cézanne · 2013. 7. 18. · 5 ms cezanne 4c.qxp 6/4/2005 10:31 am page 5 1839 paul cézanne wird...
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Cézanne
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Autoren: Anna Barskaja, Jewgenija Georgijewskaja Redaktion der deutschen Veröffentlichung: Klaus H. Carl
Seite 4:Selbstporträt, 1873-1876.Öl auf Leinwand, 53 x 64 cm.Musée d’Orsay, Paris.
Layout:Baseline Co Ltd127-129A Nguyen HueFiditourist 3rd FloorDistrict 1, Ho Chi Minh-StadtVietnam
© Sirrocco, London, UK© Confidential Concepts, Worldwide, USA
Weltweit alle Rechte vorbehalten. Soweit nicht anders ver-merkt, gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligenFotografen. Trotz intensiver Nachforschungen war es abernicht in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechtefestzustellen. Gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung.
ISBN: 978-1-78042-152-0
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„Ich bin der Ursprung einer neuen Kunst.“— Paul Cézanne
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1839 Paul Cézanne wird am 19. Januar in Aix-en-Provence geboren. 1849 Schüler der St.-Joseph-Schule zusammen mit dem zukünftigen Bildhauer Philippe Solari und Henribis 1851 Gasquet, dem Vater des Poeten Joachim Gasquet, mit dem sich Cézanne später anfreundet.1852 Studiert am Collège Bourbon in Aix. Freundet sich mit Émile Zola und Baptistin Baille an. bis 1858 Besucht die Städtische Zeichenschule am Museum zu Aix.1859 Studiert Rechtswissenschaften an der Universität in Aix und lernt an der Städtischen Zeichenschule (von
November 1859 bis August 1860). Errichtet eine Werkstatt in Jas de Bouffan, einem Landgut. 1861 Wohnt bis zum 21. April in Aix, dann in Paris. Arbeitet in der Académie Suisse. Lernt Armand
Guillaumin und Camille Pissarro kennen. Malt das Porträt Zolas, vernichtet es aber, ohne es beendet zuhaben. Zeichnet abends in der Werkstatt Villevielle. Malt Studien in Marcoussis. Kehrt im Septembernach Aix zurück. Beginnt in der Bank seines Vaters zu arbeiten. Besucht von November 1861 bis August1862 die Zeichenschule in Aix.
1862 Verlässt im Januar die Bank seines Vaters und beschäftigt sich nur noch mit der Malerei.1863 Arbeitet an der Académie Suisse zusammen mit Antoine Guillemet, Armand Guillaumin und Francisco
Oller. Stellt aller Wahrscheinlichkeit nach im Salon des Refusés aus (im Katalog sind seine Werke nichtangegeben). Wird an der École des Beaux-Arts abgelehnt. Dokumentarisches Beweismaterial, das dieseTatsache belegen könnte, ist nicht vorhanden. Besucht mit Zola den Salon und den Salon des Refusés.
1864 Schickt eines seiner Werke an den Salon, die Jury lehnt es aber ab. Kopiert im Louvre ein Gemälde vonDelacroix. Aufenthalt in L’Estaque bei Marseille.
1865 Kehrt im Herbst nach Aix zurück, wo er bis zum Jahresende bleibt. Trifft sich mit Marion, Morstatt undValabrègue.
1866 Die Jury des Salons lehnt das Bildnis Porträt des A. Valabrègue ab. Cezanne schreibt einen Protestbriefan den Grafen von Nieuwekerke, Oberaufseher der Académie des Beaux-Arts, mit der Forderung, denSalon des Refusés wieder zu eröffnen. Zola publiziert mehrere Artikel in der Zeitung L’Evénement zurVerteidigung der Künstler der Avantgarde und veröffentlicht sie in einer besonderen Broschüre mit einerWidmung für Cézanne. Fertigt eine Serie von Bildern in der Spachteltechnik an (Stillleben und Porträts).
1867 Der Salon lehnt seine Gemälde Rum-Punsch und Rausch ab. Zola verteidigt Cézanne in der Presse(Figaro, 12. April 1867).
1869 Verbringt fast das ganze Jahr in Paris. Lernt die Buchbinderin Hortense Fiquet (geb. 1850) kennen, dieihm nebenbei Modell steht.
1870 Arbeitet nach der Erklärung des Deutsch-Französischen Krieges in Aix, später in L’Estaque, wo er mitHortense Fiquet lebt. Nach Proklamierung der Dritten Republik wählt man seinen Vater zum Mitglied desStadtrats und Paul Cézanne selbst in die Kommission für Bildende Künste an der Schule zu Aix. DochCézanne wurde dort nicht tätig.
1872 Hortense Fiquet bringt den Sohn Paul zur Welt. Cézanne verheimlicht das Kind eine Zeit lang vor seinemVater. Er zieht mit der Familie nach Pontoise, wo er mit Pissarro arbeitet.
1873 Lebt in Auvers-sur-Oise, arbeitet im Haus von Dr. Gachet. Trifft sich oft mit dem in Pontoise wohnendenPissarro, der ihn mit dem Kunsthändler Julien Tanguy bekannt macht.
1874 Im Mai findet eine Ausstellung der Société anonyme des peintres, sculpteurs et graveurs (die ersteAusstellung der Impressionisten) statt, an der auch Cézanne teilnimmt. Stellt das Haus des Gehenkten inAuvers-sur-Oise, Die moderne Olympia und die Studie Landschaft in Auvers vor.
1875 Die Jury des Salons lehnt seine Gemälde auch weiterhin ab.1876 Verzichtet auf eine Beteiligung an der zweiten Ausstellung der Impressionisten.
Biografie
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1877 Arbeitet mit Pissarro in Pontoise und Auvers sowie in Chantilly, Fontainebleau und Issy. 1878 Bereitet sich auf eine Ausstellung der Impressionisten vor, die aber nicht stattfindet.1880 Verbringt den August bei Zola in Medan, wo er sich mit Joris Karl Huysmans trifft.1881 Arbeitet in Pontoise mit Pissarro, lernt Paul Gauguin kennen.1882 Wird als „Schüler von Guillemet“ beim Salon zugelassen.1883 Besucht Ende Dezember, die aus Genf zurückgekehrten Claude Monet und Renoir. Fährt am 4. Mai zur
Beerdigung von Édouard Manet.1884 Ein dem Salon vorgestelltes Bildnis wird von der Jury abgelehnt, und von da an schickt Cézanne offenbar
seine Werke nicht mehr dorthin. Paul Signac kauft ein Landschaftsbild von Cézanne bei Tanguy.1886 Im März wird der Roman L’Œuvre von Émile Zola veröffentlicht. Cézanne bricht mit Zola. Am 28. April
heiratet er offiziell Hortense Fiquet. Lebt im Sommer in Paris und Hattenville. Am 23. Oktober stirbt seinVater und hinterlässt ihm ein großes Erbe.
1887 Stellt in Brüssel mit der Gruppe XX aus.1888 Wird im Januar von Renoir in Aix besucht, wo sie gemeinsam arbeiten. 1889 Stellt das Bild Haus des Gehenkten auf der Weltausstellung 1889–1890 aus.1890 Stellt im Januar drei Gemälde auf der 7. Ausstellung der XX in Brüssel aus. Unter ihnen befindet sich
das Haus des Gehenkten. 1894 Besucht im Herbst Monet in Giverny, wo er Joseph Clemenceau, Auguste Rodin, Octave Mirbeau,
Gustave Geffroy und Mary Cassatt kennen lernt. 1895 Seine erste eigene Ausstellung findet bei Vollard in der Rue Laffitte statt. Er stellt 150 seiner Werke aus.
Gustave Caillebotte vererbt testamentarisch dem Musée de Luxembourg zwei Landschaftsbilder Cézannes.1897 Am 25. Oktober stirbt seine Mutter. Die Nationalgalerie Berlin erhält von einem Berliner Kunstfreund ein
Landschaftsbild Cézannes.1898 Zweite Ausstellung Cézannes bei Vollard, bei der ein Katalog herausgegeben wird.1899 Bei Vollard findet eine weitere Ausstellung Cézannes statt. Stellt seine Bilder im Salon des Indépendants vor.1900 Seine Werke Vase mit Früchten, Glas und Äpfel, Waschbecken in Jas de Bouffan und ein
Landschaftsbild sind auf der Ausstellung 100 Jahre französische Kunst, die für die Weltausstellung inParis organisiert wurde, zu sehen.
1901 Denis stellt das Gemälde Hommage à Cézanne im Salon der Société des Artistes Français aus. Cézannezeigt Gemälde auf der Exposition de la Libre Esthétique in Brüssel und im Salon des Indépendants.Errichtet eine Werkstatt in Chemin des Lauves, nicht weit von Aix entfernt.
1902 Am 29. September stirbt Émile Zola.1903 Einige seiner Werke, unter ihnen Pierrot und Harlekin und Weg in Pontoise werden bei der Wiener
Sezession ausgestellt. 1904 Große retrospektive Ausstellung im Salon d’Automne (Herbst-Salon). Die Galerie Cassirer organisiert in
Berlin eine große Ausstellung Cézannes. 1905 Stellt im Salon d’Automne und im Salon des Indépendants aus. Beteiligt sich an der von Paul Durand-
Ruel organisierten Ausstellung in der Grafton Gallery, London.1906 Stellt als Schüler von Pissarro in der Société des Amis des Arts in Aix Blick auf Château Noir aus. Am
6. Oktober wird der Salon d’Automne eröffnet, bei dem er mit zehn seiner Arbeiten vertreten ist. 1906 Cézanne stirbt am 22. Oktober.1907 Der Salon d’Automne widmet Cézanne posthum eine Retrospektive, in der fünfundsechzig seiner Werke
gezeigt werden.
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Die vier Jahreszeiten
1859-1860Öl auf Leinwand, jedes 314 x 104 cm
Petit Palais - Musée des Beaux-Arts de la Ville de Paris, Paris
Paul Cézanne
A n der Wende zweier Jahrhunderte errang dasSchaffen Cézannes immer häufiger nicht nurdie Aufmerksamkeit progressiver Künstler wie Braque,
Derain, Matisse, Vlaminck oder Picasso, sondern auch
der eine neue Kunst schaffenden jungen russischen
Maler, deren Anfänge in vielerlei Hinsicht auf den
Meister aus der Provence zurückgehen. Daneben gab
es aber auch viele Zeitgenossen Cézannes - zu denen
auch so bekannte Autoren wie Arsène Alexandre oder
Camille Mauclair gehörten - die sich die wahre Größe
des Künstlers überhaupt nicht vorstellen konnten.
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Auf Cézannes Tod reagierten die französischen
Zeitungen mit etwa einem Dutzend ziemlich
schäbiger Nachrufe wie„… Kein vollwertiges
Talent“, „… grobe Malerei“, „... ein Künstler, der
er niemals war“, „... nicht fähig, irgendetwas
außer Entwürfen zu schaffen“ infolge „... eines
angeborenen Augendefekts“ - mit solchen
Charakteristiken begleiteten die Kritiker den Sarg
des großen Meisters.
Szene im Interieur
1860Öl auf Leinwand, 91 x 72 cmPuschkin-Museum, Moskau
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Porträt des Onkel Dominik als Mönch
um 1866Öl auf Leinwand, 65,1 x 54,6 cm
The Metropolitan Museum of Art, New York (New York)
Das Unverständnis für die Kunst Cézannes war kein
Resultat ungenügenden Nachdenkens einzelner
Künstler oder Kritiker, sondern entstand infolge der
objektiven Kompliziertheit seiner Malerei, der
spezifischen Eigenheit seines Kunstsystems, das der
Meister im Verlaufe seines ganzen schöpferischen
Lebens entwickelte, von ihm aber in keinem
einzelnen, für sich genommenen Werk vollständig
verkörpert wurde.
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Der Mann mit der Baumwollmütze (Onkel Dominik)
1865Öl auf Leinwand, 79,7 x 64,1 cm
The Museum of Modern Art, New York (New York)
Cézanne ist wohl der komplizierteste Künstler
des 19. Jahrhunderts. „Man kann nicht umhin,
vor der Größe Cézannes so etwas Ähnliches wie
Angst zu verspüren; es ist, als ob man in eine
geheimnisvolle Welt einträte, rau, reich, mit so hohen
Gipfeln, dass es scheint, sie seien unbezwingbar“,
schrieb Lionello Venturi. Diese Gipfel zu erklimmen,
ist wirklich schwer.
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Zu ihnen führen keine von literarischen Themen
oder von gewöhnlichen Assoziationen mit dem
alltäglichen Leben gebahnten Wege. Das Schaffen
Cézannes ist ganz und gar eigenständig und
souverän.
Heute entfaltet sich vor uns die Kunst Cézannes in
der Reihenfolge ihrer logischen Entwicklung, an
deren Anfängen aber schon der Grundstein zu ihrer
Krönung gelegt wurde.
Stillleben mit Brot und Eiern
1865Öl auf Leinwand, 59 x 76 cm
Cincinnati Art Museum, Cincinnati (Ohio)
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Denjenigen aber, die nur die Möglichkeit
hatten, einzelne Fragmente vom Ganzen zu
sehen, erschien deswegen vieles seltsam und
unverständlich. Aber nur so, indem sie
einzelne Werke in Privatsammlungen oder auf
gelegentlichen Ausstellungen sahen, konnten sich
die Zeitgenossen mit dem Schaffen Cézannes
bekannt machen, und nur wenige von ihnen
konnten daher seine Größe erkennen.
Der Ofen im Atelier
1865-1868Öl auf Leinwand, 42 x 30 cm
Privatsammlung, London
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Der Mehrheit fielen nur die seltsame stilistische
Mannigfaltigkeit und das ungleiche Maß an
Abgeschlossenheit seiner Arbeiten auf. Davon
verblüffen die einen Arbeiten durch die ungestüme
Kraft des Temperaments, das sich in der derben
Macht der Volumina und in der Dynamik der Formen
äußerte, die gleichsam mit einem schweren
Werkzeug herausgearbeitet und aus einem
Farbenteig modelliert sind.
Porträt von Louis Auguste Cézanne, dem Vater des Künstlers
1866-1867Öl auf Leinwand, 119,3 x 198,5 cm
National Gallery of Art, Washington, D.C.
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Andere Arbeiten zeichnen sich durch eine rationelle,
wohl überlegte Komposition, eine unbegreifliche
Vielfalt der Farben und ihrer Modulationen aus. Die
dritte Gruppe der Arbeiten wiederum stellen
flüchtige Entwürfe dar, in denen die Tiefe durch
einige aquarellhaft durchsichtige Pinselstriche
angedeutet ist, und in den vierten schließlich treten
mächtig modellierte Figuren in komplizierte
Raumbeziehungen ein, die ein russischer Autor
treffend als „Verflechtung des Raumes“ bezeichnete.
Die Entführung
1867Öl auf Leinwand, 93,5 x 117 cm
The Fitzwilliam Museum, Cambridge
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Cézanne mit seinen ständigen Beschwerden über
die Unmöglichkeit einer Realisierung dessen, was er
fühlte, brachte selbst die Kritik auf die Idee des
Fragmentarischen seiner Kunst. Jedes Werk erschien
dem Künstler als ein unvollendeter Teil des Ganzen.
Es kam oft vor, dass Cézanne eine angefangene
Arbeit nach mehreren, vielstündigen Versuchen
mit dem Gedanken, sich ihr irgendwann einmal
wieder zuzuwenden, im Stich ließ.
Porträt des Schwarzen Scipion
um 1867Öl auf Leinwand, 107 x 83 cm
Museu de Arte de São Paulo, São Paulo
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Mit jedem nachfolgenden Werk versuchte er, die
„Unvollkommenheit“ des vorhergehenden zu
überwinden, „es abgeschlossener zu machen als
vorher“. „Haare und Bart sind bei mir lang, das
Talent aber kurz“. Genau einen Monat vor seinem
Tod schreibt der Künstler an Émile Bernard: „Ob ich
das Ziel je erreiche, das so stark erwünschte und so
lang erstrebte?
Die Versuchung des hl. Antonius
1867-1870Öl auf Leinwand, 57 x 76 cm
E.G. Bührle-Sammlung, Zürich
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