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Dezember 2002 Jahrgang 4 Ausgabe 4 FONAS N E W S L E T T E R Forschungsverbund Naturwissenschaft Abrüstung und internationale Sicherheit FONAS-Fachgespräch im Verifikationszentrum der Bundeswehr am 27.9.2001 in der Selfkant-Kaserne, Geilen- kirchen (Angaben zum Bild siehe Rückseite) Das Denken der Zukunft muss Kriege unmöglich machen Albert Einstein In dieser Ausgabe: 3 Heisenberg, Bohr und die Atombombe von Wolfgang Liebert 5 Abrüstung in schwieriger Zeit - - - 10 Jahre INESAP von Regina Hagen und Jürgen Scheffran 8 Tagungsberichte 8 Symposium zur Einrichtung einer naturwissenschaftlichen Sti f- tungsprofessur durch die DSF von Ulrike Kronfeld-Goharani 10 Bericht von der Sitzung des DPG-Arbeitskreises "Physik und Abrüstung" in Leipzig 2002 von Götz Neuneck und Christoph Pistner 11 14 th Summer Symposium on Science and World Affairs von Christoph Pistner 14 1 st International Professional Meeting of Independent Technical Security Analysts von Christoph Pistner 15 Summer Study in der Stanford University von Jürgen Altmann 15 Bericht über die Pugwash-Jahrestagung "Science - - - Sustainability- - -Security" in La Jolla, USA von Götz Neuneck 17 Fachgespräche 19 FONAS-Herbsttagung 2002 21 FONAS Intern 25 Rezension, Mitteilungen und Termine, Publikationen 31 Impressum, Nützliche URL's

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Dezember 2002 Jahrgang 4 Ausgabe 4

FONAS N E W S L E T T E RForschungsverbund Naturwissenschaft Abrüstung und internationale Sicherheit

FONAS-Fachgespräch im Verifikationszentrum der Bundeswehr am 27.9.2001 in der Selfkant-Kaserne, Geilen-kirchen (Angaben zum Bild siehe Rückseite)

Das Denken

der Zukunft

muss Kriege

unmöglich

machen

Albert Einstein

In dieser Ausgabe:

3 Heisenberg, Bohr und die Atombombe von Wolfgang Liebert 5 Abrüstung in schwieriger Zeit −−−− 10 Jahre INESAP von Regina Hagen und

Jürgen Scheffran 8 Tagungsberichte

8 Symposium zur Einrichtung einer naturwissenschaftlichen St i f-tungsprofessur durch die DSF von Ulrike Kronfeld-Goharani

10 Bericht von der Sitzung des DPG-Arbeitskreises "Physik undAbrüstung" in Leipzig 2002 von Götz Neuneck und Christoph Pistner

11 14th Summer Symposium on Science and World Affairsvon Christoph Pistner

14 1st International Professional Meeting of Independent TechnicalSecurity Analysts von Christoph Pistner

15 Summer Study in der Stanford University von Jürgen Altmann15 Bericht über die Pugwash-Jahrestagung "Science −−−−

Sustainabil ity−−−−Security" in La Jolla, USA von Götz Neuneck17 Fachgespräche19 FONAS-Herbsttagung 200221 FONAS Intern25 Rezension, Mitteilungen und Termine, Publikationen31 Impressum, Nützliche URL's

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Naturwissenschaft , Abrüstung und i nternationale Sicherheit

FONASNEWSLETTER Jg. 4, Nr. 42

Liebe Leserin, lieber Leser,

Die diesjährige Ausgabe des FONAS-Newsletters enthält zwei inhaltliche Beiträge: Wolfgang Liebert beschäftigtsich mit der aktuellen Debatte über Inhalte und Absichten der Begegnung von Werner Heisenberg und Niels Bohrim Kriegsherbst 1941 in Kopenhagen, die auf die erst kürzlich erstmals veröffentlichten Briefe von Bohr aus denJahren 1958-1962 entflammt ist. Regina Hagen und Jürgen Scheffran stellen das Netzwerk INESAP vor dem Hin-tergrund seines zehnjährigen Bestehens vor.

Wie gewohnt folgen die Berichte von Tagungen und Sommerschulen, an denen FONAS-Mitglieder teilgenommenhaben sowie über FONAS-Treffen, FONAS-Fachgespräche und Tagungen.

Die Publikationen aus dem FONAS-Kreis zeigen die vielfältigen Aktivitäten und Themen, die von den Mitgliedernbearbeitet werden. Wir dürfen an dieser Stelle noch einmal alle bitten, Berichte über Kongresse und Tagungensowie eigene Publikationen an die Redaktion zu melden. Der Newsletter wird wie immer abgerundet durch nützli-che Internet-Links.

Ulrike Kronfeld-Goharani

Angaben zum Titelbild:

Fachgespräch im Verifikationszentrum der Bundeswehr am 27.9.2001 in der Selfkant-Kaserne, Geilenkirchen (Teilnehmer vonlinks nach rechts) Vordere Reihe: Prof. Bienlein, OTL Stock, Dr. Niemeier, Prof. Meffert, Brigadegeneral Hübner, Prof. Spitzer,Dr. Liebert, Oberst Hugenschmidt; Hintere Reihe: Major Rahm, Herr Hotz, Oberst Kohlhas, Herr Pfeiffer, Oberst Britting, Dr.

Neuneck, Herr Mölling, Herr Gaedke, Herr Pistner,Herr Weiß, Oberst Richter

Gedanken von Teilnehmern zum Gruppenbildvor der Pershing-I-Rakete in Geilenkirchen

„Im Nachhinein fühle ich mich unwohl dabei,dass ich an diesem Gruppenfoto teilgenom-men habe. Das Gerät hinter uns war in derLage, auf einen Schlag hunderttausende vonMenschen umzubringen, es ist keine normaleSehenswürdigkeit.“ (J. Altmann)

"Wissenschaftler haben viel dafür getan zuzeigen, dass diese Waffen das zerstören, wassie verteidigen sollen. Nun sind sie ver-schrottet: eine leere Hülle. Aber die Arbeit istnicht beendet, sie geht weiter: deswegenstehen wir hier." (G. Neuneck)

"Eigenartig vor solch einem gefährlich be-eindruckenden Raketenrest zu stehen. Vorfast 20 Jahren saß ich in einer gewaltfreienAktion vor den Toren dieser Raketenstation.Ich bin froh, dass dieser Abrüstungsschrittgelingen konnte." (W. Liebert)

Postanschrift :

Forschungsverbund Naturwissenschaft,Abrüstung und internationale Sicherheit(FONAS)

c/o IANUS: Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Natur-wissenschaft, Technik und Sicherheit

Technische Universität Darmstadt, Hochschulstr.4a, D - 64289 Darmstadt

Tel.: 06151/16-4368, -3016Fax: 06151/16-6039

E-mail: [email protected]: http://www.fonas.org/

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Jg. 4, Nr. 4 FONASNEWSLETTER 3

Heisenberg, Bohr und die Atombom beVon Wolfgang Liebert

Was geschah im Kriegsherbst 1941 in Kopenha-gen im Gespräch zwischen den Wissenschaftlergigan-ten Niels Bohr und Werner Heisenberg? Wollte Heisen-berg damals im September den dänischen Forscher zurMitarbeit an einer deutschen Atombombe gewinnen?Oder beabsichtigte er das Gegenteil, wie Heisenbergspäter beteuerte? Der „Uranverein“ habe signalisierenwollen, dass es keine deutsche Atombombe gebenwerde.

Eine wirklich eindeutige Klärung scheint nicht inSicht. Kein Wunder, gibt es doch keine Mitschrift desGesprächs, sondern nur späte nachträgliche Erinnerun-gen der Beteiligten, Vermutungen, Legenden, Interpre-tationen. Und wäre auch jedes gesprochene Wort über-liefert, nur die Kontexte des Kriegsherbstes 1941, ihreVorgeschichten und Aussichten lieferten die notwendi-gen Übersetzungshilfen für unser Verstehen.

Auslöser der aktuellen Debatte ist das brillianteTheaterstück „Copenhagen“ von Michael Frayn, in demdie Begegnung Heisenberg-Bohr einer höchst lebendi-gen Analyse hinsichtlich Inhalten, Absichten und Kon-texten unterzogen wird. Der punktgenauen deutschenErstaufführung im Juni 1999 am Essener Theater bliebdie grosse öffentliche Wirkung versagt. Furore machtedas Stück dagegen in London und am New YorkerBroadway. Die Wissenschaftshistoriker stürzten sichdarauf und befeuerten ihren – eher inneramerikani-schen, selten transatlantischen – Meinungsstreit. Vorwenigen Wochen nun veröffentlichte das dänischeBohr-Archiv eine Reihe nie abgeschickter BriefentwürfeBohrs an Heisenberg aus den Jahren 1958 - 1962.Erstmals liegt damit eine Interpretation aus Bohrs eige-ner Feder vor. So entflammt die Debatte erneut – nunauch in deutschen Feuilletons.

Die Bandbreite der Reaktionen ist gross. Sieschwanken zwischen der Aussage, der Bohr-Brief habe„historisch nichts Neues“ gebracht (Dürr) und der Ein-schätzung, „der Besuch ... hat auf Bohr ... gewirkt wieder Auftritt eines Herrenmenschen“ (Hagner). Der Phy-siker und Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker, deram deutschen Atomprojekt beteiligt war, wiederholt alteBeschwichtigungen: „Wir haben den Bau der Atombom-be 1941 aufgegeben und wollten nur noch den Reaktorbauen“. Diese Botschaft sollte über Bohr die alliiertenWissenschaftler erreichen. Helmut Rechenberg vomMünchner Max-Planck-Institut für Physik sekundiert:„Alle ausgeführten Arbeiten belegen, dass die beteilig-ten Forscher nur an einem Energie erzeugenden Re-aktor arbeiteten“. Dem setzt die Wissenschaftsjouna-listin Rubner entgegen: „Der Fall Heisenberg steht sym-bolisch für das Versagen der deutschen Eliten im Drit-ten Reich.“

Nun gibt es ein paar Fakten, die schwer zu be-zweifeln sind und nicht ausgeblendet werden dürfen.Die Atomforscher weltweit wussten sehr bald nach derEntdeckung der Kernspaltung von 1938, was viele vonihnen schon lange ahnten, welch ungeheueres Poten-zial in der technischen Nutzbarmachung ihrer For-schung liegen würde. Dies betraf auch den militärischenGebrauch, wie zahlreiche Äußerungen und Zeitschrif-tenartikel des Jahres 1939 belegen. Mit Ausbruch des2. Weltkrieges begannen die Atomforscher weltweit,verstärkt über die Möglichkeiten der Entwicklung einerneuartigen Waffe besonderer Vernichtungskraft nach-zudenken. Das deutsche Heereswaffenamt sammeltedirekt nach dem Überfall auf Polen die verbliebene –durch die erzwungene Emigration jüdischer Forscherstark dezimierte – Creme der deutschen Atomwissen-schaftler in einem kriegswichtigen Projekt höchster Ge-heimhaltungsstufe. Sehr rasch wurde Heisenberg zumführenden Kopf des sogenannten „Uranvereins“ undwar später auch sein offizieller Leiter.

Es ist kaum zu leugnen: es gab ein deutschesAtomwaffenprogramm. Im Vergleich zu den US-Be-mühungen der letzten drei Kriegsjahre war es zwar sehrklein, aber immerhin umfasste es 1942 Arbeitsgruppenan knapp 20 deutschen Forschungsinstituten und war inden ersten Jahren den US-amerikanischen Bemühun-gen voraus. Bis Herbst 1941 lagen erste Ergebnissevor, die eine Machbarkeit der Bombe belegten. DasUrananreicherungsprogramm hatte gewisse Erfolgeund erste kleinere Experimente in Richtung auf einenReaktor machten hoffnungsvolle Fortschritte. TausendeElitesoldaten sicherten die Beschaffung von Uranerzenund die Ausbeutung der norwegischen Schwerwasser-Produktionsanlage. So erscheint Weizsäckers Aussagehöchst unplausibel, dass die Beteiligten schon vor demGespräch Heisenberg-Bohr im von den Deutschen be-setzten Dänemark wussten, dass die Bombe nicht zumachen sein werde. War es doch Weizsäcker selbst,der im Sommer 1940 in einem Forschungsbericht dar-legte, dass man in einer „Uranmaschine“ ein für Waf-fenzwecke hervorragend brauchbares Transuran – spä-ter Plutonium genannt − produzieren würde, das ver-gleichsweise leicht abzutrennen sei und von dem mannur 10 - 100 Kilogramm für eine Bombe bräuchte. Erlieferte also frühzeitig die Erkenntnis, dass der Weg zurBombe gerade auch über die Plutoniumproduktion ineinem Reaktor erfolgen konnte.

Vorentscheidungen für die Herabstufung desdeutschen Projekts fielen erst 1942 − nach einem um-fangreichen Bericht des Heereswaffenamtes und zweiTagungen im Februar und Juni, an denen neben denWissenschaftlern auch höchste Regierungsvertreterund Militärs teilnahmen. Am 4. Juni 1942 fragte Gene-ralfeldmarschall Erhard Milch den wissenschaftlich dis-

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FONASNEWSLETTER Jg. 4, Nr. 44

tanziert vortragenden Heisenberg ganz offen: „Wie großmüsste eine Bombe sein, die eine große Stadt wie Lon-don in Trümmer legt?“ Heisenberg anwortete mit Bezugauf den aktiven nuklearen Teil durchaus kenntnisreich:„Etwa so groß wie eine Ananas.“ Weitere Nachfragender Militärs betrafen die Parallelentwicklung in den USAund den notwendigen Zeitbedarf bis zur Realisierung.Heisenberg antwortete wahrheitsgemäß mit Zeitanga-ben für das aufwändige wissenschaftlich-technischeProgramm der Materialgewinnung über den Reaktor-pfad mit einer Zeitangabe von mindestens zwei Jahren.

Als Rüstungsminister Albert Speer nach den För-derwünschen der Wissenschaftler fragte, antwortetendiese mit dem bescheidenen Wunsch einer Aufsto-ckung des Etats um einige Zehntausend Reichsmark.So zogen die Entscheidungsträger die Konsequenz,dass man es nicht mit einem kriegsentscheidendenProjekt zu tun habe. Sie erhöhten zwar die Etats, aberdas Ergebnis war laut Erich Bagge, der als Kernphysi-ker am Projekt beteiligt war, ein „Staatsbegräbnis ersterKlasse“. Zur selben Zeit überholten die Wissenschaftlerim alliierten Parallelprojekt die deutsche Konkurrenzund seit 1942 wurde in den USA das bis dato umfang-reichste staatliche Forschungs- und Industrieprogrammaufgebaut − mit dem Ziel, die Atomwaffe zu entwickeln.

Offene Fragen bleiben. Warum wurde zum Bei-spiel der Pfad zur Bombe über die Urananreicherung(der in den USA zur Hiroshima-Bombe führte) nicht for-ciert? Waren dafür die Taktierereien der untereinanderrivalisierenden deutschen Wissenschaftlergruppen aus-schlaggebend, wobei der „eleganter“ erscheinendeWeg über den Plutoniumpfad (der in den USA zur Na-gasaki-Bombe führte) in den Vordergrund rückte? Be-ruhte dies auf falschen Berechnungen der als viel zuhoch erwarteten „kritischen Masse“ des Uran und dendaraus folgenden, als unüberwindlich angesehenentechnischen Hindernissen? Waren es die Rückschlägedurch alliierte Bombenangriffe auf erste Versuchsanla-gen? War es die Inkompetenz der Entscheidungsebene(oder der Physiker), wollte die Heisenberg-Gruppe eineKasernierung der Arbeit analog dem Raketenprojektvermeiden oder stand doch ein cleverer Verhinderungs-Plan dahinter, wie manche noch immer hoffen wollen?Das deutsche Projekt lief jedenfalls „auf kleiner Flam-me“ weiter und die gefährlich schiefe Ebene, auf dersich die deutschen Atomwissenschaftler lange beweg-ten, kippte gottseidank nicht in Richtung eines tatsächli-chen Baus der Bombe für Hitler.

Viele weitere Aspekte wären noch zu reflektieren.Dazu gehört die anhaltende deutsche Siegesstimmungim Herbst 1941, die Rolle der Hardliner im deutschenProgramm (Leute wie Bagge, Diebner oder Harteck),die entschieden die Bombe wollten. Wesentlich ist auchder Rechtfertigungsdruck der auf den Theoretikern umHeisenberg lastete, die einerseits die Rehabilitierung„ihrer“ angeblich „jüdischen“ und damit unhaltbarenQuantenphysik gegenüber den heftigen Anwürfen derVertreter der „Deutschen Physik“ betrieben und ande-rerseits die Kriegswichtigkeit ihrer Wissenschaft als

Argument ausspielen wollten. Ebenso ist HeisenbergsRolle in der „Kulturpropaganda“ des Dritten Reiches inden besetzten Ländern zu hinterfragen.

Letztlich ist es wohl so, dass uns die Atomfor-scher der Weltkriegszeit kein gutes Beispiel für ein ver-antwortungsvolles Umgehen mit dem Erkenntnispro-zess, sowie seiner technischen und politischen Gestal-tung geben. Das ist der eigentliche Kern der Debatte,für die man sich die Begegnung der Freunde und Kolle-gen Bohr und Heisenberg als Kulminationspunkt aus-suchen kann. Die Kernfragen mit Relevanz für uns heu-tige liegen hinter den Ereignissen: Wie weit darf For-schung mit gefährlichen Konsequenzen getrieben wer-den? Wie sind die nationalen Herrschaftsverhältnisseund die Randbedingungen der internationalen Politik zuberücksichtigen? Inwieweit muss die Wahrnehmungvon absehbaren Folgen die laufenden Forschungspro-jekte selbst verändern? Unter dieser Blickrichtung sindkritische Anfragen auch an die Teilnehmenden desamerikanisch-britischen Bombenprojekts allemal not-wendig. Warum verließ nur einer − Joseph Rotblat(Friedensnobelpreis 1995) − das Manhattan-Projektnachdem Ende 1944 die alliierten Geheimdienste Ent-warnung bezüglich der deutschen Vorbereitungen fürdie Bombe geben konnten? Die Wissenschaftsge-schichte kann und sollte helfen, solche tiefer liegendenProblemkomplexe aufzuklären – mit Wirkung für heute.

Die Parabel vom Widerstand der deutschenAtomphysiker, die Robert Jungk mit guter Absicht inseinem Buch „Heller als tausend Sonnen“ aufbrachte,ist jedenfalls seit der Veröffentlichung der Bohrtextewohl endgültig tot: „Du hast erklärt, dass Du Dich in denletzten Jahren fast ausschliesslich dieser Frage (Atom-waffen) gewidmet hättest und ziemlich sicher seiest,dass es gemacht werden könnte, aber gabst keinenHinweis darauf, dass die deutschen Wissenschaftlerdiese Entwicklung abwenden wollen.“ Schon nach derVeröffentlichung der Abhörprotokolle der 1945 in Eng-land internierten deutschen Wissenschaftler im Jahre1993 mussten die Zweifel am „Widerstand“ der Physi-ker wachsen.

Ungereimtheiten bleiben dennoch bestehen.Ähnlich verhält es sich mit der Frage der Atomwaffen-pläne in der jungen Bundesrepublik. Hier jedoch warenHeisenberg, Weizsäcker mitsamt einer gewichtigenZahl weiterer Atomwissenschaftler klar positioniert. Mitder Göttinger Erklärung von 1957 verweigerten sie Bun-deskanzler Konrad Adenauer und seinem Bundesver-teidigungsminister Franz-Josef Strauß eine möglicheMitarbeit an der Bombe nun öffentlich und eindeutig.Aber ihre Bereitschaft, die Nukleartechnologie unkondi-tioniert „zivil“ weiterzuentwickeln hat nicht verhindernkönnen, dass zumindest die materialtechnischen Vor-aussetzungen für den Bau von Atombomben auch inDeutschland geschaffen wurden. Erneut stand die Plu-tonium-Beschaffung im Mittelpunkt.

Das Dilemma musste aber allen Beteiligtenlängst bekannt gewesen sein: Kernforschung und –technologie sind in weiten Bereichen zivil-militärisch

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nologie sind in weiten Bereichen zivil-militärisch ambi-valent. Hier liegt der wirkliche Aufklärungsbedarf: Wosind Trennlinien gar nicht ziehbar und wo sind sie inwelcher Weise möglich? Von welchen Absichten sinddie Beteiligten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaftgetrieben? Was sind die Handlungsfolgen? WelcheAlternativen zu gefährlichen Entwicklungspfaden wer-den ernsthaft bedacht? Welche bestehen heute? Inzwi-schen ist dies nicht mehr nur das Problem der histo-risch gewordenen Akteure Heisenberg und Bohr, son-

dern es begegnet uns alltäglich auf vielen Feldern vonWissenschaft und Technik.

(Gekürzte Fassung veröffentlicht in der FrankfurterRundschrau, 2. April 2002.)

Dr. Wolfgang Liebert ist Mitglied der "InterdisziplinärenArbeitsgruppe Naturwissenschaft, Technik und Sicher-heit" (IANUS), TU Darmstadt

Abrüstung in schwieriger Zeit – 10 Jahre INESAPVon Regina Hagen und Jürgen Scheffran

In seiner knapp zweijährigen Amtszeit hat US-Präsident George W. Bush den Rüstungskontroll- undAbrüstungsexperten wie auch der Friedensbewegunggenug Anlaß zur Verzweiflung gegeben. Der bevorste-hende Angriff der USA auf den Irak, der durch die Eini-gung auf eine gemeinsame Resolution des UN-Sicher-heitsrates vermutlich nur verschoben nicht aber abge-wendet wurde, ist da nur ein Beispiel.1 Ingesamt läßtsich die neue Nationale Sicherheitsstrategie der USAvom September 2002 auf den folgenden Nenner brin-gen:

„Wenn es nicht multilateral geht, dann eben uni-lateral, und im Zweifel schützen wir unsere natio-nalen Interessen und Investitionen auch durchvorbeugende Militärschläge“.2

In dieser Strategie kommt u.a. drei Waffenarteneine besonders wichtige Rolle zu: Kernwaffen und dendazugehörigen Trägerraketen, Raketenabwehrsyste-men sowie Weltraumsystemen und –waffen. Dabeigreift die Regierung Bush auf Vorarbeiten aus der Ver-gangenheit zurück, insbesondere auf Projekte undKonzepte der Ballistic Missile Defense Organisation(die im Januar 2002 zur Missile Defense Agency auf-gewertet wurde) und des US Space Command (das imOktober 2002 mit dem US Strategic Command zumneuen US StratCom verschmolzen wurde).

Politische Beschlüsse des laufenden Jahres un-terstreichen diese Entwicklung:

• Das sogenannte Bush-Putin-Abkommen (StrategicOffensive Reductions Treaty, SORT) vom Mai 2002schreibt mit 1.700-2.000 strategischen Nuklear-sprengköpfen genau das im US Nuclear PostureReview (NPR) vom Januar 2002 geforderte Nukle-ararsenal fest, das bis 2012 erreicht und laut NPRfür viele Jahrzehnte beibehalten und modernisiertwerden soll.3

• Mit der Aufkündigung des Raketenabwehrvertrags(ABM-Vertrag) durch die USA zum 13. Juni 2002steht der weiteren Entwicklung, Erprobung und Sta-tionierung jeglicher Art von Raketenabwehrsyste-men nichts mehr im Wege. Konkrete Pläne gibt esfür insgesamt 11 verschiedene Systeme, die natio-

nale Raketenabwehr ist also nur eines von vielenProjekten.

• Mindestens eines der geplanten Raketenabwehr-systeme, nämlich der Space Based Laser, eignetsich auch als Weltraumwaffe. Momentan erarbeitetdas US-Verteidigungsministerium eine Space Con-trol Strategy, die Ziele, Aufgaben und Fähigkeitenfür die Weltraumkriegsführung in den nächsten 20Jahren festlegen soll. Waffen zur Kriegsführung imund aus dem Weltraum sowie etliche Satellitenty-pen zur Unterstützung anderer Waffensystemekonnten in der Vergangenheit aufgrund von Ein-schränkungen im ABM-Vertrag nicht zur Einsatzrei-fe entwickelt und getestet werden. Diese Ein-schränkungen fallen jetzt weg, somit kann jetztauch die Weltraumbewaffnung ungehindert betrie-ben werden.

Wir sind, zumindest für den Moment, in einer u-nipolaren Welt angekommen. Das Völkerrechts- undAbrüstungsregime gerät durch das politische Agierender US-Regierung von mehreren Seiten unter Druck.Neben der zunehmenden Erpressung des UN-Sicher-heitsrates sind vor allem die aggressive Verfolgung derNuklearwaffen-, Raketenabwehr- und Weltraumrüs-tungspläne zu nennen, die in hohem Maße die interna-tionale Sicherheit und Stabilität sowie Rüstungskontrol-le und Nichtverbreitung gefährden. Von substantiellerAbrüstung gar wagt kaum noch jemand zu reden.

INESAP – ein Rahmen für Forschun g, Vernet-zung und poli tische Aktion

Vor zehn Jahren stellte sich die politische Lagenoch ganz anders dar: die Berliner Mauer abgerissen,Deutschland vereinigt, die Sowjetunion aufgelöst, derKalte Krieg zu Ende. Viele sahen Chancen und Gefah-ren in dieser Situation, schwankten zwischen Hoffnungauf massive nukleare Abrüstung und Befürchtungen ei-ner neuen horizontalen Verbreitung von Atomwaffenund Trägersystemen, vor allem in Südasien, dem Na-hen Osten und Nordkorea.

Die Zeit schien günstig, um ein neues Projekt zuverwirklichen:

„Wissenschaftler und Ingenieure haben mitge-wirkt am Aufbau der riesigen Atomwaffenarse-

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nale und an der Verbreitung von Kenntnissenund Technologien für die Atomwaffenentwicklungauf der ganzen Welt. Daher hat die internationaleWissenschaftler- und Ingenieursgemeinschaft ei-ne hohe Verantwortung dafür, die Proliferation zustoppen und umzukehren.“

Das Projekt heißt INESAP, das Zitat stammt auseinem Artikel von Martin Kalinowski, Wolfgang Liebertund Jürgen Scheffran, abgedruckt im INESAP Informa-tion Bulletin No. 1 vom April 1994.

Die Gründung von INESAP, dem InternationalNetwork of Engineers and Scientists Against Proliferati-on, wurde 1992/93 vorbereitet und mit einer Tagung inMühlheim im August 1993 realisiert. Unter dem Dachvon INES, initiiert und koordiniert von IANUS und mitBeteiligung von 50 Wissenschaftler(innen), Ingeni-eur(innen) und Sicherheitsexpert(innen) aus 20 Län-dern fand sich ein neues Netzwerk zusammen, um ge-meinsam mit Wissen und Sachverstand zur Lösung derProbleme beizutragen, die einer atomwaffenfreien Weltim Wege standen.4 Vorgesehen wurden neben demINESAP Information Bulletin als wichtigstem Kommuni-kationsmedium eine inhaltliche Mischung aus For-schung, Vernetzung und politischer Aktion in Form vonTagungen, Studiengruppen, Forschungsprojekten, Pub-likationen, Aufklärungsarbeit für Politiker und Medienund in enger Zusammenarbeit mit anderen Gruppierun-gen und Einzelpersonen in möglichst vielen Ländernder Welt.

Ausgestattet mit einer Anschubfinanzierung derBerghof Stiftung und des Ploughshares Funds, späterauch der MacArthur Foundation, konnte INESAP seineArbeit also 1993 aufnehmen. Seither sieht INESAP esals seine Hauptziele an, Abrüstung zu fördern, Rüs-tungskontroll- und Nicht-Proliferationsregime im Bereichvon Massenvernichtungswaffen – vor allem Atomwaffenund ihren Trägersystemen, insbesondere ballistischenRaketen – zu stärken, kooperative Ansätze für die Pro-liferationsverhinderung auszuarbeiten, und mit anderenzusammen dem Endziel zuzustreben, nämlich der a-tomwaffenfreien Welt.

In den vergangenen neun Jahren hat INESAPsich in diesem Sinne an zahlreichen Initiativen beteiligtund eigene Projekte angestoßen und durchgeführt:

• Koalitionsbildung zur Vorbereitung und Durchfüh-rung von NGO-Aktivitäten bei der Überprüfungs-konferenz zum Nichtverbreitungsvertrag (NVV bzw.Non-Proliferation Treaty, NPT; 1993-95);

• Koordination von 50 Expert(innen) aus 17 Ländernin der INESAP-Studiengruppe „Beyond the NPT“,die bei der NVV-Überprüfungskonferenz 1995 ei-nen Bericht über die Bedingungen für eine atom-waffenfreie Welt vorlegten;5

• Mitbegründung des deutschen Trägerkreises „A-tomwaffen Abschaffen – Bei uns anfangen!“ im Jahr1994; der Trägerkreis ist inzwischen auf mehr als40 Mitgliedsgruppen angewachsen;

• Mitbegründung von Abolition 2000, dem internatio-nalen Netzwerk zur Abschaffung von Atomwaffen,bei der NPT-Überprüfungskonferenz 1995 und Un-terstützung der Forderungen nach einer Nuklear-waffenkonvention;

• Begründung der Abolition 2000-Arbeitsgruppe füreine Nuklearwaffenkonvention; Mitarbeit an demModellentwurf für eine Nuklearwaffenkonvention,die 1997 von Malaysia als offizielles Dokument beiden Vereinten Nationen eingereicht wurde (Do-kument A/C.1.52/7) und seither jedes Jahr die Ba-sis für eine Resolution der UN-General-versammlung bietet;

• Mitarbeit an einem Buch zur Nuklearwaffenkonven-tion sowie an einer deutschen Übersetzung;6

• Ausrichtung von und Teilnahme an zahlreichen in-ternationalen Tagungen, Workshops, und Treffensowohl von Nicht-Regierungsorganisationen alsauch von Regierungen und den Vereinten Natio-nen, um INESAP-Projekte weiterzutreiben bzw. dieProjektergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zuvermitteln.

Nach einem vorübergehenden Einbruch der Ar-beit, bedingt vor allem durch fehlende Finanzmittel unddie berufliche Veränderung einiger besonders aktiver(Gründungs-) Mitglieder von INESAP, hat die Gruppe inden vergangenen zwei Jahren wieder Tritt gefaßt. Gel-der der in Kalifornien angesiedelten Nuclear Age PeaceFoundation7 ermöglichten die Einstellung einer haupt-amtlichen Koordinatorin und damit auch die Fortsetzungder inhaltlichen Arbeit.

INESAP hat keine formelle Mitgliedschaft. Dazugehört, wer sich an der Arbeit aktiv beteiligt, Artikel fürdas Bulletin oder andere INESAP-Publikationenschreibt, das Netzwerk bei Tagungen vertritt, usw. Dar-auf ist INESAP auch angewiesen – lediglich die Koordi-natorin und fallweise studentische Hilfskräfte werdenbezahlt, alle übrige Arbeit erfolgt angesichts knapperBudgets ehrenamtlich, selbst die Leitung großer Pro-jekte. Offiziell nach wie vor eine Arbeitsgruppe vonINES, weist INESAP Aktive und Unterstützer(innen) aufdie Möglichkeit hin, Mitglied bei INES zu werden, istaber auf Spenden und Stiftungsgelder für seine eigeneArbeit angewiesen. INESAP wird nach wie vor von IA-NUS unterstützt, wo mit Aufnahme ihrer Tätigkeit imJahr 2001 auch die Koordinatorin eine Arbeitsumge-bung und organisatorische Einbindung fand.

Moving Beyond Missile Defense

Neben der Nicht-Proliferation und Abrüstung vonKernwaffen befasste sich INESAP von Anfang an auchmit Möglichkeiten, die Verbreitung von Trägersystemen,insbesondere von ballistischen Raketen und Marsch-flugkörpern, einzudämmen und umzukehren. Bemü-hungen, mit Raketenabwehr einen über die Nicht-Verbreitung hinausgehenden Schutz zu erlangen,kommt aus Sicht der USA große Bedeutung zu – Kriti-ker wie INESAP glauben allerdings nicht, daß dies zu

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Naturwissenschaft , Abrüstung und i nternationale Sicherheit

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einer Erhöhung von Sicherheit und Stabilität führenwürde. Bei der NPT-Überprüfungskonferenz 2000 be-fassten sich etliche NGOs – neben INESAP die Unionof Concerned Scientists (UCS), das Lawyers‘ Commit-tee on Nuclear Policy, u.a. - in Workshops und Diskus-sionen mit Alternativen zu Raketenabwehr und derVerhinderung von Weltraumrüstung. Wenige Wochenspäter fand am Rande einer INES-Konferenz in Stock-holm die erste Planung für ein neues INESAP-Projektunter dem Namen „Moving Beyond Missile Defense“(MBMD) statt, das im März 2000 in Santa Barbara (demSitz der Nuclear Age Peace Foundation) mit einer inter-nationalen Tagung seinen Anfang nahm.8

INESAP zielt mit „Moving Beyond Missile Defen-se“ auf die zukunftsorientierte Erarbeitung von Alterna-tiven zur drohenden Rüstungsspirale mit Raketen undWeltraumwaffen und die Abrüstung von Atomwaffen.Das Projekt will wissenschaftlich und juristisch fundierteVorschläge ausarbeiten und in die nationale und inter-nationale Diskussion einbringen und so die politischeEntscheidungsfindung beeinflussen. Dazu greift INE-SAP auch Konzepte und Initiativen auf, die auf Regie-rungs- wie auf Nichtregierungsebene eine Stärkung derinternationalen Stabilität und Zusammenarbeit verspre-chen. Im bisherigen Projektverlauf konnten bereits ersteAnsätze entwickelt und das Interesse nicht zuletzt auchder deutschen Außenpolitiker geweckt werden.

Eine Schlüsselrolle im Projekt spielen die StudyGroups „Improving International Missile Control andDisarmament“; „Space Weapons Ban“; „Nuclear Disar-mament and Nuclear Weapons Free Zones“ sowie re-gionale Initiativen.

Koop erative Sicherheit als Alternative:Die nächste Tagung in Berlin

INESAP organisiert die nächste Projekttagungvon „Moving Beyond Missile Defense“ in Berlin.9 Dafürgibt es gute Gründe.

Die internationale politische Lage spitzt sich zu.An der Frage des Irak diskutiert die internationale Politik(und Öffentlichkeit) seit Monaten das Problem, wie mitdem vermuteten Erwerb und der Verbreitung von Mas-senvernichtungswaffen und Trägersystemen umzuge-hen sei. Während die USA erkennbar auf „präemptive“Schläge zur Verhinderung der Proliferation setzen unddie Aufteilung der Welt in „gute“ Besitzer von Atomwaf-fen und ballistischen Raketen einerseits und „böse“Staaten mit gefährlichem Proliferationspotential ande-rerseits forcieren, bemühen sich die Vereinten Nationenund zahlreiche andere Länder um diplomatische Initiati-ven zur allgemeinen Stärkung des Rüstungskontrollre-gimes.

Deutschland befindet sich an einer Schnittstelle.Als enger Alliierter wird die deutsche Position von derUS-Regierung aufmerksam zur Kenntnis genommen(wie die anhaltende Verstimmung über die deutlicheAblehnung einer deutschen Beteiligung an einem even-tuellen Irakkrieg zeigt). Deutschland pflegt guten Kon-

takt mit Russland, die deutsche Stimme wird dort ernstgenommen. Und es ist das größte Land in der Europäi-schen Union und weiß seinen Einfluß dort auch geltendzu machen. Der deutschen Regierung kommt dahereine wichtige Rolle bei der Gestaltung von Politik zu.

Gleichzeitig sendet die Bundesregierung aberwidersprüchliche Signale aus. Raketenabwehr wird ei-nerseits als sicherheitspolitisch gefährlich und destabili-sierend eingestuft (Außenminister Fischer); anderer-seits wird eine technologische und finanzielle Teilhabeam Raketenabwehrprogramm erhofft (BundeskanzlerSchröder). Überdies beteiligt sich Deutschland mitMEADS, dem Medium Extended Air Defense System,gemeinsam mit Italien und den USA selbst an einem(taktischen) Raketenabwehrsystem. Und als NATO-Partner ist Deutschland in die anstehende Beschluss-fassung der NATO über den Aufbau eines bündnisei-genen Raketenabwehrsystems beteiligt.

Ähnliche Beobachtungen sind auch für andereeuropäische Länder gültig. Russland lehnt eine natio-nale Raketenabwehr der USA ab, bietet aber selbst an,mit Europa zusammen eine regionale Raketenabwehraufzubauen.

Auch die Pläne der USA, die Dominanz im Welt-raum auszubauen und festzuschreiben, führen zu deut-lich unterschiedlichen Positionen, bergen ein erhebli-ches Konfliktpotential, und lassen eine weitere Erosionvon Rüstungskontrolle befürchten.

In dieser Situation ist es besonders wichtig – undbesonders vielversprechend –, dass Wissenschaft,Friedensforschung und Politikberatung den Entschei-dungsfindern überzeugende Konzepte zur Erhaltungund Stärkung des Rüstungskontrollregimes anbietenkönnen. Dafür erforderliche Ideen und Ansätze zu lie-fern ist Absicht der Berliner Tagung „International ArmsControl, Transparency and Verification in a European-Russian Framework of Cooperative Security“ im Kon-text des INESAP-Projektes „Moving Beyond MissileDefense“.

Regina Hagen ist Koordinatorin von INESAP. JürgenScheffran leitet das INESAP-Projekt „Moving Beyond MissileDefense“. INESAP c/o IANUS, TU Darmstadt, Hochschulstra-ße 4a, 64287 Darmstadt; Tel. 06151/16 44 68, Fax 16 60 39.E-mail [email protected], bzw. [email protected].

Anmerkungen:1 Unter dem Titel "Das Irak-Szenario" schätzt Rolf Paasch inder Frankfurter Rundschau vom 9.11.2002 den Kompromisszur Irak-Resolution des Sicherheitsrates wie folgt ein: „Fallsder irakische Diktator die Suche der UN-Inspektoren nachMassenvernichtungswaffen behindert, muss der Sicherheits-rat der Vereinten Nationen zu einer neuen »Einschätzung«der Lage angerufen werden. Gleichzeitig dürfen die USA tun,was sie in Irak glauben, tun zu müssen. So viel zum Gewalt-monopol der Vereinten Nationen unter den Bedingungen desUS-»Empire«".2 The President of the United States, The National SecurityStrategy of the United States of America, September 2002;

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Naturwissenschaft , Abrüstung und i nternationale Sicherheit

FONASNEWSLETTER Jg. 4, Nr. 48

http://www.whitehouse.gov/nsc/nss.html. Übrigens: Zum bes-seren Verständnis der aktuellen US-Politik lohnt es sich auch,das folgende Dokument zu lesen: Rebuilding America’s De-fenses. Strategy, Forces and Resources For a New Century.Dieser Bericht wurde von „The Project for the New AmericanCentury“ im September 2000 veröffentlicht. Zu den Mitbe-gründern des Projektes gehören u.a. folgende Personen:Donald Rumsfeld (Verteidigungsminister unter Bush jr.), PaulWolfowitz (stellvertr. Verteidigungsminister unter Bush jr.),Dick Cheney (Verteidigungsminister unter Bush sen. undVizepräsident unter Bush jr), Frank Gaffney (Leiter des kon-servativen Center for Security Policy), Jeb Bush (Gouverneurvon Florida und Bruder von Bush jr.), Dan Quayle (Vizepräsi-dent unter Bush sen.), Peter Rodman (Staatssekretär im Ver-teidungsminister für Internationale Sicherheitsbelange unterBush jr.). Mehr unter www.newamericancentury.org.3 Department of Defense, Nuclear Posture Review, 8. Januar2002; die im März 2002 an die Öffentlichkeit durchgesickertenTeile des zuvor nur in kleinen Auszügen bekanntgemachtenBerichts sind zugänglich unter http://www.globalsecurity.-org/md/library/policy/dod/npr.htm.4 INES = International Network of Engineers and Scientists forGlobal Responsibility; www.inesglobal.org. IANUS = Interdis-ziplinäre Arbeitsgruppe Naturwissenschaft, Technik und Si-cherheit an der TU Darmstadt; www.ianus.tu-darmstadt.de .Siehe den Sammelband zur ersten Tagung: W. Liebert, J.Scheffran (eds.), Against Proliferation - Towards GeneralDisarmament, Proceedings of the First INESAP Conference,Münster: Agenda-Verlag 1995.5 INESAP, Beyond the NPT: A Nuclear-Weapon-Free World,April 1995; www.inesap.org.

6 M. Datan, A. Ware, M. Kalinowski, J. Scheffran, V. Sidel, J.Burroughs, „Security and Survival. The Case for A NuclearWeapons Convention“, IALANA/INESAP/IPPNW, Cambridge,1999, www.ippnw.org/NWC.html; dt. „Sicherheit und Über-leben. Argumente für eine Nuklearwaffenkonvention“, Berlin2000. Zwei weitere Bücher zum Thema: M.B. Kalinowski,„Global Elimination of Nuclear Weapons“, Baden-Baden:Nomos, 2000, S. 61-68; W. Bender, W. Liebert (Hrsg.), „We-ge zu einer nuklearwaffenfreien Welt“, Münster, agenda,2001.7 Die Homepage der Nuclear Age Peace Foundation istwww.wagingpeace.org.8 Eine ausführliche Dokumentation der Projektaktivitäten fin-det sich in den INESAP Information Bulletins. Ein Bericht derTagung in Santa Barbara sowie eine ganze Reihe dort vorge-tragener Referate sind in #18 abgedruckt (September 2001).#19 (März 2002) dokumentiert die Tagung in Shanghai sowieden ersten Workshop zum Weltraumwaffenverbot. Im Bulletin#20 wurden der zweite Workshop der Studiengruppe zumWeltraumwaffenverbot sowie etliche dementsprechende Ver-tragsentwürfe vorgestellt, alle unter www.inesap.org. Einespezielle Website zum Projekt gibt es unter www.mbmd.org.9 Die Berliner Tagung wird von der Berghof Stiftung gefördert.

INESAP schickt gerne Probeexemplare des INESAPInformation Bulletin und der Briefing Papers zu. Le-ser(innen) des FONAS Newsletters sind bei Interessean INESAP oder dem Projekt „Moving Beyond MissileDefense“ eingeladen, mit Regina Hagen oder JürgenScheffran Kontakt aufzunehmen.

Tagung sberichte

Symposium zur Einrichtung einer natur-wissenschaft li chen Stiftung sprofessur durchdie Deutsche Stiftung Friedensforschung

Am 19. Februar 2002 fand im Magnus-Haus derDeutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) in Berlindas Symposium zur Einrichtung einer Stiftungsprofes-sur Naturwissenschaft und Friedensforschung durch dieDeutsche Stiftung Friedensforschung (DSF) statt. Damitwar ein erster Schritt getan, die Naturwissenschaftenund insbesondere die Physik wieder stärker in der Frie-densforschung zu etablieren, die nach den Worten vonDieter Lutz, Vorsitzender des Vorstandes der DSF undDirektor des Hamburger Friedensforschungsinstitutes,in den letzten Jahren zu "politologielastig" gewordenwar.

Dabei hat das Einmischen der Physiker in frie-denspolitisch relevante Fragen eine lange Tradition undes ist kein Zufall, dass sich Physiker mehr als andereNaturwissenschaftler in der Friedensforschung engagie-ren. Das Erbe, an der Entwicklung und dem Bau vonatomaren Waffen maßgeblich beteiligt gewesen zusein, lastet auch heute noch auf ihnen.

Erste Ansätze von naturwissenschaftlich orien-tierter Abrüstungsforschung in Deutschland bildetensich Anfang der 80er Jahre heraus, als die Volkswagen-Stiftung im Rahmen der sicherheitspolitischen Debattein Zusammenhang mit der geplanten Stationierung vonMittelstreckenwaffen, der Entwicklung der Friedensbe-wegung und der Frage nach der Verantwortung derNaturwissenschaftler 1984 ein kleines Stipendienpro-gramm mit der Zielsetzung startete, Wissenschaftsbe-reiche an die Abrüstungsforschung heranzuführen, diesich traditionell damit nicht befaßten. Auf Grund desErfolges dieser Stipendien richtete die Volkswagen-Stiftung 1988 einen umfangreichen interdisziplinärenSchwerpunkt "Forschung und Ausbildung im Bereichder Sicherheitspolitik" ein, an dem sich auch Naturwis-senschaftler beteiligten. Mit Hilfe einer Anschubfinan-zierung von damals insgesamt 7,5 Mio. DM konntensich einige interdisziplinär zusammengesetzte For-schungsgruppen etablieren, die sich am 21. März 1996zum Forschungsverbund Naturwissenschaft, Abrüstungund internationale Sicherheit − FONAS zusammen-schlossen:

Mit dem Ende der VW-Förderung erlebte dienoch junge naturwissenschaftlich orientierte Abrüs-

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Naturwissenschaft , Abrüstung und i nternationale Sicherheit

Jg. 4, Nr. 4 FONASNEWSLETTER 9

tungsforschung in Deutschland schwierige Zeiten, dafast zeitgleich auch die Förderung der Friedens-forschung aus Bundesmitteln versiegte. Nachdem be-reits 1983 die Aufgaben der Deutschen Gesellschaft fürFriedens- und Konfliktforschun (DGFK) auf verschiede-ne Institutionen aufgeteilt worden waren, lies die Bun-desregierung 1994 auch die Sonderförderung durch dieDeutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) auslaufen.Erst mit Gründung der Deutschen Stiftung Friedenswis-senschaften (DSF) am 13. Oktober 2000 stieg auch dieHoffnung der Naturwissenschaftler, in Zukunft wiederstärker an einer regulären Forschungsförderung betei-ligt zu werden.

Doch naturwissenschaftliche Abrüstungs- undRüstungskontrollforschung erfordert Nähe zur aktuellennaturwissenschaftlichen Forschung. Ein großer Teil derin den letzten zehn Jahren von den deutschen natur-wissenschaftlich-technisch orientierten Friedensfor-schern u.a. bearbeiteten Themen wäre in einem reinsozialwissenschaftlich ausgerichteten Fachbereich nichtmöglich gewesen. So sind naturwissenschaftlich-orien-tierte Friedensforscher darauf angewiesen, auch eigeneLabor- und Feldmessungen, Modellierungsaufgabenoder rechnergestützte Daten- und Bildauswerteverfah-ren durchführen zu können. In der Regel sind dieseMöglichkeiten in einem sozialwissenschaftlich ausge-richteten Fachbereich nicht gegeben. Hier fehlen häufignicht nur rechnergestützte Anwendungen oder Betriebs-oberflächen, die über die reine Erstellung von Textenhinausgehen, sondern auch die technische Unter-stützung und Wartung der zunehmend vernetztenRechnereinheiten.

Bereits seit langem war von Seiten der Naturwis-senschaftler und von FONAS der Wunsch geäussertworden, eine Stiftungsprofessur "Naturwissenschaftund Friedensforschung" einzurichten, um die bisherigeAbrüstungsforschung in Deutschland zu stärken und mitder Friedensforschung stärker zu verzahnen. Vor die-sem Hintergrund waren zu dem Symposium in BerlinExperten und Expertinnen verschiedener Fachbereicheaus Hochschulen, Politik, Förderinstitutionen und Me-dien eingeladen worden, um zu beraten, welchen Stel-lenwert die Naturwissenschaften in der Friedensfor-schung einnehmen und ob die Einrichtung einer natur-wissenschaftlichen Stiftungsprofessur durch die DSFdie naturwissenschaftlich orientierte, interdisziplinäreFriedensforschung, wie sie auch durch FONAS vertre-ten wird, entsprechend fördern könnte.

Das Symposium wurde durch Dieter Lutz eröff-net. Anschließend richtete der designierte Präsident derDeutschen Physikalischen Gesellschaft, Prof. RolandSauerbrey von der Universität Jena, sein Grußwort andie Symposiumsteilnehmer. In seiner Rede betonte er,das Janus-Gesicht der Physik schon in ihren Anfängen− nicht erst in der Gegenwart − sowie das stärkereEnggagement in den Reihen der Physiker in den letztenJahren sich dieser Problematik anzunehmen. So hättenzunehmend auch ethische Fragen an Gewicht gewon-nen. Bereits 1998 habe die DPG einen Arbeitskreis

"Physik und Abrüstung" eingerichtet, der im Rahmender jährlich stattfindenden Physikertagungen regelmä-ßig Fachsitzungen abhalte. Ferner habe die DPG inihrer soeben erschienenen dritten Auflage von "Physik− Themen, Bedeutung und Perspektiven physikalischerForschung" ihr Selbstverständnis um die These "Physi-ker sind eingebunden in Wertvorstellungen und Ver-pflichtungen" erweitert. Durchaus bemerkenswert ist,dass auch der potenzielle Missbrauch physikalischerForschung für Kriege und Konflikte erwähnt wird, ange-sichts der Tatsache, dass die Mehrheit der Physikersich eher wenig Gedanken über mögliche negativeFolgen ihrer Forschung macht.

Der nächste Redner, Dr. Wolfgang Liebert, FO-NAS-Vorsitzender und Mitglied von IANUS an der TUDarmstadt, zeigte die Rahmen und Möglichkeiten natur-wissenschaftlicher Abrüstungsforschung auf. Zunächstmachte er das eklatante Mißverhältnis zwischen denErfolgen der bisherigen Arbeit und den defizitärenRandbedingungen deutlich. Er wies auf einen beste-henden Mangel an praxisorientierter naturwissenschaft-licher Begleitforschung hin etwa in bezug auf eine Be-wertung technologischer Militärforschung, bei der Be-urteilung, welche technikbedingten Methoden bei derWeiterverbreitung vorliegen und bei der Frage, wie Ur-sachen und Wirkung technikbedingter Konfliktkonstella-tionen besser verstanden werden können. Abschlie-ßend beschrieb er die Potenziale, die nicht nur zurStiftungsprofessur gerechnet werden könnten und warbfür eine langfristige Sicherung von Querschnittsfor-schung und Förderung des naturwissenschaftlichenNachwuchses in diesem Bereich.

Dr. Götz Neuneck vom Institut für Friedensfor-schung und Sicherheitspolitik an der Universität Ham-burg beschrieb in seinem Kurzbeitrag grundlegendeProbleme der Physik wie das der Ambivalenz, dieNichtvorhersagbarkeit wissenschaftlicher Entdeckungenoder die Ressourcenfrage. Positiv bewertete er, dass inder Vergangenheit zahlreiche Beiträge aus der Physikzu den Themen Kriegsfolgen, Strategische Analysenund Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen,Konversion oder Technikfolgenabschätzung geleistetworden sind. Abschließend hob er die Bedeutung zu-künftiger naturwissenschaftlicher Beiträge hervor undnannte Themen wie den Nuklearterrorismus, Raketen-abwehr, neue Verifikationsverfahren, das Dual-Use Pro-blem und Folgen des Technologietransfers.

Es folgten Beiträge aus der Chemie und Biologie.Prof. Arndt Knöchel vom Institut für Anorganische undAngewandte Chemie der Universität Hamburg sprachüber die Beiträge zur Friedensforschung, die aus derChemie geleistet werden können. Er hob die Mitarbeitvon Chemikern an der Entwicklung der Chemiewaffen-konvention hervor und nannte in diesem Zusammen-hang das finnische Institut der Universität Helsinki zurVerifikation der Chemiewaffenkonvention − VERIFIN,dessen Aufgabe es ist, Methoden zur Verifikation beider Abrüstung chemischer Waffen zu entwickeln.

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Naturwissenschaft , Abrüstung und i nternationale Sicherheit

FONASNEWSLETTER Jg. 4, Nr. 410

Prof. Kathryn Nixdorff vom Institut für Mikrobiolo-gie der TU Darmstadt und Mitglied von IANUS zeigteBeiträge aus der Biologie zur Friedensforschung amBeispiel von Biologischen Waffen auf und benannte dieaktuellen Probleme und Schwächen der Biowaffen-Konvention.

Prof. Marianne Hassler vom Zentrum für Kon-fliktmanagement der Universität Tübingen stellte mögli-che Beiträge zur Friedensforschung aus der neurobio-logischen Persönlichkeitsforschung vor. Danach könntees Anzeichen dafür geben, dass manche Menschenaufgrund ihrer Hirnstrukturen weniger Interesse alsandere zu haben scheinen, sich konfliktvermeidend zuverhalten.

Auf Beiträge aus dem Fachbereich Informatikging Prof. Klaus Brunnstein von der Universität Ham-burg ein. Unter dem Thema "Cyberwar" − Status, Per-spektiven, Gegenmaßnahmen" wies er u.a. auf die Risi-ken hin, dadurch dass sich immer mehr große Wirt-schaftsunternehmen von einem unsicheren Netz ab-hängig machen. Zur Zeit seien militärische Überwa-chungssysteme nicht ans Internet angeschlossen. Erforderte im Gegensatz zum "Cyberwar", womit Angriffeauf Computernetze gemeint sind, eine "Cyber PeaceResearch".

Den ersten Teil abschliessend berichtete Prof.Hartwig Spitzer vom Institut für Experimentalphysik derUniversität Hamburg und Mitglied des Center for Scien-ce and International Security (CENSIS) über seine lang-jährigen Erfahrungen aus der Universitätspraxis imSpannungsfeld zwischen Fachzentrierung, interdiszipli-närer Vernetzung und politischer Relevanz zu arbeiten.

Prof. Dr. Hans-Peter Dürr vom Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik in München, der überdie naturwissenschaftliche Abrüstungsforschung spre-chen sollte, verspätete sich von einer USA-Reise kom-mend, so dass aus Zeitgründen sein Kurzvortrag ent-fallen musste. Er betonte die Notwendigkeit der Schaf-fung von horizontalen, nicht-disziplinären Strukturen fürdie gewünschte Forschung.

Der zweite Teil des Symposiums begann mit ei-ner einführenden Stellungnahme von Wolf-Michael Ca-tenhusen, Parlamentarischer Staatssekretär im Bun-desministerium für Bildung und Forschung. Bei derFrage, welche bedarfsorientierten Aspekte eine Rollespielen könnten, nannte er u.a. die Felder der Techno-logiepolitik und Rüstungskontrolle. Hier böte die Stif-tungsprofessur eine Chance, diese nicht der klassi-schen Ressortforschung angehörigen Forschungsfelderzu bearbeiten.

Es folgten kurze Stellungnahmen und Diskussi-onsbeiträge der Abnehmer von naturwissenschaftlichenArbeiten in der Friedensforschung und Öffentlichkeitsowie von Fördereinrichtungen und Hochschulangehö-rigen. Rüdiger Lüdeking vom Auswärtigen Amt machteden großen Bedarf seines Ressorts nach entsprechen-der Forschung und als potenzieller Abnehmer von Er-

gebnissen deutlich, die schon bislang wichtige Impulsehervorbrachten.

Oberst Hugenschmidt vom Zentrum für Verifikati-on der Bundeswehr in Geilenkirchen hob hervor, dassAbgeordnete Naturwissenschaftler bräuchten, um sichdie Technik der Abrüstung erklären zu lassen. AuchThomas Petermann vom Büro für Technikfolgen-Ab-schätzung beim Deutschen Bundestag nannte einenBedarf an naturwissenschaftlicher Fachexpertise fürAnhörungen, Befragungen und Studien im DeutschenBundestag zu Fragen von Rüstung und Abrüstung.

Anschliessend stellten Vertreter der UniversitätenHamburg, Bochum und Darmstadt ihre Universitätenvor und beschrieben die Voraussetzungen für die Ein-richtung einer Stiftungsprofessur für Naturwissenschaftund Friedensforschung an ihrer Hochschule. Alle hobendie Bedeutung einer solchen Professur hervor, um ver-besserte Voraussetzungen zu schaffen, hochaktuelleFraugen wie etwa die fortschreitende Rüstungsdyna-mik, das Problem der Massenvernichtungswaffen, dieRaketenabwehr oder technologiebedingte Konfliktkon-stellationen zu bearbeiten und erklärten ihre Bereit-schaft, an ihrer Hochschule eine solche Professur ein-zurichten.

Abschliessend waren sich alle Experten einig,das in Deutschland ein echter Bedarf für eine derartigeStiftungsprofessur besteht. Vielmehr würde es bei derBreite und Relevanz der Themen, wie etwa Fragen dermilitärischen Nutzung des Weltraums, des Einsatzesvon Laserwaffen oder des Nuklearterrorismus gleichmehrerer Stiftungsprofessuren bedürfen. Wobei andereDisziplinen, wie die Informatik − Stichwort Cyberterroris-mus − oder die Biologie mit der rasanten Entwicklung inder Gentechnik − Stichwort Biowaffen − noch gar nichtberücksichtigt seien.

Ulrike Kronfeld-Goharani

Bericht von der Sitzung des DPG-Arbeits-kreises Physik und Abrüstung (AKA ) inLeipzig 2002

Auch in diesem Jahr wurde im Rahmen der Früh-jahrstagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft(DPG) eine Fachsitzung des Arbeitskreises "Physik undAbrüstung" durchgeführt, bei der auch viele Mitgliedervon FONAS aus ihrer Arbeit berichteten. Das Treffenfand vom 21. bis 22. März 2002 in Leipzig statt.Schwerpunkt der Fachsitzung waren in diesem JahrFragen der nuklearen Rüstungskontrolle, der Raketen-frühwarnung und des Terrorismus unter dem Aspektdes Besitzes von Massenvernichtungswaffen.

Als erster Hauptvortragender gab David Moshervon der RAND Corporation einen Überblick über mögli-che phasenweise Reduktionen der US-Nuklearstreit-kräfte unter dem Gesichtspunkt der Einführung vonRaketenabwehr und dem Aufkommen neuer Bedrohun-gen. Dabei problematisierte er insbesondere den Über-gang zu niedrigeren Arsenalen in einer nicht länger

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Naturwissenschaft , Abrüstung und i nternationale Sicherheit

Jg. 4, Nr. 4 FONASNEWSLETTER 11

bipolaren Welt. Im zweiten Hauptvortag beleuchteteGeoffrey Forden vom MIT ein Thema, dass bislangweitgehend unbeachtet ist: die Gefahr eines unbeab-sichtigten Nuklearangriffs aufgrund der Defizite des rus-sischen Frühwarnsystems. Es wurden technische Vor-schläge vorgestellt, wie eine gemeinsame satellitenge-stützte Frühwarnkomponente aufgebaut werden kann.Danach wurde die Sitzung mit Fachvorträgen weiter-geführt. Götz Neuneck vom IFSH gab einen Überblicküber die neuen Pläne der Bush-Administration zumAufbau einer globalen, mehrschichtigen Raketenab-wehr. Jürgen Altmann von der Ruhr-Universität Bochumzeigte die Möglichkeiten von Technologien zum Abfan-gen von Satelliten im Weltraum auf.

Während der Mittagspause wurden in Anknüp-fung an einen Vortrag des Mittwochs Teile eines Inter-views mit Carl Friedrich von Weizäcker zu seinen Erin-nerungen bezüglich der Bohr-Heisenberg-Gesprächevorgeführt und diskutiert.

Die Nachmittagssitzung wurde vom drittenHauptvortrag eingeleitet. Martin Kalinowski, Physikeram Technical Secretariat der geplanten CTBT-Organi-sation in Wien, beschrieb die technischen Aspekte beider Zusammenführung der Daten des seismischen,hydroakustischen und radioaktiven, weltweiten Mess-netzes, das den "umfassenden Kernwaffenteststopp-vertrag" CTBT überprüfen soll. Im folgenden Fachvor-trag berichtete Ulrike Kronfeld-Goharani über die dro-hende Gefahr, dass Russland weltweit zum größtenAbfalllager für Atommüll wird. Mit neuen Waffentech-nologien, insbesondere Mikrowellen und akustischenWaffen, beschäftigte sich Jürgen Altmann. Er forderteverstärkte Anstrengungen, diese geheimnisvollen Waf-fen, denen oft übertriebene Wirkungen nachgesagtwerden, auch unter physikalischen Gesichtspunktenbesser zu verstehen.

Angesichts der Bedeutung der Anschläge des 11.September 2001 für Fragen der internationalen Sicher-heit wurde auf der Fachsitzung ein Schwerpunkt zumThema "Terrorismus" organisiert. Götz Neuneck ver-wies darauf, dass die monströsen Attentate vom 11.September ohne klassische Massenvernichtungswaffen(MVW) durchgeführt wurden und trotzdem einen Effekterreichten, der mit MVW zu erreichen gewesen wäre.Nuklearterrorismus ist schon alleine deshalb eine akuteGefahr, da die Nuklearmächte zu wenig unternehmen,um ihre überschüssigen Waffenbestände irreversibelund vor Zugriff sicher, abzubauen. Wolfgang Liebertverwies auf die enormen Risikopotentiale, die moderneGesellschaften extrem verwundbar machen. Er schil-derte die Überlegungen der US-Administration mit Nu-klearwaffen tief in das Erdreich einzudringen, um unter-irdische Ziele zu zerstören. Dies würde Nuklearwaffennicht nur zu Kriegsführungswaffen machen, sondern injedem Falle auch nuklearen Fall-out produzieren.

Wie auch in den Jahren zuvor war die Fachsit-zung des AKA sehr gut besucht, was das Interessejunger Physiker und Physikerinnen an Fragen des Zu-

sammenhangs zwischen Naturwissenschaft und Inter-nationaler Sicherheit belegt. Auch im nächsten Jahrfindet im Rahmen der DPG-Frühjahrstagung eine Fach-sitzung des AKA statt, zu der alle FONAS-Mitgliederherzlich eingeladen sind. Die Fachsitzung wird am 27.und 28. März 2003 in Hannover stattfinden. Eine An-meldung von Vorträgen kann unter www.dpg-tagun-gen.de/subm/ erfolgen.

Götz Neuneck, Christoph Pistner

14th Summer Symposium on Science andWorld Affairs

Auch im Jahr 2003 wurde – zum nunmehr vier-zehnten Mal – von der amerikanischen „Union of Con-cerned Scientists“ (UCS, www.ucsusa.org) ein interna-tionales Treffen von vornehmlich jungen Wissenschaft-lern zu naturwissenschaftlich/technischen Fragen derinternationalen Sicherheit veranstaltet. Das Treffen fandvom 15. bis 21. Juli 2002 in den Räumen der Universityof Illinois at Urbana-Champaign statt. Lokaler Organi-sator war das „Program in Arms Control, Disarmament,and International Security“ (ACDIS, www.acdis.uiuc.-edu) insbesondere vertreten durch Prof. Clifford Singer,der sowohl durch intensive Teilnahme an der Tagungwie großes persönliches Engagement auch in der Or-ganisation und Freizeitgestaltung wesentlich zum gutenGelingen beitrug.

Den Summer Symposien der UCS liegt der Ge-danke zugrunde, im noch wenig etablierten Feld dernaturwissenschaftlichen Friedensforschung junge Wis-senschaftler und bereits langjährig in diesem Bereicharbeitende Forscher zusammenzubringen, um so einebessere Vernetzung, einen frühzeitigen Gedankenaus-tausch und eine Anregung von neuen Forschungspro-jekten möglich zu machen. Dazu werden jeweils ca. 40Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Ländern (in derVergangenheit neben den Kernwaffenstaaten auchBelarus, Deutschland, Iran, Japan, Kanada, Kasachs-tan, den Niederlanden, Polen, Süd-Korea, Schwedenund der Ukraine) eingeladen.

In diesem Jahr kamen 31 Teilnehmer aus 9 Län-dern zusammen. Auch aus Deutschland waren fünfPersonen eingeladen, die übrigens (mittlerweile) auchalle Mitglieder von FONAS (geworden) sind. Jeder Teil-nehmer stellte seine eigene Arbeit in einem ca. 25 mi-nütigen Vortrag mit anschließenden 20 Minuten Diskus-sion vor. Der erste Tag begann mit Vorträgen zumThema spaltbare Materialien und Proliferationsgefah-ren. So wurde Problemen im Zusammenhang mit hoch-angereichertem Uran in zivilen Forschungsreaktorenund im abgebrannten Brennstoff aus russischen U-Boot-Reaktoren, dem Transport und der Lagerung ab-gebrannten Reaktorbrennstoffs in Russland sowie all-gemeinen Fragen der Endlagerung am Beispiel desamerikanischen Endlagerprojekts Yucca-Mountainnachgegangen. Weiterhin wurde von zwei Vortragen-den der Zusammenhang zwischen einer zivilen Fusi-

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FONASNEWSLETTER Jg. 4, Nr. 412

onsenergieforschung und möglichen verbundenen Pro-liferationsrisiken thematisiert.

Am zweiten Tag wurden im Anschluss hieranMöglichkeiten einer Beseitigung von Plutonium aberauch einer besseren Einbindung ehemaliger russischerKernwaffenforscher in alternative Arbeiten untersucht.

Danach wurden Fragen der Massenvernichtungswaffenin einem terroristischen Szenario diskutiert. Dazu wur-den in zwei Vorträgen zunächst die Möglichkeiten undBedrohungspotentiale durch nuklearen Terrorismuserörtert. Dann wurde ein Verfahren zur einfachen undschnellen Detektion chemischer und biologischer Waf-fen vorgestellt sowie Methoden zur Erhöhung der Flug-sicherheit durch Profiling der Passagiere dargestellt. Ineiner diesen Themenblock abschließenden Diskussi-onsrunde konnte man zwei unterschiedliche Haupt-strömungen ausmachen. So wurde von einigen Teil-nehmern eher eine Position vertreten, nach der sich diegroßen gegenwärtigen Gefahren im Bereich der Kern-waffen auf einige problematische Staaten sowie terro-ristische Vereinigungen zurückführen lassen, so dassalle Anstrengungen auf absehbare Zeit diesem Feldgewidmet werden müssen. Größere internationale Ver-einbarungen in Richtung auf eine weitere Abrüstungund der Vernichtung von Beständen kernwaffenfähigerMaterialien seien demnach nicht vordringlich, vielmehrmüsse nur die Sicherheit der langfristigen Lagerungdieser Materialien gewährleistet werden. Demgegen-über wurde von einer anderen Gruppe die Anschauungvertreten, dass sich mittelfristig eine weitere Verbrei-tung von Kernwaffen – sowohl in staatlicher wie terro-

ristischer Perspektive – nur durch Fortschritte hin zueiner Abrüstung von Kernwaffen auch auf Seiten derKernwaffenstaaten und einer nachhaltigen Beseitigungvon Beständen verwirklichen lassen würde, wobei be-gleitende Maßnahmen der Erhöhung der Sicherheit nurals Zwischenschritte zu einer längerfristig notwendigenLösung der verbundenen Probleme angesehen werdenkönnen.

Nach dieser Diskussion wurden am dritten TagVorträge aus dem Bereich der Raketenabwehr undWeltraumbewaffnung gehalten. Zunächst analysiertenzwei Referenten die denkbaren Hintergründe und Impli-kationen der gegenwärtigen US-amerikanischen Pla-nungen für eine Raketenabwehr. Dabei wurden auchbesonders die strategischen Auswirkungen auf Chinaund mögliche Reaktionen hierauf diskutiert. Danachwurde die Frage untersucht, inwieweit das gegenwärtiggeplante Testprogramm Aussagen über die Funktions-fähigkeit des Systems überhaupt zulässt, welche Anfor-derungen an ein Boost-Phase Raketenabwehrsystemzu stellen wären, welche Rolle Lasern in der Entwick-lung eines Raketenschilds zukommen kann, welcheFunktionen weltraumbasierte Laser erfüllen können undob das gegenwärtig geplante Infrarot-Satellitensystemder USA (SIBRS-Low) im Rahmen der Früherkennungfür eine Unterscheidung zwischen Sprengköpfen undDecoys (Attrappen) verwendet werden könnte.

In Fortsetzung des Themas vom Vortag wurdeam vierten Tag zunächst über die Frage des mit einemRaketenabwehrsystems möglicherweise verbundenenProblems des Weltraumschrotts referiert bevor ab-

14th Summer Symposium on Science and World Affairs in den Räumen der University of Illinois atUrbana-Champaign

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Naturwissenschaft , Abrüstung und i nternationale Sicherheit

Jg. 4, Nr. 4 FONASNEWSLETTER 13

schließend zu diesem Themenbereich kooperative Al-ternativen zu Raktenabwehrsystemen vorgestellt wur-den. Am Nachmittag wurden dann nochmals allgemei-nere Aspekte der Nuklearpolitik und der nuklearen Rüs-tungskontrolle angesprochen. Hier wurden Fragen mul-tilateraler Rüstungskontrolle, Möglichkeiten und Chan-cen weiterer Abrüstungsschritte für die russische Nuk-learstrategie sowie die Auswirkungen der gegenwärti-gen US-Politik auf die strategische Planung Chinas pro-blematisiert.

Der letzte Tag stand schließlich unter der Über-schrift von Verifikation und Monitoring verschiedenerRüstungsabkommen. Neben der Darstellung aktuellerMöglichkeiten der Satellitenverifikation und technischerVerfahren zur Änderungsdetektion in Satelliten- undLuftbildaufnahmen wurde auch auf das Problem derVerifikation von Abrüstungsverträgen in Hinblick aufeine Überwachung von nuklearen Sprengköpfen ohnedie Offenlegung sensitiver Informationen eingegangen.Danach wurden Überlegungen zur konventionellenRüstungskontrolle am Beispiel der indischen Seestreit-kräfte – hier besonders des geplanten Einsatzes vonAtom-U-Booten – vorgestellt. Als letzter Vortrag wurdenschließlich Ansätze für eine präventive Rüstungskon-trolle am Beispiel von Mikrosystemtechnologien disku-tiert.

Alle Vorträge hatten ein hohes Niveau und durchdie interessante Zusammensetzung der Teilnehmer(sowohl in Hinblick auf die Herkunftsländer wie die ver-tretenen Disziplinen) kam es immer zu spannendenDiskussionen. Trotz der drückenden Hitze mit hoherLuftfeuchtigkeit, der im Inneren der Gebäude durch tief-kühlartige Klimatisierung entgegenwirkt wurde (glück-licherweise standen Fragen der nachhaltigen Ener-

gieversorgung nicht auf dem Tagungsplan), fand dieVeranstaltung wieder einmal in einer äußerst freund-lichen und aufgeschlossenen Atmosphäre statt, dieviele persönliche Kontakte und Diskussionen und einegelungene Abendgestaltung garantierte.

Während in der Vergangenheit die Tagung übli-cherweise über 10 Tage lief und von zwei freien Tagenfür gemeinsame Freizeitveranstaltungen unterbrochenwurde, war das diesjährige Treffen nur sechs Tagelang, von denen ein Tag für einen Ausflug zu einer lo-kalen Amish-Siedlung in der Nähe von Urbana-Cham-paign genutzt wurde. Der Grund hierfür war der Ver-such der UCS, das Summer Symposium mit dem inChicago im unmittelbarem Anschluss stattfindenden 1st

International Professional Meeting of IndependentTechnical Security Analysts zu kombinieren (siehe hier-für den entsprechenden Tagungsbericht in diesemNewsletter).

Das 15th International Summer Symposium wirdim July 2003 an der Tsinghua University in Beijing,China stattfinden. Es steht zu hoffen, dass damit diesehr nützliche und erfolgreiche sowie spannende Reiheder Summer Symposien – auch über das Jahr 2003hinaus – fortgesetzt werden wird.

Christoph Pistner

Siehe weiterhin: www.summersympoium.org sowie die Ta-gungsberichte der letzten Treffen in den vergangenen FO-NAS-Newslettern (Nr. 2 und 3) auf www.fonas.org.

Teilnehmer(innen) des 14th Summer Symposium on Science and World Affairs

1. Sheila Roberts, 2. Alexei Kholodov, 3. Huang Hai, 4. Gopi Rethinaraj, 5. Laura Grego, 6. Antonella Romano, 7.George Lewis, 8. Cliff Singer, 9. Lisbeth Gronlund, 10. Dan Schreiber, 11. Hiraku Sakamoto, 12. Laura Albert, 13. PaulPodvig, 14. Margaret Kosal, 15. Holger Storck, 16. Eryn MacDonald, 17. Shen Dingli, 18. Tadahiro Katsuta, 19. Li Bin,20. Dong Yunfeng, 21. Andre Rothkirch, 22. Dmitri Petrov, 23. A.H. Toor, 24. Qiu Yong, 25. Timur Kadyshev, 26. MortenBremer Maerli, 27. Christoph Pistner, 28. Gregory Kulacki, 29. Hao Fanhua, 30. Alexander Glaser, 31. Ole Reistad, 32.Julian Palmore,

Missing from photo: Jürgen Altmann

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Naturwissenschaft , Abrüstung und i nternationale Sicherheit

FONASNEWSLETTER Jg. 4, Nr. 414

1st International Professional Meeting ofIndependent Technical Security Analysts

Am 23. und 24. Juli 2002 fand in Chicago daserste „International Professional Meeting of Indepen-dent Technical Security Analysts“, organisiert durch dieamerikanische „Union of Concerned Scientists“ (UCS,www.ucsusa.org) statt. Hierzu waren ca. 80 Wissen-schaftler(innen) aus aller Welt, vorwiegend jedoch denUSA, eingeladen. Ca. die Hälfte der Teilnehmer hattezuvor am „14th International Summer Symposium onScience and World Affairs“ (siehe vorherigen Bericht)teilgenommen. Die Veranstaltung wurde durch die„John D. and Catherine T. MacArthur Foundation“(www.macfound.org) finanziert. Ziel der Veranstaltungwar es, der immer noch kleinen Gruppe von mit natur-wissenschaftlich/technischen Methoden an Fragen derinternationalen Sicherheit arbeitenden Wissenschaft-ler(inne)n eine gemeinsame, internationale Fachtagungzu bieten. Damit sollte, neben dem Austausch neuererForschungsergebnisse, insbesondere auch eine Ver-ständigung über gemeinsame Forschungsfragen unddie wissenschaftlichen Ziele der Arbeiten in diesemBereich angestrebt werden. Hierzu war die Veranstal-tung in allgemeinere Übersichtsvorträge, speziellereFachvorträge in Arbeitsgruppen und Diskussionsrundenunterteilt.

Inhaltlich wurde die Tagung in die Bereiche Ra-ketenabwehr, Anti-Satellitenwaffen bzw. Weltraumbe-waffnung, Proliferation von Kernwaffen, Verifikation nu-klearer Abrüstung, spaltbare Materialien, Teststoppver-trag und Fragen des Terrorismus unterteilt (für dasProgramm siehe www.summersymposium.org/ss14/-proflmtgintro.html). Einige diskutierte Themen sollenhier kurz vorgestellt werden.

Am ersten Tag wurde die Veranstaltung einge-leitet von L. Gronlund (UCS), die nochmals in Strukturund Ziele der Tagung einführte. Als ersten inhaltlichenBeitrag berichteten M.V. Ramana (Princeton) und Z.Mian (Princeton) über die Entwicklung in Südasien nachden indischen und pakistanischen Kernwaffentests von1998. Während M.V. Ramana dabei versuchte, einetechnische Einschätzung der gegenwärtigen PotentialeIndiens und Pakistans zu geben, analysierte Z. Mianpolitische Implikationen der Tests und problematisierteinsbesondere eine Übertragung von Rüstungskontroll-ansätzen zwischen den USA und der Sowjetunion ausZeiten des Kalten Krieges auf die gegenwärtige Ent-wicklung in Südasien. Statt Methoden der technischenRüstungskontrolle seien hier viel stärker aufklärendeund informierende Maßnahmen notwendig, da in Pa-kistan und Indien ein wirkliches Verständnis für diedurch Nuklearwaffen geschaffenen Bedrohungspoten-ziale noch nicht gegeben sei. In einem anschließendenFachvortrag problematisierte T. Postol (MIT) Ergebnis-se der bisherigen Test des US-amerikanischen Rake-tenabwehrsystems in Hinblick auf eine mangelhafteUnterscheidungsfähigkeit zwischen Sprengköpfen undAttrappen, wobei er insbesondere auch auf mangelnde

wissenschaftliche Qualitätskontrolle der Entwicklerdurch das dafür beauftragte MIT einging. Eine weitereArbeitsgruppe beschäftigte sich anschließend mit orga-nisatorischen Fragen wie der Erstellung eines Rüs-tungskontrollhandbuchs, eines elektronischen Journalsund einer umfassenden E-mail-Liste für den Bereichtechnische Rüstungskontrolle.

Unter dem Blickpunkt terroristischer Gefahrenuntersuchte E. Lyman (NCI) den Bereich ziviler Kernre-aktoren. Er wies darauf hin, dass zwar nach dem 11.September die Gefahrenwahrnehmung hier deutlich zu-genommen habe, die tatsächlich ergriffenen Maßnah-men dem jedoch nicht gerecht werden würden. C. Chy-ba (CISAC) ging daraufhin auf die Gefahren des Terro-rismus mit biologischen Waffen ein. Hier seien Nicht-verbreitungsmaßnahmen aufgrund der weiteren Ver-breitung der Materialien und der einfacheren Technolo-gien weitaus schwerer umzusetzen als im nuklearenBereich. Daher müsse ein Schwerpunkt auf die Mög-lichkeiten einer Reaktion auf Anschläge mit biologi-schen Agenzien, also die Bereitstellung von Impfstoffenund die Ausbildung von Personal g elegt werden.

Zurück im Bereich nukleare Abrüstung stellte M.McKinzie (NRDC) eine Analyse der US-amerikanischenKernwaffeneinsatzplanung vor. Dabei kritisierte er einFesthalten an der sogenannten Counterforce-Strategie,die, wie er aufzeigen konnte, zu vergleichbaren Folgenfür die Zivilbevölkerung führen würde wie eine expliziteCountervalue-Abschreckungsstrategie. Da letztere je-doch den Übergang zu deutlich niedrigeren Kernwaf-fenarsenalen zulassen würde, sei hier ein Strategie-wechsel in Hinblick auf Möglichkeiten für eine weiterenukleare Abrüstung dringend zu empfehlen. G. Mello(Los Alamos Study Group) gab in der Folge eine Ein-schätzung über US-amerikanische Planungen für eineWeiterentwicklung von Kernwaffen und der daraus er-wachsenden Notwendigkeit, eine Wiederaufnahme vonKernwaffentests vorzusehen. In diesem Bereich gebees keine klar festzumachende Position innerhalb derUS-Regierung, was eine Einschätzung der weiterenEntwicklung erschwere.

Am zweiten Tag eröffnete F. von Hippel (Prince-ton) die Veranstaltung mit einem Überblick von Maß-nahmen im Bereich der Kontrolle spaltbarer Materialien,wobei er sich in seinen Betrachtungen auf hochange-reichertes Uran konzentrierte. Als relevante Schrittenannte er einen Stopp der weiteren Produktion, dieSicherung der existierenden Bestände, den Verzicht aufdie Nutzung im zivilen Bereich (Forschungsreaktoren)und den Abbau der Bestände (durch Verdünnung zuniedriger angereichertem Material). A. Macfarlane (MIT)ging im Anschluss auf den gegenwärtigen Stand derPlutoniumentsorgung im Bereich der militärischen Be-stände ein. Nach anfänglichen Erfolgen im Jahr 2000zeichnet sich hier gegenwärtig ein Stillstand der Bemü-hungen ab, nachdem die Option der Immobilisierung inden USA aus Kostengründen eingestellt wurde, dasalternative MOX-Programm jedoch auch an verschie-denen institutionellen wie finanziellen Aspekten zu

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Naturwissenschaft , Abrüstung und i nternationale Sicherheit

Jg. 4, Nr. 4 FONASNEWSLETTER 15

scheitern droht. Am Beispiel Japans untersuchte da-nach M. Miller (MIT), über welche potentiellen Zugängezu Kernwaffen moderne Industriestaaten mit einer aus-geprägten zivilen Kerntechnik verfügen. Er kam zurFeststellung, dass alle relevanten Technologien undMaterialien für die Herstellung von fortgeschrittenenKernwaffen in solchen Staaten zur Verfügung stündenund nur sehr schwer kontrollierbar seien.

Einen Überblick der Entwicklungen im Bereichvon Weltraumwaffen gab P. Podvig (Moscow Institute ofPhysics and Technology), wobei er diese aus Sicht derRüstungskontrolle als eher unproblematisch einschätz-te, da sie nicht zu negativen Auswirkungen im Verhält-nis USA-Russland führen würden. E. Miasnikov (Mos-cow Institute of Physics and Technology) wies an-schließend auf strategische Implikationen der Fort-schritte im Bereich konventioneller präzisionsgesteuer-ter Raketen hin. Während bislang eine Vernichtung vonnuklearen Raketenstellungen nur durch einen Angriffmit Kernwaffen möglich erschien, könnte dies mittler-weile auch durch konventionelle Systeme aufgrund ih-rer höheren Treffergenauigkeit erreicht werden, was un-mittelbare Konsequenzen für nukleare Rüstungskon-trollabkommen nach sich ziehen würde.

Weitere Vorträge (an denen der Berichterstatternicht teilnehmen konnte) befassten sich mit: Earth-Penetrating Weapons (Rob Nelson, Princeton), NewApproaches in Arms Control (Patricia Lewis, UNIDIR),Military Applications of Nano- and Microsystems Tech-nology (Jürgen Altmann, Dortmund), Missile Defensesunder the Bush Administration (David Wright, UCS)sowie Using the Freedom of Information Act (HansKristensen, Nautilus Institute).

Insgesamt bot die Tagung einen guten Überblickdes Feldes der technischen Rüstungskontrolle. Sowohlsehr allgemeine Ansätze wie auch spezifische techni-sche Untersuchungen wurden vorgestellt. Allerdingswar auch festzustellen, dass sich die Ansätze und Ziel-richtungen der verschiedenen Arbeiten zum Teil sehrdeutlich voneinander unterschieden. Sowohl bei derFrage nach der zukünftigen Rolle und den Möglichkei-ten technischer Rüstungskontrolle wie bei den als rele-vant angesehenen Bedrohungsszenarien waren klareUnterschiede vorhanden. So standen eher an Fragender nationalen Sicherheit orientierte Positionen deneneines eher multilateralen und universelleren Sicher-heitsverständnisses gegenüber. Auch wurde die Be-deutung terroristischer Bedrohungen im Vergleich zuden Gefahren staatlicher Proliferation und Rüstungsin-novation stark unterschiedlich betont. Abschließendwurde die Veranstaltung jedoch sehr positiv bewertetund der Wunsch formuliert, diese in einem regelmäßi-gen Turnus etwa alle 2 Jahre durchzuführen.

Christoph Pistner

Summer Study in der Stanford University

Die John D. and Catherine T. MacArthur Foun-dation in den USA hat sich für die nächsten Jahre vor-genommen, die dauerhafte Verankerung der naturwis-senschaftlichen Abrüstungsforschung in den USA undweltweit zu fördern. Ein Bestandteil davon ist die inter-nationale Vernetzung. Neben dem ersten internationa-len Professional Meeting of Independent TechnicalSecurity Analysts finanzierte die Stiftung im Sommer2002 eine einwöchige Summer Study, die vom 17. bis24. August im Center for International Security andCooperation (CISAC) der Stanford University, etwa 40km südöstlich von San Francisco, Kalifornien, stattfand.Veranstalter waren neben dem CISAC das ProgrammScience and Global Security der Princeton University,das Security Studies Program des Massachusetts In-stitute of Technology und die School of Public Affairsder University of Maryland. Das Ziel war, zu vier The-menbereichen gemeinsame Ergebnisse zu erarbeiten,die zu Veröffentlichungen führen sollen. Die Gruppenbefassten sich mit folgenden Themen: Raketenfehl-alarm (Verringerung des Alarmstatus und Verbesserungder Frühwarnung bei US- und russischen Nuklearrake-ten), Containersicherheit (Überwachung auf Manipulati-on und radioaktives Material), Kleinsatelliten (erzeugensie eine Bedrohung von US-Satelliten?), und For-schungsreaktoren (Umrüstung auf niedrig angereicher-tes Uran, Verringerung des Risikos terroristischer An-griffe). Daneben gab es einige Plenarvorträge und –dis-kussionen zu Kernwaffensicherheit in Südostasien undder US-Nuklearstrategie. Insgesamt nahmen etwa 50Wissenschaftler aus fünf Ländern teil; aus Deutschlandwaren es die FONAS-Mitglieder Alexander Glaser undJürgen Altmann. Am Ende der Woche waren die Arti-kelkonzepte recht weit gediehen, nun müssen die betei-ligten Autoren die Textteile schreiben und miteinanderabstimmen. Es hat sich gezeigt, dass eine solche Wo-che konzentrierter Arbeit an einem Thema in einer ü-berschaubaren Gruppe sehr produktiv sein kann. Dieersten Veröffentlichungen sollen in den nächsten Mo-naten erscheinen.

Jürgen Altmann

Bericht über die Pugwash-Jahrestagung„ Science – Sustainability – Security“ inLa Jolla , USA

Die diesjährige 52. Jahrestagung der „PugwashConferences on Science and World Affairs “ fand im Au-gust 2002 in La Jolla/USA im angenehmen südkaliforni-schen Klima statt. Die „University of California San Die-go“ bildete mit ihrem modernen Campus, der nicht nureine futuristische Bibliothek (siehe Abb.), sondern auchinnovative Institute (so ein Institute for Nonlinear Scien-ces) beherbergt, eine gastfreundliche und angenehmeKulisse für die Jahrestagung der internationalen Pug-wash-Bewegung. An der Konferenz mit dem Titel„Science – Sustainability – Security“ nahmen ca. 200„Pugwashits“ teil, u.a. aus den USA, Frankreich, Kana-

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Naturwissenschaft , Abrüstung und i nternationale Sicherheit

FONASNEWSLETTER Jg. 4, Nr. 416

da, Israel, Palästina, den Niederlanden, Großbritannien,Brasilien, Argentinien, Mexiko, Bangladesh, Nepal,Nigeria, Pakistan, Japan, Südafrika etc.

Die Plenarvorträge beschäftigten sich mit der Si-tuation in Südasien, der Gefährdung der Erde durchAsteroideneinschläge (Chris Chyba, USA) und der "grü-nen Revolution". M. Swamimathan aus Indien berichte-te über die Bekämpfung des Hungers auf dem Subkon-tinent. Ein von Pervez Hoodbhoy produzierter Film überdie Gefahr einer nuklearen Auseinandersetzung zwi-schen Indien und Pakistan bildete den Hintergrund ei-ner Diskussion zwischen dem pakistanischen Wissen-schaftler und dem indischen Air Commodore a.D. JasjitSingh. Der ehemalige Verteidigungsminister WilliamPerry, der nach seiner Pensionierung wieder im nahegelegenen Stanford lehrt, sorgte in seiner „KeynoteAddress“ für Unruhe. Seine These war, dass sich diezur Zeit die US-Militärs beschäftigende „Revolution inMilitary Affairs“ als „Off-set-Strategie“ gegenüber derquantitativen Überlegenheit der damaligen Sowjetuniongedacht war. Obwohl die Sowjetunion nicht mehr exis-tiert, soll diese Strategie Perrys Meinung nach fortge-setzt werden, da sie den kollateralen Schaden von Krie-gen minimieren würde. Eine Bewaffnung des Welt-raums sah Perry nicht als dringlich an.

Für die nächsten fünf Jahre wurde ein neues 22-köpfiges Council gewählt, dem Götz Neuneck als deut-scher Vertreter angehört. Im Rahmen des „MissionStatements“ bzw. der „Principles, Structure and Activi-ties“ wurden die Zielrichtung und die Aufgabenstellungder Bewegung festgelegt. Deutlich ist eine Hinwendungzu klassischen Pugwash-Themen wie Massenvernich-tungswaffen zu beobachten. Dies hängt sicher auch mitder Entwertung der weltweiten Rüstungskontrollbe-mühungen zusammen. Andererseits sollen mehr Work-shops in Konfliktregionen wie z.B. Korea oder im Mittle-ren Osten veranstaltet werden. Es wurden bei der Ver-anstaltung auch einige personelle Entscheidungen be-kannt gegeben. Neuer Präsident ist Prof. M. Swamima-than, ein ausgewiesener Vertreter der "grünen Re-volution" aus Neu Delhi, der den scheidenden Prä-

sidenten Sir Michael Attiyah ablöst. Hiermit ist erstmaligein Vertreter eines Entwicklungslandes Pugwash-Präsident. Generalsekretär und damit Nachfolger vonGeorge Rathjens ist Prof. Paolo Cotta-Ramusino ausMailand. Zusätzlich wurde das Amt eines „ExecutiveOfficers“ geschaffen: Jeffrey Boutwell wird als solcher inWashington D.C. ein kleines Pugwash-Büro eröffnen.Nähere Informationen und Unterlagen findet man aufder Homepage www.pugwash.org.

Die Ergebnisse der fünf Arbeitsgruppen Nuklear-waffen, BMD/Weltraum, C-B-Terrorismus, Weltin-nenpolitik, Globalisierung, Technologie und Klimawan-del können auf der Pugwash-Homepage eingesehenwerden bzw. werden sicher im neuen Newsletter ver-öffentlicht werden. Es wurde neben den Arbeitsgrup-penberichten auch ein Bericht der vor der Haupttagungveranstalteten Konferenz „International Student YoungPugwash“ Organisation gegeben. Hier tut der frischeund unverbrauchte Eindruck mancher Gedanken, Ideenund Aktionen aus diesem Kreise der Pugwash-Organisation sicher gut.

Von deutscher Seite nahmen Prof. K. Gottstein,Prof. L. Dreschler-Fischer, Prof. K. Nixdorff, U. vonGierke, G. Neuneck und J. Altmann teil. Die nächsteJahrestagung wird vom 15.-23. Juli 2003 in Halifax,Nova Scotia stattfinden. Wer nähere Informationen, Ma-terial oder Hintergrundinformationen wünscht, mögesich an G. Neuneck ([email protected])wenden.

Götz Neuneck

Nächste Termine sind:

9.-10. November 2002, Group Geneva, Switzerland: Pug-wash Meeting No. 278: 18th Workshop of the Pugwash Studyon the Chemical and Biological Weapons Conventions

Die „Geisel Library“ der University of California in San Diego

Lilo Altmann (einen Tiger verdeckend), Leonie Dreschler-Fischer, Kathryn Nixdorff, Jürgen Altmann und Götz Neuneckim Zoo von San Diego

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Naturwissenschaft , Abrüstung und i nternationale Sicherheit

Jg. 4, Nr. 4 FONASNEWSLETTER 17

15.-17. November 2002, London, England: Pugwash MeetingNo. 279: Pugwash Workshop on No-First-Use of NuclearWeapons

9.-16. Februar 2003, Andalo (Trento), Italy: ISODARCOMeeting No. 49: 16th Winter Course: The Surge in NonstateViolence: Roots, Impacts and Countermeasures

16.-26. June 2003, Candriai (Trento), Italy: ISODARCOMeeting No. 50: 24th Summer Course: Nuclear Weapons

15.-23. Juli 2003: 53rd Pugwash Conference, Halifax, NovaScotia

Fachgespräche "Naturwissenschaft und internationale Sicherheit"

Um den Austausch über dieGrenzen der bislang an FONAS beteilig-ten Gruppen hinweg auszudehnen undauch um den Kontakt zu den Zielgruppenzu verbessern, veranstaltet FONAS in re-gelmäßigen Abständen öffentliche Fach-gespräche für eine Öffentlichkeit aus Po-litik, Wissenschaft, Wissenschaftsför-derung und Medien. Das erste von FO-NAS durchgeführte Fachgespräch dieserArt fand am 13. Juni 1996 in Bonn statt.Bereits am 30. März 1995 wurde von denArbeitsgruppen, die ein Jahr später sichzu FONAS zusammenschlossen, einFachgespräch „Naturwissenschaft undAbrüstung“ in Bonn, Beethovenhalle,durchgeführt. Seitdem hat FONAS insge-samt elf Fachgespräche durchgeführt(Vgl. Tab. 1, S. 22).

10. Fachgespräch am 24. Januar2002 im Magnus-Haus, Berlin

Hans-Peter Dürr hat einmal gesagt,wenn man etwas erreichen will, muss man die richtigenSchritte zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Leu-ten tun. Das 10. FONAS-Fachgespräch mit dem TitelDie Chancen des offenen Himmels nutzen am 24. Ja-nuar 2002 in Berlin war eine solche Gelegenheit.

Das Thema war − nach Inkrafttreten des OpenSkies-Vertrages am 1. Januar 2002 − überfällig. DerVertrag gestattet, dass speziell bestückte Flugzeugeden gesamten Luftraum der Mitgliedstaaten von Van-couver bis Wladiwostok überfliegen und unter Verwen-dung festgelegter Sensoren Aufnahmen machen kön-nen. Die Bilddaten stehen allen Mitgliedern zur Verfü-gung und erhöhen die Vertrauensbildung. Deutschlandsteht nach Verlust seines einzigen Open Skies-Flug-zeuges da wie "ein Handwerksmeister ohne Werk-zeug". Die bisherigen Initiativen des Auswärtigen Amtesfür ein neues Flugzeug sind − mangels Unterstützungvon höchster Ebene − nur mühsam vorangekommen.Ein substanzieller Anstoß der politischen Diskussionwar nötig.

Den lieferte zum einen das Fachgespräch. Esbrachte ca. 30 Fachleute und Entscheidungsträger zu-sammen: Bundestagsabgeordnete, Vertreter von BMVgund AA, ausländische Militärattaches und Rüstungs-kontrollforscher.

In seinen einleitenden Worten hob der neue Be-auftragte der Bundesregierung für Fragen der Abrüs-tung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung, Botschaf-ter Daerr, der gerade von der erfolgreichen Geberkon-ferenz in Sachen Afghanistan zurückgekehrt war, her-vor, wie wichtig der Kontakt zu Naturwissenschaftlernfür seine Abteilung ist. Er selbst hat einmal mit der Phy-sik als Studienfach geliebäugelt. Er sieht in dem OS-Regime nicht nur eine erhöhte Transparenz geradebeim Krisenmanagement sondern auch eine vermehrteChance für eine europäische Zusammenarbeit. Nachdem bedauerlichen Flugunfall der deutschen OS-Ma-schine TU 154 seien die Argumente für ein neues euro-päisches Flugzeug „zwingend“. Eine Ausweitung derOS-Option auch auf den Problembereich „Indien undPakistan“ sei wünschenswert.

Hartwig Spitzer beim Fachgespräch Die Chancen des offenen Himmels nutzen

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Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit

FONASNEWSLETTER Jg. 4, Nr. 418

In seinem Vortrag ging der damalige deutscheDelegationsleiter der OS-Verhandlungen, Botschaftera.D. R. Hartmann, auf den gemeinsamen „spirit“ derPartnerstaaten ein, der den Vertrag möglich machte.Der revolutionäre Charakter des Regimes liegt in denkooperativen, unbegrenzten Beobachtungsmöglichkei-ten zur militärischen Lage und dem hohen Maß an ge-meinsamer Zusammenarbeit. Insbesondere Russlandbraucht den Vertrag mehr als alle anderen Länder. EinEinsatz für die kontinuierliche Krisenprävention istebenso möglich wie der Einsatz zum Krisenmanage-ment und im Kontext der OSZE oder auch außerhalbdes Vertragsgebietes. OS ist im Sinne einer gemeinsa-men europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitikein wichtiges sicherheitspolitisches Instrument, dasstärker genutzt werden sollte.

Oberst Britting vom Geilenkirchener Zentrum fürVerifikationsaufgaben beschrieb als „Mann aus der Pra-

xis“ die Erfahrungen im täglichen Umgang mit den an-deren Teilnehmern des Vertrages. Bei der Umsetzungdes „realen Konzeptes“ ab 01. 06. 2006 müsse dasvolle Spektrum des Vertrages besser genutzt werden.Es komme darauf an, dass die „offene Architektur“ desVertrages von der Sicherheitspolitik besser umgesetztwerde. Er hoffe hier auch auf die Unterstützung desParlaments.

Prof. Spitzer beschrieb die wissenschaftlich tech-nischen Möglichkeiten der Sensoranordnungen. DerVertrag sei eine „kulturelle Leistung“ im Bereich der Si-cherheitspolitik Europas und trage zur „Zivilisierung desMilitärischen“ bei. Eine Anwendung des OS-Regimeszur Detektion von Massenvernichtungswaffen sei eben-so möglich wie die stetige technische Verbesserung derkooperativen Aufklärungsmöglichkeiten.

Im Anschluß kam eine lebendige Diskussion auf.Fazit: Das Problem ist erkannt. Der Vertrag bietet auchin der veränderten sicherheitspolitischen Situation undangesichts der Konkurrenz von kommerziellen Satelli-ten erhebliche Chancen für eine präventive vertrauens-bildende Sicherheitspolitik. Deutschland soll und kanndie Initiative für kooperativ genutzte Open Skies-Flugzeuge im europäischen Rahmen ergreifen.

Den zweiten Anstoß hat ein Memorandum gege-ben, das Hartwig Spitzer unter Mitarbeit von GötzNeuneck, H. J. Schmidt und anderen erarbeitet hat (s.Anlage). Es wurde inzwischen dem Bundeskanzler undden Ministern Fischer und Scharping übermittelt. Es hatdie Beschäftigung innerhalb der Regierung mit demThema spürbar intensiviert. Es bleibt zu hoffen, daß esauch zu entsprechenden Taten kommt.

Götz Neuneck/Hartwig Spitzer

Fachgespräch im Verifikationszent-rum der Bund eswehr (ZVBw) inGeilenkirchen

Am 27. September fand ein FONAS-Fachgespräch als Fachseminar im Zentrumfür Verifikationsaufgaben der Bundeswehr(ZVBw) in der Selfkant-Kaserne in Gei-lenkirchen statt. Dieses Zentrum existiertseit 1991 und führt Überwachungen vonmilitärischen Gütern und Einrichtungen imRahmen von Abrüstungs- und Rüstungskon-trollverträgen durch. Zu den Verträgen, mitdenen sich das Zentrum befasst, gehörender Vertrag über konventionelle Streitkräftein Europa, das Dayton-Friedensabkommenund auch der Vertrag über den offenenHimmel.

In seinem Einleitungsvortrag erinnerteDr. Liebert an die vormals hier stationiertenPershing Raketen und die Proteste der Frie-densbewegung vor etwa 20 Jahren vor demKasernentor. Dieser Ort der militärischenExpertise nun ohne direkten kämpferischen

Programm:

• Begrüßung: Botschafter Daerr, Beauftragterder Bundesregierung für Fragen der Abrüstung,Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung

• Der Open-Skies Vertrag − ein revolutionäresInstrument für präventive Sicherheitspolitik:Botschafter a. D. R. Hartmann

• Sachstand zur Implementierung des Vertrages:Oberst E. Britting, ZVBw, Geilenkirchen

• Optionen für kooperative Flugzeuge und Sen-soren: Prof. H. Spitzer, Universität Hamburg

Von links: Wolfgang Liebert, General Hübner, Oberst Hugenschmidt, Hart-wig Spitzer und Jürgen Altmann beim Fachgespräch in Geilenkirchen.

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Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit

Jg. 4, Nr. 4 FONASNEWSLETTER 19

Verteidigungsapparat bot genug Raum für interessier-ten Dialog: Neben dem offiziellen Seminar gab esreichlich Gelegenheit viele fachliche Gespräche zuführen und persönliche Erfahrungen zu erfragen, die oftviel Aufschluss über soziale Zustände oder Sichtweisenin anderen Ländern ergaben. Der Vormittag des Don-nerstags wurde durch Vorträge über die Arbeit desMilitärs im Rahmen der Vertragsverifikation gefüllt. HerrHübner und Herr Hugenschmidt sowie Herr Stock boteneinen Überblick über die Tätigkeiten im Veri-fikationszentrum und deren Einbettung in die Bun-deswehr. Die Herren Kohlhaas, Britting und Richtererläuterten die einzelnen Pflichten aus den vonDeutschland abgeschlossenen Verträgen, sowie dieAnstrengungen, die zur Vertragsüberwachung bei drit-ten Staaten unternommen werden. Überleitend in dieZusammenarbeit berichtete Prof. Spitzer über die Mög-lichkeiten und Ausstattung zur deutschen Beteiligung

an den Aufklärungsflügen im Rahmen vom Vertrag überden Offenen Himmel. Am Nachmittag erörterte Dr.Neuneck die Raketenabwehrproblematik und lieferteeine Bewertung der technischen Voraussetzungen. Esfolgten Vorträge über die Verfügbarkeit von Satelliten-daten und Flugbildauflösung von Dr. Neuneck und Prof.Spitzer, sowie von Dr. Niemeyer über die automatisierteAuswertung und Eingrenzung interessanter oder kriti-scher Bereiche durch Mustererkennung und zeitlicherEntwicklung. Herr Hotz schloß mit einer Übersicht zu

Verifikationsmethoden im Rahmen der Biowaf-fenkonvention. Der Donnerstag Abend diente bei ge-mütlichem Essen und Trinken ganz dem persönlichenAustausch der 20 Seminar-Teilnehmer(innen) in einemRestaurant.

Achim Gädke

FONAS-Herbsttagung 2002

Die diesjährige FONAS-Herbsttagung fand vom18. bis 20. September im Physikzentrum der DeutschenPhysikalischen Gesellschaft (DPG) in Bad Honnef statt.Nach Eröffnung der Tagung und Begrüßung der Ta-gungsteilnehmer durch den FONAS-Vorsitzenden, Dr.Wolfgang Liebert, stellte Prof. Dr. Hartwig Spitzer dasmultidisziplinäre Projekt "Globale Zukunftsfragen – einfachübergreifendes Lehrprojekt an der Universität Ham-burg" vor. Ziel des Projektes, das sich an junge Men-schen aus allen Bereichen der Universität wendet undin Teilen auch für die Hamburger Öffentlichkeit geöffnetwerden soll, ist es, zur Stärkung der Kenntnisse, An-schauung und Analysefähigkeit von globalen Zu-kunftsfragen vor dem Hintergrund des Leitbildes einernachhaltigen Entwicklung beizutragen. Dazu wird eineVorlesungsreihe mit hoher Kompetenz organisiert undes werden Begleitseminare angeboten, die von denbeteiligten Fachbereichen veranstaltet und inhaltlich mitdem Vorlesungsprogramm verzahnt werden. WeitereInfos sind unter http://www.globale.Zukunft.de/ zu finden.

Danach folgten für den Rest des ersten Veran-staltungstages Vorträge aus dem Projektverbund „Prä-ventive Rüstungskontrolle“. Den Beginn machte dererste Fachvortrag von Dr. Jürgen Altmann (BVP, Bo-chum), der neueste Entwicklungen auf dem Gebiet derNanotechnologie vorstellte, die im weiteren Verlauf sei-nes Projekts auf ihre Relevanz für Ansätze einer prä-ventiven Rüstungskontrolle untersucht werden sollen.So könnte die Nanotechnologie in Zukunft die Rechen-leistung heutiger Computer um einen Faktor 10 verbes-sern. In dieser stark interdisziplinär ausgerichtetenBranche lässt sich ein starkes Wachstum beobachten.In Hamburg entsteht zur Zeit ein neues Zentrum für Na-notechnologie. Insgesamt ist es jedoch noch sehrschwierig, in diesem Feld realistisch erwartbare Tech-nologieentwicklungen von utopistischen Phantasien zuunterscheiden. Hierin wird eine wesentliche Schwierig-keit einer Technikfolgenbewertung in diesem Bereich zufinden sein.

Im nachfolgenden Vortrag sprach Dr. WolfgangLiebert (IANUS, TU Darmstadt) über kernwaffenrele-vante Materialien und ging im wesentlichen auf hoc han-gereichertes Uran (HEU), Plutonium und Tritium ein.Um zu vermeiden, dass immer mehr Staaten an dieseMaterialien gelangten, forderte er, dass bei sensitivenTechnologien wie Beschleunigern, Wiederaufarbeitung,Separationstechniken oder AnreicherungstechnologienMöglichkeiten für eine Erhöhung der Proliferationsre-sistenz gründlich untersucht werden. Exemplarisch ginger auf die Möglichkeiten einer Umrüstung von For-schungsreaktoren auf niedrig-angereichertes Uran(LEU) durch "neue" hochdichte Brennstoffe ein. In Hin-blick auf Plutonium wies er auf die Schwierigkeit hin,diesen potenziellen Bombenstoff zu bilanzieren undzeigte die gängigen Verfahren auf, Plutonium auf demReaktorpfad oder durch Immobilisierung zu beseitigen.Ziel sei es, eine Beseitigungsmethode zu finden, diedas Plutonium in einen für Waffenbauer möglichst unat-traktiven Zustand überführe. In Bezug auf Tritium for-derte er eine Klärung der Bedeutung Tritiums für avan-cierte Waffenprogramme, die Prüfung der Möglichkeitender Verifikation und die Einführung von Safeguards beider Tritium-Produktion und der daraus folgenden Kon-sequenzen für zivile Forschungs- und Energieprogram-me. Abschließend nannte er als Zielrichtung für die Prä-ventiven Rüstungskontroll (PRK) - Projekte die Erhö-hung der Proliferationsresistenz, eine frühzeitige Be-schäftigung mit möglichen zukünftigen Proliferations-quellen, die Entwicklung von Alternativen zu wissen-schaftlich-technologischen Pfaden im Sinne einer Tech-nikgestaltung sowie die Aufstellung von Kriterien für dieBewertung von Technologiepfaden.

Nach Wolfgang Liebert berichtete MatthiasEnglert (IANUS, TU-Darmstadt) über das geplante Pro-jekt zur Untersuchung der Proliferationsresistenz vonSpallationsquellen. Diese neue Technologie kann in na-her Zukunft heutige Forschungsreaktoren als wesent-liche Neutronenquellen ablösen. Es soll untersucht wer-

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Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit

FONASNEWSLETTER Jg. 4, Nr. 420

den, ob mit Spalltionsquellen ähnliche Risiken für eineWeiterverbreitung von Kernwaffen verbunden sind wiemit Reaktoren. Dann sollen ggf. Vorschläge für Maß-nahmen zur Erhöhung der Proliferationsresistenz sol-cher Quellen entwickelt werden.

Den Themenblock weiter vertiefend sprach an-schließend Christoph Pistner (IANUS, TU Darmstadt)über „Uranfreie Brennstoffe zur Plutonium-Beseitigung“.Da die Plutonium-Entsorgung heute durch einen Ein-satz plutoniumhaltiger Brennstoffe in Reaktoren erfolg-te, würden Versuche unternommen, ob mit anderenMaterialien, die man anstelle von Uran in die Brennstä-be füllt und die nicht mit Neutronen reagieren, eine hö-here Eliminierung von Plutonium als mit dem Mischoxid(MOX)-Verfahren erzielt werden kann. Bei den MOX-Verfahren würden nur ca. 30 Prozent des anfänglichenthaltenen Plutoniums gespalten. Das Verfahren mituranfreien Brennstoffen, das sogenannte IMF-Verfah-ren, müsse weiterhin auf seine Vorteile und Qualitätengegenüber dem MOX-Verfahren untersucht werden.

Nach der Kaffeepause sprach Dr. Götz Neun-eck (IFSH, Hamburg) über "Politische und technischeAspekte der Bewaffnung des Weltraums". Der Welt-raum werde heute durch eine Vielzahl von Satelliten mitden unterschiedlichsten Aufgaben sowohl im militäri-schen als auch zivilen Bereich genutzt. Insbesondereder zivile Bereich sei durch ein sehr starkes Wachstumgekennzeichnet. Zum Schutz dieser zivilen Infrastruk-tur, so ein Argument beispielsweise der USA, sei dieBewaffung des Weltraums erforderlich. Als Weltraum-waffen nannte Neuneck Directed Energy Weapons(z. B. Laser, Mikrowellen, Teilchenstrahlen), KineticEnergy Weapons (z. B. Raketen, Kollisionsgegenstän-de, Metallstäbe) und Nuklearwaffen, zeigte aber amBeispiel der Stationierungsfrage (Wo ist eine Weltraum-waffe stationiert: auf der Erde, in der Luft oder im Welt-raum?) die Schwierigkeit auf, eine geeignete Definitionfür eine Weltraumwaffe zu finden. Klärung bedürfe esauch hinsichtlich der Definitionen von Weltraumschrott,Defensive/Offensive bzw. Wettrüsten im Weltraum. Ins-gesamt bewertete er die Gefährdungen durch Welt-raumwaffen als übertrieben und forderte mehr techni-sche und juristische Expertise.

Es folgte ein Vortrag von Christian Mölling(IFSH, Hamburg) zu "Konzeptionellen Fragen der Prä-ventiven Rüstungskontrolle". Grundsätzlich seien Me-thoden da, um den Forschungsablauf zu organisieren.Das Problem bei den PRK-Projekten sei es, dass keineallgemeinen, erprobten Methoden vorlägen, die in allenProjekten der Präventiven Rüstungskontrolle einheitlichangewendet werden könnten. Häufig würde daher derVorwurf erhoben, in naturwissenschaftlichen Arbeitensei keine einheitliche erkennbare Methode angewendetworden. Das sei jedoch nicht weiter erstaunlich, denn jenach Untersuchungsfeld sind verschiedene naturwis-senschaftliche Methoden wie Experimente, mathemati-sche Modellierungen oder Bilanzierungen im Rahmenvon PRK-Projekten anzuwenden. Erfolgversprechendesozialwissenschaftliche Methoden seien für Projekte im

naturwissenschaftlichen Bereich u.a. die Leitbildfor-schung (die Ursache für eine bestimmte Entwicklung istein bestimmtes Leitbild) und die Szenariotechnik (worstcase, best case scenario). Den größten Bedarf an Me-thoden sah er in Technikfolgenabschätzungs(TA)-pro-jekten und nannte als Beispiele Trendanalysen oder dieDurchführung und Auswertung von Umfragen. Insge-samt sei jedoch nicht zu erwarten, dass sich für den Be-reich der PRK-Projekte eine einheitliche natur- und so-zialwissenschaftliche Methodik identifizieren lasse.

Der zweite Tagungstag begann mit einem Vor-trag von Dr. Iris Hunger (Mitglied des Planungsstabesdes Auswärtigen Amtes), die über den "Aktuellen Standund die Aussichten der multilateralen Biowaffen-Kon-trolle" sprach. Im Vergleich zwischen einer staatlichenund nicht-staatlichen Bedrohung durch Biowaffen be-wertete sie die Bedrohung durch staatliche Programmeweitaus höher als durch nicht-staatliche. So verfügten i.a. nur staatliche Programme über Raketen oderSprengköpfe, um Biowaffen zu verbreiten. Desweiterenberichtete sie über ihre Erfahrungen als Mitglied derBiowaffen Ad Hoc Gruppe in Genf und die Entwicklungder Biowaffenkonvention. Mit dem Hinweis auf einesder wichtigsten Prinzipien der BW-Konvention, dem"general purpose criterion", wonach der Zweck undnicht die Art der Reagenzien entscheidend für die Fragenach einem Verstoß gegen die BW-Konvention ist,machte sie die unterschiedliche Bedeutung der BW-Konvention für die Staaten deutlich. Während in einerwestlichen Gruppe einschließlich Australien die Sicher-heitsaspekte im Vordergrund ständen, seien es für asia-tische Staaten und Nahost eher die Entwicklungsper-spektive. Abschließend forderte sie, dass die Rüs-tungskontrollabkommen sich stärker der verändertenSituation anpassen müssen, dass in Zukunft von nicht-staatlichen Gruppen eine größere Gefahr ausgehenkann. Zunehmend müssten nicht mehr nur Waffen son-dern Technologien kontrolliert werden.

Dr. Alexei Privalov (TU Darmstadt) sprach überdie "Problematik der Atom-U-Boote Russlands und derUSA und den Kursk-Unfall“. Anhand eindrucksvoller Fo-tos vom Wrack der Kursk diskutierte er mögliche Ursa-chen für den Unfall. Dabei wurde deutlich, dass dergesamte Vorgang durch die Geheimhaltung russischerBehörden immer noch viele Fragen offen lässt. Die Tra-gödien der Kursk wie auch der Komsomolets bilden nurein, wenn auch dramatisches, Beispiel für die zuneh-mende Gefahr einer radioaktiven Verseuchung im arkti-schen Nordmeer, welche durch den Zerfall der Sowjet-union, die ökonomische Krise in Russland, die nukleareAbrüstung, Kompetenzgerangel, Hang zur Geheimhal-tung und fehlenden politischen Willen in den nächstenJahrzehnten verschärft werden könnte.

Um U-Boote ging es auch im nächsten Vortragvon Dr. Ulrike Kronfeld-Goharani, (SCHIFF, Kiel) dieüber das Thema „Deutsche U-Boot-Technologie:Kriegswaffen in Spannungsgebiete?“ sprach. Sie be-richtete über den Verkauf der Kieler HowaldtswerkeDeutsche Werft an US-amerikanische Rüstungsfirmen.

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Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit

Jg. 4, Nr. 4 FONASNEWSLETTER 21

Die Kieler Werft verfügt über den zur Zeit modernstenkonventionellen U-Boot-Antrieb auf dem Weltmarkt.Dieser in Deutschland von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommene Ausverkauf deutscher Rüstungstechnolo-gie habe möglicherweise den Hintergrund, Taiwan überUmwege acht konventionelle U-Boote zukommen zulassen, die US-Präsident George W. Bush zu Beginnseiner Amtszeit der Regierung in Taipeh versprochenhabe, obwohl US-Werften seit mehr als 40 Jahren nurauf den Bau von Atom-U-Booten spezialisiert sind. Dasdeutsche Recht verbiete dagegen den Verkauf vonWaffen in Spannungsgebiete, zu dem der südostpazifi-sche Raum zähle. Man dürfe gespannt sein, ob dieBundesregierung bei ihrem Nein zu Waffenexportennach Taiwan bleibt, wenn der große Bündnispartner umUnterstützung bittet.

Danach folgte ein Vortrag von Dr. Morton Canty(Forschungszentrum Jülich), der "Ein Nichtnullsummen-spiel für ein Inspektionsmodell mit rechtzeitiger Kon-trolle" vorstellte. Hierbei wurde mit spieltheoretischenMethoden eine Frage aus dem Bereich der Über-prüfung des nuklearen Nichtverbreitungsvertrages un-tersucht. Es sollte geklärt werden, ob eine Strategie zu-fälliger und unangekündigter Inspektionen von Nuklear-anlagen zur Überprüfung, ob spaltbares Material ab-gezweigt worden ist, erfolgversprechender sein könnteals eine Strategie mit zeitlich bereits im voraus ange-kündigten Inspektionen. Hierzu wurde ein einfachesModell mit Entdeckungs- und Fehlalarmwahrscheinlich-keiten sowie einer Bewertung der verschiedenen mögli-chen Ereignisse aufgestellt. Damit konnte gezeigt wer-den, dass es im Rahmen dieses Modells für den In-

spektor und den zu Kontrollierenden immer optimaleStrategien für ihr Vorgehen gibt, die auch der jeweiligenanderen Seite bekannt sind. Daher kann im Rahmendieses Modell durch zufällige Inspektionen keine höhe-re Sicherheit einer Vertragseinhaltung erreicht werdenals durch vorher angekündigte Inspektionen.

Der Donnerstag endete mit der FONAS Mitglie-derversammlung. Am Freitagmorgen berichtete Dr.Jürgen Altmann über seine Teilnahme an der SummerStudy in der Universität Stanford, USA (vgl. S. 12).

Nachfolgend stellte Achim Hensel (BVP, Bo-chum) erste Ergebnisse seiner Diplomarbeit zum The-ma "Richtungsabhängigkeit der akustischen Signalformeines Fahrzeugs" vor. Er erläuterte die akustischen Sig-nale der Geräusche eines Panzers in Abhängigkeit vonsich ändernden Drehzahlen oder dem Winkel, aus demsich ein Panzer nähert. Mit Hilfe eines theoretischenModells lieferte er einen Erklärungsansatz für die beo-bachtete Winkelabhängigkeit.

Als letzter Vortragender berichtete Dr. JürgenScheffran (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschunge.V. − PIK) über das Projekt "Moving Beyond MissileDefense" des International Network of Engineers andScientists Against Proliferation (INESAP), zu dem EndeJanuar 2003 ein Workshop in Berlin stattfinden wird(weitere Informationen zum INESAP-Projekt vgl. S. 5).

Die Tagung endete mit der FONAS-Vorstandssitzung.

Ulrike Kronfeld-Goharani, Christoph Pistner

FONAS Intern

Tätigkeitsbericht des FONAS-Vorstandes fürden Zeitraum 2000 bis 2002 (Herbstsitzung)

Dieser Bericht umfasst die wichtigsten Tätigkeits-felder und Aktivitäten der Jahre 2000 bis 2002 unddeckt insbesondere die Tätigkeit des bis zum 19. Sep-tember 2002 amtierenden Vorstands ab, der auf derDresdner DPG-Frühjahrstagung 2000 gewählt wurde.Vorstandsmitglieder sind: J. Altmann, A. Glaser, H.H.Cordes (Kassenwart bis Juni 2001), U. Kronfeld-Goha-rani, W. Liebert (Vorsitz seit März 2001), G. Neuneck(Vorsitz bis März 2001), C. Pistner (Kassenwart seitJuni 2001).

1. Stand des Vereins

FONAS ist inzwischen zum allgemein anerkann-ten Fachverband für naturwissenschaftlich orientierteFriedensforschung geworden. Seit Mitte 1998 ist FO-NAS als gemeinnützig anerkannt. Mitgliedsbeiträge undSpenden können somit steuerlich abgesetzt werden.

Der Verein hat zur Zeit 42 Mitglieder. Im Berichts-zeitraum wurden 7 neue Mitglieder aufgenommen:Franz Fujara (Darmstadt), Peter Carl (Berlin), Michael

Schaaf (Hamburg), Michael Hoffmeyer (Bochum), Ro-land Kollert (Regensburg), Axel Weiß (Berlin) und Bea-te Meffert (Berlin). Ein Austritt ist zu verzeichnen. FünfAnträge auf Mitgliedschaft liegen vor. Den Finanzstandweisen gesonderte Berichte der Schatzmeister aus.

2. Eigendarstellung von FONAS

Das Darstellungsblatt von FONAS mit den Zielen,Arbeitsweisen, Tätigkeiten und Beitrittsbedingungenwurde bei Veranstaltungen verteilt. Im Dezember 2001wurde eine aktualisierte Version des FONAS-Faltblatteserstellt. Die FONAS-Home-Page (www.fonas.org), dieüber mehrere Jahre von Hamburg und dann von Darm-stadt betreut wurde, befindet sich weiterhin in einemProzess der Verbesserung (Betreuung: Axel Weiss,Irmgard Niemeyer, Ulrike Kronfeld-Goharani, ChristophPistner, und andere).

Sowohl die Durchführung der Fachgespräche inBerlin, die Fachsitzungen des DPG-AKA “Physik undAbrüstung" als auch die Versendung der Rundbriefeund des Newsletters tragen dazu bei, dass FONAS inder Fachszene (und teilweise darüber hinaus) bekann-ter wird.

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Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit

FONASNEWSLETTER Jg. 4, Nr. 422

W. Liebert war Mitglied − als Vertreter von IANUSund damit auch von FONAS − in der “Struktur- und Fin-dungskommission” zur Förderung der Friedens- undKonfliktforschung des Bundesministeriums für Bildungund Forschung (BMBF). Auch aufgrund der kooperati-ven Anstrengungen innerhalb von FONAS, der wissen-schaftlichen Qualität der Projekte und einem entschie-denen Einsatz für eine baldige Förderung gelang es, imRahmen der „Prioritären ersten Maßnahmen (PEM)“des BMBF allen aktiven Arbeitsgruppen für das Jahr2000 eine gut einjährige Finanzierung zu ermöglichen –erstmalig im FONAS-Bereich aus Bundesmitteln. Auchdies ist eine Anerkennung der Arbeit.

IANUS hat im März 2000 den Göttinger Friedens-preis erhalten. Dies ist ein berechtigter Erfolg der Darm-städter Gruppe, es ist aber gleichzeitig auch ein Erfolgfür die naturwissenschaftlich orientierte Friedens- undKonfliktforschung insgesamt.

3. Interne Zusammenarbeit

Ein Rundbrief (Nr. 6/2000), der über die wich-tigsten Entscheidungen und Ereignisse innerhalb vonFONAS informiert, wurde – teilweise auch in elektroni-scher Form – verschickt. Weitere – nunmehr formlosergehaltene − Rundbriefe wurden im Juni, August undDezember 2001 sowie im Februar und Juli 2002 ver-sandt. Anstelle formeller Rundbriefe treten zunehmendE-mails, da fast alle Mitglieder zwischenzeitlich aktuelleMail-Adressen bekannt gegeben haben. Dies verein-facht und verbilligt die interne Kommunikation. Dahersoll zunehmend auf diesen einfacheren Weg zurückge-griffen werden. Zusätzlich wurde Ende 2001 ein FO-NAS-Listserver eingerichtet, der von Christoph Pistnerbetreut wird.

Der 2. FONAS-Newsletter erschien im Septem-ber 2000. Im Dezember 2001 konnte der 3. FONAS-Newsletter (Erstellung durch U. Kronfeld-Goharani) inUmlauf gebracht werden.

Die größeren FONAS-Treffen wurden im ge-wohnten halbjährlichen Rhythmus abgehalten. Siegestalten sich meist als sehr arbeits- und informations-intensiv, sowohl in fachlicher wie auch in organisatori-scher Hinsicht. Leider ist insbesondere während derDPG-Tagungen kaum Spielraum für vertiefende inhaltli-che Diskussionen und Absprachen über die organisato-rischen Notwendigkeiten von FONAS. Tabelle 1 gibteinen Überblick über die veranstalteten Treffen und Ta-gungen einschl. der Fachgespräche (siehe auch Ab-schnitt 6.).

Ausgelöst durch die Antragstellungen an dasBMBF wurde Anfang 2000 der FONAS-Projektverbund„Präventive Rüstungskontrolle (PRK)“ gegründet. Überden Projektverbund PRK hat sich eine besonders inten-sive und kontinuierliche Zusammenarbeit innerhalb vonFONAS entwickelt. In thematischer Nähe zu diesen in-haltlichen Bemühungen wurde im Herbst ein FONAS-Antrag bei der Berghof-Stiftung für Konfliktforschungeingereicht, der im November 2000 weitgehend bewil-

ligt wurde. Im Sommer 2001 wurden eine Reihe vonAnträgen bei der ersten Antragsrunde der neugegrün-deten Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF) ein-gereicht, die zu Bewilligungen durch die DSF führten.Damit kann der FONAS-Projektverbund PRK noch min-destens bis Anfang 2004 fortgeführt werden.

4. Besond ere Vorstandstätigkeiten

Während die ersten Jahre dem Aufbau von FO-NAS galten, war ein Schwerpunkt der vergangenenJahre der Versuch, erstmalig eine finanzielle Unterstüt-zung aus Bundesmitteln für die Arbeitsgruppen zu er-reichen. Ca. 11 Anträge für den Zeitraum 2000/2001wurden von IANUS (3), IFSH (3), BVP (2) und CENSIS(3) 1999 eingereicht. Als das BMBF plötzlich nicht mehrein eigenes Fachprogramm, sondern stattdessen dieGründung der “Deutschen Stiftung Friedensforschung”(DSF) favorisierte, wurde vom FONAS-Vorstand eineStellungnahme abgefasst, die insbesondere auf die pre-käre Situation im FONAS-Bereich hinwies, da eine wie-tere Herauszögerung von Fördermaßnahmen fatal ge-wesen wäre. Schließlich wurden im Spätherbst 1999neun Anträge für ein Jahr (bis Ende 2000) im Rahmender PEM des BMBF bewilligt. Dies gab den FONAS-Gruppen mit einer erstmaligen Förderung aus Bundes-mitteln und nach sieben Jahren ausbleibender Un-terstützung eine gute Startbasis für eine wietergehendeStabilisierung. Zum Glück konnten die ursprünglich aufzwei Jahre angelegten Projekte – durch Streckung derfür ein Jahr bewillligten Mittel – noch bis ins Jahr 2001hinein verlängert werden.

W. Liebert hat als Mitglied der “Struktur- undFindungskommission” bei zwei Treffen an den Bera-tungen teilgenommen, die zu (nicht unumstrittenen)Empfehlungen für künftige Themen der DSF führten. ImVorfeld hat er mit Unterstützung einiger weiterer FO-NAS-Mitglieder ein Initiativgutachten für das BMBF ver-fassen können, in dem insbesondere auch auf die Not-wendigkeit der naturwissenschaftlich orientierten For-schung hingewiesen wurde.

Leider verzögerte sich der Aufbau der neuenStiftung. Eine Reihe von FONAS-Mitgliedern nahmenaktiv an einem Symposium der in Gründung befindli-chen DSF im Februar 2001 in Hamburg teil, das zu ei-nem einvernehmlichen Aufbau der Stiftung beitragensollte. Erst im Sommer 2001 konnten sich die FONAS-Gruppierungen um eine Förderung durch die neue Stif-tung bewerben. Der FONAS-Vorstand übernahm einekoordinierende Funktion für die mögliche Antragstellungder FONAS-Mitglieder. Vier von fünf gestellten Anträ-gen wurden zwischenzeitlich durch die DSF (zumindestteilweise) bewilligt.

Diese Vorgänge inkl. die Förderung der Einzel-projekte durch das BMBF bzw. die DSF sind als guteAnfangserfolge zu werten. In Zukunft wird es aber dar-auf ankommen, inwieweit sich FONAS und die beteilig-ten Gruppen neben den dominierenden Sozialwissen-schaftler(innen) in der DSF personell und thematischplatzieren können. Erfreulich ist, dass die FONAS-Mit-

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Naturwissenschaft, Abrüstung u nd internationale Sicherheit

Jg. 4, Nr. 4 FONASNEWSLETTER 23

glieder Ulrike Kronfeld-Goharani und Kathryn Nixdorff inden wissenschaftlichen Beirat der DSF berufen wordensind.

Besonders interessant für FONAS sind die Be-mühungen des Vorstandes der DSF, eine naturwissen-schaftliche Stiftungsprofessur zu etablieren. Dies decktsich mit einem von FONAS seit Jahren verfolgten Ziel.Im Februar 2001 wurde eine spezielle FONAS-Vor-standssitzung zum diesem Thema zusammen mit denProfessor(innen) Nixdorff, Fujara und Spitzer einberu-

fen. Darauf basierend wurde im April2001 eine „FONAS-Stellungnahmezur Einrichtung einer Stiftungspro-fessur für Naturwissenschaft undFriedensforschung“ an die DSF ge-richtet.

Der DSF-Stiftungsrat nahm dieStiftungsprofessur in ein fünfteiligesNachwuchsförderprogramm auf, hatteaber noch Diskussionsbedarf zu die-ser speziellen Maßnahme. Im Febru-ar 2002 veranstaltete die DSF einSymposium zur möglichen Einrich-tung einer Stiftungsprofessur „Natur-wissenschaft und Friedensforschung“in Berlin, zu der eine Reihe von FO-NAS-Mitgliedern (J. Altmann, L.Dreschler-Fischer, U. Kronfeld-Goha-rani, G. Neuneck, K. Nixdorff, C.Pistner, H. Spitzer, W. Liebert) nebenVertreter(innen) der Fachwissen-schaften und „Abnehmern“ der natur-wissenschaftlich orientierten Arbeitenals Referenten eingeladen wurden.Das Symposium führte zu einer ein-deutigen Unterstützung der DSF-Pla-nung (vgl. S. 8 sowie Artikel in der SZvom 9./10. Feb. 2002).

Im August 2002 erfolgteschließlich die Ausschreibung einerCarl-Friedrich-von-Weizsäcker Stif-tungsprofessur Naturwissenschaftund Friedensforschung (vgl. S. 25)durch die DSF, auf die sich zunächstdeutsche Hochschulen als Standortfür die Professur bewerben können.Der FONAS-Vorstand betrachtet esals vorrangiges Ziel, über diese Stif-tungsprofessur die Zusammenhängeunseres Fachverbandes zu stabilisie-ren und zu stärken und die inhaltlicheAusrichtung unserer Arbeit an denHochschulen weiterzuentwickeln undim Bereich von Qualifikationsarbeitenzu erleichtern.

Auf der Mitgliederversammlung2000 bat Götz Neuneck darum, baldden FONAS-Vorsitz abgeben zu kön-nen. Es wurde auf der MV beschlos-

sen, dass Wolfgang Liebert den Vorsitz des Vorstandesmöglichst im Frühjahr 2001 übernehmen soll. Bezüglichder Zusammenarbeit des Vorstands wurde von ihm am30. März 2001 ein Grundsatzpapier vorgelegt. Bei derMitgliederversammlung am 30. März 2001 wurde dar-aufhin Wolfgang Liebert zum Vorsitzenden des Vor-standes gewählt. Die Mitglieder des Vorstandes einig-ten sich im Frühsommer 2001 auf eine interne Aufga-benverteilung, um die Arbeit auf mehr Schultern zuverteilen. Dieses Verfahren hat sich bewährt. Die Ver-

Tabelle 1: FONAS-Treffen, Fachgespräche, weitere Termine:

2000

22. März 7. Fachgespräch: „Raketenabwehr“,[Neuber, Garwin, Postol]

Berlin, Magnus-Haus

24. März Mitgliederversammlung bei derDPG-Tagung

Dresden

23.-24. März DPG-Fachsitzung Abrüstung undVerifikation

Dresden

1. Juli Info-Seminar mit NaWi- Initiative Göttingen

26.-29. Sept. FONAS-Herbsttreffen Hamburg2001

8. März 8. Fachgespräch „Verifikation“[Altmann, Meffert, Spitzer, Canty]

Magnus-HausBerlin

15. März 9. Fachgespräch „Präventive Rüs-tungskontrolle“[Nixdorff/Dando, Bielefeld, Pistner,Altmann, Mölling]

Magnus-HausBerlin

29.-30. März DPG-Fachsitzung Abrüstung undVerifikation

Hamburg

30. März Mitgliederversammlung bei derDPG-Tagung

Hamburg

29.-30. Juni Rüstungskontrolle im Cyberspace(mit FoG:IS u.a.)

Berlin

27. Sept. 10. Fachgespräch (mit Zentrum fürVerifikationsaufgaben der Bundes-wehr) [Hübner, Hugenschmidt,Kohlhaas, Britting, Richter, Spitzer,Liebert, Neuneck, Hotz]

Geilenkirchen

28. Sept. FONAS-Herbsttreffen FZ Jülich2002

24. Jan. 11. Fachgespräch "Open Skies"[Britting, Neuneck, Spitzer]

Magnus-HausBerlin

21.-22. März DPG-Fachsitzung Abrüstung undVerifikation

Leipzig

21. März Mitgliederversammlung bei derDPG-Tagung

Leipzig

11. Juni 12. Fachgespräch „Space WeaponsBan − How Can It Be Achieved?[mit INESAP, VDW, ACDIS)

Berlin

18.-20. Sept. FONAS-HerbsttagungPhysik-ZentrumBad Honnef

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Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit

FONASNEWSLETTER Jg. 4, Nr. 424

antwortung für die Kasse ging im Juni 2001 von H.H.Cordes auf C. Pistner über.

Der Vorstand hat sich in dem Berichtszeitraummehrfach bei verschiedenen Gelegenheiten zu Sitzun-gen getroffen, so z.B. in Hamburg (28.3.2001), Darm-stadt (15.5.2001), Jülich (28.9.2001), Dortmund (25.2.-2002), Leipzig (22.3.2002) und während einiger derFachgespräche in Berlin. Die Protokolle wurden per E-mail verschickt. Alle in diesem Tätigkeitsbericht aufge-führten Punkte waren Gegenstand der Sitzungen.

Im November 2001 hat sich FONAS mit einerStellungnahme zur Novelle des Hochschulrahmenge-setzes zu Wort gemeldet. Darin wurde die Problematikder vorgesehenen Restriktionen im Bereich von Zeitver-trägen an wissenschaftlichen Einrichtungen benanntund auf fatale Konsequenzen für die natur wissenschaft-lich orientierte Friedensforschung aufmerksam ge-macht. Bekanntlich gab es in der Folge heftige bun-desweite Debatten über diesen Aspekt der HRG-No-velle. Ab Sommer 2002 gilt nunmehr eine Übergangs-regelung bis 2005.

5. Kontakte mit anderen Gruppen undOrganisationen

Jürgen Altmann, Götz Neuneck und ChristophPistner haben die Kontakte zur Deutschen Physikali-schen Gesellschaft, insbesondere auch über den DPG-Arbeitskreis „Physik und Abrüstung“ (DPG-AKA), auf-recht erhalten. Die Organisation und Durchführung derFachsitzung “Physik und Abrüstung” wurde währendder Frühjahrstagungen der DPG (Dresden 2000, Ham-burg 2001, Leipzig 2002) weitergeführt. Hierdurch ist esmöglich, einerseits wissenschaftliche Fachsitzungen zuFONAS-Themen abzuhalten, andererseits können FO-NAS-Themen vor einem wissenschaftlich interessiertenPublikum präsentiert werden. Auf der Dresdner Fach-sitzung (2000) konnte der AKA erstmals einen Plenar-redner stellen. Bei der Hamburger Fachsitzung (2001)waren insbesondere die eingeladenen Vorträge sehrgut besucht. Alle Vorträge der Leipziger Fachsitzung(2002) waren erfreulich gut besucht. Die DPG steuert inbescheidenem Umfang Reisemittel für externe Gästeund Organisationsmittel bei. Die Planung für die Han-noveraner DPG-Frühjahrstagung (März 2003) läuftbereits. Auch hier wird es einen durch den AKA organi-sierten Plenarvortrag geben.

FONAS beteiligte sich an der Planung, Organisa-tion und Durchführung der Tagung „Rüstungskontrolleim Cyberspace“ der Forschungsgruppe Informationsge-sellschaft und Sicherheitspolitik bei der Heinrich-Böll-Stiftung vom 29.-30. Juni 2001 in Berlin. AlexanderGlaser und Tom Bielefeld übernahmen den deutschenTeil der Organisation des UCS-Summer Symposium onScience and World Affairs (21.-30. Juli 2001 in Berlin).

6. Durchführung von Fachgesprächen

In dem Berichtszeitraum gab es sechs FONAS-Präsentationen (Nr. 7-12), fünf davon wurden in Berlindurchgeführt (siehe Tabelle 1). Das 7. Fachgespräch

fand am 22. März 2000 in Berlin im Magnus-Haus derDPG statt. Es wurde mit einem Grußwort von Bot-schafter Neubert (Beauftragter der Bundesregierung fürAbrüstung und Rüstungskontrolle) eingeleitet. RichardGarwin und Ted Postol (USA) trugen zu den US-Plänenzur Raketenabwehr vor. Das 8. Fachgespräch am 8.März 2001 im Magnus-Haus wurde von Oberst i.G.Hugenschmidt, dem stellv. Kommandeur des Zentrumsfür Verifikationsaufgaben der Bundeswehr, eingeleitet.Schwerpunkt waren die Ergebnisse der FONAS-Verifi-kationsprojekte. Die 9. Präsentation am 15. März 2001wurde eingeleitet durch Botschafter Schmid (stellv.Beauftragter der Bundesregierung für Abrüstung undRüstungskontrolle) und moderiert von Götz Neuneck.Hauptvorträge zu den jeweiligen Forschungsergebnis-sen innerhalb des FONAS-Projektverbundes „Präventi-ve Rüstungskontrolle“ hielten Kathryn Nixdorff (Darm-stadt)/Malcom Dando (Bradford/GB), Tom Bielefeld(Hamburg), Christoph Pistner (Darmstadt), Jürgen Alt-mann (Bochum) und Christian Mölling (Hamburg). Andiesen Veranstaltungen nahmen je ca. 30-40 Personenteil.

Das 10. Fachgespräch am 27. Sept. 2001 imZentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr(Geilenkirchen) war dem Austausch von FONAS mitden Offizieren des Zentrums gewidmet. Die ObristenBritting, Hugenschmidt, Kohlhaas und Richter sowie derleitende General Hübner informierten über die Auf-gabenbereiche des Zentrums. FONAS-seitig referiertenMark Hotz, Wolfgang Liebert, Götz Neuneck und Hart-wig Spitzer. (Eine Ergebnis-CD liegt vor.) Aus diesemintensiven Kontakt ergab sich die 11. Präsentation am24. Jan. 2002 in Berlin, die dem Open Skies Vertrag ge-widmet war. Vortragende der gut besuchten Veranstal-tung waren Oberst Britting, Götz Neuneck und HartwigSpitzer. Hartwig Spitzer hatte ein Memorandum überNotwendigkeiten bei der deutschen Beteiligung für dieUmsetzung des frisch in Kraft getretenen Vertrags fürdiese Gelegenheit vorbereitet und in Berlin vorgestellt.

Das 12. Fachgespräch wurde am 11. Juni 2002als „Expert Briefing Space Weapons Ban – How can itbe achieved?“ im Berliner Magnus-Haus der DPGdurchgeführt. Zusammen mit der VDW, INESAP unddem „Program in Arms Control, Disarmament, and In-ternational Security (ACDIS) der University of Cham-paign, Illinois wurde in der Berlin-BrandenburgischenAkademie der Wissenschaften ein eintägiger Workshop(Vorträge: G. Neuneck, J. Scheffran) durchgeführt. Imzweiten Teil der Veranstaltung wurden die vorliegendenTexte für künftige Rüstungskontrollverträge im Welt-raum durch Dr. Ian Kenyon (Mountbatten Centre forInternational Studies/Southampton/UK), Dr. Carol Rosin(Institute for Cooperation in Space, Ventura/Canada);Dr. Ivan Safranchuk (Center for Defense Information,Moskau) sowie Dr. Clifford Singer (ACDIS) in einergemeinsamen Diskussion verglichen und die jeweiligenVorteile und Defizite herausgearbeitet. Die Veranstal-tungsreihe soll fortgesetzt werden.

7. Der Newsletter

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Naturwissenschaft, Abrüstung u nd internationale Sicherheit

Jg. 4, Nr. 4 FONASNEWSLETTER 25

Hauptsächlich Ulrike Kronfeld-Goharani, unterstützt vonGötz Neuneck und Christoph Pistner, stellten zum Sep-tember 2000 den Newsletter Nr. 2 zusammen. ZumJahresende 2001 wurde der 3. FONAS-Newsletter − er-möglicht aufgrund des Engagements von Ulrike Kron-feld-Goharani − erstellt. Auf der FONAS-Homepage fin-det man PDF-Versionen der Newsletter. Für Ende2002 befindet sich der 4. Newsletter in Vorbereitung.

Die Newsletter werden FONAS-intern, aber auchan einen größeren Kreis von Interessenten außerhalbvon FONAS versandt.

8. FONAS-Veröffentli chungen

Aus Anlass der Fertigstellung der ersten Berichtedes FONAS-Projektverbundes PRK hat der Vorstand inRücksprache mit weiteren Mitgliedern beschlossen, ei-ne „Schriftenreihe Naturwissenschaft, Abrüstung und in-ternationale Sicherheit“ zu gründen. Nach Erkundigun-gen bei mehreren Verlagen wurde agenda in Münsterausgewählt und die allgemeine Umschlaggestaltungfestgelegt. Die ersten 5 Bände werden vom PRK-Projektverbund kommen. Band 2 (J.Altmann: MilitaryUses of Microsystem Technology – Dangers and Pre-ventive Arms Control) wurde bereits im November 2001veröffentlicht.

Die FONAS-Schriftenreihe sollte FONAS be-kannter machen und unsere Anerkennung vergrößern.Wir sollten uns aktiv für eine weite Verbreitung einset-zen.

Im Sommer 2001 wurde in Zusammenarbeit mitder Zeitschrift Wissenschaft und Frieden eine Zusam-menfassung der ersten Ergebnisse des FONAS-Projektverbundes PRK als Dossier Nr.38 veröffentlicht.

9. Aussichten

Der Vorstand ist nach wie vor mit der Organisati-on der vielfältigen Treffen beschäftigt. Leider liegendiese Arbeiten auf den Schultern nur weniger. Dabei istzu berücksichtigen: FONAS ist selbstorganisiert undverfügt über keine hauptamtlichen Mitarbeiter. DieSelbstorganisation kann nur gelingen, wenn alle mit-helfen und Teilverantwortungen übernehmen. Insbe-sondere angesichts der stark gestiegenen Anforderun-gen durch die BMBF-Projekte bzw. die neu bewilligtenDSF-Projekte und die Erwartungen, die auf eine Stif-tungsprofessur gerichtet werden, ist ein neuer Schubdes Engagements vieler unerlässlich.

Die am 28.9.2001 veranstaltete Zukunftswerk-statt (unter Anleitung von Martin Kalinowski) sollte einSchritt zur Neudefinition der Aufgaben von FONAS fürdie nächsten Jahre werden. Leider nahmen nur wenigeFONAS-Mitglieder teil. Dennoch sind einige Leitliniensichtbar geworden. Eine FONAS-interne Veröffentli-chung der Ergebnisse steht allerdings – wegen allge-meiner Überlastung – noch aus.

Wolfgang Liebert und Götz Neuneck(im Namen des FONAS-Vorstands)

Rezension

KRAUS, Elisabeth: Von der Uranspaltung zur Göttin-ger Erklärung: Otto Hahn, Werner Heisenberg, CarlFriedrich von Weizsäcke r und d ie Verantwortungdes Wissenschaftlers. Mit einem Geleitw. von CarlFriedrich von Weizsäcker. − Würzburg: Königshausen &Neumann, 2001. − XV, 449 S. Zugl.: Tübingen, Univ.,Diss., 2000, ISBN 3-8260-1987-3.

Wie verhalten sich Wissenschaftler, die versu-chen, der Verantwortung für die Folgen ihrer wissen-schaftlichen Arbeit gerecht zu werden? Elisabeth Kraushat eine Fallstudie zu dieser Frage erstellt, die sich aufdie Nutzung der Kernspaltung in Atomwaffen bezieht.Die Studie ist fokussiert auf die Göttinger Erklärung von1957, in der sich 18 Atomphysiker gegen die Bewaff-nung der Bundeswehr mit Atomwaffen in deutschemBesitz aussprechen und erklären, dass sie nicht bereitseien, sich an ihrer Herstellung, Erprobung oder ihremEinsatz in irgend einer Weise zu beteiligen.

Die Göttinger Achtzehn hatten nicht identischeBeweggründe und Verhaltensweisen. Drei von ihnenwerden in dieser Studie behandelt: Carl Friedrich vonWeizsäcker als der Initiator der Erklärung, Otto Hahnals der Entdecker der Uranspaltung und Werner Hei-senberg, der damalige Vorsitzende des Arbeitskreises"Kernphysik".

Um die Unterschiede charakterisieren zu kön-nen, entwickelt die Soziologin Kraus an Max Weberanknüpfend idealtypisch die drei von ihr "humanitär","fachwissenschaftlich" und "politisch" genannten Typender Verantwortung des Wissenschaftlers. Erstere ver-stehen die Erklärung in erster Linie als humanitäresManifest, durch das die Öffentlichkeit vor den durch dieAtomrüstung für die Menschheit entstandenen tödlichenGefahren gewarnt werden soll. Die "fachwissenschaflti-che" Gruppierung betont den Informationscharakter derErklärung als eine Stellungnahme von Physikern. Der"politische" Verantwortungstyp will mit der ÖffentlichenErklärung den gesellschaftlichen Diskussionsprozeßbeeinflussen und die Bundesregierung zum Verzicht aufden Besitz von Atomwaffen bewegen.

Kraus analysiert das verantwortungsbezogeneVerhalten nicht isoliert hinsichtlich dieser Erklärung. AlsHistorikerin betrachtet sie relevante Situationen undEreignisse ab der Entdeckung der Kernspaltung imJahre 1938 und rekonstruiert das Verhalten der dreiAtomphysiker zu jedem dieser Gelegenheiten vorrangigaus Originaldokumenten der Betroffenen selber. DieReaktionen auf den Atombombeneinsatz in Hiroshima,den Beginn der friedlichen Nutzung der Kernenergieund andere Beispiele werden herangezogen, um dasverantwortungsbezogene Verhalten in verschiedenen

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Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit

FONASNEWSLETTER Jg. 4, Nr. 426

Kontexten auszuleuchten und die Beweggründe für dieUnterzeichnung der Göttinger Erklärung deuten zu kön-nen.

Mit diesem biographischen Hintergrund veran-schaulicht Kraus die Deutungs- und Erklärungskraft dergenannten Typen der Verantwortungswahrnahme vonWissenschaftlern, wobei sie Hahn als "humanitär" undHeisenberg als "fachwissenschaftlichen" Typ charakte-risiert. Hingegen sei C.F. von Weizsäcker der Politikerder Göttinger Achtzehn.

Das Buch von Elisabeth Kraus ist eine interdis-ziplinäre (Soziologie/Geschichte/Ethik) Dissertation, dievor allem mit der von ihr vorgeschlagenen Typologieder Verantwortungswahrnehmung, sowie zur histori-schen Aufarbeitung der westdeutschen Atomwaffen-und Non-Proliferationspolitik einen anregenden underhellenden Forschungsbeitrag leistet.

Für den politisch interessierten Laien kann die-ses Buch als eine lesenswerte und spannende Studieüber die Verantwortung von Wissenschaftlern und ins-besondere von Atomphysikern in ihrem Verhalten be-züglich Atomwaffen empfohlen werden.

Dieses Thema ist nach wie vor politisch rele-vant, insbesondere auch für Deutschland. Trotz Endedes Kalten Krieges vor mehr als einem Jahrzehnt sinddort heute immer noch U.S. amerikanische Kernwaffenstationiert, die mit Trägersystemen der Bundeswehr,den Tornados, und von deutschen Piloten eingesetzt

werden können. Es ist wichtig zu sehen, aus welchenhistorischen Auseinandersetzungen die heutige Situati-on und das dahinter stehende Konzept der sogenann-ten "nuklearen Teilhabe" beim Verzicht Deutschlandsauf eigene Kernwaffen hervorgegangen ist. Es ist be-merkenswert, daß der Göttinger Appel explizit das for-derte, was auch eingetroffen ist: Verzicht Deutschlandsauf den Besitz von Atomwaffen und keine eigene Betei-ligung. Die Stationierung von Kernwaffen anderer Län-der auf deutschem Boden unter Beteiligung der Bun-deswehr wurde nicht explizit angesprochen. Bekanntwar diese Möglichkeit allerdings, wie aus den WortenC.F. von Weizsäckers deutich wird, mit denen er rück-blickend seine Motivation für die Veröffentlichung derGöttinger Erklärung wie folgt zusammenfaßt: "Wie aberwenn die Bundeswehr erst nur die Abschussgeräte f'ürAtomwaffen erhält und später eines Tages die Bombenund Granaten selbst, von ausländischer Produktion?Wenn wir überhaupt der Meinung waren, die Bundes-wehr solle nicht atomar ausgerüstet werden, so mußtenwir jetzt einen Schritt tun." (1)

(1) C.F. von Weizsäcker, Die Verantwortung der Wis-senschaft im Atomzeitalter, Göttingen 1957, Seite 21.

Martin B. Kalinowski

Dr. Martin B. Kalinowski: arbeitet bei der Organisation für denUmfassenden Teststoppvertrag (Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization - CTBTO) in Wien.

Mitteilung en und Termine, Publikationen

Mitteilung en

DSF Deutsche Stiftung Friedensforschung

Ausschreibung von Fördermitteln zur Einrichtung einerStiftungsprofessur „Naturwissenschaft und Friedensfor-schung“ im Rahmen des Nachwuchsförderungspro-gramms der Deutschen Stiftung Friedensforschung(DSF)

Die Deutsche Stiftung Friedensforschung (DSF)schreibt ab dem 1. August 2002 die Stelle einer Stif-tungsprofessur "Naturwissenschaft und Friedensfor-schung" aus, um die sich Universitäten bewerben kön-nen. Dadurch sollen die strukturellen Bedingungen zur"Integration der Friedensforschung in die Arbeit vonnaturwissenschaftlichen Fachbereichen" geschaffenwerden. Die Stiftungsprofessur wird den Namen CarlFriedrich von Weizsäckers tragen.

Mit der geplanten Stiftungsprofessur soll ermög-licht werden, sowohl analytische Forschungsfragen −etwa zur Problematik der Massenvernichtungswaffen,technologiebedingter Konfliktkonstellationen, fortschrei-tender Rüstungsdynamik oder des Zusammenhangsvon Globalisierung und internationaler Sicherheit − alsauch praxisrelevante und politiknahe Fragestellungen −

z.B. zu Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle,zur Nichtverbreitung und Verifikation, zu Ressourcen-konflikten und nachhaltiger Umweltnutzung oder zurVerletzlichkeit der Strukturen in der modernen Indust-riegesellschaft − zu untersuchen. Eine Anbindung an ei-ne erfahrene Forschungsinstitution ist ebenso ge-wünscht wie eine Verankerung an und/oder Kooperati-on mit mehreren Fachbereichen (Physik, Informatik, In-genieurwissenschaften o.ä. einerseits, Politik-/Sozial-wissenschaften andererseits), um Interdisziplinarität zugewährleisten. Langfristig soll grundlagen- wie auchanwendungsorientierte Forschung und Lehre in diesenBereichen ermöglicht werden, um bessere Methodenfür wirkungsvolle Früherkennung, Abschätzung sicher-heitsrelevanter Forschungs- und Technikentwicklungenund der Verregelung technologiebedingter Konflikte zuentwickeln. Bewerben können sich Universitäten, die ineinem der beschriebenen Themenbereiche

• in Forschung und Lehre einschlägige Erfahrungenmit Friedensforschung nachweisen können,

• bedarfsorientierte Arbeiten in einem interdis-ziplinären Umfeld durchgeführt haben oder durch-führen werden und

• interdisziplinäre Lehrveranstaltungen und Studien-gänge durchführen oder planen.

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Naturwissenschaft, Abrüstung u nd internationale Sicherheit

Jg. 4, Nr. 4 FONASNEWSLETTER 27

Nachzuweisen sind insbesondere:

• die Qualität der geleisteten Forschung,• Beschreibung des interdisziplinären Umfeldes,• geplante Arbeiten in Forschung und Lehre auf den

avisierten Aufgabenfeldern,• Zusammenführung der interfakultativen Zusam-

menarbeit.

In den ersten fünf Jahren erfolgt die Förderungdurch die DSF, um die strukturellen Bedingungen aneiner Universität zu stärken. Gefördert wird eine Hoch-schullehrer/innenstelle C3/C4 mit Sachmittelausstattungin einer Gesamthöhe von bis zu

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betreffende Hochschule verpflichtet sich, nach fünfJahren die geschaffenen Stellen zu übernehmen und imeigenen Haushaltsplan fortzusetzen.

Nach der Wahl der Hochschule durch die DSF sollim Rahmen einer Berufungskommission, an der dieDSF, die Hochschule und die deutsche Fachöffentlich-keit beteiligt ist, die personelle Auswahl der Bewer-ber/innen erfolgen. Bewerber/innen sollten sich qualifi-zieren durch

• herausragende fachliche Expertise,• kommunikative Kompetenz,• Kenntnis der einschlägigen Forschungsein-

richtungen und der bisher internationalgeleisteten Arbeiten,

• internationale Erfahrung.

Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen sind bis zum 20.September 2002 zu richten an

Prof. Dr. Dr. Dieter S. LutzDeutsche Stiftung Friedensforschung (DSF)Am Ledenhof 3-5D-49074 Osnabrück

Ausführlichere Infos sind auf der Homepage der DSFzu finden unter: www.bundesstiftung-friedens for-schung.de/

PressemitteilungDruckfreigabe: Montag, 12. August 2002, 12 Uhr

DSF schreibt Carl Friedrich von Weizsäcker-Professuraus

Auf seiner jüngsten Sitzung hat der Stiftungsratder Deutschen Stiftung Friedensforschung beschlos-

sen, eine Stiftungsprofessur Naturwissenschaft undFriedensforschung aus Mitteln der DSF zu fördern. Fürdiesen Zweck werden über einen Zeitraum von fünfJahren Finanzmittel in einer Gesamthöhe von bis zu1,25 Mio. Euro bereitgestellt.

In der Namensgebung greift die Stiftung einenVorschlag der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler(VDW) auf, die Stiftungsprofessur nach dem großenPhysiker und Philosophen des 20. Jahrhunderts, CarlFriedrich von Weizsäcker, zu benennen. Mit seinemfrühen Engagement gegen die atomare Aufrüstunggehört er zu den geistigen Wegbereitern der deutschenFriedensforschung nach dem Zweiten Weltkrieg. Wiekaum ein anderer widmet er sein Lebenswerk der Ver-antwortung des Naturwissenschaftlers für den Friedenin der Weltgesellschaft.

Im Vorfeld der Entscheidung hatte die DSF imFebruar 2002 in Berlin ein Symposion zum Thema„Naturwissenschaften und Friedensforschung“ abgehal-ten, auf welchem sowohl Wissenschaftler und Wissen-schaftlerinnen als auch Universitätsvertreter und Rezi-pienten naturwissenschaftlicher Abrüstungsforschungeinhellig und nachdrücklich für die Einrichtung einersolchen Professur plädiert hatten.

Mit der Ausschreibung der Stiftungsprofessurfolgt die Deutsche Stiftung Friedensforschung demVorbild von Weizsäckers, die Friedensforschung in dieArbeit naturwissenschaftlicher Fachbereiche zu integ-rieren. Hierdurch sollen deutlich verbesserte Voraus-setzungen geschaffen werden, hochaktuelle Fragen wiedie fortschreitende Rüstungsdynamik, das Problem derMassenvernichtungswaffen oder den Zusammenhangzwischen Globalisierung und internationaler Sicherheitwissenschaftlich fundiert zu untersuchen. Zugleich solldie Professur praxisrelevante und politiknahe Frage-stellungen bearbeiten − z.B. zur Abrüstung und Rüs-tungskontrolle, zur Nichtverbreitung und Verifikation, zuRessourcenkonflikten und nachhaltiger Umweltnutzungoder zur Verletzlichkeit der Strukturen in der modernenIndustriegesellschaft.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Dr. Dieter S. LutzVorsitzender des Stiftungsratesc/o Institut für Friedensforschungund Sicherheitspolitik (IFSH)Falkenstein 122587 HamburgTel. 040/[email protected]

Thomas Held, GeschäftsführerDeutsche StiftungFriedensforschungAm Ledenhof 3-549074 OsnabrückTel. 0541/600 35 [email protected]

SW 2002/2003: Universität Hamburg: "Globale Zu-kunftsfragen −−−− Ein Vorlesungs- und Seminarprojektfür die ganze Universität und die Stadt

Die großen globalen Zukunftsfragen − wie Bevöl-kerungsentwicklung, Zugang zu Energie und Wasser,Artenvielfalt, soziale Kohäsion etc. − werden von derheranwachsenden Generation deutlich wahrgenom-

men. Sie werden aber im Dschungel von disziplinärerAusbildung und persönlichen Nahzielen häufig beiseitegelegt. Mit diesem Vorlesungs- und Seminarprojektmöchte die Hamburger Universität junge Menschen ausallen Bereichen der Universität ansprechen und für eineengagierte Mitarbeit gewinnen. Die Mitarbeit soll Spaßmachen, faszinieren und gleichzeitig verbindlich sein.

Vorlesungstermine: donnerstags von 17.15-19.00 Uhr

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Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit

FONASNEWSLETTER Jg. 4, Nr. 428

Ort: Edmund-Siemers-Allee 1, Hörsaal B (AgatheLasch Hörsaal).

Die Themen im Überblick:

24.10.02: Einführung: Globale Zukunftsfragen − Vielfaltder Sichtweisen, Vernetzung und Konfrontation; Dr. Pe-ter Henning Feindt, Prof. Christiane Floyd, Prof. HartwigSpitzer, Grusswort Univ.-Praesident Dr.J. Lüthje

31.10.02: Biodiversität und Grundkonzept der Ökologie;Prof. Norbert Jürgens, Prof. Richard Tol, UniversitätHamburg

07.11.02: Gaia und Prometheus − Von der Vielzahl derNaturbilder und ihrem Einfluss auf gesellschaftliche Ent-scheidungen; Prof. Ulrich Steinvorth, Univ. Hamburg

14.11.02: Wie zukunftsfähig ist Globalisierung? Dr.Wolfgang Sachs, Institut für Klima, Umwelt, Energie,Wuppertal

21.11.02: Food and sustainable agriculture; Prof. Sa-bah Benjelloun, Rabat, Marokko, Prof. Volker Beus-mann, Uni. Hamburg

28.11.02: Megacities und lebensfähige Dörfer; Prof.Jürgen Oßenbrügge, Univ. Hamburg, Dr. Aysegul Bay-kan, Istanbul

05.12.02: Migration: Ursachen und Folgen; Prof. UrsulaNeumann, Univ. Hamburg, Louis Henri Seukwa, Uni.Hamburg

12.12.02: Bevölkerungsentwicklung und Rolle der Frau-en; Dr. Heide Mertens, Soest Dr. Diana Hummel, Insti-tut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), Frankfurtam Main

19.12.02: Selbstorganisation und Koevolution − Überdie Vorhersagbarkeit von Globalen Entwicklungen; Dr.

Gerhard Petschel-Held, Potsdam Institut für Klimafol-genforschung

09.01.03: Energie und Klima; Prof. Hartmut Grassl,Univ. Hamburg und MPI für Meteorologie, Hamburg

16.01.03: Gesundheit und menschliche Grundbedürf-nisse; Dr. Barbara Kloss-Quiroga, Deutsche Stiftung fürEntwicklung, Berlin

23.01.03: Wasser im 21. Jahrhundert − Weltweite undHamburger Perspektiven Dr. Klaus Lanz, InternationalWater Affairs, Hamburg

30.01.03: Wem nützt die Globalisierung? Märkte, Insti-tutionen, Regelungsbedarf; Prof. Elmar Altvater, FUBerlin, Prof. Thomas Straubhaar, HWWA, Hamburg

06.02.03: Synthese: Nachhaltigkeitskonzepte und-Strategien; Prof. Armin von Gleich, HAW Hamburg, Dr.Christine von Weizsäcker, Bonn

Weitere Informationen unter http://www.rrz.uni-ham-burg.de/Globale_Zukunft/konzept.html

Seminar, das im Rahmen der Veranstaltung vonFONAS-Mitgliedern zum Thema "Globale Zukunfts-fragen und internationale Sicherheit −−−− Beiträge ausPhysik und Informatik" durchgeführt wird:

Termin: dienstags 14.15-15.45 Uhr

Ort: Jungiusstr.9/265

Kontakt: Prof. Dr. Leonie Dreschler-Fischer (FB Infor-matik), Tel. 42883-2452, e-mail: [email protected], Prof. Dr. Hartwig Spitzer (FB Physik)Tel. 8998-2313 e-mail: [email protected], Dr. GötzNeuneck (Institut für Friedensforschung (IFSH), Tel8607721, e-mail: [email protected]

Termine

24.-27. Jan. 2003: INESAP Konferenz: Moving BeyondMissile Defense Project Conference, Europäische Aka-demie Berlin, Bismarckallee 46/48, D - 14193 Berlin,Kontakt: Regina Hagen, IANUS, TU Darmstadt, Tel.:06151-164468, [email protected],www.inesap.org.

27.-28. März 2003: Fachsitzung des Arbeitskreises"Physik und Abrüstung" auf der 67. Frühjahrstagung derDeutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) 2003 in

Hannover, Homepage: www.dpg-tagungen.de/info/hanno-ver2003.html.

17.-19. Sep. 2003: FONAS-Herbsttagung bei der Deut-schen Stiftung Friedensforschung (DSF) in Osnabrück,Am Ledenhof 3-5, 49074 Osnabrück, Kontakt: UlrikeKronfeld-Goharani, Tel.: 0431-6332, [email protected].

Publikationen aus dem FONAS-Kreis

Ackermann, H.; Krämer, M.; Melsheimer, O.; Scheffran,J.: Energienutzung – Konflikte, Potenziale, Szenarien.In: Zoll, R. (Hrsg.), Energiekonflikte. Problemübersichtund empirische Analysen zur Akzeptanz von Windkraft-anlagen, Münster, LIT, 2001, S. 17 - 95.

Altmann, J.: Non-lethal Weapons Technologies – theCase for Independent Scientific Analysis, Medicine,Conflict and Survival 17(3), 2001, S. 234-247.

Bender, W.; Liebert, W.(Hrsg.): Wege zur nuklearwaf-fenfreien Welt, Agenda, Münster, 2001.

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Naturwissenschaft, Abrüstung u nd internationale Sicherheit

Jg. 4, Nr. 4 FONASNEWSLETTER 29

Bender, W., Hagen, R., Kalinowski, M.B., Scheffran, J.(eds.): Space Use and Ethics. Volume I: Papers, Darm-städter interdisziplinäre Beiträge 5/I, Agenda Verlag:Münster, 2001.

Hagen, R.; Scheffran, J.: Zwischen Raketenabwehr undWeltraumrüstung – Was macht Europa?, Wissenschaftund Frieden, 2/2001.

Hagen, R.; Scheffran, J.: Raketen abrüsten statt ab-wehren, Raumfahrt Concret, 2/2001.

Hagen, R.; Scheffran, J.: Weltraum – ein Instrumenteuropäischer Macht?, Wissenschaft und Frieden,3/2001 (nachgedruckt im Dokumentationsteil derFrankfurter Rundschau).

Hagen, R.; Scheffran, J.: Kein Peal Harbor im All,Raumfahrt Concret 5/2001.

Hagen, R.; Scheffran, J.: Nuclear Space – An Indispen-sible Option?, Space Policy 17 (2001), S. 261-264.

Ipsen, D.; Rösch, R.; Scheffran, J.: Cooperation inGlobal Climate Policy: Potentialities and Limitations,Energy Policy, 29/4 (Jan. 2001), S. 315-326.

Kalinowski, M.B.: Die vollständige Abrüstung der Kern-waffen – Ethisch zwingend und völkerrechtlich verein-bart. Hauskeller, Chr.; Liebert, W.; Ludwig, H. (Hrsg.):Wissenschaft verantworten. Soziale und ethische Ori-entierung in der technischen Zivilisation, Agenda Ver-lag: Münster 2001, S. 130-138.

Kalinowski, M.B.: Wie verfügbar bleibt die Kernwaffe?Präventive Kontrolle zur Sicherstellung einer kernwaf-fenfreien Welt, in: Bender, W.; Lieber, W. (Hrsg.): Wegezu einer nuklearwaffenfreien Welt, Agenda Verlag:Münster 2001, S. 171-181.

Kalinowski, M.B.: Atmospheric transport modelling re-lated to radionuclide monitoring in support of Compre-hensive Nuclear-Test-Ban Treaty verification, Kern-technik 66/3 (2001), S. 129-133.

Kalinowski, M.B.; Schulze, J.: Radionuclide Monitoringfor the Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty. Jour-nal of Nuclear Materials Management 30 (2002), No. 4,Summer 2002, S. 57-67.

Kalinowski, M.B.; Liebert, W.; Aumann, S.: The GermanPlutonium Balance, 1968-1999. Nonproliferation Re-view 9 (2002), No. 1, Spring 2002, S. 146-160. Siehehttp://cns.miis.edu/pubs/npr/vol09/91/abs91.htm#kali

Kalinowski, M.B.: Interdisziplinarität und Praxisbezug.Das Projekt zur internationalen Tritiumkontrolle. In:Krebs, H., U. Gehrlein, J. Pfeiffer, J.C. Schmidt (Hrsg.):Perspektiven Interdisziplinärer Technikforschung. Kon-zepte, Analysen, Erfahrungen. Darmstädter inter-disziplinäre Beiträge Band 6, Agenda Verlag: Münster2002, S. 137-143.

Kalinowski, M.B.; Sartorius, H.; Uhl, S.; Weiss, W.:Drawing Conclusions on Separation of Plutonium byEvaluating Measurements of Atmospheric Krypton-85 inWeekly Samples at Various Distances from the

Karlsruhe Reprocessing Plant, 2002 (Englische Über-setzung des Arbeitsberichtes IANUS-3/1998).

Kronfeld-Goharani, U.; Neuneck, G.: Die schleichendeVerseuchung der Arktischen Region: Heutige und künf-tige Umweltfolgen der russischen Nordmeerflotte, inJahrbuch Ökologie, München C.H. Beck-Verlag 2001,S. 212-234, www.jahrbuch-oekologie.de/KronfeldNeun-eck2002.pdf, Auch abgedruckt in: Freitag: Die Ost-West-Wochenzeitung 42. 12.10.2001 http://www.-freitag.de/2001/42/01420801.

Kronfeld-Goharani, Ulrike: Die Umweltschäden undEntsorgungsprobleme des russischen Nuklearkomple-xes, Kiel: Schleswig-Holsteinisches Institut für Frie-denswissenschaften, SCHIFF-Texte, Nr. 68, 2002.

Liebert, W.: Dammbruch mit ungeahnten Folgen? – DieBedeutung des ABM-Vertrags für die strategische Sta-bilität, in: Wissenschaft und Frieden, 19. Jg. 1/2001, S.16-19.

Liebert, W.: Erneuerung der Aufklärung, in: Hauskeller,C.; Liebert, W.; Ludwig, H. (Hrsg.): Wissenschaft ver-antworten – Soziale und ethische Orientierung in dertechnischen Zivilisation, Wolfgang Bender zum 70.Geburtstag, Agenda, Münster, 2001, S. 29-42.

Liebert, W.: Transformationsprozeß vom Nichtverbrei-tungsregime zur kernwaffenfreien Welt, in: Bender, W.;Liebert, W.: Wege zur nuklearwaffenfreien Welt,Agenda, Münster, 2001, S. 235-254.

Liebert, W.: Aufgaben naturwissenschaftlich orientierterFriedensforschung, in: Friedenspolitik und Friedensfor-schung, Osnabrücker Jahrbuch Frieden und Wissen-schaft VIII/2001, Uni-Verlag Rasch, Osnabrück 2001, S.208-222.

Liebert, W.; Pistner, C.: Technische Optionen zur Be-seitigung von zivilen Plutoniumbeständen zur Minimie-rung des Proliferationsrisikos, in: FONAS und Wissen-schaft und Frieden (Hrsg.): Präventive Rüstungskon-trolle, Dossier Nr. 38, Wissenschaft und Frieden, 19.JG., 2001, S. 13-17.

Linev, S.; Altmann, J.; Weiß, A.: Monitoring for Verifica-tion – Acoustic-Seismic Military-Vehicle Measurementsof 2000 at Meppen, Germany, in: Verification - Re-search Reports, no. 11, Lenzen: Grünberg, 2001.

Meffert, B. Hochmuth O.; Günther, M.; Heese, L.; Kell,G.; Morgenstern, T.; Weiß, A.; Winkler, F.: Monitoringfor Verification: Sensor Station 2000 for Acoustic andSeismic Measurements of High Dynamic Range, in:Verification – Research Reports, no. 11, Lenzen: Grün-berg, 2001.

Neuneck, G.; Spitzer, H.; Huber, G.: Technologiedyna-mik – Texte eines Proseminars im SS 1999, Hamburg1999 (CENSIS-Report-34-99), 2001.

Neuneck, G.; Bielefeld, T.: US-Raketenabwehr: Zurückzum globalen Raketenschild? In Wissenschaft undFrieden, 1/ 2001, S. 7-11.

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Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit

FONASNEWSLETTER Jg. 4, Nr. 430

Neuneck, G.: Missile Defense, Germany and Europe,Contribution for the Pugwash Meeting no. 257, Pug-wash Workshop on Nuclear Stability and Missile De-fense, 26-28 October, Sigtuna, Sweden siehe JeffreyBoutwell (ed.): Report Pugwash Meeting no. 257, Pug-wash Workshop on Nuclear Stability and Missile De-fense, 26-28 October, Sigtuna, Sweden, Pugwash Oc-casional Papers, Vol. 2(2), March 2001, S. 85-91.

Neuneck, G.; Altmann, J.; Bielefeld, T.; Nixdorff, K.;Mölling, C.; Pistner, C.: Präventive Rüstungskontrolle.Erste Ergebnisse des Projektes “Präventive Rüstungs-kontrolle“ des Forschungsverbundes Naturwissenschaftund Internationale Sicherheit (FONAS), Dossier Wis-senschaft und Frieden Nr.38, 2001, S. 1-19.

Neuneck, G.; Mölling, C.: Präventive Rüstungskontrolle.Methoden, Kriterien und Konzepte, in: Dossier Wissen-schaft und Frieden, Nr. 38, 2001, S. 3-5.

Neuneck, G.; Bielefeld, T.: Raketenabwehrsysteme undinternationale Sicherheit, in: Dossier Wissenschaft undFrieden, Nr. 38, 2001, S. 8-12.

Neuneck, G.: Der Streit um die Raketenabwehr: Alleunter einem Schirm? In: R. Mutz, U. Ratsch, B. Schoch(Hrsg.) Friedensgutachten 2001, Münster 2001, S. 278-282.

Neuneck, G.; Bielefeld, T.: Raketenabwehr-Optionen fürdie Bush-Administration: Die technische Dimension, in:Vierteljahresschrift Sicherheit und Frieden S+F, 2/2001(referierter Artikel/Tom Bielefeld), S. 89-95

Neuneck, G.: The NMD Debate: Technology, Threatsand Implications for International Security, in: P. Cotta-Ramusino, M. Martellini (Ed.): Missile Threat and Ballis-tic Missile Defense: Technology, Strategic Stability andImpact on Global Security, 2001, S. 147-174, http://-lxmi.mi.infn.it/~landnet/NMD/neuneck.pdf

Neuneck, G.: The National Missile Defense Debate –Technology, Threat and Implications for InternationalSecurity, Proceedings of the XIII International Amaldi-Conference on Problems of Global Security, AccademiaNazionale dei Lincei, Consiglio Nazionale Delle Ri-cerhe, Roma 2001, S. 241-269 (Atti Convegni Lincei167).

Neuneck, G.: Terrorismus und Massenvernichtungs-waffen: Eine neue Symbiose?, in: Hans Frank/KaiHirschmann (Hrsg.), Die weltweite Gefahr. Terrorismusals internationale Herausforderung, Berlin 2001, S. 169-224.

Neuneck, G.: Von National Missile Defense zu GlobalMissile Defense? Technische Machbarkeit und Ansätzeder Bush-Administration, in: Die Friedens-Warte (Jour-nal of International Peace and Organization), Vol. 76,Heft 4, 2001, S. 391-434.

Neuneck, G., Mölling, Chr.: Präventive Rüstungskon-trolle und Information Warfare. In: Rüstungskontrolle imCyberspace. Perspektiven der Friedenspolitik im Zeit-alter von Computerattacken, in: Dokumentation einer

Internationalen Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung am29./30. Juni 2001 in Berlin, S. 47-53.

Neuneck, G.: NMD Systems Architecture and its Com-patibility With the ABM Treaty, in: Wolfgang Bender;Regina Hagen, Martin Kalinowski, Jürgen Scheffran:Space Ethics. Münster 2001, Agenda-Verlag. S. 175-186.

Neuneck, G.: Die Rolle der Naturwissenschaft: Dienerinzweier Herren In: Prokla, Zeitschrift für kritische Sozial-wissenschaft, Vol. 32(2), Juni 2002, S. 205-226.

Neuneck, G.: Erklärung der Vereinigung DeutscherWissenschaftler (VDW) zu den bekannt gewordenenPlänen der Bush-Administration zur künftigen Nuklear-politik der USA, In: Prokla, Zeitschrift für kritische Sozi-alwissenschaft, Vol. 32(2), Juni 2002, S. 243-245.

Neuneck, G.: Ein Präventivkrieg gegen den Irak wäreungerechtfertigt und schädlich. Stellungnahme vonDieter S. Lutz, Reinhard Mutz und Götz Neuneck vom17. September 2002, abgedruckt in: Blätter für deut-sche und internationale Politik, Vol. 47 (10) 2002, S.1277-1280, Frankfurter Rundschau vom 3. Oktober2002 und FREITAG 4. Oktober 2002, S. 6.

Pistner, C.; Liebert, W.: Nukleare Last des Kalten Krie-ges – Beseitigung von Plutoniumbeständen, in: Physikin unserer Zeit, 32. Jg. Nr. 2001, S. 18-25.

Pistner, C.; Glaser, A.; Liebert, W.: Der Umgang mitzivilen Plutoniumbeständen aus Sicht der Nichtverbrei-tung kernwaffenfähiger Materialien, in: Bender, W.;Liebert, W.: Wege zur nuklearwaffenfreien Welt,Agenda, Münster, 2001, S. 127-150.

Scheffran, J.: Power Distribution, Coalition Formationand Multipolar Stability in International Systems: TheCase of Southeast Europe, in: G.M. Dimirovski (Ed.),Conflict Management and Resolution in Regions ofLong Confronted Nations (Proc. IFAC/SWIIS 2000Workshop in Skopje/Ohrid, Macedonia), Oxford: Per-gamon Elsevier Science, 2001, S. 37-48.

Scheffran, J.: Raketenabwehr, Stabilität und präventiveRüstungskontrolle, Wissenschaft und Frieden, 1/2001.

Scheffran, J.; Hagen, R.: Ethik im Weltraum – GeistigeHöhenflüge und die Niederungen der Politik, in: C.Hauskeller, W. Liebert, H. Ludwig, Wissenschaft ver-antworten – Soziale und ethische Orientierung in dertechnischen Zivilisation, agenda 2001, S. 148-163.

Scheffran, J.; Hagen, R.: Europa und die Raketenab-wehr, Blätter für deutsche und internationale Politik4/2001, S. 437-446.

Scheffran, J.: Vom Konflikt zur Kooperation bei derErhaltung biologischer Vielfalt. Modelle nachhaltigerRessourcennutzung und sozio-ökologischer Interaktion.In: H. Korn, U. Feit (Hrsg.), Treffpunkt BiologischeVielfalt, Bundesamt für Naturschutz, 2001, S. 179-184.

Scheffran, J.: Moving Beyond Missile Defence: TheSearch for Alternatives to the Missile Race, Disarma-

Page 31: Dezember 2002 Jahrgang 4 Ausgabe 4 FONAS N E W S L E T T · PDF fileJahren 1958-1962 entflammt ist. Regina Hagen und Jürgen Scheffran stellen das Netzwerk INESAP vor dem Hin-tergrund

Naturwissenschaft, Abrüstung u nd internationale Sicherheit

Jg. 4, Nr. 4 FONASNEWSLETTER 31

ment Diplomacy, Issue No 55, March 2001, S. 21-26(reprint in INESAP Bulletin No.18).

Scheffran, J.: Bush, Putin und die Raketenabwehr,Blätter für deutsche und internationale Politik, Septem-ber 2001, S. 1036-1041.

Scheffran, J.: Make Missile Defenses Obsolete: TheCase for Ballistic Missile Disarmament, in: D. Krieger,C. Ong (eds.), A Maginot Line in the Sky – InternationalPerspectives on Ballistic Missile Defense, Santa Bar-bara: Nuclear Age Peace Foundation, 2001, S. 69-73.

Scheffran, J.; Stock, M.: Umsetzung der Klimaschutz-ziele in Europa aus ökologischer und wirtschaftlicherSicht. In: K. Wiemer, M. Kern (Hrsg.), Zukunft der ther-mischen Restabfallbehandlung, Fachbuchreihe Abfall-Wirtschaft des Witzenhausen-Instituts, 2001, S. 33-48.

Scheffran, J.: September 11: The Day After, Editorial,INESAP Information Bulletin, No. 18, September 2001.

Scheffran, J.: Raketenabwehr und Weltraumkriegschaffen keine Sicherheit vor Terror, in: Berliner Signal– Gewaltlose Alternativen zur Vergeltungskette, Beiträ-ge/Proceedings Nr. 18, NaturwissenschaftlerInnen-Ini-tiative Dortmund, 2001.

Scheffran, J.: Stability and control of value-cost dy-namic games, Central European Journal of OperationsResearch, 9(7) Nov.2001, S. 197-225.

Scheffran, J.: Economic Growth, Emission Reductionand the Choice of Energy Technology in a Dynamic-Game Framework, erscheint in: Proceedings OR2001,Duisburg, Sept. 3-5, 2001, Heidelberg, Springer 2002.

Impressum:

Herausgeber:

Forschungsverbund Naturwissenschaft, Abrüstung und internationaleSicherheit (FONAS)c/o IANUS, TU Darmstadt, Hochschulstr. 4a, 64289 DarmstadtTel.: 06151-164368, Fax: 06151-166039E-mail: [email protected], Internet: www.fonas.org/

Bankverbindung:FONAS e.V., Hamburger Sparkasse, BLZ: 200 505 50, Kto.: 1238123 077

Redaktion:

Dr. Ulrike Kronfeld-Goharani, Dr. Wolfgang Liebert, Dr. Götz Neun-eck, Christoph Pistnerc/o SCHIFF, Kaiserstr. 2, 24143 Kiel, Tel.: 0431/880-6332, Fax:0431/880-6333, E-mail: [email protected]

V.i.S.d.P.: Dr. Ulrike Kronfeld-Goharani, Dr. Wolfgang Liebert, Dr.Götz Neuneck, Christoph Pistner - Auflage: 150

Druck: Eigenverlag

Wer kann bei FONAS Mitglied werden?

Mitglied kann jede(r) werden, die/der mit mathemati-schen, natur- oder technikwissenschaftlichen Methodenzu Themen der Abrüstung, der internationalen Sicher-heit und des Friedens forscht oder lehrt bzw. an For-schung und Lehre in diesem Bereich ein besonderesInteresse hat. Eine Mitgliedschaft von Institutionen mitvergleichbarem Interesse ist ebenso erwünscht wieFördermitgliedschaften.

Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt für Studieren-de/Arbeitslose Euro 10, ansonsten Euro 30 (für Perso-nen mit einem Jahreseinkommen bis Euro 25.000) Euro45 (bis zu Euro 45.000) und Euro 60 (über 45.000). FürFördermitglieder gelten die o.g. Beitragssätze als Richt-linien. Spenden sind ebenfalls sehr willkommen. FO-NAS e.V. ist als gemeinnützig anerkannt.

Adressen

BVP: Bochumer VerifikationsprojektInstitut für Experimentalphysik IIIRuhr-Universität Bochum;D - 44780 BochumTel.:0234/32-23591, -23601/2, Fax:0234/32-14172E-mail: [email protected]: www.ep3.ruhr-uni-bochum.de/bvp/index.html

IANUS: Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Naturwissen-schaft, Technik und SicherheitTechnische Universität DarmstadtHochschulstr. 4a, D - 64289 DarmstadtTel.: 06151/16-4368, -3016, Fax: 06151/16-6039E-mail: [email protected], Homepage:www.ianus.tu-darmstadt.de/ianus/welcome.tud

CENSIS: Center for Science and International Securityc/o Institut für ExperimentalphysikLuruper Chaussee 149, 22761 HamburgTel.: 040/8998-2313, Fax: 040/8998-3282E-mail: [email protected],[email protected]: http://kogs-www.informatik.uni-hamburg.de/projects/censis/censis.html

SCHIFF: Schleswig-Holsteinisches Institut für Frie-denswissenschaften an der Universität KielKaiserstraße 2 / Geb. F, D - 24143 KielTel.: 0431/880-6332, Fax: 0431/880-6333E-mail: [email protected]: www.schiff.uni-kiel.de

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Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit

FONASNEWSLETTER Jg. 4, Nr. 432

Nützliche URL's

Organisation Internetadresse

Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktfor-schung (AFK)

www.bicc.de/coop/afk/

Arbeitskreis Physik und Abrüstung der DPG www.dpg-fachgremien.de/aka/index.html

Arbeitskreis Rüstung und Informatik (RUIN) iug.uni-paderborn.de/fiff/kontakt/ak_ruin.htm

Berghof-Forschungsinstitut für konstruktive Konfliktbe-arbeitung

www.berghof-center.org

British American Security Information Council (BASIC) www.basicint.org

Bochumer Verifikationsprojekt (BVP) www.ep3.ruhr-uni-bochum.de/bvp

Bonn International Center for Conversion (BICC) www.bicc.de

Center for Science and International Security (CENSIS) kogs-www.informatik.uni-hamburg.de/projects/Censis.html

Center for Arms Control/Russia www.armscontrol.ru/

Datenbank über Nuklearmüll www.radwaste.org

Deutsche Stiftung Friedensforschung (DSF) www.bundesstiftung-friedensforschung.de

Federation of American Scientists (FAS) www.fas.org/

Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Naturwissenschaft,Technik und Sicherheit (IANUS)

www.ianus.tu-darmstadt.de/ianus/welcome.tud

International Atomic Energy Agency (IAEA) www.iaea.org/

Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik ander Universität Hamburg (IFSH)

www.ifsh.de

International Institute for Strategic Studies (IISS) www.iiss.org/

International Network of Engineers and Scientists (I-NESGLOBAL)

www.inesglobal.org/

International Network of Engineers and Scientists A-gainst Proliferation (INESAP)

www.inesap.org

Institute for International Studies, Stanford iis.stanford.edu/

A Unique Military Encyclopedia (Milnet) www.milnet.com/

Organization for the Prohibition of Chemical Weapons(OPCW)

www.opcw.nl

Peace and Conflict Studies (PeaCon) www.uni-muenster.de/PeaCon/

Projektverbund Präventive Rüstungskontrolle (PRK) www.ianus.tu-darmstadt.de/fonas/prk/welcome.html

Pugwash Conferences on Science and World Affairs www.pugwash.org/

NATO Fact Sheets www.nato.int/docu/facts.htm

Nuclear Control Institute www.nci.org/

Pentagon (DefenseLink) www.defenselink.mil/

Schleswig-Holsteinisches Institut für Friedenswissen-schaften an der Universität Kiel (SCHIFF)

www.schiff.uni-kiel.de/

United Nations Treaty Collection - Overview untreaty.un.org/

Verantwortung für Friedens- und Zukunftsfähigkeit,NaturwissenschaftlerInnen-Initiative

www.natwiss.de/