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BANANEN Klein und süß GEOLOGIE Vulkanische Inselwelt ZIGARREN Viel Rauch auf La Palma HÖHEN Steile Inseln BAEDEKER WISSEN LA PALMA EL HIERRO

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Page 1: BAEDEKER ZIGARREN HÖHEN Steile Inseln LA PALMA · Top-Reiseziele Naturwunder, Wanderparadiese, spektakuläre Aussichtspunkte – dafür ist die Insel berühmt. Neben diesen Highlights

BANANEN Klein und süß

GEOLOGIE Vulkanische Inselwelt

ZIGARREN Viel Rauch auf La Palma

HÖHEN Steile Inseln

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LA PALMAEL HIERRO

Page 2: BAEDEKER ZIGARREN HÖHEN Steile Inseln LA PALMA · Top-Reiseziele Naturwunder, Wanderparadiese, spektakuläre Aussichtspunkte – dafür ist die Insel berühmt. Neben diesen Highlights

o Durch die »Schlucht der Todesängste« Die Tour durch diese Schlucht gilt als der leichteste Zugang in die Caldera de Taburiente und ist einer der spektakulärsten Wanderwege der kanarischen Inseln. Seite 118

p Abtauchen im AtlantikDie glasklaren Gewässer rund um El Hierro machen die kleinste Kanaren-insel zu einem der besten Tauchplätze Europas.Seite 124

a Inseltopografi eLa Palma ist nur die Spitze eines unter der Meeresoberfl äche liegenden gigantischen Bergmassivs.Seite 30

s Eroberung mit HeimtückeFast alle Inselfürsten unterwarfen sich schnell den spanischen Eroberern Ende des 15. Jahrhunderts. Nur einer zeigte sich unbeugsam. Doch mit einer List konnte auch er bezwungen werden.Seite 58

Baedeker Wissen

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Baedeker Wissen ...... zeigt u.a., wie La Palma von den Spaniern erobert wurde, welche Zigarren-Formate auf der Insel produziert werden und wo die schönsten Tauchreviere vor El Hierro liegen.

e Steile InselFlächenmäßig ist La Palma kleiner als Hamburg. Aber die höchste Erhebung des von einer schroffen Küste geprägten Eilands liegt 2426 m über dem Meeresspiegel. Damit ist La Palma eine der steilsten Inseln der Welt. Seite 18

r Die Bajada – alle fünf Jahre wiederAlle fünf Jahre verwandelt sich Santa Cruz de la Palma in einen brodelnden Hexenkessel, wenn man die »Herab-kunft der Jungfrau vom Schnee«, der Schutzpatronin La Palmas, feiert.Seite 244

tViel Rauch auf La PalmaAuf La Palma wird Tabak angebaut, aus dem hervorragende Zigarren gemacht werden. Einige Produkte können es durchaus mit einer Havan-na aufnehmen. Seite 146

u Vulkanausbruch vor El Hierro2011 entstand unter der Meeres-oberfl äche vor der Südküste von El Hierro ein neuer Vulkan.Seite 156

i Klein und süßKlein, aber aromatisch: die Banane ist die wichtigste Kulturpfl anze von La Palma.Seite 90

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LA PALMA EL HIERRO

Verlag Karl Baedeker

www.baedeker.com

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Top-ReisezieleNaturwunder, Wanderparadiese, spektakuläre Aussichtspunkte – dafür ist die Insel berühmt. Neben diesen Highlights gibt es auf La Palma aber auch schöne Strände und hübsche Ortschaften. Wir sagen Ihnen, was Sie auf keinen Fall verpassen sollten.

e M M Parque Nacional de la Caldera de TaburienteDer Nationalpark mit Wasserfällen und dichten Kiefernwäldern ist ein Wanderparadies par excellence. Seite 211

r M M Roque de los MuchachosEine 36 km lange Panoramastraße führt zum höchsten Gipfel von La Palma.Seite 218

t M M Santa Cruz de la PalmaDie charmante Inselmetropole konserviert stolz ihre koloniale Atmosphäre aus den Tagen der Eroberung.Seite 237

u M M Ruta de los VolcanesDie Bergtour über den Cumbre-Kamm gilt als eine der spek-takulärsten Wanderrouten auf den Kanaren. Seite 153

i M M Parque Cultural La Zarza y La ZarcitaIn den Felswänden hinterließen die Ureinwohner der Insel rätselhafte Bilder. Seite 185

o M M Cuevas de BuracasDrachenbäume säumen den Weg zu den Höhlen der Altkanarier. Seite 231

p M M Cueva BonitaDie Bootstour zur Meeresgrotte ist am späten Nachmittag besonders romantisch. Seite 223

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2 INHALT Top-Reiseziele

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a M M Mirador El TimeVom 594 m hohen Felskap bietet sich ein grandioses Panorama. Seite 202, 223

s M M Las ManchasDie Plaza La Glorieta ist ein künstle-risches Kleinod.Seite 181

d M M Puerto NaosKokospalmen säumen den längs-ten und schönsten Sandstrand. Seite 224

f M M Volcán de San AntonioDen Spaziergang auf dem Krater-rand des Bilderbuchvulkans sollte man sich nicht entgehen lassen. Seite 188

g M M Mercadillo MazoDer lebhafte Bauernmarkt ist ein Besuchermagnet. Seite 208

: M M Santuario de Nuestra Señora de las NievesÜppiger Barock ziert die Wall-fahrtskirche der Schneejungfrau.Seite 252

; M M Los TilosDer verwunschene Lorbeerwald ist eine botanische Seltenheit.Seite 204

< M M San AndrésDen Kirchplatz des ebenso male-rischen wie ursprünglichen Dorfes beschatten prächtige Palmen. Seite 235

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Top-Reiseziele INHALT 33

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Lust auf …… eine Insel mit immergrünen Lorbeerwäldern, schwarzen Vulkanstränden und wundersamen Drachenbäumen? Auf rät-selhafte Spuren der Ureinwohner, koloniales Flair aus der Zeit der spanischen Eroberer und urige Fischlokale irgendwo am tintenblauen Wasser? Lassen Sie sich von einigen Vorschlägen inspirieren.

VULKANSTRÄNDE• Puerto de Tazacorte

Von dem guten Familienstrand sind es nur wenige Schritte zu den Fischlokalen auf der Promenade. Seite 222

◀ Playa de Puerto NaosKokospalmen verhelfen dem Strand zu karibischem Flair – nur der schwarze Sand passt nicht ins Bild. Seite 226

• Playa de NogalesDer wildeste unter La Palmas Stränden ist eher zum Schauen als zum Baden da.Seite 235

NATURWUNDER• San Isidro

Zwei archaisch anmutende Prachtexemplare der wundersamen Drachenbäume stehen am Dorfrand von San Isidro. Seite 148

• Los TilosDer urige Lorbeerwald verhalf La Palma zum Status eines UNESCO-Biosphärenreservats.Seite 204

• Caldera de Taburiente “Der gewaltige Erosionskrater gibt der Insel ihr topografisches Gesicht und lädt zu erlebnisreichen Exkursionen ein.Seite 211

4 INHALT Lust auf ...4

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TOLLE BERGWANDERUNGEN• Barranco de las Angustias

Auf den Abstieg in die immergrüne Caldera folgt die Querung eines der spektakulärsten Barrancos der Insel. Seite 118

• Marcos y CorderosDie abenteuerliche Route entlang eines Wasserkanals führt durch teils stockdunkle Tunnel.Seite 206

• Ruta de los Volcanes “Der Wanderklassiker auf dem Kamm der Cumbre Vieja erlaubt weite Ausblicke in alle vier Himmelsrichtungen. Seite 153

URIGE FISCHLOKALE• Playa de los Cancajos

Das Blockhaus von El Pulpo überrascht trotz der exponierten Lage am Strand mit zivilen Preisen.Seite 193

• Puerto de TazacorteAn der Strandpromenade hat man die Qual der Wahl – sehr beliebt ist die Taberna del Puerto.Seite 223

• El RemoIn der Sommersiedlung El Remo trifft man sich in der Stradnbar7 Islas, bevorzugt zum Sonnenuntergang.Seite 225

KOLONIALES FLAIR ◀ Santa Cruz

Zu den Schmuckstücken der heimeligen Altstadt gehören die Balkonfronten an der Uferstraße.Seite 251

• Santuario de Nuestra Señora de Las NievesIn der barocken Wallfahrtskirche steht eine kleine Terrakottastatue der hl. Jungfrau vom Schnee im Mittelpunkt.Seite 252

• TazacorteDie feudalen Landsitze der Zuckerbarone im Casco Histórico sind heute von ausufernden Bananenplantagen umgeben.Seite 254

SPUREN DER UREINWOHNER• La Fajana

An den Felswänden nahe El Paso ritzten die Ureinwohner mysteriöse Sonnensymbole in den Stein. Seite 179

• La Zarza y La ZarcitaAuch im hohen Norden können rätselhafte Felsbilder entdeckt werden – bislang gelang es der Wissenschaft nicht, den Code zu knacken. Seite 185

• Cueva de BelmacoUnter dem mächtigen Felsüber-hang residierte einst ein altkanarischer Fürst. Seite 209

Lust auf ... INHALT 55

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HINTERGRUND12 La Isla Bonita

14 Fakten15 Natur und Umwelt18 Infografik: Steilfahrt30 3D: Inseltopografie32 Klima35 Bevölkerung · Wirtschaft36 Infografik: La Palma auf

einen Blick38 Willkommen im Alltag!

46 Geschichte58 Special: Eroberung mit

Heimtücke

66 Kunst und Kultur67 Architektur und Kunst70 Theater · Folklore · Musik

74 Berühmte Persönlichkeiten

ERLEBEN & GENIESSEN

84 Essen und Trinken85 Runzelkartoffeln, pikante

Mojos und viel Fisch86 Typische Gerichte 90 Infografik: Klein und süß

94 Feste und Events95 Feiern rund ums Jahr

100 Mit Kindern unterwegs

101 Wandern, Klettern, Dromedarreiten …

104 Shopping105 Von Inselwein bis

Lavaschmuck

108 Übernachten109 Hotels und Fincas fast für

jeden Geschmack110 Special: Fincaferien

– Rustikales Wohnen auf dem Lande

Ferienanlage Hacienda San Jorge in Los Cancajos

6 INHALT Inhaltsverzeichnis6

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114 Urlaub aktiv115 Mehr als nur Wandern118 Special: Durch die

»Schlucht der Todesängste« 124 Special: Abtauchen im

Atlantik

TOUREN130 Touren durch La Palma132 Urlaub auf La Palma134 Tour 1: Küstenstädte und

Drachenbäume137 Tour 2: Vulkane und

Strände

REISEZIELE VON A BIS Z142 Barlovento145 Breña Alta146 Infografik: Viel Rauch

auf La Palma149 Breña Baja151 Cumbre Nueva · Cumbre

Vieja155 El Hierro

156 Special: Vulkanausbruch vor El Hierro

170 Special: Vom Aussterben bedroht

176 El Paso182 Garafía186 Los Canarios

(Fuencaliente)192 Los Cancajos195 Los Llanos de Aridane203 Los Sauces206 Mazo211 Parque Nacional de la

Caldera de Taburiente214 Special: Blick ins Weltall216 Infografik: Vulkanische

Inselwelt222 Puerto de Tazacorte224 Puerto Naos228 Puntagorda231 Puntallana235 San Andrés237 Santa Cruz de la Palma244 Special: Die Bajada –

Alle fünf Jahre wieder253 Tazacorte256 Tijarafe

Observatorium auf dem Roque de los Muchachos

Inhaltsverzeichnis INHALT 77

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PRAKTISCHE INFORMATIONEN260 Anreise · Reiseplanung263 Auskunft264 Elektrizität264 Etikette265 Geld266 Gesundheit267 Literaturempfehlungen269 Medien269 Notrufe270 Post ·Telekommunikation270 Preise271 Reisezeit271 Sicherheit272 Sprache281 Toiletten281 Verkehr285 Zeit

286 Register290 Verzeichnis der Karten und

Grafiken290 atmosfair291 Bildnachweis292 Impressum296 Kurioses La Palma

PREISKATEGORIENRestaurants(Preis für ein Hauptgericht)AAAA = über 20 € AAA = 10 – 20 € AA = 8 – 15 € A = bis 8 €Hotels (Preis für ein DZ)AAAA = über 120 € AAA = 80 – 120 € AA = 50 – 80 € A = bis 50 €

Grandiose Lage: Kirche von Frontera auf El Hierro

8 INHALT Inhaltsverezichnis8

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Vulkane haben die Gestalt der grünen Insel geprägt, auf der die Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielt. Geschichtlich ist La Palma stark mit dem spanischen Festland verknüpft.

Hintergrund

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La Isla Bonita

… »die schöne Insel« oder auch »La Isla verde«, »die grüne Insel«, nennen sie die Einheimischen stolz. In der Antike wurde die Inselgruppe gar als »Inseln des ewigen Frühlings« gepriesen. Und egal zu welcher Jahreszeit man nach La Palma kommt, immer wird die verschwenderische Blütenpracht überraschen.

Wie keine andere ihrer sechs großen Schwestern ist die drittkleinste Kanareninsel mit Grün gesegnet. Gut 40 % der von tief eingekerbten Schluchten durchfurchten Inselfläche ist von Wald überzogen. Im Bergland dominiert die Kanarenkiefer; in der Region von Los Tilos konnten sich gar noch Reste tertiärer Lorbeerwälder erhalten, die vermischt mit Gagelbäumen, wuchernden Farnen und rankenden Efeugewächsen einen dichten Dschungel bilden. Und nicht zu ver­gessen: Natürlich gibt es auf La Palma auch Palmen. Wo es üppig grünt, muss es natürlich auch gelegentlich regnen. Vor allem in den Wintermonaten ziehen dunkle Passatwolken auf und spenden das für die Vegetation und die Landwirtschaft kostbare Nass. Doch praktischerweise kann man sich das Wetter aussuchen. Während die Ostseite vielfach verhangen ist, scheint im Westen meist die Sonne. Eine typische Badeinsel ist La Palma dennoch nicht. Im Vergleich zu den berühmten Strandrevieren der Nachbar inseln neh­men sich die ausschließlich schwarzen Sandstrände La Palmas recht bescheiden aus. So kam der Tourismus relativ spät hierher, der erste Ferien flieger landete 1987. Seither hat sich zwar etliches auf der bis dato abgeschiedenen Insel bewegt, doch von Massentourismus wie auf den Nachbarinseln kann bis heute nicht gesprochen werden.

PARADIES FÜR INDIVIDUALISTEN

La Palma ist eher ein Ziel für Individualisten, die nicht unbedingt den Superstrand vor der Haustür haben müssen. Die Insel zieht vor­nehmlich Naturfreunde und Wanderer an, die sich bevorzugt in hübsch hergerichteten Fincas im Landesinnern einmieten. Das Wan­derwegenetz ist vorbildlich ausgebaut und markiert und macht mit der vielfältigen Natur der »Isla bonita« bekannt. Größter Anzie­hungspunkt der grünen Insel ist die Caldera de Taburiente, ein erodierter Kessel, der mit einem Durchmesser von 8 km das topogra­fische Bild La Palmas bestimmt. Auch das Innere dieses Naturwun­ders kann nur per pedes erkundet werden. Auf den Roque de los Muchachos, den mit 2425 m höchsten Gipfel, zieht es Wanderer wie

12 PORTRÄT La Isla Bonita

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Wissenschaftler. Letzteren bietet das Observatorium dank der kla­ren Atmosphäre und der geringen »Lichtverschmutzung« ideale Be­obachtungsbedingungen.

VULKANISCHES ERBE

Der Süden La Palmas kann sein vulkanisches Erbe nicht verber­gen. Zu beiden Seiten des Ge­birgszugs der Cumbre Vieja prä­gen Dutzende von aufgerissenen Kratern und unwirtliche Schla­ckenfelder die Gegend, die nicht zu Unrecht mit der Mondland­schaft verglichen wird. Im Jahr 1971 bewies der Vulkanausbruch des Teneguía, dass die 3 Mio. Jah­re junge Kanareninsel weiterhin aktiv ist. Auf einem aussichtsrei­chen Kammweg kann die bizarre Schönheit der vulkanischen Regi­on entdeckt werden – die soge­nannte Ruta de los Volcánes gilt als eine der faszinierendsten Bergtouren im Kanarischen Ar­chipel. Und was gibt es Schöneres, als nach einer ausgiebigen Berg­wanderung sich am Strand den Schweiß von der Haut zu spülen und in einem Fischlokal direkt am Wasser den Tag ausklingen zu lassen! Was La Palma so anziehend macht, ist gerade die Kombination von Naturerlebnis und Badeferien, selbst im Februar, dem kühlsten Monat im Jahr, sinkt die Wassertemperatur kaum unter 18° C. Auch in puncto Sightseeing hat sich jüngst einiges getan. Etliche neu eingerichtete Museen laden zum Besuch ein, etwa die Casa del Vino in Las Manchas oder das Bananenmuseum in Tazacorte. Im Inselmu­seum in Santa Cruz wird anhand von präspanischen Funden die Ge­schichte der palmerischen Ureinwohner wieder lebendig. Etliche Hinterlassenschaften der Guanchen, etwa die Felsbilder von La Zar­za und der Cueva del Belmaco, sind durch Besucherzentren erschlos­sen. Fein herausgeputzt und wie ein großes Freilichtmuseum zeigt sich die Hauptstadt Santa Cruz. Mit ihren verwinkelten Gassen, re­präsentativen Bürgerhäusern und ehemaligen Klöstern erscheint die kleine Inselmetropole wie ein Abbild der kolonialen Epoche. Alles in allem also mehr als genug Gründe, die Isla bonita zu entdecken!

Princess-Hotel in Los Canarios

La Isla Bonita PORTRÄT 13

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Fakten

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Natur und Umwelt

Die Natur der Insel ist vom Vulkanismus und dem Passat ge-prägt.AufLaPalmagedeihenPflanzenartenausfastallenVe-getationszonen der Erde, darunter urwüchsige Lorbeerwälder und die charakteristischen Drachenbäume. Das milde Klima macht gleichzeitig die Landwirtschaft zum wichtigsten Er-werbszweig der Insel.

Geologisch betrachtet sind die kanarischen Inseln recht jung, wobei das Alter der Inseln von Ost nach West stark abnimmt. Während die östlichen Inseln Lanzarote und Fuerteventura auf ein Alter von ca. 16 – 20 Mio. Jahren geschätzt werden, und Gran Canaria vor rund 14 Mio. Jahren entstand, begannen sich die westlichen Eilande viel später über den Meeresspiegel an­zuheben: Teneriffa und La Gome­ra vermutlich vor 8 – 12 Mio. Jah­ren, El Hierro und La Palma erst vor 1,5 Mio. Jahren.

Über die erdgeschichtliche Ent-stehung des Archipels gibt es immer noch keine ausreichende Erklärung. Als wissenschaftlich unhaltbar gilt seit langem die Hy­pothese vom versunkenen Kon­tinent Atlantis, wie sie der grie­chische Philosoph Platon im Kritias­Dialog überlieferte und wonach die Kanaren die Überres­te dieses Erdteils bilden, der sich angeblich von der westafrikani­schen Küste bis nach Amerika erstreckt haben soll. Eindeutig wider­legt ist auch die frühere Annahme, nach welcher die kanarischen Inseln einst Teile des afrikanischen Kontinents waren. Erwiesen ist, dass alle Inseln vulkanischen Ursprungs sind. In den 1970er­Jahren versuchte man ihre Entstehung – in Analogie zu den Hawaii­Inseln – mit dem Modell der »Hot Spots« zu erklären. Dem­nach habe sich an bestimmten, immer gleichen Stellen des Erdman­tels im Laufe von Jahrmillionen Magma (durch Erdwärme aufge­schmolzenes Gestein) angesammelt und durch Eruptionen entleert. Bei einem derartigen Vorgang seien zunächst die Inseln Lanzarote

Junge Inseln

Ein Bauer erntet Tabak. Die Herstellung von Zigarren aus einheimischenPflanzenistimmernocheintraditionellesHandwerk.

im untergrund des Bergmassivs von La Palma wurde ein tiefer riss festgestellt. Sollte es hier eines ta-ges zu einem sogenannten Flan-kenabbruch kommen, so haben Wasserbauer der tech nischen Hochschule Zürich errechnet, wür-de die dabei entstehende 50 m hohe tsunami-Welle verheerende Zer störun gen in den Millionen-städten an der amerikanischen Ostküste zur Folge haben.

Tiefer Riss

WIS

SEN

Natur und Umwelt HINTERGRUND 15

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und Fuerteventura entstanden. Durch die Kontinentaldrift (mit einer geschätzten Wanderung der Kontinente von 2 bis 3 cm pro Jahr) habe sich die Position der Kanaren immer weiter nach Osten verlagert. Das Magmazentrum im Erdmantel sei erneut aufgefüllt worden, durch das wiederum nach oben drängende Magma hätten sich neue Vulkaninseln gebildet, als letzte La Palma und El Hierro. Mittlerwei­le ist diese Theorie überholt. Im Gegensatz zu den Hawaii­Inseln sind die Kanaren nicht linear angeordnet. Zudem kam es z.B. auf Lanza­rote noch in historischer Zeit zu Vulkan ausbrüchen, während der letzte Ausbruch auf La Gomera über 1 Mio. Jahre zurückliegt. Heute ist man sich in der Forschung weitgehend darüber einig, dass die Kanaren auf gehobenen Schollen des hier in rund 4000 m Tiefe liegenden Atlantikbodens lagern. Diese Schollenbruchstücke, die wie einzelne Keile unterschiedlich hoch gehoben wurden, entstanden, als der im Bereich des Archipels zwischen 150 – 180 Mio. Jahre alte Oze­anboden bei seiner Wanderung nach Osten vor der afrikanischen Küste durch tektonische Kräfte, die auch aus dem Zusammenstoß der afrikanischen mit der europäischen Platte resultierten, gestaucht und zerbrochen wurde. Auf diesen Schollen bauten sich dann ab dem mittleren Tertiär (vor ca. 30 – 40 Mio. Jahren) durch vulkanische Pro­zesse nach und nach die Inseln auf, bis vor 16 – 20 Mio. Jahren die ersten obermeerischen Eruptivgesteine Lanzarote und Fuerteventura entstehen ließen. Unter den so gewachsenen kanarischen Gebirgs­

16 HINTERGRUND Natur und Umwelt

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massiven ist La Palma, die zweithöchste Insel des Archipels, ein wah­rer Gigant: Ihre Gesamthöhe beträgt rund 6500 m. Allerdings befin­den sich etwa 95% der Gesteinsmasse unter dem Meer; nur 5% der Inselbergmasse ragen über dem Meeresspiegel auf.

Bis in jüngste Zeit ereigneten sich auf den Kanaren immer wieder Vulkanausbrüche. Auf Lanzarote wurden dabei in den Jahren von 1730 bis 1736 und 1824 große Teile der Insel fast völlig verwüstet. Auf Teneriffa kam es 1798 und 1909 zu Eruptionen. Schauplatz der letzten Vulkanausbrüche war La Palma: 1949 verwüsteten die Aus­brüche dreier Vulkane größere Gebiete im Inselsüden. Den Aus­bruch des Teneguía 1971 kündeten schon Wochen vorher grollende Erdstöße an. Bei mehreren Eruptionen wurden Lava, Asche und Gesteins brocken an die Erdoberfläche befördert. Die Lavamassen ergossen sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 120 m pro Minu­te Richtung Meer und richteten daher kaum Schäden an. Bis heute ist an der Inselsüdspitze unterhalb von Los Canarios die Vulkantätig­keit immer noch nicht völlig abgeschlossen. Verschiedenenorts wer­den auf den vegetationslosen Kratern nur wenige Meter unter der Erdoberfläche extrem heiße Bodentemperaturen verzeichnet. Der jüngste Vulkanausbruch im Archipel ereignete sich 2011 vor der Küste der Nachbarinsel El Hierro (“ Baedeker Wissen, S. 156).

Das Zentrum der herzförmigen Insel bildet die Caldera de Taburi-ente mit dem höchsten Gipfel, dem Roque de los Muchachos (2426 m ü.d.M.). Damit weist die Insel im Vergleich zu ihrer Fläche

Aktive Vulkane

Landesnatur

Nur langsam kehrt Vegetation in die junge Lavalandschaft zurück.

Natur und Umwelt HINTERGRUND 17

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Eine der steilsten Inseln der WeltW

ISSE

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die größten Höhen der Erde auf. Das Gebirge zieht sich ringförmig um die Insel, nach Süden setzt es sich in dem schmalen Kamm der Cumbre Nueva fort, die schließ­lich in die Cumbre Vieja mit ihren über 100 Vulkankegeln und Kra­tern übergeht. Mit diesem Ge­birgsmassiv wird die Insel in zwei Hälften, in die West­ und Ostsei­te, geteilt. Zu den Küsten hin fällt der Gebirgszug steil ab, nur weni­ge Buchten mit schwarzem Sand unterbrechen die schroffe Küsten­linie. Die Buchten liegen meist am Ausgang von Barrancos, tiefen Schluchten, die vom Zentrum der Insel zu den Küsten hin verlaufen. Sie wurden vor Jahrtausenden durch reißende Gebirgs bäche ge­bildet. vor allem im Nordteil und in der Caldera de Taburiente gibt es zahlreiche Quellen, allerdings mit einer Ausnahme heute keine dauernden Wasserläufe. Vielleicht handelt es sich bei den Barrancos aber auch um eingerissene Nar­ben bei der Auffaltung der Insel. Sicher ist jedoch auch diese Theo­rie nicht.

FLORA

Die Flora auf La Palma ist ebenso wie auf den anderen westlichen Kanareninseln in zweierlei Hinsicht einzigartig. Einerseits kommen in einem relativ begrenzten Gebiet Pflanzen vor, die fast allen Vege­tationszonen der Erde angehören, andererseits sind endemische Arten (nur hier vorkommende Pflanzen) stark vertreten. Der kana­rische Botaniker Arnoldo Santos spricht in seinem Standardwerk »Vegetación y Flora de La Palma« (1983) von 774 verschiedenen wildwachsenden Pflanzenarten auf La Palma. 70 Arten davon sind endemisch, kommen also nur auf La Palma vor (Lokalendemiten). Die Insel hat 104 Arten mit den anderen kanarischen Eilanden ge­meinsam (Kanarenendemiten), 45 Arten mit Madeira, den Azoren etc. (Makaronesienendemiten), 90 Arten, die nachweislich einge­

Von überall her und nur

hier

In den schwer zugänglichen Barrancos ist die Natur nahezu unberührt.

20 HINTERGRUND Natur und Umwelt

Page 23: BAEDEKER ZIGARREN HÖHEN Steile Inseln LA PALMA · Top-Reiseziele Naturwunder, Wanderparadiese, spektakuläre Aussichtspunkte – dafür ist die Insel berühmt. Neben diesen Highlights

führt wurden und 465 Arten, die auch außerhalb der kanarischen Inseln sehr verbreitet sind. Die meisten davon kommen im Mittel­meerbereich vor. Man fand im Mittelmeerraum, im Alpengebiet und in Südrussland zahlreiche Fossilien (Früchte und Blätter), die beweisen, dass Pflan­zen, die heute nur auf den Kanaren wachsen, einst auch in diesen Gegenden verbreitet waren. Die Klimakatastrophen des ausgehenden Tertiärs (Beginn der Eiszeit, Austrocknung der Sahara) verdrängten die subtropische Flora aus ihrem bisherigen Lebensraum. Die isolier­te Lage der kanarischen Inseln und das milde Klima ließen sie hier jedoch überleben. Zudem ermöglichten die beträchtlichen Höhen­unterschiede der Inseln den Pflanzen, sich durch Höhenmigration den wechselnden klimatischen Bedingungen anzupassen.

Entscheidend für das Vorkommen verschiedener Vegetationszonen auf den Kanaren sind sowohl die Höhenstufung als auch der Einfluss des Passats, der die für die grüne Pflanzenwelt notwendige Feuchtig­keit bringt.

In der trockenen warmen Küstenzone trifft man vor allem auf Dick­blattgewächse. Diese Sukkulenten speichern in ihren dickfleischi­gen Stängeln oder Blättern, die von einer undurchlässigen Außen­haut umspannt sind, Wasser und sorgen dadurch für Dürrezeiten

Vegetations- zonen

Küstenzone

Eine Landschaft fast wie im Schwarzwald – und doch liegt La Palma auf demselben Breitengrad wie Florida in den USA.

Natur und Umwelt HINTERGRUND 21

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vor; Blattrosetten vermindern die Verdunstung. Sie sind immergrün und können viele Jahre alt werden. Im Süden der Insel kann man sie bis in Höhen von 1000 m hinauf antreffen. Der bekannteste Vertreter dieser Art ist die Kandelaberwolfsmilch (Euphorbia canariensis), ein Kanarenendemit. Auf den Kanaren bezeichnet man sie als »car­ dón«. Sie wächst bevorzugt an trockenen Berghängen und Felsen. Auf den ersten Blick wie ein Kaktus aussehend, unterscheidet sie sich von diesem u.a. durch den giftigen milchigen Saft in Pflanzenarmen, Wurzeln und Früchten und durch die unscheinbaren Blüten. Die Kandelaberwolfsmilch wächst langsam. Die riesigen Expemplare, die man mancherorts sieht, dürften einige hundert Jahre alt sein. Eben­falls ein Wolfsmilchgewächs ist die »Süße Wolfsmilch« genannte Bal­sam Wolfsmilch (Euphorbia balsamífera). Sie wächst selbst auf dem unwirtlichsten Lavafeld und kann bis zu 2,5 m hoch werden. Zu an­deren Dickblattendemiten zählt die Hauswurz (Aeonium canarien­sis). Ihre fleischigen Blätter sind rosettenartig angeordnet und brin­gen pyramidenförmige Blütenstände hervor. Auf Häuserdächern und Mauern gedeiht vielerorts ein naher Verwandter, die Dachhauswurz (Aeonium urbicum). In Höhen bis zu 200 m sieht man kaum Bäume. Eine Ausnahme bildet die Kanarische Dattelpalme (Phoenix canariensis), die sich von den kanarischen Inseln über den gesamten Mittelmeerraum ver­breitet hat. Eng verwandt ist sie mit der nordafrikanisch­arabischen

Jahrzehnte vergingen, bis die Kandelaberwolfsmilch diese Größe erreicht hat.

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Dattelpalme (Phoenix dactylifera), ihr Stamm ist jedoch gedrunge­ner und sie trägt eine dekorativere und vollere Krone mit größeren, üppigeren Wedeln. Die kleinen Früchte dieser Palmenart sind holzig und nicht wohlschmeckend. Erst in Höhen von über 200 m trifft man auf den Drachenbaum (Dracaena draco), die auffallendste und charakteristischste Pflanze der kanarischen Inseln, die auf den anderen Kanaren fast nur noch in Parks und Gärten anzutreffen ist. Der Drachenbaum gehört zur Familie der Spargelgewächse und ähnelt mit seiner gabelig verzweig­ten Krone und den schwertförmigen Blättern der verwandten Palm­lilie (Yukka). Er wächst verhältnismäßig schnell. Einige alte Exemp­lare erreichen eine Höhe von bis zu 20 m. Die Zweigenden der Pflanze sind jeweils durch ein Büschel langer schwertförmiger, dun­kelgrüner Blätter abgeschlossen. Da der Drachenbaum bis zu seiner ersten Blüte (etwa nach zehn Jahren) unverzweigt wächst, haben die jungen Bäume mit den alten kaum Ähnlichkeit. Die Bäume besitzen keine Jahresringe. Man kann das Alter nur nach der Anzahl der Verästelungen bestimmen, die allerdings in unregelmäßigen Zeitab­ständen erfolgen. Für die Ur bewohner der kanarischen Inseln hatte der Drachenbaum eine besondere Bedeutung. Sie verwendeten das aus dem Stamm quellende und sich an der Luft rot färbende Harz, das »Drachenblut«, als Bestandteil ihrer Heilsalben. In Höhen zwi­schen 200 und 600 m wachsen ferner Wacholdergewächse, wie der Phönizischen Wacholder (Juniperus phoenicea), der früher auf La Palma ausgedehnte Buschwälder bildete.

Unter Passateinfluss kann in Höhen ab 500 m Lorbeerwald gedeihen. Ursprünglich bedeckte den gesamten Nordosten der Insel ein Lor­beerwaldgürtel. Rodungen und Brände zerstörten diese »Urwälder«. Nur in einzelnen Barrancos konnten sich Waldbestände erhalten. Größtes zusammenhängendes Lorbeerwaldareal ist das von Los Ti-los. Es wurde schon 1983 zum Biosphärenreservat erklärt. Hier wachsen verschiedene Lorbeerbaumarten, die sich im Hinblick auf Blätter und Borke unterscheiden. Zu den verbreitetsten Arten gehört der Kanarische Lorbeer (Laurus canariensis). Seine dunkelgrünen, matt glänzenden Blätter, die als Gewürz verwendet werden können, sind spitz und elliptisch. Lorbeerbäume sind meist 8 – 10 m hoch, erreichen aber Höhen bis zu 30 m. Die Baumstämme sind mit Moo­sen und Flechten bedeckt, der Unterwuchs besteht aus Büschen, Sträuchern, Pilzen, Kräutern und vor allem Farnen.

Die Fayal­Brezal­Formation (Faya = Gagelstrauch; Brezo = Baum­heide) bildet den Übergang zwischen Lorbeerwald und Kiefernwald. Bis zu 15 m hoch wird die Baumheide, in höheren Lagen, oberhalb von 1100 m Höhe, ist sie jedoch nur als Strauch oder Zwergstrauch ausgebildet. Der Gagelbaum, ebenso wetterresistent wie die Baum­

Lorbeerwald

Fayal-Brezal- Formation

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heide, kann bis zu 20 m hoch werden. Zusammen mit der Lorbeer­waldregion wird die Fayal­Brezal­Formation auch als »Monte Verde« bezeichnet.

In der Nordhälfte La Palmas beginnt ab ca. 1000 m die Kiefernwaldzo­ne, im Süden wächst die Kanarische Kiefer bereits ab 600 m. Sowohl im Norden als auch im Süden endet diese Zone bei 2000 m. La Palmas Landschaftsbild wird entscheidend durch lichte Kiefernwälder geprägt. Der Kiefernwald besteht (von Aufforstungen abgesehen) fast aus­schließlich aus einer einzelnen Baumart, der bis zu 30 m hohen Kana-rischen Kiefer (Pinus canariensis). Ihre langen, bieg samen Nadeln sind immer zu dritt gebüschelt. Das harte rötliche Kernholz dieser Kiefernart (span. = tea) wurde und wird für Holz decken und Balkone viel verwendet. Die in der Passatzone wachsenden Kiefern sind in der Lage, aus den Wolken das Wasser zu kondensieren. Es tropft an ihren langen Nadeln als Niederschlag ab. Das auf diese Weise gefilterte Was­ser reicht nicht nur für den eigenen Verbrauch des Baumes, sondern trägt entscheidend zur Wasserversorgung der Insel bei. In früheren Jahrhunderten wurde die Kanarische Kiefer stark abgeholzt. Ihr Holz benötigte man zum Schiffsbau, beim Hausbau, zur Herstellung von Weinfässern und als Brennholz in den Zuckerraffinerien. Dank eines Aufforstungsprogramms ist heute wieder ein Drittel der Inseloberflä­che La Palmas mit aus gedehnten Kiefernwäldern bedeckt. Immer wie­

Kiefernwald

Nirgendwo sonst gedeihen so viele Drachenbäume wie auf La Palma.

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der kommt es hier zu Bränden. Doch die Bäume sind feuerresistent: Nur die äußere Schicht der korkähnlichen Borke leidet unter dem Feuer, der Stamm bleibt unbeschadet. Von solchen Bränden erholt sich die Kiefer immer außerordentlich schnell. Nur sehr alte oder junge Bäume sterben völlig ab. Diese Wiederbegrünungsfähigkeit hat aller­dings nur die Kanarische Kiefer – deshalb wird der heimischen Art bei Aufforstungsprogrammen in der Regel der Vorzug vor schneller wach­senden Arten gegeben.

Ab 2000 m Höhe hat die Pflanzenwelt mit extremen Widrigkeiten zu kämpfen: außerordentlich große Temperaturunterschiede und sehr geringe Niederschläge. Nur wenige Arten können daher in den Hochlagen der Caldera de Taburiente überleben. Dazu zählen Reta-ma, der Teide­Ginster, und Codesco (niedriger Strauch mit gelben Blüten).

Trotz der endemitenreichen Vegetation haben sich in den unteren Lagen La Palmas mehr eingeschleppte als natürlicherweise hier vor­kommende Pflanzen angesiedelt. Überall dort, wo Landwirtschaft möglich ist, bestimmen Bananen, Obstbäume, Gemüsepflanzen und Weinreben das Landschaftsbild.

Mit Abstand wichtigste Kulturpflanze ist die Banane. Die kleine wetterunempfindliche Art »Musa cavendishii« wurde 1896 auf La Palma eingeführt. Jede der mit der papageienhaft aussehenden Strelitzie verwandeten Bananenpflanze bringt nur einmal eine Fruchtstaude hervor, dann stirbt sie ab. Allerdings hat sie im Wurzelstock schon längst »Söhne« hervorgebracht, von denen die stärks­te Sprosse erhalten bleibt und nach einem Jahr selbst eine armlange Blüte tragen wird. Bananen können das ganze Jahr über geerntet werden, da jede Pflanze ihren eigenen Rhythmus hat (“ Baedeker Wissen, S. 92).

Weite Teile La Palmas sind mit Opuntien (Opuntia ficus indica), den Feigenkakteen bedeckt. Die Opuntie, ein typischer Vertreter der Suk­kulentenformation, wurde im 16. Jh. auf den Kanaren eingeführt. Bis in mittlere Höhen hinauf bedeckt der äußerst anspruchslose und tro­ckenresistente Kaktus vielfach die Hänge der Insel. Seine Früchte sind essbar und werden zum Verkauf angeboten. Auf den Feigenkak­teen wurde früher die Cochenille­Schildlaus gezüchtet, aus der ein roter Farbstoff gewonnen wird.

Hochgebirge

Kultur-pflanzen

Banane

Opuntie (Feigen- kaktus)

Warum ist die Banane krumm? durch den immer schwerer wer-denden Fruchtstand senkt sich der Blütenstengel nach unten. die Blüten jedoch, hinter denen die Frucht heran wächst, streben nach oben zum Sonnenlicht. dabei zie-hen sie nach und nach die reifen-de Banane hinter sich her, die sich nun nach oben krümmen muss.

Krummes Ding

WIS

SEN

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Neben der Opuntie und einigen Agavenarten brachten die spani­schen Eroberer etliche üppig blühende Zierpflanzen auf die Inseln. In den Parkanlagen und Gärten sieht man heute überall Oleander, Hibiskus und natürlich Bougainvillea. Auch der Afrikanische Tul­penbaum mit seinen feuerroten Blütenkelchen ist ein wahrer Blick­fang. In den Wintermonaten setzen die roten Weihnachtssterne Farb akzente. Die dichten Büsche werden 3 – 4 m hoch. Besonders exotisch wirken die Strelitzien (Strelitzia reginae) oder Papageienblu­men mit ihren eigenartigen Blütenständen. Die zur Gattung der Bananen gewächse gehörende Blume verdankt ihren Namen Charlot­te Sophia von Mecklenburg­Strelitz (1744 – 1818), einer deutschen Prinzessin, die mit dem englischen König Georg III. verheiratet war.

FAUNA

Bedeutend artenärmer als die Flora ist die Fauna, im Vergleich mit der Tierwelt der anderen Westkanaren (Teneriffa, La Gomera, El Hierro) ist die von La Palma sogar besonders artenarm, hat aller­dings auch einen relativ hohen Anteil an endemischen Arten.

Außer einer nur auf Madeira und den Westkanaren vorkommenden Fledermausart, gab es auf La Palma keine wildlebenden Säugetiere. Wildkaninchen, Ratten und Mäuse, die mancherorts eine wahre

Zierpflanzen

Vergleichs-weise

artenarm

Säugetiere

Dromedare als Touristenattraktion für den Vulkanaufstieg

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Plage darstellen, kamen erst mit dem Menschen auf das Eiland. Kaninchen wurden von den Europäern einst zu Jagdzwecken ein­geführt und sind auch heute noch ein beliebtes Objekt von Freizeit­jägern. In abgelegenen Bergregio­nen leben heute mitunter Muf- flons. Dieses Tier, ein aus Sardini­en und Korsika stammendes Wildschaf, wurde 1954, nach der Gründung der Caldera de Tabu­riente als Nationalpark, durch die zentrale Forstverwaltung ein­geführt. Kaninchen und Mufflon schädigen die natürliche Vegetati­on der Insel sehr: Da sie jeden Jungtrieb abfressen, lassen sie u.a. keinen Wald aufkommen.

Beruhigend ist die Tatsache, dass es weder Skorpione noch giftige Schlangen auf den kanarischen Inseln gibt. Stark vertreten hinge­gen sind kleine, harmlose Echsen. Überall sieht der Besucher die der mitteleuropäischen Zauneidechse ähnelnde Palma­Eidechse. Die Weibchen sind braun­grau ge­streift, die Männchen dunkelgrau bis schwarz mit blauem Hals, wes­halb sie »barba azul« (»Blaubart«) genannt werden. Zuweilen be­kommt man auch die bis zu 20 cm lange Walzenechse zu Gesicht, wie sie in der Sonne Wärme auf­tankt. Nachtaktiv sind die Geckos, die auch gern menschliche Behausungen aufsuchen und im Lampen­licht Motten und Falter jagen. Mit ihren saugnapfähnlichen Haftze­hen können sie sich auch an glatten Wänden und Zimmerdecken äußerst schnell fortbewegen.

Im Gegensatz zu den Säugetieren und Reptilien ist die Vogelwelt zahlreich vertreten. Auf der Insel leben etwa 50 Brutvogelarten, da­rüber hinaus beherbergt das Eiland viele Zugvögel und Wintergäste. Einige Vogelarten, wie Blaumeise und Buchfink, haben inselspezifi­sche Unterarten gebildet, also Lokalrassen, die nur hier anzutreffen sind, wie die Palma­Blaumeise und der Palma­Buchfink. Auch die »Graja«, eine Unterart der Alpenkrähe mit glänzend schwarzem Ge­

Reptilien

Vögel

Selten: der Lagarto auf El Hierro

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fieder und leuchtend rotem Schna­bel, ist eine endemische Art: Sie kommt ausschließlich auf La Palma vor und wird vorwiegend in den Bar­rancos und deren Nachbarschaft ge­sichtet. Die Einheimischen, die diese Krähen auch als Haustiere halten, ga­ben den Vögeln, denen man, ähnlich den Papageien, das Sprechen bei­bringen kann, den lautmalerischen Namen »la graja« (Aussprache: la gracha). Mitunter kann man den flötenden Gesang des Capirote, der »Kanari­schen Nachtigall«, hören, einer kana­

rischen Unterart der Mönchsgrasmücke, die vor allem im Barranco del Agua (Gemeinde Los Sauces) vorkommt und dem wilden Kana­rienvogel Konkurrenz im Gesang macht. Darüber hinaus leben auf der Insel noch Amseln, Blaumeisen, Buchfinken, Spechte und Tau­ben in den unterschiedlichsten Arten. Von den Greifvögeln sieht man am häufigsten den Turmfalken, wie er über Barrancos und Felder seine Runden zieht. Weitere Raub vögel sind der Mäusebussard, der größte Greifvogel auf der Insel, der Sper­ber, der seltenste Raubvogel, aber auch die Nachtjäger Waldohreule und Schleiereule. Der früher hier lebende Fischadler hingegen wird in der jüngsten vogelkund lichen Bestandsaufnahme von Brut vögeln nicht mehr für La Palma verzeichnet. Von den See vögeln sind am meisten verbreitet die Silbermöwe, die Seeschwalbe, der Gelbschnabelsturmtaucher sowie einige Watvögel wie Stein wälzer und Strandläufer.

Extrem viele endemische Arten hat die Insektenwelt ausgebildet. Die Insekten machen 85% der Tierwelt von La Palma aus. Liebhaber von Schmetterlingen, die hier das ganze Jahr über fliegen, kommen auf ihre Kosten. Auffallend sind der Kanarische Admiral, der mit dunk­len Flecken gezeichnete Große Kohlweißling sowie der Zitronen­falter, der orangerote Vorderflügel hat. Die größte auf den Kanaren vorkommende Art ist der aus Südamerika stammende Monarch-falter, dessen Flügel eine Spannweite von fast 10 cm erreichen und der vor über 100 Jahren auf den Kanaren eingebürgert wurde. Er ist meist in windgeschützten Tälern anzutreffen. Unter den zahlreichen Käfern ist besonders der bis zu 4 cm lange, pechschwarze und absolut harm lose Nashornkäfer zu nennen, der vorwiegend im Küsten bereich lebt. Gefürchtet bei den Insulanern sind die afrikanischen Wander-heuschrecken, die mit dem Saharawind zuweilen bis zu den west­

Insekten

Vergeblich wird man in der freien natur nach dem gelblichen, hübsch trillernden Kanarienvogel Ausschau halten. die Wildform, eine dem mitteleuropäischen grü-nen girlitz verwandte Finkenart, aus dem dann in europa der stimmgewaltige Kanarienvogel mit dem farbenprächtigen Feder-kleid gezüchtet wurde, ist recht unscheinbar und kann auch nicht so schön trällern.

Kanarienvogel

WIS

SEN

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