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Vor jedem homöopathischen Gedanken liegt die
Frage: Wie komme ich an die Informationen, die ich
für meine Behandlung benötige? Wie führe ich die
Anamnese, wenn ich vom Patienten selbst keine oder
nur sehr bedingt Informationen über seinen Zustand
erhalten kann?
Über ValidationSeit vielen Jahren arbeite ich mit desorientierten Pa-
tienten nach der Methode von Naomi Feil. Sie entwi-
ckelte die Validation (valuta = Wert, d.h. Wertigkeit.
Die Erkrankten haben die gleiche Wertigkeit wie die
Gesunden). Naomi Feil ist eine amerikanische Sozial-
arbeiterin, die diese Methode entwickelte und im
Jahre 1982 erstmals veröffentlichte. Das Prinzip die-
ser Methode besagt, dass Desorientiertheit nicht auf
organischen Schäden des Gehirns beruht. Der Hoch-
betagte zieht sich unbewusst in die Vergangenheit
zurück, um Unvollendetes aus der Vergangenheit auf-
zuarbeiten, um so der Unerträglichkeit der Gegenwart
zu entfl iehen. Validation bedeutet in ihrer methodi-
Demenz – Homöopathie bei desorientierten MenschenDie Arbeit mit alten Menschen stellt an uns Homöopathen besondere Anforderungen.Häufi g können sie uns im fortgeschrittenen Stadium aufgrund ihrer körperlichen Ein-schränkungen in unseren Praxen nicht mehr besuchen und die Zeit für Hausbesuche ist begrenzt. Wenige von uns haben Erfahrungen mit Patienten im Alten- und Pfl egeheim und besonders wenige Erfahrungen mit demenziell Erkrankten. So nahm ich die Hilfl o-sigkeit, die ich in meinen Supervisionsgesprächen auch mit langjährig erfahrenen Kolle-gen im Kontakt mit desorientierten Patienten erlebe, zum Anlass, diesen Artikel über den Umgang mit demenziell Erkrankten zu schreiben. Die Basis hierzu bildet die Kom-munikationsmethode nach Naomi Feil.
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Inga Maria Stalljann
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häufigste Demenzerkrankung. Erste Symptome
sind Auffälligkeiten kognitiver Störungen. M.
Parkinson.
● Vasculäre Demenz
Schädigungen der Blutgefäße: Vorgeschichte Hy-
pertonie und/oder Diabetes.
Erste Symptome sind häufig psychische Verände-
rungen (Persönlichkeitsveränderungen).
● Sekundäre Demenz
= z.B. bei Tumoren, Intoxikationen, Hormon-/
Medikamenteneinnahme, Stoffwechselstörungen.
Causal behandeln!
Cave: Ein medikamentös zu niedrig eingestellter
Blutdruck kann durch Mangeldurchblutung des
Gehirns eine Desorientiertheit hervorrufen!
Störungen unterschiedlichster Art
● Aphasie: Störung der Sprache
Möchte etwas sagen, weiß das Wort, aber der „Aus-
gang ist nicht mehr da“; meint Hose und sagt
Rose, weil es von den Bewegungen des Mundes
ähnlich ist.
● Apraxie: Beeinträchtigung der motorischen Fä-
higkeiten, z.B. eine Tasse zum Mund führen und
trinken.
● Agnosie: Unfähigkeit, Gegenstände zu identifizie-
ren bzw. wiederzuerkennen. Was ist eine Zahn-
bürste? Hierzu gehören die Schwierigkeiten der
räumlichen Orientierung, die Patienten finden
nicht mehr nach Hause oder in ihr Zimmer.
Die Differentialdiagnose zu o.g. Störungen ist ein
unerkannter Apoplex! Die Diagnostik gehört vor-
zugsweise in die Hände von Neuropsychologen,
die Therapie wird ergänzt durch Logopädie.
Erstscreenings zur Untersuchung einer kognitiven
Störung, die schnellen Überblick über Defizite geben:
● Uhrentest nach Shulmann (www.Curendo.de) Der Patient soll das Zifferblatt einer Uhr zeichnen
und die jetzige Uhrzeit mit kleinem und großem
Zeiger. Je nach fortgeschrittenen Defiziten der Ko-
gnition ist diese kleine Aufgabe von schwierig bis
unlösbar. Bei starker Sehschwäche, zitternden
Händen durch einen M. Parkinson usw. ist der
Test natürlich nicht durchführbar.
schen Zusammenstellung die Weisheit der Verwirrten
anzuerkennen und die Besonderheiten der Welten
sehr alter Menschen zu würdigen. Wird dem alten
Menschen geholfen, seine Erinnerungen und Gefüh-
le zu ordnen, kann er noch zu Lebzeiten seinen in-
neren Frieden finden. Naomi Feils Hypothese wurde
vom Epidemiologen Edward Snowdon 1986 bestätigt,
der mit seiner „Nonnenstudie“ belegte, dass ein Ge-
hirn, das alle Zeichen eines fortgeschrittenen Alzhei-
mers bei der klinischen Untersuchung aufweist, nicht
das Verhalten einer Demenz beim Patienten bedingt.
Die grundlegende Haltung der Validation ist das An-
erkennen, Ernstnehmen und Wertschätzen des alten
Menschen in aller Konsequenz. Dies gilt insbeson-
dere, wenn uns Therapeuten Beschimpfungen, blaue
Flecken, das Bespuckt-werden erwarten!
In sehr überschaubarer Weise teilt Naomi Feil die Sta-
dien der Demenz in 4 Stufen ein. Dieses Hilfsmittel
erleichtert und ergänzt die homöopathische Ana-
mnese. Vor Behandlungsaufnahme gilt es, unseren
eigenen geschichtlichen Horizont zu erweitern: In
welche politische Situation hinein wurde der Patient
geboren, an welchem Ort, gab es regionale Besonder-
heiten, Dialekte, Religion (Migrationshintergrund),
eine besondere Esskultur oder Musik? Dieses Hin-
tergrundwissen ermöglicht es uns, zu verstehen, ob
es sich bei auffälligem Verhalten um biografisch er-
klärbare Erscheinungen handelt oder tatsächlich eine
Pathologie vorliegt. Außerdem erleichtert es den Zu-
gang zu unserem Patienten, wenn wir ein altes Lied
mitsingen können, ein Gedicht sprechen oder die
Essgewohnheiten zu den hohen Feiertagen kennen.
Auch eine demenziell erkrankte Frau freut sich über
frisierte Haare oder lackierte Fingernägel, wenn dies
zu den Ritualen ihres Lebens gehörte.
Definition der Demenzarten
Jenseits des 40. Lebensjahres auftretende, i. S. eines
Krankheitsprozesses einsetzende Beeinträchtigung
der abstrakten Denkfähigkeit und des Erinnerungs-
vermögens. Diese sind so ausgeprägt, dass sie den
Betroffenen bei seinen sozialen Kontakten und beruf-
lichen Aufgaben beeinträchtigen.
Demenzarten
● Primäre Demenz
= z.B. Alzheimer; in unseren Breitengraden die
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DD Apoplex, Hirntumor, Depression! ● Mini-mental-Status-Test (MMST oder Folstein
Test) (www.pflegedienst-aml.de) Dieser Kurzcheck (Testdauer ca. 10 Minuten)
überprüft anhand eines Fragebogens eine Ab-
schätzung der kognitiven Fähigkeiten: Fragen
nach Orientierung, Gedächtnis, Aufmerksamkeit,
Rechnen, Sprache und konstruktiver Praxis.
Phase 1 der Demenz nach Naomi Feil
Phase des „unglücklichen Orientiertseins“
In dieser Phase sind die Patienten noch zeitlich und
räumlich orientiert. Sie wissen, wo sie sich befinden
und halten die gesellschaftlichen Rollen noch ein.
Alte Konflikte werden in verkleideter Form geäußert.
Gefühle aus der Gegenwart können ähnliche Gefühle
aus der Vergangenheit hervorrufen. Dafür sind Perso-
nen aus der Jetztzeit Stellvertreter. Es besteht eine gro-
ße Scham bei zu Tage tretenden Gedächtnislücken.
Die Gesichter sind angespannt. Das Zeitungslesen als
tägliches Ritual wird beibehalten. Das Verständnis für
das Gelesene schwindet. In dieser Phase verschlech-
tert ein Blickkontakt mit dem Erkrankten oder eine
Berührung häufig die Situation.
In der ersten Phase der Demenz wissen die Patienten
um ihre zunehmende Unfähigkeit, Dinge des täg-
lichen Lebens bewältigen zu können. Der Schmerz
des Kontrollverlustes, des „Nicht-mehr-Könnens“ ist
so überwältigend, dass er nach außen projiziert wird.
Dies kann zu dramatischen Situationen führen.
So ist bei beginnender Inkontinenz z.B. der Haus-
meister Schuld: „Es ist ein Loch in der Decke und so
regnet es ins Bett. Morgens ist es immer nass.“.
„Dauerbrenner“ sind die „gestohlenen“ (verlegten)
Dinge: „Meine Lieblingsdecke ist verschwunden,
meinen Schmuck hat die Putzfrau mitgenommen, es
fehlt Geld, die Nachbarin klaut meine Unterhosen,
der Schlüssel fehlt.“. Häufig ist das Essen vergiftet
oder es sind Menschen im Zimmer, die den Patienten
beobachten, manchmal Tiere.
In diesen Fällen ist es wichtig, nicht zu diskutie-
ren. Die geschilderten Klagen müssen bei Ange-
hörigen und dem Pflegepersonal auf Wahrheits-
gehalt überprüft werden. Leider gibt es immer
wieder Diebstähle in Krankenhäusern und Pfle-
geheimen. Wichtig ist es, die Angehörigen über
die Erscheinungsformen dieses Stadiums aufzu-
klären. Das Anhören und Nachfragen ist bereits
ein Teil der Therapie. Beschwichtigendes Verhal-
ten von Seiten des Behandlers, der Versuch, vom
Thema abzulenken oder Lügen aus Hilflosigkeit
zerbrechen das Vertrauensverhältnis nachhaltig.
Die demenziell Erkrankten spüren, wer ihnen
glaubt und wer nicht! „Gefühle werden nicht dement!“, (so Heidi Damberg, Vorsitzende der
Lübecker Alzheimer Gesellschaft).
Die Sensibilität der Erkrankten gegenüber Lügen ist erhöht. Ebenso wie in der Homöopathie sind Fragen
nach dem „Warum“ ein Tabu1. Alte Menschen wollen
das Warum nicht mehr wissen, der Schmerz darum
ist zu groß.
Eine gut gemeinte, beruhigende Berührung in die-
sem häufig sehr expressiven Stadium soll nur statt-
finden, wenn offensichtlich erwünscht.
Validation: Stellen Sie sachliche Fragen und wieder-
holen sie das Gehörte. Es ist hilfreich, das bevorzugte
Sinnesorgan zu erkennen und anzusprechen („Wie
sieht es aus?“, „Wie hört es sich an?“, „Wie fühlt
es sich an?). Fragen nach dem Extrem („Was ist das
Schlimmste?“) helfen, Gefühle zu äußern, ernst zu
nehmen und damit weniger „giftig“ zu machen, wie
Naomi Feil es ausdrückt.
Fallbeispiele Demenz Phase 1
Fall: 100-jährige Frau
In einem plötzlichen Ausbruch bezichtigte sie
ihre Zimmernachbarin, ihre Unterwäsche gestoh-
len zu haben. Der Heimleiter habe der Nachbarin
Blumen gebracht und ihr nicht. Die Nachbarin
hätte sich bei der Heimleitung eingeschmeichelt,
so wäre sie an den Zimmerschlüssel gekommen,
um in ihrem Zimmer herumzuschnüffeln. Diese
eruptionsartigen Ausbrüche beschäftigten uns
alle und nahmen einen zunehmend wahnhafte-
1 „Warum“ ist eine kognitive Frage. Sie ist von den Erkrankten nicht mehr beantwortbar, weil überfordernd und/oder sie fordert heraus zum Resümee, was zu schmerzhaft ist. Ebenso sollten in der Homöopathie niemals „Warum-Fragen“ verwendet werden. Homöopathen fragen nach dem Wann, Wo, Wie, Was noch etc.
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ren Charakter an. Der Versuch, die alte Dame zu
beschwichtigen, verschlimmerte ihren Zustand
dramatisch. Einziger Zugang zu ihr war, sich in
Ruhe neben sie auf das Bett zu setzen, ihr Fragen
über das genaue Aussehen ihrer Unterwäsche zu
stellen, sie zu fragen, wann denn genau die Nach-
barin in ihrem Zimmer gewesen wäre und was sie
schon unternommen hätte. Über diese Möglich-
keit, ihre Gefühle zu äußern, gelang eine kurzzei-
tige Beruhigung.
Der Zornesausbruch ging mit einem knallroten
Gesicht einher. Während ich neben ihr saß, zer-
knüllte und zerriss sie die Taschentücher, mit de-
nen sie sich zuvor die Tränen abgetrocknet hatte
und nestelte die ganze Zeit über herum.
Analyse, Verordnung und Verlauf
Eine Einzelgabe Kalium bromatum C 200 beendete
den Spuk nach einem Tag für viele Monate. In großen
zeitlichen Abständen wiederholte sich die Situation.
Eine Gabe Kali-br. C 200, als Bedarfsmedikation ange-
setzt, stellte den Frieden regelmäßig wieder her.
Die gewählte Arznei ist nicht mittels Repertorisation
darstellbar.
Zur Disposition standen Belladonna, Hyoscyamus,
Lachesis und Ignatia, die alle ein rotes Gesicht, die Ei-
fersucht, großen Zorn haben können.
Ich entschied mich wegen dieser auffälligen Unruhe
der Hände für Kalium bromatum.
Fall: 79-jährige Frau
Mit Grabesstimme erzählte mir die sehr gepflegte
Dame, dass ihr ihre Lieblingsdecke gestohlen wur-
de. Ihr Mann hätte ihr diese Decke zur Hochzeit
geschenkt und er wäre gestorben. Sie zeigte mir
in ihrem Schrank die Stelle, an der diese Decke
immer gelegen hätte. Es wäre das Einzige, was ihr
noch geblieben wäre. Ihre Stimme klang tief de-
primiert und sie ließ den Kopf hängen. Ich ver-
sprach, dem Fall nachzugehen.
Das Pflegepersonal seufzte ergeben auf meine
Nachfrage. Die Situation war bekannt, die Suche-
rei ein Dauerthema. Der Mann starb vor mehr als
10 Jahren. Das Verhalten würde schwanken zwi-
schen heftigstem Weinen und tiefer depressiver
Verstimmung. Die Decke befände sich in ihrem
Bett unter der Tagesdecke. Nach erneutem Betre-
ten des Zimmers empfing mich eine fröhliche alte
Frau. Sie hatte meinen Besuch vergessen, freute
sich über den erneuten Besuch und zeigte mir ihr
Zimmer und die Fotos ihrer Lieben. Keine körper-
lich auffälligen Symptome.
Analyse, Verordnung und Verlauf
Verordnung➛ Ignatia C 200 Dunham einmalig
Ignatia ist im Repertorium in den Rubriken Beschwer-
den durch Kummer, psychische Auffälligkeiten durch
lang anhaltenden Kummer und Gemüt - Lachen - ab-
wechselnd mit - Weinen zu finden.
Laut Pflegepersonal gab es einen tränenreichen Nach-
mittag nach der Ignatiagabe. Die Sucherei nach der
Decke war danach beendet, ebenso wie die starken
Gemütsschwankungen. An Symptomatik blieben die
Fragen nach Datum und Tageszeit - ein übliches Ver-
halten bei demenziell Erkrankten. Hier ist bereits der
Wechsel zwischen der Phase 1 und 2 erkennbar. Die
Patientin fand jedoch den Speisesaal und ihr eigenes
Zimmer weiterhin selbständig.
Fall: 83-jähriger Mann
Der alte Herr kam aus dem Krankenhaus zurück.
Seine bereits vorher bestehende Demenz war ver-
schlechtert. Seine Medikamente wurden komplett
umgestellt (Dokumentation liegt leider nicht
mehr vor). Er weigerte sich zu essen und zu trin-
ken, wehrte sich gegen die Tabletten. Im Fahrstuhl
erzählt er mir, hier dürfte ich nichts essen, alles
wäre vergiftet.
Analyse, Verordnung und Verlauf
Nach meiner 17-jährigen Erfahrung in der Geriatrie
griff ich zum Telefon und bat das Pflegepersonal, über
7 Tage Sulfur C 30 täglich morgens einen Tropfen zu
verabreichen. Ergebnis: Nach drei Tagen isst der alte
Herr im Speisesaal mit großem Appetit. Die Arznei
wurde abgesetzt.
In den vielen Jahren meiner Tätigkeit gab ich vie-
le Arzneien wegen der Wahnidee „Vergiftung“,
häufig ohne Erfolg. Meine Hypothese in diesen
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Fällen ist nach unserem Urvater Hahnemann die
Aktivierung der Psora durch die Medikamenten-
gaben, besänftigt durch ihr Hauptantimiasmati-
kum Sulfur. Dieser wirkt regelmäßig.
Fall: 86-jähriger Mann
Der alte Herr war uns allen ans Herz gewachsen.
Ein sanfter Großvater mit einer milden Form der
Demenz, die Diagnose „Demenz vom Alzheimer-
Typ“. Auffällig war seine Unentschlossenheit.
Laut Aussage der Kinder war er immer ein gütiger,
aber sehr klarer Mann, der wusste, was er wollte.
Im Speisesaal wusste er nicht, was er essen sollte
und weinte wie ein Kind vor Hilfl osigkeit. Als ich
ihn besuchte, sprach er ganz leise. Ich wurde zu
ihm gerufen wegen eines starken Speichelfl usses,
der nicht durch Medikamentennebenwirkungen
erklärbar war. Eine Parkinsondiagnose war ausge-
schlossen worden. In der Vorgeschichte war ein
Gefäßverschluss bekannt, der vor 10 Jahren ope-
riert wurde und drei Stunts der Herzkranzgefäße.
Die sozialen Kontakte waren wegen des „unappe-
titlichen“ Speichelfl usses sehr schwierig.
Verordnung, Analyse und Verlauf
Verordnung➛ Bar-c. C 12 (im Haus vorhanden), 1-0-0 Tropfen.
➜ Abb. 1
Die Repertorisation erfolgt lediglich zur Vervollstän-
digung dieses Artikels. Die klinischen Rubriken bie-
ten keine Verschreibungssicherheit, kleine Rubriken
können höchstens als Zünglein an der Waage fun-
gieren. Die Rubrik „Speichelfl uss“ ist aufgrund ihrer
Größe unspezifi sch. Meine Wahl fi el auf Barium car-
bonicum aufgrund von Verschreibungserfolgen bei
der Kombination des profusen Speichelfl usses und
Gefäßerkrankungen.
Barium carbonicum ist auch segensreich bei Kindern
mit Down-Syndrom und dem begleitenden Speichel-
fl uss.
14 Tage später war der Speichelfl uss reduziert, der Pul-
lover musste nur noch einmal täglich gewechselt wer-
den, das Lätzchen zum Schutz der Kleidung war au-
ßerhalb der Mahlzeiten nicht mehr erforderlich. Laut
Pfl egepersonal war unser Bewohner etwas munterer.
Verordnung➛ Baricum carbonicum weitergeben
Visite nach 4 WochenDer Speichelfl uss ist fast verschwunden. Der alte Herr
ging selbständig in den Speisesaal und setzte sich auf
seinen Platz (ein Novum). Er entschied, was er essen
wollte und hatte seit ca. 10 Tagen nicht mehr geweint.
➛ Reduktion der Arznei auf zweimal wöchentlich,
nach Beendigung des Speichelfl usses Absetzen der
Arznei (selbständig vom geschulten Personal durch-
geführt).
Die psychische Stabilität hielt trotz seiner Alzheimer-
diagnose an.
Fall: 73-jähriger Mann
Diagnose: Korsakow-Syndrom nach Alkohol-
abusus.
Unser Bewohner war, nach Aussage seiner Ehe-
frau und seiner Tochter, Zeit seines Lebens ein
„übergriffi ger“ Mann. Nach anfänglichen Schwie-
rigkeiten hatte er sich sehr gut in unserem Heim
eingelebt und war ruhig und umgänglich. Dieses
Abb. 1: Quelle: Complete Repertory Millennium
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Verhalten kippte ganz plötzlich. Seine Aufdring-
lichkeit, besonders dem jungen weiblichen Perso-
nal gegenüber, war sehr belastend. Einem „Nein“
gegenüber reagierte er völlig uneinsichtig.
Verordnung➛ Hyoscyamus C 200 Dunham als Einzelgabe
Verlauf und Analyse
Die Arznei verwandelte ihn bereits nach 6 Stunden
wieder in einen freundlichen alten Herrn. Auch hier
wiederholte sich das alte Verhalten nach einigen Mo-
naten. Hyoscyamus C 200, inzwischen als Bedarfsme-
dikation angesetzt, wirkte und wirkt in immer länge-
ren Intervallen zuverlässig.
Hyoscyamus hat sich in vielen Fällen bewährt, in de-
nen Männer bis zum Ausbruch ihrer Erkrankung ein
sehr aktives Sexualleben hatten. Die Unterbrechung
dieser Möglichkeit durch den Einzug in ein Pflege-
heim lassen einen krankhaften Stau entstehen, der zu
massiven Übergriffen führen kann. Im Repertorium
finden wir die Rubriken Gemüt - erotisch, Gemüt - Zü-
gellosigkeit, sexuelle Ausschweifung, Gemüt – schamlos.
Es ist wichtig, nach Gabe der Arznei auf Folgesympto-
me zu achten, wie z.B. neu hinzukommende Inkonti-
nenz oder weitere psychische Auffälligkeiten. Unter-
bricht man diese „sexuelle Wut“ unmittelbar, kann
es auch zu einer Unterdrückung führen!
Solche dramatischen Fälle bewirken bei der Ar-
beit in einem Alten– und Pflegeheim, dass die
Zweifler dieser „okkulten“ Homöopathie gegen-
über ihre Vorurteile fallen lassen. Die klassische
Homöopathie hat den Psychopharmaka gegen-
über den unschätzbaren Vorteil ihrer raschen
Wirkung. Im o.g. Fall erwarte ich innerhalb von
Minuten bis einigen Stunden eine deutlich ein-
setzende Heilwirkung. Tritt diese im akuten Fall
nicht rasch ein, gehe ich von einer Fehlverschrei-
bung aus.
Fall: 86-jähriger Mann
Der alte Herr machte uns große Sorgen. Sein
Schlafbedürfnis war immens. Wurde er nicht
zwangsweise geweckt, dann schlief er 16 Stunden
am Stück, vorzugsweise den ganzen Tag hindurch.
Eine Reaktion auf Medikamentengaben wurde
ausgeschlossen, keine Opiatgaben. Die Ursache
war unklar. Er war phasenweise desorientiert. So-
bald er erwachte war er sehr unruhig. Er war einer
unserer „Läufer“. Auffällig war seine Abneigung
gegen kalte Luft. Beim Lüften seines Zimmers pro-
testierte er. Warm bekleidet ging er allerdings sehr
gerne nach draußen und lief dann unermüdlich
seine Runden. Durch den vielen Schlaf aß und
trank er zu wenig. Die reduzierte Flüssigkeitszu-
fuhr verschlimmerte seinen desorientierten Zu-
stand, der sich verlässlich verbesserte, sobald die
Flüssigkeitszufuhr ausreichend war. Die vorhan-
dene Gewichtsreduktion und seine Schwäche sah
ich in dem Mangel an Nahrung begründet. An
körperlichen Symptomen war lediglich noch eine
Obstipation erwähnenswert, die mit Movicol® er-
folgreich behandelt wurde.
Analyse, Verordnung und Verlauf
Eine Angst war nicht erkennbar, so dass mein erster
Gedanke an eine Arsenicum album-Verschreibung
entfällt. Nach erfolglosen Gaben von Opium, Vale-
riana, Pulsatilla, Piper meythicum und Lycopodium
erfolgte eine lange Visite. Hierbei fielen mir erstmalig
die beidseitig weiten Pupillen des Patienten auf und
ich dachte an eine Solanacea. Nach langem Lesen
„stolpere“ ich dann über eine Arznei, die ich per Re-
pertorisation niemals gefunden hätte. Sie ist als eines
unserer ältesten Heilmittel bekannt, erzeugte in der
Arzneimittelprüfung einen Schlaf, als „habe man ein
Schlafmittel genommen“. Ich finde das Verlangen
nach Frischluft wieder, die erweiterten Pupillen, die
Ruhelosigkeit, Schwäche, die Verbesserung durch Ge-
hen im Freien und das Verlangen nach Wärme, sogar
die Obstipation ist abgebildet.
Verordnung➛ Mandragora officinarum e radice C 12, 1-0-1
Tropfen.
Verlauf„Er ist wach!“ Drei Tage nach Einnahme der Arznei
erwachte der Patient aus seinem ständigen Schlaf.
Weiterhin bewegte er sich viel, konnte aber bei der
Grundpflege und den Mahlzeiten über 20 Minuten
lang ruhig sitzen. Weiterhin Obstipation.
➛ Reduktion von Mandragora C 12 auf 1-0-0 Tropfen.
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Visite eine Woche späterDer Patient schlief zwischen 9-10 Stunden in der
Nacht. Er konnte vergnügt an einem Filmabend teil-
nehmen, ohne einzuschlafen! Das Essen und Trinken
wurde problemlos, z. T. reichlich. Obstipation und
Protest beim Lüften weiterhin. Nach dem Frühstück
und nachmittags ging er weiterhin eine große Runde
spazieren. Das Getriebensein und die Unruhe dabei
waren verschwunden.
➛ Reduktion von Mandragora C 12 auf 2 Mal 1
Tropfen wöchentlich.
Visite 14 Tage späterDie Pupillen zeigten eine normale Reaktion. Der Pati-
ent schlief weiterhin 9-10 Stunden in der Nacht. Sein
demenzielles Verhalten fiel nur auf bei Aufregung
oder Ärger, wenn sein gewohnter Rhythmus unter-
brochen wird. Weiterhin ausgiebiges Spazierengehen,
er nutzte jede Gelegenheit. Obstipation unverändert,
mit einem Beutel Movicol® einmal täglich Stuhl-
gang. Gewichtzunahme von 1,2 kg.
Wir sind zufrieden. Absetzen der Arznei. Weitere Ge-
wichtszunahme bis zum „Bäuchlein“.
9 Monate späterErneuter Beginn einer verstärkten Schläfrigkeit und
Erweiterung der Pupillen. Eine einwöchige Gabe von
Mandragora C 12 einmal täglich morgens ein Tropfen
ist erfolgreich.
Literatur
● Mezger: Gesichtete Homöopathische Arzneimittel-
lehre, Band II:
Erweiterte Pupillen, Schläfrigkeit am Tage, > fort-
gesetzte Bewegung und frische Luft.
AMP: als ob er ein Schlafmittel genommen hätte,
besonders in der D 12. Obstipation mit weißem
Stuhl.
● Allen: Aus Seideneder, Mitteldetails:
Gefühlserregung, Schwäche, Ruhelosigkeit, Schläf-
rigkeit
● Stephenson: Hahnemannian provings – Materia me-
dica and repertory:
Erweiterte Pupillen
Fall: 82-jährige Frau
Mir ist die alte Dame seit vielen Jahren bekannt.
Nach ihrer früheren Berufstätigkeit als Chefin
fand sie ihre Bestimmung in der Versorgung eines
Mannes, der jeden Mittag bei ihr zum Essen er-
schien und den sie bekochte, für ihn bügelte und
für den sie wie eine Mutter war. Nach seiner Pen-
sionierung hörten diese Besuche auf und sie fiel
in eine depressive Verstimmung. Die Leere war
mit nichts zu füllen und nach und nach zeigte
sich der Beginn eines demenziellen Verhaltens.
Durch ihren Wegzug wurde meine Behandlung
für einige Jahre beendet. Ich treffe sie wieder im
Pflegeheim.
Sie liegt wie eine Diva im Bett und befiehlt dem
Pflegepersonal. Während der Fallaufnahme klagt
sie unablässig über ihre Einsamkeit und ist voller
Vorwürfe. Ihre Gedanken kreisen ständig um die-
sen Mann, wie viel sie für ihn getan hätte und jetzt
würde sich niemand mehr um sie kümmern. Es
ist schwierig, die Anamnese zu führen und abwei-
chende Fragen beantwortet zu bekommen. Auf-
fällig sind ihre Wortfindungsstörungen. Auffällig
ist auch, dass ihr Rechenzentrum unbeeindruckt
ist von jeglicher Demenz. Sie kennt ihr gesamtes
Telefonbuch auswendig und kann sich lange Zah-
lenreihen problemlos merken. Ein zunehmendes
Problem ist ihre Inkontinenz. Nicht immer lässt
sie sich mit Inkontinenzmaterial versorgen. So-
bald sie dann mit Hilfe aufsteht, hagelt es Vorwür-
fe dem Pflegepersonal gegenüber. Sie ist dann von
einer falschen Versorgung überzeugt. Ein wichti-
ges neues körperliches Symptom lässt mich ihre
Arznei finden: Sie klagt über schwarze Punkte vor
den Augen, die im Gesichtsfeld herumfliegen und
sie ganz unruhig machen.
Verordnung, Repertorisation und Verlauf
Verordnung➛ Nat-mur. C 200 Dunham, 6 Mal über einen Tag
verteilt, verkleppert im Wasserglas.
➜ Abb. 2 / S. 20
10 Tage späterDie Patientin hat sich beim Pflegepersonal bedankt.
Die Inkontinenz im Liegen ist besser. Bei regelmäßi-
gen stündlichen Toilettengängen kann sie den Urin
halten. Die Wortfindungsstörungen waren ca. eine
Woche lang fast verschwunden, sind aber nach einer
Aufregung am gestrigen Tag wieder vorhanden. Das
Gedankenkreisen ist leicht verbessert, das Pflegeper-
sonal sagt zu 25%, ein Gespräch über Themen jen-
seits ihrer alten Verletzungen ist möglich.
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Verordnung➛ Nat-m. C 200 Dunham einmalig, ein Tropfen, jetzt
angesetzt im Fläschchen.
Zwei Wochen späterDie Schuldzuweisungen sind verschwunden. Das Pfl e-
gepersonal ist entspannt. Sie bedankt sich und fi n-
det die Schwestern „nett“. Keine Inkontinenz mehr
im Liegen und bei regelmäßigen Toilettengängen,
auch nachts. Das Gedankenkarussell dreht sich nicht
mehr. Die Wortfi ndungsstörungen treten nur noch
Abb. 2: Quelle: Complete Repertory Millennium
nach Aufregung auf. Sie meint, dass die schwarzen
Punkte kleiner werden.
Verordnung➛ Nat-m. C 200 Dunham weiter jeden zweiten Tag.
Zwei Wochen späterDie Patientin ist umgänglich. Ihr alter Humor kehrt
zurück. Sie schenkt dem Pfl egepersonal hochwer-
tige Schokolade und bedankt sich. Weiterhin keine
Schuldzuweisungen. Inkontinenz nur nach vielem
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Trinken und voller Blase, dann fließt der Urin un-
gehindert. Sie kann kleinere Inkontinenzartikel ver-
wenden. Die schwarzen Punkte werden kleiner.
Verordnung➛ Nat-m. C 200 Dunham, zweimal wöchentlich.
Zwei Wochen späterIch treffe auf eine humorige alte Dame mit einem
Schalk. Wir lachen viel bei dieser Visite. Sie will kei-
ne Tropfen mehr nehmen. Die Inkontinenz tritt nur
noch bei reichlichem Trinken und voller Blase auf.
Die restlichen schwarzen Punkte stören die Patientin
nicht. Ich werde mit einer hochwertigen Schokolade
aus ihren Diensten entlassen.
Laut Aussage des Pflegepersonals ist die Patientin
umgänglich und freundlich. Sie ist nicht in der Lage,
selbst auf die Zeiten der Toilettengänge zu achten.
Wenn dies von Seiten des Pflegepersonals geschieht,
gibt es keine Schwierigkeiten mit der Inkontinenz.
Desorientiert wird sie bei Ärger oder bei ungewohn-
ten Ereignissen. Kein weiterer Behandlungsbedarf.
Phase 2 der Demenz nach Naomi Feil
„Die Zeitreisenden“
Zeitverwirrte Leute sind meist 70 Jahre oder älter.
Nach zu vielen körperlichen (Sehen, Hören, Gehen)
und sozialen Verlusten leiden sie an fortgeschritte-
nem Verfall des Gehirns. Vergangenheit und Gegen-
wart werden vermischt. Das chronologische Zeit-
verhältnis ist gestört, Gegenwart und Vergangenheit
existieren nicht mehr. Der Patient ist in diesem Stadi-
um noch in der Lage, dieses Defizit zu äußern! Das
soziale Verhalten nimmt ab aus Mangel an Anregung
durch Andere.
In dieser Phase beginnen die Bewegungen und Be-
rührungen die Sprache zu ersetzen. Mit der Valida-
tion müssen sie nicht in das Stadium des Vor-sich-
hin-Dämmerns, des Vegetierens, abgleiten. Ohne An-
regungen von außen (besonders durch Validation)
wird der Mensch sich immer weiter in sich zurückzie-
hen, weil er dort
● die Isolation und das Gefühl, verlassen worden zu
sein, überlebt,
● die Langeweile überwindet,
● das Gefühl, nützlich zu sein, wieder erlebt und
● unbewältigte Probleme der Vergangenheit durch-
arbeitet.
In dieser Phase kann die Kontaktaufnahme über Mu-
sik eine Brücke darstellen. Ziel ist es, mit verbalen
und nonverbalen Techniken und viel Einfühlungs-
vermögen das Vertrauen des Patienten zu gewinnen.
Berührungen werden zunehmend wichtiger. Der Be-
handler sollte seinen Körperausdruck, seine Gefühle
sowie Atem und Stimme dem Desorientierten anpas-
sen. Das Ziel heißt: Aufarbeiten statt zu vegetieren.
Fallbeispiele Demenz Phase 2
Fall: 81-jähriger Mann
Der alte Herr war bis zu seinem 80. Geburts-
tag gesund, wie er selber angab. Er leitete einen
Handwerksbetrieb. Nach seiner Pensionierung
war er mit seinen praktischen Händen überall
gern gesehen. Nach einer Hernienoperation ließ
sein Gedächtnis plötzlich zu wünschen übrig. Die
Ausführung von Reparaturen überforderte ihn.
Er saß zu Hause und seine sozialen Kontakte be-
gannen zu bröckeln. Nach einem Wutausbruch
zu Hause brachte seine Familie ihn (mit seinem
Einverständnis) in ein Pflegeheim. Parallel dazu
stellte der Neurologe die Diagnose Demenz. Das
verschriebene Memantin brachte - außer einer dra-
matischen Schwindelsymptomatik - keine Verbes-
serung und wurde wieder abgesetzt. Außer dem
Kummer über seine Situation, den je nach Auf-
regungszustand durch Unregelmäßigkeiten im
Tagesablauf bedingten Wortfindungsstörungen
und ebenfalls erregungsbedingten, täglich auf-
tretenden rechtsseitigen Kopfschmerzen gab es
keine weitere Symptomatik.
Verordnung und Verlauf
Meine erste Verschreibung (Nux vomica, aufgrund
des Auftritts der ersten Symptome post-OP, Hernien-
OP) blieb ohne Erfolg.
Meine Zweitverschreibung führt zu einer erfreuli-
chen Situation. In meine Überlegungen floss ein: Die
Hernien-OP rechts, die Wortfindungsstörungen, der
rechtsseitige Kopfschmerz und die Abneigung gegen
alles Neue.
Verordnung➛ Lycopodium C 30, tgl. morgens ein Tropfen über
10 Tage.
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Visite nach 8 TagenEtwas am Ausdruck des alten Herrn war verändert. Er
klagte nicht, wie sonst üblich, über die Kopfschmer-
zen. Er beschrieb mir seine Situation ganz klar. Das
Denken fi el ihm nach wie vor schwer, doch seine
Wortwahl war klar, er suchte nicht mehr verzweifelt
nach Worten. Nach ca. 10 Minuten bemerke ich dann
bewusst die optische Veränderung: Die zuvor ständig
tief in Falten liegende Stirn ist plötzlich geglättet.
Verordnung➛ Reduktion von Lycopodium C 30 auf zweimal wö-
chentlich.
Visite nach 10 TagenEs gab eine große Aufregung in der Familie: Seine Frau
kam ins Krankenhaus. Am Tag darauf kam es wieder
zu Kopfschmerzen über einen Tag. Er ist beunruhigt,
kann jedoch seine Gefühle ganz deutlich schildern
und spricht von „ganz scheußlicher Angst“. Die Stirn
ist wieder faltiger.
Wegen meiner Abwesenheit hielt ihn das Pfl egeperso-
nal mit Rescuetropfen über Wasser. Dies verminderte
seine Aufregung, nicht seine Angst.
VerordnungAufgrund der identisch beschriebenen Kopfschmer-
zen erneut Lycopodium C 30 zweimal täglich.
Visite drei Tage späterDie Kopfschmerzen sind wieder vergangen, er nimmt
an der Gymnastik teil, die Angst ist in Gesellschaft
und bei klar strukturiertem Tagesablauf nicht spür-
bar.
Aufgrund fehlender körperlicher Symptome („sonst
hab ich ja nichts“) erhielt der alte Herr eine Reihe von
Arzneien als „Testballon“, mit dem Behandlungsziel,
seine immer wieder aufkeimende Angst zu beenden.
Bisher leider ohne Erfolg. Kein Happyend, der Fall
läuft weiter.
Fall: 82-jährige Frau
Trotz regelmäßiger Psychopharmakagaben wird
die alte Dame in unregelmäßigen Abständen
sehr unruhig und will nach Hause gehen. Der
Beginn einer solchen Phase zeigt sich in unru-
higem Auf- und Abgehen. Häufi g verweigert sie
die Medikamente, so dass sich ihr Zustand rasch
verschlimmert. Wird sie an ihren Versuchen, das
Haus zu verlassen, gehindert, schlägt sie wild um
sich, schreit, beißt das Pfl egepersonal blutig und
ist außer sich. Ihr Gesicht wird feuerrot. Es ist das
klassische Bild einer Solanacea. Diese Ausbrüche
endeten regelmäßig mit einer Zwangseinweisung
in der geschlossenen neurologischen Abteilung
im Krankenhaus.
Verordnung, Repertorisation und Verlauf
Verordnung➛ Belladonna C 200 Dunham bei Bedarf.
Sobald der Unruhezustand beginnt, wird die Arznei
im Wasserglas gegeben und zeigt sich erfolgreich. Seit
Behandlungsbeginn mit Belladonna waren weitere
Krankenhausbesuche nicht erforderlich. ➜ Abb. 3
Fall: 85-jährige Frau
Ich werde Zeugin eines dramatischen Ausbruchs:
Die alte Dame sitzt im Bereichsleitungszimmer,
sie ringt die Hände, weint laut und verzweifelt,
krümmt sich nach vorne und stößt in schneller
Reihenfolge mit hoher Stimme unverständliche
Worte aus. Das Pfl egepersonal versucht seit 20 Mi-
Abb. 3: Quelle: Complete Repertory Millennium
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nuten sie zu trösten, ohne Erfolg.
Ich knie mich neben sie und versuche mich auf
ihr Geschehen einzustimmen. Zwischen den un-
verständlichen Worten meine ich, „meine Kin-
der“, „mich nicht umbringen“ und „nichts zu
essen“ zu verstehen. Demnach wäre sie in der
Zeit des Mutterseins. Ich frage, wo ihre Kinder
sind? Sie weint weiter, antwortet aber deutlich:
„In der Schule“. Dann folgen wieder unverständ-
liche, hochfrequente Töne. Ich meine wieder das
„Umbringen“ zu verstehen. Ich frage, ob etwas
geschehen ist, dass sie sich umbringen will. Dar-
auf ein tiefer Seufzer und wieder lautes Weinen,
sie hätte nichts zu essen und sie könne sich doch
nicht umbringen, weil die Kinder doch da wären.
Letzteres deutlicher. Ich frage sie, ob die Nach-
barn etwas zu essen hätten. Jetzt kommen klare
Sätze, wenn auch weiterhin mit schriller Stimme.
Nein, die Nachbarn hätten auch nichts zu essen.
Ich frage, ob sie noch Eingemachtes im Keller
hätte. Nein, wieder lautes Weinen. Ich frage, ob
der Pastor etwas zu essen hätte. Nein, den hätte
sie nicht gefragt. Ich frage, ob ihr Mann im Krieg
ist. Sie weint weiter, aber die Antworten werden
verständlich, das Schrille verschwindet. Ja, ihr
Mann ist im Krieg. Die Situation ist jetzt klar. Sie
ist in der Kriegszeit. Ihre Kinder sind in der Schu-
le, sie hat nichts zu essen und ist darüber verzwei-
felt. Nachdem ich ihr diesen Satz als Möglichkeit
anbot, sieht sie mich verzweifelt, aber klar an. Sie
setzt sich aufrecht hin. Das Weinen hört abrupt
auf. Ich sage ihr, dass wir jetzt gemeinsam über-
legen, woher sie etwas zu essen bekommt. Wir ei-
nigen uns, dass sie beim Pastor nachfragt. Gefasst
steht sie auf, bedankt sich und geht in ihr Zimmer.
Dieses markerschütternde Weinen hatte bereits vor
diesem Ereignis ein paar Mal stattgefunden. Übli-
cherweise wurden solche Expressionen mit Psycho-
pharmaka, als Bedarf angesetzt, „behandelt“. Damit
nimmt man den alten Menschen jedoch die Möglich-
keit zur NOT-wendigen Aufarbeitung. Es findet keine
Ausheilung statt.
Nach diesem Validationsgespräch, in dem ihren Ge-
fühlen Ausdruck verliehen und sie ernst genommen
wurden, kam es noch ein einziges Mal zum Ausbruch.
Da das Thema jetzt bekannt war, konnte die alte Dame
ihr Gefühl nochmals in einem Schutzraum äußern.
Eine homöopathische Arznei war in diesem Fall nicht
erforderlich.
Fall: 81-jähriger Mann
Für alle Anwesenden, besonders für den Sohn,
der ein sehr inniges, liebevolles Verhältnis mit
seinem Vater hatte („wir haben keine Geheimnis-
se voreinander, mein Vater hat mir immer alles
erzählt“), kam es während der biografisch orien-
tierten Anamnese mit der Validationsmethode zu
einem überraschenden, nie erwarteten Gefühls-
ausbruch mit vielen Tränen. Der alte Herr erzählte
von einem traumatischen Kriegsereignis, bei dem
er seinen damals 17-jährigen Freund verlor, der
neben ihm durch eine Granate zerrissen wurde.
Dieses Ereignis hatte er niemals zuvor erwähnt.
Nach einer Einzelgabe Opium M beruhigte sich
eine jahrzehntelange innere und äußere Unruhe.
Diese hatte sich deutlich verschlimmert, nach-
dem er, wie zu Kriegszeiten, eine „Zwangsumsie-
delung“ ins Heim erfahren hatte. In diesen Fällen
desorientierter Patienten hilft mir in der Anamne-
setechnik die Kombination von herkömmlicher
homöopathischer Anamnese und der Validation
nach Naomi Feil.
Regensburger Institut für Klassische HomöopathieGemeinschaftspraxis für Klassische Homöopathie
Untere Bachgasse 15 | 93047 RegensburgTel.: +49-(0)941- 56 10 50 | [email protected] Sie uns auf Facebook: www.facebook.com/predictive.homeopathy
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Seminar mit Dr. Prafull Vijayakar3. - 5. Oktober 2014 in Regensburg. Dieses Seminar wird uns wieder zeigen, wie tiefgreifend und effektiv die Methodik der Predictive Ho-möopathie ist. Es ist eine der mittlerweile seltenen Gelegenheiten, Dr. Prafull Vijayakar, einen der genialsten Praktiker der Klassischen Homöopathie, persönlich außerhalb Indiens zu erleben. Er wird den neuesten Stand in der Behandlung schwerster Pathologien darstellen sowie seine erweiterten Erkenntnisse zu Theorie, Praxis und Mate-ria Medica vermitteln. Unterstützt wird er dabei von seinem Sohn, Dr. Ambrish Vijayakar, einem ebenso begabten wie erfahrenen Ho-möopathen und Dozenten, der bei seinem Seminar im Oktober 2013 in Regensburg minutenlange stehende Ovationen bekam.“ Damit will er auch uns die Courage und das Rüstzeug geben, solch schwere Er-krankungen erfolgreich zu behandeln. Seminarsprache: Englisch, es wird übersetzt. Bitte frühzeitig anmelden, die Plätze sind begrenzt! Kosten: 420,- € (+60,- € Simultanübersetzung)
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Warum Opium? Angeregt durch ein Seminar von Dr.
Michael Teut begann ich vor einigen Jahren, Patien-
ten, die offensichtlich traumatische Kriegssituationen
mit sich tragen, „testweise“ mit Opium in hohen Po-
tenzen zu behandeln. In 9 von 10 Fällen sind diese
Verschreibungen erfolgreich. Entweder beginnen die
Patienten nach den Opiumgaben über das Gewesene
erstmals zu berichten oder es „lichtet sich ein Nebel“
und bisher zurückgezogen lebende, auch nicht des-
orientierte Patienten, kehren ins Leben zurück.
Fall: 83-jährige Frau
Die alte Dame neigt während ihres gesamten Pfle-
geheimaufenthaltes zum Klagen. Sie beginnt, sich
zurückzuziehen und weigert sich, mit den ande-
ren Bewohnern zu essen. Ihre körperlichen Sym-
ptome (Ödeme, Herzinsuffizienz, zunehmende
Unbeweglichkeit der Beine, beginnende Demenz)
sind ohne klare Modalitäten. Ihre Bereitschaft zur
Zusammenarbeit ist gering. Auch das ausgebilde-
te Pflegepersonal kann keine Besonderheiten zur
Behandlung beitragen. So bleiben verschiedene
gegebene homöopathische Arzneien ohne Erfolg.
Nach einigen Jahren des Aufenthaltes im Pflege-
heim erkrankt die Patientin an einem Mammakar-
zinom mit nachfolgender Amputation. Bei ihrer
Rückkehr beginnt sie sich aufzugeben. Sowohl die
Gabe von homöopathischen Arzneien als auch
Gaben von Bachblüten bleiben weiterhin ohne
Erfolg. Die Mobilisationen vonseiten der Pflege-
kräfte lässt sie über sich ergehen, hilft beim Trans-
fer in den Sessel nicht mit.
Routinemäßig besuche ich sie. Mein Behand-
lungsziel ist die Vermeidung eines weiteren Rück-
zuges, der Bettlägerigkeit und ein Dahinvegetie-
ren, was unweigerlich folgen würde.
Bei meinem Besuch nach der Operation ist es
schwierig, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Sie liegt
im Bett, sieht im Zimmer umher und schaut ver-
wundert aus. Soweit es mir möglich ist, versuche
ich, ihre Bewegungen zu spiegeln und sehe in die
gleiche Richtung wie sie. Nach einer Zeit frage
ich sie, ob sie sich wundern würde. Da schmun-
zelt sie, sagt aber nichts. Ich bleibe im Zimmer
und betrachte weiter mit ihr das Unsichtbare und
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schmunzle gemeinsam mit ihr. Plötzlich fragt sie
mich, warum die Drei wohl so dunkel gekleidet
wären. Ich antworte, ob sie wohl zu einer Beer-
digung gehen wollen? Die Patientin sieht weiter
im Zimmer umher und meint, dafür wären sie ja
wohl zu klein. Ich frage weiter nach dem Alter der
Drei. Sie schätzt 5 und 7 und 12 Jahre alt. Die Fra-
ge, ob sie etwas über die Eltern und ihr Zuhause
wisse bleibt unbeantwortet. Wir beobachten noch
eine Weile gemeinsam.
Analyse, Verordnung und Verlauf
An meinen Schreibtisch zurückgekehrt erwäge ich
Opium, als Folge der Narkose. Auch Conium in An-
betracht der „Versteinerung“ und des Mamma-Ca.`s
kommt in die Auswahl. In der Rubrik „Wahnideen -
sieht Personen“ ist es vertreten. Aus der Erfahrung
entscheide ich wieder einmal einen Test mit Sulfur
zu starten. Auch wenn Hahnemann sich im Grabe
umdrehen würde bei meinen von ihm so verpönten
Routineverscheibungen, steht meine Entscheidung.
Ich will verhindern, dass sie uns gänzlich abrutscht
in die Phase der Unerreichbarkeit.
Verordnung➛ Sulfur C 30, 1-0-0 Tropfen täglich über 7 Tage.
Nach der Verschreibung finde ich im Repertorium
unter „Wahnideen sieht Personen“ den Sulfur, einen
Eintrag von Hahnemann und „sieht Gestalten“ von
Bönninghausen.
Visite nach 8 TagenLaut Pflegepersonal hat die Bewohnerin zweimal bei
der Grundpflege geredet. Ihr Missmut der Mobilisa-
tion gegenüber ist gleich geblieben.
Die alte Dame sitzt aufrecht in ihrem Sessel und erwi-
dert meinen Gruß. Sie sieht mich an! Auf die Frage,
ob ich mich setzen dürfe, nickt sie kurz. Wir reden
über das Wetter und die Kekse auf ihrem Tisch. Sie
hatte Besuch von ihren Kindern und erzählt dies
ohne Nachfragen. Beim Weggehen bittet sie mich
aktiv, doch wieder vorbeizuschauen, wenn ich Zeit
hätte.
Vier Tage späterLaut Pflegepersonal hat die Bewohnerin etwas mehr
gegessen. Sie antwortet auf Fragen. Diesmal frage ich
nach den dunkel gekleideten Kindern. Die Drei hat
sie nicht mehr gesehen. Wir reden vom Wetter, dem
Speiseplan, ich berichte von meinem Urlaub. Beim
Weggehen spricht sie von ihrer Langeweile. Ich möge
sie bitte wieder besuchen.
Verordnung➛ Sulfur C 30 reduzieren auf zweimal wöchentlich.
Visite 14 Tage späterIhre Veränderung ist auffällig. Sie spricht erstmalig
von der Brustamputation und sie kann ihre Verzweif-
lung äußern. Dann geschieht ein Novum in all den
Jahren ihrer Anwesenheit im Pflegeheim: Sie beginnt,
sich zu bedanken. Sowohl beim Pflegepersonal, bei
den Reinigungskräften und auch bei mir.
VerordnungSulfur wird abgesetzt, die Behandlung pausiert.
Bis zu ihrem Tod 6 Monate später besuche ich sie,
wobei sie sich beim Abschied jedes Mal bedankt. Die
„Kinder“ haben sie nicht wieder besucht. Eine Regres-
sion konnte verhindert werden.
Phase 3 der Demenz nach Naomi Feil
„Die Phase der sich wiederholenden Bewegungen“
Das Verhältnis zur Zeit ist nicht mehr vorhanden. Die
Desorientierten führen sich ständig wiederholende
Bewegungen aus. Rhythmus und Bewegungen erset-
zen die Sprache. Laut Naomi Feil ist das Abgleiten in
diese Phase vermeidbar, wenn die Desorientierten
regelmäßig, d.h. alle zwei Stunden am Tag, für eine
kurze Zeit stimuliert werden. Ähnlich einer Mutter,
die viele Male am Tag an das Bett ihres Baby tritt, um
es zu pflegen und in engem Kontakt zu sein. Dieses
aufgebaute Vertrauen verhindert, dass die Patienten
in die 4. Phase der Desorientiertheit, das Vegetieren,
abgleiten.
Wenn Menschen durch Bettlägerigkeit zur Unbeweg-
lichkeit verdammt sind, sich der Kontakt zur Außen-
welt auf pflegerische Maßnahmen und seltene Besu-
che Angehöriger beschränkt, zieht sich der Mensch
zurück, um den Stress der unerträglich gewordenen
Realität zu überstehen. Es gibt nichts zu tun. So keh-
ren sie in eine Zeit zurück, in der sie noch „jemand
waren“, sie beleben alte Erinnerungen, um ihre Wür-
de wieder herzustellen; diese Menschen stimulieren
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sich selber durch Erinnerungen und dies erzeugt ein
Mindestmaß an Wohlgefühl. Frühkindliche Sprach-
muster werden wiederbelebt auf der Suche nach Iden-
tität.
Die Sprache wird unverständlich, der Patient spricht
in Assoziationen. Die Worte ähneln denen, die er ei-
gentlich sagen möchte und gehen einher mit Mund-,
Kiefer- und Zungenbewegungen.
In dieser Phase ist eine Kontaktaufnahme nur noch
möglich über Berührung. So kann es sein, dass Sie
einen Ihrer Patienten auf dem Flur verbal begrüßen
und er durch Sie hindurch sieht. Gehen Sie auf ihn
zu und berühren ihn sanft am Arm und wiederho-
len Sie Ihre Begrüßung, so wird er auf Sie reagieren.
Eine Wiederbelebung erfolgt jetzt auch durch Klän-
ge und bekannte Lieder. Beispiel: Eine alte Patientin,
die an 364 Tagen des Jahres überwiegend die Tage mit
dem Kopf auf dem Tisch liegend verbrachte, erhob
ihren Kopf, saß kerzengerade, als der Tannenbaum
am 24.12. ins Zimmer getragen wurde. Die gesunge-
nen Weihnachtslieder konnte sie, nach anfänglichen
Schwierigkeiten mit der Stimme, fehlerfrei in allen Strophen mitsingen!
Wünschen Sie Kontakt zu einem solchen Patienten,
so setzen Sie sich in Ruhe zu ihm, berühren Sie ihn
sanft und spiegeln Sie seine Bewegungen, bei Bettlä-
gerigen auch den Atem. Erschrecken Sie nicht, wenn
sich dann irgendwann eine Tür öffnet und kurzzeitig
ein ganz normales Gespräch möglich wird, das Ihnen
Symptome für die homöopathische Arznei liefern
kann. Werden unterdrückte Gefühle klar erkennbar,
ist eine causale Behandlung möglich.
Fallbeispiele Demenz Phase 3
Fall: 85-jähriger Mann
Die Diagnose Alzheimer wurde vor über 10 Jahren
gestellt. Die resolute Ehefrau sorgte für einen re-
gelmäßigen Tagesablauf und schaffte ein Haustier
an, damit der Ehemann beschäftigt war. In dieser
Atmosphäre gelang eine lange Phase der Stabilität.
Durch einen Unglücksfall starb dann plötzlich die
Lieblingstochter der beiden. Die Ehefrau schilder-
te, dass ihr Mann bei der Beerdigung nicht wein-
te und keine Gefühlsregung zeigte. Bis zu diesem
Zeitpunkt hatte der alte Herr regelmäßig und viel
gesungen, besonders bei den Spaziergängen mit
seinem Hund. Der Einbruch durch den Tod der
Tochter veränderte die Situation schlagartig. Es
erfolgte ein massiver Rückzug. Die Ehefrau be-
richtete, dass ihr Mann von diesem Zeitpunkt an
„nur noch Buchstaben spucken würde“, es kämen
keine Wörter mehr. Die Lieder wurden zu einem
Summen, die dazugehörigen Texte waren ver-
schwunden.
Zwei Jahre nach diesem Ereignis wurde ich zur Be-
handlung hinzugezogen. Eine Kontaktaufnahme
ist nur über Berührung möglich, auf Ansprache
reagiert mein Patient nicht mehr. Er stimmt aller-
dings sofort in ein vorgesungenes Lied mit ein.
Analyse, Verordnung und Verlauf
Die für die Behandlung von Gemüts- und Geistes-
krankheiten so wichtigen körperlichen Symptome
waren gering. Eine Hochpotenz Aconitum, Opium
und Ignatia blieben ohne Erfolg (Sprachlosigkeit
durch Schreck).
Nach einer Behandlungspause von vier Monaten bat
mich die Ehefrau nochmals, nach ihrem Mann zu
sehen.
Wegen des unablässigen Summens, der Causa und
zweier positiver Erfahrungen mit manischem Singen:
Verordnung➛ Phos. C 200, 1-0-0 Tropfen über 7 Tage.
Begründung:Beschwerden durch Schreck, summt vor sich hin (lt.
Complete-Eintrag von Allen und meine eigene Erfah-
rung).
Drei Tage später„Er weint!“
Es war der Ehefrau schwer zu vermitteln, dass dieses
Weinen eine erwünschte Reaktion war. Ein paar Mal
in der Stunde brach der alte Mann schluchzend in
Tränen aus, danach setzte er seinen Summgesang fort.
➛ Pause mit Phosphorus
Weiterer VerlaufMein Ziel der Behandlung, verschüttete Emotionen
zu wecken, war erreicht. Das Weinen setzte sich je-
doch noch über 14 Tage weiter fort und gemeinsam
mit dem Pflegepersonal waren wir uns einig, dass hier
ein behandlungsbedürftiges Leiden vorläge.
Die Verschreibung von Acon., Bell. und Stram. (Ge-
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müt – Singen - abwechselnd mit - Weinen)
und diverser anderer „Kummermittel“
blieben ohne Erfolg.
Die intensive Bitte seiner Ehefrau bei
einer Begegnung auf dem Flur, doch
nochmals eine Arznei zu geben, ließ
mich schließlich (unrepertorisiert) zu
der folgenden Entscheidung kommen:
Verordnung➛ Pulsatilla C 30, zweimal täglich
einen Tropfen.
Drei Tage später„Er singt wieder und er weint nicht mehr.“
Die Reaktion auf das Mittel, verschrieben zwischen
Tür und Angel, beeindruckt mich in seiner Nachhal-
tigkeit.
Die Arznei wurde angesetzt als Bedarf. Im Abstand
von mehreren Wochen kommt es erneut zu Tränen-
ausbrüchen, die jedes Mal zuverlässig mit einer Gabe
Pulsatilla beendet werden. Das Singen behält der alte
Herr bei, doch hat es seinen fast wahnhaften Charakter
verloren.
Fall: 86-jähriger Mann
Im vorliegenden Fall war ein Blick in die Biografie
des alten Herrn die Lösung für sein Verhalten. Mit
seinem Gehwagen „fegte“ er durch die Gegend
und rief tags und leider auch nachts sein lautes:
„Ho ho ho“. Dieses Verhalten trieb er bis zu sei-
ner körperlichen und unserer seelischen Erschöp-
fung. Wir erfuhren von ehemaligen Nachbarn,
dass unser Bewohner früher Kühe auf die Weide
getrieben hat und sein Verhalten wurde verständ-
lich. Dieses Verhalten konnte mit Validation un-
terbrochen werden, indem wir ihn berührten und
sagten, die Kühe wären jetzt im Stall oder tagsüber
auf der Weide. Erst dann konnte er sich erschöpft
in seinen Sessel setzen.
Ansprache ohne Berührung war nicht möglich.
Die Homöopathie kam zum Einsatz aufgrund seiner
Dauererektionen, die das junge Pflegepersonal in
Schrecken versetzte. Unbekleidet lag er meist mor-
gens, manchmal aber auch tagsüber auf seinem Bett
und masturbierte ungehemmt. Ein typisches Verhal-
ten für die 3. Phase der Demenz, in der alle Hemmun-
gen fallen. Dem jungen weiblichen Pflegepersonal
setzte er tätlich zu, so dass nur noch
ältere oder männliche Pflegekräfte sein
Zimmer betraten. Eine Einzelgabe Hy-oscyamus C 200 Dunham setzte dem
Spuk ein Ende. Diese Ausbrüche wieder-
holten sich alle paar Monate. Hyoscya-
mus half jedes Mal mit einer Einzelgabe
zuverlässig.
Phase 4 der Demenz nach Naomi Feil
„Die Vegetation“
Die Patienten vegetieren vor sich hin. Sie verschlie-
ßen sich gänzlich vor der Außenwelt und geben das
Streben nach Verarbeitung auf. Ohne Stimulation
von außen werden sie zu lebenden Toten. Es kommt
zu einer vollständigen Reduktion von Sprache und
Mimik. Die Patienten benötigen regelmäßige Berüh-
rung und Ansprache. Für uns Außenstehende sind
keine äußeren Zeichen mehr erkennbar.
Validationsziel:
● Blickkontakt
● Minenspiel
● emotionale Reaktion
● Singen, Lächeln, Weinen oder körperliche Bewe-
gung
Fallbeispiel Demenz Phase 4
Fall: 85-jährige Frau, Endstadium Alzheimer Demenz
Seit Jahren liegt die alte Dame reglos im Bett. Das
Gesicht ist starr, die Augen geschlossen. Sie zeigt
keine Reaktionen. Früher hat sie bei der Versorgung
geschrieen. Auch das ist vorbei.
Ihr Gesicht sieht aus wie eine Maske. Die Stirn
liegt in Falten, sie ist nicht entspannt. Der Mund
ist geöffnet. Ihre einzigen Reaktionen erfolgen auf
Feuchtigkeit und Flüssigkeit am Mund, aber sie
kann den Schluckakt nicht mehr umsetzen. Ich
interpretiere dies als Durst. Die Ernährung erfolgt
per PEG (parenterale Ernährung).
Analyse und Verordnung
Mein Behandlungsziel: Das Gemüt zu erreichen, eine
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emotionale Reaktion, wenn möglich Entspannung.
Verordnung➛ Helleborus niger C 200, 1-0-0 Tropfen morgens
über 7 Tage.
VerlaufParallel zu meiner Behandlung hat das Pflegepersonal
mit beruhigenden Waschungen begonnen. Im Haus
wurde die Validation gelehrt. Welche Methode zum
„Erfolg“ verhalf ist nicht geklärt.
8 Tage später:Keine Reaktion, die Aussagen der Pflegekräfte sind
nicht eindeutig.
11 Tage später:Bei der beruhigenden Waschung ein leichtes Blinzeln
der Augen. Ich setze mich zu ihr, berühre sie und sin-
ge ein altes Schlaflied. Die Augen blinzeln.
Die Arznei wird jeden zweiten Tag weitergegeben. Bei
Berührung der Haut durch die Waschung, bei Berüh-
rung der Lippen mit Feuchtigkeit und bei leisem Ge-
sang blinzeln die Augen.
Ca. 20 Tage später:Das Blinzeln geht weiter, auch ohne Waschung.
➛ Reduktion von Helleborus niger auf zweimal wö-
chentlich.
Weitere 14 Tage später:Die Stirn ist faltenfrei, das Gesicht sieht entspannter
aus, Blinzeln bei Berührung und leisem Gesang. Lei-
der keine Öffnung der Augen.
➛ Die Arznei wird abgesetzt.
Vier Wochen später:Die Stirn hat wieder Falten, das Blinzeln wird nur
noch von der „Lieblingsschwester“ beobachtet.
➛ Erneut Helleborus niger C 200, zweimal wö-
chentlich.
7 Tage später: Das Blinzeln wird wieder häufiger beobachtet in Ver-
bindung mit Berührung oder Gesang. Die Stirn ist
wieder faltenfrei. Musik aus dem CD-Player hat keine
Wirkung.
➛ Ansetzen der Arznei nach Bedarf. Sobald das Blin-
zeln weniger wird, wiederholen.
HK 2.14 I GERIATRIE
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2 Siehe Martin Pistorius: Als ich unsichtbar war.
Inga Maria StalljannPromenadenweg 1 A / 23611 Bad Schwartau
Heilpraktikerin seit 1990, zertifizierte Homöopathin (SHZ). Praxis seit 1991, geria-
trische Homöopathie in Alten- und Pflegeheimen seit 1996. Homöopathische Aus-
bildung bei der Clemens-von-Boenninghausen-Akademie, weitere Ausbildungen
bei Gerhard Risch, Willibald Gawlik, Teilnahme am europäischen Materia medica-
Kurs von Dr. André Saine (2005-2010). Fachfortbildungen in Validation nach Nao-
mi Feil und Psychobiographisches Pflegemodell nach Böhm. Supervisionen zum
Thema homöopathische Geriatrie, Fachvorträge und Seminartätigkeit im deutsch-
sprachigen Raum.
...............................................................
Ein Erfolg? Ja, ein Behandlungserfolg!
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Dies gilt bis zum
letzten Atemzug. Es bedeutet, den Demenzerkrank-
ten nicht in einem Zimmer vor sich hin vegetieren
zu lassen. Das Unvermögen, Reaktionen zu zeigen,
bedeutet für den validationsgeschulten Beobachter
nicht die Freiheit von Leiden. Er gilt also feiner zu be-
obachten. Das definierte Behandlungsziel lautete da-
her in diesem Fall: Versuche, einen Kontakt zu diesem
Patienten herzustellen, der ihm seine Anspannung
nimmt, sichtbar in Form von Falten auf der Stirn als
einzig „messbarer“ Parameter. Eventuell die Spitze
eines Eisberges? Aus vielen Erfahrungsberichten mit
Menschen im Koma, die sich jenseits des bewussten
Geistes befinden, ist bekannt, dass eine „andere Ebe-
ne“ sämtliche Gedanken, Gefühle und Handlungen
der Pflegekräfte und Personen im Krankenzimmer
wahrnehmen2.
Nach Behandlung mit homöopathischen Arzneien
(und/oder Validation) kann es auch nach jahrelan-
ger Vegetation noch zu Reaktionen wie Tränenaus-
brüchen, Unruhezuständen oder an den Augen ab-
lesbaren Ängsten kommen. Zeigen sich die latenten
Zustände dann in ihrer akuten Form, vereinfacht dies
durch deutlichere Symptomatik die Verschreibung.
Häufig sterben die Patienten danach friedlich.
Zusammenfassung
Meine Informationen zum Thema Validation im Rah-
men dieses Artikels sind eine erste Einführung in das
Thema. Die Methode ist ausschließlich für demenz-
erkrankte Menschen geeignet, nicht für Menschen mit
psychotischen oder psychiatrischen Erkrankungen!
In 11 Jahren (2025) wird jeder dritte Mensch in
Deutschland über 60 Jahre alt sein. Damit wird die
Anzahl der demenziell Erkrankten deutlich steigen.
Unsere Patienten werden uns zunehmend mit chro-
nischen Krankheiten und Demenz konfrontieren.
Diese Behandlungen folgen anderen Gesetzen! Die
größte Hausforderung für uns Therapeuten ist das
Loslassen jeglichen Heilungsanspruches im Sinne
der Ganzheitlichkeit. Es lohnt sich, diese bewährte
Kommunikationsmethode zu erlernen. Naomi Feil
ist, ähnlich wie der verstorbene Dr. Gawlik, ein „Na-
turschauspiel“. Sie ist bereits über 80 Jahre alt. Ich
empfehle zur Vorbereitung auf die sich verändernde
Patientenschaft einen ihrer lebendigen Workshops.
Quellenhinweise:Feil, Naomi, Validation. Der Weg zum Verständnis ver-
wirrter alter Menschen, Ernst Reinhard-Verlag, Mün-
chen, 2005, 2. Auflage
Feil, Naomi, Validation in Anwendung und Beispielen,
Ernst Reinhard-Verlag, München, Band 17, 2. Auf-
lage, 2000
Tegeler, Heidrun, Herausforderndem Verhalten mit Va-
lidation nach Naomi Feil begegnen, Seminar-Script,
2009
Teut, Michael, Geriatrie Seminar-Mitschriften Köln
2/2010
Workshops mit Naomi Feilwww.validation-eva.com
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