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CHEMCAD hilft Produktwechselzeiten zu verkürzen
Einleitung
Verschiedene Produkte mit nur einer Produktionsanlage herzustellen ist nicht erst seit dem
wachsenden Fokus auf Rohstoffwandel und Energiewende für Anlagenbetreiber attraktiv. Die flexible
Produktion ist ein wichtiger Bestandteil zur Umsetzung. Während sich an den Anlagenlebenszyklen
von 20 bis 40 Jahren nichts geändert hat, verkürzen sich die Produktlebenszyklen. Zudem ändern sich
Art, Qualität, Preis und Verfügbarkeit der zur Produktion benötigten Ressourcen in der globalisierten
Welt immer schneller. Es ist also von wirtschaftlichem Vorteil wenn die Produktion flexibel auf solche
Änderungen reagieren kann, gegebenenfalls auch mit veränderten oder mit neuen Produkten.
Die rigorose computergestützte Simulation der Produktionsprozesse hilft, verschiedene Rohstoff-
Produkt-Szenarien in kurzer Zeit zu analysieren und zu bewerten. Hierbei werden thermodynamische
und apparative Beschränkungen konsequent berücksichtigt. Ohne die Simulation wären zahlreiche
kosten- und zeitaufwändige Versuche an den Produktionsanlagen notwendig um die neuen Szenarien
zu verifizieren. Während dieser Versuche können die Anlagen in der Regel nicht zur Produktion
genutzt werden.
Sind die verschiedenen, im Idealfall optimierten, einzelnen Betriebsparameter einer
Produktionsanlage für die einzelnen Szenarien bekannt, so kommt es nur noch während der
Umstellung von einer Produkt-Rohstoff-Kombination zu einer anderen zu Produktionsausfällen. Die
Minimierung der durch die Produktwechselzeit bedingten Produktionsausfälle mit Hilfe des
Prozesssimulators CHEMCAD ist Gegenstand dieses Beitrages.
Anhand eines konkreten Beispiels aus der Oleochemie wird gezeigt, wie mit CHEMCAD optimale
stationäre Betriebspunkte ermittelt, fehlende Anlagenparameter geschätzt und Trajektorien der
abhängigen Zustandsgrößen, wie z.B. der Produktkonzentration, berechnet, analysiert und optimiert
werden können.
Fallbeispiel Oleochemie
Die oleochemische Industrie hat es als Verwerter von Naturprodukten und Recyclestoffen traditionell
mit schwankenden Zusammensetzungen in den Ausgangstoffen ihrer Prozesse zu tun. Um für
nachgeschaltete Prozesse weitgehend gleichbleibende Feed-Bedingungen zu schaffen, kann eine
Destillationsanlage vorgeschaltet werden, in der die starken Schwankungen in der Zusammensetzung
der Rohstoff-Öle auf ein vorgegebenes Maß reduziert werden.
Eine solche Destillationsanlage ist Gegenstand dieser Fallstudie. Tabelle 1 zeigt die
Zusammensetzung verschiedener Rohstoff-Öle. Man erkennt, dass selbst die reinen Rohstoff-Öle ein
breites Spektrum an chemischen Zusammensetzungen bieten. Bei der Verwendung von Ölgemischen
und der Verwertung von recycelten Ölen kommt es zu weiteren Kombinationsmöglichkeiten.
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Tabelle 1: Zusammensetzung verschiedener Öle aus nachwachsenden Rohstoffen
Ungesättigte Fettsäuren Einfach
gesättigt Mehrfach gesättigt
Trivialname Capryl-
säure
Caprin-
säure
Laurin-
säure
Myristin-
säure
Palmitin-
säure
Stearin-
säure
Arachin-
säure
Öl-
säure
Linol-
säure
Linolen-
säure
CAS-
Nummer
124-
07-2
334-
48-5
134-
07-7 544-63-8 57-10-3 57-11-4 506-30-9 112-80-1 60-33-3 463-40-1
CHEMCAD
ID 540 545 890 902 912 550 1534 549 548 1529
Öl-Typ C8:0 C10:0 C12:0 C14:0 C16:0 C18:0 C20:0 C18:1 C18:2 C18:3
Mandel Öl 7,0% 2,0% 69,0% 17,0%
Kokosnuss
Öl 8,3% 6,0% 46,7% 18,3% 9,2% 2,9% 6,9% 1,7%
Kokosnuss
Butter 25,0% 38,0% 32,0% 3,0%
Olivenöl 11,0% 3,6% 75,3% 9,5% 0,6%
Palmöl 0,1% 0,1% 0,9% 1,3% 43,9% 4,9% 39,0% 9,5% 0,3%
Diestel Öl 0,3% 5,5% 1,8% 0,2% 79,4% 12,9%
Dennoch kann mit zwei nacheinander geschalteten Destillationskolonnen das Spektrum der
einzelnen Fettsäuren gut eingegrenzt werden. Dabei werden in der ersten Destillation die
unerwünschten Leichtsieder abgetrennt und in der zweiten Destillation die unerwünschten
Schwersieder.
In Abbildung 1 ist das Fließbild einer solchen zweistufigen Destillationsanlage dargestellt.
Abbildung 1: Fließbild einer zweistufigen Destillationsanlage zur Feed-Öl Konditionierung
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Betrachtet werden zwei verschiedene Zusammensetzungen von Rohstoff-Ölen, für die durch
Destillation je ein Produkt-Öl Spektrum erreicht werden soll. Das schwere Rohstoff-Öl und die
Beschränkungen für das schwere Produkt-Öl sind in Tabelle 2 zusammen gefasst, die entsprechenden
Daten für das leichte Öl finden sich in Tabelle 3.
Tabelle 2: Feed-Zusammensetzung und Produktspezifikation des ersten Rohstoff-Produkt Szenarios (Schweres Öl)
FEED PRODUKT
Menge 10 m³/h Untergrenze Obergrenze
C8 Spuren - 0,1%
C10 Spuren - 0,1%
C12 1,6% - 0,5%
C14 0,9% - 0,5%
C16 10,3% - 60,0%
C18 75,7% 96,0% -
C20 11,5% - 30,0%
Angaben in Massenprozent
Tabelle 3: Feed-Zusammensetzung und Produktspezifikation des zweiten Rohstoff-Produkt Szenarios (Leichtes Öl)
FEED PRODUKT
Menge 10 m³/h Untergrenze Obergrenze
C8 5,0% - 0,1%
C10 10,0% - 2,0%
C12 40,0% 50,0% -
C14 20,0% 15,0% 28,0%
C16 13,0% 6,0% 14,0%
C18 12,0% 4,0% 14,0%
C20 Spuren - 0,1%
Angaben in Massenprozent
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Optimale Betriebszustände
Fixiert man die Kolonnendrücke, so verbleiben je Kolonne zwei freie Variablen. In diesem Beispiel
wurden das Rücklaufverhältnis und die Verdampferleistung als Designvariablen gewählt. Apparative
Beschränkungen für diese Variablen ergeben sich unter anderem aus den vorhandenen
Wärmetauscherflächen in Kondensator und Verdampfer. In diesem Fallbeispiel kann vom Normalfall
ausgegangen werden, dass die Kapazität der Wärmetauscher gegenüber der der Belastungskapazität
der Kolonne die stärkere Limitierung darstellt, so dass lediglich die Beschränkungen der
Verdampferleistung und der Kühlleistung im Kondensator für die Optimierung berücksichtigt werden
müssen. Diese Grenzen und Nebenbedingungen sind in Tabelle 4 zusammengefasst. Weitere
Anlagenmerkmale finden sich in Tabelle 5.
Tabelle 4: Definition des Szenarios für den Optimierer
Grenzen und Nebenbedingungen
Designvariable Untergrenze Obergrenze
Rücklaufverhältnis
Kolonne 1 (R/D 1) 0,1 20
Verdampfer Leistung
Kolonne 1 (QR 1) 0,3 MW 3 MW
Rücklaufverhältnis
Kolonne 2 (R/D 2) 0,01 20
Verdampfer Leistung
Kolonne 2 (QR 2) 50 kW 500 kW
Nebenbedingung
Kühlleistung QC1 im
Kondensator Kolonne 1 ≤ 3 MW
Kühlleistung QC2 im
Kondensator Kolonne 2 ≤ 500 kW
Als optimaler Betriebszustand wird hier der Betriebspunkt bezeichnet in dem der Produktstrom
maximal ist. Die Utilitykosten werden also gegenüber den Feedkosten vernachlässigt.
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Tabelle 5: Merkmale der zweistufigen Destillationsanlage aus Abbildung 1.
Merkmal Kolonne 1 Kolonne 2
Unit ID 4 5
Feed ID 3 5
Kopfprodukt ID 4 7
Sumpfprodukt ID 5 6
Druck 35 mbar (a) 10 mbar (a)
Stufenzahl 18 6
Feed Boden 12 6
Kolonnenmodell Rigoros (SCDS)
Bodenmodell Gleichgewicht (GGW)
GGW-
Thermodynamik UNIFAC
H-Thermodynamik Latent Heat
Zur Optimierung wird der in CHEMCAD implementierte „Process Optimizer“ verwendet. Dieser kann
bis zu 120 unabhängige Variablen und 120 Nebenbedingungen berücksichtigen. Neben dem
sequentiellem SQP Algorithmus stellt CHEMCAD noch einen simultanen SQP Algorithmus und eine
Minimierung nach dem „Reduced Gradient“ Verfahren bereit. Simultan bedeutet dabei, dass das
Flowsheet simultan (d.h. gleichungsorientiert) und nicht iterativ gelöst wird. Da das betrachtete
Flowsheet keine Recycleströme enthält, liefern der sequentielle und der simultane SQP Algorithmus
dasselbe Ergebnis. Die hier vorgestellten optimalen Szenarien wurden mit dem sequentiellen SQP
Ansatz gefunden.
Die Ergebnisse der Optimierungsrechnungen sind in den Abbildungen 2 und 3 dargestellt. Im Falle
des schweren Rohstoff-Öls werden 38% der Feedmasse bzw. 48% der C18-Fettsäure in das Produkt
übernommen, im Falle des leichten Rohstoff-Öls sind es 48% bzw. 63% der C12-Fettsäure. Die
optimalen Betriebsparameter sind in Tabelle 6 dargestellt.
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Abbildung 2: Änderung der Stoffstromzusammensetzung im Prozessverlauf für das optimierte Szenario „Schweres Rohstoff-Öl“
Abbildung 3: Änderung der Stoffstromzusammensetzung im Prozessverlauf für das optimierte Szenario „Leichtes Rohstoff-Öl“
0
1000
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3000
4000
5000
6000
7000
8000
9000
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Feed SumpfKolonne 1
KopfKolonne 2
Mas
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stro
m in
kg/
h
C20 C18 C16 C14 C12 C10 C8
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
9000
10000
Feed SumpfKolonne 1
KopfKolonne 2
Mas
sen
stro
m in
kg/
h
C20 C18 C16 C14 C12 C10 C8
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Tabelle 6: Werte der Designvariablen und Status der Nebenbedingungen an den jeweiligen Optima der Betriebsszenarien.
Szenario
Designvariable Schweres
Rohstoff-Öl
Leichtes
Rohstoff-Öl
Rücklaufverhältnis
Kolonne 1 (R/D 1) 10,8 2,6
Verdampfer Leistung
Kolonne 1 (QR 1) 3 MW 2,03 MW
Rücklaufverhältnis
Kolonne 2 (R/D 2) 0,65 0,01
Verdampfer Leistung
Kolonne 2 (QR 2) 286 kW 364 kW
Nebenbedingung
Kühlleistung QC1 im
Kondensator Kolonne 1 1,6 MW 0,99 MW
Kühlleistung QC2 im
Kondensator Kolonne 2 500 kW 500 kW
In beiden Szenarien könnte eine höhere Produktausbeute erreicht werden, wenn die Beschränkung
der Kühlleistung des Kopfkondensators der zweiten Kolonne nicht vorläge. Somit gibt eine
Optimierungsrechnung zusätzlich konkrete Hinweise zu den Bottlenecks, d.h. welche
Anlagenmodifikationen zu einer Verbesserung der Produktion beitragen können. In diesem Fall ist es
die Erhöhung der maximalen Kühlleistung im Kondensator der 2. Kolonne, beispielsweise durch eine
niedrigere Vorlauftemperatur im Kühlwasser oder durch einen zusätzlichen Wärmetauscher.
Rohstoff-Produkt-Wechsel
Um den Wechsel vom leichten zum schweren Produkt zu simulieren, müssen die (Massen- und
Energie-) Speicherterme berücksichtigt werden. Das Volumen der Rohrleitungen kann gegenüber
den Volumina der einzelnen Kolonnenböden und der Wärmetauscher (Kopfkondensator und
Verdampfer) vernachlässigt werden. Mit dieser Annahme lässt sich das bisher stationär betrachtete
Flowsheet ohne Veränderungen in ein dynamisches Flowsheet umwandeln. Um das
Speicherverhalten der Kolonnen korrekt wiederzugeben sind aber noch zusätzliche Annahmen und
Angaben notwendig. Für Kopfkondensator und Kolonnensumpf mit Verdampfer kann durch eine
stabile Füllstandsregelung von konstanten Volumina ausgegangen werden. Der Durchmesser der
Kolonnen kann basierend auf einer Flutpunktberechnung mit dem in CHEMCAD integrierten Sizing
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Tool berechnet werden. Um den variablen Flüssigkeitsfüllstand auf den einzelnen Kolonnenböden zu
berechnen sind zusätzliche geometrische Angaben notwendig, wobei auch hier das CHEMCAD Sizing
Tool bei der Ermittlung hilft. Die für die dynamische Simulation relevanten geometrischen Parameter
sind für beide Kolonnen in Tabelle 7 zusammengefasst.
Tabelle 7: Geometrische Parameter für die dynamische Simulation
Merkmal Kolonne 1 Kolonne 2
Unit ID 4 5
Durchmesser 3,96 m 2,44 m
Bodenabstand 0,61 m 0,61 m
Flüssigkeitsvolumen im
Kondensator /
Rücklaufbehälter
1,0 m³ 0,5 m³
Flüssigkeitsvolumen im
Verdampfer / Sumpf 2,0 m³ 1,0 m³
Breite des Bodenablaufes 0,22 m 0,22 m
Wehrhöhe 0,05 m 0,05 m
Die einfachste konservative Strategie zur Umstellung der Produktion ist ein Abwarten des stationären
Zustandes mit dem neuen Feed und eine darauf folgende Umstellung der Betriebsparameter auf die
optimalen Parameter des neuen Rohstoff-Produkt-Szenarios. Der Feedwechsel beginnt nach 6
Minuten und dauert 10 Minuten. Die Änderung in der Zusammensetzung des Feed Stroms während
des Wechsels ist in Abbildung 4 dargestellt. Der zeitliche Verlauf der Zusammensetzung des
Produktstroms nach der einfachen konservativen Strategie ist in Abbildung 5 zu sehen. Die Anlage ist
nach etwa 250 Minuten stationär.
Die Umstellung der Betriebsparameter erfolgt mit Rampen über einen Zeitraum von 30 Minuten, um
keine zu sprunghaften Änderungen der Größen hervorzurufen und dem Operator die Möglichkeit
zum Eingreifen zu lassen. Die Produktspezifikation des leichten Öls wird mit dieser Strategie nach 318
Minuten erreicht.
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Abbildung 4: Zeitlicher Verlauf der Zusammensetzung des Feedstroms beim Wechsel des Rohstoff-Öls.
Abbildung 5: Zeitlicher Verlauf der Zusammensetzung des Produktstroms bei Anwendung einer einfachen konservativen Strategie.
Erlaubt man den Start der Rampen bereits zum Zeitpunkt des beginnenden Feedwechsels, so
reduziert sich die Zeit bis zum Erreichen der Produktspezifikation auf 213 Minuten. Eine solche
Strategie ist für einen geplanten Produktwechsel nicht unüblich. Die entsprechenden Verläufe der
Massenanteile der einzelnen Komponenten des Produktstroms finden sich in Abbildung 6.
0,0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
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0 50 100 150 200 250 300 350 400
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Time in minutes
C8 C10 C12 C14 C16 C18 C20
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Abbildung 6: Zeitlicher Verlauf der Zusammensetzung des Produktstroms bei Anwendung einer einfachen Strategie.
Dynamische Optimierung
Der CHEMCAD „Process Optimizer“ kann auch zur Optimierung dynamischer Prozesse verwendet
werden. In diesem Beispiel soll die Zeit bis zum Erreichen der Produktspezifikation minimiert werden.
Als Entscheidungsgrößen werden die Zielwerte der Rampen gewählt. Die Betriebsparameter sollen
also entsprechend den oben beschriebenen Strategien nur einmal verändert werden.
Doch selbst mit dieser Einschränkung lässt sich die Produktwechselzeit um mehr als die Hälfte auf 93
Minuten reduzieren. Nach Erreichen der Produktspezifikation wird auf die optimalen
Betriebsparameter umgestellt.
Der Verlauf der Betriebsparameter ist in Abbildung 7 und der Verlauf der Zusammensetzung des
Produktstroms in Abbildung 8 dargestellt.
Mit der CHEMCAD – Excel Schnittstelle kann einfach eine Überwachung der Einhaltung der
Produktspezifikation visualisiert werden. Abbildung 9 zeigt für den optimierten Verlauf der
Designvariablen, wann welche Spezifikation erreicht ist und wie viele Grenzen insgesamt verletzt
werden.
0,0
0,1
0,2
0,3
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Zeit in Minuten
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Abbildung 7: Zeitlicher Verlauf der Designvariablen nach der Minimierung der Produktwechselzeit.
Abbildung 8: Zeitlicher Verlauf der Zusammensetzung des Produktstroms nach der Minimierung der Produktwechselzeit.
Abbildung 9: Verletzung der Produktspezifikation; 0: Konzentration innerhalb der Spezifikation 1: Konzentration außerhalb der
Spezifikation; Alle: Summe über alle Komponenten.
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Wer
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R/D 1
QR 1 [MW]
R/D 2
QR 2 x 10 [MW]
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Mas
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Gre
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C16 C18 C20 Alle
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Wie man in Abbildung 9 erkennt wird die Produktspezifikation bei der Umstellung auf die optimalen
Betriebsparameter für 3 Minuten nicht erreicht. Die Konzentration der C18-Fettsäure unterschreitet
in diesem Zeitraum die Untergrenze von 4%. Um solche Effekte zu vermeiden kann beispielsweise
das Optimierungsproblem anders formuliert werden. Ob solche kurzzeitigen Grenzverletzungen
relevant sind und berücksichtigt werden müssen, muss von Fall zu Fall entschieden werden.
Auch handelt es sich bei dem gefundenen Szenario der minimalen Produktwechselzeit nicht um ein
globales Optimum. Die Berechnung der Gradienten der Zielfunktion (= Produktwechselzeit) bezüglich
der Designvariablen erfolgt numerisch mit einem Differenzenquotienten. Die Wahl der Schrittweite
bei der Bildung des Differenzenquotienten hat daher einen deutlichen Einfluss auf das mit dem SQP
Verfahren gefundene lokale Minimum. Häufig ist es jedoch nicht entscheidend das mathematisch
korrekte Minimum der Zielfunktion zu finden. Für den Betrieb zahlt sich die Optimierungsrechnung
bereits aus, wenn die Produktwechselzeit reduziert wird.
Globales Optimum und Process Simulation Cup
Führt man die Optimierung mit zusätzlichen Punkten der Designvariablen durch, so kann die
Produktwechselzeit weiter reduziert werden, das Optimierungsproblem wird aber komplexer. Mit
dem OTS Modus (Operator Training System) kann auch ganz auf Rampen verzichtet werden und
stattdessen können die Regelventile für den Rücklauf (R/D 1 und R/D 2) und die Dampfzufuhr (QR 1
und QR 2) zeitlich frei verstellt werden.
Wie weit lässt sich die Produktwechselzeit noch reduzieren und wie groß ist das Potential, wenn mehr
als ein Sprung der Designvariablen erlaubt wird? Diese Fragen werden im Process Simulation Cup
2015 beantwortet. Ziel ist es für den gegebenen Prozess das globale Minimum der
Produktwechselzeit zu finden. Unter http://www.process-simulation-cup.com/ können Studierende
ihre Lösungsvorschläge für die Sprünge der Designvariablen einreichen und erhalten unmittelbar die
mit diesen berechnete Produktwechselzeit.
Erfolgreiche Umsetzung in der Praxis
Die Produktwechselzeit und das Potential zu ihrer Reduzierung sind für jede Anlage und jedes
Rohstoff-Produkt-Szenario unterschiedlich. Außerdem muss abgewogen werden, wie detailliert das
dynamische Prozessmodell sein muss, beispielsweise in Bezug auf geometrische Daten. Zudem
sollten die Simulationsergebnisse realen Anlagendaten gegenübergestellt werden und dadurch das
Prozessmodell validiert werden. In der Praxis werden die durch dynamische Optimierung ermittelten
Zeitskalen in der Regel nicht einfach übertragen. Vielmehr werden durch CC- DYNAMICS
Umschaltkriterien, wie beispielsweise die Temperaturwerte bestimmter Böden zur Umsetzung
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herangezogen. Basierend auf diesen neuen Umschaltkriterien werden optimale Fahrschemata für die
Anlagenfahrer erstellt.
Für die beschriebene Umsetzung bietet die Infraserv GmbH & Co. Knapsack KG in Zusammenarbeit
mit Chemstations entsprechende Dienstleistungen an. So wurden beispielsweise für einen Kunden
aus der Oleochemie die Produktwechselzeiten für 12 Rohstoff-Produkt-Szenarien minimiert und über
die zusätzlich gewonnene Produktionszeit noch der Rohstoff- und Energieeinsatz reduziert.
Fazit
CHEMCAD bringt in einem Paket alle benötigten Werkzeuge für die stationäre und für die dynamische
Simulation und Optimierung von Prozessen mit. Durch die vollständige Integration der Tools zur
Prozessoptimierung (Process Optimizer), zur Apparatedimensionierung (Sizing Tool) und zur
dynamischen Simulation (CC-DYNAMICS) können schnell und einfach Szenarien durchgerechnet und
Verbesserungsvorschläge erarbeitet werden. Anlagenbesitzer und Betreiber können in allen Phasen
Unterstützung und Beratung bei Infraserv GmbH & Co. Knapsack KG einholen, die bereits zahlreichen
Kunden geholfen haben die Betriebskosten in der Produktion deutlich zu reduzieren.
Interessieren Sie sich für weitere Veröffentlichungen, Tutorials, Seminare oder andere Lösungen mit CHEMCAD? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf: Mail: [email protected] Tel. : +49 (0)30 20 200 600 www.chemstations.eu Autoren:
Jan Schöneberger
Moritz Wendt