depression ursachen und behandlung - frühe bindung hans-werner stecker

DepressionDepression

UrsachenUrsachenund Behandlungund Behandlung- frühe Bindung- frühe Bindung

Hans-Werner Stecker

H.-W. Stecker 2003H.-W. Stecker 2003 22

Ursachen der Depression:Ursachen der Depression: BindungBindung

BindungBindung ist ein wesentlicher Faktor in den ist ein wesentlicher Faktor in den Bedingungen der SozialisationBedingungen der Sozialisationvollzieht sich in den ersten Lebensjahren vollzieht sich in den ersten Lebensjahren eines Kindes zwischen der „Mutter“ eines Kindes zwischen der „Mutter“ (Bezugsperson) und dem Kind(Bezugsperson) und dem Kindlegt je nach der Qualität der unterschied-legt je nach der Qualität der unterschied-lichen Bindungsstile einen der Grundsteine lichen Bindungsstile einen der Grundsteine für die weitere Entwicklung des Kindes und für die weitere Entwicklung des Kindes und des späteren Erwachsenen.des späteren Erwachsenen.



BindungBindungist Teil der biologischen Grundlagen des ist Teil der biologischen Grundlagen des Menschen, herzuleiten aus seiner Entwicklungs-Menschen, herzuleiten aus seiner Entwicklungs-geschichte und auch bei Affen beobachtbar. geschichte und auch bei Affen beobachtbar.

Bindung ist notwendig für eine gesunde Bindung ist notwendig für eine gesunde menschliche Entwicklung zur Bewältigung früher menschliche Entwicklung zur Bewältigung früher Ängste und UnsicherheitenÄngste und Unsicherheiten

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein!Der Mensch lebt nicht vom Brot allein!



Ziel der Entwicklung:Ziel der Entwicklung:LoslösungLoslösung und und IndividuationIndividuation gegenüber der gegenüber der symbiotischen Bindungsymbiotischen Bindung zur Person der „Mutter“ (Oma, Vater, ...) zur Person der „Mutter“ (Oma, Vater, ...)zunehmende zunehmende SelbstsicherheitSelbstsicherheit und und EigenständigkeitEigenständigkeit bzw. bzw. Verminderung der AngstVerminderung der Angst vor Trennung und unbekannten Situationen vor Trennung und unbekannten Situationen

3 Jahre3 Monate



Für diese Entwicklung spielt die Für diese Entwicklung spielt die Qualität der Bindung zur „Mutter“Qualität der Bindung zur „Mutter“ eine entscheidende Rolleeine entscheidende RolleDie frühen Erfahrungen der Bindung sind Die frühen Erfahrungen der Bindung sind jenseits der eigenen späteren Erinnerung.jenseits der eigenen späteren Erinnerung.Sie lassen sich aus der Beobachtung des Sie lassen sich aus der Beobachtung des Elternverhaltens und der eigenen Person Elternverhaltens und der eigenen Person eventuell rekonstruiereneventuell rekonstruierenund können Hinweise liefern für weitere und können Hinweise liefern für weitere Entwicklungsschritte z.B. in der TherapieEntwicklungsschritte z.B. in der Therapie



BindungBindung: : eine besondere Beziehung zwischen eine besondere Beziehung zwischen - der Mutter (Bezugsperson) - der Mutter (Bezugsperson) - und dem Säugling, - und dem Säugling, die sich im Verhalten äußert, die sich im Verhalten äußert, wenn das Kind sich bedroht fühlt und wenn das Kind sich bedroht fühlt und Angst empfindet: Angst empfindet: BindungssystemBindungssystem wenn das Kind seinem Erkundungsdrang wenn das Kind seinem Erkundungsdrang nachkommen, sich die Welt erobern will: nachkommen, sich die Welt erobern will: ExplorationssystemExplorationssystem



Experimente mit Affen:Experimente mit Affen:Affenbabys lassen sich mit „Ersatzmüttern“ aus Affenbabys lassen sich mit „Ersatzmüttern“ aus Draht mit Stoffbezug groß ziehen, wobei der Draht mit Stoffbezug groß ziehen, wobei der Stoff Wärme und „Geborgenheit“ bietet.Stoff Wärme und „Geborgenheit“ bietet.

„Ersatzmütter“: auch wenn nur die Drahtmutter Milch gibt, wird bei Gefahr nur die Stoffmutter aufgesucht



ExplorationsverhaltenExplorationsverhalten::Rhesusäffchen mit einer Rhesusäffchen mit einer Ersatzmutter aufgezogen, Ersatzmutter aufgezogen, zeigt in einer fremden zeigt in einer fremden Situation in Gegenwart Situation in Gegenwart der Mutter ein Verhalten, der Mutter ein Verhalten, aus dem aus dem GeborgenseinGeborgensein und und ErkundungsdrangErkundungsdrang sprichtspricht



ExplorationsverhaltenExplorationsverhalten::Rhesusäffchen mit einer Ersatzmutter aufgezogen:Rhesusäffchen mit einer Ersatzmutter aufgezogen:In einer „fremden Situation“ zeigt es in Gegenwart der In einer „fremden Situation“ zeigt es in Gegenwart der Mutter ein Verhalten, aus dem Geborgensein und Mutter ein Verhalten, aus dem Geborgensein und Erkundungsdrang sprichtErkundungsdrang spricht

Stoffmutter vermittelt die notwendige Sicherheit, um die Welt erobern zu können



BindungsverhaltenBindungsverhalten: : Hinwendung zur Hinwendung zur Stoffmutter als Stoffmutter als Reaktion auf ein Reaktion auf ein fremdes Objektfremdes Objekt

Bindungsverhalten entsteht als Folge von Angst. Durch die „Wärme“ der Mutter kann sich das Kind „entspannen“, seine Angst vermindern.



BindungssystemBindungssystem: : die Bedeutung der Bezugsperson in ihrer die Bedeutung der Bezugsperson in ihrer SchutzfunktionSchutzfunktion– BindungsverhaltenBindungsverhalten: :

Das Verhalten des Kindes, das in der Alarmsituation Das Verhalten des Kindes, das in der Alarmsituation aktiviert wird, äußert sich in Anklammern, Nähe aktiviert wird, äußert sich in Anklammern, Nähe suchen, Schreien, Nachfolgen. suchen, Schreien, Nachfolgen.

– FürsorgeverhaltenFürsorgeverhalten: : dem entsprechen auf der Seite der Mutter dem entsprechen auf der Seite der Mutter Verhaltensweisen wie Schützen, Umsorgen, Verhaltensweisen wie Schützen, Umsorgen, Liebkosen, Trösten usw.Liebkosen, Trösten usw.



ExplorationssystemExplorationssystem: : die Bedeutung der Bezugsperson als die Bedeutung der Bezugsperson als sichere Ausgangsbasissichere Ausgangsbasis, von der aus das Kind , von der aus das Kind seine Umwelt erkundet. seine Umwelt erkundet.

Wenn sich das Kind bindungssicher fühlt und damit Wenn sich das Kind bindungssicher fühlt und damit kein Bindungsverhalten aktiviert wird, kann es kein Bindungsverhalten aktiviert wird, kann es ExplorationsverhaltenExplorationsverhalten zeigen: es wagt sich weiter zeigen: es wagt sich weiter fort in den Raum, erkundet Gegenstände und fort in den Raum, erkundet Gegenstände und Personen - oft mit Rückversicherungsblicken zur Personen - oft mit Rückversicherungsblicken zur sicheren Ausgangsbasis, der Mutter. sicheren Ausgangsbasis, der Mutter.



Explorations-verhalten

gegensätzliche Verhaltenssystemegegensätzliche Verhaltenssysteme

Bindung und ExplorationBindung und Exploration

Bindungs-verhalten


Ursachen der Depression:Ursachen der Depression: Bindung- FeinfühligkeitBindung- Feinfühligkeit

FeinfühligkeitFeinfühligkeiteine Eigenschaft der „Mutter“eine Eigenschaft der „Mutter“– Fähigkeit des Erwachsenen, die Signale und Fähigkeit des Erwachsenen, die Signale und

Kommunikationen im Verhalten des Kindes Kommunikationen im Verhalten des Kindes richtig wahrzunehmen und zu interpretieren richtig wahrzunehmen und zu interpretieren und auf sie angemessen und prompt zu und auf sie angemessen und prompt zu reagieren.reagieren.

Wichtig!!Wichtig!! Das richtige MaßDas richtige Maß

zu viel und zu wenig ist ungesundzu viel und zu wenig ist ungesund



VoraussetzungenVoraussetzungen, der Feinfühligkeit, der Feinfühligkeitum einen Säugling zu verstehen, der nicht reden kann:um einen Säugling zu verstehen, der nicht reden kann:– da sein, um teilzunehmen an der Situation des Kindesda sein, um teilzunehmen an der Situation des Kindes– „„richtiges“ Interpretieren: in die Lage des Kindes richtiges“ Interpretieren: in die Lage des Kindes

versetzen und einfühlen, was das Kind will, dabei versetzen und einfühlen, was das Kind will, dabei seine eigenen Bedürfnisse davon abgrenzen und seine eigenen Bedürfnisse davon abgrenzen und sich selbst zurücknehmen:sich selbst zurücknehmen:unterscheiden, was man selbst und was das Kind will.unterscheiden, was man selbst und was das Kind will.

– angemessen reagieren, dem Alter des Kindes angemessen reagieren, dem Alter des Kindes entsprechendentsprechend

– Prompt reagieren, bei älteren Kindern, wenn Prompt reagieren, bei älteren Kindern, wenn Zeitvorstellung entwickelt, Verabredungen treffen, die Zeitvorstellung entwickelt, Verabredungen treffen, die Hilfe ankündigen Hilfe ankündigen



Kooperation und EinmischungKooperation und EinmischungDie Feinfühligkeit der Mutter besteht darin, dass Die Feinfühligkeit der Mutter besteht darin, dass sie das Verhalten des Kindes nicht sie das Verhalten des Kindes nicht beeinträchtigt, so lange das Kind die Kontrolle beeinträchtigt, so lange das Kind die Kontrolle über sich und den Spielgegenstand hat. über sich und den Spielgegenstand hat. Eine Person die kooperativ ist, berücksichtigt die Eine Person die kooperativ ist, berücksichtigt die Bedürfnisse und Ziele des Anderen (des Bedürfnisse und Ziele des Anderen (des Kindes), sie dominiert nicht, sondern bittet um Kindes), sie dominiert nicht, sondern bittet um seine Einwilligung, sie überzeugt, wirbt um seine Einwilligung, sie überzeugt, wirbt um Aufmerksamkeit, zwingt nicht.Aufmerksamkeit, zwingt nicht.



Kooperation und EinmischungKooperation und EinmischungKriterien:Kriterien:„„Mutter“ muss erkennen, wann eine leichte Mutter“ muss erkennen, wann eine leichte Zögerlichkeit entsteht, um abzuschätzen, wann Zögerlichkeit entsteht, um abzuschätzen, wann sie helfend eingreifen muss.sie helfend eingreifen muss.Idee einfügen, die für das Kind machbar ist und Idee einfügen, die für das Kind machbar ist und die es aufwertet.die es aufwertet.Lob für das, was dem Kind selbst etwas Lob für das, was dem Kind selbst etwas bedeutet (passend oder angemessen)bedeutet (passend oder angemessen)für das Kind erreichbare Ziele setzenfür das Kind erreichbare Ziele setzen



Kooperation und EinmischungKooperation und EinmischungDurch dieses feinfühlige Verhalten der Durch dieses feinfühlige Verhalten der Mutter entsteht bei dem KindMutter entsteht bei dem Kind– Tüchtigkeit, Tüchtigkeit, – Selbstwertgefühl, Selbstwertgefühl, – Steigerung der KompetenzSteigerung der Kompetenz– das Gefühl, das Gefühl, selbstselbst zu können zu können (Beispiel: Elefant und Maus gehen auf einer (Beispiel: Elefant und Maus gehen auf einer Hängebrücke. Sagt die Maus: „Wir bringen die Hängebrücke. Sagt die Maus: „Wir bringen die Brücke aber zu schwingen!“)Brücke aber zu schwingen!“)


So verliert das Kind seine Angst vor Neuem, verliert seine Unsicherheit, wird selbstsicher, wird aktiv in der Auseinandersetzung mit seiner Umwelt,die es zunehmend für sich erobert, ohne bei Anderen nach Halt suchen zu müssen


Prozess der Individuation:Prozess der Individuation:



Ergebnis der Bindungsforschung:Ergebnis der Bindungsforschung:

Jedes Kind ist mit der Fähigkeit ausgestattet, Jedes Kind ist mit der Fähigkeit ausgestattet, Bindungsverhalten zu zeigen, zur „Sicherheitsbasis“ zu Bindungsverhalten zu zeigen, zur „Sicherheitsbasis“ zu gehen, sich dort Beruhigung zu holen, um dann wieder gehen, sich dort Beruhigung zu holen, um dann wieder neugierig sein zu können, die Welt zu explorieren. neugierig sein zu können, die Welt zu explorieren.

Auch wenn alle Kinder mit dem gleichen Auch wenn alle Kinder mit dem gleichen Verhaltenrepertoire ausgestattet sind, haben sie aber Verhaltenrepertoire ausgestattet sind, haben sie aber verschiedene Eltern, die in unterschiedlicher Weise verschiedene Eltern, die in unterschiedlicher Weise fürsorglich und feinfühlig sind.fürsorglich und feinfühlig sind.

So entstehen unterschiedliche So entstehen unterschiedliche BindungsstileBindungsstile..


Ursachen der Depression:Ursachen der Depression: BindungsstileBindungsstile

Drei Grundmuster:Drei Grundmuster:Sichere MusterSichere Muster::Wenn man aufgeregt ist, Angst hat, kann man zur Wenn man aufgeregt ist, Angst hat, kann man zur Sicherheitsbasis, die tröstet einen so effektiv, dass man danach Sicherheitsbasis, die tröstet einen so effektiv, dass man danach wieder neugierig sein kann.wieder neugierig sein kann.vermeidende Strategie:vermeidende Strategie:So lange wie möglich seine Bindungsgefühle in Schach halten mit So lange wie möglich seine Bindungsgefühle in Schach halten mit Ausnahme überwältigender Ereignisse (Krankheit, Hund). Bei Ausnahme überwältigender Ereignisse (Krankheit, Hund). Bei kleinen Wehwehchen aber nicht.kleinen Wehwehchen aber nicht.ambivalente Strategieambivalente StrategieBei jeder kleinen Verunsicherung einen großen Aufstand machen, Bei jeder kleinen Verunsicherung einen großen Aufstand machen, sich anklammern, nicht mehr loslassen können, nicht mehr sich anklammern, nicht mehr loslassen können, nicht mehr spielen können spielen können Desorganisierte MusterDesorganisierte MusterVerschiedene Strategien, die hier zusammengefasst werden Verschiedene Strategien, die hier zusammengefasst werden



Bindungsstile:Bindungsstile:

sicherer Bindungsstilsicherer Bindungsstil

unsicher-vermeidendunsicher-vermeidend

unsicher-ambivalentunsicher-ambivalent

unsicher-desorganisiert unsicher-desorganisiert



Sicherer BindungsstilSicherer Bindungsstil

„„Ich finde es ziemlich einfach, zu anderen Ich finde es ziemlich einfach, zu anderen Personen einen engen Kontakt herzustellenPersonen einen engen Kontakt herzustellen

Ich fühle mich wohl, wenn ich mit jemandem Ich fühle mich wohl, wenn ich mit jemandem verbunden binverbunden bin

Ich kann auch alleine sein. Ich kann auch alleine sein.

Ich habe keine Sorge, verlassen zu werden Ich habe keine Sorge, verlassen zu werden oder dass mir jemand zu nahe kommen oder dass mir jemand zu nahe kommen könnte.“könnte.“



Unsicher-ambivalenter BindungsstilUnsicher-ambivalenter Bindungsstil„„Ich finde, dass es anderen widerstrebt, mir so Ich finde, dass es anderen widerstrebt, mir so nahe zu sein, wie ich es gerne hätte. nahe zu sein, wie ich es gerne hätte. Ich mache mir oft Gedanken darüber, dass Ich mache mir oft Gedanken darüber, dass mein Partner / meine Partnerin mich nicht mein Partner / meine Partnerin mich nicht wirklich liebt oder nicht mit mir zusammen wirklich liebt oder nicht mit mir zusammen bleiben will. bleiben will. Ich möchte meinem Partner / meiner Partnerin Ich möchte meinem Partner / meiner Partnerin sehr nahe sein, und genau das verscheucht sehr nahe sein, und genau das verscheucht ihn / sie manchmal.“ihn / sie manchmal.“



unsicher-vermeidender Bindungsstilunsicher-vermeidender Bindungsstil„„Wenn ich anderen zu nahe bin, fühle ich mich Wenn ich anderen zu nahe bin, fühle ich mich dabei etwas unwohl. dabei etwas unwohl. Ich finde es schwierig, ihnen vollkommen zu Ich finde es schwierig, ihnen vollkommen zu vertrauen. vertrauen. Ich kann mir selbst nur schwer zugestehen, Ich kann mir selbst nur schwer zugestehen, dass ich von ihnen abhängig bin. Wenn dass ich von ihnen abhängig bin. Wenn jemand mir zu nahe kommt, werde ich nervös.jemand mir zu nahe kommt, werde ich nervös.Manchmal möchten Partner / Partnerinnen in Manchmal möchten Partner / Partnerinnen in meinen Liebesbeziehungen von mir mehr meinen Liebesbeziehungen von mir mehr Intimität, als mir angenehm ist.“Intimität, als mir angenehm ist.“

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