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Buchbesprechungen
GUNTER WRICKE: Populationsgenetik. Sammlung Goschen Band 5005, 174 S., 12 Abb., 10 Tab., Walter de Gruyter, Berlin - New York. 1972. DM 9,80.
Die wachsende Beachtung, welche die Populationsgenetik heute wegen ihrer grundlegenden Bedeutung fur die Evolutionstheorie, Zuchtungsforschung, Humangenetik und t!kologie findet, hat das Erscheinen einer deutschsprachigen Einfuhrung in das Fach schon seit mehreren Jahren wunschenswert erscheinen lassen. Mit WRICKES "Populationsgenetik" liegt nun erstmals ein Textbuch dieser Art vor.
Das Buch gliedert sich in drei Teile. Der erste Teil (18 S.) behandelt die Anderung der Populationsstruktur unter dem Paarungssystem Selbstbefruchtung. Der zweite Teil (85 S.) befaih sich mit der Zusammensetzung von Fremdbe/ruchterpopulationen. Ausgehend von den unter Panmixie sich einstellenden Gleichgewichten werden schrittweise die durch Inzucht, Mutation, Migration, Selektion und zufallige Drift verursachten Anderungen der Populationstruktur dargestellt. 1m dritten Teil (57 S.) schlieBlich findet sich ein Abri~ der Quantitativen Genetik. Hier liegen die Schwerpunkte auf den Modellansatzen zur Erfassung und Analyse der kontinuierlichen Merkmalsvariation sowie auf der genetischen Interpretation der Ahnlichkeit zwischen Verwandten und auf der Nutzung dieses Phanomens fUr die zuchterische Selektion.
Besonders deutlich treten in dem Buch die populations gene tisch relevanten Unterschiede zwischen autogamen und allogamen Organismen hervor. Das ist vor allem fUr den an pflanzlichen Populationen interessierten Leser wertvoll.
Bei der Stoffauswahl wurden bevorzugt Fragestellungen mit zuchtmethodischer Bedeutung berucksich tgt.
Bemerkenswert fUr eine nur 160 Textseiten starke Einfuhrung sind die zahlreichen - teils explizit, teils andeutungsweise - gegebenen Erweiterungen des fur diploide Organismen ublichen Ein-Genort-Modells auf Kopplung, Epistasie und Autotetraploidie.
Leider wagt der Autor nur sehr bescheidene Grundkenntnisse in Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik vorauszusetzen. Dadurch sieht er sich gelegentlich gezwungen, theoretische Zusammenhange umstandlicher als notig darzustellen und bei etwas komplizierteren Formeln auf eine Ableitung zu verzichten. In letzteren Fallen wird jedoch stets auf einschlagige Quellen verWlesen.
Soweit es der Rezensent beurteilen kann, weist das Buch keine nennenswerten sachlichen Fehler auf. Sehr haufig sind dagegen Druckfehler anzutreffen. Einige von diesen sind nur yom sachkundigen Leser als solche erkennbar.
In einer etwaigen Neuauflage sollten mathematische Symbole auf jeden Fall kursiv gedruckt werden. Ferner soIl ten Schatzwerte grundsatzlich als solche kenntlich gemacht werden (z. B. durch ein "Dach" uber dem entsprechenden Parameter).
Alles in allem kann das Buch als gelungene EinfUhrung in die Populationsgenetik bezeichnet werden. Es erscheint uneingeschrankt empfehlenswert fUr aIle naturwissenschaftlich vorgebildeten Leser, die sich einen ersten Einblick in dieses Fachgebiet verschaffen wollen Auch als vorlesungsbegleitendes Lehrbuch fUr populationsgenetische Grundkurse ist es gut geeignet. Nach einsemestriger Arbeit mit dem Buch in einer propadeutischen Lehrveranstaltung fUr Agrarbiologen (Hohenheim, Sommersemester 1971) fand es bei der uberwiegenden Zahl der Studenten in inhaltlicher wie auch didaktischer Hinsicht eine positive Beurteilung.
Der Preis des Bandes liegt erfreulicherweise niedrig genug, urn jedem ernsthaft interes-sierten Leser die Anschaffung zu ermoglichen. H. H. GEIGER (Stuttgart-Hohenheim)