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JUDAS ISCHARIOTH. 7 dies auf der bühne dadurch dargestellt, dass Judas vorn in seinem kleide einen vogel verbarg, welchen er bei der er hängungsscene fliegen liess. Sehr oft wurde der t0d des Judas auch als eine förmliche hinrichtung durch den satan dargestellt.l) Der teufel stieg Judas auf der leiter voran und zog ihn am stricke nach. Jedoch scheint diese scene manchmal gar zu natürlich ausgefallen zu sein; ein Metzer chronist erzählt, dass Judas einmal bei der aufführung beinahe erstickt wäre. 2) Deshalb scheint man sich häufig damit begnügt zu haben, eine puppe anstatt des Judas zu erhängen, wenigstens wird dies in der bühnenanwei sung für das passionsspiel des Frankfurter St. Bartholomäus stifts3) ausdrücklich erwähnt. In dem Donaueschinger passions spiel wird dargestellt, wie der teufel nach der erhängung mit Judas in die hölle versinkt. Es wurde dies dadurch bewerk stelligt, dass beide sich an einem seile herabliessen, welches vom baume bis in die höllc führteß) Ueber den baum, an welchem sich Judas aufgehängt haben soll, gibt es verschiedene volkstümliche traditionen. Sehr verbreitet ist die sage, welche das zittern der espe da von herleitet, dass Judas sich an einer espe erhängt haben“) Frisch gibt an, dass eine art des wilden johannisheerhaums als der Judasbaum bezeichnet werdefi) In der Christiade des spanischen dichters Diego de Hojeda —— welcher auch erzählt, et praecipitem dedit, ita ut ad terram allisus rnmperetur medius atque etfunderentnr ilia et tam horrendo exitu egrederetur diabolus. ‘) cf. Mone, Schauspiele II, 281 fl‘. 2) Jubinal, mystöres in6dits pag. XLIII. °) Fichard, frankfurtisches Archiv für ältere deutsche Literatur und Geschichte. Ordnung des Passionsspiels der St. Bartholomäusstiftschule zu Frankfurt a. M. 3. Theil pag. 148. ‘) Mone l. c. Warum Judas zwischen erde und himmel schweben muste, wird bei Jacobu a Voragine und im Passional (ed. Hahn pag. 318) auseinandergesetzt. 5) In loves labours lost erwähnt Shakspere noch eine andere tradi tion (act V, sc. 2). Dort sagt Biron, Judas sei an einem hollunderbaum (elder) erhängt werden, was gelegenheit zu einem wortspiele zwischen elder=hollnnder und elder=älter gibt (cf. Delius, Shakspere I, 266 anm. no. 123). 'I‘schischwitz, Nachklänge germ. mythe in den werken Shak speares s. 41 fl". °) Frisch, teutsch-lat. Wörterbuch I, pag. 493. Art. Judasbaum. Generated on 2015-07-22 00:21 GMT / http://hdl.handle.net/2027/coo.31924027113707 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www.hathitrust.org/access_use#pd-us-google

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JUDAS ISCHARIOTH. 7

dies auf der bühne dadurch dargestellt, dass Judas vorn inseinem kleide einen vogel verbarg, welchen er bei der er

hängungsscene fliegen liess.

Sehr oft wurde der t0d des Judas auch als eine förmliche

hinrichtung durch den satan dargestellt.l) Der teufel stieg Judasauf der leiter voran und zog ihn am stricke nach. Jedoch

scheint diese scene manchmal gar zu natürlich ausgefallenzu sein; ein Metzer chronist erzählt, dass Judas einmal bei

der aufführung beinahe erstickt wäre. 2) Deshalb scheint man

sich häufig damit begnügt zu haben, eine puppe anstatt des

Judas zu erhängen, wenigstens wird dies in der bühnenanwei

sung für das passionsspiel des Frankfurter St. Bartholomäus

stifts3) ausdrücklich erwähnt. In dem Donaueschinger passions

spiel wird dargestellt, wie der teufel nach der erhängung mit

Judas in die hölle versinkt. Es wurde dies dadurch bewerk

stelligt, dass beide sich an einem seile herabliessen, welches

vom baume bis in die höllc führteß)Ueber den baum, an welchem sich Judas aufgehängt

haben soll, gibt es verschiedene volkstümliche traditionen.

Sehr verbreitet ist die sage, welche das zittern der espe da

von herleitet, dass Judas sich an einer espe erhängt haben“)Frisch gibt an, dass eine art des wilden johannisheerhaumsals der Judasbaum bezeichnet werdefi) In der Christiade des

spanischen dichters Diego de Hojeda —— welcher auch erzählt,

et praecipitem dedit, ita ut ad terram allisus rnmperetur medius atque

etfunderentnr ilia et tam horrendo exitu egrederetur diabolus.

‘) cf. Mone, Schauspiele II, 281 fl‘.

2) Jubinal, mystöres in6dits pag. XLIII.°) Fichard, frankfurtisches Archiv für ältere deutsche Literatur und

Geschichte. Ordnung des Passionsspiels der St. Bartholomäusstiftschulezu Frankfurt a. M. 3. Theil pag. 148.

‘) Mone l. c. Warum Judas zwischen erde und himmel schweben

muste, wird bei Jacobu a Voragine und im Passional (ed. Hahn pag. 318)auseinandergesetzt.

5) In loves labours lost erwähnt Shakspere noch eine andere tradition (act V, sc. 2). Dort sagt Biron, Judas sei an einem hollunderbaum

(elder) erhängt werden, was gelegenheit zu einem wortspiele zwischen

elder=hollnnder und elder=älter gibt (cf. Delius, Shakspere I, 266 anm.

no. 123). 'I‘schischwitz, Nachklänge germ. mythe in den werken Shak

speares s. 41 fl".

°) Frisch, teutsch-lat. Wörterbuch I, pag. 493. Art. Judasbaum.

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