MI 3.6. 2015 | 20.00 UHR KAMMERMUSIKSAAL–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

DRUM-SET UND CO»DAS ROHE UND DAS GEKOCHTE« – SCHLAGZEUGKONZERTKOMPONISTEN ENTDECKEN EIN INSTRUMENT DES JAZZ UND DER POPMUSIK–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

Mitglieder des Freiburger Schlagzeugensembles:Philipp Becker, Li-Ting Chiu, Bennet Dobrick, Yuyoung Jin,Nanae Kubo, Franz Lang, Min Tzu Lee, Kang-Jung Sung Daniel Schay Drumset Julian Knörzer BeatboxingPape Dieye Traditionelle Instrumente aus dem Senegal

Bernhard Wulff Konzept und Leitung

Komponisten entdecken ein Instrument des Jazz und der Popmusik: Das Drumset. Dabei zeigen sie, daß ein Drumset mehr sein kann, als der Groove-Motor der Rhythmusgruppe einer Band. Ein Drumset ist historisch das Ergebnis vieler kultureller Einflüsse, sozusagen eine multikulturelle »Klangskulptur«: türkische Becken, chinesi-sche TomToms, Große Trommeln der europäischen Marschmusik, exotische Rasseln ergeben ursprünglich eine Einheit als »Ein-Mann-Orchester«, das mindestens 4-stimmig mit beiden Händen und bei-den Füßen bedient wird. Drumsets sind die Vorläufer der vielseitig gemischten Aufbauten in der zeitgenössischen Schlagzeugliteratur.Maßgeblich für die Entstehung des Drumsets waren zwei Dinge:1) die Erfindung des ersten Bass-Drum-Pedals im Jahre 1887 durch J.R. Olney und die darauf folgende Serienherstellung durch W.F. Ludwig 2) auf kulturellem Gebiet die »No-Drumming-Laws« in den USA. Diese verboten es den Sklaven, ihre traditionellen Handtrommeln zu spielen und führten dazu, dass die afrikanische, stark rhythmische Musikkultur mit europäischen und orientalischen Schlaginstrumen-ten gepflegt wurde. Insofern liegen die musikalischen Wurzeln des Drumsets auch in Afrika.

Bernhard Wulff

Mitwirkende

Mitglieder des Freiburger Schlagzeugensembles:Philipp BeckerLi-Ting ChiuBennet DobrickYuyoung JinNanae KuboFranz LangMinTzu LeeKang Jung Sung

Daniel Schay Drumset Julian Knörzer BeatboxingPape Dieye Traditionelle Instrumente aus dem Senegal

Bernhard Wulff Konzept und Leitung

Pape Dieye Traditionelle Instrumente aus dem Senegal »back to the roots« I Frank Zappa 1940 – 1993 Black Page Nr. 1 (1978) Duo-Fassung Bennet Dobrick | Franz Lang

James Dillon *1950 Ti.re-Ti.ke-Dha (1979) Deutsche Erstaufführung Nanae Kubo

Karlheinz Stockhausen 1928 – 2007Nasenflügeltanz für einen Schlagzeuger und einen Synthesizer-Spieler (1983/1990) Yuyoung Jin Schlagzeug | Li-Ting Chiu Synthesizer

PAUSE

Andrej Koroliov *1982Resist Mix (2013) für Solo-Schlagzeug und Elektronik Philipp Becker

Mauricio Kagel 1931 – 2008 Rutscher aus Rrrrrr (1982) Min Tzu Lee | Kang-Jung Sung

Julian Knörzer Beatboxing Bernhard Wulff *1948Lerche (1983) Version für Drumset Daniel Schay

Pape Dieye Traditionelle Instrumente aus dem Senegal»back to the roots«II

Pape Dieye wurde in Dakar, der Hauptstadt Senegals geboren.Er studierte an der Hochschule für Bildende Kunst in Dakar, gewann zahlreiche Graphikpreise und eröffnete nach dem Studium zusam-men mit Kollegen ein Graphikbüro. Parallel zum Kunststudium widmete er sich intensiv dem Spiel der »Bugarabus« (ein Ensemble aus 3 Trommeln) und nahm Unterricht bei traditionellen Musikern in der Casamance im Süden Senegals. Fasziniert von der Klang- und Rhythmusvielfalt beschloss er, sich ganz der Musik zu widmen. Er studierte in Paris, komponierte Film-und Theatermusik und erforschte weiterhin die Musik seines Landes und Namibias. Seit 2003 arbeitet er als Musiker, Pädagoge und Kom-ponist sowohl in Frankreich als auch in Afrika und Deutschland. 2006 gründete er die Gruppe »Suba« in Freiburg. Zurzeit baut er ein Zentrum für Musik und Theater in seiner Heimat Senegal auf.

Frank Zappa Black Page ist eine bereits »klassische« drumset-Komposition und erschien erstmals im Album Zappa in New York (1978). Sein Name (schwarze Seite) bezieht sich auf einen eng gesetzten Notensatz mit vielen zu spielenden Noten. Das Stück wurde ursprünglich für Schlagzeug und Perkussion geschrieben und später in verschiedenen Versionen neu arrangiert. In der Freiburger Fassung spielen zwei Schlagzeuger an zwei drumsets. Zappa schrieb das Stück, nachdem er von den Ängsten der Studiomu-siker hörte, morgens zu einer Aufnahmesession zu kommen und mit einer schwarzen Seite voller Noten konfrontiert zu werden. »Black Page« hat eine sehr hohe »statistische Dichte« (Zappa), mit Überlage-rungen sehr komplexer Rhythmen und gipfelt in den letzten Takten in Unodezimolen, also elf Noten auf einen Taktschlag gespielt. In den späteren Versionen nimmt Zappa die Noten der Melodie auf und gruppiert sie rhythmisch neu.

James Dillon wurde 1950 in Schottland geboren und ist ein Vertreter der »New Complexity«. Dillon studierte ab 1968 Kunst und Design sowie Linguistik, Akustik und Mathematik am University College of London. Er erhielt Klavierunterricht, studierte indische Rhyth-mik und später Computermusik am IRCAM in Paris. Als Komponist hingegen war er Autodidakt und gewann zahlreiche Preise und Aus-zeichnungen für seine Kompositionen, die bei vielen internationa-len Festivals von renommierten Solisten und Ensembles aufgeführt wurden.Ti.re-Ti.ke-Dha für Solo-Schlagzeug wurde 1979 für das »International Year of the Child«-Festival komponiert und dort ur-aufgeführt. Die größte Herausforderung an den Instrumentalisten sind bei diesem Stück die komplexen polyrhythmischen Melodien auf dem Schlagzeug. Nach seiner Uraufführung 1979 erklingt es bei unserem Konzert in deutscher Erstaufführung.

Nanae Kubo

Ausschnitt aus der Partitur Ti.re-Ti.ke-Dha von James Dillon.

Andrej Koroliov wurde 1982 in Hamburg als Sohn mazedonischer Eltern geboren. Er studierte Klavier und Komposition in Hamburg und trat als Kom-ponist sowohl mit akustischen als auch live-elektronischen Stücken in Erscheinung. Er wurde mit dem Yamaha-Förderpreis und dem Alf-red-Schnittke-Kompositionspreis ausgezeichnet und war Stipendiant der Oscar- und Vera-Ritter-Stiftung.»Resist Mix« ist der Versuch, ein Stück an seiner eigenen Klangwandzerschellen zu lassen. Zuvor wird »Widerstand« als Topos verschie-dentlich evoziert und inszeniert-stringent beim akustischen Instru-ment, ausscherend in der Elektronik, sodass zwischen beiden Ebe-nen dialektische Spannungsverhältnisse entstehen.Nach dem klanglichen Totalschaden wird der Blick vielleicht wiederfreier, was auch für eigene Widerständigkeit nicht ohne Vorteil ist.

Andrej Koroliov

Karlheinz Stockhausen | Nasenflügeltanz für einen Schlagzeuger und einen Synthesizer-Spieler (1983/1990)

In Luzifers Tanz, in der 3. Szene der Oper »Samstag aus Licht«, ist ein großes Orchester in zehn Gruppen aufgeteilt. Die Gruppen sitzen in fünf Etagen vertikal übereinander und stellen zehn Teile eines rie-sigen Menschengesichts dar. Der Schlagzeuger symbolisiert mit sei-ner »Schießbude« (Zitat Stockhausen) die Nase. Den Nasenflügeltanz hat Stockhausen als Duett für Schlagzeug und Synthesizer bearbeitet und ergänzt. Bei einzelnen Anschlägen der Schlaginstrumente er-klingen zusätzliche elektronische Klangfarben.

Yuyoung Jin

Mauricio Kagel | Rrrrrr...(1982)Mauricio Kagel wurde 24. Dezember 1931 in Buenos Aires geboren. Er war deutsch-argentinischer Komponist, Dirigent, Librettist und Regisseur. 1982 komponierte er »Rrrrrrr...«, eine Sammlung für verschiedene Instrumente, darunter u.a. auch 6 kurze Schlagzeug-Duos. »Rutscher« ist das letzte Stück in diesem Zyklus, für Xylo-phon und Drumset.

Min Tzu Lee

Human Beatboxing (auch Beatboxing oder einfach Beatbox ge-nannt) entstand in der HipHop-Szene der 1980er Jahre. Es wurde versucht, die Sounds der umgangssprachlich »Beatbox« genannten Drumcomputer mit dem Mund zu imitieren. Der Erfolg des Human Beatboxing und die Faszination daran, bewirkten, dass sich diese Technik verselbstständigte, sich mit anderen Formen der Vocal Percussion vermischte und sich Beatboxer bald in verschiedenen Musikstilen wiederfanden.

Julian Knörzer (Freiburg) studierte Schulmusik an der Hochschule für Musik Freiburg und Gesang an der Jazzschule Basel. Er ist seit über fünfzehn Jahren als Beatboxer in verschiedensten Formatio-nen aktiv und international als Dozent tätig. Seit 2011 hat er an der Hochschule für Musik Freiburg einen Lehr-auftrag für Human Beatboxing.Julian Knörzer ist Autor des Lehrbuches »Beatbox Your Choir« (Schott), das im Sommer 2015 erscheinen wird.

Bernhard Wulff | Lerche (1983)Bernhard Wulff analysierte für dieses Stück den Gesang einer Feld-lerche und schrieb div. Instrumentalbegleitfassung zum Gesang des Vogels. Es gibt Versionen u.a. für Perc-Ensemble, Klavier/Perc, Orgel/Perc, Bläserensemble, eine Variante für das »Ensemble Modern« und eine für Drumset.

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