das makedonische - auf dem weg zur anfangsbetonung - sebastian kempgen

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 © S. Kempgen 2008. Orig. publ. in:  Problems of General, Germanic and Slavic Linguistics.  Papers fo the 70th Anniversary of Professor V. Levickij , !ernivci 2008, 311–318.  Das Makedonische – auf dem Weg zur Anfangsbetonung? Sebastian Kempgen (Bamberg) Sein Wortakzent gibt dem Makedonischen eine besondere Stellung innerhalb der slavischen bzw. südslavischen Sprachen, aber auch darüber hinaus typo- logisch insgesamt. Franks (1987, 95) nennt den makedonischen Akzent sogar “virtually unique among the world’s languages”. Normalerweise benennt man den makedonischen Akzent als Antepaenultima-Akzent, also als Akzent auf der drittletzten Silbe (mak.  tretoslo  ! niot akcent, tretoslo  ! nata akcentovka) – im übrigen kein Balkanismus, sondern eine echte Innovation. Der Antepaenultima- Akzent gehört zweifellos zu den Merkmalen, die bei der Normierung des Make- donischen dazu dienten, es möglichst weit sowohl gegenüber dem Serbischen wie dem Bulgarischen abzugrenzen; er gilt als eines der wichtigsten seiner distinktiven Merkmale – so ist denn auch der erste Artikel in der ersten Nummer von Makedonski jazik  dem Akzent dieser Sprache gewidmet (TO"EV 1950). Das Anliegen des vorliegenden Beitrages ist ein zweifaches: a) erstens sollen verschiedene Formulierungen der Beschreibung des makedonischen Ak- zentes diskutiert werden, b) sollen weitere Überlegungen angestellt und empiri- sche Daten ausgewertet werden, die zusammen darauf hinauslaufen, daß das Makedonische als Sprache in einem Übergangsstadium zu einer neuen Akzent- regel betrachtet werden könnte, die zugleich erklären helfen, warum c) der Antepaenultimaakzent typologisch gesehen selten ist. 1. Der Antepaenultima-Akzent Zunächst sei kurz resümiert, wie sich der Wortakzent im Makedonischen tat- sächlich darstellt: Der (am Westmakedonischen orientierte) Akzent fällt auf die drittletzte Silbe, in Fremdwörtern jedoch auch auf andere Silben. Wenn ein Wort (korrekter müßten wir immer sagen: eine Wortform) weniger als drei Silben umfaßt, so fällt der Akzent bei einsilbigen Wortformen auf die erste = letzte = einzige Silbe, bei zweisilbigen Wortformen auf die zweitletzte = erste Silbe, bei dreisilbigen Wortformen auf die drittletzte = erste Silbe. 1   Beispiele: einsilbig: A  #$% ‘ich’, %&' ‘bin’ zweisilbig: AS ()$(*) ‘Verb’, +,-()-. ‘Überblick’ dreisilbig: ASS .*'$/0* ‘einheimisch’, +*1-2)* ‘Herkunft’ viersilbig: SASS +,-.%1$3&3$ ‘stellt dar’ fünfsilbig: SSASS 4$2-.*05#$ ‘Makedonien’ 1  Zum typologischen Zusammenhang zwischen Wortlänge und Akzent am Beispiel des ‘Minimalpaares’ Makedonisch – Bulgarisch vgl. K EMPGEN (1990).

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Das Anliegen des vorliegenden Beitrages ist ein zweifaches: a) erstens sollen verschiedene Formulierungen der Beschreibung des makedonischen Akzentes diskutiert werden, b) sollen weitere Überlegungen angestellt und empirische Daten ausgewertet werden, die zusammen darauf hinauslaufen, daß das Makedonische als Sprache in einem Übergangsstadium zu einer neuen Akzentregel betrachtet werden könnte, die zugleich erklären helfen, warum c) der Antepaenultimaakzent typologisch gesehen selten ist.

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  • S. Kempgen 2008. Orig. publ. in: Problems of General, Germanic and Slavic Linguistics. Papers fo the 70th Anniversary of Professor V. Levickij, ernivci 2008, 311318.

    Das Makedonische auf dem Weg zur Anfangsbetonung?

    Sebastian Kempgen (Bamberg) Sein Wortakzent gibt dem Makedonischen eine besondere Stellung innerhalb der slavischen bzw. sdslavischen Sprachen, aber auch darber hinaus typo-logisch insgesamt. Franks (1987, 95) nennt den makedonischen Akzent sogar virtually unique among the worlds languages. Normalerweise benennt man den makedonischen Akzent als Antepaenultima-Akzent, also als Akzent auf der drittletzten Silbe (mak. tretosloniot akcent, tretoslonata akcentovka) im brigen kein Balkanismus, sondern eine echte Innovation. Der Antepaenultima-Akzent gehrt zweifellos zu den Merkmalen, die bei der Normierung des Make-donischen dazu dienten, es mglichst weit sowohl gegenber dem Serbischen wie dem Bulgarischen abzugrenzen; er gilt als eines der wichtigsten seiner distinktiven Merkmale so ist denn auch der erste Artikel in der ersten Nummer von Makedonski jazik dem Akzent dieser Sprache gewidmet (TOEV 1950).

    Das Anliegen des vorliegenden Beitrages ist ein zweifaches: a) erstens sollen verschiedene Formulierungen der Beschreibung des makedonischen Ak-zentes diskutiert werden, b) sollen weitere berlegungen angestellt und empiri-sche Daten ausgewertet werden, die zusammen darauf hinauslaufen, da das Makedonische als Sprache in einem bergangsstadium zu einer neuen Akzent-regel betrachtet werden knnte, die zugleich erklren helfen, warum c) der Antepaenultimaakzent typologisch gesehen selten ist. 1. Der Antepaenultima-Akzent Zunchst sei kurz resmiert, wie sich der Wortakzent im Makedonischen tat-schlich darstellt: Der (am Westmakedonischen orientierte) Akzent fllt auf die drittletzte Silbe, in Fremdwrtern jedoch auch auf andere Silben. Wenn ein Wort (korrekter mten wir immer sagen: eine Wortform) weniger als drei Silben umfat, so fllt der Akzent bei einsilbigen Wortformen auf die erste = letzte = einzige Silbe, bei zweisilbigen Wortformen auf die zweitletzte = erste Silbe, bei dreisilbigen Wortformen auf die drittletzte = erste Silbe.1

    Beispiele: einsilbig: A ich, bin zweisilbig: AS Verb, berblick dreisilbig: ASS einheimisch, Herkunft viersilbig: SASS stellt dar fnfsilbig: SSASS Makedonien

    1 Zum typologischen Zusammenhang zwischen Wortlnge und Akzent am Beispiel des Minimalpaares Makedonisch Bulgarisch vgl. KEMPGEN (1990).

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    S. Kempgen 2008. Orig. publ. in: Problems of General, Germanic and Slavic Linguistics. Papers fo the 70th Anniversary of Professor V. Levickij, ernivci 2008, 311318.

    sechssilbig: SSSASS Makedonistik siebensilbig: SSSSASS die Makedonistik

    Beim Anhngen von Flexionssuffixen, die die Silbenzahl der Wortform beein-flussen bzw. beim Anhngen des Artikels erweist sich der Akzent zugleich als beweglich, d.h. er springt innerhalb des Paradigmas.

    Beispiele: ASS die letzte (indef.) SASS (def.) ASS Verben (indef.) SASS (def.) SASS makedonisch (indef.) SSASS (def.)

    Wenn eine Wortform nur eine oder zwei Silben umfat, so stellen diese

    Flle eigentlich eine Ausnahme zum Antepaenultimaakzent dar, der hier gar nicht realisiert werden kann, weil die notwendige Silbenzahl nicht vorhanden ist. Vgl. nochmals:

    Beispiele: einsilbig: A ich, bin zweisilbig: AS Verb, berblick

    Man knnte auf diese Flle damit Zaliznjaks Begriff von der bedingten

    Betonung (1967, 151f.) anwenden: der Formulierung der Regel wird eine min-destens dreisilbige Wortform zugrundegelegt; ist die Wortform tatschlich nur eine oder zwei Silben lang, so spricht man bedingt auch hier von einem Ante-paenultima-Akzent, der de facto aber auf der ersten (einzigen) oder ersten (vor-letzten) Silbe liegt. Diese Rckverlagerung auf die zweitletzte (= erste) Silbe bei zweilbigen Wortformen bzw. auf die letzte (= erste, einzige) Silbe bei einsil-bigen Wortformen geschieht aber natrlich automatisch und ist nicht distinktiv.

    Nun sind ja im Makedonischen wie in allen slavischen Sprachen die ein- und zweisilbigen Wrter im Lexikon ebenso zahlreich wie hufig im Gebrauch, und es gibt viele strukturell wichtige Wrter, die kurz sind. In einer ganz strikten Interpretation der Akzentformulierung mten nun eigentlich die ein- und die zweisilbigen Wortformen des Makedonischen smtlich als Ausnahmen ange-sprochen werden, weil auf sie ja im wrtlichen Sinne der Antepaenultima nicht zutrifft. Damit wren viele Wrter eines jeden normalen Textes akzentuell Aus-nahmen. Wenn man sich diese Konsequenz vor Augen hlt, so knnte man eine andere Akzentbeschreibung prferieren, die die zahlreichen ein- und zweisilbi-gen Wrter strukturell mit einbezieht, sie also nicht als Ausnahmen zur eigent-lichen Regel betrachtet.2 2 Auf die Tatsache, da die genannte Akzentregel des Makedonischen nur fr die hoch-sprachliche Norm gilt, nicht aber fr alle Dialekte, sei an dieser Stelle nur der Vollstndigkeit halber hingewiesen. Knappe berblicke ber die Akzentverhltnisse der Dialekte bieten in

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    S. Kempgen 2008. Orig. publ. in: Problems of General, Germanic and Slavic Linguistics. Papers fo the 70th Anniversary of Professor V. Levickij, ernivci 2008, 311318.

    2. Der Antepaenultima-Akzent reformuliert Im Rahmen einer gleichsam systemimmanenten Reformulierung des makedo-nischen Wortakzentes knnte man folgendes sagen: R1: Der Wortakzent liegt im Makedonischen bei drei- und mehrsilbigen

    Wortformen auf der drittletzten Wortsilbe, sonst (d.h. bei ein- und zweisilbigen) Wortformen auf der vom Wortende am weitesten ent-fernten Silbe.

    Die gleiche Aussage lt sich alternativ auch so formulieren: R2: Der Wortakzent liegt im Makedonischen nach Mglichkeit auf der

    drittletzten Wortsilbe, bei krzeren Wrtern bewegt er sich soweit wie ntig (aber nicht weiter) zum Wortende hin.

    Eine weitere alternative Formulierung knnte so lauten: R3: Der Wortakzent liegt im Makedonischen nach Mglichkeit bis zu drei

    Silben vom Wortende entfernt. In diesen Formulierung der makedonischen Betonungsregel liegt im Kern auch schon das Element des Umschwunges zu einer anderen Sichtweise verborgen. Fr die ein- und zweisilbigen Wrter ist es nmlich sehr viel einfacher, von ihrer jeweils ersten Silbe zu sprechen, auf der die Betonung liegt. Wenn wir also zwei Bezugsgren, einmal das Wortende (bei den drei- und mehrsilbigen Wort-formen) und einmal den Wortanfang (bei ein- und zweisilbigen Wortformen) verwenden, so kann man den Akzent des Makedonischen auch folgendermaen beschreiben: jngerer Zeit etwa ALEXANDER (1991) und FRIEDMAN (2002, 7). Danach haben die westli-chen Dialekte in der Republik Makedonien den festen Antepaenultimaakzent der Hoch-sprache, in Griechenland und Albanien jedoch Paenultimaakzent (wie im Polnischen). Die stlichen Dialekte haben verschiedene Formen des freien Akzentes, manchmal auf der vor-letzten oder drittletzten Silbe, z.T. aber auch ohne diese Festlegung. Ausfhrlicher und prziser ist die Darstellung bei VIDOESKI (1999, 101116). Er unterscheidet drei groe Dia-lektgruppen: a) die stlichen Dialekte mit freiem (beweglichem oder unbeweglichem) Akzent, b) eine schmale mittlere bergangszone mit beschrnkt freiem Akzent, und c) die westlichen Dialekte mit phonetisch festgelegtem Akzent, wobei es hier mehrere Unterarten gibt, die nicht alle den Antepaenultimaakzent aufweisen. Dazu mehr s.u.! Eine ltere, grndliche, bersicht ber die Akzentverhltnisse in den Dialekten findet sich bei SELIEV (1918, 259262). Zur Beschreibung der Akzentposition selbst whlt er eine Form, die unserer Regel R1 nicht unhnlich ist (er lt nur die einsilbigen Wrter aus der Formulierung weg). Auch TOEV (1950) geht auf die Dialekte ein und begrndet aus ihnen, warum die Hochsprache den Antepaenultimaakzent bernommen hat.

    Bekannt ist auch die Tatsache, da sich an historischen poetischen oder literarischen Texten zeigen lt, da sie mit einem anderen als dem Antepaenultima-Akzent im Sinn kon-zipiert wurden, weil sich nur einem solchen anderen Akzent der jeweils gewnschte Effekt bezglich Reim oder Rhythmus ergibt. Vgl. auch den Abschnitt zum Akzent in unserer Poesie bei KONESKI (1967, 203ff.).

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    S. Kempgen 2008. Orig. publ. in: Problems of General, Germanic and Slavic Linguistics. Papers fo the 70th Anniversary of Professor V. Levickij, ernivci 2008, 311318.

    R4: Der Wortakzent liegt im Makedonischen bei drei- und mehrsilbigen Wortformen auf der drittletzten Silbe, ansonsten (d.h. bei ein- und zweisilbigen Wortformen) auf deren erster Silbe.

    Wortformen mit genau drei Silben kann man in der Formulierung entweder in die eine oder in die andere Fallgruppe einordnen. Wir knnen also auch formu-lieren: R5: Der Wortakzent liegt im Makedonischen bei ein- bis dreisilbigen

    Wortformen auf der ersten Silbe, bei vier und mehr Silben auf der drittletzten.

    D.h.: der makedonische Wortakzent bewegt sich nach Mglichkeit vom Wort-ende weg, jedoch nicht weiter als drei Silben.3

    Wie man an diesen Regelformulierungen sieht, bietet der makedonische Wortakzent ausgezeichnetes linguistisches bungsmaterial, an dem sich das Formulieren von Regeln und ihre Beschreibungsadquatheit diskutieren lt.

    Einzelne Elemente der genannten Regeln finden sich natrlich in gelufi-gen Grammatiken des Makedonischen, jedoch ohne systematische Diskussion der Beschreibungsvarianten. Einige der blichen Beschreibungen wollen wir an dieser Stelle kurz Revue passieren lassen, wobei wir uns im wesentlichen auf solche Arbeiten beschrnken, die nach der offiziellen Etablierung des Makedo-nischen erschienen sind.

    In seiner bekannten Grammatik bescheibt LUNT den Akzent kurz und knapp so:

    The Macedonian stress is non-phonemic, and for the most part automatically de-termined; it falls on the antepenult (third-from-last syllable) of words with three or more syllables and on the first or only syllable of shorter words. [] There are, however, exceptions. [] Otherwise, any accent not on the antepenult (the penult of bisyllabic words) is the mark of a relatively newly-borrowed word or a deriva-tive from such a word: (1950, 21f.) LUNT whlt also die Beschreibung, die wir oben als R4 notiert haben. KEPESKI (1950, 25f.) behandelt den Akzent zwar auf nur einer Seite, gibt

    aber eine recht genaue, wenn auch manchmal etwas umstndliche Beschreibung:

    ( ). , . [] , . (1950, 26)

    Kepeski zhlt also vom Wortende her, auch bei ein- und zweisilbigen Wrtern; seine Beschreibung entspricht unserer Regel R1. Die Beweglichkeit des Akzen- 3 Zu einer ausfhrlicheren Darstellung der Mglichkeiten, wie man Akzentpositionen grund-stzlich beschreiben kann, vgl. KEMPGEN (1989, 62ff.). Die Mglichkeiten zur Anwendung eines weiteren Beschreibungsansatzes diskutiert FRANKS (1987) in seinem umfangreichen Aufsatz, andere Mglichkeiten COMRIE (1976).

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    S. Kempgen 2008. Orig. publ. in: Problems of General, Germanic and Slavic Linguistics. Papers fo the 70th Anniversary of Professor V. Levickij, ernivci 2008, 311318.

    tes in Flexion und Derivation spricht er ebenfalls an, die Formulierung ist aller-dings wieder umstndlich geraten:

    , , - , , .. - . [] .. , , . (1950, 26)

    Das Resme der Darstellung lautet dann kurz so:

    , -: . (1950, 26)

    Zum Akzent von Fremdwrtern sagt KEPESKI aufschlureicherweise, die ge-nannte Regel gelte nicht fr Fremdwrter, die in unserer Sprache als solche empfunden werden (1950, 26). D.h. also, es gibt mehr oder weniger integrierte Fremdwrter, die einen bewahren ihre international bliche Akzentstelle, andere nehmen den makedonischen Akzent an. Welche Fremdwrter sich aber wie ver-halten, kann man nicht vollstndig in Regeln fassen; ein Teil der Flle ist zwar morphologisch beschreibbar (z.B.: Adjektive auf - , - , Verben auf - ), die Mehrzahl aber ist lexematisch bedingt, d.h. hngt vom konkreten Wort ab. Das Rcklufige Wrterbuch des Makedonischen nennt denn auch auf etwa 25 Seiten (MILII 1967, 329354) ca. 5.000 Wrter mit abweichendem Akzent.

    Auf die heuristische Schwierigkeit in der hier verwendeten Argumentation sei nur am Rande hingewiesen: Fremdwrter kann man danach nicht so definieren, da sie nicht an das Sprachsystem des Makedonischen angepat sind. Wenn sie aber (ganz oder teilweise) angepat sind, warum nennt man sie dann immer noch Fremdwrter, und wie lange nennt man sie so?

    Blae KONESKI widmet dem Akzent in seiner Grammatik ein langes Ka-pitel (1967, 139210), behandelt darin aber auch Phnomene wie Enklinomen-formen, Satzakzent, Haupt- und Nebenakzent u.a.m. Er formuliert die Grund-regel zum Akzent so:

    - : 1. ; 2. - . (1967, 141) Das heit: KONESKI bercksichtigt die einsilbigen Wortformen, die nach

    ihm einen schwcheren Akzent haben als andere Formen, gar nicht, bezieht die dreisilbigen Wortformen noch in die Ausnahmen mit ein und zhlt bei den zwei- und dreisilbigen Wortformen vom Wortanfang her, nicht vom Wortende her, wie KEPESKI (s.o.). Die Beweglichkeit des Akzentes erwhnt er natrlich auch, und sagt dann:

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    S. Kempgen 2008. Orig. publ. in: Problems of General, Germanic and Slavic Linguistics. Papers fo the 70th Anniversary of Professor V. Levickij, ernivci 2008, 311318.

    , , , , - . (1967, 141).

    Wenn man diese Aussage genau liest, dann knnte darin verklausuliert schon ein Hinweis auf die aktuellen Vernderungen stecken, die wir im nchsten Punkt behandeln: wenn es in der Literatursprache nicht mglich sei, da der Akzent die drittletzte Silbe berschreite, dann aber vielleicht in anderen Sprachformen? Genau dies ist der Fall, s.u.!

    Interessante (aber offenbar weniger zur Kenntnis genommene) Aussagen und Einsichten bietet in unserem Zusammenhang vor allem auch MARE (1994). Er verwendet den Terminus des Antepaenultimaakzentes (pzvuk antepenulti-mln) und formuliert explizit, da bei zweisilbigen Wrtern die betonte zweite Silbe vom Wortende her ja einfach die erste Wortsilbe ist. Deshalb sagt er dann: Lze to formulovat tak takto: pzvuk je co mono nejdle od konce a do tet slabiky, tu vak dle nepeko. Dies entspricht genau unserer Regel R3 (s.o.). Es ist wohl kein Zufall, da ausgerechnet er die Verwandtschaft des makedoni-schen Akzentes zum Initialakzent des Tschechischen erkennt:

    Ponvad slov vce ne trojslabinch je pomrn mlo (v kontekstu 1000 makedonskch slov jsem jich napotal 111, tj. 11.1%), znamen to, e se make-donsk pzvuk u valn vtiny slov shoduje s potnm (inicilnm) pzvukem eskm. (1994, 13) In diesem Zusammenhang ist es wichtig, nochmal kurz auf die Dialekt-

    verhltnisse, wie sie von VIDOESKI (1999) beschrieben werden, einzugehen. Die von ihm genannten drei Untergruppen der westlichen Dialekte, die alle einen phonetisch bestimmten Akzent haben, sind nmlich a) die groe Gruppe der Dialekte mit Antepaenultimaakzent ihr System hat der Hochsprache ihr Merk-mal gegeben, b) eine Sprachinsel um Kora in Albanien (sdlich von Ohrid- und Prespa-See) mit Paenultimaakzent, und c) ein ganz kleines Areal sdlich vom Prespa-See, d.h. in Griechenland und nicht weit von Grupppe b), mit Initial-akzent! Es liegt genau in einem Winkel am Zusammentreffen der Gruppe a) mit der bergangszone hinsichtlich des Akzentes (vgl. die Karte nach S. 115).

    USIKOVA (2000) beschreibt den makedonischen Akzent im Kapitel zur Phonetik, und zwar nicht ganz berraschend kontrastiv zum Russischen:

    , , []. - , , - , . (2000, 42). Sie zhlt also vom Wortende her, auch bei zweisilbigen Wrtern, und er-

    whnt explizit neben den als selbstverstndlich angenommenen lngeren Wr-tern nur diese, d.h. die einsilbigen Wrter werden als automatisch geregelt an-genommen. Im genannten Zitat stecken bewut zwei Einschrnkungen: da die genannten Verhltnisse in der Literatursprache und in den westmakedoni-

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    schen Dialekten gelten (d.h. zwingend weder umgangssprachlich noch in ande-ren Dialektgebieten). Irgendwelche aktuellen Tendenzen oder konkrete andere Verhltnisse (auer bei Fremdwrtern und in Akzentgruppen) erwhnt sie nicht. 3. Aktuelle Tendenzen Wie Beobachtungen zum aktuellen Sprachgebrauch des Makedonischen zeigen, ist offenbar insbesondere in der Sprache von Politikern eine Tendenz zu konstatieren, in langen (d.h. hier vier- und mehrsilbigen Wrtern) den Wortak-zent auf die viertletzte Silbe zu legen. Diese Tendenz trifft auf den klaren Widerstand makedonischer Sprachdidaktiker und Linguisten, ist aber ein Fak-tum. Erklrt wird sie mit dem Bestreben der Politiker, anders reden zu wollen.4 Dafr eignen sich die Silben weiter zum Wortende hin nicht: sie werden ja bei den krzeren Wrtern ohnehin schon betont.5

    Diese Tendenz kann man nun aber auch so interpretieren: Tatschlich knnte die Betonung auf der viertletzten Silbe nur ein Schritt auf dem Weg zur Anfangsbetonung sein, die Silbe um Silbe bei immer lngeren Wrtern realisiert wird. Dies ist der eigentliche Umschwung und die eigentliche Erkenntnis, die mit dieser aktuellen Tendenz verbunden ist. Da der Initialakzent ohnehin bei makedonischen Dialekten belegt ist (s.o.), zeigt nur, da diese Beschreibung kein Artefakt ist.

    Nicht erst seit KONESKI (1967, 153f.) gibt es Belege fr einen Akzent auf der viertletzten Silbe, den er als solchen aber gar nicht benennt, z.B.: . KONESKI erklrt diesen Fall anders: Unter dem Einfluss des meist unbeweglichen Wortakzentes im Serbischen und Bulgari-schen wrden Angehrige der zeitgenssischen Intelligenz, die ja oft noch ihre Bildung in den entsprechenden Lndern erhalten htten, eine Tendenz zum un-beweglichen Wortakzent ins Makedonische importieren und dort als hohen Stil das bulgarische Akzentmuster realisieren, whrend die normale Stilebene die makedonische Norm realisiere. Das heit: die Erklrung beruht bei ihm nicht auf der absoluten Silbenposition, sondern auf dem Parameter Beweglichkeit/ Unbeweglichkeit des Akzentes. Unter den von ihm angefhrten Beispielen gibt

    4 Die hier genannten Beobachtungen wurden in verschiedenen Vortrgen auf dem 40. Inter-nationalen Seminar zur Makedonischen Sprache, Literatur und Kultur in Ohrid im Sommer 2007 formuliert. Die angefhrten Reaktionen stammen aus der sich anschlieenden Diskus-sion. 5 Als Fehler kommt allerdings auch dies vor: KONESKI geht auf derartige Akzente bei Spre-chern der westmakedonischen Mundarten explizit ein und bringt sie in Zusammenhang mit Entlehnungen aus dem Serbischen und dem Bulgarischen, mit denen auch der jeweilige Wort-akzent (meist auf der vorletzten Silbe) bernommen werde (vgl. 1967, 152f.). Auch in seinem Aufsatz von 1950 ereifert er sich ber , die doch eigentlich den Antepaenultimaakzent htten einsaugen mssen, dennoch Fehler machten, so da sein Resme lautet: - . (1950, 143).

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    es im brigen sogar solche, die den Akzent auf der fnftletzten Silbe haben, vgl. . Er stellt jedenfalls zusammenfassend fest:

    - . (1967, 154) Die gleiche Begrndung lt sich auch aus ALEXANDER (1991, 2) erschlie-

    en. Sie charakterisiert das nrdliche Dialektgebiet Makedoniens mit dem Be-griff des paradigmatischen Akzentes, also eines Akzentes, der unbeweglich auf der ursprnglich betonten Silbe bleibt. Da die Hauptstadt Skopje sich nun gerade in dieser Dialektzone befindet, ist dies eine Variation, die, evolutionr gespro-chen, Chancen hat, sich durchzusetzen. Wenn der Akzent eines dreisilbigen Wortes in der Flexion paradigmatisch ist, d.h. auf der drittletzten (= ersten) Silbe bleibt, dann bedeutet das eben, dass er wie im Beispiel manchmal auf der viertletzten Silbe liegt. Von der paradigmatischen Entste-hung ausgehend, knnte sich der Akzent auf andere viersilbige Wrter im Singular oder ohne Artikel ausbreiten.

    Die gerade genannten Tendenzen zeigen, da die nchste Stufe in der Ent-wicklung des Makedonischen womglich ein Zustand sein knnte, den man dann so beschreiben knnte: R6: *Der makedonische Wortakzent bewegt sich nach Mglichkeit vom Wort-

    ende weg, jedoch nicht weiter als vier Silben. Die sprachlichen Phnomene wrden genauso korrekt durch folgende Regel be-schrieben: R7: *Der Wortakzent liegt im Makedonischen bei ein- bis viersilbigen Wortfor-

    men auf der ersten Silbe, sonst auf der viertletzten Wortsilbe.

    Bei allen diesen Formulierugen und ihren Varianten bleiben die Fremdwr-ter und ihre Betonung auer Betracht, da ihr Verhalten ohne Relevanz fr unsere Thematik ist. Gerade bei den Fremdwrtern scheint es aber eine gegenlufige Tendenz zu geben: die Anpassung an den Antepaenultimaakzent scheint nicht lnger einfach eine (mgliche) neutrale Etappe der Integration zu sein, sondern als buerisch zu gelten, weshalb die international bliche Akzentposition vor-gezogen werde, auch unter dem Einflu des Serbischen (vgl. FRANKS 1987, Fn. 17).

    4. Empirische Untersuchungen Um sich ein genaueres Bild davon zu verschaffen, in welchem Mae die An-fangsbetonung tatschlich bereits das Muster ist, das das Makedonische prgt, ist es am einfachsten, die Silbenzahlen der Wortformen in makedonischen Tex-ten auszuzhlen. Das soll anhand verschiedener Textsorten geschehen.

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    S. Kempgen 2008. Orig. publ. in: Problems of General, Germanic and Slavic Linguistics. Papers fo the 70th Anniversary of Professor V. Levickij, ernivci 2008, 311318.

    1) Literarische Texte Eine ausgezeichnete Quelle fr eine reprsentative Stichprobe ist das Hufig-keitswrterbuch zu den Werken Blae Koneskis (TOMI 1977). Es enthlt ver-schiedene Wortlisten, alphabetisch und nach der Hufigkeit sortiert, und seine Daten knnen so relativ schnell ausgewertet werden. Ausgewertet wurden ins-besondere die Tabelle 18, S. 243292, die alle Wrter verzeichnet, die minde-stens mit der Frequenz 3 in Prosa und Poesie Blae Koneskis auftraten, und zwar geordnet nach ihrer Frequenz. Insgesamt sind dies 2235 verschiedene Wr-ter (types). Die hufigsten Wrter (mit Frequenzen >1000) sind, beispielsweise, (2060), (1881), (1880), (1782), (1367), (1197), (1124). Zu den seltenen Wrtern (Frequenz 3) gehren beispielsweise , , , . Bei einer Gesamtzahl von N = 48.834 laufenden Wrtern in den Texten entfielen auf Wrter einer gegebenen Silbenlnge die folgende An-teile:

    Silbenzahl 1 2 3 4 5 6 Frequenz 23181 19830 4664 1078 77 4 relativ 0,475 0,406 0,095 0,022 0,0016 0,00008 Summe 0,475 0,881 0,976 0,998 0,9996 1,0

    Diese Zahlen zeigen den groen Anteil, den ein- und zweisilbige Wortfor-

    men im Werk Blae Koneskis haben, die ersten mit fast 50%, die zweiten mit 40%. Rechnen wir die Werte fr ein- bis dreisilbige Wortformen zusammen, so ergibt sich: 0,475 + 0,406 + 0,095 = 0,976. Mit anderen Worten: in 97% aller Wortformen haben wir im Makedonischen in den literarischen Texten von Blae Koneski de facto eine Betonung auf der ersten Silbe. In 97% aller Flle ist der Antepaenultimaakzent also noch gar nicht als disktinktiv vom Initialakzent wahrzunehmen. Dieser Wert liegt deutlich hher als der Wert aus der nicht nher charakterisierten Stichprobe MAREs (1,00 0,111 = 0,889).

    Auf der Ebene der types, d.h. bei Auszhlung der verschiedenen Wrter ohne Bercksichtigung ihrer Vorkommenshufigkeit, liegen die Verhltnisse bei einzelnen Werten deutlich anders, in der Summe aber gar nicht sehr unter-schiedlich. Bei insgesamt N = 2246 verschiedenen Wrtern (nur solche mit der Frequenz 3) haben die einzelnen Wortlngen folgende Anteile:

    Silbenzahl 1 2 3 4 5 6 Frequenz 302 1107 636 182 18 1 relativ 0,134 0,493 0,283 0,081 0,008 0,0004 Summe 0,134 0,627 0,910 0,991 0,999 1,0

    Einsilbige Wrter werden demnach mit 47% deutlich hufiger gebraucht als es ihrem Anteil an den Lexemen (13%) entspricht. Umgekehrt ist es bei den zwei-silbigen Wrtern: sie haben unter den Types einen Anteil von 50%, werden mit

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    S. Kempgen 2008. Orig. publ. in: Problems of General, Germanic and Slavic Linguistics. Papers fo the 70th Anniversary of Professor V. Levickij, ernivci 2008, 311318.

    40% aber etwas unterdurchschnittlich gebraucht. Wichtig fr unsere Fragestel-lung ist die Summe, die sich fr ein- bis dreisilbige Wrter (types) ergibt: hier sind es 91% (gegenber sogar 98% im Gebrauch). Mit anderen Worten: auch hier eine eindrucksvoller Anteil fr die Initialbetonung (und ein hnlicher Wert wie bei MARE, s.o.). Im brigen besttigt die Nhe dieser beiden Werte zuein-ander, wie gut Wortlnge und Frequenz bereinstimmen: Hufigkeit und Lnge sind zueinander umgekehrt proportional. Die hufigsten Wrter sind auch die krzesten. 2) Formale, ffentliche Rede Als zweiter Bereich wurden einige Texte eines anderen Sprachstiles ausge-wertet, und zwar Texte und Reden eher frmlichen Charakters. Die Texte ent-stammen smtlich der Nr. 77 des der Univ. Skopje vom August 2007.6 Es ist zu erwarten, da derartige Texte aus dem akademi-schen Umfeld und eines offiziellen Anlasses deutlich mehr Fremdwrter, kom-plexe, lange Wrter, Wrter mit Artikeln, wissenschaftliche Termini usw. ent-halten als beispielsweise poetische Texte.

    Das Ergebnis ist folgendes. Bei N = 2876 Silben ist die Verteilung der Wortlngen (in Silben):

    Silben 1 2 3 4 5 6 7 8 Wrter 963 496 575 393 310 106 31 2 Relativ 0,335 0,172 0,200 0,137 0,108 0,037 0,011 0,0007 Summe 0,335 0,507 0,707 0,844 0,952 0,988 0,999 1,000

    Wenn wir auch hier wieder die relativen Anteile der Wortformen mit 1, 2 oder 3 Silben addieren, erhalten wir 0,335 + 0,172 + 0,200 = 0,707. Das bedeutet, und das ist das wesentliche Ergebnis: Auch in den ausgewerteten Texten eher offizi-ellen Charakters haben immerhin mehr als zwei Drittel (nmlich 71%) aller Wortformen de facto eine Anfangsbetonung auf der ersten Silbe. Wrde sich die genannte Tendenz auch bei den viersilbigen Wortformen durchsetzen, so wrde sich die Zahl auf 0,707 + 0,137 = 0,844 und damit mehr als 4/5 erhhen. Diese Werte sind zwar insgesamt deutlich niedriger als diejenigen in den literarischen Texten Blae KONESKIs, dennoch immer noch eindrucksvoll.

    6 Bei dieser Nummer handelt es sich um das Heft, das begleitend zur 40. Internationalen Som-merschule des Makedonischen in Ohrid 2007 erschien. Ausgewertet wurde die Titelstory ( , S. 1, : - , (23), -: (3-4), die Gruworte von (4), (5), (5) sowie der Text (56).

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    S. Kempgen 2008. Orig. publ. in: Problems of General, Germanic and Slavic Linguistics. Papers fo the 70th Anniversary of Professor V. Levickij, ernivci 2008, 311318.

    Was bei diesen Statistiken natrlich prinzipiell unbercksichtigt bleibt, auch nicht bercksichtigt werden kann, ist die Tatsache, da es im Makedoni-schen in der Rede auch phonetische Einheiten aus mehreren Wortformen gibt, die dann insgesamt einen Akzent tragen bei diesen lngeren Konstruktionen kann dann natrlich der Antepaenultimaakzent wieder zum Tragen kommen, anders als bei den sie konstituierenden kurzen Teilen. 5. Zusammenfassung Die hier vorgenommene empirische Untersuchung zu den Wortlngen (in Sil-ben) makedonischer Wortformen zeigt, da in verschiedenen Textsorten der An-teil der Wortformen mit faktischer Anfangsbetonung auf der ersten Silbe immer hher als zwei Drittel ist. Da hnliche Hufigkeitsverhltnisse der Wortlngen, wie wir sie hier fr das Makedonische ermittelt haben, in allen Sprachen hnlich gelten, ist es typologisch beraus verstndlich, warum ein Antepaenultimaakzent eine seltene Erscheinung ist: er tritt einfach zu selten wirklich distinktiv in kon-kreten Wortformen auf, als da er ein gebruchliches Muster abgeben knnte.7 Die Betonungsverhltnisse anderer slavischer Sprachen sind dagegen von dieser Lngenverteilung der Wortformen nicht betroffen: eine Anfangssilbe (Tsche-chisch) gibt es immer, eine vorletzte Silbe (Polnisch) zwar nicht immer, aber doch in der weit berwiegenden Zahl der Flle, Wurzel-, Stamm- und En-dungsbetonung (Russisch, Bulgarisch) lt sich auch fast immer realisieren. Der Antepaenultimaakzent wird zu Recht als Spezifikum des Makedonischen be-nannt (neben dem dreistufigen Artikel). Die hier vorgelegten Daten zeigen, in-wieweit das Makedonische aber gleichzeitig faktisch auch als Sprache mit An-fangsbetonung betrachtet werden kann fr ein kleines Dialektareal des Make-donischen ist dies ohnehin die schon jetzt gelufige Beschreibung. Die Bewah-rer des Antepaenultimaakzentes gegenber aktuellen Tendenzen (Betonung auch auf der viertletzten Silbe, wo mglich), haben, das zeigen die Daten, durchaus Anla zur Besorgnis. In poetischer Sprache spielt diese Entwicklung fast keine Rolle, weil hier praktisch schon die Anfangsbetonung gilt (wiederum: nur in den untersuchten Texten und insofern diese reprsentativ fr diesen Stil sind), aber im wissenschaftlichen, publizistischen Stil wrde die Einbeziehung der viersil-bigen Wrter in die Anfangsbetonung doch den Anteil des Initialakzentes von 70% auf 80% steigern, und damit um einen merkbaren, wahrnehmbaren Anteil. 7 Zu Hufigkeitsverhltnissen fr das Russische vgl. etwa KEMPGEN (1995, 31f.). Zu den Akzentverhltnissen im Slavischen in einer vergleichender Sicht ihrer jeweiligen Entwick-lungen vgl. auch NAYLOR (1984), der vom Makedonischen und den westslavischen Sprachen als denjenigen spricht, in denen sich der Akzent zum Grenzsignal gewandelt habe.

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