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Sport und Geschlecht Sport und Geschlecht

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Sport und GeschlechtSport und Geschlecht

Gliederung1. Vorbemerkung zur Geschlechterforschung in der

Sportwissenschaft

2. Historischer Exkurs zur Sportbeteiligung von Mädchen und Frauen

3. Soziale Ungleichheiten von Frauen und Männern im Sport in der Gegenwart

→ Schulsport→ Breitensport→ Leistungssport→ Führungspositionen im Sport→ Berufsfeld Sport / Sportwissenschaft→ (Sportberichterstattung) → Erklärungsansätze, Schlussfolgerungen

→ Hartmann-Tews, I., Dahmen, B.(Hg.) (2007). Sportwissenschaftliche Geschlechterforschung im Spannungsfeld von Theorie, Politik und Praxis. Hamburg.

→ Hartmann-Tews, I., Ruloffs, B. (Hg.) (2006). Handbuch Sport und Geschlecht. Schorndorf. Hartmann-Tews, I. u.a. (Hg.) Soziale Konstruktion von Geschlecht im Sport. Opladen. 2003.

→ Hartmann-Tews, I., Pfister, G. (Hg.) (2003). Sport and Women. Social Issues in International Perspective. London. Pfister, G. Sport im Lebenszusammenhang von Frauen. Schorndorf. 1999.

→ Schmidt, W. / Hartmann-Tews, I. / Brettschneider, W.-D (Hg.) (2003). Erster Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht. Schorndorf.

→ Tzschoppe, P. (2004). Olympische Spiele – Spielen Frauen wie Männer gleichberechtigt mit?. In: Leipziger SportwissenschaftlicheBeiträge. Jahrgang XLV, 1, St. Augustin. S. 92 – 106

→ Voss, A. (2004). Geschlecht im Sport – Sozialkonstruktivistische Lesarten. Schorndorf.

Literaturauswahl

→ Deutscher Olympischer Sportbund unter: www.dosb.de→ Internationales Olympisches Komitee unter:

www.olympic.org/uk→ Kommission Frauen – und Geschlechterforschung der

Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft unter: www.sportwissenschaft.de

→ Statistisches Bundesamt unter: http://www.destatis.de

Auswahl Internetquellen:

1. VorbemerkungGeschlechterforschung in der Sportwissenschaft

⇒ Sportwissenschaft in Deutschland erst seit ca. 50 Jahren mit institutioneller Ausdifferenzierung

⇒ Mit Beginn der 1980er Jahre Beiträge zur Frauenforschung,primär soziologische und historische Analysen der Geschlechterverhältnisse im Sport,z.T. feministisch orientierte Analysen zur Sportpraxis,späte 1980er Differenzansatz, Ende 1990er konstruktivistische Perspektiven

⇒ 1991 Gründung der Kommission „Frauenforschung“ der dvs, 2004 in „Geschlechterforschung“ umbenannt

⇒ Gegenstand der Forschung mittlerweile breites Spektrum sportbezogener Handlungsfelder, jedoch bisher begrenzte Interdisziplinarität

27.11.200719.11.2007

Grundlagen der SportsoziologieDr. Petra Tzschoppe

Geschlecht als soziologische Kategorie

GeschlechtsidentitGeschlechtsidentit äät t = Einschätzung der eigenen Person als weiblich oder

männlich⇒ zentraler, in der kindlichen Sozialisation erworbener,

Bestandteil des Selbstkonzeptes, ⇒ beinhaltet neben genitalen Unterschieden auch

Geschlechtsrollen und GeschlechtsstereotypeGeschlechtsstereotype

⇒ StereotypStereotypist eine festgefügte, für lange Zeit gleich bleibende, durch neue Erfahrungen kaum veränderbare soziale Einstellung, (meist positiv oder negativ bewertete und emotional gefärbte Vorstellung über Personen und Gruppen) GeschlechtsstereotypGeschlechtsstereotypmit Vorstellung von „typisch männlich, typisch weiblich“

Geschlechtsidentität= Einschätzung der eigenen Person als weiblich oder

männlich⇒ zentraler, in der kindlichen Sozialisation erworbener,

Bestandteil des Selbstkonzeptes, ⇒ beinhaltet neben genitalen Unterschieden auch

Geschlechtsrollen und Geschlechtsstereotype

⇒ Stereotypist eine festgefügte, für lange Zeit gleich bleibende, durch neue Erfahrungen kaum veränderbare (meist positiv oder negativ bewertete und emotional gefärbte Vorstellung über Personen und Gruppen) soziale Einstellung,mit Vorstellung von „typisch männlich, typisch weiblich“

2. Kurzer historischer Exkurs zur Sportbeteiligung von Mädchen und Frauen

Die sozialhistorische Analyse der Ungleichheiten von Männern und Frauen im Sport zeigt, dass viele Differenzen nicht sportspezifischer Natur sind, sondern aus allgemeinen gesellschaftlichen Strukturen und Wertvorstellungen resultieren, die sich auch im Sport widerspiegeln.

Die weibliche Bewegungskultur hat sich stets in Abhängigkeit von den jeweils geltenden Norm- und Wertmustern und der realen gesellschaftlichen Lebenssituation der Frauen entwickelt.

Prämisse

Soziale Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern

- Bildung

- Erwerbstätigkeit

- Einkommen

- Macht

- Unbezahlte Arbeit/ freie Zeit

Darstellung von Frauen und ihrer Bewegungskultur in der Geschichte ist eigentlich ein Klischee

ihrer Position in einzelnen Kulturen- es gab wohl zu jeder Zeit Frauen die anders waren,

die “aus der zugewiesenen Rolle fielen”.

Unterschiedliche Frauenrollen waren möglich

Weibliche Bewegungskulturen in der Vergangenheit (1)

- In frühen Hochkulturen ( wie Ägypten ca. 3000 -500 v.u.Z., Kreta ca. 2000 - 1500 v.u.Z.) genossen Frauen hohes Ansehen ⇒ aus diesen Kulturen sind zahlreiche Darstellungen von Frauen bei unterschiedlichen Bewegungsspielen und Bewegungskünsten überliefert.

- Griechische Antike : Gesellschaft bereits patriarchal strukturiert; SOKRATES: „Den Männern die Politik, den Frauen das Haus”, Aristoteles: „...das Verhältnis des Männlichen zum Weiblichen (ist) von Natur so, dass das eine besser, das andere geringer ist, und das eine regiert und das andere regiert wird.”die antiken Leibesübungen waren lediglich auf freie Männer beschränkt, Teilnahme an den Olympischen Spielen war Frauen bei Strafe untersagt, lediglich eine Art häuslicher Gymnastik wurde ihnen zugestandenAusnahme Sparta : der Militärstaat verordnete auch Mädchen Training für eine gute körperliche Verfassung.

Weibliche Bewegungskulturen in der Vergangenheit (2)

Auch römische Antike liefert kein einheitliches Bild einerseits Körperübungen, die als der weiblichen Schönheit förderlich galten, andererseits vereinzelt auch von Teilnahme an Wettkämpfen berichtet, dies jedoch mit überwiegend negativer Bewertung

Gymnastik und Turnen – für Mädchen?

GUTSMUTHS: (erst in 2. Auflage der “Gymnastik für die Jugend” 1804 wird die weibliche Jugend überhaupt erwähnt)

„...keine eigentliche Gymnastik für Mädchen, aber tägliche Bewegung im Freien, muntere und bewegende häusliche Verrichtungen, kleine Fußreisen...”.

JAHN - Frau wird noch stärker auf spezifisch weibliche Funktionen reduziert, als vorbildlich galt die Germanin, weil „...sie durch Zuschauen und Zuruf wankenden Heeren den Sieg verschafft” habe. So billigte er ihnen, die sich auf die schweren Aufgaben als Schöpferinnen des häuslichen Glücks ... und Mütter starker Söhne vorbereiten sollten, mäßige und weibliche Leibesübungen, nicht aber sein Turnen zu.

Vorurteile und Verhaltensvorschriften im 19. Jh.⇒ Vorschriften und Kleiderlast engten Körper und

Bewegungsmöglichkeiten von Mädchen und Frauen radikal ein, daraus resultierender schlechter Gesundheitszustand (Rückgratverkrümmung, Blutarmut, Kurzatmigkeit...) veranlasste Mediziner und Pädagogen, zumindest einige gymnastische Übungen für sie zu empfehlen.

⇒ Anliegen: Verbesserung des Gesundheitszustandes, um Fruchtbarkeit und Gebären gesunder Kinder sicherzustellen, evtl. noch das Vermitteln weiblicher Tugenden wie Anstand und Grazie

⇒ Übungen, die den geltenden Vorstellungen von Schicklichkeit und Weiblichkeit widersprachen, wurden ausgeschlossen: Zeigen der Beine war tabu, die Knie hatten zusammen zu bleiben und die Füße nach unten zu weisen - mit medizinisch verbrämten Vorurteilen begründet, z.B.: . „... man darf nicht übersehen, dass der weibliche Körper seiner Bestimmung gemäß nach unten geöffnet ist, so dass bei heftigen Leibesübungen gar leicht Vorfälle entstehen können .. übermäßige Schritte, Spreizstellungen, hohe Sprünge sind deshalb aus dem weiblichen Turnunterricht auszuschließen“(KLOOS; 1855)

Vorurteile und Verhaltensvorschriften (2)⇒ Daher dominierten Frei- und Ordnungsübungen und

Turnreigen – mit geringem Anforderungsniveau.⇒ Alle Veröffentlichungen propagierten nur Leibesübungen für

Mädchen , dass erwachsene oder gar verheiratete Frauen turnen könnten, wurde nicht in Erwägung gezogen .

⇒ Als Turnkleidung überwog Alltagskleidung, angehende Turnlehrerinnen trugen zur Abschlussprüfung eng geschnürte, lange Kleider und hochhackige Schuhe.

⇒ Turnen auf öffentlichen Turnplätzen oder gar das Auftreten in Vorführungen, mit denen für das Turnen geworben werden sollte wurde lange heftig abgelehnt - Mädchen hatten „sittsam und in der Stille der Einsamkeit turnen, und nur weiblichen Verwandten sollte der Zugang gestattet werden”.

⇒ Schulturnen der Mädchen entwickelte sich nur zögerlich (Statistik von 1870: von den Knaben erhielten 50,5 % im Sommer und 27,5% im Winter Turnunterricht, aber nur 4,5 % der schulpflichtigen Mädchen turnten)

Turnen und Sport in Vereinen und Verbänden:

Ende des 19. Jahrhunderts verstärkte Gründung von Frauenabteilungen in den Vereinen,in der Deutschen Turnerschaft ohne Stimmrecht , d.h. UnmündigkeitEntstehung von Wettkampfsystemen und Internationalisierung des Sports, Wettkampfteilnahme von Frauen war nicht erwünschtund wurde verhindertBeispiel: Olympische Spiele

Aktive bei den Aktive bei den Olympischen SommerspielenOlympischen Sommerspielen

0

1000

2000

3000

4000

5000

6000

7000

1896

1900

1904

1908

1912

1920

1924

1928

1932

1936

1948

1952

1956

1960

1964

1968

1972

1976

1980

1984

1988

1992

1996

2000

2004

männlich weiblich

Teilnehmende Länder bei den Olympischen Sommerspielen

0

50

100

150

200

250

n

m. o.

o. 14 19 11 18 17 16 24 21 19 23 26 28 33 38 40 58 56 26 26 46 42 33 28 12

m. 0 5 1 4 11 13 20 25 18 26 33 41 39 45 53 54 65 66 54 94 117 136 169 188

1896 1900 1904 1908 1912 1920 1924 1928 1932 1936 1948 1952 1956 1960 1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000

mit Frau(en) ohne Frauen

Sportarten bei den Sportarten bei den Olympischen SommerspielenOlympischen Sommerspielen

0

5

10

15

20

25

30

1896

1900

1904

1908

1912

1920

1924

1928

1932

1936

1948

1952

1956

1960

1964

1968

1972

1976

1980

1984

1988

1992

1996

2000

2004Jahr

gesamt weibl.

Zwischenfazit (1)

Zunehmende Teilhabe der Frauen am olympischen Sport

Deutlich zugenommen hat

⇒ Vielfalt von Sportarten, DisziplinenSportarten, Disziplinen und WettbewerbenWettbewerben,

⇒ Zahl der teilnehmenden Sportlerinnenteilnehmenden Sportlerinnen

⇒ Zahl der LLäänder,nder, die Frauen zu den Olympischen Spielen entsenden.

Zwischenfazit (2)

⇒ Bei FunktionFunktionäären, Trainern, weiterem Betreuungspersonalren, Trainern, weiterem Betreuungspersonalsowie den akkreditierten MedienvertreternMedienvertretern starke Überrepräsentanz von Männern

Noch immer bestehende männliche Dominanz in anderen Bereichen der Olympischen Bewegung:

⇒ Bei ParalympicsParalympics noch eine deutliche Unterrepräsentanz von Frauen (in Sydney 26,7 Prozent der Aktiven weiblich, in Salt Lake City 25,9 Prozent).

⇒ Einschränkungen für den Frauensport in vielen EntwicklungslEntwicklungsläändernndern und vor allem in islamischen islamischen LLäändernndern

Kulturelle und soziale Differenzen

El Moutawakel 1984

Al Gassra 2004

„Verhüllungsgebote“

Vorschriften für die Präsentation des Körpers

Bildquelle: Stern online

„Enthüllungsforderungen“

KernaussagenKernaussagen

Bereitschaft und Möglichkeit, Sport zu treiben wird von Geschlecht, Alter, schichtenGeschlecht, Alter, schichten -- und ethnischer und ethnischer ZugehZugeh öörigkeitrigkeit wesentlich bestimmt

⇒⇒ Religion und NationalitReligion und Nationalitäätt beeinflussen Chancen, sportliche Interessen und Engagement zu entwickeln maßgeblich

⇒ Schichtenzugehörigkeit (d.h. Bildung, berufliche Position, Bildung, berufliche Position, schichtenspezifische Wertschichtenspezifische Wert-- und Normensystemeund Normensysteme) bestimmt Sportaktivität von Frauen nachhaltig;negative Auswirkungen hat insbesondere die Zugehörigkeit zur Unterschicht – Frauen aus unteren Schichten sind nur in Ausnahmefällen sportlich aktiv (Drop-out-Tendenz schon im Kindesalter, nach Ablauf der Schulzeit meist für immer für Sport verloren)

27.11.200719.11.2007

Grundlagen der SportsoziologieDr. Petra Tzschoppe

3. Soziale Ungleichheiten von Frauen und Männern im Sport in der Gegenwart

Schulsport- Mädchen empfinden den Sportunterricht häufiger als langweilig

(Leistungsanforderungen teilweise sehr gering)

- Sportlehrer bereiten sich ihrerseits auf Unterricht bei Jungen stärker vor, investieren mehr

- Auch bei koedukativem Unterricht Dominanz von Jungen, die mehr Aufmerksamkeit beanspruchen, ihre Wünsche stärker artikulieren und damit leichter durchsetzen

- Bei Spielen werden Mädchen stärker in die defensiveren Positionen gedrängt, beginnt bereits vorab bei Mannschaftswahlen

- Unterschiede auch Erwartungen, Bewertungen von Sportlehrern, Sportlehrerinnen und beeinflusst davon in deren Verhalten: Sportlehrer vorab als kompetent eingestuft, Sportlehrerinnen zunächst Inkompetenz unterstellt – muss sich erst „beweisen“(vgl. FIRLEY-LORENZ)

27.11.200719.11.2007

Grundlagen der SportsoziologieDr. Petra Tzschoppe

Mitgliedschaften im DSB/ DOSB

10,1

21,3

28,0

34,036,5

38,9 39,6

0

5

10

15

20

25

30

1950 1960 1970 1980 1990 2000 2007

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

Mitgliedschaften [Mio.] Mitglieder weiblich weiblich (%)

(Mio

.)

Wei

blic

h (%

)

Wer treibt eigentlich Sport?

Mitglieder im LSB Sachsen nach Mitglieder im LSB Sachsen nach Alter und GeschlechtAlter und Geschlecht (per 1.1.2006)(per 1.1.2006)

0

10.000

20.000

30.000

40.000

50.000

60.000

70.000

0 - 6 J. 7 - 14 J. 15 - 18 J. 19 - 26 J. 27 - 40 J. 4 1 - 50 J. 51 - 60 J. über 60 J.

Altersgruppe

Mitglieder

weiblich

männlich

Breitensport

⇒ Je größer der Verein, desto höher der Anteil weiblicher Mitgliedergrößere Vereine mit mehreren Sparten für Frauen attraktiver

⇒ je größer der Verein, desto geringer soziale Verbindlichkeiten, formelle Pflichten

⇒ stärkere Ausprägung des Dienstleistungscharakters --Annäherung an Angebots- und Leistungsstrukturen kommerzieller Anbieter

⇒ Frauen bei kommerziellen Anbietern : Unterschiedliche Angaben: überwiegend zwischen ca. 70 % bis 50 % weiblicher Mitglieder

⇒ bei Sportkursen verschiedener Anbieter (Krankenkassen, Volkshochschulen stellen Frauen die Mehrheit der Nutzer (ca. 80 %)

Leistungssport- geringere Anzahl von Frauen, vorrangig höherer Schichten

- geringere Aufmerksamkeit

- ungünstigere Startzeiten

- Trainer im Frauenbereich mit geringerer Qualifikation, weniger Prestige

- Frauen auf Trainerstellen völlig unterrepräsentiert

- geringere Einkommensmöglichkeiten, siehe diverse „Geldranglisten“- keine Frau unter 15 deutschen Spitzenverdienern im Sport

- deutsche Olympiamannschaften von Sydney und Athen wie auch Salt Lake City und Turin - Medaillenausbeute von Frauen höher als ihr Anteil an den Mannschaften (ca. 40%), - Medaillenspiegel (?) ohne Geschlechtsangabe, Mannschaftsleitung des NOK komplett männlich

27.11.200719.11.2007

Grundlagen der SportsoziologieDr. Petra Tzschoppe

„Geldrangliste“ im Sport (Forbes 2007)

Rang Name SportartEarnings 8-06 bis 7-07 (Mio $)

1 Tiger Woods Golf 100

2 Oscar De La Hoya Boxen 43

3 Phil Mickelson Golf 42,2

4 Kimi Raikkonen Formel 1 40

5 Michael Schumacher Formel 1 36

6 David Beckham Fußball 33

7 Kobe Briant Basketball 32,9

8 Shaquille O’Neal Basketball 31,9

9 Michael Jordan Basketball 31

10 Ronaldinho Fußball 31

11 Valentino Rossi Motorrrad 30

12 Alex Rodriguez Baseball 29,2

13 Roger Federer Tennis 29

… … …

25 Maria Sharapova Tennis 23

27.11.200719.11.2007

Grundlagen der SportsoziologieDr. Petra Tzschoppe

Position des IOC„Es wurden große Fortschritte zugunsten der Teilnahme von Frauen bei Olympischen Spielen erzielt. Athletinnen haben heute nahezu die gleichen Möglichkeiten wie Männer.

Aber es gibt immer noch zu wenige Frauen in Führungspositionen des Sports. Wir müssen dies verändern ...“(Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, in einem Brief an die Präsidenten der Nationalen Olympischen Komitees,28.08.2003)

27.11.200719.11.2007

Grundlagen der SportsoziologieDr. Petra Tzschoppe

OLYMPISCHE CHARTA 2001

Kapitel 1, Regel 2:Die Aufgabe des IOC ist es, im Einklang mit der Olympischen Charta die Förderung des Olympismus zu leiten. Zu diesem Zweck (...)5. fördert das IOC im Hinblick auf die strikte Anwendung des Grundsatzes der Gleichheit von Mann und Fraudurch geeignete Maßnahmen mit Nachdruck die Förderung von Frauen im Sport auf allen Ebenen und in allen Gliederungen; vor allem in den Leitungsgremien vor allem in den Leitungsgremien nationaler und internationaler Sportorganisationen.nationaler und internationaler Sportorganisationen.

27.11.200719.11.2007

Grundlagen der SportsoziologieDr. Petra Tzschoppe

OLYMPISCHE CHARTA 2004

�� Aufgabe gelöst?Aufgabe gelöst?

Der Auftrag des IOC ist es, den Olympismus weltweit zu fördern und die Olympische Bewegung zu führen. Die Aufgabe des IOC ist (...)

7. die Förderung von Frauen im Sport auf allen Ebenen und in allen Gliederungen im Hinblick auf die Umsetzung des Grundsatzes der Gleichheit von Mann und Frau zu unterstützen und voranzubringen (vgl. Olympic Charter 2004, Kapitel 1, Regel 2)

27.11.200719.11.2007

Grundlagen der SportsoziologieDr. Petra Tzschoppe

Hat Führung ein Geschlecht?

Ist das ein Problem? Entlassen Sie sie…

Chef! Auf einhundertfünfzig Führungspositionen haben wir nur eine einzige Frau.

27.11.200719.11.2007

Grundlagen der SportsoziologieDr. Petra Tzschoppe

Erste Tagung des Organisationskomitees für die Olympischen Spiele Athen 1896

Bildquelle: Ullrich, K. Coubertin

Führungspositionen

27.11.200719.11.2007

Grundlagen der SportsoziologieDr. Petra Tzschoppe

Frauen in Führungsgremien (1)

� Zwischenziel, bis 2001 10 % der Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, von 113 der 200 bis dato vom IOC anerkannten NOKs erreicht.

• IOC : bisher acht Präsidenten, alle männlich

114 aktive Mitglieder, darunter 14 Frauen ( 12,3 %)

wichtigstes Gremium: Executive Board: 15 Mitglieder, darunter eine Frau

27.11.200719.11.2007

Grundlagen der SportsoziologieDr. Petra Tzschoppe

Frauen in Führungsgremien (2)

NOKs für Deutschlandbisher insgesamt 22 Präsidenten, darunter 5 für Ostdeutschland bzw. die DDR, einer für das NOK des SaarlandesDie Zahl der Präsidentinnen beträgt Null.

Deutsche Mitglieder im IOC:

Seit 1895 bis zu den zwei gegenwärtigen waren es insgesamt 22 deutsche IOC-Mitglieder, ausschließlich männlich.

Führungsgremien des Führungsgremien des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

80

20

89

11

45

55

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Präsidium PräsidialausschussLeistungssport

PräsidialausschussBreitensport

Frauen

Männer

Vorstände der Kreissportbünde / Landesfachverbände in Sachsen per 1.1.2004

SchatzmeisterIn73%

27%

Vorsitzende 97%

3%

Besetzung von FührungspositionenLandesverbands- und Kreisebene

Besetzung von FührungspositionenVereinsebene:

Vorstände der Sportvereine in Sachsen per 1.1.2004

SchatzmeisterIn

53%

47%männlich

weiblich

Vereinsvorsitzende

86%

14%

27.11.200719.11.2007

Grundlagen der SportsoziologieDr. Petra Tzschoppe

Zwischenfazit Führungspositionen

- Frauen sind nicht adäquat in Führungsgremien vertreten

- Maßnahmen wie Frauenförderprogramme und das Postulieren von Gender Mainstreaming haben trotz zunehmender Sensibilisierung nur geringfügige Veränderungen erzielen können.

- Gründe für den geringen Frauenanteil in Führungs-positionen von Sportorganisationen sind bisher nicht hinreichend geklärt

Es besteht bis heute eine ungleiche ungleiche Teilhabe an Teilhabe an MachtMacht in den internationalen und nationalen Organisationen der Olympischen Bewegung

Berufsfeld Sport / Sportwissenschaft⇒ Sportstudium lange Zeit Männerdomäne:

1991 alte Bundesländer 56,3 % Männer - 43,7 % Frauen, DHfK zu DDR-Zeiten ebenso, zeitweise jedoch an Sportwiss. Fak. Leipzig Relation von gut 1/3 Männer zu 2/3 Frauen - resultierend aus Diplomstudiengang/Richtung Rehabilitations- / Behindertensport

⇒ bei Erhebungen in Lehramtsstudiengängen (aBL) typischer Unterschied bei Wahl des Schultyps: am geringsten Frauenanteil bei Lehramt Gymnasium

⇒ Absolventenbefragung zeigen, dass Diplomsportlehrerinnen seltener hauptamtlich im Sport beschäftigt werden, sehr viel häufiger in ABM oder arbeitslos sind

⇒ Widerspiegelung auch in Gehaltsniveau: Frauen kurze Zeit nach Diplom (trotz gleicher beruflicher Qualifikation) durchschnittlich mehrere 100 € weniger Gehalt (differenziert nach BL)

⇒ Frauenanteil bei Promotionen nur ca. 1/4, bei Habilitationen nur10%, auf den Lehrstühlen dann nur noch ca. 5%

Diskussion des geringeren Sportengagements von Frauen

Argument des Zeitmangels aufgrund der Mehrfachbelastung von Erwerbstätigkeit, Haushalt, Kinderbetreuung liefert keine hinreichende Erklärung

⇒ Mitgliederanalysen der Vereine: Mädchen bereits im Jugendalter auffallend weniger im organisierten SportVerschiedene Untersuchungen belegen zudem, dass berufstätige Frauen sogar häufiger sportaktiv sind als Nichterwerbstätige.

Mögliche Ursachen des geringeren Sportengagements von Frauen (1)

⇒ Ursachen vorrangig in der geschlechtsspezifischen Sozialisation zu finden:viele traditionelle Deutungen des Sports wie Kraft, Aktivität und Leistung nicht in Übereinstimmung mit herkömmlichen weiblichen Rollenmerkmalen Konfrontiert mit Erwartungen, die an weibliches Aussehen und Handeln gestellt werden, erfordert Rollengestaltung aber auch die Bereitschaft und Fähigkeit der Frauen, eigene Vorstel lungen zu verwirklichen.in den letzten Jahren dabei unverkennbare Veränderungen des gesellschaftlichen Wert- und Normengefüges

Mögliche Ursachen des geringeren Sportengagements von Frauen (2)

⇒ Wesentlicher Faktor der Sozialisation zum Sport: Eltern hausUntersuchungen belegen: mehr Bewegungsraum und anderes, eher zu sportlichen Aktivitäten ermunterndes Spielzeug für SöhneVorbild der sportaktiven Mutter wäre für Mädchen besonders wichtig. Gerade Frauen dieser Altersgruppe sind aber weniger sportaktiv, somit haben Mädchen auf der Suche nach einer Identifikationsfigur weitere Nachteile

- Gruppe der Gleichaltrigen (wichtige Sozialisationsinstanz des späteren Schulalters) verstärkt vorhandene Geschlechtsunterschiede. Chance, durch die sportaktive Freundin zur eigenen Betätigung angeregt zu werden, ist erheblich geringer als bei gleichaltrigen Jungen

Mögliche Ursachen des geringeren Sportengagements von Frauen (3)

⇒ im Sport Handelnde überwiegend Männer gilt für Sportlehrer, Übungsleiter, Trainer, Funktionäre bis hin zu Sportwissenschaftlern. Somit werden Entscheidungen z.B. über die Struktur von Vereinen, neu zu gründende Sektionen, zielgruppenorientierte Angebote, einschließlich der Vergabe von Mitteln, Hallenzeiten usw. kaum von den selbst Frauen getroffen.

⇒ weiterer wesentlicher Faktor nicht nur bei der Rezeption von Sport, sondern auch als Sozialisationsinstanz zur sportlichen Aktivität: Medien (Anteil der Berichterstattung über Frauen nach verschiedenen Studien nicht höher als 15%)

27.11.200719.11.2007

Grundlagen der SportsoziologieDr. Petra Tzschoppe

Erklärungsansätze für geringen Anteil von Frauen in Führungspositionen im Sport

- Bereitschaft von Männern , Macht abzugeben - Bereitschaft von Frauen, Macht zu übernehmen

(streben weniger konsequent Führungsaufgaben an)- Vermutung mangelnder Kompetenz von Frauen (Fremd-

und Selbsteinschätzung)- Ausübung von Macht mitunter negativ bewertet, weil sie

den traditionellen Rollenerwartungen an Frauen nicht entspricht. Frauen fürchten, in Führungspositionen „männlich“ handeln zu müssen und lehnen dies ab

- Ursachen dafür sowohl in der allgemeinen Sozialisation als auch darin, dass es an weiblichen Vorbildern in den Spitzenpositionen des Sports mangelt

- ...