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Deutscher Bundestag Drucksache 18/11241 18. Wahlperiode 20.02.2017 Gesetzentwurf der Bundesregierung Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung des Rechts zum Schutz vor der schädlichen Wirkung ionisierender Strahlung A. Problem und Ziel Am 6. Februar 2014 ist die Richtlinie 2013/59/Euratom des Rates vom 5. Dezem- ber 2013 zur Festlegung grundlegender Sicherheitsnormen für den Schutz vor den Gefahren einer Exposition gegenüber ionisierender Strahlung und zur Aufhebung der Richtlinien 89/618/Euratom, 90/641/Euratom, 96/29/Euratom, 97/43/Euratom und 2003/122/Euratom (im Folgenden: Richtlinie 2013/59/Euratom) in Kraft ge- treten. Die Richtlinie passt das – seit Jahrzehnten gemeinschaftsrechtlich geprägte – Strahlenschutzrecht dem aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand an. Zu- dem weitet sie, mit dem Ziel, einen umfassenden Strahlenschutz zu gewährleisten, den Anwendungsbereich des Strahlenschutzrechts aus, beispielsweise im Hin- blick auf das natürlich vorkommende radioaktive Edelgas Radon. Die Richtlinie ist bis zum 6. Februar 2018 in nationales Recht umzusetzen. Weiterer Änderungs- bedarf ergibt sich aus vollzugsbedingten Erfahrungen. Die Umsetzung der Richtlinie wird das deutsche Strahlenschutzsystem durch die von der Richtlinie vorgegebene Unterscheidung zwischen geplanten, bestehenden und notfallbedingten Expositionssituationen grundlegend neu strukturieren. Gleichzeitig werden zahlreiche bestehende Vorgaben infolge des wissenschaftli- chen Fortschritts angepasst sowie der thematisch bereits breite Anwendungsbe- reich des deutschen Strahlenschutzrechts erheblich erweitert werden. Die damit verbundene umfassende Novellierung des Strahlenschutzrechts einschließlich des Strahlenschutzvorsorgerechts bezweckt, den Strahlenschutz zu verbessern, über- sichtlich und vollzugsfreundlich zu gestalten sowie unnötige bürokratische Hemmnisse abzubauen. Diese Ziele werden vor allem durch die folgenden Ände- rungen erreicht werden: Doppelregelungen, die bisher in der Strahlenschutzverordnung und der Röntgenverordnung enthalten sind, werden durch Zusammenführung in das Strahlenschutzgesetz entfallen. Durch den Wegfall der Aufteilung der – weitgehend identischen – Regelun- gen zwischen Strahlenschutzverordnung und Röntgenverordnung ist davon auszugehen, dass es – in Abhängigkeit von den Zuständigkeitszuweisungen in den Ländern – künftig deutlich weniger Fälle geben wird, in denen für einen Betreiber mehrere Behörden für den Strahlenschutz zuständig sind.

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  • Deutscher Bundestag Drucksache 18/11241

    18. Wahlperiode 20.02.2017

    Gesetzentwurf

    der Bundesregierung

    Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung des Rechts zum Schutz vor derschädlichen Wirkung ionisierender Strahlung

    A. Problem und Ziel

    Am 6. Februar 2014 ist die Richtlinie 2013/59/Euratom des Rates vom 5. Dezem-ber 2013 zur Festlegung grundlegender Sicherheitsnormen für den Schutz vor denGefahren einer Exposition gegenüber ionisierender Strahlung und zur Aufhebungder Richtlinien 89/618/Euratom, 90/641/Euratom, 96/29/Euratom, 97/43/Euratomund 2003/122/Euratom (im Folgenden: Richtlinie 2013/59/Euratom) in Kraft ge-treten. Die Richtlinie passt das – seit Jahrzehnten gemeinschaftsrechtlich geprägte– Strahlenschutzrecht dem aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand an. Zu-dem weitet sie, mit dem Ziel, einen umfassenden Strahlenschutz zu gewährleisten,den Anwendungsbereich des Strahlenschutzrechts aus, beispielsweise im Hin-blick auf das natürlich vorkommende radioaktive Edelgas Radon. Die Richtlinieist bis zum 6. Februar 2018 in nationales Recht umzusetzen. Weiterer Änderungs-bedarf ergibt sich aus vollzugsbedingten Erfahrungen.

    Die Umsetzung der Richtlinie wird das deutsche Strahlenschutzsystem durch dievon der Richtlinie vorgegebene Unterscheidung zwischen geplanten, bestehendenund notfallbedingten Expositionssituationen grundlegend neu strukturieren.Gleichzeitig werden zahlreiche bestehende Vorgaben infolge des wissenschaftli-chen Fortschritts angepasst sowie der thematisch bereits breite Anwendungsbe-reich des deutschen Strahlenschutzrechts erheblich erweitert werden. Die damitverbundene umfassende Novellierung des Strahlenschutzrechts einschließlich desStrahlenschutzvorsorgerechts bezweckt, den Strahlenschutz zu verbessern, über-sichtlich und vollzugsfreundlich zu gestalten sowie unnötige bürokratischeHemmnisse abzubauen. Diese Ziele werden vor allem durch die folgenden Ände-rungen erreicht werden:

    Doppelregelungen, die bisher in der Strahlenschutzverordnung und derRöntgenverordnung enthalten sind, werden durch Zusammenführung in dasStrahlenschutzgesetz entfallen.

    Durch den Wegfall der Aufteilung der – weitgehend identischen – Regelun-gen zwischen Strahlenschutzverordnung und Röntgenverordnung ist davonauszugehen, dass es – in Abhängigkeit von den Zuständigkeitszuweisungenin den Ländern – künftig deutlich weniger Fälle geben wird, in denen füreinen Betreiber mehrere Behörden für den Strahlenschutz zuständig sind.

  • Drucksache 18/11241 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

    Bisher waren in mehreren Ländern unterschiedliche Behörden für den Voll-zug der StrlSchV und der RöV zuständig. Dies betrifft insbesondere großeBetriebe, Forschungsanstalten und Kliniken.

    Sachverhalte, für die zwei getrennte Verwaltungswege beschritten werdenmussten (Anzeige des Betriebs einer Röntgeneinrichtung verbunden mit demAntrag auf Genehmigung des Umgangs mit radioaktiven Stoffen, z. B. beiPET-CT), können nunmehr in einem Verwaltungsverfahren zugelassen wer-den.

    Im Zusammenhang mit der medizinischen Forschung wird ein elektroni-sches Anzeigeverfahren und der Möglichkeit einer gemeinsamen Stellung-nahme der Ethikkommission nach Arzneimittel-, Medizinprodukte- undStrahlenschutzgesetz eingeführt.

    Mit der Novelle soll gleichzeitig dem im Koalitionsvertrag „Deutschlands Zu-kunft gestalten“ von CDU, CSU und SPD für die 18. Legislaturperiode enthalte-nen Aufträgen Rechnung getragen werden, das Strahlenschutzrecht zu moderni-sieren und den radiologischen Notfallschutz zur Bewältigung von Katastrophenin kerntechnischen Anlagen auf Grundlage der Erfahrungen von Fukushima kon-zeptionell anzupassen.

    Die Umsetzung der Richtlinie 2013/59/Euratom wird den thematisch bereits brei-ten Anwendungsbereich des Strahlenschutzrechts, das bei einer Vielzahl vonSachverhalten, zum Beispiel in Medizin, Forschung und Industrie zu beachten ist,erheblich erweitern. Beispiele hierfür sind Neuregelungen zu dem natürlich vor-kommenden radioaktiven Edelgas Radon in Aufenthaltsräumen und an Arbeits-plätzen, radioaktiven Altlasten und Radioaktivität in Bauprodukten.

    Das deutsche Recht zum Schutz vor der schädlichen Wirkung ionisierender Strah-lung ist bisher hauptsächlich in der Strahlenschutz- und in der Röntgenverordnunggeregelt. Beide Verordnungen, die überwiegend identisch gefasste Regelungenenthalten, basieren auf dem Atomgesetz, das vor allem die Sicherheit der Kern-technik und die sicherere Entsorgung radioaktiver Abfälle regelt. Die Überwa-chung der Umweltradioaktivität und Maßnahmen bei radiologischen Notfällensind Gegenstand des 1986 nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl erlassenenStrahlenschutzvorsorgegesetzes.

    Auf Grund der erheblichen Erweiterung seines Anwendungsbereichs wie auch dergrundlegenden Bedeutung des Strahlenschutzrechts zum Schutz der menschli-chen Gesundheit wird die Umsetzung zum Anlass genommen, ein eigenständigesformelles Gesetz zum Schutz vor der schädlichen Wirkung ionisierender Strah-lung zu erarbeiten.

    B. Lösung

    Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf wird die Richtlinie 2013/59/Euratom indeutsches Recht umgesetzt und das deutsche Strahlenschutzrecht fortentwickeltund vollzugsfreundlicher gestaltet. Die Elemente des bestehenden Rechts werdenbeibehalten und zum Zweck einer besseren Übersichtlichkeit und Vollzugs-freundlichkeit zum Teil neu strukturiert. Die neuen Vorgaben der Richtlinie2013/59/Euratom werden in dem von der Richtlinie vorgegebenen Rahmen 1:1 indas Strahlenschutzrecht integriert. Der bereits bestehende hohe Schutzstandardwird durch die neuen Vorgaben verbessert werden und einen umfassenden Strah-lenschutz gewährleisten.

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/11241

    C. Alternativen

    Keine.

    D. Haushaltsausgaben ohne Erfüllungsaufwand

    Für die Verwaltung auf Bundes- und Landesebene könnte ein z. T. langfristig an-dauernder Mehrbedarf entstehen, sofern infolge der Statuierung neuer Standardsentsprechender technischer und administrativer Mehraufwand bei dem mit öffent-lichen Mitteln betriebenen Rückbau einschließlich der Entsorgung kerntechni-scher Versuchsanlagen verbunden ist. Für die betroffenen Rückbaueinrichtungenkönnten sich insbesondere die auf Grund der im neuen Strahlenschutzgesetz ent-haltenen Ermächtigungen noch durch Rechtsverordnung zu erlassenden neuenRegelungen zur Freigabe radioaktiver Stoffe (§ 68) sowie zur Begrenzung der Ex-position der Bevölkerung (§ 80) bzw. zum Schutz von Bevölkerung und Umwelt(§ 81) kostensteigernd auswirken. Hierzu können konkrete Abschätzungen erstnach Erarbeitung der Entwürfe für die entsprechenden Verordnungsvorhaben er-folgen.

    § 104 erfordert die einmalige komplette Neuanschaffung von 40 Millionen Blis-tern zu sechs Kaliumjodidtabletten à 65 mg. Hier werden einmalig Kosten in Höhevon 6 Millionen Euro angesetzt.

    Der Mehrbedarf an Sach- und Personalmitteln auf Bundesebene wird finanziellund stellenmäßig im jeweiligen Einzelplan ausgeglichen und im Rahmen der Auf-stellung des kommenden Finanzplans berücksichtigt.

    E. Erfüllungsaufwand

    E.1 Erfüllungsaufwand für Bürgerinnen und Bürger

    Für Bürgerinnen und Bürger entsteht durch die Umsetzung der Richtlinie2013/59/Euratom Erfüllungsaufwand im Zusammenhang mit den Regelungen be-treffend den radiologischen Notfallschutz, radioaktive Altlasten und Radon in Ge-bäuden. Dieser lässt sich noch nicht näher beziffern. Im Zusammenhang mit demNotfallschutz korrespondiert der Erfüllungsaufwand auf allen Ebenen mit derSchwere und der räumlichen Nähe des Ereignisfalls. Die ggf. erheblichen Aus-wirkungen lassen sich nicht im Vorfeld prognostizieren. In gleicher Weise verhältes sich bei radioaktiven Altlasten; der Erfüllungsaufwand ist abhängig von dernicht absehbaren Zahl der Fälle, dem jeweiligen Ausmaß und den Umständen desEinzelfalls. Die Maßnahmen zum Schutz vor Radon an Gebäuden werden erst aufVerordnungsebene festgelegt werden. Konkrete Abschätzungen können erst nachErarbeitung der jeweiligen Vorgaben erfolgen. In den übrigen Bereichen handeltes sich für Bürgerinnen und Bürger weitestgehend um die Weiterführung des gel-tenden Rechts, so dass kein nennenswerter Erfüllungsaufwand entsteht.

    E.2 Erfüllungsaufwand für die Wirtschaft

    Für die Wirtschaft entsteht durch die Umsetzung der Richtlinie 2013/59/Euratomzusätzlicher einmaliger Erfüllungsaufwand in Höhe von 39.383.000 Euro. Darinenthalten sind Informationspflichten mit einem Erfüllungsaufwand in Höhe von

  • Drucksache 18/11241 – 4 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

    4.889.000 Euro. Der jährliche Erfüllungsaufwand beläuft sich auf 13.915.000Euro, darin enthalten Informationspflichten in Höhe von 35.000 Euro.

    Der Gesetzesentwurf setzt Euratom-Vorgaben 1:1 um. Daher wird kein Anwen-dungsfall der „One in, one out“ – Regel für neue Regelungsvorhaben der Bundes-regierung begründet.

    E.3 Erfüllungsaufwand der Verwaltung

    Auf der Ebene des Bundes entsteht im Geschäftsbereich des Bundesministeriumsfür Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) einmaliger Erfül-lungsaufwand in Höhe von 4.100.000 Euro sowie jährlicher zusätzlicher Erfül-lungsaufwand für Personalausgaben in Höhe von 5.800.000 Euro (gerundet) so-wie jährliche Sachausgaben in Höhe von etwa 1.250.000 Euro. Noch nicht kon-kretisierte Regelungen auf Verordnungsebene könnten im Geschäftsbereich desBMUB darüber hinaus einmaligen Erfüllungsaufwand in Höhe von 700.000 Euround jährliche Personalausgaben in Höhe von 1.250.000 Euro verursachen.

    Im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie(BMWi) entstehen durch eine Aufgabenübertragung (nach Art.1 § 185 bzw.§ 187) vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) auf die Physikalisch-TechnischeBundesanstalt (PTB) ein jährlicher Erfüllungsaufwand für Personalkosten inHöhe von ca. 422.124 Euro (2 Stellen höherer Dienst, 1 Stelle gehobener Dienst)und jährliche Sachkosten in Höhe von 25.000 Euro. Dieser, für den Haushalt desBMWi zusätzliche Erfüllungsaufwand wird zu etwa 50 Prozent durch eine Stel-lenübertragung (1hD, 0,5 gD) vom BfS auf die PTB gedeckt (mit Inkrafttreten desGesetzes nach § 50 Abs. 1 BHO durch Umsetzung im Bundeshaushalt). Darüberhinaus ergibt sich aus der neuen Aufgabe weiterer zusätzlicher Erfüllungsaufwandfür die PTB in Höhe von insgesamt 1,5 Stellen (1 hD, 0,5 gD). Der gestiegeneErfüllungsaufwand beruht auf den komplexer gewordenen Aufgaben, den gestie-genen Qualitätsanforderungen und einer Steigerung des Antragsvolumens.

    Hinzu kommen Personalausgaben im Geschäftsbereich des Bundesministeriumsfür Verkehr und Infrastruktur für das Luftfahrtbundesamt für ein Jahr befristet inHöhe von 155.000 Euro (einmaliger Erfüllungsaufwand).

    Der Mehrbedarf an Sach- und Personalmitteln wird – abgesehen von der o. g.Stellenverlagerung – finanziell und stellenmäßig im jeweiligen Einzelplan ausge-glichen und im Rahmen der Aufstellung des kommenden Finanzplans berücksich-tigt.

    Der Erfüllungsaufwand, der sich für die Verwaltung auf Landesebene durch denvorliegenden Gesetzentwurf als Umsetzung der Richtlinie 2013/59/Euratomergibt, lässt sich nur in Ansätzen errechnen. Im Grundsatz nachvollziehbar ermit-telt werden konnte ein vorgegebener einmaliger Erfüllungsaufwand in Höhe vonrund 2.000.000 Euro sowie laufender Erfüllungsaufwand in Höhe von 2.700.000Euro pro Jahr. Wesentliche Belastungen werden sich erst bei der Erarbeitung derVerordnungsvorgaben ermitteln lassen, weil die Maßnahmen aus fachlicher Sichtnoch nicht abschätzbar sind.

    F. Weitere Kosten

    Der im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie beider Physikalisch-Technischen Bundesanstalt entstehende Erfüllungsaufwandkann in Höhe von 100.000 Euro aus Gebühreneinnahmen refinanziert werden.

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5 – Drucksache 18/11241

    Durch die Zuweisung der Zuständigkeit an das Luftfahrt-Bundesamt, Anzeigendes Betriebs von Luftfahrzeugen zu prüfen und Rechenprogramme zur Ermittlungder Körperdosis des fliegenden Personals anzuerkennen, wird ein neuer Gebüh-rentatbestand geschaffen (§ 183 Absatz 1 Nummer 6 i. V. m. Artikel 24, s. dortÄnderung der Kostenverordnung zum Atomgesetz). Die sonstigen auf formell-gesetzlicher Ebene geregelten Gebührentatbestände führen geltendes Recht wei-ter.

    Ein Einfluss dieses Gesetzes auf das Preisniveau, insbesondere das Verbraucher-preisniveau, ist nicht zu erwarten.

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 7 – Drucksache 18/11241

    BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND Berlin, 20. Februar 2017

    DIE BUNDESKANZLERIN

    An den

    Präsidenten des

    Deutschen Bundestages

    Herrn Prof. Dr. Norbert Lammert

    Platz der Republik 1

    11011 Berlin

    Sehr geehrter Herr Präsident,

    hiermit übersende ich den von der Bundesregierung beschlossenen

    Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung des Rechts zum Schutz vor derschädlichen Wirkung ionisierender Strahlung

    mit Begründung und Vorblatt (Anlage 1).

    Ich bitte, die Beschlussfassung des Deutschen Bundestages herbeizuführen.

    Federführend ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktor-

    sicherheit.

    Die Stellungnahme des Nationalen Normenkontrollrates gemäß § 6 Absatz 1 NKRG

    ist als Anlage 2 beigefügt.

    Der Gesetzentwurf ist dem Bundesrat am 27. Januar 2017 als besonders eilbedürftig

    zugeleitet worden.

    Die Stellungnahme des Bundesrates zu dem Gesetzentwurf sowie die Auffassung der

    Bundesregierung zu der Stellungnahme des Bundesrates werden unverzüglich nach-

    gereicht.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Angela Merkel

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9 – Drucksache 18/11241

    Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung des Rechts zum Schutz vor derschädlichen Wirkung ionisierender Strahlung*)

    Vom ...

    Der Bundestag hat mit Zustimmung des Bundesrates das folgende Gesetz beschlossen:

    I n h a l t s ü b e r s i c h t

    Artikel 1 Gesetz zum Schutz vor der schädlichen Wirkung ionisierender Strahlung (Strahlenschutzgesetz –StrlSchG)

    Artikel 2 Änderung des Strahlenschutzgesetzes

    Artikel 3 Änderung des Atomgesetzes

    Artikel 4 Aufhebung des Strahlenschutzvorsorgegesetzes

    Artikel 5 Änderung des BVL-Gesetzes

    Artikel 6 Änderung der Verordnung über radioaktive oder mit ionisierenden Strahlen behandelteArzneimittel

    Artikel 7 Änderung der Gebührenordnung für Ärzte

    Artikel 8 Änderung der Approbationsordnung für Zahnärzte

    Artikel 9 Änderung des Weingesetzes

    Artikel 10 Änderung des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuchs

    Artikel 11 Änderung des Gesetzes über die Errichtung eines Bundesamtes für Strahlenschutz

    Artikel 12 Änderung des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung

    Artikel 13 Änderung des Umweltauditgesetzes

    Artikel 14 Änderung des Bundes-Bodenschutzgesetzes

    Artikel 15 Änderung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes

    Artikel 16 Änderung des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes

    Artikel 17 Änderung der FIDE-Verzeichnis-Verordnung

    Artikel 18 Änderung des Medizinproduktegesetzes

    Artikel 19 Änderung der Mess- und Eichverordnung

    Artikel 20 Änderung der Atomrechtlichen Deckungsvorsorge-Verordnung

    Artikel 21 Änderung der Endlagervorausleistungsverordnung

    Artikel 22 Änderung der Atomrechtlichen Zuverlässigkeitsüberprüfungs-Verordnung

    Artikel 23 Änderung der Atomrechtlichen Abfallverbringungsverordnung

    *) Dieses Gesetz dient der Umsetzung der Richtlinie 2013/59/Euratom des Rates vom 5. Dezember 2013 zur Festlegung grundlegender Sicher-heitsnormen für den Schutz vor den Gefahren einer Exposition gegenüber ionisierender Strahlung und zur Aufhebung der Richtlinien89/618/Euratom, 90/641/Euratom, 96/29/Euratom, 97/43/Euratom und 2003/122/Euratom (ABl. L 13 vom 17.1.2014, S. 1). Artikel 12 diesesGesetzes dient auch der Umsetzung der Richtlinie 2001/42/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. Juni 2001 über die Prüfungder Umweltauswirkungen bestimmter Pläne und Programme (ABl. L 197 vom 21.7.2001, S. 30).

    Anlage 1

  • Drucksache 18/11241 – 10 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

    Artikel 24 Änderung der Kostenverordnung zum Atomgesetz

    Artikel 25 Änderung des Standortauswahlgesetzes

    Artikel 26 Änderung des Tiergesundheitsgesetzes

    Artikel 27 Änderung der Baustellenverordnung

    Artikel 28 Änderung der Verordnung über die Sicherheit von Spielzeug

    Artikel 29 Änderung des Vierten Buches Sozialgesetzbuch

    Artikel 30 Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch

    Artikel 31 Änderung des DWD-Gesetzes

    Artikel 32 Inkrafttreten, Außerkrafttreten

    Artikel 1

    Gesetz zum Schutz vor der schädlichen Wirkung ionisierender Strahlung

    (Strahlenschutzgesetz – StrlSchG)

    I n h a l t s ü b e r s i c h t

    T e i l 1

    A l l g e m e i n e V o r s c h r i f t e n

    § 1 Anwendungs- und Geltungsbereich

    § 2 Exposition; Expositionssituationen; Expositionskategorien

    § 3 Begriff der radioaktiven Stoffe

    § 4 Tätigkeiten, Tätigkeitsarten

    § 5 Sonstige Begriffsbestimmungen

    T e i l 2

    S t r a h l e n s c h u t z b e i g e p l a n t e n E x p o s i t i o n s s i t u a t i o n e n

    Kapitel 1

    Strahlenschutzgrundsätze

    § 6 Rechtfertigung von Tätigkeitsarten; Verordnungsermächtigung

    § 7 Verfahren zur Prüfung der Rechtfertigung einer Tätigkeitsart; Verordnungsermächtigung

    § 8 Vermeidung unnötiger Exposition und Dosisreduzierung

    § 9 Dosisbegrenzung

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 11 – Drucksache 18/11241

    Kapitel 2

    Vorabkontrolle bei radioaktiven Stoffen oder ionisierender Strahlung

    A b s c h n i t t 1

    E r r i c h t u n g v o n A n l a g e n z u r E r z e u g u n g i o n i s i e r e n d e r S t r a h l u n g

    § 10 Genehmigungsbedürftige Errichtung von Anlagen zur Erzeugung ionisierender Strahlung

    § 11 Voraussetzungen für die Erteilung der Genehmigung; Aussetzung des Genehmigungsverfahrens

    A b s c h n i t t 2

    B e t r i e b v o n A n l a g e n z u r E r z e u g u n g i o n i s i e r e n d e r S t r a h l u n g ; U m -

    g a n g m i t r a d i o a k t i v e n S t o f f e n ; B e t r i e b v o n R ö n t g e n e i n r i c h t u n g e n

    o d e r S t ö r s t r a h l e r n

    § 12 Genehmigungsbedürftige Tätigkeiten

    § 13 Allgemeine Voraussetzungen für die Erteilung der Genehmigung; Aussetzung des Genehmigungsverfah-rens

    § 14 Besondere Voraussetzungen bei Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Anwendung am Menschen

    § 15 Besondere Voraussetzungen bei Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Anwendung am Tier in der Tier-heilkunde

    § 16 Erforderliche Unterlagen

    § 17 Anzeigebedürftiger Betrieb von Anlagen zur Erzeugung ionisierender Strahlung

    § 18 Prüfung des angezeigten Betriebs einer Anlage zur Erzeugung ionisierender Strahlung

    § 19 Genehmigungs- und anzeigebedürftiger Betrieb von Röntgeneinrichtungen

    § 20 Prüfung des angezeigten Betriebs einer Röntgeneinrichtung

    § 21 Beendigung des genehmigten oder angezeigten Betriebs oder Umgangs

    § 22 Anzeigebedürftige Prüfung, Erprobung, Wartung und Instandsetzung von Röntgeneinrichtungen oderStörstrahlern

    § 23 Verhältnis zum Medizinproduktegesetz

    § 24 Verordnungsermächtigungen

    A b s c h n i t t 3

    B e s c h ä f t i g u n g i n f r e m d e n A n l a g e n o d e r E i n r i c h t u n g e n o d e r i m

    Z u s a m m e n h a n g m i t d e m B e t r i e b f r e m d e r R ö n t g e n e i n r i c h t u n g e n

    o d e r S t ö r s t r a h l e r

    § 25 Genehmigungsbedürftige Beschäftigung in fremden Anlagen oder Einrichtungen

    § 26 Anzeigebedürftige Beschäftigung im Zusammenhang mit dem Betrieb fremder Röntgeneinrichtungenoder Störstrahler

  • Drucksache 18/11241 – 12 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

    A b s c h n i t t 4

    B e f ö r d e r u n g r a d i o a k t i v e r S t o f f e ; g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e

    V e r b r i n g u n g

    § 27 Genehmigungsbedürftige Beförderung

    § 28 Genehmigungsfreie Beförderung

    § 29 Voraussetzungen für die Erteilung der Genehmigung

    § 30 Verordnungsermächtigung für die grenzüberschreitende Verbringung radioaktiver Stoffe

    A b s c h n i t t 5

    M e d i z i n i s c h e F o r s c h u n g

    § 31 Genehmigungsbedürftige Anwendung radioaktiver Stoffe oder ionisierender Strahlung am Menschenzum Zweck der medizinischen Forschung

    § 32 Anzeigebedürftige Anwendung radioaktiver Stoffe oder ionisierender Strahlung am Menschen zumZweck der medizinischen Forschung

    § 33 Prüfung der Anzeige durch die zuständige Behörde

    § 34 Untersagung der angezeigten Anwendung radioaktiver Stoffe oder ionisierender Strahlung am Menschenzum Zweck der medizinischen Forschung

    § 35 Deckungsvorsorge bei der anzeigebedürftigen Anwendung radioaktiver Stoffe oder ionisierender Strah-lung am Menschen zum Zweck der medizinischen Forschung

    § 36 Ethikkommission

    § 37 Verordnungsermächtigung

    A b s c h n i t t 6

    S c h u t z d e s V e r b r a u c h e r s b e i Z u s a t z r a d i o a k t i v e r S t o f f e u n d

    A k t i v i e r u n g ; b a u a r t z u g e l a s s e n e V o r r i c h t u n g e n

    Unterabschnitt 1

    Rechtfertigung

    § 38 Rechtfertigung von Tätigkeitsarten mit Konsumgütern oder bauartzugelassenen Vorrichtungen; Verord-nungsermächtigung

    Unterabschnitt 2

    Schutz des Verbrauchers beim Zusatz radioaktiver Stoffe und bei der Aktivierung

    § 39 Unzulässiger Zusatz radioaktiver Stoffe und unzulässige Aktivierung

    § 40 Genehmigungsbedürftiger Zusatz radioaktiver Stoffe und genehmigungsbedürftige Aktivierung

    § 41 Voraussetzungen für die Erteilung der Genehmigung des Zusatzes radioaktiver Stoffe oder der Aktivie-rung

    § 42 Genehmigungsbedürftige grenzüberschreitende Verbringung von Konsumgütern

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 13 – Drucksache 18/11241

    § 43 Voraussetzungen für die Erteilung der Genehmigung der grenzüberschreitenden Verbringung von Kon-sumgütern

    § 44 Rückführung von Konsumgütern

    Unterabschnitt 3

    Bauartzulassung

    § 45 Bauartzugelassene Vorrichtungen

    § 46 Verfahren der Bauartzulassung

    § 47 Zulassungsschein

    § 48 Verwendung oder Betrieb bauartzugelassener Vorrichtungen

    § 49 Verordnungsermächtigung

    A b s c h n i t t 7

    T ä t i g k e i t e n i m Z u s a m m e n h a n g m i t k o s m i s c h e r S t r a h l u n g

    § 50 Anzeigebedürftiger Betrieb von Luftfahrzeugen

    § 51 Prüfung des angezeigten Betriebs von Luftfahrzeugen

    § 52 Anzeigebedürftiger Betrieb von Raumfahrzeugen

    § 53 Prüfung des angezeigten Betriebs von Raumfahrzeugen

    § 54 Beendigung der angezeigten Tätigkeit

    A b s c h n i t t 8

    T ä t i g k e i t e n i m Z u s a m m e n h a n g m i t n a t ü r l i c h v o r k o m m e n d e r

    R a d i o a k t i v i t ä t

    Unterabschnitt 1

    Arbeitsplätze mit Exposition durch natürlich vorkommende Radioaktivität

    § 55 Abschätzung der Exposition

    § 56 Anzeige

    § 57 Prüfung der angezeigten Tätigkeit

    § 58 Beendigung der angezeigten Tätigkeit

    § 59 Externe Tätigkeit

    Unterabschnitt 2

    Tätigkeiten mit Rückständen; Materialien

    § 60 Anfall, Verwertung oder Beseitigung von Rückständen

    § 61 Anfall und Lagerung überwachungsbedürftiger Rückstände; Verordnungsermächtigung

    § 62 Entlassung von Rückständen aus der Überwachung; Verordnungsermächtigung

    § 63 In der Überwachung verbleibende Rückstände; Verordnungsermächtigung

  • Drucksache 18/11241 – 14 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

    § 64 Entfernung von Kontaminationen von Grundstücken

    § 65 Überwachung sonstiger Materialien; Verordnungsermächtigung

    § 66 Mitteilungspflichten zur Betriebsorganisation

    A b s c h n i t t 9

    A u s n a h m e

    § 67 Ausnahme von dem Erfordernis der Genehmigung und der Anzeige

    Kapitel 3

    Freigabe

    § 68 Verordnungsermächtigung; Verwendungs- und Verwertungsverbot

    Kapitel 4

    Betriebliche Organisation des Strahlenschutzes

    § 69 Strahlenschutzverantwortlicher

    § 70 Strahlenschutzbeauftragter

    § 71 Betriebliche Zusammenarbeit im Strahlenschutz

    § 72 Weitere Pflichten des Strahlenschutzverantwortlichen und des Strahlenschutzbeauftragten; Verordnungs-ermächtigung

    § 73 Verordnungsermächtigung für den Erlass einer Strahlenschutzanweisung

    § 74 Erforderliche Fachkunde und Kenntnisse im Strahlenschutz; Verordnungsermächtigungen

    § 75 Überprüfung der Zuverlässigkeit

    Kapitel 5

    Anforderungen an die Ausübung von Tätigkeiten

    § 76 Verordnungsermächtigungen für die physikalische Strahlenschutzkontrolle und Strahlenschutzbereiche;Aufzeichnungs- und Mitteilungspflichten der Daten der Körperdosis

    § 77 Grenzwert für die Berufslebensdosis

    § 78 Grenzwerte für beruflich exponierte Personen

    § 79 Verordnungsermächtigung für die berufliche Exposition; Führung einer Gesundheitsakte

    § 80 Grenzwerte für die Exposition der Bevölkerung

    § 81 Verordnungsermächtigung für den Schutz der Bevölkerung und der Umwelt

    § 82 Verordnungsermächtigung für Pflichten des Strahlenschutzverantwortlichen im Zusammenhang mitStörfällen und Notfällen

    § 83 Anwendung ionisierender Strahlung oder radioaktiver Stoffe am Menschen

    § 84 Früherkennung; Verordnungsermächtigung

    § 85 Aufzeichnungs-, Aufbewahrungs- und behördliche Mitteilungspflichten von Daten und Bilddokumentenbei der Anwendung am Menschen; Verordnungsermächtigung

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 15 – Drucksache 18/11241

    § 86 Verordnungsermächtigungen zum Schutz von Personen bei der Anwendung ionisierender Strahlung oderradioaktiver Stoffe am Menschen

    § 87 Verordnungsermächtigungen zum Schutz von Personen bei der Anwendung radioaktiver Stoffe oder io-nisierender Strahlung am Tier in der Tierheilkunde

    § 88 Register über hochradioaktive Strahlenquellen; Verordnungsermächtigungen

    § 89 Verordnungsermächtigungen zu der Sicherheit von Strahlungsquellen

    Kapitel 6

    Melde- und Informationspflichten

    § 90 Verordnungsermächtigung für Pflichten, Aufgaben und Befugnisse bei Vorkommnissen;Aufzeichnungs-, Übermittlungs- und Aufbewahrungspflichten

    § 91 Verordnungsermächtigung für Informationspflichten des Herstellers oder Lieferanten von Geräten

    T e i l 3

    S t r a h l e n s c h u t z b e i N o t f a l l e x p o s i t i o n s s i t u a t i o n e n

    Kapitel 1

    Notfallmanagementsystem des Bundes und der Länder

    A b s c h n i t t 1

    N o t f a l l s c h u t z g r u n d s ä t z e

    § 92 Notfallschutzgrundsätze

    A b s c h n i t t 2

    R e f e r e n z - , D o s i s - u n d K o n t a m i n a t i o n s w e r t e ; A b f ä l l e u n d A n l a g e n

    § 93 Referenzwerte für den Schutz der Bevölkerung; Verordnungsermächtigungen

    § 94 Dosiswerte und Kontaminationswerte für den Schutz der Bevölkerung; Verordnungsermächtigungen

    § 95 Bewirtschaftung von Abfällen, die infolge eines Notfalls kontaminiert sein können, Errichtung und Be-trieb von Anlagen; Verordnungsermächtigungen

    § 96 Eilverordnungen

    A b s c h n i t t 3

    N o t f a l l v o r s o r g e

    § 97 Gemeinsame Vorschriften für die Notfallpläne

    § 98 Allgemeiner Notfallplan des Bundes

    § 99 Besondere Notfallpläne des Bundes

    § 100 Allgemeine und besondere Notfallpläne der Länder

    § 101 Externe Notfallpläne für ortsfeste Anlagen oder Einrichtungen mit besonderem Gefahrenpotential

    § 102 Notfallübungen

  • Drucksache 18/11241 – 16 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

    § 103 Überprüfung und Änderung der Notfallpläne

    § 104 Beschaffung von Schutzwirkstoffen

    § 105 Information der Bevölkerung über die Schutzmaßnahmen und Empfehlungen für das Verhalten bei mög-lichen Notfällen

    A b s c h n i t t 4

    R a d i o l o g i s c h e L a g e , N o t f a l l r e a k t i o n

    § 106 Radiologisches Lagezentrum des Bundes

    § 107 Aufgaben der Länder bei der Ermittlung und Auswertung der radiologischen Lage

    § 108 Radiologisches Lagebild

    § 109 Entscheidungen über Schutzmaßnahmen durch die zuständigen Behörden

    § 110 Zusammenarbeit und Abstimmung bei Notfällen

    § 111 Dosisabschätzung, Abschätzung der Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen, Anpassung der Notfallplanun-gen bei überregionalen und regionalen Notfällen

    § 112 Information der betroffenen Bevölkerung und Empfehlungen für das Verhalten bei Notfällen

    Kapitel 2

    Schutz der Einsatzkräfte

    § 113 Unterrichtung, Aus- und Fortbildung der Einsatzkräfte im Rahmen der Notfallvorsorge

    § 114 Schutz der Einsatzkräfte bei Notfalleinsätzen

    § 115 Verantwortlichkeit für den Schutz der Einsatzkräfte

    § 116 Schutz der Einsatzkräfte bei anderen Gefahrenlagen

    § 117 Verordnungsermächtigungen zum Schutz der Einsatzkräfte

    T e i l 4

    S t r a h l e n s c h u t z b e i b e s t e h e n d e n E x p o s i t i o n s s i t u a t i o n e n

    Kapitel 1

    Nach einem Notfall bestehende Expositionssituationen

    § 118 Übergang zu einer bestehenden Expositionssituation; Verordnungsermächtigungen

    § 119 Radiologische Lage, Maßnahmen, Zusammenarbeit und Abstimmung in einer nach einem Notfall beste-henden Expositionssituation

    § 120 Information der Bevölkerung und Verhaltensempfehlungen

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17 – Drucksache 18/11241

    Kapitel 2

    Schutz vor Radon

    A b s c h n i t t 1

    G e m e i n s a m e V o r s c h r i f t e n

    § 121 Festlegung von Gebieten; Verordnungsermächtigung

    § 122 Radonmaßnahmenplan

    § 123 Maßnahmen an Gebäuden; Verordnungsermächtigung

    A b s c h n i t t 2

    S c h u t z v o r R a d o n i n A u f e n t h a l t s r ä u m e n

    § 124 Referenzwert; Verordnungsermächtigung

    § 125 Unterrichtung der Bevölkerung; Reduzierung der Radonkonzentration

    A b s c h n i t t 3

    S c h u t z v o r R a d o n a n A r b e i t s p l ä t z e n i n I n n e n r ä u m e n

    § 126 Referenzwert

    § 127 Messung der Radonkonzentration

    § 128 Reduzierung der Radonkonzentration

    § 129 Anmeldung

    § 130 Abschätzung der Exposition

    § 131 Beruflicher Strahlenschutz

    § 132 Verordnungsermächtigung

    Kapitel 3

    Schutz vor Radioaktivität in Bauprodukten

    § 133 Referenzwert

    § 134 Bestimmung der spezifischen Aktivität

    § 135 Maßnahmen; Verordnungsermächtigung

    Kapitel 4

    Radioaktiv kontaminierte Gebiete

    A b s c h n i t t 1

    R a d i o a k t i v e A l t l a s t e n

    § 136 Begriff der radioaktiven Altlast; Verordnungsermächtigung

    § 137 Verantwortlichkeit für radioaktive Altlasten

  • Drucksache 18/11241 – 18 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

    § 138 Verdacht auf radioaktive Altlasten

    § 139 Behördliche Anordnungsbefugnisse für Maßnahmen; Verordnungsermächtigung

    § 140 Weitere Pflichten im Zusammenhang mit der Durchführung von Maßnahmen

    § 141 Anwendung der Vorschriften für Tätigkeiten mit Rückständen

    § 142 Information der Öffentlichkeit

    § 143 Sanierungsplanung; Verordnungsermächtigung

    § 144 Behördliche Sanierungsplanung

    § 145 Schutz von Arbeitskräften; Verordnungsermächtigung

    § 146 Kosten; Ausgleichsanspruch

    § 147 Wertausgleich; Verordnungsermächtigung

    § 148 Sonstige bergbauliche und industrielle Hinterlassenschaften

    § 149 Stilllegung und Sanierung der Betriebsanlagen und Betriebsstätten des Uranerzbergbaus; Verordnungs-ermächtigung

    § 150 Verhältnis zu anderen Vorschriften

    A b s c h n i t t 2

    I n f o l g e e i n e s N o t f a l l s k o n t a m i n i e r t e G e b i e t e

    § 151 Kontaminierte Gebiete in einer Notfallexpositionssituation; Verordnungsermächtigungen

    § 152 Kontaminierte Gebiete in einer nach einem Notfall bestehenden Expositionssituation; Verordnungser-mächtigungen

    Kapitel 5

    Sonstige bestehende Expositionssituationen

    § 153 Verantwortlichkeit für sonstige bestehende Expositionssituationen

    § 154 Ermittlung und Bewertung einer sonstigen bestehenden Expositionssituation

    § 155 Verordnungsermächtigung für die Festlegung von Referenzwerten

    § 156 Maßnahmen

    § 157 Kosten; Ausgleichsanspruch

    § 158 Information

    § 159 Anmeldung; Anwendung der Bestimmungen zu geplanten Expositionssituationen; Verordnungsermäch-tigung

    § 160 Verhältnis zu den Kapiteln 1 bis 4

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 19 – Drucksache 18/11241

    T e i l 5

    E x p o s i t i o n s s i t u a t i o n s ü b e r g r e i f e n d e V o r s c h r i f t e n

    Kapitel 1

    Überwachung der Umweltradioaktivität

    § 161 Aufgaben des Bundes

    § 162 Aufgaben der Länder

    § 163 Integriertes Mess- und Informationssystem des Bundes

    § 164 Bewertung der Daten, Unterrichtung des Deutschen Bundestages und des Bundesrates

    § 165 Betretungsrecht und Probenahme

    Kapitel 2

    Weitere Vorschriften

    § 166 Festlegungen zur Ermittlung der beruflichen Exposition

    § 167 Aufzeichnungs-, Aufbewahrungs- und behördliche Mitteilungspflichten für die ermittelte Körperdosisbei beruflicher Exposition

    § 168 Übermittlung der Ergebnisse der Ermittlung der Körperdosis

    § 169 Bestimmung von Messstellen; Verordnungsermächtigung

    § 170 Strahlenschutzregister; Verordnungsermächtigung

    § 171 Verordnungsermächtigung für Vorgaben in Bezug auf einen Strahlenpass

    § 172 Bestimmung von Sachverständigen; Verordnungsermächtigung

    § 173 Verordnungsermächtigungen für Mitteilungspflichten bei Fund und Erlangung

    § 174 Verordnungsermächtigung für behördliche Befugnisse bei kontaminiertem Metall

    § 175 Dosis- und Messgrößen; Verordnungsermächtigung

    § 176 Haftung für durch ionisierende Strahlung verursachte Schäden

    § 177 Vorsorge für die Erfüllung gesetzlicher Schadensersatzverpflichtungen

    T e i l 6

    S t r a h l e n s c h u t z r e c h t l i c h e A u f s i c h t , V e r w a l t u n g s v e r f a h r e n

    § 178 Strahlenschutzrechtliche Aufsicht

    § 179 Anwendung des Atomgesetzes

    § 180 Aufsichtsprogramm; Verordnungsermächtigung

    § 181 Umweltverträglichkeitsprüfung

    § 182 Schriftform, elektronische Kommunikation

    § 183 Kosten

  • Drucksache 18/11241 – 20 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

    T e i l 7

    V e r w a l t u n g s b e h ö r d e n

    § 184 Zuständigkeit der Landesbehörden

    § 185 Zuständigkeit des Bundesamtes für Strahlenschutz; Verordnungsermächtigung

    § 186 Zuständigkeit des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit

    § 187 Zuständigkeit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt

    § 188 Zuständigkeiten für grenzüberschreitende Verbringungen und deren Überwachung

    § 189 Zuständigkeit des Luftfahrt-Bundesamtes

    § 190 Zuständigkeit des Eisenbahn-Bundesamtes

    § 191 Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung

    § 192 Zuständigkeiten von Verwaltungsbehörden des Bundes bei Aufgaben des Notfallschutzes und der Über-wachung der Umweltradioaktivität; Verordnungsermächtigung

    § 193 Informationsübermittlung

    T e i l 8

    S c h l u s s b e s t i m m u n g e n

    Kapitel 1

    Bußgeldvorschriften

    § 194 Bußgeldvorschriften

    § 195 Einziehung

    Kapitel 2

    Übergangsvorschriften

    § 196 Genehmigungsbedürftige Errichtung von Anlagen (§ 10)

    § 197 Genehmigungsbedürftige Tätigkeiten (§ 12)

    § 198 Genehmigungsbedürftiger Betrieb von Röntgeneinrichtungen und Störstrahlern (§ 12)

    § 199 Anzeigebedürftiger Betrieb von Anlagen (§ 17)

    § 200 Anzeigebedürftiger Betrieb von Röntgeneinrichtungen und Störstrahlern (§ 19)

    § 201 Anzeigebedürftige Prüfung, Erprobung, Wartung und Instandsetzung von Röntgeneinrichtungen undStörstrahlern (§ 22)

    § 202 Genehmigungsbedürftige Beschäftigung in fremden Anlagen oder Einrichtungen (§ 25)

    § 203 Anzeigebedürftige Beschäftigung im Zusammenhang mit dem Betrieb fremder Röntgeneinrichtungenund Störstrahler (§ 26)

    § 204 Genehmigungsbedürftige Beförderung radioaktiver Stoffe (§ 27)

    § 205 Medizinische Forschung (§§ 31, 32)

    § 206 Genehmigungsbedürftiger Zusatz radioaktiver Stoffe und genehmigungsbedürftige Aktivierung (§ 40)

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 21 – Drucksache 18/11241

    § 207 Genehmigungsbedürftige grenzüberschreitende Verbringung von Konsumgütern (§ 42)

    § 208 Bauartzulassung (§ 45)

    § 209 Anzeigebedürftiger Betrieb von Luftfahrzeugen (§ 50)

    § 210 Anzeigebedürftige Tätigkeiten (§ 56)

    § 211 Bestellung von Strahlenschutzbeauftragten (§ 70)

    § 212 Grenzwerte für beruflich exponierte Personen; Ermittlung der Exposition der Bevölkerung (§§ 78, 80)

    § 213 Zulassung der Früherkennung (§ 84)

    § 214 Anmeldung von Arbeitsplätzen in Innenräumen (§ 129)

    § 215 Radioaktive Altlasten

    § 216 Bestimmung von Messstellen (§ 169)

    § 217 Bestimmung von Sachverständigen (§ 172)

    § 218 Genehmigungsfreier Umgang mit Geräten, keramischen Gegenständen, Porzellan- und Glaswaren oderelektronischen Bauteilen sowie sonstigen Produkten

    Anlage 1 Rückstände nach § 5 Absatz 32

    Anlage 2 Erforderliche Unterlagen zur Prüfung von Genehmigungsanträgen

    Anlage 3 Tätigkeitsfelder nach § 55 Absatz 1

    Anlage 4 Vorläufig als Notfallpläne des Bundes geltende Dokumente

    Anlage 5 Wesentliche Elemente des allgemeinen Notfallplans des Bundes

    Anlage 6 Wesentliche Elemente der besonderen Notfallpläne des Bundes

    Anlage 7 Information der Bevölkerung und Empfehlungen für das Verhalten bei Notfällen

    Anlage 8 Arbeitsfelder mit erhöhter Exposition durch Radon

    Anlage 9 Radiologisch relevante mineralische Primärrohstoffe für die Herstellung von Gebäuden mit Aufent-haltsräumen

    T e i l 1

    A l l g e m e i n e V o r s c h r i f t e n

    § 1

    Anwendungs- und Geltungsbereich

    (1) Dieses Gesetz trifft Regelungen zum Schutz des Menschen und, soweit es um den langfristigen Schutzder menschlichen Gesundheit geht, der Umwelt vor der schädlichen Wirkung ionisierender Strahlung insbeson-dere bei

    1. geplanten Expositionssituationen,

    2. Notfallexpositionssituationen,

    3. bestehenden Expositionssituationen.

  • Drucksache 18/11241 – 22 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

    (2) Dieses Gesetz trifft keine Regelungen für

    1. die Exposition von Einzelpersonen der Bevölkerung oder Arbeitskräften durch kosmische Strahlung, mitAusnahme des fliegenden und raumfahrenden Personals,

    2. die oberirdische Exposition durch Radionuklide, die natürlicherweise in der nicht durch Eingriffe beeinträch-tigten Erdrinde vorhanden sind,

    3. die Exposition durch Radionuklide, die natürlicherweise im menschlichen Körper vorhanden sind, und durchkosmische Strahlung in Bodennähe.

    (3) Dieses Gesetz und die auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Rechtsverordnungen sind im Rahmen derVorgaben des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1982 (BGBl. 1994 IIS. 1799) auch im Bereich der ausschließlichen Wirtschaftszone und des Festlandsockels anzuwenden.

    § 2

    Exposition; Expositionssituationen; Expositionskategorien

    (1) Exposition ist die Einwirkung ionisierender Strahlung auf den menschlichen Körper durch Strahlungs-quellen außerhalb des Körpers (äußere Exposition) und innerhalb des Körpers (innere Exposition) oder das Aus-maß dieser Einwirkung.

    (2) Geplante Expositionssituation ist eine Expositionssituation, die durch Tätigkeiten entsteht und in dereine Exposition verursacht wird oder verursacht werden kann.

    (3) Notfallexpositionssituation ist eine Expositionssituation, die durch einen Notfall entsteht, solange dieSituation nicht unter Absatz 4 fällt.

    (4) Bestehende Expositionssituation ist eine Expositionssituation, die bereits besteht, wenn eine Entschei-dung über ihre Kontrolle getroffen werden muss.

    (5) Folgende Expositionskategorien werden unterschieden:

    1. Exposition der Bevölkerung,

    2. berufliche Exposition,

    3. medizinische Exposition.

    (6) Exposition der Bevölkerung ist die Exposition von Personen, mit Ausnahme beruflicher oder medizini-scher Exposition.

    (7) Berufliche Exposition ist die Exposition

    1. einer Person, die zum Ausübenden einer Tätigkeit nach diesem Gesetz in einem Beschäftigungsverhältnissteht oder diese Tätigkeit selbst ausübt,

    2. von fliegendem und raumfahrendem Personal,

    3. einer Person, die eine Aufgabe nach § 19 oder § 20 des Atomgesetzes, nach § 172 oder § 178 wahrnimmt,

    4. einer Person, die in einer bestehenden Expositionssituation zum Ausübenden einer beruflichen Betätigungin einem Beschäftigungsverhältnis steht oder eine solche Betätigung selbst ausübt (Arbeitskraft) oder

    5. einer Einsatzkraft während ihres Einsatzes in einer Notfallexpositionssituation oder einer anderen Gefahren-lage.

    Einem Beschäftigungsverhältnis gleich steht ein Ausbildungsverhältnis oder eine freiwillige oder ehrenamtlicheAusübung vergleichbarer Handlungen.

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23 – Drucksache 18/11241

    (8) Medizinische Exposition ist die Exposition

    1. eines Patienten oder einer asymptomatischen Person, an dem oder der im Rahmen seiner oder ihrer medizi-nischen oder zahnmedizinischen Untersuchung oder Behandlung, die seiner oder ihrer Gesundheit zugute-kommen soll, radioaktive Stoffe oder ionisierende Strahlung angewendet werden,

    2. einer Person, an der mit ihrer Einwilligung oder mit Einwilligung des gesetzlichen Vertreters oder Bevoll-mächtigten radioaktive Stoffe oder ionisierende Strahlung zum Zweck der medizinischen Forschung ange-wendet werden oder

    3. einer einwilligungsfähigen oder mit Einwilligung des gesetzlichen Vertreters oder Bevollmächtigten han-delnden Person, die sich wissentlich und willentlich ionisierender Strahlung aussetzt, indem sie außerhalbihrer beruflichen Tätigkeit freiwillig Personen unterstützt oder betreut, an denen im Rahmen ihrer medizini-schen oder zahnmedizinischen Untersuchung oder Behandlung oder im Rahmen der medizinischen For-schung radioaktive Stoffe oder ionisierende Strahlung angewendet werden (Betreuungs- oder Begleitperson).

    § 3

    Begriff der radioaktiven Stoffe

    (1) Radioaktive Stoffe (Kernbrennstoffe und sonstige radioaktive Stoffe) im Sinne dieses Gesetzes sindalle Stoffe, die ein Radionuklid oder mehrere Radionuklide enthalten und deren Aktivität oder spezifische Akti-vität nach den Regelungen dieses Gesetzes oder einer auf Grund dieses Gesetzes von der Bundesregierung mitZustimmung des Bundesrates erlassenen Rechtsverordnung nicht außer Acht gelassen werden kann. Kernbrenn-stoffe sind besondere spaltbare Stoffe in Form von

    1. Plutonium 239 und Plutonium 241,

    2. mit den Isotopen 235 oder 233 angereichertem Uran,

    3. jedem Stoff, der einen oder mehrere der in den Nummern 1 und 2 genannten Stoffe enthält,

    4. Stoffen, mit deren Hilfe in einer geeigneten Anlage eine sich selbst tragende Kettenreaktion aufrechterhaltenwerden kann und die in einer durch die Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesrates erlassenenRechtsverordnung bestimmt werden.

    Der Ausdruck „mit den Isotopen 235 und 233 angereichertem Uran“ bedeutet Uran, das die Isotope 235 oder 233oder diese beiden Isotope in einer solchen Menge enthält, dass die Summe der Mengen dieser beiden Isotopegrößer ist als die Menge des Isotops 238 multipliziert mit dem in der Natur auftretenden Verhältnis des Isotops235 zum Isotop 238.

    (2) Die Aktivität oder spezifische Aktivität eines Stoffes kann im Sinne des Absatz 1 Satz 1 außer Achtgelassen werden, wenn dieser nach diesem Gesetz oder einer auf Grund dieses Gesetzes durch die Bundesregie-rung mit Zustimmung des Bundesrates erlassenen Rechtsverordnung

    1. festgelegte Freigrenzen unterschreitet,

    2. soweit es sich um einen im Rahmen einer genehmigungspflichtigen Tätigkeit nach diesem Gesetz, demAtomgesetz oder nach einer auf Grund eines dieser Gesetze erlassenen Rechtsverordnungen anfallendenStoff handelt, festgelegte Freigabewerte unterschreitet und der Stoff freigegeben worden ist,

    3. soweit es sich um einen Stoff natürlichen Ursprungs handelt, der nicht auf Grund seiner Radioaktivität, alsKernbrennstoff oder zur Erzeugung von Kernbrennstoff genutzt wird, nicht der Überwachung nach demAtomgesetz, nach diesem Gesetz oder einer auf Grund dieses Gesetzes mit Zustimmung des Bundesrateserlassenen Rechtsverordnung unterliegt.

    Abweichend von Satz 1 kann eine auf Grund dieses Gesetzes erlassene Rechtsverordnung, die von der Bundesre-gierung mit Zustimmung des Bundesrates erlassen wird, für die Verwendung von Stoffen am Menschen oder fürden zweckgerichteten Zusatz von Stoffen bei der Herstellung von Arzneimitteln, Medizinprodukten, Pflanzen-schutzmitteln, Schädlingsbekämpfungsmitteln, Stoffen nach § 2 Satz 1 Nummer 1 bis 8 des Düngegesetzes oder

  • Drucksache 18/11241 – 24 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

    Konsumgütern oder deren Aktivierung festlegen, in welchen Fällen die Aktivität oder spezifische Aktivität einesStoffes nicht außer Acht gelassen werden kann.

    (3) Für die Anwendung von Genehmigungsvorschriften nach diesem Gesetz oder der auf Grund diesesGesetzes erlassenen Rechtsverordnungen gelten Stoffe, in denen der Anteil der Isotope Uran 233, Uran 235, Plu-tonium 239 und Plutonium 241 insgesamt 15 Gramm oder die Konzentration der genannten Isotope 15 Grammpro 100 Kilogramm nicht überschreitet, als sonstige radioaktive Stoffe. Satz 1 gilt nicht für verfestigte hochradi-oaktive Spaltproduktlösungen aus der Aufarbeitung von Kernbrennstoffen.

    (4) Die Absätze 1 bis 3 sind nicht auf Stoffe anzuwenden, die im Zusammenhang mit bestehenden Expo-sitionssituationen und Notfallexpositionssituationen auftreten.

    § 4

    Tätigkeiten, Tätigkeitsarten

    (1) Tätigkeiten sind

    1. der Umgang nach § 5 Absatz 39,

    2. der Erwerb von künstlich erzeugten radioaktiven Stoffen und von natürlich vorkommenden radioaktivenStoffen, die auf Grund ihrer Radioaktivität, als Kernbrennstoff oder zur Erzeugung von Kernbrennstoff ge-nutzt werden, die Abgabe dieser Stoffe an andere, ihre Beförderung und ihre grenzüberschreitende Verbrin-gung,

    3. die Verwahrung von Kernbrennstoffen nach § 5 des Atomgesetzes und die Aufbewahrung von Kernbrenn-stoffen nach § 6 des Atomgesetzes,

    4. die Errichtung, der Betrieb, die sonstige Innehabung, die Stilllegung, der sichere Einschluss einer Anlagesowie der Abbau einer Anlage oder von Anlagenteilen nach § 7 des Atomgesetzes,

    5. die Bearbeitung, Verarbeitung und sonstige Verwendung von Kernbrennstoffen nach § 9 des Atomgesetzes,

    6. die Errichtung, der Betrieb und die Stilllegung von Anlagen des Bundes zur Sicherstellung und zur Endla-gerung radioaktiver Abfälle nach § 9b des Atomgesetzes,

    7. die Errichtung und der Betrieb von Anlagen zur Erzeugung ionisierender Strahlung,

    8. der Betrieb und die Prüfung, Erprobung, Wartung oder Instandsetzung von Röntgeneinrichtungen oder Stör-strahlern,

    9. der Zusatz radioaktiver Stoffe bei der Herstellung von Konsumgütern, von Arzneimitteln im Sinne des Arz-neimittelgesetzes, von Pflanzenschutzmitteln im Sinne des Pflanzenschutzgesetzes, von Schädlingsbekämp-fungsmitteln und von Stoffen nach § 2 Satz 1 Nummer 1 bis 8 des Düngegesetzes sowie die Aktivierung dervorgenannten Produkte und

    10. Handlungen, die, ohne unter die Nummern 1 bis 9 zu fallen, bei natürlich vorkommender Radioaktivität dieExposition oder Kontamination erhöhen können,

    a) soweit sie im Zusammenhang mit dem Aufsuchen, der Gewinnung, Erzeugung, Lagerung, Bearbeitung,Verarbeitung und sonstigen Verwendung von Materialien durchgeführt werden,

    b) soweit sie im Zusammenhang mit Materialien durchgeführt werden, die bei betrieblichen Abläufen an-fallen, soweit diese Handlungen nicht bereits unter Buchstabe a fallen,

    c) soweit sie im Zusammenhang mit der Verwertung oder Beseitigung von Materialien durchgeführt wer-den, die durch Handlungen nach Buchstaben a oder b anfallen,

    d) soweit in ihrer Folge natürliche terrestrische Strahlungsquellen einwirken, ausgenommen die Exposi-tion durch Radon, das aus dem Boden in die freie Atmosphäre austritt oder aus dem geogenen Unter-grund herrührt und in Aufenthaltsräume eintritt, und soweit diese Handlungen nicht bereits unter dieBuchstaben a bis c fallen und nicht zu einem unter Buchstabe a genannten Zweck erfolgen, oder

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 25 – Drucksache 18/11241

    11. der Betrieb von Luft- und Raumfahrzeugen im Zusammenhang mit der Berufsausübung des fliegenden undraumfahrenden Personals.

    Zu den Tätigkeiten nach Satz 1 Nummern 1 bis 10 zählen auch die Beschäftigung von Personen, die diese Tätig-keit für Dritte ausüben, sowie sonstige Handlungen, die im Zusammenhang mit diesen Tätigkeiten die Expositionoder Kontamination erhöhen können. Nicht als Tätigkeit im Sinne von Satz 1 Nummer 10 gilt die landwirtschaft-liche, forstwirtschaftliche und bautechnische Bearbeitung der Erdoberfläche, soweit diese Handlungen nicht zumZweck der Entfernung von Kontaminationen nach § 64 Absatz 1 erfolgen.

    (2) Tätigkeitsart ist die Gesamtheit von Tätigkeiten, die unter dem Aspekt des Grundsatzes der Rechtferti-gung wesentlich gleich zu beurteilen sind.

    § 5

    Sonstige Begriffsbestimmungen

    (1) Abfälle: Alle Stoffe und Gegenstände, die Abfälle im Sinne des § 3 Absatz 1 des Kreislaufwirtschafts-gesetzes sind, einschließlich der Abfälle, die nach § 2 Absatz 2 Nummer 1 bis 4 oder 7 bis 15 des Kreislaufwirt-schaftsgesetzes vom Geltungsbereich des Kreislaufwirtschaftsgesetzes ausgenommen sind. Keine Abfälle imSinne dieses Gesetzes sind Reststoffe und Anlagenteile, die nach § 9a Absatz 1 des Atomgesetzes schadlos zuverwerten oder geordnet zu beseitigen sind, sowie andere den Bestimmungen des Standortauswahlgesetzes oderdes Atomgesetzes unterliegende radioaktive Abfälle, Rückstände und sonstige radioaktive Stoffe.

    (2) Anlagen zur Erzeugung ionisierender Strahlung: Vorrichtungen oder Geräte, die geeignet sind, Teil-chen- oder Photonenstrahlung mit einer Teilchen- oder Photonengrenzenergie von mindestens 5 Kiloelektronen-volt gewollt oder ungewollt zu erzeugen, insbesondere Elektronenbeschleuniger, Ionenbeschleuniger, Plasmaan-lagen. Eine Anlage zur Erzeugung ionisierender Strahlung umfasst im Zusammenhang mit der Anwendung amMenschen auch Anwendungsgeräte, Zusatzgeräte und Zubehör, die erforderliche Software und die Vorrichtungenzur Überprüfung und Beurteilung der unmittelbaren Ergebnisse der Anwendung. Keine Anlagen zur Erzeugungionisierender Strahlung sind Röntgeneinrichtungen, Störstrahler, kerntechnische Anlagen und Anlagen im Sinnedes § 9a Absatz 3 Satz 1 zweiter Satzteil des Atomgesetzes.

    (3) Anwendung ionisierender Strahlung oder radioaktiver Stoffe am Menschen: Technische Durchführung

    1. einer Untersuchung mit ionisierender Strahlung oder radioaktiven Stoffen und die Befundung der Untersu-chung oder

    2. einer Behandlung mit ionisierender Strahlung oder radioaktiven Stoffen und die unmittelbare Überprüfungund Beurteilung des Ergebnisses der Behandlung.

    (4) Arbeitsplatz: Jeder Ort, an dem sich eine Arbeitskraft während ihrer Berufsausübung regelmäßig oderwiederholt aufhält.

    (5) Aufenthaltsraum: Innenraum, der zum nicht nur vorübergehenden Aufenthalt von Einzelpersonen derBevölkerung bestimmt ist, zum Beispiel in einer Schule, einem Krankenhaus, einem Kindergarten oder zum Woh-nen.

    (6) Bauprodukte: Baustoffe, Bausätze, Bauteile und Anlagen, die hergestellt werden, um dauerhaft alsWand-, Boden- oder Deckenkonstruktionen, einschließlich deren Bekleidungen, von Aufenthaltsräumen in Ge-bäuden eingebaut zu werden. Keine Bauprodukte sind kleinflächig und kleinvolumig verwendete Fertigproduktewie Flickmörtel und Verfugungen.

    (7) Beruflich exponierte Person: Eine Person, die eine berufliche Exposition aus Tätigkeiten erhalten kann,die

    1. eine effektive Dosis von 1 Millisievert im Kalenderjahr überschreitet,

    2. eine Organ-Äquivalentdosis für die Augenlinse von 15 Millisievert im Kalenderjahr überschreitet oder

  • Drucksache 18/11241 – 26 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

    3. eine Organ-Äquivalentdosis für die Haut, gemittelt über jede beliebige Hautfläche von 1 Quadratzentimeterunabhängig von der exponierten Fläche, von 50 Millisievert im Kalenderjahr überschreitet.

    Berufliche Expositionen aus Notfallexpositionssituationen werden dabei nicht berücksichtigt.

    (8) Bestrahlungsvorrichtung: Gerät mit Abschirmung, das umschlossene radioaktive Stoffe enthält oderBestandteil einer Anlage zur Spaltung von Kernbrennstoffen ist und das zeitweise durch Öffnen der Abschirmungoder Ausfahren dieser radioaktiven Stoffe ionisierende Strahlung aussendet,

    1. die im Zusammenhang mit der Anwendung am Menschen oder der Anwendung am Tier in der Tierheilkundeverwendet wird oder

    2. mit der zu anderen Zwecken eine Wirkung in den zu bestrahlenden Objekten hervorgerufen werden soll,wenn die Aktivität der radioaktiven Stoffe 20 Terabecquerel überschreitet.

    Eine Bestrahlungsvorrichtung umfasst im Zusammenhang mit der Anwendung am Menschen auch Anwendungs-geräte, Zusatzgeräte und Zubehör, die erforderliche Software sowie die Vorrichtungen zur Befundung einer Un-tersuchung oder zur Überprüfung und Beurteilung der Ergebnisse einer Behandlung.

    (9) Betrieb einer Röntgeneinrichtung: Eigenverantwortliches Verwenden oder Bereithalten einer Röntgen-einrichtung zur Erzeugung von Röntgenstrahlung. Nicht zum Betrieb gehört die Erzeugung von Röntgenstrahlungim Zusammenhang mit der geschäftsmäßigen Prüfung, Erprobung, Wartung oder Instandsetzung der Röntgenein-richtung. Röntgeneinrichtungen werden ferner nicht betrieben, soweit sie im Bereich der Bundeswehr oder desZivilschutzes ausschließlich für den Einsatzfall geprüft, erprobt, gewartet, instand gesetzt oder bereitgehaltenwerden.

    (10) Betrieb eines Störstrahlers: Eigenverantwortliches Verwenden oder Bereithalten eines Störstrahlers.Nicht zum Betrieb gehört die Erzeugung von Röntgenstrahlung im Zusammenhang mit der geschäftsmäßigenPrüfung, Erprobung, Wartung oder Instandsetzung des Störstrahlers. Störstrahler werden ferner nicht betrieben,soweit sie im Bereich der Bundeswehr oder des Zivilschutzes ausschließlich für den Einsatzfall geprüft, erprobt,gewartet, instand gesetzt oder bereitgehalten werden.

    (11) Effektive Dosis: Das zur Berücksichtigung der Strahlenwirkung auf verschiedene Organe oder Gewebegewichtete Mittel von Organ-Äquivalentdosen; die Organe oder Gewebe werden mit den Wichtungsfaktoren be-rücksichtigt, die in der Rechtsverordnung nach § 175 Absatz 2 Nummer 2 festgelegt sind.

    (12) Einrichtungen: Gebäude, Gebäudeteile, einzelne Räume oder vergleichbar abgegrenzte Freiflächen, indenen

    1. nach § 5 oder § 9 des Atomgesetzes oder nach § 12 Absatz 1 Nummer 3 dieses Gesetzes mit radioaktivenStoffen umgegangen wird, außer Zwischenlagerungen im Sinne des § 2 Absatz 3a Nummer 1 Buchstabe cdes Atomgesetzes, oder

    2. nach § 12 Absatz 1 Nummer 1 eine Anlage zur Erzeugung ionisierender Strahlung, nach § 12 Absatz 1Nummer 4 eine Röntgeneinrichtung oder nach § 12 Absatz 1 Nummer 5 ein Störstrahler betrieben wird.

    (13) Einsatzkraft: Person, die bei einem Notfall oder einer anderen Gefahrenlage eine festgelegte Aufgabewahrnimmt und die bei ihrem Einsatz einer Exposition ausgesetzt sein kann.

    (14) Einzelperson der Bevölkerung: Person, soweit sie nicht einer beruflichen Exposition oder einer medi-zinischen Exposition ausgesetzt ist.

    (15) Freigrenzen: Werte der Aktivität und spezifischen Aktivität radioaktiver Stoffe, die in einer Rechtsver-ordnung nach § 24 Satz 1 Nummer 10 festgelegt sind und für Tätigkeiten im Zusammenhang mit diesen radioak-tiven Stoffen als Maßstab für die Überwachungsbedürftigkeit nach diesem Gesetz und den auf seiner Grundlageerlassenen Rechtsverordnungen dienen.

    (16) Früherkennung: Anwendung von Röntgenstrahlung oder radioaktiven Stoffen im Rahmen einer medi-zinischen Exposition zur Untersuchung von Personen, die keine Krankheitssymptome und keinen konkretenKrankheitsverdacht aufweisen (asymptomatische Personen), um eine bestimmte Krankheit festzustellen.

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27 – Drucksache 18/11241

    (17) Innenräume: Umschlossene ortsfeste Räume innerhalb und außerhalb von Gebäuden, in denen sichMenschen aufhalten können, einschließlich Höhlen und Bergwerken.

    (18) Kerntechnische Anlage: Kerntechnische Anlage nach § 2 Absatz 3a Nummer 1 des Atomgesetzes.

    (19) Körperdosis: Oberbegriff für die effektive Dosis und die Organ-Äquivalentdosis.

    (20) Konsumgüter: Für den Endverbraucher bestimmte Bedarfsgegenstände im Sinne des Lebensmittel- undFuttermittelgesetzbuches sowie Güter und Gegenstände des täglichen Gebrauchs zur Verwendung im häuslichenund beruflichen Bereich. Keine Konsumgüter sind Bauprodukte und bauartzugelassene Vorrichtungen, wenndiese Bauprodukte oder Vorrichtungen sonstige radioaktive Stoffe enthalten.

    (21) Kontamination: Verunreinigung mit Stoffen, die ein Radionuklid oder mehrere Radionuklide enthalten.

    (22) Materialien: Stoffe, die natürlich vorkommende Radionuklide enthalten oder mit solchen Stoffen kon-taminiert sind. Keine Materialien sind

    1. Stoffe, die natürliche und künstliche Radionuklide enthalten, die Gegenstand von Tätigkeiten nach § 4Absatz 1 Satz 1 Nummer 1 bis 9 und 11 sind oder waren,

    2. Stoffe, die natürliche und künstliche Radionuklide enthalten, die aus Notfällen stammen, und

    3. Stoffe, die in der Umwelt vorhanden und auf Grund von Kernwaffenversuchen kontaminiert sind.

    (23) Medizinische Forschung: Fortentwicklung medizinischer Untersuchungsmethoden, Behandlungsver-fahren oder der medizinischen Wissenschaft. Medizinische Forschung liegt nicht vor, wenn die Anwendung radi-oaktiver Stoffe oder ionisierender Strahlung ausschließlich der Untersuchung oder Behandlung der einzelnen Per-son dient.

    (24) Medizinphysik-Experte: Person mit Masterabschluss in medizinischer Physik oder eine in medizini-scher Physik gleichwertig ausgebildete Person mit Hochschulabschluss, die jeweils die erforderliche Fachkundeim Strahlenschutz besitzt.

    (25) Nachsorgemaßnahmen: Überwachung, Aufrechterhaltung und Wiederherstellung der Wirksamkeit vonSanierungsmaßnahmen oder von sonstigen Maßnahmen zur Verhinderung oder Verminderung der Exposition beibestehenden Expositionssituationen.

    (26) Notfall: Ereignis, bei dem sich durch ionisierende Strahlung erhebliche nachteilige Auswirkungen aufMenschen, die Umwelt oder Sachgüter ergeben können. Kein Notfall liegt vor, wenn abzusehen ist, dass einEreignis, das im Rahmen einer geplanten Tätigkeit eingetreten ist, voraussichtlich durch die für geplante Exposi-tionssituationen geregelten Maßnahmen bewältigt werden kann.

    1. Überregionaler Notfall: Ein Notfall, dessen nachteilige Auswirkungen im Bundesgebiet sich voraussichtlichnicht auf das Land beschränken werden, in dem er sich ereignet hat.

    2. Regionaler Notfall: Ein Notfall, dessen nachteilige Auswirkungen sich voraussichtlich im Wesentlichen aufdas Land beschränken werden, in dem er sich ereignet hat.

    3. Lokaler Notfall: Ein Notfall, der voraussichtlich im Wesentlichen nur örtliche Auswirkungen haben wird.

    (27) Organ-Äquivalentdosis: Ergebnis der Multiplikation der Energie, die durch ionisierende Strahlung ineinem Organ oder Gewebe deponiert worden ist, geteilt durch die Masse des Organs oder Gewebes, mit einemzur Berücksichtigung der Wirkung für die Strahlungsart oder -energie gegenüber Photonen- und Elektronenstrah-lung durch Rechtsverordnung nach § 175 Absatz 2 Nummer 1 festgelegten Wichtungsfaktor. Bei Vorliegen meh-rerer Strahlungsarten oder -energien werden die Beiträge addiert.

    (28) Radon: Das Radionuklid Rn-222 und dessen Zerfallsprodukte.

    (29) Referenzwert: In bestehenden Expositionssituationen oder Notfallexpositionssituationen ein festgeleg-ter Wert, der als Maßstab für die Prüfung der Angemessenheit von Maßnahmen dient. Ein Referenzwert ist keinGrenzwert.

  • Drucksache 18/11241 – 28 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

    (30) Röntgeneinrichtung: Eine Vorrichtung oder ein Gerät,

    1. in der oder dem Röntgenstrahlung mit einer Grenzenergie von mindestens 5 Kiloelektronenvolt durch be-schleunigte Elektronen erzeugt werden kann, wobei die Beschleunigung der Elektronen auf eine Energie von1 Megaelektronenvolt begrenzt ist, und

    2. die oder das betrieben wird, um Röntgenstrahlung zu erzeugen.

    Eine Röntgeneinrichtung umfasst auch Anwendungsgeräte, Zusatzgeräte und Zubehör, die erforderliche Softwaresowie Vorrichtungen zur medizinischen Befundung.

    (31) Röntgenstrahler: Bestandteil einer Röntgeneinrichtung, der aus einer Röntgenröhre und einem Röhren-schutzgehäuse besteht und bei einem Eintankgerät auch die Hochspannungserzeugung umfasst.

    (32) Rückstände: Materialien, die in den in Anlage 1 genannten industriellen und bergbaulichen Prozessenanfallen und die dort genannten Voraussetzungen erfüllen.

    (33) Sanierungsmaßnahmen: Maßnahmen, die

    1. der Beseitigung oder Verminderung einer Kontamination dienen oder

    2. eine Ausbreitung von Radionukliden oder der von ihnen ausgehenden ionisierenden Strahlung langfristigverhindern oder vermindern.

    (34) Offene radioaktive Stoffe: Alle radioaktiven Stoffe mit Ausnahme der umschlossenen radioaktivenStoffe.

    (35) Umschlossene radioaktive Stoffe: Radioaktive Stoffe, die ständig von einer allseitig dichten, festen,nicht zerstörungsfrei zu öffnenden, inaktiven Hülle umschlossen oder in festen inaktiven Stoffen ständig so ein-gebettet sind, dass bei üblicher betriebsmäßiger Beanspruchung ein Austritt radioaktiver Stoffe mit Sicherheitverhindert wird; eine Abmessung des umschlossenen radioaktiven Stoffes muss mindestens 0,2 Zentimeter betra-gen.

    (36) Hochradioaktive Strahlenquellen: Umschlossene radioaktive Stoffe, deren Aktivität den in einerRechtsverordnung nach § 24 Satz 1 Nummer 11 festgelegten Werten entspricht oder diese überschreitet. Keinehochradioaktiven Strahlenquellen sind Brennelemente und verfestigte hochradioaktive Spaltproduktlösungen ausder Aufarbeitung von Kernbrennstoffen sowie ständig dichte und feste Transport- oder Lagerbehälter mit radio-aktiven Stoffen.

    (37) Störstrahler: Geräte oder Vorrichtungen, in denen Röntgenstrahlung mit einer Grenzenergie von min-destens 5 Kiloelektronenvolt ausschließlich durch beschleunigte Elektronen erzeugt werden kann und bei denendie Beschleunigung der Elektronen auf eine Energie von 1 Megaelektronenvolt begrenzt ist, ohne dass sie betrie-ben werden, um Röntgenstrahlung zu erzeugen. Als Störstrahler gelten auch Elektronenmikroskope, bei denendie erzeugte Röntgenstrahlung durch Detektoren ausgewertet wird.

    (38) Teleradiologie: Untersuchung eines Menschen mit Röntgenstrahlung unter der Verantwortung einesArztes, der die erforderliche Fachkunde im Strahlenschutz besitzt und der sich nicht am Ort der technischenDurchführung befindet (Teleradiologe).

    (39) Umgang:

    1. die Gewinnung, Erzeugung, Lagerung, Bearbeitung, Verarbeitung, sonstige Verwendung und Beseitigungvon

    a) künstlich erzeugten radioaktiven Stoffen und

    b) natürlich vorkommenden radioaktiven Stoffen auf Grund ihrer Radioaktivität, zur Nutzung als Kern-brennstoff oder zur Erzeugung von Kernbrennstoffen,

    2. der Betrieb von Bestrahlungsvorrichtungen und

    3. das Aufsuchen, die Gewinnung und die Aufbereitung von radioaktiven Bodenschätzen im Sinne des Bun-desberggesetzes.

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29 – Drucksache 18/11241

    (40) Zusatz radioaktiver Stoffe: Zweckgerichteter Zusatz von Radionukliden zu Stoffen zur Erzeugung be-sonderer Eigenschaften, wenn

    1. der Zusatz künstlich erzeugter Radionuklide dazu führt, dass deren spezifische Aktivität im Produkt 500Mikrobecquerel je Gramm überschreitet, oder

    2. der Zusatz natürlich vorkommender Radionuklide dazu führt, dass deren spezifische Aktivität im Produktein Fünftel der Freigrenzen, die in einer Rechtsverordnung nach § 24 Satz 1 Nummer 10 festgelegt sind,überschreitet.

    Es ist unerheblich, ob der Zusatz auf Grund der Radioaktivität oder auf Grund anderer Eigenschaften erfolgt.

    T e i l 2

    S t r a h l e n s c h u t z b e i g e p l a n t e n E x p o s i t i o n s s i t u a t i o n e n

    Kapitel 1

    Strahlenschutzgrundsätze

    § 6

    Rechtfertigung von Tätigkeitsarten; Verordnungsermächtigung

    (1) Neue Tätigkeitsarten, mit denen Expositionen von Mensch und Umwelt verbunden sein können, müssenunter Abwägung ihres wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder sonstigen Nutzens gegen die möglicherweise vonihnen ausgehende gesundheitliche Beeinträchtigung gerechtfertigt sein. Bei der Rechtfertigung sind die beruflicheExposition, die Exposition der Bevölkerung und die medizinische Exposition zu berücksichtigen. Expositionendurch die Anwendung am Menschen sind nach Maßgabe des § 83 Absatz 2 zu berücksichtigen.

    (2) Die Rechtfertigung bestehender Tätigkeitsarten kann überprüft werden, sobald wesentliche neue Er-kenntnisse über den Nutzen oder die Auswirkungen der Tätigkeit oder wesentliche neue Informationen über an-dere Verfahren und Techniken vorliegen.

    (3) Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates zubestimmen, welche Tätigkeitsarten nicht gerechtfertigt sind.

    § 7

    Verfahren zur Prüfung der Rechtfertigung einer Tätigkeitsart; Verordnungsermächtigung

    (1) Liegen der zuständigen Behörde in einem Genehmigungs- oder Anzeigeverfahren nach den§§ 10, 12, 17, 19 Absatz 1 Nummer 1, § 56 oder § 59 Anhaltspunkte vor, die Zweifel an der Rechtfertigung derTätigkeitsart im Sinne des § 6 Absatz 1 und 2 aufwerfen, so übermittelt die Behörde, bei Landesbehörden überdie für den Strahlenschutz zuständige oberste Landesbehörde, dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz,Bau und Reaktorsicherheit die Unterlagen, die die Anhaltspunkte darlegen. Erfordern die Anhaltspunkte eineweitere Untersuchung, so veranlasst dieses eine Prüfung durch das Bundesamt für Strahlenschutz. Das Bundes-ministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit kann auch außerhalb laufender Genehmigungs-und Anzeigeverfahren in entsprechender Anwendung von Satz 2 für Tätigkeitsarten eine Prüfung durch das Bun-desamt für Strahlenschutz veranlassen, sofern es aus Sicht des Strahlenschutzes geboten ist.

    (2) Das Bundesamt für Strahlenschutz prüft innerhalb von zwölf Monaten nach Eingang der Unterlagendie Rechtfertigung der Tätigkeitsart im Sinne des § 6 Absatz 1 und 2 und veröffentlicht einen wissenschaftlichen

  • Drucksache 18/11241 – 30 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

    Bericht. In dem Bericht sind Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse und personenbezogene Daten unkenntlich zumachen.

    (3) Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates

    1. zu bestimmen, welche Unterlagen vorzulegen sind,

    2. Vorgaben über das Prüfungsverfahren zur Rechtfertigung von Tätigkeitsarten zu treffen,

    3. zu regeln, auf welche Weise das Bundesamt für Strahlenschutz den wissenschaftlichen Bericht über dieRechtfertigung der Tätigkeitsart veröffentlicht.

    § 8

    Vermeidung unnötiger Exposition und Dosisreduzierung

    (1) Wer eine Tätigkeit plant, ausübt oder ausüben lässt, ist verpflichtet, jede unnötige Exposition oder Kon-tamination von Mensch und Umwelt zu vermeiden.

    (2) Wer eine Tätigkeit plant, ausübt oder ausüben lässt, ist verpflichtet, jede Exposition oder Kontaminationvon Mensch und Umwelt auch unterhalb der Grenzwerte so gering wie möglich zu halten. Hierzu hat er unterBerücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls

    1. bei Tätigkeiten nach § 4 Absatz 1 Satz 1 Nummer 1 bis 7 und 9 den Stand von Wissenschaft und Technik zubeachten,

    2. bei Tätigkeiten nach § 4 Absatz 1 Satz 1 Nummer 8, 10 und 11 den Stand der Technik zu beachten.

    § 9

    Dosisbegrenzung

    Wer eine Tätigkeit plant, ausübt oder ausüben lässt, ist verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Dosisgrenz-werte nicht überschritten werden, die in diesem Gesetz und in den auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Rechts-verordnungen festgelegt sind.

    Kapitel 2

    Vorabkontrolle bei radioaktiven Stoffen oder ionisierender Strahlung

    A b s c h n i t t 1

    E r r i c h t u n g v o n A n l a g e n z u r E r z e u g u n g i o n i s i e r e n d e r S t r a h l u n g

    § 10

    Genehmigungsbedürftige Errichtung von Anlagen zur Erzeugung ionisierender Strahlung

    Wer eine Anlage zur Erzeugung ionisierender Strahlung der folgenden Art errichtet, bedarf der Genehmi-gung:

    1. Beschleuniger- oder Plasmaanlage, in der je Sekunde mehr als 1012 Neutronen erzeugt werden können,

    2. Elektronenbeschleuniger mit einer Endenergie der Elektronen von mehr als 10 Megaelektronenvolt, soferndie mittlere Strahlleistung 1 Kilowatt übersteigen kann,

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 31 – Drucksache 18/11241

    3. Elektronenbeschleuniger mit einer Endenergie der Elektronen von mehr als 150 Megaelektronenvolt,

    4. Ionenbeschleuniger mit einer Endenergie der Ionen von mehr als 10 Megaelektronenvolt je Nukleon, soferndie mittlere Strahlleistung 50 Watt übersteigen kann,

    5. Ionenbeschleuniger mit einer Endenergie der Ionen von mehr als 150 Megaelektronenvolt je Nukleon.

    § 11

    Voraussetzungen für die Erteilung der Genehmigung; Aussetzung des Genehmigungsverfahrens

    (1) Die zuständige Behörde hat die Genehmigung für die Errichtung einer Anlage nach § 10 zu erteilen,wenn

    1. keine Tatsachen vorliegen, aus denen sich Bedenken gegen die Zuverlässigkeit des Antragstellers, seinesgesetzlichen Vertreters oder, bei juristischen Personen oder nicht rechtsfähigen Personenvereinigungen, dernach Gesetz, Satzung oder Gesellschaftsvertrag zur Vertretung oder Geschäftsführung Berechtigten ergeben,

    2. gewährleistet ist, dass für die Errichtung der Anlage ein Strahlenschutzbeauftragter bestellt wird, der dieerforderliche Fachkunde im Strahlenschutz besitzt und der die Anlage entsprechend der Genehmigung er-richten oder errichten lassen kann; es dürfen keine Tatsachen vorliegen, aus denen sich Bedenken gegen dieZuverlässigkeit des Strahlenschutzbeauftragten ergeben,

    3. gewährleistet ist, dass die Exposition von Personen auf Grund des Betriebs der Anlage die für Einzelpersonender Bevölkerung zugelassenen Grenzwerte in den allgemein zugänglichen Bereichen außerhalb des Betriebs-geländes nicht überschreitet; bei der Ermittlung der Exposition sind die Ableitung radioaktiver Stoffe mitLuft und Wasser und die austretende und gestreute Strahlung zu berücksichtigen,

    4. die Vorschriften über den Schutz der Umwelt bei dem beabsichtigten Betrieb der Anlage sowie bei Störfälleneingehalten werden können,

    5. der erforderliche Schutz gegen Störmaßnahmen oder sonstige Einwirkungen Dritter gewährleistet ist,

    6. es sich nicht um eine nicht gerechtfertigte Tätigkeitsart nach einer Rechtsverordnung nach § 6 Absatz 3 han-delt oder wenn unter Berücksichtigung eines nach § 7 Absatz 2 veröffentlichten Berichts keine erheblichenZweifel an der Rechtfertigung der Tätigkeitsart bestehen.

    Satz 1 Nummer 2 ist nicht anzuwenden, wenn eine der in Satz 1 Nummer 1 genannten Personen die erforderlicheFachkunde im Strahlenschutz besitzt und die Anlage entsprechend der Genehmigung errichten oder errichtenlassen kann.

    (2) Leitet die zuständige Behörde ein Verfahren zur Prüfung der Rechtfertigung nach § 7 ein, so setzt siedas Verfahren zur Erteilung der Genehmigung für die Dauer des Verfahrens zur Prüfung der Rechtfertigung aus.

    A b s c h n i t t 2

    B e t r i e b v o n A n l a g e n z u r E r z e u g u n g i o n i s i e r e n d e r S t r a h l u n g ; U m -g a n g m i t r a d i o a k t i v e n S t o f f e n ; B e t r i e b v o n R ö n t g e n e i n r i c h t u n g e n

    o d e r S t ö r s t r a h l e r n

    § 12

    Genehmigungsbedürftige Tätigkeiten

    (1) Einer Genehmigung bedarf, wer

  • Drucksache 18/11241 – 32 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

    1. eine Anlage zur Erzeugung ionisierender Strahlung betreibt; ausgenommen sind Anlagen, für deren Betriebeine Anzeige nach § 17 ausreichend ist oder die nach der Rechtsverordnung nach § 24 Satz 1 Nummer 1genehmigungs- und anzeigefrei betrieben werden dürfen,

    2. ionisierende Strahlung aus einer Bestrahlungsvorrichtung, die Bestandteil einer nach § 7 Absatz 1 Satz 1 desAtomgesetzes genehmigten Anlage zur Spaltung von Kernbrennstoffen ist, im Zusammenhang mit der An-wendung am Menschen oder mit der Anwendung am Tier in der Tierheilkunde verwendet,

    3. mit sonstigen radioaktiven Stoffen umgeht; ausgenommen ist der Umgang, der nach der Rechtsverordnungnach § 24 Satz 1 Nummer 1 genehmigungsfrei ist,

    4. eine Röntgeneinrichtung betreibt; ausgenommen sind Röntgeneinrichtungen, für deren Betrieb, auch unterBerücksichtigung der Genehmigungsbedürftigkeit nach § 19 Absatz 2, eine Anzeige nach § 19 Absatz 1 aus-reichend ist,

    5. einen Störstrahler betreibt; ausgenommen ist ein Störstrahler, der nach der Rechtsverordnung nach § 24Satz 1 Nummer 1 genehmigungsfrei betrieben werden darf.

    (2) Einer Genehmigung bedarf auch, wer eine der in Absatz 1 Nummer 1 bis 5, jeweils erster Halbsatz,genannten genehmigungsbedürftigen Tätigkeiten wesentlich ändert.

    (3) Eine Genehmigung nach Absatz 1 Nummer 1 kann sich auf einen nach Absatz 1 Nummer 3 genehmi-gungsbedürftigen Umgang erstrecken.

    (4) Eine Genehmigung nach Absatz 1 Nummer 3 ist nicht erforderlich

    1. soweit eine Genehmigung nach Absatz 1 Nummer 1, eine Genehmigung nach den §§ 6, 7, 9 oder 9b desAtomgesetzes oder ein Planfeststellungsbeschluss nach § 9b des Atomgesetzes vorliegt, die oder der sichgemäß § 10a Absatz 2 des Atomgesetzes auf den Umgang mit sonstigen radioaktiven Stoffen nach Absatz 1Nummer 3 erstreckt, und

    2. für das Aufsuchen, die Gewinnung oder die Aufbereitung von radioaktiven Bodenschätzen, wenn dies derBetriebsplanpflicht nach § 51 des Bundesberggesetzes unterfällt.

    (5) Zwei oder mehr Tätigkeiten, die zu einem gemeinsamen Zweck zusammenhängend ausgeführt werden,können in einer Genehmigung beschieden werden,

    1. wenn sie zwei oder mehr Genehmigungstatbestände nach Absatz 1 erfüllen und

    2. wenn die Voraussetzungen für alle Genehmigungen erfüllt sind.

    Satz 1 gilt entsprechend für Tätigkeiten, die sowohl genehmigungsbedürftig als auch anzeigebedürftig nach die-sem Gesetz sind, wenn die mit der Anzeige einzureichenden Unterlagen im Genehmigungsverfahren vorgelegtwerden und kein Grund für die Untersagung der anzeigebedürftigen Tätigkeit vorliegt. Bei wesentlichen Ände-rungen gelten die Sätze 1 und 2 entsprechend.

    § 13

    Allgemeine Voraussetzungen für die Erteilung der Genehmigung; Aussetzung des Genehmigungsverfah-rens

    (1) Die zuständige Behörde hat eine Genehmigung für Tätigkeiten nach § 12 Absatz 1 zu erteilen, wenn

    1. keine Tatsachen vorliegen, aus denen sich Bedenken gegen die Zuverlässigkeit des Antragstellers, seinesgesetzlichen Vertreters oder, bei juristischen Personen oder nicht rechtsfähigen Personenvereinigungen, dernach Gesetz, Satzung oder Gesellschaftsvertrag zur Vertretung oder Geschäftsführung Berechtigten ergebenund, falls ein Strahlenschutzbeauftragter nicht notwendig ist, eine der genannten natürlichen Personen dieerforderliche Fachkunde im Strahlenschutz besitzt,

    2. keine Tatsachen vorliegen, aus denen sich Bedenken gegen die Zuverlässigkeit der Strahlenschutzbeauftrag-ten ergeben und diese die erforderliche Fachkunde im Strahlenschutz besitzen,

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 33 – Drucksache 18/11241

    3. die für eine sichere Ausführung der Tätigkeit notwendige Anzahl von Strahlenschutzbeauftragten bestellt istund ihnen die für die Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlichen Befugnisse eingeräumt sind,

    4. gewährleistet ist, dass die bei der Tätigkeit sonst tätigen Personen das notwendige Wissen und die notwen-digen Fertigkeiten im Hinblick auf die mögliche Strahlengefährdung und die anzuwendenden Schutzmaß-nahmen besitzen,

    5. keine Tatsachen vorliegen, aus denen sich Bedenken ergeben, ob das für die sichere Ausführung der Tätigkeitnotwendige Personal vorhanden ist,

    6. gewährleistet ist, dass die Ausrüstungen vorhanden und die Maßnahmen getroffen sind,

    a) die, bei einer Tätigkeit nach § 12 Absatz 1 Nummer 1 bis 3, nach dem Stand von Wissenschaft undTechnik erforderlich sind, damit die Schutzvorschriften eingehalten werden, oder

    b) die, bei einer Tätigkeit nach § 12 Absatz 1 Nummer 4 oder 5, nach dem Stand der Technik erforderlichsind, damit die Schutzvorschriften eingehalten werden,

    7. es sich nicht um eine nicht gerechtfertigte Tätigkeitsart nach einer Rechtsverordnung nach § 6 Absatz 3 han-delt oder wenn unter Berücksichtigung eines nach § 7 Absatz 2 veröffentlichten Berichts keine erheblichenZweifel an der Rechtfertigung der Tätigkeitsart bestehen sowie

    8. sonstige öffentlich-rechtliche Vorschriften nicht entgegenstehen.

    (2) Die Genehmigung für eine Tätigkeit nach § 12 Absatz 1 Nummer 1, 2 oder 3 wird nur erteilt, wenn dieerforderliche Vorsorge für die Erfüllung gesetzlicher Schadensersatzverpflichtungen getroffen ist.

    (3) Die Genehmigung für eine Tätigkeit nach § 12 Absatz 1 Nummer 1 oder 3 wird nur erteilt, wenn dererforderliche Schutz gegen Störmaßnahmen oder sonstige Einwirkungen Dritter gewährleistet ist; für die Geneh-migung nach § 12 Absatz 1 Nummer 1 gilt dies nur, wenn die Errichtung der Anlage der Genehmigung nach § 10bedarf.

    (4) Die Genehmigung nach § 12 Absatz 1 Nummer 3 für den Umgang mit hochradioaktiven Strahlenquel-len wird nur erteilt, wenn Verfahren für den Notfall und geeignete Kommunikationsverbindungen vorhanden sind.

    (5) Lässt sich erst während eines probeweisen Betriebs oder Umgangs beurteilen, ob die Voraussetzungender Absätze 1 und 3 vorliegen, so kann die zuständige Behörde die Genehmigung für eine Tätigkeit nach § 12Absatz 1 Nummer 1 oder 3 befristet erteilen. Der Strahlenschutzverantwortliche hat zu gewährleisten, dass dieVorschriften über die Dosisgrenzwerte, über die Sperrbereiche und Kontrollbereiche sowie zur Begrenzung derAbleitung radioaktiver Stoffe während des probeweisen Betriebs oder Umgangs eingehalten werden. Währenddes probeweisen Betriebs oder Umgangs ist eine Anwendung am Menschen nicht zulässig.

    (6) Leitet die zuständige Behörde ein Verfahren zur Prüfung der Rechtfertigung nach § 7 ein, so setzt siedas Verfahren zur Erteilung einer Genehmigung nach § 12 Absatz 1 für die Dauer des Verfahrens zur Prüfung derRechtfertigung aus.

    § 14

    Besondere Voraussetzungen bei Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Anwendung am Menschen

    (1) Die Genehmigung für eine Tätigkeit nach § 12 Absatz 1 Nummer 1, 2, 3 oder 4 im Zusammenhang mitder Anwendung ionisierender Strahlung oder radioaktiver Stoffe am Menschen wird nur erteilt, wenn neben demVorliegen der jeweiligen Voraussetzungen des § 13

    1. der Antragsteller oder der von ihm bestellte Strahlenschutzbeauftragte als Arzt oder Zahnarzt approbiert oderihm die vorübergehende Ausübung des ärztlichen oder zahnärztlichen Berufs erlaubt ist,

    2. gewährleistet ist, dass

    a) bei einer Behandlung mit radioaktiven Stoffen oder ionisierender Strahlung, der ein individueller Be-strahlungsplan zugrunde liegt, ein Medizinphysik-Experte zur engen Mitarbeit nach der Rechtsverord-nung nach § 86 Satz 2 Nummer 10 hinzugezogen werden kann,

  • Drucksache 18/11241 – 34 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

    b) bei einer Behandlung mit radioaktiven Stoffen oder ionisierender Strahlung, der kein individueller Be-strahlungsplan zugrunde liegt (standardisierte Behandlung), und bei einer Untersuchung mit radioakti-ven Stoffen oder ionisierender Strahlung, die mit einer erheblichen Exposition der untersuchten Personverbunden sein kann, ein Medizinphysik-Experte zur Mitarbeit nach der Rechtsverordnung nach § 86Satz 2 Nummer 10 hinzugezogen werden kann,

    c) bei allen weiteren Anwendungen mit ionisierender Strahlung oder radioaktiven Stoffen am Menschensichergestellt ist, dass ein Medizinphysik-Experte zur Beratung hinzugezogen werden kann, soweit esdie jeweilige Anwendung erfordert,

    3. gewährleistet ist, dass

    a) bei einer Behandlung nach Nummer 2 Buchstabe a Medizinphysik-Experten in ausreichender Anzahlals weitere Strahlenschutzbeauftragte bestellt sind,

    b) bei einer Behandlung oder Untersuchung nach Nummer 2 Buchstabe b ein Medizinphysik-Experte alsweiterer Strahlenschutzbeauftragter bestellt ist, sofern dies aus organisatorischen oder strahlenschutz-fachlichen Gründen geboten ist,

    4. gewährleistet ist, dass das für die sichere Ausführung der Tätigkeit notwendige Personal in ausreichenderAnzahl zur Verfügung steht,

    5. gewährleistet ist, dass die Ausrüstungen vorhanden und die Maßnahmen getroffen sind, die erforderlich sind,damit die für die Anwendung erforderliche Qualität

    a) bei Untersuchungen mit möglichst geringer Exposition erreicht wird,

    b) bei Behandlungen mit der für die vorgesehenen Zwecke erforderlichen Dosisverteilung erreicht wird.

    (2) Die Genehmigung für eine Tätigkeit nach § 12 Absatz 1 Nummer 4 zur Teleradiologie wird nur erteilt,wenn neben dem Vorliegen der Voraussetzungen des Absatzes 1 und des § 13 Absatz 1

    1. gewährleistet ist, dass die technische Durchführung durch eine Person erfolgt, die die erforderliche Fach-kunde im Strahlenschutz besitzt und die nach der Rechtsverordnung nach § 86 Satz 2 Nummer 6 zur techni-schen Durchführung der Untersuchung in der Teleradiologie berechtigt ist,

    2. gewährleistet ist, dass am Ort der technischen Durchführung ein Arzt mit den erforderlichen Kenntnissen imStrahlenschutz anwesend ist,

    3. ein Gesamtkonzept für den teleradiologischen Betrieb vorliegt, das

    a) eine hohe Verfügbarkeit des Teleradiologiesystems gewährleistet,

    b) eine im Einzelfall erforderliche persönliche Anwesenheit des Teleradiologen am Ort der technischenDurchführung innerhalb eines für eine Notfallversorgung erforderlichen Zeitraums ermöglicht; in be-gründeten Fällen kann auch ein anderer Arzt persönlich anwesend sein, der die erforderliche Fachkundeim Strahlenschutz besitzt,

    c) eine regelmäßige und enge Einbindung des Teleradiologen in den klinischen Betrieb des Strahlen-schutzverantwortlichen gewährleistet.

    Die Genehmigung für den Betrieb einer Röntgeneinrichtung zur Teleradiologie wird auf den Nacht-, Wo-chenend- und Feiertagsdienst beschränkt. Sie kann über den Nacht-, Wochenend- und Feiertagsdienst hinauserteilt werden, wenn ein Bedürfnis im Hinblick auf die Patientenversorgung besteht. Die Genehmigung nachSatz 3 wird auf längstens drei Jahre befristet.

    (3) Die Genehmigung für eine Tätigkeit nach § 12 Absatz 1 Nummer 3 und 4 im Zusammenhang mit derFrüherkennung wird nur erteilt, wenn neben dem Vorliegen der jeweiligen Voraussetzungen des § 13 sowie desAbsatzes 1

    1. die Früherkennung nach § 84 Absatz 1 oder 4 zulässig ist und

  • Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 35 – Drucksache 18/11241

    2. die Einhaltung derjenigen Maßnahmen gewährleistet ist, die unter Berücksichtigung der Erfordernisse dermedizinischen Wissenschaft erforderlich sind, damit bei der Früherkennung die erforderliche Qualität mitmöglichst geringer Exposition erreicht wird.

    Die Genehmigung wird auf längstens fünf Jahre befristet.

    § 15

    Besondere Voraussetzungen bei Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Anwendung am Tier in der Tier-heilkunde

    Die Genehmigung für eine Tätigkeit nach § 12 Absatz 1 Nummer 1, 2, 3 oder 4 im Zusammenhang mit derAnwendung am Tier in der Tierheilkunde wird nur erteilt, wenn neben dem Vorliegen der jeweiligen Vorausset-zungen des § 13 der Antragsteller oder der von ihm bestellte Strahlenschutzbeauftragte als Tierarzt, Arzt oderZahnarzt approbiert oder zur vorübergehenden Ausübung des tierärztlichen, ärztlichen oder zahnärztlichen Berufsberechtigt ist.

    § 16

    Erforderliche Unterlagen

    Einem Genehmigungsantrag für eine Tätigkeit nach § 12 Absatz 1 sind die zur Prüfung erforderlichen Un-terlagen, insbesondere die Unterlagen nach Anlage 2, beizufügen.

    § 17

    Anzeigebedürftiger Betrieb von Anlagen zur Erzeugung ionisierender Strahlung

    (1) Wer beabsichtigt,

    1. eine Plasmaanlage zu betreiben, bei deren Betrieb die Ortsdosisleistung von 10 Mikrosievert durch Stundeim Abstand von 0,1 Metern von den Wandungen des Bereichs, der aus elektrotechnischen Gründen währenddes Betriebs unzugänglich ist, nicht überschritten wird, oder

    2. einen Ionenbeschleuniger zu betreiben, bei dessen Betrieb die Ortsdosisleistung von 10 Mikrosievert durchStunde im Abstand von 0,1 Metern von der berührbaren Oberfläche nicht überschritten wird,

    hat dies der zuständigen Behörde spätestens vier Wochen vor dem beabsichtigten Beginn schriftlich anzuzeigen.Nach Ablauf dieser Frist darf der Anzeigende die Anlage zur Erzeugung ionisierender Strahlung betreiben, es seidenn, die zuständige Behörde hat das Verfahren nach § 18 Absatz 2 ausgesetzt oder den Betrieb untersagt.

    (2) Der Anzeige sind die folgenden Unterlagen beizufügen:

    1. Nachweis, dass die Anlage den Anforderungen des Absatz 1 Satz 1 Nummer 1 oder 2 entspricht,

    2. Nachweis, dass die für eine sichere Ausführung des Betriebs notwendige Anzahl von Strahlenschutzbeauf-tragten bestellt ist und ihnen die für die Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlichen Befugnisse eingeräumt sind,

    3. Nachweis, dass jeder Strahlenschutzbeauftragte die erforderliche Fachkunde im Strahlenschutz besitzt oder,falls ein Strahlenschutzbeauftragter nicht notwendig ist, die zur Anzeige verpflichtete Person, ihr gesetzli-cher Vertreter oder, bei juristischen Personen oder nicht rechtsfähigen Personenvereinigungen, die nach Ge-setz, Satzung oder Gesellschaftsvertrag zur Vertretung oder Geschäftsführung berechtigte Person die erfor-derliche Fachkunde im Strahlenschutz besitzt.

    (3) Bei einer wesentlichen Änderung einer Anlage nach Absatz 1 oder ihres Betriebs sind die Absätze 1und 2 entsprechend anzuwenden.

  • Drucksache 18/11241 – 36 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode