das merkblatt kuendigung mietwohnung eigenbedarf

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KÜNDIGUNG DER WOHNUNG EIGENBEDARF – EINE RECHTSPRECHUNGSÜBERSICHT D.A.S. Merkblatt Ein Vermieter kann den Mietvertrag über eine Wohnung oder ein Haus nur kündigen, wenn er ein berechtigtes Interesse an der Kündigung hat (§ 573 BGB). Ein sol- cher Fall ist der sogenannte Eigenbedarf: Der Vermieter benötigt die Räume für sich selbst, seine Familienange- hörigen oder Angehörige seines Haushalts. Dabei müssen die Gründe für ein berechtigtes Interes- se im Kündigungsschreiben angegeben werden. Der Vermieter muss also benennen, wer in die Wohnung einziehen will und warum. Er muss – wie im neben- stehenden Briefbeispiel – das Interesse darlegen, das diese Person an der Erlangung der Wohnung hat. Umstände, die dem Mieter bereits bekannt sind, muss der Vermieter nicht wiederholen (BGH, Urteil vom 6.7.2011, ZR 317/10). Will ein Vermieter wegen Eigenbedarf kündigen, muss er plausibel begründen können, weshalb er die ge- kündigte Wohnung tatsächlich benötigt. Dass man darüber heftig streiten kann, zeigt die Fülle von Gerichts- entscheidungen hierzu. Die folgende Rechtsprechungsübersicht der D.A.S. Rechtsschutzversicherung bietet sowohl dem Vermieter als auch dem Mieter eine gute Orientierung und kann helfen, die Erfolgschancen im Streitfall besser einzuschätzen. Absender (Ihr Name, Anschrift, Telefonnummer) Ort, Datum Adresse des Mieters Eigenbedarfskündigung Sehr geehrte-/ er …, hiermit kündigen wir den mit Ihnen am 1.2.2009 abgeschlossenen Miet- vertrag über die Wohnung in der Burgstraße 35, 2. Stock links, Neukirchen, zum 31.12.2011. Wir machen Eigenbedarf geltend, da wir die Wohnung für unseren Sohn benötigen. Dieser tritt ab 1.1.2012 in Neukirchen eine neue Arbeitsstelle an. Sein jetziger Wohnort Oberndorf ist so weit von Neukir- chen entfernt, dass der Arbeitsplatz nur in einer mehr als zweistündigen Autofahrt erreicht werden könnte. Unser Sohn benötigt zudem eine größere Wohnung als bisher, da er mit seiner Lebensgefährtin zusammenziehen will. Aus diesen Gründen haben wir ein berechtigtes Interesse daran, den Mietvertrag mit Ihnen zu kündigen. Vorsorglich widersprechen wir schon jetzt einer stillschweigenden Ver- längerung des Mietverhältnisses durch Fortsetzung des Gebrauches bzw. durch Weiterbewohnen nach Vertragsablauf. Wir weisen darauf hin, dass Sie bis zwei Monate vor Ende des Mietverhält- nisses berechtigt sind, der Kündigung zu widersprechen, falls diese eine unzumutbare Härte für Sie darstellen sollte. Mit freundlichen Grüßen Ihre Unterschrift

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Page 1: DAS Merkblatt Kuendigung Mietwohnung Eigenbedarf

KÜNDIGUNG DER WOHNUNG EIGENBEDARF – EINE RECHTSPRECHUNGSÜBERSICHT

D.A.S. Merkblatt

EinVermieterkanndenMietvertragübereineWohnungodereinHausnurkündigen,wennereinberechtigtesInteresseanderKündigunghat(§573BGB).Einsol-cherFallistdersogenannteEigenbedarf:DerVermieterbenötigtdieRäumefürsichselbst,seineFamilienange-hörigenoderAngehörigeseinesHaushalts.

DabeimüssendieGründefüreinberechtigtesInteres-seimKündigungsschreibenangegebenwerden.DerVermietermussalsobenennen,werindieWohnungeinziehenwillundwarum.Ermuss–wieimneben-stehendenBriefbeispiel–dasInteressedarlegen,dasdiesePersonanderErlangungderWohnunghat.Umstände,diedemMieterbereitsbekanntsind,mussderVermieternichtwiederholen(BGH,Urteilvom6.7.2011,ZR317/10).

Will ein Vermieter wegen Eigenbedarf kündigen, muss er plausibel begründen können, weshalb er die ge-kündigte Wohnung tatsächlich benötigt. Dass man darüber heftig streiten kann, zeigt die Fülle von Gerichts-entscheidungen hierzu. Die folgende Rechtsprechungsübersicht der D.A.S. Rechtsschutzversicherung bietet sowohl dem Vermieter als auch dem Mieter eine gute Orientierung und kann helfen, die Erfolgschancen im Streitfall besser einzuschätzen.

Absender(IhrName,Anschrift,Telefonnummer) Ort,DatumAdressedesMieters

Eigenbedarfskündigung

Sehrgeehrte-/er…,

hiermitkündigenwirdenmitIhnenam1.2.2009abgeschlossenenMiet-vertragüberdieWohnunginderBurgstraße35,2.Stocklinks,Neukirchen,zum31.12.2011.WirmachenEigenbedarfgeltend,dawirdieWohnungfürunserenSohnbenötigen.Diesertrittab1.1.2012inNeukircheneineneueArbeitsstellean.SeinjetzigerWohnortOberndorfistsoweitvonNeukir-chenentfernt,dassderArbeitsplatznurineinermehralszweistündigenAutofahrterreichtwerdenkönnte.

UnserSohnbenötigtzudemeinegrößereWohnungalsbisher,daermitseinerLebensgefährtinzusammenziehenwill.AusdiesenGründenhabenwireinberechtigtesInteressedaran,denMietvertragmitIhnenzukündigen.

VorsorglichwidersprechenwirschonjetzteinerstillschweigendenVer-längerungdesMietverhältnissesdurchFortsetzungdesGebrauchesbzw.durchWeiterbewohnennachVertragsablauf.

Wirweisendaraufhin,dassSiebiszweiMonatevorEndedesMietverhält-nissesberechtigtsind,derKündigungzuwidersprechen,fallsdieseeineunzumutbareHärtefürSiedarstellensollte.

MitfreundlichenGrüßen

IhreUnterschrift

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RechtsprechungsübersichtZurbesserenÜbersichtsinddieEntscheidungeninbestimmteKategorienaufgeteilt,wobeidieserKatalogselbstverständlichnichtabschließendist.

I. EIGENBEDARFSGRÜNDE ............................................................................................................. SEITE 2 1. GRÜNDE DER ALLGEMEINEN LEBENSGESTALTUNG ............................................................................... SEITE 2 2. BERUFLICHE GRÜNDE ..................................................................................................................................... SEITE 4 3. GESUNDHEITLICHE GRÜNDE UND PFLEGEBEDARF ................................................................................. SEITE 4 4. WIRTSCHAFTLICHE GRÜNDE ........................................................................................................................ SEITE 4

II. WEIT ÜBERHÖHTER WOHNBEDARF ........................................................................................ SEITE 5

III. ALTERNATIVWOHNUNG UND ANBIETPFLICHT .................................................................... SEITE 5 1. MUSS DER VERMIETER HIERMIT SEINEN WOHNBEDARF DECKEN? ................................................... SEITE 5 2. MUSS DIE ALTERNATIVWOHNUNG DEM MIETER ANGEBOTEN WERDEN? ....................................... SEITE 6

1. GRÜNDE DER ALLGEMEINEN LEBENSGESTALTUNG InfolgendenFällenhabendieGerichteeinenEigen-

bedarfbejaht:

Eigene Wohnung für die volljährigen Kinder

• Eigenbedarfliegtvor,wennderVermieterdiegekün-digteWohnungseinem22-jährigenSohnüberlassenwill,derzurzeitnochmitimelterlichenHaushaltwohnt(LGBerlin,Urteilvom3.8.1990,64S155/90,ZMR1993,S.III).

• SogareinegrößereWohnungmussderMieterräu-men,wennderVermieterfürseinenSohnunddessenLebensgefährtinkeineandere,vielleichtangemesse-nereWohnunghat.DeswegenmussauchderMietereinerVierzimmerwohnungausziehen(LGHannover,Urteilvom23.6.1989,8S71/89,WM1989,S.416).

• MangelsanderweitigerAlternativedarfderVermieteraucheinegroßeWohnungzugunsteneinesKindeskündigen.ZumBeispiel,wennseinSohnnureinenkleinerenTeilbenötigtunderdeshalbdiegroßeWohnunginzweikleinereaufteilenmuss,vondenenernureineseinemKindzurVerfügungstellenwill(LGBaden-Baden,Urteilvom19.7.1991,3S19/91,DWW1992,S.214).

• Eigenbedarfliegtvor,wennderSohn,zudessenGunstenderVermieterdieMietwohnungkündigenmöchte,nochseinenWehr-oderErsatzdienstableis-tenmussunddeshalbmöglicherweisediegekündig-teWohnungindieserZeitnureingeschränktnutzenkann(AGNürtingen,Urteilvom2.4.1993,16C363/93,WM1993,S.676).

• GehtdieTochterdesVermietersnochzurSchule,willaberdemnächststudieren,darfderVermieterdieMietwohnungammutmaßlichenStudienortkündigen.Allerdingsnur,wennmiteinigerSicherheitzuerwar-tenist,dasssieihrAbiturschafftundamOrtoderindessenNähestudierenwird(AGMannheim,Urteilvom17.5.1991,8C472/90,DWW1991,S.221).

• DerSohndesVermietershatsichscheidenlassenundbrauchtdiezukündigendegrößereWohnung,damiterdieausseinergeschiedenenEhestammen-denKinderaufnehmenkann,dieihnregelmäßiganWochenendenbesuchen(AGDortmund,Urteilvom3.7.1990,130C731/89,DWW1990,S.278).

I. EIGENBEDARFSGRÜNDE

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Eigentumswohnung

• Eigenbedarfliegtauchvor,wennderVermieterinderneuerworbenenEigentumswohnungals„HerrseinereigenenvierWände“wohnenwill(BVerfG,Beschlussvom11.11.1993,1BvR696/93,

WM1993,S.729).

Familiäre Bindung

• DerVermietermöchteeineWohnunginderselbenStadtbeziehen,inderauchseineTochtermitihrerFamiliewohnt(LGHamburg,Urteilvom13.10.1989,11S43/89,WM1990,S.22).

• DerVermieterarbeitetauswärtsundwillnichtmehrzwischendenverschiedenenWohnsitzenhin-undherpendeln.ErkündigtdeshalbdievermieteteWohnungamArbeitsort,damitseineFamiliezuihmziehenkann(AGLudwigshafenamRhein,Urteilvom28.4.1989,2cC739/87,WM1989,S.415).

Familienzuwachs und Kinderbetreuung

• DerErwerbereinerEigentumswohnungkündigtdiese,daseinebisherigeDreizimmerwohnungdurchFamilienzuwachszukleingewordenunddieBetreu-ungderKinderwährendderArbeitszeitderElterninderneuenWohnungbessermöglichist,weilVerwandteinderNähewohnen(AGStuttgart,Urteilvom12.4.1989,34C1128/89,WM1989,S.414).

• BewohntederVermieterbishermitseinerEhefraunureine72qmgroßeWohnungmitDurchgangszim-merundwirdihmdieWohnungnachderGeburtdeserstenKindeszuklein,istdasebenfallseintypischerEigenbedarfsgrund.Nochdazu,wenneinweiteresKindgeplantist(LGFreiburg,Urteilvom21.12.1989,3S274/89,WM1990,S.152).

• DerVermieterbenötigteinegrößereWohnung,weilereinAu-pair-MädchenzurKinderbetreuunginsei-nenHaushaltaufnehmenmöchte(BVerfG,Beschlussvom31.1.1994,1BvR1465/93,WM1994,S.183).

Trennung/Scheidung

• DerVermieterwilldieTrennungvonseinerEhefrauauchräumlichvollziehenundkündigtdeshalbeineimselbenHausbefindlicheWohnung(LGKöln,Urteilvom22.8.1996,R1S27/96,WM1997,S.48).

• DieVermieterinbeanspruchtdieWohnungfürihrenEhemann,vondemsiesichgetrennthat.Eigenbedarfistmöglich,solangedieEhenochbestehtunddieScheidungnichteingeleitetist(LGFrankfurt/M.,Urteilvom30.5.1995,2/11S388/94,NJW-RR1996,S.396).

Verbesserung der Wohnverhältnisse

• DerVermieterwohntbishermitseinerFamilieein-schließlichderKinderaufzweiEtagen.DiegekündigteWohnungwillermitseineraufderselbenEtagevor-handenenWohnungzusammenlegen,umkünftignurnochindieserEtagezuwohnen(BVerfG,Beschlussvom23.12.1993,1BvR853/93,DWW1994,S.75).

• DerVermieterhatbisherzurMietegewohntundmöchtewegenderdarinaufgetretenenFeuchtig-keitsschädenausziehenundinseinevermietete

Wohnungziehen(AGDortmund,Urteilvom7.3.1990,136C708/89,DWW1991,S.28).

• DerSohndesVermietersmöchtemitFrauundKindvonderbisherigenZweiraum-KellerwohnungohneKücheundKinderzimmerindiegekündigteDreizim-merwohnungmitKücheundBadumziehen.WennauchdieseWohnungnurunwesentlichgrößerist,be-einträchtigtdasdenEigenbedarfnicht,weilsiemehrZimmerhatundbesserbelüftbarist(LGLandau,Urteilvom17.3.1992,1S243/91,WM1993,S.678).

• Eigenbedarfliegtauchvor,wennderkündigendeVermieter,derfinanziellinderLageist,zweiHäuserzuunterhalten,diegekündigteWohnungalsreine„Stadtwohnung“benutzenwill(LGKoblenz,Urteilvom10.1.2001,12S166/00,ZMR2001,S.620).

• DemVermieterehepaaristausAltersgründendiebishergenutzteWohnungmitzweiWohnzimmernundzweiunnötigenKinderzimmernauchimHinblickaufdieReinigungspflichtenzugroß.Siekönnendes-halbdenMieternderkleinerenWohnungkündigen(AGGelsenkirchen-Buer,Urteilvom24.3.1993,4C201/93,ZMR1993,S.285).

• DerWunschdesVermieters,seinenLebensabendimElternhauszuverbringen,begründeteinvernünf-tigesundbilligenswertesInteresseanderErlangungderWohnung(LGKonstanz,Urteilvom12.7.1985,1S64/85,WM1989,S.632).

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2. BERUFLICHE GRÜNDE InfolgendenFällenhabendieGerichteeinenEigen-

bedarfbejaht:

Berufsbedingter Ortswechsel

• ZiehtderVermieterausberuflichenGründenandenOrtdervermietetenWohnung,liegtEigenbedarfvor(LGHamburg,Urteilvom12.12.1989,16S98/89,WM1989,S.118).

Verkürzung der Anfahrt zur Arbeitsstätte

• DerVermietermöchteindiegekündigteWohnungziehen,umdieFahrzeitzuseinerArbeitsstättesowiedieseinerFrauzuihremArbeitsplatzzuverkürzen(LGHamburg,Urteilvom26.10.1993,316S31/92,NJW-RR1994,S.204).

• DerVermietermöchtenachderGeburteinesweite-renKindesnäheranseinerBetriebsstättewohnen.AuchwennervorherüberJahrehinwegerheblicheFahrzeitenaufsichgenommenhat,liegtnunmehrEigenbedarfvor(BVerfG,Beschlussvom20.5.1999,1BvR29/99,WM1999,S.449).

• DerauswärtigwohnendeVermieterkannEigenbedarfgeltendmachen,wennerausberuflichenGründenanwenigstensachtbiszehnArbeitstagenimMonatamOrtderMietwohnungwohnenwill(LGHamburg,Ur-teilvom1.3.1994,316S168/93,WM1994,S.431).

3. GESUNDHEITLICHE GRÜNDE UND PFLEGEBEDARF InfolgendenFällenhabendieGerichteeinenEigen-bedarfbejaht:

Gesundheitliche Beeinträchtigungen

• DerVermieter,einkrankhafterSchnarcher,benötigteinendervermietetenRäumeeinerZweizimmerwoh-nungimErdgeschossdesvonihmselbstbewohntenHausesalsSchlafzimmerfürseineEhefrau.DieseleidetaufgrundderbisherigenSituationanerhebli-chemSchlafmangel,dersogarzugesundheitlichenSchwierigkeitenbeiihrgeführthat(LGKoblenz,Urteilvom17.6.1999,14S216/98,WM1999,S.461).

• DerVermieterwillausgesundheitlichenGründenseinegroßeWohnungaufgebenundindiegekün-digte,erheblichkleinereundfürihnalsEinzelpersongeeignetereWohnungumziehen(LGWuppertal,Urteilvom9.6.1989,10S33/89,WM1989,S.386).

• DerVermieterwillausgesundheitlichenGründenwenigerTreppensteigenmüssen(LGHamburg,Ur-teilvom25.5.1989,7S271/88,WM1989,S.387).

• DerVermieterwillfürseineanHausstauballergieleidendeTochterundderenEhemanneineWohnungfreihaben,weildiesestattTeppichbodeneinenParkettbodenhat(AGDüsseldorf,Urteilvom20.3.1989,53C669/88,WM1989,S.301).

Pflegebedarf

• DerbetagteVermieterwilldiegekündigteWohnungselbstbeziehen,umseinebisherigeWohnungeinernocheinzustellendenPflegepersonzuüberlassen(LGKarlsruhe,Urteilvom9.2.1990,DWW1990,S.238).

• DieKündigungeinerWohnung,umdarineinePfle-gepersonunterzubringen,istauchdannberechtigt,wenneinePflegepersonnochnichtfeststeht.DemVermieteristnichtzuzumuten,sichvertraglichaneinePflegepersonzubinden,solangederRäumungs-zeitpunktnochnichtabsehbarist(LGHamburg,Urteilvom12.4.1990,57S60/89,WM1990,S.302).

• DerVermietermussnichtakutpflegebedürftigsein.Esreichtvöllig,wennesaufgrunddesAlterssehrwahrscheinlichist,dasserinnaherZukunftPflegeundUnterstützungbrauchenwird(LGSaarbrücken,Urteilvom31.7.1992,13BS95/92,WM1992S.690;AGMiesbach,Urteilvom13.7.1993,3C446/93,WM1993,S.615).

• DiePflegepersonistzwarnochnichtbekannt,jedochkannzumindestbeiGeltungeinereinjährigenKündi-gungsfristdamitgerechnetwerden,dassdieernst-haftenBemühungen,einePflegepersonzufinden,Erfolghabenwerden(OLGHamm,Rechtsentscheidvom24.7.1986,4REMiet1/86,WM1986,S.269).

4. WIRTSCHAFTLICHE GRÜNDE InfolgendenFällenhabendieGerichteeinenEigen-

bedarfbejaht:

• DerVermieterwillausderihmzuteuergewordeneneigenenMietwohnungausziehen,umindergekün-digtenkleinerenundpreiswerterenWohnungzuwohnen(LGFrankfurt/Main,Urteilvom23.1.1990,2/11S389/89,WM1990S.347;LGDüsseldorf,Ur-teilvom16.6.1989,21S32/89,WM1989,S.387).

• DerVermietermussseinebisherigeWohnungver-mieten,umdasgesamteAnwesenweiterfinanzie-renzukönnen.DiekleinerevermieteteWohnungimHauskannerdeshalbkündigenundfürsichbean-spruchen(BVerfG,Beschlussvom16.4.1993,1BvR1098/91,WM1993,S.231).

• DerVermietermöchteindieWohnungseinesMie-tersziehen,weilereineweitaushöhereMietezahltalsderMieterseinergekündigtenMietwohnung(BVerfG,Beschlussvom23.11.1993,1BvR697/93,ZMR1994,S.59). 4

Page 5: DAS Merkblatt Kuendigung Mietwohnung Eigenbedarf

• BeanspruchtderVermietereinen„weitüberhöhtenWohnbedarf“,istseineEigenbedarfskündigungrechtsmissbräuchlich.AllerdingsmüssendieGe-richtebeiderÜberprüfungdieEntscheidungdesVermietersüberseinenBedarfachten(BVerfG,Urteilvom4.2.1989,1BvR308/88,WM1989,S.114).

• DieKündigungistrechtsmissbräuchlich,wennderandernortswohnendeVermieterdiegekündig-teWohnunglediglichdurchschnittlichzehnTageimMonatbewohnenwill(LGBerlin,Urteilvom10.8.1989,61S113/89,WM1990,S.23).

• ÜberzogenerEigenbedarfliegtvor,wenneinAllein-stehendervoneinem50-qm-AppartementineineFa-milienwohnungvon100qmziehenwill(LGMünster,Urteilvom13.5.1992,1S6/92,WM1992,S.372).

• BeanspruchtderVermieterwegenEigenbedarfsfürsichundseineLebensgefährtineine143qmgroßeWohnung,bestehendaussechsZimmern,Küche,Diele,zweiBädernundzweiToiletten,istderEigenbedarfweitüberhöhtunddamitunbeachtlich,sofernderVermieternichtinderEigenbedarfskündi-gungdetailliertdarlegt,wiedieNutzungeinerderartgroßenWohnungerfolgensoll(AGKöln,Urteilvom30.6.1993,203C61/93,ZMR1993,S.XV).

• ÜberzogenerEigenbedarfliegtvor,wennderVermie-tereine84qmgroßeDrei-Zimmer-Penthousewoh-nungmiteinemKaltmietzinsvonEUR358,-kündigt,umdieseseiner19-jährigenTochter(Auszubildende)zuüberlassen(LGBremen,Urteilvom4.8.1994,2S246/94,WM1994,S.541).

• WeitüberhöhterEigenbedarfliegtauchvor,wennderVermietereine105qmgroßeDreizimmerwoh-nungmiteinemMietzinsvonEUR485,-kündigt,umdieseseiner18-jährigenTochter(Schülerin)zuüberlassen(LGBremen,Urteilvom26.9.1991,2S324/91,WM1992,S.20).

• ÜberhöhterWohnbedarfliegtvor,wenneine110qmgroßeVierzimmerwohnungdemalleinste-henden24-jährigenSohndesVermietersüberlassenwerdensoll.Jedenfalls,wennderSohnnurübereinmonatlichesNettoeinkommenvonEUR750,-verfügtundesnichtdemüblichenLebenszuschnittdesVermietersundseinerFamilieentspricht,derartgroßzügigzuleben(LGKiel,Urteilvom18.2.1991,1S315/89,WM1991,S.492).

• Füreine23-jährigeStudentin,diealleinstehendist,stelltsicheine97qmgroßeVierzimmerwohnungalsweitüberhöhterWohnbedarfdar(AGBurgdorf,Urteilvom25.8.1992,3C399/92,WM1993,S.403).

1. MUSS DER VERMIETER HIERMIT SEINEN WOHNBEDARF DECKEN?

• DieKündigungistrechtsmissbräuchlich,wennderWohnbedarfdesVermietersohnewesentlicheAb-stricheineinerfreigewordenenAlternativwohnungbefriedigtwerdenkann.Ausnahme:DerVermieterträgtvernünftigeundnachvollziehbareGründevor,weshalberdiefreigewordeneWoh-nungnichtbeziehenwill(BVerfG,Beschlussvom1.3.1991,1BvR1100/90,WM1991,S.247).

• DieAlternativwohnungmussnachGröße,LageundZuschnittgeeignetsein,dievomVermieterbestimmtenFunktionenzuerfüllen.IhmistdiefreistehendeWohnungauchdannzuzumuten,wenndortgeringfügigeÄnderungsarbeiten(z.B.EinbaueinerBadewanne)erforderlichsind(LGBerlin,Urteilvom4.4.1989,64S406/88,WM1990,S.25).

• DerVermietermussaufdieAlternativwohnungzu-greifen,selbstwenneraustatsächlichenGründenfürdiefreieWohnungeinehöhereMietealsfürdiege-kündigteWohnungerzielenkann(AGHamburg,Urteilvom7.6.1989,37bC2716/88,WM1990,S.25).

• DerUmstand,dassdieAlternativwohnungineinemhöherenStockwerkliegt,spieltkeineRolle,wennderkünftigeWohnungsnutzerjungistundTreppensteigenkann(AGHamburga.a.O.).

• DieInanspruchnahmederAlternativwohnungkannderVermieternichtdeswegenablehnen,weildiesebeiNeuvermietungeinenhöherenMietertragerbringtalsbislangdiewegenEigenbedarfsgekün-digteWohnung(LGHeidelberg,Beschlussvom13.12.1991,5S128/91,WM1992,S.612).

II. WEIT ÜBERHÖHTER WOHNBEDARF

III. ALTERNATIVWOHNUNG UND ANBIETPFLICHT

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5.1

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1 -

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1)2. MUSS DIE ALTERNATIVWOHNUNG DEM MIETER

ANGEBOTEN WERDEN?

• IstdiegekündigteWohnungfürdieZweckedesVer-mietersbessergeeignetalsdiefreistehendeAlterna-tivwohnung,istderVermietergehalten,demgekün-digtenMieterdiefreistehendeWohnunganzubieten(LGHamburg,Urteilvom9.1.2003,307S118/02,ZMR2003,S.265;OLGKarlsruhe,Rechtsentscheidvom27.1.1993,3REMiet2/92,WM1993,S.105).

• DerVermieteristnichtverpflichtet,demMietereinefreiwerdendeAlternativwohnunganzubieten,wennderMieterdasVertrauensverhältnisderParteiendurchseinbisherigesVerhaltenerheblicherschütterthat(LGKarlsruhe,Urteilvom9.11.1990,9S293/90,WM1991,S.41).

• DerVermieter,derseinenWohnbedarfnichtmitei-nergeeignetenAlternativwohnungdeckt,kannsichnichtdaraufberufen,dasserdieseWohnungbereitsverkaufthat(LGBerlin,a.a.O.).

• AuchwenndieAlternativwohnungmitSchrägenundkleinerenFensternausgestattetist,kommtsiealstauglichesAlternativobjektinBetracht(LGTrier,Be-schlussvom1.6.1989,3S85/89,WM1989,S.390).

• IstdieAlternativwohnung40qmkleineralsdiegekündigteWohnung,mussderVermieternichtaufsiezurückgreifen(LGHamburg,Urteilvom9.1.2003,307S118/02,ZMR2003,S.265).

• BenötigtderVermieterzurUnterbringungeinerPfle-gepersoneineWohnungimHaus,mussernichtaufeineAlternativwohnungzurückgreifen,wenndiesezurWohnungdesVermietersungünstigergelegenist(LGFrankenthal/Pfalz,Urteilvom11.10.1989,2S203/89,WM1990,S.79).

• DerVermieterkannnichtaufeineAlternativwohnungverwiesenwerden,wennihmdadurchVerlusteinderGrößenordnungvonmindestensEUR1.070,–jährlichentstehenwürden(LGMannheim,Urteilvom13.11.1991,4S135/91,DWW1993,S.140).

• DerVermieterbrauchtdemgekündigtenMietereinefreiwerdendeAlternativwohnungnichtanzubieten,wenndieseWohnungbereitsseitJahreneinemDrittenzumZeitpunktdesdamalsnichtabsehbarenFreiwerdensversprochenist(LGRegensburg,Urteilvom6.11.1990,S190/90,WM1991,S.109).

• Wohnungen,diederVermieternichtvermietenwill(hier:kostenfreieÜberlassunganseinenSohn),brauchternichtalsAlternativwohnungdemMieteranzubieten(LGBerlin,Urteilvom21.9.1999,64S113/99,NJW-RR2000S.305).

• DieVermieterinistnichtverpflichtet,demMietereineanderefreiwerdendeWohnunganzubieten,wennsiedieseihrerTochterüberlassenwill,weilsiemitdieserineinemHauszusammenlebenmöchte(LGBerlin,Urteilvom30.9.1993,67S47/93,NJW-RR1994S.850).

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