die tonbildung bei pfeifen mit kreisförmigem spalt durch periodische ablösung von kreiswirbeln

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13. Be l'onbilclung be4 Pfe4fen mCt kredsft3rmCgem SpaZt dzcrch perSod48che AbZBeumty uon Er&swdrbeZra; von F. Er.liger zcnd E. Mar8chnemw. Die vorliegende Abhandlung bildet eine Erweiterung der Theorie der Spalttone') und der Schneidentone2) des Ver- fassers (F. K.) auf Spalten 11 it kreisformigem Spalt. Wie bei der Erzeugung der Tone bei linearem Spalt ist auch hier die Existenz der reinen Spalttone ohne gegenuberstehende Schneide die Voraussetzung fiir die Entstehung der Schneiden- tone und die Theorie der letzten kann sich nur auf der Theorie der Spalttone aufbauen. Die Zuruckfiihrung der hydrodynamischen Vorgange bei kreisformigem Spalt auf die bei linearem Spalt ist aber einfach, wenn man sich den kreisformigen Spalt uber eine im7 er starker gestreckte Ellipse in zwei unendlich lange parallele lineare Spalten vom Abstande des urspriinglichen Kreisdurchmessers ubergehend denkt. Man sieht dann leicht, daS die Analogie der Wirbelbildung beim Ausstromen einer Fliissigkeitslamelle aus den Spalten darin besteht, daB, wie beim linearen Spalt abwechselnd rechts- und linksdrehende geradlinige Wirbel ent- stehen, beim kreisformigen Spalt abwechselnd, vom kreis- formigen Spalt aus betrachtet, links nach auSen und rechts nach innen rotierende Ringwirbel entstehen mussen. Dabei ist der Durchmesser der nach innen rotierenden Ringwirbel etwas 1) F. Krtiger und E. Schmidtke, Ann. d. Phya. 80. 8. 701. 1919. 2) F. Krtiger, Ann. d. Phya. 62. S. 673. 1PLO.

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Page 1: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

13. B e l'onbilclung be4 Pfe4fen mCt kredsft3rmCgem SpaZt dzcrch perSod48che

AbZBeumty uon Er&swdrbeZra; von F. Er . l iger zcnd E. Mar8chnemw.

Die vorliegende Abhandlung bildet eine Erweiterung der Theorie der Spalttone') und der Schneidentone2) des Ver- fassers (F. K.) auf Spalten 11 it kreisformigem Spalt. Wie bei der Erzeugung der Tone bei linearem Spalt ist auch hier die Existenz der reinen Spalttone ohne gegenuberstehende Schneide die Voraussetzung fiir die Entstehung der Schneiden- tone und die Theorie der letzten kann sich nur auf der Theorie der Spalttone aufbauen.

Die Zuruckfiihrung der hydrodynamischen Vorgange bei kreisformigem Spalt auf die bei linearem Spalt ist aber einfach, wenn man sich den kreisformigen Spalt uber eine im7 er starker gestreckte Ellipse in zwei unendlich lange parallele lineare Spalten vom Abstande des urspriinglichen Kreisdurchmessers ubergehend denkt. Man sieht dann leicht, daS die Analogie der Wirbelbildung beim Ausstromen einer Fliissigkeitslamelle aus den Spalten darin besteht, daB, wie beim linearen Spalt abwechselnd rechts- und linksdrehende geradlinige Wirbel ent- stehen, beim kreisformigen Spalt abwechselnd, vom kreis- formigen Spalt aus betrachtet, links nach auSen und rechts nach innen rotierende Ringwirbel entstehen mussen. Dabei ist der Durchmesser der nach innen rotierenden Ringwirbel etwas

1) F. Krtiger und E. Schmidtke, Ann. d. Phya. 80. 8. 701. 1919. 2) F. Krtiger, Ann. d. Phya. 62. S. 673. 1PLO.

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kleiner, der nach aul3en rotierende Ringwirbel etwas groBer als der Durchmesser des kreisformigen Spaltes. Diese Wirbel wer- den regelmiiSig aufeinander folgen. Denkt man sich daher eine Ebene, .senkrecht auf der Spaltebene , durch, den Mittel- punkt des Speltrings gelegt, so erhalten wir auf ihr als Durch- schnitte der Ringwirbel ewei spiegelbildlich gleiche Systeme abwechselnd rechts- und linksdrehender Wirbel, von denen jedes den Bildern bei linearem Spalt entspricht. Fig. 1 eeigt

Fig. 1.

einen solchen schematischen Durchschnitt. Fiir dieses System linearer Wirbel, von denen die rechtsdrehende Reihe, die den Abstand h von der linksdrehenden hat, um den halben Wirbel- abstand 1 gegen die linksdrehende verschoben ist, hat Hr. v. Kar- mhnl) beksnntlich die Stabilitat nachgewiesen und fiir das Verhiiltnis h/E den Wert 0,283 errechnet. Die ganze Analogie der Vorgiinge 1aBt erwarten, daB die fur das Problem der aus dem linearen Spalt auf der Fliissigkeitsoberflache entstehende Wirbel erwiesene Stabilitiit auch fi i r das Problem der Ring- wirbel im Innern der Flussigkeit gilt, d. h. also aus dem kreisformigen Spalt ein stabiles System abwechselnd nach innen und a d e n zirkulierender, kleiner und groSer Ring- wirbel in regelmaBigem Abstande 1 und mit der Differene der Durchmesser 2 h austritt, daS fur das Verhiiltnis h/ l wahr- scheinlich auch der Wert 0,283 zutreffen wird.

Unter diesen Vorausseteungen ist offenbar die Frequene N der pro Sekunde abgelosten Wirbel oder akustisch der Tonhohe gleich dem Verhiiltnis der Geschwindigkeit u des Wirbel-

1) T h. v. K&rm&n, Gott. Nachr. S. 647, 1912; Th. v. KBrmBn und H. Rubach, Physik. Zeitschr. 1%. S. 49. 1912;

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Die Tonbdldung bei Pfeifen mit heisfafmigem Spalt usw. 583

syatems zu dem Abstand I der aufeinander folgenden Wirbel, also

N s -. U

1

Da nun, ganz analog wie bei dem linearen Spalt, auch bsim kreisformigen Spalt die Geschwindigkeit u des Wirbel- systems der Ausstromungsgeschwindigkeit U der ringformigen Flussigkeitslamelle proportional sein wird, also u = a N, und ferner ebenso der Wirbelabstand 1 der Spaltbreite D propor- tional sein wird, also 1 = b . D, so ergibt sich

oder N O D a U b -- - - = konst.,

d. h. die von den Tonen bei linearem Spalt her bekennte Be- ziehung, daS die Frequenz der Wirbelablosung oder die Ton- hohe der Stromungsgeschwindigkeit direkt, der Spaltbreite umgekehrt proportional ist.

Die GroBe der Konstante a, d. h. des Verhaltnisses der Geschwindigkeit u des Wirbelsystems zu der Stromungs- geschwindigkeit’ U , hatte sich fiir den linearen Spalt eu 0,229, die Konstante b zu 4,9, das Verhaltnis beider k = a/b mithin eu 0,046 ergeben, wahrend aus den akustischen Messungen von W. Kohlrausch sich fur den Ausdruck D NJU der Wert 0,044 berechnet. Es ist jedoch in der oben eitierten Abhandlung von F. Kruger und E. Schmidtke gezeigt, daB fur die von W. Kohlrausch benutzten kleinen Spaltbreiten exak ter

a d N dU D . - - - - k = - b

gilt und sich daraus der wahrscheinlich richtigere Mittelwert k = 0,055 berechnet.

Ds fur die Eigengeschwindigkeit eines eineelnen Kreiswirbels bekanntlich die Formel

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584 F. Kriiger u. E. Marschner.

log- - - Y :) u = - ( r 4a 7z

gilt, in der F die Wirbelstarke, r den Radius des Wirbels, R den Radius der Wirbel a der Zahl bedeutet, diese Eigen- geschwindigkeit u also von dem Wirbeldurchmesser 2 r ab- hangt, so existiert die Moglichkeit, daS auch die Geschwin- digkeit u des gesamten Systems nach innen und auf3en drehender Ringwirbel von dem Durchmesser des Spaltringes abhangen konnte, und damit auch der Wert der Konstante a und des Verhaltnisses k = a/b . Das war also zunachst durch Mes- sungen festzustellen. F. K.

I. Periodieohe Ablosnng von Kreiewirbeln an einem kreiefirmigen Spalt ohne gegeniiberetehende Sohneide.

Da Tone mit kreisformigen Spalten nur schwer zu erhalten sind, wurden diese Versuche an ringformigen Spalten ohne gegenuberstehende Schneide auf den hydrodynamischen Nach- weis der periodischen Ablosung von Ringwirbeln beschrankt,, da j a nach allem Friihern uber die Identitiit der Tonhohe mit der Frequenz dieser Wirbelablosung kein Zweifel bestehen konnte. Diese hydrodynamischen Versuche wurden zunachst mit Luft probiert, d a m mit Wasser durchgefuhrt.

1. Berodpamisohe Versuche.

Zunachst wurde versucht, die Ringwirbel durch Salmiak- nebel in Luft sichtbar zu machen.

Der Apparat, der dazu verwsndet wurde, bestand aus einem kreisformigen Hohlzylinder aus Messing von einer Liinge von 35 mm, sein Innenradius war 36 mm lang. Die VerschluB- platte an dem einen Ende des Zylinders gab in der Mitte durch eine Rohre von 4 m m Radius und 80 mm Lange der Luft Zutritt nach dem Innern des Apparates. Hier war der Rohre ein Dornhalter mit 3 Durchgangen fur die Luft vorgelagert. Am Dornhalter konnte der Dorn, welcher die Verschldplatte des anderen Endes des Apparates trug, so eingesohraabt werden, daS der Rand der Platte mit der Innenwand des Hohlzylinders

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Die Tonbildung bei Pfeifen wit kreisf6rmigem Spalt usw. 585

einen genau konzentrischen Kreisspalt freiliel3, durch den die Luft wieder austrat. Es wurden Spalte von 0,25 mm bis 0,75 mm Breite verwendet.

Die Luft stromte aus einem Gasometer oder aus einer Stahlbombe rnit Reduzierventil durch Schlauche und Glas- rohren uber Salzsaure und Ammoniak in den a erodynamischen Apparat. Dieser wurde zur Vermeidung storender auBerer Luftstromungen in ein Glasrohr von 10 cm Radius und 1 m Lange eingehangt. Trotzdem der Apparat gegen Luftzug sorg- faltig geschutzt wurde, machte sich die ausgestrahlte Korper- warme des Beobachters schon storend geltend. Haufig wurden die dem Apparat entsteigenden Salmiaknebel nach unten gedruckt. Es wurde daher an Stelle der Luft die schwerere Kohlensaure als stromendes und Wirbel bildendes Mittel ver- wendet. Der Apparat wurde in das Glasrohr so eingehangt, daB die Kohlensaure nach unten aus dem Kreisspalt ausfloB. Wenn nun auch diese Versuchsanordnung gegen die BuIjeren Luftstorungen etwas mehr stabil war, so neigte sie dafur um so weniger zur Wirbelbildung. Sicherlich wurde die Entstehung regelmaBiger Wirbel auch dadurch gehindert, daB der Dorn- halter mit seinen drei Durchgangen AnlaB zu bevorzugten Luftstromungen bot. Um diese auf das geringste MaB zuruck- zufuhren, wurden quer in den Apparat Siebe eingelegt. Das entstehende Chlorammonium verstopfte jedoch die Siebe un- gleichmaBig. Es lagerte sich auch im Kreisspalt und in den Glasrohren ab und vermehrte die schon bestehenden Storungen und veranlaBte fortwahrend unangenehme Unterbrechungen in der Beobachtung. Dieser nbelstand konnte auch dadurch nicht ganz beseitigt werden, daB die Bildung der Salmiaknebel erst am Spalt selbst aderhalb des Apparates hervorgerufen wurde. Es lieB sich dies in der Weise durchfuhren, dal3 die mit kinmoniak gesattigte Luft erst den aerodynamischen Apparat durchstromte und dann nach Durchtntt durch den Spalt auf die Dampfe der Salzsaure stieB, die sich in einem rund urn den Spalt herumlaufenden aus Blei gestanzten, kleinen Troge befand. Der Spalt verstopfte sich aber trotzdem.

Es wurde daher aufgegeben, die Wirbel in Luft sichtbar zu machen, und zu Versuchen in Wasser ubergegangen.

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5 86 F. Kriiger w. E . Marschmr.

2. Hydro d y n am i s c h e Ve r s u oh e.

a) Versuchsanordnung und Apparate Der Apparat fur die hydrodynamischen Versuche uber

die Ringwirbelablosung hatte dieselbe Bauart und dieselben

Fig. 2.

Dimensionen wie der Apparat fur die aerodynamischen Ver- suche. Nur seine Lange war groBer und betrug 24cm; im Innern waren drei Siebe so eingelagert, daB das Wasser nur durch die Siebmaschen hindurchging. Die Siebe lagen also der Zylinderwand und dem Dorn dicht an. Damit war eine

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Die Tonnbildung bei Pfeifen mir kreisf6rmigem Spalt usw. 587

moglichst gleichmiiBige Stromung nach dem Spalt hin gewahr- leistet. Die Spaltbreiten variierten von 0,5-6,0 mm in Ab- standen von 0,5 mm. Im Laufe der Versuche ergab sich, daB die Wirbel am besten entstanden, wenn das Wasser durch den AppaTat vertikal nach unten stromte.

Der Apparat wurde in einen mit Wasser gefullten Trog von 30 om Lange, 20 em Breite und 20 em Tiefe eingehangt. Die Vorder- und Ruckseite des Troges waren fiir photographische Zwecke moglichst planparallele Glasplatten. An der Seite des Troges in der Nahe seines Bodens befand sich eine AusfluBoffnung.

Das Wasser wurde dem hydrodynamischen Apparat durch Schlauche aus einem zylindrischen GefaB von 61 mm Radius und einer Hohe von 120 em zugeleitet. Diese Hohe war not- wendig, um die Geschwindigkeit des stromenden Wassers fur die verschiedenen Spaltbreiten genugend variieren zu konnen. Diese Variationsrnoglichkeit der Stromungsgeschwindigkeit er- wies sich fur Messungszwecke im Laufe der Untersuchung nicht als ausreichend; es wurde darum in die Schlauchleitung ein Hahn eingesetzt, der eine Regulierung der Stromung bis zu den kleinsten Geschwindigkeiten zuliel3.

Vorstehende Fig. 2 zeigt die Apparate und &re Anordnung. Dem hydrodynamischen Apparat ist im Troge ein Kreiskeil vorgelagert, wie er fur die spater folgende Untersuchung der Schneidentone notwendig ist. Fur die Spalttone ist also der hydrodynamische Apparat ohne Kreiskeil vorzustellen.

b) Die Wirbelbildung. Die Wirbel wurden dadurch sichtbar gemacht, daB das

in den Trog einstromende Wasser bei den ersten Versuchen mit Kaliumpermanganatlosung angefarbt war ; im Trog wurde das Wasser durch einen Zusatz von schwefliger Saure wieder en tfarbt .

Sofort mit Auslosung der Wasserstromung setzte die Bildung der Kreiswirbel in der Weise ein, daS sich am Spelt zwei halbkreisformige, gleichmliBige Wiilste zeigten, die durch einen Einschnitt getrennt waren. Beim Weiterschreiten rollte der a d e r e Wulst nach a d e n , der innere nach innen sich zu einem Wirbel auf ; die Ader des aderen Wirbels war betraichtlich dicker als die des innern Ringes, und jener eilte diesem sofort voraus. Dann wechselten auSere und innere Wirbel in regel-

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maBiger Folge. War der Zusatz der schwefligen SBure be- triichtlich, so wurde der erste und einige der nachfolgenden Wirbel, indem sie sich allmahlich vergroaerten, nach der Ober- flache des Wassers im Troge emporgetragen, sicherlich eine Folge geringer Unterschiede im spezifischen Gewichte z$schen dem einstromenden Wasser und dem Wasser im Trog. Die Gleichheit des spezifischen Gewichtes der beiden Flussigkeiten wurde dadurch moglichst gewahrleistet, daB sie suf gleicher Temperatur gehalten wurden und durch entsprechende Zu- satze von schwefliger Saure und Kaliumpermanganat .

Der Einflul3 der Reibung auf die Stabilitiit der Wirbel- ringe zeigte sich darin, daB 4-6 Wirbel genau erkennbar blieben, im weiteren Vorwartsschreiten aber dann allmahlich in Teile zerfielen; die Teile wirbelten aber noch langere Zeit weiter.

Dem Spaltdeckel anhaftende Luftblasen, der Zylinderwand anliegende oder in den Sieben abgelagerte Tedchen von Kalium- permanganat beeinflu4ten die Wirbelbildung in verschiedenem Sinne ungunstig : die Luftblasen zerrissen die Wirbelrirrge, die Verunreinigung der Wande und die Ablagerungen in den Sieben gaben zu bevorzugten Stromungen AnlaB und damit zu Verzerrungen in der Ringbildung. Um Siebe und Wande von den Unreinigkeiten zu befreien, wurde der Apparat nach jedem Versuch langere Zeit in schweflige Saure gelegt. Indessen muBten die Siebe von Zeit zu Zeit erneuert werden.

Bei einer Spaltbreite von mehr als 3 mm lie8 die Energie der Wirbelung mehr und mehr nach, sicherlich deswegen, weil die Energie des stromenden Wassers nicht mehr aus- reichte. Die Wassersaule, die das stromende Wasser lieferte, war offenbar fur diese Spaltbreite nicht mehr hoch genug. Immerhin war die Wirbelbildung bis zu den vorhandenen Spaltbreiten von 6 mm und bei der erreichbaren Hohe der Silule des stromenden Wassers deutlich erkennbar, und mit zunehmender Hohe der Wassersaule ist wohl auch eine mehr energische Wirbelung zu erwarten.

c) Messungen. 1. Photographie der Wirbel und Bestimmung des Wirbelabstandes 1.

Den Bemuhungen, die Wirbel zu photographieren, stellten sich erhebliche Schwierigkeiten in den Weg; sie lagen einer- seits in der Notwendigkeit, eine aufierordentlich starke Licht-

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Die Tonbildung bei Pfeifen mit beisformigem Spalt ZISW. 589

quelle zu verwenden, andererseits darin, einen Farbstoff zu finden, der eine deutliche Wiedergabe nicht nur der RBnder des Wirbelbildes, sondern auch der sich quer durch das Wirbel- feld hindurchziehenden Wirbeladern ermoglichte.

Als Lichtquelle wurde zunachst eine Quecksilberbogen- lampe rnit einer Belastungsstarke von 4 Amp. Stromstarke bei 110 Volt Spannung erfolglos versucht.

Das Licht der vorhandenen Kohlestiftbogenlampen mit einer Belastungsmoglichkeit von 30 Amp. Stromstarke bei 220 Volt Spannung gab nur schwache und undeutliche Bilder .

Die Versuche mit Blitzlicht zeitigten ebenfalls ein negatives Ergebnis; es kam aber noch hinzu, da13 bei der Benutzung des Blitzlichtes nicht der entscheidende Moment fur die Aufnahme gewahlt werden konnte.

Endlich gelang es rnit einer von der Lichtbildzentrale von G. Anders in Danzig in liebenswurdiger Weise zm Verfugung gestellten Kohlestiftbogenlampe die notige Belichtungsstarke hei 100 Amp. Stromstarke und 220 Volt Spannung zu er- langen.

Die Anfarbung des stromenden Wassers mit Kalium- permanganat verdeutlichte die Wirbel dem Auge ganz vor- zuglich, gab aber keine genugend scharfen Bilder. Wenn auch der Rand des Wirbelfeldes auf der Platte sehr gut hervortrat, waren die im Wirbelfelde querliegenden Wirbeladern auf der Platte nur sehr schwach erkennbar. Sie sind wohl fur die Messung ausreichend hervorgetreten, auf Abzugen von der Platte sind sie nicht zu sehen gewesen.

Zur Farbung wurden nun Farben verwendet, deren Ab- sorptionsspektrum bei 484 ,up liegt, doch auch hier war das photographische Ergebnis ein gleich unbefriedigendes.

Dem rnit Kaliumpermanganat gefiirbten stromenden Wasser wurde nun eine Losung von Kupfersulfat, dem etwas Ammoniak bis zur Bildung eines geringen Niederschlags und etwas Chinin- sulfat hinzugefugt wurde, beigegossen. Die Mischung hatte lrolloidartigen Charakter.

Die photographische Aufnahme zeigte einen uberraschenden Erfolg; nicht nur am Rande des Wirbelfeldes waren die Wirbel deutlich zu erkennen, sondern auch die Adern der a d e r e n und inneren Wirbel waren gut zu sehen.

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5 90 F. Kriiger u. E. Marschner.

Diese Bilder wurden der Messung zugrunde gelegt, ein Bild finden wir in der untenstehenden Fig. 3.

Eine Erklarung des Erfolges ist wohl auch darin zu suchen, dal3 sich die in dem stromenden Wasser befindlichen Partikel

Fig. 3.

der kolloidartigen Losung in den Wirbeladern zu groBeren Mengen zusammenballten und das wirksame Licht absorbierten. Der photographische Aufnahmeapparat war eine gewohnliche Kamera mit einem Objektiv von 11,2 em Brennweite und einem Offnungsverhiiltnis von 1 : 4,5.

2. Bestimmung der Wirbelgeschwindigkeit u und der Wirbelfrequene N. Es wurde der Versuch gemacht , die Wirbelgeschwindig-

keit u den mit einem kinematographischen Apparat auf- genommenen Wirbelbildern zu entnehmen. Es gelang aber trots sorgfaltiger und wiederholter Aufnahmen nicht , da in dem Zylinder, welchen die Wirbelringe bildeten, kurze Zeit nach Auslosung der Wirbel sich eine nach dem Spalt gerichtete

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Die Tonbildung bei Pfeifm wit heisfiirmigem Spalt usw. 591

Stromung von gefiirbtem Wasser geltend machte, welche von den inneren Wirbeln herruhrte und den Durchgang des Lichts durch das Wirbelfeld hinderte.

Die Geschwindigkeit des ersten nach der Auslosung der Stromung sich bildenden Wirbels konnte nicht zur Bestimmung von u herangezogen werden, weil er sich, wie schon hervor- gehoben wurde, bei allmghlicher VergroBerung des Durch- schnittes seiner Ader und bei allmahlicher VergroBerung des Radius seines Achsenringea nach oben schob, jedenfalls also eine geringere Geschwindigkeit als das ganze System der Wirbelringe. hat te.

Es blieb also nur ubrig, die Wirbelfrequenz N zu messen. Die Messung wurde zuerst nach der stroboskopischen Methode versucht, gab aber keine befriedigenden Ergebnisse.

Die Wirbelgeschwindigkeit wurde nun durch den in die Schlauchleitung eingesetzten Hahn soweit gemindert, daB die Wirbel gezahlt werden konnten. Damit das Auge beim Zahlen in der gleitenden Wirbelreihe nicht hin und her irrte und da- durch die Wirbelzahl falschte, wurde an der vorderen Glas- wand des Troges eine Marke angebracht. Die an der Marke in einer mit der Stoppuhr festgestellten Zeit voruberschreitenden Wirbel wurden dann gezahlt .

3. Bestimmung der Stromungsgeschwindigkeit U.

Die Geschwindigkeit U des stromenden Wassers ergibt sich aus der Formel U = V / J t , wenn V das Volumen des Wassers, welches aus dem Wasserbehalter in der Zeit t durch den Spalt des hydrodynamischen Apparates hindurchgeflossen ist, bedeutet, und J den Flacheninhalt des Spalts. Nun ist aber U = f 2 g h eine Funktion von h , der senkrechten Ent- fernung der AusfluBoffnung von der Wasseroberflache des Behiilters; es kann daher fiir U nur ein Mittelwert berechnet werden, der aber dem wahren Wert durch folgendes Verfahren moglichst angenahert wurde : Es wurde die senkrechte Ent- fernung h, der AusfluBoffnung von der Wasseroberflache am Anfang einer Wirbelzahlung und h2 am Ende einer solchen gemessen und dann

gesetzt. Nun wurde = h, h, + h,

2

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592 F.. Kriiger u. E. Marschner.

12 18 11 14 ti 12 18 6 9

gemacht, dabei ist h, die Hohe einer Wassersaule am Anfang und h, am Ende einer mit der Stoppuhr festgestellten AusfluB- eeit von 60 Sekunden.

1,50

;$ 1 1,50 0,0565 l4,40 0,267 4,s 0,056 1,50 1,50

4. Ergebnisse der Messungen.

Zur Bestimmung von 1 wurde der Abstand sowohl der gleichliegenden Wirbel am Rande des Wirbelfeldes als auch der entsprechenden Wirbeladern im Wirbelfelde der Auf- nahmen gemessen.

Die nachstehende Tabelle zeigt die eineelnen gemessenen Werte von 1. Die angeschriebenen Werte 1 sind verschiedenen Aufnahmen entnommen. Aus dem beigegebenen Stromungs- bilde (Fig. 2) lassen sich die Werte 1 ohne weiteres herauslesen, wenn man den Wirbelabstand der Bilder mit 2,5 multipliziert ;

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Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisformigern Spalt mu’. 593

Tabel le 11. U = 60 mm/sec.

0,269

t sec = Zei d. Zahlunj

10 10 11 11 14 7

10

-~

t sec = Zeil d. Ziihlung

12 14 11 11 16

____

4,80

16 16 19 18 23 12 17

36 2,Ol 12,OO 0,054

20 2,oo 23 2,OO

17

20 I 42 2,Ol

Zahl der Virbel ir

t sec

22 26 19 20 30

19,20 0,260 4,80

1,65 0,055

I / I I

Tahel le 111.. U = 65 mm/sec.

15,84

Mittel- N . D u = 1 - N N wert N 17 I mm/sec

1,83

I !

17.47

I

Tabel le IV. U = 74mmlsec.

0,056

- ~

a b -

0.052

Die Zusammenstellung aller Werte N * DjU = 72, a, b und a,lb gibt mit den dazugehorigen Mittelwerben die nach- folgende Tabelle.

39 Annalen der Physik. IV. Folge. 67.

Page 14: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

594 F. Kriiger u. E. Marschrcer.

Tabelle V.

I I I

54 0,056 0,260 4,80 0,056 0,264 0,055 I 0,261 1 :$x 1 0,056 65 0,056

60 i 0,055

74 0;054 1 01264 I 4j80 I 0,054 Mittelwerte: 0,055 I 0,262 I 4,80 1 0,055

Diese Zahlen zeigen, daB die Ubertragung der Theorie der Wirbelablosung am linearen Spalt auf die an kreisformigen Spalten in der oben entwickelten Weise nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ berechtigt ist. Die Konstanten a und b und mithin auch k = a / b bei Kreiswirbeln stimmen mit denen bei linearen Wirbeln gut uberein (a = 0,23, I = 4,9, k = a / b = 0,046 oder genauer 0,055). Die Kriimmung des Spaltes zum Kreise ist also ohne erkennbare Wirkung auf die Geschwindigkeit des Systems der abwechselnd nach innen und nach aul3en rotierenden Kreiswirbol.

11. Wirbelabtcnung bei kreisfcrmigem Spalt rnit gegeniiber-

1) Hydrodynamik der Schneidentone mit kreis- formigem Spalt .

Die Theorie der Wirbelablosung bei kreisformigem Spalt mit gegenuberstehender Schneide oder der entsprechenden Schneidentone entspricht vollig der fruherl) entwickelten Theorie der Schneidentone bei linearem Spalt. Voraussetzung ist also auch hier die oben erwiesene Tatsache, daB aus dem kreisformigen Spalt auch ohne gegenuberstehende Schneide ein System abwechselnd nach innen und auBen rotierender Ringwirbel rnit bestimmten Wirbelabstand I austritt. Dieser natiirliche Wirbelabstand 1 wird nun durch eine gegenuber- stehende Schneide beeinflufit und in einen, mit dem Schneiden- abstand f identischen, erzwungenen verwandelt werden, indem der am Spalt entstandene Wirbel bei seinem Auftreffen auf die Schneide eine Staunngswelle auslost, die zurucklaufend

atehender Sohneide und Sahneidentijne bei kreisfijrmigem Spalt.

1) F. Kriiger, Ann. d. Phys. 62. S. 673. 1920.

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Die Tonbildung bsi Pfeifen mit krekfomigem Spa& ww. 595

am Spalt die neuen Spaltwirbel auslost. Bedeutet c die mit der Schallgeschwindigkeit gleiche Ausbreitungsgeschwindigkeit der Stauungswelle, ,u, wie oben, die Wirbelgeschwindigkeit, so ist die Zeitdauer des die Wirbelablosung bedingenden Vor- ganges, d. h. die Zeit fur das Durchlaufen des Schneiden- abstandes f durch den Wirbel und die Stauungswelle

? = - - + - = f . - - = f I f f U + C

21.C u ’ c u

da u gegen c zu vernachlassigen ist. Die Frequenz N der Wirbel- ablosung oder die Hohe des Schneidentons wird also

d. h. die Tonhohe ist dem Schneidenabstand umgekehrt pro- portional. Wahrend nun bei linearem Spalt die rechtsdrehenden Wirbel auf der rechten Seite der linearen Schneide, die links- drehenden auf der linken Seite der Schneide verlaufen, werden beim kreisformigen Spalt und kreisformiger Schneide die nach innen zirkulierenden Ringwirbel auf der inneren Seite, die nach auBen zirkulierenden auf der AuBen- seite der kreisformigen Schneide ~~

verlaufen, wie das die neben- stehende Fig. 4 in einem Querschnitt sohematisch andeutet. Wahrend bei linearem Spalt und linearer Schneide die Trennung der rechts- und linksdrehenden Wirbel durch die Schneide zu einem Pendeln der Flussigkeitslamelle fuhrt, bewirkt der analoge Vorgang bei kreisformigem Spalt und kreisformiger Schneide also ein abwechselndes Ausbauchen und Zusammen- ziehen, eine Art Pulsieren der ringformigen Lamelle. Dies Pulsieren bringt das umgebende Medium zum Mitschwingen oder, akustisch, zum Tonen.

Es wird weiter auch hier bei kreisformigem Spalt zu erwarten sein, daB der Ton mit zunehmendem Schneidenabstand und sinkender Tonhohe plotzlich in die nachsthohere Oktave uber- springt, ein Vorgang, der sich auch mehrfach wiederholen kann. Der Grund fur diese Oktavensprunge ist in der Theorie der Schneidentone bei linearem Spalt gegeben: Die durch den

111 ‘I Fig. 4.

39 *

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596 F. Kruger u. E. Marschner.

Schneidenabstand veranderte natiirliche Frequenz der Wirbel- ablosung oder die erzwungene Schwingung wird im Falle der Resonanz, d. h. also, wenn der Schneidenabstand gleich den1 naturlichen Wirbelabstand ist, das starkste Pulsieren ergeben. Wegen der starken DBmpfung wird die Resonanzkurve flach sein, also auch bei erheblicher Differenz von f und I wird noch ein, wenn auch immer schwacher werdendes Mitschuiingen stattfinden. Nahert sich nun der Schneidenabstand f dem Doppelten des naturlichen W'irbelsbstandes 1, so wird der Zwang fur den erzwungenen Wirbelabstand offenbar vie! geringer, wenn die Frequenz der WirbelablCIsung sich verdoppelt, so daB 1 = f /2 wird. Damit wird aber N = Zf/u, springt also auf die Oktave. Dieser Vorgang kann sich nach ein oder mehrere Male wiederholen, wobei dann N = 3 f /u , N = 4f /u usw. wird.

Da auch hier die Wirbelgeschwindigkeit u der Aus- stromungsgeschwindigkeit N proportional ist, also u = a' * U , so wird

u a'. u N . f * oder = a .

Die GroBe a' wird allerdings einen anderen Wert haben wie bei den Spalttonen; bei den Schneidentonen bei linearem Spalt ist a' gleich etwa 0,38.

Nach dem ersten Oktavensprunge wird entsprechend N f ]U = 2 a', nach dem zweiten N flu = 3 a' usw.

Es muBte zur Prufung dieser Theorie sowohl die Hydro- dynamik der Wirbelbildung bei kreisformigem Spalt mit gegen- iiberstehender Schneide wie auch die ebenfalls noch nicht untersuchten Schneidentone bei kreisformigem Spalt verfolgt werden. Es sol1 zunachst uber die hydrodynamischen Ver- suche berichtet werden.

N = 7'7-

a) Apparate. Versuchsanordnung und hydrodynamischer Apparat (Fig. 2)

waren dieselben wie bei der Hydrodynamik der Spalttone, nur stand dem kreisformigen Spalt jetzt eine 20 mm breite Ring- schneide aus Messing gegenuber, welche mit drei Streben auf einer Duse saB. Mit der Duse konnte der Ringkeil auf einem Stiel, der senkrecht und zentrisch in den Spaltdeckel ein- geschraubt war, in die geeignete Entfernung zum Spalt ge- bracht werden. 'Die Streben gingen senkrecht vom Stiel aus,

Page 17: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

Die Tonbildung bei Pfeifelz mit kreisformigem Spalt usw. 597

bogen in einer Entfernung, welche gleich der Iiinge des Ring- radius war, senkrecht zur unteren Kante des Keiles um. Die untenstehende Fig. 5 zeigt den kreisformigen Spalt mit der davor sitzenden Ringschneide.

Der Ringkeil muate genau konzentrisch zur Mitte des Keiles sitzen; ferner muBte bei der in Betracht liommenden Entfernung vom Spalt jeder Punkt der Schneide mindestens einen auf 0,l mm genau gleichen Abstand vom Spalt haben.

Fig. 5.

Waren diese Bedingungen nicht erfullt, so war die Wirbel- bildung ungleichmaBig oder sie versagte.

Fur die Wirbelbildung ist weiter erforderlich, daB das einstromende Wasser eine ausreichende Geschwindigkeit , also die Wassersaule eine ausreichende Hohe fur eine gegebene Spaltbreite besitzt. .Fur die verfugbare Apparateanordnung und fur die Messung war eine Spaltbreite von 1,5 mm am besten geeignet.

b) Die Wirbelbildung. Bind alle Bedingungen erfullt, um die Wirbelbildung zu

begunstigen, so setzt sie doch noch nicht sofort nach Aus- losung der Stromung ein.

Page 18: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

5 98 F. Kriiger’ u. E. Marschner.

3,12

15 I 50 16 50 17 52 3,M

3J2 16 50

Es bildet sich zunachst ein Wirbelsystem wie bei den Spalttonen aus und gleitet an der AuBenseite des Ringkeils entlang. Erst nach einiger Zeit setzt die den Schneidentonen eigentumliche Wirbelung ein ; die dem Spalt entstromende Wasserlamelle fangt nach einigen fitockungen an zu pendeln und die Wirbel rollen an der AuBen- und Innenseite des Keiles entlang. Sieht man vom Spalte in die Richtung der Stromung, so daB die Achse des hydrodynamischen Apparates sich zur Linken befindet, so sind die AuBenwirbel rechtsdrehend, die Innenwirbel linksdrehend ; die eine Wirbelreihe ist gegen die andere um die halbe Wirbelentfernung versetzt.. Neben diesen Hauptwirbelreihen bildet sich am Keil zu jeder Reihe noch ein sekundares Wirbelsystem aus, dessen Wirbel aber kleiner als die des Hauptsystems und gegen dieses urn die halbe Wirbel- entfernung verschoben sind. Das sekundare Wirbelsystem hat den entgegengesetzten Drehungssinn im Vergleich zum primaren und entsteht offenbar durch Reibung der Grenzschicht am Keil. An der Unterseite der Ringschneide sieht man also zwei Karmansche Wirbelreihen hervortreten.

Bei zu geringer Geschwindigkeit des stromenden Wassers fing die Lamelle iiberhaupt nicht an zu pendeln, es bildete sich ein Wirbelsystem wie bei den Spalttonen, welches von der Ringschneide im allgemeinen geschnitten wurde.

c) Messungen.

Um die Reziehung N * f / U = i - a’ (i = 1, 2, 3, . . . .) zu priifen, m d t e n N und U bestimmt werden. N konnte bei maBiger Stromungsgeschwindigkeit des Wassers gezahlt werden, U wurde genau so bestimmt wie bei den Spalttonen.

Die nachfolgenden Tabellen enthalten die Messungs- ergebnisse :

Tabel le VI . U = 112 mmpec, f = 13 mm.

-

0,34

Zahl der

in t sec U Zeit in Sek. Wirbel I N Mitywert 1 2

16 I 50 I 3,12 1

Page 19: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

Die Tmbildung bai Pfeifm mit kreisf6rmigem Spalt usw. 599

Zeit in Sek.

18 20 18 19 20

Tabelle VII. U = 106 mmlsec , f = 14 mm.

Zahl der Wjrbel N in t sec

50 51 50 2,77 50 50

50

16

Tabelle VIII. U = 139 mm/sec, f = 14 mm.

'3,57 3,45 3,40 3,31 3,57

Zahl der 1 xtt$wert in t sec

Zeit in Sek. I Wirbel 1

19 20 22 20 21

2,63 :: ~ 2,50 51 2,27

2,43 51

U = 110 mm/sec, f = 15 mm.

I Mittelwert Zahl der

in t a e c Zeit in Sek. 1 Wirbel I N I 1 N.f U

2,50

I

0,34

Die Abhtingigkeit der Frequenz N von f bei konstantem U wird also durch die Hyperbel

1 N = 0,34 U * - f dargestellt.

Page 20: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

€00 F. Kriiger u. E. Mcarschner.

Diese Gleichung wurde noch fur zwei Werte von U bei verschiedenen Schneidena,bstanden f gepruft ; die Resultate geben die Tabellen X und XI,

Tabe l l e X. U = 140 mmjsec.

4,75 4,32 4,oo 3,70 3,42

i N Mittelwert in mm

4,76 4,32 3,97 3,66 X,40

10 11

10 11 12 13 14 15

12 13 14 15

4,43 P,45 4,06 4,05 3,74 3,72 3,41 3,42 3,19 3,18 2,88 2,97

0,34 44,88

44,66 44,70 I i

47,5 0 47,52 M,oo 48,lO 47,88 48,15

0,34

2,. Akus t ik d e r SchneidentGne.

a) Appitrate und Acordnung. Es wurden vier Galtonpfeifcn verschiedener GroBe unter-

sucht. Die Resonanzrohre wurden entfernt. Vor den Spalt wurde genau konzentrisch ein Kreiskeil gesetzt. Seine Trager strebten von der Ansatzstelle an der dem Spalte abgewandten Kante des Keiles um 1 cm nach unten, im rechten Winkel 1 cm nach auBen, dann im recht,en Winkel 2,5-4 cm je nach der

Page 21: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisformigem Spalt usw. 601

Grol3e der Pfeife, nach einem auf dem Spaltrohr verschieb- baren Ring, welcher dort uber einer angeritzten Millimeter- einteilung verschoben werden konnte, um dem Kreiskeil die entsprechenden Entfernu'ngen vom Spalt eu geben. Fig. 6 gibt drei verschiedene so hergerichtete Pfeifen wieder.

Auch hier muate die groBte Genauigkeit darauf verwandt werden einmal, daB die Schneide zur Mitte des Spaltes kon- zentrisch war, da,nn, daB bei den erforderlichen Entfernungen

Fig. 6.

der Schneide vom Spalt die Abstande a fur alle Punkte der Schneide dieselbe war, urn Nebentone eu vermeiden. Diesem Zwecke diente auch die Fiihrung der Trager.

Die Dimensionen der Pfeifen waren folgende:

Pfeife N T . I . Sie hatte ein Spaltrohr von 7,7 cm Lange, 17,5 mm Innen-

radius und eine Spaltbreite von 0,5 mm. Der Kern war ein abgestumpfter Kreiskegel, dessen verjiingtes Ende auf einer dreieckigen Platte saD. An den Ecken der Platte war der

Page 22: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

602

Kern am Rohr festgeschraubt. Die Luft stromte an den Seiten des Dreiecks vorbei in den Kreisspalt. Die Breite des Kreis- keiles betrug 7 mm.

P. Kriiger u. E. Marschner.

Pfeife N r . I I mit einem Spaltrohr von 14 cm Lilnge, 10,5 mm Innenradius und einer Spaltbreite von 1,OO mm. Der Kern war eine Platte auf einem Stiel, welcher auf einer im Rohr festgeloteten Platt,e aufgeschraubt war. Letztere verschlol3 das Rohr uber die Halfte. Der Kreiskeil war 13 mm breit..

Pfeife Nr. III mit einem Spaltrohr von 33 mm LBnge, 9 mm Innenradius, 0,5 mm Spaltbreite, Form und Befestigung des Kernes wie bei Nr. I. Keilbreite 13 mm.

Pfeife Nr. IV

Lange des Spaltrohres 24 mrn, Innenradius 5,5 mm, Gpalt- breite 0,4 mm, Form und Befestigung des Keiles wie bei Nr. I. Keilbreite 4 mm.

Die Luft zum Anhlasen der Pfeife wurde von einer Stahl- bombe mit Reduzierventil geliefert und stromte zunachst durch einen Gasometer von 45 cm Hohe und 14 cm Innen- radius. Sie ging dann durch die MeBapparate zu den Pfeifen.

Als MeBapparat fur die Stromungsgeschwindigkeit der Luft wurde zunachst ein Rotagasmesser verwandt. Er wir aber fur die vorliegenden Untersuchungen- nicht empfindlich genug. Namentlich fur die Pfeife IV waren die Messungen zu ungenau, weil diese Pfeife so auBerordentlich gennge Luft- mengen zur Tongebung benotigte, dal3 sich der Schwimmer des Rotaapparates kaum merklich hob. Es wurde daher ein mit Wasser gefulltes Stauungsmanometer hergestellt und die Druckdifferenz mit einem Fernrohr abgelesen. Das Mano- meter diente nur zur Kontrolle der Konstanz des Druckes, wurde aber nicht auf Stromungsgeschwindigkeit geeicht.

Die Ablesungen konnten bis auf 0,5 mm genau vorgenommen werden ; da die Empfindlichkeit des Apparates bei einer ver- tikalen Stellung des Steigrohres nicht ausreichend war, wurde

Page 23: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

Die Tonbildung bei Pfeifen mit lcreisfiirmigem Spalt ww. 603

sie durch Schragstellung des Apyarates so weit erhoht, daS die Fehler bei der Bestimmung der Stromungsgeschwindig- keit U der Luft unter 4 Proz. und bei der Bestimmung der Tonhohe N unter 5 Proz. liegen.

b) Messungen. Die Geschwindigkeit der Luftstromung wurde mittels der

Formel U = V / J - t bestimmt, worin V das Volumen Luft bedeutet, das in der Zeit t durch den Spalt vom Flacheninhalt J hindurchgeht. Den Wert V zeigte eine Gasuhr an, durch welche die Luft bei gegebenem Manometerstande in der mit der Stoppuhr festgestellten Zeit t hindurchstromt,e.

Die Hohe N der Tone wurde auf dem Monochord be- stimmt. Zunachst wurde bei gegebenem Manometerstand die Frequenz eines Tones festgestellt, dann wurde dieser Ton als Bezugston benutzt, urn an ihm bei der Bestimmung jedes Tones einer Messungsreihe immer wieder die Konstanz des Luftstromes nachzuprufen.

In den folgenden Tabellen sind die Ergebnisse der Messungen an den verschiedenen Pfeifen wiedergegeben.

1 . Pfeife Nr. I (Lange des Spaltrohres 77 mm, Innen- radius 17,5 mm, Spaltbreite 0,5 mm, Kreiskeilbreite 7 mm).

Tabel le XII.

Pfeife Nr. I, U = 4700 mmjsec.

I- Ewtes Intervdl f in mm Ij

)I N

2 " 725 3 I1 540 4 jl 421 5 ' 3 4 8

7 , I - 6 ! I _

_ _ 8

il

-__

1450 1620 1684 1740 - - -

* 0,35 I

- .- ..

Zweites Interval1 ~ _ _

Page 24: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

604

2 3 4 5 6 7 8

F. Iiriiger u. E. Murschner.

866 1732 624 1872 520 2080 425 2125

- - - - - -

Tabel le XIII.

2 3 4 5 6 7 8

Pfeife h’r. I, U = 5600 mm/aw.

975 1960 725 2175 667 2228 433 2165 - -

- - __ -

1 1 Erstea Intcrvall

0,35

Zweites Interndl

-

850 710 600 630

_ . - -

4250 4260 4200 4240

0,76=2.0,38 I Die nachstehende Fig. 7 gibt die Kurven wieder; als

Absdsse ist der Schneidenabstand f, als Ordinate die Ton- hohe N aufgetragen.

Tabel le XIV.

Pfeife Nr. I, U = 6OOO mm/sec.

II Erstes Interval1

f.N = a’ U

0.36

neitss Interval1

4825 4830 4830 4800 } 0.80 = 2.0,40

2. Pfeife Kr. I1 (Liinge des Spaltrohres 140 mm, Innen- radius 10,5 mm, Spaltbreite 1 mm, Kreislreilbreite 19 mm).

Page 25: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

Die Tonbi2dung bei Pfeifen mit kreisf&migem Spalt usw.

Tabel le XV. Tabel le XVI.

605

Pfeife Kr. 11, U = 3100 mmpec. Pfeife Nr. 11, U = 3600 mm/sec.

3 4

5 . 4,5

1332 996 280 1120 262 1179 240 1200

3 390 1170

4,5 293 1320 5 270 1350

} 0,36

Tabel le XVII. Pfeife Nr. 11, U = 4100 mm/sec.

3 4 4,5 5

1m 90

N r

4m

300 200 i

460 355 318 292

1431 1460

I / = 5600 mm!sec 11111111111 0 I 2 3 4 5 6 7+9mm

Fig. 7.

3. Pfeife Nr. I11 (Liinge des Spdtrohres 33 mm, Innen- radius 9,0 mm, Spaltbreite 0,5 mm, Kreiskeilbreite 13 mm).

Page 26: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

606 F. Kriiger u. E. Marschner.

f i n m m l N 1 f - N (/.N=.. U j i n m m

2 1200 2400 2 2,5 976 2440 2,5 3 820 2460 0,40 3 3,5 710 2490 3,5 4 624 2496 4

N 1 j - N / 1 . N = a ’ U

1256 2712 LO80 2700 890 2670 780 2730 682 2728

1 0 3

Tabel le XX. Pfeife Nr. 111, .U = 8500 mm/sec.

1642 3284 1300 3250 1114 3342 960 3360 850 3400

j in mm 11 2 295 3 395 4

0,39

1 0,38

740 2590 630 2520 I 550 2475 0,80=2*0,40

4. Pfeife Nr. IV (Lange des Spaltrohres 24 mm, Innen- radius 5,5 mm, Spalt,breite 0,4 mm, Kreiskeilbreite 4 mm).

975 600 603 410 360

- - f in

mm

1 2

3 395 4 495 5 595 6 7 8

- -

2,5

976 12OC 121a i23a i26a

Tabel le XXI.

490 2450 443 2400

Pfcife Kr. IV., U = 3100 mm,/sec.

I. Internall I 11. Interva,ll I III. Internall

1 700 3750 620 3720

446 3568

Page 27: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

D i e Tonbildung bei Pfeifen mit kreisfiirmigem Spalt usw. 607

350 820 700 570 880 &20

Tabel le XXII. Pfeife h’r. IV, U = 3300 mm/sec.

11 I. Interval1 I 11. Interval1 I III. Interval1 -

- 135( 136( 14M 142E 144( 147C

395 4 075 595 6 7 7,5 8

- ~

fin mm

397

1200 1360 1375 I 1380 1390,

0,41

Tabelle XXIII.

Pfeife h’r. IV, U = 3500 mm/sec.

I. Interval] I IT. 1nterva.11 I III. Interpall I , I- -~

111 IE I l l F

134 127 124 L2 1

1,23 = 3*0,4I

Page 28: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

608 F. Kriiger u. E. Marschner.

Die Fig. 8 gibt die Zahlen der Tab. XXII wieder.

I11 111 IV IV IV

roo 1/=3300 mm/! I I I I I I 1 1 1 1

0 I 2 3 4 5 6 7 L f 9 m m

Pig. S.

- - -

0,3 3

7200 8500 3100 0.38 0,40 3300 0,41 I 039 0,38 3500 0,40 0,40 0,4 1

8; I -

Tabelle XXIV.

Pfeife

I I I

I1 I1 I1

I11

U in mm/sec

4700 5600 6000 3100 3600 4100 6200

O,35 0,35 0,36 0,36 0,36 0,35 0.40

0,36 0,38 0,40 _-

Die Tab. XXIV gibt noch eine Zusammenstellung aller an den vier Pfeifen gewonnenen a’-Werte.

Page 29: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

Die TonbiMung bei Pfeifen mit kreisfiirmigem Spalt usto. 609

Die Zahlen der vorstehenden Tabellen ergeben durchgehenda pine BestBtigung der Theorie auch in quantitativer Hinsicht. Die Gleichung N - f J U = i a' findet sich bei allen Pfeifen fur verschiedene Stromungsgeschwindigkeit in allen Inter- vallen bestatigt; allerdings ist, wie auch schon R. Gollerl) iind J. Ilieht2) fur die Schneidentone bei linearem Spalt fanden, das Produkt f * N nicht vollig konstant, die Kurven sind also keine vollig exakten Hyperbeln, doch sind die Ab- weichungen gering und vermutlich, wie schon R i e h t an- nimmt, durch die Abnahme iler Stromungsgeschwindigkeit in- folge der Reibung bedingt. Hier liegen diese Abweichungen so, da13 die Werte f N im ersten Intervall im allgemeinen ansteigen, im zweiten und dritten Intervall mit zunehmendem f abfallen; dieser Abfall ist im dritten Intervall steiler als im z weiten.

Die Werte fur N f / U = a' liegen um den Wert 0,38 herum; die - Abweichungen sowohl der akustischen wie der hydrodynamischen a'-Werte liegen wohl innerhalb der Fehler- grenzen. Es ergibt Rich also keine erkennbare Abhangigkeit der Konstante a' von dem Durchmesser der Spaltkreise oder der Ringwirbel. Da a' gleich dem Verhaltnis der Geschwindig keit des Wirbelsystems zur Stromungsgeschwindigkeit ist, be- deutet das, dal3, bei gleicher Stromungsgeschwindigkeit, die Geschwindigkeit des Wirbelsystems nicht von dem Wirbel- durchmesser abhiingt.

Nach der Theorie werden die Spalttone durch eine Schneide derart modifiziert, daB der Abstand zweier benachbarter gleioh- drehender Wirbel mit wachsendem Schneidenabstand f variiert, aber nur bis angeniihert 2 I, wo 1 wieder den naturlichen Wirbel- abstand bedeutet, d a m schiebt sich zwischen Spalt und Schneide noch ein Wirbel in dem Sinne ein, daB N auf 2 N springt. Die Intervallsprunge mussen also in der Entfernung f gleich 2 1 der Schneide vom Spalt gesucht werden. Bei den Spalttonen ist nun b = 4,8 D (D = Spaltbreite) ; infolgedessen muate darr sweite bzw. dritte Intervall bei f = 4,8 i D (i = 2,3 . . . .) einsetzen.

Bei Pfeife Nr. I betragt D 0,5 mm, das sweite Intervall setzt auch in cler Nahe von f = 2 - 0,5 * 4,8 = 4,8 mm ein.

1 ) R. Goller, Dissertation GjeSen 1912. 2) J. Rieht, Dissertation GieBen 1917.

Annalen der Phyaik. IV. Folge. 67. 40

Page 30: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

61 0 F. Kriiger u. E. Marschner.

Die Pfeifen Nr. I1 und I11 zeigen keinen Intervallwechsel nach den Tabellen, doch war ein solcher vorhanden, nur waren die Tone nicht mehr so klar, da13 eine sichere Messung moglich gewesen wSire. Pfeife Ks. IV mit einer Spaltbreite von D = 0,4 mm niiiSte init ihrem Intervallwechsel bei f gleich 2 . 0,4 * 4,8 = 3,54 mm und bei f gleich S 0,4 * 4,8 = 5,76 miii beginnen. Gefunden wurclen sie bei etwa 3,s und 5,5 mm. Ein genaue tfbereinstiinmung des Schneidenabstandes bei den Oktavenspriingen mit dem doppelten oder dreifachen Wert cles naturlichen Wirbelabstandes ist aber auch nicht zu er- warten, da je nach der Seite, von der man an die Umschlags- stelle herankommt, der Sprung verschieden liegt und eine Art T’erzogerung der Labilitiit sich zeigt.

Der Ubergang dieser Schneidentone bei kreisforniigem Spalt wird ebenso wie bei denen bei linearem Spalt erreicht durch Ansetzen eines Resonanzrohres, das die Frequenz des Schneidentons in weiten Grenzen regelt ; es liegt also auch hier ein doppelt gekoppeltes System vor, wie das fur die Pfeifen mit geradem Spalt schon fruherl) auseinandergesetzt wurde. Mit dem Vorstehenden ist daher die Theorie der Galton- und der Lokomotivpfeifen im wesentlichen klargelegt,.

Zunammenfaesung. Die Arbeit gibt zunachst die Erweiterung der vom Verf.

(F. K.) gegebenen Theorie der Wirbelbildung (und Spalttone) an geradem Spalt auf kreisformige Spalten. Es wird die periodische Ablosung abwechselnd nach innen und nach e a e n rotierender Ringwirbel beim AusstrBmen von Wasser aus kreisformigen Spalten nachgewiesen und die theoretisch ab- geleitete Beziehung, nach der das Produkt aus Wirbelfrequenz und Spaltbreite, dividiert durch die Stromungsgeschwindigkeit, konstant seiii muS, bestatigt. Die Konstente hat fur kreis- formige und gerade Spalte denselben Wert,

Dann wird die Theorie der Wirbelablosung bei kreis- formigem Spalt mit gegeniiberstehender Ringschneide analog der fiir gerade Spalten entwickelt und in hydrodynamischen und akustischen Versuchen gepriift. Der Schneidenabstand f regelt die Wirbelablosung, so daB jetzt N - f / U = a’ ist.

1) F.Krtiger, Ann. d. Phys. 62. S. 690. 1920.

Page 31: Die Tonbildung bei Pfeifen mit kreisförmigem Spalt durch periodische Ablösung von Kreiswirbeln

Die Tonbildung bei Pfeifen mit hwisfijrmigem SpaZt usw. 611

Die Tonemeugung geschieht durch ein Pulsieren der aus- Rtrtimenden ringftirmigen Lamelle, indem abwechselnd ein nach innen rotierender Wirbelring an der Innenseite der Ringschneide ulld ein nach a d e n rotierender an der AuSenseite der Schneide entlang lluft. Die Oktavenspriinge treten ebenso auf und erkliiren sich ebenso wie bei der Wirbelrrbl6sung an geradem 8palt. Die Werte der Konstanten a' aus den hydrodynamischen und den akustischen Versuohen stimmen uberein uqd auch mit den, aug den Versuchen an geradem Spalt gewonnenen. Das heiSt, dal3 ein merklicher EinfluS des Durchmessera der Rigwirbel auf die Geschwindigkeit des Wirbelsystems nicht vorhanden ist. Die Arbeit enth8lt die Theorie der Galton- und Lokomotivpfeifen, bei denen n1v noch ein Resonanzrohr seinen EinfluS a d die Schneidentone geltend macht.

Die Messungen sind im wesentliohen im Jahre 1920 im Physikalischen Institut der Technischen Hochschule Darmig- Langfuhr ausgefiihrt.

Greifsweld, Physikalieches Inatitut der Universitibt.

(Eingegangen 20. April 1980.)