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Ludmila Thomas
und
Alexander Wolodtschenko
Die letzten Briefe
von Prof. Bruno Adler
aus dem Exil
(1934-1936)
Dresden
2019
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Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Der erste Artikel über Prof. Bruno Adler nach der Rehabilitierung 1989
3. Die Arbeit von Prof. Ludmila Thomas in Moskau/Kazan-Archive
4. Ausgewählte Briefe von Prof. Bruno Adler
5. Fazit
6. Zu den Autoren des Bildatlasses
7. Bildernachweis, Referenzen und Impressum
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10-14
15-17
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1. Einführung
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Der biographische Bildatlas „Die letzten Briefe von Prof. Bruno Adler aus dem Exil (1934-
1936)“ ist der dritte Atlas, der eine Reihe von thematischen Atlanten „Prof. Bruno Adler in
Bildatlanten“ auf russisch bzw. deutsch ergänzt. Die ersten beiden Atlanten wurden in
russischer Sprache erstellt:
- „Adler Bruno Fridrichovich (zum 145. Geburtstag)" und
- „Salechard ein tragisches Schicksal von Professor Bruno Adler“.
Die Bildatlanten befinden sich auf der Website:
https://atlas-semiotics.jimdo.com/bild-atlantothek/
Prof. Bruno Fridrichowitsch Adler war ein russisch-deutscher Ethnologe, Geograph und
Museumsexperte, Schüler von Geographen Prof. D. Anutschin (Moskau) und Prof. F. Ratzel
(Leipzig).
In die Zeit 1911-1921 leitete er das Institut für Geographie, Anthropologie und Ethnographie
an der Universität Kazan. In den Jahren 1922-1924 war B.F. Adler auf Geschäftsreise in
Berlin. Nach seiner Rückkehr in die UdSSR arbeitete er an verschiedenen Universitäten in
Moskau.
Am 7. Dezember 1933 wurde B.F. Adler in Moskau wegen konterrevolutionärer Aktivitäten
festgenommen und in die Region Ob-Irtysch (Sibirien) geschickt. Ca. 3 Jahre verbüßte er
seine Haftstrafe.
1. Einführung
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Schule Nr. 1, wo Prof. Adler arbeitete (1935) Haus auf der Mirjugin-Str. 1.
In den Jahren 1934-1936 war B.F. Adler im Exil in Obdorsk (Salechard), wo er in der Schule
Nr. 1 Biologie und Deutsch unterrichtete. Im Haus auf der Mirjugin-Straße Nr. 1 lebte B.F.
Adler in den Jahren 1934-1936
1. Einführung
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Die Autoren des Fotoatlas widmen ihre Arbeit den Erinnerung an den Ethnographen, Geo-graphen und Museologen, den Exilprofessor B.F. Adler, der in diesem Jahr seinen 145. Ge-burtstag feiert.
Das Konzept des biographischen Fotoatlasses „Die letzten Briefe von Prof. Bruno Adler aus dem Exil (1934-1936)“ wurde auf der Grundlage von Archivdokumenten entwickelt, die Prof. Ludmila Thomas in Kazan und Moskau in den 2000er Jahren untersuchte. Basierend auf den Exil-Briefen von B. Adler wurde ein Artikel (siehe Slide 9) geschrieben. Alle Briefe stammen aus dem Archiv von Vera Kopetz. Nach ihrem Tod im Jahr 1998 übergab der älteste Sohn Michael diese Briefe an Prof. L. Thomas zur Erforschung.
Bruno und Eugenia Adler
in St. Peterburg (ca. 1911)
Vera Kopetz (geboren 1910 in St. Petersburg, gestorben 1998 in Ückeritz) war die jüngste Tochter in der Familie von Bruno Adler und Eugenia Gorvitz. Bruno Adler und Eugenia Gorvitz heirateten 1905 in St. Pe- tersburg und haben drei Töchter (Anna, Lisa und Vera).
Prof. B. Adler hat aus dem Exil in den Jahren 1934-1936 12 Briefe an seine jüngste Tochter Vera adressiert. Nur ein Brief vom 11. Mai 1934 war an Vera und ihren Ehemann Edmond gerichtet. Ein Brief wurde in Tjumen geschrieben, zwei in Tobolsk und einer in Obdorsk. 8 Briefe wurden in Sa- lechard geschrieben (einer 1935, und sieben im Jahr 1936). Der letzte Brief vom 7. Juli 1936 war der längste - 8 Seiten.
( 1874)
( 1942) Omsk
Leipzig
Salechard
Kazan
Woronesch
Tjumen
Die Karte der „Lebens-Kreuzungen“ von Prof. Bruno Adler (1874-1942)
1. Einführung
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2. Der erste Artikel über Prof. Bruno Adler nach der Rehabilitierung 1989
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Viele Jahre wurde der Name des repressierten
Wissenschaftlers und Pädagogen Bruno Adler
vertuscht, über sein Leben und Werk war wenig
bekannt.
Der erste Artikel über Prof. Bruno Adler nach der
Rehabilitierung 1989 wurde 1992 von N.V Zorin
in die Rubrik „Vergessener Name“ der Zeitschrift
„Tatarstan“ in Russland veröffentlicht (Zorin
1992).
3. Die Arbeit von Prof. Ludmila Thomas in Moskau/Kazan -Archive
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Die Historikerin, Prof. Dr. Ludmila Thomas von der
Humbold-Universität zu Berlin, hat in den 1990er – 2000er
Jahren in Moskau und Kazan gearbeitet und einige Archiv-
Materialien zu Prof. Bruno Adler gefunden.
Die Untersuchungen wurden in dem Artikel „Bruno
Fridrichowitsch Adler (1874-1942)“ in der Moskauer
Zeitschrift „Voprosy istorii“, 8/2004 veröffentlicht.
Erstmalig wurden Exilbriefe von Bruno Adler an die
Tochter Vera zitiert. Die untersuchten Briefe wurden von
Michael Kopitz, Enkel Bruno Adlers, für Prof. Thomas
zur Verfügung gestellt.
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3. Die Arbeit von Prof. Ludmila Thomas in Moskau/Kazan -Archive
Ein Ausschnitt aus dem Artikel „Bruno Fridrichowitsch Adler, 1874-1942“, (Thomas 2004)
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2004
4. Ausgewählte Briefe von Prof. B.F. Adler
Es wurde 12 Briefe von Bruno Adler in der Zeit 1934-
1936 im Exil geschrieben und identifiziert. Nicht alle
Briefe sind gut erhalten und lessbar. Sie brauchen
weitere Untersuchungen. Die untersuchten Briefe
wurden von Michael Kopetz, Enkel Bruno Adlers,
Prof. Thomas zur Verfügung gestellt.
1934 г. (5 Briefe) 11/V (11. Mai, erste Brief aus dem Exil (Tjumen) 12/V (12. Mai, ein Brief aus Tobolsk) 22/V (22. Mai, ein Brief aus Tobolsk) 10/VI (10. Juni, ein Brief aus Tobolsk) 18/XII (18 Dezember, ein Brief aus Obdorsk) 1935 г. ( 1 Brief ohne Datum aus Salechard) 1936 г. (6 Briefe aus Salechard) 24/I (24. Januar) 22/II (22. Februar) 8/IV (8. April) 29/IV (29. April) 28/VI (28. Juni) 7/VII (7. Juli, der letzte Brief aus Salechard)
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4. Ausgewählte Briefe von Prof. B.F. Adler
(Tjumen, 11. Mai 1934)
„Meine liebe, kleine Vera, mein teueres Kind, Du wirst wohl erstaunt sein, dass Du über ein halbes Jahr von mir keine Nachricht bekommen hast. Ich weiß nicht, ob Eure Tante Hertha geschrieben hat, dass ich am 8. Dezember arrestiert wurde. Ich war 5 Monate im Gefängnis und am 6. Monat bin ich für fünf Jahre nach Tjumen (Тюмень) etappenweise verbannt worden.“
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Ein Ausschnitt aus dem ersten Brief von Prof. Bruno Adler an seine kleine Tochter Vera aus einem Exilort (Tjumen).
4. Ausgewählte Briefe von Prof. B.F. Adler
(Tobolsk, 10. Juni 1934)
Der Brief (10/VI 1934) enthält wichtige Informationen für die Tochter Vera: der Ort der Verban-nung: Obdorsk und eine Adresse in Moskau: Patzke Ivan Aleksandrowitsch, Kazarmenny Gasse 10, w. 13. Der Mann kann Geld und Briefe ins Exil in Obdorsk transferieren.
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Es ist ein Brief (S. 1) von Prof. Bruno Adler an seine kleine Toch-ter Vera und ihren Mann – Edmund aus einem Exilort (To-bolsk).
4. Ausgewählte Briefe von Prof. B.F. Adler
(Tobolsk, 10. Juni 1934)
Der Brief (S. 2) beinhaltet auch eine dringende Bitte an Vera, um finanzielle Hilfe. Dies war
möglich durch die Moskauer Staatsbank „Torgsin“, die eine Filiale in Tobolsk hatte.
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4. Ausgewählte Briefe von Prof. B.F. Adler
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Letzter Brief (S. 1) vom 7. Juni 1936
aus Salechard an Tochter Vera.
Der Brief wurde auf 8 Seiten geschrie-
ben.
5. Fazit
Prof. Bruno Fridrichowitsch Adler war ein russisch-deutscher Ethnologe, Geograph und
Museumsexperte. Absolvent der Moskauer Universität bei Geograph Prof. D. Anutschin.
Direktor des Instituts für Geographie, Anthropologie und Ethnographie an der Universität
Kazan in die Zeit 1911-1921.
In den Jahren 1922-1924. B.F. Adler war auf Geschäftsreise in Berlin, wo er zusammen
mit M. Gorki, V. Chodasewitsch, A. Bely und Prof. F. Brown an der Veröffentlichung
der literarisch-wissenschaftlichen Zeitschrift „Besedy“ beteiligt war. Nach seiner Rückkehr
in die UdSSR arbeitete er an verschiedenen Universitäten in Moskau.
Der 1. Allrussische Museumskongress im Dezember 1930
in Moskau spielte eine schlechte Rolle in Adlers Leben.
Bruno Adler sah sich heftiger Kritik ausgesetzt wegen
seinem Artikel „Der moderne Stand der Geisteswissen-
schaften in der UdSSR“, der in der “Zeitschrift für
Ethnologie“ in Deutschland veröffentlichen wurde.
Die Verleumdungen führten zu seiner Verhaftung am 7.
Dezember 1933 in Moskau.
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5. Fazit
.
Die Zeit 1934-1936 war Bruno Adler im Exil in
Obdorsk (umbenannt in Salechard 1935).
Nach der wiederholten Festnahme von B. Adler
im Jahr 1936 und seine Versetzung nach Omsk
endete eine ständige Korrespondenz mit seiner
jüngsten Tochter Vera Kopetz, einer bekannten
deutschen Künstlerin (Thomas 2004).
Prof. Bruno Adler mit seinem Hund.
Obdorsk, 1934.
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5. Fazit
1936 wurde der Wissenschaftler erneut wegen des berüchtigten
58. Artikels verurteilt und zu 7 Jahren Gefängnis in einem
Zwangsarbeitslager (ITL) in der Nähe von Omsk verurteilt.
1941 folgte ein weiterer Vorwurf – er wusste von der
"konterrevolutionären Gruppe", informierte aber die Organe
nicht.
Die Autoren versuchten auf der Grundlage von Archiv-Dokumenten von Prof. Adler seine
Exilzeit in Bildatlasform zu dokumentieren und präsentieren.
Der letzte Brief aus Salechard war am 7. Juli, 1936 datiert. Das letzte bekannte Foto wurde
in Obdorsk gemacht.
Die Personalakte des politischen Gefangenen Prof. Bruno Adler ist in Omsk, im FSB-
Archiv gespeichert und wartet auf weitere Studien.
Am 25. Februar 1942 wurde der 68-jährige politische Gefange-
ne, Professor B.F. Adler, zum Tode verurteilt und am 18. März
1942 hingerichtet. 1989 wurde er posthum rehabilitiert.
Ein Jahr vor Bruno Adlers Hinrichtung wurde Enkel Michael
Kopetz geboren (1941) und 1942 der zweite Enkel Christoph. Vera Kopetz mit
zwei Söhnen (ca. 1944)
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Dr. Dr.h.c. Alexander Wolodtschenko Absolvent der St. Petersburger (Leningrader) Universität (1974). WissAssistent/ Mitarbeiter der TU Dresden (1979-2014). Erasmus-Dozent der TU Dresden (2005-2014). Ko-Editor е-journal <meta-carto-semiotics>.
Prof. em. Dr. habil. Ludmila Thomas Absolventin der St. Petersburger (Leningrader) Universität (1957). Prof. für Osteuropäische Geschichte an die Humbold-Universität zu Berlin (1992-2001).
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6. Zu Autoren des Bildatlasses
Slides 4: https://tatmuseum.ru/istoriya-muzeya/,
Slides: 1, 5, 11-14, 16, 17: Archiv Vera Kopetz, https://www.vera-kopetz.de/
Slides: 8, 10, 18: Fotoarchiv L. Thomas
Slides: 6, 9, 18: Fotoarchiv А. Wolodtschenko
Ausgewählte Literatur:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Fridrichowitsch_Adler
Hochnadel V.: Adler Bruno // Nemcy Rossii.Enzyklopädie. Bd. 1. М., 1999. S. 25 – 26
Thomas L. Ia.: Bruno Fridrichowitsch Adler (1874 – 1942) // Voprosy istorii. Moskau 2004.
№ 8, S. 136 – 143.
Zorin N.V.: Bruno Adler – ucheny, pedagog, obchestvenny dejatel// Tatrstan, 1993. № 4.
S. 75 – 79.
7. Bildernachweis, Referenzen und Impressum
Thomas, Ludmila und Wolodtschenko, Alexander
Die letzten Briefe von Prof. Bruno Adler aus dem Exil (1934-1936)
Biographischer Bildatlas. Dresden 2019, 19 S.
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