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Version 1.0
Stand: 24.11.2012
CC BY-SA-NC 3.0
HAND(LUNGS)BUCH Das Handlungsbuch als Anregung und Einladung zum
Handeln, Mitgestalten und Multiplizieren von OTELO,
im Bewusstsein:
„Das OTELO-Modell ist zwar immer unfertig
aber schon sehr ansteckend!“
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Rahmen
Projekt: ID-Nummer: 30264LD Netzwerk-Otelo-Werknetz
Autor/innen = Redaktionsteam
Martin Hollinetz, OTELO Georg Ottinger, OTELO
Hannelore Hollinetz, OTELO Richard Schachinger, OTELO
Wolfgang Mader, SPES GmbH Alexander Hader, SPES GmbH
Katharina Haider, SPES GmbH
Gast- und Coautor/innen Sarah Funk, ScienceCenter-Netzwerk
Raffaela Then, Ashoka Österreich Stefan Haslinger, KUPF Oberösterreich
Ambros Pree, elements consult Veronika Ratzenböck, Anja Lungstraß, Xenia Kopf
österreichische kulturdokumentation. internationales archiv für kulturanalysen Thomas Duschlbauer, Kreatives OÖ
Bgmin Uli Böker, Ottensheim Bgm. Herbert Brunsteiner, Vöcklabruck
Sigrid Ecker, OTELO Ottensheim Josef Aigner, OTELO Gmunden
Angelika Zachl, SPES Rio+20 Praktikantin
Fotoquellen: Die Fotos stammen aus privaten Quellen und da vor allem von Josef Aigner, der die Fotos für die Veranstaltung am 24.11.2012 als Präsentation aufbereitet hat und Martin Hollinetz
Ein Projekt im Rahmen des Programmteils impulse Förderungsmaßnahme impulse LEAD
mit Unterstützung des Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend
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INHALTSVERZEICHNIS
1) INTRO .......................................................................................................................... 5
2 JAHRE OTELO – (UN)FERTIG UND ANSTECKEND ....................................................................................... 5
LUST VOR LEISTUNG .......................................................................................................................................... 5
OTELO NOW – EINE OFFENE ZUKUNFT DES MÖGLICHEN ......................................................................... 5
2) DIE OTELO CHARTA ....................................................................................................... 7
3) WARUM OTELO? .......................................................................................................... 9
SYSTEMISCHER FREIRAUM ................................................................................................................................ 9
RAUM UND ZEIT FÜR IDEEN ........................................................................................................................... 12
DRUCK RAUS! LUST REIN! .................................................................................................................................. 12
INNOVATIONSRÄUME IN REGIONEN................................................................................................................... 12
4) OTELO IM KONTEXT DER GESELLSCHAFT – EXTERNE BETRACHTUNGEN & SICHTWEISEN
.................................................................................................................................. 14
AUS DEM LOGBUCH DER ERSTEN OTELOS ........................................................................................................ 14
KUPF – KULTURPLATTFORM OBERÖSTERREICH ................................................................................................ 19
EIN VERSUCH HERAUSZUFINDEN WAS OTELO IST? .......................................................................................... 19
WAS HAT OTELO MIT SOZIALER INNOVATION ZU TUN? EINE ANNÄHERUNG .................................................. 23
OTELO IMPULSGEBER DES REGIONALKAPITAL .......................................................................................... 28
OTELO OFFENES TECHNOLOGIELABOR ...................................................................................................... 35
OTELO IN O-HEIM GELANDET! ..................................................................................................................... 39
EINE CHANCE, DIE GENUTZT WURDE – OTELO IN VÖCKLABRUCK .................................................................... 40
DAS POSTMODERNE KÖNNEN ........................................................................................................................ 41
PERSÖNLICHE ZUGÄNGE - KURZSTATEMENTS VON OTELO NUTZERINNEN ........................................... 44
5) ENTSTEHUNGSPROZESS OTELO – SOFT FACTS ............................................................. 47
ENTSTEHUNGSPROZESSE AUS GEMEINDE- UND REGIONALENTWICKLUNGSSICHT ............................................ 47
DAS PULSIEREN UNFERTIGER ORGANISATIONEN .............................................................................................. 48
PHASEN EINER OTELO ENTSTEHUNG .............................................................................................................. 53
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GEDANKEN ZUR ORGANISATIONSENTWICKLUNG/-STRUKTUR DER STANDORTVEREINE .................................. 63
6) RAHMENBEDINGUNGEN – HARD FACTS ...................................................................... 68
STANDORT ........................................................................................................................................................ 68
FINANZIERUNGSGRUNDLAGE ......................................................................................................................... 69
7) LEBENDIGES NETZWERK ............................................................................................. 70
COMMUNITY BUILDING ................................................................................................................................... 70
OTELO PUBLIC JUMP ..................................................................................................................................... 72
LEBENDIGES, OFFENES OTELO (OTELO SERVICES)................................................................................ 76
8) MODELL KNOW-HOW – INTERNATIONAL .................................................................... 81
FABLAB ............................................................................................................................................................ 81
HACKERSPACE ................................................................................................................................................. 81
COWORKING ..................................................................................................................................................... 82
UNPERFEKTHAUS IN ESSEN ............................................................................................................................ 82
THE HUB ......................................................................................................................................................... 82
BETAHAUS ........................................................................................................................................................ 83
OSTSINN ........................................................................................................................................................... 83
SPEKTRAL ......................................................................................................................................................... 83
9) STOLPERSTEINE AM WEG ........................................................................................... 84
10) PROZESSBEGLEITUNG OTELO ............................................................................... 86
11) ANHÄNGE ............................................................................................................ 87
PRÄSENTATION OTELO VON MARTIN HOLLINETZ .................................................................................... 87
MUSTERSTATUTEN FÜR STANDORTVEREINE: ...................................................................................... 95
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1) Intro
2 Jahre OTELO – (un)fertig und ansteckend
Die Idee, Opas Bastelkeller für die heutige Zeit im ländlichen Raum neu zu erfinden und in ihm auch
ein disziplinen- und generationen-überspannendes Community Building anzuregen, hat
gesellschaftliche Kraft und befriedigt ein dringendes Bedürfnis. OTELO, das 2010 im Salzkammergut
gegründete Offene Technologielabor, ist über die ersten Gemeinden Gmunden und Vöcklabruck
hinaus gewachsen, hat sich über Oberösterreich ausgebreitet, wo in Kirchdorf, Ottensheim und
Vorchdorf bereits weitere OTELOs entstanden sind. Sogar in Deutschland, in Angermünde bei Berlin,
haben Begeisterte ein Offenes Technologielabor geschaffen. Auch an anderen Standorten laufen
Vorbereitungen zur Gründung von OTELO Standorten.
Lust vor Leistung
OTELO schreibt in seiner Charta, dass die Lust am Kreativsein das allererste Ziel ist, dass alles was in
den Kleinlaboren, den Nodes, passiert, nicht den Zwängen des traditionellen Ausbildungssystems
oder auch der unmittelbaren wirtschaftlichen Verwertung unterworfen sein soll. Wenn also
Elektronik-Bastler eine Tesla-Spule bauen, RadiomacherInnen fürs Freie Radio produzieren, Seife
gesotten, Schmuck entworfen wird, T-Shirts mit Siebdruck designed werden, wenn Lehmöfen,
Solartrockner oder 3D-Drucker gebaut werden, wenn Kinder „lebendiges“ Spielzeug programmieren,
wenn in einer DenkBar offen und auf alternative Weise konferiert wird, wenn ein „Kost nix-Laden“
geführt oder Insekten gebraten und gegessen werden, dann herrscht kein Erfolgszwang, kein
Zeitdruck und es wird schon gar nicht benotet. Es darf und soll Verrücktes ausprobiert werden. Und
das Projekt darf scheitern.
Der Grundsatz und Ansatz, dass Lust vor Leistung steht, und trotzdem oder genau deshalb im OTELO
Start-ups gelingen, junge FirmengründerInnen heranreifen, hat dem Wirtschaftsministerium so gut
gefallen, dass es dem Verein OTELO vor zwei Jahren ein großes Förderprojekt zugesprochen hat:
OTELO NOW.
Der Verein konnte für die Aufbauarbeit Menschen anstellen, Workshops und Veranstaltungen
inszenieren, Gerätschaften kaufen und professionelle Öffentlichkeitsarbeit machen.
Der Auftrag lautete: OTELO modellhaft und übertragbar so zu entwickeln, dass jeder Ort mit diesem
Know-how seinen ganz individuellen offenen Laborstandort errichten und sich die Konzeptarbeit, die
Mühen und blutigen Irrtümer des Anfangs weitgehend ersparen kann.
OTELO NOW – eine offene Zukunft des Möglichen
Das vom Bundesministerium für Wirtschaft, Jugend und Familie geförderte Projekt OTELO NOW
endet im Dezember 2012. Dieses Projekt hat in den letzten zwei Jahren die Entwicklung von OTELO
maßgeblich beeinflusst und unterstützt. Die gesetzten Ziele wurden in vielen Bereichen weit
übertroffen – ein Zeichen für die Notwendigkeit regionaler kreativwirtschaftlicher Strukturen und
auch für das Schaffen von Freiräumen.
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Ein Ergebnis vom Projekt OTELO NOW ist dieses „Hand-lungs-buch“. Es soll inspirieren, Einblicke in
die Entstehungsprozesse geben, Erfahrungen vermitteln und: es lädt bewusst zum „HANDELN“ ein.
Wie so vieles im OTELO lebt das Handlungsbuch durch Teilen, es ist frei verfügbar und nutzbar, ist
unfertig und wird sich, wie die OTELO Idee, weiterentwickeln.
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2) Die OTELO Charta
Zwischenstand 24.11.2012 – der Entwicklungsprozess wird auch nach der Erstpräsentation des Handlungsbuches weiterlaufen. Nutzen wollen wir dazu persönliche Treffen und virtuelle Hilfsmittel, wie die Plattform „PiratePad“. Die OTELO Charta ist das verbindende und tragende Element zwischen den einzelnen OTELO Standorten und Organisationen.
"OTELO sind inspirierende Gemeinschafts-(T)Räume, die einladen Ideen miteinander zu teilen und zu verwirklichen."
(Quelle: Mission-Statement, entwickelt im DragonDreaming-Seminar in Kirchdorf) Gemeinschaft.Zugehörigkeit.Kooperation.Verbundenheit.Balance.Sicherheit. OTELOs bilden Gemeinschaften für experimentierfreudige Akteure/innen und für gesellschaftspolitische Initiativen. Sie laden zur aktiven Beteiligung ein. OTELO bietet einen Organisationsrahmen, der die Beteiligten bei der Entwicklung von Ideen und bei experimentellen Aktivitäten unterstützt. Die Otelos fühlen sich frei zusammenzuarbeiten, z.B. durch Informationsaustausch, gemeinsame Kommunikation, Programmaustausch oder die gemeinsame, freiwillige Realisierung von Projekten. Auch gegenseitige Besuche für neue Impulse und kennenlernen gemeinsamer interessen sind wünschenswert. Otelo kooperiert mit Bildung, Forschung, Wirtschaft, Politik, Medien in gemeinsam entwickelten Aktivitäten und Projekten - ohne sich dabei in existenzielle Abhängigkeit bestehender Systeme zu begeben. Teilen.Freisetzen.Austausch.Mitteilen. Jede Idee, die den Kopf nicht verlässt, ist eine verlorene Chance. Gute Ideen finden Gehör, völlig unabhängig von Machbarkeit und ökonomischen Hintergrund. Durch gemeinsame Entwicklungen und Austausch von Wissen und Potential entstehen neue Arbeitsweisen. Crowdsourcing und -funding sowie Open Source Projekte zeigen dass Teilen von Ideen, Wissen und Ressourcen, mit Leichtigkeit finanzielle Kräfte freisetzen kann. Freiraum.regional wirksam. Die OTELOs leben von der Idee, Menschen einen offenen Raum für kreative und technische Aktivitäten zu ermöglichen. Die Räumlichkeiten, die von einer Kommune oder von Privat als Basisinfrastruktur zur Verfügung gestellt werden, werden durch Selbstorganisation und Eigenverantwortung des jeweiligen OTELO-Standortvereins belebt. Otelo selbst versteht sich als FreiRaum im lokalen und regionalen Raum und unterstützt die regionale Entwicklung, mitunter auch mit nationalen oder transnationalen Projekten und Netzwerken. Mit diesem Rahmen möchte Otelo die Voraussetzung schaffen, Personen jeden Alters bei der Entwicklung, Vertiefung und Umsetzung eigener Ideen in der Region zu unterstützen. Spannende Begegnungen, Austausch und gemeinsam erlebte Inspirationen bringen neue Prozesse voran.
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Otelo spielt mit seinen Aktivitäten eine Rolle in der Regionalentwicklung und möchte dem so genannten „Brain Drain“ - dem Abwandern kreativer Geister aus dem ländlichen Raum - Konzepte entgegensetzen. Freude.Intensität.Suchen. Wer sich wirklich frei auf die Suche nach Erkenntnis machen, braucht Strukturen jenseits von marktkonformen oder ergebnisorierentierten Sichtweisen. Das Probieren, das sich Verirren und auch das Fehler machen, ist Teil dieses Suchens. Es muss nichts Funktionierendes oder Verwertbares entstehen. Druck raus und Lust rein, der Fluss der Energie während des Tüftelns ist oft wertvoller als das fertige Objekt. FreiDenken.QuerDenken.Experimentieren. Unkonventionelle Formen von Zusammenarbeit, Vermittlungskonzepten, Berufsorientierung und sozialer Interaktion bringen Lebendigkeit und Authentizität für alle Beteiligten. Entfaltung.Selbstermächtigung.Schaffen. Otelo handelt im Bewußtsein wertschätzender Anerkennung persönlicher Potentiale und seiner freien Entfaltung. Ob dies dem persönlichen Wachstum dient, zu einer Selbständigkeit in der Kreativwirtschaft oder zur „Community Production“ im Sinne einer Selbstermächtigung führt, ist gleich wertvoll. Offenheit.Unabhängigkeit.Transparenz.Selbstreflexion. OTELO ist selbst ein Experiment einer veränderten Gesellschaftsform. OTELO versteht sich als eigenes, lebendiges System, und läßt sich von bestehenden Gesellschaftssystemen und Institutionen nicht vereinnahmen, damit es Freiheiten hat unser Gesellschaftssystem in Richtung Nachhaltigkeit und Menschenwürde zu beeinflussen. OTELOs erschaffen eine selbstbestimmte, solidarische, nachhaltige, emanzipatorische und offen bleibende Gesellschaftstrukur. Diese wird durch eine gleichberechtigte Meinungsvielfalt innerhalb der Gruppe bereichert und findet ihre Übereinkünfte ohne hierarchische Strukturen.
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3) Warum OTELO?
Systemischer Freiraum
OTELO ist die Abkürzung für Offenes Technologielabor und ermöglicht einen einfachen Zugang zu
Anwendungsfeldern der Naturwissenschaft, Technik und Kunst. Es bietet einen
Organisationsrahmen, der die Beteiligten bei der Entwicklung von Ideen, bei experimentellen
Aktivitäten aber auch bei der Planung und Durchführung von Projekten unterstützt.
OTELO ermöglicht einen Beteiligungsraum, der bewusst als Frei- und Spielraum postuliert wird.
Natürlich sind diese beiden Begriffe bei OTELO sowohl physische als auch psychische Komponenten,
die sich bei einer systemischen Betrachtung der Region zu einem Grunderfordernis für regionale
Entwicklung entpuppen. OTELO bewegt sich zwischen verschiedenen regionalen Systemen, die
aufgrund des Bestrebens auf Selbsterhaltung (Selbstreferenzialität) nur noch widerwillig mit anderen
Systemen kooperieren. Wenn neue Systeme entstehen werden diese oft als Bedrohung
wahrgenommen. Es folgt entweder der Versuch das neue System zu assimilieren oder es wird
bekämpft. Diese Strategien lassen sich eindrucksvoll im Bildungssystem, im Wirtschaftssystem, im
Sozialsystem, besonders auch im politischen System, aber auch im Verwaltungs- und Rechtssystem
beobachten. Aber wo ist dann soziale Innovation noch möglich? Die gute Nachricht ist, dass es in
jedem dieser Systeme auch weiche Stellen gibt, Menschen, die ihre Gestaltungsmacht nutzen, Neues
zulassen und behutsam in das System einschleusen. Diese Menschen zu stärken ist einer der
wichtigsten Faktoren für die regionale Entwicklung.
Damit diese Stärkung erfolgen kann, braucht es jedoch auch einen definierten Raum, der als
geschützter Freiraum für die Entwicklung von Ideen, für Inspirationen, für experimentelles Arbeiten,
für den Austausch zwischen den Systemen wahrgenommen werden kann. Dieser Raum kann als
systemfreier Raum gedacht werden, wenngleich es natürlich ein von Menschen inszenierter Raum
ist. Aber genau diese Botschaft bewirkt, dass sich Menschen inspirieren lassen, gemeinsam neue
Ideen entwickeln, beginnen das zu realisieren, was sie wirklich, wirklich wollen, so wie es Frithjof
Bergmann als Kernbotschaft der Neuen Arbeit, Neuen Kultur auf den Punkt bringt. Damit so ein
Raum entsteht braucht es jedoch eine
Gruppe von Menschen und auch den
Willen einer Kommune so einen Raum zu
ermöglichen und auch zu erhalten. Mit
dem OTELO Modell versuchen wir so
einen Raum nicht nur zu erschaffen,
sondern auch als wichtigen regionalen,
systemübergreifenden Entwicklungsraum
zu erhalten. Das erfordert Organisation,
ein Wertesystem, das dieser Idee auch
Bedeutung und damit Kraft verleiht und
natürlich auch die Bereitschaft zu
Kooperation.
OTELO will, wie Gerald Hüther anregt, inspirieren, einladen und beim Selber-tun begleiten, will
Möglichkeiten schaffen und Menschen neuen (Handlungs)spielraum verschaffen. OTELO kämpft
nicht gegen Systeme, sondern lädt die Menschen darin ein sich inspirieren zu lassen und gemeinsam
neue Wege zu ergründen und auszuprobieren. OTELO fungiert mit seinen Freiräumen als
Netzwerkknoten und Schnittstelle zwischen den unterschiedlichen Systemen und ermöglicht so
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Innovationen in verschiedensten Bereichen. OTELO lädt ein in der Region Veränderung zu denken
und sie auch zu (er)leben, eigene persönliche Potenziale zu entfalten und sie mit anderen Menschen
zu teilen.
Begeisterung ist Doping für Geist und Hirn
Neue Erkenntnisse der Hirnforschung – Wie Eltern lernen können, sich selbst und ihre Kinder zu begeistern
Quelle: http://www.gerald-huether.de/populaer/veroeffentlichungen-von-gerald-huether/texte/begeisterung-gerald-huether/index.php
Leider können sich Erwachsene nur vereinzelt an ihre ersten Kindheitserlebnisse erinnern. Erinnern an dieses Glücksgefühl, mit dem sie sich als kleines Kind auf den Weg gemacht haben, die Welt zu entdecken. Sie können sich kaum entsinnen an diese unglaubliche Offenheit, Gestaltungslust und Entdeckerfreude. Sie haben nur eine getrübte Vorstellung von dieser den ganzen Körper durchströmenden Begeisterung über sich selbst und über all das, was es damals zu entdecken und zu gestalten gab. Wären diesen Erinnerungen präsenter, wären viele Sorgen, Probleme und Nöte des Erwachsenseins gar nicht existent. Leider ist vielen Erwachsenen genau das, weitgehend verloren gegangen was einem Kind die pure Lebensfreude vermittelt: die Begeisterung. Zwanzig bis fünfzig Mal am Tag erlebt ein Kleinkind einen Zustand größter Begeisterung. Und jedes Mal kommt es dabei im Gehirn zur Aktivierung der emotionalen Zentren. Die dort liegenden Nervenzellen haben lange Fortsätze, die in alle anderen Bereiche des Gehirns ziehen. An den Enden dieser Fortsätze wird ein Cocktail von neuroplastischen Botenstoffen ausgeschüttet. Diese Botenstoffe bringen nachgeschaltete Nervenzellverbände dazu, verstärkt bestimmte Eiweiße herzustellen. Diese werden für das Auswachsen neuer Fortsätze, für die Bildung neuer Kontakte und für die Festigung und Stabilisierung all jener Verknüpfungen gebraucht, die im Hirn zur Lösung eines Problems oder zur Bewältigung einer neuen Herausforderung aktiviert worden sind Das ist der Grund, warum wir bei all dem, was wir mit Begeisterung machen, auch so schnell immer besser werden. Jeder kleine Sturm der Begeisterung führt gewissermaßen dazu, dass im Hirn ein selbsterzeugtes Doping abläuft. So werden all jene Stoffe produziert, die für alle Wachstums- und Umbauprozesse von neuronalen Netzwerken gebraucht werden. So einfach ist das: Das Gehirn entwickelt sich so, wie und wofür es mit Begeisterung benutzt wird. Deshalb ist es entscheidend, sich als Heranwachsender oder Erwachsener diese Begeisterung zu bewahren. Leider erleben wir im Laufe unseres Lebens alle zu oft das Gegenteil. Wir stellen fest, dass uns die anfängliche Begeisterung, mit der wir uns als kleine Entdecker und Gestalter unserer Lebenswelt auf den Weg gemacht haben, beim Älterwerden zunehmend abhandenkommt. Denn wie oft überwältigt uns heute noch ein Sturm der Begeisterung? Einmal pro Tag, einmal pro Woche? Einmal im Monat? Das Schlüsselwort zur Beantwortung dieser Frage heißt: Bedeutsamkeit. Damit wir uns für etwas begeistern, muss es bedeutsam für uns selbst sein! Das ist die Krux. Für ein kleines Kind ist noch fast alles bedeutsam, was es erlebt, erfährt und unternimmt. Aber je besser es sich später in seiner Lebenswelt einzurichten und zurechtzufinden gelernt hat, desto unbedeutender wird alles andere, was es in dieser Welt sonst noch zu entdecken und zu gestalten gibt. Wir sind gefangen in Routine. Indem wir älter werden, Erfahrungen sammeln und unsere
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Lebenswelt nach unseren Vorstellungen gestalten, laufen wir zunehmend Gefahr, im Hirn einzurosten. Wir kennen „unsere Pappenheimer“ und wissen „wie der Hase läuft“. Wir erledigen unseren Job. Wir machen, was getan werden muss. Wir funktionieren. Der Preis dafür ist hoch: für uns verliert das Leben seinen eigentlichen Reiz. Alles ist gleichermaßen bedeutsam oder unbedeutsam. Wir haben zwar unser Leben optimal in den Griff bekommen; unsere kindliche Begeisterungsfähigkeit mit seinen ganzen Reizen für unseren Geist haben wir aber bis zur Leblosigkeit abgewürgt. Es ist dringend an der Zeit, dass wir als Gesellschaft dieser negativen Entwicklung entgegensteuern. Denn wie es einem einzelnen Menschen mit der fehlenden Begeisterung ergeht, ergeht es auch unserer menschlichen Gemeinschaft. Wir erleben das Tag für Tag in der Familie, der Schule, dem Beruf. Unsere ganze Gesellschaft hat gewissermaßen kollektiv die Begeisterungsfähigkeit verloren. Es fehlt ihr sichtbar an Kreativität, Lebensfreude, Entdeckerlust und Gestaltungskraft. Daher dümpelt sie in eingefahrenen Routinen mit festgefügten Verwaltungsstrukturen dahin. Sie hat alles – scheinbar – im Griff und lässt sich sogar von Krisen kaum noch erschüttern. Sie funktioniert noch, aber sie lebt nicht mehr. Dazu kommt: den allermeisten Menschen (unseren Verwandten, Freuden, Arbeitskollegen) wird es immer wichtiger, gut zu funktionieren. So funktionalisiert diese begeisterungslos gewordene Gesellschaft erst ihre Erwachsenen und am Ende sogar noch ihre Kinder. Die werden mit Wissen abgefüllt und es werden ihnen bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten beigebracht, anstatt in ihnen die Fackel der Begeisterung am eigenen Entdecken und Gestalten zum Lodern zu bringen. Die moderne Hirnforschung kennt den Weg hinaus aus diesem Dilemma. Sie hat wissenschaftlich ergründet: Alles, was Menschen hilft, was sie einlädt, ermutigt und inspiriert, eine neue, andere Erfahrung zu machen als bisher, ist gut für das Hirn und damit gut für die Gemeinschaft. Menschen, denen es gelingt, ihr Gehirn noch einmal auf eine andere als die bisher gewohnte Weise zu benutzen, bekommen ein anderes Gehirn. Menschen, die sich noch einmal mit Begeisterung für etwas öffnen, was ihnen bisher verschlossen war, praktizieren dieses wunderbare Selbstdoping für das eigene Gehirn. Die Wissenschaft nennt diesen Prozess Potenzialentfaltung. Es ist das genaue Gegenteil von dem, was die meisten Menschen gegenwärtig betreiben: bloße Ressourcennutzung. So lautet die frohe Botschaft der Hirnforscher: Wer sein Gehirn nicht zu einer Kümmerversion dessen machen will, was daraus hätte werden können, der muss seine kindliche Begeisterungsfähigkeit zurück gewinnen. Er muss sich einladen, ermutigen und inspirieren lassen, die Welt noch einmal so zu betrachten, wie damals, als er noch ein Kind war: mit all der Entdeckerfreude und Gestaltungslust, die als Anreiz und Dünger für das eigene Hirn gebraucht werden. Um bei Heranwachsenden die kindliche Begeisterung dauerhaft virulent zu halten und sie immer wieder neu zu entfachen, müssten die Eltern die Rolle des Motivators übernehmen. Sie könnten, ihre Kinder resistent machen gegen Routine, Trägheit und Trübsal. Das kann aber nur gelingen, wenn sich diese Eltern ihre Befähigung zur Potenzialentfaltung selbst erhalten haben; wenn sie selbst weiter in das Leben verliebt sind und sich für all das begeistern, was dieses Leben tagtäglich in seiner ganzen Buntheit und Schönheit bietet – wie damals, als sie selbst noch kleine Kinder waren. Eltern, die ein allzu funktionalisiertes Leben bereits in Rolle des Ressourcennutzers gedrängt hat, brauchen allerdings selbst einen äußeren Antrieb, um zurückzufinden zu einer authentischen Begeisterung, die sie auf ihre Kinder übertragen können. Sie müssten ihren Kindern wirklich neue Perspektiven, als Gestalter, nicht aber als Bewältiger ihres Lebens bieten. Familie und Schule bilden vor diesem Hintergrund ein Beziehungsgeflecht, in dem alle Beteiligten Lehrer, Eltern und Kinder gemeinsam ihre Begeisterung am Entdecken und Gestalten wiedererlangen können. Zu entdecken, mit welchen Methoden und Angeboten die Kinder für das Lernen und die kreative Nutzung von Wissen begeistert werden können, müssten Eltern und Lehrer sich selbst begeistern. Nur wer in der Lage ist, sich an den Kindern zu begeistern, wird in der Lage sein, ihnen auch genug Begeisterungs-Doping für ihr Hirn mit auf den weiteren Lebensweg zu geben.
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Raum und Zeit für Ideen
OTELO lebt von der Idee, Menschen einen offenen Raum für kreative und technische Aktivitäten zu
ermöglichen. Eine Idee, die auf einen geschützten Entwicklungs- und Experimentierraum für
experimentelles und gemeinsames Schaffen setzt. Eine Idee, die Anwendungsfelder aus Technik,
Medien und Kunst öffnet und miteinander verbindet. Darum trägt OTELO diese Idee auch im Namen:
OTELO ist das Offene Technologielabor.
OTELO selbst versteht sich als Modell, das diese Idee abseits urbaner Ballungszentren mithilfe von
kostenloser Basisinfrastruktur, niederschwelligen Gemeinschaftsräumen und Kleinlaboren – den so
genannten „Nodes“ – realisiert. Mit diesem einfachen Rahmen möchte OTELO die Voraussetzung
schaffen, Personen jeden Alters bei der Entwicklung, Vertiefung und Umsetzung eigener Ideen in der
Region zu unterstützen und zu begleiten. Gleichzeitig sollen Begegnungen, Austausch und
gemeinsam erlebte Inspirationen ermöglicht werden. Damit ist dieses Modell in erster Linie auch ein
soziales, das die Basis für interessante Betätigungsmöglichkeiten in der Gruppe schafft und den
Grundstein für „Community Building“ legt.
Druck raus! Lust rein!
OTELO legt großen Wert darauf, sich mit den Themenbereichen – beispielsweise
Naturwissenschaften, technische Innovationen oder digitale Künste – grundsätzlich auf lustvolle,
verspielte oder träumerische Weise zu beschäftigen ohne jeglichem Druck, Zwängen oder Vorgaben
ausgesetzt zu sein. Es muss nichts Funktionierendes oder Verwertbares entstehen – so lautet die
Grundphilosophie. Damit unterscheidet sich OTELO gravierend von herkömmlichen
Ausbildungseinrichtungen oder konventioneller Lohnarbeit. OTELO geht es um die wertschätzende
Anerkennung persönlicher Potenziale und die freie Entfaltung eben dieser. Ein etwaiges Münden
dieser Prozesse entweder in der selbstständigen Kreativwirtschaft oder in der „Community
Production“ im Sinne einer Selbstermächtigung wird bewusst offen gelassen.
OTELO kooperiert mit Bildung, Forschung, Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Medien in gemeinsam
entwickelten Aktivitäten und Projekten – ohne sich dabei in existenzielle Abhängigkeit bestehender
Systeme zu begeben. Gleichzeitig unterstützt OTELO Beteiligte bei der Planung und Durchführung
von eigenen Projekten und setzt mittels Workshopprogrammen inhaltliche Impulse. Damit spielt
OTELO auch eine Rolle in der Regionalentwicklung und möchte dem so genannten „Brain-Drain“ –
dem Abwandern kreativer Geister aus dem ländlichen Raum – experimentelle Konzepte
entgegensetzen.
Innovationsräume in Regionen
Im Rahmen der OTELO Machbarkeitsstudie (RMOÖ 2008) konnte aufgezeigt werden, dass die
Innovationsräume in Form von Keller- oder Garagenwerkstätten mittlerweile auch im ländlichen
Raum zunehmend verschwinden. Innovationsräume zu schaffen, die gezielt verschiedene
Interessens- und Altersgruppen ansprechen, ist ein vorrangiges Ziel regionaler Entwicklung. Nicht nur
der Erhalt der Lebensqualität steht im Vordergrund, sondern auch die zukunftsfähige wirtschaftliche
Entwicklung ländlicher Gebiete. Innovation ist aus unserer Sicht von drei Dimensionen geprägt, die
gezielt mit einem OTELO angesprochen werden. Das „Offene Technologielabor“ setzt sich aus drei
Begriffen zusammen, werden jeweils zwei dieser Begriffe in Beziehung gesetzt dann wird das
Innovationspotential von OTELO in seiner Gesamtheit ersichtlich.
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Zielorientierte Innovation
„Am Land gibt es das noch nicht!“
Ein OTELO strebt das Ziel an, wirklich neue Ideen zu kreativwirtschaftlichen Bereichen zu entwickeln.
Dafür werden Rahmenbedingungen geschaffen, die es ermöglichen neue Ideen zu entwickeln und
auch in Richtung experimenteller Umsetzung zu begleiten. Strukturen, die es bisher im ländlichen
Raum nachweislich nicht gibt und die durch ein OTELO erst geschaffen werden.
Das Offene Labor lädt ein zum Träumen und ist somit Ziel-orientiert.
Kontextbezogene Innovation
„Generationsübergreifend statt Studenten-Bastelclub.“
Wir sprechen mit OTELO eine wesentlich breitere Zielgruppe - vom Kind bis zum Pensionisten - an.
Erwachsene, die mitten im oder am Ende des Berufslebens stehen, bieten sich an, in Projekten als
Experte/-in und Senior Assistent, aber ja nicht als Oberlehrer/-in zur Verfügung zu stehen. Urbane
Projekte sind sehr an Personen zwischen 18 und 35 orientiert und schöpfen ihr Potenzial primär aus
dem studentischen Umfeld. Dieses Umfeld existiert im ländlichen Raum jedoch nicht. Das Potenzial
für ein OTELO ergibt sich aus einer wesentlich breiteren Zielgruppe, die gezielt angesprochen werden
kann. Das OTELO optimiert somit bestehende Modelle für den ländlichen Raum = kontextorientierte
Innovation!
Das Technologielabor macht Reflexion und Kritik möglich und ist somit kontext-orientiert
Prozessorientierte Innovation
„Wer keine Fehler macht, macht sicher etwas falsch!“
Das OTELO versucht über einen regionalen Prozess eine neue Wertschöpfungskette in Gang zu
bringen. Durch die Unabhängigkeit der Organisation von bestehenden Systemen kann hier auch für
traditionelle Bereiche ein Innovationsraum entstehen, der deren Potenziale wieder zur Entfaltung
bringt. Besonders in den Prozess einbezogen werden Wirtschafts-, Bildungs- und Forschungssysteme.
Außerdem werden diese mit künstlerisch-kreativen Prozessen in Berührung gebracht. Durch die
zusätzliche Einbeziehung des Mediensystems erreichen wir eine breite Verankerung in der regionalen
Wahrnehmung.
Die Offene Technologie ermöglicht das Tun und ist somit prozess-orientiert!
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4) OTELO im Kontext der Gesellschaft – externe
Betrachtungen & Sichtweisen
Wenn jetzt von verschiedenen, die Gesellschaft strukturierende Systeme gesprochen wird, stellt sich
natürlich die Frage, wie diese Systeme OTELO bisher wahrgenommen haben. Wir haben dazu einige
externe Sichtweisen angefragt und dankeswerter Weise auch schriftlich bekommen. Wir möchten
diese Sichtweisen an dieser Stelle einbringen, damit die Darstellung nicht auf die Innensicht begrenzt
bleibt. Wir wollen damit auch den Bogen weit über das Organisationskonzept hinausspannen und
hier auch größere Bedeutungsräume betreten.
Aus dem Logbuch der ersten OTELOs
Sarah Funk, ScienceCenter-Netzwerk
OTELO NOW. Der Projekttitel spricht für sich. Innerhalb von etwas mehr als drei Jahren ist aus einer
Idee eine regionenübergreifende Bewegung geworden, die an mittlerweile sieben Standorten von
unterschiedlichen Personen engagiert weitergetragen und an lokale Gegebenheiten angepasst wird.
Seit seiner Gründung ist der Verein OTELO Partner im ScienceCenter-Netzwerk und wird von uns in
verschiedenen Projekten wissenschaftlich begleitet. Die Prozessbegleitung ist eine spannende
Aufgabe, da sie erlaubt eine fordernde, aber positiv fördernde Außenperspektive einzubringen und
im Sinne des Projekts Impulse und Anregungen zum Weiterdenken zu geben.
Dieser Beitrag ist als Momentaufnahme zu verstehen. Er basiert auf der gemeinsamen Reflexion
verschiedener AkteurInnen, insbesondere der einzelnen Standortteams1, denen an dieser Stelle für
ihre engagierte Beteiligung Dank auszusprechen ist. Inhaltlich gründet der Beitrag auf drei Fragen, die
in allen Standortteams diskutiert und am Standortetreffen im Sommer 2012 in Vöcklabruck
vertiefend bearbeitet und reflektiert wurden. 2
Wofür steht OTELO für euch?
Die Frage zielte darauf ab, die Quintessenz von OTELO herauszuarbeiten. Wie wird OTELO von jenen
wahrgenommen, die OTELO durch ihr tägliches Tun hervorbringen und begründen?
Legt man die einzelnen Antworten der Standortteams nebeneinander, so wird ein Grundprinzip
deutlich: OTELO wird als „offener Raum“ gedacht, der „Platz zum Experimentieren“ und „Ideen
spinnen“ bietet, ebenso wie die Möglichkeit, in einer „intensiven und vertrauensvollen Atmosphäre“
„Gleichgesinnte zu treffen“ und „Gemeinschaft zu leben“. Die Struktur (ausgedrückt als „offener
Raum“, „Freiraum“, „kreativer Raum“, „offenes Labor“) wird durch die Elemente Inhalt
1 Berücksichtigt werden muss, dass sich die sieben Standorte Vöcklabruck, Gmunden, Ottensheim, Kirchdorf im Kremstal,
Linz, Vorchdorf und Angermünde zum Zeitpunkt der Erhebung in jeweils unterschiedlichen Phasen der Etablierung befanden. Während die 2010 eröffneten Standorte Vöcklabruck und Gmunden als „Ur-OTELOS“ Referenzfunktion für jüngere Standorte haben, standen Vorchdorf und Angermünde kurz vor der Eröffnung. 2 Im Vorfeld des Standortetreffens erhielten alle Standortverantwortlichen ein E-Mail mit der Bitte, die darin aufgeworfenen
Fragen in ihren Teams zu diskutieren und aufzubereiten. Mit einer Rücklaufquote von 100% gestaltete sich die Auswertung der Antworten überaus spannend. Sichtbar wurden Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede in der lokalen Interpretation, Gestaltung und Umsetzung der OTELO Idee.
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(„experimentieren“, „Ideen spinnen und umsetzen“, „arbeiten“) und Gemeinschaft („Begegnung“,
„Vernetzung“, „Gemeinschaftsgefühl“) näher bestimmt. Diese Definitionen decken sich weitgehend
mit der offiziellen Darstellung auf der Homepage, wo es heißt: „OTELO lebt von der Idee, Menschen
einen offenen Raum für kreative und technische Aktivitäten zu ermöglichen. Eine Idee, die auf einen
geschützten Entwicklungs- und Experimentierraum für experimentelles und gemeinsames Schaffen
setzt.“
Für wen ist euer OTELO? Für wen ist es nicht?
Mithilfe dieser Fragen sollte ergründet werden, welche Personen OTELO nutzen und ob es
standortspezifische Unterschiede gibt. Laut Homepage spricht OTELO eine breite Zielgruppe („vom
Kind zum Pensionisten“) an. „Personen jeden Alters sollen bei der Entwicklung, Vertiefung und
Umsetzung eigener Ideen in der Region unterstützt und begleitet werden.“
Vor allem die erste Frage wurde von den Standortteams eindeutig offen beantwortet. OTELO stehe
(fast) allen Menschen offen. OTELO sei für „alle Generationen“, „für alle gesellschaftlichen
Schichten“, „für alle offenen Menschen“ sowie für „alle die Gleich- oder auch Ungleichgesinnte
treffen möchten“, um ein paar Formulierungen herauszugreifen. OTELO spricht „Menschen mit
technischem Interesse“, „technisch-künstlerisch kreative Menschen“, „Menschen mit Interesse für
Neues“ und „Menschen jedweder Herkunft“ von „7 bis 99“ an. Auffällig ist, dass die erste Aussage,
OTELO sei offen für alle, zumeist näher präzisiert wird: „offen für alle, die …“ Hervorgehoben werden
dann vor allem „Offenheit“, „Neugierde“, „künstlerisches, technisches oder kreatives Interesse“
sowie „soziale Orientierung“ als wesentliche Charakteristika.
Ein OTELO Standort gab an, speziell auf junge Leute zu fokussieren. Ein anderer Standort
thematisierte zudem gesellschaftliche Gruppen, die bisher nicht angesprochen würden, aber
unterstützt werden sollten: „MigrantInnen, Menschen mit körperlichen Einschränkungen, etc.“
Für wen ist euer OTELO nicht? Auf diese Frage wurden vor allem „EinzelkämpferInnen“
hervorgehoben. OTELO sei nicht für „Leute, die Dinge ganz alleine umsetzen wollen“, für
„Eigenbrötler, die ihr Wissen und Können nicht weitergeben wollen“, auch nicht für „Leute, die nur
ihr stilles Kämmerchen bewohnen und sich nicht an gemeinsamen Aktivitäten beteiligen wollen“.
Auch Menschen, „die Diskriminierung aufgrund von Geschlecht oder sexueller Orientierung,
Herkunft, Abstammung, Hautfarbe oder Ethnie, religiöser oder politischer Anschauung, aufgrund
körperlicher oder geistiger Fähigkeiten, sozialer Herkunft, Sprache oder Alter ausüben“, hätten in
einem OTELO nichts verloren.
Was macht euer OTELO besonders?
Die Antworten zeigen eine große Vielfalt an Schwerpunkten, Themen und lokalen Besonderheiten.
Im Folgenden eine kleine Auswahl an Faktoren, die die einzelnen OTELOs im Speziellen auszeichnen.
Darunter finden sich beispielsweise eine „starke Ausrichtung auf Kinderworkshops“, „viele
verschiedene tolle Menschen mit unterschiedlichen Talenten und Fähigkeiten“, der „Schwerpunkt
auf Permakultur-Themen“, die „Triangel Radio B138 – Haus 16 A – OTELO“, die Einbettung „in NANK-
Visionen“, die „Frauenquote im Standortteam“, eine „gemütliche Küche/Sozialraum“, die gelungene
„Vernetzung mit Stadt, WKO, etc.“, das „Flair“, der „Tanzraum“, die zukünftige „Vernetzung mit dem
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Offenen Kulturhaus (OKH)“, „3D-Drucker als attraktive Einstiegsmöglichkeit ins OTELO“, und die
Einschätzung, dass OTELO „neue Haltungen gegenüber Beruf, Berufung und Arbeit“ ermögliche.
Einsichten und Perspektiven
Die Analyse der Antworten, die uns von den Standortverantwortlichen per E-Mail zugesandt wurden,
zeigte bei manchen Themen erhöhten Diskussionsbedarf. Gelegenheit zur vertiefenden
Auseinandersetzung bot ein gemeinsames Treffen im Sommer 2012, das erstmalig alle sieben
Standorte zum Austausch versammelte.3 Die wichtigsten Ergebnisse und Einsichten sind hier in
aufbereiteter Form dargestellt.
Offenes Technologielabor
Basierend auf den Antworten der E-Mail-Befragung erscheint OTELO als überaus bunter und
heterogener Pool an Menschen. Diversität wird großgeschrieben. Könnte es sein, dass sich eine Kluft
zwischen Potential („wie es sein könnte“) und Wirklichkeit („wie es ist“) manifestiert? Welche
Menschen werden noch nicht erreicht und warum? Wie können neue Zielgruppen angesprochen
werden?
OTELO möchte grundsätzlich offen für alle sein. Dieser Anspruch ist bedeutsam und sollte auf jeden
Fall beibehalten werden, macht er doch ein zentrales Wesensmerkmal von OTELO aus.
„Generationsübergreifend statt Studenten-Bastelclub“, lautet eine pointierte Aussage auf der
offiziellen Website. OTELO hat das Potential, verschiedene gesellschaftliche Gruppen gezielt
anzusprechen. Von Vorteil sind dabei die verschiedenen Einstiegsmöglichkeiten ins OTELO, die von
der Partizipation an Workshops und Veranstaltungen bis hin zum Besuch von „OTELO Freitagen“ und
„Shared Office“-Tagen und der Teilnahme oder Gründung von „Nodes“ reichen.
Um den Anspruch des tatsächlich für alle offenen Technologielabors Wirklichkeit werden zu lassen,
ist eine Reflexion über Ausschließungsmechanismen, die Menschen an der Teilhabe hindern könnten,
unerlässlich. Das fängt beim Stichwort Barrierefreiheit an („Wie schaffen es RollstuhlfahrerInnen in
den zweiten Stock eines Hauses ohne Lift?“), betrifft Faktoren wie die Kommunikation nach außen
(„OTELO spricht mit seiner Art der Kommunikation momentan noch recht spezifische Zielgruppen
an.“) und hat auch mit Gruppendynamiken zu tun, die sich in jeder gut eingespielten Gruppe äußern
und die es nicht nur schüchternen Personen erschweren können, sich in bestehende
Zusammenhänge zu integrieren. „Wer kommt, ist da und willkommen“, wurde während des
Standortetreffens auf einem der Plakate notiert. Was würde es brauchen, um dieses Kommen zu
unterstützen und zu erleichtern? Wer hat die zeitlichen Ressourcen und Möglichkeiten, OTELO zu
nutzen? Diese können abhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, sozialem Status und anderen
Kategorien recht unterschiedlich verteilt sein.
Wo sind die Grenzen der Offenheit? Wie werden Verstöße gegen gemeinsame Regeln,
diskriminierendes Verhalten, Grenzüberschreitungen, u.ä. sanktioniert?
Ein wichtiges Kriterium von OTELO ist die Bereitschaft, Wissen und Fähigkeiten zu teilen und sich mit
anderen auszutauschen. Mehrmals wurde hervorgehoben, dass OTELO nichts für „Eigenbrötler“ sei.
Diese „Grenze“ wird über die Nodevergabe gewahrt: Einzelpersonen bekommen in der Regel keinen
eigenen Raum; die „Magic-5-Regel“ (mind. 5 Personen pro Node) soll den gegenseitigen Austausch
3 Am Standortetreffen wurden die Ergebnisse der E-Mail-Befragung sowie zehn weiterführende Fragen, die im Zuge der
Analyse daraus abgeleitet wurden, präsentiert. Diese wurden als Diskussionsimpulse in den Raum gestellt. Die Fragen wurden von den Anwesenden nach der GIVE-Methode auf Postern schriftlich beantwortet. So entstand ein dichtes Geflecht an Kommentaren, Einschätzungen, Meinungen und Äußerungen, die ihrerseits aufgegriffen und weitergeführt wurden. Die „Plakatausstellung“ verdichtete die Antworten der E-Mail-Befragung und warf manche neuen Aspekte auf.
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gewährleisten. Welche anderen Spielregeln braucht es, um die Offenheit zu schützen? Wie sollen
Verstöße gegen diese „Kultur der Offenheit“ sanktioniert werden? Diese Regeln müssen in einem
gemeinsamen Aushandlungsprozess festgelegt und für alle gleichermaßen verbindlich vereinbart
werden.
Offenes Technologielabor
Die Offenheit in den Zielgruppen bedingt die Offenheit der Inhalte. „OTELO ist gerade durch das
Nicht-Festgelegt-Sein interessant und reizvoll für die Menschen.“ Dieses Nicht-Festgelegt-Sein kann
durch eine Metapher verdeutlicht werden: OTELO ist der Kochtopf, nicht die Suppe, die darin
gekocht wird. Anders ausgedrückt: OTELO schafft die Rahmenbedingungen („Kochtopf“), in denen
unterschiedliche Inhalte („Suppe“) verwirklicht werden können, wobei ein Schwerpunkt auf den
Feldern „Technik, Medien und Kunst“ liegt.
Was ist also der Fokus von OTELO? Braucht es einen Fokus? „Der Fokus muss am „Freihalten“ der
Räume liegen und nicht auf dem, was drinnen passiert!“ Dieser Satz, der während der gemeinsamen
Reflexion auf einem Poster notiert wurde, gibt in pointierter Weise Antwort auf diese Fragen. Der
Fokus ist demnach nicht durch die inhaltliche Ausrichtung, sondern durch die Struktur, die
Rahmenbedingungen, gegeben.
Nun könnte „Technologie“, wie im Namen „Offenes Technologielabor“ enthalten, auch einen
inhaltlichen Fokus vorgeben. In den E-Mail-Antworten der Standortteams wurde dem Begriff
„Technologie“ unterschiedliche Gewichtung verliehen. Während die nähere Bestimmung von OTELO
als offenes Technologielabor für manche Standorte von zentraler Bedeutung erscheint, wurde der
Begriff von anderen Standortteams kein einziges Mal erwähnt. Am Standortetreffen wurde hier
nachgehakt: Es zeigte sich, dass der Begriff unterschiedlich definiert wird und je nach Auslegung
Menschen unterschiedlich anspricht. Gemäß der griechischen Deutung des Wortes kann
„Technologie“ im Sinne von Kunstfertigkeit(en) verstanden werden. In dieser umfassenden Lesart,
die vor allem von Personen aus dem unmittelbaren OTELO Zentrum vertreten wird, ist Technologie
vielfältig und inkludiert so „unterschiedliche Bereiche wie Tanz, Elektronik, strukturelle Technologie,
Organisation, Nahrungsmittel, Kommunikation und Permakultur“. Zudem wurde hervorgehoben,
dass der Begriff als Türöffner dienen kann. Er „gibt dem offenen Labor eine lokale Wurzel“ und
signalisiert: „OTELO geht über einen Kulturverein hinaus.“ Doch nicht alle „Otelistas“ teilten diese
Auslegung. Innerhalb der Standortteams wurde der Begriff mitunter kontrovers diskutiert. Bedenken
existieren beispielsweise hinsichtlich der Wirkung des Begriffs nach außen. So wurde vor allem, aber
nicht nur von Frauen angemerkt, dass der Begriff abschreckend wirken und zu Fehlannahmen führen
könnte. Wird „Technologie“ überschätzt? „Ehrlich gesagt, identifiziere ich mich sehr mit dem Wort
OTELO, aber weniger mit dem Wort Technologielabor, es stört mich aber nicht…“
Offenes Technologielabor
OTELO versteht sich als Labor zum gemeinschaftlichen Experimentieren, Ideen spinnen und
verwirklichen, zum lustvollen Scheitern und Neugierig sein. Für viele dient es als Arbeitsstätte für
naturwissenschaftliche, technische, kreative oder sonstige Arbeiten. Damit kommt das OTELO Labor
dem eigentlichen Wortsinn von „laborare“ (lat. für arbeiten) sehr nahe. So wie Labore der
praktischen experimentellen Arbeit dienen, werden auch die „Nodes“ (engl. für Knoten, Kleinlabore)
von Personen genutzt, die gemeinsam an der Umsetzung und Verwirklichung von Ideen arbeiten. Mit
seinem Nodekonzept unterscheidet sich OTELO von anderen offenen Räumen, die die Nutzung der
Räume völlig offen lassen. Dennoch existieren offene Experimentierräume auch außerhalb von
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OTELO. Welche Elemente, so stellte sich daher die Frage, müssen auf jeden Fall integriert sein, damit
aus einem offenen Raum ein OTELO wird?
Am Standortetreffen besonders hervorgehoben wurden neben dem „freien Zugang“ und der
„Offenheit“ vor allem strukturelle Elemente, wie die „Räumlichkeiten“, die „Nodes“,
„Raum/Platz/Zeit für Begegnung der Nodes“, „Küche/Sozialraum“, der „regionale Fokus“ sowie
ideelle Faktoren, wie die „Bereitschaft, Ideen zu teilen, und die Prämisse, dass sich „Ideen frei
entwickeln können, ohne Zielvorgaben“. Die Räume können „ohne Konsumzwang oder speziellen
Outcome genutzt werden“.
Fazit
OTELO sorgt auf vielfältige Weise dafür, dass sich Menschen für die Umsetzung ihrer Ideen
engagieren. OTELOs können als Orte der Aneignung gedacht werden. Sie bieten Kindern,
Jugendlichen und Erwachsenen Freiräume sich zu treffen und ihren Interessen in selbstbestimmter
Form nachzugehen. „Räume sind von Menschen strukturiert und strukturieren Menschen. Derselbe
Ort kann für verschiedene Menschen völlig anders konnotiert sein, denn es gibt keinen neutralen
Raum. Sie werden sozial ausverhandelt und sind dabei durchzogen von Machtlinien.“4
Wir sehen es als unsere Aufgabe, in der Prozessbegleitung von OTELO NOW auf diese „Machtlinien“
hinzuweisen und damit auf mögliche „blinde Flecken“ aufmerksam zu machen. Voraussetzung dafür
sind neben einem offenen und wertschätzenden Zugang stete Selbstreflexion und die Bereitschaft,
sich mit (Gruppen-)Dynamiken, Einschluss- und Ausschlussmechanismen und Machtverhältnissen
auseinanderzusetzen. Dies wird gewährleistet, indem OTELO immer wieder Möglichkeiten zum
konzentrierten Austausch verschiedener AkteurInnen schafft und Impulse aufgreift und integriert.
Im Rahmen unserer Begleitforschung zeigt sich immer mehr die Bedeutung einer offenen und
transparenten Kommunikation nach innen und nach außen. So stellte sich heraus, dass der Begriff
„Technologie“ von verschiedenen AkteurInnen recht unterschiedlich ausgelegt wird. Eine klare
Kommunikationspolitik, die offenlegt, welches Technologieverständnis (bzw. Politikverständnis, etc.)
OTELO zugrunde liegt, kann Irritationen und Missverständnissen entgegenwirken.
Eine große Stärke von OTELO ist, dass Diversität und Vielfalt nicht nur Platz finden dürfen, sondern
explizit erwünscht sind. Wichtig hierbei erscheint eine Politik der aktiven Förderung, um auch jene zu
erreichen, für die die Hürden der Teilnahme aus verschiedensten Gründen größer sind als für andere.
Sonst besteht die Gefahr, letztlich nur diejenigen Menschen zu erreichen, die sich bereits innerhalb
bestehender Netzwerke befinden – zumal OTELO auf hohes ehrenamtliches Engagement setzt, was
nicht alle gleichermaßen kennen bzw. sich leisten können.
Deutlich wurde, wie wichtig die Verpflichtung auf einen „kleinsten gemeinsamen Nenner“ für den
Zusammenhalt ist, d.h. ein gemeinsames Verständnis der Grundpfeiler der OTELO Philosophie. Dazu
gehören die Schaffung von sozialen Freiräumen, Community Building, der Kontakt und Austausch mit
der regionalen Politik, die Struktur des Austausches und der Reflexion, das Bekenntnis zu Offenheit
und Vielfalt, die Prämisse, dass nichts Funktionierendes oder Verwertbares entstehen muss, uvm. In
verdichteter Form werden diese und andere Punkte nun in der OTELO Charta schriftlich festgehalten.
4 Erler, Ingolf (2007): Den öffentlichen Raum als Freiraum erobern. In: Kulturrisse. Zeitschrift für radikaldemokratische
Kulturpolitik, http://kulturrisse.at/ausgaben/022007/kunstpraxen/den-oeffentlichen-raum-als-freiraum-erobern (Stand: 30.10.2012)
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KUPF – Kulturplattform Oberösterreich
Stefan Haslinger
Freiräume organisieren! Was auf den ersten Blick wie ein Oxymoron anmutet, entpuppt sich bei
näherer Betrachtung als unabdingbarer Zusammenhang. Denn wie, wenn nicht durch ein
organisiertes Vorgehen, können Freiräume entstehen. Sie entstehen primär aus einem Bedarf
heraus, aber diesen gilt es zu bündeln, zu kanalisieren zu – eben – organisieren. Was OTELO nicht
macht, ist den Bedarf zu organisieren, die Nutzung zu steuern. OTELO organisiert den Raum – sogar
als topologischen statt nur logischen Ort. Wie sich die NutzerInnen, ProtagonistInnen organisieren,
obliegt dann ihren Fähigkeiten, ihrem Willen. Der Raum als Experimentierfeld, als Ort des
Reflektierens, schafft erst die Möglichkeit der Entwicklung. Oder, mit Rolf Schwenter gesprochen:
„Die Initiativen der freien Kulturarbeit leisten Reflexionsarbeit an der Gesellschaft. Sie stellen Orte
zur Verfügung, an denen Kommunikations- und Lernprozesse stattfinden.“ Das macht OTELO – und
sie machen es verdammt gut!
Ein Versuch herauszufinden was OTELO ist?
Georg Ottinger – eine externe Sicht von Innen
Als ich Anfang 2010 beim Aufbau des OTELO Standortes Vöcklabruck eingestiegen bin, war ich sofort
von der Idee des OTELOs begeistert, ohne zu wissen um was es sich eigentlich genau handelt. Ein
schöpferischer Geist machte das OTELO zu einem für mich sinnerfüllten Ort. Hier hatte (und habe) ich
das Gefühl meine Energien für eine gute Sache einzusetzen. Da ich meine Erwerbsarbeit zu dieser
Zeit als nicht besonders erfüllend wahrgenommen habe, stürzte ich mich in das Treiben des OTELOs
um hier, teilweise als Kompensation, einer sinnerfüllten Arbeit nachgehen zu können.
Wenn mich damals jemand gefragt hat, was ist OTELO, dann habe ich meistens darauf geantwortet:
„Ein Freiraum – soetwas wie ein Hackerspace.“ Im Laufe der Zeit dachte ich lieber an den Ausdruck
„mehr als ein Hackerspace“, weil hier sehr viele unterschiedliche Dinge geschehen durften und auch
geschahen. Erst viel später und im Laufe der Recherche zu diesem vorliegenden Handbuch begann ich
mich mit der Entstehungsgeschichte der OTELOs auseinander zusetzen. Meine (mir selbst zugeteilte)
Aufgabe war die Organisation der OTELOs für das Handbuch zu beschreiben. Gleich zu Beginn
flammten in diesem Zusammenhang die Begriffe selbstreferenziell und Autopoiesis auf, welche mir
bereits in meinem Studium untergekommen sind. Irgendwie schien es damals sinnvoll diese Begriffe
über das vorhandene Node-Konzept von OTELO zu legen um damit ein Argument kreieren zu können,
welches es erlaubt die Unabhängigkeit von OTELO als operativ-geschlossenes System zu beschreiben.
Die Idee, die hier hervorbricht ist OTELO als ein gesellschaftliches Subsystem auf der gleichen Stufe
wie das Wirtschafts-, Politik- oder auch das Bildungssystem, usw. zu definieren. - Möglicherweise
etwas vermessen, möglicherweise auch nicht. - Diese Idee fruchtete allerdings nicht in einem
kommunizierbaren Text und wurde damals nicht weiter explizit ausgeführt.
Ein Jahr später – nun mit schon etwas mehr intern aufgebautem Druck – versuchte ich mich erneut
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dem Thema zuzuwenden. Die Strategie in diesem zweiten Anlauf lautet: Ähnliche Projekte aufsuchen;
diese zu beschreiben; Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zwischen den jeweiligen Projekten und
dem OTELO herausarbeiten. Doch der Gedanke das Thema so abzuhandeln war im Grunde nicht
befriedigend, da es zu viel von Vergleichen an sich hatte, so versandete auch dieser Versuch. Der
dritte Versuch war geprägt von dem Gedanken durch eine „historische“ Herangehensweise das
OTELO und seine Entstehungsgeschichte zu betrachten – der Frage nachzugehen was hat das OTELO
zu dem gemacht was es heute ist?
Meine Hypothese, welche dieses Vorhaben begleitet hat ist folgende: OTELO ist eine zunächst diffuse
Idee, die auf ihrer Reise durch Raum und Zeit in Kontakt mit unterschiedlichen Menschen und
Institutionen kommt und dadurch konkretisiert wird.
Das erste Mal zeigt sie sich, durch eine von Martin Hollinetz initiierte Machbarkeitsstudie, welche von
der RMOÖ GmbH, dem Verein für Regionalentwicklung und dem Technologiezentrum Attnang-
Puchheim erarbeitet wurde. Hier werden die ersten Umrisse des OTELOs festgelegt. Es soll ein Umfeld
sein um junge Mädchen und Burschen zu ermutigen sich künstlerisch und technisch/handwerklich zu
betätigen. Es soll über bestehende Institutionen hinweg, Strukturen für ein „freies“ Forschen
bereitstellen, zum Experimentieren einladen und ganz allgemein die Begeisterung für
Naturwissenschaften und Technik fördern. In Wien werden zu diesem Zweck zwei unterschiedlichen
Hackerspaces, das Metalab und das Happylab, besucht, da schon von Beginn an klar war, dass es sich
beim OTELO um einen Freiraum im physischen Sinn handeln muss.
Im Laufe der Machbarkeitsstudie wird die Idee von den Wünschen der teilnehmenden Personen und
Institutionen angereichert. Gespräche mit der Stadt Vöcklabruck finden statt und es werden
LehrerInnen und andere Privatpersonen eingeladen ihre Vorstellungen zu OTELO einzubringen. Es
lässt sich also sagen, dass OTELO bereits in seinen Anfängen mit den Systemen Lokalpolitik und dem
Bildungssystem in Verbindung trat.
Als um den Jahreswechsel 2009-2010 die Besiedelung der ersten beiden OTELO Standorte
Vöcklabruck und Gmunden erfolgte, war sehr schnell die Idee auf dem Tisch über OTELO auch ein
Workshopprogramm anzubieten, um interessierten Menschen einen Grund und auch eine
Möglichkeit zu bieten, in die Räumlichkeiten der OTELOs zu kommen. Ebenfalls zu dieser Zeit
emanzipierte sich das „Projekt“ OTELO aus dem RMOÖ heraus und fand einen temporären
Ankerpunkt bei der SPES Zukunftsakademie. Ein wichtiger Pfeiler der SPES Zukunftsakademie ist ihr
Bildungsprogramm, in dem ein- und mehrtägige Seminare angeboten werden. Es mag nun ein Zufall
sein oder eben auch nicht, aber seit dieser Zeit wurde auch das Workshopprogramm ein wichtiger
Bestandteil des OTELO-Gesamtkonzeptes.
Das Technologiezentrum Attnang-Puchheim und womöglich auch persönliche Erfahrungen der
Beteiligten mit selbständiger Beschäftigung führten dazu, dass sich im OTELO ein Schwerpunkt unter
dem Namen „OTELO Entrepreneurs“ bildet und somit auch eine Andockstelle zum Wirtschaftsystem
darstellt, welche durch weitere Kooperationen mit den Wirtschaftskammern Gmunden und
Vöcklabruck sowie den Kontakt zu lokalen Firmen ausgebaut wurde.
Das erste Node, welches im OTELO Vöcklabruck gegründet worden ist, ist das Radionest, ein
Außenstudio des „Freien Radio Salzkammerguts“. Viele der im Radionest engagierten Menschen,
hatten in den vergangenen Jahren sehr viel Erfahrung in der Kulturarbeit gesammelt. Das OTELO
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profitierte durch das immense Know-how dieser im Kunst- und Kulturbereich tätigen Menschen, was
besonders in den Bereich Medien- und Vereinsarbeit zum Ausdruck kam.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das OTELO mit mindestens vier gesellschaftlichen
Subsystemen kommuniziert. Dem (Regional-)Politiksystem, dem Bildungssystem, dem
Wirtschaftssystem und dem Kunst- und Kultursystem. Die folgende Illustration versucht diesen
Zusammenhang graphisch darzustellen:
Die Grafik zeigt OTELO als eine eigenständige Zelle, welche unabhängig von den anderen
gesellschaftlichen Subsystemen operiert. - Diese Zelle ist sozusagen ein operativ-geschlossenes
System. Der Austausch mit anderen Systemen ist nur dann möglich wenn diese Rezeptoren
bereitstellen, die der „OTELO-Idee“ eine Andock-Möglichkeit bieten. Unserer bisherigen Erfahrung
nach, sind solche „Rezeptoren“ Menschen, welche in den genannten Systemen arbeiten und auf einer
persönlichen Ebene offen für die Philosophie und den Ideen des OTELOs sind. Jedes System für sich
operiert nach seiner eigenen Logik und ist um den Systemerhalt bemüht. Eine ArbeiterIn, eine
AngestelltE, eine BeamtIn oder auch eine ChefIn sind Menschen, welche in einem System arbeiten
und gleichzeitig auch eigene Meinungen und Interessen besitzen. Ein System an sich besitzt wenig
Handlungsspielraum für strukturelle Neuerungen - es sind diese Menschen, die es Systemen
ermöglichen an neue Ideen anzuknüpfen. Was in der Grafik nicht ersichtlich ist, ist der umgekehrte
Fall. Natürlich wird auch das OTELO von Menschen getragen, welche es wiederum ermöglichen, dass
neue Ideen von „außen“ in das Gesamtkonzept integriert werden.
Diese Rezeptoren - die offenen Menschen - an ihren jeweiligen Positionen sind die „weichen Stellen“
eines Systems, an denen ein Austausch über die Systemlogik hinaus möglich wird.
Die Grafik zeigt auch das Zusammenspiel der drei Begriffe „Offen“, „Technologie“ und „Labor“, welche
im Namen „Offenes Technologielabor“ vereint sind. Im Folgenden lassen wir nun jeweils zwei dieser
![Page 22: CC BY-SA-NC 3.0 HAND(LUNGS)BUCH · Angelika Zachl, SPES Rio+20 Praktikantin Fotoquellen: Die Fotos stammen aus privaten Quellen und da vor allem von Josef Aigner, der die ... für](https://reader036.vdocuments.pub/reader036/viewer/2022071006/5fc3d83ab4cd84705a43e031/html5/thumbnails/22.jpg)
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Begriffe in Resonanz treten um zu versuchen ein Gefühl der Grundhaltung des OTELOs zu vermitteln.
Offenes Labor – steht für die Offenheit des Raumes und für die Möglichkeit, dass jede und jeder
InteressiertE ins OTELO kommen kann, dieses Nutzen kann – und im Idealfall auch andere Leute dort
antrifft. Es muss nicht ein konkretes Vorhaben sein was die Leute ins OTELO lockt. Es ist ein Platz des
Gedankenaustausches und auch ein Platz, an dem Mensch sich einfach gerne aufhält. Es ist ein Platz
der Community.
Offene Technologien – Wissen als Gemeingut. Open Source lebt uns vor wie sehr die Allgemeinheit
von offenen Technologien profitieren kann. Diese Offenheit bedeutet mitbestimmen können und sich
einbringen können. Wir ermutigen alle am OTELO Beteiligten ihr Wissen um ihre Arbeit zu teilen, ganz
unabhängig davon ob es sich bei diesem Wissen um Baupläne von 3D-Druckern oder um
Erfahrungswerte im Umgang mit Förderstellen oder der regionalen Politik handelt. Daher sind in
unserm Verständnis Offene Technologien ein Mittel zur Selbstermächtigung und somit in weiterer
Folge eine Voraussetzung um Projekte tatsächlich umsetzen zu können.
Peter Senge sagte auf der „Wachstum im Wandel“-Konferenz im Oktober 2012: „If you believe that
you are powerless, you are right!“ - In diesem Sinne lasst uns gemeinsam das Gegenteil davon
annehmen!
Technologielabor - Das Labor kennzeichnet das Experimentelle – es wird ausprobiert, wenn möglich
ohne vorgefasste Vorurteile und im Wissen, dass das Experiment scheitern darf. Es ist der Ort wo
vorgefasste Meinungen hinterfragt werden, wo reflektiert und auch kritisiert wird. Die
Auseinandersetzung mit unseren gegenwärtigen Herausforderungen dient als Ausgangspunkt für
neue Herangehensweisen. Die Kritik des Gegenwärtigen dient somit als Unterstützungshilfe um neue
Ansätze realisieren zu können. Die Pluralität des OTELO inspiriert uns dabei Zusammenhänge auch
einmal anders zu denken. Die Technologie ist die Anwendung von Wissen. Im Technologielabor wird
Wissen experimentell angewendet um Erfahrung zu generieren, welche über theoretische
Überlegungen hinausgehen.
OTELO oder ähnliche Projekte deren Zeit nun gekommen ist als operativ-geschlossenes System zu
definieren, hat einen wesentlichen Hintergrund: Eine der Stärken von OTELO ist die zuvor
beschriebene Möglichkeit mit anderen Systemen Kontakt aufzunehmen. Damit diese Möglichkeit
gewahrt bleibt ist es essentiell wichtig, dass es nicht von einem der anderen Systeme vereinnahmt
wird. Wir definieren an dieser Stelle OTELO als einen eigenständigen Organismus, der sich in den
Ritzen und Freiräumen breit macht, die von anderen Systemen nicht ausgefüllt werden und nicht
ausgefüllt werden können. (Von manchen Otelistas wir dieser Organismus liebevoll als Schleimpilz
bezeichnet.) Wir verfolgen hierbei einen konstruktivistischen Ansatz. Martin Hollinetz bezeichnet das
OTELO und seine Unabhängigkeit in diesem Zusammenhang als eine Inszenierung. Gleichzeitig
versuchen wir diese Inszenierung zu leben und schaffen dadurch Fakten, was dazu führt, dass sich aus
der Idee eine tatsächliche Institution herauskristallisiert.
Öffnen wir unseren Blickwinkel ein klein wenig, so erkennen wir schnell, dass OTELO „nur“ ein
Ausdruck einer weltweit an Bedeutung gewinnenden Geistes- und Wertehaltung ist. Diese Geistes-
und Wertehaltung kann, um eine Analogie zur Biologie herzustellen, als ein Myzel gesehen werden,
das die verschiedenen Kulturlandschaften durchwächst. Hier und da sprießen bereits die
Fruchtkörper dieses Myzels aus dem Boden. Und einer dieser Fruchtkörper heißt OTELO.
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Was hat OTELO mit sozialer Innovation zu tun? Eine Annäherung
Raffaela Then, Ashoka
Innovation.
Lassen wir uns dieses Wort einmal auf der Zunge zergehen und vor unseren Augen Form annehmen.
Innovation? Auch nachdem ich mich lange mit dem Thema auseinandergesetzt habe, formt es für
mich eher eine Frage, denn ein Ausrufezeichen. Machen wir das Ganze noch ein wenig komplizierter,
indem wir ein ähnlich schillerndes Wort davor setzen:
soziale Innovation.
Was hat OTELO mit sozialer Innovation zu tun? Dieser Frage will ich in diesem Beitrag nachgehen, ein
Vorhaben, das erst einmal einer Nachtwanderung ohne Taschenlampe in den Dschungel gleicht. Aber
um einen Pfad durch den Wald von Begriffen und Phänomenen zu finden, habe ich eine spezielle
Nachtsichtbrille mitgebracht: Die Ashoka-Brille.
Ashoka ist das weltweit größte Netzwerk von Social Entrepreneurs. Das sind Menschen, die mit
innovativen Ideen und unternehmerischem Geist ein soziales Problem systematisch lösen. Seit 2010
ist Ashoka mit einem Länderbüro auch in Österreich vertreten und dort auf der Suche nach Social
Entrepreneurs, um diese nach einem langen Auswahlverfahren in das Netzwerk aufzunehmen und
sie bei der Verbreitung ihrer Innovation zu unterstützen. Als Praktikantin bei Ashoka Österreich hatte
ich Ende 2011 die spannende Aufgabe, mich auf die Suche nach sozialen Innovationen und Social
Entrepreneurs in Österreich zu machen.
Was heißt Soziale Innovation für Ashoka?
Auch Ashoka kann Innovation nur indirekt definieren. Ob etwas „neu“ ist, kann immer nur
eingebettet in den spezifischen Kontext des Phänomens, im Vergleich zu alten Lösungsansätzen und
anderen Strategien beurteilt werden. Daher orientiert sich Ashoka bei der Suche nach sozialer
Innovation an folgenden Fragen:
- Was sind besonders drängende Probleme in einem Land oder einer Region?
- Warum können diese Probleme mit bestehenden Ansätzen nicht gelöst werden?
- Wo hat jemand eine neue Strategie entwickelt, die das Problem systematisch löst?
- Was ist die „Theorie des Wandels“ hinter dieser neuen Strategie?
- Welche Wirkung ist bereits durch ihre Anwendung beobachtbar?
- Ist es möglich, die Lösungsstrategie möglichst vielen Betroffenen zugänglich zu machen?
Anhand dieser Fragen tastet Ashoka sich voran, um mögliche soziale Innovationen in der Gesellschaft
zu identifizieren. Dabei wird in einem mehrstufigen Prozess immer wieder die Meinung unabhängiger
Experten hinzugezogen, die im betreffenden Themengebiet tätig sind.
Betrachtet man „rückwirkend“ die Sozialunternehmer, welche von Ashoka mit ihren innovativen
Strategien als Fellows ausgewählt wurden, so zeigen sich bestimmte Muster:
Unabhängig von ihrem Arbeitsfeld zeichnen sich die Fellows dadurch aus, dass sie erstens ein tiefes
Verständnis für die Dynamiken aufweisen, welche ein soziales Problem verursachen. Sie sehen
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darüber hinaus aber auch Möglichkeiten, „festgefahrene“ Prozesse neu zu strukturieren, indem sie
vorhandene Ressourcen nutzen, diese aber neu kombinieren. Dadurch ergeben sich für alle
Beteiligten eines Prozesses neue Handlungsmöglichkeiten.
Ein Beispiel:
Gerald Koller erkannte, dass Rausch und Risiko grundlegende menschliche Bedürfnisse sind – wir
wollen unsere Grenzen ausloten. Unsere Gesellschaft lebt allerdings eine „Bewahrungspädagogik“:
Kinder und Jugendliche sollen vor Gefahren bewahrt werden und möglichst wenigen
Risikosituationen ausgesetzt sein. Dem setzt Gerald Koller eine „Bewährungspädagogik“ entgegen.
Um im Leben kompetent mit Risiken umgehen zu können, ist ein Erproben im geschützten und
geleiteten Rahmen wichtig. Gerald Koller entwickelte „risflecting“ als Methode und
Trainingsprogramm, um Risikokompetenz zu erlernen. In Kooperation mit dem Alpenverein und
anderen Einrichtungen half Gerald Koller bereits tausenden Jugendlichen, in Risikosituationen
bewusst und kompetent entscheiden zu können. Gerald Koller wurde 2011 als Ashoka Fellow in
Österreich ausgewählt.
Zurück zum Dschungel: die erste Hürde ist genommen, wir haben die Nachtsichtbrille aus dem
Rucksack gekramt und sie aufgesetzt. Natürlich taucht sie den Dschungel jetzt in ein besonderes Licht,
einige Farben treten deutlicher hervor, andere verschwinden. Wir haben uns für eine Sichtvariante
entschieden.
Los geht es in ein Gewirr aus Pflanzen, Formen und Farben und je tiefer wir in den Dschungel
kommen, desto stickiger wird es. Wir können uns immer langsamer vorwärts bewegen, der Pfad wird
schmal – bis wir auf eine Lichtung stoßen, in deren Mitte ein uns unbekanntes Tierchen sitzt. Nennen
wir es vorerst einmal „OTELO“. Es wirkt beim ersten Hinsehen chamäleonartig, wechselt Farbe und
Form. Der Forscherdrang packt uns und wir beginnen, es durch unsere Spezialbrille hindurch genauer
zu betrachten. Was sehen wir?
OTELO – mehr als ein Open Lab für Technikfreaks?
In zahlreichen Gesprächen mit Martin Hollinetz versuchte ich mich im Frühjahr 2012 an die
Kernessenz von OTELO heran zu tasten. An dieser Stelle möchte ich einen persönlichen Überblick
darüber geben, als was ich OTELO im Lauf dieses Prozesses selbst wahrgenommen habe, und wie sich
dieses Bild schließlich zu einer Grundidee verdichtete. Bei jedem „OTELO- Forscher“ wird dieser
Prozess sicherlich etwas anders aussehen.
PHASE 1: OTELO als „Technik - Spielplatz“
„Offenes Technologie Labor“. Drei Worte, die eine erste Idee in meinem Kopf gebildet haben, um
was es sich handeln könnte. „OTELO lebt von der Idee, Menschen einen Raum für kreative und
technische Aktivitäten zu ermöglichen“ – der erste Satz auf der Homepage. OTELO ist also ein
„Spielplatz“, an dem jeder neue Dinge im Bereich Technik ausprobieren kann und ähnelt vermutlich
den sonstigen „offenen Werkstätten“, die mir aus anderen Städten bekannt sind. Es gibt Workshops
und Veranstaltungen wie „Socken stricken“ oder „Linux Umsteigerparty“; das erscheint mir noch
nicht sehr innovativ. Aber da tauchen auch die „Selbstversorgie“ oder der Workshop „Arbeit, Geld
und Lebensziel“ auf – was hat das noch mit Technik zu tun? Es muss mehr hinter diesem OTELO
stecken…
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Später lerne ich im Gespräch mehr über OTELOs Verständnis von „Technologie“: damit wird im ganz
ursprünglichen Wortsinn die Lehre von der „Weltaneignung“ des Menschen durch Naturwissenschaft
gemeint. OTELO verbindet Technik, Medien, Kunst, Wirtschaft und vieles mehr – all diese Felder
charakterisiert das Streben, die Welt zu „(be-)greifen“ und auf unterschiedliche Weise zugänglich zu
machen.
OTELO bietet dabei einen Rahmen für den Einzelnen, sich auf den Weg zu machen und zu erforschen,
aus welcher Perspektive er selbst sich der Welt nähern möchte, wo seine Leidenschaften liegen und
was ihn begeistert. Hier liegt auch der Unterschied zum durchschnittlichen „Kulturzentrum“: Bei
OTELO wird kein Programm vorgegeben, sondern jedes Mitglied hat die Möglichkeit, selbst Ideen zu
entwickeln und umzusetzen. Durch OTELOs klare Struktur (räumliche Verortung, NODES, NODE-
Phasen, Grundregeln) wird diese inhaltliche und persönliche Freiheit erst möglich. Ein beständiger
organisationaler Rahmen ist die Voraussetzung dafür, dass daraus in einem offenen Prozess Neues
entstehen kann.
Im wuchernden Dschungel erschafft das „OTELO“ eine Lichtung, auf der Samenkörner verschiedenster
Art genug Raum und Nahrung zum Wachsen finden.
PHASE 2: OTELO als Community
Was bedeutet die Gemeinschaft für OTELO? Im „Forschungsprozess“ wurde für mich deutlich, dass
OTELO es schafft, eine diffizile Balance zwischen „Eigenbrötlertum“ und „Vergemeinschaftung“ zu
halten. Der Einzelne hat bei OTELO die Freiheit, sich den Themen zu widmen, die ihn begeistern –
dennoch wird von ihm die Bereitschaft zum Teilen erwartet. „Teilen“ kann bei OTELO vieles
bedeuten: mitteilen, verteilen, beteiligen – all das gehört dazu und lässt sich vielleicht am besten mit
dem englischen Begriff des „sharing“ subsumieren. Es geht darum, im Austausch zu bleiben und
durch das gegenseitige Bereitstellen von Ressourcen neue Handlungsmöglichkeiten zu schaffen (sei
es zwischen Einzelpersonen, zwischen den „NodesS“, zwischen OTELO Standorten oder im Austausch
mit externen Partnern). „Sharing“ ist nicht Mittel zum Zweck, sondern „Organisationskultur“.
Martin Hollinetz zitierte dafür oft den Neurowissenschaftler Gerald Hüther, welcher „dazu gehören
und wachsen dürfen“ als zwei Grundbedürfnisse des Menschen beschreibt. In einer Gemeinschaft
von Menschen jedem das persönliche Wachstum zu lassen setzt voraus, das diese Gemeinschaft
offen bleibt – offen für unterschiedlichste Menschen, Interessen, Perspektiven. Gerade in ländlichen
Gebieten ist diese Offenheit für das Andersartige manchmal schwer zu finden. OTELO schafft hier
einen Raum, in dem neue Konzepte gemeinschaftlich erprobt werden können und in dem Platz für
„ungewöhnliche“ Interessen wie Sounddesign und 3D-Druck, aber eben auch für „Socken stricken“
ist.
Wachstum ist da möglich, wo man sich nicht gegenseitig Nährstoffe und Sonne nimmt, sondern
einander ergänzt. Gerade deshalb sorgt das „OTELO“ dafür, dass die Lichtung nicht zu einer
Monokultur wird, die möglichst viel Ertrag bringen soll – Verschiedenstes darf dort in seinem jeweils
eigenen Tempo entstehen.
PHASE 3: OTELO als Connector
Partnerschaften mit Unternehmen, mit Schulen, mit dem Regionalmanagement. Projekte von
„Create your World“ bis „Kinder erleben Technik“. Kooperationen mit freien Radios. Wie passt all das
in das Bild, das ich mir bislang von OTELO gemacht habe? Was ist daran innovativ? OTELO präsentiert
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sich als Freiraum, in dem neue Ideen entstehen dürfen, aber auch als Community, die untereinander
Ressourcen tauscht. Dieses Prinzip des „Sharing“ wird mit OTELOs Projekten noch einmal auf eine
dritte Ebene gehoben. Unternehmen können ihr Know-how teilen und somit junge Menschen für ihr
Arbeitsgebiet interessieren. Jugendliche dürfen sich an Regionalentwicklungsprozessen beteiligen.
Bürger teilen sich über Radiosendungen mit. OTELO ermöglicht die Integration von Prozessen, die auf
individueller, gemeinschaftlicher und institutioneller Ebene ablaufen und fungiert somit als
„Vermittler zwischen den Welten“.
Das „OTELO“ zäunt seine Lichtung nicht ein – unterschiedliche Dschungelbewohner sind Teil dieses
Ökosystems und tauschen Ressourcen aus.
Fazit: OTELO als Möglichmacher
Wie lassen sich diese verschiedenen Perspektiven auf OTELO integrieren und was hat das Ganze dann
mit sozialer Innovation zu tun? Rufen wir uns noch einmal einige „Leitfragen“ für Ashoka’s Suche
nach sozialer Innovation ins Gedächtnis.
- Für welches drängende Problem kann OTELO neue Lösungsstrategien liefern?
Gerade in ländlichen Gegenden sind kreative Entwicklungsansätze gefragt, um Landflucht und
Strukturwandel entgegen zu wirken. Es braucht Räume, in denen von Bürgern neue (Lebens-)Modelle
entwickelt, ausprobiert und ausgehandelt werden können. Räume, aus denen neue Impulse an die
institutionelle Ebene gesendet werden. Räume, die jedem die Möglichkeit geben,
Veränderungsprozesse mit anzustoßen, sei es persönlich, für die Gemeinschaft oder
gesamtgesellschaftlich. OTELO ermöglicht dies, indem es nicht das Ergebnis als Maßstab setzt,
sondern (Veränderungs-)Prozesse als solche wertschätzt und unterstützt. Damit entsteht ein
„Bewegungsimpuls“ welcher sich auch auf relativ starre institutionelle Strukturen überträgt.
- Was unterscheidet OTELO von bestehenden Problemlösungsansätzen?
OTELO erlaubt „Ziellosigkeit“. In einem Node müssen sich Menschen nicht treffen, um etwas
Bestimmtes zu entwickeln – sie dürfen auch einfach unter einer thematischen Überschrift
experimentieren. Ein „organischer“ Innovationsprozess wird von OTELO in allen Phasen unterstützt.
Dennoch ist OTELO mehr als ein „offener Kreativraum“: Durch die einfache, aber klare
Organisationsstruktur und ihre Vorgaben werden Aktivitäten auf persönlicher Ebene immer in die
Gemeinschaft eingebunden – das Teilen mit Anderen (innerhalb und außerhalb der OTELO
Community) ist die einzige Forderung an OTELO Mitglieder. OTELO schafft es so, Bürger auf der Basis
ihrer persönlichen Interessen und Leidenschaften in Prozesse des „Community Building“, der
Regionalentwicklung und gesamtgesellschaftlicher Veränderung einzubeziehen.
- Was ist die „Theorie des Wandels“?
Die „Theorie des Wandels“ hinter OTELOs Aktivitäten besagt also, dass nachhaltige Entwicklung da
möglich ist, wo Menschen den Freiraum und die Unterstützung haben, ihren eigenen Begeisterungen
zu folgen und diese mit anderen zu teilen. Diese Erkenntnis mag nicht neu sein – aber ihre
„Übersetzung“ in eine einfach zu implementierende Organisationsstruktur ist innovativ. Jeder OTELO
Standort dient als „Homebase“ für Menschen, die sich kreativ in eine Gemeinschaft einbringen
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möchten und eröffnet auf verschiedensten Ebenen neue Handlungsmöglichkeiten. Insofern verstehe
ich OTELO letztendlich als „Möglichmacher“ für positive Entwicklungsprozesse; als soziale Innovation,
die wiederum Wandlungsprozesse in verschiedensten Bereichen ermöglicht.
Wenn wir durch die Ashoka-Brille schauen, suchen wir nach genau diesen Phänomenen. Ashoka’s
Vision ist eine starke Zivilgesellschaft, in der allen Menschen die Ressourcen und die Unterstützung
zur Verfügung stehen, mit ihrer Begeisterung und ihren Talenten zur Lösung drängender
gesellschaftlicher Probleme beizutragen. OTELO hat aus der Sicht von Ashoka das Potenzial, hier eine
Lücke zu füllen, die vor allem in ländlichen Gebieten besteht. Durch die einfache
Organisationsstruktur, die auch eine flexible Reaktion auf lokale Gegebenheiten ermöglicht, kann das
Konzept (inter-)national ausgeweitet werden und zu einer neuen Kultur zivilgesellschaftlich initiierter
Entwicklung beitragen.
Unsere Nachtwanderung in den Dschungel nähert sich ihrem Ende. Es wird langsam wieder heller. Wir
haben das „OTELO“ so gut wie möglich untersucht – aber viele Fragen bleiben unbeantwortet. Vor
uns allen liegt ein hoffentlich langer OTELO- Forschungsprozess – möge er viele Erkenntnisse mit sich
bringen!
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OTELO Impulsgeber des Regionalkapital
Ambros Pree, elements consult
Wie immer beginnen Veränderungen an Rändern oder Schwachstellen einer bestehenden Ordnung.
An der schwächsten Stelle des Asphalts bricht sich der Löwenzahn seinen Weg. Er ist zugleich
Zeichen, dass die Straße nicht mehr einer intensiven Nutzung unterliegt und eine Umformung
ansteht. Nicht anders ist es in unserer Gesellschaft. Festgehalten wird an Bestehendem, ob es der
ursprünglichen Aufgabe noch entspricht wird selten hinterfragt. Neues ist unbekannt, gewohnte
Muster zu verlassen löst oft Irritation aus. In Wirklichkeit ist es nicht schwer Neues anzunehmen,
schwer ist es Altes zurückzulassen.
Etwa ähnlich kann vielleicht auch OTELO gesehen werden. Was Lebendiges hat sich einen Weg
gebahnt und im noch nicht Kennen dieser Spezies gibt es die Neugierigen, die sich über eine neue
Blume freuen, die Vorsichtigen die noch nicht genau wissen, wie damit umgehen – ist es Gefahr oder
Chance? – und auch die, die meinen, ob es nicht schon genug an Bestehendem gibt, dass davon
womöglich bedroht und abgelöst werden könnte. Bedauerlicherweise zählen auch solche dazu die
einmal ausgezogen sind Neues zu bringen, nun aber aus verschiedenen Gründen festgefahren sind
und aus Furcht die neue Möglichkeit negieren oder sie sogar (diffus) bekämpfen.
Was löst der Handlungsansatz von OTELO aus? - Die Wirkungsweise in fünf Feldern
Der Ausgangspunkt heißt Soziale Innovation
Was mittlerweile als wesentlicher Bestandteil in den zukünftigen Schwerpunkten der Europäischen
Union besonders hervorgehoben wird ist der Begriff der Sozialen Innovation. Wenn dieser Begriff
allemal schon eine viel längere Geschichte hat, so ist es dennoch bedeutend, denn mit einemmal
wird klar, dass der Gestaltungsansatz aller gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen in
diesem Kontext eine neue Bedeutung gewinnt. Soziale Innovation ersetzt nicht technologische
![Page 29: CC BY-SA-NC 3.0 HAND(LUNGS)BUCH · Angelika Zachl, SPES Rio+20 Praktikantin Fotoquellen: Die Fotos stammen aus privaten Quellen und da vor allem von Josef Aigner, der die ... für](https://reader036.vdocuments.pub/reader036/viewer/2022071006/5fc3d83ab4cd84705a43e031/html5/thumbnails/29.jpg)
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Innovationen, sondern bindet sie in ein umfassenderes Wirkungsverständnis ein. Welche
Konsequenzen haben bestimmte Entwicklungen und durch wen werden sie getragen?
Soziale Innovation ist als Initiativ- und Beteiligungsprozess der Betroffenen zu sehen. Sie sind es die
Lösungen für die Herausforderungen des Lebens mit den von ihnen entwickelten Antworten und den
damit verbundenen Handlungsentscheidungen eine neue Dynamik verleihen.
Genau dort setzt OTELO an – Menschen einen Wirkungsraum zu ermöglichen um selbst Träger der
Verantwortung für die Lebensgestaltung in den unter-schiedlichen Lebensfeldern zu werden.
Soziale Innovation kann so umschrieben werden (Quelle: Blog Innovation und Verantwortung):
eine neuartige Lösung für ein gesellschaftliches Problem
effektiver, effizienter, nachhaltiger oder gerechter als bestehende Lösungen
nützt sie hauptsächlich der Gesellschaft und weniger privaten Individuen
ein Produkt, ein Produktionsprozess, eine Technik (oder, ergänzt Hobard, ein
Geschäftsmodell)
ein Prinzip, ein Gesetz, eine soziale Bewegung, eine Intervention oder eine Kombination.
die Lösungen müssen immer mit den Nutznießern entwickelt werden, vorzugsweise von
ihnen
die Initiativen sollen sich auf die Stärken und nicht die Schwächen von Menschen und
Gemeinschaften konzentrieren
sie sollen nicht nur Diskriminierung bekämpfen, sondern aus der Vielfalt von Ethnien,
Altersgruppen, Religionen, Geschlechterrollen schöpfen
In der Leitinitiative der Europäischen Union 2020 wird der Ansatz so beschrieben:
In der Zeitschrift „brand eins“ 04/2012 findet sich folgende Beschreibung:
Eine Idee wie eine Infektion
Soziale Innovationen können infektiös wirken, wenn sich eine Gesellschaft nach und durch Krisen
technisch, ökologisch, politisch verändert und die Anpassung der bisherigen sozialen und kulturellen
Praxis gefordert ist. Dann entstehen neue Formen der Interaktion, neue Institutionen, neue
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Instrumente, die auf den Prinzipien der Einbeziehung (Inklusion), der Entwicklung von Mischformen
(Hybridisierung) und der integrativen Verbundlösung (Systemisierung) beruhen.
Soziale Innovationen entstehen - wie andere Neuerungen auch - erst dann, wenn eine Idee einen
eigenen "gesellschaftlichen Markt" gefunden hat, also Käufer, Anwender oder Gesetze und
Regulierungen - und damit Nachahmer. Die schöpferische Änderung der bisherigen sozialen und
kulturellen Praxis kann im Schumpeter'schen Sinne "zerstörend" wirken, aber auch alternativ oder
ergänzend. Entscheidend ist dabei zunächst, ob die Gesellschaft eine Idee für wirklich neu hält,
weniger, ob für positiv oder negativ. Das wird erst mit zeitlichem Abstand entschieden.
Vom technischen Fetisch zur kollektiven Fantasie
Es zeigt sich: Wir stellen um vom Fetisch der (technischen) Produktion von Lösungen auf Fantasien
der (gesellschaftlichen) Orientierung an dem Problem. Ob Energie-, Mobilitäts-, Wasser- oder
Demografie-Wenden, ob Wandel der Urbanität, des Klimas, des Verschuldungskapitalismus oder des
Terrorismus - der Übergang vom wirtschafts- und ingenieurwissenschaftlichen Management des
Industrie- und Finanzkapitalismus zum gesellschaftstheoretischen Management eines empathischen
Kapitalismus wird spürbar, in Konzernen, Ministerien und Universitäten.
Die gute Nachricht: Unsere gesellschaftlichen Herausforderungen und Krisen von heute sind die
Geschäftsmodelle und Exportschlager von morgen. Soziale Innovationen sind produktive Parasiten
der Probleme - und damit Kassenschlager des Übermorgen.
Auch keine schlechte Nachricht: Das Krankheitsbild des autistischen Managers oder Unternehmers
wird aussterben - entweder weil die Betroffenen gesunden oder weil der Markt sie als
unverbesserlich aussortiert. Die jetzige Managementgeneration wird postasozial und
beziehungsfähiger.
Die Logiken der sozialen Innovation
Logik der Inklusion: Soziologen sprechen in modernen Gesellschaften vom Primat der
funktionalen Ausdifferenzierung - ohne Spitze, aber mit vielen Randgruppen. Dies erklärt den
dringlichen Bedarf nach Einbeziehung. Sie wird möglich durch neue Arenen der Interaktion -
zwischen Bürger und Staat, Einwanderern und Alteingesessenen, Unternehmen und
Mitarbeitern, Behinderten und Nichtbehinderten, Hauptschülern und Studenten, Alten und
Kindern, Eliten und anderen Randgruppen. Inklusion ist die unheimliche Geheimwaffe -wenn
man die Vielfalt nutzt. Beispiele: Social Media, Open Innovation, integrierte und inter
generative Betreuungskonzepte, Neokorporatismus, Open Government, Bürgerhaushalt.
Logik der Hybridisierung: Organisationen und Sektoren brauchen zum Überleben ihre
Grenzen zur Umwelt. Doch die zwischen Staat, Markt, Familie und Zivilgesellschaft geraten
nun selbst an ihre Grenzen: Es geht um eine kluge, das heißt wiederum abgegrenzte
Entwicklung von Mischformen - durch neue Institutionen und durch soziale Problemlösungen
für wirtschaftliche Wertschöpfungsketten.
Logik der Systemisierung: Innovationen finden an oder auf der Grenze statt. Die
Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wird im Management komplexer integrativer Systeme
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von Technik-, Dienstleistungs- und Sozialinnovationen entschieden: mehrgliedrige
Verkehrssysteme, dezentrale Energiesysteme mit intelligenten Netzen, vor- und mitsorgende
Gesundheitssysteme durch Unterstützung und Anerkennung statt durch bloße Medizin oder
empathische Robotik (siehe zum Beispiel www.robotcompanions.eu).
Soziale Innovation beinhaltet eine klare Werte- und Wirkungsbezogenheit. Anders formuliert, sie
verleiht Innovationen ein menschliches Gesicht.
Ein Blick auf OTELO zeigt wie Menschen beginnen Lösungen für Themen und Herausforderungen in
ihrem Lebensumfeld selbst in die Hand zu nehmen. Selbst bedeutet aber nicht in Eigenbrötelei,
sondern in Verbindung mit anderen einen Prozess zu beginnen, der Stufe um Stufe an Struktur und
Verbindlichkeit gewinnt.
Der Netzwerkcharakter
Die Bedeutung der Regionen wird überall hervorgestrichen. Das Europa der Regionen heißt es schon
lange. Region ist natürlich kein strikt abgegrenzter Begriff und definiert sich nach unterschiedlichen
Bezügen. Wichtig ist, dass es sich um einen Raum handelt, der die Eigenverantwortung ernst nimmt
und gestalten will. Damit wird das Zusammenspiel der Akteure = Netzwerk zur Erfolgsvoraussetzung.
Die Offenheit ermöglicht die Weitung des Netzes und damit regionale Stärkung. Der
Gestaltungsansatz wie bei OTELO, der per se sich nicht auf Zielgruppen und Themenstellungen
festlegt, hat dabei einen besonderen Platz. Bedingt durch die offene Herangehensweise sind einmal
alle gesellschaftlichen Felder wie Soziales, Wirtschaft, Kultur, Bildung, regionaler Öffentlichkeit,
Umwelt und Politik im Bezugsrahmen zu sich ergebenden Handlungsfeldern. Austausch und
übergreifende Aktivitäten werden zu Treibern um neue Wertschöpfung anzustoßen und generieren.
Diese können sich in sehr unterschiedlichen Formen zeigen. Egal ob es sich um Projekte auf dem
Substrat eines OTELO oder betriebliche, soziale, kulturelle und ökologische Impulse handelt, die in
einem Prozess in Gang gesetzt werden.
Wozu führt dieser Netzwerkcharakter?
Die Abstimmung der einzelnen Partner führt zu einer klareren regionalen Identitätsbildung.
Regionalen Handlungsräumen eine zusätzliche Dynamik zu verleihen führt zu einer Standortstärkung.
Dieses Herangehensweise ist im Sinne des „Österreichischen Raumentwicklungskonzeptes ÖROK
2011“ ein wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung der regionalen Governance.
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Die Potenzialschöpfung
Wenn von regionaler Potenzialstärkung auf der Ebene der menschlichen Fähig-keiten die Rede ist,
dann ist man schnell bei einem gut umschreibbaren Begriff – Talentefindung. Dazu braucht es so
etwas, wie eine Mycellfunktion die angestoßen wird damit die Pilze, sprich Talente, sichtbar werden
können. Das klingt einfach, doch wer sich einmal mit dem Bodenleben in einem Garten beschäftigt
hat, wird wissen, welcher Herausforderungen es bedarf um dem Wachsen der einzelnen Früchte eine
gute Basis zu bereiten. Nicht anders ist es im regionalen Umfeld zu sehen. Auch dort eine
„gärtnerische Arbeit“ zu verrichten, damit das Substrat, die Basis für das Herauswachsen der Talente
werden kann. Ansonsten schlummern sie weiter gut bzw. können nicht an die Oberfläche kommen,
weil es zu nass, zu trocken oder eine andere Einschränkung vorhanden ist.
Zeigen sich Talente, so sind sie zu pflegen - keine Anleitung wie sie wachsen sollen - sondern ein
Umfeld das Ermöglicht. Aus dem biologischen Landbau ist bekannt, dass ein Anteil an Beikräutern
(Unkraut) die Qualität von Getreiden deutlich verbessert. OTELO ist ein solcher Garten bzw. eine
solche „Landwirtschaft“. Anders gesagt, es geht um die Förderung von Talenten, damit „sie Frucht
bringen können“. Wie schon im Neuen Testament zu lesen, haben es die Körner die auf steinigen
Boden fallen schwer hochzukommen.
Der Begriff „hidden champignon“ ist in der Betrachtung der Qualität von Wirtschaftsräumen üblich
und drückt aus, dass dort Zukunftspotenzial vorhanden ist. In einer umfassenden Sicht einer Region
ist es entscheidend solche „Pilze“ in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zu fördern.
Bedeutsam wird es aber, wenn es darum geht die Umfeldbedingungen so zu gestalten, dass diese
auch in der Region bleiben und nicht das Weite suchen.
OTELO ist dabei der Raum, noch völlig offen, unabhängig von einem „Produkt“, einzig das Entfalten
soll möglich sein. Die innere Struktur ist Ermöglicherin. Diese Herangehensweise stellt somit einen
wesentlichen Teil endogener Regionalentwicklung dar.
Plattform der Kooperation
Um Talenten tatsächlich einen Durchbruch zu ermöglichen brauchen sie eine Plattform auf der es
möglich ist durch Kooperation einen zusätzlichen Nutzen und damit Stärke generieren zu können um
so als Produkt oder Dienstleistung angenommen zu werden.
Netzwerkrolle und Plattform bedingen einander. Projekte – egal welcher Art – sollen ins Leben
gebracht werden können. Verbindlichkeit und Wirkkraft wird auf dieser Ebene offenbar. Sie gilt als
eine Startbasis, die so etwas wie einen festen Grund bildet, ein Fundament ist auf dem gebaut
werden kann. Auf dieser Ebene wird verdichtetes Handeln breiter sicht- und erlebbar. Ideen und
Projektkonzepte werden dort der Prüfung der Lebenstauglichkeit unterzogen. Sie werden erweitert,
adaptiert oder wie das Leben auch zeigt zurück an den Start geschickt. Manche werden dann auch als
- zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt – nicht realisierbar zurückgesetzt.
In der Nodes’s Struktur von OTELO findet das auch seinen Niederschlag als Weg, der zu einem Ziel
zurückzulegen ist.
Die Plattform selbst ist aber eine Bühne die in der Region gegründet ist. Nur dort begegnen sich die
unterschiedlichen Partner um zu prüfen welcher Ansatz tragen kann. Die Plattform muss aber mit
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einem guten Radar ausgestattet sein um über die Regionsgrenzen hinauszusehen, weil Impulse von
außerhalb Stärkendes in die Region hineinbringen können und sollen.
Bei einem Blick in die bisher entstandenen Initiativen und Projekte wird deutlich, dass sie von sich
heraus in eine neue Zukunft deuten. Wer mit wachen Augen und offenen Ohren unsere Welt
betrachtet, dem zeigen sich Entwicklungen die mit dem schon in kleinen Ansätzen der OTELOs
verbindbar sind. „Die Produktion kehrt zurück“, heißt die neue Devise in den Industriestaaten. Doch
die Art der Produktion und der Ressourcenumgang wird - ja muss – dabei einen sehr deutlichen
Wandel erfahren. Andeutungsweise wird das etwas an zwei Hinweisen von Prof. Stefan Schleicher
sichtbar. (Quelle: Prof. Stefan Schleicher, WIFO / UNI Graz)
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Wo dieser Weg beschritten wird führt das zu dem was mit dem Begriff Stärkung des Regionalkapitals
umschrieben wird. Eine Entwicklung also die Identität und Widerstandskraft fördert. Eine
Impulsgeberfunktion auf diesem Weg wird durch OTELO ausgelöst.
Denkraum - auch für das im ersten Moment Undenkbare
Schon in Brainstorming gilt die Regel keine Bewertung – nur so ist ein offenes auf den Tisch legen
aller Vorstellungen möglich. In der DenkBar ist Raum gegeben wo Ideen einmal „aufgespannt“
werden können ohne gleich als Utopie oder realitätsfremd abgestempelt zu werden. Erst im
gemeinsamen Diskurs - der in einer sehr spielerischen Annäherung erfolgen soll - entsteht so etwas
wie ein Entscheidungsprozess an dessen Ende sich ein Übergang in eine mögliche Wirklichkeit
abzeichnet. Der Denkraum ist der wichtige Schlüssel, dort findet die Befruchtung von Ideen statt. Die
Blüten die darin auftauchen werden wie von Bienen „bestäubt“ um so die Möglichkeit des
Fruchtbringens zu ermöglichen. Es geht um einen achtsamen Vorgang. Nicht jede von Bienen
besuchte Blüte bringt Frucht, aber jede Blüte ist es Wert Bedeutung gegeben zu werden. Im
Denkraum ist somit die Haltung aller Partizipierenden enorm wichtig. Frost zerstört die Blüten – ein
förderndes, aber auch forderndes Klima ist die wesentliche Bedingung.
Warum finden sich Menschen gerne in OTELO’s zusammen? Wohl deswegen, weil es erlaubt, ja
gewünscht ist seine eigenen „Schätze“ (Fähigkeiten, Ideen, ...) offenzulegen und im Teilen mit
anderen Bedeutung zu geben.
Generell zu OTELO kann man die Wirkungsweise kaum treffender ausdrücken als es Albert Einstein
mit dem Satz beschrieben hat „Probleme kann man niemals in derselben Denkweise lösen, durch
die sie entstanden sind“.
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OTELO Offenes Technologielabor
Veronika Ratzenböck, Anja Lungstraß, Xenia Kopf
österreichische kulturdokumentation. internationales archiv für kulturanalysen 5
Das Wichtigste ist, überhaupt einmal Kreativität stattfinden zu lassen
OTELO – Offene Technologielabore schaffen seit ihrer Gründung 2010 in Oberösterreich
niederschwellige Freiräume für Experimente und die Entfaltung von Kreativität abseits urbaner
Ballungszentren und ermöglichen die Nutzung kreativer Potentiale in der jeweiligen Region.
Mit einer Machbarkeitsstudie hat das Regionalmanagement Oberösterreich 2008/09 den hohen
Bedarf für eine offene Einrichtung in Oberösterreichs ländlichen Regionen ermittelt und das
Grundkonzept für OTELO Offenes Technologielabor vorgelegt. Der ländliche Raum bot bislang wenig
Möglichkeiten, tragfähige und wertschöpfende kreativwirtschaftliche Strukturen zu entwickeln. Diese
Lücke füllt OTELO, das als dezentrales, lokales Konzept auf einem kleinräumigen Regionsbegriff
basiert und dessen Ziel es ist, Menschen aus der Region für technisch-künstlerische Aktivitäten zu
begeistern und zum Experimentieren zu verführen. Das Projekt etabliert regionale und übertragbare
Freiraumstrukturen zur Bildung von kreativwirtschaftlichen Entwicklungsräumen. Es werden
Netzwerke zu bestehenden Strukturen aufgebaut und vertieft und Angebote an Schnittstellen von
Wirtschaft, Bildung und Forschung für eine breite Zielgruppe ermöglicht. Intensive Kooperationen
mit Gemeinden, Betrieben, Institutionen und Initiativen schaffen Berührungspunkte mit Kunst,
Kultur, Kreativwirtschaft, Medien und Technik und bereiten den Boden für Innovation und Kreativität
in der Region. Aus OTELO heraus sind bereits einige „Business-Opportunities“ und
Unternehmensgründungen entstanden. Und OTELO wächst: es ist ein „Blueprint“, der in andere
Regionen übertragen werden kann, denn die strukturellen Herausforderungen, auf die OTELO
reagiert, finden sich überall im ländlichen Raum.
Regionen abseits der Ballungszentren
Der Begriff der „Region“ bezieht sich auf die jeweilige Gemeinde, in der ein OTELO-Standort besteht;
diese liegen verstreut in der weiteren Umgebung von Linz: Vöcklabruck (12.000 EW, Hausruckviertel),
Gmunden (13.000 EW, Salzkammergut), Ottensheim (4.500 EW, Urfahr-Umgebung) und Kirchdorf im
Kremstal (4.100 EW, Traunviertel). Mittlerweile sind weitere Standorte in Vorchdorf (7.289 EW,
Traunviertel) sowie ein „Export“ in Angermünde nördlich von Berlin (14.282 EW, Uckermark) in
Betrieb gegangen; Anfragen aus Salzburg, der Steiermark und Wien liegen vor. Die mittlere
Siedlungsdichte in der Region liegt bei ca. 100 bis 200 EW/km2.
Es besteht eine hohe Dichte an Industrie und Gewerbe (Bezirk Vöcklabruck: 850 Betriebe bilden rund
2.500 Lehrlinge aus. Gmunden: 600 Lehrbetriebe bilden rund 1.700 Lehrlinge aus) mit dem Fokus auf
Technologie. Der Bezirk Vöcklabruck hat seinen Schwerpunkt im Bereich Gewerbe, sowie in der
Landwirtschaft und im Tourismus. Es gibt hauptsächlich mittelständische Betriebe; zu den
bedeutendsten Unternehmen für OTELO zählen etwa die MIBA AG, die STIWA Holding und die
5 Dieser Text basiert auf einem Beitrag der österreichischen kulturdokumentation für den 5. Österreichischen
Kreativwirtschaftsbericht – Kreativwirtschaft als regionaler Faktor, herausgegeben von creativ wirtschaft austria der
Wirtschaftskammer Österreich im Rahmen von evolve des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend, Wien
2012
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Lenzing AG. In dieser Region herrscht hoher Bedarf an Fachkräften, der sich im Hinblick auf die
demografische Entwicklung noch verstärken wird.
Die Wirtschaftsstruktur des Bezirkes Gmunden ist geprägt durch den hohen Anteil des industriell-
gewerblichen (Bau, Metall, Papier) und des Dienstleistungssektors. Auch der Bezirk Urfahr-
Umgebung ist industriell-gewerblich geprägt, aber auch Land- und Forstwirtschaft stellen einen
hohen Anteil an Arbeitsplätzen. In Ottensheim ist die Wirtschaft kleinstrukturiert in den Bereichen
Baugewerbe, Landwirtschaft, Handel und Dienstleister. Es gibt viele AuspendlerInnen nach Linz.
Der Kreativwirtschaft in Oberösterreich sind ca. 7% der Unternehmen zuzurechnen mit etwa 40.000
Beschäftigten. Neben dem oberösterreichischen Zentralraum (Linz-Wels, über 1200 Betriebe) sind
Gmunden und Vöcklabruck die Bezirke mit den meisten kreativwirtschaftlichen Betrieben. Die
größten kreativwirtschaftlichen Branchen sind Architektur, Software & Games und Werbung.
Experimentierräume für alle: wie OTELO erfunden wurde
Der Verein OTELO wurde 2010 vor dem Hintergrund gegründet, dass es in der Region
Vöcklabruck/Gmunden wenig bis keine Strukturen gab, kreatives Potential gezielt zu unterstützen.
Dies ergab eine Machbarkeitsstudie des Regionalmanagement Oberösterreich 2008/09, die auch das
Grundkonzept für OTELO Offenes Technologielabor vorlegte6. Die Studie zeigte, dass Kreativität nicht
als Wirtschaftsfaktor wahrgenommen wird, dass Freiräume für Kommunikation und Experimente
fehlen, dass es aber eine wesentliche Anzahl von Menschen mit kreativen Potentialen in der Region
gibt, die Bedarf haben an einer unterstützenden Struktur für die Entwicklung von Projekten. Diese
Lücke füllt seit 2010 OTELO Offenes Technologielabor: nach dem Vorbild der aus urbanen Zentren
bekannten so genannten „Hackerspaces“7 stellt OTELO abseits urbaner Ballungszentren mithilfe von
kostenloser Basisinfrastruktur, Gemeinschaftsräumen und Kleinlaboren („Nodes“)
Rahmenbedingungen für regionale Potentialentfaltung in Technik, Medien, Design, Kunst usw. zur
Verfügung; der Technologiebegriff schafft hier für OTELO eine regionale Verankerung. Das
Pilotprojekt wurde mit der Zielsetzung entwickelt, ein übertragbares Konzept daraus ableiten zu
können, denn – so Martin Hollinetz, Gründer und Vordenker von OTELO – es brauche neue
Denkmodelle, um regionalen Herausforderungen wie dem Strukturwandel und der demografischen
Entwicklung zu begegnen. OTELO ist ein in Europa bisher einmaliges Modell, das sich in bestehende
regionale Strukturen integriert und diese erweitert und weiter entwickelt.
Jeder OTELO-Standort setzt sich aus Node-Labs, einer offenen Werkstatt, einem Workshopraum und
einem offenen Kommunikationsbereich zusammen. Das Nodes-Konzept besteht aus drei
aufeinander aufbauenden Phasen: in der „Think-Node“, für die sich eine Gruppe aus mindestens fünf
Personen („Handvoll-Prinzip“) zusammenfinden muss, entsteht eine Idee. Dann folgt die „Game-
Node,“ für die OTELO einen Raum bereitstellt. Soll ein konkretes Projekt entstehen, beginnt die
„Projekt-Node,“ in dieser Phase unterstützt OTELO z.B. bei der Suche nach einem Fördergeber oder
bei der Umsetzung einer Geschäftsidee. Weiters entwickeln die OTELO-Standorte verschiedene
Veranstaltungsformate wie Workshops, Denk-Bars, Barcamps u.a. zu den unterschiedlichsten
Themen aus Technologie, Politik, Gesellschaft, Kunst etc.
Die Standorte und Nodes von OTELO werden auf Gemeinde-Ebene eingerichtet, sie sind „regionale
Kristallisationspunkte.“ Jedes OTELO knüpft dabei an vorhandene Initiativen, Themen, Netzwerke
u.a. an. Vöcklabruck hat derzeit z.B. Schwerpunkte im Bereich Technologie (3D-Druck, Elektronik),
6 Die Initiativen „Creative Region“ und „Kreatives Oberösterreich“ haben ihre Tätigkeit erst 2011 aufgenommen.
7 auch Makerspaces bzw. FabLabs, z.B. c-base in Berlin oder Metalab in Wien
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Freies Radio (Radionest) und Kinder & Technik. In Ottensheim liegt der Fokus auf „NANK - Neue
Arbeit, Neue Kultur“ zu den Themen „Arbeit als Berufung“ und Gemeinwohlökonomie. An jedem
Standort stellt die Gemeinde kostenlos Räume (z.B. zur sinnvollen Nachnutzung leer stehender
Gebäude) und Basisinfrastruktur zur Verfügung. Das zweite Standbein sind die jeweiligen lokalen
Communities, die einen Standort mitentwickeln. OTELO bietet zwar ein Konzept mit einer festen
Struktur („Nodes“-System), die Gründung eines OTELO ist aber immer ein klarer Bottom-up-Prozess.
OTELO gehört keinem System: nicht dem Sozialsystem, nicht dem Bildungssystem, nicht dem
Wirtschaftssystem und es ist nicht aus einem Kulturauftrag heraus entstanden. OTELO ist nicht
erwerbs- und gewinnorientiert oder wirtschaftlich motiviert. Ziel ist es aber, eine wirtschaftlich
erfolgreiche Rahmenstruktur für experimentelle und kreativwirtschaftliche Projekte aufzubauen und
es gibt Schnittstellen zur konkreten Entwicklung von Produkten, kommerzieller Nutzung und
Unternehmensgründung.
OTELO nutzt bestehende Strukturen und schafft ein niederschwelliges Angebot an den Schnittstellen
zu Wirtschaft, Bildung und Forschung für eine breite Zielgruppe. Die OTELOS arbeiten mit
Unternehmen, Institutionen und Initiativen zusammen. z.B. mit der Lenzing AG, dem
Technologiezentrum Attnang-Puchheim, Miba, Numtec Interstahl, STIWA Holding u.a. Ein wichtiger
Partner ist auch die Ars Electronica in Linz, für die OTELO Vöcklabruck 2010 im Rahmen des Festivals
„repair - sind wir noch zu retten?“, einen Teil des Tabakfabrikgeländes bespielte. Fortgesetzt wurde
diese erfolgreiche Zusammenarbeit 2011 und 2012 „U 19 – Create your world,“ dem Zukunftsfestival
der nächsten Generation. Das „Festival im Festival“ für Menschen unter 19 wurde gemeinsam mit
OTELO entwickelt, 2012 sind sechs Leader-Regionen (insgesamt 113 Gemeinden in Oberösterreich)
beteiligt. In den Kooperationen von OTELO kommt es zu einem Know-How-Transfer in beide
Richtungen: OTELO ist ein authentischer Partner, der „an der Basis“ Innovationen entwickelt.
Umgekehrt profitiert OTELO z.B. von der Ars Electronica durch erhöhte Sichtbarkeit und die
Bereitstellung professioneller Kompetenzen.
Weitere Projekte in Vöcklabruck sind die Mobile Human Powerstation (MOHUP), das gemeinsam von
OTELO, AEC und dem Klimabündnis OÖ entwickelt und umgesetzt wurde, und das mobile Projekt KET
– „Kinder Erleben Technik” in Kooperation mit Ars Electronica, Wirtschaftskammer Oberösterreich
(Abt. Bezirksstellen), Land Oberösterreich und dem Regionalmanagement Oberösterreich. Aus
OTELO-Projekten heraus sind außerdem bereits Prototypen und konkrete Produkte entwickelt
worden, wie z.B. der so genannte „ogg-Streamer“, ein Gerät zur Vereinfachung der Übertragung von
Audio-Dateien durch das Internet, für den Georg Ottinger beim „Xport Pro Design Contest“ in Silicon
Valley sogar einen Preis erhalten hat.
„Wenn es OTELO nicht gäbe, wären wir längst in Linz oder in Wien!“8
OTELO fördert kreative Potentiale, die vor Ort vorhanden sind, für die aber der Raum und der
Rahmen für die Entwicklung fehlen. Hoch qualifizierte Personen können in der Region gehalten
werden, da sie Anknüpfungspunkte für interessante Projekte vorfinden. So haben sich einige OTELO-
MitarbeiterInnen aus ihrem Engagement bei OTELO heraus in der Region selbständig gemacht und
eigene Unternehmen gegründet.
OTELO ist als „Blueprint“ konzipiert, das auf andere Regionen übertragen werden kann, denn es
reagiert auf strukturelle Herausforderungen im ländlichen Raum. Das große Interesse, das dem
8 Katja Bankhammer, Markus Kaltenbrunner, OTELO-AktivistInnen in Vöcklabruck
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OTELO-Konzept mittlerweile entgegengebracht wird, konnte zu Beginn niemand ahnen: OTELO
wächst erstaunlich schnell, nach nur knapp drei Jahren gibt es bereits den sechsten Standort. In
Zusammenarbeit mit SPES GmbH, Ars Electronica Linz, ScienceCenter Netzwerk und dem
Technologiezentrum Attnang Puchheim wird OTELO seit 2010 weiterentwickelt: „Netzwerk-OTELO-
Werknetz“ wurde im Rahmen von „impulse lead 2010“9 (evolve) durch die aws10 gefördert und dient
dem Ausbau der Basisinfrastruktur und der Netzwerke sowie der Etablierung regionaler
Medienkooperationen. Es umfasst ein Erweiterungskonzept für die Übertragung in andere Regionen
zur Gründung weiterer Standorte sowie ein Service-Angebot für Entrepreneurs (in Kooperation mit
dem Technologiezentrum und regionalen Wirtschaftskammern). Ziel ist die Erhöhung der
Sichtbarkeit der Kreativwirtschaft als Wertschöpfungsfaktor fernab der Ballungszentren; durch die
Gründung weiterer OTELO-Standorte sollen regionale, übertragbare Freiraumstrukturen zur Bildung
von kreativwirtschaftlichen Entwicklungsräumen etabliert werden.
OTELO: die erfolgreich gesetzten Schritte
Das Regionalmanagement Oberösterreich hat 2008/09 eine Machbarkeitsstudie beauftragt, die einen
Bedarf für offene Experimentierräume mit niederschwelligem Zugang für Menschen jeden Alters als
Ergänzung zum herkömmlichen Bildungsangebot ermittelte. Zur Etablierung der ersten Standorte
wurde 2010 in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Vöcklabruck und Gmunden der Verein OTELO
gegründet, nach dem Vorbild der „Hackerspaces“, übertragen auf ländliche Regionen.
OTELOs sind gemeinwohlorientierte, lokale Kristallisationspunkte und knüpfen an regionale Stärken
und Potentiale, lokale Communities und Szenen an.
OTELO basiert auf der Kooperation verschiedener Akteure aus Wirtschaft, Bildung, Forschung,
Technologie, Medien und Kunst: Unternehmen (Lenzing AG, Technologiezentrum, Ars Electronica),
Bildungsinstitutionen (SPES Zukunftskademie, Science Center Netzwerk, Schulen, Fachhochschulen
Joanneum und Salzburg) sowie einigen Gemeinden.
Das Konzept wurde von lokalen und regionale EntscheidungsträgerInnen mitgetragen, die
Gemeinden stellen kostenlose Räume und Basisinfrastruktur zur Verfügung. Gleichzeitig bietet
OTELO ein Nutzungskonzept für Leerstand öffentlicher Gebäude.
Das OTELO-Konzept wird mit „Netzwerk-OTELO-Werknetz“ (u.a. Community Building zum Netzwerk-
Ausbau und Erstellung des Handbuchs zur Gründung neuer Standorte) weiterentwickelt.
9 http://www.impulse-awsg.at/gefoerderte_projekte/lead1001/
10 http://www.awsg.at/Content.Node/
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OTELO in O-heim gelandet!
Bgmin Uli Böker, Ottensheim
Es war im Jahre 2009 – als Linz Kulturhauptstadt war und sich
mit dem Thema Veränderung auseinandergesetzt hat. Da kam
ein schon etwas älterer Professor nach Linz und die damalige
Managerin der Region Urfahr –West (uwe) Barbara Krenmayr
und ich wurden zu einem Kamingespräch eingeladen. Der
Professor war Frithjof Bergmann und entzündete in uns das
Feuer für das Thema „Neue Arbeit/Neue Kultur“. Glut für Neues
ist in mir schon immer gut gehütet und so brauchte es nicht
allzu viel um diese wieder zu entfachen.
So entstand in Ottensheim eine Gruppe von Menschen, die sich mit dieser Idee auseinandersetzten.
Frithjof Bergmann begleitete uns am Anfang dabei und die vielen Fragen von ihm halfen uns,
vermeintlich selbstverständlichen Dinge zu hinterfragen.
So kam es dann soweit, dass durch viele Treffen mit ähnlich Denkenden, mit Experimentierenden,
mit Kreativen aus Nah und Fern sich die Gruppe stabilisierte und sich verschiedene Arbeitskreise
bildeten, die sich mit unterschiedlichen Themen wie Garten/ Ernährung, Energie/ Technik,
Kommunikation und Werkstätte NEU auseinandersetzten.
Mit einer Fahrt nach Vöcklabruck, verbunden mit einem Besuch im OTELO in der alten
Landesmusikschule setzten wir einen weiteren Meilenstein. Neue Arbeit/ Neue Kultur paarte sich mit
OTELO und so wurde das manchmal auch schon ein wenig schwache Feuer wieder entfacht.
Gelandet ist diese von Bürgern und Bürgerinnen getragene Entwicklungswerkstatt im Jahr 2012 im
„Alten Amtshaus“ von Ottensheim, welches die Gemeinde für drei Jahre unentgeltlich zur Verfügung
stellt. Dort findet man nun einen „Kost-Nix“ laden, das „Radamt“ eine Selbstreperaturwerkstätte für
Fahrräder, einen Kommunikationsraum, Radio Froheim und eine 3D-Drucker Werkstätte. Angedockt
ist noch die „Werkstätte Altes Amtshaus“, in der mit unterschiedlichsten Materialien gearbeitet und
experimentiert wird.
Diese OTELO/ NANK Landung ist gelungen und der Flugplatz Ottensheim hat sich gut mit diesen
Menschen angefreundet, auch wenn es da und dort schon auch Betrachter gibt, die ein wenig
argwöhnisch diese Entwicklung verfolgen. Als Bürgermeisterin dieser Gemeinde freue ich mich sehr
über so viel kreatives Einbringen und wäre ich nicht Bürgermeisterin, dann würde ich selbst im Radio
Froheim oder im Radamt lernend und entdeckend dabei sein.
OTELO/ NANK sendet Impulse aus, die spürbar durch den Ort ziehen. Ein Ort, ein Dorf, eine
Gemeinde braucht Laboratorien, braucht Experimentierwerkstätten, damit es weiterleben kann.
Neue Initiativen müssen neben den bedeutenden traditionellen Einrichtungen einziehen und etwas
ausprobieren dürfen – ins Dorfleben – damit das „Dorf“ nicht ausstirbt.
Alle Gute für alle OTELOs und NANK Gruppen und viel Freude beim Ausprobieren und Entdecken, das
Staunen und die kleinen Wunder gehören dazu!
Uli Böker
Bürgermeisterin der Marktgemeinde Ottensheim
![Page 40: CC BY-SA-NC 3.0 HAND(LUNGS)BUCH · Angelika Zachl, SPES Rio+20 Praktikantin Fotoquellen: Die Fotos stammen aus privaten Quellen und da vor allem von Josef Aigner, der die ... für](https://reader036.vdocuments.pub/reader036/viewer/2022071006/5fc3d83ab4cd84705a43e031/html5/thumbnails/40.jpg)
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Eine Chance, die genutzt wurde – OTELO in Vöcklabruck
Bgm. Herbert Brunsteiner
Als Bürgermeister einer Standortgemeinde ist unsere Beziehung zum Offenen Technologielabor
natürlich eine besonders intensive. Als wir im Jahr 2008 gemeinsam mit der Stadt Gmunden und dem
Regionalmanagement das Projekt „OTELO“ (bzw. im Vorfeld die Forschungsinitiative KeT „Kinder
erleben Technik“) präsentiert haben, war es für mich klar, dass diese neue Jugendeinrichtung perfekt
zur Stadt Vöcklabruck passt. Nicht nur, weil Vöcklabruck eine klassische Schulstadt mit hoher
Jugendfrequenz ist, sondern auch weil wir dieser guten Idee eine Chance geben wollten und hier
auch schon früh Querverbindungen zur Kultur und zur Wirtschaft gesehen haben. Somit hat OTELO in
Vöcklabruck im Gebäude der „Alten Landesmusikschule“ eine Heimat bekommen, die wir in den
vergangenen Monaten beständig ausbauen und adaptieren konnten. Es war auch für uns eine tolle
Überraschung, dass sich OTELO so rasant weiterentwickelt hat.
Unsere Erfahrungen mit OTELO sind als
sehr positiv zu bewerten. OTELO brachte,
wie schon erwähnt, eine Schnittstelle zu
Firmen und regionalen
Wirtschaftsbetrieben, die durch
Kooperationen jungen Menschen
technische Einrichtungen näher bringen
konnten. Die Zusammenarbeit mit den
Schulen, umwelttechnische sowie
kulturelle Aktivitäten und das allgemeine
Auftreten im öffentlichen Leben unserer
Stadt, brachten OTELO viele Anhänger
und Sympathien und machten es
mittlerweile zu einem erfrischenden Fixpunkt in Vöcklabruck. Auch als Ideenbörse, Impulsgeber und
Innovationsplattform machte OTELO in den wenigen Monaten von sich reden.
Den pädagogischen Aspekt von OTELO kann ich aus eigener Erfahrung ebenfalls als gelungen
bezeichnen. Vor allem der spielerische Umgang mit dem oftmals spröden Thema Technik und der
offene Zugang zu Neuerungen sind als gelungen zu bewerten. Man hebt sich zwar von schulischen
Lernvorgaben ab, scheut aber die Zusammenarbeit mit pädagogischen Einrichtungen trotzdem nicht.
Ein großes Anliegen ist es mir nochmals auf die rasante Entwicklung von OTELO hinzuweisen. Nicht
nur die schnelle Standortentwicklung in weiteren Städten Oberösterreichs, sondern auch der rasche
Aufstieg in unserer Stadt ist beeindruckend. Wir als Stadtgemeinde bemühen uns, infrastrukturelle
Maßnahmen zu setzen und als Netzwerker zu fungieren. Ein passendes Team des OTELO hat rasch
funktionierende Strukturen geschaffen und einen guten Weg an die Öffentlichkeit gefunden. Das
richtige Gefühl für passende Nodes und das große Engagement vieler Vereinsmitglieder und Helfer
schufen schnell eine neue Heimat für junge, interessierte Menschen. Durch Kooperationen mit
diversen Festivals, einem Netzwerkaufbau in die Landeshauptstadt Linz bzw. österreichweit und der
Suche nach neuen Ideen, wurde dem Projekt OTELO ein Weg weit über die Grenzen der
Gründungsstädte Vöcklabruck und Gmunden geebnet.
Ich wünsche allen Verantwortlichen und Vereinsaktiven weiterhin alles Gute und freue mich, wenn
OTELO noch viele Ideen in Vöcklabruck entwickeln und einbringen wird. Wir werden uns auch
zukünftig bemühen, OTELO eine gute Heimat zu bieten und gemeinsam, wie beispielsweise beim
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Agenda-Projekt „Level Up Your City“, neue Ideen für unsere Stadt und eine nachhaltige Beteiligung
junger Menschen an Entscheidungsprozessen zu forcieren.
Herzlichst
Das postmoderne Können
Thomas Duschlbauer, Kreatives OÖ
Im Jahr 1979 hat Jean-François Lyotard sein „Postmodernes Wissen“ veröffentlicht. Damit hat er auf
philosophischer Ebene einen Begriff etabliert, der maßgeblich für die Kunstbetrachtung wurde. Nicht
nur das. Durch seine Auseinandersetzung mit dem Umgang mit Wissen in einer postindustriellen
Gesellschaft kann er als Vordenker der heutigen Wissensgesellschaft bezeichnet werden. In ihr gelten
individuelle Fähigkeiten und Talente mehr als Rohstoffe und der Zugang zu Produktionsmitteln. Das
Wissen ist es, das einer Gesellschaft einen Vorteil verschafft. Darum hat sich Lyotard bei seiner
Auftragsarbeit für den Universitätsrat von Quebec auch damit beschäftigt, wie eine Gesellschaft mit
Informationstechnologien umgeht, wie es Zugänge zu Informationen regelt – und welche Rolle dabei
Experten spielen.
Das „Postmoderne Wissen“ geht dabei nicht so sehr auf den technischen Kontext der Verarbeitung
von Informationen zur Schaffung von Wissen ein, sondern stellt den Begriff des Wissens an sich ins
Zentrum der Analyse. Lyotard knüpft dabei methodisch an Ludwig Wittgensteins Idee der
Sprachspiele an. Diese sind Lebensformen, in denen wir jeweils unterschiedlichen Regeln folgen. Die
Sprachspiele selbst befinden sich in keiner hierarchischen Ordnung zueinander im Sinne von
Überlegenheit, sondern liegen wie Territorien nebeneinander. Damit rückt Lyotard ebenso wie zuvor
Wittgenstein die Sprache ins Zentrum. Im Wesentlichen übt diese zwei Funktionen aus, die für die
Schaffung von Neuem eine erhebliche Bedeutung haben. Einerseits dient Sprache der Repräsentation
und andererseits der Legitimation. Diese beiden Faktoren haben auch großen Anteil am Scheitern
von Neuem, weil wir gewöhnlich danach fragen, was das Neue ist und wozu wir es brauchen. Wir
begnügen uns nicht mit der bloßen Ansicht der Erscheinung des Neuen, so wie sie ist. Das Neue hat
sich uns erkenntlich zu zeigen und zu erklären. Das Neue kann nicht einfach passieren und dabei
seinen Zustand beibehalten. Sobald das Neue marktschreierisch in die Welt geworfen wird, wandelt
es sich bereits und wird etwas an uns Vorübergehendes und sich dabei selbst Überholendes. Überall
passiert das Neue, und noch ehe wir es richtig empfangen haben, ist es bereits wieder an uns
vorbeigezogen. An uns altert das Neue. Es muss sich stets gegen Abnutzung und Verfall zur Wehr
setzen und sich gleichzeitig gegen eine aufkommende Konkurrenz, eine andere Geschmacksrichtung,
eine andere Modefarbe, etc. verteidigen.
Im Gegensatz dazu geht es beim Sprachspiel im Sinne von Wittgenstein lediglich um eine
schöpferische Kombinatorik, um das bloße Erfinden neuer Wortschöpfungen und Redewendungen.
Hier bestehen keine Ansprüche auf Repräsentation und Legitimation. Denn der Begriff ist wie er ist,
und er ist, weil er ist, weshalb der Begriff keinen Experten benötigt und das wissenschaftliche Wissen
nur indirekte Bezüge zu den Sprachspielen aufweist. Dort kann alles einfach passieren, weil sich
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nichts als etwas ausgeben und sich mit etwas anderem messen muss, um auf Anerkennung zu
stoßen. Dort existiert das Neue nicht als eine von einem Absender losgelöste Botschaft, weil wir
darin noch Wirklichkeit sind. Im Sprachspiel sind wir die Gegenwart des Neuen, denn jeder
spielerische Zug verändert unsere Position und unser Perspektive und sie verändert uns auch in der
Wahrnehmung der anderen. Diese Veränderungen werden im Sinn von Kommunikation sowohl auf
der Ebene des Senders als auch des Empfängers wahrgenommen. Das Sprachspiel macht uns sowohl
zu Protagonisten als auch zu Beobachtern, Theorie und Praxis unterliegen darin einer permanenten
Oszillation. Es gibt dabei keine Gewinner und Verlierer, weil es primär darum geht, das Sprachspiel,
den Ort, worin wir zuhause sind, weiter zu entwickeln. Die Kommunikation ist das, was uns Freude
bereitet, weil das Neue nicht über sie auf uns einschlägt, sondern wir selbst die Botschafter des
Neuen sind.
Die Sprachspiele erfordern keine Experten, also keine Menschen, die selbst ein spezielles Wissen
repräsentieren und sich und ihre Rolle über das Erprobt-Sein im Umgang mit diesem Wissen anhand
vorgegebener Problemstellungen legitimieren. Das Sprachspiel bringt vielmehr die Person des
Kenners hervor, der sich über die dauernde Erprobung von Zusammenhängen ein individuelles
Wissen aneignet, das nicht primär lösungsorientiert ist, sondern für sich sein und zur Verwirklichung
des Selbst dienen kann. Im Gegensatz zum Experten, der durch ein Problem auf die Probe gestellt
wird und dabei sein Wissen bzw. seine Problemlösungskompetenz unter Beweis stellt, geht der
Kenner nicht von einem Problem, sondern von sich aus und stellt sein Wissen immer wieder auf die
Probe.
Entstanden ist das Expertentum, so wie wir es heute kennen, im Zuge der Industrialisierung. Dabei
wurden gewisse Aufgaben vermehrt an Spezialisten delegiert. Dies gilt insbesondere für die Kreation
des Neuen bzw. für Innovationsprozesse. In der Geschichte der Menschheit stellt dies an sich etwas
vollkommen Neues und eine Ausnahme dar. In der Regel entstanden Entwicklungen und
Weiterentwicklungen über Jahrtausende hinweg aus kollektiven Prozessen heraus. Erst mit der
Etablierung eines Systems der Fremdversorgung, das heute globale Dimensionen angenommen hat,
änderte sich diese Praxis. Mit der Industrialisierung setzte die Massenproduktion ein, welche nun die
Arbeit von Massenmedien bzw. Kommunikation notwendig machte, um die Menschen von den mit
Hilfe der Experten entstandenen Produkte zu überzeugen und schließlich zu Kaufhandlungen zu
mobilisieren. Denn Produkte, an deren Entstehung wir nicht mehr teilhaben, erscheinen uns als
fragwürdig und ziehen einen Erklärungsbedarf nach sich. Kommunikation in Form von Werbung, PR
und allgemein Marketing waren notwendige Faktoren, um Konsumenten zum Kauf von Produkten zu
bewegen.
Die Form der Kommunikation bzw. der Grad der Interaktion hat sich allerdings in den letzten 50
Jahren gravierend verändert. Handelten Konsumenten zunächst wegen der Medien (Reklame,
Propaganda), dann mit den Medien (Marktforschung, PR, Werbung) und zuletzt quasi für die Medien
(Datamining) so entstehen im Web 2.0 nun solche Formen, in denen Konsumenten immer mehr
selbst zu Botschaftern werden (Blogger). Diese Entwicklung findet nicht losgelöst von der
Produktwelt und daher vom Aspekt der Innovation statt. So hat sich durch die von Lyotard bereits
beschriebenen Prozesse einer Wissensgesellschaft ein Kennertum entwickelt, weshalb spätestens
seit Ende der 90er-Jahre speziell jene Produkte und Dienstleistungen erfolgreich waren, die es dem
Kunden ermöglichten, sich selbst zu verändern. Innovation hat insofern auch etwas mit der
Entwicklung eines persönlichen Lebensstils zu tun.
Neue Technologien der Miniaturisierung werden in einem nächsten Schritt dazu führen, dass sich
dieses Kennertum nun zu einem Könnertum wandelt, da sich gewisse Produkte einfach und
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kostengünstig durch Einzelpersonen oder in einem Kollektiv entwickeln und herstellen lassen. In
Kombination mit den neuen Medien (Web 2.0.) könnte eine neue industrielle Revolution ausgelöst
werden, wobei auch hier wieder hinsichtlich der Kommunikation Herausforderungen entstehen –
z.B.: Welche Diskurse machen aus einem einfachen Gegenstand nun eine begehrenswertes Design?
Was ist der Unterschied zwischen einem Kleidungsstück und Mode, wenn die Schaffung von Neuem
nun nicht mehr an eine Gruppe von Experten delegiert wird?
An solche Fragestellungen knüpft auch ein neues Modell von Kreativwirtschaft. Dieses lässt sich nicht
mehr allein – z.B. im Sinne der Creative Class von Richard Florida – anhand der Profession bzw. von
Experten beschreiben, die mit einem Fachwissen ausgestattet sind. Vielmehr geht die gegenwärtige
Entwicklung in die Richtung eines kreativen Wirtschaftens, das sehr stark von einem neuen
Könnertum mit speziellen Werthaltungen und Einstellungen (z.B. Paul Ray/Sherry Anderson –
Cultural Creatives) verbunden ist. Innovation ist daher behaftet mit sozialen Aspekten und mit
Teilhabe, die sich nicht auf den dadurch lukrierten Gewinn, sondern auf den kollektiven Prozess an
sich konzentriert. So wie es kürzlich der oberösterreichische Unternehmer Johann Hammerschmid
formuliert hat, dient Innovation in diesem Sinn dazu, dass sie uns lehrt und nährt. Genau dadurch
definiert sich auch jene neue Ökonomie, die sich vom Fetisch des Wachstums und wachsender
Größenordnungen (scale) hin zum tatsächlich Notwendigen und zur besseren Nutzung des schon
Bestehenden (scope) orientiert.
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Persönliche Zugänge - Kurzstatements von OTELO NutzerInnen
Sigrid Egger (Ottensheim)
„Es ist wichtig, dass es Orte/Räumlichkeiten gibt, in denen sich Menschen
(wieder) begegnen können, ohne dass jemand/etwas damit einen Gewinn - im
kommerziellen Sinn - macht. Freie Räume, die es uns ermöglichen uns
gegenseitig in dem zu stärken: Uns Zeit zu nehmen und Hirngespinste spinnen
oder Ideen umzusetzen und zu experimentieren bzw. forschen, wie meine
Fähigkeiten und besondere Eigenschaften die Gemeinschaft bereichern
können und dadurch jede/jeden Einzelne/n - mich selbst!
Da wir uns schon recht weit in der Sackgasse einer kapitalistischen
Leistungsgesellschaft befinden, suchen immer mehr Menschen nach Möglichkeiten, zu einem
gemeinschaftlichen Prinzip (zurück) zu finden. Deshalb ist die Zeit wohl so reif für OTELOs.
Ich engagiere mich, weil es Sinn macht.
Ich glaube bemerkt zu haben, dass sich viele Gemeinden darüber Gedanken machen, wie sie das
Aussterben des Ortskerns stoppen können. Zur Wiederbelebung braucht es Menschen, die bereit
sind in Gemeinschaft und Gemeinnütziges Energie zu investieren. Genau das passiert in OTELOs,
wovon eine Gemeinde wiederum profitiert.“
Josef Aigner (Gmunden)
Warum braucht es OTELOs?
Damit die Kreativen daheim auf dem Land oder in der Kleinstadt bleiben und
nicht nach Matura oder Lehre weg sind.
Damit wirklich Neues entstehen kann, denn im Otelo kommen nicht nur die
Fachleute einer Disziplin zusammen, sondern Künstler und Techniker und
Träumer vieler Sparten, die sonst nichts voneinander haben oder wissen.
Damit junge Menschen sich frei und gleichzeitig geborgen fühlen können.
Damit Alte und Junge einander begegnen und dabei nicht Barmherzigkeit der
Klebstoff ist, sondern echte Leidenschaft für ein gemeinsames Thema.
Damit Menschen außerhalb von Schule und Berufsausbildung endlich wieder mit Spaß und ohne
jeden Druck lernen können, was sie wirklich lernen wollen, nicht von Dompteuren, sondern von
ehrlich Begeisterten.
Warum ist die Zeit reif für OTELOs?
Weil das traditionelle Bildungssystem tief in der Krise steckt und die Jungen nur noch ängstigt statt
ermutigt, fertig macht statt inspiriert und fadisiert statt begeistert. Und weil der Brain-Drain immer
größer wird. Weil Architektur und Stadtplanung wirkliche Gemeinschaftszonen nicht mehr kennen
und nicht mehr ermöglichen. Weil die moderne Gehirnforschung beweist, dass es zum Entwickeln
individueller Talente Spielwiesen braucht und keine Kasernenhöfe.
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Warum engagierst du dich?
Weil mir OTELO selber Spaß macht. Weil ich gerne Kunstfertigkeiten ausprobiere, für meine Kinder,
ich habe vier. Für alle Kinder, jungen Leute und Menschen meines Alters (53), die absacken, weil sie
meinen schon alles (erlebt) zu haben.
Warum ist es sinnvoll für eine Gemeinde zu investieren?
Damit die jungen Leute im Dorf bleiben und sich hier engagieren. Damit wichtiges Wissen von den
Alten auf die Jungen übertragen werden kann. Damit die Zufriedenheit der Bürger wieder steigt.
Damit Menschen Freiräume bekommen. Damit andere Orte sehen, dass es wichtigere Investitionen
gibt als ein perfektes Netz von Gehsteigen, Straßenbeleuchtung und Parkplätzen.
Warum ….?
Weil wir - notgedrungen - vor einer neuen Epoche des Do-it-yourself, des Reparierens stehen. Weil
übers ganze Land hinweg Schulbauten leer werden und dafür sinnvolle neue Nutzungen gefunden
werden müssen.
Weil auf nur ein Thema fixierte Vereine alter Prägung aus der Mode kommen werden und die vor
den Bildschirmen immer einsamer werdenden Menschen neue Anreize brauchen um andere zu
treffen.
Angelika Zachl (Jugendsicht auf OTELO, Rio20+ Praktikantin bei SPES GmbH)
Das Prinzip ist einfach und praktisch. Man nehme
ein leerstehendes Gebäude, welches so keinen
Zweck mehr erfüllt, und stelle die Räume kreativen
Köpfen und ihren Ideen zur Verfügung. OTELO
möchte Personen allen Alters die Möglichkeit
geben, ihre Visionen umzusetzen und sie dabei
bestmöglich unterstützen. Das Besondere an
diesem Projekt ist, dass es sich von herkömmlichen
Ausbildungszentren und der konventionellen
Lohnarbeit distanziert, denn die Entwicklungen und
Ideen der Personen müssen keineswegs ein
funktionierendes oder verwertbares Ergebnis liefern. In einem offenen Technologielabor dürfen
beziehungsweise sollen Menschen ihre Vorstellungen probieren und ihre Potentiale ausleben. Das
Motto lautet: „Druck raus! Lust rein!“.
Durch das OTELO Projekt werden somit Talente gefördert und es wird insbesondere Jugendlichen die
Möglichkeit gegeben, ihre Neigungen auszutesten. Durch das OTELO Projekt hat sich schon so
mancher Lebensweg um 180 Grad gedreht. So wird vom Angestellten einer zum Selbstständigen, der
seine eigene Idee vermarktet.
Des Weiteren werden, im Sinne der Nachhaltigkeit, unverwendete Gebäude wieder benützt und
dadurch Ressourcen geschont. Die leerstehenden Gebäude würden andernfalls entweder verfallen
oder durch die notwendige Instandhaltung sinnlose Kosten verursachen.
Durch mündliche Verbreitung des Konzepts sind bis jetzt viele OTELO-Anfragen aus dem ganzen
deutschsprachigen Raum angekommen, jedoch ist das wirklich kleine Team zurzeit noch damit
Angelika Zachl - am Foto die Dritte von links
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überfordert, denn jeder Standort ist anders, hat seine eigenen Probleme und braucht zu Beginn
bereits OTELO-erfahrene Helfer.
Bis jetzt ist außerdem der Anstoß zur Gründung eines OTELOs immer von einer beziehungsweise
mehreren interessierten Privatpersonen ausgegangen und nicht von den Gemeinden direkt. Es ist zu
hoffen, dass sich der Name und die Idee des Projekts so etablieren können, dass die Gemeinden auf
OTELO zugehen und einen Standort aus Eigeninitiative starten wollen.
Es ist zu hoffen, dass es bald österreichweit, vielleicht einmal sogar auf der ganzen Welt offene
Technologielaboratorien gibt. Denn sollte nicht jeder von uns die Möglichkeit haben, seine Ideen und
Träume zu verwirklichen? Es wäre doch wirklich schade, wenn nur durch den fehlenden Raum die
großen, wie auch die kleinen Erfindungen des 21. Jahrhunderts verhindert werden würden.
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5) Entstehungsprozess OTELO – Soft facts
„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Menschen zusammen um Holz zu
beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre den Menschen
die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“(Antoine de Saint-Exupery)
Alles beginnt mit der Sehnsucht. Auch die Entwicklung eines OTELO Standortes sollte mit einer
Sehnsucht beginnen. Nicht das Überstülpen einer Idee oder gar eines fertigen Konzeptes garantiert
eine erfolgreiche Umsetzung. Es kommt darauf an, dass ein paar Menschen Sehnsucht nach einem
offenen Raum, nach Möglichkeiten zum Experimentieren, zum Probieren, zum Finden, zum
Austauschen haben und diese öffentlich verbreiten möchten. Community Building geht damit einher.
Community Building im Sinne von OTELO meint, Menschen, denen die Zukunft ihrer Region am
Herzen liegt, die Abseits ihrer Lohnarbeit ideellen und materiellen Schaffensdrang verspüren,
Menschen denen Unabhängigkeit, Gemeinschaftssinn sowie das Personale innerhalb einer Gruppe
wichtig sind, Raum, im weitesten Sinne, zu geben.
„OTELO will kein Fass befüllen, sondern eine Flamme entzünden.“ (Frei nach Heraklit)
Nachfolgend wird, anhand der Erfahrungen der ersten OTELO Standorte in Oberösterreich, ein
möglicher Weg für die Initiierung und den Start eines OTELO aufgezeigt. Wie sich ein neuer OTELO
Standort letztlich entwickelt kommt immer auf die entsprechenden Akteur/-innen an. Ihr Bild von
OTELO, ihre Erwartungen und Vorstellungen bilden die Grundlage. OTELO ist, was die beteiligten
Menschen daraus machen!
Entstehungsprozesse aus Gemeinde- und Regionalentwicklungssicht
Damit eine OTELO entstehen kann braucht es nicht nur Gruppen oder Menschen, die einen Raum mit
Ideen füllen können, sondern auch Menschen, die bereit sind diesen Raum auch organisatorisch zu
formen und zu tragen. Daneben braucht es auch kommunalen Willen in Form eines
Gemeinderatsbeschlusses, dass es wertvoll ist, offene Räume für Entwicklung zur Verfügung zu
haben und entsprechende Räumlichkeiten bereitzustellen (und auch zu finanzieren).
Diese beiden grundlegenden Gegebenheiten müssen zur richtigen Zeit „erscheinen“, damit sich ein
OTELO ausbilden kann. Diese Grundvoraussetzungen haben sich in den letzten beiden Jahren
mehrfach als Grundbedingung bestätigt. Bei den Standorten, wo diese Voraussetzungen bei der
Gründung nicht 100% erfüllt waren, konnten sich die Potenziale des Modells nicht optimal entfalten.
Aus regionaler Sicht bedeutet ein OTELO einen Regionalentwicklungsraum zu öffnen, der ganz klar
einen Bottom-up Ansatz verfolgt. Damit unterscheidet sich OTELO sehr stark von den
institutionalisierten Regionalmanagement-Strukturen. Die Regionalmanagements und auch die
Leaderregionen wurden zwar mit dem Ziel der Regionalentwicklung aufgebaut, wurden aber seitens
der Landespolitik zunehmend als Managementstruktur zur Umsetzung der Landesziele verwendet –
die Möglichkeit tatsächliche, aus den Regionen entstehende Entwicklungen aufzugreifen wurde stark
eingeschränkt. Dieses Bild zeigt sich nicht nur in Oberösterreich, wo die meisten OTELO Standorte
bisher sind, sondern scheint auch eine Entwicklung in ganz Österreich widerzuspiegeln. Diese
Entwicklung hat jedoch zur Folge, dass sich die Gemeinden zunehmend von diesen
institutionalisierten Einrichtungen abwenden und deshalb auch offenere Ansätze für die regionale
Entwicklung unterstützen. Das „Risiko“ einer sehr freien, von BürgerInnen getragenen Entwicklung
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gehen einige Gemeinde-Verantwortliche mittlerweile gerne ein. OTELO kann hier als „Homebase“
und Impulsgeber für regionale Entwicklungen dienen, bleibt aber klar bei den Wünschen und
Bedürfnissen der Menschen, die in der Region leben verwurzelt.
Das Pulsieren unfertiger Organisationen
Als 2010 der erste OTELO Verein gegründet wurde, sollten zwei Standorte damit einen
Organisationsrahmen bekommen, der überschaubar, transparent und einfach zu organisieren sein
sollte. Gleichzeitig wurde damals schon in den Statuten beschlossen, dass sich Standorte auch als
Zweigverein gründen können.
Die Idee dahinter war,
dass sich Standorte in
Gründung erst einmal im
„Hauptverein“ einbringen
können (mit 2 Vorstands-
mitglieder) ohne gleich
einen eigenen Verein
gründen zu müssen.
Dieses System hat bis zum
4. Standort recht gut
funktioniert.
Mittlerweile ist dieses System an die Grenzen gestoßen. Der Verein, der auch als Träger für
Förderprojekte diente wurde zunehmend träge und auch die Verteilung des Risikos konnte nicht
mehr gut argumentiert werden, da nicht alle neuen Standorte in laufende Projekte involviert werden
konnten oder auch wollten. Klar wurde, dass zwar das Vereinsmodell gut für die
Standortorganisation geeignet ist, jedoch nicht für die Abwicklung größerer Projekte oder auch für
die Anstellung von OTELO Entrepreneurs (Menschen, die zwar im Verein angestellt werden, jedoch
maximal eigenständig agieren können – dazu später mehr). Problematisch wurde auch die Tatsache,
dass OTELO ProjektmitarbeiterInnen in den Standorten es schwer fanden, Arbeit und freie
Beschäftigung zu trennen. Menschen, die in den Nodes aktiv waren, fühlten sich auch oft in
Aktivitäten der Projekte hineingezogen, obwohl sie das in diesem Ausmaß nicht wollten. Diesen
Umständen Rechnung tragend wurde im September eine Arbeitsgruppe gestartet um das OTELO
Organisationsmodell weiterzuentwickeln und (wieder) zu vereinfachen.
Erster Standpunkt der Diskussion war ein „virtuelles“ OTELO als Verein, die Standortvereine und eine
OTELO Genossenschaft als Organisationsstrukturen mit unterschiedlichen Aufgaben. Beim
„virtuellen“ Verein gab es aber Zweifel über Funktion und Spielraum, bzw. auch wegen
Mitgliedschaften der Standorte bei einer überregionalen Plattform. Wir haben deshalb das Modell
überarbeitet und nachfolgend beschrieben. Diese Sichtweise auf die OTELO Organisation soll in
nächster Zeit erprobt werden:
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Ziel der OTELO Organisation ist es die Standorte möglichst einfach und ressourcenschonend zu
entwickeln und zu administrieren. Nachdem die OTELO Struktur unabhängig von Förderungen sein
soll (mit Ausnahme der Basisinfrastruktur, die von der Kommune bereitgestellt wird) ist es wichtig,
dass die Organisation des Standortes ehrenamtlich möglich sein soll. Damit kann der Standort den
Freiraum besser als Wert transportieren. Mehraufwand würden überregionale Aktivitäten oder auch
Projekte bedeuten, die kaum über ehrenamtliche Tätigkeit durchgeführt werden kann. Für diese
überregionalen Aspekte braucht es eine eigene Organisationsstruktur, die bewusst nicht
ehrenamtlich strukturiert werden soll.
OTELO Standorte (bisher als Verein organisiert)
Der Standortverein kann alle standortbezogenen und auch finanzierungstechnischen Belange
eigenständig regeln und ist an die OTELO Charta verbindlich gebunden. Als Unterstützung bei Aufbau
und Organisation stehen das Handlungsbuch und optionale Begleitung durch die Plattform zur
Verfügung. Der Standortverein führt nach eigenem Ermessen Projekte in unterschiedlichen
Ausprägungen durch und / oder beteiligt sich bei überregionalen Aktivitäten. Der Standort legt die
eigenen Limits in Abstimmung mit der Standortgruppe und dem Standortteam (finanziell,
ressourcentechnisch,…) eigenständig fest (in Form von Statuten und einer Geschäftsordnung). Der
Vorstand übernimmt administrative Aufgaben für die Organisation des Standortes. OTELO Standorte
können auf Wunsch Mitglied der KUPF werden. Weitere Mitgliedschaften bei anderen Initiativen
werden in Standortgruppe abgestimmt und orientieren sich an der Übereinstimmung mit der OTELO
Charta.
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Damit gewährleitestet ist, dass die Ehrenamtlichkeit nicht überstrapaziert wird und eine
standortübergreifende Kooperation erleichtert wird, empfiehlt sich eine Aufteilung der Arbeit in
Funktionen. Das OTELO Standortteam besteht aus mindestens einer Handvoll (Magic 5) Personen.
Folgende Funktionen sollen in jedem Standort definiert sein, damit ein Standortübergreifender
Austausch erfolgen kann:
StandortsprecherIn (Obmann/Obfrau), HausmeisterIn (Obmann/Obfrau Stellvertr.),
StandortkassierIn, Kommunikationsverantwortliche/r (SchriftführerIn), SponsorenkoordinatorIn
(KassierIn Stellvertr.). (Die genaue Beschreibung der Funktionen erfolgt unter Game Phase OTELO).
Ein/e VertreterIn der Standortgemeinde zur Abstimmung mit der Standortgemeinde ist auch im
Vorstand vertreten (ev. Schriftf. Stellvertr.).
Weiter werden für die Standortvereine noch 2 RechnungsprüferInnen benötigt. Der Standort kann
noch weitere Personen in den Vorstand aufnehmen (wird in den Statuten festgelegt). Die Statuten
sollen von jedem Standort an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden können.
Zielsetzung ist die möglichst einfache Gestaltung der Standortorganisation und eine einfache
Aufteilung der verschiedenen Funktionsbereiche. Die Zuordnung von Funktionen ermöglicht darüber
hinaus die bessere Vernetzung mit anderen Standorten, weil sich dadurch zu bestimmten Bereichen
leichter Ansprechpersonen zuordnen lassen.
Wenn ein bestehender Verein OTELO Standort werden möchte, kann auch aus den bestehenden
Vorstandsmitgliedern und weiteren Vereinsmitgliedern ein Standortteam gegründet werden. Basis
für alle OTELO Standorte ist die Zustimmung zur OTELO Charta.
Aufgaben und Funktionen des Standortteams (Vorstand)
Neben der Organisation des Standortes beteiligt sich das Standortteam auch nach Möglichkeit an
überregionalen Vernetzungsaktivitäten und bei der Planung und Koordination gemeinsamer
Aktivitäten:
Standortorganisation
•Der Standortverein organisiert und koordiniert die lokalen NODE Aktivitäten, das lokale Veranstaltungs- und Workshopprogramm, die regionale Infrastruktur und fungiert als als
Bindeglied zwischen der Kommune, den OTELO Kooperationspartnern, dem OTELO Standortenetzwerk und den eignen Nodes
Lokale Projekte und Kooperationen
•Der Verein kann Trägerschaften für Projekte übernehmen, bzw. kann auch die OTELO Infrastruktur für Projektaktivitäten zur Verfügung stellen
•Projekte können Förderprojekte, Kooperationsprojekte, interne Projekte und Node-Projekte sein.
Lokale Vernetzung und Kommunikation
•Aufbau und Umsetzung des internen Kommunikationskonzeptes, Strategie zur Pflege der Netzwerk- und Kooperationsbeziehungen.
Betreuung von Nodes
•Organisation von offenen Tagen, lokalen Veranstaltungen und Formaten. Einbindung der Nodes in die Standortentwicklung. Unterstützung bei Nodegründungen (durch Netzwerkkontakte,...)
Genehmigungsprozess für neue Node administrieren
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Die Beteiligung beim gemeinsamen Veranstaltungsprogramm, die Pflege der eigenen Website
(www.standort.otelo.or.at), eine eigene Mailinglist, Bereitstellung von Infos für den Postelo, und
mind. einmal pro Jahr die Organisation der Teilnahme am Standortetreffen.
Optional kann das Standortteam auch eigene Projekte initiieren oder auch als Träger für die
Abwicklung eigener Projekte fungieren, wobei hier Haftungsfragen geklärt sein sollten und ev. auch
eine finanzielle Obergrenze für Projekte definiert werden kann.
OTELO Genossenschaft?
Die OTELO- Genossenschaftsidee
Menschen tun sich zusammen um eine Genossenschaft für ihren Zweck zu bilden. Die OTELO
Genossenschaft wird als Produktivgenossenschaft gegründet. Der Fokus der Produktiv-
Genossenschaft liegt auf der Schaffung von Arbeitsplätzen. Die Basis der Genossenschaft bilden
Menschen, die die OTELO Charta unterstützen wollen und gleichzeitig ihr Auskommen über ein
Einkommen durch die Genossenschaft erwirtschaften wollen. Die OTELO Genossenschaft will, genau
wie die Standorte, Menschen Raum und in diesem Fall auch Organisationsrahmen für eine Anstellung
mit hoher Eigenständigkeit ermöglichen. Die Genossenschaft ist Standortunabhängig, kann sich aber
in Form von Kooperationen der Infrastruktur bestehender Standorte bedienen (Zustimmung des
Standortvereines vorausgesetzt). Wenn nötig, kann die Genossenschaft auch Räumlichkeiten
projektbezogen anmieten.
Die Produktivgenossenschaft ist eine von Individuen getragene, demokratische Struktur – wo alle
Mitglieder ein gleichwertiges Stimmrecht besitzen (1 Kopf = 1 Stimme) – andere Formen gibt es auch,
sind aber für unsere Zwecke uninteressant.
Ziel und Zweck der OTELO Genossenschaft
Das Ziel der Genossenschaft ist es OTELO Entrepreneurs eine Plattform für die Realisierung eigener
Ideen im Bereich wirtschaftlicher Tätigkeit zu bieten, überregionale Kooperationen aufzubauen und
für die Standorte nutzbar zu
machen, neue Standorte bei
Gründung und Entwicklung zu
begleiten und optional eine
Basisvernetzung zwischen allen
OTELO Standorten zu
gewährleisten.
Der Zweck der Genossenschaft ist auf die Entwicklung und Erprobung neuer Arbeitsmodelle
ausgerichtet und entwickelt dafür auch organisatorische Rahmenbedingungen auf Basis der OTELO
Charta und der bisherigen OTELO Erfahrungen. Gleichzeitig verfolgt die Genossenschaft den Zweck
die bestehenden OTELO Standorte zu fördern und weitere Standorte zu ermöglichen, um wiederum
Mitgliedern der Genossenschaft eine ideale Homebase zu ermöglichen.
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Eine Genossenschaft muss einen Förderzweck aufweisen, den wir bei den bisherigen Diskussionen
wie folgt definiert haben: „Förderung unselbstständiger Beschäftigung mit hoher Eigenständigkeit“.
Auf Basis dieses Förderzweckes kann das OTELO Entrepreneurmodell ideal gefördert werden.
Organisation der OTELO Genossenschaft
Rechtlicher Rahmen
Die Genossenschaft wird bestimmt durch ihre Satzung und durch die Geschäftsordnung. Der Zweck
sowie das Geschäftsfeld der Genossenschaft müssen klar definiert sein (sind ähnlich wie die Statuten
eines Vereines, dann auch nicht so einfach zu ändern). In der Satzung sind Geschäftsfeld und
Förderzweck definiert. Die Satzung ist relativ fix und muss klar definiert werden, ebenso der
wirtschaftliche Rahmen und das Finanzierungsmodell.
Die Genossenschaft unterliegt einer beschränkten Haftung (ähnlich einer GmbH). Eine
Genossenschaft ist gewerberechtlich erfasst und es gibt eine Revision alle 2 Jahre. Eine
Genossenschaft ist bilanzierungspflichtig. Als Genossenschaft muss man einem Revisionsverband
beitreten (Raika oder ÖGV (Volksbank)). Die Aufnahme in einen Verband kostet 1500 Euro/ Jahr und
eine Revision kostet auch ca. 1.500 Euro alle 2 Jahre => Kosten einer Genossenschaft im Jahr sind ca.
2300 Euro.
Die Revision prüft (Bilanzen, Unternehmenszweck und Protokolle). Je größer die Genossenschaft
wird, desto weniger fallen die Kosten ins Gewicht, weil sie sich auf mehrere Mitglieder verteilen. Auf
der anderen Seite sind die Kosten sehr überschaubar und es ist wichtig, dass die Genossenschaft
übersichtlich bleibt (vgl. OTELO Charta).
Die Organe einer Genossenschaft sind die Mitglieder und der Vorstand, eventuell auch ein
Aufsichtsrat. Der Vorstand braucht mindestens 2 Personen. Die Gründung einer Genossenschaft –
läuft über die Verbände. (Wien) Eine Anbahnung und Beratung verursacht keine Kosten.
Die Genossenschaft kann wie ein Wirtschaftsunternehmen agieren und ist nicht auf eine Tätigkeit in
Österreich beschränkt. Kooperationen mit bestehenden Firmen können über die Aufnahme der
Firmen in die Genossenschaft geregelt werden.
Die Genossenschaft ist vorsteuerabzugsberechtigt und von der Kapitalertragssteuer befreit.
Genossenschaftsmitglieder
Eine Genossenschaft ist sehr flexibel; es braucht nur einen Vorstandsbeschluss (+ einfache Meldung)
zur Aufnahme neuer Mitglieder. Das macht sie sehr interessant für das OTELO Entrepreneurmodell,
aber auch für die Einbindung von Kooperationspartnern.
Die Mitglieder können Betriebe unterschiedlicher Ausprägung sein, es können über die
Genossenschaft aber auch Anstellungen gemacht werden (OTELO Entrepreneurs).
Die Aufnahme von Personen in Form von EPUs ist über die Aufnahme von Firmen in die
Genossenschaft geregelt. Damit können auch Einzelunternehmen innerhalb des
Genossenschaftszweckes aktiv werden und das OTELO Netzwerk unterstützen.
Die angestellten Mitglieder der Genossenschaft müssen für ihre Tätigkeiten für die nötige
Gewerberechtliche Genehmigung verfügen und diese in die Genossenschaft einbringen. Es wird
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Ein Otelo zu initiieren und zu starten braucht
zusätzlich eine sehr offene
Herangehensweise und sehr konkrete, ja
nach dem „Wunschbild“ der Akteur/innen
abgestimmte, Schritte. Durch den sehr
partizipativen Grundgedanken von OTELO
braucht es neue soziale Techniken. Nicht nur
Debatten, Workshops, Diskussionen,…
sondern Methoden, um in die Tiefe zu
gehen, zur Vertiefung des Zuhörens und
damit der Wahrnehmung (z.B. GFK, Dragon
Dreaming, Theorie U, Art of Hosting,
Dynamic Facilitation) (vgl. Scharmer, 2009).
Die Begleitung eines Standortes erfolgte
bisher durch projektfinanzierte
MitarbeiterInnen, in Zukunft soll neben
diesem Handbuch auch ein
Begleitungsmodell ermöglicht werden.
jedoch angestrebt, dass eine Gewerbeberechtigung für Unternehmensberatung bereits zu Beginn
vorhanden ist, damit grundlegende Zwecke der Genossenschaft erfüllt werden können.
Schritte bis zur Gründung der OTELO Genossenschaft
Entwicklung einer OTELO Genossenschaftssatzung und Geschäftsordnung
Klärung der Rahmenbedingungen (Einlagenhöhe,…)
Finanzierungskonzept und Wirtschaftsplan
Mind. 10 Gründungsmitglieder finden
Abklärung mit den Genossenschaftsverbänden
Gründungsversammlung und Wahl des Vorstandes
Die Gründung der OTELO Genossenschaft ist im ersten Halbjahr 2013 geplant.
Fazit zu den bisherigen Organisationsmodellen
Die Auseinandersetzung mit den neuen Strukturen hat aktuell bereits zur Folge, dass sich neu
gegründete Standorte bereits als Standortvereine gegründet haben. Auch bestehende Standorte wie
Vöcklabruck, Kremstal oder Ottensheim werden sich in Kürze als eigene Standortvereine gründen.
Der bisherige Trägerverein wird zum Standortverein Gmunden umfunktioniert. Aktuell wird intensiv
an der Genossenschaftsgründung gearbeitet. Ungeklärt sind aber noch Fragen, die gemeinsame
Organisationsthemen betreffen wie das Veranstaltungsprogramm, die gemeinsame Homepage,
Organisation von Vernetzungsaktivitäten und Veranstaltungen, Informationstransfer,… Hier wird
noch an möglichst einfachen und niederschwelligen Selbstorganisationsstrukturen gearbeitet.
Oberste Priorität hat der Wunsch der Standorte, dass eine ehrenamtliche Administration einfach
möglich sein soll.
Phasen einer OTELO Entstehung
„ Wir sehen nicht die Dinge, wie sie sind, sondern wir sehen sie, wie wir sind.“ (aus dem Talmud) Wenn ein OTELO gegründet werden soll, stellt sich am
Beginn die Frage, was die Hauptmotivation für eine
Standortgründung ist. Bisher konnten wir feststellen, dass es
primär aktive, raumsuchende Gruppen waren, die das
OTELO Model als Chance begriffen die eigenen Ideen zu
realisieren. Vereinzelt kommen auch politisch
Verantwortliche auf uns zu, um neue Impulse für die
kommunale Entwicklung zu ermöglichen. Beide Gruppen
kommen meistens mit sehr konkreten inhaltlichen
Vorstellungen und auch Mythen, warum bisher noch keine
Räume für diese Aktivitäten zur Verfügung stehen. Damit ein
erster Schritt in Richtung OTELO getan werden kann braucht
es innerhalb der Gemeinde eine Gruppe, die auch bereit ist
ein mögliches OTELO am Standort (ehrenamtlich) zu
organisieren – die OTELO 5. Wenn sich diese Gruppe
gefunden hat, beginnen die 3 OTELO Gründungsphasen, die weiter unten beschrieben werden.
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Aus den Erfahrungen der Standorte Gmunden, Vöcklabruck, Kremstal und Ottensheim kann die
Entstehung eines OTELOs in 3 Phasen gegliedert werden: in die Think, Game und Projekt Phase.
Think Phase OTELO
Der Wunsch bzw. auch der Entschluss eines neuen Otelo Standortes ist gefasst und eine (kleine)
Gruppe von Menschen (vgl. Magic 5) willigt ein, ein erstes Stück des Entwicklungsweges mitzugehen,
sich auf das, was entstehen kann, ohne zu wissen, was es wird, einzulassen.
Diese Gruppe hat auch Lust am Aufbau und am Erhalt des Organisationsrahmens mitzuarbeiten.
Durch den Ansatz von OTELO, frei von externen Systemen zu bleiben, setzt die Basisorganisation ein
ehrenamtliches Engagement voraus.
Im ersten Schritt geht es um das sich Einlassen und das Erspüren, was die InitiatorInnen wollen – um
das „Presencing“ (Dieser Begriff wurde von Martin Heidegger geprägt, C. Otto Scharmer verwendet
ihn in seiner Theorie U.). Übersetzt mit ‚Dasein‘ und ‚Hinspüren‘ gilt es, unsere Fragen und die
entstehenden Zukunftsimpulse in dir, in anderen und zwischen euch zu spüren. Die gemeinsame
Intention entdecken und ein gemeinsames Gefäß zu bilden.
OTELO will Öffnung zulassen. Ein gemeinsames Öffnen. Dazu braucht es das Wahrnehmen und das
Öffnen des eigenen Denkraumes. Dieser Prozess kann sehr unterschiedlich lange dauern und soll
bereits potenzielle NutzerInnen und die lokalen EntscheidungsträgerInnen mit einbeziehen. Die
Ergebnisse dieses Prozesses können eine sehr förderliche Grundlage für das zukünftige OTELO bilden.
Wichtig ist das Aufbauen einer Vertrauensbasis zwischen den InitiatorInnen, potenziellen
NutzerInnen und den raumgebenden EntscheidungsträgerInnen. Es kann nun sehr hilfreich sein, sich
genauer mit den Modell OTELO und den bereits bestehenden Standorten zu befassen. Der Besuch
eines OTELO Standortes, eine Präsentation über OTELO und ein Dialog mit Mitgliedern des OTELO
Vereines gibt einen Einblick, wie es gehen kann.
Im nächsten Schritt ist es wichtig die Ergebnisse des „Presencing“ und des Modells OTELO zu
verknüpfen und daraufhin eine Vision für den neuen OTELO Standort zu entwickeln. Die
Unterstützung durch einen OTELO Prozessbegleiter und Moderator wird dabei empfohlen ist aber
nicht unbedingt notwendig.
Öffnung und Erweiterung der Idee
OTELO will viele Menschen ansprechen, sie einladen
aktiv zu werden und im Sinne von „Community
Building" eine gemeinsame Bewegung ermöglichen.
Dazu braucht es Ideen und Anregungen. Im Rahmen
einer öffentlichen Veranstaltung kann nun das Konzept,
die Idee bzw. die Vision vorgestellt und dialogisiert
werden. Menschen, die dem Startteam besonders
wichtig sind, werden dazu persönlich eingeladen.
Wichtig zu bedenken ist, welche
EntscheidungsträgerInnen, welche notwendigen
UnterstützerInnen sollen wir vom Beginn weg an Bord
holen (BürgermeisterIn, GemeinderäteInnen,
Verwaltung, Wirtschaftsobleute, VordenkerInnen,
VisionärInnen, etc.). Die Formate „Präsentation und
Bei der Denk.BAR handelt es sich hier um eine
Veranstaltungsform, die im Rahmen der
OTELOs häufig verwendet ist und dadurch
gekennzeichnet ist, dass Jeder/Jede im OTELO
zu einem Diskussionsanliegen eine Denk.BAR
veranstalten kann und dabei aber am Beginn
der Diskussion nur so viel Information
gegeben werden soll, damit das Thema für
alle verständlich ist und damit diskutierbar
wird. Denk.BARs dauern meistens ca. 2
Stunden. Die Person, die die Denk.BAR
einberufen hat ist auch für die Aufbereitung
der Ergebnisse und Weitergabe innerhalb der
Community zuständig (außer es meldet sich
von den Teilnehmenden jemand, der das
übernimmt).
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Dialog“ und „Denkbar“ sind dazu gut geeignet.
Das besondere/eigene Profil eines Standortes
Nachfolgend einige Beispiele, wie Profile und Ausprägungen innerhalb von Standorten möglich sind
(Beispielhaft entnommen aus dem letzten Standortetreffen im Juni 2012)
Auswertung eines Standortetreffens auf die Frage: „Was macht euren Standort besonders?“
Vöcklabruck
Die räumliche Aufteilung. Großes Foyer, Nodes im Kreis rundum
Sehr groß
Vernetzung mit Stadt, WKO,…
Hoffentlich bald erster eigenständiger Standortverein
Gute techn. Ausstattung im Bereich Radio und bald auch Film (dorf.tv)
Gemütliche Küche/ Sozialraum
Rückzugsmöglichkeiten (Bibliothek, Chill-out)
"Tanzraum" (Workshopraum mit Spiegeln)
Vernetzungsmöglichkeiten mit Offenem Kulturhaus (OKH)
Gmunden
Das Besondere am OTELO Gmunden ist seine starke Ausrichtung auf Kinder-Workshops,
also auf den Kontakt zu den ganz Jungen, und sein Schwerpunkt auf Permakultur-Themen
und -Workshops.
weil Gmunden räumlich und personell nicht dafür ausgestattet ist ein permanentes buntes
Gemeinschaftsleben zu bieten. Das kann sich allerdings jetzt ändern, weil eine bunte
RadiomacherInnen-Crew ans Werk gegangen ist.
Ottensheim
Ist im Zentrum
Flair (Altbau)
Ort der Begegnungen, Kost-Nix-Laden in der Finanzabteilung
Weg es zu bekommen, Eingebettet in NANK-Visionen
Unsere Nodes
Frauenquote im Standortteam
Spaß
Vorchdorf
„Wir“ - ausgezeichnete Mixtur an Leuten: motiviert, geschickt und vertraut mit OTELO an
sich
Standort ist gerade im Entstehen
Nähe zum Wohnort
Identifikation
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Kremstal
Wir haben viele verschiedene tolle Menschen mit unterschiedlichen Talenten und
Fähigkeiten
Besonders macht uns auch die "Triangel" Radio B138 - Haus 16 A - Otelo
Angermünde
Extrem strukturschwache Region
3D-Drucker als attraktive Einstiegsmöglichkeit ins OTELO
Macher sind in verschiedensten Bereichen ausgebildet
Gleichstellung von weiblichen und männlichen Teilnehmern
Wissenschaftliches und technisches Know-how aus Schwedt soll erschlossen und genutzt
werden
Linz
weil …
dort Menschen zusammen kommen, die sich sonst nicht treffen würden, und dadurch völlig
neue Kooperationen und Ideen entstehen
es eine neue Haltungen gegenüber Beruf, Berufung und Arbeit ermöglicht --> Arbeiten und
lernen aus intrinsischer Motivation
die Atmosphäre zur lockeren und spielerischen Auseinandersetzung mit hochkomplexen
Themen einlädt
es die Zukunft vorwegnimmt, in der ich viele OTELOs und ähnliche Räume sehe
Die Think-Phase in wenigen Punkten
Begeisterung von Menschen für dieses Projekt, für dieses Modell
OTELO Präsentation durch bereits bestehende OTELO Standorte (Verein) oder
ProzessbegleiterInnen
Visionen für den eigenen Standort
Kontakt zu anderen OTELO Standorte
gemeinsames Interesse einer Gruppe
in dieser Phase keinerlei Verpflichtungen
ev. eine Denkbar veranstalten
Game Phase OTELO
Die Vision ist da und es gibt einen ‚Common sense‘ über das, was der neue OTELO Standort sein
kann. In der Game Phase geht es um das Erproben (Prototyping). OTELO bietet einen
Erprobungsraum, um das Neue nicht nur im Nachdenken sondern auch im Tun zu erkunden, um
Feedback von Menschen zu generieren, um die Idee weiterzuentwickeln.
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Nun gilt es, die Ergebnisse, Wahrnehmungen und Erkenntnisse der Think Phase zu manifestieren.
Wichtig ist, eine strukturelle Verfestigung mit mindestens fünf Personen (Empfehlung) zu einem
Organisations- oder Standortteam.
Die Personen dieses Teams sind die Ansprechpersonen für den neuen OTELO Standort, erarbeiten
gemeinsame Spielregeln und Werte des Miteinanders und teilen sich verschiedene Funktionen und
Aufgaben auf. Standortstartteam: Magic „5+“
Das OTELO Standortteam besteht aus mindestens einer Handvoll (5) Personen, die sich, ähnlich
einem Vereinsvorstand, um den Aufbau und die Entwicklung des Standortes kümmern.
Das OTELO Standortteam kann aber auch mehr Mitglieder haben, wichtig ist aber, dass folgende
Funktionen personell zugeordnet werden:
StandortsprecherIn: Ist als lokale Ansprechperson für Interessierte zuständig, organisiert die offenen
Tage (Hosting), und vertritt den Standort im OTELO Vorstand. Der/die StandortsprecherIn ist in die
gemeinsame strategische Weiterentwicklung des OTELO Netzwerkes eingebunden.
HausmeisterIn: Der oder die HausmeisterIn ist für den Aufbau und den Erhalt der Basisinfrastruktur
zuständig und unterstützt die Nodes bei der Gestaltung der Labs. Der/die HausmeisterIn ist auch
Ansprechperson für das Zutrittssystem des OTELO Standortes und sorgt auch für die Einhaltung der
Hausordnung.
StandortkassierIn: Die/der StandortkassierIn verwaltet die Finanzen (Kassa und Subkonto) des
Standortes. Die Mitgliederverwaltung und –betreuung und die Planung und Administration von
Standortbezogenen Projekten werden von dieser Position koordiniert
Standort-Kommunikationsverantwortliche/r: Zuständig für die interne Kommunikation innerhalb
des Standortes, Koordination des Workshop- und Veranstaltungsprogramms. Aktualisierung der
Websiten und Social Media Kanäle.
SponsorenkoordinatorIn: Sponsorensuche, Mitgliederwerbung, Finanzierungskonzepte,
Betriebskontakte pflegen, Entwicklung langfristiger Kooperationen
Im nächsten Schritt kann das Standortteam ihren konkreten OTELO Standort erarbeiten und planen.
Was soll im OTELO passieren, welche Bedürfnisse haben wir als Organisator/innen und
Teilnehmer/innen, welche Raumbedürfnisse gibt es, mit welchen konkreten Themen/Projekten
wollen wir starten, wollen wir OTELO angreifbar und herzeigbar machen.
Strategie erarbeiten: Das Standortteam erarbeitet eine Strategie, wie OTELO starten kann, wie die
Raumbedürfnisse erfüllt werden können, wie die ersten konkreten Themen/ Projekte gestartet
werden und vor allem, wie das Bewusstsein in der Bevölkerung gestärkt wird und viele Menschen
eingeladen werden können.
Damit einher, gehen verstärkte Kontakte zu bestehenden Communities und zu politischen
EntscheidungsträgerInnen sowie zu Wirtschaftsbetrieben und ihren VertreterInnen (Sozialpartner).
Erste pilothafte Umsetzungsschritte können sowohl im Start eines neuen Standortes, sprich eines
physischen Raums sein, sowie auch die erste Durchführung von Aktivitäten/Workshops.
Raum anbieten: Neben einem „Denkraum“ ist es wichtig, rasch einen physischen Raum anzubieten,
einen Ort der für OTELO zur Verfügung steht, von dem aus der neue OTELO Standort entstehen kann.
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Gemeinsam mit den KommunalpolitikerInnen soll ein Standort gefunden werden. Es wird
vorausgesetzt, dass die Gemeinde Raum (auch finanziell) zur Verfügung stellt. In vielen Gemeinden
gibt es leerstehende, oftmals im Eigentum der Gemeinde stehende Gebäude. In allen bisherigen
OTELO Standorten wurden, von den jeweiligen Gemeinden, Räume zur Verfügung gestellt. Eine
eventuell notwendige Adaptierung kann in Absprache direkt vom Standortteam übernommen bzw.
mitorganisiert werden. Empfehlungen zur Raumauf- und -einteilung siehe Kapitel 5.
Hosting: Ist der neue OTELO Standort örtlich vorhanden, können öffentliche Öffnungszeiten
festgelegt und öffentlich bekannt gemacht werden. Mit dem ‚Hosting‘, sprich mindestens eine
Person des Standortteams, die zu den Öffnungszeiten als Ansprechperson zur Verfügung steht, wird
ein „niederschwelliger Eintritt“ ins OTELO gewährleistet. Der Host erklärt interessierten Menschen
OTELO, die Vision, die Strategie, die Möglichkeiten des sich beteiligen und bietet sich als
Gesprächspartner für inhaltliche Themen rund um die Philosophie OTELO an.
Workshops/ Jam Sessions:
Welche Interessen haben die
bisher am OTELO beteiligten
Menschen? Welche Talente,
welche Fähigkeiten möchten oder
können sie selber einbringen?
Welche Themen liegen uns am
Herzen und können auch für
Aufmerksamkeit sorgen?
Die Workshopplanung mit diesen
Fragen zu beginnen ist sehr zu
empfehlen. Otelo und dessen
Inhalte sollen den beteiligten
Menschen Freude machen, sollen
das sein, was sie wirklich, wirklich wollen. Manche Standorte beginnen mit sehr technischen
Aktivitäten (3D Drucken etc.) andere haben im kreativ-textilen Bereich gestartet (Kleider entwerfen,
Kleidertausch etc.) wiederum andere nehmen sich Methoden an, wie wir ins kreative, neue Tun
kommen (Improtheater, Imaginationen). Der neue Standort startet vielleicht mit etwas ganz
anderem, etwas Neuem. Wenn erste Aktivitäten/ Workshops geplant sind, werden diese öffentlich
ausgeschrieben und durchgeführt.
Die Workshops sollten möglichst
kostengünstig/ kostenlos sein, die
WorkshopleiterInnen sollten die
Durchführung im Sinne von „share
knowledge“ ohne Honoraransprüche machen.
Kosten, die entstehen (Material, Fahrkosten
etc.) können auch durch geringe
TeilnehmerInnenbeiträge aufgebracht
werden.
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Die Idee von „share knowlegde“ ist, dass
WorkshopteilnehmerInnen eingeladen und
ermutigt werden, eigene Talente, Wissen und
Fähigkeiten in Form von Workshops zur
Verfügung zu stellen. Dadurch werden
kontinuierlich neue Inhalte und Workshops für
OTELO generiert.
Nodes: Eine grundlegende Basis eines OTELO Standortes bilden die OTELO Nodes. Nodes sind für uns
Nest (geschützter Raum) und Netzknoten in einer Funktion. Die OTELO Nodes können von 5
Personen beantragt werden, die sich gemeinsam einem Thema widmen möchten. OTELO bietet für
die Nodes unterschiedliche Möglichkeiten an – vom Treffpunkt für Gespräche bis zur Trägerschaft
eines Projektes. Wer in einem Node Mitglied ist erhält auch unbeschränkten Zugang zum OTELO
(Schlüsselrecht), die Möglichkeit einen Raum zu besiedeln und das Nutzungsrecht für die
Gemeinschaftsräume – kostenfrei. Als Gegenleistung bringen die Node-Mitglieder sich in
gemeinsame Aktivitäten ein und geben ihr Wissen und ihre Erfahrungen auf geeignete Weise weiter
und ermöglichen auch weiteren Menschen den Zugang und das Mitwirken im Node. Am Beginn steht
eine Idee von einer oder mehreren Personen. Von der Idee bis zur Realisierung größerer Projekte
bietet OTELO geeignete organisatorische Unterstützung und Infrastruktur.
Nodes haben erfahrungsgemäß verschiedene Stadien:
Auch hier zeigt sich die Abfolge Think – Game – Project Node.
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THINK-NODE (TN)-Status: Eine Idee steht im Raum. OTELO bietet hier die Infrastruktur des OTELOs
an um die Idee weiter zu entwickeln. Es können Workshops und Veranstaltungen organisiert werden,
regelmäßige Treffen zum Weiterdenken. In diesem Stadium ist noch kein eigenes Node-Lab
vorgesehen.
GAME-NODE (GS)-Status: Wenn eine Idee so weit gediehen ist, dass es ans Experimentieren und
Ausprobieren gehen kann, können Gruppen ein Node-Lab beantragen. Hier wird von OTELO über
einen vereinbarten Zeitraum ein Raum zur Verfügung gestellt, damit ein Thema vertieft und
experimentell weiterentwickelt werden kann. Der spielerische Zugang steht hier im Vordergrund.
OTELO unterstützt hier durch die Vernetzung mit den anderen Nodes und durch die Herstellung von
Kontakten zu Betrieben und ExpertInnen. Betriebe können in diesem Stadium eine Patenschaft
übernehmen. Die Ergebnisse des Nodes werden regelmäßig innerhalb der Community
weitergegeben oder auch in Workshops vertieft.
PROJECT-NODE (PN)-Status: Wenn sich aus einem Game-Node ein konkretes Projekt entwickelt, bei
dem ein Träger z.B. für eine Fördereinreichung gesucht wird, unterstützt OTELO bei der
Antragsstellung und übernimmt auch die Trägerschaft für Projekte und unterstützt bei der
Projektabwicklung. Wenn Projekte erfolgreich entwickelt wurden, können auch in Kooperation mit
dem TZ-Attnang Teams in Richtung Unternehmensgründung begleitet werden.
Die Struktur des Standortes wird jetzt bereits gut sichtbar. Es folgt die Project-Phase der OTELO
Gründung.
Die Gamephase in wenigen Punkten
strukturelle Verfestigung mit mindestens fünf Personen in einem Organisationsteam, die evt.
auch spezielle Funktionen übernehmen (z.B. Standortansprechperson,
Standortorganisation/Workshops, Schnittstelle zum Verein/zur Begleitung/zum Projekt,
Standortfinanzen, Otelo Philosophie/Strategie strategische Entwicklung
Raumbedürfnisse: konkrete Raumsuche, Räume temporär nutzen
verstärkter Kontakt zur politischen Ebene bzw. zu Wirtschaftsbetrieben
verstärkter Kontakt zu einer Community
erste Nodes bilden sich
öffentlich verfügbaren Raum anbieten
erste Workshops durchführen, neue Workshopideen generieren
Öffentlichkeitsarbeit (Medien einbinden, Aufrufe zum Dabei-sein)
fließender Übergang in die Project Phase
Project Phase OTELO
OTELO ist räumlich verankert (mit Nutzungsvereinbarung mit der Gemeinde/ Stadt), wurde öffentlich
bereits wahrgenommen, hat ein fixes Standortteam und konnte sich mit ersten Aktivitäten/
Workshops bereits präsentieren. In der Project Phase werden nun die Inhalte des neuen OTELO
Standortes, die Erfahrungen und Erkenntnisse der Game Phase sowie die detaillierte Strategie auf
feste Fundamente gestellt. Es erfolgt jetzt die offizielle Standortvereinsgründung und die Besiedelung
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der Räume. Die Räume für Kommunikation, die Bereiche im OTELO, die für Nodes reserviert sind, der
Workshopbereich, der Aufenthaltsraum und weitere standortspezifische Räume sind definiert und
werden von der Gruppe besiedelt. Wichtig ist dabei, dass nicht gleich alle Räume vergeben werden –
es soll auch noch Freiräume geben, damit Platz für Neues bleibt.
Einbindung ins OTELO Netzwerk:
Damit der Standort auch von den gemeinsamen Aktivitäten der OTELOs profitieren kann und auch
eigene Aktivitäten ins Netzwerk einbringen kann, ist es notwendig sich als Standort in das
Mediensystem von OTELO einzubringen, an gemeinsamen Netzwerktreffen mitzuwirken und auch
am gemeinsamen Workshopprogramm mitzuarbeiten.
OTELO Förderer:
Ein weiterer wichtiger Schritt ist der Aufbau einer Fördermitgliedsstruktur, um grundlegende
Aktivitäten am Standort finanzieren zu können. Wichtig ist auch der Aufbau von Kooperationen mit
der regionalen Wirtschaft, der Lokalpolitik, den Sozialpartnern, Bildungseinrichtungen und anderen
Vereinen der Gemeinde. OTELO ermöglicht auch Kooperationen zwischen verschiedenen Partnern,
den Nodes oder anderen OTELO Standorten.
Fördermitgliedschaft: Die Fördermitgliedschaft unterstützt den Aufbau und die Weiterentwicklung
der regionalen OTELO Standorte und ist die Basis der lokalen Kooperationsarbeit. Neben privaten
Fördermitgliedschaften (22€ ermäßigt/33€ für Einzelpersonen/ Jahr) und der Fördermitgliedschaft
für Verein (66€/ Jahr) gibt es auch Fördermitgliedschaften und Kooperationsmöglichkeiten für
Betriebe:
Für Kleinstunternehmen: 99€ / Jahr
Für KMU 999€ / Jahr
Für Großbetriebe 4444,- oder 9.999€ / Jahr
Sachsponsoring/ Werkstättenkooperation:
Unterstützung durch Sachspenden, Büromöbel, Werkzeug,…
Bereitstellung von Maschinenstunden und Personal für projektspezifische Aktivitäten
Projektkooperation oder Node-Patenschaft:
Finanzielle und inhaltliche Unterstützung von Projektaktivitäten
Finanzielle Unterstützung zum Aufbau von Nodes
Kontinuierliches Workshop- und Veranstaltungsprogramm
Das OTELO Workshopprogramm ist eine wichtige Inspirationsquelle, gibt Anregungen, lädt zum
Mitmachen ein und bietet den Nodes die Möglichkeit Interessierte in ihre Aktivitäten einzubinden.
Das Veranstaltungsprogramm wird von allen Standorten gemeinsam erstellt und über die OTELO
Medienkanäle kommuniziert, fallweise auch gedruckt. In der Project Phase wird der Standort voll in
die Planung und Umsetzung des Workshop- und Veranstaltungsprogramms einbezogen.
Bei den Veranstaltungsformaten können Formate aus dem OTELO Umfeld herangezogen werden,
aber natürlich auch eigene Formate entwickelt werden.
Aktuelle Formate sind in Kapitel 8 beschrieben!
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Kontinuierliche Weiterentwicklung des Otelo Standortes
OTELO lebt von der Offenheit und der damit verbundenen Bereitschaft sich weiter zu entwickeln. Im
Rahmen des eigenen Standortes soll es deshalb immer wieder Treffen mit den OTELO NutzerInnen
geben, damit der Standort auf Veränderungswünsche und auch Probleme gut reagieren kann. Diese
Treffen sollen in regelmäßigen Abständen stattfinden. Bei den Treffen sollten zumindest die Key-
Node-Speaker und das Standortteam dabei sein. Parallel gibt es immer auch überregionale Treffen
und fallweise auch Arbeitsgruppen, die Impulse für die gesamte OTELO Entwicklung geben können
und dem Standort neue Möglichkeiten und Handlungsspielräume eröffnen.
Die Project Phase in wenigen Punkten
Fixe Struktur verankern. Standortverein oder an Verein integriert (vgl. OTELO Kremstal an
Verein Radio B138 angebunden)
eigenständige Nodes
fixer Raum, Basiswerkstatt
Unterstützung Politik, Wirtschaft, Fördermitglieder aufbauen
Workshops, Veranstaltungen verschiedener Formate
begleitendes ‚Hosting‘
ev. eigenständige Projekte
laufende Öffentlichkeitsarbeit
kontinuierliche Weiterentwicklung des OTELO Standortes
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Gedanken zur Organisationsentwicklung/-struktur der Standortvereine
(von Richard Schachinger)
"You cannot make the rice grow, by pulling on the stalks..." (altes chinesisches Sprichwort)
Ein Thema das mit dieser Überschrift beginnt, verspricht in den meisten Fällen eine trockene
Auseinandersetzung mit einem „notwendigen Übel“. Es geht um Statuten, die nicht gerade im
Verdacht stehen, ein anregendes Thema zu sein. Und besonders in wirtschaftlichen Zusammenhängen
wird dann auch noch in die Schublade organisationstheoretischer Modelle gegriffen; Begriffe wie
„Linienmodell“, „Stabstelle“ oder „Führung“ stehen im Raum, vermögen diesen aber kaum zu
erhellen. Hier finden wir womöglich schon den ersten Grund, warum die Auseinandersetzung mit dem
„Eingemachten“ auf wenig Gegenliebe stößt – und das obwohl es aus einer demokratischen und
partizipativen Perspektive um essentielle Fragen geht. Wie Fritz Simon aufzeigte, handelt es sich
hierbei nämlich um militärische Begriffe. Organisation wurde scheinbar als Krieg erlebt und diese
erstaunliche sprachliche Verbindung existiert bis heute, auch wenn starre Hierarchien und das
Abschleifen zu menschlichen Maschinen alles andere als zeitgemäß sind (ein Schelm wer hier an das
Bildungssystem denkt!).
Wenn wir uns nun die OTELO Idee in Erinnerung rufen, wird schnell klar, dass diese dem eben
Skizzierten radikal entgegensteht. Anstelle von „Zwang“ und „Zielorientierung“ geht es um Freude an
der Sache und um Freiraum. Gleichzeitig will OTELO in der Praxis auch Grundstrukturen bieten, um
kleinen Initiativen (Nodes) einen organisatorischen Rahmen zu ermöglichen und um als Projektträger
auftreten zu können. Beides gute Gründe unter mehreren, eine juristische Person, also einen
gemeinnützigen Verein zu gründen. Aber wie schauen die idealen, organisatorischen
Rahmenbedingungen für einen OTELO Verein jetzt aus? Diese Frage bietet sich als logisch an, muss
aber eingeschränkt werden. Denn „die ideale Organisation“ wird unerreicht bleiben, genauso wie
strategische Planung (das Militär lässt grüßen!) im klassischen Sinn eine Illusion ist. Beides können wir
aber als einen Prozess verstehen; als ein evolutionäres, reflektiertes Anpassen an die eigenen
Anforderungen. In unserem Fall sprechen wir letztendlich auch von einem Ausloten des
vereinsrechtlich Möglichen: nämlich nicht das OTELO für die Standardstatuten zu verbiegen, sondern
die Statuten für unsere Idee zu modellieren. In diesem Sinne begnügt sich dieses Kapitel auch nicht
bloß damit, einen Ist-Zustand wiederzugeben, sondern versucht auch die dahinter liegenden Gründe
für den Status Quo darzustellen.
Zunächst aber leiten wir die angesprochenen Anforderungen aus dem OTELO Konzept ab. Dort lassen
sich „Nodes“, „Standorte“ und „Projekte“ als Bereiche festhalten. Den so genannten „Nodes“ - die
auch in einem eigenen Kapitel ausführlich behandelt werden – kommt hierbei eine tragende Rolle zu.
Als themenbezogene Gruppen an interessierten Menschen stellen sie die inhaltliche und personelle
OTELO Basis dar. Sie sollen grundsätzlich autonom agieren können und als OTELO Subsysteme an
einen Standort gekoppelt sein. Ein Standort wiederum soll Raum und die nötige Infrastruktur für
Nodes und gemeinschaftliche Tätigkeiten bieten. Er ist damit Substrat und wenn man es bildlich
ausdrücken will: ein Ballungsraum an Netzwerkknoten. Da das OTELO Konzept vorsieht, dass die
Kommunen Gebäude, Energie und Internet für Standorte zur Verfügung stellen, können sich diese
genauso wie Nodes grundsätzlich durch freiwilliges Engagement selbst erhalten – ohne sich in
existenzielle Abhängigkeiten zu begeben. Im Gegensatz zu diesen horizontal gelagerten Bereichen,
sind Projekte vertikal ausgerichtet. Das heißt, dass OTELO Mitglieder – entweder als Node oder in
einer eigenen Projektkonstellation – ein temporäres Projekt über den Verein als juristische Person
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abwickeln. Da der damit verbundene Ressourcenaufwand in der Praxis schnell über das Ehrenamt
hinausgeht, arbeitet in diesem Bereich vor allem hauptamtliches Personal (sofern gewünscht).
Die OTELO Community ist demnach durch Vielfältigkeit charakterisiert und nicht homogen. Sie ist
wohl auch kein Kollektiv im klassischen Sinne, sondern – in Anlehnung an die Metapher der
Netzwerkknoten – ein „Konnektiv“. Ein Konnektiv, welches als kleinsten gemeinsamen Nenner auf der
OTELO Charta fußt. Aber auch ein Konnektiv, das sich Spannungsfeldern wie jenem zwischen Ehren-
und Hauptamt stellen muss. Ein Konnektiv also, das sich durch aktive Kommunikationskanäle (vgl.
Kapitel Kommunikation) und regelmäßige, gemeinsamen Veranstaltungen (vgl. Kapitel Formate)
erneuert. Neben den oben genannten Anforderungen sind dies allesamt Aspekte, die in unserem
Organisationsmodell und damit auch in den Statuten mitbedacht werden müssen. Letzteren werden
wir uns jetzt zuwenden, ehe wir die Organisationsstruktur darstellen und abschließend einen Ausblick
wagen. Allerdings konzentrieren wir uns hier nur auf die zentralen Modellingaspekte, um uns nicht im
Vereinsrecht zu verzetteln oder gar den Rahmen zu sprengen:
Das österreichische Vereinsgesetz (VerG 2002) sieht grundsätzlich ein „Aufsichtsorgan“, eine
„Generalversammlung“, „RechnungsprüferInnen“ und ein „Schiedsgericht“ vor. Viele Vereine
orientieren sich bei ihrer Gründung allerdings nicht direkt am VerG, sondern an der Ausformung der
so genannten Musterstatuten des Innenministeriums. Dieses Modell wird in der Literatur auch als
„Führerverein“ bezeichnet, weil es tendenziell den Vorstand als Leitungsgremium gegenüber der
Mitgliederversammlung als Generalversammlung aufwertet und damit das Argument der
Handlungsfähigkeit über jenes der Mitbestimmung stellt. Ein in der Praxis häufiges Modell sieht wie
folgt aus: eine Generalversammlung findet einmal im Jahr statt, dort berichtet der Vorstand über die
Tätigkeiten, die RechnungsprüferInnen legen den Prüfbericht vor, ein neuer Vorstand wird gewählt
und das Jahresbudget beschlossen. Bis hierher sagt der Modus nur bedingt etwas über Autonomie
und Partizipationsmöglichkeiten aus – denn entscheidend ist die Frage, wie die laufende Vereinsarbeit
aussieht. Soll in unserem fiktiven Beispiel eines „Führervereins“ heißen: während des Jahres leitet der
Vorstand – speziell der Obmann (sic!) - hinter verschlossenen Türen die Geschäfte, entscheidet über
die Aufnahme neuer Mitglieder und auch über alle anderen Belange. Demokratische Mitbestimmung
bleibt für Mitglieder auf den Tag der Mitgliederversammlung beschränkt...
Würden wir die OTELO Idee mit einem derartigen Modell umsetzen wollen, ergäben sich unter
anderem folgende Schwierigkeiten: Nodes und all ihre Aktivitäten sind direkt von den Entscheidungen
des Vorstands abhängig, dieser wiederum ist mit einer Fülle von Anfragen konfrontiert. Selbiges gilt
für Projekte. Darüber hinaus würde diese Hierarchie und Konzentration ganz grundsätzlich dem
dezentralen „Bottom-up Prinzip“, dem Einräumen von Autonomie und dem Agieren auf gleicher
Augenhöhe widersprechen. Ähnlich wie es auch einige freie Initiativen versuchen, hat OTELO daher
diese Musterstatuten nach den eigenen Bedürfnissen adaptiert.
Neben kleineren Anpassungen verkörpert unsere Adaption insbesondere ein neu geschaffenes
Vereinsgremium, welches sich als Zitat aus den Statuten weitgehend selbst erklären kann:§ 15: OTELO
Gruppe
(1) Eine sogenannte „OTELO Gruppe“ ist ein unbefristetes Vereinsorgan, das gemäß dem
Vereinszweck zu bestimmten Sachbereichen, Projekten und Aufgabengebieten auf Beschluss des
Vorstands gegründet oder aufgenommen werden kann.
(2) Die Bezeichnungen „Projektgruppe“, „Nest“ oder „Node“ sind für die „OTELO Gruppe“ zulässig.
(3) Die „OTELO Gruppe“ setzt sich aus „OTELO Mitgliedern“ zusammen, die im jeweiligen Sachgebiet
arbeiten. Diese „OTELO Gruppenmitglieder“ können über ihre internen Entscheidungsstrukturen
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selbst bestimmen, wobei stets alle anwesenden „OTELO Gruppenmitglieder“ stimmberechtigt sind.
Die Teilnahme von Gästen ist ausdrücklich erwünscht, deren Stimmrecht ist am Beginn des jeweiligen
Treffens zu klären. Die Bezeichnung „Nodemitglied“ für „OTELO Gruppenmitglieder“ ist zulässig.
(4) Die „OTELO Gruppe“ ist verpflichtet, gegenüber dem Vorstand eine Ansprechperson zu nennen.
Die Bezeichnungen „Nodesprecher/in“, „Key-Node-Speaker“ und „Projektleiter/in“ sind je nach
Sachverhalt zulässig. Diese besagte Person hat das Recht, mit beratender Stimme bei
Vorstandssitzungen teilzunehmen, sofern sie nicht ohnehin in selbigem Mitglied ist.
(5) Die „OTELO Gruppe“ arbeitet im Rahmen ihres Sachbereiches selbstständig und unabhängig.
Entscheidungen, die über das jeweilige Sachgebiet hinaus den gesamten Verein betreffen oder
möglicherweise die Vereinsgeschäfte als Ganzes beeinflussen, bedürfen einer Genehmigung durch
den Vorstand.
(6) Die „OTELO Gruppe“ nutzt die vom Verein zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten an einem
Standort und kann auf die vorgesehene Infrastruktur zurückgreifen. Die „OTELO Gruppe“ hat das
Recht über Arbeitsabläufe und den Raumzugang in ihrem Sachbereich selbst zu entscheiden.
(7) Für die „OTELO Gruppe“ gelten die Bestimmungen des § 11 Abs. 3 bis 10 sinngemäß.
Nachdem wir jetzt die Grundstruktur und die dahinter liegenden Überlegungen dargestellt haben,
können wir nun das konkrete OTELO Organisationsmodell – inklusive weiteren Modi aus der Praxis -
beschreiben:
Der Verein übernimmt die Trägerschaft für Standort, Nodes und Projekte.
Die jährliche Generalversammlung entscheidet über relevante Entwicklungen und Aktivitäten; stimmberechtigt sind im Sinne eines möglichst niederschwelligen Zugangs alle aktiven NodebenutzerInnen – wobei diese kongruent über ihr Engagement via Vorstand aufgenommen werden. Als Richtwert für das „Aktivsein“ wird eine Nodebenutzung mindestens einmal im Monat und darüber hinaus die Teilnahme an einer OTELO Veranstaltung im Jahr angenommen.
Der von der Generalversammlung gewählte Vorstand trifft sich mindestens alle zwei Monate und lädt dazu auch die „Node-Speaker“ als beratende Mitglieder ein. Er nimmt „Nodes“ auf, gründet „Projektgruppen“ und kümmert sich primär um alle finanziellen, strategischen und operativen Agenden („operativer Vorstand“).
Die Nodes an einem Standort rufen mindestens zweimal pro Jahr ein Standorttreffen ein, wo im Sinne der eigenen Autonomie und als Entlastung des Vorstands, alle standortspezifischen Agenden behandelt werden. Darunter fallen insbesondere Fragen zur Infrastruktur, Reinigung und zum Veranstaltungsprogramm. Dieses Standorttreffen kann im formalen Sinne der Statuten als „OTELO Gruppe“ an „OTELO Gruppen“ (Nodes) verstanden werden, wobei die Kopplung mit dem Vorstand ohnehin durch die Vorstandsmitglieder selbst und durch die „Node-Speaker“ gewährleistet ist.
Dieser Aufbau entspricht dem OTELO Standardmodell. Um das Verhältnis zwischen Vorstand und
Standorttreffen zu verdeutlichen, ein kurzes Beispiel: Nehmen wir an, der Vorstand eines OTELO
Standortvereins an einem Standort beschließt, dass die Gemeinschaftsräumlichkeiten einmal pro
Woche gereinigt werden sollen. Welches Node wann was übernimmt, wird dann nicht direkt im
Vorstand, sondern eben beim Standorttreffen untereinander ausgemacht.
Allerdings gibt es gute Gründe, in der Praxis dieses Standardmodell „ein Verein pro Standort“ zu
adaptieren und stattdessen mehrere Standorte unter einem Dach zusammenzufassen. Beispielsweise
dann, wenn in einer Region zwei oder mehrere Standorte entstehen, weil eine geographische Nähe
besteht und der bürokratische Vereinsaufwand minimal gehalten werden will. Oder aber, wenn
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vorübergehend die Trägerschaft für andere, in der Gründung befindende Standorte in einer anderen
Region übernommen wird. Tritt dieser Spezialfall ein (wie beispielsweise beim OTELO
Salzkammergut) empfiehlt es sich, folgende Adaptionen vorzunehmen:
Die Treffen des Vorstands finden abwechselnd an den Standorten statt.
Der Arbeitsfokus des Vorstands liegt im Gegensatz zum oben beschriebenen Standardmodell primär auf finanziellen und strategischen Agenden („strategischer Vorstand“), die operative Ebene wird stattdessen weitgehend an die neuen Standortteams delegiert.
Pro Standort wird ein solches Standortteam beim Standorttreffen bestimmt, welches sich um die Umsetzung der beim Standorttreffen beschlossenen Punkte kümmert. Dabei besteht dieses Standortteam aus fünf Personen (vgl. Magic 5), wobei jede davon einen besonderen Fokus auf folgende Bereiche beziehungsweise Aufgaben hat: Kontaktperson nach außen (Verwaltung einer Standort-Emailadresse), standortinterne Kommunikation (Einladen zu Standorttreffen, Verwalten von Emailadressen und Node-Mitgliederlisten), Infrastruktur (Hausmeister/in), Medienarbeit und Veranstaltungsprogramm. Handelt es sich um einen neu zu gründenden Standort, so kümmert sich diese „Standortgruppe“ außerdem um den Standortaufbau und damit verknüpfte Agenden. Wird ein neuer Standortverein gegründet, so kann dieses Team quasi in einen Vorstand übergehen (womit wieder das Standardmodell gegeben wäre).
Abschließend wagen wir an dieser Stelle noch einen Ausblick. Ein Ausblick welcher auf der Annahme
fußt, dass speziell im Hinblick auf die Kooperation mit NANK – Neue Arbeit, Neue Kultur und damit
verknüpften, neuen Arbeitsmodellen grundsätzliche Erweiterungen des bestehenden Modells
erforderlich werden. In welche Richtung diese Erweiterungen zukünftig gehen könnten, wird mit
diesem Zitat von Prof. Frithjof Bergmann sichtbar: „Wir wollten jedoch nicht dilettantisch
herumspielen, sondern mit entschlossenem Wagemut ein ernsthaftes wirtschaftliches Interesse
umsetzen. Entscheidend war für uns die Reduzierung der Abhängigkeit von Lohnarbeit, das
Ausbrechen aus dieser Knechtschaft. Wir wollten hier eine Ebene erreichen, die in dieser Hinsicht eine
deutliche Veränderung zeigt, die es einem Menschen also erlaubt, seine Lohnarbeit um ein Drittel
oder die Hälfte zu reduzieren, indem er sie auf angenehme Weise mit einer selbstversorgenden oder
eigenproduzierten Arbeit ausbalanciert.“ 11
Wie schon weiter oben angedeutet wird ersichtlich, dass die Vereinbarkeit mit einem auf
Gemeinnützigkeit ausgerichteten Verein an ihre Grenzen stößt. Dies bedeutet, dass es neben dem
OTELO Verein als demokratische Basis für Nodes, Standorte und kleinere Projekte („Community
Building“) einen geeigneten, zusätzlichen Rahmen für dieses ernsthafte, wirtschaftliche Interesse
braucht (z.B. das oben beschriebene Genossenschaftsmodell). Mit diesem Modell können
beispielsweise folgende Szenarien weiterverfolgt werden:
OTELO Projekte spielen bereits jetzt eine große Rolle und wir gehen an dieser Stelle davon aus, dass Anzahl, Volumen und geographischer Radius von OTELO Groß-Projekten auch zukünftig zunehmen werden. Dies allein hat auf die Gemeinnützigkeit freilich noch keine Auswirkung, allerdings stellt sich einerseits die Frage, inwieweit ein ehrenamtlicher Vereinsvorstand im Hinblick auf seine Verantwortlichkeit größere Projekte tragen bzw. überblicken kann und will. Andererseits bietet dieser Bereich für hauptamtliche MitarbeiterInnen die Chance, so genannte Entrepreneur-Modelle („unselbstständig selbstständig“) zu entwickeln und zu erproben. Hierbei scheint es also äußerst sinnig, der projektorientierten Weiterentwicklung und Verbreitung der OTELO Idee mittelfristig einen eigenen, juristischen Rahmen einzurichten. Hier bietet sich daher auch im Hinblick auf Haftungs- und Steuerangelegenheiten eine Genossenschaft geradezu an. In diesem Fall wäre
11
Bergmann, Frithjof (2004): Neue Arbeit, Neue Kultur. Freiamt im Schwarzwald: Arbor Verlag, 24
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es naheliegend, dass OTELO Standortvereine als Mitglieder auftreten können und damit auch strukturell eine Kopplung zwischen diesen beiden Systemen gewährleistet bleibt.
Ein weiteres Szenario wäre im Sinne von NANK der Bereich „Community Production“ auf Basis von innovativen Genossenschaftsmodellen. Genossenschaften haben hierzulande bisweilen ein verstaubtes Image, was wohl auch an ihrer Unsichtbarkeit (z.B. Wassergenossenschaften) oder ihrer tendenziellen Zweckentfremdung (z.B. „systemrelevante“ Banken) liegt. Dabei ist die Nachfrage nach Genossenschaften im deutschsprachigen Raum gerade stark im Wachsen begriffen, wie sich aufgrund ihrer Neugründungen ablesen lässt12. Denn im Gegensatz zum Vereinszweck, zielen Genossenschaften laut GenG auf die Förderung des Erwerbs oder der Wirtschaft seiner Mitglieder ab. Gewissermaßen bieten Genossenschaften damit einen juristischen Rahmen, der demokratische Mitbestimmung und Wirtschaften verknüpft und von daher für OTELO besonders spannend sein könnte: vor allem dann, wenn eine Gruppe an OTELO Mitglieder gemeinsam eine Produktionsstätte – beispielsweise im Lebensmittel- oder 3D-Printerbereich - anschaffen möchte, die aufgrund ihrer Möglichkeiten und Kosten über die OTELO Basisinfrastruktur hinausgeht. Damit könnte diese Gruppe gemeinschaftlich wirtschaften, indem sie Produkte herstellt, verkauft und sich den Gewinn untereinander aufteilt. Dieses Modell wird (wie weiter oben beschreiben) aktuell favorisiert.
Die aktuellen Beispielstatuten befinden sich im Anhang!
12
Vgl. Schütt, Asmus (2010): Genossenschaften in bisherigen Leistungsbereichen der kommunalen Wirtschaft. In: Münkner H-H. / Ringle, G. (Hg): Neue Genossenschaften und innovative Aktionsfelder. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft
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6) Rahmenbedingungen – Hard Facts
Standort
Wenn das Standortteam gegründet wurde, geht es im nächsten Schritt meistens um die Suche nach
einem geeigneten OTELO Standort. Aus der bisherigen Entwicklung der Entwicklung der Standorte
können folgende Kriterien als Basis für die Entwicklung eines OTELO-Standortes herangezogen
werden:
Öffentlich Erreichbarkeit
Damit aus Mobilitätsgründen keine Zugangsbeschränkungen aufgebaut werden ist die gute
Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine der Grundbedingungen für einen OTELO-
Standort. Besonders die jüngeren NutzerInnen, aber auch SeniorInnen sind oft auf öffentliche
Verkehrsmittel angewiesen. Zusätzlich ermöglicht die öffentliche Erreichbarkeit einen besseren
Austausch unter den Standorten.
Zentrumsnahe
Bei den bisherigen Standorten konnte beobachtet werden, dass eine Lage im Zentrum das
Nutzungsverhalten sehr positiv beeinflusst. Z.B. in Ottensheim ist das OTELO direkt am Marktplatz im
alten Amtshaus untergebracht und kann dadurch auch gezielt Angebote setzen, wenn Markttag ist.
Damit verbunden ist auch der OTELO-Tag, wo JedEr sich das OTELO ansehen und mit einer OTELO-
InsiderIn sprechen kann. Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass OTELO Anknüpfungspunkte an
öffentliche Plätze oder auch Schulzentren,… hat, damit keine räumliche Isolation entsteht. Wenn der
Standort im Zentrum gefunden ist, sollte das nächste Kriterium beachtet werden:
Sichtbarkeit
Ein einladender Raum ist auch sichtbar, damit die einladende Wirkung spürbar wird. Bei der Wahl
des Gebäudes ist es deshalb wichtig, dass OTELO sich sichtbar positionieren kann. Damit soll auch der
offene Charakter ausgedrückt werden. Beispielsweise ist das OTELO Vöcklabruck direkt am Bahnhof
in einem schönen Altstadthaus untergebracht. Vor dem OTELO wurde eine Videowall positioniert,
um aktuelle Infos zu verbreiten. Der Standort liegt in unmittelbarer Nähe zum Schulzentrum und hat
neben dem Standort auch einen Pendlerparkplatz. Gegenüber ist der Bahnhof, der seit der
Aufwertung zur Intercity-Haltestelle sehr gut frequentiert ist. Hier erreicht OTELO ein sehr hohes
Maß an Sichtbarkeit. In Kirchdorf entsteht die Sichtbarkeit aufgrund der räumlichen Kooperation mit
dem Radiostudio B138 und dem 16A-Integrationshaus. Damit wird OTELO für viele Menschen
wahrnehmbar.
Offene Räume
Das Gegenteil von offenen Räumen wären Räume mit Zugangsbeschränkung und komplett gefüllte
Zimmer – so richtig fertig und professionell. Dann noch eine schön teure Mitgliedschaft dazu, damit
das auch wirklich übersichtlich (elitär) bleibt… Das ist NICHT der OTELO Zugang! Damit die Räume
offen sind und auch so wahrgenommen werden, braucht es in einem OTELO neben einem sehr
gemütlichen Gemeinschaftsraum mit Küche, einem Raum für Workshops und einer (zumindest)
kleinen Gemeinschaftswerkstatt auch leere Räume. Diese Räume sollen leicht zugänglich sein. Wenn
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sie als Nodes verwendet werden, sollte es auch möglich sein sie abzusperren. Zumindest drei Nodes
sollten bei der OTELO Gründung möglich sein. Idealerweise kann ein Gebäude Stockwerkweise
besiedelt werden, damit klein begonnen werden kann, aber eine Erweiterungsmöglichkeit besteht.
Wichtig ist es aus unserer Sicht auch den Wert eines Frei(en) Raumes zu thematisieren, damit das
Gefühl von Offenheit auch entstehen kann. Bei den Räumen sollte gewährleistet sein, dass sie
verändert werden dürfen (Einbau einer Küche, farbliche Gestaltung,…).
Zugänge ins OTELO
Das Thema Zutritt wurde in den verschiedenen Standorten recht unterschiedlich gelöst. Die derzeit
(kostenmäßig) beste Lösung erscheint die Schlüsselbox. Alle Mitglieder von OTELO Nodes können
über einen Code jederzeit ins OTELO. Der Code wird regelmäßig geändert, um eine unkontrollierbare
Weitergabe aus zu balancieren. Die Nodes haben eigene Schlüssel, oder eine eigene Schlüsselbox vor
dem Node-Eingang. InteressentInnen können an den offenen Tagen das OTELO kennenlernen, oder
sich direkt mit Personen aus den Nodes treffen. Sobald eine Gruppe Node-Status hat, bekommt sie
auch den Zugangscode. Der Zugang ist nicht an finanzielle Beiträge gebunden!
Mindestgröße von 250 m²
Nach den bisherigen Erfahrungen kann ein OTELO Standort gut „gedeihen“ wenn mind. Ca 250m² Fläche am Beginn zur Verfügung stehen. Basis eines Standortes sollte der Aufenthaltsraum mit Küche, die Gemeinschaftswerkstätte, ein Raum für Workshops/Jam Sessions und mindesten 3 Räume, wo Nodes entstehen können. Die Nodes sind ein sehr zentraler Bestandteil des Konzeptes und müssen unbedingt vorgesehen werden. Die Node-Räume sollten mindesten 15m² Fläche bieten. Idealerweise besteht im Gebäude die Möglichkeit später weitere Räume dazu zu nehmen.
Finanzierungsgrundlage
Die Grundlage für ein OTELO sind leere Räume. Für den Basisbetrieb sollte das OTELO
Fördermitgliedschaftsmodell in Verbindung mit privaten Leihgaben, Sachspenden und
Sponsorenleistungen durch Betriebe gute Entwicklungsspielräume ermöglichen. Für inhaltliche
Impulse sind natürlich auch Projekte förderlich. Bei Projekten unterscheiden wir noch einmal:
private Projekte (Projekt, die von Personen aus dem OTELO Umfeld angestoßen werden)
Förderprojekte (Projekte, die öffentliche Förderungen bekommen; mehrere Partner und Standorte
können hier einbezogen werden)
Kooperationsprojekte (Themenbezogene Projekte zwischen Nodes, Betrieben, Organisationen,…
(ohne Förderung)
interne Projekte: Projekte zur thematischen oder Organisatorischen Weiterentwicklung in den
Standorten. Z.B. Weiterentwicklung der Otelo-Charta,…
NODE-Projekte: Projekte, die von Nodes initiiert und getragen werden (eigenfinanziert)
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7) Lebendiges Netzwerk
Community Building
Die OTELO Community ist durch Vielfältigkeit charakterisiert, nicht homogen und je nach Standort
sehr unterschiedlich geprägt – und das ist gut so. Verbunden wird die Community durch ein
Selbstverständnis, welches in der OTELO Charta festgehalten wurde.
Frau Raffaela Then von Ashoka beschreibt den Spagat, den die OTELO Community lebt, sehr schön in
ihrer externen Betrachtung: „Der Einzelne hat bei OTELO die Freiheit, sich den Themen zu widmen,
die ihn begeistern – dennoch wird von ihm die Bereitschaft zum Teilen erwartet. „Teilen“ kann bei
OTELO vieles bedeuten: mitteilen, verteilen, beteiligen – all das gehört dazu und lässt sich vielleicht
am besten mit dem englischen Begriff des „sharing“ subsumieren. Es geht darum, im Austausch zu
bleiben und durch das gegenseitige Bereitstellen von Ressourcen neue Handlungsmöglichkeiten zu
schaffen (sei es zwischen Einzelpersonen, zwischen den „Nodes“, zwischen OTELO Standorten oder
im Austausch mit externen Partnern). „Sharing“ ist nicht Mittel zum Zweck, sondern
„Organisationskultur“.
Damit sich Ideen und Wissen durch „Sharing“ vervielfältigen können, braucht es Bindungen und
Beziehungen zwischen Menschen, die wie ein Schmiermittel wirken. Es braucht Kommunikation und
Interaktion, sowohl innerhalb der eigenen „kleinen Welt“ (Familie, Freundeskreis, Verein …) als auch
zu Menschen außerhalb dieses engeren Kreises. Es braucht „Sozialkapital“.
Der Begriff „Sozialkapital“ als soziologischer Fachbegriff wurde in der zweiten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts aus der Erkenntnis heraus geprägt, dass die sozialen Wirkkräfte für das Funktionieren
von Gesellschaften ebenso bedeutsam sind wie das Finanzkapital der Wirtschaft und das
Humankapital der Bildung. Der Begriff wurde in der soziologischen Theorie hauptsächlich von Pierre
Bourdieu13 und James S. Coleman14 geprägt.
„Sozialkapital“ ist die Summe derjenigen sozialen Bindungskräfte – von Liebe und Freundschaft bis
zur Weltethik. Der Begriff umfasst Zusammenhalt und Zusammenarbeit in einer Gesellschaft,
Solidarität und Gemeinsinn, sehr weit gegriffen: das Wesen und das Funktionieren von Gesellschaft
überhaupt.
Die Sozialkapital-Theorie unterscheidet drei Ebenen der Bindung:
die Mikroebene der persönlichen Nahbeziehungen: enge persönliche Kooperation und
gegenseitige Hilfe (Verwandtschaft, Freunde …)
die Mesoebene der größeren Gruppen und Einheiten: organisierte Gemeinschaftsaktivitäten
und Geselligkeit (erweiterter Bekanntenkreis, Organisationen, Vereine, Gruppen …)
die Makroebene der nicht mehr durch persönlichen Kontakt verbundenen großen
Sozietäten: höhere Ideale, Zugehörigkeiten, Identifikation mit der größeren Einheit
(Religionsgemeinschaft, Wertegemeinschaften …)
Außerdem ergibt sich Sozialkapital aus dem Zusammenspiel der beiden Hauptdimensionen
„Bonding“ und „Bridging“. „Bonding“ meint die Bindung einer Gemeinschaft, einer Gruppe oder
13 Bourdieu, Pierre (1983): Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital, Göttingen
14 Coleman, James S. (1988): Social Capital in the Creation of Human Capital
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einer Organisation nach innen, der Zusammenhalt in diesem „engeren Kreis“. „Bridging“ versteht den
Brückenschlag über die jeweilige Gemeinschaft hinaus zu anderen Gruppen und Gemeinschaften,
den „Fremden“. Entscheidend für die Steigerung des Sozialkapitals einer Gemeinschaft ist nicht die
einseitige Stärkung des „Bondings“ oder des „Bridgings“, sondern immer die Beachtung und
Belebung beider Dimensionen.
Dieses gelebte Bridging und Bonding entscheidet sehr über die Stimmung in den einzelnen
Standorten. Gibt es nur ein starkes „Bonding“ innerhalb des Nodes aber kein „Bridging“ zu den
anderen Gruppen und Akteuren/innen von OTELO fehlt Stimmung und eine langdauernde
Bereitschaft Mitzuwirken sinkt.
Daher ist das Teilen – „Sharing“ so zentral verankert in den OTELOs und OTELO schafft bewusst
Begegnungsräume für unterschiedliche Gruppen, ob durch Veranstaltunge oder
Gemeinschaftsräume (KÜCHE!) – dadurch werden Verbindungen (die Brücken) vielfältiger und
stabiler. In der Netzwerktheorie spricht man hier von stabilen Dreiecksbeziehungen.
Netzwerke spielen in einer Situation zunehmender Unsicherheit und Unklarheit im Umgang mit
komplexen Problemen und Herausforderungen eine wichtige Rolle für die „dezentrale“ Gewinnung
und Vermittlung von Problemlösungen (Best/Good Practices). Die Zukunftsentwicklung ländlicher
Regionen hängt auch vom Lernen in Netzwerken – vor allem dem Austausch von Wissen – ab. „Mit
einem zielgerichteten Netzwerkaufbau kann das lokale und überregionale Sozialkapital gestärkt
werden. Netzwerke verbinden Personen, Projekte und Organisationen. Sie unterstützen den
Erfahrungsaustausch zwischen Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Interessensverbänden und
BürgerInnen und tragen wesentlich zur Lernfähigkeit und Innovationskraft von Regionen bei“, so der
Einleitungstext einer Publikation zum Thema Netzwerkkompetenz.15
Glücksfaktoren Neugier und Sozialkapital
Neugier, die „Gier nach Neuem“ oder auch „Wissensdurst“ genannt, und Sozialkapital haben etwas
gemeinsam, das sie unheimlich attraktiv macht: Beide machen – sofern man neuesten Forschungen
Glauben schenken darf – glücklich! Man könnte sie daher auch als „Glücksfaktoren“ für Regionen
bezeichnen.
Die Zeitschrift „Psychologie Heute“ liefert für den Glücksfaktor „Neugier“ eine mögliche Erklärung:
„... Aber was sind die Bedingungen fürs Glücklichsein, woraus setzt sich das heißbegehrte Gut
zusammen? In einer neuen Studie fanden Forscher heraus, dass Neugier eine wichtige Komponente
für das persönliche Wohlbefinden ist. Befragte mit dieser Eigenschaft waren nicht nur glücklicher,
sondern auch psychisch stabiler, und sie fühlten sich in zwischenmenschlichen Beziehungen wohler.
Wie die Forscher annehmen, könnte der Charakterzug Neugier nicht nur ein Indiz für ein hohes
Glücksniveau sein, sondern den Betreffenden sogar noch zu weiterer Zufriedenheit verhelfen: Weil
Neugier ein angenehmes Gefühl ist, das Menschen genießen, fühlen sich andere in Gegenwart von
Neugierigen wahrscheinlich wohler, was letztere noch beliebter macht. ...“16
15
Bauer-Wolf, Stefan u.a. (2008): Erfolgreich durch Netzwerkkompetenz, Handbuch für Regionalentwicklung, Wien 16
Psychologie heute, Mai 2008, Seite 8
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Beim Sozialkapital verhält es sich ähnlich: Aktuelle neurobiologische und soziologische Forschungen
belegen, dass der Kern menschlicher Motivation in gelingenden sozialen Beziehungen liegt. Das
Miteinander macht glücklich und gesund.17
Die Attraktivität von „Neugier“ und hohem Sozialkapital stellt bei entsprechender Kommunikation
letztendlich auch einen wichtigen Motivationsfaktor für die Community und den Netzwerkaufbau in
OTELOs dar. Ganz nach dem Motto: „Neugierige Menschen im OTELO sind glückliche Menschen!“
OTELO Public Jump
"Wenn du sie nicht überzeugen kannst, verwirr' sie!" (Garfield)
Die Wortkreation „Public Jump“ verrät freilich schon, worum es in diesem Kapitel geht: Information,
Kommunikation und Medien! Aber wir wollen uns an dieser Stelle aus gutem Grund nicht in diesen
abstrakten Gedankengebäuden verzetteln, sondern im Sinne dieser Publikation den riesigen
Themenkomplex stark reduzieren und dafür ein praxisorientiertes OTELO Tool-Kit für den Sprung in
die Öffentlichkeit zusammenstellen. Gleichzeitig hat dieser Werkzeugkoffer neben dem öffentlichen
Fach auch noch weitere: nämlich interne Kommunikation und Veranstaltungen. Letztere werden in
einem eigenen Kapitel dargestellt und es macht durchaus Sinn, auch die anderen Fächer getrennt zu
behandeln – selbst wenn sie in der Praxis freilich eng verwoben sind. Um etwaigen
Missverständnissen vorzubeugen, möchten wir darauf hinweisen, dass dieser Werkzeugkoffer
speziell auf OTELO abgestimmt ist. Es geht explizit darum aufzuzeigen, welche Werkzeuge OTELO wie
und warum verwendet.
Nach dieser Orientierung können wir die Öffentlichkeitsarbeit von OTELO grundsätzlich als „Cross-
Media-Publishing“ beschreiben – also das gezielte Veröffentlichen und Streuen ausgewählter Inhalte
mithilfe eines bestimmten Medien-Mix. Hierfür sind die Möglichkeiten freilich äußerst vielfältig,
weswegen wir sie für die weitere Darstellung zuerst in drei verschiedene, grob sortierte Zugänge
bündeln. OTELO bedient Printmedien, experimentiert mit neuen Medien und produziert Freie
Medien. Weil diese Begriffe gemeinhin unterschiedlich gebraucht werden, stellen wir ihre hier
verwendete Bedeutung kurz vor:
Printmedien: Hier ist die klassische Pressearbeit gemeint. Das regelmäßige Verfassen von
Medienaussendungen ist ein wesentlicher Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit. Daneben
fallen in diesen Bereich auch eigene Drucksorten.
Freie Medien: Freie Medien charakterisieren sich durch ihre Unabhängigkeit, Werbefreiheit
und den offenen Zugang - „be the media“ lautet das Motto. Damit bilden sie neben
öffentlich-rechtlichen und privat-kommerziellen Medien eine dritte, eigenständige Säule in
der Medienlandschaft. Freie Medien und die OTELO Idee bieten zahlreiche fruchtbare
Synergien (Stichwort „Community Building“), weswegen OTELO auch die Kooperation mit
Freien Radios und dorftv sucht. Verwandt mit der Idee der Freien Medien ist jene von Freier
Software, oder allgemeiner: Open Source. OTELO greift bevorzugt diese Philosophie der
offenen Quellen und Gemeingüter auf.
17
Vgl. Büro für Zukunftsfragen, Publikation Sozialkapital, Bregenz 2008
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Neue Medien: Hier ist die schier endlose Welt der Möglichkeiten im Internet gemeint.
Einerseits als Medium und Infrastruktur im klassischen Sinne, andererseits zunehmend auch
als interaktiver, dynamischer und ausgelagerter „Raum“ (Web 2.0.) und damit als
Voraussetzung für kollaboratives Handeln (Social Media). Speziell neue Medien sind durch
ihren partizipativen Charakter und ihre Einsatzmöglichkeiten für OTELO besonders
interessant und die Auseinandersetzung mit ihnen würde weit mehr Raum gebühren als an
dieser Stelle möglich. Darum möchten wir eine Leseempfehlung für das Handbuch „Soziale
Bewegungen und Social Media (#sbsm)“ aussprechen. Diese Publikation wird dem
umfangreichen Thema durch ihren partizipativen Charakter und den vielfältigsten Zugängen
gerecht – sie ermöglicht einen praxisorientierten Einstieg in die Welt des Web 2.0 abseits
kommerzieller Interessen. Außerdem wurde das Buch wie dieses unter Creative Commons
veröffentlicht und alle Artikel können auf der Homepage www.sozialebewegungen.org
nachgelesen werden.
Diese grundlegenden Zugänge bilden die Basis für unsere Medienarchitektur, die wir im Folgenden
vorstellen werden. Wir beginnen mit dem Bereich „Public Jump“:
Homepage (www.otelo.or.at): Die Homepage bildet gewissermaßen als zentrale
Anlaufstelle im Internet den Dreh- und Angelpunkt von OTELO. Sie ging kurz nach der
Logoentwicklung im Februar 2010 online und basiert auf der Open Source-Software
und Content-Management-System (CMS) Typo3. Damit wird ermöglicht, dass
mehrere RedakteurInnen ihre Inhalte publizieren können – was angesichts des
OTELO Konnektivs (vgl.) unabdingbare Voraussetzung war. Die Homepage ist für
mehrere Standorte und ihre Nodes ausgerichtet, damit von dort aus auf alle
relevanten Informationen zu OTELO zugegriffen werden kann. Der Schwerpunkt liegt
auf der Darstellung des Programms, der Neuigkeiten und der Social-Media-Kanäle,
weswegen diese Bereiche auch prominent auf der Startseite zu finden sind. Über das
Menü sind die grundsätzlichen OTELO Informationen wie beispielsweise das Konzept,
das Werknetz oder Netzwerk angeordnet.
Facebook-Seite (http://www.facebook.com/otelos): Die weltumspannende Internetinsel ist
schon alleine aufgrund ihrer großen NutzerInnenanzahl von Bedeutung und dient
gewissermaßen als weiterer Knotenpunkt, speziell für SymphatisantInnen eine relativ
unverbindliche Andockmöglichkeit. Die OTELO Seite wird verwendet um Informationen von
der Homepage, Fotos und Videos zu verlinken, Workshops zu bewerben oder um Feedback
von der Community einzuholen beziehungsweise darauf einzugehen.
Twitteraccount (@otelos): Twitter ist wohl eines der spannendsten Kommunikations-
Werkzeuge überhaupt und spielt seine ganze Stärke beim gebündelten „Weiterzwitschern“
von Informationen und Nachrichten aus. OTELO hat beispielsweise die Barcamps mit Twitter
besonders intensiv begleitet. Gleichzeitig ermöglicht dieses Medium auf schlichte Art,
spezielle Themen in Echtzeit zu verfolgen. Das macht Twitter auch für Nodes interessant, sich
mit fachspezifischen Medien, Blogs oder anderen Do-it-yourself-AktivistInnen zu vernetzen.
Mediendatenbanken Flickr (www.flickr.com/photos/otelos) und Youtube (OTELO -
YouTube): Bilder und Videos spielen bekanntlich eine große Rolle. OTELO nutzt seinen
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Flickraccount um dort alle Fotoalben aus dem OTELO Universum zu sammeln und via
Creative Commons zur Verfügung zu stellen. Auf Youtube werden eigene Videoproduktionen
veröffentlicht.
Newsletter: Mithilfe der Mailinglisten-Software „Mailman“ betreibt OTELO den monatlichen
Newsletter „Postelo“. Obwohl Newsletter ihre alte Vormachtstellung längst verloren haben,
ist ihre Wirkung für bestimmte Zielgruppen – beispielsweise Firmen oder
KooperationspartnerInnen - nicht zu unterschätzen.
Radiosendung: Aktuell gestalten die
OTELO Radio-Nodes einmal monatlich eine
Sendung im Freien Radio Salzkammergut
und im Kirchdorfer Radio B138. Darüber
hinaus sind vom Video-Node regelmäßige
Beiträge auf dorftv geplant.
Pressearbeit: Insbesondere für Programm-
Ankündigungen und den Informationsfluss
in Richtung Politik und Wirtschaft spielen
lokale Printmedien eine große Rolle.
OTELO verfasst und verschickt
regelmäßige Medienaussendung und
vergisst dabei nicht auf Onlinekalender
oder Internetzeitungen.
Drucksorten: OTELO druckt für das regelmäßige Workshopprogramm einen Folder in
Hosentaschenformat, auf dessen Rückseite alle Termine auf einem Blick einsehbar sind.
Diese Folder werden an öffentlichen Plätzen – speziell in Schulen – verteilt. Weiters wurde
ein Imagefolder für Veranstaltungen und Sponsoring-Gespräche produziert und darüber
hinaus OTELO Sticker, Banner und T-Shirts hergestellt.
Damit hätten wir die wesentlichen Werkzeuge für unsere Medienarchitektur dargestellt. Diese ähnelt
in ihrer Zusammensetzung freilich jenen anderer Organisationen, entscheidend ist im Endeffekt aber
mit welchem Konzept sie bespielt werden. Schließlich haben wir hier es mit klassischen Infokanälen,
aber auch mit Schnittstellen in beide Richtungen mit jeweils unterschiedlichen Eigenlogiken zu tun.
Deswegen sind vorgefertigte Rezepte fehl am Platz und das Credo lautet stattdessen: Ausprobieren,
für eigene Bedürfnisse anpassen und aus Fehlern lernen!
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Die oben genannten Tools stellt der Verein grundsätzlich allen Standorten und Nodes als
Grundstruktur zur Verfügung, speziell das dezentrale, gemeinsame Füttern der Homepage und
Medienplattformen mit Inhalt bietet sich an. Gleichzeitig stellt sich die Frage: wer nimmt sich dem
überhaupt an? Angesichts der heterogenen Struktur würde es bei mehreren Standorten dem OTELO
Konzept widersprechen und es wäre auch unsinnig, bloß eine Person mit der Medienarbeit zu
betrauen. Idealerweise gibt es pro Standort mindestens eine Person (vgl. Standortteam), welche sich
schwerpunktmäßig um die gemeinsamen Infokanäle (Stichwort: Homepage) kümmert, sich
diesbezüglich auch mit den anderen Standorten abstimmt und standorteigene Nodes bei ihrer
Medienarbeit unterstützt. Angesichts regionaler Gegebenheiten und der Möglichkeit einen eigenen
Stil auszuprägen, macht es für Standorte durchaus Sinn, beispielsweise eine eigene Facebook-Seite,
einen Newsletter und eigene Pressearbeit zu betreiben. Speziell für fachspezifische Nodes könnte ein
eigener Blog (Beispiel: Ogg-Streamer) oder Twitteraccount von Interesse sein.
Wenden wir uns nun dem zweiten Teil dieses Kapitels, dem Werkzeugfach „interne
Kommunikation“ zu. Grundsätzlich sind hiermit die Infokanäle zwischen Standorte,
Nodes und Projekten gemeint. Diese funktionieren auf der Standortebene vor allem
auch durch informellen Austausch vor Ort, Arbeitstreffen und Veranstaltungsformate
gut – die große Herausforderung sind die Infokanäle zwischen mehreren Standorten
und Projekten. Um es systemisch auszudrücken: es geht um Kopplungen zwischen
den autonomen, eigengesteuerten OTELO Subsystemen. Die Kommunikation
zwischen ihnen ist daher – in Anlehnung an Luhmann – unwahrscheinlich. Für das
OTELO Konnektiv (vgl.) und seine gemeinsame (!) Weiterentwicklung ist folglich
regelmäßiger Informationsfluss unabdingbar. An dieser Stelle sollen vier Werkzeuge
hierfür vorgestellt werden:
Infomail: Gewissermaßen ein interner Newsletter, der einmal im Monat alle Projekt-,
Vorstands- und Standortgruppen gegenseitig mit Kurzinfos über die laufende Arbeit und
Andockmöglichkeiten informiert. Damit dient es als umfassendes Update und als
Prozessdoku zugleich, seine Erstellung benötigt aber ausreichend Ressourcen. Neben
Infomail und Postelo, sind Mailinglisten generell ein sehr wichtiges Medium und werden von
Nodes, Standorten und Projekten gleichermaßen eingesetzt.
Forum: So praktisch Mailinglisten auch sein mögen, bei Diskussionen, größeren Projekten
oder informellen Austausch stoßen sie auf ihre Grenzen, werden unübersichtlich oder gar als
Spam wahrgenommen. Darum hat sich OTELO ein Board auf www.freieszene.org
eingerichtet, um speziell der standortbezogenen Kommunikationen zwischen Nodes einen
virtuellen Raum zu ermöglichen.
Wiki: Diese Open Source-Software ist vor allem durch ihr größtes Einsatzgebiet „Wikipedia“
bekannt und wird von OTELO vor allem für Archivzwecke genutzt.
Dropbox: Ist ein Webdienst, der ein Netzwerk-Dateisystem für die Synchronisation von
Dateien zwischen verschiedenen Rechnern und Benutzern bereitstellt und damit gleichzeitig
eine Online-Datensicherung (Cloud) ermöglicht. Verwendet wird Dropbox als gemeinsamer
virtueller Server der OTELOs und bewährt sich in der Projektarbeit. Zugangsrechte erhält
man durch Einladungen.
https://www.dropbox.com/
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Lebendiges, offenes OTELO (OTELO Services)
Partizipative Veranstaltungsformate
„Wenn zwei Knaben jeder einen Apfel haben und sie diese Äpfel tauschen, hat am Ende auch nur jeder
einen. Wenn aber zwei Menschen je einen Gedanken haben und diese tauschen, hat am Ende jeder
zwei neue Gedanken“ (Platon)
Rufen wir uns einleitend die OTELO Grundphilosophie in Erinnerung: Sie lautet, dass nichts
Funktionierendes oder Verwertbares entstehen muss. Es geht darum, sich mit den Themenbereichen
- beispielsweise Naturwissenschaften, technische Innovationen oder digitale Künste - grundsätzlich
auf lustvolle, verspielte oder träumerische Weise zu beschäftigen, ohne jeglichen Druck, Zwängen
oder Vorgaben ausgesetzt zu sein. Letztendlich sollen demnach soziale Begegnungen, Austausch und
gemeinsam erlebte Inspirationen ermöglicht werden – der Grundstein für „Community Building“. Für
die Realisierung dieser Idee in der Praxis, spielen freilich Nodes eine wesentliche Rolle. Gleichzeitig
versuchen OTELO Standorte bzw. Vereine ihrerseits Impulse in diese Richtung zu setzen. Für diesen
Zweck probiert, entwickelt und organisiert OTELO neue Veranstaltungsformate. Hiermit ist OTELO
freilich nicht allein – darum soll hier in einem ersten Schritt kurz der inhaltliche Bezugsrahmen
skizziert werden:
Arbeit muss nicht nur als „milde Krankheit“18 erfahren werden, sondern kann auch eine lustvolle und
sinnstiftende Wirkung erzielen. Diese sozialphilosophische These stammt von NANK - Neue Arbeit,
Neue Kultur und stellt den ersten Anknüpfungspunkt dar. Der Zweite ist dem Ersten alles andere als
unähnlich und wurde von Friebe und Lobo 2006 als „digitalen Bohéme“ bezeichnet. In ihrer
Publikation „Wir nennen es Arbeit“ beschreiben sie diese „als Menschen, die sich dazu entschlossen
haben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, dabei die Segnungen der Technologie herzlich
umarmen und die neusten Kommunikationstechnologien dazu nutzen, ihre Handlungsspielräume zu
erweitern“19. In der Tat bilden je nach Schwerpunktsetzung sinnvoll erlebte Beschäftigung, neue
Technologien und Partizipationsmöglichkeiten die Bausteine für eine neue Kultur der
Auseinandersetzung.
Nach dieser knappen theoretischen Themenannäherung, stellt sich nun die Frage nach der
Charakteristik darauf aufbauender Veranstaltungsformate. Genau diese wurde treffend in
Publikation „Soziale Bewegungen und Social Media“ von Guido Brombach, Dieter Zirnig und
Barcamp.at beschrieben. Darum übernehmen wir ganz im Sinne der Creative Commons-Idee
dankend den ersten Teil ihres Beitrags:
Wie können Veranstaltungen so organisiert werden, dass sich die begegnenden Menschen motiviert
fühlen, ihr Wissen mit anderen zu teilen? Das Web 2.0 hat eine Kultur hervorgebracht, Menschen
miteinander in Beziehung zu setzen, indem Gemeinsamkeiten über eine große Anzahl Beteiligter
gesucht und gefunden werden. Die Aneignung von Wissen findet dann statt, wenn Menschen die
Probleme ihres Alltags lösen müssen. Das häufig hoch spezialisierte Wissen weiterzugeben gelingt in
Webforen, Blogs, den Facebook-Gruppen oder ganz allgemein in zahlreichen Communities im
Internet. Seit geraumer Zeit sind Veranstaltungsformate zu beobachten, die die digitalen Pfade
ergänzen und in der Kohlenstoffwelt face2face-Begegnungen hervorbringen. Socialbars, BarCamps,
Twittwoche, Usergroups, “Web-Stammtische”, Hackerspaces: Die Namen sind zahlreich, die
18
Vgl. Bergmann, Frithjof (2004): Neue Arbeit, Neue Kultur. Freiamt im Schwarzwald: Arbor Verlag, 13 19
Vgl. Friebe, Holm/Lobo, Sascha (2006): Wir nennen es Arbeit. München: Wilhelm Heyne Verlag, 15
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Veranstaltungskonzepte ebenso. die diesen Veranstaltungen gemeinsame Kultur ist geprägt von
Ergebnisoffenheit, gleichrangiger Partizipation und Individualisierung.
Die auf solchen Veranstaltungen zusammenkommenden Menschen sind geprägt durch die many-to-
many-Kommunikation der digitalen Welt. Sie sind sowohl gestaltende als auch rezipierende Beteiligte
in ihrer Community. ModeratorInnen haben strukturierende, systematisierende Aufgaben und
enthalten sich der Einflussnahme auf Meinungsmache. Dort wo sich die Web 2.0-Kultur des
Austausches bei Treffen, Versammlungen und Veranstaltungen herausgebildet hat, fühlen sich alle
Beteiligten gleichermaßen für die Community und die gelebte Kultur verantwortlich. Sie leben und
erleben die gegenseitige Wertschätzung ihrer eigenen Beiträge sowie der anderen Inputs.
Veranstaltung mit Web 2.0-Kultur sind Trainingsräume für konstruktives Kritisieren, Feedback-
Einholen und mit den Inputs der anderen Arbeiten. Der Austausch und die Weiterentwicklung von
Wissen laufen selbstorganisiert und vielstimmig.
Die in diesem Beitrag beschriebene Kultur schwingt in unterschiedlicher Intensität bei den OTELO
Veranstaltungsformaten mit. Gleichzeitig ist bei OTELO schon von Konzeptwegen her die „Shared
Office“ Idee sehr ausgeprägt, die von Friebe und Lobo wie folgt beschrieben wird: „Über die
gemeinsame Nutzung der Infrastruktur hinaus haben diese kleinen Gemeinschaften oft den
ausschließlichen Zweck, zur gleichen Zeit am gleichen Ort zu arbeiten. Willkommene
Begleiterscheinungen sind gemeinsame Flow-Zustände bei der Arbeit, die erreicht werden, nur
indem man sich am selben Ort gegenseitig mit der Begeisterung der Produktivität infiziert (…).“20 Bis
dato wurden folgende Formate in der „Kohlenstoffwelt“ ausprobiert:
OTELO Wochentag
Der OTELO Wochentag ist eng mit Standorten verknüpft. Es geht darum, unabhängig von den
Node-Aktivitäten oder sonstigen Terminen mindestens einmal in der Woche fixe
Öffnungszeiten einzurichten. Damit wird die unkomplizierte Möglichkeit geschaffen, das
gemeinsame Büro für Arbeiten zu nutzen oder einfach OTELO Menschen zu treffen. Damit
belebt dieses „Shared Office“ zudem den Standort und ist ein bewährter „Türöffner“ für
Interessierte.
Vorgeschlagene Frequenz: einmal pro Woche
Eine Besonderheit bietet das OTELO in Kirchdorf, welches einmal wöchentlich am Donnerstag
zum gemeinsamen Kochen und Essen einlädt. So schmeckt „Community Building“ besonders
lecker!
OTELO 9to 5 Worknight
Das Veranstaltungsformat „9to5 Worknight“ ist an einen Kongress der „digitalen Bohéme“
angelehnt, wo mit dem Umkehren der Kernarbeitszeiten auf 21:00 bis 5:00 gewissermaßen
zu einem temporären, lustvollen Ausbrechen aus dem Lohnarbeits-Korsett eingeladen wird.
Es handelt sich um eine Mischung aus Party, Arbeit, Diskussion und Experiment.
Die Nacht zum Tag machen. Dieses Format lädt ein sich die Nacht mit seinem Lieblingsthema
„um die Ohren zu schlagen“. Gemeinsam mit Anderen beginnt um 21:00 Uhr das 9to5
Frühstück. Anschließend wird an beliebigen Themen alleine oder gemeinsam gearbeitet.
20 Friebe, Holm/Lobo, Sascha (2006): Wir nennen es Arbeit. München: Wilhelm Heyne Verlag, 155
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Gegen Mitternacht wird gemeinsam gekocht und „Mittag“ gemacht. Danach geht’s weiter bis
ca. 4 Uhr früh – es folgt noch ein kleines Abendessen vor der verdienten Morgenruhe.
Vorgeschlagene Frequenz: zweimal pro Jahr
OTELO Workshop und Session
OTELO stellt auch hier seine Grundidee
in den Vordergrund und konzipiert die
Workshops so, dass die Angebote
überwiegend kostenlos, ohne Druck
oder Vorwissen kennengelernt werden
können. Dabei steht das gemeinsame
Schaffen auf Augenhöhe im
Vordergrund, weswegen sie genauso
gut als „Sessions“ beschrieben werden
können.
Vorgeschlagene Frequenz: ein- bis zweimal pro Monat
http://www.otelo.or.at/programm/termine/
OTELO Denk.Bar
Die Denk.Bar könnte als kleine Barcamp-Schwester beschrieben werden, ist in erster Linie ein
Austauschtreffen und trägt ihr Konzept im Namen: Denkbares in gemütlicher und offener
Atmosphäre gemeinsam zu diskutieren, auszuhecken oder weiterzudenken – ohne
Zielvorgaben oder Ergebnisdruck. Neben der thematisch völlig offenen Denk.Bar sind
Termine zu einem bestimmten Themenaufriss gleichermaßen denkbar.
Vorgeschlagene Frequenz: einmal pro Quartal
OTELO BarCamps
BarCamps können als Dreh- und Angelpunkt zahlreicher neuer Veranstaltungsformate
angesehen werden, weswegen wir an dieser Stelle abschließend nochmal einen
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ausführlichen Beitrag aus derselben #sbsm-Quelle übernehmen werden. Bisher hat OTELO
zwei BarCamps initiiert, wobei zukünftig mindestens ein BarCamp pro Jahr angestrebt wird.
A short history on BarCamps, die Veranstaltungen der Netizens:
Der Begriff des «BarCamps» steht am bekanntesten für partizipative Veranstaltungen, wie sie
durch die Netzkultur entwickelt wurden. BarCamps sind aus einer Abwandlung der
sogenannten «FooCamps» hervorgegangen, die der einflussreiche “Tech-Guru” Tim O’Reilly
seit 2003 jährlich abhält und “Friends of O’Reilly Camps” (FooCamp) nennt. O’Reillys
Anspruch ist, HackerInnen, EntwicklerInnen neuer Technologien, VordenkerInnen und
EvangelistInnen des Internets zusammenzubringen und bei einer Veranstaltung wie in
einem Wiki zusammenarbeiten zu lassen. Da diese Camps in ihrer Anlage als “Un-
Konferenzen” erfolgreich jedoch exklusiv sind – nur wer eingeladen ist kann teilnehmen –
wird im Sommer 2005 von TeilnehmerInnen des FooCamps als Gegenentwurf ein erstes
offenes BarCamp ausgerichtet.
Das «Bar» in BarCamp steht dabei für “allgemein” beziehungsweise “offen” und leitet sich
aus einem Element der Programmiersprache ab. Seit diesem ersten BarCamp in Palo Alto,
Kalifornien, ist es Programm, dass BarCamps offen sind und «Jede/r sich auf die eine oder
andere Weise einbringen muss». BarCamps sollen in jeder Hinsicht offen sein, sowohl was die
diskutierten Inhalte, die Teilnehmenden als auch die Ergebnisse angeht. Aber sie haben
natürlich einen Rahmen: sie entspringen der Netzkultur, werden über das Netz bekannt
gemacht, widmen sich im weitesten Sinn Netzthemen und werden Teilnehmer_innen
besucht, die viel mit dem Netz arbeiten. Sofort nach dem ersten BarCamp in Kalifornien
treten das Veranstaltungskonzept und die damit einhergehende Kultur einen viralen
Siegeszug um die Welt an.Da BarCamps aus der Netzkultur hervorgehen, stehen die
übergeordneten Themen zumeist in einem Zusammenhang mit dem Netz, und neben den
allgemein gehaltenen «BarCamps» als Treffen digitaler Kontakte in der “realen Welt” gibt es
diverse Themencamps: PolitCamps, SocialCamps, DesignCamps, GenderCamps,
OpenDataCamps etc.
All diese BarCamps verzahnen die digitale mit der analogen Welt in jeder Hinsicht. Zuerst
wird ein Pflock in Form der Bekanntmachung eines Ortes, des Datums und der
Schwerpunktsetzung in die Erde geschlagen. Dann wird in Blogs, auf Twitter, Facebook und in
den Soziale Netzwerke darüber geschrieben und dazu eingeladen. Und schließlich kann
jede/r kommen und ein gewünschtes Thema anbieten, auf die Tagesordnung setzen und
diskutieren. Die Kommunikation mit den Interessierten wird vor und nach den Un-
Konferenzen fast nur digital abgewickelt. Auch auf der Veranstaltung selbst spielen Medien
eine sehr wichtige Rolle. Sie dienen der Dokumentation der Veranstaltung und zu einem
wesentlichen Teil der sozialen Vernetzung untereinander.
BarCamps und die dem Veranstaltungsformat angelehnten Themencamps sind Treffpunkte,
um den eigenen Horizont und das eigene Netzwerk zu erweitern. Deshalb haben solche
Veranstaltungen in der Regel regionalen Charakter.
http://www.barcamp.at/Was_ist_ein_BarCamp
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OTELO offen für Schulen
Gerne sind natürlich Schulklassen zu Gast in OTELOs, die sich der Herausforderung eines
offenen Freiraums stellen wollen.
Kooperationsveranstaltungen
Der Standort kann sich natürlich auch an Kooperationsveranstaltungen wie z.B. der
Montagsakademie, dem Ars Electronica Festival, Berufsinformationsmessen oder der Langen
Nacht der Forschung und vieles beteiligen.
Eine Darstellung von möglichen Anknüpfungspunkten für Kooperationen und Netzwerke:
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8) Modell Know-how – International
Im internationalen Vergleich gibt es einige, teilweise sehr ähnliche Konzepte, wie das von Otelo,
aber, wie schon die allem vorausgegangene Machbarkeitsstudie 2009 klar dargestellt hat, gibt es kein
vollkommen gleiches Projekt. Um die vorhandenen Unterschiede wie auch die Ähnlichkeiten
aufzuzeigen folgt hier nun eine Auswahl an anderen Projekten.
FabLab
= Fabrikationslabor
Ein FabLab stellt grundsätzlich moderne Produktionstechnologien, wie 3D-Drucker, CNC-Maschinen
und Laser Cutter, und das notwendige Wissen über die Verwendung dieser Geräte für die Herstellung
von Einzelstücken oder nicht mehr erhältlichen Ersatzteilen zur Verfügung.
Die Idee stammt von Neil Gershenfeld am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und wurde
dort im Jahre 2002 erstmals umgesetzt. Die Idee verbreitete sich schnell weltweit. Im
deutschsprachigen Raum gibt es derzeit 11 FabLabs, darunter das „Happy Lab“ in Wien.
Es gibt auch die sogenannten „Fab Charta“, eine Art Regelsammlung und Leitbild, welches ein FabLab
erfüllen muss, um sich auch so nennen zu dürfen.
http://www.happylab.at/
http://de.wikipedia.org/wiki/FabLab
Hackerspace
Ein Hackerspace ist ein offener Raum für, wie der Name schon sagt, Hacker, aber auch Interessierte
an Technologie, Wissenschaft und digitaler Kunst.
Meist setzen sich Hackerspaces für die Förderung der technischen Allgemeinbildung und typischen
Hacker-Themen, wie Open Source und freie Hardware ein. Diese Themen variieren jedoch von
Standort zu Standort sehr stark.
Wichtig ist dabei die Bereitstellung der Infrastruktur wie Internet, Getränke, Strom und
Netzwerkverbindungen, sowie das Abhalten von Workshops und das Weitergeben von Wissen.
Teilweise gibt es auch Produktionsmaschinen; der Übergang zum FabLab ist fließend.
In Österreich gibt es ein Hackerspace, das Metalab in Wien.
Dort sind auf ca. 200m² verschiedenste Gruppierungen, wie der Chaos Computer Club (CCC) oder die
Künstlergruppe Monochrom untergekommen.
Finanziert wird das Ganze mit Hilfe des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit, der
Stadt Wien und durch die Mitgliedsbeiträge.
http://hackerspaces.org/wiki/
http://de.wikipedia.org/wiki/Hackerspace
https://metalab.at/
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Coworking
Coworking heißt, dass sich Freiberufler, welche an verschiedensten Projekten bei unterschiedlichen
Firmen arbeiten, in einem gemeinsamen Raum, dem „Coworking-Space“, zusammenschließen und
sich gegenseitig unterstützen. Durch die große Vielfalt entsteht ein Nährboden für kreative Ideen und
offene Innovationen.
Coworking stellt die nötige Infrastruktur, wie Arbeitsplätze, Netzwerk, Drucker Fax, Internet usw., zur
Verfügung und ermöglicht eine Gemeinschaft, welche durch gemeinsame Workshops und
dergleichen gestärkt wird.
http://www.coworking.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Coworking
Unperfekthaus in Essen
Im Unperfekthaus (UpH) finden auf 4000m² Künstler, Gruppen und Gründer Räume, Technik, Bühnen
und vieles mehr. Wenn man das gesamte Angebot nutzen möchte, empfiehlt es sich Mitglied zu
werden gegen einen Mitgliedsbeitrag von 45€ pro Person und Quartal. Im Preis inbegriffen ist der
Konsum von beliebig vielen alkoholfreien Getränken. Eigene Räume werden ab einer Nutzung von 40
Stunden pro Woche ohne Zusatzkosten zur Verfügung gestellt. Wer durch seine Idee Geld verdient,
muss keine Abgaben an das Haus zahlen. Bei Projekten ist alles erlaubt, was legal, kreativ und für die
Öffentlichkeit interessant ist.
Es geht darum, jedem die Möglichkeit zu geben, seinen Traum(job) auszuprobieren und vielleicht
sogar schlussendlich selbstständig zu werden.
Die Finanzierung läuft mit Hilfe des Restaurants und dem Hotel, welche sich auch im UpH befinden.
Es wird darauf verzichtet, das Geld über staatliche Wege gehen zu lassen, sondern die Einnahmen
werden intern wieder für Projekte verwendet.
http://www.unperfekthaus.de/
The HUB
Das Leitbild von Hub ist einfach. Man ist der Meinung, dass es in unserer Welt nicht an Ideen mangelt
sondern an Zusammenarbeit und unterstützenden Strukturen, um die Probleme der jetzigen Zeit zu
lösen. Man versucht Räume zu schaffen, die das Beste aus einem Gründerzentrum, einem
Innovationslabor und dem Komfort von zu Hause vereinen. Man stellt den Raum mit den benötigten
Hilfsmitteln zur Verfügung und versucht damit Platz für innovative Zusammenarbeit zu schaffen.
Die Idee hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet und ist bereits weltweit vertreten. Mittlerweile gibt es
auch in Wien ein Hub. Verbunden sind alle Standorte durch das Hub-Netzwerk.
In einem Hub zahlt man jedoch, je nach Art der Mitgliedschaft, zwischen 30 und 300€ monatlich.
Man kann auch Meetingräume und Schreibtische für nur einen Tag mieten.
http://www.the-hub.net/
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Betahaus
Das Betahaus bietet, ähnlich wie The HUB, Büroräume und Arbeitsplätze in einem coworking space.
Es wird das gemeinsame Arbeiten an Lösungen und die innovative Zusammenarbeit unterstützt.
Benötige Infrastruktur wird zur Verfügung gestellt. Man muss jedoch dafür zahlen.
http://betahaus.de/
Ostsinn
Ostsinn in der Schweiz bietet einerseits einen Coworking-Space, in den man sich gegen Bezahlung
einmieten kann, und andererseits einen Projektsupport-Service. Die Grundleistung (laut Homepage:
„ein offenes Ohr und ein paar Fragen bei einem Kaffee“) ist gratis, der eigentliche Support und ein
Nachhaltigkeitscheck müssen jedoch bezahlt werden.
Ostsinn sieht sich als Ermöglicher und führt Leute, die ähnliche Ideen verfolgen, zusammen.
Der nicht zu übersehende Unterschied zu OTELO ist natürlich die Bezahlung. OTELO unterstützt die
Projekte kostenfrei während sich Ostsinn dafür bezahlen lässt. Außerdem stellt OTELO die benötigten
Räumlichkeiten gratis zur Verfügung.
http://ostsinn.ch/
Spektral
Das Spektral in Graz hat es sich zum Ziel gemacht, Menschen bei der Umsetzung ihrer Ideen durch
Vermittlung von Wissen, Räumen, Infrastruktur usw. zu unterstützen. Die Individuen sollen sich frei
von Zwängen entwickeln können und dabei mit anderen Menschen in Austausch treten und etwas
Gemeinsames schaffen. Die Zentrale von Spektral besteht aus einem großen Hauptraum mit Sitzecke,
6 Büroplätzen und einer Gemeinschaftsküche.
Der Unterschied zu OTELO liegt hier offensichtlich in der Organisation. Während ein OTELO immer
ein Standort mit den zugehörigen Räumlichkeiten ist, gibt es bei Spektral eben nur diese Zentrale. Die
Räumlichkeiten für die Projekte werden nicht direkt zur Verfügung gestellt, sondern nur vermittelt.
http://spektral.at/
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9) Stolpersteine am Weg
Für eine Gründung von einem neuen OTELO oder eine Belebung eines OTELO´s ist es oft sehr
wertvoll nicht nur die positiven Faktoren kennenzulernen, sondern auch die diversen Stolpersteine,
die sich am Weg zeigen.
Hier ist eine kleine Auswahl zu finden:
Perfekt und Fertig
Vermittelt das OTELO den Eindruck bereits „fertig und perfekt“ zu sein, so kann es durchaus sein,
dass mögliche Interessierte nicht mehr wissen, wie sie einsteigen können oder ob sie noch etwas
„Wertvolles“ beitragen können. Fertiges ist oft nicht mehr so einladend (Bitte den Neurobiologen
Prof. Hüther beachten, wie wichtig beständiges „Einladen“ ist.) und Zufriedenheit + Verbundenheit
entsteht sehr durch Mitwirken am Entstehen und Gestalten eines OTELOs. Somit kann ein unfertiges
und teilweise leeres (= offen für Neues) OTELO sehr einladend sein!
Projektitis
Projekte können eine große Chance sein aber zu viele Projekte können auch ein Fluch sein. Die
Standorte sollen eigenständig und bewusst ihre Projektbeteiligungen prüfen, damit der Lust und
Neugierde am eigenen OTELO-Standort nachgegangen werden kann.
Die Überforderung und Ablenkung zeigte sich auch in diesem Projekt „OTELO NOW“, welches vor
allem die Energie des bestehenden Vereins und dessen AkteurenInnen an den Standorten
Vöcklabruck und Gmunden gebunden hat.
Andererseits können passende Projekte einen Standort beflügeln, Neues ermöglichen und Netzwerke
stärken.
Bisher waren alle OTELOs in einem Verein zusammengefasst, was jedoch keine dauerhafte Lösung
war, denn die größtenteils ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen sind mittlerweile durch die Anzahl der
Standorte überfordert. Es soll in Zukunft jedes OTELO einen eigenen selbstständigen Standortverein
gründen bzw. eine eigene Struktur.
Strukturentwicklung – Vision vs. Strukturbau
Die Struktur- und Organisationsentwicklung ist schon wichtig, aber um vieles größer soll die Vision,
das gemeinsame „Bild“ von OTELO sein.
Geschlossenes „OTELO“
Eine Herausforderung für ein Offenes Technologielabor ist natürlich, wenn es ständig geschlossen ist.
Die Nodes und die Räume sind oft nicht besetzt und es gibt sehr flexible Nutzungszeiten.
Für die bereits aktiven AkteurInnen ist die Schlüsselbox entsprechend wichtig, aber für frisch
Interessierte ist ein geschlossenes OTELO eine unüberwindbare Barriere.
Bewährt haben sich die gut kommunizierten OTELO-Tage in den einzelnen Standorten. Ganz
besonders gelebt wird es am Standort Kirchdorf, die jeden Donnerstag gemeinsam kochen.
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Eine besondere Herausforderung hat der Standort Gmunden, wenn die Zugangstüre durch andere
Nutzer/Mieter immer wieder geschlossen wird, auch während des Eintreffens von
Workshopteilnehmern.
Das liebe Geld: OTELO braucht kein Geld, braucht aber Geld
Einem OTELO kann einerseits eine anfängliche finanzielle Unterstützung für Standortaufbau und
Prozessbegleitung sehr helfen. Andererseits kann Geld für Organisationsarbeit am Standort für das
Community Building hinderlich sein. Die Abstimmung zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen
ist gut zu klären und zu erklären.
Vereinnahmung
Eine Vereinnahmung durch einseitige Interessensgruppen und bestehende Systeme würde der
OTELO Charta widersprechen und Freiheit + Freiraum rauben.
OTELO kann ALLES! Verzetteln? Zu viele Baustellen auf einmal…
Ohne weitere Worte …
OTELO Bubble
Die öffentliche Wirkung und die entsprechenden Pressemeldungen können dem Selbstbewusstsein
schmeicheln, aber auch vermitteln…
… die machen es eh schon, ich bin nicht mehr gefragt = OTELO ist fertig.
… jetzt ist Leistung gefordert, damit wir den hohen Ansprüchen gerecht werden.
Ein Verzicht auf Medienarbeit ist natürlich nicht die Lösung, sondern eine gesunde, kontinuierliche
Selbstreflexion der einzelnen Standorte könnte hilfreich sein.
Unterschiedliches Begriffsverständnis „Was ist ein Projekt?“
OTELO ist eine Organisation und kein Projekt.
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10) Prozessbegleitung OTELO
Die Entstehung und Gründung von einem OTELO ist natürlich sehr variabel, abhängig von den
Interessen der Community, den Möglichkeiten der Gebäudesubstanz usw.
Daher kann kein fertiges Rezept „So macht man ein OTELO!“ präsentiert werden.
Der Entstehungsprozess kann aber unterstützt werden durch folgende Instrumente:
a) Erfahrungswerte + das frei nutzbare OTELO Handlungsbuch als Basisinformation
b) Sicherung einer finanziellen Startunterstützung Pool für Standortaufbau, kleinere
Erstinvestitionen, Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsprogramm für 2 Projektjahre
c) Externer Begleitungsprozess durch OTELO-erfahrene Prozessbegleiter, der individuell an den
Standort angepasst wird.
Als Beispiel eine mögliche Vorgangsweise für die Prozessbegleitung:
Phase Projektschritt
A Think Phase - Interessensklärung + Analyse der Ausgangsituation
A Vorgespräch
A Analyse des Standortes der regionalen Potentiale/Community
A Vortrag OTELO
A Erstes Treffen Standortteam ("Magic-Five")
A Exkursion in ein bestehendes Otelo
A Begleitung Entscheidungsfindung
B Game Phase - Erstellung des Standortkonzeptes
B OTELO-Zukunftswerkstatt (=Startklausur mit 2 Moderator/innen)
B Vortrag OTELO
B Laufende Betreuung & Beratung in 6 Standortteamtreffen
B Workshop+Qualifizierung zum Organisationsaufbau des jeweiligen OTELO-Standortes
B NODE-Werkstatt
B Erstellung des Standortkonzeptes
C Project Phase - Umsetzungsstart
C Workshop+Qualifizierung zum "Public Jump" des jeweiligen OTELO-Standorts (Öffentlichkeitsarbeit, Sponsorsuche, Finanzierungssuche, …)
C Workshop+Qualifizierung zu "OTELO-Services / Formate" des jeweiligen OTELO-Standortes
C Laufende Betreuung & Beratung in 3 Standortteamtreffen
C Coaching des Standortteams & der Nodes
Kontakt:
Derzeit Martin Hollinetz oder Wolfgang Mader (SPES Zukunftsakademie) oder ein OTELO Standort,
der eine Begleitung bereitstellen möchte.
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11) Anhänge
Präsentation OTELO von Martin Hollinetz
Die aktuellste Präsentation OTELO mit dem Stand 22.11.2012
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MUSTERSTATUTEN für Standortvereine:
Statuten des Vereins
„OTELO – Offenes Technologielabor Vöcklabruck“
§ 1: Name, Sitz und Tätigkeitsbereich (1) Der Verein führt den Namen “OTELO – Offenes Technologielabor Vöcklabruck“. (2) Er hat seinen Sitz in Vöcklabruck und erstreckt seine Tätigkeit auf die Stadt Vöcklabruck, den
Bezirk und darüber hinaus. §2: Zweck (1) Der Verein bezweckt die Konzeption, Schaffung und Verwaltung von offenen Räumen für technisch-kreative Aktivitäten. (2) Der Verein übernimmt die Trägerschaft für den OTELO Standort Vöcklabruck. (3) Der Verein ist Bindeglied und kommunikative Schnittstelle für die jeweiligen „OTELO-Gruppen“. (4) Der Verein verfolgt ausschließlich sowie unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne der Bundesabgabenordnung – BAO §§34 und ist nicht gewinnorientiert. (5) Dem Verein steht es frei, gemeinsam mit anderen OTELO Regionalgruppen und deren Standorten bei Bedarf einen überregionalen OTELO Dachverband zu gründen und/oder
beizutreten. (6) Dem Verein steht es frei, bei einer gemeinnützigen Gesellschaft m.b.H. Gesellschafter zu werden. §3: Mittel zur Errichtung des Vereinszwecks
(1) Der Vereinszweck soll durch die in den Abs. 2 und 3 angeführten ideellen und materiellen Mittel errichtet werden.
(2) Als ideelle Mittel dienen • Bereitstellen von Räumlichkeiten und Werkstätten • Durchführen von Workshops, Vorträgen, Ausstellungen und Seminaren • Durchführen von Diskussionsveranstaltungen und Kongressen • Öffentlichkeitsarbeit und Dokumentation • Veranstaltung von und Teilnahme an Wettbewerben • Durchführung von Forschungsprojekten, Studien • Bereitstellung von Infrastruktur • Herausgabe von (periodischen) Publikationen • Einrichtung einer Mediathek • Durchführung von künstlerischen und kulturellen Veranstaltungen • Entwicklung und Produktion von Freien Medien, Freier Software und Sonstigem
(3) Die erforderlichen materiellen Mittel sollen aufgebracht werden durch • Subventionen und Zuwendungen der öffentlichen Hand • Unterstützung durch Privatpersonen, Unternehmungen und Sponsoren • Verkauf vereinseigener Publikationen • Spenden, Sammlungen, Bausteinaktionen, Flohmärkte • Vermächtnisse, Schenkungen • Werbeeinnahmen • Einlagen durch die Mitglieder
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• Beteiligungen an Kapitalgesellschaften • Beitrittsgebühren und Mitgliedsbeiträge • Einnahmen aus Veranstaltungen • sonst. Zuwendungen
§4: Arten der Mitgliedschaft
(1) Die Mitglieder des Vereins gliedern sich in ordentliche, außerordentliche und Ehrenmitglieder.
(2) Ordentliche Mitglieder sind jene, die sich aktiv an der Vereinsarbeit beteiligen. Die Bezeichnung „OTELO Mitglieder“ für ordentliche Mitglieder ist zulässig. Außerordentliche Mitglieder sind solche, die die Vereinstätigkeit vor allem durch Zahlung eines erhöhten Mitgliedsbeitrags fördern. Die Bezeichnung „Fördernde Mitglieder“ für außerordentliche Mitglieder ist zulässig. Ehrenmitglieder sind Personen, die hiezu wegen besonderer Verdienste um den Verein ernannt werden. Die
Bezeichnung Jedi-Ritter ist zulässig.
§5: Erwerb der Mitgliedschaft
(1) Mitglieder des Vereins können alle physischen Personen, sowie juristische Personen und rechtsfähige Personengesellschaften werden, die sich mit dem Vereinszweck identifizieren.
(2) Über die Aufnahme von ordentlichen und außerordentlichen Mitgliedern entscheidet der Vorstand. Die Aufnahme kann ohne Angabe von Gründen verweigert werden.
(3) Die Ernennung zum Ehrenmitglied erfolgt durch die Generalversammlung.
§6: Beendigung der Mitgliedschaft
(1) Die Mitgliedschaft erlischt durch Tod, bei juristischen Personen und rechtsfähigen Personengesellschaften durch Verlust der Rechtspersönlichkeit, durch freiwilligen Austritt und durch Ausschluss.
(2) Der Austritt ist jederzeit möglich und ist dem Vorstand schriftlich bekannt zu geben.
(3) Der Vorstand kann ein Mitglied ausschließen, wenn dieses trotz zweimaliger schriftlicher Mahnung unter Setzung einer angemessenen Nachfrist länger als sechs Monate mit der Zahlung der Mitgliedsbeiträge im Rückstand ist. Die Verpflichtung zur Zahlung der fällig gewordenen Mitgliedsbeiträge bleibt hievon unberührt.
(4) Der Ausschluss eines Mitglieds aus dem Verein kann von der Generalversammlung auch wegen grober Verletzung anderer Mitgliedspflichten und wegen unehrenhaften Verhaltens verfügt werden.
(5) Die Aberkennung der Ehrenmitgliedschaft kann aus den im abs. 4 genannten Gründen von der Generalversammlung beschlossen werden.
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§7: Rechte und Pflichten der Mitglieder
(1) Die Mitglieder sind berechtigt, an allen Veranstaltungen des Vereins teilzunehmen und die Einrichtung des Vereins zu beanspruchen. Das Stimmrecht in der Generalversammlung sowie das aktive und passive Wahlrecht stehen nur den ordentlichen und den Ehrenmitgliedern zu.
(2) Jedes Mitglied ist berechtigt, vom Vorstand die Ausfolgung der Statuten zu verlangen.
(3) Mindestens ein Zehntel der Mitglieder kann vom Vorstand die Einberufung einer Generalversammlung verlangen.
(4) Die Mitglieder sind in jeder Generalversammlung vom Vorstand über die Tätigkeit und finanzielle Gebarung des Vereins zu informieren. Wenn mindestens ein Zehntel den betreffenden Mitgliedern dies unter Angabe von Gründen verlangt, hat der Vorstand den betreffenden Mitgliedern eine solche Information auch sonst binnen vier Wochen zu geben.
(5) Die Mitglieder sind vom Vorstand über den geprüften Rechnungsabschluss (Rechnungslegung) zu informieren. Geschieht dies in der Generalversammlung, sind die RechnungsprüferInnen einzubinden.
(6) Die Mitglieder sind verpflichtet, die Interessen des Vereins nach Kräften zu fördern und alles zu unterlassen, wodurch das Ansehen der Zweck des Vereins Abbruch erleiden könnte. Sie haben die Vereinsstatuten und die Beschlüsse der Vereinsorgane zu beachten. Die ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder sind zur pünktlichen Zahlung der Beitrittsgebühr und der Mitgliedsbeiträge in der von der Generalversammlung beschlossenen Höhe verpflichtet.
§8: Vereinsorgane
Die Organe des Vereins sind a) Generalversammlung (§§9 und 10) b) Vorstand (§§11 bis 13) c) RechnungsprüferInnen (§14) d) OTELO Gruppe (§15). e) Schiedsgericht (§16). §9: Generalversammlung
(1) Die Generalversammlung ist die “Jahreshauptversammlung” im Sinne des Vereinsgesetzes 2002. Eine ordentliche Generalversammlung findet jährlich statt.
(2) Eine außerordentliche Generalversammlung findet auf a. Beschluss des Vorstands oder der ordentlichen Generalversammlung, b. Schriftlichen Antrag von mindestens einem Zehntel der Mitglieder, c. Verlangen der RechnungsprüferInnen (§21 Abs. 5 erster Satz VereinsG) d. Beschluss eines/r Rechnungsprüfers/in (§21 Abs. 5 zweiter Satz VereinsG, § 11 Abs. 2 dritter Satz dieser Statuten), e. Beschluss eines gerichtliche/n bestellte/n Kurators/in (§ 11 Abs. 2 letzter Satz dieser Statuten) binnen vier Wochen statt.
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(3) Sowohl zu den ordentlichen wie auch zu den außerordentlichen Generalversammlungen sind alle Mitglieder mindestens eine Woche vor dem Termin schriftlichen, mittels Telefax oder per E-Mail an die vom Mitglied dem Verein bekannt gegebene Faxnummer oder E-Mail-Adresse einzuladen. Die Anberaumung der Generalversammlung hat unter Angabe der Tagesordnung zu erfolgen. Die Einberufung erfolgt durch den Vorstand (Abs. 1 und Abs. 2 lit. a – c), durch eine/n Rechnungsprüfer/in (abs. 2 lit. d) oder durch einen gerichtlich bestellte/n KuratorIn (Abs. 2 lit. d).
(4) Anträge zur Generalversammlung können bis vor Beginn der Generalversammlung schriftlich oder mündlich eingebracht werden. (5) Gültige Beschlüsse – ausgenommen solche über einen Antrag auf Einberufung einer außerordentlichen Generalversammlung - können nur zur Tagesordnung gefasst werden.
(6) Bei der Generalversammlung sind alle Mitglieder teilnahmeberechtigt. Stimmberechtigt sind nur die ordentlichen und die Ehrenmitglieder. Jedes Mitglied hat eine Stimme. Die Übertragung des Stimmrechts auf ein anderes Mitglied im Wege einer schriftlichen Bevollmächtigung ist nicht zulässig. (7) Die Generalversammlung ist ohne Rücksicht auf die Anzahl der Erschienenen beschlussfähig.
(8) Die Wahlen und die Beschlussfassung in der Generalversammlung erfolgen in der Regel mit einfacher Mehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen. Bei Stimmengleicheit gilt der Antrag als abgelehnt. Beschlüsse, mit denen das Statut des Vereins geändert oder Verein aufgelöst werden soll, bedürfen jedoch einer qualifizierten Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen gültigen Stimmen.
(9) Den Vorsitz in der Generalversammlung führt der/die Sprecher/Sprecherin, bei Verhinderung sein/e/ihr/e Stellvertreter/in. Ist auch diese/r verhindert, obliegt der Vorsitz jenem Mitglied, das die übrigen anwesenden der Generalversammlung mehrheitlich dazu bestimmen. §10: Aufgaben der Generalversammlung Der Generalversammlung sind folgende Aufgaben vorbehalten: a) Beschlussfassung über den Voranschlag ; b) Entgegennahme und Genehmigung des Rechenschaftsberichts und des Rechnungsabschlusses unter Einbindung der RechnungsprüferInnen; c) Wahl und Enthebung der Mitglieder des Vorstands und der RechnungsprüferInnen; d) Genehmigung von Rechtsgeschäften zwischen RechnungsprüferInnen und Verein; e) Entlastung des Vorstands; f) Festsetzung der Höhe der Beitrittsgebühr und der Mitgliedsbeiträge für ordentliche und für außerordentliche Mitglieder ; g) Verleihung und Anerkennung der Ehrenmitgliedschaft; h) Beschlussfassung über Statutenänderungen und die freiwillige Auflösung des Vereins; i) Beratung und Beschlussfassung über sonstige auf der Tagesordnung stehende Fragen. § 11: Vorstand
(1) Der Vorstand besteht aus mindestens 4, maximal 9 Mitgliedern, und zwar aus
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Sprecher/Sprecherin, Schriftführer/in und Kassier/in sowie deren Stellvertretung (sofern möglich bei ausreichend Kandidaten/innen) und „Freie Funktionen“.
(2) Der Vorstand wird von der Generalversammlung gewählt. Der Vorstand hat bei Ausscheiden eines gewählten Mitglieds das Recht, an seine Stelle ein anderes wählbares Mitglied zu kooptieren, wozu die nachträgliche Genehmigung in der nächstfolgenden Generalversammlung einzuholen ist. Fällt der Vorstand ohne Selbstergänzung durch Kooptierung überhaupt oder auf unvorhersehbar lange Zeit aus, so ist jede/r Rechnungsprüfer/in verpflichtet, unverzüglich eine außerordentliche Generalversammlung zum Zweck der Neuwahl eines Vorstands einzuberufen. Sollten auch die RechnungsprüferInnen handlungsunfähig sein, hat jedes ordentliche Mitglied, das die Notsituation erkennt, unverzüglich die Bestellung eines/r Kurators/in beim zuständigen Gericht zu beantragen, der umgehend eine außerordentliche Generalversammlung einzuberufen hat.
(3) Die Funktionsperiode des Vorstands beträgt 1 Jahr; Wiederwahl ist möglich. Jede Funktion im Vorstand ist persönlich auszuüben.
(4) Der Vorstand kann von jedem Vorstandsmitglied, schriftlich oder mündlich einberufen werden.
(5) Der Vorstand ist beschlussfähig, wenn alle seine Mitglieder eingeladen worden und mindestens die Hälfte von ihnen anwesend ist.
(6) Der Vorstand fasst seine Beschlüsse mit einfacher Stimmenmehrheit; bei Stimmengleichheit gilt der Antrag als abgelehnt.
(7) Den Vorsitz führt der/die Sprecher/Sprecherin, bei Verhinderung sein/e/ihr/e Stellvertreter/in. Ist auch diese/r verhindert, obliegt der Vorsitz jenem Vorstandsmitglied, das die übrigen Vorstandsmitglieder mehrheitlich dazu bestimmen.
(8) Außer durch den Tod und Ablauf der Funktionsperiode (Abs. 3) erlischt die Funktion eines Vorstandsmitglieds durch Enthebung (Abs.9) und Rücktritt (Abs. 10).
(9) Die Generalversammlung kann jederzeit den gesamten Vorstand oder einzelne seiner Mitglieder entheben. Die Enthebung tritt mit Bestellung des neuen Vorstands bzw. Vorstandsmitglieds in Kraft.
(10) Die Vorstandsmitglieder können jederzeit schriftlich ihren Rücktritt erklären. Die Rücktrittserklärung ist an den Vorstand, im Falle des Rücktritts des gesamten Vorstands an die Generalversammlung zu richten. Der Rücktritt wird erst mit Wahl bzw. Kooptierung (Abs. 2) eine/s Nachfolgers/in wirksam. §12: Aufgaben des Vorstands
Dem Vorstand obliegt die Leitung des Vereins. Er ist das “Leitungsorgan” im Sinne des Vereingesetzes 2002. Ihm kommen alle Aufgaben zu, die nicht durch die Statuten einem anderen Vereinsorgan zugewiesen sind. In seinen Wirkungsbereich fallen insbesondere folgende Angelegenheiten: (1) Einrichtung eines den Anforderungen des Vereins entsprechenden Rechnungswesen mit laufender Aufzeichnung der Einnahmen/Ausgaben und Führung eines Vermögensverzeichnisses als Mindesterfordernis;
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(2) Erstellung des Jahresvoranschlags, des Rechenschaftsberichts und des Rechnungsabschlusses im Sinne des Vereinsgesetzes 2002;
(3) Vorbereitung und Einberufung der Generalversammlung in den Fällen des § 9 Abs. 1 und Abs. 2 lit. a – c dieser Statuten;
(4) Information der Vereinsmitglieder über die Vereinstätigkeit, die Vereinsgebarung und den geprüften Rechnungsabschluss;
(5) Verwaltung des Vereinsvermögens;
(6) Aufnahme und Ausschluss von ordentlichen und außerordentlichen Vereinsmitgliedern;
(7) Aufnahme und Kündigung von Angestellten des Vereins.
(8) Gründung , Aufnahme oder Auflösung von OTELO Gruppen. § 13: Besondere Obliegenheiten einzelner Vorstandsmitglieder
(1) Der/die Sprecher/Sprecherin führt die laufenden Geschäfte des Vereins. Der/die Schriftführer/in unterstützt den/die Sprecher/Sprecherin bei der Führung der Vereinsgeschäfte.
(2) Schriftliche Ausfertigung des Vereins bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Unterschriften des/der
Sprecher/Sprecherin und des Schriftführers/der Schriftführerin in Geldangelegenheiten (vermögenswerte Dispositionen) des/der Sprecher/Sprecherin und des Kassiers/der Kassierin.
Rechtsgeschäfte zwischen Vorstandsmitgliedern und Verein bedürfen der Zustimmung eines anderen Vorstandsmitglieds.
(3) Rechtsgeschäftliche Bevollmächtigungen, den Verein nach außen zu vertreten bzw. für ihn zu zeichnen, können ausschließlich von den in Abs. 2 genannten Vorstandsmitgliedern erteilt werden.
(4) Bei Gefahr im Verzug ist der/die Sprecher/Sprecherin sowie der/die
Schriftführer/Schriftführerin und der/die Kassier/Kassierin berechtigt, auch in Angelegenheiten, die in den Wirkungsbereich der Generalversammlung oder des Vorstands fallen, unter eigener Verantwortung selbständig Anordnung zu treffen; im Innenverhältnis bedürfen diese jedoch der nachträglichen Genehmigung durch das zuständige Vereinsorgan.
(5) Der/die Sprecher/Sprecherin führt den Vorsitz in der Generalversammlung und im Vorstand.
(6) Der/die Schriftführer/in führt die Protokolle der Generalversammlung und des Vorstands.
(7) Der/die Kassier/in ist für die ordnungsgemäße Geldgebarung des Vereins verantwortlich.
(8) Im Fall der Verhinderung treten an die Stelle des Sprechers/der Sprecherin, des
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Schriftführers/der Schriftführerin oder des Kassiers/ der Kassierin ihre Stellvertreter/innen. § 14: RechnungsprüferInnen
(1) Zwei RechnungsprüferInnen werden von der Generalversammlung auf die Dauer von einem Jahr gewählt. Wiederwahl ist möglich. Die RechnungsprüferInnen dürfen keinem Organ – mit Ausnahme der Generalversammlung - angehören, dessen Tätigkeit Gegenstand der Prüfung ist.
(2) Den RechnungsprüferInnen obliegt die laufende Geschäftskontrolle sowie die Prüfung der Finanzgebarung des Vereins im Hinblick auf die Ordnungsmäßigkeit der Rechnungslegung und die statutengemäße Verwendung der Mittel. Der Vorstand hat den RechnungsprüferInnen die erforderlichen Unterlagen vorzulegen und die erforderlichen Auskünfte zu erteilen. Die RechnungsprüferInnen haben dem Vorstand über das Ergebnis der Prüfung zu berichten.
(3) Rechtsgeschäfte zwischen RechnungsprüferInnen und Verein bedürfen der Genehmigung durch die Generalversammlung. Im Übrigen gelten für die RechnungsprüferInnen die Bestimmungen des § 11 Abs. 8 bis 10 sinngemäß. § 15: OTELO Gruppe (1) Eine sogenannte „OTELO Gruppe“ ist ein unbefristetes Vereinsorgan, das gemäß dem Vereinszweck zu bestimmten Sachbereichen, Projekten und Aufgabengebieten auf Beschluss des Vorstands gegründet oder aufgenommen werden kann. (2) Die Bezeichnungen „Projektgruppe“, „Nest“ oder „Node“ sind für die „OTELO Gruppe“ zulässig.
(3) Die „OTELO Gruppe“ setzt sich aus „OTELO Mitgliedern“ zusammen, die im jeweiligen Sachgebiet arbeiten. Diese „OTELO Gruppenmitglieder“ können über ihre internen Entscheidungsstrukturen selbst bestimmten, wobei stets alle anwesenden „OTELO Gruppenmitglieder“ stimmberechtigt sind. Die Teilnahme von Gästen ist ausdrücklich erwünscht, deren Stimmrecht ist am Beginn des jeweiligen Treffens zu klären. Die Bezeichnung „Nodemitglied“ für „OTELO Gruppenmitglieder“ ist zulässig.
(4) Die „OTELO Gruppe“ ist verpflichtet, gegenüber dem Vorstand eine Ansprechperson zu nennen. Die Bezeichnungen „Nodesprecher/in“, „Keynodespeaker“ und „Projektleiter/in“ sind je nach Sachverhalt zulässig. Diese besagte Person hat das Recht, mit beratender Stimme bei Vorstandssitzungen teilzunehmen, sofern sie nicht ohnehin in selbigem Mitglied ist.
(5) Die „OTELO Gruppe“ arbeitet im Rahmen ihres Sachbereiches selbstständig und unabhängig. Entscheidungen, die über das jeweilige Sachgebiet hinaus den gesamten Verein betreffen oder möglicherweise die Vereinsgeschäfte als ganzes beeinflussen, bedürfen einer Genehmigung durch den Vorstand. (6) Die „OTELO Gruppe“ nutzt die vom Verein zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten an einem Standort und kann auf die vorgesehene Infrastruktur zurückgreifen. Die „OTELO Gruppe“ hat das Recht über Arbeitsabläufe und den Raumzugang in ihrem Sachbereich selbst zu entscheiden.
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(7) Für die „OTELO Gruppe“ gelten die Bestimmungen des § 11 Abs. 3 bis 10 sinngemäß. § 16: Schiedsgericht
(1) Zur Schlichtung von allen aus dem Vereinsverhältnis entstehenden Streitigkeiten ist das vereinsinterne Schiedsgericht berufen. Es ist eine “Schlichtungseinrichtung” im Sinne des Vereinsgesetzes 2002 und kein Schiedsgericht nach den §§ 577 ff ZPO.
(2) Das Schiedsgericht setzt sich aus drei unbefangenen ordentlichen Vereinsmitgliedern zusammen. Es wird derart gebildet, dass ein Streitteil dem Vorstand ein Mitglied als Schiedsrichter/in schriftlich namhaft macht. Über Aufforderung durch den Vorstand binnen sieben tagen macht der andere Streitteil innerhalb von 14 Tagen seinerseits ein Mitglied des Schiedsgerichts namhaft. Nach Verständigung durch den Vorstand innerhalb von sieben tagen wählen die namhaft gemachten Schiedsrichter/in binnen weiterer 14 Tage ein drittes ordentliches Mitglied zum/zur Vorsitzenden des Schiedsgerichts. Bei Stimmengleichheit entscheidet unter den Vorgeschlagenen das Los. Die Mitglieder des Schiedsgerichts dürfen keinem Organ – mit Ausnahme der Generalversammlung - angehören, dessen Tätigkeit Gegenstand der Streitigkeit ist.
(3) Das Schiedsgericht fällt seine Entscheidung nach Gewährung beiderseitigen Gehörs bei Anwesenheit aller seiner Mitglieder mit einfacher Stimmenmehrheit. Es entscheidet nach bestem Wissen und Gewissen. Seine Entscheidungen sind vereinsintern endgültig.
§ 17: Freiwillige Auflösung des Vereins
(1) Die freiwillige Auflösung des Vereins kann nur in einer eigens zu diesem Zweck einberufenen außerordentlichen Generalversammlung und nur mit Zweidrittelmehrheit der anwesenden gültigen Stimmen beschlossen werden. (2) Diese Generalversammlung hat auch – sofern Vereinsvermögen vorhanden ist – über die Abwicklung zu beschließen. Insbesondere hat sie einen Abwickler zu berufen und Beschluss darüber zu fassen, wem dieser das nach Abdeckung der Passiven verbleibende Vereinsvermögen zu übertragen hat. Dieses Vermögen ist, gemeinnützigen Organisationen zuzufallen, die gleiche oder ähnliche Zwecke wie dieser Verein verfolgen.
(3) Es darf keine Ausschüttung von Vereinsvermögen an Mitglieder erfolgen, von Mitgliedern geleistete Einlagen werden jedoch rückerstattet.
(4) Der letzte Vereinsvorstand hat die freiwillige Auflösung binnen vier Wochen nach Beschlussfassung der zuständigen Vereinsbehörde schriftlich anzuzeigen.