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BEWERTUNG DER LEBENSMITTEL-LABELS 2015 HINTERGRUNDBERICHT

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Page 1: BEWERTUNG DER - WWF

BEWERTUNG DER LEBENSMITTEL-LABELS 2015

HINTERGRUNDBERICHT

Page 2: BEWERTUNG DER - WWF

Hintergrundbericht 2

INHALT 1. Zusammenfassung 3

2. Zielsetzung 5

3. Lebensmittel-Labels in der Schweiz 63.1 Entwicklungen im Labelmarkt 63.2 UmsätzederwichtigstenLebensmittellabels 6

4. Methodik 74.1 Labelauswahl 74.2 Entwicklung des Kriterienkatalogs 84.3 Erstellung des Massnahmenkatalogs 94.4 Punktevergabe und Gewichtung 94.5 Verrechnungen von Wirkungskategorie und

Bewertungskriterien 10

5. Die Bewertungskriterien im Überblick 115.1 Bereich «Management» 115.2 Bereich «Ökologie und Soziales » 115.3 Bereich «Prozesse und Kontrolle» 12

6. Bewertung und Verrechnung 136.1 Verrechnung der Produktkategorien 136.2 Verrechnung von Inland und Ausland 136.3 UmgangmitDoppelzertifizierung 136.4 Festlegung der Empfehlungskategorien 13

7. Ergebnisse der Bewertung im Überblick 147.1 Resultate im Bereich «Ökologie» 157.2 Resultate in der Kategorie «Tierwohl» 177.3 Resultate im Bereich «Soziales und Fairness» 18

8. Resultate im Detail 21

9. Ausblick 21

10. Trägerschaft 22

11. Literaturverzeichnis 24

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Hintergrundbericht 3

1. ZUSAMMENFASSUNG Die Stiftung Pusch hat in Zusammenarbeit mit dem WWFSchweiz, Helvetas und der Stiftung für KonsumentenschutzSKS die 31wichtigsten auf dem Schweizer Lebensmittelmarktvertretenen Labels bezüglichNachhaltigkeit beurteilt und dasRatingineinemRatgeberveröffentlich.ZielesinddieobjektiveInformationundOrientierungfürKonsumentinnenundKonsu-menten,dieFörderungderMarkttransparenzvonLabelproduk-ten und die Verbesserung von Labelsystemen. BewertetwurdennurLebensmittel-Labels,diemehralseinenNachhaltigkeitsbereich abdecken und gesamtschweizerischoderingrossenTeilenderSchweizpräsentsind.DasRating2015berücksichtigtdeshalbkeineHerkunftslabels(z.B.SuisseGaran-tie)oderWirkungslabels(z.BCO2).

Die Leistungen der Labels wurden in folgenden Bereichen beur-teilt:

• Bereich «Management»: Einhaltung von Gesetzen, Manage-mentsysteme, Schulungen, Wirkungskontrolle

• Bereich «Ökologie und Soziales»: Vorschriften zumUmgangmit Wasser, Boden, Biodiversität, Klima, ggf. Tierwohl, soziale Aspekte, Fairness

• Bereich«ProzesseundKontrolle»:Labelführung,Transparenz,Kriterienerstellung, Unabhängigkeit, Kontrolle, Geltungsbereich

Grundlage des Kriterienkataloges waren die Kriterien der Bewer-tung der Lebensmittel-Labels von 2010 von WWF Schweiz,SchweizerTierschutzSTSundSKS.Aufbauenddaraufsindaktu-elle Entwicklungen und Erkenntnisse aus der Forschung, Praxis undPolitikmiteingeflossen.HierbeierfolgteaucheineAbstim-mungmitdenBenchmarkkriteriendesInternationalTradeCen-ters ITC, der Gesellschaft für Internationale ZusammenarbeitGIZ sowie der ISEAL Alliance, der globalen Mitgliedervereini-gungfürNachhaltigkeitsstandards.Damit ist dieRelevanzderKriterien–auchineineminternationalenKontext–gewährleis-tet.EntsprechendwurdederKriterienkataloggegenüber2010um den Bereich «Management» ergänzt. Dieser Bereich ist ent-scheidendfüreineoptimaleUmsetzungderLabelrichtlinienunddasControlling.

DieNeubewertungzeigtfolgendeResultate:

• Trotz gestiegener Bewertungsanforderungen schneidet dieHälfteallerbewertetenLabelsmitdemPrädikat«ausgezeich-net» oder «sehr empfehlenswert» ab. Dies zeigt, dass Labels sich den steigenden Anforderungen an eine umweltverträg-liche und sozialgerechte Nahrungsmittelproduktion anpas-sen und Labelprodukte einen massgeblichenMehrwert fürUmweltundGesellschaftbieten.

• Generell ist auffällig, dass die Unterschiede zwischen denLabels,insbesondereimMittelfeld,kleinergewordensind.

• «Empfehlenswert»schnitteneinerseitsLabelswieMSCoderNaturafarmab,welcheinEinzelbereichenSpitzenwerteerziel-ten,ansonstenabernurdurchschnittlicheResultateodergarkeine Punkte erreichten, weil ihre Richtlinien die entspre-chenden Bereiche gar nicht abdecken.

• Das Prädikat «empfehlenswert» erhielten zudem eine Reihe von Labels, die in fast allen Bewertungsbereichen punkteten, abernichtaufhöchstemNiveau.DazugehörenUTZCertifiedund IP Suisse/Terra Suisse.

• Als«bedingtempfehlenswert»schnittenBiolabelsab,welchenur die Einhaltung der EU-Bio-Verordnung fordern. Grund dafür ist, dass die EU-Bio-Verordnung in den BereichenBewässerung, Biodiversität, Klima und Soziales nur wenige oder gar keine Anforderungen stellt.

• Als «bedingt empfehlenswert» wurden auch Labels ausge-zeichnet, welche in den meisten Bewertungsbereichen unter-durchschnittlicheResultateerzielten.

• In der Wirkungskategorie «Klima und Energie» gibt es den grösstenNachholbedarf:ImMittelüberallefünfbewertetenProduktegruppen betrachtet, erreichten die Labels nur 33 Prozent der möglichen Punktzahl. Kriterien zu KlimaschutzundEnergieeffizienzfehlenodersind,wennvorhanden,nursehr allgemein formuliert.

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Hintergrundbericht 4

Ausgezeichnet Empfehlenswert Bedingt empfehlenswertSehr empfehlenswert

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Hintergrundbericht 5

2. ZIELSETZUNG Die globalisierte und zunehmend mechanisierte Nahrungs-mittelproduktion hat durch den Einsatz von Pestiziden, dieUmwandlungvonwertvollenTropenwäldernzuAnbauflächen,die Übernutzung der Boden- und Wasserressourcen, Saat-gut-Monopole, lange Transportwege oder die Ausnutzung von billigen Arbeitskräften zu Herausforderungen und Problemengeführt,dieeszubewältigengilt.LangfristigeLösungenfüröko-logisch verträgliche und sozial gerechte Produktionssystemesind erforderlich.

Labels können Teil solcher Lösungen sein. In ihren Anforde-rungenadressierensieeinodermehrerebetroffeneProdukti-onsbereiche wie beispielsweise Gewässerschutz, Artenvielfalt oder soziale Gerechtigkeit und faire Handelsbeziehungen undsetzenhier Standards,dieerfülltwerdenmüssen.Konsumen-tinnen und Konsumenten, aber auch die Wirtschaft und dieöffentlicheHandnutzen solche Labels als praktische Informa-tionsinstrumentefüreinenverantwortungsbewusstenKonsum.Mit der stark gestiegenen marktwirtschaftlichen Bedeutungder Labels ist auch deren Vielfalt gewachsen. Heute gibt es auf demSchweizerMarktalleineimNahrungsmittelbereichüber65Labels. Mit der Anzahl der Labels steigt auch die Unsicherheit der Konsumentinnen und Konsumenten. Diese sind von derVielzahl unterschiedlicher Labels überfordert und zweifeln anderenGlaubwürdigkeit.LauteinerMasterarbeitderETHZürich,diesichunteranderemmitLebensmittelLabelingbeschäftigte,haben rund 35% der 328 befragten Studenten Schwierigkeiten, denÜberblicküberdieverschiedenenLabelszubehalten1. Wei-terhin zeigte eine Untersuchung des Forschungszentrums fürHandelsmanagement an der Universität St. Gallen, dass von 1800 befragten Konsumenten und Konsumentinnen nur etwazwei Drittel die Produktkennzeichnungen resp. Labels als ver-ständlichundglaubwürdigempfinden.10%empfindenProdukt-kennzeichnungenalsunverständlichundunglaubwürdig2.

ZielderBewertungderwichtigstenSchweizerLebensmittel-La-belsistes,denKonsumierendeneineobjektiveundverlässlicheOrientierungshilfebeimEinkaufzubietenundsomitdenbewuss-tenKonsumzustärken.BeschafferundAnbietervonLebensmit-teln erhalten ebenfalls eine fundierte Entscheidungsgrundlage. DasRatingsollaufzeigen,welcheLabelstatsächlichumfassendeAnforderungen an eine umweltverträgliche und sozialgerechte Lebensmittelproduktion stellenunddasVertrauender Konsu-mierendenverdienen.EinsolchesRatingerhöhtausserdemdieMarkttransparenzvonLabelprodukten,waszueinemgesundenWettbewerbbeiträgt.DurchdieintensiveZusammenarbeitmitinteressiertenLabelinhabernkönnendieseüberSchwachstellenihrer Labels informiert werden und eine Verbesserung ihrer Sys-teme anstreben.

3. LEBENSMITTEL-LABELS IN DER SCHWEIZ 3.1 Entwicklungen im Labelmarkt DasLabelratinghat31derwichtigstenaufdemSchweizerMarktvertretenenLebensmittel-Labelsbewertet.Daruntersindunab-hängige Labels wie auch Eigenmarken. Sieben Eigenmarken basieren ganz oder zum Teil auf den Richtlinien von Knospe Bio Suisse.HierzugehörenCoopNaturaplan,MigrosBio,BioNaturPlusvonManor,BiotrendvonLidl(fürProdukteausSchweizerHerkunft) und Fidelio. Ähnlich verhält es sichmit den Eigen-marken von Spar oder Aldi, die auf der Schweizer respektiveEU-Bio-Verordnung basieren. Detailhändler wie Discounter haben Eigenmarken entwickelt, hinter denen etablierte Stan-dardsstehen,diejedochnichtimmeraufdemProduktsichtbarsind.DieseEntwicklungistproblematisch,daesfürdieKonsu-mentinnenundKonsumenten immerschwierigerwird, sich indiesemLabel-Dschungelzurechtzufindenundzuverstehen,wel-cher Mehrwert hinter den einzelnen Labels steckt.

Der Labelmarkt ist sehr dynamisch. Labels verlieren an Markt-präsenz, andere kommen neu hinzu. Die Labelrichtlinien verän-dernundverbessernsich.UmeinesolcheEntwicklungzuüber-blickenundaktuelleInformationenanzubieten,habensichdieregelmässigeBewertungundderVergleichder amhäufigstenanzutreffendenLabelsalssehrnützlicherwiesen.Veränderungengegenüber2010gabesbeispielsweisebeiAldi:DerDiscounterhatdieProduktepalettevon«AldiNaturaktiv»reorganisiert. Bio-Produkte aus dem EU-Raum werden nun unter«Naturaktiv»verkauft,währendBio-ProdukteausSchwei-zerHerkunft, die auf den Richtlinien von Bio Suisse basieren,unterdemneuenLabel«NatureSuisseBio»angebotenwerden.«NatureSuisseBio»wurdeindiesemRatingnichtbewertet,dadie Umsatzmengen nicht transparent kommuniziert werden und somitnichtklar ist,obdasLabelbereitsüberregionalsichtbarist.Seit 2010 gibt es ebenfalls ein Label für Fische undMeeres-früchte aus verantwortungsvoller Zucht «ASC» (AquacultureStewardship Council).Max Havelaar hat 2014 sein Programm«FSP forCocoa»eingeführt, umnochmehrKakaobauerndenMarktzutrittzuermöglichen.Grosse inhaltlicheEntwicklungengab es beispielsweise auch bei Manor, deren Eigenmarke nun ganz auf Knospe Bio Suisse basiert, oder bei einigen Fleischla-bels, die Verbesserungen im Tierwohl umgesetzt haben oder ihreFuttermittelanforderungenökologischergestalten.Sogibtesbeispielsweisebei«Natura-Beef»einSoja-Fütterungsverbotfür Mutterkühe und gesäugte Kälber. IP-Suisse hat die Min-destpunktzahl, die es in ihremPunktesystem für Biodiversitätzuerreichengilt,erhöht,undBioSuissehat2012ebenfallseinPunktesystemzurFörderungderBiodiversitäteingeführt.

3.2 Umsätze der wichtigsten LebensmittellabelsDerUmsatzvielerLabelprodukteistseit2010stetiggestiegen.InAbb.1istdieUmsatzentwicklungvon2010bis2014füreinigeLabelsdargestellt.MigrosverzeichneteeinenleichtenZuwachsanverkauftenFischproduktenausnachhaltigemWildfang(MSC)resp.nachhaltigerZucht(ASC)sowiefürIP-SuisseProdukte,wel-

1LebensmittelLabelingundstrategischeSegmentierung imSchweizerDetailhandel,NicoleWettstein,MasterarbeitderETHZürich,20102 Konsumententrends im Schweizer Lebensmitteldetailhandel: Das Branchenprofil2013/14,ThomasRudolphundMaximilianWeber,ForschungszentrumfürHandels-management St.Gallen, 2013

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Hintergrundbericht 6

chebeiMigrosunterdemLabelTerraSuisseverkauftwerden.Ebenso wuchs auch der Umsatz an Fairtrade Max Havelaar Pro-dukten. Schweizer Konsumenten und Konsumentinnen haben2014 467 Millionen Franken für Fairtrade-Produkte ausgege-ben(7,5%mehralsimVorjahr),proKopfentsprichtdiesrund57 Franken3.Bis2020möchteCoopalsTeil seinerNachhaltig-keitsstrategiedenUmsatzvonProduktenmitdemFairtrade-Gü-tesiegel gegenüber 2012 verdoppeln. Leicht rückläufig warhingegen der Absatz von Naturafarm, das für tierfreundlicheProduktionsteht.

Der Schweizer Biomarkt ist auch in den letzten Jahren ständig gewachsen. Im Jahr 2014 belief sich der Gesamtumsatz biolo-gisch produzierter und verarbeiteter Güter auf 2,2MilliardenFranken, was einem Marktanteil von 7,1% entspricht. Dies bedeuteteinWachstumvon154MillionenFranken(+7,5%)imVergleich zum Vorjahr. Schweizerinnen und Schweizer gebendurchschnittlichproJahrmehrals200FrankenfürBioprodukteaus.IminternationalenVergleichführtdieSchweizdieTabellevor Dänemark, Luxemburg, Liechtenstein und Österreich an. EuropaunddieUSAhabenweltweitbetrachtetdenhöchstenMarktanteil an gelabelten Bioprodukten4.

3MaxHavelaar,Jahres-undWirkungsbericht2014,MaxHavelaar-StiftungSchweiz4 Bio Suisse Konferenzprotokoll, Jahresmedienkonferenz, Basel 20145 Bio Suisse, Jahresbericht 2014, Basel 2014.

6BundesamtfürLandwirtschaftBLW,MarktberichtFrüchteundGemüse,Januar20157QuellenderUmsatzzahlen (vonobennachunten):BioSuisse Jahresbericht2014,CoopNachhaltigkeitsbericht2014,MigrosGeschäftsbericht2014,MaxHavelaarJah-resbericht2014,MigrosGeschäftsbericht2014

Umsätze  der  wichtigsten  Lebensmittel-­‐Labels  Schweiz  Recherche  für  Hintergrundbericht,  Kap.  "Lebensmittelmarkt  Schweiz".  

2010 2011 2012 2013ASC/MSC  (Migros) 50 58 65 77Max  Havelaar   303 328 375 434IP-­‐Suisse  (als  TerraSuisse) 600 644 659 663Coop  Naturafarm 461 450 442 453Biomarkt  total  (inkl.  Discounter) 1668 1739 1832 2053

0 500 1000 1500 2000 2500

ASC/MSC  (Migros)

Max  Havelaar  

IP-­‐Suisse  (als  TerraSuisse)

Coop  Naturafarm

Biomarkt  total  (inkl.  Discounter)

Umsatz  in  Mio.  Franken

Umsätze  der  wichtigsten  Lebensmittel-­‐Labels  Schweiz  

2014

2013

2012

2011

2010

In seinem Jahresbericht 2014 geht Bio Suisse davon aus, dass die anhaltende Begeisterung für vegetarische und vegane Ernäh-rung zu einem solchen Zuwachs beitragen kann5. Abgesehen von Käse, Brot, Backwaren und Tiefkühlprodukten verzeich-netenalleBioprodukteeinenZuwachs.Nachwie vor sinddieFrischproduktemit9,3%MarktanteildaswichtigsteSegment4. DieUmsatzsteigerungenderinderSchweizverkauftenFrüchteundGemüsesindzueinemgrossenTeilaufeinenMehrumsatzvon Bioprodukten zurückzuführen (29,32% bei den Früchtenund 47,5% bei Gemüse)6. Grossverteiler sowie Biofachhandel verzeichneteneinenZuwachs.DieMigroskonnteihrenUmsatzanbiologischhergestelltenundproduziertenLebensmittelnumweitere14,8%erhöhen.DiesliegtvermutlichanderEinführungdes«Alnatura»-Sortiments.AuchBio-MarktführerCoopkonnteseinen Umsatz mit dem Verkauf an Bioprodukten um 2.5% stei-gern7.

Abb. 1: Umsatzentwicklung einiger Labels in der Schweiz

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Hintergrundbericht 7

4. METHODIK UmdiebereitsgenanntenZielezuerreichen,werdenseitmeh-reren Jahren regelmässig die wichtigsten Lebensmittellabelsauf dem Schweizer Markt bewertet. Dabei werden die Kriteri-enkatalogejeweilsumfassenderundentsprechendenneuestenwissenschaftlichenErkenntnissen.DieBedeutungvonLabelsfüreinenachhaltigeWertschöpfungskettespiegeltsichnichtnurinsteigenden Umsatzzahlen, sondern zeigt sich auch in der stei-gendenAnzahl vonMindeststandards für dieNahrungsmittel-produktionoderiminternationalgestiegenenInteresseanderBewertung solcher Standards. Diese Entwicklungen sowie die vergangenenBewertungsprojektevonWWFundPartnernausdenJahren2002,2006und2010sindindasdiesjährigeBewer-tungsprojekteingeflossen.BeiderBewertungsmethodehandeltessichauspragmatischenGründenumeinenregelorientiertenAnsatz:DasRatingwurdeanhandderverfügbarenDokumenteeinesjedenLabels(Statuten,Richtlinien,öffentlichzugänglicheInformationenaufderWebsite etc.) durchgeführt. Vor-Ort-Kontrollen und langjährige Wir-kungsstudienmüssenvondenLabelinhabernselberumgesetztwerdenundfliessenalsBeurteilungskriterienindasRatingein.

Die bewerteten 31 Labels kennzeichnen alle eine unterschied-lich breite Produktepalette. Es gibt Spartenlabels wie DelinatoderMSC,dienurWeinbzw.FischundMeeresfrüchteausWild-fangauszeichnen.LabelswieUTZCertifiedoderMaxHavelaarheben Produktemit Herkunft aus dem Süden hervor. KnospeBio ist hingegen ein Label, das bis auf Fisch aus Wildfang alle Produktebereiche abdeckt. Die Labels untereinander sind also nur bedingt vergleichbar. Es liegt auf der Hand, dass ein Fleisch-Label inhaltlich sehr wenig mit einem Weinlabel gemein-samhabenkann.DerKonsumentoderdieKonsumentinmöchteamEndejedocheineschnelleOrientierungshilfe.DieserHeraus-forderung musste sich die Bewertung stellen. Mit der in Kap. 4 beschriebenen Methodik wurde ein guter Weg gefunden, um alle Labels nach einem einheitlichen Kriteriensystem zu beurteilen.

4.1 Labelauswahl BeurteiltwurdennurLebensmittel-Labels,dieaufdemSchwei-zerLebensmittelmarkteineüberregionalePräsenzhaben.DieseAuswahl umfasst unabhängige Labels genauso wie Eigenmarken vonUnternehmen.AlsIndikatorfürdieSichtbarkeitdientendieUmsatzzahlen 2013 resp. 2014 der einzelnen Labels. NichtbewertetwurdenHerkunftslabelswie«SuisseGarantie»,«Aus der Region» oder «Pro Montagna» sowie Labels, welche nurForderungenineinerWirkungskategorie(z.B.Wasser)stel-len. Hier wäre eine Bewertung aus Vergleichbarkeitsgründennicht sinnvoll.

Alnatura stellt einen Sonderfall dar: Hierbei handelt es sich um eine deutscheMarke der Alnatura Produktions- und HandelsGmbH, die in der Migros und in Alnatura-Supermärkten erhält-lichistundmittlerweileeineüberregionaleSichtbarkeiterreichthat. Alnatura selbst ist jedoch kein Label, das Anforderungenan die Herstellung eines Produktes stellt, sondern lediglich eine Marke, die biologisch hergestellte Produkte hervorhebt. Deshalb wurdedieMarkenichtbewertet.Bewertetwurdenjedochdie

Bio-Labels, die unter dem Alnatura-Sortiment laufen und aufden Verpackungen neben dem Alnatura-Logo aufgedruckt sind. DieskanndasEU-Bio-,Bioland-,Naturland-oderDemeter-Labelsein.

4.2 Entwicklung des KriterienkatalogsDieGrundlagefürdenKriterienkatalogbildetendieBewertungs-kriterien von WWF/SKS/STS aus dem Jahr 2010, welche damals in einem standardisierten Prozess von rund 100 Expertinnenund Experten festgelegt und gewichtet wurden. Die Experten stammten aus nationalen und internationalen Forschungsins-tituten, NGOs und Bundesämtern. Personen, welche operativin Labelorganisationen tätigwaren,wurden bewusst nicht alsExpertenzugelassen.GenaueInformationenzurErstellungderKriterien 2010 sind im Hintergrundbericht 2010 nachzulesen8. DieBewertungskriterienvon2010wurdenüberarbeitet,wobeiaktuelle Erkenntnisse aus der Forschung sowie Hinweise von Experten mit einbezogen wurden.

DiewichtigstenStudien,die indieneuenBewertungskriterienmiteingeflossensind:

• Sustainable Standard Comparison Tool SSCT, erarbeitet vonISEALAlliance, InternationalTradeCenter ITCundderdeut-schen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ,2014

• Glaubwürdigkeitskriterien der ISEAL Alliance, der globalenMitgliedervereinigungfürNachhaltigkeitsstandards

• Basic Indicators from Committee on Sustainability Assess-mentCOSA9

• SAFA Sustainability Assessment of Food and Agriculture Sys-temGuidelinesderFoodandAgricultureOrganizationderUN10

• BestPracticeGuidelineforAgricultureandValueChainsdesSustainableOrganicActionNetworkSOAAN,V1.0,2013

• CertificationAssessmentToolCATdesWWF11

• GlobalSustainableSeafoodInitiativeGSSI,2013

Der Schweizer Lebensmittelmarkt kann in die nachfolgendenProduktegruppen eingeteilt werden. Pro Produktegruppe wurde einKriterienkatalogerstellt,derdie jeweilsangewandtenPro-duktionsweisenundHerausforderungenpunktoNachhaltigkeitberücksichtigt.

• Pflanzliche Produkte: Gemüse, Früchte (inkl. Zitrusfrüchte),Getreide, Wein

• Tierische Produkte: Fleisch, Eier, Milchprodukte • Südprodukte:Kaffee,Kakao,Tee, Schokolade,Gewürze, tro-pischeFrüchte

• Wildfang:FischundMeeresfrüchte• Aquakultur:FischausZuchtbetrieben

8HintergrundberichtLabelsfürLebensmittel,WWF/STS/SKS,20109http://thecosa.org/what-we-do/our-approach/define-the-pathway/#indicators10 http://www.fao.org/fileadmin/templates/nr/sustainability_pathways/docs/SAFA_Guidelines_Final_122013.pdf11Factsheet:http://d2ouvy59p0dg6k.cloudfront.net/downloads/ffinal_wwf_certifica-tion_assessment_tool_2015.pdf

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Hintergrundbericht 8

Der Kriterienkatalog ist in drei Bereiche eingeteilt:

Bereich «Management»: Kriterien zur Einhaltung von Gesetzen, Umwelt- und Sozialmanagementplänen, Management Tierge-sundheit, Schulungen, Wirkungsanalyse Bereich «Ökologie und Soziales»: Kriterien zu Wasser, Boden, Biodiversität, Klima, Tierwohl sowie zu sozialen Arbeitsbedin-gungen und fairen Handelsbeziehungen Bereich «Prozesse und Kontrolle»: Kriterien zu Labelführung,Transparenz, Kriterienerstellung, Kontrolle, Zertifizierung undGeltungsbereich des Labels

4.3 Erstellung der MassnahmenkatalogeIn den Bereichen Wasser, Boden, Biodiversität, Klima und Sozia-les fordert das Bewertungssystem bei einigen Kriterien nicht nur einequantitative,sondernaucheinequalitativeUmsetzungvonMassnahmen. Die Beurteilung erfolgte anhand von vorgegebe-nen Massnahmenlisten. In der Wirkungskategorie Boden bei-spielsweisemüssendieKriterieneinesLabelsmindestensvierMassnahmen aus der entsprechenden Massnahmenliste zum Erosionsschutz resp. der Vermeidung von Bodenverdichtung sinngemäss enthalten.

4.4 Punktevergabe und Gewichtung Die Punktevergabe pro Kriterium erfolgte nach der gleichen Logikwie2010:vierPunktewurdenfüreinKriteriumvergeben,dasals«sehrwichtig»eingestuftwurde.DreiPunkteerhielteinKriterium,dasals«eherwichtig»eingestuftwurde.Kriterien,diegegenüber2010neuhinzugekommensind,wurdenmithilfevonExperten neu bepunktet. Die maximal zu erreichende Punktzahl betrug insgesamt 200. Dabei konnten im Bereich «Management» maximal 40 Punkte, im Bereich «Ökologie und Soziales» 100 Punkte und im Bereich «Prozess und Kontrolle» 60 Punkte erreicht werden. Dies ent-spricht einer Gewichtung der drei Bereiche von 20: 50: 30. Innerhalb dieser Bereiche wurden auch die jeweiligen Wir-kungskategorien gewichtet. Im Bereich «Management» sowie «Prozesse und Kontrolle» wurden alle Kategorien gleich gewich-tet. So erhielten beispielsweise im Bereich «Prozesse und Kont-rolle» alle sechs Kategorien ein Gewicht von 16,67%. Im Bereich «Ökologie und Soziales» braucht es je nach Produktegruppeeine angepasste Gewichtung der Wirkungskategorien, da bei-spielsweise nachhaltigesWassermanagement inwasserarmenRegionen mehr Gewicht hat als in der wasserreichen Schweiz. HiererfolgtedieGewichtungentsprechendfrühererBewertun-genunterBerücksichtigungaktuellerForschungsergebnisseundwurde punktuell nochmals mit den Experten neu eingeschätzt. InTab.1istdaserstellteKriterienrasterschematischdargestellt.

*enthältMassnahmenlisteinProduktgruppe(PG)«PflanzlicheProdukte»,PG«TierischeProdukte»undPG«Südprodukte»**enthältMassnahmenlistenurinPG«Südprodukte»

Tab. 1: Schematische Darstellung für das verwendete Bewertungsraster

Wirkungskategorie Problem/Indikator Bewertungskriterium Gewicht Kategorie % Gewichtete Punkte

Bereich «Management» Total: 40

Gesetze 25

Umwelt- und Sozialverträglichkeit 25

Schulung 25

Wirkung 25

Bereich «Ökologie und Soziales» Total: 100

Wasser* Gewicht variiert jenach

ProduktegruppeBoden*

Biodiversität*

Klima*

(Tierwohl)

Soziales**

Bereich «Prozesse und Kontrolle» Total: 60

Labelführung 16.67

Transparenz 16.67

Kriterienentwicklung 16.67

Unabhängigkeit 16.67

KontrolleundZertifizierung 16.67

Geltungsbereich 16.67

Page 9: BEWERTUNG DER - WWF

Hintergrundbericht 9

12DTLRmulti-criteriaanalysismanual,Dodgson,J.,Spackman,M.,Pearman,A.,&Phil-lips, L., 2001

5. DIE BEWERTUNGSKRITERIEN IM ÜBERBLICK Die Erfahrungen aus der Bewertung von 2010, die internati-onalen Bestrebungen zur verbesserten Vergleichbarkeit von Standards sowie aktuelle Forschungsergebnisse machten eine Überarbeitung und eine neue Strukturierung der Kriterien not-wendig. Die Kriterien wurden darum neu in drei Hauptbereiche eingeteilt (s. Kap. 4.2). Kriterien,derenRelevanz sich für einenachhaltigeProduktionalsrelativgeringerwiesenhatoderdievonallenLabelsohnehinerfülltwerden,wurdengestrichen.Im Folgenden werden die Herausforderungen, denen sich die LabelsindendreiBereichenstellenmüssen,kurzerläutert.

5.1 Bereich «Management»• Einhaltungvonlokal,regionalundnationalgeltendenGeset-

zen• Erhaltung der ökologischen und sozialen Funktionen desGebiets,indemdielandwirtschaftlicheProduktionstattfindet

• Regelmässige Schulungen und Weiterbildung der Lizenznehmer • ErzielungderbeabsichtigtenWirkung

5.2 Bereich «Ökologie und Soziales» WASSER • ErhaltungdernatürlichenWasserressourcen• VerhinderungderBelastungvonGrund-undOberflächenge-wässern durch chemisch-synthetische Pestizide, Öl, Plastik,Abfall oder Abwasser

• AusgeglicheneNährstoffbilanzvonGewässern

BODEN • Aufrechterhaltung der Bodensubstanz und Bodenfruchtbar-

keit durch Vermeidung von Erosion, Struktur-veränderungen, Verdichtung und Versalzung

• Aufrechterhaltung der Bodenfruchtbarkeit durch ausrei-chende Humussubstanz und die Vermeidung von che-misch-synthetischen Pestiziden, Schwermetallbelastung,Monokulturen und Versauerung

BIODIVERSITÄT • Erhalt von Lebensraum- und Artenvielfalt und deren Vernet-

zung durch: • Strukturvielfalt und Vernetzungselemente• Eindämmung weiterer Ausdehnung der Land- und Forstwirt-schaft

• ExtensiveBewirtschaftungsformen• VermeidungvonÜberdüngungdurcheinegeeigneteAnzahl

Tiere pro Fläche, verbunden mit• EigenproduktionvonFuttermitteln

KLIMA • Energieeffizienz und/oder Vermeidung hoher CO2-Emissio-neninProduktionundVerarbeitungdurch:

• Einsatz effizienter Maschinen und neuer Technologien beiFahrzeugen, bei der Beheizung von

• Gewächshäusern, bei Verarbeitungsprozessen etc.• VerzichtaufsynthetischeDüngemittelundPestizide

4.5 Verrechnungen von Wirkungskategorie und BewertungskriterienAnalog 2010 erfolgte die Verrechnung nach dem Ansatz der Multikriterienanalyse12. Die Punktezahl eines Bewertungskrite-riumswirdmithilfefolgenderFormelermittelt:

Gewicht(%)derWirkungskategoriexPunktzahldesKriteri-ums x Max. Punktzahl des Bereichs

Max. Punktzahl der Wirkungskategorie

Das Vorgehen soll anhand einer Beispielrechnung veranschau-licht werden:

Berechnung der gewichteten Punktzahl eines KriteriumsProduktegruppe:«PflanzlicheProdukte»Bereich: «Ökologie und Soziales»Wirkungskategorie: «Wasser»Kriterium «Schutz der Wasserressourcen»

InsgesamtkönnenimBereich«ÖkologieundSoziales»100Punkteerreicht werden. Die Wirkungskategorie «Wasser» wurde inner-halb des Bereiches «Ökologie und Soziales» mit 20% gewichtet. Innerhalb der Kategorie «Wasser» gibt es 4 Bewertungskriterien, wobei3Kriterienje4Punkteund1Kriterium3Punkteerreichenkönnen.DiesergibteineungewichteteMaximalpunktzahlvon15PunktenfürdieWirkungskategorie«Wasser».Bei einem der 4 Bewertungskriterien geht es um den Schutz der Wasserressourcen. Dieses Kriterium wird mit 4 Punkten bewer-tet. Um von dort zur gewichteten Punktzahl zu gelangen, kommt obige Formel zum Einsatz:

Punktzahl Kriterium = 20 % x 4 x 100 = 0.2 x 4 x 100 / 15 = 5.3315

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Hintergrundbericht 10

• Kurze Transportwege, Verbot von Flugtransporten, Verzicht aufsynthetischeKältemittel,geringerEinsatzvonVerpackun-gen etc.

• Erhalt natürlicher Kohlenstoffspeicher wie Wald, Busch,Savanne,Torfböden,HochmooreoderFeuchtgebiete

• Vermeidung vonKlimabelastungdurchEmissionen von luft-verschmutzendenSubstanzenundTreibhausgasen(Feinstaub,Ozon,Schwefeldioxide,Stickoxide,Ammoniak,Methan,Koh-lenstoffdioxid)

TIERWOHL (nurinderProduktegruppe«TierischeProdukte»)• TiergerechteHaltung,diedieGesundheitunddasWohlbefin-

den der Tiere gewährleistet• VermeidungvonStresssituationenbeiTransportundSchlach-

tung• Tiervermehrung,beiderdasTierwohlgenügendberücksich-tigtist

• GeeigneteTierzuchtmethoden,diedasTierwohlberücksich-tigen

SOZIALE STANDARDS UND GESELLSCHAFT • Hohe Sozialstandards in Produktions-, Verarbeitungs- und

Handelsbetrieben, die eine Ausbeutung der Arbeitnehmer, Kinderarbeit und gefährliche Arbeitsbedingungen vermeiden

• Verzicht auf prophylaktischen Einsatz von Antibiotika res-pektiveKokzidiostatikainderTierhaltung,diezuresistentenKrankheitserregernundKrankheitenbeiTierundMenschfüh-ren

• VerzichtaufZusatz-undVerarbeitungshilfsstoffe

5.3 Bereich «Prozesse und Kontrolle» LABELFÜHRUNG • UmfassendeBerücksichtigungderNachhaltigkeitsaspekte in

den Label-Richtlinien • Transparente Geschäftsstrukturen und partizipativer Stake-holder-ProzessinnerhalbderLabelorganisation

TRANSPARENZ • Transparenz der inhaltlichen Kriterien und des Kontrollverfah-rensfürdenVerbraucher,wasdieGlaubwürdigkeitstützt

• Transparenz für die Konsumenten durch gleiche Anforde-rungsniveaus unter einem Label

• Klare und verifizierbare Richtlinien, die eine glaubwürdigeKontrollederEinhaltungermöglichen

ENTWICKLUNG DER LABELANFORDERUNGEN • ProaktiveAnhörungderrelevantenStakeholder• KlarundkonkretformulierteRichtlinienfüreinezielgerechte

Umsetzung • HäufigeundregelmässigeAktualisierungderRichtlinien,waseineAnpassunganneueErkenntnisseermöglicht

• Gemeinsames Verständnis der Labelinhaber und Lizenzneh-merüberdieUmsetzungderRichtlinien

• ZunehmendeAnstrengungenderBetriebe zur Erfüllung derUmweltleistungen

UNABHÄNGIGKEIT • UnabhängigkeitzwischenVergabestelle,NutzerundKontroll-

stelle zur Vermeidung von Befangenheit bei der Vergabe des Labels

KONTROLLE UND ZERTIFIZIERUNG • Regelmässige,mindestensjährlicheKontrollen• Unangemeldete Kontrollen bei der Tierhaltung• ZertifizierungimAnschlussandieKontrolle

GELTUNGSBEREICH • GesamteAbdeckungderWertschöpfungskette• GewährleistungderRückverfolgbarkeitbiszumProduzenten,umdasVertrauenderKonsumentinnenundKonsumentenzugewinnen

• LabelrichtliniengeltenfüralleProduktionszweigedesBetrie-bes(Gesamtbetrieblichkeit)

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Hintergrundbericht 11

DieBewertungderLabelsindenProduktegruppen«PflanzlicheProdukte», «Tierische Produkte» und «Südprodukte» wurdedurch das Projektteam vorgenommen. Die Produktegruppen«Aquakultur»sowie«MeeresfrüchteundWildfang»wurdenvonWWF Deutschland bewertet. Während der Bewertung wurde einengerKontaktmitdenLabelinhaberngepflegt–offeneFra-genwurdengeklärtundfehlendeInformationenaktiveingeholt.Im Anschluss an die Bewertung erhielten alle Labelinhaber die ErgebnissederBewertungzurVernehmlassung.HierhattendieLabelinhaber selbst die Möglichkeit, die Bewertung auf ihreRichtigkeit hin zu überprüfen und Feedback zu geben. UnterBerücksichtigungderRückmeldungenderLabelinhaberwurdediefinaleBewertungfestgelegtunddiePunktezahlermittelt.

6.1 Verrechnung der ProduktkategorienBei Labels, die mehr als eine Produktgruppe abdecken, wurden die erreichten Punkte gemäss der Einkommens- und Verbrauch-serhebung 2012 des Bundesamtes für Statistik13 verrechnet. Diesezeigtauf,welcheMengenvonwelchenLebensmittelninSchweizerHaushaltendurchschnittlichkonsumiertwerden.Dar-aus ergab sich folgende Gewichtung:

PflanzlicheProdukte50%Tierische Produkte 33%Südprodukte16%Aquakultur,MeeresfrüchteundWildfang1%

6.2 Verrechnung von Inland und AuslandIn der Produktegruppe «Pflanzliche Produkte» wurden einigeLabels zweimal bewertet, da diese Labels auf unterschiedlichen Richtlinien basieren, je nachdem ob die Rohstoffe aus inlän-discher oder ausländischer Produktion stammen. So basiertMigros Bio beispielsweise auf den Bio Suisse Richtlinien fürRohstoffe aus SchweizerHerkunftund auf den EU-Bio-Richtli-nienfürRohstoffeausdemAusland.DiebeidenBewertungenwurdendannaufgrundderjeweiligenMarktanteilederInland-und Auslandprodukte miteinander verrechnet. Die Marktanteile wurden bei den Labelinhabern erfragt. In der Produktegruppe «TierischeProdukte»wurdeaufdieseDifferenzierungverzich-tet.Grundist,dassgelabeltetierischeProdukteinderSchweizzu 98% aus dem Inland stammen und der Auslandsanteil ver-nachlässigbar ist.

6.3 Umgang mit Doppelzertifizierung BeidenSüdproduktensindBioproduktegrossmehrheitlichdop-pelzertifiziert,dasheisst,dieentsprechendenProduktetragenneben dem Bio-Label in der Regel auch das Max Havelaar-La-bel. Darum wurden hier auch die Max Havelaar-Richtlinien mit indieBewertungaufgenommenundsomitberücksichtigt,wasder Konsument beim Erwerb eines solchen Produktes erhält: ein Produkt,dasBio-undMaxHavelaar-Anforderungenerfüllt.DiesistbeidenLabelsCoopNaturaplan,MigrosBio,SparNaturPurundAldiNaturAktivderFall.

6.4 Festlegung der Empfehlungskategorien Die Labels streuen von 83 bis 171 Punkten, dies bei einer maxi-mal erreichbaren Punktzahl von 200 Punkten. Es wurden vier Empfehlungskategorien definiert. Die Gesamtpunktzahlen derLabels verteilen sich nicht gleichmässig: Die meisten Labels lan-denimMittelbereichzwischen100und160Punkten.DeshalbistdiePunkte-SpannweiteindenbeidenMittelkategorien«sehrempfehlenswert» und «empfehlenswert» geringer als in den beiden Randkategorien «ausgezeichnet» und «bedingt empfeh-lenswert».

Ausgezeichnet200 – 160 Punkte

Sehr empfehlenswert159 – 130 Punkte

Empfehlenswert129 – 100 Punkte

Bedingt empfehlenswert99 – 60 Punkte

13BundesamtfürStatistikBfS,Einkommens-undVerbrauchserhebung,2012

6. BEWERTUNG UND VERRECHNUNG

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Hintergrundbericht 12

Seit dem Labelvergleich 2010 haben sich die meisten Labels wei-terentwickelt.DieAnforderungenanNachhaltigkeitslabelssindmitdenHerausforderungeneinernachhaltigenLandwirtschaftgestiegen.DiesbleibtvonSeitenderLabelinhabernichtunbe-achtet. Die Bewertungsarbeit und Auseinandersetzung mit den Labelrichtlinien zeigte, dass die Labelinhaber ihre Anforderun-gengegenüber2010gesteigerthabenund sich aktivumWir-kung bemühen. Beim neu eingeführten Kriterium «Wirkung»zeigtsich,dasssichvorallemSüdprodukte-LabelsinWirkungs-studien einbringen oder solche eigenhändig durchführen. Esgibt vereinzelt auch Detailhändler, die in Forschungsprojekteinvestieren,umdieWirksamkeitvonLabelszuevaluierenundzu verbessern. Hier braucht es noch mehr Engagement insbe-sondere von weiteren Detailhändlern und Discountern, deren EigenmarkenvonetabliertenundvertrauenswürdigenLabelsys-temenprofitieren.

DieHälftederbewertetenLabelserhieltendasPrädikat«aus-gezeichnet» oder «sehr empfehlenswert» und leisten einen aktivenBeitragzueinernachhaltigenEntwicklung.DiessinddasWeinlabelDelinat,dieBio-LabelsKAGfreiland,Natura-BeefBio,BioWeide-Beef, Fidelio, Knospe Bio Suisse, CoopNaturaplan,Biotrend,MigrosBio, BioNatur Plus,Demeter undNaturlandsowiedieFairTradeLabelsClaroundMaxHavelaar.

LabelswieMSC oderNaturafarm erzielten in EinzelbereichenSpitzenwerte, erreichten aber in anderenNachhaltigkeitsbereichennurdurchschnittlicheResultateodergar keine Punkte, weil ihre Richtlinien die entsprechenden Bereiche gar nicht abdecken. Sie erreichten das Prädikat «emp-fehlenswert».Das Prädikat «empfehlenswert» erhielten zudem eine Reihe von Labels, die in fast allen Bewertungsbereichen punkteten, aber nichtaufhöchstemNiveau.DazugehörenUTZCertifiedundIPSuisse.

Labels, die auf der EU-Bio-Verordnung basieren, schneiden nur «bedingt empfehlenswert» ab. Die Verordnung verbietet gentechnisch veränderte Organismen, den Einsatz von Pesti-ziden und fördert einen schonendenUmgangmit natürlichenRessourcen.InsgesamtsinddieAnforderungenjedochdeutlichweniger strengals jenederBio-VerbandslabelwieBio Suisse.Forderungen in Bezug auf Gesamtbetrieblichkeit, Ökoausgleich-flächen, Klimaschutz und soziale Bedingungen fehlen. Ausser-demwerdenDüngemitteleinsatz,Fruchtfolge,Berücksichtigungwertvoller Schutzgebiete und Tierwohl nur teilweise geregelt. Insgesamt fehlt es an konkreten Massnahmen, die eine zielge-rechte Umsetzung sicherstellen.

7.1 Resultate im Bereich «Ökologie» Der Bereich Ökologie umfasst die Wirkungskategorien «Was-ser», «Boden», «Biodiversität» und «Klima». Die Nachhaltig-keitsanforderungen in diesen vier Bereichen unterscheiden sich jenachProduktkategorie.WeilbeiderAnwendungvonPesti-zidenunteranderemWasser-undBodenorganismenoder für

dieBestäubungwichtigeInsektenartengeschädigtwerden,wirddieRegulationvonchemisch-synthetischenPflanzenschutzmit-teln in fast allen Kategorien abgefragt. Des Weiteren sind bei pflanzlichen Produkten die Schonung der Wasserressourcen,die Förderung der Bodenfruchtbarkeit und der BiodiversitätsowiedieenergiesparendeProduktionwichtigeAnforderungen.BeidentierischenProdukten liegteinbesonderesAugenmerkaufderReduktionvonTreibhausgasenunddemvermindertenEintragvonDüngemitteln.BeiSüdproduktenstehenderscho-nendeUmgangmitWasser, die Erhaltung und Förderung derFruchtbarkeitvonBöden,derSchutzvonökologischwertvollenÖkosystemensowieMassnahmenzurReduktiondesTreibhaus-gasausstosses auf dem Betrieb im Vordergrund. Bei Fisch aus WildfangsindfürdieökologischeNachhaltigkeitvorallemdieVorschriftenzurErhaltungderFischbeständeundzurReduktionder Auswirkungen auf die Meeresumwelt von Bedeutung und beiFischausAquakulturendieUmweltverträglichkeitderAnla-genunddieNachhaltigkeitderFuttermittel.

EinegenauereAnalysederBewertungsresultateführtzufolgen-den Erkenntnissen:

Ein umfassendes Verbot von chemisch-synthetischen Pestizi-denistnurbeiBiolabelsgegeben.IP-SuisseundNatureSuissemachenzumindestkulturspezifischeEinschränkungen.BeiMaxHavelaar, RainforestAllianceundUTZCertified ist der EinsatzvonPestizidengrundsätzlicherlaubt,jedochgibtesjeweilseineNegativ-Liste,diesichnachdenVorgabenderEUundderame-rikanischenUmweltbehörde,derToxizitätsklassifikation1aund1bderWeltgesundheitsorganisation(WHO),demStockholmerÜbereinkommenüberpersistenteorganischeSchadstoffe,demRotterdamerÜbereinkommensowiedemPestizideActionNet-work(PAN)richtet.

In der Kategorie «Boden» zeigen sehr viele Labels starkes Engagement.AlleLabels fordern jeweilsmindestenseinekon-krete Massnahme zum Schutz des Bodens vor Erosion und Ver-dichtung sowie zur FörderungderBodenfruchtbarkeit. In denmeisten Fällen sind mindestens drei relevante Massnahmen auf-geführt.VollePunktzahlbeibeidenKriterienundinallenjeweilsabgedeckten Produktegruppen erhielten hier Delinat, Knospe BioSuisse,CoopNaturaplan,BioNaturPlus, Fidelio,BioWei-de-Beef,KAGfreilandundNaturabeef.AuchdieForderungnachFruchtfolge, Mischkulturen resp. Agroforst wird von beinaheallenLabelserfüllt.NachholbedarfgibtesbeiderVorbeugungvonBodenvergiftung,derenUrsachenebendemEinsatzsynthetischerPestizideauchder Einsatz schwermetallhaltiger Düngemittel ist. Besondersproblematisch ist der Eintrag von Cadmium durch Düngemit-tel wie Klärschlamm, Gülle oder Phosphordünger. AusserdemkönnensichauchdieSchwermetalleZinkundKupferdurchdieAusbringungvonHofdüngerunddieVerwendungvonKupferalsFungizid imWein-undObstbau imBodenansammeln.Geeig-neteFütterungsrichtlinienunddieBegrenzungdesSchwerme-tallgehaltsinderGüllekönnendemEintragvonZinkundKupfervorbeugen. Ausserdem muss der Einsatz von Kupfer als Fungizid

7. ERGEBNISSE DER BEWERTUNG IM ÜBERBLICK

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Hintergrundbericht 13

streng reguliert oder verboten werden. Volle Punktzahl bei den Kriterien Schwermetallbelastung im Boden und Kupfereinsatz erhielt keines der bewerteten Label.

Insgesamt hohe Punktzahlen wurden in der Kategorie «Biodi-versität» erreicht. Hier ist vor allem auffallend, dass IP-Suissewesentlich besser abschneidet als die EU-Bio-Labels. Grund hierfür ist das Punktesystem Biodiversität von IP Suisse, dasdie Umsetzung einer Mindestanzahl konkreter Massnahmen zur Stärkung der Arten- und Lebensraumvielfalt fordert. Solch konkrete Massnahmen fehlen bei der EU-Bio-Verordnung. Um jedoch die stark gefährdete Artenvielfalt zu erhalten, istBiolandbau wie ihn EU-Bio-Produzenten praktizieren, alleinnicht ausreichend. Dies bestätigt auch eine Studie des For-schungsinstituts Agroscope14, die untersuchte, was genau der BiolandbaufürdieBiodiversität leistet.DieStudiezeigte,dasszwar die Artenvielfalt auf biologisch bewirtschafteten Feldernim Vergleichmit intensiv bewirtschafteten Feldern insgesamtgrösserist,diesesErgebniswarjedochnichtsignifikantfürallevier untersuchten Arten und konnte auf Ebene des gesamten Betriebesnichtbestätigtwerden.DieMaximalpunktzahlinderKategorie«Biodiversität»indenProduktegruppen«PflanzlicheProdukte» und «Tierische Produkte» erhielten Delinat, Deme-ter,KnospeBioSuisse,BioNaturPlus,Biotrend(fürInlandpro-dukte),CoopNaturaplan,MigrosBio(für Inlandprodukte),BioWeide-Beef,Natura-BeefBioundKAGfreiland.Bei den Südprodukten wurde von keinem Label die Höchst-punktzahl erreicht. Nachholbedarf ist hier bei der FörderunggefährdeterundalterKultur-undNutzpflanzenarten.Beieini-gen Labels fehlen ausserdem konkrete Massnahmen im Umgang mit Düngemitteln für eine ausgeglichene Nährstoffbilanz unddieSchaffungvonwertvollenNaturnischenaufdemBetriebzurErhöhungderArtenvielfalt.

In der Kategorie «Wasser» geht es um Wasserverbrauch und Wasserqualität. Für «Tierische Produkte»wurde nur letzteresabgefragt,weildiemeistentierischenProdukteausderSchweizstammen, wo Wasserarmut kein Problem darstellt. ZurVorbeugungvonWasserarmutistdieDefinitionvonRisiko-gebietendurcheineWasserrisikoanalysenotwendig.NatürlicheWasserressourcenmüssenschonendundmitbesonderemBlickaufNachhaltigkeitgenutztwerden,unddieexzessiveAusbeu-tung und Erschöpfung von Wasserressourcen muss verbotensein.ErfülltwirddieserPunktvonallenLabelsmitAusnahmevon Demeter und den EU-Bio-Labels. In den internationalenDemeter-Richtlinienwird derWasserverbrauch nicht themati-siert. Für eine guteWasserqualitätmüssen Labels geeigneteMass-nahmen festlegen, um Gewässerverschmutzungen durch Plas-tik, Öl oder Abwasser aus der Reinigung vonMaschinen undSpritzgerätenzuverhindern.Wesentlichistauch,übermässigemNährstoffeintraginumliegendeGewässervorzubeugen.Durch-schnittlicherreichtendieLabelsinderKategorie«Wasser»zwi-schen59%und70%dermöglichenPunkte.DievollePunktzahlerhieltennurNaturland(inderProduktegruppe«TierischePro-dukte»),Natura-BeefBioundDelinat.

In der Wirkungskategorie «Klima und Energie» gibt es das grössteDefizit. Inden fünfbewertetenProduktgruppenerrei-chendieLabelsimMittelnur14%bis43%dermöglichenPunkt-zahl.KriterienzuKlimaschutzundEnergieeffizienzfehlenodersind, wenn vorhanden, nur sehr allgemein formuliert. Bei der Gruppe«PflanzlicheProdukte»fehltesanAnforderungenandieBeheizung von Gewächshäusern sowie Massnahmen zur Sen-kungdesEnergieverbrauchsundErhöhungderEnergieeffizienzinProduktionundVerarbeitung.LetzterestrifftauchaufLabelsder Gruppe «Tierische Produkte» zu. Geeignete Massnahmen könnenhierbeispielsweisederVerzichtaufsynthetischeDün-gemittel,kurzeTransportwege,derEinsatzmodernerTechnolo-gienoderdieInstallationvonSolarpanelsaufBetriebsgebäudensein. Bei vielen Labels der Produktegruppe «Südprodukten»fehlteszusätzlichanSchutzmassnahmenvonnatürlichenKoh-lenstoffspeichern wie beispielsweise Wald, Busch, Savanne,Torfböden,HochmooreoderFeuchtgebiete.Ausserdembestehthier Handlungsbedarf zur Vermeidung von Treibhausgas-emis-sionen durch beispielsweise geeignete Düngemittelapplikatio-nen,kontinuierlicheBodenbedeckungoderschonendeBewirt-schaftungstechniken.Tab.2ZeigtineinerRanglistewiegutdiebewertetenLabelsdiegestelltenAnforderungenimBereich«Ökologie»erfüllen.

Tab. 2: Rangliste für den Bereich «Ökologie», berechnet über alle fünf Produktegruppen

Label % der Gesamt-punktzahl im Bereich «Ökologie»

1 Delinat 98%

2 Natura-BeefBio 86%

3 BioNaturPlus 85%

4 CoopNaturaplan 83%

5 Knospe Bio und Knospe Bio Suisse 82%

6 Bio Weide-Beef, Fidelio, KAGfreiland 81%

7 ASC 77%

8 Demeter,Naturland 76%

9 Bioland 72%

10 Migros Bio 70%

11 MSC 66%

12 Biotrend 63%

13 Naturaktiv 62%

14 MaxHavelaar,MaxHavelaarCocoa 58%

15 IP-Suisse,NatureSuisse,TerraSuisse 57%

16 Claro 56%

17 Natura-Beef 55%

18 UTZcertified,AgriNatura,SparNaturpur 53%

19 Rainforest Alliance 50%

20 EU-Bio,ABAgricultureBiologique 47%

21 FOS 45%

22 CoopNaturafarm 39%

14Gainstospeciesdiversityinorganicallyfarmedfieldsarenotpropagatedatthefarmlevel,Schneider,M.Ketal,NatureCommunications,2014.

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Hintergrundbericht 14

7.2 Resultate in der Kategorie «Tierwohl» 20der31bewertetenLabelswerdenfürtierischeProdukteein-gesetzt, neun dieser Labels zeichnen ausschliesslich tierischeProdukte aus. Dies spiegelt den hohen Stellenwert wider, den dasTierwohlbeidenKonsumentenundKonsumentinnenein-nimmt. Erzeugnisse aus tierfreundlicher Haltung wie Fleisch,Freilandeier und Bio-Käse haben sich im Detailhandel heute vielfach zu umsatzstarken Produkten entwickelt.

Gemäss dem Schweizer Tierschutz STS15 ist diese Entwicklung fürdieVerbesserungderTierhaltungsbedingungen sehrwich-tig, da sowohl die EU-Nutztierschutz-Richtlinien als auch dieSchweizer Tierschutzgesetzgebung nur Mindestanforderungen festlegen. Wer lediglich diese Anforderungen einhält, bietet den TierenjedochnochlängstkeinetierfreundlicheHaltung.

DurchdiebeidenTierwohlprogramme«Besonderstierfreundli-cheStallhaltungssysteme»(BTS-Programm)und«RegelmässigerAuslauf im Freien» (RAUS-Programm) fördert das BundesamtfürLandwirtschaftBLWeineverbesserteTierhaltung.AusSichtdesSTSmusseinglaubwürdigesTierwohl-LabelzumindestdieseVorschriftenerfüllen.DiehöchstenPunktzahlenerreichtendieLabels, die ständigen Auslauf inklusive Weidegang im Sommer vorschreiben und bei denen für alle Tiere GruppenhaltungPflichtist.WichtigsindausserdemtierfreundlicheFreilaufställemiteingestreutenLiegeflächen,natürlicheLicht-undPlatzver-hältnisse, die über die gesetzlichen Bestimmungen hinausge-hen. Ein separater Beschäftigungs- und Fressbereich sollte imStallinnerenzurVerfügungstehen.DieEU-Bio-LabelshabenhierNachholbedarf, da die Platzanforderungen im Stall nicht odernurteilweiseüberdengesetzlichenBestimmungenliegen.

DertäglicheAuslaufimFreienüberdasganzeJahrträgtmass-geblich zum Tierwohl bei. Spitzenreiter sind hier Bio Weide-Beef, Naturafarm, KAGfreiland, Bioland und Naturland, die einenpermanentenAuslauffordern.DertäglicheWeidegangfüralleTierartenimSommeristbeiBioWeide-Beef,KAGfreiland,Natu-ra-BeefBioundNatura-Beefgefordert.

FürdieSpitzenpositionenimBereich«Tierwohl»istausserdemeinebedürfnisgerechteFütterungausschlaggebend.HierbeiistderständigeZugangzuWasserausgeeignetenTränkesystemensehrwichtig.BeiKälbern sollte täglich frischesHeu zur freienVerfügungstehen.PunktegabesauchfürLabels,die fürwie-derkäuende Arten einen Raufutteranteil vonmindestens 80%fordern.

Bewertet wurden auch die Anforderungen an Transport und Schlachtung. In kürzester Zeit können Tiere, die nicht fachge-rechtundtierschonendverladenundbefördertwerden,inmas-sive Stress- und Angstzustände geraten oder physische Schäden in Form von Verletzungen oder Überhitzung erleiden. Hier punk-tenLabels,dieüberdasGesetzhinausgehendeVorschriftenstel-lenunddieseauchexternkontrollierenlassen(z.B.vomKont-rolldienstSchweizerTierschutz).

MitindieBewertungeingeflossensindebenfallsdieBerücksich-tigungethischerStandardsbeiderTiervermehrungsowieZucht-ziele und -methoden. Hier haben vorranging Bio-Labels mit bio-logischerProduktiongepunktet,dieeinenatürlicheBesamungvorziehen und bei derWahl von Rassen und ZuchtmethodenFaktorenwieUrsprünglichkeit,ökologischeGrenzenundregio-nalspezifischeGenotypenberücksichtigen.

Tab. 3 zeigt die Rangliste der Labels im Bereich «Tierwohl». Bei allen Labels gehen die Anforderungen in mindestens einem Beurteilungskriterium über die gesetzlichen Anforderungenhinaus. Sichtbar wird ausserdem, dass einige Labels gleich hoheAnforderungenstellen.SobelegtenNatura-BeefBioundBio Weide-Beef beide Platz 1. Platz 3 wurde von sechs Labels erreicht. Die Unterschiede zwischen den Labels vor allem im oberenBereich(Plätze– 4)sindsehrgering.

Tab.3: Rangliste der Labels, die im Bereich «Tierwohl» bewertet worden sind

Label % Tierwohl

1 Natura-BeefBio,BioWeide-Beef 95%

2 KAGfreiland,Natura-Beef 89%

3 BioNaturPlus,CoopNaturaplan,Demeter,Fidelio, Knospe Bio und Knospe Bio Suisse, Migros Bio

75%

4 Bioland,Naturland 74%

5 CoopNaturafarm 68%

8 IP-Suisse, Terra Suisse 65%

9 AgriNatura,NatureSuisse 59%

6 SparNaturpur 52%

7 EU-Bio,ABAgricultureBiologique 51%

15 STS-Report:TierschutzimLebensmittelhandel,SchweizerTierschutzSTS,Basel,2012

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Hintergrundbericht 15

7.3 Resultate im Bereich «Soziales und Fairness»DieKriterienindiesemBereichwurdengegenüber2010ausge-baut, vor allem aufgrund der steigenden Herausforderungen in ProduktionsländerntropischerFrüchte.WeilgerechteArbeits-bedingungen und faire Entlöhnung in Ländern des Südensbesonderswichtigsind,wirdsozialenKriterienbeiSüdproduk-tendashöchsteGewichtbeigemessen.Aberauchindereuropä-ischenGemüseproduktionsindzusätzlichenAnforderungenandieEinhaltungvonArbeitnehmerrechtenwichtig,umAusbeu-tung von Landarbeitern zu verhindern. In der Schweiz kommt insbesondere der regelmässigen Überprüfung der Einhaltungvon Arbeitnehmerrechten eine gewisse Bedeutung zu. Um der unterschiedlichen Bedeutung der sozialen Anforderungen in den verschiedenen Produktbereichen Rechnung zu tragen, wurdederBereich«SozialesundFairness»beidenSüdproduk-ten zu 50% gewichtet, wohingegen sie in der Produktegruppe «PflanzlicheProdukte»und«TierischeProdukte»nur15%bzw.10% gewichtet wurden.

Insgesamt am besten wurden die sozialen Arbeitsbedingungen inderProduktegruppe«TierischeProdukte»erfüllt.DerDurch-schnittswert liegt hier bei 69%.Grund hierfür ist, dass das inderSchweizverkaufteLabel-FleischbisaufwenigeAusnahmenausderSchweizstammt.AlleLabelserfüllenhierdieForderungnach entsprechenden Regelungen, beispielsweise in Bezug auf Lohn, Arbeitsvertrag, Krankheit, Ferien- und Freizeitregelungen. Dadurch wird auch die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der InternationalenArbeiterorganisation ILOgewährleistet.Punkt-abzug gab es, wenn die Anforderungen nicht durch eine externe Zertifizierungüberprüftwerden.

InderProduktegruppe«PflanzlicheProdukte»wurdenimMit-tel57%dermöglichenGesamtpunktzahlerreicht.DieGewähr-leistung der Einhaltung der ILO Kernarbeitsnormen wird vonallen Labels sichergestellt. Regelungen zu einem Mindestpreis werdenvonKnospeBioSuisse,MigrosBio(fürInlandprodukte),CoopNaturaplan,Naturland,Demeter,Biotrend(fürInlandpro-dukte)undBioNaturSuisseerfüllt.

In der Produktegruppe «Südprodukte» unterscheiden sichdiesozialenKriteriensehrstarkvondenendertierischenundpflanzlichen Produkte. Grund ist, dass die landwirtschaftlicheProduktionhäufig in strukturell schwachenundwirtschaftsar-men Regionen stattfindet und die gesetzlichen Standards fürArbeitnehmer sehr schwach sind. Um eine Verbesserung der Situation und eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben,sindnebenderEinhaltungderILOKernarbeitsnormenauchsta-bileHandelsbeziehungen,InvestitionenindieProduktequalität,der Schutz kulturell bedeutender Gebiete, die Beachtung von Landnutzungsrechten sowie Massnahmen zur Ernährungssi-cherheit entscheidend.

BeiderProduktionvonSüdproduktenkannmangrobzweiver-schiedene Produktionssysteme unterscheiden: die Produktionauf Plantagen und die kleinbäuerliche Produktion. Plantagensind landwirtschaftliche Grossbetriebe, welche sich auf dieErzeugungvonspezifischenProduktenfürdenWeltmarktspe-zialisieren. Die Produktion umfasst dabeimeist grosseMono-

kulturen,welchevonTagelöhnernoderFestangestelltenbewirt-schaftet werden. Dem gegenüber steht die kleinbäuerlicheProduktion.HierschliessensichKleinbauernoftinsogenanntenKooperativenzusammen,diesichdadurchauszeichnen,dassdieArbeit im Familienverband geleistet wird und nicht permanent Angestellte beschäftigt werden. Die Grösse dieser selbstver-waltetenunddemokratischgeführtenKooperativenkannsehrstarkvariieren.DieFunktionsweisendieserbeidenProduktions-systeme unterscheiden sich stark; somit sind die sozialen und ökologischenAnforderungen,welcheandielandwirtschaftlicheProduktiongestelltwerdenkönnen,nichtdie gleichen. Labelsbegegnen dieser Tatsache in unterschiedlicher Art und Weise:

Max Havelaar beispielsweise unterscheidet zwischen den Bedin-gungenfürGrossplantagenunddenenfürKleinbauernundhatverschiedene Kriterienkataloge. Hierbei werden an Plantagen strengere Umweltanforderungen gestellt, die jedoch wenigerstriktsindalsbeiBio-Labels.BeidenKriterienfürdiekleinbäu-erliche Produktion hingegen steht der Entwicklungsaspekt imVordergrund. Das heisst, der Fokus liegt darauf, Kleinbauern bei derGründungvonKooperativenzuunterstützenundsiedazuzu befähigen, auf dem Markt aufzutreten, Wissen aufzubauen und auszutauschen sowie mehr Planungs- und Entscheidungs-kompetenzenfürihreProduktionzuentwickeln.DiebeidenFairTradeLabelsMaxHavelaarundClaroerreichtenalsEinzellabelimBereich«SozialesundFairness»klardiehöchstePunktzahl.Besser schneidennur Produktemit einerDoppelzertifizierungvon Knsope Bio kombiniert mit Max Havelaar ab.

RainforestAllianceundUTZCertifiedzieleneheraufeinemög-lichst breite Abdeckung der Märkte ab. Um die Absätze zu steigern,wirdprimärdieZusammenarbeitmit grossenUnter-nehmengesucht.DieProduktionsmengenmüssendementspre-chend hoch sein, weshalb nur Grossplantagen oder sehr grosse Bauernkooperativenberücksichtigtwerdenkönnen.UTZCerti-fied unterscheidetmithilfe von zwei Kriterienkatalogen eben-falls zwischenderProduktionaufPlantagenund inBauernko-operationen,jedochgibtesinhaltlichkaumeinenUnterschiedzwischen diesen beiden Kriterienkatalogen. Die sozialen Krite-rien von Rainforest Alliance sind im Vergleich zu Max Havelaar undUTZCertifiedeherschwach.Dieshängtdamitzusammen,dass sich Rainforest Alliance nicht als eigentliches Fair Trade Label versteht, sondern den Fokus auf die Bedrohung des Wald-bestandesindenTropendurchdieAusdehnunglandwirtschaft-licher Flächen legt.

DiegängigenBio-LabelswieKnospeBio,EU-BiooderNaturlanddeckendiegesamteBandbreitevontierischen,pflanzlichenundSüdprodukten ab.Dabei gelten für alle Produkte die gleichenGrundanforderungen. Auf die grundsätzlich verschiedenen Aus-gangssituationeninEntwicklungsländernwirddabeinurpunk-tuell und nur bei vereinzelten Labels eingegangen. Der Fokus derRichtlinienliegtklaraufdemökologischenAspektderNach-haltigkeit. Dies spiegelt sich in der Punktzahl der Bewertung:bisaufNaturland,dasinderKategorie«SozialesundFairness»gleich nach Max Havelaar und Claro mit 78% der möglichenPunkteabschneidet,schneidenalleanderenBiolabelstieferab.EU-Bioerreichtnur7%dermöglichenPunkte,KnospeBio62%.

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Hintergrundbericht 16

DieDetailhändlerundDiscounterMigros,Coop,SparundAldihaben hier eine Policy der Doppelzertifizierung: Bio-ProdukteausdemSüdensindbiszu100%zusätzlichMaxHavelaarzertifi-ziert.WeilbeiderDoppelzertifizierungdieVorteilederBiopro-duktionmitjenendesFairenHandelsvereintwerden,schneidendoppeltzertifizierteProduktebeidenSüdproduktennochbes-serabalsMaxHavelaarzertifizierteProdukte.Betrachtetmanaber nur das, was ein Label als einzelnes leistet, dann sind die MaxHavelaarAnforderungenamhöchsten.

Tab. 4: Rangliste im Bereich «Soziales und Fairness» für die Produkte-gruppe «Südprodukte»

Label % der Gesamtpunktzahl im Bereich «Soziales und Fairness»

1 CoopNaturaplan* 95%

2 SparNaturpur* 85%

3 Claro,MaxHavelaar,MaxHavelaarCocoa

78%

4 Migros Bio* 75%

5 Naturland 71%

6 Naturaktiv* 68%

7 Knospe Bio und Knospe Bio Suisse 62%

8 UTZcertified 45%

9 Demeter 39%

10 RainforestAlliancecertified 32%

11 Biotrend 16%

12 EU-Bio,ABAgricultureBiologique 7%

*dieseLabelsverfolgeneinePolicyderDoppelzertifizierungmitMaxHavelaarzuver-schiedenen Anteilen.

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Hintergrundbericht 17

DelinatDelinatzertifiziertausschliesslichWeinausbiologischemAnbau.Fürin-und ausländischeWeinproduktion gelten die gleichen Richtlinien. DasLabelerzieltinallenBewertungsbereichenüberdurchschnittlicheResul-tate, im Bereich Wasser- und Klimaschutz erreicht das Label als einziges LabeldesProduktsortimentsdiemaximalePunktzahl.EinzentralesEle-ment istausserdemdieFörderungderBiodiversität (z.B.mittelsGrün-düngung, durch Stein- undHolzhaufen oder durch Sekundärkulturen).Nebst ökologischen Anforderungen beinhalten die Delinat-Richtlinienauch soziale Kriterien.

BewertungAusgezeichnet: 171 Punkte

Natura-Beef BioNatura-Beef Bio zeichnet Schweizer Rindfleisch aus artgerechterMut-terkuhhaltung aus. Die Betriebe werden nach den Richtlinien der Bio Suissegeführt.DieKälberbleibenständigmitihrenMütternzusammen.Die Tiere werden in Gruppen gehalten und bekommen täglich Auslauf, im SommerdürfensiejedenTagaufdieWeide.DasFutterstammtvorwie-gendausbetriebseigenerFuttergewinnungundbestehtimDurchschnittausüber 90ProzentRaufutter.Aus Sichtdes Tierwohls sinddieNatu-ra-Beef Bio Richtlinien unter den strengsten aller bewerteten Richtlinien.

BewertungAusgezeichnet: 170 Punkte

Management

Wasser

Boden

BiodiversitätKlima

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Tierwohl

8. RESULTATE IM DETAIL Auf den folgenden Seiten werden alle 31 bewerteten Labels kurzvorgestellt.EineGrafikzeigt,wiedasjeweiligeLabelindenverschiedenen Bereichen resp. Wirkungskategorien «Manage-ment», «Umwelt und Soziales» (Wasser, Boden, Biodiversität,Klima, ggf. Tierwohl, Soziales und Fairness), «Prozesse undKontrolle» abgeschnitten hat. DieGrösse der einzelnen Kreis-segmente entspricht der Gewichtung der Wirkungskategorien,

wie sie aus der Expertenbefragung hervorgegangen ist. Die Bereiche «Management» resp. «Prozesse und Kontrolle» wur-denjeweilsmit20resp.30Prozentgewichtet.DieFüllhöhederKreissegmentezeigtauf,welchenAnteildermaximalmöglichenPunktzahl das Label in den verschiedenen Kategorien erreicht hat(erreichteProzente=ProzentevonRadius).DiegestrichelteLinie entspricht einem Wert von 50 Prozent.

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Hintergrundbericht 18

Naturaplan (Coop)Naturaplan (Coop) kennzeichnet nach den Richtlinien von Bio Suissehergestellte Bioprodukte. Für inländische und importierte ProduktegeltendiegleichenRichtlinien,die invielenPunktenüberdiegesetzli-chen Anforderungen an den Biolandbau hinaus gehen. Das Label erzielt inallenBewertungsbereichenüberdurchschnittlicheResultate–diesinallen bewerteten Produktsortimenten. Die Tiere haben täglichen Aus-laufundkommenweitgehendindenGenussvonGruppenhaltung(Aus-nahme:Rindvieh).ProdukteausdemSüdensindinderRegelzusätzlichMaxHavelaarzertifiziert.

BewertungAusgezeichnet: 168 Punkte

KAGfreilandKAGfreiland kennzeichnet Schweizer Fleisch und Eier aus biologischer, tierfreundlicher Haltung nach den Richtlinien von Bio Suisse. Darüberhinaus stellt KAGfreiland zusätzliche Anforderungen. Alle Tiere werden artgerecht in Gruppen gehalten, die Anforderungen an die Stallmasse übersteigenhierbeijenevonBioSuisse.DieTierehabentäglichenAus-lauf,imSommerdürfensietäglichaufdieWeide.AusSichtdesTierwohlsgehörendieKAGfreilandRichtlinienzudenstrengstenallerbewertetenLabels.

BewertungAusgezeichnet: 166 Punkte

Bio Natur Plus (Manor)BioNaturPlus(Manor)kennzeichnetnachdenRichtlinienvonBioSuissehergestellte Bioprodukte. Für inländische und importierte ProduktegeltendiegleichenRichtlinien,die invielenPunktenüberdiegesetzli-chen Anforderungen an den Biolandbau hinaus gehen. Der Import von Bio-Produktenwirdjedochweitestgehendvermieden.UnterdemLabelsindFrüchte,GemüseundtierischenProdukteimAngebot,jedochkeineProdukteausdemSüden.

BewertungAusgezeichnet: 165 Punkte

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Tierwohl

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Tierwohl

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

KlimaTierwohl

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Page 19: BEWERTUNG DER - WWF

Hintergrundbericht 19

Bio Weide-Beef (Migros)BioWeide-BeefkennzeichnetbiologischesSchweizerRindfleischausart-gerechterHaltungnachdenRichtlinienvonBioSuisse.Zusätzlichmüs-sen die Richtlinien der Migros zu Bio Weide-Beef eingehalten werden. Im Bereich Tierwohl schneidet das Label besser ab als Bio Suisse. Die Tiere habenganzjährigständigenAuslaufundmüssen,sofernesdieWitterungzulässt, im Sommer täglich acht Stunden auf der Weide verbringen.

BewertungAusgezeichnet: 163 Punkte

Knospe Bio und Knospe Bio SuisseDie Knospe von Bio Suisse kennzeichnet nach den Richtlinien von Bio SuissehergestellteBioprodukte.Fürin-undausländischeProduktegel-tendiegleichenRichtlinien,welchedeutlichüberdiegesetzlichenAnfor-derungen hinaus gehen. Inländische Produkte sind durch das Schweizer Kreuz im Label hervorgehoben. Das Label erzielt in allen Bewertungsbe-reichen und Produktsortimenten überdurchschnittliche Resultate, weiles sowohl in den Umweltbereichen Wasser, Boden, Biodiversität und Klima als auch in den Bereichen Tierwohl und Soziales hohe bis sehr hohe Anforderungen stellt.

BewertungAusgezeichnet: 161 Punkte

FidelioFidelio kennzeichnet Schweizer Fleisch aus artgerechter Haltung auf der Basis der Bio Suisse-Richtlinien. Darum erzielt Fidelio in allen Bewer-tungsbereichenüberdurchschnittlicheResultate.DieTierehaben tägli-chen Auslauf und kommen weitgehend in den Genuss von Gruppenhal-tung(Ausnahme:Rindvieh).

BewertungSehr empfehlenswert: 159 Punkte

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Tierwohl

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Tierwohl

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

KlimaTierwohl

Soziales und Fairness

Prozess und Kontrolle

Page 20: BEWERTUNG DER - WWF

Hintergrundbericht 20

DemeterDemeterstehtfürbiologisch-dynamischproduzierteLebensmittel.InderSchweizmüssendieproduzierendenHöfezusätzlichBioSuissezertifiziertsein,wodurchdieProdukte invielenBereichenfür inländischeErzeug-nisseüberdurchschnittlicheResultateerzielen.DieTierehabentäglichenAuslauf und kommen weitgehend in den Genuss von Gruppenhaltung (Ausnahme:Rindvieh).DadieRichtlinienvonDemeterInternationalfürimportierteProduktewenigerstrengsindalsdieBioSuisseAnforderun-gen,erscheintdasLabelnichtinderhöchstenBewertungskategorie.

BewertungSehr empfehlenswert: 158 Punkte

Max Havelaar CocoaMaxHavelaarCocoastehtfürdasFairtrade-ProgrammKakao.Inzertifi-ziertenProduktenmüssen100ProzentdesKakaosnachFairtrade-Stan-dards gehandelt sein. Übrige Zutaten müssen jedoch nicht zwingendFairtrade-zertifiziertsein.DasLabelbietetFairtrade-zertifiziertenProdu-zentenorganisationendieMöglichkeit,ihreKakaoerntenauchansolcheFirmenzuverkaufen,diesichnuraufEbeneeinzelnerRohstoffefürFair-trade engagieren wollen.

BewertungSehr empfehlenswert: 144 Punkte

NaturlandNaturlandundBiolandsinddiePendantszuBioSuisseinDeutschland.Die Vorschriften liegen deutlich über jenen der EU-Bio-Verordnung.NaturlandstellthohesozialeAnforderungenbeiSüdprodukten.Beson-derserwähnenswertsinddieNaturland-AnforderungenzurAquakultur,hier erreicht das Label die höchste Punktzahl. Abzug gibt es, da Flug-transporte nicht klar geregelt sind und keine konkreten Massnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt gefordert werden.

BewertungSehr empfehlenswert: 144 Punkte

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Prozess undKontrolle

Soziales undFairness

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Tierwohl

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Tierwohl

Page 21: BEWERTUNG DER - WWF

Hintergrundbericht 21

Claro fair tradeClaro verkauft fair gehandelteProdukte aus rund200Kleinbauern-Ko-operativenausdemglobalenSüden.DieProdukteerfüllendieRichtlinienvonFairtradeInternational(wieMaxHavelaar)fürKleinbauern.Rund75ProzentdesSortimentswerdenzusätzlichnachderEU-Bio-Verordnungzertifiziert.ClarolegtgrossenWertaufengenKontaktmitdenProduzen-ten.AuseinemFörderfondwerdenspezifischeProjektezusammenmitdenBauernfinanziert.

BewertungSehr empfehlenswert: 141 Punkte

Migros BioMigrosBiozeichnetbiologischproduzierteLebensmittelaus.Fürinlän-discheProduktegeltendieRichtlinienderBioSuisse.FürImportestütztsich die Migros auf die weniger strengen Anforderungen der EU-Bio-Ver-ordnungmitZusatzauflagenwieeinemVerbotvonFlugtransporten.DieMigrosstelltweitereZusatzanforderungenbeiSozialem,Verpackungen,Rückstandskontrollen etc. Produkte aus dem Süden sind in der RegelzusätzlichMaxHavelaarzertifiziert.

BewertungSehr empfehlenswert: 141 Punkte

Max HavelaarMaxHavelaar steht für fair gehandelteProdukteausdemSüdennachden Richtlinien von Fairtrade International. Es gelten unterschiedlicheRichtlinien für die Produktion in Plantagenund in Kleinbauern-Koope-rativen.DieBezahlungvonMindestpreisenundeinerFairtrade-Prämiesind ein zentrales Element beider Standards. Während der Standard im sozialenBereichklarüberdurchschnittlicheAnforderungenstellt,sinddieUmweltauflagenimVergleichzuanderenLabelsehergering.

BewertungSehr empfehlenswert: 138 Punkte

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

KlimaSoziales undFairness

Prozess undKontrolle

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

KlimaSoziales und Fairness

Prozess und Kontrolle

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Soziales und Fairness

Prozess und Kontrolle

Tierwohl

Page 22: BEWERTUNG DER - WWF

Hintergrundbericht 22

Biotrend (Lidl)Biotrend(Lidl)zeichnetbiologischproduzierteLebensmittelaus.Inländi-sche Produkte sind durch das Schweizer Kreuz im Label hervorgehoben undstützensichaufdieRichtlinienderBioSuisse,welchedeutlichüberdie gesetzlichen Anforderungen hinaus gehen. Für Importe gelten dieweniger strengen Anforderungen der EU-Bio-Verordnung, darauf weist dasEU-Bio-Labelhin.UnterdemLabelsindFrüchte,GemüseundSüd-produkte im Angebot. Eine Policy bezüglich Fairtrade-Doppelzertifizie-rungvonSüdproduktenfehlt.

BewertungSehr empfehlenswert: 136 Punkte

Marine Stewardship Council (MSC)MSC steht für bestandeserhaltende Fischerei.Die FangquotenwerdenaufBasiswissenschaftlicherEmpfehlungenfestgelegt.AuswirkungenaufdieMeeresumweltmüssenminimiertwerden.DieAnforderungenandasManagementsystem der Fischerei und an die Datenerhebung sind hoch. Wegen guten Strukturen und Steuerungsprozessen sowie der Einbindung von Stakeholdern bekommt das Label auch in punkto Prozesse und Kont-rolleguteNoten.DemStandardfehlenaberAnforderungenbeidensozi-alen Arbeitsbedingungen.

BewertungEmpfehlenswert: 129 Punkte

Aquaculture Stewardship Council(ASC)

ASC ist das Pendant für Zuchtfisch zumMSC-Label fürWildfang. ASCbedeutet«AquacultureStewardshipCouncil».DiezertifiziertenBetriebehaltensichansozialeundökologischeMindeststandards,dieunterande-remdenSchutzvonMangrovenundFeuchtgebieten,nachhaltigeFütte-rung und Medikamentengabe nur im Krankheitsfall vorschreiben.

BewertungEmpfehlenswert: 126 Punkte

Management

Wasser

Biodiversität

Klima

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Tierwohl

Management

Wasser

Boden

BiodiversitätKlima

Tierwohl

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Management

Wasser

Boden

BiodiversitätKlima

Soziales und Fairness

Prozess und Kontrolle

Page 23: BEWERTUNG DER - WWF

Hintergrundbericht 23

Natura-BeefNatura-BeefzeichnetSchweizerRindfleischausartgerechterMutterkuh-haltungaus.DieKälberbleiben ständigmit ihrenMüttern zusammen.Die Tiere werden in Gruppen gehalten und bekommen täglich Auslauf, im SommerdürfensiejedenTagaufdieWeide.DasFutterstammtvorwie-gendausbetriebseigenerFuttergewinnungundbestehtimDurchschnittausüber90ProzentRaufutter.ImGegensatzzuNatura-BeefBiostammtdiesesFleischnichtausbiologischerProduktion.

BewertungEmpfehlenswert: 126 Punkte

BiolandBiolandundNaturlandsinddiePendantszuBioSuisseinDeutschland.Die Vorschriften liegen deutlich über jenen der EU-Bio-Verordnung.Sie garantieren allen Tierarten ständigen Auslauf. Die Beheizung vonGewächshäusernwirdgeregelt.Abzügegibtesvorallem indenBerei-chen Management, Klima und Biodiversität. Bioland zertifiziert keineSüdprodukteundistunterderMarkeAlnaturaerhältlich.

BewertungEmpfehlenswert: 125 Punkte

UTZ CertifiedUTZCertifiedzeichnetKaffee,KakaoundTeeauseinerProduktionaus,diegewisseUmwelt-undSozialstandardserfüllt.Esgeltenunterschied-licheRichtlinienfürdieProduktioninPlantagenundinKleinbauern-Ko-operativen,diesichjedochsehrstarkähneln. ImBereichManagementstelltdasLabelüberdurchschnittlicheAnforderungen.ImUmweltbereichund im Sozialen hingegen schneidet das Label durchschnittlich ab: eserfülltwesentlichePunkte,stichtaberinkeinerKategorieheraus.Esgibteine Produktprämie, die zwischen Produzent und Abnehmer direkt ver-handeltwirdundinihrerHöhenichtfestgelegtist.

BewertungEmpfehlenswert: 120 Punkte

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Tierwohl

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

KlimaSoziales undFairness

Prozess undKontrolle

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Tierwohl

Page 24: BEWERTUNG DER - WWF

Hintergrundbericht 24

Naturafarm (Coop)Naturafarm kennzeichnet Schweizer Eier und Fleisch aus artgerechterHaltung. Alle Tiere leben in Gruppen und ständiger Auslauf ist gewähr-leistet.ZudemsindSchlachttransportestrenggeregeltundkontrolliert.Damit schneidetNaturafarm imVergleich zu anderen Labels aus SichtdesTierwohlsüberdurchschnittlichgutab.ImBereichÖkologiegehtderStandardhingegennichtwesentlichüberdieallgemeingültigenSchwei-zerAnforderungenhinaus.UnterNaturafarmwirdauchNatura-Beefver-kauft,dazusieheBewertungNatura-Beef.

BewertungEmpfehlenswert: 119 Punkte

IP-SuisseIP-SuissekennzeichnetSchweizerProdukteausintegrierterProduktion.BesondersbeiderBiodiversitätschneidetdasLabelüberdurchschnittlichab, da in diesem Bereich eine Mindestanzahl an Massnahmen umgesetzt werden muss. Beim Tierwohl erzielt das Label keine Spitzenwerte. Alle Tiere haben täglich Auslauf und werden in Gruppen gehalten, die Stall-masseübersteigenjedochnichtdiegesetzlichenMindestanforderungen.

BewertungEmpfehlenswert: 117 Punkte

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

KlimaTierwohl

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Tierwohl

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

KlimaTierwohl

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Agri NaturaAgrinatura steht für Schweizer Fleisch austierfreundlicherHaltung. Esgelten die Richtlinien der IP-Suisse inklusive Massnahmenkatalog Biodi-versität. Alle Tiere werden in Gruppen gehalten und haben täglich Aus-lauf.ImSommeristderWeidegangfüreinigeTierartenvorgeschrieben.Die Stallmasse entsprechen den gesetzlichen Mindestanforderungen.

BewertungEmpfehlenswert: 119 Punkte

Page 25: BEWERTUNG DER - WWF

Hintergrundbericht 25

Rainforest AllianceRainforestAlliancezeichnetSüdproduktewieBananen,KakaooderTeeaus,diegewisseUmwelt-undSozialstandardserfüllen.GrundlagesinddieRichtlinienvonSANSustainableAgricultureNetwork.FürPlantagenund Bauernkooperativen gelten die gleichen Richtlinien.Während dasLabel vor allem im Bereich Management und Gewässerschutz punktet, sind die Anforderungen im sozialen Bereich im Vergleich zu anderen Labelsehergering.EsmüssengrundlegendeArbeitsrechteeingehaltenwerden,jedochwirdkeinMindestpreisundkeineFairtrade-Prämiefest-gelegt.

BewertungEmpfehlenswert: 117 Punkte

TerraSuisse (Migros)Terra Suisse (Migros) zeichnet einheimische Produkte aus, die nachIP-Suisse-Richtlinien hergestelltwurden (siehe auch IP-Suisse). Zusätz-lichgeltenMigros-spezifischeVorschriftenbeiSozialem,Verpackungen,Rückstandskontrollenetc.BesondersbeiderBiodiversitätschneidetdasLabelüberdurchschnittlichab,daindiesemBereicheineMindestanzahlan Massnahmen umgesetzt werden muss. Beim Tierwohl erzielt das Label keine Spitzenwerte. Alle Tiere haben täglich Auslauf und werden in Gruppengehalten,dieStallmasseübersteigenjedochnichtdiegesetzli-chen Mindestanforderungen.

BewertungEmpfehlenswert: 117 Punkte

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Tierwohl

Nature Suisse (Aldi) NatureSuisse(Aldi)zeichnetLebensmittelausSchweizerProduktionaus.UnterdemLabelsindKartoffeln,Brotgetreide,EierundFleischprodukteimAngebot.DieProduktionsbedingungenentsprechenimWesentlichenden gesetzlichen Mindestanforderungen. Die TierhaltungsvorschriftenübertreffendieseimBereichStallmassefüreinigeTierarten.JedochistGruppenhaltungundregelmässigerAuslaufnichtfüralleTierartengefor-dert undWeidegang nicht geregelt. Bei der Fütterung fehlenwichtigeAnforderungenaneineart-undbedürfnisgerechteFütterung.InderKar-toffelproduktionwirdderEinsatzvonHerbizidenbeschränkt.

BewertungEmpfehlenswert: 117 Punkte

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Soziales und Fairness

Prozess und Kontrolle

Tierwohl

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

KlimaSoziales undFairness

Prozess undKontrolle

Page 26: BEWERTUNG DER - WWF

Hintergrundbericht 26

Natur Aktiv (Aldi)NaturAktiv (Aldi) zeichnetbiologischproduzierte Lebensmittel aus. Esgelten die gesetzlichen Mindestanforderungen der EU-Bioverordnung. UnterdemLabel sindFrüchte,Gemüse,GetreideundSüdprodukte imAngebot. Produkte aus dem Süden sind zu 75 Prozent zusätzlichMaxHavelaarzertifiziert.DieEU-Bio-Verordnungschneidetschlechterabalsandere Biolabels, da sie in den Bereichen Bewässerung, Biodiversität, Klima und Soziales nur wenige oder gar keine Anforderungen stellt.

BewertungBedingt empfehlenswert: 98 Punkte

Friend of the SeaFriend of the Sea zeichnet Fische undMeeresfrüchte aus schonenderFischerei oder Zuchten mit gewissen Umweltauflagen aus. Das Labelstellt in fast allen beurteilten Bereichen gewisse Anforderungen, ist aber inkeinemBereichwirklichüberzeugend.InsbesonderebeidemfürdieFischerei zentralen Managementsystem, der Datenerhebung und dem MonitoringüberzeugtFriendoftheSeanicht.FürZuchtfischeschneidetdasLabelschlechterabalsdieanderenbeurteiltenAquakulturlabels.

BewertungBedingt empfehlenswert: 94 Punkte

Spar Natur PurSparNaturPur(Spar)zeichnetbiologischproduzierteLebensmittelaus.FürinländischeProduktegeltendiegesetzlichenMindestanforderungender Schweizer Bioverordung, Importprodukte sind gemäss EU-Bio-Ver-ordnungproduziert.ProdukteausdemSüdensindinderRegelzusätz-lichMaxHavelaarzertifiziert.DiestaatlichenBioverordnungenscheidenschlechter ab als andere Biolabels, da sie in den Bereichen Bewässerung, Biodiversität, Klima und Soziales nur wenige oder gar keine Anforderun-gen stellen.

BewertungBedingt empfehlenswert: 92 Punkte

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Soziales undFairness

Prozess undKontrolle

Tierwohl

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Soziales und Fairness

Prozess und Kontrolle

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Soziales und Fairness

Prozess und Kontrolle

Tierwohl

Page 27: BEWERTUNG DER - WWF

Hintergrundbericht 27

EU-Bio-Label Das EU-Bio-Label ist das europäische Zeichen für biologische Lebens-mittel, die nach der Bio-Verordnung der EU produziert wurden. DieEU-Bio-Verordnung schneidet schlechter ab als andere Biostandards, da sie in den Bereichen Bewässerung, Biodiversität, Klima und Soziales nur wenigeodergarkeineAnforderungenstellt.BeimTierwohlundfürAqua-kulturprodukte sind die Kriterien etwas strenger.

BewertungBedingt empfehlenswert: 83 Punkte

Agriculture Biologique (AB)AgricultureBiologique (AB) ist das staatliche französischeZeichen fürProdukte,dienachderEU-Bio-Verordnungproduziertwurden.Zusätzlichsind die Produkte immer auch mit dem EU-Bio-Label gekennzeichnet. Die EU-Bio-Verordnung schneidet schlechter ab als andere Biolabels, da sie bei Bewässerung, Biodiversität, Klima und Sozialem nur wenige oder gar keine Anforderungen stellt.

BewertungBedingt empfehlenswert: 83 Punkte

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Soziales und Fairness

Prozess und Kontrolle

Tierwohl

Management

Wasser

Boden

Biodiversität

Klima

Soziales und Fairness

Prozess und Kontrolle

Tierwohl

Page 28: BEWERTUNG DER - WWF

Hintergrundbericht 28

9. AUSBLICK Während einerseits die Anforderungen an eine umweltver-trägliche und sozialgerechte Lebensmittelproduktion steigen,ist auf der anderen Seite auch das Verständnis für Ursachenund Zusammenhänge der Probleme gewachsen. Dies ermög-licht und erfordert eine stärkere Ausrichtung auf wirkungsori-entierte Labelsysteme. Die spezifischenMassnahmen, die einLabelsystemverfolgt, solltendahereinenklarenOutput (Leis-tung) beabsichtigen. Kurz- und mittelfristig wirken sich dieseOutputs positiv auf die Herausforderungen einer Lebensmit-telproduktionaus.Sokönnensiebeispielsweisezueinerwirt-schaftlichenBesserstellungderProduzenten,zurErhöhungdesInformationsstandesoderzueinerbesserenAusbildungführen.Von einer echten Wirkung des Labels kann dann die Rede sein, wenndieAuswirkungenlangfristigzueinerpositivenVerände-rungführen.InderPraxishatsichgezeigt,dassdieRegelwerkederLabelsoftzukomplexsind16. Vor allem Labelinhaber, die in den globalen Handel involviert sind, versuchen dem entgegen-zuwirken und suchen nach Wegen, um die Regelwerke einfacher zugestaltenunddiesegleichzeitig stärkeraufWirkungauszu-richten. Dies ist eine Entwicklung, der sich auch Bewertungs-methoden von Labelsystemen anpassen müssen. DerzeitigeBewertungssysteme, so auch das Labelrating 2015, basierenzumgrossenTeilaufregelorientiertenAnsätzen.DerEinbezugvonWirkungsindikatorenwirdberücksichtigt.EsbrauchtnochzusätzlicheForschung,umWirkungsindikatoreninZukunftindieLabelregelwerkeeinfliessenzulassen.

16 Partnerkonferenz Max Havelaar, Konferenzprotokoll, Juni 2015

Page 29: BEWERTUNG DER - WWF

Hintergrundbericht 29

10. TRÄGERSCHAFT DervorliegendeBerichtistauseinerZusammenarbeitfolgenderOrganisationenhervorgegangen:

Pusch – Praktischer UmweltschutzDieStiftungPuschsetztsichfüreinegesundeUmwelt,dienach-haltige Nutzung natürlicher Ressourcen sowie für vielfältigeund artenreiche Lebensräume ein. Sie organisiert Kurse und Umweltunterricht,entwickeltHilfsmittelfürdieÖffentlichkeits-arbeit,bietetKaufhilfenfürgrüneProdukteundentwirftStrate-gienfürdenUmweltschutzvonmorgen.

WWF SchweizDerWWFSchweizwurdewiederWWF International 1961 inZürichgegründet. Erhat seinenSitz inZürich sowie regionaleBürosinLausanneundBellinzona.Mitüber260‘000Supporternist er die führendeNatur- undUmweltschutzorganisation derSchweiz.AlsengagierterPartnerimweltweitenWWF-Netzwerkwill der WWF Schweiz die weltweite Zerstörung der UmweltstoppenundeineZukunftgestalten, inderMenschundNaturinHarmoniemiteinander leben. Er setzt sichweltweitein fürdieErhaltungderbiologischenVielfalt,füreinenachhaltigeNut-zungdernatürlichenRessourcenundfürdieEindämmungvonUmweltverschmutzung und schädlichem Konsumverhalten.

HELVETAS Swiss IntercooperationHELVETAS Swiss Intercooperation ist eine Schweizer Entwick-lungsorganisation.InAfrika,Asien,SüdamerikaundOsteuropasetztsichHelvetasdafürein,dasssichdieLebensbedingungenbenachteiligter Menschen in ländlichen Regionen verbessern. Als Verein mit breiter Mitgliederbasis engagiert sich Helvetas auch im Inland.Mit Informations- und SensibilisierungsarbeitsowieüberdieTätigkeitdesFairShopswillHelvetasdieSchwei-zerBevölkerungaufdie LebenssituationunddieAnliegenderMenschen in Entwicklungsländern aufmerksam machen und sie anregen, das Engagement zugunsten benachteiligter Gemein-schaftenimSüdenmitzutragen.

Stiftung für Konsumentenschutz SKSDieStiftungfürKonsumentenschutz isteinebreitabgestützte,aberunabhängigeKonsumentenschutzorganisation.GegenüberWirtschaftundPolitikvertrittsiedieRechteundAnliegenderKonsumentinnenundKonsumentenundförderteinökologischundsozialvertretbaresKonsumverhalten.Gesunde,ökologischproduzierte Lebensmittel und somit eine tierfreundliche undnachhaltigeLebensmittelproduktionsindeinwichtigesAnliegender SKS. Sie unterstützt deshalb Labels, welche diesen Zielenentsprechen. Zudem setzt sich die SKS für verständliche undklareDeklarationen ein, damit die Konsumentinnen und Kon-sumenten informiertentscheidenkönnen,wasauf ihrenTischkommt.

Fédération romande des consommateurs FRCFRC–dasPendantderStiftungfürKonsumentenschutz inderRomandie–isteinnichtgewinnorientierter,unabhängigerVer-einmitmehrals 25‘000Mitgliedern. Seit 1959 setzt sich FRCfürdieRechtederKonsumentinnenundKonsumenteneinundfördertderenBewusstseinüberihrenEinflussundihreVerant-wortung als Konsumenten. Auf ihrer Webseite, in ihren Bera-tungsstellen, an Ständenundmit ihrenKursenbietet die FRCdenKonsumentenfundierteKaufhilfenan.FRCgibt10-malproJahr die unabhängige und werbefreie Zeitschrift «FRC Mieuxchoisir»heraus.FRCfinanziertsichhauptsächlichüberMitglie-derbeiträgeundbildetzusammenmitSKSundACSIdieAllianzderKonsumentenschutz-Organisationen.

Associazione consumatrici e consumatori della Svizzera Italiana ACSIACSI isteinnichtgewinnorientierter,unabhängigerVereinmitmehrals8‘000Mitgliedern.Seit1974setztsichACSIfüreinenverantwortungsbewussten Konsum sowie für den Schutz undRespektderRechtederKonsumentinnenundKonsumentenein.SiestelltKonsumentenunabhängigeInformationenzuverschie-denenKonsumthemenzurVerfügungundweistaufMissständeim Markt hin. ACSI unterhält einen telefonischen Beratungs-dienstfürProblemeundFragenimZusammenhangmitKäufen,Verträgen und Krankenkassen sowie persönlichen Budgetfra-gen.ACSIgibtachtmalproJahrdieZeitschrift«LaBorsadellaSpesa» heraus, leitet die Internet Website www.acsi.ch und eineFacebook-Seite.ACSIbildetzusammenmitSKSundFRCdieAllianzderKonsumentenschutz-Organisationen.

Page 30: BEWERTUNG DER - WWF

Hintergrundbericht 30

11. LITERATURVERZEICHNIS • BioSuisseKonferenzprotokoll(2014):Jahresmedienkonfe-

renz, Basel• BioSuisse(2014):Jahresbericht2014,Basel• BundesamtfürLandwirtschaftBLW(2015):MarktberichtFrüchteundGemüse

• BundesamtfürStatistikBfS(2012):Einkommens-undVer-brauchserhebung

• BundesamtfürUmweltBAFU:Verordnungvom9.Juni1986überumweltgefährdendeStoffe(Stoffverordnung,StoV)

• CommitteeOnSustainabilityAssessmentCOSA:BasicIndi-cators,http://thecosa.org/what-we-do/our-approach/defi-ne-the-pathway/#indicators

• CoopGenossenschaft(2014):Nachhaltigkeitsbericht2014• Dodgson,J.,Spackman,M.,Pearman,A.,&Phillips,L.(2001):DTLRmulti-criteriaanalysismanual.London,NationalEcono-micResearchAssociates(NERA)

• FoodandAgricultureOrganizationFAO(2013):SAFASustainability Assessment of Food and Agriculture System Guidelines,http://www.fao.org/fileadmin/templates/nr/sus-tainability_pathways/docs/SAFA_Guidelines_Final_122013.pdf

• GlobalSustainableSeafoodInitiativeGSSI(2013):GlobalBenchmarkToolforseafoodcertificationschemes

• GS1,BSDConsulting(2014):GS1Report:NachhaltigeWert-schöpfungsnetzwerke,Standards–Umsetzung–Perspektiven

• InternationalAssessmentofAgriculturalKnowledge,ScienceandTechnologyforDevelopmentIAASTD(2008):Agricultureat a crossroads

• InternationalTradeCenterITC,DeutscheGesellschaftfürInternationaleZusammenarbeitGIZ(2014):SustainableStan-dardComparisonToolSSCT

• ISEALAlliance(2013):CredibilityPrinciples,http://www.isealalliance.org/infographic/iseals-credibility-principles

•MaxHavelaar(2014):Jahres-undWirkungsbericht2014,MaxHavelaar-StiftungSchweiz

•MaxHavelaarPartnerkonferenz(2015):Konferenzprotokoll•Migros(2014):Geschäftsbericht2014• NicoleWettstein(2010):LebensmittelLabelingundstrategi-scheSegmentierungimSchweizerDetailhandel,Masterar-beitderETHZürich

• Rudolph,T.undWeber,M.(2013):KonsumententrendsimSchweizerLebensmitteldetailhandel:DasBranchenprofil2013/14,ForschungszentrumfürHandelsmanagementSt.Gallen

• Schneider,M.K.etal(2014):Gainstospeciesdiversityinorganicallyfarmedfieldsarenotpropagatedatthefarmlevel,NatureCommunications

• SchweizerTierschutzSTS(2012):STS-Report:TierschutzimLebensmittelhandel,Basel

• SustainableOrganicActionNetworkSOAAN(2013):BestPracticeGuidelineforAgricultureandValueChains,V1.0

•Weltagrarbericht:VorschlägefüreineLandwirtschaftvonmorgen,Berlin:ZukunftsstiftungLandwirtschaft

•WWF,SchweizerTierschutzSTS,StiftungfürKonsumenten-schutzSTS(2010):HintergrundberichtLabelsfürLebensmittel

•WWF:CertificationAssessmentTool(CAT),Factsheet:http://d2ouvy59p0dg6k.cloudfront.net/downloads/ffinal_wwf_cer-tification_assessment_tool_2015.pdf

• ZukunftsstiftungLandwirtschaft(2012):WegeausderHungerkrise – Die Erkenntnisse und Folgen des Weltagrar-berichts:VorschlägefüreineLandwirtschaftvonmorgen

Impressum Zürich 2015

Herausgeber: Pusch www.pusch.ch, WWF Schweiz www.wwf.ch, Helvetas www.helvetas.ch,SKSwww.sks.ch,FRCwww.frc.ch,ACSIwww.acsi.chText:SarahHerrmann(Pusch)unterMitarbeitvonOlivierRoos,MarianneStünzi(Pusch),CorinaGyssler,JenniferZimmermann(WWFSchweiz),MatthiasHerfeldt,KatharinaMeyer(Helvetas)undJosianneWalpen(SKS)Grafik:SusannaZopfi,HelvetasBilder:MatthiasLuggen