beendigung von arbeitsverhältnissen

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BEENDIGUNG VON ARBEITSVERHÄLTNISSEN Kündigung, Entlassung, EinvErnEhmlichE lösung: Woran sich ihrE Firma haltEn muss wien.arbeiterkammer.at Wichtig! Ein unberechtigter Austritt hat negative finanzielle Fol- gen (zB Verlust der Abfertigung nach dem alten Abfer- tigungsrecht, Verlust der Urlaubsersatzleistung für das laufende Urlaubsjahr, Rückzahlung von anteilsmäßig zuviel konsumiertem Urlaub,...). Holen Sie daher unbedingt eine Rechtsberatung ein, bevor Sie austreten! TIPP: Viele Kollektivverträge/Arbeitsverträge sehen Verfalls- fristen vor (manchmal nur 8 Wochen; Verfall = gänz- licher Verlust eines Anspruchs). Lassen Sie daher rechtzeitig prüfen, ob Ihr Arbeitgeber alle Ihnen zuste- henden Ansprüche bezahlt hat! Wichtig! Anspruch auf Arbeitslosengeld (Notstandshilfe) besteht ab persönlicher Antragstellung. Melden Sie sich daher spätestens am ersten Werktag nach Beendigung Ihres Arbeitsverhältnisses beim AMS. Auch wenn Sie noch nicht alle erforderlichen Unterlagen/Arbeitspapiere vom Arbeitgeber erhalten haben! B) Kündigungsanfechtung/Entlassungsan- fechtung Ist eine Arbeitgeberkündigung sozialwidrig oder wurde wegen eines vom Gesetz missbilligten Motivs (zB Tätig- keit in Gewerkschaften, Einberufung einer Betriebsver- sammlung, Inanspruchnahme von Bildungskarenz,...) ausgesprochen, kann sie vom Arbeitnehmer mittels Klage beim Arbeits- und Sozialgericht angefochten werden. Das Ziel der Anfechtung ist die Weiterbeschäftigung im Unternehmen. Gewinnt der Arbeitnehmer den Pro- zess, darf (und muss) er in der Firma weiterarbeiten. Sozialwidrigkeit liegt vor, wenn wesentliche Interessen des Arbeitnehmers beeinträchtigt sind. Beruht die Kündigung jedoch auf Umständen, die in der Person des Arbeitnehmers liegen und betriebliche Inte- ressen beeinträchtigen oder stehen betriebliche Erforder- nisse der Weiterbeschäftigung des Arbeitnehmers entge- gen, ist sie nicht sozialwidrig. Achtung! Eine Anfechtung ist nur binnen einer Woche ab Kün- digungsausspruch möglich! Setzen Sie sich daher unverzüglich nach Ausspruch der Kündigung mit der zuständigen Arbeiterkammer in Verbindung um prüfen zu lassen, ob die Voraussetzungen für eine Anfechtung gegeben sind! Gibt es in Ihrem Unternehmen einen Betriebsrat, setzen Sie sich auch sofort mit diesem in Verbindung! Werden Sie entlassen, ohne dass ein Entlassungsgrund vorliegt, können Sie die Entlassung unter denselben Vor- aussetzungen wie eine Kündigung anfechten. Aufgrund der kurzen Frist ist es sinnvoll, dass Sie die Anfechtung selbst mittels Protokollarklage bei Gericht einbringen. Das bedeutet, dass das Gericht die münd- lich vorgetragene Anfechtungsklage zu Protokoll nehmen muss. Gerichtsgebühren fallen dabei nicht an. Diese Broschüre bestellen Sie unter E-Mail [email protected], Fax (01) 501 65 3065 Bestelltelefon (01) 310 00 10 445 Stand: Februar 2008 Medieninhaber: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, Prinz Eugen Straße 20-22, 1040 Wien Hersteller: TDS Sares, wien.arbeiterkammer.at Die Internetberaterin im Arbeitsrecht AK Infoservice

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LEAFLETBeendigung von ArbeitsverhältnissenArbeiterkammer (AK) Austria

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  • BEENDIGUNG VON ARBEITSVERHLTNISSEN

    Kndigung, Entlassung, EinvErnEhmlichE lsung: Woran sich ihrE Firma haltEn muss

    wien.arbeiterkammer.at

    Wichtig!Ein unberechtigter Austritt hat negative finanzielle Fol-gen (zB Verlust der Abfertigung nach dem alten Abfer-tigungsrecht, Verlust der Urlaubsersatzleistung fr das laufende Urlaubsjahr, Rckzahlung von anteilsmig zuviel konsumiertem Urlaub,...).Holen Sie daher unbedingt eine Rechtsberatung ein, bevor Sie austreten!

    TIPP:Viele Kollektivvertrge/Arbeitsvertrge sehen Verfalls-fristen vor (manchmal nur 8 Wochen; Verfall = gnz-licher Verlust eines Anspruchs). Lassen Sie daher rechtzeitig prfen, ob Ihr Arbeitgeber alle Ihnen zuste-henden Ansprche bezahlt hat!

    Wichtig!Anspruch auf Arbeitslosengeld (Notstandshilfe) besteht ab persnlicher Antragstellung. Melden Sie sich daher sptestens am ersten Werktag nach Beendigung Ihres Arbeitsverhltnisses beim AMS. Auch wenn Sie noch nicht alle erforderlichen Unterlagen/Arbeitspapiere vom Arbeitgeber erhalten haben!

    B) Kndigungsanfechtung/Entlassungsan-fechtung

    Ist eine Arbeitgeberkndigung sozialwidrig oder wurde wegen eines vom Gesetz missbilligten Motivs (zB Ttig-keit in Gewerkschaften, Einberufung einer Betriebsver-sammlung, Inanspruchnahme von Bildungskarenz,...) ausgesprochen, kann sie vom Arbeitnehmer mittels Klage beim Arbeits- und Sozialgericht angefochten werden.Das Ziel der Anfechtung ist die Weiterbeschftigung im Unternehmen. Gewinnt der Arbeitnehmer den Pro-zess, darf (und muss) er in der Firma weiterarbeiten.

    Sozialwidrigkeit liegt vor, wenn wesentliche Interessen des Arbeitnehmers beeintrchtigt sind.Beruht die Kndigung jedoch auf Umstnden, die in der Person des Arbeitnehmers liegen und betriebliche Inte-ressen beeintrchtigen oder stehen betriebliche Erforder-nisse der Weiterbeschftigung des Arbeitnehmers entge-gen, ist sie nicht sozialwidrig.

    Achtung!Eine Anfechtung ist nur binnen einer Woche ab Kn-digungsausspruch mglich! Setzen Sie sich daher unverzglich nach Ausspruch der Kndigung mit der zustndigen Arbeiterkammer in Verbindung um prfen zu lassen, ob die Voraussetzungen fr eine Anfechtung gegeben sind! Gibt es in Ihrem Unternehmen einen Betriebsrat, setzen Sie sich auch sofort mit diesem in Verbindung!

    Werden Sie entlassen, ohne dass ein Entlassungsgrund vorliegt, knnen Sie die Entlassung unter denselben Vo r-aussetzungen wie eine Kndigung anfechten.

    Aufgrund der kurzen Frist ist es sinnvoll, dass Sie die Anfechtung selbst mittels Protokollarklage bei Gericht einbringen. Das bedeutet, dass das Gericht die mnd-lich vorgetragene Anfechtungsklage zu Protokoll nehmen muss. Gerichtsgebhren fallen dabei nicht an.

    Diese Broschre bestellen Sie unter

    E-Mail [email protected], Fax (01) 501 65 3065

    Bestelltelefon (01) 310 00 10 445

    Stand: Februar 2008

    Medieninhaber: Kammer fr

    Arbeiter und Angestellte fr Wien,

    Prinz Eugen Strae 20-22, 1040 Wien

    Hersteller: TDS Sares,

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  • BEENDIGUNG VON ARBEITSVER-HLTNISSEN UND KNDIGUNGS/ENTLASSUNGSANFEcHTUNG

    Die Art und Hhe Ihrer Ansprche hngt von der Art der Auflsung des Dienstverhltnisses ab. Damit Sie Ihre Ansprche berprfen knnen, ist es daher wichtig die Beendigungsarten unterscheiden zu knnen.

    A) Beendigungsarten

    Lsung in der ProbezeitWhrend der Probezeit kann ein Arbeitsverhltnis vom Arbeitnehmer und vom Arbeitgeber jederzeit ohne Ein-haltung von Frist/Termin und ohne Angabe von Grnden gelst werden. Die Probezeit darf maximal einen Monat betragen (Aus-nahme bei Lehrlingen: drei Monate). Sie gilt nur, wenn sie zwischen Ihnen und dem Arbeitgeber vereinbart wurde. Vielfach sehen auch Kollektivvertrge eine Probezeit vor!Ist in einem Arbeitsvertrag eine Probezeit von mehr als einem Monat vereinbart, gilt der ber den ersten Monat hi nausgehende Zeitraum als befristetes Arbeitsverhltnis.

    Achtung!Whrend der Probezeit gibt es keinen Kndigungs- und Entlassungsschutz. Informieren Sie Ihren Arbeitgeber daher ber eine Schwangerschaft, Einberufung zum Prsenzdienst, usw erst nach Ablauf der Probezeit!

    Wird jedoch das Arbeitsverhltnis whrend der Probezeit ausschlielich wegen der Schwangerschaft vom Arbeit-geber gelst, ist eine Anfechtung beim Arbeits- und So-zialgericht binnen 14 Tagen mglich.

    Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang, dass der Ar-beitgeber, solange er ber die Schwangerschaft nicht in-formiert ist, die speziellen Schutzvorschriften fr Schwan-gere nicht beachten kann und schwangere Arbeitneh-merinnen daher bis zur Meldung der Schwangerschaft diesen Schutz nicht in Anspruch nehmen knnen (zb das Verbot schwer krperlich zu arbeiten oder Schwangere mit Arbeiten zu beschftigen, die fr ihren Organismus oder fr das werdende Kind schdlich sind; das Verbot der Nachtarbeit, Sonn- und Feiertagsarbeit sowie der Lei-stung von berstunden).

    FristablaufDie Befristung eines Arbeitsverhltnisses bedarf einer ausdrcklichen Vereinbarung. Ist nichts Gegenteiliges vereinbart, endet ein befristetes Arbeitsverhltnis automatisch mit Ablauf der Befristung.

    Um Unklarheiten zu vermeiden sollten Sie dem Arbeitge-ber am letzten Tag der Befristung bekannt geben, dass Sie das Arbeitsverhltnis nicht verlngern werden.

    Wichtig:Wurde die Zulssigkeit der Kndigung nicht vereinbart, kann ein befristetes Arbeitsverhltnis whrend der Be-fristung nicht gekndigt werden. Eine einvernehmliche Lsung oder Beendigung aus wichtigem Grund (Entlassung, Austritt) ist jedoch auch whrend der Befristung zulssig.

    Einvernehmliche LsungDie einvernehmliche Lsung ist eine zwischen Arbeitge-ber und Arbeitnehmer getroffene Vereinbarung, durch die das Arbeitsverhltnis an einem festgelegten Termin been-det wird. Es sind weder bestimmte Fristen noch Termine einzuhalten.

    TIPP: Aus Beweisgrnden sollten Sie eine einvernehmliche Lsung immer schriftlich abschlieen!

    Achtung!Fr Schwangere, Prsenz-, Zivil- und Ausbildungs-dienerInnen sowie fr Lehrlinge gibt es Schutzvor-schriften!

    Wichtig!Haben Sie mit Ihrem Arbeitgeber eine Konkurrenz-klausel oder die Rckzahlung von Ausbildungskosten (diese kann auch im anzuwendenden Kollektivvertrag geregelt sein) vereinbart, kommt diese auch bei einver-nehmlicher Lsung zur Anwendung. Halten Sie daher in einer einvernehmlichen Lsung unbedingt schriftlich fest, dass Ihr Arbeitgeber auf die Einhaltung der ver-einbarten Konkurrenzklausel und auf die Rckzahlung allflliger Ausbildungskosten verzichtet!

    Achtung!Unterliegt Ihr Arbeitsverhltnis dem Bauarbeiter-Ur-laubs- und Abfertigungsgesetz, werden Zeiten eines durch einvernehmliche Lsung beendeten Arbeitsver-hltnisses fr die Abfertigungsberechnung nach dem alten Abfertigungsrecht nicht bercksichtigt.

    KndigungDie Kndigung ist eine einseitige empfangsbedrftige Willenserklrung. Sie ist nur wirksam, wenn der Vertrags-partner (Arbeitgeber oder Arbeitnehmer) Kenntnis von ihr erhlt. Erst ab diesem Zeitpunkt beginnt die Kndigungs-frist zu laufen.

    Eine Zustimmung des Vertragspartners zur Kndigung ist nicht erforderlich.Die Kndigung ist an keine Form gebunden. Sie kann mndlich oder schriftlich ausgesprochen werden. Auch eine Kndigung durch schlssiges Handeln ist mglich (zB bergabe der Arbeitspapiere, aus denen hervorgeht, dass bzw wann das Dienstverhltnis zu Ende geht).

    Achtung!Verlangt der Arbeitsvertrag/Kollektivvertrag eine be-sondere Form der Kndigung, zB Schriftlichkeit bei sonstiger Rechtsunwirksamkeit, mssen Sie sich an diese Form halten, da Ihre Kndigung ansonsten als nicht ausgesprochen gilt!

    Kndigungstermin ist der Tag, an dem ein Arbeitsver-hltnis endet (zB Monatsletzter, Ende der Kalenderwo-che,...) und nicht der Tag, an dem die Kndigung ausge-sprochen wird!Die Kndigungsfrist ist der Zeitraum vom Ausspruch der Kndigung bis zur Beendigung des Dienstverhltnisses (=Kndigungstermin).

    TIPP:Das Abschicken der Kndigung per Post hat keine rechtlichen Folgen. Erst wenn Ihr Arbeitgeber die Kn-digung erhlt, beginnt die Kndigungsfrist zu laufen. bergeben Sie daher dem Arbeitgeber die Kn-digung immer persnlich und lassen Sie sich die bergabe schriftlich besttigen!

    Wichtig!Halten Sie die auf Ihr Arbeitsverhltnis anzuwendenden Kndigungsfristen und -termine nicht ein, beendet die Kndigung trotzdem das Dienstverhltnis. Sie hat je-doch negative Folgen (zB Verlust der Urlaubsersatzlei-stung, viele Kollektivvertrge sehen den Entfall von Ur-laubs- und Weihnachtsgeld vor, Schadenersatzpflicht gegenber dem Arbeitgeber,...).

    Achtung!Freizeit whrend der Kndigungsfrist (Postensuch-tage) erhalten Sie bei Arbeitgeberkndigung, nicht jedoch bei Arbeitnehmerkndigung. Sie steht Ihnen nur zu, wenn Sie sie vom Arbeitgeber verlangen!

    Entlassung/AustrittEine Entlassung ist die vorzeitige Auflsung eines Ar-beitsverhltnisses aus wichtigem Grund durch den Ar-beitgeber. Ein Austritt ist die vorzeitige Auflsung eines Arbeitsverhltnisses durch den Arbeitnehmer. Das Ar-beitsverhltnis endet, sobald sie dem Vertragspartner gegenber ausgesprochen werden. Es gibt keine Fristen und Termine. Der Austritt/die Entlassung ist an keine bestimmte Form gebunden.

    Liegt ein vom Gesetz anerkannter wichtiger Grund vor, ist die Entlassung/der Austritt gerechtfertigt. Gibt es kei-nen vom Gesetz anerkannten Grund, ist die Beendigung unberechtigt. Auch eine unberechtigte Entlassung und ein unberech-tigter Austritt beenden das Arbeitsverhltnis mit sofortiger Wirkung. Austrittsgrnde sind beispielsweise Entgeltvor-enthaltung durch den Arbeitgeber und Gesundheitsge-fhrdung.

    Entlassungsgrnde sind zum Beispiel Versto gegen ein Konkurrenzverbot, Diebstahl, Trunksucht oder Verrat von Geschftsgeheimnissen.

    AK Infoservice