dialog ueber das auslöschen der anschauung

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  • 7/31/2019 dialog ueber das auslschen der Anschauung

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    Dia log b er d as Auslsc hen de r Ansc ha uung 1

    Niu-tou Fa-jung

    DIALOG BER DAS AUSLSCHEN DERANSCHAUUNG

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    2 Dia log ber das Auslsc hen d er Ansc ha uung

    EIN FRHER CHINESISCHER TEXT AUS TUN-HUANG. BERSETZT VONURSULA JARAND.

    Der Dialog ber d as Auslschen der Anschauu ng (Jap. Zekkanron ) besteht aus sechs chinesischen Texten, die inTun-huang, einer Oasenstadt in der Provinz Kansu im Nordwesten Chinas gefunden wurden. Es bleibt die Fragenach d em Au tor der O riginaltexte offen. Einige Gelehrte nehmen an, da Gozu H oyu (chin., Niu-tou Fa-jun g,594-657) der Verfasser sei.

    Der folgenden bersetzung liegt d er chinesisch-japan isch berarbeitete Text von Prof. Yoshitaka Iriya un d Prof.Seizan Yanagid a am Institut fr Zen-Stud ien in Kyoto zugru nd e. Ich habe zw ar verschiedene w issenschaftliche

    Bcher zu Rate gezogen, aber dies selbst ist keine wissenschaftliche bersetzu ng, sond ern entstan d im Zu gemeiner eigenen praktischen Zen-Schulung unter der Fhrung von Zen-Meister Soko Morinaga Roshi. Damit dasBuch au ch fr and ere, die sich au f dem Weg zur Erkenn tnis der Wahrh eit befinden, als Anhalt dienen kan n, habeich die Kommentare, die mir von Soko Morinaga Roshi zum besseren Verstndnis gegeben wurden, hinzugefgt.Die entsprechenden Kommentare zu den Fragen bzw. Antworten auf den linken Seiten, befinden sich jeweils aufden, gegenberliegenden Buchseiten.

    Ursu la Jarand, Myotsu , Daishu-in, Oktober 1986

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    EIN LEHRG ESPRCH ZWISCH EN MEISTER NYURI UND SCHLER ENMO N.ENMO N STELLT FRAGEN, MEISTER NYURI G IBT ANTWORTEN, UM DIE

    ZWEIFEL ZU BESEITIGEN.

    Der groe Weg ist ohne Grenzen, subtil und ruhig, jenseits unserer Verstndniskraft, jenseitsvon Worten. Deshalb w erden h ier p rovisorisch zwei Personen angenomm en, die beide ber dieWahrheit reden. Ein Meister, genannt N yuri, und ein Schler, genannt Enmon.

    Kommentar: Gleich zu Anfang werden zwei Aussagen ber den Weg gemacht, die vielleichtnicht so einfach zu verstehen sind. Der Weg ist ohne Grenzen u nd er ist subtil und ruh ig.Was bedeutet das?

    Um es verstndlich zu machen, zuerst eine Erklrung ber den buddhistischen Begriff Innen(Jap.). In ist die direkte, innere Ursache, der Gru nd . En ist d ie ind irekte, uere Ursache, derAnla. Das klingt ziemlich abstr akt, wird aber anschaulicher am Beispiel einer Glocke. Ihr Ver-mgen zum Ton zu werden ist In. Das, was den Ton hervorruft, z.B. ein Glockenschlegel, istEn. Nu r w enn Glocke un d Schlegel zusammentreffen, entsteht ein Ton. Nur wenn In undEn zusammenkommen, entsteht und erscheint das Phnomen. Alle Erscheinungen, ohneAusnah me, entstehen u nd vergehen abhngig von In und En und sind ohne ein Selbst. Imgroen Weg sind alle In u nd alle En vorhand en, jedoch nicht als eine selbstnd ige, dauerh af-

    te Substan z, sondern su btil, sich stetig wandelnd . Die beiden P ersonen, die ber d en Weg reden ,sind Meister Nyuri u nd der Schler Enmon. Der N ame d es Meisters bildet sich au s zw ei chine-sischen Schriftzeichen. Das erste Nyu besitzt die Bedeutung von hineingehen oder eintreten.Das zw eite Zeichen Ri bedeu tet Wahrh eit. Meister Nyu ri ist also der in die Wahrh eit eingetre-tene, der Erleuchtete. Der Name d es Schlers Enmon setzt sich zu samm en au s En, was Bezie-hun g od er Verbind ung bedeutet, und Mon, dem Zeichen fr Tor. Enm on ist d erjenige, der sichum Erleuchtung bemh t, bis zum Tor gekomm en ist, aber noch nicht eingetreten ist.

    - Der Meister ist ruhig, ohne Worte.Der Schler steht auf und fragt:Was ist es, was Geist genan nt w ird, wie wird der Geist zur Ruhe gebracht? - Der Meisterantwortet:

    Es ist unntig einen Geist anzunehmen, und es ist unntig einen Geist speziell zur Ruhe zubringen. Nu r das kann d en Geist zur Ruhe bringen genannt w erden.

    Kommentar:Im Zen-Buddhismus wird der Dharma (Lehre des Buddha) an den Schler weitergegeben, dessen Stand dererfahrenen Erleuchtung d er des Meisters gleich ist. Bodh idharm a bem hte sich d eshalb nicht, Bud dh ismus alstheoretisches Lehrsystem verstnd lich zu m achen, sondern sein Bestreben wa r, einen Schler zu h aben, dem erden Dharma bermitteln konnte. Als Bodhidharma von Indien nach China kam, war Buddhismus dort eine Sacheder Gelehrten u nd sehr zeremoniell und frmlich, und seine Art Buddh ismus zu bermitteln w ar d eshalb uerstungewhnlich und frisch. Diese Linie, die mit Bodhidharma ihren Anfang nahm, wird auch oft Dharma-Schule,Schule d es Bud dh a-Geist oder Zen-Schule genan nt. Die Geschichte, die seine Art d es Lehrens am besten zeigt, istsein Dialog mit dem Mnch Taiso Eka. Eka war ein Gelehrter des Konfuzianismus und Buddhismus, dennochkonnte sein Geist keinen rechten Frieden finden und war immer in Unruhe und Besorgnis. Er berlegte sichdeshalb, da er sich zu d em in d er Nhe befindend en Bodhidharm a aufmachen wolle, um dessen Lehre zubernehmen. Als er jedoch bei Bodhidharma ankam, sa dieser die ganze Zeit in Versenkung und drehte sichnicht mal nach ihm um. Am 8. Dezember fing es dann an zu schneien, und Eka, der die ganze Nacht ber amTor ausgeharrt ha tte, war bis zu d en Knien eingeschneit. Als Bodh idharm a da s sah, sprach er zum ersten Mal zuihm. Eka, dem vor Freude d arber d ie Trnen ber die Wangen liefen, sagte:

    Bitte hab Erbarmen m it mir un d lehre m ich d ie Wahrheit, die das Tor zu Frieden u nd Ruhe ffnet.

    Bodhidharma erwiderte: Die Buddhas der Vergangenheit haben unendlich lange Zeit ertragen, was nicht zuertragen ist und haben vollbracht, was nicht zu vollbringen ist, um die Wahrheit zu erreichen. Man kann dieWahrheit nicht mit einem leichtfertigen Herzen, mit einem Herzen, das von ein wenig Erlangtem stolz wird, mitbeschrnkter Einsicht und mit geringer Tugend erkennen. Wenn man sich m it solch einem oberflchlichen,nachlssigen Herzen bt, wird man sich nur qu len u nd ermd en.

    Daraufhin schnitt sich Eka einen Arm ab und legte ihn vor Bodhidharma hin, um seinen Entschlu, nicht leicht-fertigen H erzens zu ben , zu zeigen. (Verwechselt nicht d ie Tat Ekas mit Grau samkeit. Das Abschneiden desArms war fr ihn ein Symbol, sich von allen seinen unzulnglichen Erfahrungen der Vergangenheit, von seinembeschrnkten Wissen zu trennen, sich zu entleeren und die Lehre Bodhidharmas zu empfangen.)

    Eka bat Bodh idharm a: Bitte gib meinem Geist, der imm er in Unfrieden u nd Unru he ist, Ruhe.

    Bodhidharma befahl ihm, seinen Geist herzubringen, damit er ihm Ruhe geben knne, und Eka bemhte sichdara ufhin, das Wesen seines Geistes zu finden . Zuletzt sagte er zu Bodh idharm a: Mein Geist steht nicht mal freinen Mom ent still, er bewegt sich frei un d lt sich n icht ergreifen.

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    Bodh idharm a, sagte: Ich h abe deinem Geist Ruhe gegeben.

    Um d em Geist wirklichen Frieden zu geben, gibt es keinen and eren Weg als den, selbst da s Wesen des eigenenGeistes zu erblicken. Dies wird als Kensho (Jap., Wesensschau) bezeichnet. Im Zen ist das alleinige Ziel diesesErkennen des eigenen Wesens, deshalb wird auch hier, im Dialog ber das Auslschen der Anschauung gleichin der ersten Frage d ie Ruh e des Geistes als Problem an gesprochen.

    Eka bekam von Bodh idharm a lediglich einen Fingerzeig, wonach er suchen soll und befolgte es. Er vertat seineZeit nicht m it berflssigen Fragen ber den Geist, sondern erka nnte u nm ittelbar selbst. Zen-bung ist nur eineinziger, direkter Fingerzeig und wurde deswegen in China von den spteren Generationen als Direktes Deuten

    auf d en Geist des Menschen, Erkennen des Wesens des eigenen Geistes, Bud dh a-Werdun g bezeichnet. (jap.jikish i-N insh in -Kensh o-Jobu tsu )

    Das Deu ten geschieht von Seiten d es Lehrers, das Erkennen jedoch liegt au sschlielich beim- Sch ler selbst.Enmon dagegen will den Geist durch die Erklrungen Meister Nyuris erfassen und versucht nicht, selbst zuerkennen. Aus diesem Grund mu er nacheinander eine Vielzahl von Fragen stellen, und schon in seiner erstenFrage wird deu tlich, da er d en Geist, das Absolute, das sich in keine Kategorie einordn en lt, in seine Welt derUnterscheidungen und Erscheinungen einfgen will. Er will den Geist bestimmen und festlegen. Die Ruhe, die erbeabsichtigt ist ein An halten u nd Blockieren d es Geistes.

    Meister N yuri an twortet ihm ganz freund lich: Das freie Wirken des Geistes ist die Ruhe.

    - Frage:Wenn d er Geist nicht existiert, wie lernen w ir dann den Weg?

    - Antwort:

    Der Weg ist nicht etwas, w as w ir uns m it dem Geist vorstellen knn en, waru m sollte der Wegabhn gig vom Geist existieren?Kommentar zur Frage:Um den Text und insbesondere Meister Nyuris Antworten zu verstehen, ist es am wichtigsten zu erkennen, auswelchen Fehlern und Tuschungen Enmons Fragen entstehen. Nyuris Antworten erscheinen oft beziehungslos zuden Fragen, aber sie packen im Gegen teil direkt d ie Tuschu ng Enmon s, aus der d ie jeweilige Frage hervorging,an d er Wurzel.

    In dieser Frage wird schon deutlich, da Enmon eine Unterscheidung zwischen Geist und Weg vornimmt.

    Kommentar zur Antwort:Weg und Geist sind nicht zwei unterschiedliche, voneinander getrennte Dinge.

    - Frage:Wenn er nicht mit dem Geist vorstellbar ist, mit w as knnen w ir ihn u ns dan n berhaup t

    vorstellen? - Antwort.Wenn es eine Vorstellung g ibt, ist da bereits Geist. Geist widerspricht d emWEG. Keine Vorstellung ist bereits Nichtgeist. Nichtgeist ist d er Weg d er Wah rheit.Kommentar zur Antwort:Mit dem Begriff Vorstellun g ist der gefesselte un d blockierte Geist gemeint. Im Gegensatz d azu bedeu tetNichtgeist oder keine Vorstellung das freie, ungeh inderte Wirken d es Geistes. Dieses freie Wirken ist bereitsder Weg, und der Weg ist bereits die Wahrheit.

    - Frage:H aben w irklich alle Menschen den Geist, oder n icht?

    - Antwort:

    Anzun ehm en, da alle Menschen Geist haben, ist eine verd rehte Ansicht. Weil Geist imNichtgeist angenomm en w ird, entsteht Tuschung.Kommentar:Es wird hier sichtbar, da eine d er tief verwu rzelten Tuschungen Enm ons die Vorstellung von Dauer (einesun vernd erlichen Geistes) ist. Dies ist eine d er insgesamt vier verkeh rten An sichten ber d ie Erscheinungen (Jap.,Shitendo).

    1. Das sich stets Wandelnde als bestndig anzusehen. Nicht zu erkennen, da alle Erscheinungen einem fortwh-renden Wand el unterworfen sind und sie statt dessen als unvernderlich fortdauernd zu betrachten.

    2. Leiden als Glck anzu sehen. Glck als das in Erfllung geh en der eigenen Vorstellun gen zu verstehen u nd alsselbstverstnd lich vorau szusetzen. Dies bedeutet, nicht zu erkennen, d a d ie Wirklichkeit, unser Leben von d erGeburt ber Alter, Krankh eit bis zum Tod nicht gem dem eigenen Belieben verluft, nicht d er eigenen Kontrol-le un terliegt, sondern das Wirken einer Kraft ist, die sich jenseits u nseres Vorstellungsverm gens befindet.

    3. Nichtselbst als Selbst anzusehen. Nicht zu sehen, da alles Seiende ohne ein unvergngliches, festes Selbst istund anstelle davon ein den Dingen innewohnendes, bestndiges Selbst anzunehm en.

    4. Nicht-Reinheit als Reinheit zu betrachten. Das bed eutet w illkrliche Unterscheidun gen von Schn u nd Hlichzu errichten ohne zu erkennen, d a d as sogenann t Schne v on jetzt (z.B. eine schne Frau ) sich mit d er Zeit in

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    das sogenan nt H liche w and elt. Der erste Fehler ist in Schn u nd H lich zu unterteilen. Der zweite Fehler, derdaraus folgt, ist von dem sogenannt Schnen gefesselt zu werden und das auf der Rckseite des Schnen bereitsvorhandene Hliche nicht wahrzunehmen. Es ist also ein Anhaften am Schnen und Ignorieren des Hlichen.

    - Frage:Was existiert im N ichtgeist?

    - Antwort:nichtgeist ist zugleich N icht-Ding. Nicht-Ding ist zu gleich Na tur an sich. Natu r an sich ist

    bereits der Groe Weg.- Frage:Wie knnen die Tuschun gen d er Menschen vernichtet werden?

    - Antwort:Solange man Tuschun gen u nd ihre Vernichtun g sieht, wird man sie nicht los.Kommentar zur Antwort:Urspr nglich existieren keine Tuschung en. Aber willkrlich w elche anz un ehmen , d.h. etwas fr Wirklichkeit zuhalten, was nicht existiert und es zunichte machen w ollen, ist Tuschung.

    - Frage:Ist es mglich, mit dem Weg eins zu sein, ohne Vernichtu ng d er Tuschun gen?-

    Antwort:

    Solange man ber Einssein un d Nicht-Einssein n achdenkt, ist man von d en Tuschungennicht frei.Kommentar zur FrageEnmon fragt, ob es mglich wre mit den Tuschungen, die er immer noch als existent voraussetzt, mit dem Wegeins zu sein.

    - Frage:Was soll man tun?

    - Antwort:Nicht-Tun. Das ist es.Kommentar zur Antwort:Nicht-Tun bedeutet nicht Nichts-Tun, sondern ist das Handeln ohne den Dualismus von Subjekt und Objekt,

    ohne ein Selbst, das hand elt. Es ist das absichtslose, natrliche Han deln, entspr echend der jeweiligen Situation.- Frage:Was ist es, was ein Bud dh a vernichtet un d was ist es, was er erlangt, dam it er Bud dh a ge-nannt w ird?

    - Antwort:Ohne etw as zu vernichten, ohne etwas zu erlangen ist er bereits ein Bud dh a.

    Kommentar zur Frage:Enmon besitzt eine Reihe von Wertma stben, mit denen er alles in wertvoll und wertlos, richtig und falsch, gutund schlecht etc. einteilt.

    Mit seiner Frage m chte er sich n un vergewissern, ob er d ie richtigen Mastbe an legt.

    Kommentar zur Antwort:Weder beim Absoluten noch bei den Erscheinungen mu irgend etwas vernichtet oder erlangt werden. Ohne dasAnlegen von Mastben sind alle Dinge, so wie sie sind, vollkommen. Aber Enmon versteht das nicht und bleibtbefangen in seiner Vorstellung, da gew hnliche Menschen deshalb gew hnlich sind, weil sie keinen korrektenMastab besitzen, im Gegensatz zu einem Buddha, von dem Enmon annimmt, da er den endgltigen, richtigenMastab besitzt. Da dies aber von Meister Nyuri verneint wurde, entsteht Enmons nchste Frage.

    - Frage:Wenn er n ichts vernichtet u nd nichts erlangt, wie unterscheidet er sich d ann von gew hnli-chen Menschen?

    - Antwort:Sie sind nicht gleich, weil alle gewhnlichen Menschen flschlicherw eise etwas haben, wassie vernichten wollen, und irrtmlicherweise etwas haben, was sie erlangen wollen.Kommentar zur Antwort:

    Dinge, die man erlangen oder vernichten will entstehen gerade aus dem Besitz eines Mastabes. Nur durchAbwgen werden Dinge entsprechend dem Mastab fr gut oder schlecht befunden. Der Unterschied zwischengewhnlichen Menschen und Buddhas liegt nicht in der Qualitt ihrer Mastbe, sondern ist das Vorhandenseineines Mastabes an sich bei d en Ersterben.

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    - Frage:Nu n sagst Du, da gewhn liche Menschen etwas zu erlangen haben, un d Bud dh as nicht.Was ist der Unterschied zwischen Erlangen und Nicht-Erlangen?

    - Antwort:Weil gewhnliche Menschen etwas haben, was sie erlangen mchten, entsteht sogleich Tu-schung. Weil Buddhas nichts haben, was sie erlangen mchten, sind sie frei von Tuschung.Innerha lb der Tuschu ng entsteh t sofort Gleich od er Nicht-Gleich. Ohne Tuschun g gibt es

    keine Verschiedenheit oder Nichtverschiedenh eit.Kommentar zur Frage:Fr Enmon wird Erlangen od er Nichterlangen zu m Problem, w eil er in der Vorstellun g eines Selbst, als getrennte,eigenstndige Wesenheit befangen ist. Dadurch entsteht pltzlich ein Innen und Auen und das, was sich an-scheinend auerhalb von uns befindet. In dieser Tuschung gibt es denjenigen, der erlangen will und das, waserlangt werd en soll. Es ist die Unw issenheit-, da alle Erscheinu ngen d ie Verkrperu ng d es Einen Wahren Wesenssind.

    - Frage.Wenn es keine Verschiedenheit gibt, warum wird dan n d er Nam e Bud dh a verwend et?

    - Antwort:Gewhnlicher Mensch oder Bud dh a, beides sind nur Nam en. Das Wesen in den N amen istnicht verschieden. Es ist, als ob man ber die Haare einer Schildk rte oder ber die Hrnereines Hasen reden w rd e. Kommentar zur Antwort-Die Haare einer Schildkrte u nd die H rner eines H asen sind Symbole fr d as, was in Wirklichkeit nicht existiert,aber flschlicherw eise als existent angen omm en w ird.

    - Frage:Wenn Bud dh a gleich den H aaren einer Schildkrte oder den Hrn ern eines Hasen ist, dan nknn te man sagen, da er letztlich nicht existiert. Was willst Du d ann noch ben lassen?

    - Antwort:Ich sage, da d ie Schildk rte keine H aare ha t, aber ich sage n icht, da es d ie Schildk rte nichtgibt. Was sind also deine Vorw rfe?Kommentar zur Antwort:Vorsicht! Von auerh alb gibt es also nichts, was m an erlangen k nnte, folglich m u m an es von inn en bekomm en.Wenn ihr so d enkt, bekommt d ie Schildkrte sofort wieder H aare. Warum ? Weil bung n icht d as Erlangen v onetwas ist, sondern das Erkennen des bereits Vorhandenen.

    - Frage.Was meinst Du mit keine Haare h at, und was bedeutet Schildkrte?

    - Antwort:Die Schildkr te ist der Weg, die Haare sind das Selbst. Bud dh a ist ohne Selbst, der Weg. ImGegensatz dazu ist der gewhn liche Mensch besessen von Nam en u nd der Vorstellung einesSelbst und berzeugt, da es d ie Haare der Schildkrte u nd die Hrner d es Hasen gibt.Kommentar zur Antwort:Besessen zu sein von Namen und der Vorstellung, d.h. Anhaftung an ein bestndiges, unvernderliches Selbst

    bedeu tet, die Wahrheit nicht zu erkennen u nd anstelle dav on w illkrliche Begriffe zu besitzen.- Frage:Wenn d as so ist, dann gibt es den Weg u nd das Selbst gibt es nicht. Wenn man sagt, es gibtoder es gibt nicht, ist man d ann n icht w ieder bei einer Betrachtungsw eise von Sein oder Nicht-sein?

    - Antwort:Weder gibt es das Sein des Weges, noch d as N ichtsein d es Selbst. Waru m nicht? Die Schild-krte ist kein Ding, das in der Vergangenheit nicht existierte, aber jetzt in der Gegenw artexistiert. Deshalb kan n m an sie nicht existieren nenn en. Die Haare sind nichts, was es in d erVergangenh eit gab und in der Gegenw art nicht. Deshalb kann man sie nicht nicht- existierennenn en. Die gleiche Analogie gilt fr d ie Beziehun g von Weg un d Selbst.

    Kommentar zur Frage:Enmons Erwideru ng au f die letzte Antwort, sein Wenn d as so ist zeigt, da er n icht erkennt, w enn d ie Wahrheitausgesprochen wird . Seine Fragen komm en alle aus persnlichen Kategorien, in die er seine Idee d er Wahrheiteingeordn et hat. Deshalb den kt er, da auch Meister Ny uri lediglich seine persnliche Ansicht, seine Auffassun g

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    der Wahrheit u ert. Enm ons Fehler ist, da er eine Logik besitzt, von d eren Richtigkeit er berzeu gt ist. Wh-rend er diese Logik als Mastab anw endet u nd abwgt, hrt er N yuris Antworten un d deformiert sie, NyurisAntworten aber sind nicht logisch, sondern sie sind wahr, weil sie aus der persnlichen Erfahrung der universel-len Wahrheit entspringen.

    Kommentar zur Antwort:Zusam men m it der Vorstellung eines festen, unw and elbaren Selbst entsteht die Vorstellung von Entstehen undVergehen, von Geburt un d Tod. Aber da s urspr ngliche, allem zugru nd e liegend e Leben oder Prinzip ist jenseitsvon Entstehen und Vergehen und deshalb nicht etwas, was es frher nicht gab und jetzt gibt, oder frher gab und

    jetz t nich t meh r gib t. Es ist au erh alb vo n Sein od er N ich tsein , Existen z od er Nich texistenz.- Frage:Bezglich der Wegsucher, ist es einer, der d en Weg findet, oder viele, die ihn find en? Ist es

    jeder ein zelne, der ihn findet , oder sin d es alle zu sammen? H aben Menschen ihn von An fan gan, oder find et man ihn nach beendeter bung?

    - Antwort:Alle deine Ann ahm en sind falsch. Warum ? Wenn es eine Person wre, die den Weg findenwrd e, wre er nicht allgemein. Wenn es viele wren, htte er Grenzen . Wenn es jeder einzelnewre, dann w re der Weg eine Frage der Anzah l. Wenn es alle zusam men w ren, wrd ebung etwas Bedeutu ngsloses sein. Wenn alle ihn von Anbeginn h tten, wren Zehntau sendevon bun gen eine nutzlose Sache. Wenn m an ihn n ach beend eter bung erlangen w rde,

    wre er kn stlich, aber nicht die Wahrheit.Kommentar zur Antwort:Wenn d er Weg nicht allgemein wre, dan n w re er nicht die Wahrheit. Wenn jeder einzelne den Weg find enwrde, d.h. seinen eigenen unterschiedlichen Weg, dann wrde es verschiedene Wege mit einer bestimmtenAnzahl geben. Wenn alle den Weg finden wrden, das bedeutet, wenn alle innerhalb ihrer Tuschungen den Wegerfassen knn ten, wre bu ng bed eutu ngslos. Wenn alle den Weg, so wie Enmon ihn sich vorstellt, einen mitWert versehenen, definierten Weg, von Anfang an h tten, dann w ren sogar endlose bungen u nd Anstrengun-gen vergeblich. Wenn man den Weg nach beendeter bung, nach Enmons Verstndnis, einer bung innerhalbder Du alitt vorn Subjekt und Objekt, dem benden und dem Gebten, erlangen w rde, w re der Weg k nstlich,etwas Ausgedachtes, entstehend aus der Trennung von Selbst und Natur und somit etwas d en WertungenUnterliegendes. .

    - Frage:Was ist er also letztlich?

    - Antwort:Frei von Mastben, Unterscheidungen und Verlangen.

    - Frage:Der gewhn liche Mensch hat einen Krper, er sieht, hrt, fh lt und wei. Auch d er Erleuch-tete besitzt einen Krper, sieht, hrt un d w ei. Wo ist der Unterschied zw ischen beiden?

    Antwort:Der gewhnliche Mensch sieht mit d en Augen, hrt m it den Ohren, fhlt mit dem Krperun d wei m it dem Bewu tsein. Aber nicht so d er Erleuchtete. Bei ihm ist Sehen n icht sehenmit den Augen un d Wissen ist nicht w issen mit dem Bewu tsein. Waru m n icht? Weil es jen-seits aller Beschrnku ngen ist.

    Kommentar zur Antwort.Die ursprngliche Kraft zu hren, zu sehen, zu fhlen und zu wissen entspringt aus dem Wahren Wesen. Dergewhnliche Mensch lebt in der Verblendun g, da er m it den Augen sieht und mit den Ohren hrt. Er denkt, dadieser beschrnkte, fleischliche Leib sein Wah res Wesen ist, nicht erkenn end, da dieser Leib eine vergnglicheManifestation des Wahren Wesens ist, da H ren, Sehen, Fhlen un d Wissen da s freie Wirken d es Wahren Wesenssind.

    - Frage:Warum heit es dann in den Lehrreden, da der Erleuchtete nicht sieht, nicht hrt, nicht fhltund nicht w ei?

    - Antwort:Das Sehen, Hren u nd Fhlen des Erleuchteten ist nicht wie das d es gewhnlichen Men-schen. Aber das bedeu tet nicht, da es fr ihn keine Welt der Wahrnehmu ng gibt. Lediglich,

    da sie nicht im Gegensatz von Sein und Nichtsein, Haben u nd Nichthaben befangen u ndsomit jenseits aller Bewer tun gen ist.

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    Kommentar zur Antwort:Der Erleuchtete ist weder befangen in d er Vorstellung eines sich stetig fortsetzenden Selbst, noch in der Vorstel-lung von Nichts. Weder in An haftung n och in Ignoran z. Bei ihm erscheint da s Wahre Wesen von Augen blick zuAugenblick sich wandelnd, in jedem Augenblick absolut.

    - Frage:Gibt es wirklich fr den gewhnlichen Menschen d ie gewhnliche Welt der Wah rnehmu ng?

    - Antwort:

    In Wirklichkeit gibt es sie nicht, in d er Tuschun g gibt es sie. Ursp rn glich ist es ruh ig undstill. Aber wenn es mit Unwah rheit berdeckt und mit Mastben verknp ft wird, entstehenverdrehte Anschauungen.Kommentar zur Anwort:Der gewhnliche Mensch befindet sich in einem traumhnlichen Zustand. Im Traum widerfahren ihm Dinge, diejed och , w en n er au fw ach t sofor t verschwunden sin d , w eil sie vo n An fan g an nich t wirklich w ar en . Es ist w iejem an d , d er im Tra um in ein en Abgr und st rz t, obwoh l er sich er im Bett liegt . Aber nur w en n er erwacht wird ererkennen, da er sich an einem sicheren Ort befindet, ja niemals davon entfernt war, und da die Illusionen zwarim Traum wirklich schienen, aber in Wirklichkeit nicht existent sind.

    - Frage:Ich kann das nicht verstehen. Warum ist das Sehen eines Erleuchteten kein Sehen mit denAugen und das Wissen kein Wissen mit d em Bewu tsein?-

    Antwort:Einsicht in d ie Selbstnatur d er Groen Ord nu ng (Dharm a) ist schwer. Eine Analogie wirddem Verstnd nis helfen. Wenn d ieses schw arze Licht Dinge reflektiert, scheint es, als ob essowoh l das, was reflektiert, als auch das, w as reflektiert wird, gbe. Aber es gibt kein subjekti-ves Auge, das reflektieren kann. Od er auch in d em Wirken von Yin und Yang scheint es, als obes sowoh l das, was w ei, als auch da s, was gewut w ird, gbe. Aber es gibt kein subjektivesBewutsein, welches wei.

    Kommentar zur Antwort:Schw arzes Licht ist eine Au sdru cksweise fr d as Licht der Wa hrheit od er in and eren Worten, die Weisheit Bud -dh as. Es ist das Licht, das alles in seiner Wahren Soheit reflektiert, keine Wertu ngen fllt oder Unterschiedeerzeugt u nd dad urch alles als Gleiches erkennt. Es ist die Weisheit der w un derbaren Wahrneh mu ng, die frei istvon d er Tuschung eines substan ziellen, unv ernd erlichen Selbst.

    Zur Einheit von Gewu tem un d dem, w as wei, oder Gesehenem u nd dem, w as sieht, mchte ich das Plattform-Sutra des H ui-neng, erwh nen, w o im Kapitel ber Versenkun g u nd Weisheit geschrieben steht: ... Es ist wieeine Leuchte un d ihr Licht. Ist die Leuchte vorhan den , entsteht sogleich Licht. Die Leuchte an sich ist die Sub-stanz d es Lichtes, das Licht ist da s Wirken der Leuchte. Obgleich es zw ei Nam en gibt, sind sie im Gru nd e iden-tisch.

    - Enmon erhebt sich u nd fragt:Letztlich zu wem gehrt der Weg?

    - Antwort:Letztlich hat er keine Zu gehrigkeit. Genau wie die Leere, die von nichts abhn gig ist. Wennder Weg eine Zugehrigkeit htte, w rd e es sogleich Beschrnku ng u nd Befreiun g, I-lerr un dDiener geben.

    - Frage:Was ist der Ursprun g des Weges, was ist das Wirken des Dharm a?

    - Antwort:Leere ist der Ursprung des Weges, alle Dinge sind das Wirken des Dharma.Kommentar:Enmons Frage basiert auf der U berzeugu ng, da es einen Schpfer und das Geschpfte gibt. Er un terteilt nachwie vor in Subjekt und Objekt. Um d iese tief festsetzende Gew ohnh eit, un s Bilder zu m achen, das, was sich nichtbestimmen und festsetzen lt in eine unvernderliche Form pressen zu wollen, zu zerstren, wird im Zen derBegriff Leere verw end et. Eine Bezeichnun g fr das, w as eigentlich n icht bezeichnet w erden kann, w eil es nichtsist, was in einem Ausschlielichkeitsverhltnis zu a nd eren Dingen existiert. Leere, das sind die Dinge oh ne einebestndige Form, deshalb ist Leere das, was sich in allen Formen manifestieren kann. Oder anders ausgedruckt,Dinge, das sind d ie zur Form gew orden e Leere. Dies ist auch die Kernaussage d es Herz-Sutra: Form ist nichtsals Leerheit, Leerheit ist nichts als Form.

    - Frage:Wer veranlat das Wirken?

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    - Antwort:Da ist niemand, d er das Wirken veranlat. Der Dharm a w irkt gem seinem Wesen aus sichselbst.

    Kommentar zur Frage:Enmon setzt ein handelndes, bestimmendes Subjekt voraus.

    - Frage:Unterliegt es nicht der Gewalt des Karmas der Menschen?

    - Antwort:Wer vom Karma bew egt wird, ist im Karma gefesselt. Es ist nicht mglich, da solch einMensch sich frei bewegen knn te. Wie knnte er Mu e haben, das Meer zu graben, Bergeaufzuhu fen, den Himm el zu besnftigen oder die Erde zu schaffen?Kommentar zur Frage:Nun denkt Enmon an ein duldendes, Bestimmungen unterliegendes Subjekt. Beide Annahmen, sowohl die eineraktiven als auch die einer p assiven Subjektivitt, entsprechen n icht der Wah rheit. Es gibt kein Subjekt, das voneinem bereits festgelegten Karn-ia bewegt wird , noch gibt es ein Subjekt, welches Bewegu ng veranlat. Dies wredie falsche An nahm e eines un beweglichen, vorherbestimmten Schicksals oder Verhngnisses. Unbestreitbar gibtes Karma, d.h. Ursache u nd Wirkung. Was bed eutet es also, nicht gefesselt zu sein von Karm a? Es ist die Einheitvon Ursache und Wirkung. Die Handlung des Nicht-Selbst, entsprechend der jeweiligen Gegebenheit, ohneGedan ken an Verdienst oder Verlust, Gut oder Schlecht. Ohn e Ursachen fr bestimm te Wirkungen erzeu gen zu

    wollen, ist es die Unnttelbarkeit der Handlung an sich, auch bezeichnet als Samadhi von Ursache und Wirkung.- Frage:Ich h abe gehrt, da ein Bodhisattva seinen Krper d urch Gedan ken erzeugen kan n. Sind d anicht bernat rliche Krfte mit im Spiel?

    - Antwort:In den H and lungen eines gewhnlichen Menschen sind Au sflsse, die Han dlun gen einesErleuchteten sind frei von Ausflssen. Abgesehen davon, da es einen Unterschied zwischenbeiden gibt, sind beide noch nicht der nat rliche Weg. Deshalb haben w ir den Au sdruck: Diemannigfaltigen, durch Gedanken erzeugten Krper nenne ich nichts anderes als geistigeGebilde.Kommentar zur Antwort:

    Was in den Handlungen eines gewhnlichen Menschen ausfliet und zutage tritt, sind seine Begierden,Leiden scahften, Sorgen u nd Schwerzen, d ie entstehen, weil er sein Wahres-Wesen au s den Augen verloren hat.Wenn ein Erleuchteter s, frei von d iesen Leidenschaften, seine Hand lugen jedoch abhn gig macht von einemUmstand, genannt Verstehen und somit den Faktor Verblendung durch den Faktor Erleuchtung ersetzt, dann istauch d ies noch nicht der Weg. Der wah re Erleuchtete ist frei von beidem, wo Verblendu ng als auch von Erleuch-tung.

    - Frage:Du hast vorher gesagt, da Leere der Ursp rung des Weges ist. Ist d ann Leere gleichbedeu-tend m it Bud dh a?

    - Antwort:Ja, genau so.Kommentar zur Frage:

    Enmon schafft wieder eine Kategorie, in d ie er die Leere einordnen kann. Er ist nicht fhig, ohne Beschrnk un genzu d enken.

    Kommentar zur Antwort:Hier mchte ich fragen: Aber was ist Buddha? Den Moment der Tuschung zunichte zu machen ist Erleuch-tung. An dem Moment der Erleuchtung festzuhalten ist bereits wieder Tuschung. Und Erleuchtung als diesesoder jenes zu definieren ist Anschauung.

    - Frage:Wenn es Leere ist, waru m richtet d er Erleuchtete dann die Au fmerksamkeit d er Menschennicht auf die Leere, sond ern lt sie Bud dh a verehren?

    - Antwort:Die Lehre und bung der Bud dh a-Verehrung sind fr d ie Unwissend en. Die Lehre un dbung in d ie Einsicht d er wahren Form des eigenen Selbst sind fr d iejenigen, die ein Ver-

    stnd nis des Weges besitzen. Die Einsicht in Bud dh a ist aber genau d as Gleiche, den n d iewahre Form ist N icht-Form (Leere).

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    Kommentar zur Antwort:Um die Tuschung eines sich im Gegensatz zur Auenwelt befindenden, unabhngig existierenden Selbst zuzerstren, kann als Hilfsmittel die Verehrung Buddhas dienen. Aber um den Wahren Buddha erkennen zuknnen , mu au ch dieser Bud dh a, ein Budd ha d er Vorstellungen un d Begriife, wieder v ernichtet werd en. Es gibtdaz u folgend en Dialog von dem chinesischen Zen-Meister Um mon Bun en (chin., Yn -men Wen yen, 864949). EinMnch fragte Ummon-.

    Wenn m an Vater und Mutter ttet (das Anh aften am eigenen Krper als Besitz un d damit d as Anhaften an d erVorstellung eines dauernd en Selbst), kann m an bei Bud dha bereuen (kann man zu Bud dha Zuflucht nehmen und

    eine neue Autoritt erzeugen). Wenn man Buddha und die Patriarchen ttet, wo soll man dann noch bereuen?Umm on antw ortete: Es offenbart sich! Und Lin-chi I-hsan , sagte: Wenn d u Budd ha triffst, tte den Bud dh a.Wenn d u d ie Patriarchen tr iffst, tte die Patriarchen.

    - Enm on erhebt sich u nd fragt:Nu n h abe ich gehrt, da au ch die Anhnger von and eren Religionen die fnf bernatrli-chen Krfte erlangen, genau so wie d ie Bodh isattvas. Was ist der Unterschied zw ischen bei-den?

    - Nyuri antwortet:Es ist nicht dasselbe, weil die Anhnger anderer Religionen denken, da es ein erlangendesSubjekt gibt. Die Bodh isattvas hingegen den ken n icht so, weil sie zum Nicht-Selbst erwachtsind.

    Kommentar zur Frage und Antw ort:Die fnf bernatrlichen Krfte der anderen Religionen sind die Fhigkeiten, das sehen zu knnen, was frandere nicht sichtbar ist; das hren zu knnen, was fr andere nicht hrbar ist; in die Zukunft sehen zu knnenund die Vergangenheit zu wissen; die Gedanken von an deren lesen zu knnen un d berall frei und ohn e Hinder-nisse hingehen zu knnen.

    Einmal kam ein Mnch zu Meister Rinzai und befragte ihn ber die bernatrlichen Krfte. Rinzai antwortetefolgendermaen:

    Im Bereich d es Sehens nicht irregefhrt zu werd en von Form; im Bereich des H rens nicht irregefhrt zuwerd en von Klang; im Bereich d es Riechens nicht irregefh rt zu werd en von Geruch; im Bereich d es Schmeckensnicht irregefhrt zu werden von Geschmack und im Bereich des Denkens nicht irregefhrt zu werden vonVorstellungen. Das ist d ie. wahre Un abhn gigkeit eines Menschen.

    Hier wird der Unterschied zwischen den bernatrlichen Krften von den Anhngern anderer Religionen, die einSelbst voraussetzen, welches Krfte erlangt u nd besitzt, un d d enen d er Bodh isattvas, bei denen es d as nat rliche

    Wirken des N icht-Selbst ist, das wed er erlangt noch von zu Erlangend em gefesselt wird , sehr augenfllig.- Frage:

    Von jeher sind Anfnger auf dem Weg un vollstndig in ihrem Wissen, erkennen die Wahrheitnu r geringfgig un d verstehen das su btile Prinzip nu r u ngefhr. Worin w rden sie, verglichenmit den Anhngern der anderen Religionen, die die fnf bernatrlichen Krfte besitzen,berlegen sein?

    - Antwort: Zu allererst erkenne d as Prinzip, wenn au ch nur geringfgig. Worin besteht d er Nu tzen, diefnf bernatrlichen Krfte der anderen Religionen so wichtig zu nehmen.Kommentar zur Frage:jem an d mit viel ap osterior isch erwor benem Wissen od er Kn nen ist fr Enmon ein Mensch vo n hoh em Ran g in

    der Gbung, ein Fortgeschrittener. Er ist immer noch in der Ansicht befangen, da bung das Erlangen von etwasbedeutet, was man vorher nicht besa, weil er noch nicht das wunderbare, ursprngliche Wirken des Nicht-Selbsterkannt hat.

    Kommentar zur Antwort:Erkenntnis ist kein allmhlicher, gradueller Proze, sondern p ltzlich. Ein dafr oft verwend eten Au sdru cklautet: Mit einem Sprun g d irekt zum Bud dh a w erden. In d er Agam a (Skrt., wrtl. Quelle der Lehre) Schriften-samm lung d es Sanskrit-Kanons w ird Erleuchtung mit folgenden Worten beschrieben: Wenn Licht ist gibt eskeine Dunkelheit. D.h. Dunkelheit vergeht nicht allmhlich, indem Licht nach und nach zum Vorschein kommt.Und Eno (chin., Hui-neng, 638-713), der sechste Patriarch beschrieb es so: Wenn die Weisheit der Wahrheitaufnucht und erleuchtet, dann werden in einem Augenblick alle falschen Ansichten miteinander zunichte. Oderauch: Genau so wie eine Lampe d ie Dunkelheit von tau send Jahren beseitigt, vernichtet ein Strahl von Weisheitdie Unwissenheit von zehntausend Jahren.

    Erkenntnis als solche ist pltzlich, aber der Weg d azu ist entsprechend d er Verblend ung der Men schen schnelloder langsam. Diejenigen, die w issen, da das eigene Wesen un d der Weg eins sind, sind schnell. Diejenigen, die

    auerhalb nach dem Weg suchen, sind langsam. Wenn Nyuri deshalb ber geringfgige Erkenntnis redet, ist esein Hilfsmittel, um Enmons Spekulationen zu beenden.

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    - Frage:Wenn jemand diese fnf bernatrlichen Krfte besitzt, wird er von and eren hochgeschtzt,wei im voraus, was in der Zu kunft passieren w ird, wei, was in d er Vergangenheit geschah,un d kann sich selbst gegen Fehler sch tzen. Ist er nicht berlegen?

    - Antwort:Nein. Weil alle weltlichen Menschen vorwiegend von Formen eingenommen werden, begie-rig sind Geschfte zu m achen, heucheln und die Wahrheit du rcheinand erbringen. Selbst wenn

    sie die bernat rlichen Krfte von Sheng-i oder d ie Beredsan -ikeit von Shan-hsing besen,wre zu befrchten, da sie vonjeder Erdspalte verschluckt werd en un d zur Hlle fahren,solange sie das Prinzip d er w ahren Form n icht kennen.Kommentar zur Antwort:Sheng-i wird in dem Shohomugyo-Sutra als der Bettelmnch erwhnt, unter dessen Fen sich die Erde spalteteund der zur Hlle fuhr. Und Shanhsing ist laut dem Nirvana-Sutra der Mnch, der wegen seiner teuflischenBeredsam keit zur H lle fuhr.

    - Enm on fragt:Existiert der Weg nur in beseelten Krpern od er existiert er auch in Grsern un d Bumen ?

    - Nyuri antwortet:Es gibt keinen Ort, den der Weg nicht d urchdringt.

    Kommentar zur Frage:Enmons groer Irrtum ist, da er denkt, Erleuchtung wre das Erzeugen von Wahrheil. Und dazu braucht eseinen Erzeuger, ein Selbst als autonom e Wesenheit. Dieses Selbst meint Enmon , wenn er von beseelten Krpernredet. Aber Erleuchtung bedeutet nicht, die Wahrheit zu erzeugen, sondern sie wiederzuentdecken.

    - Frage:Wenn d er Weg alles du rchdringt, waru m ist es dann eine Snd e jemand en um zubringen,wogegen es keine Snd e ist, wenn man Grser und Bum e ttet?

    - Antwort:ber Snd e oder N ichtsnd e zu reden, ist eine Angelegenheit von su bjektiven Wertungenund nicht d er korrekte Weg. Weil die Menschen d er Welt nicht m it dem Weg vertraut sind undwillkr lieb ein Selbst errichten, wird Tten zur Absicht, der Geist wird gefesselt und da raus

    entsteht Karma. Deshalb redet man ber Snd e. Grser und Bum e sind jedoch ohne einwertend es Bewu tsein u nd von Anfang an in bereinstimm un g mit d em Weg. Weil sie grund -stzlich N icht-Selbst sind, ist derjernge, der sie ttet, auch frei von Abw gungen. Dah er gibt eskeine Debatten ber Snd e oder N ichtsnd e.

    Die Menschen, die N icht-Selbst sind u nd in bereinstimmu ng m it dem Weg, denken berihren Krper wie ber Grser und Bum e. Selbst wenn sie mit einem Schwert d urchbohrtwerden, sind sie wie Bume im Wald. Als deshalb Manjushri ein Schwert gegen GautamaBud dh a erhob, oder Angu limalya einen Sbel gegen Shakyamun i, war au ch dies in berein-stimm ung m it dem Weg. Beide bezeugten das Ungeborene und w uten um die Wandlungdessen, was leer und nichtig ist. Deshalb gibt es keine Au seinand ersetzung ber Snd e oderNichtsnde.

    Kommentar zur Antwort.Subjektive Wertun gen sind von Menschen erstellte Wertungen und befind en sich au f der Ebene der Moral. Dererste Teil von Nyu ris Antwort ist insgesamt eine m oralische Erklrun g, im Gegensatz zu m z weiten Teil, begin-nend mit Die Menschen ..., wo es sich um eine Erklrun g d er Wahrh eit hand elt. Die Basis dieser Antw ort istdas Un end liche Groe Leben, das Leben ohne Gebu rt un d ohne Tod, d as Gttliche Leben. Die einzelnen Erschei-nungen, d ie entstehen und vergehen, sind von Moment zu Moment die Offenbarung d ieses Groen Lebens undsomit jede fr sich bedeutsam und kostbar.

    - Frage:Wenn Bum e und Grser von Anfang an in bereinstimm ung m it dem Weg sind , waru msteht dann in den Lehren nichts ber d ie Erleuchtun g von Grsern und Bum en, sondern n urber d ie Erleuchtun g von Menschen?

    - Antwort:

    Es ist nicht nur ber d ie Erleuchtun g d er Menschen geschrieben, sondern auch ber dieErleuchtung von Grsern und Bumen. In einem Sutra steht, Selbst im kleinsten Staub-krnchen ist d ie Groe Ordnun g entha lten. Und ein and eres Sutr a sagt, Alles ist die Soheit.

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    Alles Lebend e ist die Soheit. In der Soheit gibt es keine zw ei Erscheinungen (Dua litt) un dkeine Unterschiede.

    Kommentar zur Antwort:Soheit, das bedeu tet, da alles, so wie es ist, die Wahrh eit an sich ist. Grser, Bum e un d Menschen, alles, jedeErscheinun g ist die Offenbaru ng d er Wahrh eit. Aber w eil die Menschen, die Wahrh eit, so wie sie ist, nicht w ahr-nehmen und woanders danach suchen, wird das neuerliche sich Bewutwerden, da alles, so wie es ist, bereitsdie Wahr heit ist, Erreichung der Budd haschaft genann t. Es bedeu tet nicht, da schlechte Menschen sich zumGuten wandeln und somit zum Buddha werden. In der Bibel wird gesagt: Suchet, so werdet ihr finden, klopfet

    an, so wird euch aufgetan.Nu r w enn m an au s Leibeskrften sucht und mit ganzer Kraft anklopft, wird m an zu m ersten Mal erfahren, dadas Tor von Anfang an offen war und alles bereits vorhanden. Diese Erfahrung wird Erleuchtung genannt.

    - Enmon fragt:Dieses Prinzip der letztlichen Leere, anhand von was wird es bewiesen?-

    Nyuri antwortet:In allen Erscheinungen solltest du es erkennen, in deinen eigenen Worten sollte der Beweisliegen.Kommentar zur Frage:Enmon mchte einen Nachweis der Leere. Aber ganz genauso wie man um Hitze und Klte nur w ei, wenn m ansie selbst gesp rt hat, so wei man um die Leere nur, wenn man sie selbst erfahren hat. Die Selbsterfahrun g wirdzum eigenen N achweis.

    - Frage:Wie erkennt man es in den Erscheinun gen, wie beweist m an es in d en Worten?

    - Antwort:Die Leere und die Erscheinungen sind eins, die Worte un d d er Beweis sind nicht zw ei.Kommentar zur Antwort:Um d iese Nicht-Dualitt der zw ei Weisen des Wahr en-Wesens zu beschreiben, gibt es im Zen zwei Bezeichnu n-gen. Die erste ist Nicht-Zwei (Jap., Funi), die zweite ist Wie-Eines (Jap., Ichinyo).

    - Frage:Wenn alle Erscheinungen Leere sind , waru m ist es fr den Erleuchteten erkennbar und frden gewhnlichen Menschen verdeckt?

    - Antwort:(Der gewh nliche Mensch) bewegt sich willkrlich, deshalb ist es verdeckt. (Der Erleuchtete)entspricht d er Wahrheit u nd ist ruhig, deshalb ist es du rchlssig.Kommentar zur Antwort:Willkrliche Bewegu ngen, d as sind Bewertu ngen en tstehend a us Ichbezogenheit, was einem Miachten dernatrhchen Harmonie gleichkommt.

    - Frage:Wenn wirklich alle Erscheinungen Leere sind, wie knnen sie dann Geruch annehmen. Wennsie Geruch ann ehmen, w ie kann m an d ann d ie Leere verwirklichen?

    - Antwort:Das, was zur Tuschun g w ird, entsteht p ltzlich d urch Un-Bewu theit und bewegt sich

    pltzlich durch Un-Bewutheit. In der wahren Leere gibt es kein Ding, das Geruch annehmenknnte.

    Kommentar zur Antwort:Die Formen, d ie aus dem Wahren-Wesen, dem N icht-Selbst, mit jedem Augen blick entstehen u nd mit jedemAugen blick vergehen , sind keine SelbstForm. Wenn m an in der Form d as Wahre-Selbst zu erfassen sucht, verflltman dem Irrtum,ein dauerndes, unvernderliches Selbst zu vermuten. Wenn man z.B. nach der Form von Wasserfragt, bekommt m an m eistens zu r Antw ort, da Wasser keine Form hat. Aber ohn e Zweifel manifestiert sichWasser von Moment zu Moment in irgendeiner Form. Wenn man deshalb, weil man Wasser in einern rundenGef betrachtet hat, Wasser als runde Wesenheit bestimmen wrde, so wre dies Tuschung, entstehend ausdem Un-Bewutsein des Wahren-Wesen. Dieses durch Irrtum Entstandene ist das, was zur Tuschung wird.Dieses von Tuschung abhngige, scheinbar existierende Wesen kann Geruch annehmen, verletzt werden oderbeschmutzt w erden . Aber das Wahre-Wesen oder die Leere ist davon frei.

    - Frage:

    Wenn w irklich alle Erscheinungen Leere sind, braucht sich n iemand auf d em Weg zu ben.Waru m n icht? Weil ihr Wesen von N atu r aus Leere ist.

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    - Antwort:Wenn die Menschen das Prinzip der Leere erkennen, besteht wirklich keine Notwendigkeitfr Obung. Nur weil sie die Leere nicht ausschpfen, entstehen Tuschungen ber das Sein.

    Kommentar zur Frage:Gromeister Dogen Zenji hatte als junger Mnch eine brennende Frage, die ihm niemand beantworten konnte:Wenn unser Wesen ursprnglich vollkommen ist, warum ist es dann notwendig, sich zu ben? Nach seinerErleuchtung sagte er dazu : Auch w enn m an u rsprnglich Buddh a ist, ohne Ubung erkennt man es nicht, ohneErleuchtu ng erscheint es nicht.

    Dieses Erscheinen lassen Budd has ist da s Ausschpfen d er Leere, die Verwirklichu ng d er Leere.

    - Frage:In diesem Fall mu es so sein, da es den Weg gibt, wenn man die Tuschun gen verlt.Wrd est du also sagen, da alle getrennt vom Weg sind?

    - Antwort:Nein. Tuschungen sind nicht der Weg. Freiwerden von Tuschungen ist ebenfalls nicht derWeg. Warum ? Wenn jemand zum Beispiel betrun ken ist, ist er nicht n chtern. Wenn er n ch-tern ist, ist er nicht betrun ken. jedoch existiert Betrun kenheit nicht getrenn t von N chtern heit,noch ist Betrun kenheit gleichzeitig Nchtern heit.

    Kommentar zur Antwort:Es gibt Schlafende u nd Erwachte, Betrunk ene un d N chtem e. All dies sind Zu stnde inn erhalb des Weges. WeilEnmon eingenommen w ird von d en Erscheinungen u nd nicht d as Wahre-Wesen, den Urspru ng erkennt, glaubter, es wren verschiedene Dinge. Deshalb gibt es fr ihn Trennun g vom Weg u nd Vereinigun g mit dem Weg.

    - Frage:Wo ist dan n d ie vorherige Betrunkenheit, wenn jemand n chtern ist?

    - Antwort:Es ist wie eine um gedrehte H and flche. Wenn sie um gedreht ist, besteht keine N otwend ig-keit zu fragen, wo sie ist.

    - Enm on fragt:Kann jemand , der das Prinzip n icht versteht, die Wahrheit lehren und and ere Menschenaufklren?

    - Nyuri antwortet:Nein, das ist nicht mglich. Wie knnte jemand dessen eigene Augen noch nicht klar sind dieAugen von anderen behandeln.

    - Frage:Kann er d enn n icht d ie Kraft seines Intellekts als Mittel bentzen um and ere zu lehren?

    - Geantwortet:lm Falle von jemand em, der d as Prinzip des Weges erkannt hat, knnte m an es d ie Kraft desIntellekts nennen. Bei jemandem, der das Prinzip des Weges nicht erkannt hat, sollte man esdie Kraft der Ignoranz nennen, weil es nur ein Frdern und Ermutigen eigener Begierden ist.Kommentar:Hu i-neng, sagte zu Beginn seiner Pred igt, des PlattformSutras, lange nichts un d ging in den Zustand tieferErleuchtung ein. Und auch in dem Herz-Sutra (Skrt., Mahaprajnaparamita-Hridaya-Sutra), von dem es vieleFassun gen gibt, die gebruchlichste wurd e auf 272 chinesische Zeichen g ekrzt u nd alles Uberflssige wu rdeweggelassen, selbst in dieser kurzen Fassun g konnte n icht au f den Teil verzichtet werd en, wo Kannon -Bodh isattva (Skrt., Avalokitesvara) sich selbst vor d er Pred igt des H erz-Sutras niedersetzt u nd sich in die Weisheitversenkt. Es konnte d eshalb nicht au f diesen, dem ersten Anschein nach un wichtig scheinend en Teil verzichtetwerd en, weil es die allererste, notwedige Vorausetzun g ist, selbst den eigenen Frieden zu find en, die -eigeneErleuchtung zu erfahren, um an dere Menschen lehren zu knnen. Nu r das kann die wahre Art d es Lehrensgenannt werden.

    - Frage:Es mag fr ihn nicht m glich sein, Menschen ber das Prinzip der Wah rheit aufzuklren,aber er knnte ihnen die zehn tugend haften H and lungen un d d ie fnf Gebote nahebringen,dam it sie in der menschlichen Welt oder in der h immlischen Welt wiedergeboren werd en.Warum ist das ohne Gewinn?

    - Antwort:In der hchsten Wahrheit gibt es keinen Gewinn. Darber hinau s wird dad urch d oppelterSchaden veru rsacht. Das Irrefhren von sich selbst un d an deren . Sich selbst irrezu fhren

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    bedeutet, sich auf dem Weg zu behindern. Andere irrezufhren bedeutet, sie im Kreislauf dersechs Wiedergeburten u mh erirren zu lassen.

    Kommentar zur Frage:Enmon geh t davon aus, da es die sechs Welten gibt, un d d a es gut w re, in d er Welt der Menschen oder imHimmel wiedergeboren zu werden. Da diese sechs Welten jedoch nur innerhalb derl Tuschungen existieren, istzu befrchten, da man 1 zum Beispiel einmal im Himmel, doch wieder zur Hlle zurckfllt, da dieser Himmelnicht ein wahr er und der Friede nicht der w irkliche Friede ist. i

    - Frage:Hat der Erleuchtete nicht ber die fnf verschiedenen Fahrzeuge gelehrt?

    - Antwort:Der Erleuchtete hat nicht die Absicht, verschiedene Wah rheiten zu lehren. Es sind n ichtsand eres als Manifestationen von Erwartungen der Menschen. Deshalb steht in d en Sutren:Wenn d er Geist vollkomm en ru hig ist, gibt es kein Fahrzeug un d niemand , der fhrt. DasNichtvorhandensein eines Fahrzeuges nenne ich das alleinige Fahrzeug.Kommentar zur Frage:Die fnf Fahrzeuge sind verschiedene Lehren, die die Menschen in eine ideale Welt fh ren sollen. Um in d er Weltder Menschen wiedergeboren zu werden, gibt es das Fahrzeug d er Menschen; um im Himm el wiedergeboren zuwerden, das Himmelsfahrzeug; danach das Fahrzeug der Shravakas (Hrer), das der Pratyeka-Buddhas (Einsam-Erwachten) und das d er Bodliisattvas. Die zwei ersten Fahrzeu ge sind w eltlich, die dr ei letzten sind d ie Fahrzeu -

    ge, die aus der Welt der Tu schung in d ie Welt der Erleuchtun g fhren sollen.- Enmon fragt:Wie komm t es, da jemand, d er sich in der Wahrh eit bt, bei anderen un bekannt ist, waru mwird er von and eren Menschen nicht erkannt?

    - Antwort:Ein Schatz wird von einem Armen n icht erkannt. Der wah re Mensch ist jenseits dem Ver-stndnis vieler gewhnlicher Menschen.Kommentar zur Antwort:Der gew hnliche Mensch erkennt d ie Dinge nicht so, wie sie w irklich sind, weil er w illkrliche Werturteilebesitzt. Mit diesen Werturteilen bemh t er sich d ie Dinge auszusondern und zu erkennen und erkennt geradedeshalb d ie Wahrheit nicht.

    - Frage:In der Welt gibt es viele Heu chler. Sie sind mit der Wahrh eit nicht vertraut. Nach auen h inagieren sie eind rucksvoll und wid men sich hau ptschlich ihren Geschften. Viele Leute suchenihre Gesellschaft. Was ist der Gru nd ?

    - Antwort:Eine unmoralische Frau zieht massenweise Mnner an, totes Fleisch zieht schwarmweiseMaden an . Genauso ist es mit Nam en un d Formen.

    - Enmon fragt:Wie verhlt sich ein Bodh isattva auf dem abseitigen Weg un d verw irklicht somit den Bud -dha-Weg?

    - Antwort:

    Er un terteilt nicht in Gu t un d Schlecht.Kommentar zur Frage:Enmon den kt, da es einen richtigen Weg un d einen falschen Weg gibt. jedoch ist d as, was er sich als richtigenWeg vorstellt, begrenzt, unterliegt Beschrnkungen und ist somit Tuschung. Nur innerhalb von Tuschung sindwir in u nseren Vorstellun gen au f dem abseitigen Weg. In Wirklichkeit gibt es keinen einzigen Augen blick, in demwir vom Bud dh a-Weg getrennt sind. (Diese Frage Enmons bezieht sich auf das Vimalakirti-Sutra, in d er imKapital der Tathagatas dieses Problem behandelt wird).

    - Frage:Was bedeutet es nicht zu u nterteilen?

    - Antwort:Konfrontiert mit Dingen, kein Geist, der sich erh ebt.

    - Frage:Kann m an sagen, da es das h and elnde Subjekt nicht gibt?

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    - Antwort:Weder gibt es das handelnd e Subjekt, noch gibt es das nichthan delnd e Subjekt.

    Kommentar zur Antwort:Die unvern derliche, stetige Form gibt es nicht. Das, was sich stets frei _un d u ngehind ert wan delt un d keinekonstante Form besitzt, .gibt es. Oder u m es ku rz zu sagen, das Fortdau ernd e gibt es nicht, das sich Wandelnd egibt es.

    - Frage:

    Ist es ohne Emp find ung und Bewu tsein?- Antwort:Es ist mit Bewu tsein, aber ohn e Selbst.Kommentar zur Antwort:Es nimm t Dinge wah r, aber es wird nicht dav on gefesselt.

    - Frage:Wenn es ohn e Selbst ist, waru m kann es dann mit Bewu tsein sein?

    - Antwort:Weil Bewu tsein an sich ohne Selbst ist.

    - Frage:Wo liegt die Schw ierigkeit, wenn w ir den Begriff Selbst verw end en?

    - Antwort:Den Begriff zu kennen birgt keine Schw ierigkeit. Das einzige, was Anla zu r Sorge gibt, istdas, was im Geist ist.

    - Frage:Was ist schwierig, wenn etwas im Geist ist?

    - Antwort:Wenn nichts schwierig ist, ist nichts im Geist. Wenn nichts im Geist ist, was sollte da zurSchwierigkeit werd en.Kommentar zur Antwort:Wenn m an v on n ichts gefesselt ist, ist nichts im Geist. Wenn n ichts im Geist ist, wrd e auch Enmons Frage n ichtaufkommen.

    - Frage:Warum ist es abseits vom Weg, wenn m an etwas Vorhand enes zurckweist und statt dessenkein Ding vorzieht?

    - Antwort:Die Wirklichkeit ist ohne Ding. Du willst mit aller Kraft etwas erzeu gen. Was sollte das sein?

    Kommentar zur Frage:Ohne Zurckzuweisen und ohne zu Bevorzugen, SO zu handeln, wie es die Anlsse erfordern, ohne ber Wegoder Nichtweg nachzudenken, das ist das Handeln eines Bodhisattva.

    - Frage:Gibt es Umstnde, die Tten ermglichen?

    - Antwort:Lauffeuer verbrenn t den Berg, Sturm sp altet die Bum e, eine Lawine zermalmt Tiere, Flutertrnkt Gew rm. Wenn der Geist so w irkt, ist Tten mglich. Aber w enn d er Geist verw irrtist und Leben und Tod sieht, dann kann eine einzige Ameise dein Leben in Fesseln halten.

    Kommentar zur Antwort:Gefangen in Urteilen und Wertungen ist der Geist verwirrt und macht Unterscheidungen zwischen Leben undTod. Das eine als gut, das and ere als schlecht emp find end, nicht wissend u m d as WahreLeben, dasUngeborene. In dieser Unwissenheit kann eine einzige Ameise, die man ttet, zum Verhngnis werden.

    - Frage:Gibt es Umstn de, die Stehlen erm glichen?

    - Antwort.:Bienen trinken d en H onig der Blum en am See, Spa tzen p icken Krner im Acker, Khe fres-

    sen Bohnen am Ufer, Pferde fressen Reis im Feld. Wenn kein Ged anke ber den Besitz andererauftau cht, kannst d u sogar einen Berg in Beschlag nehm en. And ernfalls kann sich ein Blatt, sod nn w ie eine Nad elspitze, um deinen Hals wickeln u nd dich zum Sklaven machen.

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    Kommentar zur Antwort:Den Un terschied, den man macht zw ischen sich selbst und and eren, ist bereits der Beginn d es Stehlens.

    - Frage:Gibt es Umstnde die unkontrollierte Leidenschaft ermglichen?

    - Antwort:Der H imm el wlbt sich ber die Erde, das Prinz ip Yin pa t zu Yang, eine Toilette empfngtFkalien von oben, ein Springbru nnen ergiet sich in eine Rinne. Wenn der Geist so wirkt,

    wird er nirgends au f ein H indernis stoen. Wenn im Geist Wertungen au ftauchen, wird sogardeine eigene Frau d ein Herz beschmu tzen.

    - Frage:Gibt es Umstnde, die Lgen ermglichen

    - Antwort:Wenn Worte gesagt werd en ohne ein Subjekt das red et, wenn geredet w ird ohn e Geist, dannertnen Stimmen wie eine Glocke, und der Atemzug, d er Worte formt, ist wie der Wind. Wennder Geist so wirkt, existiert nichts, selbst wenn du Bud dh a sagst. Andernfalls existiert Lge,selbst wenn du betest.

    Kommentar zur Antwort:Die Tuschung d er Dualitt zw ischen Subjekt und Objekt, selbst und anderen, innen un d auen zu erkennen und

    somit um die Einheit von allen Dingen zu wissen und Buddha in allem zu sehen, das wird der Geist der Gteun d d es Erbarm ens genann t. Worte, die aus d iesem Geist entspringen, sind w ahr. Worte, die nicht aus d iesemGeist entstehen, sind eine Lge.

    - Enmon erhebt sich u nd fragt:Wenn man sich vorstellt, da der eigene Krper (als Selbst) nicht existiert, wie gibt es dannGehen, Stehen und Liegen?

    - Antwort:Au sschlielich gehen , stehen, sitzen, liegen. Warum willst du un beding t die Vorstellun g einesKrpers (Selbstes) erzeugen?Kommentar zur Frage:Enmon hat immer noch nicht erkannt, da es den Macher nicht gibt. -

    - Frage:Wenn es w irklich nicht existiert, wie kann man dann ber d ie richtigen Prinzipien n achden-ken?

    - Antwort:Wenn m an voraussetzt, da es Geist gibt, wird es ihn geben, auch w enn m an nicht denkt.Wenn m an N icht-Geist erkannt h at wird Nicht-Geist sein, auch wenn man nachdenkt. Warum?Es ist genau so wie ein Zen-Meister, der ruhig sitzt und die Gedanken auftauchen lt, oderwie ein Taifun, der , wenn er rast, Nicht-Geist ist.Kommentar zur Frage und Antw ort:Im Gegensatz zur vorherigen Frage, bei der ber krperliche Ttigkeiten geredet wurde, geht es hier um diegeistigen Wirksamkeiten. Mit Enmons Befangenh eit von d er Idee eines Selbst, im Sinne einer u nabh ngigen,unvergnglichen Substanz, entsteht die Trennung zwischen Einzelnem und Ganzem, Mensch und Umwelt. Aus

    dieser Trennun g resultiert Enm ons Logik, da das Einzelne in der Lage sein mu , das Ganze zu kon trollieren. DieVorstellung d es ausschlielichen Tuns (Samad hi des Tuns) ist fr ihn verbun den mit Konfusitt und der Gefahr,nicht zu wissen, was gut und was schlecht ist. Nyur-is Antwort hingegen entspringt aus der Erkenntnis derWahrheit, in der es keine Trennungen gibt, sondern wo die [Harmonie der natrlichen Groen Ordnung dieKontrolle au sbt, die eigentlich N icht-Kontrolle ist, weil es da d en Kontrolleur u nd den Kontrollierten nicht gibt,weil das Einzelne un d d as Ganze bereits Wie-Eines od er N icht-Zwei ist.

    - Enmon fragt:Wenn ein unerfahrener Anfnger au f dem Weg sich pltzlich in der Lage befindet, da ihn

    jeman d umbr ingen will, welch e Manah men , d ie dem Weg en tsprechen , kan n er ergreifen?

    - Antwort:Es ist absolut u nntig, Manahm en zu ergreifen. Warum ? Wenn man entgehen kann, entgehtman , wenn m an nicht entgehen kann, erleidet m an es. Wenn m an es ertragen kann, ertrgtman es, wenn man es nicht ertragen kann, erhebt man d ie Stimme u nd weint.Kommentar zur Frage:Enmon wei nicht um das Groe Leben, das bei Verletzung nicht verletzt wird, inmitten von Schmutz nicht

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    beschmutzt w ird un d im Tod n icht vergeht. Deshalb ist fr ihn die richtige Lebensweise, die mit dem Wegbereinstimm ende, eine solche, wo m an u nbeschadet, frei von Unheil du rchs Leben geht. Ein Erleuchteter ist frihn jemand, der nicht mehr der Gefahr, gettet zu werden, ausgesetzt ist. Denn gewaltsamer Tod ist in EnmonsVorstellungswelt nicht im Einklang m it dem Weg. Deshalb gibt es fr Enmon eigentlich nur zw ei Antworten aufseine Frage. Entweder es gibt den p erfekten Weg d es Entgehens oder d en p erfekten Weg des Reagierens. DiesesDenken in Extremen ist einer der drei groen Fehler. Die beiden an deren sind verdreh te Vorstellung u nd Tu -schung.

    Kommentar zur Antwort:

    Die entsprechende H andlung entsteht ohne vorheriges Abwgen ganz natrlich au s dem Groen Leben.Dementsprechend ist beides, gettet zu werden oder zu berleben, im Einklang mit dem Weg. Aber bei jeman-dem, der aufgrund seiner selbsterstellten Wertungen und Urteile, die aus begrenzten Kenntnissen und Erfahrun-gen entstanden sind, handelt, ist sowohl Gettetwerden als auch berleben nicht im Einklang mit dem Weg.

    - Frage:Wenn er w eint, wie un terscheidet er sich d ann von and eren Menschen m it der Vorstellungeines Selbst?

    - Antwort:So wie ein hlzerner Glockenschlgel die Glocke schlgt, ertnt seine Stimm e ganz nat rlich.Warum sollte man d as un bedingt Selbst nenn en. Wenn d u dich angesichts eines gewaltsamenTodes an d en Geist klammerst, die Zhne zusamm enreit un d deinen Mun d verschliet, ruftgerad e das ein gigan tisches Selbst hervor.

    - Frage:Wenn Menschen aus Trauer weinen , ist es eine heftige Gefh lsbewegung. Warum ist es dasgleiche w ie der Ton einer Glocke?

    - Antwort:ber Gleichheit oder Ungleichheit zu reden zeigt nur deine Unruhe. Nur falsche Ansichtenund gedankliches Abwgen erzeugen diese Frage. Wenn dein Geist frei von Urteilen undWertungen ist, wirkt d er Weg gem seinem Wesen.Kommentar:Enmon glaubt, da ein Erleuchteter nicht mehr von Gefhlen, wie wie Freude und Trauer oder Liebe und Abnei-gung bewegt wird. Er wei nicht um de deutlichen, groen Unterschied zwischen dem, von Gefhlen bewegt zuwerden, un d dem des Anhaf tens. Von Gefhlen bewegt zu werden ist die freie ungehinderte Bewegung d es

    Geistes entsprechen den Dingen, die auftauchen, und sich wandelnd ent sprechend den Dingen, die auftauchen.Anha ftun ist der Geist, der sich an Dinge od er Gefhle klam mert u nd sich d amit selbst fesselt. Ein weitere Grun dfr Enmons Irrtum ist, da er die Zeit nich bercksichtigt. Denn um das, wa s sich m it jede Au genblick w and elt,richtig erkennen zu kn nen ist die Voraussetzun g, selbst nicht stehenzubleiben sich in bereinstimmu ng m it zuwandeln und de ursprnglichen Wirken des Geistes freien Lauf z lassen. Dann sind sowohl Lachen als auchWeine eine natrliche Erwiderung auf Umstnde. Ein Pro blem entsteht nur dann, wenn entweder beim eine oderanderen gestockt wird, und somit die Reak tion auf einen Umstand, der schon nicht meh existiert, fortgesetztwird.

    Enmon hlt hier wieder einmal flschlicherweis die Erscheinungen fr das Absolute und erkenn nicht, da dieUnbewegtheit des Absoluten da Vermgen der Bewegung in den Erscheinungen ist

    - Frage:Ich habe gehrt, da Waffen d en Erleuchteten nicht verletzen, da Leid ihn nicht ersch ttert,da Form ihn nicht irrefhrt u nd da sein Geist sich nicht bew egt. Was bedeutet d as?

    - Antwort:Wenn man erkannt hat, da alle Dinge Nicht-Selbst sind, dann ist Stimme oder keine Stimme,Bewegun g oder keine Bewegun g alles in bereinstimmu ng m it dem Weg, ohne H indernisoder Schwierigkeit.

    Kommentar zur Frage:Enmon glaubt, da der fleischliche Leib eines Erleuchteten nicht verletzt werden knnte und da er gegenberLeid u nemp find lich w re. Aber das, was nicht verletzt wird, w hrend Blut fliet, ist das Bud dh a-Wesen, nicht derfleischliche Leib.

    Einm al kam ein Mnch z u Cha o-chou Tsun g-shen, und fragte ihn, was das H rteste der Welt sei. Chao-chouantwortete ihm: Wenn du schlecht ber mich reden willst, dann tu dir keinen Zwang an. Wenn dein eigenerMund nicht ausreicht, dann nimm noch einen Vogelschnabel. Wenn du mich schmhen willst, dann spuck mich-an soviel du w illst. Wenn d eine eigene Spucke nicht genug ist, dann n imm noch einen Eimer Wasser un d sch tte

    ihn ber mich.

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    Die Frage und die Antwort mgen erscheinen, als ob sie nicht zusammenpassen wrden. Aber was joshu hierklarmachen will, ist, da das Hrteste, hrter als jeder-Diamant, das, was in jedem von uns vorhanden ist, wederbeleidigt noch beschmutzt, weder verletzt noch erschttert werden kann.

    - Enmon fragt:Die auf dem Weg bend en, die ich sehe, halten sich kau m an die Gebote, ihr Verhalten istnicht sorgfltig, sie unterw eisen die Menschen nicht und lassen d en Dingen ihren Lauf, Wasist d ie Absicht?

    - Antwort:So jeman d w ill jedes Urteil, jede Wertu ng zu nichte machen u nd jede Vorstellun g zerstren.Sein Vorgehen mag ziellos erscheinen, aber seine bu ng im Inn ern ist grenzen los.Kommentar zur Frage:Enmons Vorstellung einer korrekten bung besteht in den bungsweisen, in denen das Halten der Gebote unddas Befolgen d er Regeln zu m w ichtigsten Teil geword en ist. Dabei hand elt es sich um ein sehr formelles Training,in dem eine klare Unterteilung zwischen Mnchen und Laien, gut und schlecht, Weg und Nichtweg erfolgt. Aberder wirklich bende ist nicht der formell bende, sondern derjenige, der gem dem Wirken des Nicht-Selbstnat rlich lebt. Das, was d ann ziellos erscheinen m ag, ist in Wirklichkeit der Wan del von Augen blick zu Augen -blick, entsprechend den jeweiligen Umstnden.

    - Frage:Wie knnte m an sagen , da jemand mit solch einer kind ischen Einstellung seine falschen

    Vorstellungen zun ichte m achen kann ?- Antwort:Mach zuer st deine eigenen Vorstellungen zun ichte. Warum sorgst du dich ber d ie Vorstel-lungen von and eren. Warum sollte z.B. ein Fisch, der au s der Tiefe eines Sees komm t, dar berbesorgt sein, ob der Fischer ihn mag oder n icht.

    - Frage:Bedeutet d as nicht, da so jeman d nur an seinen eigenen Vorteil denkt und and eren schad et.Wie knnte er Bodhisattva genannt werd en?

    - Antwort:Wenn d ieser Gedanke nicht in dir entsteht, entsteht er auch nicht in and eren. Du denkst berdie Vorstellun gen von anderen nach, aber gerade d ies sind Vorstellungen, die in d ir entstan-

    den sind, nicht in an deren.Kommentar zur Frage:Enmon macht in dieser Frage einen Un terschied zwischen d em Suchen nach Erleuchtun g fr sich selbst (Jap., jiri)un d d er Suche nach Erleuchtu ng, um and eren Menschen zu helfen (Jap., Rita). Er ist sich nicht bewu t, da eskeine zwei verschiedenen Dinge sind. Denn um anderen helfen zu knnen, bedarf es zuallererst der eigenenErkenntnis, der Erkenntn is von sich selbst, die gleichzeitig die Erkenntn is des verm eintlich and eren ist. Einweiterer Irr-tum Enmons ist aber sein Gedanke, da Menschen errettet werden mten. In Wahrheit sind alleMenschen bereits Bud dha und m ssen, nicht errettet, sondern nur aus ihren Trumen und Tuschungen aufge-weckt werden. Ein Meister fhrt deshalb im Grunde nicht zur Erleuchtung, sondern verstrkt das Leiden derTuschung, damit man davon erwacht. Enmon mit seiner Vorstellung von Errettung stapelt lediglich noch eineTu- f schung auf die andere.

    - Frage:Inwiefern w rd e es der Wahrheit schaden, wenn jemand, d er innerlich im Mahayana Bud -dh ismus erfahren ist, sich nach au en hin entsprechend d em H inayana Bud dhismu s verhlt?

    Geantwortet:Jetzt willst du einen alten Mann dazu bringen, Kinderspiele mitzumachen. Wie sollte das derWahrheit d ienen?

    - Frage:Ich frage mich, wer einen Bodh isattva, der seine Vorstellungen zu nichte gemacht ha t, erken-nen w rd e. Wer w rde in d er Lage sein, ihn zu verstehen?

    - Antwort:Nu r ein Erleuchteter kann ihn verstehen, nur ein Gebter kann ihn erkennen.

    - Frage:

    Ist ein Bodh isattva in der Lage, andere zu fhren?

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    - Antwort:Wie knnte es sein, da die Sonne u nd der Mond Dinge nicht bescheinen, oder d a es nichthell w rde, wenn man eine Lamp e hochhlt.

    - Frage:Welche H ilfsmittel ha t er?

    - Antwort:Direkt, so wie es ist. Ohne H ilfsmittel.Kommentar zur Frage:Enmon m chte unbed ingt eine Technik, an d ie er sich halten kann . Da es gerade d as sich Entheben aller Techni-ken und sich Uberlassen dem natrlichen Wirken des Nicht-Selbst ist, kann er immer noch nicht verstehen.

    - Frage:Wie kann man ohne H ilfsmittel anderen Menschen von N utzen sein?

    - Antwort:Ein Ding tau cht auf und wird benannt. Eine Sache entsteht un d wird erwidert. Ohne Geist,der abw gt un d vergleicht, ohne Gelegenheit im vorau s zu planen.

    - Frage:Ich habe gehrt, da Budd ha nach sieben Tagen d es Sichversenkens seine Hilfsmittel ersann .Wie kann m an behaup ten, es gbe keinen abw genden, vergleichenden Geist?

    - Antwort:Bud dh as Erleuchtun g kann n icht d urch abwgend es Denken od er du rch Vorstellungenverstanden werden. Kommentar zur Antwort:Enmon lebt in d er Vorstellung eines Selbst und d amit ist sein N achsinnen bereits vermischt m it berzeugu ngen,Vorstellungen und Erwartungen, die wie ein Filter wirken. Das Nachsinnen eines Buddha dagegen ist das desNicht-Selbst und somit un vermischt un d rein. Wie ein klarer Spiegel, der alles unm ittelbar in seiner Soheitreflektiert. Nicht-Selbst oder Nicht-Geist bedeu tet nicht, das Den ken zu un terdr cken, nichts meh r wah rzun eh-men und unempfnglich fr alles zu werden, sondern es bedeutet im Gegenteil das ganz natrliche entsprechen-de Wirken auf alles, was erscheint, ohne Aussonderung und Wertung.

    - Frage:

    Wie knnte ein Bud dh a lgen?- Antwort:(Bud dh as Worte sind) die Wahrh eit, keine Lge.Kommentar zur Frage:Obwohl Buddha sagt, da er ohne abwgenden Geist ist, steht in dem Sutra, da er Hilfsmittel ersann. Enmonversteht das n icht, deshalb gibt es fr ihn keine and ere Mglichkeit, als eine Lge zu vermu ten.

    - Frage.Obwohl in d em Sutra steht, da Bud dh a nachsann, sagst du jetzt, da er nicht nachsann?

    - Antwort:Als Hilfsmittel zur Fhrung.

    Kommentar zur Antwort:

    Nyuri ignoriert Enmons un verstndige Frage und sagt nochmals deutlich, da Bud dhas N achsinnen zur Fhrungvon anderen Menschen erfolgte.

    - Frage:Woher komm en d ie Bud dh as un d ihre Hilfsmitttel?

    - Antwort:Die verschiedenen Buddhas sind nicht geboren. Sie sind Produkte des Geistes. Abhngig vonUrsachen gibt es sie, aber der Dh arma hat u rspr ngllich keinen N amen.

    Kommentar zur Antwort:Nyuri redet nicht ber die Erscheinungen, sondern ber das Groe Leben, das weder entsteht noch vergeht,das u nsere Fassungskraft bersteigt, abhngig von Ursachen (Jap., Innen) in Erscheinun g tritt, aber ursp rn glichweder Name noch Form noch ein anderes Charakteristikum besitzt.

    - Enm on fragt:

    Ich verstehe nicht: Was ist es, was Bud dh a genann t wird ? Was ist es, was Weg genannt w ird?Was ist es, was Wandel genannt w ird? Was ist es, was Dau er genannt w ird?

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    - Nyuri antwortet:Erleuchtet zu N icht-Ding w ird Bud dha genannt. Was alles du rchdringt, wird Weg genannt.Die Dinge, die in Erscheinun g treten, werden Wand el genannt. Die uerste Ruhe w ird Dau ergenannt.

    - Frage:Die verschieden en Erscheinu ngen sind alles nichts and eres als Bud dh as Wahrh eit. Was be-deu tet das?

    - Antwort:Weder Wahrh eit noch N ichtw ahrheit, das ist Bud dh as Wahrheit.

    - Frage:Was wird Wahrheit genannt un d w as wird Nichtwahrh eit genannt? Was wird wed er Wahr-heit noch Nichtwahrheit genannt?

    - Antwort:Wahrheit nennt man Wahrheit, Nichtw ahrheit nennt man Nichtwahrheit. Weil es jenseits allerUnterscheidun gen ist, nennt m an es w eder Wahrh eit noch Nichtwahrh eit.

    Kommentar:Enmon versucht dauernd die Wahrheit anhand d en Worten Nyuris zu erfassen, und w hrend er selbst sagt, daalle Erscheinungen Budd has Wahrh eit sind , bemh t er sich d ennoch nicht, es selbst zu sehen. Ind em er d ie

    Wahrheit durch Worte ersetzt, mchte er sie erkennen, anstatt die Wahrheit unmittelbar und direkt wahrzuneh-men.

    In der Sung-Dynastie in China gab es einen konfuz ianischen Gelehrten m it dem N amen Chou Tun i. Er ging zudem Zen-Meister Oryo Enan um sich bei ihm zu ben und Erleuchtung. zu erfahren. Meister Enan sagte zu ihm:Du bist ein kon fuzianischer Gelehrter. Im Lun Y (Gesprche des Konfuzius) gibt es einen Aussp ruch, derlautet- Wenn man m orgens zur Wah rheit erwacht, kann man mittags getrost sterben Was ist diese Wahrheit, dieso bedeuten d ist? Chou Tuni war trotz a ll seinem Wissen nicht in der Lage zu a ntw orten. Er ging d eshalb alsnchstes zum Zen-Meister Kinsan u nd fragte ihn, w as diesel Wahrheit denn letztlich sei. Butsu in antw ortetenihm: Diese blauen Berge vor d ir, die du siehst, ohne d a jeman d d ich daran h indert. Chou Tun i verstand nichtsofort und blickte nervs u m sich, da brach Butsu in in ein lautes Lachen au s. In d ie-i sein Au genblick erkann teChou Tun i die Wahrheit.

    - Frage.Wer bezeugt d ie Wahrheit dieser Behaup tung?

    - Antwort.Diese Behau ptu ng ha t nichts zu tun mit Wer. Waru m sollte es ntig sein, sie zu bezeugen?

    Kommentar zur Antwort:Die Wahrheit ist imm er un d berall klar un d d eutlich vorhand en. Ein Beweis ist nicht ntig. Die Wahrheit istnicht die erzeugte Wahrheit Bud dh as oder d er Erleuchteten, sondern d ie Wahrheit an sich.

    - Frage:Was w ird gelehrt ohne ein Wer?- Antwort:Kein Wer, keine Behau ptu ng. Das ist wahrh aftig die richtige Behau ptu ng.

    - Frage:Was w re eine falsche Behau ptu ng?

    - Antwort:Der Gedanke (Befangenheit), da es etwas zu behaupten gbe.Kommentar:Enmon d enkt, da es mglich ist, unvern derliche ewige Worte der Wahrheit zu ergr eifen un d festzuhalten. Erglaubt, da die, Erfahrung der Erleuchtung etwas ist, was man einmal erhlt und ab diesem Moment fr immerbesitzt. Dieser Gedan ke bedeu tet lediglicli von d en Worten d er Wahrheit oder d er Erfahru ng d er Erleuchtu nggefesselt zu werd en. In keiner Wahrh eit, keinen Worten od er Erfahru ngen befangen zu sein, nu r das kan n w irkli-che Erleuchtung genannt werden. Aus diesem Grund wird in den Zen-Iexten immer wieder betont, da eswichtig ist, auch d en Geruch d er Erleuchtung, den Schmu tz der bung abzuwaschen.

    - Frage:Wer denkt (ist befangen)? Was wre kein Gedan ke?

    - Antwort:Gedanke, das ist nu r ein Wort. Worte haben keine Substanz, deshalb sind auch Gedan kenleer.

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    Kommentar zur Antwort:Worte existieren, wie alle Erscheinungen, abhngig von Ursachen und Bedingungen und sind, da sich dieseUrsachen und Bedingungen stetig ndern, gleichermaen einem stetigen Wandel unterworfen. Sie besitzen keinekontinu ierliche, u nvergn rlichel Substanz . Was von ihnen zur ckbleibt, ist verjleich-1 bar dem Licht einesbereits erloscheiien Sternes.

    - Frage:Nach dieser Lehre w ren alle Menschen von Anbeginn an befreit.

    - Antwort:Es gibt nicht mal Fesseln, wie sollte es freigewordene Menschen geben.Kommentar zur Frage und Antw ort:Doshin kam zu Sosan und bat ihn um Befreiung. Als Antwort fragte ihn Sosan:

    Wer fesselt dich? Doshin sagte: Niemand . Daraufhin fragte Sosan: Warum suchst du dan n na ch Befreiun g?Als Doshin das h rte, erfuh r er groe Erleuchtun g. Wie in d er Geschichte d eutlich w ird, gibt es keine Fesseln, ausdenen m an sich befreien mte. Nichts was nicht ausreicht und was m an d urch bung erlangen m te. Wieganz am Anfang des Buches schon gesagt wird, Der groe Weg ist ohne Grenzen, subtil und ruhig.

    - Frage:Wie sollte man d iese Wahrh eit nennen?

    - Antwort:Es gibt nicht mal eine Wahrheit, geschweige den n einen N amen .

    - Frage:Wenn du das so sagst, versteh ich es noch viel weniger.

    - Antwort:Es gibt wirklich keine Wahrh eit zu verstehen. Du m u t nicht nach Verstehen suchen.

    Kommentar zur Frage:Enmon m chte Verstehen a ls ein Ding, an das er sich halten kan n. Etwas, das sich n icht n dert. Dieses Festhal-ten an Dingen und somit das Fesseln von uns selbst ist eine starke Gewohnheit in jedem von uns.

    - Frage.Zuletzt w as?

    - Antwort:Kein Anfang, kein Ende.

    - Frage:Wie knnte es keine Ursache und Wirkung geben?

    - Antwort:Ohne Anfang gibt es kein Ende.

    Kommentar zur Frage:Obwohl Enmon laufend auf der Suche nach etwas Unvernderlichem ist, beziehen sich fast alle seine Fragen aufdie Erscheinun gen, die sich stetig ndern . Er interpretiert auch N yuris Antw orten, die aus d em Bereich desAbsoluten kommen, als Antworten ber die Erscheinungen und ordnet sie in seine entsprechenden Kategdrienein.

    Kommentar zur Antwort:Die Antwort, die Enmon von Nyuri bekommt, kommt von der entgegengesetzten Seite, aus dem Bereich desAbsoluten. Nyuri wend et diese Methode nicht an, um Enmon zum Narren zu halten, sondern um zu zeigen, dadas, w as wir d urch Worte z ergliedern , in Wirklichkeit eins ist.

    - Frage:Wie kann d as bewiesen w erden?

    - Antwort:Wahrheit ist nichts, was m an bew eisen m te.Kommentar zur Antwort:Es gibt keine and ere Mglichkeit als die der eigenen Erfahrun g. Wahrheit ist nichts, was m an lehren, od er du rchBeweise verm itteln knnte.

    - Frage:Wie wei und sieht m an es?

    - Antwort:Indem man wei, da alle Dinge d ie Wahre Soheit sind . Ind em m an sieht, da alle Dingegleich sind.

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    - Frage:Welcher Geist wei? Welches Auge sieht?

    - Antwort:Ohne Wissen w ei man. Ohne Sehen sieht man.

    - Frage:Wer m acht diese Behaup tung?

    - Antwort:Genau das frage ich auch.

    - Frage:Was soll das heien: Genau d as frage ich au ch?

    - Antwort:Darber solltest du selbst nachdenken. Die Antwort wird ganz n atrlich au ftauchen.

    Kommentar zur Antwort:Die Antwort ist immer in der Frage vorhanden.

    - Hier denkt Enm on noch einmal ber alles nach, ist ruh ig und gelassen, ohne ein Wort zusagen. Nyuri fragt ihn: Warum sagst du nichts?

    Enmon antwortet:

    Da ist nichts, nicht einmal so etwas wie ein Stubchen, und keine Erwiderung, die zu machenwre.

    Hierauf sagt Nyu ri sogleich zu Enmon:Es scheint, als ob du jetzt gerad e das Prinz ip der Wahrh eit gesehen h ttest.

    - Enmon fragt.Waru m h abe ich, obwohl es scheint, als ob ich gesehen h tte, nicht richtig gesehen?

    - Nyuri antwortet:Du hast gesehen , da nicht einmal ein einziges Ding existiert. Das ist wie jeman d, der gelernthat seinen Krper zu verstecken, aber unfhig, seinen Schatten und seine Fuspuren zunichtezu m achen.

    Kommentar zur Antwort:Enmon h at lediglich seine Vorstellung von Sein zu N ichtsein vernd ert. Er hat n och nicht erkannt, da Sein undNichtsein Wie-Eins ist.

    - Enmon fragt:Wie kann man d en Krper und den Schatten zusam men verschwinden lassen?

    - Nyuri antwortet:Ursp rn glich gibt es wed er Geist noch Objekt. Du solltest nicht die Vorstellung au fkommenlassen, da Dinge erscheinen und vergehen.

    - Frage:Der gew hn liche Mensch fragt, weil er ein gewhnlicher Mensch ist. Der Erleuchtete lehrt,weil er ein Erleuchteter ist. Stimm t d as?

    - Antwort:Der gew hnliche Mensch fragt, weil er Zw eifel hat. Der Erleuchtete lehrt, um d iese Zweifelzu entw irren.

    - Frage:Ich hre, da ein Erleuchteter von sich aus lehrt, auch wen n niemand ihn fragt. Was gibt esdenn d a zu entw irren. Gibt es eine Wahrh eit auf Seiten des Erleuchteten, die gelehrt werd ensollte, oder ist es, weil er die Zw eifel in d en and eren erkenn t?

    - Antwort:Es ist das Verteilen von Med izin, entsprechend d er Krankheit. Wenn d er H immel d onnert,gibt es darau f mit Sicherheit einen Widerhall. Das ist das gleiche.

    - Frage:

    Der w und erbare, weise Bud dh a hatte keine Absicht, in dieser Welt geboren zu werd en. War-um ist er denn och erschienen?

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    - Antwort:In Friedenszeiten wchst segensreiches Gras ganz natrlich.

    Kommentar:In der Sung Dy nastie in China kam d er Gelehrte Hua ng Ting-chien) zu d em ZenMeister Hu i-tang Tsu-hsin zurUnterw eisung. Meister Hu i-tang fragte ihn- Kennst du den einen Satz im Lun Y d er total mit dem Geist desZen b ereinstimm t? Hu ang Ting-chien antw ortete- Nein, -ich kenne ihn n icht. Genau zu d ieser Zeit standendie Reseden in voller Blte un d ihr Duft erfllte den ganz en Tempel. Meister Hu i-tang sagte zu ihm: Erkennstdu den Duft d er Reseden? Hu ang Ting-chien an twortete- Ja, ich rieche ihn g ut. Meister Hu i-tang sagte: Ich

    halte nichts vor dir verborgen .Ein Sch ler denkt m eistens, da d er Meister die Wahrheit besitzt und sie nach u nd nach in kleinen Mengenverteilt. Deshalb hat er auch immer den Verdacht, da es etwas gibt, was ihm bisher noch nicht gelehrt wurde,eine versteckte, geheimgehaltene Wa hrheit. Auch Enmon lebt in solch einer Vorstellung. Aber in Wirklichkeitbesitzen Erleuchtete berhaupt nichts und erkennen gerade deshalb, da alles, so wie es ist, die Offenbarung derWahrheit ist. Ein Mensch, der das erkannt hat und wei, da die Wahrheit immer und berall in Erscheinungtritt, kann segensreiches Gras genannt werden.

    - Frage:Obwohl nicht zu erwarten ist, da sich die Lebensspanne eines Buddha erschpft, stirbt er.Warum?

    - Antwort:In der Drre sterben d ie fnf Korne aus.

    Kommentar zur Frage:Enmon stellt sich Bud dh a als Wesen vor, das sich nicht w and elt, von nichts beeinflut w ird u nd somit absolut ist.Deshalb ist es fr ihn ein Widerspru ch, da d er krperlich erschienene Bud dh a w ieder gestorben ist. Er verstehtnicht, da d as Wesen des sich ewig Wand elnden, die Leere, wed er -geboren wird noch vergeh t.

    Zum Beispiel reflektiert ein Spiegel stetig alles so, wie es erscheint un d dem entsprechend nd ern sich d ie Spiegel-bilder laufend. Aber da s Vermgen (Wesen) zu reflektieren nd ert sich nicht. Im Gegensatz d azu ist da s Bild aufeinem Film unvernderlich, aber der Film selbst hat sich durch die Aufnahme verndert. Enmons Vorstellung desAbsoluten entspr icht d em Bild au f einem Film. Er erkennt nicht, da d er Krper d es Bud dh a w ie ein Spiegelbildist, der eigentliche Bud dh a aber das Wesen der Wand lung.

    - Frage:Soviel ich wei, erhob sich d er Erleuchtete au s Erbarm en aus tiefer Versenkung un d voll Gtefhrte er viele Menschen zur Erleuchtung. Wie kann diese ungehinderte, groe

    Durchdringungskraft fr das gleiche wie segensreiches Gras gehalten werden?- Antwort:Versenkun g ist der Dh arm a-Krper . Der Krper der Vergeltung besteht aus vier Elemen tenun d ist der stoffliche Leib. Das, was angesichts verschiedener Dinge in Erscheinung tritt, istder Krper d er Verwan dlun g. Der Dharma-Krper ist nicht an Ursachen gebun den. Der Kr-per d er Verwand lung ist keinen Bedingun gen un terworfen. Ob er in Erscheinung tritt oderverborgen bleibt, er ist leer und du rchdringend, deshalb nennt m an ihn u ngehindert.

    Kommentar zur Frage:Buddha ist die Erscheinung der Wahrheit. Auch Grser und Bume sind die Erscheinung der Wahrheit. Enmonkann d as nicht verstehen und macht deshalb einen groen Wertunterschied zw ischen Budd ha u nd Grsern. UmEnmon diese Tuschung erkennen zu lassen, antwortet Nyuri ber die drei Krper Buddhas (Skrt., Dharmakaya,Sambhogakaya und Nirmanakaya).

    Kommentar zur Antwort:Diese drei Krper sind n atrlich keine verschiedenen Dinge, sondern bezeichnen drei Asp ekte einer Wirklichkeit.Das Absolute, die Form und das Wirken. Der Krper der Verwandlung ist keinen Bedingungen unterworfen. Dasbedeu tet, da er sich frei, je nach Situation n dert, ohn e da Spu ren zu rckbleiben. Nicht gefangensein in Bedin-gungen ist der Wand el mit den Bedingungen.

    - Frage:Was ist es, was Erbarmen genann t w ird?

    - Antwort:Der Krper der Verwan dlun g ist frei von Wertun gen u nd eins mit der Wahren Leere. SeinWohlwollen gegen ber allem ist frei von Geist. Das wird Erbarmen genann t.

    - Frage:

    Wann w ird es mglich sein, da d ie Menschen den Weg meistern u nd zum Bud dh a werd en?- Antwort:Wenn sie nicht erleuchtet sind , werd en sie, selbst wenn sie sich so unzhlbar lange Zeit w ie

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    der Sand am Ufer d es Ganges auf dem Weg ben, von der Erleuchtung entfernt sein. Wenn sievon An fang an erleuchtet sind, sind sie bereits so w ie sie sind, Bud dh a. Warum dar ber disku-tieren, ob sie Bud dh a w erden knn en od er nicht.

    Kommentar zur Frage:Enmon verfllt immer wieder dem gleichen Irrtum, zu denken, da Ubung das Erreichen oder Erzeugen derWahrheit oder Buddhas ist. Ihm ist noch nicht verstndlich geworden, da es das Erkennen der immer schonvorhandenen Wahrheit, von der wir nie getrennt waren, ist.

    - Frage:Wenn es so ist wie du sagst, ist es einfach, zum Bud dh a zu w erden. Warum w ird dan n berdie dr ei Kalpas der bu ng geredet?

    - Antwort:Wirklich u nw ahrscheinlich schw ierig.Kommentar zur Antwort:Ohne etwas zu tun, zu erkennen, da man bereits Buddha ist, ist am allerschwierigsten. Ohne etwas zu tun, dasbedeutet nicht, die Tuschungen so zu belassen wie sie sind und darin Buddha erkennen zu wollen, sondern esbedeutet, ohne Tuschungen zu erzeugen, ohne sie zunichte zu machen, die Wahrheit zu erkennen.

    - Frage:Wenn Menschen bereits so, wie sie sind, Bud dh a sind, w arum ist es dann schw ierig?

    - Antwort:,Den Geist zu erheben ist einfach, den Geist zunichte zu machen ist schw ierig. Das Selbst zubejahen ist einfach, das Selbst zu verneinen ist schwierig. Tun ist einfach, N icht-Tun ist schw ie-rig. Grund legende Erfahrun gen sind schwer zu erfassen und es ist schw ierig, mit d em u ner-grnd lichen Prinzip bereinzustimm en. Das Unbewegte ist die Wahrheit, dem kaum die dreiHeiligen gleichkommen.Kommentar zur Antwort:ber d ie Iden titt der d rei Heiligen gibt es verschiedene Spekulationen, d ie aber alle zweifelhaft sind .

    Hier stt Enmon einen groen Seufzer aus. Dieser Laut dehnt sich in die zehn Richtungenaus. Pltzlich erstarb d er Laut, er war d urch u nd du rch erleuchtet. Tiefes Licht reiner Weisheitleuchtete aus sich selbst. Zum ersten Mal wu te er, wie schw er es ist, den Weg zu erfassen,un d da er bis jetzt seinen w ertenden Ged anken, mu twillig, wie in einem Traum , freien Laufgelassen hatte.

    Und mit lauter Stimme p ries er.

    Es ist wu nd erbar, wund erbar. Mein Meister, du h ast gelehrt, ohne zu lehren, und ich habegehrt, ohne zu h ren. Wenn Hren und Lehren bereinstimmen, ist alles still und weit, ohneWorte. Wie w rd est du , Meister, den vorhergegangenen Dialog nennen?Kommentar:Als Enmon erleuchtet war, wute er um seine Fehler, die ohne sein Zutun, ohne Anstrengung erloschen waren.Fehler sind nichts, was man durch bung vernichten mte, sondern sie lsen sich in dem Augenblick auf, wosie erkannt sind Erleuchtung ist deshalb nicht das Erhalten und Besitzen von etwas, sondern das Abfallen voniTuschungen, verkehrten Vorstellungen und Anschauungen. Das sich Entledigen von allem, was die Wahrheitverdeckt und sie hindert, sich zu offenbaren.

    Meister Nyu ri sitzt gelassen un d r uhig. Mit leuchtend en Augen, ohne etw as zu erw idern,blickt er in d ie vier Richtu ngen. Er lacht, gluckst, un d sag t zu Enm on: Die hchste Wahrheitist unergrnd lich und nicht zu benennen. Alle deine vorhergegangenen Fragen waren Speku-lationen und Produkte deines Geistes. In einem Traum gibt es viele Dinge, aber wenn manaufwacht, ist nichts davon brig.

    Du willst diesen Dialog in d er Welt verbreiten u nd bittest mich, ihm einen N amen zu geben.

    Wenn auch die letzten Rckstnde verschwinden, dann nenn es: ,Dialog ber das Auslschender Anschauun g.Kommentar:Wenn d er Schmu tz (Tuschu ngen) zusam men m it der Seife (Lehre, bun g, Erleuchtun g) abgewaschen ist, dan nsind d ie letzten Rckstnde verschwu nd en. Nichts bleibt zur ck. Kein Geru ch nach Zen, keine Ideologie, keine

    Philosophie, kein Buddha und das Wahre-Wesen wirkt frei und ohne Hindernisse.

  • 7/31/2019 dialog ueber das auslschen der Anschauung

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    Dia log be r d as Auslsc hen der Ansc ha uung 25

  • 7/31/2019 dialog ueber das auslschen der Anschauung

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