die kalte zwangsverwaltung – ein heißes eisen – prof. dr. reinhard bork universität hamburg
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Die „Kalte Zwangsverwaltung“ – ein heißes Eisen –
Prof. Dr. Reinhard BorkUniversität Hamburg
Übersicht Was ist „kalte Zwangsverwaltung“? Rechte an den Miet- und Pachtforderungen Einzelheiten zur „kalten Zwangsverwaltung“ Zulässigkeit der „kalten Zwangsverwaltung“ Die Vergütungsfrage
Was ist „kalte Zwangsverwaltung“? Vereinbarung zwischen Insolvenzverwalter
und Bank als Grundlage Bank verzichtet auf die Zwangsverwaltung Insolvenzverwalter
- bewirtschaftet das Grundstück- zieht die Miet- und Pachtforderungen für die Bank ein- und führt den Erlös nach Abzug der
Kosten an die Bank ab
Rechte an den Miet- und Pachtforderungen
1) außerhalb der Insolvenzdingliches Recht aus §§ 1147, 1123 BGB auf die ForderungenRecht an den Forderungen erst nach Beschlagnahme durch
- Forderungspfändung
- Anordnung der Zwangsverwaltung
Rechte an den Miet- und Pachtforderungen
2) innerhalb der Insolvenz bereits beschlagnahmte Forderungen: Absonderungsrecht noch nicht beschlagnahmte Forderungen:
- keine Beschlagnahme durch die Insolvenz- eröffnung zugunsten der Bank
- keine Beschlagnahme durch Forderungs-pfändung der Bank
- Beschlagnahme zulässig durch Zwangs- verwaltung gemäß § 49 InsO
Rechte an den Miet- und Pachtforderungen
3) Schlingerkurs der RechtsprechungBGHZ 168, 339BGH ZIP 2007, 35BGHZ 182, 264
Zwischenergebnis
Sind die Miet- und Pachtforderungen bei In-solvenzeröffnung noch nicht zugunsten der Bank beschlagnahmt, so handelt es sich bis zur Anordnung der Zwangsverwaltung um freie, nicht durch ein Absonderungsrecht belastete Masse.
Einzelheiten zur „kalten Zwangsverwaltung“ Grundlage Zweck Vorteile Vertragsdetails
Grundlage der „kalten Zwangsverwaltung“ § 80 InsO
- Einziehung der Forderungen- Auskehr des Erlöses an die Bank
Vertrag- im Regelverfahren- nach Freigabe
∙ der Forderungen∙ des Grundstücks
Zweck der „kalten Zwangsverwaltung“ Vereinfachung des Verfahrens Kostenersparnis Massegenerierung
Vorteile für den Grundpfandgläubiger
- nur ein Ansprechpartner (Insolvenzverwalter)- weniger Reibungsverluste- kein gerichtliches Verfahren erforderlich- keine Titelumschreibung erforderlich- keine Zustellung erforderlich- keine Einstellung nach § 153b ZVG zu besorgen- Höhe des Kostenbeitrags aushandelbar
Vorteile für den Insolvenzverwalter
- freihändige Veräußerung erleichtert- Massegenerierung durch Erlösbeteiligung und Kostenbeitrag aushandelbar
Details der vertraglichen Regelung (I) Verwaltung durch den Insolvenzverwalter Festlegung des Verwaltungszeitraums Auskehr der Erlöse an die Bank
- Masseverbindlichkeit (§ 51 Abs. 1 Nr. 1 InsO)- Vorrang vor den übrigen Massegläubigern
Tilgungsvereinbarung- dingliche Zinsen- Grundschuldkapital- gesicherte Forderung
Details der vertraglichen Regelung (II) Freistellung der Masse von den Kosten der
Verwaltung, den öffentlichen Lasten und der (Umsatz-)Steuern
Rechnungslegung Beteiligung der Masse am Erlös Vergütung
Zulässigkeit der „kalten Zwangsverwaltung“ keine „evidente Insolvenzzweckwidrigkeit“ kein Haftungsfall (§ 60 InsO)
Die Vergütungsfrage Problem:
- Insolvenzverwalter agiert (hauptsächlich) im Interesse der Bank
- wird aber aus der Masse bezahlt Lösungsmöglichkeiten:
- Bank leistet an die Masse (Kostenfreistellung/ Erlösabzug nach dem Rechtsgedanken der
§§ 166 Abs. 2, 170 f. InsO)- Verwalter verzichtet auf Vergütungserhö-
hung und wird von der Bank bezahlt
Stimmt die Prämisse (Verwalter wird aus der Masse bezahlt?) Zwangsverwaltervergütung nach ZwVwV Erhöhung der Berechnungsgrundlage nach § 1
InsVV- § 1 Abs. 2 Nr. 1 InsVV (analog)- § 1 Abs. 2 Nr. 4 InsVV→ i.d.R. nur in Höhe eines Überschusses
Zuschlag nach § 3 Abs. 1 lit. b InsVV Vergütung des vorläufigen Insolvenzverwalters
Die Vergütungsfrage Problem:
- Insolvenzverwalter agiert im Interesse der Bank
- wird aber aus der Masse bezahlt Lösungsmöglichkeiten:
- Bank leistet an die Masse (Kostenfreistellung/ Erlösabzug nach dem Rechtsgedanken der
§§ 166 Abs. 2, 170 f. InsO)- Verwalter verzichtet auf Vergütungserhö-
hung und wird von der Bank bezahlt
Lösung nach dem Rechtsgedanken der §§ 166 Abs. 2, 170 f. InsO Bank leistet an die Masse den Betrag, um den sich
die Insolvenzverwaltervergütung gemäß § 3 Abs. 1 lit. b InsVV erhöht (Kostenfreistellung, i. d. R. durch Erlösabzug).
Das muss vereinbart werden, damit die Masse nicht schlechter steht als bei der Zwangsverwaltung.
Aber Quotelung,- weil das Grundstück auch im Übrigen verwaltet
wird (Werterhaltung etc.)- erst recht, wenn die Masse an den eingezogenen
Beträgen partizipieren soll
Zulässigkeit einer Vergütungsvereinbarung
→ Nach ganz h. M. unzulässig und nach § 134 BGB nichtig
keine Vereinbarung über abweichende Zahlun-gen aus der Masseaber auch keine Vereinbarung über Zahlungen der Bank an den Insolvenzverwalter (arg. § 56 InsO)
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!