die ausführungsbestimmungen zum neuen lebensmittelgesetz

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]0 25. Hauptvers~mmlung Deu~scher bTahrungsmittelchemiker. [Zeitschr.f.Untersuchung [ der Lebensmittel. Dr. H. Schulze, Professor an der Universiti~t Halle. Dr. W. Stocksehneider in Greifswald. M.H.! Die Yerstorbenen waren hervorragende Vertreter unseres engeren und weiteren Arbeitsgebietes und es waren unter ihnen eifrige F6rderer unseres Vereins- lebens. In erster Linie sind die Herren Prof. Dr. Krug und Dr. Feder hervor- zuheben, die regelma~ig, beide auch im vorigen Jahre noch, an unseren Yersammlungen teilnahmen. Sie haben sich beide auf ihren Spezialgebieten in Wissenschaft und Praxis einen Namen erworben, der ~lnverg~nglieh bleiben wird. Ihr Leben und Wirken wird im einzelnen in einem besonderen ~achruf in unserer Zeitschrift eingehend gewtirdigt werden. Einen Weltruf haben sich auch die Herren Prof. Dr. Gadamer auf dem Ge- biete der wissenschaftlichen Pharmazie und Dr. Jeserich auf dem Gebiete der gerichtlichen Chemie erworben. Ehre dem Andenken der Yon uns gesehiedenen Mitglieder! Ich bitte Sie~ sieh zu Ehren der u yon Ihren Pl~tzen zu erheben. Ich danke Ihnen. Vorsitzender: M. H.! Zu Punkt II. ,Geschaftliche Mitteilungen" m(~chte ich far heute nur kurz darauf hinweisen, dal] unsere Versammlungen geschlossene sind, d. h. nur die Mitglieder unseres Yereins und G~ste, soweit sie persbnlich eingeladen sind~ kSnnen daran teilnehmen. Wir kommen zu Punkt III der Tagesordnung ,u Ieh bitte Herrn Geheimrat Kerp, uns seinen u zu hatten. Die Ausfiihrungsbestimmungen zum neuen Lebensmittelgesetz. Yon Geh. Regierungsrat Dr. Kerp~ Oirektor im Reiehsgesundheitsamt. Seit Erlafi des Lebensmittelgesetzes yore 5. Juli 1927 ist die Lebensmittel- gesetzgebung in eine neue und bedeutsame Epoche eingetreten, die ftir eine lange Reihe yon Jahren dieser Gesetzgebung Richtung und Geprage verleihen wird. Durch das Gesetz ist die Bahn freigemacht fiir den Erlai} yon Ausftihrungsbestimmungen, dutch die rechtsverbindlich der Verkehr mit den einzelnen Lebensmitteln und Bedarfs- gegensti~nden geregeit wird. Damit ist ein Zustand geschaffen~ wie er nicht nur yon den beteiligten Beh0rden, yon den in der Lebensmittelkontrolle stehenden Chemikern~ sondern auch yon den Kreisen des Lebensmittelgewerbes und -hande]s seit langem zur Herbeiffthrung klarer ReehtsverhMtnisse herbeigewiinscht worden war. Die Grundlage for den Erlal~ der Ausfiihrungsbestimmungen bildet der w 5 des Gesetzes. Danaeh kann die Reichsregierung mit Zustimmung des Reichsrats und naeh Anh0rung des zusti~ndigen Ausschusses des Reichstages 1. Verbote ftir Lebensmittel und Bedarfsgegensti~nde erlassen~ die zum Schutze der menschlichen Gesundheit erforderlich sind,

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]0 25. Hauptvers~mmlung Deu~scher bTahrungsmittelchemiker. [Zeitschr. f.Untersuchung [ der Lebensmittel.

Dr. H. S c h u l z e , Professor an der Universiti~t Halle. Dr. W. S t o c k s e h n e i d e r in Greifswald.

M.H. ! Die Yerstorbenen waren hervorragende Vertreter unseres engeren und weiteren Arbeitsgebietes und es waren unter ihnen eifrige F6rderer unseres Vereins- lebens. In erster Linie sind die Herren Prof. Dr. K r u g und Dr. F e d e r hervor- zuheben, die regelma~ig, beide auch im vorigen Jahre noch, an unseren Yersammlungen teilnahmen. Sie haben sich beide auf ihren Spezialgebieten in Wissenschaft und Praxis einen Namen erworben, der ~lnverg~nglieh bleiben wird. Ihr Leben und Wirken wird im einzelnen in einem besonderen ~achruf in unserer Zeitschrift eingehend gewtirdigt werden.

Einen Weltruf haben sich auch die Herren Prof. Dr. G a d a m e r auf dem Ge- biete der wissenschaftlichen Pharmazie und Dr. J e s e r i c h auf dem Gebiete der gerichtlichen Chemie erworben.

Ehre dem Andenken der Yon uns gesehiedenen Mitglieder! Ich bitte Sie~ sieh zu Ehren der u yon Ihren Pl~tzen zu erheben.

Ich danke Ihnen.

V o r s i t z e n d e r : M. H.! Zu Punkt II. , G e s c h a f t l i c h e M i t t e i l u n g e n " m(~chte ich far heute nur kurz darauf hinweisen, dal] unsere Versammlungen geschlossene sind, d. h. nur die Mitglieder unseres Yereins und G~ste, soweit sie persbnlich eingeladen sind~ kSnnen daran teilnehmen.

Wir kommen zu Punkt III der Tagesordnung , u Ieh bitte Herrn Geheimrat K e r p , uns seinen u zu hatten.

Die Ausfi ihrungsbest immungen zum neuen Lebensmittelgesetz.

Yon

Geh. Regierungsrat Dr. Kerp~ Oirektor im Reiehsgesundheitsamt.

Seit Erlafi des Lebensmittelgesetzes yore 5. Juli 1927 ist die Lebensmittel- gesetzgebung in eine neue und bedeutsame Epoche eingetreten, die ftir eine lange Reihe yon Jahren dieser Gesetzgebung Richtung und Geprage verleihen wird. Durch das Gesetz ist die Bahn freigemacht fiir den Erlai} yon Ausftihrungsbestimmungen, dutch die rechtsverbindlich der Verkehr mit den einzelnen Lebensmitteln und Bedarfs- gegensti~nden geregeit wird. Damit ist ein Zustand geschaffen~ wie er nicht nur yon den beteiligten Beh0rden, yon den in der Lebensmittelkontrolle stehenden Chemikern~ sondern auch yon den Kreisen des Lebensmittelgewerbes und -hande]s seit langem zur Herbeiffthrung klarer ReehtsverhMtnisse herbeigewiinscht worden war.

Die Grundlage for den Erlal~ der Ausfiihrungsbestimmungen bildet der w 5 des Gesetzes. Danaeh kann die Reichsregierung mit Zustimmung des Reichsrats und naeh Anh0rung des zusti~ndigen Ausschusses des Reichstages

1. Verbote ftir Lebensmittel und Bedarfsgegensti~nde erlassen~ die zum Schutze der menschlichen Gesundheit erforderlich sind,

58. B~nd. ] JulY]August 1928.J K e r p, Ausffihrungsbestimmungen zum Lebensmittelgesetz. 1 1

2. Gegenst~nde und Stoffe ausschliel]en, die zur iNachahmung oder verf~lschung yon Lebensmitteln bestimmt oder far die Yerwendung bei Lebensmitteln un- zul~tssig sind,

3. Yorschriften bestimlnter Art erlassen far die hul~ere Kennzeichnung yon Lebensmittein oder yon Packungen, in denen Lebensmittel an den Verbraucher abgegeben werden,

4. Begriffsbestimmungen ffir die einzelnen Lebensmittel aufstellen und Grund- satze for die Benrteilung tier Lebensmittel hinsichtlich ihrer Beschaffenheit und ihrer Bezeichnung festsetzen, also Merkmale aufstellen, denen zufolge Lebensmitte! als verdorben, nachgem~cht, verfhlscht, irreffihrend bezeictmet anzusehen sind,

5. Yorsehriften far die Untersuchung yon Lebensmitteln und Bedarfsgegenst~/mden erlassen.

Der Worttaut des w 5 im einzelnen ist ihnen bekannt; ich kann reich daher auf diese kurze Inhaltsangabe beschr~nken.

Nach w 6 des Oesetzes ist vor ErlaS der Ausffihrungsbestimmungen der Reiehs- gesundheitsrat, verstgrkt durch Sachversti~ndige aus den Kreisen der Erzeuger, der Handler, der Verbraucher und der Faehwissenschaft, zu hOren.

Diese beiden Paragraphen bestimmen die Ausfahrungsverordnungen nach Inhalt, Aufbau und Werdegang.

Auf den Inhalt der Ausfahrungsbestimmungen, auch nur derjenigen, die bereits ira Reiehsgesundheitsrgt beraten wurden oder sich in Ausarbeitung befinden, hier im einzelnen einzugehen, ist unmOglich. Die Verordnungen fiber Honig und Kunsthonig, Kaffee und Kaffee-Ersatzstoffe folgen den Ihnen bekannten Entwfirfen zu Festsetzungen tiber Lebensmittel. Far die Ausarbeitung tier u tiber Kakao und Kakao- erzeugnisse haben die yore Verein Deutscher Nahrungsmittelchemiker besehlossenen Beurteilungsgrundshtze zur Grundlage gedient. Im allgemeinen mOchte ieh, um Be- farehtungen zu zerstreuem die mir aus Ihren Kreisen hinsichtlich der Frage der Dekla- ration ge~ufiert worden sind, ausdrficklich bemerken, dab yon der Zulassung an sich verdorbener, nachgemaehter, verfhlschter Lebensmittel unter Kenntlichmachung dieses Umstandes in den Verordnungen nut der gebotene sparsame Gebrauch gemacht ist und gemacht werden wird, da wir m~s bewuBt sind, dab die Deklaration nur einen sehr beschr~nkten Wert hat. Zur Unterdriickung irrefahrender Bezeichnungen, An- gaben oder Anfmachungen enthalten die Verordnungen zahlreid~e und, wie ich glaube, wirkungsvolle Vorschriften.

In ihrem Aufbau folgen die Verordnungen den Entwarfen zu Festsetzungen fiber Lebensmittel. Es werden zun~chst die Begriffsbestimmungen far die Lebensmittei, ihre Arten, die Rohstoffe und Zwischenerzeugnisse gebracht. Daran schlieBen sich, soweit erforderlich, u und Beschrhnkungen zum Schutze der Gesundheit; den SehluB bilden die Grunds~tze far die Beurteilung, unter welchen Bedingungen also die Lebensmittel als verdorben, nachgemacht, verfhlseht oder irreffihrend bezeichnet anzusehen sind. Hier ist gegenaber den genannten Entwt~rfen insofern abgewichen, als die Merkmale tier u Nachmachung, VerfMschung, irreft~hrenden Be- zeichnung je in einem besonderen Abschnitt angegeben werden, wahrend sie in den Entwtiffen nicht getrennt in einem Abschnitt behandelt worden sind. Mit Racksicht darauf, dab die hier in Betraeht kommenden YerstSl~e im Gesetz mit der gleichen Strafe bedroht sind, wi~re eine solche Unterscheidung nieht notwendig gewesen. Sie

12 25. Hauptversammhmg Deutseher Nahrungsmittele.hemiker. [Zeitschr. f. Untersuchung / der Lebensmi t teL

empfiehlt sieh gleichwohl, wenn sic auch im einzelnen nicht ohne Schwierigkeiten dureh- fahrbar ist, um dem Richter die Grundlage far eine Mare Entscheidung zu liefern un~[ damit eine in jeder Hinsicht zweifelsfreie und einheitliche Spruchpraxis herbeizufahrem

Die Frage, ob in den Verordnungen zugleich Vorschriften tiber die Unter- suchungsmethoden erlassen werden sollten, hat eine grunds~tzliche ErSrterung erfahren, bei der die Entscheidung dahin getroffen wurde, hiervon zun~ehst abzusehen. Denv~ es darf nieht auger acht bleiben, daJ3 es sich bei der Bearbeitung der Ausfahrnngs- vorsehriften znm Lebensmittelgesetz naeh Inhalt wie nach Umfang um eine aul~er- gew0hnliche Aufgabe handelt, die far ihre Fertigstellung eine geraume Zeit bean- spmehen wird. Nach einem im Reiehsgesundheitsamt aufgestellten Ubersichtsplan wirc~ es sich nm mehr a, ls 50 Ausfahrungsbestimmungen handeln, die der Ausarbeitung ha rren. Ich wage nicht, einen bestimmten Zeitranm anzugeben, innerhalb dessen diese 3~ufgabe bew~ltigt sein wird, wenn aueh seitens aller Beteiligten mit der geboteneu Tatkraft daran gearbeitet wird, wie dies jetzt gesohieht. Unter diesen Umst~nden erschien es notwendig, zun~ehst dafar Sorge zu tragen, dab so sehnell wie m0glich die far die Beurteilung der einzelnen Lebensmittel erforderlichen Grundlagen - - das sind die Begriffsbestimmnngen und die Beurteilungsgrunds~tze - - geschaffen werden. ~%n tier Entwickelung dieser Arbeiten wird es abh~ngen, zu welcher Zeit nnd in~ welehem )[age aueh die Vorschriften aber die Untersuchungsverfahren in Angriff genommen werden k0nnen. D i e s soll nicht aussehliel~en, dat~ in einzelnen erforder- lichen F~llen, wie z. B. far den Naehweis des 0xymethylfnrfurols in Kunsthonig, far die Bestimmung tier abwasebbaren Stoffe bei Kaffee, en~sprechende Untersuehungs- verfahren alsbald vorgeschrieben werden. Bei der fortsehreitenden Entwickelung des Lebensmittelgewerbes wird es aueh not~vendig sein, dal3 neben den Ausfahrungs- bestimmungen, die den u der einzelnen Lebensmittel allgemein regeln, far Einzelf~lle noch besondere Verordnungen ergehen, die Obrigens in der vorgenannter~ Zahl tier Ansfahrnngsbestimmungen nicht einbegriffen sind. So ist bereits im Reichs- gesundheitsrat der Entwmf einer u nber Nitrit-P/)kelsalz beraten worden, eine Yerordnung, dnrch die einem teehnischen Fortschritt unter Wahrung des Gesund- heitsschutzes der Verbraucher Rechnung getragen wird. Bei dieser Gelegenheit m0chte ieh nicht vers~umen, auf eine yon industrieller Seite ausgesprochene Befarchtung knr~ einzngehen, da~ n~mlich dutch die eingehenden Vorschriften, wie sie t~ber Herstellungs- verfahren und Bezeichnungen der Lebensmittel in den ~erordnungen enthalten sind, die teehnische Entwickelm~g gehemmt werden k0nnte. Die Ausfahrungsbestimmunge~ k/)nnen nur dem gegenw~rtigen Stande yon Wissensehaft, Technik und Wirtschaft entsprechen. Eine andere M0gliehkeit ist nicht denkbar; denn der Zukunft l~l]t sicl~ hier nieht vorbauen. Etwa neu anftanehende technische Verfahren oder ttandels- gebr~uche sind daher deshalb, weil sic dutch eine bestehende Verordnung nicht getroffen werden, nicht als ausgesehlossen oder als verboten anzusehen, sonderr~ massen auf Grund der allgemeinen Bestimmungen des Lebensmittelgesetzes benrteilt werden, solange sie nicht durch eine Erg~nzung der entsprechenden Verordnung oder durch eine neue Verordnung ihre besondere Regelung gehmden haben.

Aul~er den Verordnungen t~ber die einzelnen Lebensmittel werden noch Aus- fahrungsbestimmungen allgemeinen Charakters, wie z. B. t~ber Konservierungsmittel, die Aufbewahrung, Verpaeknng, Bef0rderung der Lebensmittel erforderlieh werden_ Da~ diese in ihrem kufbau abweiehend yon den gesehitderten zu gestalten seil~. werden, bedarf keiner weiteren ErOrterung.

56. Band. I Juli/Amgus~ 1928.i Ke rp , Ausftihrungsbestimmungen zum Lebensmittelgesetz. 13

Beztiglieh des Ganges der Ausarbeitnng der Entwtirfe zu den Verordnungen m0chte ich mir auch einige erlguternde Bemerkungen gestatten. Wie auf Grand der Bestimmungen des w (J des Lebensmittelgesetzes zu erwarten war und wie es auch erkl~rlich erseheint, war die Zahl der Antri~ge auf Zuziehung zu den Beratungen des Reichsgesundheitsrates besonders aus den Kreisen der Industrie und des Handels augerordentlich grog. Es liegt im Sinne der gesetzliehen Bestimmung, dag solchen u162 weitgehend entsprochen wird. Dies zwang andererseits dazu, die Beratungs- -nnterlagen so vorzubereiten, dag trotz der grogen Teilnehmerzahl an den Verhand- lungen eine ersprieg]iche Beratung und Besehlugfassung gewi~hrleistet war. Die im Reichsgesundheitsamt ausgearbeiteten Entw~trfe sind daher nicht umnittelbar dem ~-ersti~rkten Reichsgesundheitsrat vorgelegt, sondern zuni~chst in einem kleineren Kreise yon nahrungsmittelcbemisehen Sachverst~ndigen, zu dem auch Vertreter der Industrie und des Handels zugezogen wurden, vorberaten worden. Erst die so vor- tbereiteten Entwarfe haben als Unterlagen far die u des Reichsgesund- heitsrats gedient, nachdem zuvor den Fachverbanden noch Gelegenheit gegeben war, zu ihnen Stellung zu nehmen und Abhnderungsantr~tge einzureichen. Der Erfolg der bisherigen Beratungen hat die Zweckmhl~igkeit dieses ~Veges erwiesen. Zu den Vor- beratungen sowohl wie zu den Sitzungen des Reichsgesundheitsrats sind Nitglieder des Vereins Deutscher Nahrungsmittelehemiker, die auf den zur Beratung stehenden ,Gebieten besondere Erfahrungen haben, zugezogen worden. Hieran wird auch in Zukunft festgehalten werden, und ich habe die Zuversicht, dag alas Reichsgesundheits- .amt sich hierbei auch weiterhin aus den Kreisen des u v~illiger Untersttitzung 5viral erfreuen dtirfen.

Bisher ist fur eine Ausfahrungsbestimmung in Kraft getreten, ni~mlich die Y e r o r d n n n g t iber die ~ u g e r e K e n n z e i e h n u n g yon L e b e n s m i t t e ] n yore 29. September 1927 nebst der u zu ihrer Abhnderung vom 28. M~rz 1928. Beraten sind im Reichsgesundheitsrat der Zeitfolge naeh die Entwtirfe fiber Honig, Kunsthonig, Kaffee, Kaffee-Ersatzstoffe und Kaffee-Zusatzstoffe, Kakao und Kakao- erzeugnisse, Nitrit-P6kelsalz, Teigwaren. Die Entwtirfe tiber Honig, Kunsthonig nnd N'itrit-PSkelsalz k6nnen als abgeschlossen angesehen werden. Aueh den Entwtirfen aber Kaffee und Kaffee-Ersatzstoffe stehen beachtliche Schwierigkeiten nicht mehr entgegen, tJber Teigwaren ist am 9. Mai nochmals im kleineren Kreise verhandelt worden mit dem Ergebnis, dag die noch vorhandenen Gegensgtze ausgeglichen wurden. Ftir den Entwnrf tiber Kakao und Kakaoerzengnisse sind dagegen so zahlreiche Ab- ~ndernngsantrhge noch nachtraglich eingegangen, dag eine abermalige Besprechung ~anumg~mglich ist, die anf den 23. Mai anberaumt ist. Sie wollen hieraus ersehen, welche Schwierigkeiten zu tiberwinden sind, his die Entwtirfe den gesetzgebenden K6rperschaften zugeleitet werden k6nnen.

In u sind Entwtirfe fiber Konservierungsmittel, Essig und Essigessenz, Ki~se, ferner Milch und Mileherzeugnisse, schliel~lich Speisefette nnd SpeiseSle, wobei auch das 5Iargarinegesetz entsprecbend abgeandert werden mug. Yon diesen wird ~er Entwurf tiber Konservierungsmittel an erster Stelle zur Beratung gestellt werden. Es ist daher zu b egrfigen, dag Herr Pri~sident J u c k e n a c k tiber die Regelnng dieser Frage heute noch sprechen wird. Auch Vorarbeiten fi'tr die Aufste]lung yon Grundsi~tzen zur Sicherung der Einheitlichkeit des Vollzugs des Lebensmittel- .gesetzes sind in Angriff genommen. Es liegt somit far die n~chste Zeit eine Ftille ~vichtiger Aufgaben vor. Dag ihre Lbsung nicht einfach sein wird und noch

14 25. Hauptvers~mmlung Deutscher N~hrungsmittelchemiker. [Zeitschr. f. Untersuchung [_ der Lebensmittel.

manche Beratung erfordern wird, brauche ich in diesem Kreise nicht welter zu erOrtern.

Wir diirfen nns aber bei diesen Arbeiten yon dem stolzen BewuBtsein erft~llen lassen~ an einem Werke mitzuwirken~ das, wenn es vollendet sein wird~ hinsichtlieh seines Umfanges, seiner Vollsthndigkei L seiner folgerichtigen Durchftihrung und seiner bis ins einzelne gehenden Griindliehkeit den Yergleich mit hhnlichen Werken anderer Kulturstaaten nicht zn scheuen haben wird.

V o r s i t z e n d e r : Ich danke Herrn Geheimrat K e r p f~ir seine Ausfahrungen. Meine Herren! Sie haben arts dem u ersehen, in welcher Richtnng tier Erlaf~ der Ausfahrungsbestimmungen u erfolgen wird und Sie haben welter er- sehen, welches Mal~ yon Arbeit noch zu leisten ist. Wir wotlen hoffen, dal~ diese Ausftihrungsbestimmungen endlich die Klarheit auf dem Gebiete der Lebensmittelbeur- teilnng geben werden, die wir seit Jahrzehnten gewiinseht haben. Ich danke Herrn Geheimrat Kerp nochmMs and mOchte sachlich knrz noch einiges erwhhnen: M. H.! Wir wissen ja alle, welche Bedeutung die sog. D e k l a r a t i o n e n im Handel mit Lebens- mitteln haben~ und wenn auch diese Deklarationen bei Lebensmitteln in Packungen beim Kanf ganzer Packungen eine gewisse Bedeutung haben, so mSchte ieh doch darauf hinweisen, dab far alle Lebensmittel, die in Speiseanstalten verzehrt werden, jede Deldaration anf den Packnngen nnd BehMtnissen gegenstandslos wird. Daraus reassert wir den Wnnsch abl'eiten, dal~ yon dem Verlegenheitsmittel der Deklarationspflicht, das manehmal vielleicht nicht zu nmgehen sein wird, soviel als m6glich abgesehen wird. Was man an Deklarationsformen im Laufe der Jahre erleben kann~ wissen Sie ja alle, die Sie in der Praxis stehen. Ich mOchte nnr auf einen Fall hinweisen, der nns kiirz]ich begegnete: Eine Schokoladenfabrik deklariert: ,Kakao, stark entOlt nnd daher yon den unverdaulichen Bestandteilen befreit." Diese Deklaration sagt gerade das Gegenteil-con dem, was sie sagen sollte, und so gibt es noch viele Beispiele. Ich m6chte bier 6ffentlich die Bitte anssprechen und weiB~ dab alle in der Praxis stehenden Kollegen mit mir darin einig sind, dab man in den Ansft~hrungsbestimmungen zum Lebensmittelgesetz yon der Auferlegung der Deklarationspflicht so wenig als m5glich Gebrauch machen m5ge, denn sie ist immer nur ein u mit dem in der Praxis meist recht wenig anznfangen ist.

Dr. L ii n in g- Braunschweig : M. H. l Eine ganz kleine Anregnng mSchte ich mir erlanben. Die Entwarfe~ die fertiggestellt sind nnd tier Beratnng im Reichsgesund- heitsrat unterliegen, sind den Lhnderregierungen iibermittelt und als streng vertraulich bezeichnet worden. Ich kann das verstehen, aber es beriihrt dann eigenartig~ wenn die Herren aus der Industrie ganz genau unterrichtet sind. Die Fabrikanten sagen, sie haben yon ihren Yerb~nden die Einzelheiten erfahren. Den Verb~nden werden diese Entwiirfe direkt zughnglich gemacht. Wir haben gehSrt, dab auch einzelne Mitglieder nnseres Vereins zu den Beratungen zugezogen worden sind; dem Verein als solchem sind aber offiziell diese Entwarfe in der letzten Form nicht zug~nglich gemacht worden. Ich mt~chte mir die Bitte gestatten, dab dies in Zukunft geschieht. Es ist doch so, dal~ alle Nahrungsmittelchelniker auf das st~rkste daran interessiert sind, wie die Entwarfe endgaltig ausfallen, und es kann nicht gleichgiiltig sein, ob uns Gelegenheit gegeben wird~ Anregungen zu geben.

~6 Band. l 25. Hauptversammlung Deutscher Nahrungsmittelchemiker. 1 5 Juli/August 1928.]

Geheimrat Dr. K e r p - B e r l i n : M. H.! Ich stehe nicht an, dem Herrn u in seinen Ausfahrungen his zu einem gewissen Grade Recht zu geben. Ich bitte Sie aber, sich auch in unsere Lage zu versetzen. Die Ausfahrungsvorschriften sind Menschenwerk und daher wie jedes Mensehenwerk nicht vollkommen; sie werden daher in den unmittelb~r Beteiligten immer wieder den Wunsch erweeken, Ab~nderungs- a~trgge vorzubringen. Wenn Sie das Ansehwellen der ira Reiehsgesundheitsamt tgglich eingehenden Ab~tnderungsvorschlgge sehen warden, dann warden Sie verstehen, dab wir den Wunsch nach ether gewissen Einsehrgnkung der Kreise hubert reassert, denen wir die Ausfahrungsvorschriften zugehen ]assert, so lange sie sich noeh im Stadium des Entwurfs befinden. Der Vermerk ,,vertranlieh", der bemhngelt wurde, hat in erster LiMe den Zweck, m6glichst dafar zu sorgen, dab die Entwarfe nieht in die Presse gelangen und darin nicht voreilig besprochen werden. Ich sage m 0 g l i c h s t , denn wir k0nnen es selbst auf diese Weise nieht ausschlieBen, dab die Entwarfe sehon zu ether Zeit in der Presse ether Bespreehung unterzogen ~u tier sie noch einen ganz vorlgufigen Charakter haben. Wenn gesagt warden ist, dab es die Herren Kol- legen eigenartig berahre, dab sie in der Industrie die Entwarfe fraher verbreitet finden, als sie ihnen selbst zur Kenntnis kommen, so wollen Sie dies nicht etwa als eine Zurticksetzung empfinden, vielmehr findet dies seinen natarliehen Grund darin, daB, um Einwgnden gegen die im Gesundheitsamt zur Bergtung gestellten Entwarfe seitens der Industrie nach MOglichkeit vorzubeugen, mit den groBen Fachverbgnden die ger- einbarung getroffen wurde, dab der jeweilige Entwurf, naehdem er die u im Gesundheitsamt passiert hat, den Fachverbgnden zugeht, damit sie ihn innerhalb der Verbgnde noch einmal besprechen k0nnen, wofar ihnen eine Zeit van 4 Wochen zur Verfagung gestellt ist. Ich babe mir aberlegt, wie dem Mil~stand, dab die indu- striellen und gewerblichen Fachverbi~nde in den Besitz der Entwarfe zu einer Zeit gelangen, zu der sie dem Verein Deutscher Nahrungsmittelehemiker noeh nieht zu- gi~nglich gemacht warden stud, abgeholfen werden kann. Ich habe Herrn Prof. B~)mer mitgeteilt, da{] ich im Reiehsgesundheitsamt anregen werde, daft Herrn Prof. B 5 m e r als u des Yereins ~on den jeweiligen Entwtirfen so viel Exemplare zugehen, als er far die Verteilung an die Bezirksvereine braucht. Es ist dann den Bezirks- vereinen m0glich, in ether vertrauliehen Weise, jedenfalls in ether Weise, die einen Abdruek oder eine Er0rterung des Entwurfes in der Presse aussehliegt, zu beraten, genau wie es in den industrtellen Faehverb~nden gesehieht. Ich werde van den in Vorbereitung stehenden Entwarfen Herrn Prof. BOmer eine Reihe van Exemplaren zugehen lassen und hoffe, daft damit die Klagen beseitigt stud, die Herr Dr. L a n i n g vorgebracht hat.

V o r s i t z e n d e r : Ich danke Herrn Geheimrat K e r p for diese ~itteilung, die es uns mSglich machen wird, in wanschenswerter Weise in unseren Kreisen die Ent- warfe zu beraten. Ich hatte mir mehrfach selbst Vorwfirfe daraber gemacht, daft wir fiber die Verordnungen verhandelt hubert, ohne den gereinsmitgliedern Nitteilung machen zu k(~nnen, obwohl wir seit Jahren sehr stark bet der Vorbereitung der ~nt- warfe mitgearbeitet haben. Ieh glaube, der u des Herrn Geheimrat K e r p , daft wir eine Anzah] ~on Exemplaren zur Verteilung an die Bezirksgruppen bekommen, wird es erm(~gliehen, dug die Bezirksgruppen innerhalb tier zur Verfagung stehenden 4 Woehen aber die Entwarfe verhandeln und beraten k0nnen. ~rir k6nnen nicht far jeden Entwurf eine u unseres u einberufen. Den Untersuchungs- ~mtern stehen dafar nicht gentigend Mittel und aueh nicht genagend Zeit zur Ver-

16 25. ttauptversammhng Deutscher Nahrungsmittelchemiker. ~Zeitschr. f. Untersuchung der Lebensmi~tel.

ft~gung. Bei der Industrie liegen die Verhi~ltnisse wesentlich anders; es kommen lfier ftir die Beratungen immer nur einzelne Yerbi~nde in Frage, die an einem Gegenstand interessiert sind, und diese k6nnen dann Versammlungen einberufen. Ich hoffe, dal~ die Mitteilung yon Herrn Geheimrat K e r p Sie alle befriedigt haben wird.

Dr. Plt icker-Solingen: Ich m6chte noch darauf aufmerksam machen, da~ auch bei Ministerialerlassen die Industrie oft fraher informiert ist als die Untersuchnngs- ~mter, und dal~ der ~ahrungsmittelchemiker oft dadureh in Verlegenheit kommt Ich m(~chte bitten, dal~ die Ministerialerlasse frahzeitig den J~mtern zngehen.

Pri~sident J u c k e n a c k - B e r l i n : Wenn Ministerialerlasse seitens der Lander an die Untersuchungsi~mter ergehen, so kann sie nicht jemand frtiher erfahren. Das schlieitt nati~rlich nicht aus, dal~ einem Vertreter der Industrie zu gleicher Zeit eine Mitteilung gemacht wird, das sind aber Ausnahmefalle.

Dr. Schel lbach-Bielefe ld : Ich glaube, eine Erkl~rung far die yon Herrn Dr. P l a c k e r vorgetra~'ene Bemi~ngelung geben zu kSnnen. Die Erlasse der L~nder werden stets angeregt durch Erlasse des Reichsministerinms des Innern. Die Landes- regierungen arbeiten verschieden schnell; durch die Lippische Regierung bekomme ich z. B. die Erlasse oft zwei Monate fr~her als die genau gleichen Erlasse des Preul~isehen Wohlfahrtsministeriums dureh die Regierung in Minden. Auf gleiche Weise dtirften auch die Vertreter des Handels usw. eher nnterrichtet sein.

Pri~sident J u e k e n a c k - B e r l i n : Wenn das Reiehsministerium des Innern bei den Regierungen der L~nder anregt, den Untersuchungs~mtern gewisse Anweisungen zu erteilen, so handelt es sich nicht um Erlasse des Reichsministeriums des Innern~ sondern, sofern den Anregungen entsprochen wird, um Erlasse der Landesregierungen.

Vo r s i t z e n d e r: Das Wort wird nicht mehr gewanscht; ich danke Herrn Geheimrat K erp nochmals far seine Ausftihrnngen.

M. H.! Durch ein nnliebsames Versehen ist ein Punkt yon tier Tagesordnung weggeblieben. Ich m(~chte darauf hinweisen, da~ wir heute an letzter Stelle die Verhandlungen abet die vorli~ufigen Bestimmungen fiir Milchdauerwaren ansetzen werden. Herr Kollege Dr. ~Nottbohm hat es abernommen, uns das Referat hierzu zu erstatten.

Ich bitte nun Herrn Pri~sidenten J u c k e n a c k , das Wort zu seinem Vortrag zu netlmen.

Zur Regelung der Verwendung yon Konservierungsmitteln im Rahmen des Lebensmittelgesetzes.

Von Geh. Reg.-Rat Prof. I)r. A. Juckenack-Berlin.

Seit dem Erlal~ des ersten deutschen iNahrungsmittelgesetzes, also schon seit nahezu 50 Jahren, hat die strafrechtliche Beurteilung der ~Terwendnng yon sos. c h e m i s c h e n Konservierungsmitteln, also nicht yon solchen Stoffen, die, wie z. B. Kochsalz~ Zucker, Alkoho1~ Essig, Ole und andere Fette, schon sinnlich ohne weiteres wahrnehmbar sowie zum Tell dazu bestimmt sind, zugleich stif~end oder warzend zu wirken, den Sachversti~ndigen und Richtern sehr viele Zeit und recht unbefriedigende Arbeit gekostet, Industrie, I-Iandwerk und Handel stark beunruhigt, den zusti~ndigen Beh0rden sehr viel Kopfzerbrechen verursacht. Die Anforderungen der Hygiene, also