der bericht über die 3. wanderversammlung deutscher entomologen

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lo. 5. 1930] Heft 5. J zeigten ztun Teil einen ganz eigenartigen Verlauf. ,,Die K~ifer bohren sich dicht an einem Zweig in die Rinde ein, der Gang l~iuft dann entweder tings um den Zweig und bildet somit einen fast geschlossenen Kreis oder er macht eine kleine Biegung oberhalb des Zweiges und geht dann lotrecht nach unten. Manchmal schl~ingelt sich der Gang zwischen zwei benachbarten Zweigen. Merkwfirdig ist dabei, da~ ein Teil des Ganges yon oben nach unten oder schr'~ig nach unten verliiuft. Die S c h e w y r e w e sche Regel -- die Brutg~inge yon Bl.pini- perda am stehenden Stature haben keine ,Krficke" und verlaufen stets yon unten naeh oben -- hat also nur einen bedingten Wert~ da die Giinge unter gewissen Verhii]tnissen, in unserem Fall wegen des Mangels an geeigneter Rinde, gerade die umgekehrte Riehtung an- nehmen kSnnen. Da, we der Brutgang aus der Region der diekeren hstquirlrinde heraustritt, greift er gleieh tiefer in den Splint hinein~ w~ihrend am Quirl selbst nur eine leichte Furchung des Splintes bemerkbar ist. ~ Manche Stammabschnitte zeigten einen sehr dichten Be- fall yon Pissodespini und piniphilus (bis zu 27 Puppen- wiegen auf 1 qdem.) An den verharzten Stellen fielen mehrfach nament- Itch in den Rindenritzen ,kleine von feinem Gespinst gehaltene Koth~ufchen auf~ neben diesen ragten aus der Rinde etwa 5--6 mm lange, hellgelbe, veto Falter bereits verlassene Kleinschmetterlings-Puppenhfillen heraus. Die aufgefundenen toten Falter erwiesen sieh als Las- peyresia eoniferana Ratz. Die Raupe frii~t unregel- m~i~ige, mit Gespinstffiden umkleidete und durehzogene G~nge and HShlen~ die stark verharzt and zum Tell mit Kot erfiillt stud". Von besonderem Interesse ist der Befund yon den Larven yon Hy!obius abietis in einigen Stammab- schnitten. Es handelt sieh hier um recht ungewShn- lithe Hylobius-Brutst~tten an stehendem Holz, worfiber bisher nur wenige diirftige Angaben in der Literatur vorlagen (Ratzeburg, Nitsche). An untel<lriickten, abgestorbenen St~mmen fanden sich Pityogenes bieden- tatus und Pogono~haerus faseieulatus. Nach v. Butowitsch spielten bet dem Befall in Woidnig yon den Insekten vor ahem die Pissodes-A~en eine mehr oder weniger prim~e Rolle, indem sie die St~mme durch wiederholteBrutvemuche soweit schw~ichen, daI~ diese von ihnen oder anderen Insekten mit Erfolg bebrfitet werden kSnnen. Das el~te Zeichen der be- ginnenden Erkrankung ist der ttarzflul~, der -- wenigstens zum Teil -- als Folge des mii~lungenen Pissodes-AngHffes angesehen werden mull ,Veto Grade der Schw~hung h~.ngt auch die Zusammensetzung der zukiinftigen Farina des Stammes ab." K.E. Der Berieht fiber die 3. Wanderversammlung deutseher Entomologen in Giei~en (22.--26. Mat 1929) ist vor kurzem er- schienen. (Preis im Buchhandel RM 8,--. Berlin- Dahlem, Gol~lerstr. 20.) Er bringt neben den Be- g~ii~ungsansprachen vor allem das Hauptreferat yon S c h w a r t z fiber die Frage ,Was ist angewandte Entomologie?" Schwartz geht aus vonder mii~- verst~4ndliehen Auffassung, dab ein entschiedener Gegen- ~atz zwischen der theoretischen und praktischen Euto- Kleine Mitteilungen. 59 mologie bestfinde. ,Angewandte Entomologie ist Ento- mologie, entomologische Wissenschaft in ihrer Nutz- anwendung~ d. h. Anwendung ether Wissenschaft in bestimmten Richtungen. Diese Richtungen oder Auf- gaben der angewandten Entomologie sind: Der Schutz yon Leib und Leben, yon Hab und Gut gegen Un- geziefer lind Sch~kllinge und die Nutzung dessen, was die. Insektenwelt an wel~:vollen Erzeugnissen ffir den menschlichen Bedarf liefern kann. Man kann daher die Einzelzweige der angewandten Entomologie trennen in 1. Medizinische Entomologie oder Schiidlingsbekiimp- fung im Dienste der Gesandheitspflege und Heilkunde, 2. Landwirtschaftliche Entomologie oder Sch~dlings- bekiimpfung im Pflanzenbau (Pflanzenschutz) und bet der Viehzucht, 3. Technische Entomologie oder Be- ]~mpfung der Schfidlinge in Vorr~ten und Werkstoffen (Vvrratsschutz), 4. 5Tutzinsektenzucht (Bienenzucht und Seidenban)." Der angewandte Entomologe hat gewissermai~en auf ,Bestellung" zu arbeiten. Seine Arbeitsziele werden dm'ch praktische Bedfirfnisse der mensehlichen Ge- sellschaft ~md des Staates gesteckt. Aul~erdem hat er die Verpflichtung, bestimmten Erwerbsst~inden der Ge- sellsehaft und dem Staat Dienste zu leisten. Er bedarf hierffir einer besonderen praktischen Veranlagtmg, ebenso wie eine grfindliche wissenschaftliche and praktische Vorbildung. Der Verfasser ging im einzelnen auf diese Punkte ein und bezeichnete die Beziehungen, die die angewandte Entomologie zu anderen Problemen hat. Insbesondere kennzeichnete er die Notwendigkeit des Zusammenarbeitens mit anderen und ging auf die Organisation tier Biologischen Reichsanstalt ein. Eine besondel~ wichtige Frage ist dies we der an- gewandte Entomologe seine Ausbildung erhalten kann. Hierffir kommt in Frage das entomologische Seminar in Restock and die Universit~it Kiel. Er sehliel~t mit den Worten" ,Es ist eine Torheit, den Wert der ver- schiedenen Disziplinen, Aufgabengebiete oder Richtungen abzuw~igen und das ~Format~ des Mannes naeh der ge- dankenlosen Tagesmeinung fiber den Wert seines engeren Wirkungskreises zu bemessen." Von Voi~'~igen, die in das Gebiet der angewandten Ento- mologie fallen, sind noch zu nennen: H v. Oettingen, ,Die Rispengrasgallmficke, ein bisher unbekannter Sch~id- ling", und F. Zacher, ,Uber die insektizide Wirhmg yon Kupferverbindungen% Die fibrigen Themen be- handelten Fragen aus der allgemeinen Entomologie, die in der gegenw~irtigen Zeit besonders wichtig sind, so den Einflul~ des Lebensraumes auf die Al~bildung, den Speziesbegliff, phylogenetische Untersuchungen and biologische Mitteilungen. St. Der Birkenspanner (Amphidasis betularius.) R a t z e b u r g nennt die Art Astspanner und beschreibt sie wie folgt: ,,Die Grundfarbe ist gewShnlich weir, doch meist etwas ins Graue oder Gelbliche stechend. Sie ist mit unz~ihligen schwarzbraunen kleineren und grSl~eren htomen besprengt, yon denen einige zu wahren Flecken und Bindenstfickchen zusammentreten. Der Falter ist den Lepidopterologen dadurch bekannt~ daI~ er nicht nut in ether vollst~ndig schwaxzen Aberration vorkommt,

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lo. 5. 1930] Heft 5. J

zeigten ztun Teil einen ganz eigenartigen Verlauf. ,,Die K~ifer bohren sich dicht an einem Zweig in die Rinde ein, der Gang l~iuft dann entweder tings um den Zweig und bildet somit einen fast geschlossenen Kreis oder er macht eine kleine Biegung oberhalb des Zweiges und geht dann lotrecht nach unten. Manchmal schl~ingelt sich der Gang zwischen zwei benachbarten Zweigen. Merkwfirdig ist dabei, da~ ein Teil des Ganges yon oben nach unten oder schr'~ig nach unten verliiuft. Die S c h e w y r e w e sche Regel - - die Brutg~inge yon Bl.pini- perda am stehenden Stature haben keine ,Krficke" und verlaufen stets yon unten naeh oben - - hat also nur einen bedingten Wert~ da die Giinge unter gewissen Verhii]tnissen, in unserem Fall wegen des Mangels an geeigneter Rinde, gerade die umgekehrte Riehtung an- nehmen kSnnen. Da, we der Brutgang aus der Region der diekeren hstquirlrinde heraustritt, greift er gleieh tiefer in den Splint hinein~ w~ihrend am Quirl selbst nur eine leichte Furchung des Splintes bemerkbar ist. ~

Manche Stammabschnitte zeigten einen sehr dichten Be- fall yon Pissodespini und piniphilus (bis zu 27 Puppen- wiegen auf 1 qdem.)

An den verharzten Stellen fielen mehrfach nament- Itch in den Rindenritzen ,kleine von feinem Gespinst gehaltene Koth~ufchen auf~ neben diesen ragten aus der Rinde etwa 5- -6 mm lange, hellgelbe, veto Falter bereits verlassene Kleinschmetterlings-Puppenhfillen heraus. Die aufgefundenen toten Falter erwiesen sieh als Las- peyresia eoniferana Ratz. Die Raupe frii~t unregel- m~i~ige, mit Gespinstffiden umkleidete und durehzogene G~nge and HShlen~ die stark verharzt and zum Tell mit Kot erfiillt stud".

Von besonderem Interesse ist der Befund yon den Larven yon Hy!obius abietis in einigen Stammab- schnitten. Es handelt sieh hier um recht ungewShn- lithe Hylobius-Brutst~tten an stehendem Holz, worfiber bisher nur wenige diirftige Angaben in der Literatur vorlagen ( R a t z e b u r g , N i t sche ) . An untel<lriickten, abgestorbenen St~mmen fanden sich Pityogenes bieden- tatus und Pogono~haerus faseieulatus.

Nach v. B u t o w i t s c h spielten bet dem Befall in Woidnig yon den Insekten vor ahem die Pissodes-A~en eine mehr oder weniger prim~e Rolle, indem sie die St~mme durch wiederholteBrutvemuche soweit schw~ichen, daI~ diese von ihnen oder anderen Insekten mit Erfolg bebrfitet werden kSnnen. Das el~te Zeichen der be- ginnenden Erkrankung ist der ttarzflul~, der - - wenigstens zum Teil - - als Folge des mii~lungenen Pissodes-AngHffes angesehen werden mull ,Veto Grade der Schw~hung h~.ngt auch die Zusammensetzung der zukiinftigen Farina des Stammes ab." K . E .

Der Ber ieht fiber die 3. Wanderversammlung deutseher Entomologen

in Giei~en (22.--26. Mat 1929) ist vor kurzem er- schienen. (Preis im Buchhandel RM 8,-- . Berlin- Dahlem, Gol~lerstr. 20.) Er bringt neben den Be- g~ii~ungsansprachen vor allem das Hauptreferat yon S c h w a r t z fiber die Frage ,Was ist angewandte Entomologie?" S c h w a r t z geht aus v o n d e r mii~- verst~4ndliehen Auffassung, dab ein entschiedener Gegen- ~atz zwischen der theoretischen und praktischen Euto-

Kleine Mitteilungen. 59

mologie bestfinde. ,Angewandte Entomologie ist Ento- mologie, entomologische Wissenschaft in ihrer Nutz- anwendung~ d. h. Anwendung ether Wissenschaft in bestimmten Richtungen. Diese Richtungen oder Auf- gaben der angewandten Entomologie sind: Der Schutz yon Leib und Leben, yon Hab und Gut gegen Un- geziefer lind Sch~kllinge und die Nutzung dessen, was die. Insektenwelt an wel~:vollen Erzeugnissen ffir den menschlichen Bedarf liefern kann. Man kann daher die Einzelzweige der angewandten Entomologie trennen in 1. Medizinische Entomologie oder Schiidlingsbekiimp- fung im Dienste der Gesandheitspflege und Heilkunde, 2. Landwirtschaftliche Entomologie oder Sch~dlings- bekiimpfung im Pflanzenbau (Pflanzenschutz) und bet der Viehzucht, 3. Technische Entomologie oder Be- ]~mpfung der Schfidlinge in Vorr~ten und Werkstoffen (Vvrratsschutz), 4. 5Tutzinsektenzucht (Bienenzucht und Seidenban)."

Der angewandte Entomologe hat gewissermai~en auf ,Bestellung" zu arbeiten. Seine Arbeitsziele werden dm'ch praktische Bedfirfnisse der mensehlichen Ge- sellschaft ~md des Staates gesteckt. Aul~erdem hat er die Verpflichtung, bestimmten Erwerbsst~inden der Ge- sellsehaft und dem Staat Dienste zu leisten. Er bedarf hierffir einer besonderen praktischen Veranlagtmg, ebenso wie eine grfindliche wissenschaftliche and praktische Vorbildung. Der Verfasser ging im einzelnen auf diese Punkte ein und bezeichnete die Beziehungen, die die angewandte Entomologie zu anderen Problemen hat. Insbesondere kennzeichnete er die Notwendigkeit des Zusammenarbeitens mit anderen und ging auf die Organisation tier Biologischen Reichsanstalt ein.

Eine besondel~ wichtige Frage ist dies we der an- gewandte Entomologe seine Ausbildung erhalten kann. Hierffir kommt in Frage das entomologische Seminar in Restock and die Universit~it Kiel. Er sehliel~t mit den Worten" ,Es ist eine Torheit, den Wert der ver- schiedenen Disziplinen, Aufgabengebiete oder Richtungen abzuw~igen und das ~Format ~ des Mannes naeh der ge- dankenlosen Tagesmeinung fiber den Wert seines engeren Wirkungskreises zu bemessen."

Von Voi~'~igen, die in das Gebiet der angewandten Ento- mologie fallen, sind noch zu nennen: H v. O e t t i n g e n , ,Die Rispengrasgallmficke, ein bisher unbekannter Sch~id- ling", und F. Z a c h e r , ,Uber die insektizide Wi rhmg yon Kupferverbindungen% Die fibrigen Themen be- handelten Fragen aus der allgemeinen Entomologie, die in der gegenw~irtigen Zeit besonders wichtig sind, so den Einflul~ des Lebensraumes auf die Al~bildung, den Speziesbegliff, phylogenetische Untersuchungen and biologische Mitteilungen. St.

Der Birkenspanner ( Amphidasis betularius.) R a t z e b u r g nennt die Art Astspanner und beschreibt

sie wie folgt: ,,Die Grundfarbe ist gewShnlich weir, doch meist etwas ins Graue oder Gelbliche stechend. Sie ist mit unz~ihligen schwarzbraunen kleineren und grSl~eren htomen besprengt, yon denen einige zu wahren Flecken und Bindenstfickchen zusammentreten. Der Falter ist den Lepidopterologen dadurch bekannt~ daI~ er nicht nut in ether vollst~ndig schwaxzen Aberration vorkommt,