die Übertragungsweise der infektiösen rattenanämie

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"239o JOHA~NESSEN a haben bei Kindern, denen versehentlich Seife per os gegeben war, schwere SchXdighngen des Magendarm- kanals beobaehtet. Zum physikalisch-chemischen Mechanis- musder Seifenh/imolyse hat MOND 4 neuestens wertvolle Bei- tr~tge geliefert. Die sch~tdigende Wirkung der Seife beruht offenbar besonders darauf, dab das lipoidl6sliche Seifen- molektil leicht ins Innere der Zellen eindringen kann. Hinzu kommt,: dab in den gebr~tuchlichen Schmierseifenl6sungen reichlich freies Alkali vorhanden ist. Bei der ausgesprochenen Giftwirkung, die sich durch die Applikation yon Seifen auf Schleimh/~ute beobachten lieg, haben wir uns gefragt, ob nicht auch die noch vielfach ge- br/~uchliche Verwendung dieser Substanz als Abftihrmittel Ulcerationen im Colon desc. des Kaninchensnach Seifeneinlauf. in Form von Einl~tufen gewisse Gefahren in sich birgt. Die allgemeine klinische Erfahrung spricht zwar dagegen. Seit Jahrhunderten gilt der Seifeneinlauf als ein probates Mittel zur Erzielung von Stuhl. Aber auf der anderen Seite ist, wie manches andere Beispiel lehrt, die Niitzlichkeit eines Ver- fahrens noch nicht dadurch mit Sieherheit bewiesen, das Seh~digungen bisher noch nieht beobachtet sind. Wit haben unter dieser Fragestellung an Kaninchen Versuche angestellt: Wir haben zun/~chst nach sorgf~tltiger Stuhluntersuchung der Tiere Darmerkrankungen und -parasiten ausgeschlossen und den Tieren dann Darmeinl~ufe mit 1/2proz. Sehmierseifenl6sung gemacht. Die Tiere wurden nach 12 und 24 Stunden und nach 3 Tagen get6tet. Weitere Tiere wurden zun~tchst noch- mals mit einem I~inlauf behandelt und nach weiteren 3 Tagen get6tet. Der Darm wurde sofort nach der Obduktion in toto in Formalin tixiert, und es wurden vom Anus an alle IO cm ~LINiSCHE ~vVOCHENSCHRIFT. 7. j AHRGANG. Nr. 50 9. DEZEMBER 1928 Darmabschnitte histologisch untersucht. Die Ergebnisse un- serer so behandelten 16 Tiere stimmen s/~mtlich fiberein. Wit fanden tiberall im Dickdarm Ulcerationen der Schleimhaut und starke dilfus verteilte Schleimhautblutungen. ]3esonders ausgepr~gt waren diese Ulcerationen auf den H6hen der Schleimhautfalten und in den Nischen der Falten. t3ei den Tieren, die einige Stunden post infusionem get6tet waren, war an den Stellen, wo Not der Schleimhaut aufsaB, dieselbe intakt. Die Ulcerationen zeigten einen Defekt des Oberfl~tchenepithels, eine diffuse Durchsetzung mit Leukocyten der Umgebung und inmitten der Ulcerationen starke Degenerationen und Nekrosen der Zellen. Kontrollversuche an 2 Tieren zeigten keinerlei derartige Ver~inde- rungen. "vVeiterhin ergaben die untersuchten Darmabschnitte eine starke H~nlosiderinreaktion an den Stellen, die die difiusen ]31u- tungen aufwiesen. ]3emerkt werden soll, dab sich kein wesentlicher Unter- schied der Sch~tdigungen zeigte, wenn start der Schmierseife Kernseife verwandt wurde. Diese Feststellung war insofern interessant, als Kernseife wesentlich weniger freies Alkali enth~lt und aul3erdem eine Natronseife im Gegensatz zur Schmierseife, die eine Kaliseife ist, darstellt. Hierans ergibt sich, dab die hauptsS~chliche Giftwirkung nicht, wie yon dem einen yon uns (RuNGE) ursprtinglich angenommen wurde, im freien Alkali liegt, sondern im Seifenmolekiil selbst. Die Seife wirkt also auch stark giftig, wenn sie neutral ist. Es lieB sich demnach zeigen, dab ohne Zweifel nach Darmeinl/~ufen Sch/idigungen yon bestimmter Lokalisation und bestimmter anatomischer Formation bei Kaninchen eintreten. Die ()bertragung dieser Ergebnisse auf den Menschen ist, wie uns klar war, nicht ohne weiteres m6glich, da der Darm des pflanzenfressenden Kanin- chens in seiner Biologie und seiner Empfindlichkeit auf 1Reize anders reagieren kann als der menschliche Darm. Wir haben uns daraufhin berechtigt gehalten, diese Frage auch bei Men- schen nachzuprfifen, da man bis heute den Seifeneinlauf ats ein therapeutisch gebr~uchliches Mittel anwendet. Wir haben bei 2o Patientinnen der Klinik, die keinerlei Darmerkrankun- gen oder Blutungen aufwiesen und bei denen eine 3 Tage an- haltende fleischfreie Ern~thrung ergeben hatte, dab auch okkulte Blutungen nicht da waren, Darmeinl/~ufe gemacht. In 6 dieser F/~lle tand sich iln Stuhl eine deutliche Blutreaktion innerhalb der ersten 3 Tage nach dem Einlauf. Die Reaktion trat bei einem Fall am I., bei den tibrigen am 2. und 3. Tage nach dem Einlauf ein. Eine Beobachtung, die uns besonders wichtig erscheint, weil hierdurch wahrscheinlich gemacht wird, dab die ]31utung nicht aus einer beim Einlauf gesetzten Darm- verletzung stammen kann. Wir kommen damit zu dem Er- gebnis, dab sich Sch~digungen nach Seifeneinl~ufen in ein Drittel der daraufhin beobachteten F/ille auch an Menschen feststellen lassen. Die klinische Folgerung, die hieraus zu ziehen ist, scheint uns die zu sein, dab yon dem Verfahren des Seifeneinlaufs zu Abftihrzwecken durchaus abzuraten ist. Wenn auch nicht in allen FSJlen mit Sicherheit Sch/idigungen beobachtet werden konnten, so sind gewisse Gefahren dieses Vorgehens eben doch nicht mit Sicherheit auszuschlieBen. Diese Gefahren k6nnen aber vermieden werden, wenn an Stelle von SeiienlSsungen andere der gebr~iuchlichen Darmeinlauf- methoden angewendet werden. Literatur: 1 H. RUXTGE, Zbl. Gyn~k. I927 , Nr 25, 1562. -- 0"LANGER, Miinch. reed. Wschr. 48, 594 (19Ol). -- 3 JOHANNESSEN, Jb. Kinderheilk. 51, 153 (19oo). -- 4 MOND, Pfliigers Arch. 2I 7, 313 (1927). KURZE WISSENSCHAFT DIE 0BERTRAGUNGSWEISE DER INFEKTIOSEN RATTENAN~MIE. Von MARTIN MAY~R. Ich konnte in dieser Wochenschrift friiher (1926 , Nr 13) mitteilen, dab es mir gemeinsam mit BORC~ARDT und KIKUTH gelungen ist, den endgiiltigen Beweis dafiir zu erbringen, dab LICHE MITTEILUNGEN. die von mir entdeckte Bartonella ~uris der Erreger der nach Milzexstirpation auftretenden infekti6sen 1Rattenan~mie ist. Um die Frage der l~bertragungsweise dieser weitverbrei- teten, aber gew6hnlich latent bleibenden Infektion zu 16sen, versuchte ich bartonellenfreie Ratten zu ztichten. Ich habe an anderer Stelle (Med. Welt 1928, Nr 37) bereits mitgeteilt, dab mir dieser langwierige Versuch gegltickt ist. Es wurden erwachsene Ratten durch Salvarsanbehandlung von der latenten Infektion nach MSglichkeit befreit, mit

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"239o

JOHA~NESSEN a haben bei Kindern , denen versehen t l i ch Seife per os gegeben war, schwere SchXdighngen des Magenda rm- kanals beobaeh te t . Zum phys ika l i sch-chemischen Mechanis- m u s d e r Seifenh/imolyse h a t MOND 4 neues tens wer tvol le Bei- tr~tge geliefert. Die sch~tdigende Wi rkung der Seife b e r u h t o f fenbar besonders darauf, dab das lipoidl6sliche Seifen- molektil le icht ins Innere der Zellen e indr ingen kann. Hinzu k o m m t , : dab in den gebr~tuchlichen Schmierse i fenl6sungen reichl ich freies Alkali v o r h a n d e n ist.

Bei der ausgesprochenen Gif twirkung, die sich durch die Appl ika t ion yon Seifen auf Schleimh/~ute beobach t en lieg, haben wir uns gefragt , ob n ich t auch die noch viel fach ge- br/~uchliche V e r w e n d u n g dieser Subs tanz als Abf t ih rmi t te l

Ulcerationen im Colon desc. des Kaninchens nach Seifeneinlauf.

in F o r m von Einl~tufen gewisse Gefahren in sich birgt . Die al lgemeine klinische E r f a h r u n g spr ich t zwar dagegen. Seit J a h r h u n d e r t e n gilt der Seifeneinlauf als ein p roba tes Mit te l zur Erz ie lung von Stuhl. Aber auf der ande ren Seite ist, wie manches andere Beispiel lehrt , die Nii tz l ichkei t eines Ver- fahrens noch n ich t dadu rch mi t Sieherhei t bewiesen, das Seh~digungen bisher noch n ieh t beobachtet sind. W i t h a b e n u n t e r dieser Frages te l lung an K a n i n c h e n Versuche angeste l l t : Wir h a b e n zun/~chst nach sorgf~tltiger S tuh lun t e r s u ch u n g der Tiere D a r m e r k r a n k u n g e n und -paras i ten ausgeschlossen und den Tieren dann Darmein l~ufe mi t 1/2proz. Sehmierse i fenl6sung gemacht . Die Tiere wurden nach 12 und 24 S t u n d en und nach 3 Tagen get6te t . Wei te re Tiere wurden zun~tchst noch- mals mi t e inem I~inlauf behande l t und nach we i t e ren 3 Tagen get6 te t . Der D a r m wurde sofor t nach der Obdukt ion in to to in Fo rm a l in t ixier t , und es wurden vom Anus an alle IO cm

~ L I N i S C H E ~ v V O C H E N S C H R I F T . 7. j A H R G A N G . Nr . 50 9. DEZEMBER 1928

D a r m a b s c h n i t t e histologisch un te r such t . Die Ergebnisse un- serer so behande l t en 16 Tiere s t i m m e n s/~mtlich fiberein. W i t fanden tiberall im D i ck d a rm Ulcera t ionen der Sch le imhau t und s t a rke dilfus ver te i l t e Sch le imhau tb lu tungen .

]3esonders ausgepr~gt waren diese Ulcerationen auf den H6hen der Schleimhautfalten und in den Nischen der Falten. t3ei den Tieren, die einige Stunden post infusionem get6tet waren, war an den Stellen, wo Not der Schleimhaut aufsaB, dieselbe intakt. Die Ulcerationen zeigten einen Defekt des Oberfl~tchenepithels, eine diffuse Durchsetzung mit Leukocyten der Umgebung und inmitten der Ulcerationen starke Degenerationen und Nekrosen der Zellen. Kontrollversuche an 2 Tieren zeigten keinerlei derartige Ver~inde- rungen. "vVeiterhin ergaben die untersuchten Darmabschnitte eine starke H~nlosiderinreaktion an den Stellen, die die difiusen ]31u- tungen aufwiesen.

]3emerkt werden soll, dab sich kein wesent l icher Un te r - schied der Sch~tdigungen zeigte, wenn s t a r t der Schmierseife Kernsei fe v e r w a n d t wurde. Diese Fes t s te l lung war insofern in te ressant , als Kernsei fe wesent l ich weniger freies Alkali enth~l t und aul3erdem eine Nat ronse i fe im Gegensatz zur Schmierseife, die eine Kaliseife ist, dars te l l t . H ie rans e rg ib t sich, dab die hauptsS~chliche Gi f twi rkung nicht , wie yon dem einen yon uns (RuNGE) ursprt ingl ich a n g e n o m m e n wurde, im freien Alkali liegt, sondern im Seifenmolekii l selbst. Die Seife w i rk t also auch s t a rk giftig, wenn sie neu t ra l ist. Es lieB sich d e m n a c h zeigen, dab ohne Zweifel nach Darmeinl/~ufen Sch/idigungen yon b e s t i m m t e r Lokal isa t ion und b e s t i m m t e r ana tomischer F o r m a t i o n bei Kan inchen e in t re ten . Die ( )be r t r agung dieser Ergebnisse auf den Menschen ist, wie uns klar war, n ich t ohne weiteres m6glich, da der D a r m des p f lanzenf ressenden Kan in - chens in seiner Biologie und se iner Empf ind l i chke i t auf 1Reize anders reagieren kann als der menschl iche Darm. Wir haben uns da raufh in be rech t ig t gehal ten, diese Frage auch bei Men- schen nachzuprf i fen, da m a n bis heu te den Seifeneinlauf ats ein t h e r ap eu t i s ch gebr~uchliches Mittel anwende t . Wir haben bei 2o P a t i e n t i n n e n der Klinik, die keinerlei D a r m e r k r a n k u n - gen oder B lu tungen aufwiesen und bei denen eine 3 Tage an- ha l t ende fleischfreie Ern~thrung ergeben ha t te , dab auch okkul te B lu tungen nicht da waren, Darmeinl/~ufe gemacht . In 6 dieser F/~lle tand sich iln S tuhl eine deut l iche Blu t reak t ion innerha lb der e r s t en 3 Tage nach dem Einlauf . Die Reak t ion t r a t bei e inem Fall am I., bei den t ibrigen am 2. und 3. Tage nach dem Ein lauf ein. E ine Beobach tung , die uns besonder s wicht ig erscheint , weil h ie rdurch wahrschein l ich gemach t wird, dab die ]31utung nicht aus einer be im Ein lauf gese tz ten D a r m - ve r le tzung s t a m m e n kann. Wir k o m m e n d a m i t zu d e m Er- gebnis, dab sich Sch~digungen nach Seifeneinl~ufen in ein Dr i t t e l der da raufh in b e o b a c h t e t e n F/ille auch an Menschen fes ts te l len lassen. Die klinische Folgerung, die hieraus zu ziehen ist, sche in t uns die zu sein, dab yon d e m Ver fah ren des Seifeneinlaufs zu Abf t ihrzwecken durchaus abzu ra t en ist. Wenn auch n ich t in allen FSJlen mi t S icherhei t Sch/idigungen beobach t e t werden konnten , so sind gewisse Gefahren dieses Vorgehens eben doch n ich t mi t Sicherhei t auszuschlieBen. Diese Gefahren k6nnen aber ve rmieden werden, wenn an Stelle von Sei ienlSsungen andere der gebr~iuchlichen Darmein lauf - m e t h o d e n angewende t werden .

L i t e r a t u r : 1 H. RUXTGE, Zbl. Gyn~k. I927 , Nr 25, 1562. -- 0" LANGER, Miinch. reed. Wschr. 48, 594 (19Ol). -- 3 JOHANNESSEN, Jb. Kinderheilk. 51, 153 (19oo). -- 4 MOND, Pfliigers Arch. 2I 7, 313 (1927).

K U R Z E W I S S E N S C H A F T

DIE 0BERTRAGUNGSWEISE DER INFEKTIOSEN RATTENAN~MIE.

Von

MARTIN MAY~R.

Ich konn te in dieser Wochensch r i f t fr i iher (1926 , Nr 13) mi t te i len , dab es mir gemeinsam mi t BORC~ARDT und KIKUTH gelungen ist, den endgi i l t igen Beweis dafiir zu erbr ingen, dab

L I C H E M I T T E I L U N G E N .

die von mir en tdeck te Bartonella ~ u r i s der Er reger der nach Mi lzexs t i rpa t ion a u f t r e t e n d e n infekt i6sen 1Rattenan~mie ist.

U m die Frage der l~ber t ragungsweise dieser wei tverbre i - te ten, aber gew6hnl ich l a t en t b le ibenden In fek t ion zu 16sen, versuchte ich bar tone l lenf re ie R a t t e n zu ztichten. Ich h a b e an andere r Stelle (Med. Wel t 1928, Nr 37) bere i t s mi tge te i l t , dab mi r dieser langwierige Versuch gegltickt ist.

Es w u rd en erwachsene R a t t e n durch S a l v a r s a n b e h a n d l u n g von der l a t en t en In fek t ion nach MSglichkeit befrei t , m i t

9. DEZEMBER I928 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

Lyso fo rm ihre E k t o p a r a s i t e n e n t f e r n t u n d diese R a t t e n d a n n e inzeln in Glasbeh~ l t e r m i t s te r i l i s ie r te r S~gemehls t r eu ge- setz t . Gef f i t t e r t w u r d e n sie n u r m i t gekoch t e r N a h r u n g u n d a b g e k o c h t e m Wasse r bzw. Milch.

Nach vie len Mil3erfolgen ge lang es m i r E n d e Mai d. J. von 2 R a t t e n Wtir fe von 6 bzw. 7 J u n g e n zu e rha l t en , die s ich bei E n t m i l z u n g Mi t t e A u g u s t ba r tone l l en f r e i erwiesen, d. tl. sie ze ig ten keiner le i k r a n k h a f t e E r s c h e i n u n g e n yon An~mie u n d b l i eben bei t~tglicher Kon t ro l l e bis E n d e O k t o b e r ohne B a r t o - ne l len im Blu t .

I ch k o n n t e diese Tiere d a h e r zu E r m i t t l u n g des l~lbertra- gungsweges ve rwenden .

Bei de r Pr f i fung de r v e r s c h i e d e n e n In fek t ionswege schien m i r der jen ige d u r c h E k t o p a r a s i t e n a m wahr sche in l i chs t en . AuBer R ~ u d e m i l b e n s ind Rattenl(~use (Haematopinus sp inu- losus) in u n s e r e n B r e i t e n die h~uf igs t en R a t t e n p a r a s i t e n . W e n n m a n solche bei ge sunden R a t t e n a u c h m a n c h m a l n u r sehr sp~rl ich f inder , so v e r m e h r e n sie s ich doch sehr r a sch bei R a t t e n , die aus i r g e n d e i n e m G r u n d e k r~nk l i ch e rsche inen .

I ch w~hl te aus uns e r en n o r m a l e n R a t t e n b e s t ~ n d e n (die, wie I r t iher angegeben , zu f a s t lOO% latent m i t B a r t o n e l l a m u r i s inf iz ie r t s ind) solche R a t t e n aus.

Versuch 1: Am 29. bzw. 31. X. 1928 werden Rattenl~use von einer s tark verlausten Rat te abgesammelt und direkt auf das Fell zweier junger am 14. VIII . 1928 entmilzter und gesund gebliebener Ra t t en meiner sterilen Zucht gebracht (Ratte FR I7a und b). Zu zwei weiteren Ra t ten gleicher Art und gleichen Wurfes (FR I7c and d) wird der Kadaver der totgeschlagenen ver laus tenRat te gelegt, und zwar derart , dab die beiden Versuchsrat ten in durchl6cherten Blech- behXltern beiderseits des Kadavers hingelegt werden, ohne dab sie sich rfihren k6nnen, bzw. mi t dem Kadaver in Berfihrung kommen k6nnen. (Erfahrungsgem~B wandern Ektoparas i ten yon erkalten- den Kadavern ab.) Am anderen Morgen werden die Ra t ten befreit und wieder isoliert, auf ihrem Fell werden L~tuse festgestellt.

Die genaue Zahl der L~use wurde nicht best immt, bei den ersten beiden Ra t t en waren es je ca. 3 o.

Von den get rennt gehaltenen und t~glich untersuchten 4 Ra t t en erwiesen sich Ratte c am 17. X I . 1928 Bartonellen-positiv, Ratte a und d am 19. 2s Die Infektion war am 20. XI. sehr stark, die Tiere sehr anXmisch. Rat te b wird am 2o. XI. positiv, am 22. XI. sehr starke Infektion. 2 entmilzte Kontrollratten des gleichen Wurfes blieben ~egativ.

Versuch 2: In ganz gleicher Anordnung wurden yon 7 jungen Rat ten, die am i6. VIII . 1928 entmilzt waren, am i. XI. 1928 Rat te FR I4a und b m i t LXusen besetzt und Rat te F R i4c u n d d zu dem verlausten Rat tenkadaver , ohne ihn berfihren zu k6nnen, gebracht.

Am 17. X I . 1928 erkrankte Ratte a an schwerer Aniimie mit zahl- reichen Bartonellen. Am 20. X I . 1928 zeigt Batte b schwache In- Jektion und s t i rb t am 22. XI. 1928 an der Ani~mie. Ra t te c wird am 24. XI. 1928 positiv, s t i rbt a m 27. XI. 1928 ; R a t t e d bleibt nega- tiv. 3 entmilzte Kontrollen des gleichen Wurfes blieben gesund.

Die A n o r d n u n g de r Versuche u n d das v611ige F re ib l e iben der K o n t r o l l e n lassen jede m6gl iche Feh le rque l l e dieses Ver- suches ausscha l t en . Die sehr s t a rke I n f e k t i o n b e r u h t v ie l le ich t au f d e m F e h l e n e r w o r b e n e r I m m u n i t ~ t .

Es is t m i r somi t e inwandf re i die l ) b e r t r a g u n g der infek- t i6sen R a t t e n a n ~ m i e d u r e h die R a t t e n l a u s H a e m a t o p i n u s sp inu losus gelungen. I ch h a b e abs i ch t l i ch ke ine L~use yon v o r h e r e n t m i l z t e n R a t t e n , die im B l u t e B a r t o n e l l e n en th i e l t en , gewXhlt, sondern , u m den Ver such den na t t i r l i chen Verh~ l t - n i ssen anzupassen , solche aus wahl los he rausgegr i f f enen R a t t e n unse r e r l a t e n t i n f i z i e r t e n Zuch t . Auf fa l l end is t die fas t gleiche I n k u b a t i o n ( I 8 - - 2 3 Tage) in a l len 7 F~l len.

Ob die I n f e k t i o n d u r c h S t i ch i n f ek t i on oder sog. FreBin- fekt ion , d . h . d u r c h Auff ressen der L~use, erfolgt , muB ebenso wie das morpho log i sche V e r h a l t e n des Er rege r s im l~be r t r age r Aufgabe we i t e re r Versuche sein.

Ergebnis: Die Rat ten laus H aem a t op i nus sp inu losus ist, unter den nati~rlichen Verhdl tnissen angepafl ten Versuchs- bedingungen, als der UbertrCiger der in]ektidsen Ra t t enandmie ]estgestellt worden. ( A u s dem I n s t i t u t / f ir Schi]]s- u n d Tropen- l~rankheiten Ham bur g [ Direktor : Obermedizinalrat Pro]. Nocht] . )

R I F T . 7. J A H R G A N G . N r . 50 2391

K A T A R A K T E R Z E U G U N G DURCH IONTOPHORESE. EXPERiMENTELLE STUDIEN.

Von

G U S T A V ERLANGI~R.

l~ber die t h e r a p e u t i s c h e W i r k s a m k e i t de r E in f f i h rung von M e d i k a m e n t e n m i t d e m g a l v a n i s c h e n S t r o m ins Auge i s t yon v e r s c h i e d e n e n Seiten, d a r u n t e r a u c h von mi r 1, des 5 f t e ren b e r i c h t e t worden. Neuerd ings is t es m i r gelungen, sogar sehon 15.ngere Ze i t bes tehende , f iberh~tutete P ro lapse der I r i s be im H u n d e a u g e auf d iesem Wege zur v611igen Repos i t i on in die vo rde r e K a m m e r zu b r i n g e n u n d eine r u n d e Pupi l le zu erzielen, wobei, wie immer , die H o r n h a u t s ich b e t r ~ c h t l i c h aufhel l te .

Aus e iner yon mi r in de r T i e r~ rz t l i chen R u n d s c h a u I928 v e r 6 f f e n t l i c h t e n A r b e i t geh t he rvor , d a b die An~s thes ie der K a n i n c h e n h o r n h a u t wesen t l i ch ve r lXnger t werden kann , wenn m a n das Cocain u n t e r S t r o m einf t ihr t . Als M a x i m u m der A n ~ s t h e s i e d a u e r wurde bei e iner E i n w i r k u n g v o n e iner M i n u t e bei 2 m A Stromst~trke eine Ze i t yon i oo M i n u t e n erziel t , gegent iber 24 M i n u t e n de r se lben I proz. L 6 s u n g ohne S t rom. Mi t d ieser K o n z e n t r a t i o n lieBen sich i m m e r die b e s t e n Re- su l t a t e erzielen. Zus~ttze zur Coca in l6sung wie A d r e n a l i n oder Z i n k s u l f a t s e t z t en t r o t z de r B e i b e h a l t u n g des g le ichen Pro - zen tgeha l t e s die A n ~ s t h e s i e d a u e r he rab , gegenf iber de r r e inen Cocainl6sung.

Die 13eeinflussung des i n t r a o k u l a r e n D r u c k s i s t i m m e r offensicht l ich , u n d zwar bei den m e i s t e n Sa lz l6sungen i m S inn e iner v o r t i b e r g e h e n d e n D r u c k s t e i g e r u n g , gleichgti l t ig ob das M e d i k a m e n t yore pos i t i ven oder v o m n e g a t i v e n Po l aus h ine ingesch i ck t wird. Es s ind abe r D i f f e renzen v o r h a n d e n , auf die h ie r n i c h t nAher e ingegangen w e r d e n kann .

I n t e r e s s a n t e Ergebn i s se l iefer te die I o n t o p h o r e s e m i t e iner Ip roz . L 6 s u n g yon W a s s e r s t o f f s u p e r o x y d . A m K a n i n c h e n - auge h a t sie fo lgende s i c h t b a r e W i r k u n g e n : Sowohl v o m posi- t i v e n Pol aus als auch v o m n e g a t i v e n aus erz ie l t m a n eine m e h r - w e n i g e r schwere T r t i b u n g de r H o r n h a u t , die spa re r te i lweise ode r ganz v e r s c h w i n d e t . E in ige Male lieg sich deu t - , l ich das A u f t r e t e n fe iner Gasbl~tschen in de r v o r d e r e n K a m m e r fes ts te l len . E ine s t a r k e M i o s i s t r i t t n a c h A u f h 6 r e n de r Ion to - phorese auf, die Pupi l l e i s t so eng wie die Spi tze e iner S teck- nadel , zugleich m i t de r Miosis i s t D r u c k s t e i g e r u n g bis zu 55 m m H g v o r h a n d e n ( N o r m a l d r u c k ca. 25 m m Hg). Alle diese E r s c h e i n u n g e n s ind v o m n e g a t i v e n Pol aus ger ing- gradiger . Die Miosis, die s t u n d e n - bis t a g e l a n g anh/~lt, b l e i b t aus, w e n n m a n v o r E i n f t i h r u n g des W a s s e r s t o f f s u p e r o x y d s A d r e n a l i n ebenfa l l s i o n t o p h o r e t i s c h in das Auge schickt . A t r o p i n h a t ke ine oder n u r ger inge W i r k u n g auf die Miosis. Das A d r e n a l i n e r w e i t e r t auch n a c h erz ie l te r Miosis die Pupi l le . De r D r u c k s t e i g e r u n g folgt n a c h ca. io M i n u t e n de r D r u c k - abs t ieg , a m n ~ c h s t e n Tag zeigt das Auge auf fa l l end n iedr ige Druckwer t e , u m ca. 12 m m h e r u m , u n d in de r Folge b l e i b t das Auge weich (ca. 8 - - 1 o m m Hg). D ie se r E f fek t h g n g t s icher z u m Teil m i t d e m i m Auge s ich a b s p a l t e n d e n Sauers to f f z u s a m m e n , d e n n ge legent l i ch b e k o m m t m a n sogar Gas- bl~tschen zu Gesicht . A b e r a u c h ohne das A u f t r e t e n s icht- b a r e r B1Aschen is t die W i r k u n g auf das Auge dieselbe. Sp r i t z t m a n W a s s e r s t o f f s u p e r o x y d s u b e o n j u n c t i v a l ein, so e rh~ l t m a n k a u m Ver~.nderungen a m Auge. P u n k t i e r t m a n die v o r d e r e K a m m e r u n d sp r i t z t in sie Wasse r s to f f supe roxyd , so t r e t e n sofor t die Gasbl~tschen auf, die Pupi l l e v e r e n g e r t sich, abe r n i c h t ann~thernd so, wie bei unse r e r V e r s u c h s a n o r d n u n g , die Bl~schen w e r d e n schnel l r e sorb ie r t , es b i lde t s ich a m n ~ c h s t e n Tag eine T r t i b u n g de r H o r n h a u t aus, das Auge wi rd e twas weicher als der N o r m e n t s p r e c h e n d .

De r D r u c k o p e r i e r t e r K a n i n c h e n a u g e n , a n d e n e n die I r id - ek tomie oder eine L i n s e n e x t r a k t i o n oder e ine T r e p a n a t i o n n a c h ELLIOT g e m a c h t w o r d e n war, n a h m u n t e r i o n t o p h o r e - t i s che r E i n f f i h r u n g voi1 W a s s e r s t o f f s u p e r o x y d e rheb l i ch m e h r zu als a n n o r m a l e n Augen.

Prf i f te m a n n a c h s u b c o n j u n c t i v a ! e r E i n s p r i t z u n g v o n - a - N a p h t h o l und D i m e t h y l p a r a p h e n y l e n d i a m i n , d e m b e k a n n -

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