christus gab euch ein beispiel, ihm folget nach. nachfolge · pdf fileprintec offset , kassel...

24
Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. 1. Petrus 2, 21 Heft II 04-06 | 2014 Nachfolge

Upload: lekhanh

Post on 05-Feb-2018

215 views

Category:

Documents


1 download

TRANSCRIPT

Page 1: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. 1. Petrus 2, 21

Heft II 04-06| 2014

Nachfolge

Page 2: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

www.wcg.org/de

IMPRESSUM

2 04-06.2014 | NACHFOLGE

Herausgeber: Stiftung WKG in Deutschland / Grace CommunionInternational, Postanschrift: Postfach 1129 · D-53001 BonnE-Mail: [email protected]: www.wcg.org/de (deutsch) · www.wcg.org (englisch)Chefredakteur: Santiago LangeRedakteurin: Petra MetzerAutoren dieser Ausgabe: Cathy Deddo, Gary Deddo, Gordon Green, Eben D. Jacobs, Ted Johnston, Tim Maguire, Johannes Maree, Dr. Joseph TkachSatz/Layout: satzstudio pohl, Bonn | www.pohl-satz.deDruck und Versand:PRINTEC OFFSET <medienhaus>, Kassel www.printec-offset.deErscheinungsweise: quartalsweiseRussische und bulgarische Ausgabe: www.wcg.org/de/bulgaria

Mission/Zweck: Die Stiftung WKG ist eine christliche Frei kir che mit der-zeit ca. 42.000 Mitgliedern in ungefähr 90 Ländern der Erde. Als Teil desLeibes Christi hat sie den Auftrag, aller Welt das Evan ge lium zu verkündenund den Kirchenmitgliedern zu helfen, geist lich zu wachsen (Mt 28,18-20).Unser Auftrag ist in unserem Motto Die gute Nachricht leben und weiterge-ben zusammengefasst. Das Evangelium ist die gute Nach richt, dass Gott dieWelt durch Jesus Christus mit sich versöhnt und allen Menschen Ver gebungder Sünden und ewiges Leben anbietet. Der Tod und die Auf er ste hung Jesumotivieren uns, nun für ihn zu leben, ihm unser Leben anzuvertrauen und ihmnachzufolgen (2. Kor 5,15). Unsere Zeit schrift Nachfol ge möch te den Lesernhelfen, als Jünger Jesu zu leben, von Jesus zu lernen, seinem Beispiel zu fol-gen und in der Gnade und Erkenntnis Christi zu wachsen (2. Pt 3,18). Wirmöchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen, vonfalschen Werten geprägten Welt geben. Die Au to ren von Nach fol ge sind umein ausgewogenes Bibel ver ständnis bemüht.Die WKG ist Vollmitglied bei der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen inBonn.Falls Interesse am Nachdruck von Artikeln aus Nachfolge besteht, so wen-den Sie sich bitte an die Redaktion – in den meisten Fällen ist der Nachdruckunter der Angabe der Quelle und des Autors sowie Zustellung von einemBelegexemplar möglich.

Literaturnachweise: Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Bi bel zi - tate aus der revidierten Fassung 1984 nach der Übersetzung Martin Luthers.

Jesu letzte Worte stammt aus der April-Mai Ausgabe 2012 von ChristianOdyssey und wurde mit freundlicher Genehmigung der Redaktion veröffent-licht. Allversöhnung, Die größte Liebeserklärung aller Zeiten, Sehenum zu glauben?, Jesus lebt!, Einfach wunderbar stammen aus derAusgabe 5 Nr. 2 von 2013 Face2Face und wurden mit freundlicher Ge neh mi -gung der Redaktion veröffentlicht. Zu viel Gnade? – Teil 2, Vergeben,Psalm 7: Gebet um Errettung wurden mit freundlicher Genehmigung derAutorin / des Autors veröffentlicht.

Bildnachweise:6-8: fotolia1-5, 9-24: Petra Metzer

SpendenkontenFür Deutschland: Weltweite Kirche Gottes, Postfach 1129, D-53001 BonnPostbank Köln (BLZ: 370 100 50), Konto: 219000509IBAN: DE54 3701 0050 0219 0005 09, BIC: PBNKDEFFFür Österreich: Weltweite Kirche Gottes,Postsparkasse Wien (BLZ: 60.000), Konto: 1.614.880IBAN: AT34 6000 0000 0161 4880, BIC: OPSKATWWFür die Schweiz: Weltweite Kirche Gottes, Postfach 8215, CH-8036Zürich: Postfinance Zürich, Konto: 23-58243-7 · www.wkg-ch.org

© 2014 Stiftung WKG in Deutschland / Grace Communion International

2 | Impressum

3 | Allversöhnung

3 | Editorial

5 | Die größte Liebes erklärung aller Zeiten

6 | Jesu letzte Worte

8 | Sehen um zu glauben?

10 | Jesus lebt!

12 | Zu viel Gnade? – Teil 2

15 | Einfach Wunderbar

17 | Vergeben

21 | Psalm 7: Gebet um Errettung

5 10 13 17

Jahrgang 17 |Heft-Nummer II

NachfolgeNachfolge

Page 3: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

M

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 04-06.2014 3

FREIWILLIGE ENTSCHEIDUNG

Manche Menschen behaupten, dassdie Theologie der Dreieinigkeit einenUniversalismus lehre, d.h. die An nah -me, dass jeder Mensch errettet wer-den wird. Denn es ist ganz gleich, ober gut oder böse, reumütig oder nichtist oder ob er Jesus angenommen oderverneint hat. So gebe es auch keineHölle.Mir stellen sich zwei Schwierigkeitenbei dieser Behauptung, welche einTrugschluss ist. Zum einen erfordertder Glaube an die Dreieinigkeit nicht,dass man an die Allversöhnung glaubt.Der berühmte Schweizer Theologe KarlBarth lehrte nicht den Universalismusund ebenso wenig die Theologen Tho -mas F. Torrance und James B. Tor ran ce.In der Weltweiten Kirche Gottes lehrenwir die Theologie der Dreieinigkeit,aber nicht die Allversöhnung. Auf unserer amerikanischen Internet -seite steht dazu folgendes: Allversöhnung ist die falsche An nah -me, die behauptet, dass am Ende derWelt alle Seelen menschlicher, engel-hafter und dämonischer Natur durchdie Gnade Gottes errettet werden.Manche Universalisten gehen sogarsoweit, dass sie der Meinung sind,dass Reue gegenüber Gott und derGlaube an Jesus Christus nicht not-wendig seien. Universalisten verneinendie Doktrin der Dreieinigkeit und vieleMenschen, die an die Allversöhnungglauben, sind Unitarier.

Keine erzwungene BeziehungIm Gegensatz zur Allversöhnung lehrtdie Bibel, dass man nur durch JesusChristus errettet werden kann (Apg 4,12). Durch ihn, der von Gott für unsauserwählt ist, ist die ganze Mensch -

Die Bibel verwischt den Unterschied zwischen Gläubigen und Ungläubigen nicht

Dr. Joseph Tkach

Allver-söhnung

EDITORIALLiebe Leserin, lieber Leser,die frühlingshaften Temperaturen mit denvielen Sonnenstunden locken viele raus.So wie die ersten Blumen aufblühen, sogeht auch oft das Herz voller Freude auf.Vor ein paar Tagen war ich bei einemLobpreisabend, wo mit wunderschönenLiedern Jesus angebetet wurde. BeimSingen der Lieder spürte ich, wie vieles,was mich bewegt und mir Kopfzerbrechenbereitet, immer unbedeutender und klei-ner wurde. Mir war wieder ganz klar vorAugen, was für ein unglaublich großerGott es ist, den ich kenne. Mit einemHerzen überlaufend vor Freude ging ichnach Hause. Mit dieser Ausgabe wollen wir den Blickhin zu Jesus richten und erinnern uns anden größten Tag der Liebe. Welche be -sondere Botschaft lag in seinen letztenWorten? Welche Bibelstelle fast dasganze Leben Jesu zusammen? Was hatdie Geschichte Jesu mit meiner Ge schich -te zu tun? Kann es sein, dass seine Ge -schich te auch meine ist? Wie lebe ich indem Vertrauen darauf? Da wir von einigen Lesern darauf auf merk -sam gemacht wurden, dass die Schriftschwierig zu lesen sei, haben wir sie nunetwas vergrößert. Bitte lassen Sie unswissen, wie es Ihnen mit dieser Schriftgeht. Aus Platzgründen werden wir denfortführenden Artikel aus der Reihe derSprüche erst in der Ausgabe 3 / 2014abdrucken können.Ein herzliches Dankeschön an jeden, deruns mit Gebeten und auch finanziell un -terstützt. Für die Passions- und Osterzeit und dar-über hinaus wünschen wir Ihnen, dassSie in der Gegenwart unseres Herrn mitFreude erfüllt werden und in seinem Lichtauf Ihr Leben schauen können.

Ihre Petra Metzer

heit auserwählt. Doch das bedeutetletztlich nicht, dass alle Menschen die-ses Geschenk Gottes annehmen wer-den. Gott sehnt sich danach, dass alleMenschen reumütig sind. Er hat dieMenschen geschaffen und sie für einelebendige Beziehung mit ihm durchChristus erlöst. Eine echte Beziehungkann niemals erzwungen werden!Wir glauben, dass Gott durch Christuseine gütige und gerechte Versorgungfür alle Menschen, sogar für diejeni-gen, die bis zu ihrem Tod nicht an dieGute Nachricht geglaubt haben, ge -schaffen hat. Trotzdem sind diejenigen,die Gott aufgrund ihrer eigenen Wahlablehnen, nicht errettet.Achtsame Leser der Bibel erkennenbeim Bibelstudium, dass wir nicht dieMöglichkeit ausschließen können, dassjeder Mensch am Ende reumütig seinwird und deshalb Gottes Geschenk derErlösung erhalten könnte. Allerdingssind die Bibeltexte darin nicht schlüs-sig und aus diesem Grund sind wirüber dieses Thema nicht dogmatisch.Die andere Schwierigkeit, die sichstellt ist folgende: Warum sollte dieMöglichkeit, dass alle Menschen ge -rettet werden, eine ablehnende Hal -tung und den Vorwurf der Irrlehre her-vorrufen?Das Glaubensbekenntnis der frühenGemeinde war bezüglich des Glaubensan die Hölle nicht dogmatisch. Die bib-lischen Metaphern sprechen von Flam -men, äußerster Dunkelheit, Heulen undZähneklappern. Sie stellen den Zu standdar, der eintritt, wenn ein Mensch fürimmer verloren ist und in einer Weltlebt, in der er sich von seinem Umfeldabgrenzt, sich den Sehnsüchten seineseigenen egoistischen Herzens hingibt

Page 4: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

4 04-06.2014 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

FREIWILLIGE ENTSCHEIDUNG

und bewusst die Quelle aller Liebe,Güte und Wahrheit ablehnt. Nimmt man diese Metaphern wörtlich,so sind sie furchterregend. Allerdingssollen Metaphern nicht wörtlich ge -nommen werden, sie sind lediglichdafür gedacht, verschiedene Aspekteeines Themas darzustellen. Durch siekönnen wir jedoch erkennen, dass dieHölle, ob sie existiert oder nicht, keinOrt ist, an dem man sich gern aufhal-ten möchte. Den leidenschaftlichenWunsch zu hegen, dass alle Menschenoder die Menschheit errettet werdenoder wird und niemand die Qualen derHölle erleiden muss, macht einen Men -schen nicht automatisch zum Ketzer.Welcher Christ würde nicht wollen,dass jeder Mensch, der jemals gelebthat, umkehrt und die vergebende Ver -söh nung mit Gott erfährt?

Von Innen verschlossen? Trotzdem garantiert die Bibel nicht,dass alle Menschen die Liebe Gottesakzeptieren werden. Sie warnt sogardavor, dass es sehr wohl möglich ist,dass manche Menschen Gottes An ge -bot der Vergebung und die damit ver-bundene Erlösung und Annahme ver-neinen. Allerdings ist es schwierig zuglauben, dass jemand eine solche Ent -scheidung treffen würde. Und es istnoch unvorstellbarer, dass jemand dasAngebot einer liebevollen Beziehungmit Gott ausschlagen würde. C. S. Le -wis beschrieb in seinem Buch Die Gro -ße Scheidung: Oder Zwischen Himmelund Hölle: „Ich glaube bewusst daran,dass die Verdammten auf eine be stimm -te Art bis zum Ende erfolgreiche Re bel -len sind; dass die Türen der Hölle vonInnen verschlossen sind.“Universalismus sollte nicht mit demuniversellen oder kosmischen Ausmaßder Wirksamkeit dessen, was Christusfür uns getan hat, missverstanden wer-den. Durch Jesus Christus, dem von GottAuserwählten, ist die gesamte Mensch -heit auserwählt. Dies bedeutet zwar NICHT, dass wir si -cher sagen können, dass alle Men schenletztlich dieses Geschenk Gottes an neh -men werden, aber wir können auf je -den Fall darauf hoffen. Der Apostel Pe -trus schreibt hierzu: „Der Herr verzö-gert nicht die Verheißung, wie es eini-ge für eine Verzögerung halten; son-dern er hat Geduld mit euch und willnicht, dass jemand verloren werde,son dern dass jedermann zur Buße fin -de“ (2. Petr 3, 9). Gott hat alles für ihnmögliche getan, um uns von den Qua -len der Hölle zu befreien.Doch am Ende wird Gott nicht die be -wusst getroffene Entscheidung dererverletzen, die seine Liebe wissentlichablehnen und sich von ihm abkehren.Denn um sich über deren Gedanken,Willen und Herzen hinweg zu setzen,müsste er ihre Menschlichkeit rück-gängig machen und sie nicht geschaf-fen haben. Würde er dies tun, dann

und wir sollten es auch nicht tun

würde es keine Menschen geben, diedas kostbarste Gnadengeschenk Got -tes – ein Leben in Jesus Christus – an -nehmen könnten. Gott hat die Mensch -heit geschaffen und sie dafür errettet,dass sie eine wahrhaftige Beziehungzu ihm eingehen können und diese Be -ziehung kann nicht erzwungen werden.

Nicht alle sind mit Christus vereintDie Bibel verwischt den Unterschiedzwischen einem Gläubigen und einemUngläubigen nicht und wir sollten esauch nicht tun. Wenn wir sagen, dassallen Menschen vergeben wurde, siedurch Christus errettet wurden und mitGott versöhnt sind, bedeutet dies, dasswährend wir alle zu Christus gehören,stehen noch nicht alle in einer Be zie -hung mit ihm. Während Gott alle Men -schen mit sich versöhnt hat, habennoch nicht alle Menschen diese Ver -söh nung angenommen. Deshalb sagteder Apostel Paulus „Denn Gott war inChristus und versöhnte die Welt mitsich selber und rechnete ihnen ihreSün den nicht zu und hat unter uns auf-gerichtet das Wort von der Ver söh nung.So sind wir nun Botschafter an Christistatt, denn Gott ermahnt durch uns; sobitten wir nun an Christi statt: Lassteuch versöhnen mit Gott!” (2. Kor 5,19-20). Aus diesem Grund verurteilenwir Menschen nicht, sondern teilenihnen mit, dass die Versöhnung mitGott durch Christus vollendet wurdeund als Angebot für jeden bereit steht.Unser Anliegen sollte ein lebendigesZeugnis sein, indem wir die biblischenWahrheiten über den Charakter Gottes– das sind seine Gedanken und seinMitgefühl für uns Menschen – in unse-rem Umfeld weitergeben. Wir lehrendie allversöhnende Botschaft Christiund hoffen auf eine Versöhnung mitallen Menschen. Die Bibel berichtetuns davon, wie Gott sich selbst danachsehnt, dass alle Menschen reuig zuihm kommen und seine Vergebungannehmen – eine Sehnsucht, die auchwir verspüren. �

Der Gedanke, dass die ganze Mensch -heit durch den Heiligen Geist verändertwird und zusammen im Himmel seinwird, ist ein wünschenswerter. Undgenau das wünscht sich Gott! Er möch-te, dass alle Menschen zu ihm umkeh-ren und nicht die Konsequenzen, dieein Verwerfen seines Liebesangebotesinnehaben, erleiden müssen. Gott sehntsich danach, weil er die Welt und al les,was darinnen ist, liebt: „Denn also hatGott die Welt geliebt, dass er seineneingeborenen Sohn gab, damit alle, diean ihn glauben, nicht verloren werden,sondern das ewige Leben haben” (Joh 3,16). Gott fordert uns dazu auf, unsereFeinde so zu lieben, wie Jesus seinenWidersacher beim letzten Mahl (Joh 13,1. 26) und am Kreuz (Lk 23, 34) ge dientund geliebt hat.

Page 5: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

A

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 04-06.2014 5

DER TAG

Am 14. Februar jeden Jahres erklärensich Liebende überall auf der Erde ihreunsterbliche Liebe füreinander.Ob wohl der heidnische Ursprung die-ses Tages weniger als ehrwürdig ist,nutzen viele Menschen diesen Tag, umjemandem ihre Zuneigung auszudrücken.Die etwas romantischeren unter unsschreiben Gedichte und spielen dem /der Liebsten ein Lied; unzählige herz-förmige Süßigkeiten werden an diesemTag verschenkt.Haben Sie jemals versucht, einen Tischin einem Restaurant am Valentinstagzu reservieren? Ich habe erfahren, dasses schlichtweg unmöglich ist. Im Zugedieser Erfahrung habe ich außerdemgelernt, dass ein bedeutender Aus druckvon Liebe auch bedeutend, viel Pla nungverlangt und uns etwas kostet.Mit diesen Gedanken im Kopf, begannich über Gott und seine Liebe für unsnachzudenken.Im 1. Joh 4, 8 ff. steht, dass Gott selbstdie Liebe ist. Sie ist nicht eine Eigen -schaft von ihm, sondern sein Wesen.„Darin ist erschienen die Liebe Gottesunter uns, dass Gott seinen eingebore-nen Sohn gesandt hat in die Welt, da -mit wir durch ihn leben sollen. Darinbesteht die Liebe: nicht dass wir Gottgeliebt haben, sondern dass er uns ge -liebt hat und gesandt seinen Sohn zurVersöhnung für unsre Sünden“.Oft liest man über diese Worte schnellhinweg und hält nicht inne oder denktdarüber nach, dass sich Gottes Liebe inder Kreuzigung seines eigenen Sohnesgeäußert hat. Er selbst beschloss, seinLeben für die Schöpfung Gottes nieder-zulegen. Schon bevor die Welt erschaf-fen wur de, entschied sich Gott dazu,

uns durch den Tod seines eigenenSohnes zu er retten. (Eph 1, 4)Derjenige, der die kosmischen Ga la xienund die makellosen Feinheiten einerOrchidee schuf, würde willentlich sei -ne Größe, Ruhm und Macht ablegenund mit uns Menschen (als einer vonuns) auf der Erde sein. Es ist fast un -möglich für uns, dies zu begreifen.Er fror wie wir in den kalten Win ter -näch ten und hielt erdrückende Hitze imSommer aus. Die Tränen, die seine Wan -gen hinunterliefen, als er das Leid umihn herum erblickte, waren so echt wieunsere. Diese nasse Spuren auf demGe sicht sind möglicherweise das ein-drücklichste Zeichen seiner Mensch -lichkeit.

Warum für einen solch hohen Preis?Um allem noch einen drauf zu setzen,ließ er sich sogar freiwillig kreuzigen.Er entschloss sich, für die Menschheitzu sterben. Aber warum musste es dieabscheulichste Art der Hinrichtung sein,die jemals von Menschen erfundenwurde? Er wurde von ausgebildetenSoldaten geschlagen, die ihn, bevor sieihn ans Kreuz nagelten, verhöhnt undverspottet haben. War es wirklich not-wendig, eine Krone aus Dornen aufseinen Kopf zu drücken? Warum habensie ihn bespuckt? Warum diese Er nie -drigung? Können Sie sich die Schmer -zen vorstellen, als große stumpfe Nä -gel in seinen Körper geschlagen wur-den? Oder als er schwächer wurde unddie Schmerzen nicht mehr auszuhaltenwaren? Die erdrückende Panik, als erkeine Luft mehr holen konnte – un-vorstellbar. Der in Essig getränkteSchwamm, den er noch kurz vor sei-

nem Tod erhielt – warum war er Teilim Sterbeprozess des geliebten Soh -nes? Dann passiert das Unfassbare:der Vater, der mit dem Sohn in einerperfekten ewigen Beziehung stand,wendete sich von ihm ab, als er unsereSünde auf sich nahm.Was für ein Preis, um uns seine Liebezu beweisen und unsere, durch Sündezerbrochene Beziehung zu Gott, wieder-herzustellen. Bei jeder schrecklichenErfahrung, die ihm in der Passion wi der -fahren ist, stelle ich mir vor, wie er unsleise zuflüstert: „Ich liebe dich. All dastue ich nur für dich, sei du mein ...“Vor etwa 2000 Jahren erhielten wirauf einem Hügel von Golgatha dasgrößte Liebesgeschenk, das es gibt.Jesus hat an uns Menschen gedacht,als er starb und es war diese Liebe,die ihm dabei half, alle Ab scheu lich -kei ten auszuhalten.Das nächste Mal, wenn Sie sich nichtgeliebt fühlen oder am Valentinstagallein sind, dann erinnern Sie sich da -ran, dass Gottes Liebe für Sie keineGrenzen hat. Er hat die Gräuel jenesTages ausgehalten, damit er mit Ihnendie Ewigkeit verbringen kann.„Denn ich bin gewiss, dass weder Todnoch Leben, weder Engel noch Mächtenoch Gewalten, weder Gegenwärtigesnoch Zukünftiges, weder Hohes nochTiefes noch eine andere Kreatur unsscheiden kann von der Liebe Gottes,die in Christus Jesus ist, unsermHerrn” (Röm 8, 38-39).Obwohl der Valentinstag ein beliebterTag ist, um jemandem seine Liebe kundzu tun, bin ich mir sicher, dass dergröß te Tag der Liebe der ist, an demunser Herr für uns gestorben ist. �

Liebe ist nicht eine Eigenschaft Gottes, sondern sein Wesen

Die größte Liebes -erklärung aller Zeiten

Tim Maguire

Page 6: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

J

6 04-06.2014 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

BESONDERE BOTSCHAFT

Jesus Christus verbrachte die letztenStunden seines Lebens festgenageltan einem Kreuz. Verspottet und abge-lehnt von eben jener Welt, die er erret-ten wird. Der einzige makellose Mensch,der jemals lebte, nahm die Folgen un -serer Schuld auf sich und bezahlte siemit dem eigenen Leben. Die Bibel be -zeugt, dass Jesus in jenen Frühlings -stunden auf einem Hügel in Jerusaleman einem Kreuz hängend noch einigebedeutsame Worte sprach. Kein einzi-ger Schreiber der Evangelien notiertealle seine Worte. Matthäus und Mar -kus beschreiben jeweils eines, Lukasund Johannes jeweils drei. Diese letz-ten Worte Jesu sind eine ganz beson-dere Botschaft unseres Retters, die eraussprach, als er die größten Schmer -zen seines Lebens erlitt. Sie offenba-ren uns seine tiefsten Gefühle in jenenMomenten als er sein eigenes Lebenfür unseres gab.

Vater, vergib ihnenNur Lukas berichtet von den Worten,die Jesus sprach, kurz nachdem er ansKreuz genagelt worden war: „Jesusaber sprach: Vater, vergib ihnen; dennsie wissen nicht, was sie tun! Und sieverteilten seine Kleider und warfendas Los darum“ (Lk 23, 34).Um ihn herum standen Soldaten, dieum seine Kleidung losten, das gemeineVolk, das von den religiösen Obrig kei tenaufgescheucht wurde, und Schau lus ti ge,die sich dieses grausame Spek takelnicht entgehen lassen wollten. Die jü -dischen Ältesten sagten spöttisch, dasssie an ihn glauben würden, wenn er sichselbst retten könne (Mt 27, 42-43).Links und rechts von ihm hingen zweiVerbrecher, die mit ihm zum Tod amKreuz verurteilt worden waren.Aber nicht jeder, der der KreuzigungJesu beiwohnte, war ihm feindselig

gestimmt. Einige seiner Jünger und einpaar Frauen, die ihn während seinerReisen begleitet hatten, verbrachtendiese letzten Stunden mit ihm. Unterihnen war auch Maria, seine Mutter,die nun um den Sohn bangte, den Gottihr auf wundersame Art und Weise ge -schenkt hatte.Jesus wurde betrogen, festgenommen,ausgepeitscht und verurteilt, obwohl erabsolut unschuldig gegenüber Gott undden Menschen war. Jetzt, am Kreuzhängend, sprach Jesus die Dinge aus,die ihm trotz des körperlichen Schmer -zes und der Ablehnung, die er von denMenschen erfuhr, auf dem Herzen la -gen. Doch anstatt von seiner eigenenLage eingenommen zu sein, bat Jesusbei Gott für die Menschen um Ver ge -bung, die ihm Schmerz und Leid zufügenwollten, und auch für jene, die sich aufden Weg der Sünde und Verfehlung be -geben hatten.

Heute wirst du mit mir im Paradies seinDie nächste Äußerung Jesu diente da -zu einem Gefangenen, der mit ihm ge -kreuzigt wurde, Zuspruch zu geben. Diebeiden Gefangenen, die wahrschein-lich Diebe oder Mörder waren, be -schimpf ten Jesus aufs Äußerste (Mk15, 32). Lukas schreibt dazu: „Abereiner der Übeltäter, die am Kreuz hin-gen, lästerte ihn und sprach: Bist dunicht der Christus? Hilf dir selbst unduns!“ (Lk 23, 39). Dieser Mann wollteletztlich nur einen Ausweg aus seinemeigenen Schmerz und die Kluft zwischenihm und Jesus blieb deshalb bestehen,weil dieser ungläubige Kriminelle sei-nen Erlöser nicht kennenlernen undseine Sünden nicht offen bekennen undbereuen wollte.In dem anderen Verbrecher verändertesich jedoch etwas und er fand, wäh-

rend er am Kreuz hing, zum Glauben.Dieser Mann war genauso mit Schuldbeladen wie der andere Verbrecherund er gab sogar zu, dass er die To des -strafe verdient hatte (Lk 23, 40-41).Auch er hatte Jesus zuvor noch ver-höhnt, doch nun wies er den anderenVerbrecher zurecht.Uns wird von keiner weiteren Un ter -hal tung zwischen diesem reuigen Ver -brecher und Jesus berichtet. Mög li -cher weise hatten ihn das beispielhafteLeiden von Jesus und sein Gebet, daser vernahm, so sehr bewegt, dass erfolgende Worte aussprach: „Jesus, ge -denke an mich, wenn du in dein Reichkommst!“ (Lk 23, 42). Jesus versprachihm darauf hin: „Wahrlich, ich sage dir:Heute wirst du mit mir im Paradiessein“ (Lk 23, 43).Alle, die ihr Leben an Jesus übergeben,erhalten nicht nur die Stärke, sich dengegenwärtigen Herausforderungen zustellen, sondern eine ewige Hoffnungfür die Zukunft. Eine Zukunft, die überden Tod hinausgeht: ein ewiges Lebenim Königreich Gottes. Genau das istes, was diejenigen erwartet, die Jesusals ihren König und Erlöser annehmen.

Während Menschen Jesus Schmerzen und Leid zufügten,

Jesu letzte Worte

Page 7: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 04-06.2014 7

BESONDERE BOTSCHAFT

Frau siehe, das ist dein Sohn! Jesus zeigte selbst in seinen Schmer -zensstunden Ehrgefühle und Sorge fürseine Mutter. Als es so schien, als obihm niemand helfen könnte, stellt erdie Versorgung seiner Mutter sicherund bat seinen vertrauten Freund Jo -hannes um Unterstützung.„Als nun Jesus seine Mutter sah undbei ihr den Jünger, den er lieb hatte,spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe,das ist dein Sohn! Danach spricht er zudem Jünger: Siehe, das ist deine Mut -ter! Und von der Stunde an nahm sieder Jünger zu sich“ (Joh 19, 26-27).

Eli, Eli, lama asabtani? Als er die folgenden Worte ausrief,dachte Jesus zum ersten Mal an sichselbst: „Und um die neunte Stundeschrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani?Das heißt: Mein Gott, mein Gott, wa -rum hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46; Mk 15, 34).Viele waren davon überrascht, dassJe sus an der Gegenwart Gottes zwei-felte. Hatte Jesus vielleicht sogarAngst? Ließ sein Vater ihn dann, wenner ihn am meisten brauchte, einfach im

Stich? Jesus zitierte den ersten Teildes Psalms 22, der prophetisch auf dasLeiden und die Erschöpfung des Mes -sias hinweist.Manchmal vergessen wir, dass Jesusein ganzer Mensch war. Er war derfleischgewordene Gott, aber trotzdemauch wie wir körperlichen Em pfin dun -gen und Gefühlen ausgesetzt. Jesussprach diese Worte aus, nachdem be -reits drei Stunden Finsternis über dasLand geherrscht hatten (Mt 27, 45).Jesus hing allein an diesem Kreuz, alser unseren Platz einnahm und dieSchmer zen und Qualen, die die Sündehervorruft, fühlte.Dort am Kreuz hängend, in der Dunkel -heit und von Schmerzen geplagt, dieLast unserer Sünden tragend, erfüllteer die Prophetie von Jesaja: „Fürwahr,er trug unsre Krankheit und lud aufsich unsre Schmerzen. Wir aber hieltenihn für den, der geplagt und von Gottgeschlagen und gemartert wäre. Aberer ist um unsrer Missetat willen ver-wundet und um unsrer Sünde willenzerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm,auf dass wir Frieden hätten, und durchseine Wunden sind wir geheilt. Wirgingen alle in die Irre wie Schafe, einjeder sah auf seinen Weg. Aber derHERR warf unser aller Sünde auf ihn“(Jes 53, 4-6).Bald würde Christus das verdiente Ge -fühl des Sieges über Sünde und Todgenießen können. Seine letzten dreiAussprüche folgten sehr schnell auf -einander.

Mich dürstet Der Tod kam näher und der Momentdes letzten Opfers war nicht mehr weit.Jesus hielt Hitze, Schmerzen, Ab leh -nung und Einsamkeit aus und über-stand sie. Er hätte still leiden und ster-ben können, aber stattdessen fragte erganz unerwartet nach Hilfe. „Danach,als Jesus wusste, dass schon allesvollbracht war, spricht er, damit dieSchrift erfüllt würde: Mich dürstet“(Joh 19, 28).

Jesus fragte nach etwas zu trinken underhielt Essig. Damit erfüllte sich auchdie tausend Jahre alte Prophetie Da -vids (Ps 69, 22). „Und sogleich lief ei -ner von ihnen, nahm einen Schwammund füllte ihn mit Essig und steckte ihnauf ein Rohr und gab ihm zu trinken.“(Mt 27, 48). „Da lief einer und füllteeinen Schwamm mit Essig, steckte ihnauf ein Rohr, gab ihm zu trinken undsprach: Halt, lasst sehen, ob Elia kom -me und ihn herabnehme!“ (Mk 15, 36).

Es ist vollbracht! Jesus hat sein Werk auf Erden beendet.Seine sechste Äußerung war eine desSieges: „Als nun Jesus den Essig ge -nommen hatte, sprach er: Es ist voll-bracht!, und neigte das Haupt und ver-schied“ (Joh 19, 30). Die Demut Jesuäußert sich auch in diesen Worten. Ersagte nicht „Ich habe es vollbracht“oder beanspruchte Ansehen und An er -ken nung für sich. Er fragte nicht nachMitleid und glaubte auch nicht, es sei-nen Gegnern gezeigt zu haben. Bis zumEnde dachte Jesus nur an das, wozu erauf die Welt gekommen war, und ver-kündigte, hörbar für alle Um her ste hen -den, dass es vollbracht ist.

ist in Jesu Herz weiterhin unbeirrt Liebe

Spendenkonten der WKG

Für Deutschland: Weltweite KircheGottes, Postfach 1129, D-53001 BonnPostbank Köln (BLZ: 370 100 50), Konto: 219000509IBAN: DE54 3701 0050 0219 0005 09,BIC: PBNKDEFF

Für Österreich: Weltweite KircheGottes, Postsparkasse Wien (BLZ: 60.000), Konto: 1.614.880IBAN: AT34 6000 0000 0161 4880, BIC: OPSKATWW

Für die Schweiz: Weltweite KircheGottes, Postfach 8215, CH-8036 Zürich:Postfinance Zürich, Konto: 23-58243-7www.wkg-ch.org

Page 8: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

8 04-06.2014 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

KINDER GOTTES

Die letzten WorteMatthäus und Markus berichten unsvon einem letzten Schrei: „Aber Jesusschrie abermals laut und verschied“(Mt 27, 50; Mk 15, 37). Lukas hingegenüberlieferte uns die Worte, die mit die-sem Schrei einhergehen: „Und Jesusrief laut: Vater, ich befehle meinen Geistin deine Hände! Und als er das gesagthatte, verschied er“ (Lk 23, 46). Gott istdie Liebe und am Leben und Sterbenvon Jesus Christus wird diese Liebe fürjeden Menschen sichtbar. Er gab seineigenes Leben für uns, damit wir in ei -ner ewigen Beziehung mit dem Schöp -fer stehen dürfen. Er hielt seine letztePredigt beispielhaft in Wort und Tat. Inseinen letzten Äußerungen be stätigteer Gottes Größe und Herr lich keit.

Gottes Werk geht weiterDas beispielhafte Sterben und die letz-ten Worte Jesu brachten schon vor

sei nem Tod Früchte hervor, als der reu -ige Verbrecher ihn als Erlöser annahmund um Vergebung bat. An jenem Pas -sahfest vor etwa 2000 Jahren erfüllteJesus seinen Auftrag als Mensch aufder Erde, aber sein Werk wird durchseine Gemeinde, diejenigen, die ihmnachfolgen, weitergeführt. Heute pre-digen die Nachfolger Jesu die Bot -schaft der Errettung und bezeugen mitder Liebe zu ihrem Nächsten die LiebeJesu für die Menschheit. Sie erwartendie Wiederkunft von Christus als Königder Könige und Herrscher aller Herr -scher. Genau das ist die wunderbareNachricht, die Jesus Christus selbst andem Tag predigte, als er für jeden vonuns gestorben ist.

Die sieben Äußerungen von Jesus am KreuzJesus war Teil der Menschheit und istsogar ein Beispiel für sie. Er erlitt gro -

ße Schmerzen für uns und siegte überdie Sünde und den Tod, als er am Kreuzstarb. Sein Sieg, der sich in seinem Todund seiner Auferstehung zeigt, machtes uns möglich, mit Gott versöhnt zuwerden, und stellt die Gemeinschaft zuGott wieder her.Als Jesus am Kreuz hing, sprach ervon:� Vergebung (Lk 23, 32 und 34)� Hoffnung (Lk 23, 39-43)� Fürsorge (Joh 19, 25-27)� Einsamkeit (Mk 15, 33-34;

Mt 27, 45-46)� Leiden (Joh 19, 28-29)� Sieg (Joh 19, 30)� Vereinigung (Lk 23, 44-46) �

Anmerkung der Redaktion:Dieser Artikel erschien in ChristianOdyssey, Ausgabe April – Mai 2012,ohne Autorenname, da er in Ko ope ra -tion mehrerer Autoren entstand.

Er muss mit ihnen über viele Dinge gesprochen haben

NSehen um zu glauben?

Eben D. Jacobs

Nachdem Jesus vom Tod auferstand,zeigte er sich seinen Jüngern zu vielenverschiedenen Gelegenheiten über ei -nen Zeitraum von vierzig Tagen.Er muss mit ihnen über viele Dinge ge -sprochen haben, und über manche vonihnen hätten sie nicht Bescheid ge -wusst, wenn er nicht mit ihnen darübergesprochen hätte. Zum Beispiel, waser dem Hohepriester im Privaten ant-wortete, was er Pontius Pilatus sagte,was sie wiederum zu ihm sagten undihm antaten. Diese Geschehnisse sindfür uns im Detail in den Evangelienfestgehalten und ohne Zweifel erzählteJesus seinen Nachfolgern alles vondiesen Begegnungen.Etwas, worüber er mit ihnen ganz si -cher gesprochen hatte, war sein Tod

hatte, und spricht zu ihnen: Sie habenden Herrn weggenommen aus demGrab, und wir wissen nicht, wo sie ihnhingelegt haben. Da ging Petrus undder andere Jünger hinaus und sie ka -men zum Grab. Es liefen aber die zweimiteinander und der andere Jünger liefvoraus, schneller als Petrus, und kamzuerst zum Grab, schaut hinein undsieht die Leinentücher liegen; er gingaber nicht hinein. Da kam Simon Pe -trus ihm nach und ging in das Grabhinein und sieht die Leinentücher lie-gen, aber das Schweißtuch, das Jesusum das Haupt gebunden war, nicht beiden Leinentüchern liegen, sondern da -neben, zusammengewickelt an einembesonderen Ort. Da ging auch der an -dere Jünger hinein, der zuerst zum Grab

und seine Auferstehung. Trotzdemstan den die Jünger starrend da. Kurz vor der Kreuzigung erzählte erihnen, dass sie ihn für eine Weile nichtsehen werden und ihn dann wiederse-hen werden (Joh 16, 20). Obwohl erihnen deutlich sagte, was passierenwürde, konnten sie die Realität seinesTodes und seiner Auferstehung nichtverstehen. Körperliche Begegnungenwaren notwendig, damit die Wahrheitin Kopf und Herz ankam.

„Am ersten Tag der Woche kommtMaria von Magdala früh, als es nochfinster war, zum Grab und sieht, dassder Stein vom Grab weg war. Da läuftsie und kommt zu Simon Petrus und zudem andern Jünger, den Jesus lieb

Page 9: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 04-06.2014 9

KINDER GOTTES

gekommen war, und sah und glaubte.Denn sie verstanden die Schrift nochnicht, dass er von den Toten auferste-hen müsste. Da gingen die Jünger wie-der heim“ (Joh 20, 1-8).

Sie hatten es noch immer nicht verstandenAber glaubten sie auch daran, dassJesus auferstanden war? Es scheint,als ob dem nicht der Fall war, dennschließ lich steht geschrieben: „Dennsie verstanden die Schrift noch nicht,dass er von den Toten auferstehenmüsste.“ Sie glaubten also nur dann,als sie sahen, dass der Körper ver-schwunden war.Sogar Maria erging es so. Sie bliebsogar bei dem Grab, um ihren Verlustzu betrauern. Aber Jesus hatte großesMitgefühl, begegnete ihr spürbar undverwandelte ihre Trauer in Freude. AlsMaria versuchte, sich an ihm festzu-halten, musste er ihr sagen, dass ernoch immer einen Auftrag an diesemTag zu erledigen hätte. Er musste nochzum Vater auffahren. Als sich Jesus seinen Jüngern zeigte,war Thomas nicht dabei und als sieihm von ihrer Begegnung erzählten,antwortete er ihnen: „Wenn ich nichtin seinen Händen die Nägelmale seheund meinen Finger in die Nägelmalelege und meine Hand in seine Seitelege, kann ich's nicht glauben” (Joh 20,25). Und als Jesus ihm diese Mög lich -keit gab, glaubte auch er.Dann sagte Jesus: „Weil du michgesehen hast, Thomas, darum glaubstdu. Selig sind, die nicht sehen unddoch glauben!“ (Joh 20, 29).Lukas schreibt in Apg 1, 3: „Ihnen zeig-te er sich nach seinem Leiden durchviele Beweise als der Lebendige undließ sich sehen unter ihnen vierzigTage lang und redete mit ihnen vomReich Gottes.“Wie sieht es mit uns und der Zukunftaus?Als Jesus in einer Wolke zum Himmelauffuhr, standen Jünger dabei und

starrten gen Himmel. Die Diskussionender letzten vierzig Tage hatte nichtausgereicht, dass sie sich über dieHimmelfahrt freuen könnten. Sie hat-ten noch nicht verstanden, dass Jesuswiederkommen würde und die Ver spre -chen des Heiligen Geistes einlösenwürde und dass das Königreich Gottesauf Erden bereits schon jetzt durch ihnentstanden ist.Ich gehe davon aus, dass Jesus dieJünger noch ein letztes Mal darin ver-sichern wollte. Denn er schickte ihnenzwei Engel, die ihnen folgendes sagten:„Ihr Männer von Galiläa, was steht ihrda und seht zum Himmel? Dieser Je -sus, der von euch weg gen Himmelaufgenommen wurde, wird so wieder-kommen, wie ihr ihn habt gen Himmelfahren sehen“ (Apg 1, 11).Jesus stellte sicher, dass seine An hän -ger im Laufe der Jahre darin Freudefinden würden, Kinder Gottes zu sein,die von ihrer Schuld bereinigt wurdenund nun durch die Kraft des HeiligenGeistes die Möglichkeit haben, als Sie -ger mit Jesus zu leben.In Mt 24, 30 sagt Jesus deutlich: „Unddann wird erscheinen das Zeichen des

Menschensohns am Himmel. Und dannwerden wehklagen alle Geschlechterauf Erden und werden sehen den Men -schensohn kommen auf den Wolkendes Himmels mit großer Kraft und Herr -lichkeit.“ Er sprach danach in drei Pa ra -beln – vom treuen und bösen Knecht;von den klugen und törichten Jung frau -en; von den anvertrauten Zentnern –um anzudeuten, dass es eine Zeit desWartens geben wird, bevor er wieder-kommt.Während wir warten, leben wir imKönigreich Gottes, das in uns ist undtrotz dem beten wir dafür, dass seinReich kommt, wenn Gott alles wieder-herstellen wird und die Fülle seinerHerrlichkeit mit uns allen sein wird.Gott gibt uns seinen Heiligen Geist undden Glauben, an ihn zu glauben. ImGegensatz zu Thomas, der ihn zuerstsehen wollte, bevor er glaubte, segnetJesus diejenigen, die ihn nicht gese-hen haben und trotzdem glauben.Da rin liegt unsere Freude, dass wirglauben können, dass Jesus wieder-kehren wird und wir ihm in all seinerHerrlichkeit von Angesicht zu An ge-sicht begegnen werden. �

Als Sieger mit Jesus leben

Page 10: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

10 04-06.2014 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

JOH 14, 20

Ihr Leben ist so viel mehr als Sie sich vorstellen können

WWenn Sie nur ein einziges Lied hörenkönnten, welches würde es sein?Wenn Sie nur ein einziges Auto fahrenkönnten, welches würde es sein? Mög -licherweise haben Sie auch diese Wer -bung gesehen. Mit diesen Fragenkönn te man einigen Spaß haben: WennSie nur einen Film schauen könnten,welcher würde es sein?Ich persönlich finde es schwierig, zwi-schen „Der Club der toten Dichter“ und„Searching for Sugar Man“ (schwedisch-britischer Dokumentarfilm aus demJahr 2012) zu entscheiden. Der eine istlebensverändernd, der andere herzer-wärmend und beide sind provozierend.Was ist Ihre Meinung?Wie wäre es mit dieser Frage: WennSie nur eine Bibelstelle, die ihr gesam-tes Leben als Christ zusammenfasstwählen könnten, welche würde es sein?Joh 3, 16? Eine gute Wahl! Wenn Sienichts von der Bibel wissen, dann fan-gen Sie einfach mit dieser Stelle an.Wenn Sie bereits vieles über die Bibelwissen, dann kehren Sie dorthin zu -rück. Wie wäre es mit Mt 11, 27-30?Hier finden Sie wertvolle Schätze fürIhr ganzes Leben. Doch der Vers, der alles Wichtige aus-sagt, was es über die Bibel zu verste-hen gibt, steht in Joh 14, 20: „An je -nem Tage werdet ihr erkennen, dassich in meinem Vater bin und ihr in mirund ich in euch.“ In der Nacht vor seinem Tod, erzählteJesus nicht nur seinen Jüngern, dassihnen der Heilige Geist „an jenem Ta -ge“ gegeben würde, sondern er sprachsogar mehrfach davon, was durch sei-

nen Tod, seine Auferstehung und seineHimmelfahrt geschehen würde. Etwasso Unglaubliches, etwas so Er staun li -ches, etwas so Erschütterndes, dass eseinfach nicht möglich zu sein scheint.Um diesen Ausspruch von Jesus zu ver -stehen, unterteilen wir seine Worte indrei Phrasen und schauen sie uns ge -nauer an:

Dass ich in meinem Vater binJesus lebt durch den Heiligen Geist ineiner intimen, einzigartigen und ganzbesonderen Beziehung zu seinem Va -ter. In Joh 1, 18 können wir nachlesen,dass Jesus im Schoß des Vaters ist.Ein Gelehrter schreibt: „Im Schoße vonjemandem zu sein, bedeutet in der Um -armung von jemandem zu sein, von je -mandem als ein Objekt intimster Ver -sor gung und liebevollster Zuwendungangesehen zu werden“. Und Jesus istgenau dort: im Schoß seines himmli-schen Vaters.

Ihr in mir Drei kleine Worte. Drei atemberauben-de Worte! Wo ist Jesus? Soeben ha -ben wir erfahren, dass er in einer ech-ten und freudvollen Beziehung mit sei-nem himmlischen Vater lebt. Und nunsagt Jesus, dass wir in ihm sind. Ge -nauso wie der Weinstock in den Rebenist (Joh 15, 1-8). Verstehen Sie, wasich damit meine? Wir sind in der glei-chen Beziehung, die Jesus mit seinemVater hat. Wir schauen nicht von au ßenzu und versuchen herauszufinden, wieman Teil dieser besonderen Beziehungwird. Wir sind Teil von ihr.Worum geht es hier eigentlich? Wie istdas alles passiert? Lassen Sie uns einwenig zurückschauen.

Ostern erinnert uns jährlich an den Tod,die Grablegung und die Auferstehungvon Jesus. Aber dies ist nicht nur dieGeschichte von Jesus, sondern auchunsere! Es ist die Geschichte von je -dem einzelnen, weil Jesus unser Stell -vertreter und Ersatz war. Als er starb,starben wir alle mit ihm. Als er begra-ben wurde, wurden wir alle mit ihmbegraben. Als er auferstand zu einemneuen herrlichen Leben, standen wiralle zu diesem Leben auf (Röm 6, 3-14).Warum starb Jesus? „Denn auch Chris -tus hat EINMAL für die Sünden gelit-ten, der Gerechte für die Ungerechten,damit er euch zu Gott führte, und istgetötet nach dem Fleisch, aber leben-dig gemacht nach dem Geist” (1. Petr3, 18). Leider stellen sich viele Men -

Jesus lebt!Gordon Green

Page 11: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 04-06.2014 11

JOH 14, 20

Gegenwart der Vaters gebracht (Joh14, 3). Haben Sie bemerkt, dass hier

Jesus ist in Ihnen und Sie sind in ihm

schen Gott als einen einsamen altenMann vor, der irgendwo im Himmellebt und uns aus der Ferne betrachtet.Aber Jesus zeigt uns genau das Ge -gen teil. Wegen seiner großen Liebehat uns Jesus mit sich selbst vereintund uns durch den heiligen Geist in die

nicht erwähnt wird, dass wir irgendet-was tun oder leisten müssen, um inseine Gegenwart zu gelangen? Es gehtNICHT darum, Regeln und Vorschrifteneinzuhalten, um sicher zu gehen, dasswir gut genug sind. Das sind wir be -reits (Eph 2,6)! Diese besondere, ein-zigartige und vertraute Beziehung, dieJesus bis in alle Ewigkeit durch denHeiligen Geist mit dem Vater hat, wur -de für jeden Menschen zugänglich. Wirsind jetzt so eng mit Gott verbunden,wie wir es nur sein können und Jesushat diese intime Beziehung ermöglicht.

Ich in euchIhr Leben ist so viel mehr als Sie sichjemals vorstellen können! Nicht nur wirsind in Jesus, sondern er ist auch in uns.Er hat sich in uns ausgebreitet undwohnt in uns. Er ist in unserem alltäg-lichen Leben, in unseren Herzen, Ge -danken und Beziehungen gegenwärtig.Er nimmt in uns Gestalt an (Gal 4, 19).Wenn Sie schwierige Zeiten durchma-chen, so macht Jesus sie in Ihnen undmit Ihnen durch. Er ist die Stärke inIhnen, wenn Ärger auf Sie zukommt. Erist in der Einzigartigkeit, der Schwächeund Zerbrechlichkeit von jedem von unsund freut sich daran, dass sich seineStärke, Freude, Geduld, Vergebung inuns ausdrückt und sie sich durch unsanderen Menschen zeigt. Paulus sagte

hierzu: „Denn Christus ist mein Lebenund Sterben ist mein Gewinn” (Phil 1,21). Diese Wahrheit gilt auch für Sie:Er ist Ihr Leben und deshalb lohnt essich, sich selbst für ihn aufzugeben.Vertrauen Sie darauf, dass er der ist,der er in Ihnen ist.

Jesus ist in Ihnen und Sie sind in ihm!Sie sind IN dieser Atmosphäre und dortfinden Sie Licht, Leben und Nahrung,die Sie stärkt. Diese Atmosphäre istauch in Ihnen, ohne sie könnten Sienicht existieren und würden sterben.Wir sind in Jesus und er ist in uns. Erist unsere Atmosphäre, unser ganzesLeben.Die Worte von Jesus in Joh 14, 20sind erstaunlich. Es sind nur wenigeWorte, um das gesamte christlicheLeben zusammenzufassen. Sie sindaußerdem eine Beschreibung unsererVerbindung mit Jesus und eine Zu sam -menfassung dessen, was Jesus durchseine Auferstehung für uns erschaffenhat. Dieser Vers könnte wirklich derwichtigste aller Verse sein!Wenn Sie nur eine Bibelstelle, die ihrgesamtes Leben als Christ zusammen-fasst wählen könnten, welche würdees sein?Könnte es möglicherweise Joh 14, 20sein? Was denken Sie? �

Spenden

Die Arbeit unserer Kirche wird hauptsächlich durch freiwillige Spen den ihrer Mitglieder und Leser / Freunde finanziert. Diese Spenden ermöglichen es uns, den Auftrag Jesu – dieVerkündigung des Evan ge liums, die Zurüstung und Betreuung der Kirchen mit glie der sowie die Unterstützung von Hilfsbedürftigen – auszuführen. Ihre Un ter stüt zung hilft uns, dieZeitschrift Nachfolge weiterhin her aus zu ge ben und sie auch neuen Lesern anzubieten. Unsere Bank ver bin dun gen finden Sie auf Seite 7.Spendenbestätigungen: Die Stiftung Weltweite Kirche Gottes in Deutsch land, St.-Nr. 40/671/04947, ist durch Freistellungsbescheid des Finanzamts Simmern-Zell vom 22.November 2012 als eine gemeinnützige und mildtätige Zwecken dienende Organisation anerkannt. Eine Sammelzu wen dungsbe stätigung wird automatisch nach Ab lauf einesKalenderjahrs erstellt und an die Spender versandt. In der Bundesrepublik Deutschland sind Spen den an gemeinnützige Kör per schaften seit dem 1. Januar 2007 bis zu 20 % desGe samt betrags der Ein künfte als Sonderausgaben steuerabzugsfähig.

Über das Leben hinaus ...

Gelegentlich werden wir gefragt, wie man die Arbeit der Welt wei ten Kirche Gottes (WKG) nachhaltig unterstützen könne, sei es zu Lebzeiten oder nach dem Ableben. Es ist mög-lich, die WKG in einem Testament (z.B. durch ein Ver mächtnis) zu bedenken. Testamente sind wichtig, um An ge hörige auch für die ferne Zukunft abzusichern. Sie sind für Sie aucheine Möglichkeit, Ihre Werte und Ideale über den Tod hinaus zu fördern. Falls die finanzielle Un ter stüt zung der WKG bei der Verbreitung des Evangeliums Jesu Christi zu Ihren Wer -ten gehört, würde uns das besonders freuen. Wir würden Ihnen dann auf Anforderung gerne weitere Informationen zum Thema „Über das Leben hinaus ... Ratgeber zu Testa men -ten/Erbschaften“ zusenden. Da die Stiftung Weltweite Kirche Gottes als ge mein nüt zig anerkannt ist, sind Zuwendungen an sie aus Erb schaften steuer be freit.

Page 12: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

I

12 04-06.2014 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

UNSERE REAKTION

In Teil eins der Ausführungen zum The -ma „Gnade“ betrachteten wir die ihreigenen Charakteristika und stelltenfest, dass sie Ausdruck von GottesWe sen ist, wie es uns in Jesus Chris -tus vor Augen steht. In diesem zweitenTeil wollen wir das Verhältnis der Gna -de zum Gehorsam, der unsere Reaktionauf Gottes Güte ist, in den Blick neh-men.

Warum also das Gesetz oderirgendwelche anderen Gebote?Wie betrachten wir bezüglich der Gna -de das alttestamentliche Gesetz sowieden christlichen Gehorsam im NeuenBund? Wenn wir uns noch einmal vorAugen führen, dass Gottes Bund eineinseitiges Versprechen darstellt, er -gibt sich die Antwort fast von selbst.Ein Versprechen ruft eine Reaktion auf-seiten dessen hervor, dem gegenüberes gemacht wurde. Das Halten desVer sprechens ist jedoch nicht von die-ser Reaktion abhängig.1

Es gibt in diesem Zusammenhang le dig -lich zwei Möglichkeiten: an das Ver spre -chen (voller Gottvertrauen) zu glaubenoder nicht. Das Gesetz Moses (die Tora)legte Israel gegenüber in deutlichenWorten dar, was es bedeutet, auf Got -tes Bund in dieser vor der ultimativenEinlösung des von ihm gegebenen Ver -sprechens (also vor dem ErscheinenJesu Christi) liegenden Phase zu ver-trauen. In seiner Gnade offenbarte derAllmächtige Israel, welchen Lebens -wan del es innerhalb seines Bundes(dem Alten Bund) führen sollte. DasGesetz Moses führte auch solche For -men der Lebensführung an, in denensich Argwohn gegenüber dem von Gottim Bund gegebenen Versprechen wi der -

spiegelte. Die Tora schrieb Israeljedoch nicht vor, wie es Gottes Wohl -wollen und seine Gnade verdienenkonn te – ihre Zielsetzung lag nicht da -rin, festzuschreiben, wie dem All mäch -ti gen ein Versprechen abzuringen war,um dann darzulegen, wie er dazu ge -bracht werden konnte, an ihm festzu-halten.Die Tora war Israel von Gott als freizü-gige Gabe entgegengebracht worden.Sie sollte ihnen helfen. Paulus nenntsie einen „Erzieher“ (Gal 3, 24-25; Men -ge-Bibel). Und so sollte sie als wohl -wollende Gnadengabe des All mäch ti genIsrael gegenüber betrachtet werden.Das Gesetz wurde im Rahmen des AltenBundes erlassen, der in seiner Ver hei -ßungs phase (in Erwartung seiner Er fül -lung in Gestalt Christi im Neuen Bund)ein Gnadenpakt war. Es sollte der vonGott aus freien Stücken gewährten Be -stimmung des Bundes dienen, Israel zusegnen und es zum Wegbereiter derGna de für alle Völker zu machen.Und der sich selbst treu bleibende Gottwill dieselbe nicht vertragsgebundeneBeziehung auch mit den Menschen imNeuen Bund führen, der in Jesus Chris -tus seine Erfüllung fand. Er lässt unsalle Segensgaben seines Sühne undAussöhnung schenkenden Lebens, sei-nes Todes, seiner Auferstehung undseiner Himmelfahrt zuteilwerden. Unswerden alle Wohltaten seines künfti-gen Reiches angetragen. Und darüberhinaus wird uns das Glück angedient,dass der Heilige Geist in uns wohne.Aber das Angebot dieser Gnadengabenim Neuen Bund fragt nach einer Reak -tion – eben jener Reaktion, die auchIsrael hätte an den Tag legen sollen:Glauben (Vertrauen). Aber im Rahmen

des Neuen Bundes vertrauen wir viel-mehr auf dessen Erfüllung als auf des-sen Verheißung.Wie sollte unsere Reaktion auf die unsentgegengebrachte Gnade aussehen?Die Antwort lautet: ein Leben im Ver -trauen auf die Verheißung. Das ist miteinem „Leben im Glauben“ gemeint.Beispiele eines solchen Lebens wan delsfinden wir bei den „Heiligen“ des AltenTestaments (s. Hebr 11). Es hat Folgen,wenn man nicht im Vertrauen auf denverheißenen bzw. verwirklichten Bundlebt. Mangelndes Vertrauen auf denBund und seinen Urheber beschneidetuns seines Nutznießens. Israels feh-lendes Vertrauen brachte es um seineLebensquelle – seine Nahrung, seinWohl und seine Fruchtbarkeit.Misstrauen stand seiner Beziehung zuGott so sehr im Wege, dass ihm dieTeilhabe an so ziemlich allen Gna den -gaben des Allmächtigen versagt blieb.Und Gott wollte dies nicht; denn er istgütig und barmherzig. In der HeiligenSchrift werden uns die fatalen Folgeneines Lebenswandels, der Gottes Treuezu seinem Wort der Verheißung ver-leugnet und damit das Empfangen sei-ner aus freien Stücken bereitgestelltenGnadengaben verwehrt, warnend vorAugen geführt. Anstelle von Seg nun genwiderfahren seinem ungläubigen Volkgelegentlich sogenannte „Flüche“.Aber selbst derartige Warnungen sei-nem Volk gegenüber können als Gna -den gaben Gottes betrachtet werden.Scherte sich der Allmächtige nicht umIsrael und kündigte ihm alsbald denBund auf, hätte er es erst gar nichtwar nen müssen. Er hätte es sich selbstüberlassen und dem Thema damit einEnde setzen können. Aber ein die Exis -

Ein Leben im Vertrauen auf die Verheißung

Zu viel Gnade? Teil 2

Gary Deddo

Page 13: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 04-06.2014 13

UNSERE REAKTION

tenz des Bundes infrage stellender Le -benswandel bewirkt eben nicht, dassdieser außer Kraft gesetzt und gleich-sam für nichtig erklärt wird, und er führtauch nicht zu einem Meinungs wandelbei Gott, der ihn von seinem Ver spre -chen abrücken ließe. Der Allmächtigekann nicht dazu verleitet werden, sichvon seinem Versprechen zu distanzie-ren.Gottes Bund ist, wie Paulus uns er -klärt, unwiderruflich. Warum? Weil derAllmächtige getreulich an ihm festhältund ihn aufrechterhält, auch wenn esihn teuer zu stehen kommt. Gott wirdnie von seinem Wort abrücken; er kannnicht gezwungen werden, sich seinerSchöpfung bzw. seinem Volk gegen-über wesensfremd zu verhalten. Selbstmit unserem mangelnden Vertrauenauf die Verheißung können wir ihnnicht dazu bringen, sich selbst gegen-über untreu zu werden. Das ist ge -meint, wenn davon die Rede ist, Gotthandle „um seines Namens willen“.Israels Ungehorsam hatte tatsächlichnegative (ja sogar fatale) Folgen. Abersie alle traten im Rahmen des Bundesunter Gottes Gnade ein. Der All mäch ti -ge ließ Israel im Alten Bund nie imStich, rückte nie von seinem in dessenRahmen gegebenen Versprechen ab.Von Zeit zu Zeit erneuerte er ihn, wo -bei stets dessen Verwirklichung in Je -sus Christus im Blick stand.Und genauso verhält es sich mit demNeuen Bund. Allen Weisungen und Ge -boten, die mit ihm verknüpft sind, giltes im Glauben an Gottes, uns aus frei-en Stücken gewährter Güte und Gna -de, Gehorsam zu leisten. Jene Gnadefand ihren Kulminationspunkt in derHingabe und Offenbarung Gottes selbstin Jesus. Um Gefallen an ihnen zu fin-den, gilt es, die Gnadengaben des All -mächtigen anzunehmen und sie wederzurückzuweisen noch zu ignorieren. DieWeisungen (Gebote), die wir im NeuenTestament vorfinden, sagen aus, wases für das Volk Gottes nach der Stif tungdes Neuen Bundes bedeutet, Gottes

Gnade zu empfangen und auf sie zuver trauen.

Worin liegen die Wurzeln des Gehorsams?Wo finden wir also die Quelle des Ge -horsams? Sie entspringt dem Ver trau -en auf Gottes Treue gegenüber denZiel setzungen seines Bundes, wie siein Jesus Christus verwirklicht wurden.Die einzige Form des Gehorsams, ander Gott liegt, ist der Glaubens ge hor -sam, der sich im Glauben an des All -mächtigen Beständigkeit, Worttreueund Treue sich selbst gegenüber mani-festiert (Röm 1, 5; 16, 26). Gehorsamwar und ist nie ein Versuch, Be din gun -gen zu erfüllen, auf dass Gott sich unsgegenüber treu erweise, uns eher ge -wogen sei und uns seine Gnade (ausfreien Stücken!) entgegenbringe. Ge -hor sam ist unsere Antwort auf seineGnade. Paulus lässt diesbezüglich kei-nen Zweifel aufkommen – das wirdinsbesondere an seiner Aussage deut-lich, dass die Israeliten nicht daranscheiterten, bestimmten gesetzlichenAuflagen der Tora zu entsprechen, son-dern daran, dass sie „den Weg desGlaubens abwiesen und meinten, ihreGehorsamsleistungen müssten sie ansZiel bringen“ (Röm 9, 32; Gute Nach richtBibel). Der Apostel, ein gesetzestreuerPharisäer, erkannte die frappierendeWahrheit, dass Gott nie wollte, dass eraus sich heraus Gerechtigkeit erlangte,indem er das Gesetz hielt. WelchenNutzen hätte das auch gebracht, selbstwenn es möglich gewesen wäre (wases nicht ist!). Verglichen mit der Ge -rech tigkeit, die Gott gewillt war, ihmaus Gnade zuteilwerden zu lassen, ver-glichen mit seiner Teilhabe an Gotteseigener Gerechtigkeit, die ihm durchChristus gegeben war, wäre sie (umnoch das Geringste zu sagen!) als wert -loser Dreck zu betrachten (s.u. Phil 3,8-9).Über alle Zeiten war es Gottes Wille,seine Gerechtigkeit mit seinem Volkals Gnadengabe zu teilen. Warum?

wiesenen Verpflichtungen nachzukom-men, um Gottes Segensgaben zu ver-dienen, zeugen eigentlich von nichtsanderem als mangelndem Glauben. Siezeugen vom Unglauben bezüglich sei-ner uns aus freien Stücken geschenk-ten Gnade.Der Gehorsam, den Gott uns üben se -hen will, speist sich aus Glauben, Hoff -nung und Liebe ihm gegenüber. DieAufforderungen, Gehorsam zu üben,die uns in der ganzen Heiligen Schriftbegegnen, sowie die Gebote, die wirinnerhalb des Alten und Neuen Bundesvorfinden, entspringen der Gnade. Siestellen keine Bedingungen dafür dar,dass sie uns gewährt wird. Wenn wirden Verheißungen Gottes Glaubenschenken und darauf vertrauen, dasssie in Christus und sodann in uns Ver -wirklichung finden, werden wir ihnengemäß als tatsächlich wahr und wahr-

Vertrauen ist ein Festhalten an Gottes Treue,

Weil er gnädig ist (Phil 3, 8-9). Wiealso erlangen wir dieses uns aus freienStücken angetragene Geschenk? Indemwir diesbezüglich auf Gott vertrauenund seinem Versprechen, es uns zuteil-werden zu lassen, Glauben schenken.Versuche, dieses Geschenk durch Wer -ke oder aus eigenem Verdienst zu er -langen – Versuche, bestimmte gesetz-liche Auflagen zu erfüllen oder ausge-

Page 14: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

14 04-06.2014 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

UNSERE REAKTION

haftig leben wollen. Wenn unser Le -benswandel kein Vertrauen auf GottesGnade, auf sein uns unverdienterma-ßen gewährtes Wohlwollen widerspie-gelt, dann verdienen wir sie nicht, weilwir nicht wirklich auf sie vertrauen.Ein Leben in Gehorsam ist ein vertrau-ensvoll geführtes Leben. Ein Leben inUngehorsam ist nicht auf Vertrauengegründet bzw. sperrt sich vielleicht(noch) dagegen anzunehmen, was ihmverheißen ist. Lediglich ein Glaube,Hoffnung und Liebe entspringenderGehorsam verherrlicht Gott; denn nurdiese Form des Gehorsams legt Zeug -nis darüber ab, wer Gott, wie er uns inJesus Christus offenbart wurde, wirk-lich ist.Der Allmächtige wird sich uns gegen-über weiterhin gnädig erweisen, obwir nun seine Gnade annehmen oderuns ihr gegenüber verweigern. SeineGüte spiegelt sich zweifelsfrei teilwei-se schon darin wider, dass er auf unse-ren Widerstand seiner Gnade gegen-über nicht eingeht. So zeigt sich GottesZorn, indem er unserem „Nein“ ihmgegenüber seinerseits ein „Nein“ ent-gegensetzt, um auf diese Weise seinuns in Gestalt Christi gewährtes „Ja“zu bekräftigen (2. Kor 1, 19). Und desAllmächtigen „Nein“ ist ebenso mäch-tig wirksam wie sein „Ja“, weil es Aus -druck seines „Jas“ ist. Die sich seinerGnade dennoch Widersetzenden wer-den sich nicht eines Lebens im Glau benerfreuen können. Sie werden jedochmit ihrem Unglauben den Allmächtigenauch nicht davon abhalten, sich selbsttreu zu bleiben und jener gnädige Gott,der er ist, tatsächlich zu sein.

Keine Ausnahmen von der Gnade!Es ist wichtig zu erkennen, dass Gottkeine Ausnahmen macht, was seinehöheren Ziele und heiligen Be stim mun -gen für sein Volk anbelangt. Aufgrundseiner Treue wird er uns nicht aufgeben.Er liebt uns vielmehr in Voll kom men -heit – in der Vollkommenheit seinesSohnes. Gott will uns verherrlichen, auf

dass wir ihm mit jeder Faser unseresIchs vertrauen und ihn lieben und diesauch in unserem von seiner Gnade ge -tragenen Lebenswandel in Voll kommen -heit ausstrahlen. Damit tritt unser un -gläubiges Herz in den Hintergrund, undunser Leben spiegelt unser Vertrauenauf Gottes, aus freien Stücken gewähr-te Güte in reinster Form, wider. Seinevollkommene Liebe wird uns ihrerseitsLiebe in Vollkommenheit schenken, in -dem sie uns absolute Rechtfertigungund letztendlich Verherrlichung zuteil-werden lässt. „der in euch angefangenhat das gute Werk, der wird’s auchvollenden bis an den Tag Christi Jesu“(Phil 1, 6).Wäre Gott uns gegenüber gnädig, umuns dann letztendlich gleichsam un voll -kommen zurückzulassen? Wie wäre es,wenn im Himmel nur noch Ausnahmendie Regel stellten – wenn ein Mangelan Glauben hier, eine Lieblosigkeit da,ein wenig Unversöhnlichkeit hier undein bisschen Verbitterung und Groll da,ein wenig Missgunst hier und ein biss-chen Selbstüberheblichkeit da nichtsausmachten? Welchen Zustand hättenwir dann? Nun, einen, der dem im Hierund Jetzt gliche, aber für immer fortbe-stünde! Wäre Gott tatsächlich barm-herzig und gütig, wenn er uns in einemderartigen „Ausnahmezustand“ ewig-lich beließe? Nein! Letztendlich lässtGottes Gnade keineAusnahmeregelungen zu – weder hin-sichtlich seiner obwaltenden Gnadeselbst, noch bezüglich der Herrschaftseiner göttlichen Liebe und seines vonWohlwollen geprägten Willens; dennansonsten wäre er nicht gnädig.

Was können wir jenen entgegnen,die Gottes Gnade missbrauchen?Wie könnte die Antwort jenen gegen-über aussehen, die sagen, sie könnendoch, was immer sie tun wollen, da siedoch der Gnade unterliegen und nichtdem Gesetz, tun? Vielleicht können wirdarauf verweisen, dass ein gesetzes-widriger, Gott misstrauender Lebens -

wandel der Gnade des Allmächtigenkeine Geltung verschafft. Vielleichtkönnen wir zum Verständnis beitragen,indem wir ausführen, dass Mut ma ßun -gen hinsichtlich der Gnade nicht derenWahrnehmung bedeuten und somit nurwenig fruchtbringend sind.Indem wir Menschen die NachfolgeJesu nahebringen, sollten wir sie leh-ren, Gottes Gnade zu verstehen und zuempfangen, anstatt sie zu verkennenund sich ihr aus Stolz zu widersetzen.Wir sollten ihnen helfen, in der Gnade,die Gott ihnen im Hier und Jetzt entge-genbringt, zu leben. Wir sollten sieerkennen lassen, dass der Allmächtigeunabhängig ihres Tuns seiner selbstund seinem ihrem Guten verpflichtetenZiel treu sein wird. Wir sollten sie inder Erkenntnis stärken, dass Gott ein-gedenk seiner Liebe zu ihnen, seinerBarmherzigkeit, seines ihm eigenenWesens und seiner sich selbst gesetz-ten Zweckbestimmung jeglichem Wi -der stand gegenüber seiner Gnade un -beugsam gegenüberstehen wird, aufdass wir eines Tages alle ihrer in gan-zer Fülle teilhaftig werden und ein vonseiner Barmherzigkeit getragenes Le -ben führen können und damit vollerFreude die damit verbundenen „Ver -pflich tungen“ eingehen – ganz im Wis -sen um das Privileg, ein Kind Gottes inJesus Christus, unserem älteren Bru -der, zu sein. �

1 Auch der Gedanke eines Erbes folgtdieser Art von Verständnis. Das Ver -machen eines Erbes hängt nicht vonseiner Annahme ab. Es wird ver-macht und steht somit in gewisserWeise schon vor seiner Annahmedem Bevorrechtigten zur Verfügung.Begegnen wir dem Erbe auch bereitsin den Praktiken Israels, so findenwir dieses Konzept auch an zahlrei-chen Schlüsselstellen des NeuenTestaments wieder, wenn von Gotteshöchsten Segnungen die Rede ist. S. Gal 3, 18; Eph 1, 11; Kol 3, 24;Hebr 9, 15.

die unabhängig von unserem Glauben ist

Page 15: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

G

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 04-06.2014 15

DAS GRÖSSTE WUNDER

Gibt es heute noch Wunder? Gab essie überhaupt jemals?Vor etwa 2000 Jahren hat das wohlgrößte aller Wunder stattgefunden.Und ja, auch davor gab es bereitsWun der. Ein brennender Dornenbusch,der nicht vom Feuer vernichtet wurde.Wasser, das in Wein verwandelt wur -de. Ein blinder Mann, der sehen konn-te. Doch dieses Wunder war das Sah -nehäubchen: Jesus von Nazaret, derzum Tode verurteilt wurde, gekreuzigtund begraben wurde, steht von denToten wieder auf. Christus ist wiederam Leben.Während des siebzehnten und acht-zehnten Jahrhunderts wurde energischüber Wunder diskutiert, mit dem Hin ter -grund des Deismus. Deisten glaubten,dass es einen Schöpfergott gibt, aber,dass er, nachdem er das Universumerschaffen hatte, in den Hintergrundgetreten ist und seine Schöpfung hatmachen lassen und nie wieder direkt indas Weltgeschehen eingegriffen hat.Sogar heute glauben manche Philo sop -hen und Wissenschaftler nicht, dassWunder stattgefunden haben. Sie blei-ben dabei zu glauben, dass es für alleseine natürliche, verständliche Er klä runggibt. Teilte sich das rote Meer wirklichauf wundersame Weise, damit es dieIsraeliten durchqueren konnten odergibt es vielleicht eine bessere geologi-sche Erklärung dafür? Vielleicht warein Erdbeben Grund dafür, dass dasWasser für einige Zeit absank. Newtonzeigte, dass vieles, was im Universumgeschieht, vorhersehbar ist und wieein Uhrwerk unter einem Regelwerkvon naturwissenschaftlichen Gesetzensteht. Die Newtonsche Physik wargrundlegend für die Argumentation von

Wissenschaftlern und Deisten gleicher -maßen.

Können Naturgesetze gebrochen werden?Die wissenschaftliche Welt nimmtnoch nicht einmal die Möglichkeit des

Kraft setzen, auch nicht stattfinden.Auf die eine oder andere Art und Wei seerleben wir dies jeden Tag. Zum Bei - spiel ist es nicht wichtig wie oft maneinen Stein von einer Klippe schmeißt.Er wird immer nach unten und nie nachoben fallen.

Die Gesetze der Natur sind nicht die Gesetze Gottes

Einfach WunderbarJohannes Maree

Übernatürlichen an. Sie hat einen na -tur alistischen Blick auf die Welt. ImZen trum ihrer Argumente steht die Idee,dass es bestehende Natur ge set ze gibt,die nicht gebrochen werden können.Deshalb können Wunder, die im Grun -de genommen die Naturgesetze außer

Doch wurde überhaupt ein physischesGesetz gebrochen, wenn ein Wunderstattgefunden hat? Zum Beispiel jedesMal, wenn ein Düsenflieger vom Bo -den abhebt, scheint es, als ob das Ge -setz der Schwerkraft gebrochen wurde.Aber natürlich hat es das nicht. Es tre-

Page 16: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

16 04-06.2014 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

DAS GRÖSSTE WUNDER

Wunder waren ein wesentlicher Bestandteil von Jesu Leben

ten dann einfach andere Naturgesetzein Kraft, die einen viel größeren Ein -fluss auf das Flugzeug haben als dieSchwerkraft. Auf genau diese Art undWeise gibt es auch übernatürliche Ge -setze, die viel größer sind als die na -türlichen und deshalb auch die letzte-ren ohne großen Aufwand außer Kraftsetzen lassen. Ein gutes Beispiel wäreder auf dem Wasser gehende Jesus.Wir müssen uns bewusst sein, dassdie Gesetze der Natur nicht die Ge set -ze des Landes oder die Gesetze Gottessind. In anderen Worten ist es im ethi-schen Sinne nicht in Ordnung, jeman-den umzubringen, zu bestehlen oderdie Geschwindigkeitsbegrenzung zuübertreten gemäß den Gesetzen desLandes oder Gottes. Trotzdem ist esnicht im ethischen Sinne falsch, dasGesetz der Schwerkraft zu brechen.„Du sollst nicht töten“ steht in keinemVergleich zu „Du sollst dich nicht derSchwerkraft widersetzen.“ Aus diesemGrund ist es also nicht falsch oder un -ethisch die Naturgesetze zu brechen.Professor William Lane Craig zitiert inseinem Buch Reasonable Faith (MitVernunft glauben) den Bischof vonLondon Thomas Sherlock: „Die Auf er -stehung widerspricht weder rechterVernunft noch den Gesetzmäßigkeitender Natur. Der sogenannte Lauf derNatur entsteht durch Vorurteile undVorstellungen der Menschen. UnsereSinne sagen uns, was der normaleLauf der Dinge ist, aber wir stellen unsüber sie, wenn wir schlussfolgern, dasses nicht auch anders sein könnte. Dergleichbleibende Lauf der Dinge verläuftentgegengesetzt zur Auf er ste hung,aber dies ist kein Beweis dafür, dasssie völlig unmöglich ist. Die gleicheKraft, die das Leben geschaffen hat,kann es auch einem toten Leib einhau-chen – die letztere Tat ist nicht größerals die erstere.“Dies ist Teil der Definition eines Wun -ders. Es geht gegen den natürlichen Ver -lauf der Dinge. Tote Menschen werdennormalerweise nicht zum Leben er weckt.

Die Menschen in der Zeit von Jesuswa ren weder ignorant noch dumm,auch sie wussten um den normalenLauf der Dinge. Deshalb verstanden sieauch, dass mit der Auf er stehung etwasganz Außerge wöhn li ches geschehenist.

Doch wie steht es um die unbekannten Naturgesetze?Manche Menschen sagen, dass Wun -der nicht wirklich Wunder sind, son-dern sie seien das Eintreten von bisherunbekannten Naturgesetzen. Es istwahr, dass wir ständig von neuen Ge -setzen der Natur lernen. Trotzdem istdieses Argument falsch. Denn auchwenn wir nicht über diese Na tur ge set -ze Bescheid wüssten, würden sie nochimmer eintreten. Wenn Jesus' Laufenauf dem Wasser und seine Auf erste -hung durch unbekannte Naturgesetzehervorgerufen wurden, so würden die -se Phänomene aufgrund des Eintretensder Gesetze tagtäglich stattfinden:Doch das tun sie nicht. Es gibt Dinge,die man einfach nicht mit naturwissen-schaftlichem Wissen erklären kann.

Worum geht es wirklich?Der Kern der Sache ist eigentlich, dassMenschen die Vorstellung nicht mö gen,dass sich ein höher gestelltes We senin die Dinge, die im Uni ver sums, aufder Erde und im persönlichen Lebenjedes Einzelnen stattfinden, einmischt.Doch genau das geschieht. Gott ist Teilder Menschheitsgeschichte und einkonkreter Teil unseres Lebens gewor-den, als er in Menschengestalt auf die-ser Erde war. Es ist eigentlich nichtsanderes, als wenn ein Apfel vom Baumfällt. Laut Newton's Gesetz wird derApfel auf den Boden fallen. Aber einesolche Physik berechnet nicht die Mög -lichkeit mit ein, dass jemand seineHand ausstrecken könnte und den Ap -fel fängt. Eigenartiger Weise wurdedurch Einsteins Quantenphysik wissen-schaftlich bewiesen, dass dieses Uhr -werk, diese vorhersehbare Sicht auf

das Universum, das nicht verändertwer den kann, nicht stimmt.

Finden auch heute noch Wunder statt?Auch wenn der Fokus auf der DebatteNaturgesetze vs. Wunder liegt, gibt esauch Argumente dafür, dass Wundergeschehen. Zum Beispiel, wenn Gottdie Welt erschaffen hat, hat er dannnicht auch das Recht, Dinge so zu än -dern, wie sie ihm gefallen? Genausowie ein Tischler, der einen Tisch her-stellt und ihn sein Eigen nennt, dasRecht hat, die Farbe des Tisches zuverändern, wenn er es für notwendighält oder es schlichtweg möchte.Wun der waren ein wesentlicher Be -standteil im Leben von Jesus Christus.Wo immer er war, dort geschahenWun der. Aber davon kann man eigent-lich ausgehen – schließlich war er Gott.Eine berechtigte Frage ist, ob Wunderauch noch heute geschehen. VieleMenschen würden gern ein Wundermiterleben und zusehen, wie Wasserin Wein verwandelt wird, ein lahmerMensch wieder gehen kann oder garein toter Mensch aufersteht. DieWahr heit ist, dass viele Menschen inder heutigen Zeit echte Wunder gese-hen oder persönlich erlebt haben. Dochdas größte aller Wunder geschieht je -den Tag – nämlich dann, wenn einMensch sein Herz Gott gibt, denn diesverändert das Leben für immer.Das Wort „Wunder“ hat seine Wurzelnim lateinischen Wort „mirari“, was „sichzu wundern“ bedeutet. Es wurde dafürverwendet, um etwas Wun der ba remAusdruck zu verleihen. Könnte es etwasWunderbareres geben, als dass Gottselbst auf die Erde kommt, unter unslebt als einer von uns, für unsere Sün -den stirbt und von den Toten aufersteht?Und dann, um noch eines drauf zu set-zen, gibt er uns das Wunder ei nes neu -en Anfangs in unserem Leben. �

Page 17: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 04-06.2014 17

GEHEILTE BEZIEHUNGEN

Eine Verknüpfung zwischen dem Handeln Gottes und dem Ihrigen

DDas Vaterunser, das Jesus die in seinerNachfolge Stehenden zu beten lehrte,beinhaltet auch die Bitte, „vergib unsunsere Schuld, wie auch wir vergebenunsern Schuldigern“ (Mt 6, 12). Dasser dieses Ersuchen in sein Gebet auf-nahm, zeigt, dass das Erfahren vonGot tes Vergebung und unser Vergeben,das wir anderen entgegenbringen, un -abdingbar für unser Leben als Christenist.Interessant und fordernd zugleich ist andieser Bitte die Wendung „wie auchwir vergeben unsern Schuldigern“. Die -se Art Nachtrag ist einzigartig in demGebet. Keine andere Bitte ist an eineLeistung, die wir anderen gewähren,gekoppelt. Warum? Will Jesus damitzum Ausdruck bringen, dass die Ver ge -

bung, die Gott uns zuteilwerden lässtvon unserer Bereitschaft, anderen zuvergeben, abhängt? Wir könnten ver-sucht sein, dies zu glauben.Dieser Artikel kann in seiner Kürze nichtin allen Einzelheiten darauf eingehen,warum Jesu Worte nicht als Vorbehaltaufzufassen sind, aber einige Aus füh -rungen dazu seien mir gestattet. Anmehreren anderen Bibelstellen desNeu en Testaments wird deutlich, dassGott uns in Jesus Christus vergeben,sich mit uns ausgesöhnt und uns erlösthat. Von seiner Seite aus hat er allesNotwendige vollbracht, um uns vonunserer Sündhaftigkeit reinzuwaschenund uns Rechtfertigung teil werden zulassen. Dadurch können wir wahrhaftigzu den Seinen zählen. Calvin und ande-

re Reformatoren hoben hervor, das NeueTestament lehre die sogenannte „evan-gelikale Buße“. So heißt es: „Christushat Deine Sünden am Kreuz auf sichgenommen, also tu Buße!“ (James B.Torrance, Worship, Community and theTriune God of Grace [dt.: Gotteslob,Ge meinschaft und der dreieinige Gottder Gnade], S. 54). In Christus ist unsErlösung und Vergebung geschenkt.Wir tun Buße, wenden uns Jesus zuund kehren uns von der Sünde ab, umdiese Vergebung und Erlösung zu er -fah ren und in unserem Leben wirksamwerden zu lassen.Wenn also Gottes Vergebung, die eruns zuteilwerden lässt, nicht an unserVergeben anderen gegenüber gebundenist, was mag Jesus dann mit dieserTextstelle gemeint haben? Ich glaube,am besten versteht man Mt 6, 14-15,wenn man erkennt, dass Jesus nichtüber die Weigerung des Vaters zu ver-geben spricht. Es geht vielmehr darum,dass wir diese Vergebung für uns nichtin Anspruch nehmen bzw. sie nicht an -nehmen. Im Markusevangelium wirdan der Stelle, an der Jesus von derVer sündigung gegen den Heiligen Geistspricht, explizit davor gewarnt, GottesVergebung nicht anzunehmen und so -mit ihrer nicht teilhaftig zu werden. Im3. Kapitel, Vers 29 lesen wir Jesu war-nende Worte, dass derjenige, der ge -gen den Heiligen Geist lästert, „keineVergebung in Ewigkeit“ hat.Der himmlische Vater wartet nicht mitseiner Vergebung, bis wir anderen ver-geben, aber es besteht eine eindeutigeVerbindung zwischen unserem An neh -men bzw. Teilhaftig-Werden von seinerVergebung und unserer Bereitschaft,unsererseits anderen zu vergeben. Ich

VergebenCathy Deddo

Sie haben freien Zugang zur Vergebung Gottes

Page 18: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

18 04-06.2014 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

GEHEILTE BEZIEHUNGEN

Anderen nicht zu vergeben heißt, sich Gottes Vergebung zu untersagen

meine, Eugene Petersons Auslegungvon Mt 6, 14-15 bringt dies sehr gelun-gen zum Ausdruck: „Im Gebet gibt eseine Verknüpfung zwischen dem Han -deln Gottes und dem Ihrigen. So kön-nen Sie z.B. nicht seiner Vergebungteil haftig werden, ohne selbst anderenzu vergeben. Wenn Sie sich Ihrerseitsanderen gegenüber verweigern, sosperren Sie sich damit zugleich Gottgegenüber.“ (The Message [dt.: DieBotschaft, Hervorhebung durch dieAutorin]). Wenn wir uns weigern, je -mandem zu vergeben, der sich unsoder einem unserer Lieben gegenüberfalsch verhält, haben wir nicht Anteilan der Vergebung Gottes, da wir nichtbereit sind, die Vergebung unserer Sün -den durch ihn anzunehmen. An derennicht zu vergeben heißt, sich GottesVergebung zu versagen.Der Zusammenhang zwischen demAnnehmen von Gottes Vergebung undunserem Vergeben anderer ist nichtwillkürlich gewählt. Er beruht auf demureigenen Wesen von Gottes Vergebenselbst. Wenn es uns schwerfällt, die-sen ihnen innewohnenden Zu sam men -hang zu erkennen, so liegt das, wie ichglaube, daran, dass wir keine klareVor stellung davon haben, was unterGot tes Vergebung zu verstehen ist undwas nicht.

Gottes Vergebung begreifenWie die meisten, wenn nicht alle Men -schen, habe ich in meinem Leben sehrschmerzliche Erfahrungen machenmüs sen. Ich habe anderen wehgetanund wurde selbst verletzt. All die Jahrehabe ich versucht Vergebung, die mirzugesprochen wurde, anzunehmen undselbst zu vergeben. Dabei habe ich oftsowohl bei mir als auch bei anderenWiderwillen verspürt, sich mit demVergeben dezidiert auseinanderzuset-zen. Warum? Ich glaube, dass wir derVorstellung erliegen, anderen zu verge-ben bedeute, deren Fehltritt und denvon ihnen verursachten Schmerz zubagatellisieren und den Verursacher

damit ungeschoren davonkommen zulassen. Vielleicht meinen wir, genaudas sei unter Vergebung zu verstehen,selbst was Gott anbetrifft. Bedeutetes, wenn uns der Allmächtige vergibt,unserer Ansicht nach, dass er unsereSünde gleichsam als nicht der Redewert betrachtet? So tröstlich dieseAuf fassung von Vergebung erscheinenmag, wenn es sich um unsere eigenenSünden handelt, so sehr haben wir wohldamit zu kämpfen, wenn es darum geht,jenen zu vergeben, die uns verletzt oderhintergangen haben. In diesem Fallwollen wir, dass ihr Vergehen für Gottschon von Bedeutung ist und nicht alsirrelevant abgetan wird.Aber Gottes Vergebung ist unveränder-lich, ob es sich nun um meine eigeneSündhaftigkeit anderen gegenüberhandelt oder deren mir gegenüber. Undsein Vergeben bedeutet nie, dass erunsere oder anderer Sünde auf dieleichte Schulter nimmt. Es heißt nicht,dass er über sie hinwegsieht, sie aus-blendet, für unbedeutend, ja, nicht fre-velhaft hält.Um das Wesen von Gottes Vergebungzu begreifen, müssen wir seine Gnadebesser verstehen lernen und sie in Chris -tus annehmen. In ihr liegt alles, was eruns in Jesus zuteilwerden lässt, um unszu erlösen, Heilung zu schenken, unszu wandeln und zu erhöhen, auf dasswir an seiner Gemeinschaft mit demVater als seine Brüder und Schwesternteilhaben. Im Neuen Testament wirdGottes Handeln in Christus an keinerStelle lediglich als Meinungswandelhinsichtlich unserer Sündhaftigkeit dar-gestellt. Vielmehr hat der Allmächtigein Christus die Welt mit sich ausge-söhnt, Gerechtigkeit geschaffen unddamit alles recht gemacht. Unserhimmlischer Vater erkennt das Unrechtund wird es aus eigenem Recht über-winden, es zunichtemachen und allesrichtigstellen.Gerechtigkeit ist in der Heiligen Schriftnicht primär gleichbedeutend mit Stan -dardgerechtigkeit, sondern vielmehr

mit Beziehungsgerechtigkeit. GottesErlösungswerk erfordert, dass wir alleunsere Beziehungen – zu ihm, zu ande-ren und zur ganzen Schöpfung – in Je -sus Christus in Ordnung bringen. ImEpheserbrief 1, 9-10 lesen wir die Wor -te des Paulus: „Denn Gott hat uns wis-sen lassen das Geheimnis seines Wil -lens nach seinem Ratschluss, den erzuvor in Christus gefasst hatte, um ihnauszuführen, wenn die Zeit erfüllt wä -re, dass alles zusammengefasst würdein Christus, was im Himmel und aufErden ist.“ Gerechtigkeit heißt, rechteBeziehungen zu pflegen, die Gottes ur -eigene Beziehungen in der Drei fal tig -keit widerspiegeln.Bei der Herbeiführung dieser Ge rech -tig keit soll Gottes Werk nicht allein ei -nen Statuswechsel in uns hervorbrin-gen, sondern einen Wesenswandel, ei -nen Wandel, der Teil der Umwandlungder ganzen Schöpfung in den neuenHimmel und in die neue Erde darstellt.Erlösung ist gleichbedeutend mit Un -versehrtheit, und wir werden Unver -sehrt heit erlangen. Wir werden frei undsicher und nicht mehr an die Fesselnvon Spott, Tod und Krankheit gebundensein. Wir werden nicht nur heilig undaller Schuld ledig geheißen werden,sondern es tatsächlich auch sein. Die -ses neue Sein entsteht durch die Par ti -zi pation an Christus. Und dieses prägtund bestimmt dann unsere Be zie hun -gen untereinander.Indem er alles neu macht und die rech-te Ordnung wiederherstellt, wird Gottdas Böse vernichten. Das Böse hat kei -ne Zukunft! Es wird im neuen Himmelund auf der neuen Erde nichts geben,das nicht in Jesus Christus zurechtge-rückt wird. Gottes Vergeben unsererSünden muss in diesem Licht – unsererund der ganzen Menschheit letztlichenBestimmung und Erfüllung – betrachtetwerden.Vergebung basiert auf dem Er lösungs -werk Gottes. Er kann Sünde vergeben,weil er uns von ihr scheidet, sie richtetund verurteilt und uns errettet und

Page 19: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 04-06.2014 19

GEHEILTE BEZIEHUNGEN

anderen zuteilwerden lassen. Wir ver-geben anderen nie in unserem eigenenNamen! Das würde auch nichts brin-gen. Vielmehr vergeben wir ihnen im -mer im Namen Jesu Christi – fußenddarauf, wer er ist und was er als unser

Teilhabe an Christus verwirklichen kön-nen.

Vergebung erfahrenVon Gott Vergebung zu erfahren heißt,seine Gnade zu empfangen. Das be -

Gerechtigkeit als Beziehungsgerechtigkeit

wandelt. In seinem Werk Atonement[dt.: Sühne] führte der schottischeTheologe Thomas Torrance aus: „Ver -gebung ist in diesem Zusammenhangein großartiger Akt, den nur Gott voll-bringen kann, indem er auslöscht, wasvergangen ist, und neu schafft, wasdurch Sünde vertan wurde [...]Vergebung besteht nicht nur aus einemWort des Verzeihens, sie ist uns viel-mehr durch die Kreuzigung und Auf er -stehung, durch Gericht und Neu schöp -fung garantiert“ (S. 222). Gott schautnicht einfach über unsere Sünd haf tig -keit hinweg; er wird sie dereinst derVerdammung überantworten und unserlösen, neu erschaffen und wieder-herstellen und damit alles in Ordnungbringen. So wie es Dietrich Bonhoeffereinst mit den Worten zum Ausdruckbrachte, Gott verzeihe niemals dieSün de, aber er verzeiht dem Sünder.Aus Glauben oder im Vertrauen aufGottes Gnadenurteil und sein Er neu e -rungs werk in Christus werden wir derVergebung teilhaftig und bringen sieanderen entgegen. Wir zählen aufChris ti Sühneopfer und Ver söh nungs -werk, das er mit seiner Kreuzigung undWiederauferstehung an unserer statt –für uns – vollbrachte. In Menschen ge -stalt hat er die Menschheit von Grundauf reingewaschen. Durch seine Kreu -zi gung und im Vertrauen darauf, dasssein Vater ihn und mit ihm auch uns zuneuem und rechtem Leben auferstehenlassen werde, geschah dieses Kraft desHeiligen Geistes. Er hat sich in ei nervergebenden Haltung, im Gebet und inUnterwerfung unter Gottes Urteil allemBösen gegenüber – an unserer statt –dahin gegeben. Jesus ist unser erha-bener Hohepriester. Er ist der eine, derdank seines Sühneopfers und Er lö sungs - werks anderen vergab und Got tes Ver -gebung für uns in unserer Sünd haf tig -keit erfuhr.Wir können also nicht losgelöst vondem uns mit Christus verbindendenBund vergeben. Wir können nicht ausuns heraus Vergebung erfahren und sie

erhabener Hohepriester für uns getanhat. Unser Vergeben stellt lediglich ei -ne Teilhabe an alledem dar, was Jesusbereits Kraft des Heiligen Geistes fürund in uns vollbracht hat und nochvollbringt. Es geht darum, dass dieSün de verdammt wird und wir Aus söh -nung und Wandlung erfahren. Welcheine Freude, dass wir dieses erfahrendürfen!Nachdem wir nun beleuchtet haben,was unter Gottes Vergebung zu verste-hen ist und wie er dafür sorgt, dasswir seine Gnade annehmen und sieanderen zuteilwerden lassen, möchteich im Folgenden darauf hinweisen,wie wir diesen wichtigen Aspekt der

deu tet, dass wir, um es mit den Wor -ten Torrances’ zu sagen, nicht nur einWort der Vergebung zugesprochen be -kommen, sondern gleichzeitig ein Werkder Erlösung empfangen. Gott sprichtzwei Wörter zu uns: Das Wort der Ver -gebung und das Wort der Verurteilung.Wenn es um Vergebung geht, impliziertes auch immer, dass ein sündiges Wort,Gedanke, Gefühl oder Handeln gesche-hen ist. Da dieses nicht mit dem über-einstimmt, wer Gott ist und wer wir inihm sind, stört diese Sünde unsere Be -ziehung zum Vater. Aus diesem Grundbrauchen wir die Vergebung Gottes. In -dem die Beziehung wieder hergestelltist, dürfen wir in einer geheilten Be -

Halten Sie die Vergebung, die Ihnen zuteil wurde, nicht zurück

Page 20: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

20 04-06.2014 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

GEHEILTE BEZIEHUNGEN

auf sich genommenen Sühnewerk. DieWeigerung, anderen zu vergeben, be -deutet, ihnen zu verwehren, was Chris -tus uns zuteilwerden ließ. Es bedeutetdamit auch, Christi Vergeben uns ge -genüber nicht anzunehmen.In dem Sinne werden wir mit unsererWeigerung anderen zu vergeben auchnicht Gottes Vergebung teilhaftig. Um -ge kehrt erfahren wir erst die ganzeFül le der Vergebung, wenn wir anderenin Christi Namen vergeben.Wir können anderen vergeben, weil wirJesu Leben, Tod, Auferstehung undHimmelfahrt erkennen und wissen,dass der dreieinige Gott die Sündewichtiger nimmt als wir. Mit seinemVergeben sagt er nie, dass Sünd haf tig -keit schon in Ordnung ist und kein Pro -blem darstellt. Nochmals, Gott vergibtnie die Sünde selbst, sondern alleindem Sünder. Sein Zorn ergießt sichüber sie, weil ihm alles abhold ist, wassich gegen uns richtet. Er weiß weit-aus besser als wir um den Schadenund den Kummer, den sie anrichtet. Erhat mit Sünde und Tod ein für alle Malam Kreuz abgerechnet, und seine Gna -de behält für immer das letzte Wort,nicht unsere Sündhaftigkeit oder dieSünden, die uns widerfahren sind.An deren zu vergeben heißt nicht vorzu-geben, dass ihr Tun eigentlich nicht soschlimm oder falsch war. Wenn demso wäre, gäbe es keinen Grund zur Ver -gebung. Zu vergeben heißt, anzuerken-nen, dass sich jemand an einem ver-sündigt hat und man die wahren Kon -se quenzen jener Sünde kennt. Anstattaber nachtragend zu sein oder demje-nigen Böses zu wünschen, vertrauenwir diesen Menschen und seine SündeGott an, auf dass sich Gott in Christusseiner annehme. Wir vertrauen darauf,dass der dreieinige Gott noch immerund auch in dieser Situation in ihm amWirken ist und dass er an der Be stim -mung, die er uns und dem anderen zu -gedacht hat, getreulich festhält. Keinerwird letztendlich mit irgendeinem Tundavonkommen.

In Gnade lebenVergebung annehmen und anderen wi -der fahren zu lassen, gehört zu unseremWandel in Christus, zu unserem tägli-chen Leben in seiner Gnade. Wenn wirunsere eigenen Sünden und die derer,die sich an uns versündigt haben, im -mer wieder vor den gnädigen dreieini-gen Gott tragen, so hilft uns das, in derrealen Hoffnung zu leben, dass des All -mächtigen Gnade in dieser Welt und inunserem Leben unerschütterlich amWir ken ist und Christus wahrhaftig dasletzte Wort hat. Jesus lässt nichts zu,das sein Erlösungswerk nicht zu tilgenvermag. Wenn wir in seinem Namenanderen vergeben, leben wir in seinerWahrheit.Für mich stellt sich das Annehmen und„Widerfahren lassen“ von Vergebunggelegentlich wie ein Ringkampf dar. Esfällt nicht leicht und kommt auch nichtvon selbst. Es erinnert mich an dasJäten im Garten. Es bedarf ständigenMü hens, um den fruchtbringendenPflanzen Lebensraum zu verschaffen.Aber Jesus, unser Hohepriester, ist füruns und an unserer statt für uns einge-standen und wirkt in uns, auf dass wirmehr und mehr imstande sind, anderenvon Herzen zu vergeben und selbstVer gebung anzunehmen. Wir überant-worten ihm unseren Groll, unserenSchmerz, unsere Selbstrechtfertigungund Selbstzerfleischung. Wir überant-worten ihm unsere Unversöhnlichkeitund vertrauen darauf, dass er sein Hei -lung bringendes, erlösendes Werk stär-ker und stärker in unser Herz ein-schreibt. Wir vermögen dies, weil wirin Jesus – in seinem Leben und Tod, inseiner Auferstehung und Himmelfahrt –erkennen, wie ernst Gott unsere Sün denimmt und dass er sie tatsächlich zutilgen vermag. Wir feiern Ostern, ChristiTod und Auferstehung, als Zeugnis je -ner Wahrheit, dass Gott wahrhaftigalle Schöpfung in Christus neu aufrich-tet. �

Umwandlung der ganzen Schöpfung

ziehung mit Jesus und dem Vater le -ben und den Frieden und die Freude,die damit einhergehen, genießen. Da Jesus uns die Wahrheit über unserWesen gezeigt und uns Vergebung zu -gesprochen hat, dürfen wir unser Selbst -urteil und unsere Selbstver ur tei lungloslassen. Wenn wir die Ver gebungannehmen, erleben wir die Gnade Got -tes mehr und mehr. Wir wenden unsihm zu und hören ihn sagen: „Ich binvollkommen im Bilde. Überantwortemir alles, denn es ist deine Sünd haf tig -keit, von der ich dich errette und dichheile. Dieses kannst du nicht selbertun. Nichts kann mich davon abhalten,mein Werk in deinem Leben zu vollen-den. Ich bin zuversichtlich, dass ich esin dir zu Ende bringen kann und dasshinsichtlich deiner Sünde nicht dasletzte Wort gesprochen ist.“

Anderen vergebenAuch wenn wir anderen vergeben, istdarin ein Akt des Vertrauens auf Gottund des Empfangens seiner Gnade zusehen. Einer Gnade, die in unseremLeben ihre Wirkung entfaltet. Indemwir jemandem, der uns oder einen vonuns geliebten Menschen verletzt hat,vergeben, anerkennen wir, dass Gottnoch immer am Wirken ist und alles –einschließlich dieser Beziehung undSituation – in Christus wieder aufrich-tet. Er ist weder mit uns noch mit an -deren fertig. Deshalb vergeben wiranderen in Jesu und nicht in unseremNamen. Wir vergeben im Vertrauendarauf, dass er schließlich alles rechtmachen wird. Im Vergeben geben wiran andere lediglich weiter, was unsbereits zuteilwurde.Unversöhnlichkeit verrät die mangeln-de Bereitschaft, Gottes Vergebungwirk lich zu begreifen und sie als eineGa be anzunehmen, die vollkommen aufseiner Gnade beruht und eben nichtvon uns oder einem anderen verdienter -maßen in Anspruch genommen wird.Unversöhnlichkeit offenbart ein Miss -trauen gegenüber dem von Christus

Page 21: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

P

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 04-06.2014 21

PSALM 7

Psalm 7 gibt das Gebet Davids wieder,in dem er um Errettung von seinen ver-leumderischen Feinden bittet. In feier-lichen Worten versichert er seine Un -schuld und appelliert an Gott, seinenRuf wiederherzustellen, indem er seineFeinde richtet. Lassen Sie uns jetzt denganzen Psalm lesen.

Ein Klagelied Davids, das er dem Herrnsang wegen der Worte des Kusch, desBenjaminiters.Auf dich, Herr, mein Gott, traue ich!Hilf mir von allen meinen Verfolgernund errette mich, dass sie nicht wieLö wen mich packen und zerreißen,weil kein Retter da ist. Herr, mein Gott,hab ich solches getan und ist Unrechtan meinen Händen, hab ich Böses ver-golten denen, die friedlich mit mir leb-ten, oder geschädigt, die mir ohne Ur -sache Feind waren, so verfolge michder Feind und ergreife mich und tretemein Leben zu Boden und lege meineEhre in den Staub. SELA. Steh auf, Herr,in deinem Zorn, erhebe dich wider denGrimm meiner Feinde! Wache auf, mirzu helfen, der du Gericht verordnethast, so werden die Völker sich umdich sammeln; du aber throne überihnen in der Höhe! Der Herr ist Richterüber die Völker. Schaffe mir Recht,Herr, nach meiner Gerechtigkeit undUnschuld! Lass der Gottlosen Bosheitein Ende nehmen, aber die Gerechten

lass bestehen; denn du, gerechter Gott,prüfest Herzen und Nieren. Gott ist derSchild über mir, er, der den frommenHerzen hilft. Gott ist ein gerechter Rich -ter und ein Gott, der täglich strafenkann. Wahrlich, wieder hat einer seinSchwert gewetzt und seinen Bogen ge -spannt und zielt. Doch sich selber hater tödliche Waffen gerüstet und feuri-ge Pfeile bereitet. Siehe, er hat Bösesim Sinn, mit Unrecht ist er schwangerund wird Lüge gebären. Er hat eineGrube gegraben und ausgehöhlt undist in die Grube gefallen, die er ge -macht hat. Sein Unrecht wird auf sei-nen Kopf kommen und sein Frevel aufseinen Scheitel fallen. Ich danke demHerrn um seiner Gerechtigkeit willenund will loben den Namen des Herrn,des Allerhöchsten.

ÜberschriftEin Klagelied Davids, das er dem Herrnsang wegen der Worte des Kusch, desBenjaminiters.

In dieser Überschrift wird der Psalmals Klagelied bezeichnet, womit wahr-scheinlich ein besonders einfühlsamverfasstes Gedicht gemeint ist. Der An -lass, auf den es abzielt, ist Davids Er -fahrung mit Kusch, dem Ben ja mi ni ter.Wir wissen nicht, wer Kusch war, aberbekannt ist, dass Saul, der König ausdem Stamm Benjamin (1. Sam 9, 1),

sich mit Benjaminitern umgab (1. Sam22, 7) und durch Geschwätz gegen Da -vid aufgebracht worden war (1. Sam24, 10; 26, 19). Eine Situation, wie dieim 1. Sam 18, 10-24 beschriebene,hätte allen „Kuschs“ dieser Welt weit-reichenden Anlass gegeben, Sauls pa -ranoide Furcht vor David zu entflammen.Der Psalmist aber wusste, dass keineder gegen ihn vorgebrachten Be schul -di gungen, er sei Saul gegenüber nichtloyal, der Wahrheit entsprach; selbstim Angesicht von Gottes Richterstuhl(Ps 7, 7. 11-14) bleibt sein Gewissenrein (s. V. 9 u. 10). Diese Verse bildendas Kernstück dieses Psalms und for-mulieren einen Aufruf, in allem „eingutes Gewissen“ zu haben (Apg 24, 16;Hebr 13, 18; 1. Pt 3, 16). Die generelleStoßrichtung von Psalm 7 ist das altbe-kannte Thema, dass Gebete im Lob preismöglicher Lösungsansätze Krisen bei-zulegen und Streitfragen zu lösen ver-mögen. So wird in den Versen 4-6 so -wie 15-17 geltend gemacht, dass Sün -de und Vergeltung zusammengehören.Im vorliegenden Fall zeigt sich Davidbereit, sich der ganzen Härte des Ge -setzes unterwerfen zu wollen. Mit derSünde verhält es sich folgendermaßen(V. 15-17): Sie ist mit einem aus sichselbst heraus wirkmächtigen Bu me -rang vergleichbar. Wenn aber die Sün -de, wie es heißt, auf den, der sie be -gangen hat, zurückfallen wird, so ge -

Aufruf, in allem „ein gutes Gewissen“ zu haben

Psalm 7: Gebet um Errettung

Ted Johnston

Die Schriftenreihe zu den Psalmen wird vom Mitarbeiter der Grace Communion International Ted Johnston zusammenge-stellt, um auf diese Weise das private Bibelstudium sowie die Vorbereitung von Predigten und Bibelarbeiten zu unterstützen.Jeder Beitrag ist einem Kapitel der Bibel gewidmet. Sie ist eine Zusammenfassung des Kommentars von Allen Ross in TheBible Knowledge Commentary (Kommentar zum Bibel wissen) und J.A. Motyer in The New Bible Commentary (Neuer Bibel -kom mentar). Aufgrund des zusammenfassenden Charakters der Texte wird auf wörtliche Zitate aus diesen Quellen verzichtet.Einen Blog zum Thema Trinität und Inkarnationstheologie, der diese Predigt-Reihe untermauert, finden sie unter:http://thesurprisinggodblog.wcg.org

Page 22: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

22 04-06.2014 | NACHFOLGE www.wcg.org/de

PSALM 7

schieht dies, weil es einen gerechten(V. 7-9), strafenden (V. 11-14) Gott gibt.Vor ihm werden alle eines Tages undeben auch jeden Tag stehen. Er verfügtüber Mittel und Wege und er straft dieReuelosen. In Anbetracht einer solchenSicht auf die Sünde und im Angesichteines solchen Gottes beteuert Davidseine Unschuld: So bringt er Wesenund Gnade eines reinen Gewissens zumAusdruck.

Bitte um Eingreifen (7, 2-3)Auf dich, Herr, mein Gott, traue ich!Hilf mir von allen meinen Verfolgernund errette mich, dass sie nicht wieLöwen mich packen und zerreißen,weil kein Retter da ist.

Voller Zuversicht bittet David um Er ret -tung von seinen Feinden, die ihn gleich -sam wie Löwen zu zerreißen drohen. Erweiß, dass keiner ihm zu helfen vermag,wenn Gott ihn nicht errettet. In Vers 3kommt der Begriff „erretten“ zum ers-ten Mal im Psalter vor.

Beteuerung seiner Unschuld (7, 4-6)Herr, mein Gott, hab ich solches getanund ist Unrecht an meinen Händen, habich Böses vergolten denen, die friedlichmit mir lebten, oder geschädigt, diemir ohne Ursache Feind waren, so ver-folge mich der Feind und ergreife michund trete mein Leben zu Boden undlege meine Ehre in den Staub. SELA.

David beteuert an dieser Stelle feierlich,seine Hände seien von Schuld rein.Die se Verse werden durch eine Eides -formel eingerahmt. Hab ich solches ge -tan [...], hab ich Böses vergolten [...],so verfolge mich der Feind und ergreifemich. Angesichts seiner Bitte um Er ret -tung muss man diese Textstelle als fei-erliche Beteuerung seiner Integritätbe trachten. In Vers 5 wird offensicht-lich die von seinem Widersacher vor-gebrachte verleumderische An schul di -gung wiedergegeben, er habe jenen„Böses vergolten“, die friedlich mit ihm

lebten, oder jene geschädigt, die ihmohne Ursache Feind waren. Er be schwörtalso seinen Tod durch seines FeindesHand, wenn er, so wie sie es gegenihn vorbrachten, schuldig sein sollte.Seine Ehre in den Staub legen heißt andieser Stelle, ihn töten und begraben.Es ist damit nicht ein unbewusstesSein im Tode gemeint. Vielmehr impli-ziert diese Wendung, dass ein Toter zuschlafen scheint (s. 1. Thess 4, 13),und David nutzt diese Anspielung aufden Tod, indem er sie auf seine durchverleumderisches Geschwätz in denSchmutz gezogenen Ruf bezieht.Fern von jeglicher Vergeltung von Bö -sem (wie es verunglimpfend und falschwiedergegeben wurde) ist von ihm ver-brieft, er habe Böses mit Gutem ver-golten (s. Mt 5, 43-48; Röm 12, 17-21).Lange nachdem Saul versucht hatte,David zu töten, war dieser dem geistigverwirrten König mit seiner Musik zu

Diensten und in Ergebung zugetan (1. Sam 18, 10-13; 19, 9; 1. Sam 20, 1;24, 10f. 17; 26, 18. 23f).

Bitte um Rehabilitierung (7, 7-10)Steh auf, Herr, in deinem Zorn, erhebedich wider den Grimm meiner Feinde!Wache auf, mir zu helfen, der du Ge -richt verordnet hast, so werden dieVöl ker sich um dich sammeln; du aberthrone über ihnen in der Höhe! DerHerr ist Richter über die Völker. Schaf femir Recht, Herr, nach meiner Ge rech -tigkeit und Unschuld! Lass der Gott lo -sen Bosheit ein Ende nehmen, aber dieGerechten lass bestehen; denn du, ge -rechter Gott, prüfest Herzen und Nie -ren.

David bittet Gott, den gerechten Rich -ter der ganzen Welt, ihm zu seinemRecht zu verhelfen. Die Worte steh auf[...], erhebe dich und wache auf sollen

Gott bringt auf höchst unerwartete Weise Recht in diese Welt,

Page 23: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

www.wcg.org/de NACHFOLGE | 04-06.2014 23

PSALM 7

den Allmächtigen dazu bewegen, vorden versammelten Völkern Gericht zuhalten (offenkundig ein Bezug auf dasJüngste Gericht). In Vers 9 steht dieWendung schaffe mir Recht für „ver-teidigen“, „rehabilitieren“; denn Daviderbittet sich ein seine Gerechtigkeitund Unschuld offenbarendes Urteil. Erbittet Gott, den allwissenden gerech-ten Richter, zudem, der Gottlosen Bos -heit ein Ende zu bereiten und die Ge -rech ten bestehen zu lassen. Ver ständ li -cher weise geht es im Gebet der Ge rech -ten oft darum, dass Gott beim Jüngs -ten Gericht alles auf Erden ins rechteLot bringen werde. Die Anrede Herrfindet an dieser Stelle erstmals inner-halb von 23 Wiederholungen im Psal -ter Erwähnung; dreimal wird er alleinin diesem Psalm angesprochen (in Vers9, 11 und 18), wenngleich der Wortlautim Hebräischen geringfügig unterschied -lich ist. So spricht der Begriff „Aller -

höchs te“ die über alles erhabenehöchs te Stellung Gottes im Himmel an.

Beschreibung der GerechtigkeitGottes (7, 11-18)Gott ist der Schild über mir, er, der denfrommen Herzen hilft. Gott ist ein ge -rechter Richter und ein Gott, der täg-lich strafen kann. Wahrlich, wieder hateiner sein Schwert gewetzt und seinenBogen gespannt und zielt. Doch sichselber hat er tödliche Waffen gerüstetund feurige Pfeile bereitet. Siehe, erhat Böses im Sinn, mit Unrecht ist erschwanger und wird Lüge gebären. Erhat eine Grube gegraben und aus ge -höhlt und ist in die Grube gefallen, dieer gemacht hat. Sein Unrecht wird aufseinen Kopf kommen und sein Frevelauf seinen Scheitel fallen. Ich dankedem Herrn um seiner Gerechtigkeitwillen und will loben den Namen desHerrn, des Allerhöchsten.

In diesem Abschnitt beschreibt David,wie Gott, sein Schild, die Frevler ohneUmschweife richtet, indem er denfrommen Herzen hilft. Da der All mäch -ti ge ein gerechter Richter ist (s.a. 9, 9),ist er ein Gott, der täglich strafen kann,wie David ausführt. Wie wir bereits invorherigen Abhandlungen über diePsalmen feststellten, ist der Zorn Got -tes Ausdruck seiner Liebe und damitgegen die Sündhaftigkeit gerichtet, dieseine Schöpfung zerstört. Jene, die aufden Allmächtigen vertrauen, können an -gesichts der Gewissheit, dass er mitaller Entschiedenheit die Sünden ahn-det, getrost sein, auch wenn es den An - schein haben mag, sie blieben un be -merkt. Es muss jedoch festgehaltenwerden, dass es allein Gott obliegt,Frevel zu vergelten (und die Frevlerselbst zu strafen) er allein mag Ver gel -tung üben, nicht wir. Wir dürfen jedochnicht aus den Augen verlieren, dassder Allmächtige dies tatsächlich tunwird (5. Mo 32, 35; Röm 12, 19; Hebr10, 30). Einem Krieger gleich rüstet erseine tödlichen Waffen, um sie gegen

die Gottlosen ins Feld zu führen.Schwer ter, Bogen (V. 13) und Pfeile(V. 14) dienen häufig als Metapher fürGottes Richterschluss gegenüber denFrevlern.Im Folgenden führt David aus, wie derAllmächtige es zulässt, dass die Gott -lo sen durch ihre eigenen bösen Pläneverursacht in die Falle tappen. Wennjemand also mit Unrecht schwanger ist,richtet sich das Ränkespiel oft gegenden Intriganten selbst (s. Grube in 9, 16;35, 7; 56, 7; Spr 26, 27). Dies ist einerder Wege, die Gott wählt, um mit demBösen fertig zu werden. So, wie Jesuses ausdrückte, wird, „wer das Schwertnimmt, [...] durchs Schwert umkommen“(Mt 26, 52).In Vers 18 endet der Psalm mit einemfeierlichen Versprechen Davids, Gott zudanken und ihn um seiner Ge rech tig -keit willen (dafür, dass er alles rich tig -stellt) zu loben – ein Fazit, das sichnoch bewahrheiten sollte. Selbst wenner verleumdet und angegriffen wurde,vertraute David voll und ganz auf seinengerechten Herrn (den Aller höchs ten),auf dass dieser für ihn eintrete und Ge -rechtigkeit übe.

SchlussbetrachtungDavid vertraute darauf, dass der All -mäch tige schon alles zurechtrückenwerde. Als Krieger sah er in ihm einenseine Feinde strafenden Gott. Bis wei -len verhielt sich dieser tatsächlich sound ließ es sogar zu, dass Davids Wi -der sacher die natürlichen Kon sequen -zen ihrer Missetaten zu tragen hatten.Als Christen sehen wir den All mäch ti -gen letztlich in Jesus Gerechtigkeitüben. Gott bringt auf höchst unerwar-tete Weise Recht in diese Welt, indemer nämlich selbst unser Unrecht aufsich nimmt. Denn Gerechtigkeit wirdam Ende eben nicht durch militärischeVergeltung herbeigeführt, sonderndurch die Vergebung. Diese wird unsallein durch das, was Gott in Christusfür die ganze Menschheit vollbracht,zu teil. �

indem er nämlich selbst unser Unrecht auf sich nimmt

Page 24: Christus gab euch ein Beispiel, ihm folget nach. Nachfolge · PDF filePRINTEC OFFSET , Kassel ... Pt 3,18). Wir möchten Verständnis, Orientierung und Le bens hil fe in ei ner rastlosen,

www.wcg.org/de

Gedankenanstöße

Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden,

als Eure Schulweisheit sich träumt.William Shakespeare

Wunder stehen nicht im Gegensatz zur Natur,

sondern nur im Gegensatz zu dem,

was wir über die Natur wissen.Augustinus von Canterbury

Die schönsten Momente im Leben sind nicht die,

in denen man atmet,

sondern die,

die einem den Atem rauben.Rainer Maria Rilke

Gerade die einfachsten,

die klarsten Ideen,

gerade die sind meist schwerer zu verstehen.Unbekannt

Ein Lächeln ist ein Licht,

das Leben und Hoffnung sichtbar macht.Thérèse von Lisieux

Das Leben ist voller Farbe,

nur manchmal wird es einem zu bunt. Unbekannt