die kegelschnäbler(conirostres) aegyptens

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Die KegelschnSbler (Conirostres) Aegyptens. Bearbeitet yon Alexander Koenig in Bonn a./Rhein.

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Page 1: Die Kegelschnäbler(Conirostres) Aegyptens

Die KegelschnSbler (Conirostres) Aegyptens.

Bearbeitet yon

Alexander Koenig in Bonn a./Rhein.

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Page 3: Die Kegelschnäbler(Conirostres) Aegyptens

Die Kegelschn bler (Coniroslres) Aegyptens. Bearbeitet yon

A l e x a n d e r K o e n i g in B o n n a./l~hein.

Die Ordnung der Kegelschniibler (Conirostres) zerf~illt in zwei natiirliche grofse Familien und zwar 1. in die der Ammern (En~beri$idae) und 2. in die der Finken (Fringillidae). Jede der- selben teitt sich wieder in Unterfamilien auf~ die hier abet un- beriicksichtigt bleiben sollen.

Auffallend ist as, dafs mir in hegypten kein einziger Ammer be- gegnet ist. Als bestimmt in Unier-hegypten vorkommend diirften die von ~E:~EU6LIN~ SHI~LLE¥ und NICOLL aufgefiihrten folgenden hrten sein:

Emberi$a miliar,la, L.~ Zmberiza hortulana~ L. und ~mberiza caes~a, Cretzschm.

Alle drei Ammern kamen mir wiihrend meiner Sinaireise (1898) im nSrdlichen Teile (Wadi el Arisch) wiederholt und in Paliistina hiiufig zu Gesicht. Emberiza caesia tritt bei Charthum herum h~iufig auf~ wurde aber sonst yon mir wader in Ober- Aegypten, noch in der Provinz Donqola beobaehtet. Aufserdem hat S~ELLEY am 22. Miirz bei Damiette ein Exemplar yon ~mberi$a (Schoenicola) intermedia, Michah. geschossen und es in seinem Werke (Birds of Egypt) auf Tafel II[ vortreffiich abbilden lassen.

P a s s e r 1), Koch 1816. Sperling; Spatz.

Diagnose der Oattung: Schnabel mittelstark, kegelfSrmig zur Spitze auslaufend, an

tier Basis klobig, rund und dick, ktirzer als der Kopf. Der Ober-

1) Passer, ~ris, m. (eigentlich panser veto Zeitwort pando, pandi, p~nsum und passum, ~re - - austreiben~ ausspannen, ausspritzen gebildet) - - der Sperling bei CXTULL, CICERO U. h.: Passer domesticus oder parietinus - - der Haussperling (AUGUSTIN).

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10 A. Koenig:

schnabel leicht gebogen~ spitz oder stumpfspitzig auslaufend~ seitlich ebenso wie der Unterschnabel ein wenig zusammengedriickt~ da- dutch scharfe Schneiden bildend.

NasenlScher dicht vet den Scheitelfedern liegend, bald ganz frei, bald yon straffen Borsten iiberlagert. Flfigel breit, mehr stumpf als spitz. Die 1. Schwinge mitunter etwas kfirzer als die drei niiohsten und dann mit der 4. korrespondiorend, aber auch gleieh lang mit den zwei folgenden. Die 5. Schwinge mit den fo]genden stark abfallend bis zu den Seeundarien, die zuniichst gleieh lang bleiben, dann aber mit abgerundetem Endo sich ver liingern, um sehliefslieh naeh dem Rficken zu stark stufenfSrmig abzufallen. Der 12fedrigo Schwanz erreicht die Fliigelliinge nicht, ragt aber frei fiber die Flfigel hinaus und ist in der Mitte sanft ausgesehnitten.

Lauf vorderseits getiifelt, hinterseits geschient; F~fse ge- drungen, st~immig. Die Zehen tragen unterseits rein granulierte WarzenkSrper und nieht gerade starke~ sehwach siehelfSrmig ge- kriimmte l~iigel. Aufsen- und Mittelzehe sind am Grunde ver- waehsen. Gang odor Wandelfiifso (Pedes ambulatorii).

Der KSrper ist abgedreht, die Brustlappen fleischig. Die Gruppe der Sperlinge weist vorwiegend Geschlechts-

dimorphismus auf, indem die ~¢Y am Kopf und Rficken eine kastanienbrauno Fiirbung mit fast immer sehwarzer Kehle zeigen, w~ihrend die @g ein nahezu einfarbig graues (sperlingsgraues) Farbenkolorit haben.

Die allbekannten VSgel binden sieh mehr oder weniger an die Ferse des aekerbautreibenden Menschen. Sie n~hren sieh haupts~icblich yon K6rnerfriichten und allerhand Siimereien, naschen an Kirschen und anderem Obst und fiittern ihre Jungen mit Raupen: K/ifern und ihren Larven, sowie mit anderen Insekten auf. Sio bauen tells frei in Biiumen, tells in Mauerl6ehern, Daeh- sparren, hinter Regenrinnen und Versehliigen u. dgl. ihre/iufserlich klumpenartigen und dadurch etwas liederlieh aussehenden, keines- wegs abet kunstlosen Nester~ da die zusammengetragene Materie eine Art Webekunst wenigstens im Anfangsstadium zeigt und die Nestmulde meist sorfiiltig mit Vogelfedern ausgepolstert ist, worin man 3 - 6 weifsliche, grau gefleckte und gewSlbte Eier finder.

Es sind StandvSgel, welehe dem ]~Ienschen zur Plage werden kSnnen, wenn sie in grofsen Mengen auftreten. Sie werdon dadurch, dafs sic aufserordentlieh ab~nderungsfiihig sind, je nach dem Orte,

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Die Kegelschnablor (Conirostres) hegyptons. 11

den sie be~vohnen~ zu einem Gegenstande iiufserst interessanten Studiums. Die ¥Sgel in Aegypten best~itigen diesen ttinweis.

Die eigentlichen Sperlinge finden sich vorzugsweise im nSrd- lichen Teile der htten Welt~ kommen aber auch noch bis zur Grenze der Aethiopischen Region vor. Auch sind diese VSgel vielfaeh zu hkklimatisationsversuchen in f~emden Erdteilen ver- wandt worden.

153 _Passer d o m e s t i c u s ~) a e g y p t i a c u s ~), Chr. L. Br. 1831.

- - [Pyrgita aegyptiaea, Chr. L. Br., Handb. d. Naturg. aller VSgel Deutschh Ilmenau 1831, pag. 266].

- - Passer domesticus niloticu~ 8)~ N. & Bonh. 1906. M.J. NICOLL und J. L. BON~OT~ in Bullet. of the Brit. Orn. Club~ June 1909, Vol. XXIII, pag. 101.

legyptiseher Haussperllng; Nllsperling. IIierzu Tafel I, II, III und ]V.

FranzSsisch: Moineau d'~gypte.

Englisch: Egyptian Sparrow.

hrabisch: Asf~r Arbi oder Bblledi---Vogel der Araber~ oder Vogel dot St~idte, DSrfer, kurz der menschlichen Niederlassungen.

Das ausgefiirbte ~ ist ein farbenpdichtiger Vogel. Bei ihm ist der Schnabel fief schwarz; der Oberschnabel greift mit seiner Spitze ein wenig fiber den Unterschnabeh Die Kuppe fiillt in einem leichten Bogen zur Spitze herab. Am Grunde biegen sieh Ober- und Unterschnabet seitlich ein und zeigen scharfe R~inder

Die dicht vor tier Stirnbefiederung liegendea NasenlOcher sind rundlieh und yon kurzfedrigen Borsten iiberdeekt. Kopf, Unter- riicken und Biirzel schSn aschgrau; Zfigel, Kinn und Kehle fief stumpfschwarz, frisch vermausert mit heIlen Spitzenr~indern. Hinter dem Auge ein kleiner schuppenartiger weifser L~ingsfleck, unter dem Auge ein bandartiger schwarzer Streifen, der die grauen Federn der Ohrgegend oberseits abgrenzt. Hinter dem Auge zieht sich

1) domesticus, a, um Adject. yon domus das Haus = zum Haus, zur Familie gehOrig, sie betreffend, h~iuslich.

~) aegyptiacus, a, um Adjoct. (aZrv~r~axd~ grieehisch) "-- agyptisch. s) niloticus, a, um Adject. (vetX~ortxd~ grieehisch) yon Nilus, i, m.

der Nil ~ nilotisch, hgyptisch.

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12 h. Koonig:

ferner ein lebhaft kastanienbrauner Streifen, der nach den Hals- seiten zu sich sehr verbreitert und die Neigung zeigt, sich ring- f6rmig um die aschgraue Kopfkalotte zu ziehen, doch 15st er sich meistens vor dem Ansatz der Rtickenfedern auf, oder geht tropffSrmig in dieselben fiber. Der Oberriicken ist lebhaft braunrot, - - jedo Feder mit lichterem Strahlenkranze u m g e b e n , - mit deutlichen sehwarzen Schaftstrichen durchzogen, welche tells rechtsseitig, teils linksseitig veto Federschafte liegen und eine schwarze Streifen- zeichnung hervorrufen, wie sic auch unsor mitteleuropiiischer ttaussperling zeigt. Wangen und Vorderhals nahezu reinweifs, ebenso die Ventralseite, bei welcher nur die Flanken zart asehgrau iibertiineht sind. Mterfedern leicht gelblich iiberflogen.

Die 1. Schwinge nur wenig kfirzer als die beiden folgenden, welehe die l~ingsten sind; die 4, 5., und 6. st~irker abfallend, 2., 3. und 4. Schwinge am unteren Ende leieht ausgebuchtet, schwiirzlich grau mit zarten ]ichtockergelben Xufsens~iumen. Sekund~irschwingen dunkel schwarzbraun, breit ockergelb gesiiumt, w~ihrend die Hand- schwingen nut ganz zarte weifsliche R~indersiiumung zeigen.

Obere Deckfedern dunketbraun mit breiten, lebhaft braunen S~iumen, welcho den Untergrund vSllig decken, mit breiter hell- weifser, oberhalb rein schwarz ges~iumter Binde, die sich auf dem intensiv kastanienbraun leuehtenden Fliigel pr~ichtig abhebt.

Der in der ]~itte leicht ausgesehnittene Schwanz ist braungrau, jede Feder auf dem Rufsensaume zart licht olivgriin ges~iumt.

Die Befiederung des Unterschenkels reicht etwas fiber das obero Laufgelenk hinfiber. Der Lauf ist vorderseitig mit 6 deut- Iichen Ptatten abgetfifelt, hinterseitig geschient. Er ist wie die Zehen gelblich hornfarben, ~ im Leben etwas ins FleischrStlicho tibergehend und mifst im Durchschnitt 2 cm. Alles in Allem: ein in den Mafsen hinter unserem mitteleuropiiisehen Sperling zuriickstehender, in erhShter und klarerer (reinerer) Farbenpracht prangender Vogel Jtingere c~o ~ sind anf dem Oberrficken und auf den Fliigeldecken stumpfer in der kastanienbraunen Fiirbung.

Die ~)Q tragen bei ebenfalls geringeren KSrpermafsen ein darchweg helleres (rein grauos), zart olivfarben iiberflogenes Kolorit, als unser typischor ttaussperling. Die korrespondierenden weifsen Zeichnungen wie hinterer Augenstreifen und Fliigelbinden heben sich roiner und klarer ab. Der Schnabel sowie die Fiifse mit den N~gela sind gelblich hornfarben, im Leben zart fleischriitlieh durehwirkt.

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Die Kegelsehn~tbler (Conlrostres) Aegyptens. 13

Der frisch im Fleisch gemessene Vogel (o ~) ergab fo]gende Mafse: Erlegt in Abadie Damariz, den 4. II. 1897. Lfinge des ganzen Vogels: 14,7 cm; Breite: 22 cm; Fltigel-

liinge veto Bug: 7,6 cm; Schwanzliinge: 5,6 cm; Brustweite: 5,5 cm; Schnabell~inge: 1,4 cm; Schnabelhiihe an der Basis: 0,7 cm; Lauf: 1,7 cm; Mittelzehe: 1,4 cm; Nagel: 0,5 cm; Hinterzehe: 0,9 cm; Nagel: 0,7 cm (fiber der Kriimmung gemessen).

Dazu geschriebene ]3emerkung: ,Der Rtickenmantel auf schSn rotbraunem Grunde auffallend sehwarz gefeldert. Die Fltigeldecken sehr schiin rotbraun." Spielarten dtirften bei der ungew(ihnlich starken Individuenzahl nicht gerade selten vorkommen; doeh babe ich weifsgescheckte Stiicke nirgends gesehen, erlegte aber ein isabellfarbiges Q mit albinotischem Charakter, welches mir unter vielen anderen Speflingen bei Philae in einer Dattelpalme auffiel, am 26. IV. 1897.

Als ich in Aegypten zum ersten Male diesen ttaussperling schofs und ihn in den Hiiaden haltend niiher betrachtete, schrieb ich sofort in mein Tagebuch: ,Forma certissime non typica." Ich nahm daher gleich die Mafse an einem frisch-gesehossenen o ~, welche ich vorstehend wiedergegeben habe. Vor allen Dingen fiel mir die geringere Oriifse vor der unseres mitteleuropiiisehen Haussperlings auf, und ich erinnerte reich zweier Sttieke aus Indien in meinem Museum~ die ich nahezu ftir vSllig identiseh mit den ~gyptischen ~r5geln hielt. Und darin hatte ich Recht behalten, denn ich wtifste kaum einen Untersehied zwischen den VSgeln beider Liinder anzugeben. Darnach mtifste sich also der iigyptische Vogel mit dem Passer indicus~ Jardine & Selby 1835 decken. In den Abhandlungen der 22. Jahresversammlung der Deutschen Ornithologischen Gesellsehaft~ welche in Dresden unter dem Vor- sitze des Herrn Hofrats A. ]3. ~IEY~ yore 28.--30. Mai 1897 tagte, habe ich in meinen aphoristisch hingeworfenen Skizzen yore Nil pag. 10 meine sehon damals genau gefestigte Ansicht tiber den Haussperling Aegyptens niedergelegt. Es ist ein wahrer Wust fiber den iigyptischen Sperling geschrieben worden und ein heil- loser Wirrwarr daraus entstanden. Zuniichst fiihrt ihn ALFRED ]3~E~M in seinem schiinen Aufsatze: ,,die Fundorte des Ornitho- logen in Iqord-Ost-Afrika", in Cab. J. f. Orn. 1855 pag. 371 unter Pyrgita rufipectus, Bp. auf und sagt yon ihm ]~olgendes: ,,Der ~igyptische 8perling liirmt in den Zweigen herum; unter der Krone,

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14 A. Koenig:

oft in den untersten Reisern des Milanenhorstes hat er sich sein Nest angelegf. Oft ist ein Stamm dicht unter seiner Krone mit zehn Sperlingsnestern besetzt, deren Neststoff schon yon weitem herabschimmert. Die Pyrgita rufipectus~ yon der in Spanien lebenden 1 ). t, ispanica~ Temm. verschieden, ist der tigyptische F e l d s p e r l i n g ; er gleicht der 1)yrgita montana auch im Bau seines Nestes und wiihlt sich dazu hohle Palmenstiimme aus."

Vorerst mufs ich auf Bo~APx~Tm ~asser rufipectus zuriick- kommen. BONAPARTE stellt in seinem Censp. Avium, 1850~ Band I, pag. 509 seine P. rufipeotus als Synonym zu Frit~gilla hi~panio- lensis ex Aegypto auet.

Afif der angefiihrten Tafel Expedit. Egypte t. V. Fig. 7~ welche BONAPARTE mit einem ? versieht~ ist die gute Abbildung sofort als _P. hispa~iolensis~ Temm. zu erkennen, der ja auch in Aegypten vorkommt, aber rein garnichts mit dem Haussperling Aegyptens zu tun hat. BOnAPARTe.S Diagnose ist ganz unverstiindlich, da sie ein Gemisch yore Haussperling Aegyptens und des Weidensperlings enthiilt: Medius quasi inter 1)asser Italiae et salicicolam! seal dorso pure castaneo~ postice tantum maculato; et peetore (gutture nigro) castaneo undulate, supereiliis albidis angustissimis.

Was fiir einen Vogel BO~APA~T~ zur Beschreibung seines t)asser rufipectus herangezogen hat~ bleibt wohl unaufgekl~irt~ - - vielleicht ist es eine Spielart gewesen yon 1'asset hispaniolensis mit aberrannten kastanienbraunen Wellenlinien auf der Brust und seine Worte: ~dorso pure castaneo postiee tantum maculato" lassen vermuten~ dafs er Brehms rufdorsalis zur Diagnose herangezogen hat~ mithin mindestens mit 3 Formen resp. hrten umgegangen ist.

Sodann mufs auch ALFRED BICEH~I8 Bemerkung befremden, dafs der iigyptisehe Vogel der iigyptische F e l d s p e r l i n g set, da er der 1='yrgita monta~Ta auch im Bau seiner Nester gleiche und sich die hohlen Palmenst~imme ausw~ihle. 1)

])as ist offenbar eine ungliickliehe Verwechslung. Im mittleren und oberen Aegypten ist noeh hie ein Feldsperling (l~asser mon- tanus) mit Sicherheit nachgewiesen worden, ttEvaLt~ berichtet~ dafs der Feldsperling in Unter-Aegypten und im petr~iisehen Arabien auf ttecken und Weidenbiiumen vork~ime~ ob er aber Standvogel dort sei~ miichte er bezweifeln.

1) Dafs f I a u s s p e r l i n g e ebenfalis in hohlen B~tumen nisten, darf als atlgemein bekannt vorausgesetzt werden. Dot Veffasser.

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Die Kegelschn~tblor (Co~irostres) Aegyptens. 15

S]]ELLEY (Birds of Egypt. pag. 150) wiederholt diese Angabe ttE~GL~S, ohne sis seinerseits zu erhttrten.

bTICOLL~ der sich um die Ornis des unteren und mittleren Aegyptens sehr verdient gemacht hat~ bezweifelt das Vorkommen des Feldsperlings in Aegypten und ffihrt ihn daher unter laufender Nummer auch nicht an.

Yon meiner Aeg. Reise nach Bonn zurfickgekehrt~ habe ich es mir sehr augelegen sein lassen, die alto Literatur auf den richtigen wissenschaftlichen Namen des ~igypt. Haussperlings durch- zusehen. Da fand ich in CnR. L. BREHMS Handbuch tier Natur- geschichte aller V6gel Deutschlands, Ilmenau 1831 auf pag. 266 folgende Anmerkung: Aufser diesen beschriebenen Sperlingen gibt es noch: 1. Pyrgita cisalpina~ dessert Miinnchen einen ganz braunen Oberkopf hat; 2. P. hispaniea~ die Miinnchen mit ganz kastanienbraunem Oberkopf und schwarz gefleckton Seiten; 3. P. aegypliaca, den mittleren Sperling~ /z. pagorun~, Br. ~ihnlich~ aber mit plattem ScheiteI und klirzerem Schnabel", etc. tIinzuftigend sagto der alto B~v.H~ wetter: No. 1 lebt in Italien ( - - Passer Ilaliae, Vieill.); No. 2 yon Spanish bis Sardinien (--- Weiden- sperling P. hispaniolensis~ Temm.); No. 3 in Aegypten etc.

Der alte CsR. L. B~:n~ hat also bereits den Vogel aus Aegypten gekannt und gefafst~ was aber vision Autoren~ so auch HART~RT entgangen zu sein scheint, da ich die betr. Stelle in: ~H~.RT~, VSgel der Pal. Fauna" nicht angeflihrt sehe. Der ~ipyptische ttaussperling mufs daher yon Rechts wegen Passer aegyptiacus~ Chr. L. Br. 1831 heifsen. "l)

Ich hiitto dem iigyptischen Sperling auch einen andern Namen geben kSnnen, denn ich war lange vor NICOLL in Aegypten orni- thologiseh ttitig g e w e s e n , - wahrscheinlich h~itte ieh ihn dann aueh niloticus genannt~ ~ aber die Pietiit vor dem alten BREa~ hielt reich davon zurfick, und ich glaubte den Namen yon des Altmeisters Feder liingst vergeben zu sehen.

Nun kSnnte man ja vielleicht einwenden~ dafs der alto BR~H~ etwas genauer bet seiner Determination htttte soin kSnnen und

I) BREH~ hat hinter dem Artnamen sin N. gesetzt, was ich an- fanglich als Abk~irzung yon NAUMAN~ hielt~ aber dies N. bezieht sieh hier wohl auf die Nummer 2 (obschon bet den Itbrigen Angaben immer Nr. gedruckt zu lesen ist) und sell wohl nicht den Anfangsbuchstaben des Autors darstellen. (? KOE~xG.)

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16 A. Koenig:

auch die Angaben fiber das ¥orkommen dieses Sperlings pr~iziser h~itte fassen mtissen, aber als nomen nudum kann die Benennung nicht aufgefafst werden, d a d e r Name sich auf die Beschreibung seines mitfleren Haussperlings bezieht und ausdrficklich Aegypten als Vaterland bezeichnet. Demnach mufs meiner hnsicht nach tier BR~HM'sche Name zu Recht bestehen bleiben und der Name t'asser niloticus, Nicoll & Bonhote nur als Synonym zu dem ~ilteren herangezogen werden.

1. o~ ad.

2. (2 ad.

3. (2 ad.

4. o ~

5. c~

6 . ~

7 . ~

s. 9

9.9

Mafstabelle.

Passer a l exandr inus , Mad.

Alexandrien, 24. I. 1913. Liinge: 14,l cm; Fliigelliinge: 7,6 cm; Schnabel: tiefschwarz; Dicke an der Basis: 0,8 cm; Liinge: 1,2 cm. hlexandrien, 24. I. 1913. L~inge: 13,5 cm; Fltige]l~tnge: 7,6 cm; Schnabel: tiefschwarz; Dicke an der Basis: 0,8 cm ; Liinge : 1,2 cm. hlexandrien, 24. I. 1913. Liinge: 14,1 cm; Fliige]liinge: 7,6 cm; Schnabel schwarz; Dicke an der Basis: 0,8 ¢m; Liinge: 1,3 cm. hlexandrien, 24. I. 1913. Liinge: 14,2 cm; Yliigelliinge: 7,7 cm.; Schnabel schwarz; Dicke an der Basis : 0,8 cm; Liinge: 1,3 cm. Alexandrien, 24. I. 1913. Liinge: 14 cm; Fliigelliinge: 7,6 cm; Schnabel: schwarz ; Dicke an der Basis: 0,8 cm; ]:~inge: 1~3 cm. hlexandrieD, 24. I. 1913. L~inge: 14,l cm; Fliigelliinge: 7,7 cm; Schnabel: schwarz; Dicke an der Basis : 0,8 cm ; Liinge: 1.3 cm ; Alexandrien, 24. I. 1913. L~inge: 14,7 cm; Yliigell~ingo: 7,7 cm; Schnabel: schwarz; Dicke an der Basis: 0,8 cm; Liinge: 1,3 cm. hlexandrien, 24. I. 1913. L~nge: 13,1 cm; Fliigell~inge: 7,2 era; Sehnabel: golbhornfarben; Dicke an der Basis: 0,7 cm; Liingo: 1,3 cm. Alexandrien, 24. I. 1913. Liinge: 14,4 cm; Fliigelliinge: 7,3 cm; Schnabel: gelbhornfarben; Dicko an der Basis: 0,7 cm; L~nge: 1,3 cm.

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I0. 9

~ . 9

3 . 9

4 . 9

5 . 9

i. (2 ad.

2 .(ff

3. j

4. or

5 . 6 ~

6. c2

Dio Kegelschnabler (Conlrostres) Aogyptens. 17

Alexandfien, 24. L 1913. Liinge: 13,8 cm ; Fliigelliinge: 7,3 cm; Schnabel gelbhornfarben; Dicke an der Basis: 0,75 cm; L~inge 1,3 cm.

S i n a i .

Nachle, 31. III. 1898. L~inge: 13,5 cm; Fliigeltiinge: 7,9 cm; Schnabel: schwarz; Dicke an der Basis 0,8 cm; Liinge: 1,35 cm. Nachle, 31. III. 1898. Liinge: 12 cm (eingezogen); FltigelIiinge: 7,5 cm; Schnabel: klobig, gelblich horn- farben; Dicke: 0,9 cm; Liinge: 1,4 cm. Nachle, 31. III. 1898. L~nge: 12,8 cm; Yliigelliinge: 7,6 cm ; Schnabel : klobig, gelblich hornfarben; Dicke : 0,9 cm ; Liinge: 1,4 cm. Nachle, 31. III. 1898. L~inge: 12,2 cm (eingezogen); Yliigell~inge: 7,5 cm; Schnabel: gelblich hornfarben; Dicke: 0,9 cm; Liinge: 1,4 cm. Nachle, 3l. III. 1898. Liinge: 15 cm; Fliigelliinge: 7,8 cm ; Schnabel: gelblich hornfarben ; Dicke: 0,9 cm; L~inge 1,4 era.

Passer aegyptiacus, Chr. L. B r .

Abadio Damariz, 4. II. 1897. Liinge vom Scheitel his zur Schwanzspitze : 14,2 cm ; Fliigell~ingo: 7,4 cm ; Schnabel : schwarz; Dicke : 0,75 cm ; Liinge: 1,35 cm. ibadie Damariz, 4. II. 1897. Liingo: 14,5 cm; Fliigol- liinge: 7,5 cm; Schnabel: schwarz; Dicke: 0,8 cm; L~inge: 1,3 cm. Abadio Damariz, 4. II. 1897. Liinge: 14 cm; ]~liigel- l~inge: 7,4 cm ; Schnabel : schwarz; Dicke : 0,8 cm; L~inge: 1,3 cm. Abu Damariz, 4. II. 1897. Liinge 12 cm (eingezogen); Fliigelliinge: 7,5 cm; Schnabel : schwarz ; Dicke: 0,8 cm ; Liinge : 1,4 cm. Luxor, 2. H. 1913. Liinge: 13,9 cm; Fliigell~inge: 7,5 cm; Schnabel: schwarz; Dicko: 0,7 cm; Ltinge: 1,4 cm. SchellM bei Assuan, 23. II. 1897. Liinge: 12,5 cm (eingezogen); Ftiigelliinge: 7,5 cm ; Schnabel: schwarz; Dicke: 0,75 cm; Liinge 1,3 cm.

Page 12: Die Kegelschnäbler(Conirostres) Aegyptens

18

7. c~

8. ~ ad.

9. ~ ad.

10. G ( ad.

11. 0 ~

12. 9 ad.

13. 9 ad.

14. 9 ad.

15. Q juv.

A. Koenig:

Korosko, 20. III. 1897. L~inge: sehr eingezogen - - unter 12 cm; Fliigell~inge: 6,8 cm; Schnabel: schwarz; Dicke: 0,7 cm; Liinge : 1~4 cm. Kas'r Ibrihm~ 4. II. 1913. L~inge: 12,8 cm; Fltigel- li~nge: 7~1 cm; Schnabel : tiefschwarz; Dicke: 0~75 cm ; Liinge: 1,3 cm. Kas'r Ibrihm, 4. II. 1913. Liinge: 12,7 cm; Fltigel- l~inge: 7,3 9m; Schnabel: tiefschwarz; Dicke: 0,7 cm; L~nge: 1~25 cm. Kas'r Ibrihm, 4. II. 1913. L~inge: 12,8 cm; Fliigel- liinge: 7,6 cm ; Schnabel : tiefschwarz; Dicke : 0,75 cm ; Liinge: 1,4 cm. Kas'r Ibrihm, 4. II. 1913. l~inge: 7,4 cm ; Schnabel : Lfinge: 1,4 cm. Kas'r Ibrihm, 4. II, 1913. liinge: 6,7 cm; Schnabel: 0,8 cm; L~inge: 1,4 cm. Kas'r Ibrihm 4. II. 1913.

Lfinge: 12,7 cm; Fliigel- schwarz; Dicke: 0~8 cm ;

Liinge: 12,4 cm; Fliigel- dunkelhornfarben : Dicke:

Liinge: 12,8 era; Fltigel- liinge: 6,7 cm; Schnabel: dunkelhornfarben; Dicke: 0,8 cm; Llinge 1~25 cm. Schell~l yon tssuan~ 23. II. 1897; L~inge: 11,9 cm; Fltigelliinge: 7 cm; Schnabel : gelblich hornfarben ; Dicke: 0,75 cm; Liinge: 1,4 cm. Korosko, 20. lII. 1897. L~inge: 12,3 cm; Flfigell~nge: 7,5 cm; Schnabel: gelblich hornfarben; Dicke: 0,8cm; L~inge: 1,4 cm.

1. ~ ad.

2. ¢2 leg.

3 . ~

_Passer indicus, J a r d i n e & Se lby .

leg. E. HAnTERT, hjmir (Ost-Indien), 151.1I. 18:9. Liinge: 12,1. cm; Fltigelliinge: 7,5 cm; Schnabel: schwarz; Dicke: 0,8 cm; Liinge: 1,2 cm. KRmnELDOnFF (Ost-Asien). Liinge: 12 cm; Fliigelliinge: 7,4 cm ; Schnabel: dunkelhornfarben; Dicke: (Schnabel gesperrt); L~tnge: 1,25 cm. Dutch Herrn tt~Ns Graf v. BERL~SC~, Bombay (Indien). L~inge: 12~3 cm; Fltigelliinge: 7,5 cm; Schnabel: horn- farben, Unterschnabel gelblich; Dicko: 0,8 cm; L~inge: 12 cm.

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Die Kegelschnabler (Conicostres) Aegyptens. 19

1. (2 ad.

2. c2 ad.

3. (2 ad.

4. (2 ad.

_Passer domeslicus, (L.).

Bonn, 11. VI. 1S88. Liinge: 14 cm; Fliigell~inge: 8 cm; Schnabeldicko: 0,8 cm; Lfingo: 1,5 cm. Bonn, S. VII. 1912. L~ingo: 13,5 cm; Flfigell~inge: 8 cm; Schnabel: schwarz; Dicke: 0,85 cm; Liinge: 1,55 cm. Vukovar (Slavonien) leg. H. v. G~YR, 20. IV. 1912. L~ing : 14,5 cm ; Fltigell~inge: 8,1 cm; Schnabel: schwarz; Dicko: 1 cm; Liinge: 1,6 cm. Vukovar (Slavonien) leg. H. v. GEyR, 25. IV. 1912. L~inge: 14,5 cm; Fliigell~ingo: S cm; Schnabel: schwarz; Dicke: 1 cm; Liinge: 1,6 cm.

,Passer ruf idorsal is , Chr. L. Br.

1. (2 ad. Charthum, 8. II. 1913. Liingo: 12,5 cm; Fltigelt~ingo: 7,5 cm; Schnabel: tiefschwarz; Dicke: 0,8 cm; Liinge: 1,4 cm.

2. (2 ad. Charthum, 13. I1. 1910. Liinge: 13,3 cm; Fliigell~inge: 7,3 cm; Schnabeh tiefschwarz; Dicko: 0,8 cm; Liinge: 1,5 era.

3. ~ ad. el Dueim, 16. II. 1913. Lgnge: 12,6 cm; Fltigelliinge: 7,3 cm; Schnabel: tiefschwarz; Dicko: 0,8 cm; L~inge: 1,2 em.

4. (2 ad. Heredahnah (el hbiad), 14. II. 1913, Liinge: 12,6 cm; Fltigelliinge: 7 cm ; Schnabel : schwarz; Dicke: 0,8 cm; Lfinge: 1,2 cm.

5. ~ ad. el Dueim, 16. II. 1913. Liingo: 12,7 cm; Fltigelliinge: 6,9 cm ; Schnabel: tiefschwarz ; Dicko : 0,8 cm ; Liingo : 1,2 cm.

6. (2 ad. tteredahnah (el Abiad), 14. II. 1913. L~ngo 12,6 cm; Fltigelliinge: 6,7 cm; Schnabel: dunkelhornfarben; Dicke: 0,75 cm; Liinge 1,2 cm.

7. (2 ad. Insel Argo, 9. II. 1903. Liinge: 12,2 cm; Fliigelliingo: 7 cm ; Schnabel : schwarz ; Dicke : 0,S cm ; L~inge : 1,2 cm.

8. (2 ad. Sori (Aeg. Sudan), 14. lI. 1903. L~iuge 12,2 cm; Fliigel- liingo: 7~1 cm ; Schnabel : schwarz ; Dicke: 0,7 cm; Liinge: 1,2 cm.

Sturmflutartig verbreitet mfchte ich den ttaussperling im ganzen Niltale nennen. Wo w~ire dieser Frechling nicht zu tfauso im Pharaonenlande? In den Stiidten macht er sich breit, auf

Joum. f. Ora. LXXIV, }ahrg 192~. Bonderheit. 2

Page 14: Die Kegelschnäbler(Conirostres) Aegyptens

20 h. Koenig:

allen Strafsen hiipft er um den frischen Pferdemist herum und knuspert an einem unverdauten Gersten- odor HMerkorne~ wetzt gleich darauf sein Schn~ibelchen an einem Zweige der schattigen Lebbachb~iume, tuft sein bekanntes schilp-schilp van den schlanken Minarets, odor yon dem schmalen Gesimse der kunstvoll vergitterten Haremswohnungen~ we er lustig und selbstbewufst sein schmuckes KSpfchen hin und her wendet~ gleich als wollto er sagen: ,Hier kann mir keiner etwas anhaben~ das ist mein Reich! ~ Gleichwoh] ist dot ~igyptische Haussperling in den griifseren Stiidten nicht ann~ihernd so h~iufig wie auf dem flachen Lande. Hier ist er so recht eigentlich zu Hause~ we ihm sein Tischleindeckdich hie aus- geht. Er belagert die aus ungebrannten Ziegela erbauten Fellachen- h~iusor~ die ihm mit den vielen Liichern und Vertiefungen will- kommene Schlaf- und Niststellen bieten; breit macht or sich auf den stolzen Dattelpalmen~ deren Zweige er reihenweise huchstiiblich bedeckt~ besonders aber liebt er die Niihe des gSttlichen Stromes,, denn er badet sich gerne in dessen triiben Fluten und schliirft mit Behagen sein kiistliches Nafs. Da sind ihm die steilen Ufer- wiinde gerade recht~ hinter deren Schollen er sich h~iuslich einriehtet und sein Wohnhaus mit der ihm eigenen Ktihnbeit vor jedem Eingriff unberufener Anwohner verteidigt. Die auf- und abw~irts gleitenden Schiffbarken begleitet er und weirs sich yon deft seine Krumen zu helen: besonders wenn das frisch gebackene Brot zum Trocknen in der sonnigen Luft ausgebreitet wird. Er folgt dem ackerbautreibenden Fellachen auf Sehritt und Tritt, gleichgtiltig, ob dieser in die harte Wfistenschale~ odor aufw~irts in die Nubier- berge strebt. ,Ohne Brat kann der Mensch nicht leben"~ das weirs der kluge Vogel und bewiihrt in Treue und Zuversicht die daraus gezogene Folgerung. Der hraber aber liifst ihn gew~ihren~ vielleicht aus Grofsmut und Gastlichkeit~ wahrscheinlicher noeh aus Gleichgtiltigkeit angesichts des ibm bestimmten Geschickes~ gegen welches sich aufzulehnen~ odor einzuschreiten er zu indolent ist. Und was hiilfe es ihm auch? Allahs Barm- herzigkeit ist grofs~ sic n/ihrt hoch und goring. Nur wenn die verhiiltnism~ifsig kleinen Gerstenfolder~ die am oberon Nillaufe quadratisch aufgefiihrt und mit unendlicher Miihe in der Sonne Glut bew/issert werden i in die Reife treten, schickt er seine Knaben und M/idchen dahin~ die mit Klappern und Trommeln die in ganzen Schwiirmen sich einstellenden Fresser verscheuchen sollen. Solche ]~elder habe ieh vor meinen Augen in wenigen Minuten entiihrt

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Die Kegelsohn,,tbler (Conirostres) Aegyptens. 21

geseheD, wenn sich wolkenflugartig sine Scbar Spatzen darin breit gemacht hat. ,,Schuf, schuf, aja Sidi, asfur Arabi schii-ir kullu jakul - - ja Salem" 1), kam es yon den Lippen des betroffenen armen Mannes aus dem Nubierlande. ,,Allah kerim", rief ich ibm zu, worauf er beif~illig nickend seines Weges zog. Immer habe ich ihn bewundert diesen kirchmausarmen und doch in sein Schicksal sich so gl~inzend fiigenden Landaraber!

Wenn um Karnack und Luxor herum die Weizengarben ge- schichtet werden, was gegen Ends April einzusotzen pflegt: dann habe ich Wolken yon Sperlingen darauf einfallen sehen, deren auch nut anniihernde Sch~itzung nach der Individuenzahl ein ver- gebliches Unterfangen gewesen w~ire, und die doch in ihrer Gesamtheit dem gradezu fabelhaften KSrnerreichtum kaum einen nennenswerten Schaden anzutun vermochten. Der Inhalt des geflfigelten Wortes ,,Leben und leben lassen", kam mir nirgends deutlicher zum Bowufstsein, als gerade dort.

Von der Mfindung des Nils an, his zur sfidlichen politischen Grenze Aegyptens ist der dortige Sperling fiberalt anzutreffen, soweit eben der gSttliche Strom die Lebensbedingungen ffir die ihm anwohnenden Menschen erfiillt. Auch noch fiber Wadi-Halfa hinaus erstreckt er sich und spielt dann allm~hlich in die mit erhShter Farbenpracht ausgestattete Yorm fiber, bis sich diese in extremster Weiss zu einer selbst~indigen Art ausarbeitet. Schon in der F~ovinz Douqola setzt diese neue Art sin and zeigt die hSchste Stufenvollkommenheit in Charthum, dem Brennpunkt ihrer Verbreitung.

Der Vogel, den CnR. LVDWm BREAM SO treffend, wio nur mSglich Passer rufidorsalis'2) genannt hat, wird yon einem geradezu leuchtend kastanienbraunen Rfickenmantel umgeben, dessert gl~in- zende Farbe ebenso Flfigel und Fliigeldecken ziert, wiihrend der rein asehgraue Kopf in Form einer seharf abgegrenzten Kalotto sich vornehm abhebt und der Unterrficken die gleiche aschgraue

x) Uebersotzt: Sieh, sieh o Herr, dot Sperling frifst die Gorste ganz auf - - ja S~lam "--- o fiber das Hell, sin husruf dee Schreokens odor des Staanons, etwa wio wir sagen: ach, Da mein GottI odor Donuorwettor.

Allah kerim --- Gott ist barmherzig. ~) Cna. L. Ba~n~ in Naumannia 1855, pag. 277. Dogl. in Naumannia

1856, pag. 876--377. Die aus dom M. S. LICn?I'EI~STEII~S heraasgeklaubto yon BONAPAI1TE, Consp. Av. pag. 510--1850 aufgestellto Species arboreus bezieht sich auf VOgel veto Sennaar und scheint mir nicht anwendbar auf rufidorsa~is, Br. zu sein. Der ¥erfasser.

2*

Page 16: Die Kegelschnäbler(Conirostres) Aegyptens

22 A. Koenig:

Fiirbung tr~igt, in die sich noch bis tiber die Schwanzdeeken streifen- odor fleckenartig intensiv braunroto l!'odern mongen, gleich ether fiborfliefsenden Kraf~quelIo des vieIen leuchtenden Kastanienbraunrot, welches dem Vogel eigen ist und ihm seine Priigung zur neuen Art verleiht. Dazu kommt die tiefschwarze Zeichnung an Ziige], Kinn, Kehle und Vorderbrust, der gliinzend schwarzo Schnabel, die makellos reinweifse Wangenzeichnung, welehe mit dot Abdominalseito in vollom Einklange steht: kurz ein wahres Prachtstiick eines unter den Strahlen der siidlichen Sonne sich artlich herausgearbeitet habenden Haussperlings.

Dafs dot Nilsperling jede sich ihm biotendo Gelegenheit zur Nestanlage ausnutzt, braucht wohl nicht orst gesagt zu werdon. Wiihlerisch ist or in dieser Beziehung nicht, or weirs sich oinzu- richten - - hinter der ktinstlerisch geschnitzten Muscharbi- Fenstor- lade eines vornehmen Paschas, ebenso wio in dor Fuge eines zerfallenen Fellachenhauses, im Kuppeldache der heiligen Moschee odor in dom erbiirmlichen Stallo, we Hund und Katze, Hiihner und Entoa noben dora wiederkiiuonden Rind, odor dora sehmuckon Grauchen traulich nobeneinander hausen. Ihm ist es gleich, ob or seine fret in den Biiumen stehondon Nester klumpig, kugel- fiirmig, odor zierlich zylindrisch anlegt. ,,Wio's kommt, so ballert's" ist seine Devise, ob hoch in donl Wipfeln mitten auf don Aesten der wundervollen Dattelpalmen, an odor in doren Stiimmen, ob niodrig fiber dora :Boden, hinter ether dutch die Sonnenglut abgebliitterten Erdscholle: alltiberall i s t e r zu Hauso das Stadt- und Dorfkind in ether Person ! Selbst in den Horsten dot grofsen RaubvSgol liifst er sieh h~iuslieh nieder. Die sind ibm gerade recht mit der sperrigen Unterlage der Zweige, die noch dazu yell spitzer Dornen die Wiege seiner Kinder schtltzen. Staunend habe ieh zugosehen, wie der Hausherr Spatz just untor don Klauen des brtitenden Milanes sein keckes ,~schilp" rief, um sein Weibchen zu locken.

Nattirlich babe ieh seine Noster immor genau untorsucht, aber eino durchschnittlich einhoitlicho Bauart nirgends feststellen kiinnen, selbst nicht an den fret gebauten Nostern. Sio bildeten ein Konglomorat yon zusammongetragenen Strohhalmen, Bliittern und ~'asern, die zwar willkilrlich in und tiboreinandergelegt, abet keineswegs kunstlos verwebt waren. Die Mulde war fast tremor mit Tauben- und ~tihnorfedern leicht ausgepolstert, worth die Eior, 3--5 an der Zahl, lagen. Immer habe ieh sic gem dora

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Die Kegelschnttbler (Conirosgres) Aegyptens. 23

Nestinnern entnommen und sie dana stets sorgf~ltig fiir die Sammlung vorbereitet. Nur wenn mir die Matrosen unserer Dahabiye, oder die Eingeborenen in ihrem Unverstande ganze Hiinde yell dieser Eier brachten und die Gelege dann alle durch- einandergewfirfelt waren, gab ieh unmutig dariiber mit meiner Hand einen Klaps unter den dargereiehten Handteller, dafs die Sperlingseier naeh allen Riehtungen hinausflogen und auf den Boden klatschten. Dann gab es liberall verbliiffte Gesichter, die sich abet nach und nach grinsend wieder beruhigten durch die eingegangene Erkenntnis, dafs das herangetragene Material Schund, abet keine erwiinsehte Ware fiir reich war.

Beschreibungen der Eier.

I. 3er Oelege (frisch).

leg. A. KoE~ia aus der Wandmauer eines Fellachenhauses 15. I[. 1897.

Alle 3 Eier gering an GrSfse~ fein grfinbraun geschmitzt und tiberwSlkt.

a) 2,1 cm X 1,5 cm b) 2,00 cm >< 1,5 cm ;

0,1 gr 0,[ gr c) 2,00 cm )< 1,5 cm

0,1 gr

(mehr walzenfSrmig als die beiden ersten, am spitzen Pol stark braungrau tiberwSlkt).

II. 3er Oelege (friseh). Zugetragen in Mdrkab (Nubien) 28. II. 1897.

Eier ovoYd, hochaparf, fein mattgraubraun dicht gesprenkelt und geschmitzt, sodafs der helle Grund bedeekt und wie dunkel marmoriert aussieht.

a) 2,1 cm X 1,4 em b) 2,1 cm X 1,4 cm ;

0,1 gr 0,t gr (nicht ganz) c) 2,1 cm X !,5 cm

0,t gr.

III. 3er Gelege.

Zugetragen in Nubien 5. III. 1897.

Page 18: Die Kegelschnäbler(Conirostres) Aegyptens

24 A. Koenig :

Eier gering an OrSfse, auf hellem Grunde asehfarben grau getippelt und gewiilkt, an den Typ yon .Motacilla alba-Eiern er- i n n e r n d , - aparte Variettit l

(nicht gauz) a) 2,l cm X 1:5 cm b) 2,00 cm X 1,45 cm

0,1 gr ; 0,1 gr ' e) 2,05 e m X 1,5 mm

0,15 gr

IV. 4er Gelege. leg. A. Kookie in einer Felseaverne yon Korosko (Nubien)

4. III. 1897. Eier ganz verschieden: 2 dunkelbraun iiberwiilkt mit feiner

Aderzeiehnung durchsetzt, 1 aschfarben grau, stark gefleckt und geschmitzt, das 4. auf he]lweifsem Grunde sperlingsartig gesprenkelt. Form stumpf ovoid, matt gl~inzend.

(nieht ganz) a) 2,1 cm X 1,5 cm b) 2,05 cm X 1,5 em

0,15 g ~ ' O,t gr (nicht ganz)

e) 2,05 e m X 1,5 em d) 2,00 cm X 1,5 cm 0,1 gr ; 0,1 gr

V. 3er Gelege (frisch). leg. ±. Ko~i% Nest in Erdr6hre bet Kene (Ober-Aegypten)

6. IV. 1897. Eier sichtlieh grSfser als die vorhergehenden, stumpf eifTrmig,

mattgliinzend, dicht mattgraubraan gesprenkelt und tiberwSlkt (braune Variet~it), beim 3. Ei tritt der Untergrund heller hervor.

(nieht ganz) a)2,15emX1,55cm" b) 2,2 c ruX1,5 cm ....... 0,17 g r . . . . . . . . ' 0,17 gr. ;

(nioht ganz) c) 2,1 cm X 1,6 cm

0,15 gr

VI. 4er Gelege. leg. A. Ko~ia, Nest in Erdr6hre bet Kene (Ober-Aegypton)

6. IV. 1897. Eier diekb~iuehig, auf hellweifsem Grunde graubr~iunlich ge-

sprenkelt und bekritzelt.

Page 19: Die Kegelschnäbler(Conirostres) Aegyptens

Die Kegelschnablor (Conirostres) Aegyptons.

1 Ei (c) defekt.

a) 2~1 cm )< 1,5 cm b) 2,1 cm X 1,6 cm 0~17 gr ; 0~17 gr

(nicht ganz) c) 2,1 cm X 1,6 cm d) 2,1 cm X 1,6 cm

0~17 gr ; 0117 gr

25

e besonders grofs und stark (Doppelei?).

VIII. 3er Gelego. Zugetragen in Bbllianah (0ber-hegypten) 14. IV. 1899. Eier untereinander stark variierend. 2 Eier (b und c) im

Typus yon .Passer montanus-Eiern; 1 Ei (a) auf weifsem Orunde haussperlingsartig braun und asehfarben gesprenkelt, mattgl~inzend.

a) 2,1 cm X 1,5 cm b) 2,00 cm X 1,5 cm ...... ; 0,15 gr 0,1 gr

c) 2,1 cm >< 1,5 cm 0~12 gr

IX. 1 Ei mit einem Spurei. Zugetragen in Mfirkab (Nubien) 28. II. 1897. Das normale (grofse) Ei ist spindelfifrmig ellipsoid; auf hellem

Grunde dicht braungrau iiberadert~ sodafs es wie braun marmoriert aussieht. Das Spurei tr~igt denselben Fiirbungseharakter, ist abet noch diehter gesprenkelt und geschmitzt~ sodafs es noch einen ganzen Ton brauner erscheint als das Normalei. Der Eisehalenglanz ist auf beiden Eiern deutlich ausgepriigt.

Eier erinnernd.

a} 2,00 cm X 1,5 cm b) 2,00 em >( 1,5 cm 0,L5 gr ; 0,15 gr ;

c) 2,1 cm >~ 1,6 cm d) 1,95 cm X 1,5 em 0~17 gr ; 0,17 gr

VII. 4er Gelege. leg. A. KOENIG hinter einer Erdseholle an einer sehroffen

Uferwand unweit einer GraufischerrShre (Ceryl¢ rudis) bei T~htah (Ober-Aegypten) 13. IV. 1897.

Eier rundlich-dickb~uchig, matt gI~inzend, auf hellweifsem Grundo grau-aschfarben gefleckt und getippelt, an Motacilla alba-

Page 20: Die Kegelschnäbler(Conirostres) Aegyptens

26 A. Koenig :

(nioht ganz) a) 2,1 cm ~ 1,5 cm b) 1,3 cm X 1,05 cm

0,[8 gr ; 0,05 gr

X. 4er Gelege.

Zugetragen in Karnack (Ober-Aegypten) 29. ]II. 1897. Eier langgestreckt, grofs, mattgliinzend~ auf grtintichweifsem

Grunde, am stumpfen Pole braun und aschgrau-lilafarben geringelt und ebenso auf der ganzen Oberfl/iche gefleckt und getippelt.

(nioht ganz) a) 2,2 cm X 1,45 cm b) 2~1 cm X 1,5 cm

0,17 gr ; 0~17 gr ;

(nioht ganz) (nioht ganz) c) 2,3 cm X 1,5 cm d) 2,2 cm ~ 1,5 cm

0,17 gr ; 0,15 gr

NB. Dieses Gelege lehnt sieh sehr an die yon 1'. hispaniolensis an, doch pflegen die Eier der letzteren Art im Durchschnitt grffser in den Mafsen und um 10 mgr schwerer in den Gewichten zu sein. Dasselbe gilt auch yon den typischen Haussperlingseiern.

Zusammenfassend kann man fiber die Eier des _Passer domestieus aegyptiacus, Chr. L. Br. sagen, dafs sie in ihren Mafsen und Ge- wichten genau im Verhiiltnis zur geringeren KSrpergrSfse dieser Subspecies stehen.

Die Durchsehnittstabelle diirfte sein:

2,1 cm X 1,5 cm. 0,t gr

Die L/ingenmafse steigern sich bis 2,3 cm, w/ihrend die Breiten- mafse ziemlich konstant auf 1,5 cm stehen bleiben; die Gewichte gehen fiber 0,18 gr nicht hinaus. Bei typischen domesticus-Eiern pfiegen die Eischalengewichte nur ausnahmsweise unter 0,2 gr. zu liegen. Die Eier des I~ilsperlings variieren hinsichtlich ihrer Form und Gestalt sowie nach ihrem F/irbungscharakter ebenso wie typische Haussperlingseier nicht nur nach Gelegen~ sondern auch in den Gelegen selbst. Pr/ivaliorend scbeint tier brauae Feldsperlings- typus zu sein~ doch kommen auch viele Eier mit ziemlich weifsem flruado mit den bekannten haussperlingsartigen Sprenkelungen

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D~e Kegelsehn/lbler (Conirostres) Aegyptens. 27

vor. Auch fast einfarbige griinlichweifse Eier sowie solche mit Steinsperlingseiern-Typus~ schtJne kranzartig am stumpfen Pole gefleckte u. A. liegen mir in reicher Auswahl in der Varietiiten- reihe dieser guten, geographisch begriindeten Unterart vor.

Die yon mir gesammelten Eier yon Passer rufidorsalis~ Chr. L. Br. sind noch geringer in den Mafsen und Gewiehfseinhoiten, als die Eier veto ~igyptischen Sperling.

Das volle Gelege besteht meistens aus 3 und auch wohl 4 Eiern; 5 Eier im Gelege dtirften nur ausnahmsweise vorkommen.

Wie oft der Aegyptische Sperling yon verschiedenen Autoren benannt worden ist~ beweisen folgende VerSffentlichungen:

In den Jabren 1842--1844 hat S. kgl. Hoheit H e r z o g PAUL WILn~L~ V. Wl3RTTEr~B~a in seinen Icones inedit. Pgrgita caehiri~a mit der Vaterlandsangabe Egyptia~ Nubia Shelaal~ Wadi-Halfa und gleichzeitig t"yrgita pectoralis aus Nubien, Korosko, Dar el Bind aufgefiihrt und abgebildet (uns zur Kenntnis gebracht in der lqaumannia 1857, pag. 432). Dieso beiden Arten werden yon ItEvaal~ in dessen Aufsatz: Ornitholog. Arbeiten des Herzogs PAUL WILHEL~I V. WURTTEMBERG in Cab. J. f. Orn. 1867 n~ther be- sprochen und als Rassen des Haussperlings aufgefiihrt. In seiner Ornith. NO-Afrikas hat ttEUaLI~ Pyrgita cachiri,a~ P. v. Wfirttbg. als Synonym zu _Passer salicicolus~ (Vieill.) --- hispaniolensis~ Temm. gestellt, kurz ein heilloser Wirrwarr yon Namen und Begriffen.

Dann hat PnIaIrrs 1913 unter Passer dora. cheproni in Prec. Biol. Soc. Washington ¥ol. 26 pag. 168 einen Vogel aus Ghizeh bei Kairo beschrieben und den Ballast der Namen noeh ver- mehrt. Was noch weiter an unntitzen Namen fiir den Aegyptisehen Sperling vergeben resp. verbrochen warden ist~ entzieht sich meiner augenblicklichen Kenntnis und diirfte auch wohl kaum nennens- weft sein.

Dagegen kann ich hier nicht unerwiihnt lassen~ das ~IXDAnASZ ~) den Sperling yon Alexandrien unter einem besonderen Namen t'asser alexandrinus gefafst hat. Wie alle derartigen VerSffent- lichungen neuer Unterarten einen gewissen Schein tier Berechtigung

1) MADARASZ - - Neue ¥0gel aus Afrika in Annales Musei Nationalis Hungarici IX, 1911, pag. 840/41. Dutch Gt~te meines Freundes, Re- gierungsrat 0TMAR I~EISSR war ich in der Lage, die Originalbeschreibung einzusehen und ~iberpr~ifen zu k0nnen. Der Yerfasser.

Page 22: Die Kegelschnäbler(Conirostres) Aegyptens

28 A. Koenig:

an sich tragen, hat auch dieser meinem verstorbenen Assistenten, Herrn Dr. LE EOI vorgeschwebt. Er batte geglaubt, dais an dieser Form etwas ,,dran" sein mtifste und hat die Gelegenheit unserer hnwesenheit in Alexandrien nicht voriibergehen lassen, ohne sieh Viigel yon deft zu verschaffen und der Sache niiher auf den Grund zu gehen. Sein nieht ruhender Eifer hat es denn auch fertig gebracht, 10 Viigel im Weichbilde der Stadt Alexandrien zu erlegen und mir einzuhiindigen.

Ich stand dieser neuen Unterart gleich skeptisch gegeniiber und babe Recht behalten. Der genaue Vergleich fiefs yon dem in ganz Aegypten lebenden Sperling keine Unterschiede erkennen.

hueh die naehtriiglich yon mir genommenen Mafse reeht- fertigten meine huffassung~ wie die beigeftigte Tabelle zeigt. Zu meiner Genugtuung sehe icb, dais auch HART~RT in seinem Nach- trage I auf pag. 23 die yon MADXRASZ au|'gestellte Subspezies mit niloticus vereinigt und damit die Berechtigung zur weiteren huf- teilung der Unterart im eigentlichen Aegypten verneint.

154. P a s s e r h i s p a n i o l e n s i s t), (Temm.) 1820.

.-- [Friugilla hispauiolensis~ Temmincl~ Man. d'Orn, pag. 353--1820 Gibraltar.]

- - FringiUa saticicola, Vieill. 1828 Faune franc, pag. 417.

Weidensperling. FranzSsisch: Moineau d'Espagne. Englisch: Spanish Sparrow. Arabisch: Veto Begriff des Haussperlings nicht getrennt.

Das ausgefiirbte Kleid eines mitnnlichen Vogels dieser gut und leicht kenntlichen Art tr~igt folgende Farbenverteilung:

Der ganze Kopf yon der Stirnbefiederung an bis fief in den Nacken hine~n ist stumpf kastanienbraunrot mit zungenfSrmig ein- springendem Haken in die reinweifse Wangen- und Halsgegend. Die einzelnen Federn dieser wunderbaren kastanienbraunen Kopf- fiirbung tragen an ihrem Ende helle Spitzenr~nder, die selbst im

i) hispaniolensis -- wohl neulateiniscb, oder verstiimmelt aus his- p~otonsis - - in Hispanien (Spanien) sich aufhaltend, dort befindlich, - - aber nicht eigentlich dort heimisch, w~thrend die Hispalienser, also die eigentlichen Spanier, bei Tacitus Hispalienses, ium, m, heifsen.

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Die Kegelsehnttbler (Conirostres) Aegyptens. 29

ausgesprochenen ttochzeitskleide nicht vSllig verschwinden und namentlich auf den Naekenfedern stehen bleiben, so dafs diese wie rein fiberpudert aussehen. Ein feiner~ weifser Superciliarstreifen zieht sich yon der Vorderstirne fiber alas Auge bin, wiibrend yon der Schnabelwurzel ein schwarzer Bindestreifen unter dem Auge verliiuft. Kinn, Kehle und ¥orderbrust seitlich bis vor den Fl~igelbug einspringend sind kohlscbwarz, zart weirs gesiiumt und umr~indert. Die Flanken tragen lanzettfSrmig sehwarze, pfeilartig zugespitzte Schaftstriche~ we!cbe yon feinen langen seidenweichen weifsen und mit ttiikchen verketteten Federiisten eingerahmt sind, eine markanteZeiehnung, woran diese Vogelart sofort zu erkennenist.

Die Mitre des Bauches ist weirs, die Afterfedern leicht gelblieh fiberflogen~ die Schenkelfedern hinterseits schwarz, vorderseits weifslieh grau.

Die Riickenmantelfedern sind tiefschwarz, am Aul~senrande licht weirs, oder ockerfarben ges~iumt, wodurch eine helle Streifen- bildung hervorgerufen wird, die nach ihrer Breite und Intensit~it grofsen individuellen Sehwankungen unterworfen ist und sich kaum subspecifiseh ausarbeitet. Die Unterriickenfedern sind schwarz, hell graubraun gesiiumt; die langspitzigen Sebwanzfederdecken grau, dunkel umrandert.

Die Schwanzfedern - - 12 an der Zahl - - sind oberseits schwarzgrau, licht ockerfarben ges~iumt und sehimmern unterseits zart silbergrau.

Die ~'li~gell~inge schwankt yon 7~5--7~9 cm. Yon den tIand- sehwingen ist die 1. ein wenig kiirzer als die beiden folgenden, welche die liingsten sind und eine leichte Ausbuehtung zeigen. Sie sind dunkel-schwarzgrau, an ihrem Aufsenrande zart gelblich- weifs gesiiumt, am Grunde rostfarben, yon schwarzen, ebenfalls rostfarben gesiiumten Deekfedern iiberlagert. Die Armsehwingen breit, sehwarzbraun und beiderseits rostfarben gesiiumt.

Die Oberfliigeldecken am Bug rein kastanienbraun~ dann folgt eine ziemlieh breite weifse Binde~ welche unterseits yon abblassenden braunen Federrttndern der am Grunde schwarzen Deckfedern ein- gerahmt wird.

Der Sehnabel ist gliinzend tiefsehwarz; die runden vor der Stirnbefiederung liegenden Nasenliieher mit kurzen~ straffborstigen Federehen bedeckt. Der Lauf ist vornseitig dureh Tafelplatten abgeringelt~ hinterseits geschient. Die fleischfarbenen Fiifse tragen dunkelhornfarbene, sehwaeh sichelfOrmig gekrfimmte Niigel.

Page 24: Die Kegelschnäbler(Conirostres) Aegyptens

30 A. Koenig:

Die jtingeren ~ haben noch keine schwarzen Sehniibel, sondern gelblieh hornfarbene und sind an den fiberall st~irker in die Erscheinung tretenden Federriindern~ namenflieh auf dem braunen Kopf% der yon diesen nahezu vSllig bedeekt werden kann~ zu erkennen.

Die QQ gleiehen denen unseres mitteleuropiiisehen Haus- spertings~ sind aber im Ganzen etwas liehter, (rein grauer) in tier Gesamtf~trbung mit vielleicht ausgesprochenerer Riiekenstreifung; auch zeigen die Flanken eine hndeutuug der Sch~ftstriehzeiehnung. Ein bei Abu Simbel yon Dr. LE RoI am 5. 1I. 1913 erlegtes Q hat sehwarze~ sieh zu einem Kehlfleek gestaltende Punkte~ welehe bis auf die Oberbrust herabgehen. Eine rotbraune Binde~ welche den sehwarzen Kehlfleek bei alten ~ abgrenzt~ oder in jenen einspringt~ worauf BO~AeXR~ ansebeinend seinen P. rufipectus ex Aegypto griindete~ babe ieh nieht bemerkt.

Auf meiner erston Aegyptenfahrt (1897) habe ich den Weiden- sperling im Fayoum und darauf nur noch einmal unweit Minnye in einem grofsen Schwarm beisammen gesehen~ dann abet in ganz Ober-Aegypten nicht mehr zu Gesieht bekommen. Aueh auf meiner zweiten Fahrt (1899) habe ieh den Weidensperling in Ober- Aegypten nieht beobaehtet.

Erst als ich mit meinen Getreuen~ tterrn v. GEaR und Dr. LE RoI im Jahre I913 auf der Auffahrt naeh dem Aeg. Sudan begriffen bei Kas'r Ibrihm (zwischen Assuan und Wadi-Halfa) die auf dora linken Nilufer sieh ausbreitenden Palmenoasen besuebt% gewahrte das sehaffe £uge des Herrn v. G~R eineu ~-lieben Vogel dieser Art.

Ieh hielt dies kaum ftir mSglieh, da sieh mir wiihrend der ganzen Beobachtungszeit nirgends einer dieser VSgel gezeigt hatte. Und doeh butte das Auge HANs v. G~Y~S riehtig gesehen~ denn bald darauf wurde ein ~ yon Dr. L~ RoI ebenda und des anderen Tages ein ebensolehes yon mir in Abu Simbel gesehossen. Das war fiir reich sehr wiehtig~ denn die Art in den H/inden zu halten, ist immer yon grSfserer Bedeutung als sic nur gesehen zu haben. Ich hatte nieht geglaubt, dafs der Weidensperling soweit nilauf- w/irts gehen wiirde, nun aber war ich durch die Tatsaehe doppelt erfreut. Diese Art mufs iibrigens nur ganz sporadiseh im oberon Aegypten auftreten~ oder sich sehr verborgen halten~ da wir sonst jedenfalls mehr V6gel zur Strecke gebraeht haben wiirden, zumal es uns an Eifer dafiir nicht gebrach.

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Die Kogelschnablor (Conirostres) hegyptens. 31

Aufsordem habe ich noch ein prachtvoll ausgeffirbtos altos (2 yon Dr. WALTER INNES BEY geschenksweise erhalten (yon ihm ge- schossen in Kairo (tah el ebIi) am 27. lII. 1904) und ein altos und ein jiingeres o ~ yon G. SCnRADER gekauft, welcher die beiden Stiicko bei Damiette in Unter-Aegypten geschossen hat.

AIIo diese VSgel unterscheiden sich in niehts, - - aber auch in rein garnichts yon cloneD, die ich in Tunis, Algerien und in Tripolis geschossen und eingesammelt habe. Aueh HA]~TERT ist ZU dieser Erkenntnis gekommen, wio man in seinen VSgeln der pal. Fauna pag. 156 lesen kann.

Mein unvergefslicher, lieber alter Freund Tscnusi war in den letzten Jahren seines Lebens yon der Sucht einer ungewShnlich starken Subspeziesaufteilung befallen. Er sah fast in jedem Lande, odor angrenzenden Gebiete eine Formverschiedenheit und iiberflutete geradezu die Welt mit neuen Subspecies. Dafs dieselben in den moisten Fiillen unhaltbar waren, orwies die vorurteilsfreio Nach- priifung. Aber, dafs er sich sogar soweit versteigen konnte, den Weidensperling, der sich dutch ganz Afrika rein specifisch durch- zieht, in vier, odor noch mehr Unterarten aufzuteilen, mufs wahrlich befremden. Mit Verdrufs und Bitterkeit mtifsto es den lieben Menschen erfiillen, worm er seine neu kreierten Formen bei der Ueberpriifung nicht anerkannt, odor als ,,kaum zu unterscheiden" aufgeftihrt sehen wiirde.

Dies ist wieder einmal ein fiir sich sprochender Fall, wie weir sich die der Richtung der Unterartenaufteilung huldigenden Autoren versteigen und womSglich dabei noch geringschfitzig auf die Forscher herabsehen, die auf ihrem konservativen Standpunkte der ,,guten Arten" verharren. Es fragt sich doch sohr, welcho Richtung yon beiden ,,morsche~" ist, um mit den Worten Tscnusis zu reden: die alto mit der Auffassung der realon Arten, oder die neuo mit ihren unhaltbaren Unterarten. Es liegt in der Natur der Sache, dafs, worm man einer modernen Richtung mit Haut und Haar verfallen ist, dieselbe aueh bis zum Extrem zu vertreten sucht. Ieh bin dot Letzte, der das Vorhandensoin yon Unterarten leugnet und erkenne durchaus die positiven Naturkriifte an, die auf eine Divergenz der guten Arton, je nach dor geographischen Lage, wio Klima, Oortlichkeit, Bodenverhiiltnisse etc. hinarbeiton~ abet ieh kann die meist nu t in dot Vorstellung einzelner Ornithologen boruhenden Tatsachen der zahl- und wahllosen Aufteilung der Art nicht billigen. Eine guto Unterart mufs joder Ornithologe an

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32 A. Koenig :

ihren sichtbaren Merkmalen sofort erkennen und sie durch positive Beschreibung niederlegen kSnnen, - - abet sie nur zu vermuten, zu ftihlen und zu empfinden - - und sich dadurch die Verschiedenheit yon der Stammform gewissermafsen zu suggerieren, - - geht fiber jedes Realo in tier Wissensehaft hinaus und hat keine hussieht auf Bestand.

Passer ltaliae, ¥ieill. 1817, welcher der kastanienbraunen Kopff~trbung wegen dem Passer hispaniolensis, Temm. nahe zu stehen scheint, immerbin nur ein echter, nur durch die sfidlichere Sonne im hSheren Farbeneffekt stehender domestieus, L. ist, ist noch niemals mit Sicherheit fiir hegypten nachgewiesen worden. HEUGLIN erwiihnt ihn zwar (ORB. N.-O.-Afrikas I, pug. 629--30) aus hegypten, Nubien und dem blauen Ni], verwechselt ihn abet doch vermutlich mit Passer hispaniolensis, den er unter salicicolus, Vieill. ebenfalls aufffihrt.

hlle iibrigen Autoren (SHELLEY~ NICOLL) negieren das Vor- kommen yon Passer Italiae in hegypten, denen ich reich anschliefse.

Ich bin mehifach angegriffen worden, dafs ich in meinen Ar- beiten fiber Tunis den Pa~ser ltaliae deft vorkommen liefs. Gleich nach unserer Ausschiffung in Goletta im Dezember 1885 - - ieh erinnere reich dessert noch ganz genau - - sah ich auf den D~ichern der Douanegebiiude den rotkiipfigen Sperling, den ich sofort als Passer ltaliae ansprach, da ich die alten ~(Y mit denen yon Italiae zu identifizieren vermochte. Nachher sah ich in Tunis auf den Strafsen und an den H~usern aussehliefslieh roikSpfige Sper- linge und zwar ohne schwarze Flankenstrichzeichnung. Auch in den benaebbarten Olivenbest~inden z. B. in L'Ariana sah ich viel- fach solehe Sperlinge~ die ich ftir Passer Itatiae hielt~ w~ihrend ich in der weiteren Umgebung yon Tunis immer nur typische _Passer Mspaniolensis antraf. Ich butte his dahin auch nicht die Vorstellung, dafs der Weidensperling zum Haussperling werden kiinnte. Jedenfalls kann ich nach den mir in Tunis gewordenen Eindriicken heute noch lest versichern~ dafs der Tunisisehe Haus- sperling dem Passer Italiae in Form und Aussehen, Sitten und Gewohnheiten sowie in tier ganzen Lebensweise aufserordentlich nahe steht und kaum yon ihm zu unterseheiden ist~ was auch WmCAKER und ERLA~G~R fiir einige yon ihnen deft gesammelten Exemplare bestiitigen.

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Die Kegelschnabler (Conirostres) Aegyptens. 33

Heute denke ich anders dariiber. Die yon mir eingesammelten Stiicke deuten mehr auf _P. Mspaniolensis, als auf die typisch reinen P. ltaliae hiD. Der Tunisische Haussperling ist somit noch nicht ganz gekl/irt und mag eine differenzierte Form yon Passer hispaniolensis darstellen. Er scheint mir aber weder identisch mit ~asser ltaliae zu sein, noch mit dem in hlgerien auftretenden 1)asset domesticus tingitanus etwas zu tun zu haben. Es mufs aus dem Weichbilde der Stadt Tunis selbst, ~owie aus den anderen Ktistenst/idten Susa, Sfax, Monastir, Gabi~s ein grSfseres Material zusammengebracht werden~ bis diese Frage als endgtiltig gelSst angesehen werden kann 1).

JErythrospiza2), Bp. 1811.

BucanetesS), Cab. Mus. Heinr. I, pag. 164, 1850--51.

Wiistengimpel. Diagnose tier Gattung: Schnabel klobig-gimpelartig, kurz, rundiich dick~ mit starken

Kieferiisten. Oberschnabel kuppenartig gew61bt, schaffrandig mit tier Spitze fiber den Unterschnabel greifend. Der Unterschnabel pafst sich kurzgedrungen, breit dreikantig dora Oberschnabel an. Die dicht vor der Stirnbefiederung liegenden l~asenlScher sind rund, tiefdihrig in den Gaumen hinabsteigend und yon rundlich gekr~iuselten Federchen und einzelnen straffen Borsten bedeckt. Die FlfigeI sind langspitzig; I. Schwinge die 1/ingste, 2. und 3. nut weniger ktirzer, dann aber in der Reihenfolge stark abfallend,

1) Die schSne Farbeniafel, wclche ROTHSCmLD und I]'ARTERT in ihrer hibeit ,,Ornithological Explorations in AlgerieD, Nov. Zool. Vol. XVIII 1911 - - PI. XI bringen, - - stellt offenbar di(~ KOpfe reiner tingitanus- Sperlinge dar, obschon in den ~ummern 17, 18 und 19 ausgesprochen retk0pfige VOgel abgebildet sind, welehe die Neigung der dortigen Sperling~ ihre Kopfcalotte ganz rot umzufarben, deutlich zum husdm~k bringen.

~) Dos Wort L'ry/hrospiza ist gebildet aus dem griechischen Adject. ~Qv~QJ~ veto Verbum ~Q~OoJ rOten, rotf~rben--rot , dunkelrot und dem griechischen Subst. q~/~a odor ~ [ ~ ~ veto Zeitwort ~/~co piepen -'- jeder kleine piepende oder pfeifende Vogel, besonders der Fink (Fringilla) wiederholt bei Aalsv., H. A.

8) ~v~car~z~[V~ o~, ~ --- der Trompeter. Von Carpodacus sehon gentigond darch die langeren spitzerea Fliigel und den langoren Schwanz verschieden, ebenso durch weniger breiten Schnabol, festeres (~efieder and Farbung. Diagnose yon CABA~IS gegeben 1. e.

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34 A. Koenig:

wodurch die Fliigelform langspitzig erscheint. Die Fltigelenden erreichen das Schwanzende nicht. Der 12-fedtige Schwanz ist in der Mitte stark ausgeschnitten.

Das Kleingefieder ist welch und tiberaus zartstrahlig, die Feder~iste (radii) durch feinbewimperte Hiikchen (eiliae) locker ver- kettet. Ueber das ganze Kleingefieder webt sich ein duftiger Hauch ether zait rosaroten Farbe, die auf den Aufsens~iumen der Schwingon in ein karmoisinrot leuehtendes Feuerrot fibergehen kann.

Der ganze KSrper ist ruudtich proportioniert gedrungen und vereinigt die zierliche Statur eines Girlitzes mit der geplustert ab- gedrehten Form eines Gimpels. Letzterem steht der ¥ogel auch entwicklungsgeschichtlich ebenso wie in seinen Lebensgewohnheiten nahe.

Der wenig kr~ftige Lauf ist vorderseits 7fach nur ganz zart und undeutlich abgeringelt, hinterseits goschient. Die iiufsere Zeho ist mit der mittleren am Grunde verwachsen (Gang-odor Wandel- fiifse, Pedes ambulatorii). Die Zehen sind ziemlich lang und schlank mit leicht sichelfiirmig gebogenen N~igeln.

Sehr eigenartigo, der Wtiste angepafste Viigel, deren Lgben ganz auf den Boden dieses Gel~indes eingestellt ist. Sie habon eine eigentiimlich vibrierende Stimme~ welche man mit don Tiinen einer k]einen Trompete vergleichen kann. Sie pflanzen sich nur auf dem Boden oder in Felsen fort, machen kunstlose, fiach go- baute und leicht zerfallende Nester und legen 4--6 intensiv span- oder bl~iulich-griine Eier, welche am stumpfen Pole rotbraune Flecken zeigen~ die sich auch kranzartig anlagern kiinnen.

Ich ziehe zu dieser Gattung die 3 Arten: gilhaginea~ (Lieht.), mongolica, (Swinh.) und obsoleta, (Licht.), w~ihrend die 4. auch wohl hierzu gereehnete Art sanguinea, (Gould) einem besonderen Genus Rhodopecl, ys~ Cab. zugerechnet werden miifste.

155. Erythrospiza githaginea ~), (Lieht.) 1823.

[Fringilla githaginea, Lichtenstein Verz. d. Doubl. pag. 24 1823.] t>yrrhula t'ayraudaei 2), Audouin.

1) Das hdjeet, githagin~as ist gebildet yon dem Subst. gith£go (Agrostemma Githago, L.)---Die Kornrade -- ein treffliches Attribut far dieso Vogelart, da das in hbstafuogen vorherrsehendo Rot im Feder- kleide genau dem Farbenspiel dieser Pflanzenbliite entsprieht.

2) Veto Autor AuDOUIN ZU Ehren seines Freundes PAYaAVDEAU, einem ttiehtigen Orithologen -- benannt.

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Die Kegelschnabler (Conirostres) Aegyptens. 35

In Savignys Expl. somm. des P]. d'Ois, de l']~gypte et de la Syrie pag. 369 1825~ Tafel IV~ Fig. 8 (gute hbbildung).

Wi|stengimpel; Wiistentrompeter. FranzSsisch: Bouvreuil de Payraudeau. Englisch: Vinous Bullfinch; Trompeter Bullfinch. Arabisch: Ashir h£mrah d. h. tier rote kleine Vogel.

Der klobig gimpelartige Schnabel des ~ im Hochzeitskleide ist gelblich hornfarben bis karminrot. Bei hoher geschlechtlicher Erregung wird der Schnabel blutrot, doch hiilt diese priichtige Fiirbung nicht lange an und erlischt auch im Tode in ein matt- rtitliehes Gelb.

Die Stirnbefiederung geht dicht bis an die Schnabelwurzel heran~ bedeckt die rundlichen NasenlScher und legt sich mit Straffen Borsten fiber den Schnabelwiukel. Die kammfSrmigen Stirnfedern sind vor dem Schnabel teilweise hochkarminfarben durchtriinkt.

Die Kopffedern sind schSn aschgrau und gehen im Nacken in ein gesiittigtes briiunliches Grau fiber, das auf dem Rricken, den Flrigeldeckfedern und Scapularien an Intensitiit zunimmt.

Biirzel und Oberschwanzdecken sind zart rosarot iiberflogen~ ebenso Kinn, Kehle und Kropf~ wiihrend Wangen und Ohrdecken starr besenartige Federgebilde tragen, die in der Farbe ein atlas- gl~inzendes Grau annehmen. Brust und Bauch ebenfalls zart rosarot fiberhaucht~ desgleichen die gelblichweifsen hfte, federn.

Yon den Handschwingen ist die 1. die l~ingste, die 2. nur wenig krirzer als die 1., die 3. sichtbar krirzer und die folgenden stark stufenf6rmig abfallend. Sie sind schwarzbraun, an der Spitze weifslich umriindert. Die Aufsenfahne der 1. Schwinge ist gelblich gesiiumt, die der iibrigen schiin rosarot. Diese ±ufsens~iume gehen bei hSchster Vollendung in ein leuchtendes Karminrot fiber und gereichen dadurch dem Vogel zu einem unsagbaren Schmuek. Wenn man die Federstrahlen, welche die rosarote Fii.rbung hervor- rufen, unter der Lupe betrachtet~ so erscheinen die einzelnen radii fein karminrot tingiert -- dies hauptsiiehlich in der Mitre und an der Spitze~-- wiihrend die ttiikehen (ciliae) liehtweifs sin& In der Zusammenwirkung yon dunkelrot und weirs ergibt sieh das wunderbare Farbenspiel des zarten Rosa.

Bei frisch vermauserten Stricken pri~valieren die zarten hellen Wimpern, alle Federn sind dann grau ges~iumt und verschleiern

Jourm £ Ore. LXX1V. Jahrg. 1926. Sondorheft. 3

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36 h. Koenig:

die Rosafiirbung. Der Vogel erschoint dann naturgemiifs viol grauer als im Frtihjahr, we die gescblechtliche Erregung die karminroto F~irbung gewissermafsen yon innen heraus fluidiort.

Die Armschwingen und Fliigeldecken sind braungrau, breit lichtgrau gesturer und zar~ rosarot iiberflogen.

Fliigelliinge: 8--8,6 cm; sehr variierend (an 6 VSgeln yon Ober-hegypton und Nubien gomessen).

Der 12-fedrige, in der Mitre stark ausgegabelte Schwartz ist dunkelbraun~ an den Endspitzen weifslieh geriindert, die hufsen- siiume karminrot eingofafst.

Dos Auge ist sperlingsartig klein mit licht umbrabrauner Iris. Die Ftifse sind gelblich hornfarben. Lauf vorderseits leicht

abgeringelt, hintersoits geschieat. Die schwiichlichen Zehea sind auf der Sohlensoite mit Warzen-

kSrpern bedeckt und tragen leichtgokriimmte, schwacho N~igel. Die ~ sind im allgemeinen kloiner~ dies abet durchaus

nicht immor in den Fltigelmafsen, mehr braun in dem Gesamt- kolorit und moist nur auf dem Biirzel und den hufsensiiumen der Handschwingen rosarot tiberfiogen.

Die dora Neste entflogenen Jungen sind einfarbig braungrau, auf der Vontralseite hellweifslich. Dutch die starko hellgraue Umsiiumung dot stufenfSrmig abfallenden Handschwingen tritt die dunkelbraune Grundf~irbung der Schwingen schiin und ausgepriigt horror, was auch im Fluge bemorkbar ist.

Diesor lieblicho kleine, zart rosarot iiberflogene Vogel zioht sich dutch ganz Ober-Aegypten. Er ist tiberall anzutreffon, we die nubischen Sandsteinberge das Bert des gSttliehen Stromes be- grenzen~ odor sich in n~iherer odor weiterer Entfernung am Nil- tale hinziehen. Wenn man in diesen Gogenden stumm andiichtig lauscht~ wird man gar bald sein vibrierendes Trompeterstimmehen veraehme~, eher nocb, als man den Vogel selbst zu sehen bokommt. In der Paarungszeit vereinzelt er sieh sehr und weirs sich un- auff/illig zu machen, wean ihm etwas Stiirendes, odor Yerd/ichtiges entgegentritt. So babe auch ich ihn durchaus nicht als £11erorts- vogel in Aegypten konnen gelernt und mufste sogar lange und angestrengt suchen, bis es mir golang, seine in Felsritzen wohl • versteckten Nestor ausfindig zu machen. Wohl sioht man ihn fiir einon ±ugenblick aui der verfallenen Mauer eines tteiligengrabes sitzen und hiirt ihn sein trillerndes Liedchon vortragon, aber fort

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Die Kegelschnabler (Co~irostres) Aegyptens. 37

ist er, wenn man sich ihm nfihert, und dann kann man lange stehen und warren, bis man ihn wiedersieht. Und das Q sieht man erst recht nicht; es wefts sich unsichtbar zu maehen, am Boden ebenso gut wie an den Felsw~nden und Kubbahgrabdenkmiilern.

Wenn aber das Paar seine Jungen gliicklich grofs gobraeht hat, dann fliegt es mit ihnen yon Oft zu Oft und sueht Ansehlufs an seine Sippe. Truppweise vereinigt es sich mit andern Familien, diese erweitern sich t~iglich zu immer gfiifser werdenden Flfigen, die Fliige zu gewaltigen Schwiirmen, wie sie unter SperlingsvSgeln gang und g~be sin& Dann werden die zur Liebeszeit an- spruchslos yon dem reifenden Gramineen-Ges~ime sieh niihrenden VSgel zu einer wahren Landplage fiir den ackerbautreibenden Nubier. Schon zwischen Assuan und Wadi-Halfa, mehr aber noch siidlich yon letzterem Otto babe ieh wolkeniihnliche Fliige gesehen, die ganze Gerstenfelder bedeckten. Mit Steinwiirfen, Klappern und kleinen Windfliigeln sind dann die Nubierkinder in Tfitigkeit, die nimmersatten Fresser zu verscheuchen. Sie haben sich mitten in den Feldern Steinwarten erbaut, we sie stundenlang sitzen und ihrer Beschiiftigung nachgehen. Aber die klugen Viigel gewiihnen sich bald an diese Schreckensbilder: werden auch einige Fresser yon den Schleudersteinen der achtsamen Jugend getroffen,-- was rut dies ? Tausende bleiben iibrig und setzen ihr Vernichtungs- werk an den reifenden Gersten~ihren fort. Der Schaden ist um so empfindlicher, als die mtihsam bebauten und unter dem Schweifse des Antlitzes bewiisserten Felder nut klein an Umfang sin(], und der Mann aus dem Nubierlande nut soviel Ki~rneifdichte baut, als er ftir sich und seine Familie an Brot (esch) gebraucht. Wie oft habo ich dann die Fliiche tiber diese V6gel aussprechen hSren yon dem Manne, dem das bischen Kern auf dem heifsen Boden nach unendiiehen Miihen gereift und geraten war.

Dieser liebreizende Vogel ist als fast ausschliefslicher Samen- fresser sehr leicht in der Gefangenschaft zu halten und zu ziichten. Ich habe jahrelang Wiistengimpel im Kiifig gehalten und reich sehr an den munteren ¥6geln elfreut. Sic schreiten ohne weiteres sofort zur Fortpfianzung und bringen ihre Jungen gut auf~ wenn man den Alten Gelegenheit gibt, ihre Jungen mit reifenden Gra- mineen~ oder Cruciferensamen zu fiittern. Sie nehmen sofort das dargereichte Futter an, fiillen sich mit dem Gesiime ihren Kropf und fiittern ihre Jungen daraus. Insektennahrung verschm~ihen sie zwar nicht - - knuspern aber lange an einem Mehlwurme

3*

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herum, ehe sie die zerldeinerten Teile desselben in den Schlund der schnabelsperrenden Jungen befSrdern. In der Brunst erhShen sich sichtlich die Farben des Schnabels; er wird leuchtend kar- minrot, blafst abet ebenso rasch ab, wenn der Begattungsakt vorfiber ist. Ich babe immer nur das ~, nicht auch das o ~ brfiten sehen, dagegen beteiligt sich das ~ eifrig an der Fritterung der JuDgen. Ich sehreibe dies aus dem Ged~iehtnis nieder, da schon viele Jahre verflossen sind, seitdem ich reich mit der Aufzucht yon Wfistengimpeln besch~ftigt habe, beim Anblick der Eier und sauber gebalgten alten und jungen ¥Sgel aber steigen mir die Erinnerungen an die einzelnen Daten deutlich auf.

Man hat sich mit der Aufteilung dieser Art in mehrere Unterarten besehaftigt. Diese neu aufgestellten Subspecies kann ich bier nicht unbesprochen lassen. ZunSchst hat BLYT~ im Jahr 1847 eine dickschn~blige Form aus Afghanistan beschrieben, die er crassirostris nannte. Sie sell naeh H~aTEI~T yon Palastina fiber Ost-Persien, Afghanistan, Beludschistan bis zum Punjab herab- gehen. Dr. LE RoI zieht auch die im Sinai vorkommenden Stricke zu dieser Art, welcher Auffassung ich reich nicht anschliefsen kann. Irgendwelche, auch nur einigermafsen in die Erscheinung tretenden Verschiedenheiten yon der Lichtenstein'schen githagi~ea sind hier nicht wahrzunehmen, wenigstens entziehen sich di~ angegebenen Merkmale meinen Augen vollstandig.

Dagegen ist an der yon Osc~ I~/~T.T.~A~N 1907 in den Ornith. Monatsberichten pug. 14~ u. ft. aufgesteliten Subspecies Zedlit~i (zu Ehren des Grafen yon ZEDL1TZ-TR~TSCHLER gegeben) nicht zu zweifeln, lhr Flrigelmafs ist bedeutend grSfser als bei der ~igyptischen Form ~ (bei Aufiegung der Ftrigel bleibt der ~igyptisehe Vogel mindestens immer um 4 mm zurfick) ~ der ganze Vogel ist robuster und starker. Auch daFs der Untergrund bei den VSgeln yon A]gier und Tunis sandfarbiger ist als bei den agyptischen VSgeln, ist ohne weiteres zuzugeben. Dafs aber die Oberseite bei den westlichen Stricken mehr rosenrot verwaschen sein soil, kann ich nicht finden. An den Halsseiten tritt wohl ein Ieichter Hauch yon Rosarot auf, verschwindet aber dann auf dem Rficken und kommt erst wieder auf den Brirzelfedern und Schwanzwurzel- decken -- gerade so wie beim agyptischen Vogel - - zum Ausdruck. Auch kann ieh beim objektiven Vergleich mit Viigeln aus Aegypten eine weniger scharfe Absetzung veto Grau des Oberkopfes gegen das Braun des Riiekens nicht erkennen. Im grofsen und ganzen

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ist aber diese Unterart - - wenn man nun einmal scharf unter- artlich eingestelit ist - - einwandfrei schon durch die Mafse begrfindet.

Bei der HAI~T~rCT'schen amantum yon den Canarischen Inseln ist die Oberseite wohl etwas briiunlicher als bei githaginea und Zedlitzi. Aber das ist auch der einzige Unterschied. Die anderen angegebenen Merkmale stimmen nieht, - - denn der Schnabel ist durchaus nieht starker (klobiger) als bei githaginea uad Zedli~i, und dafs die CanarenvSgel mehr rosarot fiberflogen sein sollten, als die afrikanischen~ kann ieh auch nicht finden. {Untersucht 24 Stiicke aus Adeje (Teneriffa), OIiva und Antigua (Fuerteventura) und Mas Palomas ((}ran Canaria) - - alle in meiner Sammlung.)

Die besprochenen Unterarten sind also mehr oder weniger haltbar; nur fiber die crassirostris, Blyth kann ich nicht urteilen, da mir typische Exemplare aus Asien nicht vorliegen. - -

NiCOLi, will in Unter-Aegypten (Lower Egypt) aueh die Ery- throspiza githaginea Zedlitzi~ Neum. gefunden haben.

Ich habe die betr. Stiieke nicht gesehen~ wage aber an dieser An- gabe zu zweifeln. Ein sicb in 2klgerien undTauis modifiziert habender Vogel diirfte sieh kaum fiber dies Gebiet hinaus verbreiten. Die bald lichtere~ bald dunktere Oberseite unterliegt in ihrer Fiirbungs- differenz starken Schwankungen -- aueh in der Zone s e l b s t - und einzelne Stiicke fallen oft genug aus dem typischen Rahmen heraus. Deshaib kann man bei derartigen Angaben nieht vor- sichtig genug sein, wenn auch die Annahme der weiteren Aus- breitung einer westlichen Form nach Osten nicht ohne weiteres negiert werden darf. - -

Nest mit 3 frischen Eiern (Gelege wohl noch unvollstiindig). leg. A. Ko~l~i~, altes Kloster bei Assuan, 8. III. 1899. Das Nest ist aus rStlichen Pflanzenbastfasern locker znsammen-

geschichtet, die ziemlich flachnapfige Mulde mit Menschenhaaren ausgelegt. Es mifst im Liingsdurchmesser 15 cm; im Breitedureh- messer dagegen nur 10,5 cm. Die Mauerlficke, .worin das Nest stand, war breiter als tief, wodurch die versehiedenen Axen erkl~irlich sind. Die Tiefe der Nestmulde betr/igt 1,5 era; der Durchmesser der Nestmulde 7,6 cm. Die 3 stumpf-eifSrmigen Eier sind auf leicht grtinliehblauem Orunde fein dunkelbraun und rostrot ge- tippelt, die st~irkeren Klexe wohl auch in feinere Haarziige aus- gezogen. Dutch das Bohrloeh gesehen schimmert die Eisebale noeh zarter (resedafarben) hindurch.

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a) 1,8 em ~ 1,3 cm b) 1,8 cm ~>~ 1,3 cm 0,07 g ~ ; 0,08 gr

c) 1,8 cm X 1,3 cm 0,08 gr

S p o r a e g i n t h u s 1), Cab. 1851.

]~Ius. ttein. I~ pag. 170.

Amandave.

Dem Genus Es&ilda nahestehend, aber nach CABAI~IS durch den geradeu Sehnabel und weniger stark stufigen Sehwanz ver- sehieden. 2 Arten: Sp. subflaw~s und Amandava.

,Sehnabel sehwach, schmal mit abgerundeter First. Schwartz bald kiirzer, bald l~inger als tier Fltigel, sehr stark gerundet oder stufig, ~ufserste Feder um etwa 10 mm k[irzer als die l~ingstenY

Diagnose der Gattung Estrilda, Sw. yon A. R ~ i c ~ o w in ,Die ¥5gel Afrikas ~ III. Band, pag. 116.

156. S p o r a e g i n t h u s A m a n d a v a 2), (L.) 1766.

--- [Fringilla A~a~dava, Linn6 Syst. Nat. I, 319 - - 1766.]

Fringilla fusca rufescensque albo-punciata.

Caput, Uropygium, Crissum rufescentia. Dorsum et hIae fuscae punetis albis ~ Rectrices nigrae apice puncto a l b o - Rostrum rubrum, Mas magis purpureus, Femina magis cinerascens.

Habitat in India orientali: Java, Benghala.

DiagnosEs a Linnaeo data 1. c.

Tiger.Fink.

Beschreibung nach zwei mir vorliegenden Vfgeln aus Cairo.

1. o ~ ad., leg. Dr. WXLT~R I~ES B~, Boulac-Dacrour boi Cairo 13. I. 1905.

1) Der Genusname ist yon CABA~IS aufgestellt- yon cr~dQo~, d - - die Saat, tier Same und dem nom. propr, aI~,tr~o~, 6 richtiger ~/~,t~o~, J m so bei AmsT. Hist. An. IX 1, - - ein kleiner Vogel - - gebildet.

~) Amandava ist wohl Eigenname des Landes (Bengalen), we dies VOgelchen vorkommt.

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Die Kegelschnabler (Conirostres) Aegyptens. 41

Sehnabel finkenartig mit etwas gewSlbter First, am seitliehen Orunde etwas eingezogen. Die Spitze des Oberschnabels kaum fiber den Untersehnabel greifend, anscheinend im Leben schwarz - - :Estrelda 1) melanorhyncha, A~TI~ORI, welcher in Cab. J. f. Orb. 1862 pug. 462 auf Grund mehrerer bei Alexandrien am 17. Dezember 1861 geschossenen Stiieke folgende Diagnose gibt: Minima, corporo tote supra eastaneo-olivaceo, subtus oehraceo-isabellino, remigibus fuseis, reetricibusque nigricantibus~ lateralibus maeula flavagrisea terminatis; r o s t r o n i g r o 2) ~ pedibus corneis.

NasenlScher rundlieh ausgehoben und yon kurzen kammartig gebildeten Stirnfedern oberseits umstellt.

Stirn- und Kopffedern grau mit einzelnen~ siehtbar durch- brechenden karminroten Strahlenspitzen.

Schnabelwurzel vet dora Augo dunkelsehwarz. Des ansoheinend geschwollene Augenlid mit minimalen schwarzen Federgebilden knospenartig besetzt, die nur unter der Lupe als solche wahr- nehmbar sind. Ohrgegend mi~ nackt/istigen, besenartig starrenden Federn gedeckt, Nacken und Halsseiten dunkelrot iiberflogen.

Kinn, Kehlo und Vorderbrust weirs. Einzelne Spitzen der Federstrahlen zeigen karminrote F~irbung, welche anseheinend die zartweifsen Federspitzen yon Innen heraus durchflutet und schliefslich ganz in Rot verwandelt (Umf/~rbung, nicht Mauser).

Ebenso wird die Bauchseite yon schwarzem Farbstoff (Melanin) ergriffen und die frisch vermauserto, weifse Feder in ein mattes Braunsehwarz umgesetzt.

Riicken braun, einzelne Federstrahlen dunkelrot durchsetzt. Biirzel- und Obersehwanzfederdeeken dunkelkarminrot getr~inkt

mit tropfenartigen, reinweil'sen Spitzenflecken, welcho die Endspitze der Feder bekleiden. Diese wunderbare, tropfenartige weifse Spritzenfleekung tritt aueh an den Enden der Fliigeldeekfedern auf und verleiht dora ¥ogel ein besonders sehSnes Aussehen. Sie dehnt sich so gar bis auf die Armschwingen und Scapularen a u s .

Die 1. Schwinge ist nicht viol kiirzer als die 2., welehe mit der 3. und 4. die liiugsten sind. Hand- und Armschwingen sind zart olivfarben braun.

1) Von HrV6LIN unter Eup~ecte8 aufgeftlhrt Ornith. NO-Afrikas I, pag. 576.

~) Im Gegensatz zu L i ~ s Diagnose: rostrum rubrum.

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42 A. Koenig :

Der Bchwanz ist abgerundet und stufenfSrmig, indem die iiufsersten Federn die kleinsten, die mittleren die liingsten sind. Die Schwanzfedern sind oberseits dunkelbraun~ unterseits schwarz gliinzend, die 3 ~iufseren Paare mit weifsem Randfieck. Unter- schwanzdecken ebenfalls schwarz; eine vereinzelt stehen gebliebene weifse Feder liifst auch hier den Schlufs zu, dafs sich die weifse Feder yon innen heraus umfiirbt. Die Fiihe sind gelblich-horn- farben.

Der Lauf ist vorderseits getiifel~, hinterseits geschient. Die Zehen verhiiltnismiifsig kriiftig~ der Nagel der Hinterzehe am liingsten.

2. Q ad., leg. Dr. WALTER L'qNES BE¥~ Boulac-Dacrour bei Cairo 15. V. 1903. Der Oberschnabel weist auch beim Q auf die im Leben sehwarze

Fiirbung des Sehnabels hin; er ist im Tode naiiirlich abgeblafst und zeigt eine horngelbliehe Farbe.

Schnabelwurzel bis zum Auge sehwarz. Das A ugenlid ist mit denselben kurzen, knosp~nartigen schwarzen Federgebilden besetzt wie beim ~ .

Die BiirzeN und Oberschwanzdeckfedern rot~ abet blasser mit zartweifsen Spitzenriindern~ die sieh mehr schuppenartig als tropf- fSrmig abheben.

Kinn und Kehle sowie die Ohrgegend getblieh-grau~ Brust und Bauch ausgesprochen gelb. Steifsfedern meist mit grauer Querbiinderung.

Aueh beim Q ist die weifse Tropfenfleckzeichnung auf den Fltigeldeckfedern und z. T. auch noch auf den Armsehwingen gewahrt.

Wie wenn ein feuerspeiender Berg bei seiner eruptiven Tiitig- keit ein Stiick seines eigenen Ichs aus dem tiefsten Innern heraus weir fiber den Machtbereich seiner Sphiire hinausschleudert und dieser Bestandteil Staunen und Bewunderung bei denjenigen erregt, die ihn in ihrem Lande auffinden: so bewirkte auch der Amandava- rink aus dem Geschlechte der WebervSgel gereehtes hufsehen bei seiner Entdeckung im Pharaonenlande. Einem Meteore gleich ist er ihm zugeflogen gekommen und hat sich als ein Fremdling aus einer anderen Region im ausgesprochen paliiarktischen Gebiete Aegyptens sefshaft gemacht. Wober er des Weges kam und wie

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er sieh sein neues Gebiet erobert hat, bleibt wohl ffir immer ein ungel6stes Riitsel fiir alle zoogeographischen Forscher; denn unser VSgelchen ist ein echtes Kind des Indo-Malayischen Faunengebietes und hat zum Vaterlande Bengalen als Brennpunkt seiner Ver- breitung.

Wohl liegt der Gedanke nahe, dais ein ganzer Flug dieser Viigel, welcher yon Handelsschiffen arts dem Tropenlande einge- k~ifigt herfibergebracht wurde, im Hafen Alexandriens, auf einem 5ffentlichen Marktplatze~ oder we auch immer entflohen ist~ und sich dann eine neue Heimat gegrfindet hat, -- aber die Erfahrung lehrt, dais die Folgen derartiger Einwanderungen niemals yon langer Dauer sind und die Schaar dot in das neue Gebiet ein- gedrungenen Fremdlinge je liinger, je mehr zusammenschmilzt bis sic vollst~ndig aufgerieben wird. Das neue Vaterland erfiillt ge- wShnlich die Bedingungen nicht, welche derartigo Geschiipfe daran stellen. Aueh mtifsten sie dann als StandvSgel jahraus, jahrein ihren Platz behaupten, ttier abet liegt die Sache nach den mfindlichen Berichten meines Freundes WAb'rEa IN~ES BEY ganz anders. Die schmucken V6gelchen werden viele Monate hinter- einander nicht gesehen, his sio plStzlich - - meistens in den letzten Monaten des Jahres --. in grofsen Fliigen erscheinen, die B~iume aller G~irten dicht bevSlkern, dort brfiten und dann - - wieder abziehen, -- also gewissermafsen raketenartig kommen und ebenso raseh wieder verschwinden.

Die erste Naehricht fiber das merkwfirdige Auftreten dieser Vogelart verdanken wir dem Marchese A~TI~OnI (1. c.). Er berichtet dort tiber eine kleine Vogelart aus der Familie der Ploceidon~ welcho mit vielen andern seines Gleichen in dot Umgegend yon Alexandrien (&egypten) am 17. Dezember 1861 geschossen wurde.

ANrrNoai teilt mit~ dafs ein Herr MAN~AP~I (Spaniseher Konsul) ibm gesagt hiitte~ dais dieser kleine Kegelschn~ibler bei Jaffa h~iufig vork~ime und im ttoehzeitskleide sehr schiin gefiirbt sei. Daraus folgert A~T~NoaI, dafs dieser Webervogel ein Bewohner der Ufer des Jordans sei, yon deren dfinnen Gfiisern or das Material zu seinem Neste nehmen k~innte.

TalS~RAM erwiihnt in seinem grofsen Werke ,The Survey of Western Palaestine" diese Art nicht, die dem rastlosen Forscher wohl kaum entgangen w~ire. Ich zweifle daher etwas an der Aussage des Herrn MA~AIU~I. Auch in dora XIII. Bande des Catal. of the Birds in the British Museum (yon R. BOWDL]~t¢ SHAI¢PE

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bearbeitet) wird nichts veto Vorkommen dieses Vogels in Palaestina oder hegypten erwiihut. S~ARPn hat aueh wohl den yon A~TINom fiir diese Vogelart gegebenen Namen JEstrdda metanorhyncha iibersehen~ ihn wenigstens nicht als Synonym zu Amandava heran- gezogen, tt~U~hi~S Mitteilungen (Orn. N. O. Afrikas I~ pug. 576--77) unter ,Euplectes (?) melanorhy,cha stiitzen sich nur auf die Au- gaben yon A~I~ORI~ obne weitere pers(inliche Besiiitigung fiber das ¥orkommen dieser Art in Aegypten.

SHELLEY (Birds of Egypt~ pug. 152) bezieht sich ebenfalls nur auf die Angaben yon H~:UGLU~ und A~I~ORL

Eingehender berichtet NICOLL in seiner Handlist of the Birds of Egypt pug. 30. Nach ihm ware dieses VSgelchen in den letzteu Jahren zum Standvogel in Cairo geworden~ wiihrend es friiher nur als briitender Besucher yon August bis Oktober bekannt war s wahrscbeinlich - - meint NICOL~ - - stammt diese Art in Aegypten yon enffiohenen Kiifigviigeln her~ obgleich ihre Abwesenheit in Cairo im Winter (mit Ausnabme einiger vereinzelten F~ille) bis 1914 und ihre Massenanh~iufung zur Brutzeit sear erw~ihnens- weft ist.

Ueber den jeweiligen Zuflug und das Brutgeschiift dieser hoch- interessanten Vogelart in Cairo wissen wir z. Zt. garnichts. Dies- beziigliche Beobachtungen wiiren daher sear erwfinscht und bSten den sich darauf einstellenden Ornithologen ein reiches Feld fracht- barer Bet~itigung.

Die beiden wertvollen Stiicke in meiner Sammlung verdanke ich der Gtite meines Freundes Dr. WAL~ER I ~ S BEY in Cairo.