragebogen frei eingegeben werden konnten, durch eine
sogenannte Rekodierung in Wertegruppen zusammengefasst. Außerdem wurden aus
den je drei Fragen zur Zeit- und Belastungs-WIL entsprechende Mittelwerte oder Indexe
pro Domäne und insgesamt gebildet.2
1 Thielsch, Meinald T./Brandenburg, Torsten (Hrsg.), 2012, S. 118.
2 Vgl. Diekmann, Andreas, 2007, S. 668 f.
42
5. Ergebnisse
5.1 Darstellung und Einordnung der Ergebnisse
In diesem Kapitel sind unter jedem Schaubild, das Daten aus der durchgeführten
Erhebung visualisiert, die entsprechende Frage und die Anzahl der antwortenden
Probanden n angegeben. Die zur Gesamtgröße der Stichprobe von 47 (s. Kapitel 5.2)
gegebenenfalls fehlenden sind Probanden, welche die jeweilige Frage nicht
beantworteten.
5.1.1 Allgemeine Soziodemografie
Die Darstellung der erfassten soziodemografischen Variablen erfolgt hier umgekehrt zur
Position im Fragebogen (s. Kapitel 3.2.4) - also getrennt nach allgemeinen Daten (in
diesem Kapitel) und solchen, die sich speziell auf die Selbständigkeit beziehungsweise
Berufstätigkeit beziehen (in Kapitel 5.1.2).
Bei der Geschlechterverteilung ergab sich ein eindeutiges Bild: Wie in Abbildung 1
dargestellt ist, waren 94 % der Probanden Männer - unter den 47 Probanden befanden
sich nur drei Frauen.
Abbildung 1: „Welches Geschlecht hast du?“ (n = 47)
43
Auch im Vergleich mit den Arbeitsmarktdaten der Bundesagentur für Arbeit (BafA) für
Berlin und Brandenburg erscheint der Männeranteil übermäßig hoch. Um mit der
Stichprobe vergleichen zu können, werden die dortigen Quoten nach dem Anteil des
jeweiligen Bundeslandes an der Grundgesamtheit dieser Studie (s. Kapitel 3.3)
gewichtet. So zeigt sich, dass der Männeranteil in der BafA-Statistik um gut 25
Prozentpunkte niedriger liegt als in dieser Studie.
Allerdings beziehen sich diese Zahlen auf Nichtselbständige und gemäß der
Abgrenzung des Berufsfeldes bei der BafA auf Bild- und Audiobereich zusammen
(s. Kapitel 2.3.2). Deshalb ist die Aussagekraft für die hier untersuchte Population
begrenzt.
Tabelle 3: Geschlechterverteilung in der Berufsuntergruppe 9453 in Berlin und Brandenburg1
Die Frage, ob sie verheiratet sind oder in einer festen Beziehung leben, bejahten gut drei
Viertel der Probanden (s. Abbildung 2).
Abbildung 2: „Bist du verheiratet oder in einer Beziehung?“ (n = 47)
1 Quellen: Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.), 2013a, Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.), 2013b, eigene
Berechnungen.
Berlin Brandenburg B BB Gesamt (gewichtet)
Männer (1) 768 141 68,3% 73,0% 68,4%
Frauen (1) 357 52 31,7% 27,0% 31,6%
Männer + Frauen 1.125 193 - - -(1) Schätzungen anhand Geschlechterverteilung über alle Altersgruppen (inklusive < 25 J.)
AnteilBeschäftigte in
Berufsuntergruppe 9453, 31.3.2013
> 25 Jahre
44
Im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung von Berlin und Brandenburg, wie in Tabelle 4
dargestellt, ist dies eine niedrige Quote.1 Die Differenz zur Stichprobe beträgt hier, mit
der oben erwähnten Gewichtung, gut 10 Prozentpunkte.
Tabelle 4: Anteil der Singles an der Gesamtbevölkerung in Berlin und Brandenburg2
Entsprechend der relativ großen Anzahl an Menschen in Paarbeziehungen ist auch der
Anteil der Probanden hoch, die mit mindestens einem Kind im selben Haushalt leben.
Er umfasst mit 40 % deutlich mehr als ein Drittel der Stichprobe (s. Abbildung 3).
Abbildung 3: „Hast du Kinder, die mit dir im selben Haushalt leben?“ (n = 47)
Erwartungsgemäß liegt auch dieser Prozentsatz über dem aus der amtlichen Statistik
Berlins und Brandenburgs (zur Gewichtung s. o.). Dort findet sich ein nur halb so
großer Anteil an Menschen, die mit eigenen Kindern zusammenleben (s. Tabelle 5).
1 Zu Beziehungsstatus und Familie erhebt die BafA keine Daten, weshalb hierfür auf die allgemeine
Bevölkerungsstatistik zurückgegriffen wurde. 2 Quellen: Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 2013a, Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 2013b, Statistisches
Bundesamt (Hrsg.), 2013c, eigene Berechnungen.
Berlin Brandenburg
Männer 34,8% 21,3%
Frauen 33,3% 21,2%
Gesamt (nach Ländern) 34,0% 21,2%
Gesamt (gewichtet)
Bevölkerung, 2012Anteil Singles
33,7%
45
Tabelle 5: Anteil der Bevölkerung mit Kind(-ern) im Haushalt in Berlin und Brandenburg1
Die Unterteilung der Stichprobe in Altersgruppen ist in Abbildung 4 dargestellt. Es fällt
auf, dass insgesamt knapp zwei Drittel der Stichprobe zwischen 30 und 49 Jahren alt
waren, während nur gut ein Zehntel jünger als 29 Jahre war. Immer noch ein Viertel der
Stichprobe gehört zur Kohorte fünfzig aufwärts.
Das Durchschnittsalter aller Probanden betrug zum Erhebungszeitpunkt 41,7 Jahre, die
Standardabweichung von diesem Wert 10,2 Jahre. Die Standardabweichung ist ein
übliches Maß für die Streuung einer Variablen: Meist liegen knapp 70 % der Werte aller
Probanden in diesem Bereich um den Mittelwert.2
Im vorliegenden Fall waren also ungefähr 32 der 47 Probanden zwischen 32 und 52
Jahre alt. Der jüngste Versuchsteilnehmer gab ein Alter von 25, der älteste von 63
Jahren an.
Abbildung 4: „Wie alt bist du?“ (gruppiert, n = 47)
Die Daten der BafA zur Altersstruktur im Berufsfeld Bild- und Tontechnik sind neben
den unterschiedlichen Berufsfeldern (s. o.) zusätzlich wegen einer gröberen
1 Quellen: Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 2013c, eigene Berechnungen.
2 Vgl. Diekmann, Andreas, 2007, S. 403; vertiefend ebd., S. 678 ff.
Berlin 20,4%
Brandenburg 24,1%
Gesamt
(gewichtet)
20,5%
Bevölkerung,
2012
Anteil mit Kind
im Haushalt
11%
38%
26%
19%
6%
25-29 Jahre
30-39 Jahre
40-49 Jahre
50-59 Jahre
60-63 Jahre
46
Gruppierung nur eingeschränkt mit den hier erhobenen vergleichbar (s. Abbildung 5).
Trotzdem lässt sich eine grundsätzliche Übereinstimmung feststellen, allerdings ist die
Gruppe der 25- bis 49-jährigen in der Stichprobe gegenüber den BafA-Daten etwas
kleiner, vor allem zugunsten der Anfang 50-jährigen.
Die Vermutung, dass die Stichprobe dieser Studie verhältnismäßig jung sein könnte,
wird auch durch feiner aufgelöste Zahlen des Statistischen Bundesamtes zum Alter von
deutschen Erwerbstätigen (Arbeitnehmer und Selbständige) unterstützt, die in
Abbildung 6 veranschaulicht sind. Dort ist der Anteil der 30- bis 39-jährigen um 15 %
kleiner zugunsten der beiden nächst älteren Gruppen.
Abbildung 5: Alter der Beschäftigten über 25 Jahren in der Berufsuntergruppe 9453
in Berlin und Brandenburg (gruppiert, 31.3.2013)1
1 Quellen: Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.), 2013a, Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.), 2013b, eigene
Berechnungen.
72%
12%
16%
25 - 49 Jahre
50 - 54 Jahre
> 55 Jahre
47
Abbildung 6: Alter der Erwerbstätigen zwischen 25 und 64 Jahren in Deutschland (gruppiert, 2012)1
5.1.2 Berufsbezogene Daten
Der Bereich zu den Eckdaten der Berufstätigkeit umfasst Fragen zu Wochenarbeitszeit,
Einkommen und Tätigkeitsfeldern. Von diesen Variablen hat die Arbeitszeit die
direkteste Beziehung zur WIL-Skala (s. Kapitel 2.2). Gruppiert man die Antworten auf
die entsprechende Frage, ergibt sich die in Abbildung 7 dargestellte Verteilung.
Auffällig ist hier die relativ gleichmäßige Streuung der erhobenen Werte über die
Zehnergruppen. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass ein gutes Viertel der
Probanden angibt, über 55 Stunden zu arbeiten. Insgesamt arbeitet etwas über die Hälfte
der Stichprobe 45 Wochenstunden und mehr.
Der Mittelwert der Wochenarbeitszeit liegt dementsprechend bei 45,1 Stunden, die
Standardabweichung spiegelt mit 13,6 Stunden die große Streuung der Antworten. Die
maximal angegebene Wochenarbeitszeit lag bei 80, der minimale Wert aufgrund der
Restriktionen durch die WIL-Skala (s. Kapitel 2.3.1) bei 25 Stunden.
1 Quelle: Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 2013d, eigene Berechnungen.
48
Abbildung 7: „Wie viele Stunden hast du durchschnittlich pro Woche
nur in diesen [Audio-]Tätigkeiten gearbeitet?“ (gruppiert, n = 47)
Zur Einordnung dieser Werte eignen sich die Erhebungen zu den jährlichen
Arbeitsstunden aus der amtlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR,
s. Tabelle 6). Im Wirtschaftsbereich J, dem auch der Großteil der Studienpopulation
zugerechnet werden kann (s. Kapitel 3.3), leisteten die Selbständigen eine um circa 2,5
Stunden höhere Wochenarbeitszeit ab als die Stichprobenmitglieder. Dieser Wert liegt
deutlich über dem der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer.
Tabelle 6: Arbeitsstunden der Erwerbstätigen im Wirtschaftsbereich J in Deutschland1
Für weitere Jobs neben der Audio-Selbständigkeit fehlt den meisten der Befragten
vermutlich die Zeit: Nur 12 der 47 Probanden gaben bei der Frage „Wie viele Stunden
1 Quellen: Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 2013e, eigene Berechnungen.
23%
23%28%
26%
25-34 Std.
35-44 Std.
45-54 Std.
>55 Std.
Information und
Kommunikation (J)Insgesamt
Erwerbstätige 1000 1.245 41.608Arbeitnehmer 1000 1.055 37.060Arbeitsstunden der Erwerbstätigen Mill. Std. 1.849 57.973Arbeitsstunden der Arbeitnehmer Mill. Std. 1.474 48.779Arbeitsstunden je Erwerbstätiger Std. 1.485,0 1.393,3Arbeitsstunden je Arbeitnehmer Std. 1.396,7 1.316,2Selbständige (1) 190.000 4.548.000
Arbeitsstunden der Selbständigen Std. 375.000.000 9.194.000.000
Arbeitsstunden je Selbständiger Std. 1.973,7 2.021,5
Arbeitsstunden je Woche und Selbständiger (2) Std. 47,4 48,6
Arbeitsstunden je Woche und Arbeitnehmer (2) Std. 33,6 31,6
(1) Erwerbstätige abzüglich Arbeitnehmer
(2) Bei 251 Arbeitstagen, 30 Urlaubstagen, 13 Krankheitstagen
Deutschland, 2012 Einheit
Wirtschaftsbereiche
49
hast du durchschnittlich pro Woche in anderen Tätigkeiten gearbeitet?“ eine Zahl an.
Diese betrug im Schnitt knapp 6, maximal 20 Stunden - auf alle Teilnehmer gerechnet
sind das knapp 1,5 Wochenstunden in Nebenjobs.
Beim Einkommen ist die Verteilung weniger gleichmäßig: 30 % der Stichprobe
verdienen unter 2000 € brutto im Monat, knapp zwei Drittel weniger als 3000 €. Nur
das restliche Drittel der Probanden schreibt monatlich Rechnungen über 3000 € oder
mehr. Zu bedenken ist generell, dass von diesen Beträgen für gleiche Leistungen mehr
Sozialversicherungsbeiträge abzuziehen sind als bei Festangestellten.
Abbildung 8: „Wie hoch war dein durchschnittliches monatliches Bruttoeinkommen
nur aus diesen [Audio-]Tätigkeiten?“ (n = 42)
Der arithmetische Mittelwert des Einkommens lässt sich aufgrund der gruppierten
Messung nicht bestimmen. Jedoch kann der Median hier auf circa 2830 € geschätzt
werden. Dieser Wert ist unempfindlicher gegen Extremwerte und wird deshalb oft in
Einkommens-Statistiken verwendet.1
Aus der fünfjährigen, amtlichen Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) 2008
ergab sich für Berlin und Brandenburg ein Median des Bruttoeinkommens pro Haushalt
von 2137 €. Wahrscheinlich aussagekräftiger, wenn auch ein arithmetischer Mittelwert,
ist das durchschnittliche Bruttoeinkommen der Haushalte, in denen der
1 Zum Median und der verwendeten Schätzmethode vgl. Diekmann, Andreas, 2007, S. 675 ff.
29%
33%
21%
12%5%
1500 € bis unter 2000 €
2000 € bis unter 3000 €
3000 € bis unter 4000 €
4000 € bis unter 5000 €
5000 € und mehr
50
Haupteinkommensbezieher selbständig ist. Dieser Wert lag mit 2063 € ebenfalls
deutlich niedriger als der hier ermittelte.1
Als Antwort auf die Frage nach ihren Tätigkeitsfeldern konnten die befragten Audio-
Selbständigen bei Bedarf mehrere Optionen ankreuzen. Von dieser Möglichkeit wurde
häufig Gebrauch gemacht: Die durchschnittliche Anzahl angegebener Tätigkeitsfelder
lag bei knapp 2, die maximale bei 6.
Knapp zwei Drittel der Probanden gaben an, ihr Einkommen zumindest teilweise in der
Filmbranche zu generieren, diese war das mit Abstand am häufigsten angekreuzte
Berufsfeld. In der artverwandten, aber eigenständigen Synchronbranche verdienen circa
30 % der Befragten ihr Geld, ähnlich viele wie in der Musikproduktion. Die Probanden,
die außer Film- und Synchronton keine anderen Tätigkeitsfelder angaben, machten
damit knapp die Hälfte der Stichprobe aus.
Als weniger wichtige Branchen stellen sich Werbung (circa 20 % der Stichprobe) und
Livesound (circa 15 %) heraus, wobei letztere Tätigkeit anscheinend vor allem nebenbei
ausgeübt wird: Nur 4 % der Befragten gaben außer diesem und dem ähnlichen Bereich
„Theater/Musical“ keine weiteren Branchen an. Auch der Rundfunk-Bereich scheint -
zumindest für Selbständige - keine Haupt-Verdienstquelle zu sein, hier machte nur ein
Zehntel der Probanden ein Häkchen.
1 Quellen: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.), 2013c, Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
(Hrsg.), 2013d, eigene Berechnungen.
51
Abbildung 9: „Aus welchen Tätigkeitsfeldern hast du deine Einkünfte
als Audio-Selbständiger erzielt?“ (n =47)
Gut 10 % der Stichprobe nannten sonstige Tätigkeitsfelder, unter anderem
Kunstprojekte, Dozieren und Autorenschaft für Fachmagazine.
5.1.3 Zeitinvestition nach Domänen
Vor den Fragen der eigentlichen WIL-Skala wurde zu jedem Lebensbereich erhoben,
wie viel Zeit die Probanden in diesen investieren. Die Domänen Gesundheit,
Freundschaften, Freizeit und Familie wurden hier annähernd gleich bewertet - knapp
einen drittel Skalenpunkt höher als „wenig“ investierte Zeit.
Die Werte für Bildung und vor allem Liebesbeziehung(-en) schlagen jedoch nach oben
aus. Bemerkenswert ist das beim Bereich Bildung, der damit in der Stichprobe mehr
Zeit in Anspruch nimmt als die Familie - ein weiteres Argument für eine weniger
eindimensionale Betrachtung der Work-Life-Thematik. Die beiden erwähnten Bereiche
waren auch diejenigen mit den größten Streuungen (ungefähr 0,75 Skalenpunkte
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
52
Standardabweichung). Die Familie ist jedoch der einzige Lebensbereich, in den alle
Stichprobenmitglieder mindestens „wenig“ Zeit investierten.
Niedrigere Werte erreichte die Domäne Haushaltsführung, die auffallendste Bewertung
erhielt aber das gesellschaftliche Engagement: Die Zeitinvestition in diesen Bereich
wurde als einzige im Durchschnitt bei „keine“ bis „wenig“ eingestuft. Mit Politik,
Freiwilligenarbeit und dergleichen verbrachten die Probanden also am wenigsten Zeit,
mit ihrem Partner oder der Suche nach einem solchen am meisten.
Abbildung 10: „Wie viel von deiner Zeit investierst du üblicherweise
in den Lebensbereich [siehe oben]?“ (n = 47)1
5.1.4 Work Interference with Life
Das hauptsächliche Interesse dieser Untersuchung galt den Ergebnissen, welche die
Probanden auf der WIL-Skala erzielten. In Abbildung 11 sind diese Durchschnittswerte
getrennt für die acht Domänen (sortiert nach Gesamt-WIL) dargestellt. Je Domäne
unterteilt sich die WIL wie erläutert (s. Kapitel 2.2) nochmals in einen Wert für
Belastung und Zeit, die gemittelt die Domänen-WIL ergeben. Eine zusätzliche
Kategorie veranschaulicht die Mittelwerte der drei Faktoren über alle Domänen.
Zu beachten ist, dass die Zahl der Befragten je nach Domäne variiert: Die WIL von
Teilnehmern, die keine Zeit in einen bestimmten Lebensbereich investieren, wurde für
1 Antwortmöglichkeiten: 1 = „keine“, 2 = „wenig“, 3 = „viel“, 4 = „sehr viel“
1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00
Mittelwert
Gesellsch. Engagement
Haushaltsführung
Gesundheit
Freundschaften
Freizeit
Familie
Bildung
Liebesbeziehung(en)
2,23
1,43
2,17
2,28
2,30
2,30
2,32
2,45
2,57
53
diesen nicht erhoben (s. Kapitel 3.2.1). So wurden zum gesellschaftlichen Engagement
16, zur Familie dagegen alle 47 Probanden befragt (s. Kapitel 5.1.3).
Bei der Größe der beiden WIL-Faktoren in den verschiedenen Domänen fällt auf, dass
nur für Haushalt und Bildung der Zeit- kleiner als der Belastungs-Wert ist. In allen
anderen Bereichen ist die Beeinflussung durch zeitliche Aspekte größer - teils deutlich,
so bei Freizeit, Freundschaften und Liebesbeziehung. Daraus ergibt sich auch, dass die
durchschnittliche Zeit-WIL circa 10 % höher als sein Belastungs-Pendant ausfällt.
54
Abbildung 11: Zeit-, belastungsbasierte und Gesamt-WIL pro Domäne sowie Mittelwerte
(n variiert von 16 bis 47)1
1 Zustimmung zu sechs Aussagen pro Domäne; Antwortmöglichkeiten: 1 = „gar nicht“, 2 = „eher nicht“,
3 = „teils/teils“, 4 = „eher ja“, 5 = „voll und ganz“
55
Bereits aus obiger Übersicht geht also hervor, dass sowohl Domänen als auch Zeit- und
Belastungs-WIL unterschiedliche Tendenzen haben. Dies bekräftigt nochmals die
bereits von Keeney et al. verifizierte These, dass eine so aufgeteilte Messmethode Sinn
ergibt (s. Kapitel 3.1).
Bei isolierter Betrachtung des Zeitfaktors werden die von dieser WIL-Form besonders
betroffenen Lebensbereiche deutlich. Mit dem gesellschaftlichen Engagement erreicht
die Domäne den höchsten Beeinflussungs-Score, in welcher die Probanden am
wenigsten Zeit verbrachten (s. Kapitel 5.1.3). Legt man an jeden WIL- den
dazugehörigen Zeitinvestitionswert an, lässt sich grafisch eine negative Proportionalität
ablesen (s. Abbildung 12).
Den niedrigsten Wert erreicht die Bildung, aber auch im Haushalt, der Familie sowie in
Liebesdingen - der zeitaufwändigsten Domäne - lassen sich die Probanden nicht
überdurchschnittlich von der Arbeit beeinflussen. Die Werte für Gesundheit, Freizeit
und vor allem Freundschaften zeigen dagegen auf, wo viele Probanden zeitliche
Einschnitte zugunsten ihrer Selbständigkeit machen.
Abbildung 12: Zeitbasierte WIL und Zeitinvestition pro Domäne sowie Mittelwerte
(n variiert von 16 bis 47)
1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00
Bildung
Haushaltsführung
Familie
Liebesbeziehung(en)
MITTELWERT
Gesundheit
Freizeit
Freundschaften
Gesellsch. Engagement
2,84
2,93
3,16
3,17
3,23
3,30
3,50
3,52
3,54
WIL (Zeit) Zeitinvestition (skaliert)
56
Beim Belastungs-WIL (s. Abbildung 13) wurde zwar das Gesellschaftsengagement
ebenfalls am höchsten bewertet, die restlichen Werte differieren jedoch etwas. Auffällig
sind hier die Haushaltsführung im für die Probanden negativen und die Freundschafts-
und Freizeitdomänen im positiven Sinne. Besonders der Bereich Liebesbeziehungen,
aber auch die Familien-WIL liegen für Belastungs- und Zeitfaktoren im unteren Sektor.
Gesundheitlich stecken die Probanden tendenziell aus beiden Gründen zurück.
Abbildung 13: Belastungsbasierte WIL pro Domäne und Mittelwert
(n variiert von 16 bis 47)
Nach den Ergebnissen bei den Einzelfaktoren verwundert es nicht, dass auch im Mittel
die WIL für die Domäne Gesellschaftliches Engagement am schlechtesten bewertet
wurde. Ebenso bleiben die zeitlichen und ressourcenbezogenen Auswirkungen auf
Gesundheit und Freundschaften nicht ohne Folgen - diese Domänen belegen die Plätze
zwei und drei der WIL-Rangliste. Freizeit und Haushaltsführung scheinen weniger
beeinflusst zu sein und die Familie sowie (am deutlichsten) Bildung und Liebesleben
sind die einzigen Domänen mit Scores unter 3 auf der WIL-Skala.
Im Vergleich mit den Ergebnissen der beiden Studien von Keeney et al. (s. Abbildung
14) liegen die WIL-Werte fast aller Domänen nahe beieinander. Ausnahmen sind die
auch anderweitig ungewöhnlichen (s. o.) Bereiche Gesellschaft und Beziehungen, die in
ähnlichen Größenordnungen, aber unterschiedlichen Richtungen von der Keeney-Studie
abweichen. Die amerikanischen Probanden fühlten sich gegenüber den deutschen
57
weniger durch ihre Arbeit vom gesellschaftlichen Engagement abgehalten, dafür
empfanden sie die Beeinflussung der Partnerschaft durch die Arbeit als extremer.
Der Mittelwert des WIL, Gegenstand der These dieser Arbeit (s. Kapitel 1), war in der
Stichprobe um 0,07 Skalenpunkte größer als bei Keeney et al. (s. auch Kapitel 3.4). Die
Relevanz dieser Aussage und die Folgerungen zur Bestätigung der These werden in
Kapitel 5.2 und 5.3 erläutert.
Abbildung 14: Gesamt-WIL und Ergebnisse von Keeney et al1. pro Domäne sowie Mittelwerte
(n variiert für eigene Studie von 16 bis 47)
1 Quelle: Keeney, Jessica et al., 2013, eigene Berechnungen.
58
5.2 Aussagekraft der Ergebnisse
5.2.1 Ausschöpfungsquote
Aus circa 1500 via E-Mail und über soziale Netzwerke versendeten Einladungen
zuzüglich der weiteren Rekrutierungswege (s. Kapitel 4) ergaben sich 338 Aufrufe
(Klicks) der Umfrageseite auf SoSciSurvey. 186 Personen starteten die Umfrage und
102 schlossen sie weit genug ab, um feststellen zu können, ob sie zur Grundgesamtheit
der Erhebung gehören. Aus dieser Menge an potenziellen Probanden wurden sechs
wegen unplausibler Ergebnisse und weitere 49 wegen Nichtzugehörigkeit zur
Population aussortiert.
Damit beträgt die Stichprobengröße n 47 Probanden. Die Rücklauf- oder
Ausschöpfungsquote, also das Verhältnis der realisierten zu den angestrebten
Befragungen lässt sich nun anhand der Anzahl begonnener Fragebögen (der
Bruttostichprobe) und der Anzahl nicht zur Population gehörender Teilnehmer
(stichprobenneutrale Ausfälle) berechnen:1
Allerdings konnte wie erwähnt aufgrund der Positionierung der soziodemografischen
Fragen auf den letzten Seiten des Fragebogens (s. Kapitel 3.2.4) nur bei 102 der 186
Teilnehmer festgestellt werden, ob sie zur Grundgesamtheit gehören oder nicht. Bei
diesen Teilnehmern mit unbekanntem Status kann aber mindestens von der gleichen
Quote an stichprobenneutralen Ausfällen wie unter den restlichen Teilnehmern
ausgegangen werden, also 50 %. Damit ergibt sich folgende Ausschöpfung:
1 Vgl. Diekmann, Andreas, 2007, S. 418.
59
Ein Wert zwischen den errechneten 35 und 51 % kann als sehr gut angesehen werden:
Beispielsweise sind laut Diekmann bei schriftlichen Befragungen wie der vorliegenden
„je nach Zielgruppe […] häufig nur Rücklaufquoten um die 5 % zu erwarten“1. Die zu
100 % fehlende Anzahl an Probanden scheidet durch die sogenannte Non-Response,
also Verweigerung entscheidender oder aller Antworten sowie Nichterreichbarkeit aus.2
Nun kann eingewandt werden, dass anstatt der begonnenen Befragungen
realistischerweise die verschickten Einladungen als Bruttostichprobe herangezogen
werden müssten. Allerdings sollten in diesem Fall von den erwähnten 1500 die
Einladungen abgezogen werden, die einen potenziellen Probanden über verschiedene
Verteiler mehrfach erreichten oder an nicht mehr gültige E-Mail-Adressen gingen.
Außerdem müssten die über andere Wege rekrutierten Probanden (s. o.) ebenfalls
berücksichtigt werden.
Schätzt man den Anteil der ins Leere gelaufenen Einladungen l auf 50 %, die Anzahl
der anderweitig Rekrutierten r auf 100 und die Quote stichprobenneutraler Ausfälle a
auf 50 % (s. o.), ergibt sich:
Auch dieser Wert ist noch als gut einzustufen (s. o.). Allerdings fällt auf, dass die
sogenannte bereinigte Bruttostichprobe nach dieser Rechnung mit 425 Probanden
deutlich größer wäre als die Grundgesamtheit von 126 Personen (s. Kapitel 3.3). Das ist
jedoch in der Realität unmöglich und legt zwei Schlüsse nahe:
Die Schätzungen zur Errechnung der bereinigten Bruttostichprobe sind zu
optimistisch: Bei Erhöhung von l und a auf 70 % und Verringerung von r auf 50
ergibt sich eine realistischere Größe von 150 Probanden und damit eine
Rücklaufquote von circa 31 %.
1 Diekmann, Andreas, 2007, S. 516.
2 Vgl. Diekmann, Andreas, 2007, S. 418.
60
Die Grundgesamtheit ist größer als bisher angenommen, was beispielsweise an
einer zu gering eingeschätzten Anzahl von Selbständigen pro Unternehmen in
der Umsatzsteuerstatistik liegen kann (s. Kapitel 3.3). Geht man davon aus, dass
die bisherige Annahme eine 15-prozentige Unterschätzung darstellte, ergibt sich
eine neue angenommene Populationsgröße von rund 145 Personen, die auch der
oben errechneten bereinigten Bruttostichprobe recht nahe kommt.
5.2.2 Undercoverage
Angesichts der erläuterten Verhältnisse zwischen der Zahl potenziell erreichter
Probanden und der angenommenen Größe der Grundgesamtheit können Vermutungen
zur sogenannten Undercoverage angestellt werden. Undercoverage ist definiert als die
Menge derjenigen Mitglieder der Population, die keine Chance darauf haben, in die
Stichprobe aufgenommen zu werden.1
Wichtigster potenzieller Grund für eine solche Unterabdeckung ist bei dieser Erhebung,
dass manche Mitglieder der Population nicht über die angewandten Rekrutierungswege
(s. Kapitel 4.2) erreichbar gewesen sein könnten. Wenn also eine Person Mitglied der
Grundgesamtheit im Sinne dieser Arbeit ist (s. Kapitel 3.3), aber nicht in der
Mailingliste eines Verbandes, einer Schule oder einer Firma und auch nicht Mitglied
eines der Foren und Gruppen, die zur Anwerbung genutzt wurden, gehört sie zur
Undercoverage.
Allerdings übersteigt selbst bei pessimistischen Schätzungen zur Qualität der
Mailinglisten rechnerisch die Zahl an eingeladenen potenziellen Probanden den
vermuteten Stichprobenumfang (s. Kapitel 5.2.1). Deshalb ist anzunehmen, dass der
Bekanntheitsgrad der Studie zumindest kein schwerwiegendes Problem für die
Abdeckung der Population gewesen sein kann.
Ein weiterer Grund für Undercoverage könnte sein, dass einzelne Selbständige (im
Erhebungszeitraum) keine E-Mail-Adresse, keinerlei Profile auf sozialen Netzwerken
oder überhaupt keinen Internetzugang zum Empfang der Einladung hatten. Das kann
1 Vgl. Diekmann, Andreas, 2007, S. 377 f.
61
aber angesichts des technikaffinen Berufsbildes und der Unentbehrlichkeit des Internets
für Selbständige (beispielsweise zum Versand von Rechnungen) nahezu ausgeschlossen
werden.1
Zuletzt muss davon ausgegangen werden, dass ein geringer Anteil der Population durch
sonstige Gründe wie einen Aufenthalt im Ausland oder im Krankenhaus während des
Befragungszeitraums keine Chance hatte, in die Stichprobe aufgenommen zu werden.
Es besteht aber kein Grund zu der Annahme, dass Selbständige im Audiobereich von
diesem Grund für Undercoverage stärker betroffen sind als die Stichprobe nahezu jeder
anderen Studie.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Undercoverage in der vorliegenden
Erhebung wahrscheinlich kein gravierendes Problem darstellt. Trotzdem muss bei der
Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden, dass vor allem durch etwaige
Unterschiede in der Effizienz der Rekrutierungswege durchaus systematische
Verzerrungen in der Stichprobe hervorgerufen worden sein könnten.
5.2.3 Repräsentativität der Stichprobe
Um vom Mittelwert eines Merkmals, hier ist das der WIL, innerhalb der Stichprobe auf
den Mittelwert desselben Merkmals in der Grundgesamtheit schließen zu können,
müssen generell zwei Grundvoraussetzungen erfüllt sein:
Die Häufigkeit des Merkmals in der Grundgesamtheit muss der
Normalverteilung entsprechen.2 Allerdings gilt diese Restriktion nur für
Stichproben, die kleiner als 30 Probanden sind, also nicht im Fall der
vorliegenden Studie.3
Die Stichprobe muss aus der Population nach den Prinzipien der Zufälligkeit und
der Unabhängigkeit (s. u.) ausgewählt worden sein. Es handelt sich dann um
eine sogenannte Zufallsstichprobe.
1 Zur Repräsentativität von Online-Umfragen vgl.Diekmann, Andreas, 2007, S. 526 f.
2 Vgl. Sahner, Heinz, 2002, S. 32 ff.
3 Vgl. Sahner, Heinz, 2002, S. 43.
62
Das Prinzip der Zufälligkeit besagt, dass die Chance jedes Mitgliedes der Population,
für die Stichprobe ausgewählt zu werden, nicht nur größer als Null, sondern zusätzlich
für jeden der potenziellen Probanden gleich groß sein muss.1
Während die erste Bedingung erfüllt sein dürfte (s. Kapitel 5.2.2), kann das für die
zweite nicht festgestellt werden, da die Probanden sich selbst für die Teilnahme
entscheiden mussten. Dieses Problem der Selbstselektion führt dazu, dass die
Wahrscheinlichkeit nicht angegeben werden kann, mit der ein Mitglied der Population
in die Stichprobe aufgenommen wird. Sie muss deshalb als willkürliche Stichprobe
bezeichnet werden.2
Nach dem Prinzip der Unabhängigkeit sind Stichproben dann zusammengestellt, wenn
„die Auswahl eines Elementes die Chance eines anderen Elementes, ebenfalls
ausgewählt zu werden, nicht beeinflusst“3. Wenn allerdings, wie in dieser Studie, eine
verhältnismäßig kleine Grundgesamtheit vorliegt und die Stichprobe dadurch mehr als
20 % des Umfangs derselben hat, kann diese Bedingung nicht immer eingehalten
werden.4
Trotz der erläuterten Zweifel wird im Folgenden angenommen, dass es sich in dieser
Erhebung um eine Zufallsstichprobe handelt, da für willkürliche Stichproben keine
mathematischen Methoden zur Überprüfung der Aussagekraft existieren.
Ist die verwendete Stichprobe jedoch nach den genannten Zufallskriterien gezogen, gilt
folgende Formel zur Berechnung des Bereiches, in dem der WIL-Mittelwert μ der
Grundgesamtheit liegt, aus dem WIL-Mittelwert w der Stichprobe unter Einbeziehung
von dessen Standardabweichung sx und des Umfangs der Stichprobe n:5
1 Vgl. Sahner, Heinz, 2002, S. 12 f.
2 Vgl. Diekmann, Andreas, 2007, S. 378 f.
3 Sahner, Heinz, 2002, S. 13.
4 Vgl. Sahner, Heinz, 2002, S. 13 f.
5 Vgl. Sahner, Heinz, 2002, S. 41.
63
Wie ersichtlich wird, ist die Genauigkeit der Schätzung abhängig vom absoluten
Umfang der Stichprobe: je größer dieser ist, desto kleiner ist der Schätzbereich, auch
Vertrauensbereich (hier v) genannt. Außerdem verhält sich dieser Bereich proportional
zur Standardabweichung der Stichprobe.
Der Faktor z hängt dagegen von der Vertrauensgrenze beziehungsweise dem
Fehlerrisiko ab, mit dem die Aussage über den Vertrauensbereich gemacht werden
kann. Vertrauensgrenze und Vertrauensbereich sind die beiden Parameter, die bei durch
die Erhebung gegebenen sonstigen Daten variabel sind.
Im vorliegenden Fall steht der Vertrauensbereich fest, um den der wahre WIL-
Durchschnitt schwanken darf, damit noch eine verlässliche Aussage bezüglich der
Verifizierung der aufgestellten These (s. Kapitel 1) gemacht werden kann. Er hat die
gleiche Größe wie der Unterschied zwischen dem aus den Studien von Keeney et al.
(s. Tabelle 2) und dem aus der hier durchgeführten Erhebung bestimmten WIL-
Mittelwert (s. Kapitel 3.4):
Mit den ebenfalls bekannten Variablen sx und n aus dieser Erhebung kann nun z für den
nötigen Vertrauensbereich berechnet werden:
Dieser Wert von z entspricht einem Vertrauensbereich von 47,2 % und damit einem
Fehlerrisiko von 52,8 %.1
Sollen hingegen Aussagen mit geringerem Fehlerrisiko getroffen werden, muss z auf
einen entsprechenden Wert festgesetzt und der Vertrauensbereich v mit den erläuterten
Formeln rechnerisch angepasst werden. Für ein Fehlerrisiko von 10 % gilt:1
1 Quelle: Sahner, Heinz, 2002, S. 137.
64
Bei einer Vertrauensgrenze von 90 % beträgt also der Vertrauensbereich, sprich die
maximale Abweichung vom wahren Mittelwert in der Population, ungefähr 0,18
Abstufungen auf der WIL-Skala.
Zusammenfassend wird ersichtlich, dass entweder eine für die sichere Bestätigung der
These nötige, sehr genaue Schätzung des WIL mit geringer Sicherheit oder eine etwas
unpräzisere Schätzung mit einer dafür deutlich größeren Sicherheit angestellt werden
kann. Die unten stehende Tabelle veranschaulicht diesen Zusammenhang.
Sicherheit der Aussage ~50 % Sicherheit der Aussage ~90 %
5.3 Interpretation
Hinsichtlich der Beeinflussung des Privatlebens durch die Arbeit, der Eigenschaften der
Berufstätigkeit und der soziodemografischen Variablen konnten in dieser Studie einige
zentrale Beobachtungen gemacht werden. Zusammenfassend werden im Folgenden
einige mögliche Interpretationen erläutert.
5.3.1 Soziodemografie und Beruf
Bezüglich der Soziodemografie der Stichprobe (s. Kapitel 5.1.1) fällt zuerst die extreme
Geschlechterverteilung in der Population auf. Diese könnte ein Hinweis auf
systematische Verzerrungen bei der Stichprobenziehung sein, deren Ursache sich jedoch
nicht ausfindig machen ließ. Andererseits ist auch denkbar, dass gerade der Audio-
Bereich, auch verglichen mit der statistisch nicht einzeln erfassten Bildbranche,
Nachholbedarf bei der Gleichberechtigung hat. Eventuell hängt dies zusammen mit der
1 Quelle für z-Wert: Sahner, Heinz, 2002, S. 137.
65
immer noch weit verbreiteten Auffassung, sehr technisch orientierte Berufsfelder wie
dieses seien klassische Männerdomänen.1
Dass die Stichprobe tendenziell jünger ist als die Festangestellten im Berufsfeld und
generell die deutschen Erwerbstätigen, liegt eventuell an der besseren wirtschaftlichen
Lage und einer deswegen höheren Zahl von Festanstellungen in früheren Jahren.2
Ebenfalls könnte ein mit dem Alter steigendes Bedürfnis nach Sicherheit und
Kontinuität der Grund dafür sein, dass weniger ältere Menschen unter den untersuchten
Selbständigen waren.
Unter den jobbezogenen Daten (s. Kapitel 5.1.2) ist die ermittelte Arbeitszeit die im
Work-Life-Kontext wichtigste Variable. Hier verdeutlichen einzelne, extreme Werte
und ein generell im oberen Bereich liegendes Arbeitspensum das eingangs erwähnte
Selbst-und-ständig-Prinzip, das oft mit Leidenschaft für den Beruf, aber auch
Umbrüchen in der modernen Arbeitswelt in Zusammenhang gebracht wird.3
Desweiteren wurden für die Stichprobe die Filmbranche und deren kleine Schwester,
die Synchronbranche, in ihrer Rolle als Jobmotor bestätigt. Gerade in Berlin und
Brandenburg als „Filmstandort Nr. 1“4 mit der bekannten Medienstadt Potsdam-
Babelsberg versorgt die Branche viele Berufsfelder mit Arbeit, so auch den
Audiobereich. Zusätzlich sind die Anzahl der Verbände im Sektor Filmton (s. Kapitel
4.2) und die Mitgliederstärke dieser Verbände in der Region ein Zeichen, dass dort viele
Selbständige ihr Geld verdienen. Dies deckt sich mit den Beobachtungen und
Erfahrungen des Autors in der Branche.
5.3.2 Zeitinvestition und WIL
Die Verteilung ihrer Lebenszeit auf die verschiedenen Domänen (s. Kapitel 5.1.3) zeigt
auf, wie wichtig Beziehung und Familie für die untersuchten Selbständigen sind - wie
wahrscheinlich auch für viele andere Menschen und Erwerbstätige. Die prominente
1 Vgl. Fercher, Sonja, 2013.
2 Vgl. Kastner, Michael, 2004, S. 11.
3 Vgl. Reynolds, Jeremy/Renzulli, Linda A., 2005, S. 33 f.
4 Medienboard Berlin-Brandenburg (Hrsg.), 2013.
66
zeitliche Rolle, welche die Bildung für die Probanden spielt, könnte mit dem niedrigen
Alter der Stichprobe zusammenhängen: Speziell die zahlenmäßig stark vertretenen unter
39-jährigen sind potenzielle Studenten.
Gegenüber der Belastungs- ist die Zeit-WIL in den Life Domains teils deutlich erhöht,
was auf die große Bedeutung dieses Faktors für das Berufsleben und den Alltag der
Probanden hinweist (s. Kapitel 5.1.4). Dieses Phänomen ist vermutlich besonders
bedeutsam vor dem Hintergrund hoher Arbeitszeiten, wie sie in dieser Studie sowie
denen von Keeney et al.1 beobachtet wurden.
Allerdings erscheint in Amerika, wo letztere Erhebungen durchgeführt wurden, ein
Wochenpensum von über 46 Stunden vermutlich nicht als ungewöhnlich hoch, gerade
unter Akademikern. In Deutschland hingegen weist der Vergleich mit der amtlichen
Statistik solche Arbeitszeiten - und damit eventuell auch den erwähnten
Ressourcenkonflikt - als Charakteristikum von Selbständigen aus.
In diesen Kontext einzuordnen ist auch die tendenzielle, negative Korrelation zwischen
der zeitlichen WIL und der in die jeweilige Domäne investierten Zeit. Sollte sich es
dabei um einen signifikanten Zusammenhang handeln, läge es nahe, eine Kausalität zu
vermuten: Die Arbeit beeinflusst das Privatleben in manchen Bereichen zeitlich so
stark, dass es nicht möglich ist, die gleiche Menge an Zeit zu investieren wie in andere,
weniger beeinflusste Domänen.
Insgesamt zeigen sich einige Abweichungen zu den Ergebnissen der Studien von
Keeney et al.: In letzteren schnitt das gesellschaftliche Engagement besser ab als in der
vorliegenden Erhebung, dafür litt die Partnerschaft mutmaßlich mehr unter der Arbeit.
Die Gründe für diese Diskrepanzen können vielfältiger Natur sein: Denkbar sind
Unterschiede beim Bildungsstand, da in der amerikanischen Studie ausschließlich
Menschen mit Hochschulabschluss untersucht wurden. Auch die verschiedenen
Kulturen und Geschlechterverhältnisse in den Stichproben könnten die abweichenden
Daten erklären.
1 Vgl. Keeney, Jessica et al., 2013, S. 225, 229.
67
Zusammenfassend wird zwar eine Falsifizierung der These angenommen, das
Fehlerrisiko (s. Kapitel 5.2) ist jedoch für endgültige Aussagen diesbezüglich
wahrscheinlich etwas zu hoch. Für deskriptive Zwecke ist der errechnete
Vertrauensbereich jedoch ausreichend.
68
6. Fazit
6.1 Zusammenfassung
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Beeinflussung des Privatlebens von
Selbständigen im Audiobereich durch ihre Erwerbstätigkeit empirisch zu untersuchen.
Die Untersuchung wurde räumlich auf die Städte Berlin und Potsdam beschränkt, um
Aufwand und Umfang im üblichen Rahmen einer Bachelorarbeit zu halten. Trotzdem
wurde in mehrfacher Hinsicht Neuland betreten: Weder lagen zum
Veröffentlichungszeitpunkt andere Studien zur Work Interference with Life von
deutschen Selbständigen vor, noch solche zur Tonbranche.
Zunächst musste die Forschungslage überschaut und zusammengefasst werden, um die
geeignete Methodik festlegen zu können. Die Fülle an unwissenschaftlichen
Informationen, die durch den Hype um die Work-Life-Balance im Umlauf ist,
verkomplizierte dies zusätzlich. Nicht umsonst wird dieser populäre Begriff vielfach
kritisiert, auch wenn er oft - wie im Titel dieser Arbeit - als Konsens-Etikett trotzdem
Verwendung findet. Auch in wissenschaftlichen Kreisen existieren jedoch nach wie vor
diverse Herangehensweisen und Messmethoden, die je nach Hintergrund und
Motivation der Forscher einzelne Aspekte beleuchten, beispielsweise oft ausschließlich
den Konflikt zwischen Familie und Arbeit.
Mit der Skala von Keeney et al. wurde dagegen ein mehrdimensionales Werkzeug zur
Messung der WIL entworfen, das nicht nur eine oder wenige der Lebensdomänen
berücksichtigt. Vorherige Skalen fällten über die Lebensbereiche, die sie nicht
untersuchten, ein implizites Werturteil. Keeney et al. versuchten stattdessen, alle
möglicherweise relevanten Domänen abzudecken. Außerdem wurden die verschiedenen
Arten bedacht, wie die Arbeit das Privatleben beeinflussen kann, indem zeit- und
belastungsbasierte Items verwendet wurden. Auch diese Operationalisierung vereinfacht
allerdings den Sachverhalt noch: Verhaltensbasierte, umgekehrte (Life-Work) sowie
mögliche positive Beeinflussungen wurden nicht berücksichtigt.
69
Auf Basis dieser Grundlagenforschung wurde für die vorliegende Arbeit ein
Fragebogen erstellt, der neben den 48 übersetzten Items der Skala von Keeney et al.
zehn Fragen zur Demografie und den Arbeitsumständen der zu untersuchenden
Personengruppe enthielt. Außerdem musste im Vorfeld der Erhebung geklärt werden,
welche Größe die Grundgesamtheit hat. Zu diesem Thema gab es ebenfalls keine
Voruntersuchungen und auch die amtliche Datenlage stellte sich als dünn heraus. Auf
Basis der verfügbaren Zahlen aus der Umsatzsteuerstatistik wurde die Population dieser
Studie auf circa 130 Personen geschätzt.
Außer den Pilotstudien von Keeney et al. mit Stichproben von insgesamt fast 5000
amerikanischen Akademikern wurden noch keine Erhebungen mit deren Skala
durchgeführt. Deshalb wurde der in diesen Studien gemessene WIL-Mittelwert zum
Vergleich mit den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit herangezogen. Außerdem
fanden sich in einer Studie von Reynolds und Renzulli aus dem Jahr 2005 Hinweise
darauf, dass bei Selbständigen - vor allem bei Frauen - die Arbeit das Privatleben
weniger beeinflussen könnte als bei Festangestellten.
Aus diesen Erkenntnissen leitete sich die These der vorliegenden Arbeit ab, dass die
WIL der untersuchten Selbständigen niedriger ausfallen würde als die bei Keeney et al.
gemessene. Die Bestätigung oder Falsifizierung dieser These war das primäre Ziel der
durchgeführten Erhebung. Außerdem sollte ein Erkenntnisgewinn über die
Soziodemografie der Grundgesamtheit und deren Arbeitswelt am Ende der
Untersuchung stehen, um die bis dato unklaren Verhältnisse erstmalig zu beleuchten.
Während der Befragungsphase (vom 4.9. bis 17.10.2013) spielte die Gewinnung von
Probanden eine wichtige Rolle für das Gelingen der Studie, um durch eine große
Stichprobe möglichst aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten. Deshalb wurde auf
möglichst vielen Kanälen versucht, die Studie bei Audio-Selbständigen bekannt zu
machen, unter anderem über Berufs- und Interessenverbände, Ausbildungsstätten, eine
Fachzeitschrift, Internetforen und Auftraggeber aus der Branche. Durch letztere wurden
allerdings vermutlich weniger Probanden rekrutiert als im Vorfeld erwartet. Insgesamt
konnten circa 1500 Einladungen verschickt werden, die zu 186 Teilnahmen an der
Umfrage führten.
70
6.2 Schlussfolgerungen
Nach dem Abschluss der Erhebung und der Auswertung der Fragebögen konnten
Aussagen über die Soziodemografie der Stichprobe und damit (in gewissem Umfang)
über die der Grundgesamtheit gemacht werden: Wahrscheinlich sind Audio-
Selbständige in Berlin und Potsdam überwiegend Männer, von denen circa drei Viertel
in einer festen Beziehung leben und überdurchschnittlich viele (circa 40 %) Kinder
haben. Außerdem handelt es sich um eine Personengruppe, in der relativ viele 30- bis
39-jährige vertreten sind, bei einem Durchschnittsalter von knapp 42 Jahren.
Bezogen auf den Beruf konnte festgestellt werden, dass die Untersuchten im
Durchschnitt mit 45 Wochenstunden ähnlich viel arbeiten wie andere deutsche
Selbständige, also auch deutlich mehr als Festangestellte. Allerdings variierte diese
Größe von Proband zu Proband stark. Beim Einkommen liegen die Audio-
Selbständigen mit 2800 € vor Steuern und Sozialbeiträgen über dem regionalen
Durchschnitt. Die oft als Vorteil von Freien gesehene Vielseitigkeit beweisen sie
dadurch, dass sie durchschnittlich in zwei verschiedenen Tätigkeitsfeldern arbeiten. Die
Mehrheit der selbständigen Berliner und Potsdamer Tonleute kommt dabei mit
bewegten Bildern in Kontakt, entsprechend dem Image der Region als Zentrum der
deutschen Film- und Synchronindustrie.
Das hauptsächliche Forschungsinteresse galt wie erwähnt der Work Interference with
Life der Probanden. Die den entsprechenden Items vorgelagerten Fragen zur
Zeitinvestition in die verschiedenen Domänen lieferten bereits erste Anhaltspunkte, wo
diese ihre zeitlichen Prioritäten setzen, beziehungsweise wo das möglich ist: Familie
und Beziehung lagen hier erwartungsgemäß vorne, jedoch schnitt auch die Bildung gut
ab. Auf gesellschaftliches Engagement verwenden dagegen wenige der Probanden Zeit.
Generell wurden Zeit beziehungsweise Zeitmangel als ein dominierender Faktor in der
Lebens- und Arbeitswelt der Selbständigen bestätigt: Die Zeit-WIL war durchschnittlich
und auch in den meisten Domänen höher als die belastungsbezogene. Diese
Beobachtungen sind vermutlich auch eine Folge der gravierenden Veränderungen, die
in der modernen Berufswelt stattfinden:
71
„[Es] richten sich bei vielen Beschäftigten im Dienstleistungssektor die
Arbeitszeiten nach den Kundenbedürfnissen. Nachtschichten, regelmäßige
Wochenendarbeit und Arbeit auf Abruf sind […] gängige Arbeitszeitmodelle.“1
Es kann also angenommen werden, dass sich diese Erkenntnisse nicht nur auf
Selbständige, sondern - eventuell durch niedrigere Arbeitszeiten abgeschwächt - auch
auf andere Erwerbstätige übertragen lassen.
Bei Domänen mit hoher Zeit-WIL, beispielsweise beim gesellschaftlichen Engagement
und der Gesundheit, zeigt sich oft auch eine geringe Zeitinvestition und damit eine
niedrige Priorisierung des entsprechenden Lebensbereiches. Es stellt sich hier allerdings
neben der Frage, ob eine Kausalität besteht, die nach deren Richtung: Müssen die
entsprechenden Domänen nur aufgrund der zeitlichen Beeinflussung durch die Arbeit
zurückstecken oder sind sie dem Befragten ohnehin weniger wichtig und die Arbeit
wird auch als Erklärung für die weniger intensive Beschäftigung mit ihnen benutzt?
Die Belastung durch die Arbeit beeinflusst offenbar das Privatleben der Probanden
weniger als die zeitlichen Aspekte: Die entsprechende WIL war in den meisten
Domänen niedriger. Trotzdem sind negative Folgen vor allem dann möglich und
naheliegend, wenn ein Lebensbereich unter Zeit- und Belastungsfaktoren leidet, wie bei
Gesundheit und Gesellschaftsengagement. Ersteres Phänomen könnte zwar auch mit der
relativ jungen Stichprobe zusammenhängen, letzteres beispielsweise mit einer
generellen Politikverdrossenheit. Trotzdem sind beide wichtige Indikatoren für den
Zustand einer Gesellschaft.
Beim abschließenden Vergleich der durchschnittlichen WIL dieser Studie (3,10) mit der
von Keeney et al. gemessenen (3,03), muss die eingangs postulierte These verworfen
werden, dass der hier ermittelte Durchschnitt niedriger sein würde als bei den
amerikanischen Forschern. Allerdings kann diese Aussage aufgrund des sehr geringen
Abstands zwischen den beiden Mittelwerten nur mit einer Sicherheit von circa 50 %
getroffen werden. Mit 90-prozentiger Sicherheit lässt sich aber sagen, dass zwischen
den beiden Populationen keine gravierenden Unterschiede in der durchschnittlichen
1 Kastner, Michael, 2004, S. 9 f.
72
WIL bestehen, wohl aber in einzelnen Domänen wie dem gesellschaftlichen
Engagement und den Liebesbeziehungen.
Eine Erklärung für die wahrscheinliche Falsifizierung der These könnte der extrem hohe
Männeranteil in der Stichprobe und eventuell der Grundgesamtheit dieser Studie sein:
Einen positiven Einfluss auf die WIL hat die Selbständigkeit laut Reynolds und
Renzulli wie erwähnt hauptsächlich bei Frauen.
6.3 Ausblick
Im Laufe dieser Arbeit haben sich einige Ansätze für zukünftige Forschungsvorhaben
ergeben. Bereits begonnen wurde mit dem Versuch, die Anzahl aller Selbständigen im
Audio-Bereich in Berlin und Potsdam festzustellen. Zwar wurde anhand der
Umsatzsteuerstatistik eine für die Zwecke dieser Studie ausreichend genaue Schätzung
gemacht, allerdings könnte eine vollumfängliche Erhebung neben dem Umfang auch die
Soziodemografie der Population genauer beleuchten - eventuell auch im Vergleich mit
anderen Berufsgruppen.
Auch eine weitere Validierung der WIL-Skala von Keeney et al., gerade für deutsche
Erwerbstätige und speziell Selbständige, könnte wichtige Hinweise für deren
Weiterentwicklung liefern. Dabei wäre es auch möglich, den von den amerikanischen
Forschern nicht berücksichtigten Aspekten des Themenkomplexes Work-Life-Balance
(s. o.) Beachtung zu schenken.
Über diese Weiterentwicklung der verwendeten Methoden hinaus wäre denkbar, in
einer Folgestudie die geografische Beschränkung dieser Arbeit auf Berlin und Potsdam
aufzuheben. So könnten regionale oder nationale Unterschiede und Gemeinsamkeiten
zwischen den Situationen von (Audio-)Selbständigen festgestellt werden.
Desweiteren sollten neben der bloßen Beschreibung des Ist-Zustandes Korrelationen
zwischen den hier erhobenen (und je nach Forschungsrichtung weiteren) Variablen
untersucht werden, um Hinweise auf die Ursachen der WIL in den verschiedenen Life
Domains zu bekommen. Auch qualitative Studiendesigns können hier helfen, Wege zu
73
einer niedrigeren Work Interference with Life und damit einer besseren Work-Life-
Balance aufzuzeigen.
Somit bestätigt sich die eingangs erläuterte Relevanz dieses und zukünftiger
Forschungsprojekte: Selbständigen, deren Auftraggebern und der Politik soll das Thema
vergegenwärtigt werden, damit sie gemeinsam die Wechselwirkungen zwischen der
Erwerbsarbeit und den restlichen Lebensbereichen positiv gestalten können.
74
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75
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79
Anhang
A. Fragebogen
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
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98
99
100
101
B. Übersetzungsprotokolle
Übersetzungsprotokoll für Fragebogen-Items
102
Übersetzungsprotokoll für Domänenbeschreibungen
103
C. E-Mail-Anschreiben
E-Mail-Anschreiben zur Weiterleitung durch Firmen
104
E-Mail-Anschreiben zur Weiterleitung durch Hochschulen
105
D. Pressenotiz
Selbständigkeitserklärung an Eides statt
Hiermit versichere ich an Eides statt und durch meine Unterschrift, dass die vorliegende
Arbeit von mir selbstständig, ohne fremde Hilfe angefertigt wurde. Inhalte und
Passagen, die aus fremden Quellen stammen und direkt oder indirekt übernommen
worden sind, wurden als solche kenntlich gemacht. Ferner versichere ich, dass ich keine
andere außer der im Literaturverzeichnis angegebenen Literatur verwendet habe. Diese
Versicherung bezieht sich sowohl auf Textinhalte sowie alle enthaltenen Abbildungen,
Skizzen und Tabellen. Die Arbeit wurde bisher keiner Prüfungsbehörde vorgelegt und
noch nicht veröffentlicht.
Datum, Ort, Unterschrift