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Forschungsergebnisse · Veranstaltungen · Veröffentlichungen Juli/August 2015 Wirtschaftspolitische Analyse Warum China die Ausfuhr Seltener Erden beschränkt ZEW Wirtschaftsforum 2015 Europa im digitalen Wettbewerb Schwerpunkt Energiemarkt Experten sehen kaum Perspektiven für ein Klimaabkommen Chance statt Bedrohung – die Digitalisierung wird die Zukunft der Arbeit verändern Was bedeuten Automatisierung und Digitalisierung für die Zukunft der Arbeitswelt? Pessimistische Schätzungen gehen von Arbeits- platzverlusten und hoher Arbeitslosigkeit aus. Eine aktuelle Stu- die des ZEW im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) kommt zu dem Schluss, dass diese Gefahr deut- lich geringer ist als bisher vermutet, auch wenn sich der Arbeits- alltag verändern wird. Industrie 4.0, automatisiertes Fahren, Paketdrohnen, intel- ligente Roboter – wie wird die Digitalisierung die Arbeitswelt verändern? In der aktuellen Debatte wird zum Teil ein düsteres Bild von der Zukunft der Arbeit gezeichnet. Laut einer Studie der britischen Wissenschaftler Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne arbeiten derzeit 47 Prozent der Beschäftigten der USA in Berufen, die in den nächsten zehn bis 20 Jahren mit einer ho- hen Wahrscheinlichkeit (mehr als 70 Prozent) automatisiert wer- den können. In einer anderen Studie wurde diese sogenannte Automatisierungswahrscheinlichkeit auf Deutschland übertra- gen und argumentiert, dass in der Bundesrepublik sogar 59 Pro- zent der Arbeitsplätze bedroht seien. Die ZEW-Studie zeichnet ein anderes Bild. Hierzu haben die Wissenschaftler Tätigkeitsdaten des „Programme for the Inter- national Assessment of Adult Competencies“ (PIAAC) unters- sucht und ausgewertet. Die Daten haben den Vorteil, dass nicht mehr angenommen werden muss, dass Beschäftigte in den glei- chen Berufsgruppen ähnliche Tätigkeiten ausüben und dass die Tätigkeitsstrukturen von Berufen in Deutschland und den USA identisch sind, wie es bei vorherigen Studien der Fall war. Die Ergebnisse der ZEW-Wissenschaftler verdeutlichen, dass Beschäftigte in Berufen, die als leicht automatisierbar gelten, oft-

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F o r s c h u n g s e r g e b n i s s e · Ve r a n s t a l t u n g e n · Ve r ö f f e n t l i c h u n g e n

Juli/August 2015

Wirtschaftspolitische Analyse

Warum China die Ausfuhr Seltener Erden beschränktZEW Wirtschaftsforum 2015

Europa im digitalen WettbewerbSchwerpunkt Energiemarkt

Experten sehen kaum Perspektiven für ein Klimaabkommen

Chance statt Bedrohung – die Digitalisierung wird die Zukunft der Arbeit verändernWas bedeuten Automatisierung und Digitalisierung für die Zukunft der Arbeitswelt? Pessimistische Schätzungen gehen von Arbeits­platzverlusten und hoher Arbeitslosigkeit aus. Eine aktuelle Stu­die des ZEW im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) kommt zu dem Schluss, dass diese Gefahr deut­lich geringer ist als bisher vermutet, auch wenn sich der Arbeits­alltag verändern wird.

Industrie 4.0, automatisiertes Fahren, Paketdrohnen, intel­ligente Roboter – wie wird die Digitalisierung die Arbeitswelt verändern? In der aktuellen Debatte wird zum Teil ein düsteres Bild von der Zukunft der Arbeit gezeichnet. Laut einer Studie der britischen Wissenschaftler Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne arbeiten derzeit 47 Prozent der Beschäftigten der USA in Berufen, die in den nächsten zehn bis 20 Jahren mit einer ho­

hen Wahrscheinlichkeit (mehr als 70 Prozent) automatisiert wer­den können. In einer anderen Studie wurde diese sogenannte Automatisierungswahrscheinlichkeit auf Deutschland übertra­gen und argumentiert, dass in der Bundesrepublik sogar 59 Pro­zent der Arbeitsplätze bedroht seien.

Die ZEW­Studie zeichnet ein anderes Bild. Hierzu haben die Wissenschaftler Tätigkeitsdaten des „Programme for the Inter­national Assessment of Adult Competencies“ (PIAAC) unters­sucht und ausgewertet. Die Daten haben den Vorteil, dass nicht mehr angenommen werden muss, dass Beschäftigte in den glei­chen Berufsgruppen ähnliche Tätigkeiten ausüben und dass die Tätigkeitsstrukturen von Berufen in Deutschland und den USA identisch sind, wie es bei vorherigen Studien der Fall war.

Die Ergebnisse der ZEW­Wissenschaftler verdeutlichen, dass Beschäftigte in Berufen, die als leicht automatisierbar gelten, oft­

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mals auch schwer automatisierbare analytische oder interaktive Tätigkeiten ausüben. So geben beispielsweise Führungskräfte an, einen hohen Anteil aller analytischen (54 Prozent) und einen hohen Anteil aller interaktiven (65 Prozent) Tätigkeiten häufig auszuüben. Dementsprechend weisen Frey und Osborne Führungskräften eine sehr geringe Automatisierungswahrscheinlichkeit (15 Prozent) zu. Aber auch Bürokräfte üben 30 Prozent aller schwer automatisierba­ren analytischen und interaktiven Tätigkeiten häufig aus. Dennoch weisen ihnen die beiden Wissenschaftler eine sehr hohe Automa­tisierungswahrscheinlichkeit (85 Prozent) zu. Vor dem Hintergrund der Tätigkeitsprofile scheinen sie das Automatisierungspotenzial vieler Berufe zu überschätzen. Auch die länderspezifischen Unter­schiede der Tätigkeitsprofile von Berufen erweisen sich als zum Teil beträchtlich, was die bisherigen Übertragungen der Studie auf Deutschland ignorieren.

Automatisierungswahrscheinlichkeit in Deutschland und den USA fällt geringer aus, als bisher angenommen

Auf Basis der Tätigkeitsdaten replizieren die ZEW­Wissen­schaftler die Automatisierungswahrscheinlichkeiten für Deutsch­land und die USA. In den ZEW­Berechnungen weisen neun Pro­zent der Arbeitsplätze in den USA Tätigkeitsprofile mit einer re­lativ hohen Automatisierungswahrscheinlichkeit auf. In Deutsch­land trifft dies auf zwölf Prozent der Arbeitsplätze zu. In beiden Ländern fällt der Anteil der Arbeitsplätze mit einer hohen Auto­matisierungswahrscheinlichkeit auf Basis der tätigkeitsbasier­ten Methodik deutlich geringer aus. Die Vernachlässigung von unterschiedlichen Tätigkeitsprofilen von Beschäftigten der glei­chen Berufsgruppen kann somit zu einer Überschätzung der Au­tomatisierbarkeit von Arbeitsplätzen führen.

Die Ergebnisse erfordern jedoch eine vorsichtige Interpreta­tion. Aus drei Gründen kann von der Automatisierungswahr­scheinlichkeit nicht unmittelbar auf eine Gefährdung von Ar­beitsplätzen geschlossen werden.

Erstens beruhen die Werte auf dem von Frey und Osborne er­mittelten Potenzial, bestimmte Tätigkeiten durch neue Techno­

logien zu ersetzen. Diese Ergebnisse gehen auf Einschätzungen von Robotikexperten zurück, die typischerweise zur Überschät­zung technischer Potenziale führen. Außerdem bleiben bei der Ermittlung des technischen Potenzials gesellschaftliche, recht­liche und ethische Hürden mit Blick auf die Einführung neuer Technologien unberücksichtigt. Das wirkliche technische Auto­matisierungspotenzial ist daher voraussichtlich geringer.

Zweitens beziehen sich die Ergebnisse nur auf das techni­sche Automatisierungspotenzial. Dies darf nicht mit möglichen Beschäftigungseffekten gleichgesetzt werden, da Maschinen Arbeitsplätze verändern können, ohne sie zu ersetzen. Die Be­schäftigten können die gewonnenen Freiräume nutzen, um an­dere, schwer automatisierbare Aufgaben auszuüben.

Drittens entstehen durch neue Technologien immer auch neue Arbeitsplätze, beispielsweise bei deren Herstellung oder durch die gestiegene Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Selbst wenn Arbeitsplätze wegrationalisiert werden, entstehen neue Beschäftigungsverhältnisse, sodass die Gesamtbeschäftigung nicht zwangsläufig gefährdet ist.

Die Automatisierungswahrscheinlichkeit darf folglich nicht missverstanden werden als die Wahrscheinlichkeit, dass Ar­beitsplätze in Zukunft durch Maschinen ersetzt werden. Viel­mehr gibt sie Hinweise darauf, welche Beschäftigten vergleichs­weise häufig Tätigkeiten ausüben, die potenziell automatisiert werden könnten. Für diese Arbeitskräfte besteht die Herausfor­derung darin, sich an den technologische Wandel anzupassen. Damit das gelingt, müssen Beschäftigte, Unternehmen und Po­litik in die Qualifikation der Arbeitskräfte investieren. So können (betriebliche) Qualifizierungsmaßnahmen und die Förderung des lebenslangen Lernens dabei helfen, Beschäftigte für kom­plexere Tätigkeiten am Arbeitsplatz sowie im Umgang mit neuen Maschinen vorzubereiten.

Die vollständige Kurzexpertise findet sich zum Download un­ter: http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/gutachten/Kurzexpertise_BMAS_ZEW2015.pdf

Dr. Terry Gregory, [email protected] Dr. Ulrich Zierahn, [email protected]

ANTEIL ANALYTISCHER UND INTERAKTIVER TÄTIGKEITEN, DIE HÄUFIG AUSGEÜBT WERDEN NACH BERUFSGRUPPEN, DEUTSCHLAND VS. USA

Führungskräfte Akademiker Techniker Bürokräfte Dienstleistungs-berufe

Landwirtschaft, Fischerei

Handwerker Maschinen-bediener

Hilfsarbeits-kräfte

0 %

20 %

40 %

60 %

80 %

interaktiv USAinteraktiv Deutschland

analytisch USAanalytisch Deutschland

Quelle: OECD (2013), Berechnungen des ZEW.

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FORSCHUNGSERGEBNISSE | ZEWNEWS JULI/AUGUST 2015 | 3

INHALT

Längerer Mutterschutz lockt kränkere Mütter zurück in den BerufDie Doppelbelastung aus Familie und Beruf kann die Gesundheit von Müttern nach der Geburt beeinträchtigen. Daher zielt der Be­schäftigungsschutz von Müttern unter anderem darauf ab, diese Beeinträchtigungen zu vermeiden, um zu erreichen, dass gesün­dere Mütter in den Arbeitsmarkt zurückkehren. Eine Studie des ZEW zeigt nun, dass gerade letzteres Ziel verfehlt wurde. Nach der Einführung eines über den Mutterschutz hinausgehenden Be­schäftigungsschutzes kehren verstärkt Mütter mit einem schlech­teren Gesundheitszustand auf den Arbeitsmarkt zurück, was zu einem Anstieg der Krankheitstage führt.

In fast allen OECD­Ländern finden sich gesetzliche Regelun­gen zum Beschäftigungsschutz von Müttern in der Zeit kurz vor und nach der Geburt eines Kindes. Ein solcher zweimonatiger Mutterschutz wurde in Deutschland 1968 eingeführt und seit 1979 in mehreren Reformschritten um den Anspruch auf darü­ber hinausgehende Erwerbspausen erweitert. Die ZEW­Studie liefert nun Erkenntnisse über den Zusammenhang von Mutter­schutz und der Gesundheit erwerbstätiger Mütter.

Mit Blick auf die Gesundheit von Rückkehrerinnen müssen unterschiedliche Folgen der Reform beachtet werden: So kann

sich ein längerer Beschäftigungsschutz einerseits positiv auf die Gesundheit von erwerbstätigen Müttern auswirken, da durch die längere Erwerbspause eine Doppelbelastung durch Kinder­betreuung und Erwerbstätigkeit vermieden wird. Allerdings ist auch denkbar, dass eine Ausweitung des Beschäftigungsschut­zes die Zusammensetzung von Rückkehrerinnen (mit Blick auf gesundheitsrelevante Merkmale) verändert. So könnte die Mög­lichkeit einer längeren Erholungsphase verstärkt Mütter mit ei­nem schlechteren Gesundheitszustand, die bei kürzerem Be­schäftigungsschutz nicht oder später in den Arbeitsmarkt zu­rückgekehrt wären, zur Wiederaufnahme ihres Berufs ermutigen.

Die Wissenschaftler haben auf Basis administrativer Daten der Deutschen Rentenversicherung und der Bundesanstalt für Arbeit untersucht, wie sich über einen Zeitraum von fast 30 Jah­ren die Erwerbsbeteiligung und die Gesundheit erwerbstätiger Mütter, die unmittelbar vor und nach der Elternzeit­Reform 1979 ein Kind geboren haben, voneinander unterscheiden. Diese Re­form hatte explizit das Ziel, gesundheitliche Beeinträchtigungen erwerbstätiger Mütter zu vermeiden.

Als Indikator für das Auftreten gesundheitlicher Beeinträch­tigungen und ihrer Dauer wird der Bezug von Krankengeld ver­wendet. Dabei zeigt sich, dass der Anteil der kumulierten Pha­sen des Krankengeldbezugs an der insgesamt auf dem Arbeits­markt verbrachten Zeit bei Rückkehrerinnen mit halbjährigem Beschäftigungsschutz höher ist als bei Frauen, die nur Anspruch auf zwei Monate Mutterschutz hatten. Die Ursache: Die längere Erwerbspause ermutigt Mütter mit einem bereits vor der Geburt schlechteren Gesundheitszustand dazu, in den Arbeitsmarkt zurückzukehren, statt ihre Beschäftigung aufzugeben. Die Ein­führung des Mutterschaftsurlaubs hat somit nicht dazu geführt, dass gesündere Mütter in den Arbeitsmarkt zurückgekehrt sind. Angesichts solcher unbeabsichtigter Kompositionseffekte soll­ten Reformen mit dem Ziel der Stärkung der Erwerbsbeteiligung durch Maßnahmen zur Sicherung der langfristigen Beschäfti­gungsfähigkeit flankiert werden.

Die Studie in englischer Sprache findet sich zum Download unter: http://www.zew.de/de/publikationen/7728

PD Dr. Nicole Gürtzgen, [email protected]

Chance statt Bedrohung – die Digitalisierung wird die Zukunft der Arbeit verändern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1Längerer Mutterschutz lockt kränkere Mütter zurück in den Beruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3Wahlen lassen öffentliche Ausgaben steigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4Mitarbeiter liefern Innovationsideen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4Österreichs Kreativwirtschaftsunternehmen unterschätzen ihre Rolle als Ideengeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5Nur umfassende Nachhaltigkeitsstrategien zahlen sich für Unternehmen aus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Nachgefragt: Was kostet Europa die aggressive Steuerplanung von Unternehmen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Politik mit Rohstoffen: Warum China die Ausfuhr Seltener Erden beschränkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Schwerpunkt Energiemarkt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9ZEW­Wirtschaftsforum 2015: Europa im digitalen Wettbewerb – Der Druck steigt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13ZEW Intern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14Daten und Fakten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15Standpunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28

0,5%

0,0%

1,0%

1,5%

2,0%

2,5%

3,0%

JAHRE NACH DER GEBURT

Mütter, die ihr Kind kurznach Inkrafttreten der Reform geboren haben.

Mütter, die ihr Kind kurz vor Inkrafttreten der Reformgeboren haben.

ANTEIL KUMULIERTER LANGDAUERNDER KRANKHEITSEPISODEN VON MÜTTERN AN DER GESAMTZEIT IM ARBEITSMARKT

Langdauernde Krankheitsepisoden sind ununterbrochene krankheitsbedingte Erwerbsunterbrechungen von mindestens sechs Wochen. Quelle: BASiD 2007

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Wahlen lassen öffentliche Ausgaben steigenVor Wahlen steigen die öffentlichen Ausgaben in Gemeinden häu­fig an. Welchen Einfluss zeitliche Überschneidungen von Gemein­derats­ und Bürgermeisterwahlen haben und wie der Wiederan­tritt eines Bürgermeisters die öffentlichen Ausgaben beeinflusst, untersucht eine aktuelle Studie des ZEW.

Politische Budgetzyklen bezeichnen die strategische Manipu­lation von Ausgaben oder anderen fiskalischen Größen, um sich in Wahljahren einen Vorteil gegenüber politischen Wettbewerbern zu verschaffen. Wie und in welchem Umfang politische Budgetzyklen die fiskalischen Größen verändern, haben ZEW­Wissenschaftler anhand von Gemeindedaten für die Bundesländer Bayern und Baden­Württemberg ermittelt. Untersucht wurden lokale Aus­gaben auf veränderte Muster bei Bürgermeister­ sowie Gemein­deratswahlen. Während in beiden Bundesländern sowohl der Bürgermeister als auch der Gemeinderat direkt gewählt werden, unterscheiden sich die Längen der Legislaturperioden sowie die Wahltermine. In Bayern betragen die Legislaturperioden jeweils sechs Jahre und beide Wahlen finden zum gleichen Zeitpunkt statt. In Baden­Württemberg beträgt die Legislaturperiode des Ge­meinderates fünf Jahre und die des Bürgermeisters acht Jahre, so kommt es nur zu zufälligen Überschneidungen der Wahltermine.

Die ZEW­Studie bestätigt die Existenz politischer Budgetzy­klen auf der lokalen Ebene. Dies trifft insbesondere für die Le­gislative zu. Im Jahr vor einer Gemeinderatswahl steigen die

Ausgaben im Schnitt um 1,8 Prozent an. Übertragen auf eine mittelgroße Gemeinde mit 10.000 Einwohnern entspricht dies einer Erhöhung der Ausgaben um ungefähr 300.000 Euro. Bei der Exekutive gibt es keine Hinweise auf individuelle Zyklen.

Wenn sich die Wahltermine der Exekutive und Legislative über­schneiden, eröffnen sich besondere Möglichkeiten der Koordina­tion des Ausgabeverhaltens, da der Bürgermeister nicht nur Leiter der lokalen Verwaltung, sondern auch Vorsitzender des Gemein­derats ist. Hierbei hat die Entscheidung des amtierenden Bürger­meisters, wieder zur Wahl anzutreten, einen maßgeblichen Ein­fluss. Kandidiert der Amtsinhaber erneut und überschneiden sich die Wahltermine von Bürgermeister und Gemeinderat, steigen die Gemeindeausgaben sowohl im Vorwahljahr als auch im Wahljahr an, wohingegen die Ausgaben im Jahr nach den beiden Wahlen zu­rückgehen. Tritt der Amtsinhaber nicht erneut an, nehmen die Aus­gaben im Vorwahljahr sowie im Wahljahr ab und steigen im Nach­wahljahr. Vermutlich werden vor Wahlen Projekte aufgeschoben und der neue Amtsinhaber beginnt bereits im ersten Jahr seiner Legislaturperiode damit eigene Projekte umzusetzen. Eine Lösung um die politisch motivierte Verzerrungen in den Gemeindeausga­ben zu verringern, wäre die zeitliche Trennung der Wahltermine.

Die Studie in englischer Sprache findet sich zum Download unter: http://www.zew.de/de/publikationen/7705

Marc­Daniel Moessinger, [email protected] Mustafa Yeter, [email protected]

Mitarbeiter liefern InnovationsideenFür etwa die Hälfte der Unternehmen in der Informationswirtschaft stellen die eigenen Mitarbeiter die Hauptinformationsquelle für Innovationsprojekte dar. Eine ähnlich hohe Bedeutung kommt den Kunden und Auftraggebern zu. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle ZEW Branchenreport Informationswirtschaft.

Unternehmen benötigen immer wieder neue und kreative Ideen, um Ihre Produkte, Dienstleistungen und Prozesse weiter­zuentwickeln. Die wichtigste Informationsquelle für Innovati­onsprojekte in der Informationswirtschaft, die sich aus den Branchen Informations­ und Kommunikationstechnologien (IKT), Medien und wissensintensive Dienstleister zusammensetzt, sind dabei die eigenen Mitarbeiter. Gut die Hälfte der Unternehmen profitiert von Innovationsideen ihrer Beschäftigten. Eine fast ähnlich hohe Bedeutung kommt den Kunden und Auftraggebern zu. Etwas mehr als 20 Prozent der Unternehmen in der Informa­tionswirtschaft gewinnen Erkenntnisse für den eigenen Innova­tionsprozess durch Wettbewerber.

Neue Technologien wie Big Data oder Social Media bieten das Potenzial, Informationen aus verschiedenen unterneh­mensinternen und ­externen Quellen zu erheben und systema­

tisch auszuwerten. Diese Möglichkeiten nutzen bislang lediglich knapp acht beziehungsweise sechs Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft, wobei technologieaffine Branchen hier überdurchschnittlich aktiv sind. So dienen Data Mining oder Big Data bei rund 15 Prozent der IKT­Unternehmen und 13 Pro­zent der Mediendienstleister als Informationsquelle. Die wis­sensintensiven Dienstleister haben hier noch Aufholpotenzial.

In der umgekehrten Perspektive sehen sich 58 Prozent der IKT­Dienstleister und 54 Prozent der Hardwarehersteller als Im­pulsgeber für Innovationsprojekte ihrer Unternehmenskunden. Deutlich geringer ist die Impulsgeberwirkung bei der heteroge­nen Branche der wissensintensiven Dienstleister (23 Prozent). Während unter den Unternehmensberatungen und den Unter­nehmen aus dem Bereich Forschung und Entwicklung jeweils mehr als die Hälfte ihre Kunden bei der Einführung von Innova­tionen unterstützt, gehen von den Rechts­ und Steuerberatern sowie den Wirtschaftsprüfern kaum Innovationsimpulse aus.

Die vollständige Publikation findet sich zum Download unter: http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/brepikt/aktuell.pdf

Daniel Erdsiek, [email protected] Dr. Jörg Ohnemus, [email protected]

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FORSCHUNGSERGEBNISSE | ZEWNEWS JULI/AUGUST 2015 | 5

Österreichs Kreativwirtschaftsunternehmen unterschätzen ihre Rolle als IdeengeberÖsterreichische Kreativwirtschaftsunternehmen scheinen sich ihrer Bedeutung für die Innovationsaktivitäten ihrer Kunden nicht vollständig bewusst zu sein. Gleichzeitig überschätzen sie ihren Beitrag zur Kostensenkung in den Kundenunternehmen. Dies ist ein zentrales Ergebnis des sechsten Österreichischen Kreativwirt­schaftsberichts, an dessen Erstellung das ZEW beteiligt war.

Kreativität rückt zunehmend ins Blickfeld von Politik und Wis­senschaft. Der Grund: Kreativität ist die Grundlage von Innova­tionen, die die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft mit beeinflussen. Dieses Thema wird auch im sechsten Österreichi­schen Kreativwirtschaftsbericht mit dem Schwerpunkt „Kreativ­wirtschaft und ihr Markt“ aufgegriffen. In diesem Bericht wird untersucht, in welchen Bereichen und in welcher Form Unter­nehmen der österreichischen Privatwirtschaft Vorleistungen aus der Kreativwirtschaft in Anspruch nehmen, welche Anforderun­gen sie dabei stellen, wo Probleme auftreten und warum gege­benenfalls auf die Nutzung von Kreativleistungen verzichtet wird. Hierzu wurden zwei repräsentative Befragungen durchgeführt, die sowohl die Sicht der Kreativwirtschaftsunternehmen als auch die ihrer Kunden erfassen. Zu den Kreativwirtschaftsunterneh­men zählen dabei Unternehmen mit den Tätigkeitsfeldern Ar­chitektur, Design, Musik, Buch, künstlerische Tätigkeit, Radio, TV, Software, Games, Verlage, Video, Film oder Werbung.

Die Autoren der Studie zeigen, dass der Hauptgrund für die In­anspruchnahme von Kreativleistungen darin besteht, dass durch Externe neue Ideen eingebracht werden und ihre fachliche Kom­petenz genutzt werden kann. Auch die Kreativwirtschaftsunterneh­men selbst halten ihre fachliche Kompetenz für eines der wichtigs­ten Motive ihrer Kunden, wenn sie Leistungen bei ihnen nachfra­gen. Bei der Einschätzung der Bedeutung der neuen Ideen zeigen sich jedoch Unterschiede. Für die Kreativwirtschaftsunternehmen kommt die Innovativität ihrer Leistungen erst an fünfter Stelle. 22 Prozent meinen sogar, dass dieser Punkt für ihre Kunden überhaupt keine Rolle spielt. Anders sieht es bei den Kosten aus: 28 Prozent der Kreativwirtschaftsunternehmen glauben, dass der Preis ihrer Leistung eine große Rolle spielt. Auf Kundenseite teilen jedoch nur sechs Prozent diese Meinung.

Ein ähnliches Bild hinsichtlich Innovationen und Kosten er­gibt sich bei den Auswirkungen der Nutzung der Kreativleistun­gen in den Kundenunternehmen. Für die Kunden kommt die Möglichkeit, durch die Nutzung von Kreativleistungen Innovati­onen einzuführen an zweiter Stelle, bei den Kreativwirtschafts­unternehmen erst an sechster. Bei den Kosten sagen 17 Prozent der Kreativwirtschaftsunternehmen, dass die Möglichkeit, Kos­ten zu senken, für die Kunden von hoher Bedeutung ist. Tatsäch­lich ist das aber nur bei vier Prozent der Kunden der Fall. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Kreativwirtschaftsunternehmen bei ihrer Zusammenarbeit mit ihren Kunden nicht immer die richtigen Schwerpunkte setzen. Statt sich um die Kostenaspek­te ihrer Leistungserstellung zu kümmern, sollten sie sich auf das Entwickeln von Ideen für innovative Lösungen konzentrieren.

Der vollständige Bericht, den das ZEW zusammen mit dem Institut für Höhere Studien (IHS) und der KMU Forschung Austria in Wien im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich erstellte, findet sich zum Download unter: http://www.creativwirtschaft.at/document/6.KWB_Langfassung_WEB.pdf

Dr. Bettina Müller, [email protected] Dr. Christian Rammer, [email protected]

Kreativwirtschafts-unternehmen

Kundenunternehmen

Kreativwirtschafts-unternehmen

Kundenunternehmen

ANTEIL DER UNTERNEHMEN IN %

12 26

39 25 18 18

hoch mittel gering nicht relevant

Inno

vatio

nen

Kost

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nkun

g

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

28 35

17

4 13 38 45

23 17 42

AUSWIRKUNGEN DER NUTZUNG VON KREATIVLEISTUNGEN AUF DIE KUNDEN

Quelle: IHS/ZEW, Kreativwirtschaftsbefragung 2014

Kostenersparnisse spielen für die Kunden von Kreativwirtschaftsunternehmen in Österreich nur eine untergeordnete Rolle. In erster Linie erhoffen sie sich originelle und innovative Lösungen.

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Nur umfassende Nachhaltigkeitsstrategien zahlen sich für Unternehmen ausUmweltschutz hat auch bei Unternehmen an Stellenwert gewon­nen. Eine aktuelle Studie des ZEW untersucht, ob sich unterneh­merische Bemühungen nachhaltig und umweltschonend zu wirt­schaften, auch auf den Marktwert eines Unternehmens auswirken – und wie sich langfristige Investitionen in nachhaltige Techno­logien auch kurzfristig an Stakeholder signalisieren lassen.

Das gewachsene Umweltbewusstsein einer breiten Konsu­mentenschicht stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen. Einige Unternehmen übernehmen soziale Verantwortung und passen sich diesem Trend an. So können sie spezielle Konsu­mentengruppen bedienen und sich von der Konkurrenz abhe­ben. Viele Unternehmen führen dafür Forschungs­ und Entwick­lungsprojekte durch mit dem Ziel, neue umweltschonende Pro­dukte und Produktionsverfahren zu entwickeln. Die Ergebnisse dieser Bemühungen sind jedoch weder sicher noch kurzfristig verfügbar. Darüber hinaus sind die Anstrengungen für Außen­stehende wie Kunden, Investoren oder anderen sogenannten Stakeholdern, sprich Anspruchsgruppen, kaum erkennbar. Aus diesem Grund haben ZEW­Wissenschaftler untersucht, ob Un­ternehmen ihren Stakeholdern diese, auf langfristige Nachhal­tigkeit ausgerichtete Strategie signalisieren und somit den Marktwert des Unternehmens steigern können.

Die ZEW­Studie nutzt Daten der Thompson und Reuters AS­SET4 Datenbank. Diese enthält unter anderem Informationen zum Marktwert börsennotierter Unternehmen in verschiedenen Ländern über mehrere Jahre. Zudem enthält die Datenbank In­

formationen darüber, ob Unternehmen Mittel in Forschung und Entwicklung (F&E) umweltfreundlicher Produkte und Prozesse investiert haben und ob sie sich Maßnahmen im Bereich um­weltverträglicher sozialer Verantwortung zertifizieren ließen. Hierbei stehen Daten zu verschiedenen Zertifikaten zur Verfü­gung. Untersucht wurde ein spezifisches Zertifikat der Global Reporting Initiative (GRI) sowie die allgemeine Wirkung einer freiwilligen Zertifizierung der unternehmerischen Nachhaltigkeit durch externe Prüfer. Als Vergleichs­ beziehungsweise Kontroll­gruppe dienten Unternehmen, die weder solche umweltfreund­lichen F&E­Aktivitäten noch zertifizierte freiwillige Umwelt­schutzmaßnahmen durchgeführt haben. Im Mittelpunkt der Stu­die standen börsennotierte Großunternehmen.

Die Ergebnisse zeigen, dass Unternehmen, die allein auf F&E im Bereich umweltfreundlicher Produkte und Prozesse gesetzt haben, keinen höheren Marktwert als die Unternehmen der Kon­trollgruppe hatten. Gleiches gilt für Unternehmen, die allein auf zertifizierte freiwillige Maßnahmen gesetzt haben. Allerdings wiesen die Unternehmen, die beide Strategien – nachhaltige F&E und zertifizierte umweltfreundliche Maßnahmen – verfolg­ten, einen signifikant höheren Marktwert als die Kontrollgruppe auf. Eine mögliche Erklärung für dieses Ergebnis ist, dass für die Steigerung des Marktwerts sowohl ein glaubhaftes Signal als auch F&E Aktivitäten nötig sind. Durch ein Zertifikat kann der­zeitiges freiwilliges umweltfreundliches oder nachhaltiges Wirt­schaften signalisiert werden, wohingegen F&E­Aktivitäten grund­legend sind, um in der Zukunft nachhaltig und umweltfreundlich zu produzieren. Es bedarf also einer umfassenden Strategie für betrieblich­soziale Verantwortung im Bereich Nachhaltigkeit, die sowohl die gegenwärtigen Anstrengungen als auch die in die Zukunft gerichteten Bemühungen signalisiert.

Allerdings gelten die Ergebnisse nur für das spezifische GRI­Gütelabel. Für den Fall sonstiger externer Zertifizierungen konn­ten keine Effekte gefunden werden. Ein Grund könnte sein, dass bestimmte Gütelabel bekannter sind und daher über mehr Re­putationswirkung verfügen, was sie als glaubhafteres Signal für freiwilliges nachhaltiges Wirtschaften qualifiziert.

Die Studie in englischer Sprache findet sich zum Download unter: http://www.zew.de/de/publications/7859

Christiane Reif, [email protected] Sascha Rexhäuser, [email protected]

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WIRTSCHAFTSPOLITISCHE ANALYSE | ZEWNEWS JULI/AUGUST 2015 | 7

Nachgefragt: Was kostet Europa die aggressive Steuerplanung von Unternehmen?

„Wirklich belastbare Zahlen zu Aufkommenseinbußen existieren nicht“Die Europäische Kommission hat der aggressiven Steuerplanung multinationaler Konzerne den Kampf angesagt. Mit ihrem Akti­onsplan zur grundlegenden Reform der Unternehmensbesteue­rung in der EU sollen Praktiken wie die zwar legale, jedoch unlau­tere Steuervermeidung von Großkonzernen unterbunden werden. Hat die Kommission damit das passende Instrument gefunden, um Gewinnverlagerungen im Keim zu ersticken und Steueroasen in Europa auszutrocknen? Christoph Spengel, ZEW Research As­sociate und Fachmann für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, argumentiert, dass die von der Kommission vorgeschlagene Ge­meinsame Körperschaftsteuer­Bemessungsgrundlage für weniger Bürokratie, aber sicher mehr Transparenz sorgt.

Aggressive Steuerplanung ist nicht illegal, nutzt aber vor-teilhafte Steuerregime, Schlupflöcher und Gesetzeslücken in nationalen Steuerrechtssystemen aus. Lässt sich beziffern, wie viel Geld den Staatskassen in der EU dadurch verloren geht?

Nein, wirklich belastbare Zahlen zu den Aufkommenseinbu­ßen aus „aggressiver“ Steuerplanung existieren nicht. Das ist ein gravierendes Problem in der anhaltenden Debatte, da die politischen Initiatoren innerhalb der G20, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der EU­Kommission keine konkreten Vorstellungen haben, um welche Dimensionen es wirklich geht. Es gilt einmal, Steuer­planung von Steuerhinterziehung zu unterscheiden, was eini­germaßen möglich ist. Zum zweiten müsste aber auch getrennt werden zwischen „aggressiver“ und „normaler“ Steuerplanung, wobei letztere aus dem internationalen Steuergefälle resultiert. Diese Trennung wiederum ist schwierig. Unsere Studien kom­men zu dem Ergebnis, dass international verflochtene Konzern­gesellschaften in Deutschland verglichen mit nicht konzernver­bundenen Unternehmen rund neun Milliarden Euro weniger an Steuern bezahlen. Das bezieht sich allerdings auf die Steuer­planung insgesamt, schließt also „normale“ Steuerplanung mit ein. Diese Zahl ist nicht nur gering, sondern sie kann auch nicht das Ausmaß „aggressiver“ Steuerplanung beziffern. In An­betracht dieser niedrigen Zahlen sollte die Politik zurückhalten­der agieren.

Mit ihrem Aktionsplan will die EU-Kommission mehr Fair-ness und Effizienz bei der Unternehmensbesteuerung schaf-fen. Geht der Vorschlag für eine Gemeinsame Konsolidierte Körperschaftsteuer-Bemessungsgrundlage (GKKB) in die ge-wünschte Richtung?

Eine GKKB begrenzt die Steuerplanung im herkömmlichen Sinne, weil sie das Konzernergebnis konsolidiert. Allerdings schließt die EU­Kommission eine Konsolidierung sowie eine dar­an anknüpfende formelhafte Gewinnzerlegung zum jetzigen Zeit­punkt aus. Stattdessen schlägt sie aus guten Gründen nur eine

Gemeinsame Körperschaftsteuer­Bemessungsgrundlage (GKB), also eine ausschließliche Harmonisierung der Gewinnermitt­lungsvorschriften vor. Steuerplanung ist also weiterhin möglich.

Eine Regelung des Aktionsplans zielt zudem auf die effekti-ve Besteuerung am Ort der Wertschöpfung ab. Beugt das fiska-lischen Verlusten durch Gewinnverlagerungen vor?

Eine GKB ändert im Vergleich zum geltenden Recht nichts an dem Ort, an dem Unternehmensgewinne versteuert werden. Mit dem Ort der Wertschöpfung hat das bei heute vorherrschen­den Konzernstrukturen beziehungsweise Geschäftsmodellen wenig zu tun. Eine GKKB mit Konsolidierung der Einzelgewin­ne und formelhafter Gewinnaufteilung käme diesem Anliegen deutlich näher.

Eine Schwierigkeit ist die heterogene Detailvielfalt der Steu-errechtssysteme in den EU-Mitgliedstaaten. Kommt die Kom-mission mit ihrem Plan den nationalen Gesetzgebern überhaupt entgegen oder wird hier ein bürokratisches Monstrum herauf-beschworen?

Eine GKB schafft kein bürokratisches Monstrum. Im Gegen­teil: die GKB schafft mehr Transparenz für EU­weit tätige Unter­nehmen und senkt damit die steuerlichen Befolgungskosten. Zudem soll das System verpflichtend sein und könnte in Deutschland auch rechtsformübergreifend implementiert wer­den. All das wären bedeutsame Vorteile im Binnenmarkt.

Die Steuerhoheit in der EU liegt nach wie vor weitgehend auf nationalstaatlicher Ebene. Versucht die EU-Kommission mit ih-rem Vorstoß, weitere Kompetenzen an sich zu ziehen?

Mit einer GKB verlieren die Mitgliedstaaten keine wesentli­chen steuerlichen Kompetenzen. Die Vorschläge orientieren sich am geltenden Recht der Mitgliedstaaten, so dass die GKB auf­kommensneutral eingeführt werden könnte. Außerdem verblie­be die wichtige Steuersatzhoheit bei den Mitgliedstaaten. Un­sere Mannheimer Forschungsgruppe befürwortet seit langem einen solchen Harmonisierungsweg.

Prof. Dr. Christoph Spengel ist Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Betriebswirt­schaftliche Steuerlehre II an der Universität Mannheim, ZEW Research Associate sowie Direktor des Leibniz WissenschaftsCampus „Mannheim Taxation“ (MaTax) und unter anderem Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesfinanzministerium.

spengel@uni­mannheim.de

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Politik mit Rohstoffen: Warum China die Ausfuhr Seltener Erden beschränktIn den vergangenen Jahren haben immer mehr Staaten Ausfuhr­beschränkungen bei Rohstoffen eingeführt. Diese Exportbe­schränkungen galten auch für Seltene Erden, für die China über eine quasi monopolistische Marktposition verfügt. Das ZEW hat die Gründe für Chinas Exportbarrieren genauer analysiert.

Zahlreiche Mitgliedsstaaten der Welthandelsorganisation WTO haben Ausfuhrbeschränkungen auf Metalle und Mineralien implementiert. Unter diesen Metallen befinden sich auch die sogenannten Seltenen Erden, welche die Vereinigten Staaten, Japan und Europa als kritische Rohstoffe einstufen. Als „kritisch“ werden Rohstoffe bezeichnet, die von großer wirtschaftlicher Bedeutung für die einheimische Industrie sind und deren Liefe­rung von einem oder wenigen Staaten dominiert wird. Seltene Erden sind das bekannteste Beispiel solcher kritischer Rohstof­fe. Sie werden beispielsweise für die Produktion von Hochleis­tungs­Dauermagneten, Kondensatoren oder in der Rüstungsin­dustrie benötigt. Ihr Bedarf soll in Zukunft stark steigen: Schät­zungen gehen von einer Steigerung um bis zu 2.600 Prozent in den kommenden 25 Jahren aus.

Die Gruppe der Seltenen Erden umfasst 17 Metalle mit den­selben chemischen Eigenschaften. Sie sind nicht im geologi­schen Sinne selten. Das häufigste Metall dieser Gruppe kommt etwa genauso häufig in der Erdkruste vor wie Kupfer. Selbst das seltenste Element der Gruppe kommt häufiger vor als Gold. Ihre Seltenheit entstammt der Tatsache, dass sie kaum in abbauwür­diger Konzentration gefunden werden und ihre Förderung daher äußerst kostspielig ist.

China verfügt über etwa 50 Prozent der weltweiten Vorkom­men Seltener Erden. Bereits in den 1990er Jahren deklarierte die chinesische Regierung Seltene Erden zu strategischen Roh­stoffen. Fortan durften ausländische Unternehmen sie nur noch

gemeinsam mit chinesischen fördern. Von Beginn der 2000er Jahre bis 2012 kam die Volksrepublik für rund 95 Prozent des weltweiten Angebots an Seltenen Erden auf – das entspricht faktisch einer Monopolstellung. Nach und nach implementierte die chinesische Regierung weitere Beschränkungen wie Export­zölle und Steuern, beschränkte aber auch die Exportmengen. Trotzdem liegt der Anteil Chinas an der weltweiten Förderung Seltener Erden noch immer bei 85 Prozent.

Die ZEW­Studie zeigt, dass die Ausfuhrbeschränkungen vor allem industriepolitisch motiviert sind. Das wichtigste Ziel ist, ausländische Betriebe, die Seltene Erden in der Produktion ver­wenden, nach China zu verlagern. Das Riesenreich soll zur Hoch­burg für Selten­Erden­intensive Sektoren werden. Seit den 1980er Jahren hat China eine Forschungsinfrastruktur rund um Seltene Erden aufgebaut und qualifizierte Arbeitskräfte ausge­bildet. Weiterhin sieht die Volksrepublik Exportbeschränkungen als Instrument, um die schwerwiegenden Umweltzerstörungen zu bewältigen, die die Förderung verursacht. Exportbeschrän­kungen können Umweltschutzregulierungen auf Ebene der ein­zelnen Minen ersetzen, wenn diese nicht durchgesetzt werden können. Allerdings schränkt der wachsende Anteil Chinas an der Nachfrage nach Seltenen Erden deren Wirksamkeit ein.

2014 hat die WTO entschieden, dass Chinas Ausfuhrbe­schränkungen für Seltene Erden nicht mit den WTO­Verträgen vereinbar sind. Daraufhin schaffte China die Exportzölle und ­kontingente ab. Marktexperten befürchten jedoch, dass die chinesische Regierung auf andere, weniger transparente Export­barrieren zurückgreifen könnte. Die Entwicklung in Zukunft bleibt somit weiter offen.

Die Studie in englischer Sprache findet sich zum Download unter: www.zew.de/publikation7883

Frank Pothen, [email protected]­hannover.de

8 | ZEWNEWS JULI/AUGUST 2015 | WIRTSCHAFTSPOLITISCHE ANALYSE

Das Reich der Mitte nutzt strenge Ausfuhrbeschränkungen für Seltene Erden vor allem als industriepolitisches Mittel und bezweckt zugleich, Umweltschä­den zu vermeiden.

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Experten erwarten keinen Abschluss eines verbindlichen Klimaabkommens in Paris

Ende dieses Jahres findet in Paris die 21. UN­Klimaschutz­konferenz statt. Nach den im Jahr 2009 gescheiterten Verhand­lungen über eine Nachfolgeregelung für das Kyoto­Protokoll in Kopenhagen wird mit Spannung erwartet, ob in diesem Jahr ein Durchbruch in den internationalen Verhandlungen erzielt wer­den kann. Klima­ und Energiepolitik sind eng miteinander ver­knüpft. Aus diesem Anlass wurden die Experten des ZEW Ener­giemarktbarometers nach Ihren Einschätzungen zu solch einem Abkommen befragt.

Im Vorfeld der diesjährigen Klimakonferenz in Paris wurden bereits von einigen Staaten nationale Treibhausgasminderungs­beiträge in Aussicht gestellt. Die Staaten legen dabei die Min­derungsbeiträge fest, die sie bereit sind, beizutragen. So soll die Vorbereitung der Verhandlungen erleichtert und der Ab­schluss eines Abkommens unterstützt werden. Ob diese freiwil­ligen Beiträge jedoch ausreichen, um am Ende eine Übereinkunft zu erreichen, ist zweifelhaft. Die Mehrheit der vom ZEW Energie­marktbarometer befragten Experten glaubt nicht, dass im De­zember 2015 ein verbindliches internationales Klimaschutzab­kommen verabschiedet wird. 32 Prozent gehen fest davon aus, dass ein Vertrag nicht zustande kommt, und weitere 41 Prozent glauben eher nicht an den erfolgreichen Abschluss einer Verein­barung. Nur knapp ein Viertel der Experten gibt an, dass ein ver­bindliches internationales Klimaschutzabkommen erzielt wer­den kann. Insgesamt 19 Prozent sind hierbei nur mäßig opti­mistisch und wählten als Antwort „eher ja“. Nur vier Prozent entschieden sich für ein klares „Ja“.

Deutsche Klimaschutzziele unabhängig von internationalem Abkommen

Doch welchen Einfluss hätte solch ein Abkommen auf die na­tionalen Klimaschutzziele und die Energiepolitik in Deutschland? Im Nachgang des Kyoto­Protokolls kam es in Europa zur Einfüh­rung des Emissionshandelssystems, welches breite Teile der eu­

ropäischen Industrien und der Energieerzeugung abdeckt. Heute ist die Situation anders: Der Ausgang der Verhandlungen um ein verbindliches Klimaschutzabkommen hat nach Einschätzung der befragten Experten eher keinen Einfluss auf die nationalen Klima­schutzziele. Falls ein Abkommen zustande kommt, erwarten 77 Prozent eher keine Änderung der nationalen Ziele. Nur 22 Prozent der Befragten erwarten eine Veränderung. Die Experten, die eine Veränderung der nationalen Ziele als Reaktion auf ein Abkommen erwarten, gehen dabei zum Großteil (88 Prozent) von strikteren Zielen aus. Falls kein Abkommen verabschiedet wird, gehen auch nur etwa 17 Prozent von einer Anpassung der nationalen Ziele aus. Die Mehrheit (81 Prozent) erwartet keine Änderung. Von denjeni­gen, die eine Änderung erwarten, gehen 56 Prozent von strikteren und 44 Prozent von weniger strikten Zielen aus. Nur wenige Exper­ten sprechen einem internationalen Abkommen also einen Ein­fluss auf nationale Zielsetzungen zu.

Die internationale Klimapolitik könnte auch Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und das Investitionsklima von Unterneh­men in bestimmten Wirtschaftszweigen haben. So könnte ein verbindliches Klimaschutzabkommen zum Beispiel zu einer hö­heren Nachfrage nach klimafreundlichen Technologien führen, was zu größeren Investitionen von Unternehmen in diesem Be­

Schwerpunkt

ENERGIE M A RK T

Das ZEW Energiemarktbarometer ist eine halbjährliche Be­fragung von rund 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis (Energieversorgungs­, ­handels­ und ­dienstleistungsunter­nehmen). Sie werden zu ihren Erwartungen hinsichtlich der kurz­ und mittelfristigen Entwicklungen auf den nationalen und internationalen Energiemärkten befragt (kurzfristiger Zeithorizont: sechs Monate, mittelfristiger Zeithorizont: fünf Jahre). Die Ergebnisse der aktuellen Befragung (Befragungs­zeitraum: Mai 2015) sind im vorliegenden Schwerpunkt Ener­giemarkt wiedergegeben.

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10 | ZEWNEWS JULI/AUGUST 2015 | SCHWERPUNKT ENERGIEMARKT

reich führen könnte. Andererseits könnten ein Abkommen und die damit verbundenen Maßnahmen zur Erreichung der verein­barten Treibhausgasminderungen auch zu zusätzlichen Belas­tungen bestimmter Wirtschaftsbereiche führen. Wie würde sich also ein verbindliches Abkommen auf das Investitionsklima in verschiedenen Sektoren in Deutschland auswirken? Den Exper­ten des ZEW Energiemarktbarometers wurde diese Frage mit Blick auf folgende Sektoren gestellt: Energiewirtschaft, ener­gieintensive Industrien, Maschinen­ und Anlagenbau, Elektro­industrie, sonstige Industriesektoren sowie Dienstleistungen.

Verbindliches Abkommen hätte eher positive Auswirkungen auf das Investitionsklima

Wenn ein verbindliches Klimaschutzabkommen zustande kä­me, wären die Auswirkungen auf das Investitionsklima in den meisten Sektoren aus Sicht der Experten eher positiv. Dies gilt insbesondere für die Energiewirtschaft (48 Prozent der Befrag­ten sehen dies stark positiv oder positiv), Maschinen­ und An­lagenbau (47 Prozent) sowie Elektroindustrie (50 Prozent). Die optimistischen Einschätzungen werden teilweise dadurch rela­tiviert, dass rund ein Drittel der Experten keine nennenswerten Auswirkungen in diesen Bereichen erwarten – 29 Prozent für die Energiewirtschaft, 34 Prozent für den Maschinen­ und Anlagen­bau sowie 35 Prozent für die Elektroindustrie. Insgesamt nega­tive bis stark negative Auswirkungen sehen 19 Prozent für die Energiewirtschaft, 14 Prozent für den Maschinen­ und Anlagen­bau und elf Prozent für die Elektroindustrie.

Pessimistischer wird ein Klimaschutzabkommen für die ener­gieintensive Industrie gesehen (46 Prozent der Befragten sehen dies stark negativ oder negativ). Hier erwarten nur 26 Prozent der Experten eine Verbesserung des Investitionsklimas in Deutschland. Die Auswirkungen auf sonstige Industriesektoren und auf den Dienstleistungssektor werden eher neutral gesehen (52 Prozent beziehungsweise 47 Prozent), wobei elf beziehungs­weise acht Prozent die Auswirkungen für nicht abschätzbar hal­ten. Für die anderen Bereiche hielten rund fünf Prozent der Be­fragten die Auswirkungen für nicht abschätzbar. Für die sonsti­

gen Industriesektoren halten sich die positiven (21 Prozent) und negativen (16 Prozent) Erwartungen annährend die Waage. Die Folgen für den Dienstleistungssektor werden jedoch eher posi­tiv (38 Prozent) als negativ (sieben Prozent) gesehen.

So ergibt sich ein ausgesprochen nüchternes Bild: Nur weni­ge Panelteilnehmer erwarten ein substantielles Abkommen bei den Klimaverhandlungen in Paris am Ende des Jahres. Selbst wenn solch ein Beschluss zustande kommen würde, rechnen die meisten nicht mit nennenswerten Änderungen der deutschen

klimapolitischen Zielsetzungen. Andererseits wäre ein Abkom­men für die deutsche Wirtschaft tendenziell vorteilhaft. Klar ist jedoch auch: eine substanzielle Reduktion der weltweiten Treib­hausgasemissionen wird nicht kostenlos sein. Nun stellt sich die Frage, wie gerade den großen Emittenten von Treibhausga­sen entsprechende Zusagen abgerungen werden können.

Robert Germeshausen, [email protected] Philipp Massier, [email protected]

Dr. Nikolas Wölfing, [email protected]

EINSCHÄTZUNGEN DER ENERGIEMARKT-EXPERTEN ZUR VERABSCHIEDUNG EINES KLIMAABKOMMENS BEI DER KLIMAKONFERENZ IN PARIS UND ZU DEN MÖGLICHEN AUSWIRKUNGEN AUF DIE KLIMASCHUTZZIELE DEUTSCHLANDS

in%

ja

eher ja

eher nein

nein

nicht abschätzbar

Glauben Sie, dass es im Dezember zur Verabschiedung eines verbindlichen Klimaschutzabkommens kommen wird?

Erwarten Sie Änderungen bei dendeutschen Klimaschutzzielen, falls ein Abkommen zustande kommt?

Erwarten Sie eine Änderung der deutschen Klimaschutzziele, falls ein Abkommen nicht zustande kommt?

in% in%

ANTEIL DER BEFRAGTEN

4 2 2215

43

38

120

43

34

4

19

41

32

Dienstleistungssektor

SonstigeIndustriesektoren

Elektroindustrie

Maschinen-und Anlagenbau

EnergieintensiveIndustrien

Energiewirtschaft

Anteil der Befragten in %

5

2

3

2

1

2 36 47 6 1 8

20 52 15 1 11

48 35 10 1 4

44 34 12 2 5

24 23 33 13 5

43 29 12 7 4

stark positiv positiv neutral

negativ stark negativ nicht abschätzbar

AUSWIRKUNGEN EINES KLIMAABKOMMENS AUF DAS INVESTITIONSKLIMA IN DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT

Wie würde sich Ihrer Einschätzung nach ein verbindliches Abkommen auf das Investitionsklima in den folgenden Sektoren in Deutschland auswirken?

Quelle: ZEW

Quelle: ZEW

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SCHWERPUNKT ENERGIEMARKT | ZEWNEWS JULI/AUGUST 2015 | 11

Versorgungssicherheit wird unterbewertetIm aktuellen ZEW Energiemarktbarometer wurden die Ener­

giemarkt­Experten nach ihren Einschätzungen bezüglich der deutschen Energiepolitik befragt. Ein großer Teil der Umfrageteil­nehmer sieht den Fokus der deutschen Energiepolitik nicht un­bedingt deckungsgleich mit den Themen, die in den kommenden fünf Jahren entscheidend sein werden. Zudem wird die Energie­wende nach Ansicht der Experten viele Bereiche der deutschen Wirtschaft und Energiewirtschaft beeinflussen.

Der Fokus der aktuellen deutschen Energiepolitik liegt, nach Meinung von 53 Prozent der Befragten, hauptsächlich auf der Bezahlbarkeit der Energieversorgung für Unternehmen. Knapp dahinter liegt die Einschätzung über den Stellenwert der Versor­gungssicherheit (48 Prozent). Weitere zentrale Themen sind die Energieeffizienz (42 Prozent) und die Treibhausgasemissionen (38 Prozent). Die Bezahlbarkeit der Energieversorgung für Pri­vathaushalte sehen nur 27 Prozent der Experten im Fokus der deutschen Energiepolitik.

Der Versorgungssicherheit sollte mehr Aufmerksamkeit ge­schenkt werden, als sie es aktuell nach Meinung der Experten erfährt. 62 Prozent sind der Meinung, dass sie einen Schwerpunkt der Energiepolitik darstellen sollte. Zudem sollte die Integration der Energiemärkte innerhalb der EU sträker forciert werden (35 Prozent). Weitere relevante Themenfelder sind die Kosteneffizi­enz der Energiebereitstellung (30 Prozent) und Treibhausgasemis­sionen (30 Prozent). Auch der Bezahlbarkeit der Energieversor­gung für Unternehmen (30 Prozent) und Privathaushalte (25 Pro­zent) spricht ein Teil der Experten einen hohen Stellenwert zu. Allerdings ist der Wert gerade für Unternehmen deutlich geringer als bei der Einschätzung des aktuellen Fokus der Energiepolitik.

Bei den Themen, die die Energiemarkt­Experten in den nächs­ten fünf Jahren im Zentrum der deutschen Energiepolitik erwar­ten, gibt es keine großen Abweichungen zu ihren Ansichten über

den wünschenswerten Fokus der Energiepolitik. Eine Ausnahme bildet die Bezahlbarkeit für Unternehmen. Hier erwarten 38 Pro­zent der Experten, dass das Thema auch in den nächsten fünf Jahren im Mittelpunkt der Energiepolitik stehen wird, obwohl es stark an Bedeutung zu verlieren scheint.

Mittelfristig wird die Energiewende die wirtschaftliche Situ­ation von Unternehmen in der Energiewirtschaft sowie die der Anlagen­ und Kraftwerksbauer maßgeblich beeinflussen. Neu entstehende Chancen und Risiken sind jedoch unterschiedlich verteilt. Die wirtschaftliche Lage der Energieversorger wird sich nach Meinung von 71 Prozent der Experten durch die Energie­wende verschlechtern. Auch die Perspektiven der Unterneh­men des Anlagen­ und Kraftwerksbaus bewerten 51 Prozent als schlecht. Nur 17 Prozent erwarten in diesem Bereich eine Verbesserung der Lage und 24 Prozent keine Veränderung. Auf die wirtschaftliche Situation der Netzbetreiber wird die Energie­wende nach Ansicht der Experten nur einen geringen Einfluss haben, 58 Prozent erwarten eine gleichbleibende wirtschaftli­che Lage. Positive (22 Prozent) und negative Einschätzungen (20 Prozent) halten sich die Waage. Bei Vertriebsunternehmen erwartet die Mehrheit der Experten ebenfalls keine Veränderung der wirtschaftlichen Situation durch die Energiewende. Nur 29 Prozent gehen von einem negativen und 13 Prozent von einem positiven Einfluss aus. Für die deutsche Volkswirtschaft insge­samt sehen rund 41 Prozent der Befragten einen positiven oder stark positiven Einfluss durch die Energiewende und erwarten neue Chancen für die deutsche Wirtschaft. Etwas über 32 Pro­zent der Experten befürchten negative bis stark negative Aus­wirkungen durch die Energiewende.

Robert Germeshausen, [email protected] Philipp Massier, [email protected]

Dr. Nikolas Wölfing, [email protected]

48%

62%58%

17%

35%39%

42%

48%45%

27%25%

21%

53%

30%

38%

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15%

38%

30%35%

14%8%

11% 13%

30%

17%

9% 7% 6%

Versorgungs-sicherheit

Integration der europäischen Energiemärkte

Energie-effizienz

Bezahlbarkeit für Privathaushalte

Bezahlbarkeit für Unternehmen

Wettbewerb auf den Energiemärkten

TreibhausgasEmissionen

Andere Umwelt-auswirkungen

Kosteneffiziente Energiebereitstellung

Andere

Wo sehen Sie den derzeitigen Fokus der Energiepolitik?

Welche Bereiche sollten im Fokus der Energiepolitik stehen?

Welchen Fokus wird die deutsche Energie-politik in den nächsten 5 Jahren haben?

Quelle: ZEW

EINSCHÄTZUNGEN ZUM FOKUS DER ENERGIEPOLITIK IN DEUTSCHLAND

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12 | ZEWNEWS JULI/AUGUST 2015 | SCHWERPUNKT ENERGIEMARKT

Energiepreise stagnieren kurzfristigIn den nächsten sechs Monaten werden die Energiepreise in

Deutschland stagnieren. Dieser Ansicht sind mehr als zwei Drit­tel der mehr als 200 Befragten des ZEW Energiemarktbarome­ters. Das deutschlandweit einzigartige Panel erhebt seit 2002 halbjährlich Einschätzungen von Energiemarkt­Experten bezüg­lich der Preisentwicklung ausgewählter Energieträger. Für die nächsten fünf Jahre geht ein Großteil der Experten von eher stei­genden Preisen bei Strom, Öl, Gas, Kohle und CO2­Zertifikaten aus. Lediglich bezüglich der mittelfristigen Entwicklung der Koh­lepreise ist das Stimmungsbild der Experten uneinheitlich.

Bei den Strompreisen für Großkunden erwarten auf kurze Sicht rund 75 Prozent der Befragten eine Stagnation der Preise. Dieser Wert war in keinem vorherigen Energiemarktbarometer so hoch. Der Anteil der Experten, die in den nächsten sechs Mo­naten steigende Preise erwarten, ist auf ein historisches Tief von acht Prozent gefallen. Im November 2014 waren noch 16 Pro­zent dieser Ansicht. Aktuell gehen 17 Prozent der Befragten von eher sinkenden Preisen aus. Mittelfristig erwarten 72 Prozent der Experten, dass die Strompreise wieder steigen werden. Nur acht Prozent denken, dass sie fallen werden.

Auch für Rohöl erwartet eine deutliche Mehrheit der Experten (68 Prozent) überwiegend stabile Preise für die nächsten sechs Monate. Mit sinkenden Preisen rechnen nur fünf Prozent – in der vorherigen Erhebung waren es noch rund 27 Prozent. Mit­telfristig geht das Stimmungsbild der Experten in Richtung stei­gender Rohölpreise. 81 Prozent gaben diese Prognose für die nächsten fünf Jahre an. Lediglich fünf Prozent sind der Ansicht, dass die Ölpreise über diesen Zeitraum hinweg fallen werden.

Die aktuellen Einschätzungen der Umfrageteilnehmer bezüg­lich der Entwicklung der Erdgaspreise bestätigen die Ergebnisse der vergangenen Befragungen. 77 Prozent der Experten erwar­ten für das nächste halbe Jahr stagnierende Preise, während zehn Prozent von Preissteigerungen ausgehen. Allerdings erwar­tet eine Mehrheit von 65 Prozent für die nächsten fünf Jahre steigende Preise. Nur acht Prozent der Befragten sind der An­sicht, dass die Preise sinken werden.

Bei den Kohlepreisen ist der Großteil der Experten (81 Pro­zent) der Ansicht, dass die Preise in den nächsten sechs Mona­ten stagnieren werden. Lediglich sechs Prozent prognostizieren steigende Preise. Mittelfristig sind sich die Befragten uneins: Je knapp 43 Prozent sind der Meinung, dass die Preise in den nächsten fünf Jahren steigen oder stagnieren werden. 15 Pro­zent gehen von sinkenden Preisen aus.

Bei den CO2­Preisen erwarten die Experten einen Preisan­stieg. Mittelfristig gehen 64 Prozent der Befragten von Preisen zwischen zehn und 20 Euro pro Tonne aus. 19 Prozent sind der Ansicht, noch höhere Preise seien bis in fünf Jahren realistisch. Lediglich ein Anteil von 17 Prozent erwartet Preise von unter zehn Euro pro Tonne. Kurzfristig ist der Großteil der Experten (75 Prozent) der Ansicht, dass Preise zwischen fünf und zehn Euro pro Tonne für die nächsten sechs Monate zu erwarten sind. 19 Prozent gehen von Preisen von über zehn Euro pro Tonne aus und sechs Prozent erwarten für das nächste Halbjahr eher sin­kende Preise auf unter fünf Euro pro Tonne.

Robert Germeshausen, [email protected] Philipp Massier, [email protected]

Dr. Nikolas Wölfing, [email protected]

ERWARTUNGEN BEZÜGLICH KURZ- UND MITTELFRISTIGER ENERGIEPREISE IN DEUTSCHLAND

Quelle: ZEW6 Monate 5 Jahre 6 Monate 5 Jahre 6 Monate 5 Jahre 6 Monate 5 Jahre0

20

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60

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100

Ante

il de

r Bef

ragt

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%

ROHÖLELEKTRIZITÄT ERDGAS KOHLE

Preis steigt

Preis stagniert

Preis sinkt

0

10

20

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35

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1 0 0 2 0 1

0–5 5–10 10–15

Euro pro Tonne CO2

15–20 20–25 25–30 30–35 35–40 40+

Ante

il de

r Bef

ragt

en in

% 6 Monate

5 Jahre

PREISERWARTUNGEN FÜR EMISSIONSZERTIFIKATE

Quelle: ZEW

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ZEW WIRTSCHAFTSFORUM | ZEWNEWS JULI/AUGUST 2015 | 13

ZEW-Wirtschaftsforum 2015: Europa im digitalen Wettbewerb – Der Druck steigtEuropa ist bei der Digitalisierung auf eine einheitliche Strategie angewiesen, ganz im Sinne des gemeinsamen Binnemarktes. Ei­ne Idee, für die sich EU­Digitalkommissar Günther H. Oettinger stark macht – so auch in seinem Festvortrag beim diesjährigen ZEW­Wirtschaftsforum, das unter dem Titel „Europa im digitalen Wettbewerb“ am 11. Juni am ZEW stattfand. Wie passende Rah­menbedingungen in der EU und eine dazugehörige digitale Infra­struktur geschaffen werden können, war dabei die zentrale Frage.

Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren enorm an Fahrt aufgenommen – obwohl sie kein neues Phänomen ist. Die Ursprünge liegen in den 1980er und 1990er Jahren mit der Ver­breitung von Computern, wie Prof. Dr. Irene Bertschek, Leiterin des ZEW­Forschungsbereichs „Informations­ und Kommunika­tionstechnologien“ (IKT) in ihrer Einführung den rund 220 Gäs­ten des Wirtschaftsforums verdeutlichte. Neu sei aber, dass die Digitalisierung zunehmend das produzierende Gewerbe erreicht. Die Verzahnung und Automatisierung von Produktionsprozes­sen durch den Einsatz von Informations­ und Kommunikations­technologien (IKT), werde unter dem Schlagwort „Industrie 4.0“ schon als vierte industrielle Revolution angepriesen. Allerdings setzten sich bisher nur wenige deutsche Unternehmen mit dem Thema „Industrie 4.0“ auseinander, so Bertschek. Dennoch ha­be die IKT­Branche stark an Bedeutung gewonnen: Im Jahr 2013 habe sie 4,7 Prozent oder rund 88 Milliarden Euro zur Brutto­wertschöpfung der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland bei­getragen – genau so viel wie die Automobilindustrie.

Der internationale Wettbewerb zwischen Europa, Asien und Amerika nimmt an Härte zu

Um im IKT­Sektor weiter zu wachsen und Europa auf Augen­höhe mit Asien und den USA zu führen, müssten jedoch einige Baustellen in Angriff genommen werden, betonte der EU­Kom­missar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günther H. Oet­tinger, in seinem Festvortrag „Europas Digitale Zukunft“. Eine Großbaustelle sei das Fehlen eines einheitlichen Datenschutz­rechts. „Amerikanische Unternehmen greifen mit dem Staub­sauger Daten in Europa ab“, so Oettinger. Diesem Umstand kön­ne man nur mit einem einheitlichen Datenschutzrecht und Co­pyright beikommen. Zudem seien größere Investitionen in mo­derne Netze, kabellose Verbindungen und bei der Datensicher­heit unumgänglich, sagte der EU­Kommissar.

Dass hierbei Eile geboten ist, hob der Leiter des Fraunhofer Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung in Stutt­gart, Prof. Dr.­Ing. Thomas Bauernhansl hervor: „Wir dürfen den internationalen Wettbewerb keinesfalls unterschätzen.“ Alte IT­Architekturen würden sich auflösen, ein Paradigmenwechsel in der IKT­Branche stehe an. Der größte Risikofaktor sei dabei je­doch nicht die Technik, sondern der Mensch, so Bauernhansl.

Dass der Mensch nicht nur ein Risikofaktor ist, sondern sich auch seine alltägliche Arbeit durch die Digitalisierung verändert, beschrieben Dr. Susanne Steffes, stellvertretende Leiterin des ZEW­Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte, Personalmanagement und Soziale Sicherung“, und Steffen Viete aus dem IKT­For­schungsbereich des ZEW in ihrem Fachvortrag.

Den finalen Höhepunkt des Wirtschaftsforums bildete eine Podiumsdiskussion zum Thema „Industrie 4.0: Zukunft der Wirt­schaft und Ende der Arbeit?“ zwischen ZEW­Forschungsbereichs­leiterin Prof. Dr. Irene Bertschek, Prof. Dr. Martin Przewloka, Se­nior Vice President der SAP SE, Dr. Peter Adolphs, Geschäftsfüh­rer „Entwicklung & Marketing“ des Automations­ und Sensorik­Unternehmens Pepperl+Fuchs, und Gerhard Steiger, Vorsitzen­der des Geschäftsbereichs „Chassis Systems Control“ bei der Robert Bosch GmbH. In vielen Punkten schlossen sich die Dis­kutanten den Forderungen der anderen Referenten an: Europa habe Nachholbedarf beim Datenschutz und Investitionen in die digitale Infrastruktur. Hier müsse die Politik Maßnahmen ergrei­fen und konkrete Beschlüsse fassen. Zudem werde es auf dem Arbeitsmarkt zu einer Verschiebung weg von einfachen Routine­tätigkeiten hin zu kreativen komplexen Berufen kommen. Eine weitere Herausforderung bestehe darin, die Entgrenzung der Arbeit konstruktiv zu nutzen, da durch den Einsatz von IKT von nahezu überall gearbeitet werden könne. Insgesamt sahen sich die Vertreter aus der Industrie auf einem guten Weg, während ZEW­Forschungsbereichsleiterin Irene Bertschek die Euphorie etwas bremste: „Die industrielle Revolution wird langsamer und weniger spektakulär von statten gehen als allgemein erwartet.“

Julian Prinzler, [email protected]

Warb beim ZEW­Wirtschaftsforum 2015 für die Idee eines paneuropäischen digitalen Binnenmarktes: EU­Kommissar Günther H. Oettinger.

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14 | ZEWNEWS JULI/AUGUST 2015 | ZEW INTERN

ZEW Research Associate Francois Laisney emeritiert

Prof. Dr. Francois Laisney, ZEW Research Associate und Inhaber des Lehrstuhls für Ökonometrie an der Université Louis Pasteur in Straßburg, ist mit einer Ökonometriekonferenz am 4. und 5. Juni 2015 in Straßburg in den Ruhestand verabschiedet worden. Rund 50 Teilnehmer, darunter namhafte Wirtschaftswissenschaftler wie Arthur Lewbel (Boston College), Richard Blundell (University Col­lege London), Jean­Pierre Florens (Université Toulouse) und ZEW Research Associate Bernd Fitzenberger (Humboldt­Universität zu Berlin) erwiesen Laisney die Ehre. Der Franzose arbeitet am ZEW insbesondere mit dem Forschungsbereich „Arbeitsmärkte, Perso­nalmanagement und Soziale Sicherung“ zusammen. Laisney hat an der École Nationale de la Statistique et de l‘Administration Éco­nomique (ENSAE) sowie an den Universitäten Aix­Marseille, Bonn und Toulouse studiert und gilt als hervorragender Statistiker. Seine Forschung und Lehrtätigkeiten führten ihn ebenso an die Universitäten in Algier, Bonn, Toulouse, Heidelberg und Mannheim.

IKT-Konferenz 2015 bringt hochrangige Redner nach MannheimDas ZEW hat am 12. und 13. Juni zum 13. Mal die Konferenz „The Economics of Information and Communication Technologies” veranstaltet, bei der rund 60 internationale Teilnehmer aktuelle Arbeiten aus dem Bereich der Informations­ und Kommunikations­ökonomik diskutierten. Die diesjährigen Hauptredner waren Sinan Aral (MIT Sloan School of Management), Shane Greenstein (Northwestern University) und Markus Mobius (Microsoft Research). Zudem wurden in verschiedenen Vortragsblöcken Themen wie Big Data Analytics, Onlinemärkte und ­auktionen, Soziale Netzwerke, Crowdfunding sowie die Digitalisierung erörtert. Drei weite­re Sitzungen, die von Florian Stahl (Universität Mannheim), Julian Wright (National University of Singapore) und Mike Ward (Uni­versity of Texas at Arlington) organisiert wurden, widmeten sich Social Media und Werbung, Suchplattformen und der Videospiele­industrie. Die Konferenz wurde mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgerichtet.

JUNGE UNTERNEHMENEine neue Ausgabe von JUNGE UNTERNEH­MEN von ZEW und Creditreform liegt vor. Sie befasst sich mit dem aktuellen Grün­dungsgeschehen in Deutschland sowie den Ursachen für Marktaustritte und Gründun­gen in der Kultur­ und Kreativwirtschaft. Die vollständige Publikation findet sich un­ter: http://www.zew.de/de/publikationen/gruendungs reportarchiv.php3?year=2015

ZEW JahresberichtDer ZEW Jahresbericht für das Jahr 2014 ist erschienen. Er gibt gibt einen Überblick zur Entwicklung des ZEW im vergangenen Jahr, zu den Arbeitsschwerpunkten der Forschungs­ und Serviceeinheiten sowie zu aktuellen Projekten. Weitere Informati­onen sowie der vollständige Jahresbericht findet sich unter: http://www.zew.de/de/publikationen/jahresbericht.php3

2 014JahresberichtNr. 3 · Juni 2015 F A K T E N · A N A L Y S E N · P E R S P E K T I V E N

1 Gründungsgeschehen: Ist die Talsohle erreicht? 2 Insolvenzen nur kleiner

Teil aller Schließungen 3 Gründungen in der Kultur- und Kreativwirtschaft

Gründungsgeschehen: Ist die Talsohle erreicht? Die Gründungstätigkeit in Deutschland bleibt weiterhin auf nied-rigem Niveau. Ein möglicher Grund dafür sind die nach wie vor guten Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der Gründungen aber so gut wie nicht zurückge-gangen. Weiterhin hat, wie bereits im Vorjahr, der Anteil der for-schungs- und wissensintensiven Gründungen zugenommen.

Im Jahr 2014 wurden in Deutschland ca. 160,000 Unterneh-men neu gegründet. Das zeigen die aktuellen Berechnungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Damit bleibt die Anzahl der Unternehmensgründungen seit ungefähr zwei Jahren nahezu konstant. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Gründungstätigkeit in Deutschland von 2004 bis 2014 gespie-gelt mit der Entwicklung der Arbeitslosenquote in diesen Jahren. Auffallend ist der nahezu gleiche Verlauf von Arbeitslosenquote aller zivilen Erwerbspersonen (Statistisches Bundesamt, 2015) und den Gründungszahlen. Die guten Arbeitsmarktzahlen bewir-ken eine geringe Anzahl von Gründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus (DIHK-Gründerreport, 2014).

Deutliche Sektorunterschiede

Ein dazu passendes Bild ergibt sich aus dem Vergleich der gemeldeten offenen Arbeitsstellen innerhalb eines Jahres (Sta-tistisches Bundesamt, 2015) mit der Gründungstätigkeit (ohne die Gründungen in den Hightech-Branchen) in Abbildung 2. Zei-ten, in denen viele Arbeitsstellen als offen gemeldet werden, gehen tendenziell einher mit geringer Gründungstätigkeit.

Aus den Abbildungen wird deutlich, dass ein Motiv für das Gründen eines Unternehmens das Fehlen adäquater Erwerbsmög-lichkeiten in abhängiger Beschäftigung sein kann. Denn schließ-lich bestimmen die Erwerbschancen in abhängiger Beschäftigung stets die Opportunitätskosten der Selbständigkeit. Gerade für geringqualifizierte kann der Gang in die Selbständigkeit ein Aus-weg aus der Arbeitslosigkeit oder zu höheren Einkommen sein.

Dies gilt jedoch nicht gleichermaßen für alle Gründungen. So werden Gründungen in den forschungs- und wissensintensiven Branchen in der Regel nicht aus der Arbeitslosigkeit oder dro-hender Erwerbslosigkeit heraus gegründet (Mannheimer Grün-dungspanel, 2014). Im Jahr 2013 gaben in den forschungsin-tensiven Industriebranchen lediglich 16% an, aus „drohender Erwerbslosigkeit/Arbeitslosigkeit“ bzw. für „bessere Verdienst-möglichkeiten“ gegründet zu haben. Dieser Anteil betrug im

nicht-technologischen verarbeitenden Gewerbe 31% und im Baugewerbe 39%. In der forschungsintensiven Industrie und in den technologieorientierten Dienstleistungen spielten für die Entscheidung zum Gründen eher „Selbstbestimmtes Arbeiten“ (31% in der forschungsintensiven Industrie, 39% in den tech-

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Gründungen AL-QuoteVeränderungen zum Vorjahr

ABB. 1: ENTWICKLUNG DER GRÜNDUNGSTÄTIGKEIT UND DER ARBEITSLOSENQUOTE IN DEUTSCHLAND 2004-2014

Anmerkung: Linke Skala: Entwicklung der Gründungstätigkeit, rechte Skala: Veränderung im Vergleich zum Vorjahr und Arbeitslosenquote aller zivilen Erwerbspersonen. Quelle: Mannheimer Unternehmenspanel (ZEW), 2015, Statistisches Bundesamt, 2015.

Animierter Kurzfilm erklärt EU-Klimapolitik und deren InstrumenteUm die selbst gesetzten Klimaziele zu erreichen, nutzt die Eu­ropäische Union verschiedene Politikinstrumente wie das euro­päische CO2­Emissionshandelssystem oder gezielte Subventi­onen. Allerdings beeinflussen die Instrumente einander und verändern so ihre Wirkung. Um die Wirkung der Politikinstru­mente besser zu verstehen, hat die EU das sogenannte ENTRAC­TE­Projekt ins Leben gerufen, das vom ZEW koordiniert wird. Dieses Jahr hat das ZEW gemeinsam mit dem Projektpartner Eu­rice und der Filmakademie Baden­Württemberg einen animier­ten Kurzfilm konzipiert und produziert, um einer breiteren Öf­fentlichkeit die Zielsetzung des ENTRACTE­Projekts näherzubrin­gen. Er erklärt das europäische CO2­Emissionshandelssystem und an welchen Stellen noch Verbesserungsbedarf besteht. Der Film ist auf der Projekthomepage (www.entracte.eu) abrufbar.

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Saldo der positiven und negativen Einschätzungen bezüglich der Konjunkturerwartungen im Euroraum auf Sicht von sechs Monaten. Quelle: ZEW

Saldo der positiven und negativen Einschätzungen bezüglich der Inflationserwartungen im Euroraum auf Sicht von sechs Monaten. Quelle: ZEW

Quelle: ZEW­PwC Wirtschaftsbarometer China Q2 2015 * Planzahlen vom Frühjahr/Sommer 2014. Quelle: ZEW, Mannheimer Innovationspanel

ZEW-Finanzmarkttest im Juli 2015

Unsicherheit dämpft KonjunkturoptimismusDie Konjunkturerwartungen für die Eurozone haben sich im Juli 2015 zum dritten Mal in Folge verschlechtert. Der entsprechen­de Indikator fällt im Vergleich zum Juni um 11,0 Punkte auf 42,7 Punkte. Die weitere Zuspitzung der griechischen Staatsschul­denkrise im Umfragezeitraum dürfte den Rückgang der optimis­tischen Prognosen von 57,7 Punkte im Juni auf 51,3 Punkte im Juli weitestgehend erklären. Einen pessimistischen Konjunktur­ausblick für die Eurozone geben lediglich 8,6 Prozent (+ 4,6 Pro­zentpunkte) der befragten Finanzmarktexperten ab.

Jesper Riedler, [email protected]

Inflationserwartungen im Euroraum gehen zurückDie Inflationserwartungen für den Euroraum gehen im Juli 2015 erstmalig seit fünf Monaten zurück. Der entsprechende Indikator verliert 10,1 Punkte und steht nun bei 66,4 Punkten. Der Rück­gang der Inflationserwartungen steht möglicherweise in Zusam­menhang mit dem Rückgang der Erwartungen für den Ölpreis. Ein Grund dafür dürfte die sich während des Umfragezeitraums bereits ankündigende Annährung zwischen dem Iran und den UN­Vetomächten sein. Mit einer Lockerung der Wirtschaftssank­tionen könnte der Iran sein Ölangebot signifikant vergrößern.

Dominik Rehse, [email protected]

ZEW-PwC-Wirtschaftsbarometer China: Aussichten für Exporte trüben sich ein

IT-Dienstleister steigern Budget bei Innovationen auf neues Rekordniveau

Chinas Exporte von Gütern und Dienstleistungen in den Rest der Welt wachsen immer langsamer. Einhergehend mit der stetig sich abkühlenden gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, zeigen auch die für die nächsten sechs Monate erwarteten Exportaktivi­täten einen deutlichen Abwärtstrend. Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen bezüglich der Entwicklung des Exportvolumens zeigt, dass inzwischen rückläufige Exporte er­wartet werden. Nur noch ein Drittel der Manager deutscher Fir­men im Reich der Mitte rechnet derzeit mit zunehmenden Aktivi­täten; Anfang 2014 waren noch 70 Prozent dieser Meinung.

Dr. Oliver Lerbs, [email protected]

Die Software­, Informationsdienstleistungs­ und Telekommuni­kationsbranche in Deutschland hat in den vergangenen 20 Jah­ren ihre Innovationsausgaben fast verzehnfacht. Nach einer „Verschnaufpause“ von 2008 bis 2012 wurden die Innovations­budgets 2013 deutlich angehoben und sollen bis 2015 weiter auf dann 12,7 Milliarden Euro ansteigen. Die Ausgaben für die Entwicklung neuer Produkte, Dienste und Verfahren stiegen ra­scher als die Umsätze. Die Innovationsintensität erreichte 2013 7,6 Prozent und dürfte weiter zunehmen. Ein wesentlicher Trei­ber dafür sind neue Anwendungen wie Cloud Computing.

Dr. Christian Rammer, [email protected]

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Griechenland: Auf dem Weg zum Dauerkrisenherd

Nach den dramatischen Verhand­lungen über die Zukunft Griechen­lands ist beschlossen worden, ein neues Hilfsprogramm auf den Weg zu bringen. Was bedeutet das für die Zu­kunft der Eurozone insgesamt?

Die wirtschaftliche Lage Griechenlands hat sich im ersten Halbjahr 2015 dramatisch verschlechtert, während es 2014 noch besser aussah: In den ersten drei Quartalen war das Wachstum positiv. Im vierten Quartal 2014 endete die Erholung, und im ersten Halbjahr 2015 schrumpfte die griechische Wirtschaft wie­der. Wesentliche Ursache war Verunsicherung, die nach der Machtübernahme der Syriza­Regierung ausbrach. Die zwischen­zeitliche Schließung der Banken und die Einführung von Kapi­talkontrollen werden den wirtschaftlichen Einbruch weiter ver­stärken. Deshalb hat die Fähigkeit Griechenlands, seine Schul­den zu bedienen, sich im Vergleich zur Lage vor einem Jahr deut­lich verschlechtert. Das Land ist nun eindeutig überschuldet.

Für die Eurozone folgt daraus zwingend, dass ein neues Hilfs­programm kein Kreditprogramm mehr ist, sondern ein Transfer­programm: einem bereits überschuldeten Land neue Kredite zu geben heißt, dem Land Geld zu schenken. Dabei spielt es keine Rolle, ob die neuen Kredite durch künftige Privatisierungserlöse abgesichert werden. Erstens wird man das Ziel, Staatsvermögen im Umfang von 50 Milliarden Euro zu veräußern, in absehbarer Zeit kaum erreichen. Zweitens verliert der griechische Staat mit der Veräußerung von Vermögen auch die Einnahmen aus diesem Vermögen. Privatisierung kann die Vermögenssituation eines Landes nur verbessern, soweit mit der Privatisierung Effizienz­verbesserungen erreicht werden und die sich schon im Verkaufs­preis widerspiegeln.

Befremdlich ist, dass die Politik derzeit betont, es sei kein Schuldenschnitt beabsichtigt, sondern ‚nur‘ eine Verlängerung von Kreditlaufzeiten, verbunden mit niedrigen Zinsen. Wenn bei einem Kredit über 25 Jahre die Zinsen von fünf auf zwei Prozent reduziert werden, ist der Verlust für den Gläubiger kleiner als

bei einem Schuldenschnitt um 50 Prozent. Da die Gefahr be­steht, dass die Kosten des neuen Hilfsprogramms verschleiert werden, habe ich vorgeschlagen, sie durch eine Steuererhöhung oder ein Ausgabenkürzungsprogramm offenzulegen.Nicht, weil ich mir Steuererhöhungen wünsche, sondern weil die Geschäfts­grundlage der Währungsunion mit dem Transferprogramm für Griechenland grundlegend geändert wird. Das kann man tun, aber die Bürger und Wähler in Europa sollten darüber informiert sein und Gelegenheit erhalten, zu widersprechen.

Wird das neue Programm Griechenland helfen? Die Chancen dafür stehen schlecht. Trotz der Hilfen wird von Athen verlangt, Steuern zu erhöhen und Ausgaben weiter zu kürzen, was den Abschwung kurzfristig beschleunigen wird. Dem könnte eine entschlossene Reformpolitik entgegenwirken. Aber dass die ver­einbarten Neuerungen wirklich umgesetzt werden, ist zu bezwei­feln. Die griechische Bevölkerung hat mit großer Mehrheit gegen wesentlich weniger invasive Maßnahmen gestimmt, und Alexis Tsipras hat sich von den Vereinbarungen bereits distanziert.

Währenddessen besteht die Gefahr, dass Griechenland wirt­schaftlich weiter abstürzen wird. Wenn es dazu kommt, wird man Deutschland dafür die Verantwortung zuschieben, denn vor allem die Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen in Grie­chenland werden international als von der Bundesrepublik durchgesetzt angesehen. Ein geordneter Austritt Griechenlands aus der Eurozone, verbunden mit einem Schuldenerlass, hätte die Steuerzahler in Europa auch Geld gekostet, aber es wäre besser angelegt. Die Warnung, daran würden der Euro oder die EU scheitern, ist überzogen. Dass der Währungsunion und Eu­ropa besser gedient ist, wenn sich Griechenland zu einem Dau­erkrisenherd entwickelt, überzeugt mich nicht.

16 | ZEWNEWS JULI/AUGUST 2015 | STANDPUNKT

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