die mechanismen des chlorideinstroms der … · kaliumpermeabilität der luminalen membran und das...
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Aus dem Physiologischen Institut
(Geschäftsführender Vorstand: Professor Dr. med. Markus Bleich)
der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
DIE MECHANISMEN DES CHLORIDEINSTROMS DER
BELEGZELLE WÄHREND DER MAGENSÄURESEKRETION
Inauguraldissertation
zur
Erlangung der Doktorwürde
der Medizinischen Fakultät
der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
vorgelegt von
ORTRUD KOSIEK
aus Nürtingen
Kiel 2007
1. Berichterstatter: Prof. Dr. Bleich
2. Berichterstatter: Priv.-Doz. Dr. Kiehne
Tag der mündlichen Prüfung: 30. August 2007
Zum Druck genehmigt, Kiel, den: 30. August 2007
gez.: Prof. Dr. Siebert
(Vorsitzender der Prüfungskommission)
III Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS........................................................................................... III
1 EINLEITUNG....................................................................................................... 1
1.1 Klinischer Hintergrund.......................................................................................................................... 1
1.2 Funktionelle Anatomie der Magenschleimhaut ................................................................................... 1
1.3 Transportmechanismen bei der Magensäuresekretion ....................................................................... 4
1.4 Regulationsmechanismen und intrazelluläre Signalweiterleitung...................................................... 9
1.5 Fragestellung......................................................................................................................................... 12
2 MATERIAL UND METHODEN.......................................................................... 13
2.1 Lösungen und Substanzen.................................................................................................................... 13
2.2 Tiere ....................................................................................................................................................... 16
2.3 Isolierung der Magendrüsen................................................................................................................ 17
2.4 Meßanordnung...................................................................................................................................... 18
2.5 Versuchsdurchführung ........................................................................................................................ 20 2.5.1 Intrazelluläre pH-Messung................................................................................................................. 20 2.5.2 Intrazelluläre Chlorid-Messung ......................................................................................................... 24
2.6 Auswertung und Statistik..................................................................................................................... 26
3 ERGEBNISSE................................................................................................... 27
3.1 Der H+-Export aus der Belegzelle unter Histaminstimulation.......................................................... 27
3.2 Untersuchung des AZD0865-hemmbaren Anteils des H+-Exportes der Belegzelle......................... 29
3.3 Untersuchung des HCO3--Exportes..................................................................................................... 31
3.4 Untersuchung der intrazellulären Cl--Konzentration ....................................................................... 33
4 DISKUSSION .................................................................................................... 36
4.1 Die Technik und Vorgehensweise in den Experimenten ................................................................... 36 4.1.1 Das Präparat und die Meßanordnung................................................................................................. 36 4.1.2 Die pHi-Messung mit BCECF............................................................................................................ 37 4.1.3 Die [Cli]-Messung mit MQAE........................................................................................................... 38
IV Inhaltsverzeichnis
4.1.4 Zwei funktionelle Zustände: azidotisch und alkalotisch .................................................................... 39
4.2 Die einzelnen Funktionsproteine ......................................................................................................... 39 4.2.1 Die H+-Exporter H+/K+-ATPase und Na+/H+-Austauscher ................................................................ 39 4.2.2 Der Cl-/HCO3
--Austauscher AE2....................................................................................................... 40 4.2.3 Der Cl-/HCO3
--Austauscher SLC26A7 .............................................................................................. 40 4.2.4 Der Na+-2Cl--K+-Cotransporter NKCC1............................................................................................ 42
4.3 Mögliche medikamentöse Therapieansätze und weitere Forschung als Ausblick .......................... 43
5 ZUSAMMENFASSUNG .................................................................................... 45
6 LITERATUR ...................................................................................................... 47
7 DANKSAGUNG ................................................................................................ 53
8 LEBENSLAUF .................................................................................................. 54
1 Einleitung
1 Einleitung
1.1 Klinischer Hintergrund
Die Pharmakotherapie hat heutzutage einen sehr hohen klinischen Stellenwert bei
Erkrankungen wie Gastritis, Refluxösophagitis (GERD) und Ulcera in Magen oder
Duodenum. Diesen liegt eine pathologische Magensäuresekretion zugrunde. Daher sind
genaue Kenntnisse der Mechanismen der Säureproduktion und ihrer Steuerung
Vorraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Gerade bei den genannten Ulcera spielen
allerdings noch weitere Faktoren wie die bakterielle Besiedelung mit Helicobacter pylori oder
der Reflux von Duodenalflüssigkeit eine Rolle. Mit der fortgeschrittenen Erforschung dieser
Krankheitsbilder und ihrer Hintergründe hat sich die Behandlung, deren Ziel die Verringerung
der Magensäuresekretion ist, in den letzten Jahrzehnten entsprechend weiter entwickelt. Statt
chirurgisch durch eine Vagotomie einzugreifen, steht heute klar die medikamentöse Therapie
mit Protonenpumpenblockern (z.B. Omeprazol) und/oder selektiven Histamin-H2-
Rezeptorenblockern (z.B. Ranitidin) an erster Stelle. Bei nachgewiesener Helicobacter pylori-
Infektion wird eine Eradikationstherapie als Kombination von Protonenpumpenblockern und
Antibiotika empfohlen (49).
1.2 Funktionelle Anatomie der Magenschleimhaut
Aufgrund der Fähigkeit, seinen Inhalt durch Salzsäureproduktion bis auf pH-Werte von 1 zu
senken, nimmt der Magen auch unter den Verdauungsorganen eine außerordentliche Stellung
ein. Er schafft es auf beeindruckende Art und Weise, nicht nur diese niedrigen pH-Werte zu
erzeugen, sondern sich zur gleichen Zeit auch vor deren aggressivem Charakter zu schützen.
Säuresekretion auf der einen Seite und zelluläre Schutzmechanismen auf der anderen Seite
müssen sehr gut aufeinander abgestimmt sein. Hierfür steht eine ganze Reihe von
Mechanismen zur Verfügung, die wiederum durch eine Vielzahl von Regulationsfaktoren
gesteuert werden. Darüber hinaus ist die zelluläre Ausstattung und Architektur der
Magenschleimhaut besonders dafür ausgelegt.
Die Magenschleimhaut ist klar funktionell gegliedert (Abbildung 1). Am Mageneingang, der
Kardia, genauso wie am Ausgang, der Pars pylorica, wird unter anderem zum Schutze der
angrenzenden Regionen des Ösophagus und Dünndarmes nur schützender Schleim und
2 Einleitung
praktisch keine Salzsäure produziert. Die HCl-Erzeugung erfolgt fast ausschließlich im
Fundus und Corpus. Diese Funktionsaufteilung spiegelt sich auch in der feinbaulichen
Architektur wider.
Abbildung 1: Makroskopischer Aufbau des Magens. Die Erzeugung der Magensäure findet fast ausschließlich im Fundus und Corpus statt. Aus diesem Grund wurde für die Experimente nur Gewebe aus der Corpus-Region, hier eingefärbt dargestellt, entnommen.
Die gesamte Magenoberfläche ist von einem einschichtigen, hochprismatischen Epithel
bedeckt, das zum Schutz vor Selbstverdauung eine Schleimbarriere gegen Salzsäure und die
Verdauungsenzyme bildet. Hauptbestandteile dieses Schleimes sind Wasser, Muzine sowie
Natrium- und Bikarbonationen (Na+ und HCO3-). Die Schutzfunktion des Schleimes entsteht
durch die Behinderung der freien Diffusion von Stoffen und der Bindung von HCO3-, welches
von bestimmten Epithelzellen als Puffer in den Schleim sezerniert wird. Hierdurch entsteht
eine Barriere mit einem stehenden pH-Gradienten, der, ausgehend von einem sehr sauren
Lumen, wieder physiologische Werte auf der Zelloberfläche annimmt. Inmitten dieses
Oberflächenepithels lassen sich bei Betrachtung in Lupenvergrößerung die Mündungen der
Magendrüsenausgänge (foveolae gastricae) erkennen, die als kleine punkt- oder
schlitzförmige Grübchen imponieren. Die Kardiadrüsen sind tubuläre Drüsen mit
gewundenen, verzweigten Epithelschläuchen, die aus nur einer Zellart, den mukoiden
Drüsenzellen für die Schleimproduktion, bestehen. Im Fundus und Corpus finden sich
röhrenartig-tubuläre Drüsen, die sich in drei Abschnitte einteilen lassen: das Halsstück, das
Mittelstück (den eigentlichen Drüsenkörper) und den Drüsengrund. Es herrschen drei
3 Einleitung
Zellarten vor (Abbildung 2). Die schleimbildenden Nebenzellen dienen als Regenerationspool
für Oberflächen- und Drüsenepithel. Die säurebildenden Belegzellen erzeugen unter starker
Stimulation ein Volumen von bis zu 200 ml pro Stunde und erreichen eine HCl-Konzentration
von bis zu 160 mmol/l (16). Die Hauptzellen sind schließlich für die Erzeugung von
Pepsinogen, Kathepsin und Magenlipase zuständig. Neben diesen prominenten Zelltypen
kommen besonders im Fundus noch hormonsezernierende Zellen vor, die z.B. Histamin
enthalten und freisetzen. In der Pylorusregion, die rund 20% des Magens ausmacht, findet
man „basal-gekörnte“ Zellen für die Hormonproduktion. In diesem Fall handelt es sich um G-
Zellen, die Progastrin bilden, das nach Aktivierung als Gastrin seine Wirkung über die
Blutbahn entfaltet.
BZ
HZ
OE
NZ
30µm
BZ
HZ
OE
NZ
30µm
Abbildung 2: Mikroskopischer Aufbau der Magenschleimhaut. Eosin-Cresyl-Violet-Färbung eines Rattenmagenpräparates. Freundlicherweise von C. Lytle zur Verfügung gestellt. OE = Oberflächenepithel, NZ = Nebenzelle, BZ = Belegzelle, HZ = Hauptzelle.
Die Belegzellen spielen also die herausragende Rolle für die Erzeugung des sauren
Magenmilieus. Diese hochspezialisierten Zellen des Magendrüsenepithels zeigen einige
morphologische Eigenarten, die sich direkt aus ihrer Funktion ableiten lassen. Belegzellen
gehören aufgrund des hohen Energiebedarfes der Transportprozesse zu den
mitochondrienreichsten Zellen des Körpers. Gerade der über die Protonenpumpe laufende
Ausstoß von H+ ist direkt auf die Bereitstellung von ATP als Energielieferant angewiesen.
4 Einleitung
Die apikale Membran weist als Besonderheit eine enorme Oberflächenvergrößerung auf (21;
45). Dies wird einerseits über Invaginationen der Zellmembran erreicht, die sich als kleine
Kanälchen, sogenannte Kanaliculi, in das Zytoplasma hineinstülpen und auch untereinander
zahlreiche Verbindungen und Verzweigungen aufweisen. Andererseits besitzt die Belegzelle
zusätzlich einen dichten Besatz an Mikrovilli, die diese Kanaliculi säumen. Im Zytoplasma
findet sich zudem ein dichtes Netz von membranösen Strukturen in vesikulären und tubulären
Formen, die zumeist als Tubulovesikel bezeichnet werden. Sie sind reich an Protonenpumpen,
die zur Säuresekretion bereitstehen (21; 62).
Die Morphologie der Zelle ist abhängig von ihrem Funktionszustand. In der ruhenden
Belegzelle liegen die Tubulovesikel verstreut im Zytoplasma vor, und die sie enthaltenden
Protonenpumpen sind in einem deaktivierten Zustand, sezernieren also keine Protonen. Bei
erfolgter Stimulierung zur Säuresekretion findet eine morphologische Transformation statt.
Die Tubulovesikel wandern durch einen über Zytoskelettbestandteile vermittelten Prozeß hin
zur apikalen (kanalikulären) Membran und verschmelzen dort mit ihr (62). Auf diese Weise
werden die für die Säuresekretion essentiellen Protonenpumpen in die Membran rekrutiert
und stehen nun für die Säureabgabe bereit. Sobald der Bedarf an Magensäure sinkt, läuft
dieser Umformungsprozeß in umgekehrter Reihenfolge ab: die Protonenpumpe wird
internalisiert, und es bilden sich wieder vermehrt intrazelluläre Tubulovesikel. Diese Prozesse
werden von einigen Autoren als Membran-Recycling-Hypothese bezeichnet (21).
1.3 Transportmechanismen bei der Magensäuresekretion
Die Magensäuresekretion beruht letztlich auf dem Zusammenwirken von
Ionentransportmechanismen. Eine heute weitgehend bekannte Anzahl von Transportproteinen
steht im Dienste der Belegzelle, um den konstanten Fluß von Ionen aufrechtzuerhalten, der
die HCl-Produktion im Magen ermöglicht. Das Zellmodell in Abbildung 3 gibt einen
Überblick über die in diesem Zusammenhang wichtigsten Proteine. Eine dominierende Rolle
bei der Säuresekretion nimmt die Protonenpumpe in der luminalen Membran der Belegzellen
ein. In enger Nachbarschaft zur H+/K+-ATPase sind außerdem sowohl Cl-- als auch K+-
Kanäle in der luminalen Membran notwendig. Um den luminalen Ausstrom von H+ und Cl--
Ionen auszugleichen, benötigt die Belegzelle an der basolateralen Seite entsprechende
Transporter. Diese transmembranäre Bewegung von Cl- und HCO3- wurde im klassischen
Modell der Magensäuresekretion bisher fast ausschließlich einem einzigen Cl¯/HCO3--
5 Einleitung
Austauscher, dem Typ AE2, zugeschrieben (15; 23; 47). Daneben wurde in Belegzellen das
Vorkommen sowohl des Na+-2Cl--K+-Cotransporters 1 (NKCC1) als auch des
Transportproteins SLC26A7 nachgewiesen. SLC26A7 ist ebenfalls ein Cl-/HCO3--
Austauscher (33; 43).
Cl-
K+
H2O
Na+ATP
ATP
K+
H+
H+
Na+
AE2Cl-
HCO3-
CAHCO3
-
K+
HCO3-
Cl-
Na+
K+2Cl-
SLC 26A7
Luminal Basolateral
Cl-
K+
H2O
Na+ATPATP
ATP
K+
H+
H+
Na+
H+
Na+
AE2Cl-
HCO3-
AE2Cl-
HCO3-
CAHCO3
-
K+
HCO3-
Cl-
Na+
K+2Cl-Na+
K+2Cl-
SLC 26A7
Luminal Basolateral
Abbildung 3: Schematische Übersicht über die wichtigsten, an der Magensäuresekretion beteiligten Transportproteine der Belegzelle. CA = Carboanhydrase.
Bei der H+/K+-ATPase handelt sich um eine ATPase vom P-Typ, die in den Belegzellen des
Magens als Protonenpumpe arbeitet. Sie ist darüber hinaus nur noch in der Niere zu finden.
Die H+/K+-ATPase bewirkt den elektroneutralen Austausch von intrazellulären Protonen
gegen extrazelluläre K+-Ionen und erzeugt so den nötigen Protonengradienten. Hierfür ist
unter anderem auch eine entsprechende K+-Konzentration im extrazellulären, luminalen
Raum wichtig, auf den die Protonenpumpe funktionell angewiesen ist. Als spezifischer
Hemmstoff der H+/K+-ATPase steht der Wirkstoff AZD0865 zur Verfügung (26).
In der ruhenden, nicht-aktivierten Belegzelle befindet sich die Protonenpumpe in
Tubulovesikel verpackt im Zytoplasma der Belegzelle, und zwar im inaktiven Zustand, der
wahrscheinlich auf die fehlende Kaliumleitfähigkeit der Vesikelmembran zurückzuführen ist
(57). Nach erfolgter Aktivierung wandern die Tubulovesikel zur luminalen Belegzellmembran
und verschmelzen dort mit ihr. Die Membran ist entweder schon von vornherein leitfähig für
K+- und Cl--Ionen oder wird nun erst leitfähig und ermöglicht so die aktive HCl-Sekretion. Es
wurden Hinweise gefunden, daß sowohl die Kanäle für K+- als auch für Cl--Ionen, die hierbei
eine Rolle spielen, ebenso wie die H+/K+-ATPase-Proteine bei Inaktivität internalisiert und
6 Einleitung
wiederverwertet werden (22). Bei der Translokation der Tubulovesikel kommt dem
Zytoskelett und mit ihm assoziierten Proteinen wie z.B. Ezrin, Syntaxinen, VAMP-2 und
Rab-Proteinen, die an den Membranverschmelzungsvorgängen beteiligt sind, eine wichtige
Rolle zu (3; 21; 23).
Ist die H+/K+-ATPase in die luminale Zellmembran der Belegzelle integriert, hängt die
Säuresekretion nach dem Schema von Abbildung 3 von vier Faktoren ab: der Verfügbarkeit
von ATP, der Bildung von H+ und HCO3- durch die Carboanhydrase, der luminalen
Permeabilität für K+ und Cl- sowie dem basolateralen Austausch von Cl- und HCO3-.
Damit die Protonenpumpe ihre Funktion erfüllen kann, ist sie also auf eine gewisse K+-
Konzentration im Lumen der Kanaliculi angewiesen. Der ständige Einwärtstransport durch
die H+/K+-ATPase und damit die luminale Verarmung an K+ wird durch K+-Kanäle
ausgeglichen. Zum jetzigen Zeitpunkt wurden drei verschiedene K+-Kanäle in der apikalen
Membran von Belegzellen identifiziert, die alle die unerläßliche Eigenschaft besitzen, auch
bei äußerst niedrigen luminalen pH-Werten den K+-Ausstrom zu gewährleisten. Bei dem
funktionell wichtigsten K+-Kanal in Belegzellen handelt es sich um ein zusammengesetztes
Transportprotein. Die eigentliche porenbildende Untereinheit KCNQ1 ist im Magengewebe
hauptsächlich mit der regulierenden Untereinheit KCNE2 (=MiRP1) gekoppelt, die unter
anderem die elektrophysiologischen Eigenschaften bestimmt (11; 18; 20). Die anderen beiden
K+-Kanäle, Kir4.1 und Kir2.1, gehören zur Familie der Kir (inward rectifying) Kanäle (14;
35).
Die für die HCl-Bildung notwendigen Cl--Ionen verlassen die Belegzelle ebenfalls über
Ionenkanäle. Entgegen dem Cl--Konzentrationsgradienten überwiegen die elektrischen
Triebkräfte für den Ausstrom ins Lumen der Kanaliculi. Diese werden über die
Kaliumpermeabilität der luminalen Membran und das damit generierte Potenzial erzeugt.
Bislang konnten für nur einen luminalen Cl--Kanal, den ClC-2 Kanal, konkrete Hinweise
gefunden werden (52). ClC-2 ist spannungsabhängig und wird sowohl durch niedrige pH-
Werte als auch cAMP-abhängige PKA-Phosphorylierung aktiviert (34). Zur Hemmung von
ClC-2 kann neben anderen Wirkstoffen der Cl--Kanal-Blocker NPPB eingesetzt werden. Die
eindeutige Rolle von ClC-2 für die Magensäuresekretion bleibt allerdings umstritten, denn in
einer anderen Studie wurde weder in Rattengewebe noch in menschlichen Magenproben eine
signifikante Expression dieses Kanalproteines in Belegzellen festgestellt (22).
Der während der Säuresekretion durch luminalen Ausstrom entstehende Verlust an Cl--Ionen
muß durch den entsprechenden Nachschub von der basolateralen Seite wieder aufgefüllt
7 Einleitung
werden. Im klassischen Modell steht dafür ein Cl¯/HCO3--Austauscher (AE2), der zur selben
Zeit das vermehrt entstehende HCO3- aus der Belegzelle transportiert, zur Verfügung. Starke
AE2-Expression konnte in den Belegzellen nachgewiesen und mit Hilfe
immunhistochemischer Methoden genau in der basolateralen Membran lokalisiert werden.
Die Intensität der AE2-Expression ist hierbei im Vergleich zu den anderen Zellen des
Magenepithels um ein Vielfaches höher, scheint also besonders mit den Funktionen der
Belegzelle verknüpft zu sein.
AE2 kommt ubiquitär vor und gehört zur Familie der SLC4A-codierten Transportproteine, zu
denen neben anderen Typen von AE auch Na+-HCO3--Cotransporter gehören (2). Allein in
Belegzellen wurden drei verschiedene Subtypen von AE2 gefunden. Die Anionenaustauscher
erfüllen allgemein verschiedene Aufgaben. Sie sind unter anderem an der Regulation des
intrazellulären pH-Wertes, der intrazellulären Cl--Ionenkonzentration, des Zellvolumens und
des Zelltonus beteiligt. Der in die Membran integrierte Teil des Transportproteins, die
sogenannte transmembranäre Domäne, enthält wahrscheinlich einen pH-empfindlichen
Bereich, der als pH-Sensor fungieren kann (54). Charakteristische Merkmale des AE2 sind
seine äußerst hohe Transportkapazität sowie die spezifische Inhibition durch 4,4’-diiso-
thiocyanostilbene-2,2’-disulfonsäure (DIDS) in einer niedrigen Konzentration (IC50 = 3.2
µM) (12). Eine weitere Möglichkeit, die Funktion von AE2 zu hemmen, besteht indirekt über
den Einsatz des Carboanhydrasehemmstoffes Azetazolamid, der die notwendige schnelle
Bereitstellung von endogenem HCO3- unterbindet. Für die Steuerung der AE2-Aktivität
werden grundsätzlich zwei unterschiedliche Möglichkeiten in Betracht gezogen. Zum einen
können über Phosphorylierung und gleichzeitige Änderung der Affinität der Bindungsstellen
die kinetischen Eigenschaften verändert werden. Zum anderen wirken niedrige Cl--
Konzentration und hohe HCO3-Konzentrationen intrazellulär aktivierend. Hierdurch besteht
eine Abhängigkeit vom herrschenden intrazellulären pH-Wert (pHi), der bei Werten unter 7.0
zu einer Deaktivierung führt (41; 51; 54).
Erst kürzlich wurde ein nur in Magen und Niere vorkommendes Transportprotein aus einer
anderen SLC-Anionenaustauscherfamilie identifiziert. Es handelt sich um SLC26A7. Sein
Vorkommen ist ausschließlich auf die basolaterale Membran von Belegzellen bzw. von
Schaltzellen in den äußeren medullären Sammelrohren der Niere beschränkt. Im Gegensatz zu
AE2 funktioniert der elektroneutrale Austausch von extrazellulärem Cl- gegen intrazelluläres
HCO3- auch bei pHi-Werten deutlich unter 7.0. Mit einer IC50 von 126μM 4,4’-diiso-
thiocyanostilbene-2,2’-disulfonsäure (DIDS) ist für die Inhibition eine bedeutend höhere
8 Einleitung
Konzentration nötig als bei AE2 (2; 43). Zudem konnten wir in zusätzlichen Versuchen in
Zusammenarbeit mit Prof. Muallem, Texas, NPPB als Inhibitor von SLC26A7 nachweisen.
An Xenopus Oozyten, die das SLC26A7-Protein überexprimierten, führte SLC26A7 zu Cl--
Strömen. Wir fanden eine konzentrationsabhängige Blockade dieser Cl--Ströme durch NPPB
(unveröffentlichte Daten). Bei NPPB handelt es sich um einen unspezifischen Inhibitor von
Cl--Kanälen, so daß NPPB potenziell sowohl luminal als auch basolateral an der Belegzelle
wirken kann.
Einen weiteren Mechanismus, der für den benötigten Cl--Einstrom basolateral zur Verfügung
steht, repräsentiert ein Cotransporter für Natrium-, Kalium- und Chloridionen (NKCC).
Elektroneutral transportiert dieses Transportprotein vier Ionen über die Zellmembran, jeweils
ein Na+-, ein K+- und zwei Cl--Ionen. NKCC-Proteine sind in vielen verschiedenen Zellen und
Gewebearten nachweisbar, darunter in absorbierenden und sezernierenden Epithelien,
Muskelzellen, Nervenzellen, Endothelien, Fibroblasten und Blutzellen. Allgemein scheint
NKCC eine wichtige Rolle bei der Steuerung des Zellvolumens sowie der Aufrechterhaltung
von Ionengradienten zu spielen. Besonders in Epithelverbänden sorgt NKCC gemeinsam mit
Cl-- und K+-Kanälen sowie der Na+-K+-Pumpe für transepithelialen Transport von NaCl und
daran anschließend von Wasser (19). NKCC-Proteine lassen sich weiter einteilen in zwei
verschiedene Isoformen. NKCC1 ist die weitverbreitete, epithelial sekretorische Isoform,
während NKCC2 nur im dicken aufsteigenden Ast der Henleschen-Schleife nachgewiesen
wurde, wo NaCl resorbiert wird (33). NKCC-Aktivität läßt sich charakteristischerweise mit
den Schleifendiuretika Bumetanid und Furosemid hemmen (37). Letztlich reguliert wird das
NKCC-Protein über seinen Phosphorylierungszustand. Hierbei spielen Kinasen (PKA) und
Phosphatasen eine Rolle, indem sie auf Änderungen des intrazellulären Cl--Gehaltes oder des
Zellvolumens reagieren (31; 32).
Die Belegzelle besitzt außerdem Austausch-Proteine für Na+-Ionen und Protonen (NHE). In
den Belegzellen ist dies basolateral die Isoform 2. Sie spielt für die pH-Homöostase der Zelle
eine wichtige Rolle. Hemmbar sind die NHE-Proteine mit dem spezifischen Hemmstoff
Amilorid. Abbildung 4 zeigt die wichtigen Transporter mit den entsprechenden Hemmstoffen
im Transportschema der Belegzelle.
9 Einleitung
Cl-
K+
H2O
Na+ATP
ATP
K+
H+
H+
Na+
AE2Cl-
HCO3-
CAHCO3
-
H+
K+
HCO3-
SLC 26A7Cl-
DIDS = 10µM
NPPBDIDS = 150µM
AmiloridAZD0865
Na+
K+2Cl-
Bumetanid
Luminal Basolateral
Cl-
K+
H2O
Na+ATPATP
ATP
K+
H+
H+
Na+
AE2Cl-
HCO3-
CAHCO3
-
H+
K+
HCO3-
SLC 26A7Cl-
DIDS = 10µM
NPPBDIDS = 150µM
AmiloridAZD0865
Na+
K+2Cl-Na+
K+2Cl-
Bumetanid
Luminal Basolateral
Abbildung 4: Zusammenfassung der Transportproteine und ihrer Hemmstoffe.
1.4 Regulationsmechanismen und intrazelluläre Signalweiterleitung
Die Säuresekretion durch die Belegzellen ist physiologischerweise ein sehr genau regulierter
Vorgang. Verschiedene Ligand-Rezeptor-Interaktionen spielen dabei eine Rolle. An
vorderster Stelle sind hierbei Acetylcholin, Gastrin und besonders Histamin zu nennen, die
parakrin und endokrin Einfluß nehmen (Abbildung 5).
Acetylcholin, aufgrund zentraler Impulse aus den vagalen Nervenendigungen freigesetzt,
greift über verschiedene Wege in die Magensäuresekretion ein. Zum einen hat es über
muskarinerge Rezeptoren vom Typ 3 (M3), einem G-Protein-gekoppelten Rezeptor, direkt
aktivierenden Einfluß. Stimulation führt über Aktivierung von Phospholipase C zu einem
Anstieg von Inositol-triphosphat (IP3), welches als Botenstoff dafür sorgt, daß Kalzium aus
seinen intrazellulären Speichern freigesetzt wird (56). Eine weitaus wichtigere Rolle scheinen
quantitativ die Acetylcholinwirkungen zu spielen, die ihren Angriffspunkt nicht direkt an der
Belegzelle haben. Sowohl die Histaminfreisetzung aus den ECL-Zellen im Magenfundus als
auch die Freigabe von Gastrin aus den G-Zellen des Antrums werden über
Acetylcholinrezeptoren gesteigert.
10 Einleitung
Luminal
M3
H2
Gastrin
Acetylcholin
Histamin
Gαq, PLC, DAG, IP3, Ca2+, PKC
Gαs, AC, cAMP, PKA
H+
R Prostaglandin, Somatostatin
Gαi
G
GRP
GIP, CCKSomatostatin
H+
BasolateralCaSR Ca2+
ECL
CCKB
Luminal
M3
H2
Gastrin
Acetylcholin
Histamin
Gαq, PLC, DAG, IP3, Ca2+, PKC
Gαs, AC, cAMP, PKA
H+
R Prostaglandin, Somatostatin
Gαi
G
GRP
GIP, CCKSomatostatin
H+
BasolateralCaSR Ca2+
ECL
CCKB
Abbildung 5: Regulation der Säuresekretion. G = G-Zelle, ECL = Histamin-speichernde ECL-Zelle, GIP = Gastric-inhibitory-peptide, CCK = Cholecystokinin, GRP = Gastrin-releasing-peptide, PLC = Phospholipase C, DAG = Diacylglycerin, PKC = Proteinkinase C, PKA = Proteinkinase A, AC = Adenylatcyclase, IP3 = Inositoltriphosphat, Gαq,s,i = G-Protein-gekoppelte Rezeptoren, CaSR = Calcium-sensing-receptor, M3 = muskarinerger Rezeptor Subtyp 3, CCKB = Gastrin/Cholecystokinin-B-Rezeptor, H2 = Histaminrezeptor Typ 2.
Gastrin entfaltet seine Wirkung an den Belegzellen in einer sehr ähnlichen Art und Weise wie
Acetylcholin über den Gastrin/Cholecystokinin-B-Rezeptor (CCKB). Über ein G-Protein,
aktivierte Phospholipase C und IP3 erhöht es ebenfalls die intrazelluläre Ca2+-Konzentration.
Gastrin wird über die Vorstufe Progastrin in antralen und duodenalen G-Zellen gebildet. Die
Freisetzung unterliegt mehreren regulatorischen Mechanismen. Sie wird erhöht durch
Acetylcholin, Gastrin-releasing-peptide (GRP), Aminosäuren und Protonen. Letzteres ist
möglich, da die G-Zelle ebenfalls direkten Kontakt zum Drüsenlumen hat und der pH-Wert
sie so direkt beeinflussen kann. Liegt der pH-Wert über 3, wird vermehrt Gastrin abgegeben,
während ein Wert unter 3 zu einer Verminderung der Abgabe führt. Diese Koppelung an den
vorherrschenden pH-Wert scheint die wichtigste regulierende Rolle für die G-Zelle zu
spielen. Ebenso wie der niedrige pH-Wert hemmen Somatostatin, Cholecystokinin und
Gastric-inhibitory-peptide die Gastrinsekretion. Neben dem oben erwähnten direkten Effekt
auf die Belegzelle nimmt Gastrin ebenfalls Einfluß über Gastrinrezeptoren an den ECL-Zellen
und somit über den sich anschließenden Histaminpfad. Es ist Gegenstand laufender
Diskussionen, welche Wirkung entscheidender ist. Unter einer Blockade von Histamin-
Rezeptoren (H2) läßt sich keine gastrininduzierte Säuresekretion messen. Die Anwesenheit
von Histamin und seine Wirkung scheinen somit eine Vorbedingung für die Gastrinwirkung
11 Einleitung
zu sein. Auf der anderen Seite verliert Histamin seine stimulierende Wirkung fast vollständig
bei gentechnisch mutierten Mäusen ohne Gastrinproduktion oder ohne den Gastrinrezeptor
CCKB (50).
Die weitaus größte Bedeutung bei der Magensäuresekretion, gerade was die direkte
Stimulation der Belegzelle betrifft, kommt dem Histamin aus den ECL-Zellen zu. Diese
kleinen Zellen finden sich in den säureproduzierenden Anteilen des Magens in unmittelbarer
Nähe zu den Histaminzielzellen, den Belegzellen. Im Zytoplasma der ECL-Zellen lassen sich
mit Hilfe der Elektronenmikroskopie dichte Vesikel nachweisen, die Histamin enthalten.
Somit steht es in dieser Speicherform für eine schnelle Freisetzung zur Verfügung. Die
Kontrolle dieser Histaminausschüttung, ebenso wie die Synthese des Histamins, wird stark
von der Gastrinkonzentration beeinflußt. Eine etwas weniger bedeutende Rolle bei der
Stimulierung der Histaminfreisetzung aus den ECL-Zellen spielen außerdem Acetylcholin
und β-Sympathomimetika. Eine Inhibition der ECL-Zellen findet man unter dem Einfluß von
Somatostatin (46). Die für die Magensäuresekretion entscheidenden Histaminrezeptoren (H2)
finden sich an der basolateralen Membran der Belegzellen. Die Bindung von Histamin an
seinen G-Protein-gekoppelten Rezeptor aktiviert die Adenylatzyklase, wodurch mehr cAMP
bereitgestellt wird, welches die Proteinkinase A (PKA) aktivieren kann. Experimentell wie
auch in der klinischen Praxis ist eine selektive Inhibition des H2-Rezeptors möglich, die zu
einer Drosselung der Säuresekretion führt. Auch die durch Gastrin und Acetylcholin
ausgelöste Stimulation wird durch H2-Antagonisten vermindert, was für eine
Histaminabhängigkeit dieser Vorgänge spricht oder eventuell eher auf indirekte Stimulation
der ECL-Zellen durch Gastrin und Acetylcholin deutet.
Die Aktivierung der Belegzelle zur Säuresekretion über Histamin, Gastrin und Acetylcholin
mündet letztlich in einer gemeinsamen Endstrecke: der Verschmelzung der H+/K+-ATPase-
enthaltenden Vesikel mit der luminalen Zellmembran und der Bereitstellung der
Transportwege für K+, Cl- und HCO3-. Wegen seiner zentralen Bedeutung bei der Aktivierung
der Belegzelle wurde Histamin für die Experimente im Rahmen dieser Arbeit als Mittel zur
Stimulation gewählt.
Neben diesen klassischen Stimulations- und Regulationsmechanismen gibt es eine Reihe
weiterer Elemente, für die gerade in letzter Zeit eine Einflußnahme auf die Sekretion von
Magensäure nachgewiesen wurde. Somatostatin, einem parakrin-wirkenden Stoff aus den D-
Zellen des Magens, wird unter anderem zugeschrieben, daß es die Synthese und Sekretion von
Gastrin hemmt, einen hemmenden Einfluß auf die Histaminabgabe der ECL-Zellen ausübt
12 Einleitung
und daneben direkt negativ auf die Magensäuresekretion der Belegzellen wirkt. Vermittelt
werden diese Funktionen meist über den Somatostatinrezeptor vom Subtyp 2 (sst2), der auf
ECL- und Belegzellen nachgewiesen wurde (29; 36). Der sogenannte „Calcium-sensing
receptor“ (CaSR) stellt eine Art Biosensor für zwei- und dreiwertige Kationen dar. Er wurde
sowohl stark exprimiert in Belegzellen des Magens gefunden, wo er unabhängig von anderen
Mechanismen die Säuresekretion fördert, als auch in G-Zellen nachgewiesen, wo er Einfluß
auf die Gastrinabgabe hat (8; 17; 50). Der CaSR ist in seiner Funktion unter anderem durch
Aminosäuren, insbesondere L-Phenylalanin, allosterisch aktivierbar (8). Aminosäuren sind
aber auch unabhängig vom CaSR an der Regulation der Magensäuresekretion beteiligt. Dies
geschieht über spezielle Aminosäurentransporter in Belegzellen (27). Wie der Weg von
erhöhten Aminosäurenkonzentrationen im Blut über diese Transporter hin zu verstärkter
Magensäuresekretion verläuft, ist noch nicht genau bekannt.
1.5 Fragestellung
Belegzellen verfügen über drei mögliche Cl--Einstrommechanismen in der basolateralen
Membran: AE2, SLC26A7 und NKCC1. Zielsetzung dieser Arbeit war es, die Beteiligung
dieser verschiedenen Cl--Transporter an der Cl--Aufnahme während der stimulierten
Säuresekretion funktionell zu untersuchen. Die mikrofluorimetrischen Messungen des pHi-
Wertes und der intrazellulären Cl--Ionenkonzentration an handisolierten Magendrüsen
erfolgten unter Anwendung pharmakologischer Hemmstoffe, unter Modulation des pH-
Wertes sowie Veränderungen der Ionenkonzentrationen. Mit diesen Experimenten sollte die
Bedeutung der einzelnen Transporter bestimmt und ihr Beitrag zur Magensäuresekretion
eingeschätzt werden.
13 Material und Methoden
2 Material und Methoden
2.1 Lösungen und Substanzen
Für die Perfusion bei den Experimenten sowie bei der Präparation der einzelnen Magendrüsen
wurde HEPES-Ringer-Lösung (Standard) verwendet. Sie wurde je nach Anforderung der
einzelnen Versuchsreihen in ihrer Zusammensetzung variiert. HEPES (Hydroxymethyl-
aminomethan-N-hydroxyethylpiperazin-N-2-ethan-sulfonat; pKs 7.4) diente hierbei als Puffer.
Tabelle 1: Zusammensetzung der Lösungen. Alle Angaben in mmol/l. (37°C; pH = 7,4)
Standard Na+-frei Na+-frei +NH4Cl Cl--frei Na+/Cl--frei
NaCl 115 - - - -
NMDG+-Cl- - 132.8 132.8 -
NMDG+-SO42- - - - - 132.8
NH4Cl - - 20 - -
KCl 5 5 5 - -
MgSO4 1.2 1.2 1.2 1.2 1.2
CaCl2 1 1 1 - -
K+-Gluconat - - - 5 3
Na+-Gluconat - - - 120 -
Ca2+-Gluconat - - - 2 -
Ca2+-Cyclamat - - - - 2
Mannitol - - - - 10
Glucose 10 10 10 10 10
HEPES 32.2 32.2 32.2 32.2 32.2
Bei NMDG handelt es sich um N-Methyl-D-Glucamin, das zur Substitution in den Na+-freien
Lösungen eingesetzt wurde.
Wie aus Tabelle 1 ersichtlich ist, wurden alle verwendeten Lösungen bei einer mittels
Thermosonde in der Lösung gemessenen Temperatur von 37°C auf einen pH-Wert von 7.4
eingestellt. Um den normalen physiologischen Verhältnissen so gerecht wie möglich zu
14 Material und Methoden
werden, wurden alle Experimente bei derselben Temperatur von 37°C durchgeführt, was
durch Beheizung des Zulaufs und des Objekttisches am Mikroskop möglich war. Für die
genaue Titration des pH-Wertes kamen je nach Lösung Salzsäure, Schwefelsäure, NaOH oder
KOH zum Einsatz.
Mit Hilfe eines Gefrierpunkt-Osmometers (Precision Systems, Inc.; Natick, MA, USA)
erfolgte vor Einsatz der Lösungen eine Kontrolle der Osmolarität, die bei allen Lösungen 295
± 5 mosmol/L betrug. Alle HEPES-Lösungen wurden jeweils frisch hergestellt, bei
Nichtgebrauch unter 4°C gelagert und nach maximal drei Tagen verworfen. Den Lösungen
wurde kein CO2 zugeführt, sie waren folglich HCO3--frei.
Andere verwendete Substanzen
Alle Substanzen wurden von der Firma SIGMA (St. Louis, USA) bezogen, mit Ausnahme des
Protonenpumpeninhibitors AZD0865, der eine freundliche Gabe der Firma Astra Zeneca
(Moelndal, Schweden) war. Die Farbstoffe MQAE und BCECF stammten von Molecular
Probes. Die verwendeten Substanzen wurden als frische Stammlösungen angesetzt und zu den
Experimentierlösungen pipettiert, um die notwendigen Endkonzentrationen zu erreichen. Die
Stammlösungen wurden aliquotiert und bei -20°C tiefgefroren aufbewahrt.
Nigericin und BCECF wurden in DMSO (Dimethylsulfoxid) gelöst, wobei die
Endkonzentration von DMSO bei ≤0,1% lag.
Tabelle 2: Substanzen und Pharmaka.
Substanz Nomenklatur Strukturformel
Histamin
MQAE N-(methoxycarbonylmethyl)-
6-methoxyquinolinium-bromid
Cimetidin
15 Material und Methoden
BCECF 2’,7’-bis-(carboxyethyl)-5-(6)-
carboxyfluorescein
Nigericin
NPPB 5-Nitro-2-(3-phenylpropyl-
amino)benzoic acid
Azetazolamid
16 Material und Methoden
Bumetanid
Amilorid
DIDS 4,4’-Diisothiocyanato-
stilbene-2,2’-disulfonic acid
AZD0865 Protonenpumpenhemmstoff der Firma Astra Zeneca; zur Zeit
noch nicht offengelegt
Celltak biologisches Adhesiv zur Fixierung der Drüsen auf dem Objektträger
2.2 Tiere
Bei den verwendeten Tieren handelte es sich um Sprague-Dawley Ratten aus den Charles
River Laboratories, Wilmington, MA, USA. Die Tiere wurden unter normalem Tag- und
Nachtrhythmus sowie gleichbleibenden, kontrollierten Klimabedingungen gehalten und hatten
jederzeit freien Zugang zu Standardfutter und Wasser, wie es den Tierhaltungsregelungen des
Yale Animal Care and Use Committee der Yale-Universität entsprach. Zum Zeitpunkt der
Magenentnahme wogen die Tiere ca. 150 bis 250 g. Jeweils zwölf Stunden vor den
Experimenten bekamen die Ratten kein Futter mehr, um gleiche Ausgangsbedingungen zu
schaffen und die gastrische Magensäuresekretion, soweit es möglich war, auf ein Minimum
herabzusetzen.
17 Material und Methoden
2.3 Isolierung der Magendrüsen
Für die Darstellung einzelner Magendrüsen wurde die Präparation von Hand unter
mikroskopischer Aufsicht gewählt, um die größtmögliche Stabilität und Unversehrtheit der
gesamten Drüse zu erreichen. Zu diesem Zwecke wurden die Ratten mit Äther anästhesiert
und nach zervikaler Dislokation wurde durch eine Laparotomie der gesamte Magen
entnommen. In auf Eis gekühlter Standard-Lösung wurde der Magen sodann eröffnet und in
der gleichen Lösung unter mehrmaligem Austauschen der Lösung gründlich gewaschen, so
daß der größte Teil des Mageninhalts entfernt wurde, der trotz Fasten noch vorhanden war.
Für die Versuche wurden nur Teile aus dem Corpusbereich entnommen, da dort die
säuresezernierenden Magendrüsen am zahlreichsten auftreten. Das Gewebe wurde daraufhin
in ca. 0.3-0.5 cm2 große Stücke zurechtgeschnitten.
Unter Beibehaltung der Kühlkette wurden die Gewebestücke unter ein Stereomikroskop
(Zeiss) überführt, wo bei 50facher Vergrößerung mit geschliffenen Pinzetten zuerst die
Muscularis mucosae und übrige Gewebereste entfernt und danach Einzeldrüsen isoliert
wurden.
Die Drüsen wurden in einem nächsten Schritt aus der gekühlten Standard-Lösung mittels
einer feinen Pasteur-Glaspipette auf den mit Celltak, einem biologischen Klebstoff aus
Fibronectin, vorbereiteten Objektträger überführt. Dort wurden die Drüsen, wiederum unter
mikroskopischer Sicht, vorsichtig mit Pinzetten fixiert. Zuletzt wurde die Perfusionskammer
mit Hilfe eines abdichtenden Gels auf dem Objektträger befestigt und sofort im Anschluß die
Perfusion gestartet, um die Zellen in ihrer Lebens- und Funktionsfähigkeit so wenig wie
möglich zu beeinträchtigen.
Die Belegzellen wurden anhand ihrer charakteristischen Morphologie identifiziert (Abbildung
6). Die Belegzelle hat eine typische Form, ist relativ groß und im Vergleich zu benachbarten
Hauptzellen konisch geformt. Eine Kontrolle erfolgte über den Einsatz eines mitochondrialen
Markerfarbstoffes, dessen Intensität erwartungsgemäß in den Belegzellen als
mitochondrienreichsten Zellen des Organismus am weitaus stärksten war.
18 Material und Methoden
Abbildung 6: Aufnahme einer handisolierten Rattenmagendrüse. Auf der linken Seite die Fluoreszenzaufnahme, rechts das Nativbild unter normaler Durchleuchtung. Die Belegzellen sind an ihrer charakteristischen Form zu erkennen (Pfeil). Vergrößerung: 600x.
Im Durchschnitt wurden je Experiment ungefähr acht Zellen in einer Drüse markiert. Alle
Daten und Bilder wurden nach Ende eines Experimentes auf dem Computer gespeichert, bis
sie zu einem späteren Zeitpunkt sorgfältig ausgewertet wurden. Ebenso wurde während jeder
Messung die Hintergrundemission registriert. Diese war jedoch nie größer als maximal 2%.
Bei jedem Experiment wurde außerdem die Autofluoreszenz des Gewebes überprüft.
Sämtliche Experimente wurden an verschiedenen Magendrüsen von mindestens drei
verschiedenen Tieren und an unterschiedlichen Tagen wiederholt, wobei mit „n“ die absolute
Zahl der gemessenen Zellen angegeben ist.
2.4 Meßanordnung
Nachdem die Drüsen isoliert und je nach Experiment mit Fluoreszenzfarbstoff inkubiert
worden waren, wurde der Objektträger mit der Perfusionskammer auf dem Tisch eines
inversen Mikroskops (Olympus IX50, Olympus, USA) fixiert. Während der Versuche fand
eine kontinuierliche Perfusion mit rund 5ml/min statt, wobei das Kammervolumen ungefähr
180µl betrug. Über ein elektronisch rückgekoppeltes Heizsystem, das sowohl die Kammer als
auch die zuführenden Leitungen einschloß, wurde die Temperatur konstant bei 37°C ± 0.5°C
gehalten und durch Kontrollmessungen sichergestellt.
19 Material und Methoden
Das Mikroskop war mit einer 175 Watt-Xenonlampe und einem 60fachen
Vergrößerungsobjektiv ausgestattet. Der prinzipielle Aufbau der Mikrofluorimetrie ist in
Abbildung 7 dargestellt. Durch den Einsatz entsprechender Filter durch einen Monochromator
wurde die benötigte Wellenlänge des Lichtes bestimmt. Die größte Bedeutung hatte die
Trennung des Exzitationslichtes von der emittierten Fluoreszenz. Hierzu diente ein
dichroischer Spiegel, da das vom Fluoreszenzfarbstoff emittierte Licht immer langwelliger,
d.h. weniger energiereich ist als das Exzitationslicht. Da nur ein kleiner Bruchteil des von der
jeweiligen Magendrüse ausgesandten Fluoreszenzlichtes letztlich durch das Objektiv fällt,
muß für eine möglichst maximale Kollektion gesorgt werden. Diese gewünschte
Maximierung geht allerdings auf Kosten der Bildqualität im normalen
Durchleuchtungsmodus.
CCD -Kamera
Con trol ru n wi th c holeratoxin (10 m in. inc ub ate d) - 090501 CHOLERA1.X LS
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OCl HEPES (low divalent)
HEPES (low divalent)
OCl HEPES (low divalent)
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Computer
Objektiv
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Dichroischer Spiegel
DigitaleBildbearbeitung
GraphischeAuswertung
Spiegel
350 nm
460 nm
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Flüssigkeit
Perfusionskammer
Drüse
x/y -Tisch
37°C
CCD -Kamera
Con trol ru n wi th c holeratoxin (10 m in. inc ub ate d) - 090501 CHOLERA1.X LS
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HEPES (low divalent)
OCl HEPES (low divalent)
calibrationEmissionsfilter
Computer
Objektiv
Exzitationsfilter
Dichroischer Spiegel
DigitaleBildbearbeitung
GraphischeAuswertung
Spiegel
350 nm
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Lichtquelle
Flüssigkeit
Perfusionskammer
Drüse
x/y -Tisch
37°C
CCD -Kamera
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HEPES (low divalent)
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GraphischeAuswertung
Spiegel
350 nm
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Lichtquelle
Flüssigkeit
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Drüse
x/y -Tisch
37°C
Abbildung 7: Schematischer Aufbau der Mikrofluorimetrie. Ausgehend von der Xenonlampe als Lichtquelle wird z.B. die für Cl--Messungen benötigte Wellenlänge von 350 nm durch das Exzitationsfilter (Bandpass) herausgefiltert. Der dichroische Spiegel reflektiert diese Wellenlänge, während er gleichzeitig das von der Drüse emittierte längerwellige Licht durchläßt. Das Emissionsfilter hinter dem dichroischen Spiegel sorgt dafür, daß nur die gewünschte Wellenlänge weiter zur Kamera (CCD-Kamera = Charged-Coupled-Device-Kamera) und zur weiteren Bearbeitung gelangt.
20 Material und Methoden
2.5 Versuchsdurchführung
2.5.1 Intrazelluläre pH-Messung
BCECF (2’,7’-bis-(carboxyethyl)-5-(6)-carboxyfluorescein) ist ein häufig verwendeter
Fluoreszenzindikator für die Messung des intrazellulären pH-Wertes. Im Gegensatz zu
MQAE handelt es sich hierbei nicht um einen Einwellenlängen-Farbstoff. Zur Exzitation
kommen zwei verschiedene Wellenlängen (440 nm und 490 nm) zur Anwendung, die
Emission wird dann in beiden Fällen bei einer Wellenlänge von 535 ± 10 nm aufgezeichnet.
Bei der Exzitationswellenlänge von 440 nm ist die Fluoreszenz relativ pH-unempfindlich. Bei
490 nm dagegen reagiert die Indikatorsubstanz sehr pH-empfindlich. Der pKa-Wert dieses
Stoffes beträgt 7.0 und liegt damit im Bereich des zytoplasmatischen pH während der
durchgeführten Experimente. Das Acetylmethylester-Derivat von BCECF weist eine hohe
Membrangängigkeit auf. Die Verwendung eines lipophilen Esterderivates stellt eine elegante
Methode der Indikatorbeladung von Zellen dar. Intrazellulär wird das nicht-fluoreszierende
Derivat durch unspezifische Esterasen hydrolysiert und so in die fluoreszierende Form
überführt. Der fluoreszierende Indikator kann aufgrund seiner Ladung die Zellmembran nicht
mehr durchdringen. Bei einem pH von 7.0-8.0 hat BCECF 4-5 negative Ladungen, die die
intrazelluläre Retention bewirken. In den Experimenten kam eine Konzentration von 10µM
des BCECFs zur Anwendung, welches zuvor in DMSO gelöst wurde. Das Gewebe wurde bei
Raumtemperatur für rund 15 Minuten inkubiert.
Aus den Meßwerten errechnete der Computer automatisch das Verhältnis (ratio) 490/440 der
Emissionsintensitäten bei den entsprechenden Exzitationswellenlängen. Mit Hilfe der
Nigericinkalibrierung wurden die gemessenen Fluoreszenzquotienten im Anschluß in absolute
pH-Werte konvertiert (55). Nigericin wurde als Protonen-Ionophor bzw. K+/H+-Austauscher
für diesen Zweck mit einer speziellen K+-reichen Kalibrierungslösung kombiniert. Dies führte
zu einem Angleichen der pH-Werte von intra- und extrazellulärem Raum. Der hohe K+-
Ionengehalt (105mM; siehe Tabelle 3) der Kalibrierungslösung führte während der Perfusion
zu einem Ausgleich der transmembranären K+-Konzentration, daher zu einer vollständigen
Depolarisation des Membranpotentials und erlaubte auf diese Weise zusammen mit dem
Nigericin die Einstellung des Protonengleichgewichtes.
21 Material und Methoden
Tabelle 3: Zusammensetzung der Kalibrierlösung bei pH-Wert 7.4.
Substanz mmol/l
NMDG 32.8
HEPES 32.2
KCl 105
CaCl2 1
MgSO4 1.2
Nigericin 0.01
Da BCECF einen sogenannten gewebespezifischen pKa-Wert hat, der bedingt wird durch das
jeweilige Gewebe und den Zelltyp sowie außerdem durch die Untersuchungsbedingungen
beeinflußt wird, muß jeweils eine Kalibrierung durchgeführt und eine Eichkurve erstellt
werden. Für die vorliegenden Versuche wurde daher eine Kalibrierungskurve in den
Belegzellen des Rattenmagens für den pH-Bereich 5.5 bis 8.5 erstellt und der dabei
gewonnene pKa-Wert für die Analyse aller Versuche verwendet. Dabei ergab sich für das
Verhältnis der Fluoreszenzintensitäten bei den Wellenlängen 440 nm und 490 nm sowie dem
extrazellulären pH-Wert eine sigmoidale Funktion mit annähernd linearem Verlauf zwischen
pH 6.4 und 7.8. Der errechnete pKa-Wert für die Rattenbelegzellen betrug 7.34 ± 0.16.
Im einzelnen wurde zunächst eine Magendrüse isoliert und für 15 Minuten mit BCECF in
Standard-HEPES bei Raumtemperatur inkubiert. Vor dem Start der
Fluoreszenzaufzeichnungen wurde die Perfusionskammer mit Standard-Lösung gespült, um
die nicht aufgenommene Indikatorsubstanz zu entfernen. Außerdem wurde, wie bei jedem
folgenden Experiment, gewartet, bis sich ein konstanter Ausgangsfluoreszenzquotient
eingestellt hatte. Darauf folgte die Perfusion mit den verschiedenen Kalibrierungslösungen,
die jeweils für einen pH-Wert zwischen 5.5 und 8.5 in 0.5-Punkteabständen auf den
jeweiligen pH-Wert bei 37°C titriert worden waren. Die Nigericinkonzentration betrug in
allen Lösungen 10µM. Hatte sich ein konstanter Meßwert für einen pH-Wert eingestellt,
wurde zur nächsthöheren bzw. -niederen Kalibrierungslösung geschaltet (Abbildung 8).
22 Material und Methoden
0
1
2
3
4
0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000
Zeit (s)
Rat
io 4
90/4
40
Kontr pH 7.0 7.5 8.0 8.5 7.0 6.5 6.0 5.5 7.0
0
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0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000
Zeit (s)
Rat
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90/4
40
Kontr pH 7.0 7.5 8.0 8.5 7.0 6.5 6.0 5.5 7.0
Abbildung 8: Originalaufzeichnung des Verlaufs des Fluoreszenzquotienten (ratio 490/440) während der Perfusion mit den Nigericinkalibrierungslösungen verschiedener pH-Werte. Kontr = Standard-Lösung bei pH = 7.4.
Belegzellen weisen zahlreiche Regulationsmechanismen des intrazellulären pH-Wertes (pHi)
auf. Neben den zelleigenen Puffersystemen besitzen die Zellen die beschriebenen Cl-/HCO3--
Austauschproteine in ihren Membranen, die unter physiologischen Bedingungen Cl--Ionen in
die Zelle hinein- und HCO3--Ionen aus der Zelle heraustransportieren und so den pHi-Wert
beeinflussen. Werden im Experiment die Bedingungen geändert, z.B. durch Einsatz von Cl--
freier Lösung, können diese Austauscher ebenso in der umgekehrten Richtung funktionieren.
Um diesen Einfluß in den Versuchen so gering wie möglich zu halten, wurden
bikarbonationenfreie Lösungen eingesetzt.
Für die Messungen im azidotischen pHi-Bereich wurden die Belegzellen zu Beginn mit dem
Ammonium-Puls-Verfahren angesäuert, um so die darauf folgende Säuresekretion durch die
Protonenpumpe, die nur bei pH-Werten unter 7.0 arbeitet, darstellen zu können (59). Bei
diesem Verfahren nutzt man die unterschiedliche Membranpermeabilität der Komponenten
NH3 und NH4+ des Puffersystems. Die NH3-Moleküle aus der Perfusionslösung gelangen
dabei durch Diffusion, die NH4+-Moleküle aufgrund ihres hydrophilen Charakters nur über
Transportproteine wie NKCC1 in die Zelle. Abhängig von der Permeabilität für NH4+ kommt
es nach Äquilibrierung von NH3 zu einer Änderung des pHi. Bei Rückkehr zur
Standardlösung ohne NH4Cl diffundiert das NH3 passiv nach extrazellulär und verschiebt so
die Gleichgewichtsreaktion NH4 ↔ NH3 + H+ weiter zu vermehrtem Anfall von Protonen und
Ammoniak. Durch die aktivierte Sekretion von Protonen über die H+/K+-ATPase oder in
23 Material und Methoden
Anwesenheit von Na+ durch den Na+/H+-Austausch folgt eine intrazelluläre Realkalisierung,
die durch die proportionale Änderung des Fluoreszenzquotienten direkt meßbar wird.
Die verschiedenen Isoformen des Natrium/Protonen-Austauschers (NHE), die fast ubiquitär
vorkommen, spielen eine prominente Rolle. Im Vordergrund steht hier die Isoform 2. Um
diesen Anteil des Protonenexportes zu hemmen, wurden in den entsprechenden Experimenten
sowohl zur Ansäuerung eine Na+-freie Ammonium-Chlorid-Lösung als auch darauffolgend
Na+-freie Lösung verwendet. Unter diesen Bedingungen und in Abwesenheit von HCO3-
hängt die beobachtete Alkalisierung der Zellen in der Na+-freien Lösung vom
Protonenausstoß über die aktivierte H+/K+-ATPase ab. Entsprechend kam in den Versuchen
zur Untersuchung der Na+-abhängigen Protonensekretion Amilorid zur Hemmung des
Natrium/Protonen-Austauschers zum Einsatz. Abbildung 9 zeigt eine Originalaufzeichnung
zur Veranschaulichung. Die Berechnung der Alkalisierungsrate (ΔpHi/min) erfolgte über
einen Zeitraum von fünf Minuten, indem ein Steigungsdreieck angelegt wurde.
7.5
6.5
6.6
6.7
6.8
6.9
7
7.1
7.2
7.3
7.4
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900
Zeit (s)
pHi
+Na0Na + NH4Cl0Na
7.5
6.5
6.6
6.7
6.8
6.9
7
7.1
7.2
7.3
7.4
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900
Zeit (s)
pHi
+Na0Na + NH4Cl0Na
Abbildung 9: Originalaufzeichnung der Histamin-stimulierten Säuresekretion. Nach Ansäuerung der Belegzelle erfolgt eine allmähliche Erholung des pH-Wertes durch Protonenausstoß über die H+/K+-ATPase in der Na+-freien Lösung (gestrichelter Abschnitt). Nach Rückgabe der Na+-Ionen erfolgt eine schnelle Alkalisierung zusätzlich durch Natrium/Protonen-Austauscher.
Die Messungen bei physiologischem pH-Wert zur Untersuchung der Cl-/HCO3--Austauscher
wurden ohne das Ammoniumpuls-Verfahren durchgeführt. Ausgehend von einem stabilen
pH-Ausgangswert von 7.2-7.3 wurde die Zelle unter Cl--Ionenentzug alkalisiert, da nun
HCO3- die Zelle nicht mehr durch den Austauscher verlassen konnte und intrazellulär
24 Material und Methoden
akkumulierte. Bei Rückgabe der Cl--Ionen fand entsprechend eine Azidifizierung statt, wie in
Abbildung 10 in einer Originalaufzeichnung dargestellt. Diese Azidifizierung wurde als
Ausdruck der Cl-/HCO3--Austauscheraktivität als Änderung des pH-Wertes in der ersten
Minute berechnet und als ΔpHi/min dargestellt.
0Cl
6.9
7
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
7.6
7.7
0 200 400 600 800 1000 1200
Zeit (s)
pHi
+Cl
H+
Na+
Cl-HCO3
-
CO2 H+ + HCO3-
0 Cl-
pH
CA
0Cl
6.9
7
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
7.6
7.7
0 200 400 600 800 1000 1200
Zeit (s)
pHi
+Cl
H+
Na+
Cl-HCO3
-
CO2 H+ + HCO3-
0 Cl-
pH
CA
Abbildung 10: Originalkurve des intrazellulären pH-Wertes. Unter Histaminstimulierung (100μM) führt Cl--Ionenentzug zu einer Alkalisierung und nachfolgender Plateaubildung auf einem höheren pH-Wert als zu Beginn des Experimentes. Der Mechanismus ist rechts im Zellmodel schematisch dargestellt. Bei Rückgabe der Cl--Ionen findet eine Azidifizierung durch den Export von HCO3
- und Rückkehr zum Ausgangswert statt. Der gestrichelte Abschnitt stellt die im nachfolgenden berechnete Azidifizierung mit dem Steigungsdreieck dar.
2.5.2 Intrazelluläre Chlorid-Messung
Für die Messung der intrazellulären Cl--Konzentration wurde der Cl--empfindliche Farbstoff
MQAE (N-(methoxycarbonylmethyl)-6-methoxyquinolinium-bromid) von Molecular Probes
(Eugene, OR, USA) verwendet. Da es sich um einen Einwellenlängen-Farbstoff handelt, fand
die Anregung bei einer Wellenlänge von 340 ± 10 nm statt. Die erfolgende Emission wurde
bei einer Wellenlänge von 460 ± 10 nm gemessen und aufgezeichnet. MQAE besitzt eine
heterozyklische Ringstruktur mit einem positiven vierwertigen Stickstoffatom. Sein
Molekulargewicht beträgt 326. Auch MQAE liegt zur Inkubation als Ester vor. Es diffundiert
passiv in das Zellinnere, wo durch unspezifische Esterasen die Esterbindung an der N-
Position gespalten wird. Das daraufhin in hydrophiler Form vorliegende Molekül ist in der
25 Material und Methoden
Zelle gefangen und kann nicht wieder über die Membran austreten. Mit MQAE wurden die
präparierten Drüsen bei Raumtemperatur in einer Konzentration von 20 mM für 30 Minuten
inkubiert. Unmittelbar vor Beginn der Messung wurden die Drüsen vorsichtig mit Standard-
Lösung gespült, um den überschüssigen Farbstoff zu entfernen.
Bei MQAE handelt es sich um eine sogenannte „quenching dye“. Dieser Farbstoff zeichnet
sich durch eine hohe Affinität für Cl--Ionen aus, die sich den Farbstoffmolekülen anlagern.
Die meßbare Fluoreszenz wird direkt durch die Konzentration von freien Cl--Ionen im
Zytoplasma bestimmt. Sie nimmt durch die Anlagerung von Cl--Ionen ab. Je mehr Cl--Ionen
also über die verschiedenen Cl--Transporter in die Zelle gelangen, intrazellulär zur Verfügung
stehen und sich an die Indikatormoleküle anlagern, desto weniger Fluoreszenzemission findet
statt. Umgekehrt führt jeder Abfall der intrazellulären Cl--Ionenkonzentration zu einer
Verstärkung der Fluoreszenzintensität. Da die Messung nur bei einer Wellenlänge stattfindet,
geht auch der Farbstoffverlust durch Ausbleichen („photo bleaching effect“) in die Messung
der Intensität ein. Da es sich um einen konstanten Abfall der Intensität über den Verlauf des
gesamten Experimentes handelt, wurde der Absolutwert dieses Signalverlustes in den
Berechnungen vernachlässigt.
Die Fluoreszenzintensität wurde als willkürliche Einheiten (AFU = arbitrary fluorescence
unit) aufgezeichnet und über dem entsprechenden Zeitraum als AFU-Veränderung pro Minute
(ΔAFU/min) wiedergegeben. Die emittierte Fluoreszenz wurde jeweils über markierten
Flächen (regions of interest), die einzelnen Belegzellen entsprachen, durch die Messung der
Pixelwerte berechnet. Dabei ist zu beachten, daß abnehmende Fluoreszenzintensität einer
Zunahme der intrazellulären Cl--Konzentration entspricht ( = Einstrom), während eine
Zunahme der Intensität einen sinkenden Cl--Ionengehalt ( = Ausstrom) der Zelle anzeigt. Zur
Charakterisierung der Transportproteine wurde die Fluoreszenzintensität unter verschiedenen
Bedingungen betrachtet. Ausgehend von Cl-- und Na+-Ionen-freier Lösung wurden zunächst
nur Cl--Ionen zurückgegeben, um so den Na+-unabhängigen Anteil der Cl--Aufnahme, z.B.
über Cl-/HCO3- Austauscher, zu bestimmen, während anschließend in Anwesenheit von Na+-
Ionen der Na+-abhängige Einstrom beobachtet wurde. Diese Messungen wurden alle in
Anwesenheit des Cl--Kanalblockers NPPB in einer Konzentration von 100μM durchgeführt,
der den Einstrom über luminale Cl--Kanäle, aber auch über SLC26A7 hemmt. In Abbildung
11 ist zur Veranschaulichung der Experimente die Originalaufzeichnung einer Messung
exemplarisch dargestellt.
26 Material und Methoden
0
10
20
30
40
50
60
200 400 600 800 1000
Zeit (s)
AFU
0Cl-/0Na+
+Cl-/0Na+
+Cl-/+Na+
T1
T2
0
10
20
30
40
50
60
200 400 600 800 1000
Zeit (s)
AFU
0Cl-/0Na+
+Cl-/0Na+
+Cl-/+Na+
T1
T2
Abbildung 11: Repräsentative Darstellung der Änderung der Fluoreszenzintensität von MQAE als Maß für die [Cl-
i] in AFU. Während die alleinige Zugabe von Cl--Ionen nur eine geringe Fluoreszenzänderung bewirkt, ist nach Wechsel zu einer Cl-- und Na+-haltigen Lösung ein starker Konzentrationsanstieg von Cl--Ionen in der Zelle zu sehen, der durch die stark sinkende Fluoreszenzintensität des MQAEs widergespiegelt wird. Die Wegnahme von Na+- und Cl--Ionen kehrt den Vorgang um. Die für die Berechnung zugrunde gelegte Steigung ist durch die angelegte Gerade dargestellt.
Der Vergleich der Daten erfolgte anhand der Veränderung der absoluten Fluoreszenzeinheiten
über eine Minute (ΔAFU pro Minute). Das Steigungsdreieck für die Berechnung der
Fluoreszenzänderung wurde dabei so angelegt, daß die Steigung vom Zeitpunkt T1 des
Beginns des signifikanten Fluoreszenzabfalls nach Umschalten zur nächsten Perfusionslösung
über die folgenden 60 Sekunden bis zum Zeitpunkt T2 (= T1 + 60 s) gelegt wurde.
2.6 Auswertung und Statistik
Bei allen Experimenten wurde die digitale Bildsoftware MetaFluor 5.0 der Universal Imaging
Corp. in Lizenz für das Physiologische Institut der Universität Yale benutzt. Die
Tabellenkalkulation und Grafiken wurden mit den Programmen EXCEL und GraphPad Prism
4.0 erstellt. Alle Werte sind als arithmetisches Mittel (Mean) ± dem Standardfehler des
Mittelwertes (Standard error of the mean, SEM) wiedergegeben. Die Signifikanz wurde
anhand des ungepaarten Student-t-Tests überprüft. Nur Werte mit p<0.05 wurden als
signifikant betrachtet. Die Gleichheit der Varianzen und die Normalität der Stichproben
wurden dabei vorausgesetzt.
27 Ergebnisse
3 Ergebnisse
3.1 Der H+-Export aus der Belegzelle unter Histaminstimulation
Der Belegzelle stehen grundsätzlich zwei Mechanismen zur Verfügung, um Protonen von
intra- nach extrazellulär zu schaffen. Es handelt sich basolateral um den Natrium-Protonen-
Austauscher (NHE) und apikal um die Protonenpumpe, die beide elektroneutral arbeiten. Um
die Funktion dieser beiden Proteine zu untersuchen, wurde die Messung des intrazellulären
pH-Wertes mit BCECF durchgeführt, und anhand einer Eichkurve wurden die
Fluoreszenzdaten in zytosolische pH-Werte (pHi) umgerechnet. Das gesamte Experiment fand
unter Histaminstimulation der Säuresekretion statt. Nach der erfolgten Ansäuerung durch den
Ammoniumpuls erholte sich der pHi-Wert in Gegenwart von Na+- und Cl--Ionen schnell mit
einer Rate von 0.259 ± 0.011 ∆pHi/min (n = 14). Diese Rate stellt eine Kombination von
NHE- und Protonenpumpenaktivität dar. Durch den NHE-Hemmstoff Amilorid (1mM)
verringerte sich diese Rate auf 0.117 ± 0.006 ∆pHi/min (n = 31). Um die H+/K+-ATPase-
abhängige H+-Sekretion zu erfassen, kam zusätzlich der Protonenpumpeninhibitor AZD0865
(10μM) zur Anwendung. Unter seinem Einfluß verringerte sich die Alkalisierung in
Gegenwart von 1mM Amilorid auf 0.082 ± 0.005 ∆pHi/min (n = 26). Da die
Protonensekretion luminal im Prinzip als HCl erfolgt, wurde untersucht, ob die Cl--Aufnahme
über das NKCC1-Protein limitierend dafür ist. In Gegenwart von 1mM Amilorid bewirkte die
Zugabe des NKCC-Hemmers Bumetanid in einer Konzentration von 100μM keine
signifikante Reduktion der Alkalisierungsrate. Sie war mit 0.109 ± 0.004 ∆pHi/min (n = 23)
nicht unterschiedlich von der Rate unter Amilorid. Abbildung 12 veranschaulicht den
Versuchsablauf und zeigt diese Ergebnisse in der Zusammenfassung.
28 Ergebnisse
6,5
6,7
6,9
7,1
7,3
7,5
7,7
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900
Zeit (s)
pHi
+Na+
0Na+ + NH4Cl0Na+
100µM Histamin100µM Histamin + 1mM Amilorid100µM Histamin + 1mM Amil + 100µM BUM100µM Histamin + 1mM Amil + 10µM AZD
A
100µM Histamin
Inhibitoren
6,5
6,7
6,9
7,1
7,3
7,5
7,7
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900
Zeit (s)
pHi
+Na+
0Na+ + NH4Cl0Na+
+Na+
0Na+ + NH4Cl0Na+
100µM Histamin100µM Histamin + 1mM Amilorid100µM Histamin + 1mM Amil + 100µM BUM100µM Histamin + 1mM Amil + 10µM AZD
100µM Histamin100µM Histamin + 1mM Amilorid100µM Histamin + 1mM Amil + 100µM BUM100µM Histamin + 1mM Amil + 10µM AZD
A
100µM Histamin
Inhibitoren
0
0.05
0.10
0.15
0.20
0.25
0.30
0.35
ΔpH
i/min
100µM Histamin
100µM Histamin + 1mM Amilorid100µM Histamin + 1mM Amilorid + 10µM AZD0865
100µM Histamin + 1mM Amilorid + 100µM Bumetanid
n = 14 n = 31 n = 26 n = 23
B
$**
*
0
0.05
0.10
0.15
0.20
0.25
0.30
0.35
ΔpH
i/min
100µM Histamin
100µM Histamin + 1mM Amilorid100µM Histamin + 1mM Amilorid + 10µM AZD0865
100µM Histamin + 1mM Amilorid + 100µM Bumetanid
n = 14 n = 31 n = 26 n = 23
B
$**
*
Abbildung 12: Na+- und Cl--abhängige Alkalisierung. A) Übereinanderprojektion von Originalaufzeichnungen anhand von beispielhaften Einzelmessungen. Der Abschnitt von 0-520s ist nur für ein Experiment dargestellt. Die Kurven der weiteren Experimente sind nahezu deckungsgleich und deshalb zur Übersichtlichkeit ausgeblendet. B) Zusammenfassung der Ergebnisse: Die hohe Alkalisierungsrate unter Histaminstimulation verringert sich unter NHE-Inhibition mit Amilorid sehr deutlich. Wird zusätzlich die Protonenpumpe mit AZD0865 gehemmt, verringert sich die Rate noch weiter, im Gegensatz zum Einsatz des NKCC-Hemmstoffes Bumetanid, der keinen Einfluß nimmt (* p<0.05 vs Histamin; $ p<0.05 vs Histamin + Amilorid).
Der Protonenexport unter Histaminstimulation hat also mindestens zwei Komponenten. Eine
Komponente ist der mit Amilorid hemmbare Na+/H+-Austausch, die zweite Komponente die
durch AZD0865 hemmbare H+/K+-ATPase. Der Cl--Import durch NKCC1 ist für die
Protonensekretion durch die Protonenpumpe offensichtlich nicht notwendig.
29 Ergebnisse
3.2 Untersuchung des AZD0865-hemmbaren Anteils des H+-Exportes der Belegzelle
In den folgenden Experimenten zur weiteren Untersuchung des Protonenexportes durch die
H+/K+-ATPase-Aktivität wurde der Na+/H+-Transport durch den Gebrauch einer Na+-freien
Lösung gehemmt. Der Protonenausstoß über die Protonenpumpe war stark durch Histamin
stimulierbar. Unter Kontrollbedingungen ohne Histaminstimulation ergab sich eine
Alkalisierungsrate von 0.011 ± 0.002 ∆pHi/min (n = 29 Zellen). Nach Stimulation mit 100
µM Histamin betrug die Rate 0.059 ± 0.006 ∆pHi/min (n = 30 Zellen). Dieser zusätzliche
Protonenausstoß war mit dem spezifischen Protonenpumpeninhibitor AZD0865 vollständig
hemmbar und führte zu einer Reduktion der Rate auf 0.013 ± 0.003 ΔpHi/min (n = 22 Zellen).
Dann wurde die Abhängigkeit der Protonensekretion (luminale HCl-Sekretion) von den
beiden basolateralen Cl--Aufnahmesystemen, den Cl-/HCO3--Austauschern AE2 und
SLC26A7, untersucht. Während auf der einen Seite AE2 schon bei sehr geringen
Konzentrationen wie 10μM des Cl-/HCO3--Austauscher-Hemmstoffes DIDS inhibiert wird
(IC50 = 3,2µM), wird das SLC26A7-Protein erst bei höheren DIDS-Konzentrationen (IC50 =
126μM) gehemmt. Die Zugabe von 10μM DIDS hatte keinen merklichen Einfluß auf die
Alkalisierungsrate (0.057 ± 0.005 ∆pHi/min; n = 58 Zellen). Dagegen wurde die stimulierte
Protonensekretion durch 250μM DIDS fast völlig gehemmt (0.016 ± 0.002 ∆pHi/min; n = 70
Zellen). Auch in Anwesenheit von 100μM NPPB war so gut wie keine Alkalisierung meßbar
(0.008 ± 0.004 ∆pHi/min; n = 48 Zellen). NPPB wurde gewählt, da wir in zusätzlichen
Versuchen NPPB als Inhibitor von SLC26A7 nachweisen konnten. Die Ergebnisse sind in
Abbildung 13 zusammenfassend dargestellt.
30 Ergebnisse
6.5
6.66.76.86.9
77.17.27.37.4
0 100 200 300 400 500 600 700 800
Zeit (s)
pHi
7.5
+Na+
0Na+ + NH4Cl0Na+
100µM Histamin100µM Histamin + 10µM DIDS100µM Histamin + 250µM DIDS100µM Histamin + 100µM NPPB
A
6.5
6.66.76.86.9
77.17.27.37.4
0 100 200 300 400 500 600 700 800
Zeit (s)
pHi
7.5
+Na+
0Na+ + NH4Cl0Na+
100µM Histamin100µM Histamin + 10µM DIDS100µM Histamin + 250µM DIDS100µM Histamin + 100µM NPPB
100µM Histamin100µM Histamin + 10µM DIDS100µM Histamin + 250µM DIDS100µM Histamin + 100µM NPPB
A
0.00
0.01
0.02
0.03
0.04
0.05
0.06
0.07
ΔpH
i/min
Kontrolle100µM Histamin100µM Histamin + 10µM AZD100µM Histamin + 10µM DIDS100µM Histamin + 250µM DIDS100µM Histamin + 100µM NPPB
n = 29 n = 30 n = 22 n = 58 n = 70 n = 48
B
**
0.00
0.01
0.02
0.03
0.04
0.05
0.06
0.07
ΔpH
i/min
Kontrolle100µM Histamin100µM Histamin + 10µM AZD100µM Histamin + 10µM DIDS100µM Histamin + 250µM DIDS100µM Histamin + 100µM NPPB
n = 29 n = 30 n = 22 n = 58 n = 70 n = 48
B
**
Abbildung 13: Na+-unabhängige, Cl--abhängige Erholung des pHi. A) Beispielhafte Darstellung einiger Einzelmessungen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde der Abschnitt 0 - 400s nur für eines der Experimente dargestellt. B) Zusammenfassung der Ergebnisse: Nach Ansäuerung ist die Alkalisierung der Zellen durch Protonenausstoß über die Protonenpumpe auf Stimulation durch Histamin angewiesen und durch AZD0865 hemmbar. Der Cl-/HCO3
--Austauscherblocker DIDS hatte nur in hoher Konzentration von 250 μM, und nicht bei 10μM einen Effekt. NPPB (100µM) hemmte die Alkalisierung so gut wie vollständig (p<0.05 vs Kontrolle).
Die Ergebnisse legen nahe, daß die mit Histamin stimulierte H+-Sekretion durch die H+/K+-
ATPase vom basolateralen Cl--Transport abhängt und daß hierfür ein mit NPPB und hohen
31 Ergebnisse
DIDS-Konzentrationen hemmbarer Transporter (SLC26A7) notwendig ist. Unter den
gewählten funktionellen Bedingungen einer Azidose scheint der DIDS-empfindliche AE2
gehemmt zu sein. Aus diesem Grund wurde die Messung der Aktivität der beiden Cl--
Importsysteme unter den Bedingungen eines normalen, leicht-alkalischen pHi durchgeführt.
3.3 Untersuchung des HCO3--Exportes
Durch die endogene HCO3--Produktion der Belegzelle bei laufendem Protonenexport
(Na+/H+-Austauscher) stellt sich abhängig vom Cl-/HCO3--Austausch ein bestimmter pHi ein.
Die Hemmung des Cl-/HCO3--Austausches durch Pharmaka oder durch Wegnahme von Cl--
Ionen führt zu einer Alkalisierung der Zelle. Die Experimente wurden aus diesem Grund in
Anwesenheit von Na+-Ionen durchgeführt. Nach Histaminstimulation in Anwesenheit von Cl-
-Ionen stellte sich ein pHi von 7.2 ein. Wegnahme von Cl--Ionen führte zu einer
Alkalinisierung der Zelle, die sich nach erneuter Zugabe von Cl--Ionen in Abhängigkeit vom
dann stattfindenden Cl-/HCO3--Austausch wieder normalisierte.
Das geschilderte experimentelle Protokoll wurde in Gegenwart verschiedener DIDS-
Konzentrationen durchgeführt, und zwar von 10μM, 20μM und 150μM, die in allen
Lösungen vorlagen. 10μM stellten eine ausreichend hohe Konzentration zur Hemmung der
AE2-Transporter dar, und mit der gewählten Konzentration von 150μM sollte SLC26A7
gehemmt werden. Die Zugabe von DIDS führte per se zu einer Alkalinisierung der Zellen.
Die anschließende vollständige Hemmung des Cl-/HCO3--Austausches durch Cl--Wegnahme
führte zur maximalen Alkalinisierung, die bei der höchsten DIDS-Konzentration bereits vor
der Cl--Wegnahme erreicht war.
Die Veränderung des intrazellulären pH-Wertes (∆pHi) wurde pro Minute berechnet.
Abbildung 14 faßt die konzentrationsabhängige Wirkung von DIDS zusammen. Während nur
unter Histaminstimulierung ohne DIDS bei Cl--Rückgabe ein Abfall des intrazellulären pH-
Wertes um -0.094 ± 0.029 ∆pHi/min (n = 92 Zellen) erfolgte, verringerten 10μM DIDS diesen
sehr deutlich auf -0.034 ± 0.031 ∆pHi/min (n = 83). 20μM DIDS verringerten diese Rate
nochmals auf -0.027 ± 0.004 ∆pHi/min (n = 29), und unter 150μM DIDS war fast keine
Azidifizierung mehr meßbar: -0.004 ± 0.019 ∆pHi/min (n = 53).
32 Ergebnisse
+Cl-0Cl-
6.9
7
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
7.6
7.7
0 200 400 600 800 1000 1200
Zeit (s)
pHi
100µM Histamin + 150µM DIDS100µM Histamin + 10µM DIDS100µM Histamin
A
+Cl-0Cl-
6.9
7
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
7.6
7.7
0 200 400 600 800 1000 1200
Zeit (s)
pHi
100µM Histamin + 150µM DIDS100µM Histamin + 10µM DIDS100µM Histamin
A
6.5
6.66.76.86.9
77.17.27.37.4
0 100 200 300 400 500 600 700 800
Zeit (s)
pHi
7.5
+Na+
0Na+ + NH4Cl0Na+
100µM Histamin100µM Histamin + 10µM DIDS100µM Histamin + 250µM DIDS100µM Histamin + 100µM NPPB
A
6.5
6.66.76.86.9
77.17.27.37.4
0 100 200 300 400 500 600 700 800
Zeit (s)
pHi
7.5
+Na+
0Na+ + NH4Cl0Na+
100µM Histamin100µM Histamin + 10µM DIDS100µM Histamin + 250µM DIDS100µM Histamin + 100µM NPPB
100µM Histamin100µM Histamin + 10µM DIDS100µM Histamin + 250µM DIDS100µM Histamin + 100µM NPPB
A
Abbildung 14: Konzentrationsabhängige Hemmung der Cl-/HCO3
--Austauscher-Aktivität durch DIDS bei neutralem pH-Wert. A) Einzelmessung zur Veranschaulichung übereinanderprojeziert. Der initiale pH-Wert der einzelnen Messungen unterscheidet sich deutlich. Bei einer DIDS-Konzentration von 150µM sind die Zellen schon zu Beginn der Messung maximal alkalisiert. B) Zusammenfassung der Ergebnisse: Rückgabe von Cl--Ionen führt unter Histaminstimulierung zu einem Abfall des intrazellulären pH-Wertes. Dieser pH-Abfall ist konzentrationsabhängig mit DIDS hemmbar (* p<0.05 vs Histamin; $ p<0.05 vs Histamin + 20µM DIDS).
33 Ergebnisse
Die Messungen legen nahe, daß unter den gewählten Bedingungen einer funktionellen
Alkalose sowohl AE2 als auch SLC26A7 aktiv sind. AE2 scheint dabei einen prozentual
größeren Anteil zu haben.
Aus den bisherigen Messungen ergab sich die Hypothese, daß der Cl-/HCO3--Austausch
während der Protonensekretion, abhängig vom pHi, von den beiden Transportern AE2 und
SLC26A7 in unterschiedlichen Anteilen bewerkstelligt wird. Bei funktioneller Alkalose
wesentlich durch AE2, bei funktioneller Azidose durch SLC26A7. Diese Hypothese wurde
mit Messungen der intrazellulären Cl--Konzentration als Spiegelbild des Cl--Importes
überprüft.
3.4 Untersuchung der intrazellulären Cl--Konzentration
Um die Rolle der einzelnen Chloridtransporter an der basolateralen Membran beurteilen zu
können, wurde die Cl--Konzentration der Belegzellen mit Hilfe des Cl--empfindlichen
Fluoreszenzfarbstoffes MQAE untersucht. Aufgrund des „quenching dye“-Charakters von
MQAE bewirkte eine vermehrte Cl--Aufnahme in die Zelle eine abnehmende
Fluoreszenzintensität (AFU). Die initiale Änderung der Fluoreszenz ist dabei proportional
zum Cl--Transport über die Zellmembran.
Die Untersuchung wurde zunächst in Abwesenheit von Na+- und Cl--Ionen gestartet. Unter
diesen Bedingungen nimmt die Zelle aufgrund der fehlenden bzw. inversen Aktivität des
Na+/H+-Austauschers wiederum eine azidotische Ausgangslage ein. Zusätzlich wurde
SLC26A7 durch NPPB (100µM) gehemmt. Alleinige Zugabe von Cl--Ionen unter diesen
Bedingungen hatte unabhängig von der Histaminstimulation praktisch keinen Abfall der
Fluoreszenzintensität bzw. somit keinen Anstieg von [Cli] zur Folge (0Na Kontrolle: -3.33 ±
0.33 ∆AFU/min (n = 31) vs 0Na + 100µM Histamin: -3.95 ± 0.55 ∆AFU/min (n = 55)). Es
war also keine AE2-Aktivität meßbar.
Gleichzeitige Zugabe von Na+- und Cl--Ionen führte abhängig von der Histaminstimulation
der Drüse zu einem deutlichen [Cli]-Anstieg der Zelle. Gegenüber der Änderungsrate von
-2.74 ± 0.32 ∆AFU/min (n = 31) unter nichtstimulierten Bedingungen resultierte die
Histaminstimulierung in einer Rate von -14.06 ± 0.47 ∆AFU/min (n = 52). Dieser [Cli]-
Anstieg war teilweise durch Azetazolamid hemmbar, hier lag die Fluoreszenzänderung bei -
8.31 ± 0.38 ∆AFU/min (n = 129). Die Ergebnisse sind in Abbildung 15 zusammenfassend
34 Ergebnisse
dargestellt. Die Zugabe von Na+-Ionen ermöglichte so die Cl--Aufnahme über NKCC1,
darüberhinaus aber auch die Realkalisierung der Zellen und damit die Aktivität von AE2.
0
10
20
30
40
50
60
200 400 600 800 1000
Zeit (s)
AFU
+Na+ Kontrolle0Na+
+Na+: 100µM Histamin + 100µM Azetazolamid+Na+: 100µM Histamin
A
0Na+ 0Cl-+Cl-
100µM NPPB
0
10
20
30
40
50
60
200 400 600 800 1000
Zeit (s)
AFU
+Na+ Kontrolle0Na+
+Na+: 100µM Histamin + 100µM Azetazolamid+Na+: 100µM Histamin
+Na+ Kontrolle0Na+
+Na+: 100µM Histamin + 100µM Azetazolamid+Na+: 100µM Histamin
A
0Na+ 0Cl-+Cl-
100µM NPPB
-15
-10
-5
0
+Na+ + 100µM Histamin
+Na+ + 100µM Histamin + 100µM Azetazolamid
+Na+ Kontrolle
0Na+ + 100µM Histamin
0Na+ + 100µM Histamin + 100µM Azetazolamid
0Na+ Kontrolle
ΔA
FU/m
in
n = 31 n = 52 n = 129 n = 31
n = 31
n = 55 n = 110
B
*
*$
-15
-10
-5
0
+Na+ + 100µM Histamin
+Na+ + 100µM Histamin + 100µM Azetazolamid
+Na+ Kontrolle
0Na+ + 100µM Histamin
0Na+ + 100µM Histamin + 100µM Azetazolamid
0Na+ Kontrolle
+Na+ + 100µM Histamin
+Na+ + 100µM Histamin + 100µM Azetazolamid
+Na+ Kontrolle
0Na+ + 100µM Histamin
0Na+ + 100µM Histamin + 100µM Azetazolamid
0Na+ Kontrolle
ΔA
FU/m
in
n = 31 n = 52 n = 129 n = 31
n = 31
n = 55 n = 110
B
*
*$
Abbildung 15: Zusammenfassung der Cl--Aufnahmemessungen. A) Einige der beispielhaften Einzelmessungen sind zur Veranschaulichung übereinanderprojeziert. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde der Abschnitt 0 - 600s nur für eines der Experimente dargestellt. B) Zusammenfassung der Ergebnisse: In Gegenwart von Na+-Ionen in der Perfusionslösung ist die Fluoreszenzänderung durch Histamin (100 µM) stimulierbar. Der Karboanhydrasehemmer Azetazolamid führt zu einer signifikanten Verringerung, d.h. ca.
35 Ergebnisse
40% der Na+-abhängigen Fluoreszenzänderung hängen von der Verfügbarkeit von endogenem HCO3
- ab. Unter Na+-freien Bedingungen hat die Stimulation durch Histamin keinen signifikanten Einfluß auf die Fluoreszenzintensität (* p<0.05 vs +Na Kontrolle; $ p<0.05 vs +Na + Histamin). Nach den durchgeführten Messungen der intrazellulären Cl--Konzentration lassen sich zwei
histaminstimulierbare Cl--Aufnahmemechanismen ableiten. Zum einen ein Na+-abhängiger
Transportweg, der durch Azetazolamid beeinflußbar ist. Und zum anderen ein Na+-
abhängiger Mechanismus, der nicht durch den Gehalt an intrazellulärem, endogenem HCO3-
beeinflußt wird. Beide Aufnahmemechanismen werden unter Histaminstimulation in ihrer
Aktivität verstärkt und können in Abwesenheit von Na+-Ionen nicht ablaufen. Dies läßt sich
darauf zurückführen, daß AE2 aufgrund der Absenkung des intrazellulären pH-Wertes durch
den Einsatz der Na+-freien Lösung inaktiviert wird, das NKCC1-Protein ohne zur Verfügung
stehende Na+-Ionen keine Cl--Ionen nach intrazellulär transportieren kann und SLC26A7 als
weiterer potenzieller Aufnahmemechanismus durch das NPPB gehemmt ist.
36 Diskussion
4 Diskussion
4.1 Die Technik und Vorgehensweise in den Experimenten
4.1.1 Das Präparat und die Meßanordnung
Bei der Vorbereitung und Durchführung der Experimente wurde bei jedem Schritt versucht,
zu standardisieren und Störfaktoren auf die Ergebnisse zu vermeiden. So wurden als
Versuchstiere nur männliche Ratten mit einem Gewicht zwischen 150 - 250 g benutzt. Um
von einem einheitlichen Zustand der stimulierten Säuresekretion ausgehen zu können,
bekamen die Tiere in den letzten 12 h vor dem Experiment kein Futter mehr.
Für die vorliegende Arbeit wurde die Präparation der Magendrüsen per Handdissektion
gewählt. Die enzymatische Auftrennung zur Isolierung einzelner Drüsen stellt eine alternative
Methode zur Gewebegewinnung dar (42). Obwohl technisch anspruchsvoller, ist bei der
manuellen Präparation die Intaktheit und Unversehrtheit der Drüse besser erhalten, und
deswegen wurde diesem Verfahren hier der Vorrang gegeben. Zur Untersuchung wurde nur
Gewebe benutzt, welches nicht älter als 4 h nach Entnahme des Rattenmagens war.
Zellkulturen kamen für die Untersuchung nicht in Frage, weil besonderer Wert auf eine so
weit wie möglich erhaltene Funktion der gesamten Drüse gelegt wurde. Bei der Arbeit mit
Zellkulturen fehlt dieser physiologische Verband offensichtlich. Dies resultiert auch in
unterschiedlichem Verhalten in Gegenwart oder Abwesenheit von physiologischen
Wachstumsfaktoren und kann sich in unterschiedlichen Versuchsergebnissen äußern (1; 9).
Um den Bedingungen in-vivo so gerecht wie möglich zu werden, wurden die Versuche unter
physiologischen Temperaturen durchgeführt, was über die Beheizung der Versuchsanlage wie
beschrieben ermöglicht wurde. Alle benutzten Lösungen hatten zudem einen pH-Wert von
7.4, der regelmäßig kontrolliert wurde. Um eine Zersetzung der Lösungen zu verhindern,
wurden diese bei 4°C aufbewahrt und in kurzen zeitlichen Abständen frisch angesetzt.
Lichtempfindliche Substanzen wurden nur unter Lichtschutz verwendet und aufbewahrt.
Die Versuche im Rahmen dieser Arbeit wurden sämtlich unter HCO3--freien Bedingungen,
d.h. in HCO3--freien Lösungen, durchgeführt und sind daher unabhängig vom extrazellulären
Vorhandensein von HCO3-. Jeglicher Einfluß von HCO3
- könnte demzufolge nur durch
endogen produzierte HCO3--Ionen auftreten. Dieser Einfluß läßt sich allerdings nur
schwerlich quantifizieren. Um diese Vorgänge näher zu untersuchen, würden sich in Zukunft
Versuche mit HCO3--angereicherten Lösungen anbieten. Daß sich dadurch durchaus
37 Diskussion
Änderungen der Transporteigenschaften einiger Proteine ergeben können, wurde in einer
Studie nachgewiesen (51).
Die Fluoreszenzmessungen zeichnen sich durch hohe Vibrations- und Lichtempfindlichkeit
aus. Deswegen wurde zum einen ein schwingungsarmer Tisch benutzt. Außerdem fanden die
Messungen in abgedunkelten Räumen und unter Verwendung eines Lichtkäfiges statt.
4.1.2 Die pHi-Messung mit BCECF
Der Gebrauch des pH-empfindlichen Farbstoffes BCECF ist für Messungen des
intrazellulären pH-Wertes weitreichend etabliert. Gleiches gilt für die Nigericin-
Kalibrierungsmethode, mit der die gemessenen Fluoreszenzintensitäten in absolute pH-Werte
umgerechnet wurden (7). In vielen Studien werden die pH-Wert-Veränderungen, die mit
BCECF gemessen werden, als Maß zur Bestimmung der Säuresekretion der Belegzelle
verwendet. Der Vorteil zur C14-Aminopyrin-Aufnahme-Technik, einem anderen Verfahren
zur Messung der Magensäuresekretion (18), liegt in der Darstellung in Echtzeit. Dadurch
kann direkt in die laufenden Vorgänge eingegriffen, und es können Manipulationen zum
Beispiel an der Ionenzusammensetzung der Lösungen durchgeführt und sofort beobachtet
werden. Da die beiden gemessenen Fluoreszenzintensitäten (490 nm und 440 nm) nicht nur
von der Farbstoffkonzentration, sondern auch vom Zellvolumen und -durchmesser abhängen,
wird über die Bildung des Quotienten (ratio 490/440) die Unabhängigkeit von diesen
Faktoren erreicht.
Die Veränderung des intrazellulären pH-Wertes kann dabei Ausdruck verschiedener
Vorgänge sein. Zum einen führt der Protonenausstoß über die Protonenpumpe zu einer
Alkalisierung des intrazellulären Milieus. Ebenso spielt allerdings auch die Aktivität der
NHE-Proteine, die ebenfalls Protonen aus der Zelle hinaustransportieren, eine Rolle. Hinzu
kommt die Arbeit der Cl-/HCO3--Austauscher, die über die Verfügbarkeit von Cl--Ionen
manipuliert werden kann. Auch extrazellulär fehlende Cl--Ionen können über die
intrazelluläre Akkumulation von HCO3--Ionen zu einer meßbaren Alkalisierung führen (40).
Die unter Na+-freien Bedingungen betrachtete Realkalisierung der Belegzelle wurde hierbei
als direkter Spiegel des Protonenausstoßes über die Protonenpumpe gewertet, der durch den
Protonenpumpenhemmstoff AZD0865 geblockt werden konnte. Zur gleichen Zeit konnte
gezeigt werden, daß dieser Protonenexport vom basolateralen Austausch von Cl-- und HCO3--
Ionen abhängig ist. Unter der Annahme, daß der luminale Protonenverlust zu einem
38 Diskussion
alkalischeren Zellinneren führt, würde man aus gleichem Grund auch erwarten, daß der
basolaterale Export von HCO3- genau gegensätzlich dazu zu einer Verschiebung des pH-
Wertes hin zu saureren Werten führt. Wenn diese Prozesse sich quantitativ entsprechen
würden, würde man also folglich keinerlei Veränderung in der pHi-Messung beobachten
können. Die beobachteten pHi-Anstiege legen nahe, daß unter diesen Bedingungen entweder
weniger Cl-/HCO3--Transport basolateral als HCl-Sekretion luminal stattfindet, oder die
Stöchiometrie des SLC26A7 auf der Seite von Cl- liegt.
4.1.3 Die [Cli]-Messung mit MQAE
Die Entwicklung Cl--empfindlicher Fluoreszenzfarbstoffe ermöglichte die direkte Darstellung
und Untersuchung von Cl--Ionen in lebenden Zellen. Der in den dargestellten Versuchen
benutzte Fluoreszenzfarbstoff MQAE besitzt dabei unter den erhältlichen Farbstoffen die
wenigsten Einschränkungen und erweist sich als zuverlässige Indikatorsubstanz für
intrazelluläre Cl--Konzentrationen (58). Nachteilig ist in diesem Zusammenhang, daß gewisse
Hemmstoffe während der Cli-Messung aufgrund autofluoreszierender Eigenschaften bei den
für MQAE verwendeten Wellenlängen nicht eingesetzt werden können. Dazu zählen der Cl-
/HCO3--Austauscher-Hemmstoff DIDS und der NKCC-Hemmstoff Bumetanid.
Der Einstrom von Cl--Ionen erzeugt einen Abfall der mit MQAE gemessenen
Fluoreszenzemission, welcher mit der intrazellulären Cl--Ionenkonzentration korreliert,
allerdings geschieht dies nicht in einer einfachen und linearen Beziehung. Aus diesem Grund
können hier keine quantitativen Aussagen über den Cl--Einstrom bzw. -Ausstrom gemacht,
sondern lediglich qualitative Bewertungen durchgeführt werden. Wie zuvor schon in anderen
Arbeiten, bei denen auch Fluoreszenzfarbstoffe mit nur einer einzelnen Exzitations-
/Emissionswellenlänge verwendet wurden, sind die Ergebnisse in relativen Einheiten
dargestellt (17). Infolge unterschiedlicher anfänglicher Farbstoffaufnahme der Zellen, die
trotz immer gleich bleibender Bedingungen wie Inkubationszeit und Temperatur auftrat, kam
es zu geringen Schwankungen der Intensitäten, die nicht korrigiert werden konnten. Das im
Verlauf der Messung auftretende Ausbleichen (Photobleaching), welches sich durch
verringernde Fluoreszenzintensität aufgrund der Zerstörung von Farbstoffmolekülen durch
intensive Bestrahlung ergibt, wurde durch Minimierung der Belichtungszeit so gering wie
möglich gehalten.
39 Diskussion
4.1.4 Zwei funktionelle Zustände: azidotisch und alkalotisch
Die Untersuchungen der Belegzelle fanden unter zwei unterschiedlich gewählten pHi-
Zuständen statt. Durch das Ammoniumpulsverfahren, die Na+-freien Lösungen und auch
durch den Einsatz von Amilorid wurde der pHi-Wert der Zellen abgesenkt, die Messungen
also in einen azidotischen pHi-Bereich (6.5-6.6) verlegt. Im Unterschied dazu wurde der
zweite Funktionszustand im leicht alkalotischen pH-Bereich von 7.2-7.3 betrachtet. Durch
diese Vorgehensweise konnten die einzelnen Transporter differenzierter untersucht werden.
Die Messung der Realkalisierung nach Ansäuerung der Belegzelle stellt hierbei eine etablierte
Methode zur Aktivitätsbestimmung der H+/K+-ATPase dar (26). Anders verhält es sich mit
dem Cl-/HCO3--Austauscher AE2. Dieses Protein wird bei azidotischen Bedingungen
zunehmend inaktiviert (2; 43). Wie bisherige Studien zeigten, verändert sich der zytosolische
pH-Wert von Parietalzellen beim Übergang vom ruhenden zum stimulierten Zustand nur
minimal, und die Zellen werden aufgrund der H+/K+-ATPase-Aktivität etwas alkalischer. Im
Insgesamt hält die balancierte Funktion von H+/K+-ATPase, Cl-/HCO3--Austauschern und
Na+/H+-Austauschern den pHi-Wert der Zelle konstant (40; 41). Möglicherweise trägt auch
eine intrazelluläre Pufferung dazu bei (21).
4.2 Die einzelnen Funktionsproteine
4.2.1 Die H+-Exporter H+/K+-ATPase und Na+/H+-Austauscher
Die Untersuchung des Protonenexportes zeigte unter Histaminstimulation einen überraschend
großen Anteil des Na+/H+-Austauschers neben einem deutlich geringeren Anteil der
Protonenpumpe. Es ist zu hinterfragen, wodurch diese Verteilung zustande kommt. Möglich
wäre eine partielle Inaktivierung der Protonenpumpe aufgrund der experimentellen
Bedingungen z.B. durch das verwendete Ammoniumchlorid. Es fällt zudem auch nach
Inhibition mit Amilorid und AZD0865 ein relativ großer Restbetrag bei der Alkalisierung auf.
Dieser könnte durch die unvollständige Hemmung der verschiedenen Isoformen der NHE-
Familie durch das Amilorid bedingt sein. In der Belegzelle wurden die Isoformen NHE1-4
nachgewiesen, und diese Isoformen weisen jeweils unterschiedliche pharmakologische
Charakteristiken auf (6; 28; 48). Zudem variieren die Angaben in der Literatur über die
nötigen Amiloridkonzentrationen (IC50) teilweise erheblich (10; 28; 60).
40 Diskussion
4.2.2 Der Cl-/HCO3--Austauscher AE2
Unsere Messungen des pHi und der [Cli] zeigten AE2 als einen durch geringe DIDS-
Konzentration (10 µM) hemmbaren Cl-/HCO3--Austauscher, der lediglich unter alkalotischen
Bedingungen seine Funktion erfüllen konnte. Bei der Beobachtung des HCO3--Exportes unter
alkalotischem pHi nahm AE2 im Vergleich zu SLC26A7 prozentual einen etwas größeren
Anteil ein. Bei alkalotischem pHi konnte unter gleichzeitiger Hemmung von SLC26A7 eine
Cl--Aufnahme in die Belegzelle anteilig über AE2 und NKCC1 gezeigt werden, während
unter azidotischen Bedingungen der Zelle, die durch die fehlenden Na+-Ionen erreicht
wurden, keine Cl--Aufnahme mehr über AE2 erfolgen konnte.
Die [Cli]-Messungen und die pHi-Messungen zeigen, daß die AE2-Aktivität stark vom
vorliegenden intrazellulären pH-Wert abhängig ist. Diese Abhängigkeit von einem
ausreichend hohen zytosolischen pH-Wert wurde auch in anderen Studien gefunden (2; 43).
In vorangegangenen Studien wurde das AE2-Protein als der vorherrschende Cl--
Aufnahmemechanismus bei der Magensäuresekretion vermutet (5; 23; 42; 47; 51). Hierbei
fallen aber die hohen Konzentrationen von DIDS auf, die dabei zur Inhibition von AE2
benutzt wurden (38). Diese Konzentrationen führen eben auch zu einer gleichzeitigen
Hemmung des SLC26A7-Proteins. Studien an AE2-knock-out Mäusen berichten von sehr
stark eingeschränkter Säuresekretion bei Verlust dieses Transportproteins (15). Allerdings
war die Morphologie des Magengewebes äußerst stark verändert, und die Tiere zeigten bereits
in der Säugezeit eine sehr hohe Sterblichkeit, was eine Interpretation der Daten schwierig
macht.
Die in der vorliegenden Arbeit gewonnenen Ergebnisse deuten darauf hin, daß es einen
alternativen Weg für Cl--Ionen über einen Austauschmechanismus mit HCO3- in die Zelle
hinein gibt, der Na+-unabhängig ist, bei intrazellulär angesäuertem Milieu funktioniert und
durch höhere Dosierungen von DIDS in seiner Funktion gehemmt wird.
4.2.3 Der Cl-/HCO3--Austauscher SLC26A7
Das SLC26A7-Protein wurde erst vor kurzem identifiziert. Mit dem Einsatz monoklonaler
Antikörper wurde es bisher ausschließlich in Magenbelegzellen sowie in den Epithelien der
Sammelrohre des Nierenmarks lokalisiert (43; 61). Die hohe Expression dieses Proteins an
der basolateralen Zellseite läßt darauf schließen, daß es eine ganz spezielle Funktion in diesen
41 Diskussion
säuresezernierenden Zellen haben muß. SLC26A7 kann dabei sowohl bei azidotischen als
auch alkalotischen pHi-Werten arbeiten, wie bereits andere Studien zeigten (43). Die
eingeschränkte Funktion von AE2 bei funktionell azidotischem pHi würde SLC26A7 damit
die Hauptrolle für die Cl--Aufnahme bei einer solchen Stoffwechsellage zuspielen.
Für die Untersuchung standen uns zwei experimentelle Werkzeuge zur Verfügung, zum einen
DIDS und zum anderen NPPB. In einer Arbeit an SLC26A7-überexprimierenden Oozyten
führten DIDS-Konzentrationen von über 100 µM zu einer Verkleinerung des Cl--Leitwertes
von mindestens 50% (25). Als ein weiterer Schritt wurde durch Einsatz von NPPB der Cl--
Leitwert über die Membran in den Oozyten verringert (in freundlicher Zusammenarbeit mit
Prof. Muallem, Texas), wobei 100 µM NPPB zu einer ungefähr 60%igen Hemmung führten.
Unsere Ergebnisse zeigen, daß die mit Histamin stimulierte Säuresekretion durch die
Protonenpumpe erst bei einer Erhöhung der DIDS-Konzentration auf 250 µM, und damit
einer gleichzeitigen Hemmung von SLC26A7, verhindert wurde. Eine Alkalisierung der Zelle
war dann nicht beobachtbar. Die in der Literatur angegebenen und verwendeten DIDS-
Konzentrationen zur Hemmung von SLC26A7 variieren zwischen 100 und 500 µM (5; 25;
43; 44). Ebenso verhinderte erst eine hohe DIDS-Konzentration den HCO3--Export
vollständig. Dieser Transporter benötigt somit bedeutend höhere Konzentration an DIDS als
AE2, was im Einklang mit früheren Beobachtungen steht, die mit Gebrauch von 200 µM
DIDS einen sehr ähnlichen Hemmeffekt auf die Zellalkalisierung in stimulierten
Kaninchenbelegzellen erreichten, wie er auch in der vorliegenden Arbeit gezeigt wird (41).
In den intrazellulären pH-Messungen führte eine NPPB-Konzentration von 100 µM zu einer
fast kompletten Hemmung der Alkalisierung, ein Protonenausstoß über die H+/K+-ATPase
fand nach Hemmung von SLC26A7 so gut wie nicht mehr statt.
Dieser Unterschied zwischen den Oozytenmessungen und der Wirkung an den isolierten
Magendrüsen könnte damit zusammenhängen, daß ein Teil des Wirkstoffes vom Dotter
„abgepuffert“ wird. Hinzu kommt der Umstand, daß die Oozytenmessungen bei
Raumtemperatur und nicht bei 37°C durchgeführt werden. Denkbar wäre außerdem ein
veränderter Aufbau der exprimierten Proteine in den Oozyten, z.B. durch das Fehlen
funktionell wichtiger Untereinheiten.
Als prinzipiell problematisch stellen sich beim Einsatz von pharmakologischen Hemmstoffen
immer die Aspekte der Spezifität und der unerwünschten Nebenwirkungen dar, insbesondere
wenn hohe Konzentrationen zur Anwendung kommen. Bei den in dieser Arbeit verwendeten
Inhibitoren (NPPB und DIDS) für das SLC26A7-Protein handelt es sich nicht um
hochspezifische Hemmstoffe. Unter diesen Gesichtspunkten ist von besonderer Bedeutung,
42 Diskussion
inwieweit der luminale Cl--Kanal (ClC-2) in den Belegzellen gerade von NPPB beeinflußt
wird. In der Literatur wird dies nicht übereinstimmend beurteilt (24; 34). Zudem ist im
Zusammenhang mit der Anwendung von NPPB die mitochondriale Entkopplung beschrieben
(30). Eine spezifische Einflußnahme auf SLC26A7 wäre deswegen wünschenswert.
Die genaue Arbeitsweise dieses Transporters bleibt bis heute in der Literatur umstritten. Nach
einer Studie handelt es sich bei SLC26A7 um einen Cl-/HCO3--Austauscher (43). Im
Gegensatz dazu stehen Versuche einer anderen Forschungsgruppe, bei denen nur eine sehr
geringe Permeabilität des Proteins für HCO3- gefunden wurde. SLC26A7 wird daher von
ihnen als ein vom intrazellulären pH-Wert gesteuerter Cl--Kanal diskutiert (25). In diesem
Zusammenhang könnte dies eine Erklärung für die Beobachtung der deutlichen
Realkalisierung der Belegzelle bei H+/K+-ATPase-Aktivität sein, da dann das anfallende
HCO3- die Zelle nicht verlassen würde. In der intakten Belegzelle stehen dem Cl--Einstrom
über einen Cl--Kanal allerdings die elektrischen Triebkräfte aufgrund des negativen
Membranpotentiales entgegen. Unter den von uns gewählten Bedingungen präsentiert sich
SLC26A7 als Cl-/HCO3--Austauscher, wie die Untersuchungen zum HCO3
--Export zeigen.
4.2.4 Der Na+-2Cl--K+-Cotransporter NKCC1
Wir konnten keine Beteiligung des NKCC1-Proteins an der Histamin-stimulierten
Säuresekretion unter azidotischen Bedingungen nachweisen. Auf die Alkalisierungsrate
wurde kein Einfluß des NKCC1-Transporters gefunden. Diese Ergebnisse bestätigen
Beobachtungen in NKCC1-knock-out Mäusen. In diesen Mutanten konnte in sogenannten
„whole stomach measurements“ keine signifikante Einschränkung bei der Fähigkeit,
Magensäure zu produzieren, festgestellt werden (13).
Unter alkalotischen Bedingungen konnte gezeigt werden, daß es in den Belegzellen einen
Na+-abhängigen Mechanismus für die Cl--Aufnahme gibt, der nicht von HCO3- beeinflußt
wird. Dieser entspricht dem NKCC1-Protein. Diese Aufnahme reagiert ebenfalls sensibel auf
eine Stimulation durch Histamin. Erschwert wird die genaue Interpretation der Cl--Aufnahme
dadurch, daß alle drei Aufnahmewege auf die Bereitstellung von Na+ angewiesen sind,
allerdings aus verschiedenen Gründen. NKCC1 braucht als Cotransporter offensichtlich Na+,
für AE2 ist die Verschiebung des pHi-Wertes zu saureren Werten, und für SLC26A7 die
Verringerung des HCO3- aufgrund der Umwandlung in CO2 entscheidend.
43 Diskussion
Eine Studie an Magengewebe von Mäusen machte das NKCC1-Protein hauptsächlich für den
elektroneutralen Einwärtstransport von Na+, K+ und Cl- an Belegzellen verantwortlich, der
allerdings nicht mit der Säuresekretion assoziiert ist, sondern lediglich für die
Flüssigkeitsabgabe in das Drüsenlumen zuständig ist (38). Dies steht im Widerspruch zu
älteren Studien an Hamstern bzw. Amphibien, die unter Behandlung mit Furosemid bzw.
Bumetanid von einem hemmenden Einfluß auf die Magensäuresekretion in
Mukosapräparationen berichteten (5; 53). Unsere Ergebnisse in den [Cli]-Messungen
bestätigen demnach die Auffassung, wonach ein beträchtlicher Einstrom von Cl--Ionen über
das NKCC1-Protein stattfindet. Dieser Einstrom ist jedoch nicht mit der Säuresekretion über
die luminale Membran der Belegzelle verknüpft. Einige Autoren sprechen deswegen von zwei
unterschiedlichen Sekretionsarten für Cl--Ionen, die luminal an der Belegzelle stattfinden:
eine ist an die Säuresekretion gekoppelt und die andere nichtsäuregebunden (38). Denkbar
wäre durchaus, daß NKCC1 die Cl-- und K+-Ionen für die Zelle bereitstellt, die dann luminal
über die entsprechenden Kanäle ins Lumen abgegeben werden, und daß die Na+-Ionen
basolateral über die Na+/K+-ATPase wieder die Zelle verlassen können. Allerdings bliebe in
diesem Modell die Frage nach der Entsorgung des entstehenden HCO3- offen. Die Zelle
würde so sehr schnell intrazellulär alkalisieren und so die Protonenpumpe zum Stillstand
bringen.
4.3 Mögliche medikamentöse Therapieansätze und weitere Forschung als Ausblick
Aus den Ergebnissen dieser Arbeit lassen sich in der Zukunft möglicherweise alternative
medikamentöse Behandlungsformen der Magensäureüberproduktion entwickeln. Dies könnte
im besonderen für den kleinen Anteil an Patienten, bei denen sich die Therapie mit
Protonenpumpeninhibitoren als nicht effektiv erweist, eine große Erleichterung bedeuten (4;
39). Gerade das SLC26A7-Protein würde sich möglicherweise als ein attraktives Ziel für neue
Therapieansätze darstellen, da es aufgrund der bisher bekannten Lokalisation nur in zwei
Organen (Magen und Niere) vorkommt. Somit wäre davon auszugehen, daß ähnlich wie es
bei der Protonenpumpe der Fall ist, die Nebenwirkungen bei einem medikamentösen Eingriff
beschränkt sind.
Von großem Interesse dürften sicherlich auch Experimente mit humanem Magengewebe aus
Resektionspräparaten sein. Gerade zwischen verschiedenen Spezies könnten die Unterschiede
44 Diskussion
in ein und demselben Protein nur in der Verschiedenheit einer Untereinheit bestehen, was
allerdings funktionell und pharmakologisch zu bedeutenderen Änderungen führen kann (2;
16). Dies ist besonders unter dem Gesichtspunkt zu sehen, daß mittlerweile von vielen
Transportproteinen der Aufbau in zahlreichen Untereinheiten entdeckt und beschrieben
wurde.
Letztlich konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht abschließend geklärt werden, welche
Stöchiometrie zwischen dem HCl-Ausstoß an der luminalen Seite der Parietalzelle und dem
Cl-/HCO3--Austausch basolateral besteht. Außerdem bleibt die Frage für künftige
Untersuchungen spannend, welche Bedeutung diese spezielle Ausstattung der Parietalzelle
mit zwei unterschiedlichen Cl-/HCO3--Austauschern, die verschiedene pHi-Bedingungen
abdecken, in Verbindung mit der Magensäuresekretion hat.
45 Zusammenfassung
5 Zusammenfassung
Pathologische Hypersekretion von Magensäure ist ursächlich an zahlreichen Erkrankungen
des oberen Magen-Darm-Traktes beteiligt. Die medikamentöse Hemmung der Säuresekretion
ist heute die wirksamste Therapiemaßnahme. Aus diesem Grund kommt den zellulären
Mechanismen bei der Säuresekretion und ihrer Kenntnis große Bedeutung zu.
Der Protonenausstoß über die luminale Membran der Belegzelle läuft hierbei über die
Protonenpumpe (H+/K+-ATPase) ab. Funktionell ist die Aktivität dieses Proteins an
benachbarte K+- und Cl--Kanäle gekoppelt und von einer leichten Azidose der Zelle abhängig.
An der basolateralen Membran verfügen die Belegzellen über drei mögliche Cl--
Einstromwege: die beiden Cl-/HCO3--Austauscher AE2 und SLC26A7 sowie den Na+-2Cl--
K+-Cotransporter NKCC1. Zielsetzung dieser Arbeit war die Untersuchung der funktionellen
Beteiligung dieser verschiedenen Cl--Transporter an der Cl--Aufnahme während der
stimulierten Säuresekretion. Zu diesem Zweck wurden mikrofluorimetrische Messungen des
intrazellulären pH-Wertes (pHi) mit dem Farbstoff BCECF und der intrazellulären Cl--
Ionenkonzentration (Cl-i) mit dem Farbstoff MQAE an handisolierten Rattenmagendrüsen
durchgeführt.
Mit den Messungen des pHi im azidotischen Bereich konnte gezeigt werden, daß die
Belegzelle Protonen zum einen über Na+/H+-Austauscher und zum anderen über die
Protonenpumpe exportiert. Dieser Protonenexport war unabhängig von der Funktion des
NKCC1-Proteins. Der Protonenausstoß über die H+/K+-ATPase konnte durch Histamin
stimuliert und über die Hemmstoffe DIDS und NPPB blockiert werden. Beide Wirkstoffe
greifen mit einem spezifischen Profil an den Cl--Transportwegen der Belegzelle an. DIDS
zeigte hierbei allerdings erst in hoher Konzentration, wie sie für SCL26A7 notwendig ist, eine
Wirkung, und nicht bei einer niedrigen, für AE2 charakteristischen Konzentration. Bei pHi-
Messungen im alkalotischen pHi-Bereich unter Histaminstimulation verschoben sich die
Anteile der beiden Cl-/HCO3--Austauscher. Die HCO3
--gekoppelte Cl--Aufnahme erfolgte zu
rund 60% durch AE2-Aktivität und zu 40% über das SLC26A7-Protein. Die Cl-i-Messungen
zeigten eine deutlich durch Histamin stimulierbare Erhöhung der intrazellulären Cl--
Konzentration nur in Gegenwart von Na+-Ionen. Zu rund 50% kam dieser Cl--Einstrom über
AE2 zustande. Die Na+-Abhängigkeit hierbei ergab sich durch die für den Cl-/HCO3--
Austausch notwendige parallele Aktivität des Na+/H+-Austauschers. Der weitere Anteil kam
HCO3--unabhängig über NKCC1 zustande. Unter Na+-freien Bedingungen und somit bei
46 Zusammenfassung
erniedrigten pHi-Werten und gleichzeitiger Hemmung von SLC26A7 fand so gut wie keine
Cl--Aufnahme mehr statt.
Die durchgeführten Messungen sprechen dafür, daß den zur Verfügung stehenden Cl--
Einstrommechanismen verschiedene Aufgaben zukommen. NKCC1 scheint in diesem Ansatz
unter azidotischem pHi keine Rolle für die Cl--Aufnahme bei der Säuresekretion zu spielen.
Unter alkalotischem pHi sind sowohl AE2 als auch NKCC1 wesentlich an der Cl--Aufnahme
beteiligt, während das SLC26A7-Protein bei einer Erniedrigung des pHi-Wertes zunehmend
den Cl--Transport übernimmt. Die Beobachtungen legen nahe, daß die Protonenpumpe die
benötigten Protonen nur in das Lumen sezernieren kann, wenn zur gleichen Zeit Cl--Ionen zur
Verfügung stehen, die luminal ausströmen können. Diese Cl--Ionen müssen basolateral über
die charakterisierten Transporter wieder aufgenommen werden, um intrazellulär zur
Verfügung zu stehen.
47 Literatur
6 Literatur
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53 Danksagung
7 Danksagung
Meinen ersten herzlichen Dank möchte ich an dieser Stelle an meine Familie aussprechen.
Nicht nur bei dieser Arbeit, sondern zu jedem Zeitpunkt wurde mir jegliche mögliche
Unterstützung zu teil. Eine bedingungslose Unterstützung, die man leider zu oft als
selbstverständlich annimmt, und für die man nicht oft genug danken kann.
Sodann gilt mein größter Dank Herrn Prof. Dr. Markus Bleich für seine überaus zeitintensive
Betreuung während der Fertigstellung der Arbeit. Die zahlreichen Diskussionen und
Anregungen stellten eine große Bereicherung für mich dar.
Für die großzügige Bereitstellung jeglicher Materialien sowie der Arbeitsplätze möchte ich
Herrn Prof. Dr. John Geibel besonders danken. Seine fachliche Begleitung sowie ansteckende
Motivation haben die Zeit an der Universität in New Haven zu einer unvergeßlichen
Erfahrung gemacht. Daneben möchte ich allen weiteren Mitarbeitern im dortigen Labor
danken, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen, herauszuheben sind Frau Stephanie M.
Busque und Herr Dr. Philipp Kirchhoff.
Zuletzt bin ich Herrn Felix Renhof dankbar. Er sorgte mit seinem Einsatz dafür, daß der
Computer immer das machte, was er sollte.
54 Lebenslauf
8 Lebenslauf
Ortrud Kosiek 23.12.1978 geboren in Nürtingen als drittes Kind des
Diplomphysikers Dr. Rolf Kosiek und seiner Ehefrau Christa, geb. Klages
1985-1989 Grundschule in Nürtingen-Reudern 1989-1996 Max-Planck-Gymnasium in Nürtingen 1996-1997 Gastschulaufenthalt an der Lewiston-High-School in
Lewiston, Idaho, USA 1997-1999 Max-Planck-Gymnasium in Nürtingen; Abitur Juni 1999 1999-2003 Studium der Humanmedizin an der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; Physikum August 2001; Erstes Staatsexamen August 2002
2003-2004 Forschungsaufenthalt an der Yale University School of Medicine, New
Haven, CT, USA bei Prof. Dr. John Geibel, Department of Cellular and Molecular Physiology; Experimenteller Teil der Dr.Arbeit
2004-2005 Wiederaufnahme des Studiums an der Christian-Albrechts- Universität zu Kiel Zweites Staatsexamen September 2005 2005-2006 Praktisches Jahr:
1. Tertial: Anästhesie - Universitätsklinik Kiel 2. Tertial: Chirurgie - Yale New Haven Hospital, New Haven, CT,
USA 3. Tertial: Innere Medizin - Regionalspital Bozen, Italien Drittes Staatsexamen Dezember 2006
Jan. 2007 Assistenzärztin in der Abteilung für Diagnostische Radiologie der Universitätsklinik Magdeburg
55 Lebenslauf
Veröffentlichungen: Kirchhoff P., Andersson K., Socrates T., Sidani S.M., Kosiek O., Geibel J.P., Characteristics of the K+-competitive H,K-ATPase Inhibitor AZD0865 in isolated rat gastric glands, Am J Physiol 291: G838-G843, 2006. Kirchhoff P., Dave M. H., Remy C., Kosiek O., Busque S., Dufner M., Geibel J. P., Verrey F., Wagner C.A., An amino acid transporter involved in gastric acid secretion, Pflugers Arch 451: 738-748, 2005. Kosiek O., Vucic E., Grahammer F., Geibel J.P., Chloride influx in rat gastric parietal cells is Na+/K+/2Cl--cotransporter (NKCC) dependent, AGA-meeting 2004, New Orleans, USA (Poster)