die zeitung des vereins „zum alten … gut es mir möglich ist – die arbeit meines verstorbenen...

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April 2008 Erscheinungsort Wien EUR 0,50 DIE ZEITUNG DES VEREINS „ZUM ALTEN EISEN?“ e.V. April 2008

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Page 1: DIE ZEITUNG DES VEREINS „ZUM ALTEN … gut es mir möglich ist – die Arbeit meines verstorbenen Freundes weiter auszuüben, bis der Sohn die Erbschaft abgewickelt hat und dann

April 2008 Erscheinungsort Wien EUR 0,50

D I E Z E I T U N G D E S V E R E I N S „ Z U M A L T E N E I S E N ? “ e . V .

April 2008

Page 2: DIE ZEITUNG DES VEREINS „ZUM ALTEN … gut es mir möglich ist – die Arbeit meines verstorbenen Freundes weiter auszuüben, bis der Sohn die Erbschaft abgewickelt hat und dann

Die Altersarbeitslosigkeit gehttrotz bestehender Konjunktur nichtzurück, sondern steigt leicht an.Die Gründe: Firmen sperren zu,lagern in Billiglohnländer aus,bzw. kündigen ihre älteren Mitar-beiter generell.

Als älterer Arbeitsloser findetman kaum mehr eine neuenArbeitsplatz, da einem diese mitden fadenscheinigsten Argumen-ten vorenthalten werden. Diesereichen von „zu unterqualifiziert,überqualifiziert, nicht lernwillig,bzw. -fähig usw. Die den älterenArbeitslosen vorgeworfene Unflexi-bilität erweist sich bei genauererBetrachtung als die Angst derjüngeren akademisch gebildeten,aber erfahrungslosen Führungs-kräften vor Menschen mit Erfah-rungen. Außerdem kann man jadie jüngeren – da unerfahren unddaher billiger – leichter lenken.

Aus diesem Grund wird unserenälteren, erwerbslos gewordenenMitbürgern das MENSCHENRECHTvorenthalten, selbst für ihrenLebensunterhalt zu sorgen. Ande-rerseits wird ihnen pauschalSchmarotzertum vorgeworfen. Umdie Statistik zu schönen und siebeschäftigt zu halten, werdendiese Menschen, ohne je eineChance auf einen Job zu haben,von einer Qualifizierungsmaßnah-me (Kurs) zur nächsten geschickt.Dabei werden diese Menschenmeist wahllos zu den Maßnahmenzugewiesen, ohne dass auf ihrebestehende – meist hohe Qualifi-kation – Rücksicht genommenwird. Da im Arbeitslosenversiche-rungsgesetz durch die Umkehrungder Beweispflicht im Gegensatzzum Strafrecht, wo der Anklägerdie Schuld des Angeklagtenbeweisen muss, müssen dieArbeitslosen ihre Unschuld sprichArbeitswilligkeit beweisen. Sokommt es bei diesen Maßnahmen

speziell im Bereich Coaching zurOffenlegung von sehr persönli-chen Daten. Dies verletzt eindeutigMenschenrechte. Die Auswirkun-gen dieser Maßnahmen sind meistkatastrophal und nehmen denBetroffenen die Würde. Dazukommt, dass das vom Staat ausbe-zahlte Ersatzeinkommen imGegensatz zu jenem, das andereBevölkerungsgruppen für Einkom-mensausfälle erhalten, als Straf-verschärfung anzusehen und somitäußerst gering ist, sind finanzielleProbleme vorprogrammiert. Dieseführen letztendlich zur Auflösungvon – meist für den Ruhestandvorgesehenen – Ressourcen. Umweniger Geld auszugeben, bleibtman meist in den eigenen vierWänden. Dies bewirkt eine totalesoziale Isolation.

Das Unverständnis der Familieüber die Arbeitslosigkeit und denVerlust der Freunde muss manschon viel früher zur Kenntnisnehmen. In letzter Konsequenzführt das bei sehr vielen Arbeitslo-sen zu schweren Depressionen.Diese wiederum nehmen denBetroffenen die letzte Möglichkeiteiner Arbeitsaufnahme. Denn umwelchen Job kann man sich ohneSelbstvertrauen bewerben, undwer stellt schon einen krankenMenschen ein?

Da laut ALVG alle Krankheitendem AMS zu melden sind, werdendie Arbeitslosen vom AMS aufge-fordert, einen Antrag auf dieBerufsunfähigkeitspesion zu stel-len. Dass diese Pensionsanträgepostwendend abgelehnt werden,ist natürlich zu erwarten. Späte-stens ab diesem Moment beginntdas Ringelspiel AMS / Kurse /Bewerbungen / PVA abzufahren.Wie förderlich dies auf die bereitsangeschlagene Psyche der Arbeits-losen auswirkt, kann nur erahntwerden.

Welcher Schaden hierdurchangerichtet wird, wird statistischnicht erfasst; genauso bestehtUnklarheit, wer die Nutznießer derso zum Spielball gemachtenArbeitslosen sind. Das österreichi-sche Volk sicher nicht, denn dassdamit wertvolles Know-how unge-

nutzt bleibt, ist scheinbarbedeutungslos. Was dieSinnhaftigkeit eines sol-chen Vorgehens in Zeitender Globalisierung ist,bleibt dahingestellt, dennimmerhin muss unsereWirtschaft gegen jeneanderer Staaten antreten,in denen die Lebenserfah-rung einen weitaus höhe-ren Stellenwert hat als inder unseren.

Glaubt man übrigensder Statistik, so sind nuretwa 16% der Firmenbereit, ältere Mitarbeitereinzustellen.

April 20082

Altersarbeitslosigkeitund ihre Konsequenzen

Günter Reif, Obmann

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VEREIN FÜR ÄLTERE (ABER AUCH IMMERJÜNGERE) ERWERBSARBEITSLOSE1080 Wien, Laudongasse 16, Hotline 0699/81 19 64 [email protected], www.zum-alten-eisen.at

WO SEID IHR?Was wir noch brauchen, sind neue Mitglieder

mit Ideen und Pfiff. Mit Euch sind wir NOCH mehr –

mit Euch sind wir NOCH stärker!

Helft mit, die Situation der Arbeitslosen zu verbessern!

Ihr findet uns im Internet unter www.zum-alten-eisen.at.

Telefon 0664/1009083 oder 0699/10833682

Ein Vorstand aus fünf Leuten führt den Verein „ZUM ALTEN EISEN?“ mit einigenMitgliedern, die den Arbeitslosen mit Rat und Tat zur Verfügung stehen.Wir sind im AMS, sowie bei sämtlichen Politikern in Büros und Parlament

vorstellig. Auch in Pressekonferenzen und Gewerkschaften, Arbeiterkammerund aus TV und Radio sind unsere Stimmen bekannt.

Die eigene Vereinszeitung „ANSTOSS“ erscheint alle zwei Monate und wirdkostenlos abgegeben. Hier können Vereinsmitglieder und Betroffene ihre

Meinung frei äußern und Erlebnisberichte veröffentlichen. Namhafte Meinungs-träger aus Politik und Wirtschaft sind regelmäßig vertreten.

Günter ReifObmann

Martin KerstingObmann-Stv.

Georg HönigKassier

Paul FelderSchriftführer

Kurt BortoliLeiter der

Öffentlichkeitsarbeit

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April 20084Fo

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Du kannst nicht Gott dienenund dem Mammon!“ Ja,

jetzt fange ich einmal biblisch,jesuanisch, an. Das ist auch sozu verstehen: Entweder hat dasGeld Vorrang oder der Mensch!Alles was sich seit bald dreißigJahren zum Schlechteren hin,zur reinen Orientierung amGeld, gewandelt hat, hat auchsehr viel mit der Würde desMenschen zu tun. Es ist würde-los, dem Geld mehr Bedeutungals dem Menschen zu geben,es ist sehr oft viel mehr als das,nicht nur würdelos, sondernauch verbrecherisch.

Würdelos ist jedenfalls, wenneiner der Apostel des

Monetarismus, Josef Acker-mann, der Chef der DeutschenBank, jetzt plötzlich nach demStaat als Retter aus der von denBanken herbeigeführten welt-weiten Finanzkrise schreit. Esschreien da gerade jene nachdem Staat und seiner (Finanz)-Hilfe, die den Staat an sich jahre-lang als Übel denunziert haben.Wer bitte braucht den Staat? Diegroßen Konzerne und Finanzin-stitutionen? Die Superreichen,die gar nicht mehr wissen, wieviel Vermögen sie besitzen?Nein, die sicher nicht! Den Staatbrauchen die ganz normalenBürgerInnen, der Mittelstand,die sogenannten „kleinen Leute“genauso, und erst recht jene, diein irgend einer Weise in Not

geraten sind, zum Beispieleben auch Erwerbsarbeitslose,

Langzeitarbeitslose. Hören wirbitte also auf den Staat, die EUals Gemeinschaft von Staaten,zu verteufeln! Natürlich gibt esin unserem Land und in der EU- wie bei jedem Menschenwerk -immer etwas zu verbessern! DieEU, aber auch Österreich, musssich wieder und mehr daraufbesinnen, auf die Anliegen undSorgen der Menschen zu achtenund danach zu handeln! Die EUmuss auch Sozialunion sein!Aber geben wir uns nicht derIllusion hin, dass wir als kleinesLand alleine den Stürmen derGlobalisierung besser trotzenkönnten, als in der Gemein-schaft der EU. Und: Seit 63Jahren stabiler Friede innerhalbder Mitgliedsländer der EU (vorallem Deutschland und Frank-reich!) sind alleine schon wiedereine Leistung, die mit diverseMängel dann doch locker ertra-gen lässt, denn Friede ist unbe-zahlbar. Und Krieg das Würde-loseste und Verbrecherischste,das es gibt. Oder?

Auf die Gefahr hin, michbei manchen unbeliebt zu

machen, deren Sorgen ichdurchaus verstehen kann:Würdelos, gegenüber denMillionen Opfern der Nazi-Schreckensherrschaft, ist auch,den Vertrag von Lissabon mitdem Einmarsch Adolf Hitlers imJahr 1938 zu vergleichen. Wer die EU eine Diktatur nenntund mit dem Hitler-Regimevergleicht, ist entwederahnungslos oder er will esnicht besser wissen! Undnebenbei bemerkt, HerrDichand sollte es, schon aufGrund seines Lebensaltersbesser wissen.

Würdelos, verbrecherisch ist,wenn zumindest mehr als

hundert Millionen Menschensich buchstäblich ihr täglichesBrot nicht mehr kaufen können,weil die Lebensmittelpreise alsFolge von Spekulationen und desVorranges von Biospritprodukti-on vor Lebensmittelproduktionbis zum Dreifachen gestiegensind! Essen muss vor dem Auto-fahren kommen! Und die tägli-che Nahrung muss doch wohlwichtiger sein, als das Wohlerge-hen geldgieriger Spekulanten!Geld kann nun einmal nichtgegessen werden.

Und was das alles mitArbeitslosigkeit zu tun hat?

Ganz einfach: Viele nehmenArbeitslosen ihre Menschwürde.Z.B. in dem sie sie als arbeit-sunwillig darstellen, als Sozial-schmarotzer. Als ob nicht jenemit erspekulierten, ererbten,jedenfalls ohne Arbeitseinsatzerworbenen Einkommen undVermögen die größten Sozial-schmarotzer wären! Oder Leutewie Herr Ackermann, die sichtatsächlich einbilden, dieArbeitskraft eines einzelnenMenschen könne 15 MillionenEuro im Jahr wert sein.

Würde ist, wenn „die oben“Verantwortung fühlen für

die Schwachen, nicht nur sichselbst. Würde ist auch: Solidari-tät! Arbeitende mit Arbeitslo-sen, Starke und Schwache, Nordund Süd! Würde ist: Aktiv zusein und nicht nur herumzu-raunzen. („Sudern“ hätte es einbekannter Österreichergenannt.) Würde ist: Leben undleben lassen. Ja, mehr noch:Leben und Anderen und Schwa-chen helfen, menschenwürdig zuleben. Wieder jesuanisch formu-liert: „Was ihr dem Geringstenmeiner Brüder getan habt …!“

Von ursusarctos

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Mein bester Freund war an einemHerzinfarkt gestorben. Er war

erst knapp über 50 Jahre alt und hatteein kleines Unternehmen mit einemhalben Dutzend Angestellten. In sehrguten Zeiten hatte er an die 20Beschäftigte.

In den letzten 10 Jahren startete erzwei Projekte, die zwar gute Ideenwaren, jedoch den Betrieb jedes Malfast in den Ruin trieben. Für dieseSonderprojekte hatte er mich – alsLangzeitarbeitslosen – jedes Mal ange-stellt. Das war ein schwierigesArbeitsverhältnis: Wenn der besteFreund plötzlich sozusagen gleichzei-tig der Chef ist, und umgekehrt.

Es dauerte dann immer lange Zeit,das Unternehmen wieder frei vonSchulden zu bringen.

Dafür arbeitete er Tag und Nacht.Zuletzt war der Betrieb wieder in denschwarzen Zahlen.

Er machte mir ein ungewöhnlichesAngebot: „Ich will nicht, dass duarbeitslos bist, möchte aber auch nichtdein Chef sein. Ich zahle dir ein nor-males Gehalt, du machst aber was duwillst und entwickelst für dich deineIdeen weiter…“

Dieses großzügige Angebot konn-te und wollte ich natürlich nichtannehmen. Doch konnte ich seinenBetrieb – unentgeltlich – wie meineigenes Büro verwenden: Dokumen-te oder Flugblätter bei ihm ausdruk-ken; als mein alter PC den Geist auf-gab, schenkte er mir einen seinerGeräte, wenn ich Ausgaben hatte, dieals Büroartikel steuerlich abgeschrie-ben werden konnten, gab er mir 20Prozent der Kosten usw.

Und nun war er tot.Sein Sohn hatte sich für den Betrieb

nie interessiert und wollte sofort denBetrieb auflösen und alles verkaufen,was zu Geld zu machen ist. Sofortkündigte er auch die Belegschaft.

Ich ging mit den KollegInnen zurArbeiterkammer, und die Kündigun-gen mussten bis auf Weiteres zurück-genommen werden. Gleichzeitig legteich ihm ein Konzept zur Weiterführungdes Betriebes vor, sodass er – so langedas Unternehmen weiterläuft – monat-lich Geld eingenommen hätte, ohneselbst dafür etwas arbeiten zu müssen.

Der Sohn war einerseits noch inwirklich großer Trauer, andererseitsziemlich ratlos, was nun weiter zu tunsei. Die Belegschaft wollte, dass ichden Betrieb als Geschäftsführer dreiMonate weiter betreibe. Ich versprachihnen, dass ich täglich in den Betriebkommen werde, um unentgeltlich –so gut es mir möglich ist – die Arbeitmeines verstorbenen Freundes weiterauszuüben, bis der Sohn die Erbschaftabgewickelt hat und dann eine end-gültige Entscheidung über dieZukunft des Betriebes fällen kann.

In dieser Situation meldete ich michbei meinem Betreuer des AMS, erläu-terte ihm die schwierige Situation. Derwar ratlos, total überfordert, undschickte mich zu einem seiner Kolle-gen weiter. Der saß am anderen Endedes Ganges. Niemand wartete. Trotz-dem hatte ich lange zu warten.

Als ich endlich eintreten durfte,wirkte er, als ob ich ihn bei interes-santen Tätigkeiten wie Nasenbohrenoder so was Ähnliches gestört hätte– also äußerst unwillig.

Ich trug ihm das Anliegen vor.„Ja und warum kommen Sie da zu

mir? Da kenne ich mich auch nichtaus!“, blaffte er mich an.

„Ihr Kollege meinte, dass Sie…“

„Nein, da weiß ich auch nicht weiter.“„Und wer weiß etwas?“„Gehen Sie zur Wirtschaftskam-

mer…“„Und an welche Stelle soll ich mich

dort konkret wenden?“„Das weiß ICH doch nicht! Sie sind

ja ein g’scheiter Mensch und werdendas doch noch selbst herausfindenkönnen!“

Und wozu sitzen dann Sie da?, sagteich nicht, sondern dachte es mir nur.

Danach begab ich mich zu meinemBetreuer zurück: Ich würde für dieneue Aufgabe DRINGEND einenspeziellen Kurs benötigen (einWochenende, Kosten: 280,- Euro),um für den Weiterbestand diesesBetriebes eine Chance zu sehen.

Nein, das geht nicht, außer derBetrieb würde mich verlässlich fix imAnschluss anstellen.

Ich begann noch einmal: Das gehtin der gegenwärtigen Situation reinrechtlich nicht (weil die Erbschaftnoch nicht geregelt war). Es geht nichtnur darum, dass ich eventuell ange-stellt werden, sondern zudem, dassdie Arbeitsplätze von sechs anderenLeuten gerettet werden können.

Zwei Tage später hatte ich Post vomAMS erhalten. Ich musste wieder ein-mal zu einem der überflüssigen Sinn-los-Maßnahmen (Kindergarten fürErwachsene) mit richtig Bewerbun-gen schreiben lernen und ähnlichemFirlefanz zum 37. Mal. Kosten desSinnlos-Kurses: 1.300 Euro. Dauer: 6Wochen. Fortsetzung Seite 6

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Die AMS-Verhinderungs-maschinerie, Fall 1

Von Alexander Weiss

„Warum kommen Sie da zu mir? Da kenn’ ichmich auch nicht aus!“

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Früher fragte ich mich noch,wozu diese Kurse bzw. „Maßnah-men“ gut sein sollten. Jetzt frageich mich immer öfter, ob und werdaran wie viel verdient? Zum Teilals Schmiergelder?

Denn das müsste doch längstbelegt sein, dass der Effekt dieserKurse/Maßnahmen äußerstgering, doch die Kosten enormhoch sind?

Die AMS-Berater vermitteln mirzwar keine Arbeitsstellen, doch inimmer kürzeren Abständen Sinn-los-Kurse. Bekommen die dafürErfolgsprämien – oder was?

Jedenfalls: Als die 6 WochenKurs, Maßnahme, oder wie immerman diesen Unsinn nennen mag,vorbei waren – und ich mich nichtum die Entwicklung des Betriebesmeines verstorbenen Freundeskümmern konnte – hatte sich seinSohn entschieden: Er verkaufteden Betrieb. Die Kollegen rechnennun damit, dass sie demnächstgekündigt werden.

Aber die paar mehr Arbeitslosewerden kaum die Statistik des Wirt-schaftsministeriums verändern.

April 20086

In der letzten Ausgabe unserer Ver-einszeitschrift „ANSTOSS“ habe

ich den Istzustand näher beleuchtet,dem rund 70% der älteren Arbeitneh-mer auf dem Arbeitsmarkt ausgesetztsind. Natürlich können nicht sämtli-che Facetten dieses betrüblichen Miss-stands in einem Artikel beleuchtetwerden, aber zu einem Denkanstossreicht das in jedem Fall. Kein ernst-zunehmender Wirtschafts- bzw. Polit-funktionär kann (wird) den Umstand,dass unsere sogenannte Leistungsge-sellschaft nur jeden dritten älterenArbeitnehmer beschäftigt bzw. aufseine Arbeitskraft und sein Wissenzurückgreift, gutheißen. Man hörtimmer wieder Schlagworte wie „FOR-DERN und FÖRDERN“, aber sieentpuppen sich wie vieles, was denMündern dieser Herrschaften ent-weicht, weitgehend als Schall undRauch. Es sind meist immer dieselbenverbalen Floskeln, die auf die Mensch-heit losgelassen werden; allein es fol-gen kaum nachhaltige Taten. Somitwerden diese Wortkaskaden vom auf-merksamen Zuhörer großteils als Ali-biaktion erkannt und folgerichtig alsinhaltsleer und für uns (ausgegrenz-te) Arbeitnehmer wenig hilfreich ein-gestuft.

Wir, die Arbeitnehmer, bräuchtenendlich wieder Funktionäre, die sichnicht nur um die Vorteile der Konzer-ne und Großinvestoren bemühen,sondern auch gerechterweise den (berech-tigten) Anliegen der Arbeitnehmerwieder mehr Gewicht geben. Wäre ichin der Lage etwas zu verändern, dannwürde ich aufhören, permanent neue

Bevölkerungsgrup-pen zu Habenichtsenzu degradieren. Warumdas? Ganz einfach, wernichts oder nichtviel hat, der kannauch nichts oder nur wenig kaufenbzw. konsumieren. Wer soll denn fürdie Produkte und Dienstleistungen,die die Wirtschaft produziert, bezah-len? Sollen sich in Zukunft die soge-nannten oberen Zehntausend unter-einander (fast) alle Güter zuschieben,während wir, die nichtshabende Mehr-heit, allenfalls mit glänzenden Augenvor den Schaufenstern die für uns(meist) unerreichbaren Produkteunserer (ehemals) sozialen Marktwirt-schaft bestaunen dürfen. Aber fürheute genug davon.

Was wäre denn beispielsweise zutun, damit wieder mehr ältere Men-schen arbeiten (dürfen). Da gilt es vorallem ein Konzept zu erstellen, wieman es denn angeht. Ein erster Schrittsollte und müßte sein, dass sich deröffentliche Arbeitgeber (Bund, Län-der, Gemeinden) endlich dazubekennt, hier mit gutem Beispiel vor-anzugehen. Soll heißen, dass mannicht wie bisher meist gehandhabt,nach Gründen sucht, warum ein älte-rer Bewerber nicht zum Zuge kommt,sondern sich ernsthaft Gedankenmacht, inwieweit man der Privatwirt-schaft vorleben kann, doch auch wie-der ältere Menschen einzustellen. Dieheutigen finanziellen Förderungensollten in Zukunft hauptsächlich dafürverwendet werden, den Menschenallenfalls erforderliche Aus- bzw. Wei-terbildungen zu ermöglichen. Auch inder gesundheitlichen Prävention gäbees genug zu tun. Vorbeugen ist besserund billiger als heilen. Die (teilsbewusst ausgehungerten) Gesund-heitseinrichtungen können davon nurprofitieren. Vernünftig und mit Sach-

Mögliche Wegeaus der Altersfalle

Von Karl Frank

Bernhard Felderer, Leiter desInstituts für Höhere Studien:„Nach unten gedrückt im Ran-king wird Österreich auchdurch die niedrige Erwerbsquo-te der 55- bis 64-Jährigen. Nur36,8 Prozent der Österreicherin diesem Alter standen im Jahr2006 noch im Berufsleben, dasbedeutet EU-weit Platz 19.“Hier könnte die Politik einigestun, meint Felderer: „Es gibttrotz Pensionsreform nochimmer zu viele Anreize, frühzei-tig in Pension zu gehen, weildie Abschläge zu gering sind.“Bestes Land in diesem Bereichist Schweden, gefolgt vonDänemark.

Die europäische Gesell-schaft geht einer beträchtlichen Über-alterung entgegen

à-ppropos...

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verstand (Parteienhickhack unduntaugliche Philosophien außen vorgelassen) angepackt, könnte das einpositiver Beitrag dazu sein, unserGesundheitssystem für die Zukunftfinanziell besser abzusichern. Dieöffentliche Hand sollte und müßteeigentlich private Betriebe, die jungeund ältere Mitarbeiter in einer gleich-wertigen Kopfzahl beschäftigen,belohnen. Beispielsweise bei der Ver-gabe von Aufträgen an Privatfirmenbzw. auch verstärkte Förderung beiAusbildung sowie Gesundheitsvor-sorge. Weiters müßte man die Anstel-lung von älteren Personen als zeitge-mäß und unumgänglich notwendig,sowie wirtschaftlich sinnvoll propa-gieren. Medien, die diese Botschafttransportieren können, haben wirmittlerweile mehr als genug. Da dieeuropäische Gesellschaft teilweiseeiner beträchtlichen Überalterungentgegengeht, wird dieses ungelösteProblem alle betreffen. Ein Europa,das bis zu zwei Drittel seiner älterenMitbürger von der Mitgestaltung wei-terhin ausschließt, wird es nochschwerer haben, sich gegen die wirt-schaftlichen Herausforderungen, spe-ziell aus dem asiatischen Raum erfolg-reich zur Wehr zu setzen. Wir brau-chen das Wissen und das Können allerMenschen. Das ist eigentlich viel mehreine Frage der Vernunft und des Haus-verstands, obwohl man als Menschauch die soziale Komponente nichtvergessen sollte. Liebe Polit- und

Wirtschaftsfunktionäre lassen SieIhren Worten auch Taten folgen, dieWorthülsen haben sich längst über-lebt. Gehen wir es an, arbeiten wir allegemeinsam daran, die Aufgaben derZukunft zu bewältigen. Jeder Kopfund jede Hand wird gebraucht. Las-sen wir die Vergangenheit auf sichberuhen und arbeiten wir an der hof-fentlich wieder menschlicherenZukunft.

P l u m p s !Jetzt bin ich doch glatt von mei-

nem Sessel gefallen. Dabei war derTraum so schön. Der Traum voneinem besseren Leben, dass man wie-der gebraucht wird. Aber ohne Träu-me und Hoffnung wären wir Men-schen ja noch viel ärmer. Das lassenwir uns nicht auch noch nehmen.

Kämpfen wir also für eine bessereZukunft. Nicht nur für uns die Älte-ren, sondern auch für die nachfolgen-den Generationen. In diesem Sinnehoffe ich auf Unterstützung aus denverschiedensten Bereichen unsererGesellschaft, wo nicht nur Rekordge-winne und Egoismus im Vordergrundstehen. Eine Gesellschaft, die sich, wiewir es derzeit erleben müssen, haupt-sächlich in der Jagd nach Rekordren-diten definiert, wird auf Dauer nichtdie Kraft und das Potential haben, sichnach vorne zu entwickeln. Sie wird inihrer Entwicklung behindert und aufDauer gesehen, wohl auch zurückfal-len. Das wollen wir doch alle nicht,oder?

April 2008 7

Wifo und IHS haben dasEnde der Hochkonjunktur ver-kündet und die Wachstumspro-gnosen für das laufende Jahrzurückgenommen. Auf denArbeitsmarkt schlägt der Brems-effekt beim Wirtschaftswachs-tum bislang noch nicht durch.Im Gegenteil.

Im März ist die Arbeitslosigkeitneuerlich deutlich zurückgegan-gen. Offiziell waren 210.456Männer und Frauen auf Jobsu-che - um 11,5 Prozent wenigerals im Vergleichszeitraum desVorjahres. Die Zahl der offenenStellen, die beim Arbeitsmarkt-service gemeldet waren, istdafür um 4,7% auf aktuell39.493 Jobs gestiegen. Getra-gen wird die nach wie vor gün-stige Entwicklung von „dreiSäulen – dem Bau, der Industrieund dem Tourismus“, (MartinBartenstein). Nicht zuletzt dermilde Winter hat dazu geführt,dass allein bei den Bauberufenein Minus von 20,8% zu ver-zeichnen ist.

Rücksichtnahme, Gerech-tigkeit und Respekt sind keineEigenschaften, die Arbeitgebernzugesprochen werden. Nichteinmal 40 Prozent der Bundes-bürger halten Arbeitgeber undUnternehmen für fair. Das gehtaus einer repräsentativenUmfrage des Marktforschungs-instituts Infratest dimap inFrankfurt hervor.

Die Mehrheit hält Arbeitgeberin ihrem Verhalten gegenüberBeschäftigten und Unternehmenin ihrem Verhältnis zu ihrenKunden demnach für eher rück-sichts- und respektlos. Befragtwurden 1000 Männer undFrauen.

Presse-notizen

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45Jahre beträgt das Durch-schnittsalter eines Outplace-

ment-Kandidaten in Österreich – diemännlichen Klienten sind 66 Jahre alt,die Frauen 34. Das durchschnittlicheJahreseinkommen liegt vor der Bera-tung bei 82.580 Euro und danach bei87.176 Euro. Auch auf der Karriere-leiter geht es für die Kandidaten in derRegel nicht abwärts: Drei von 100untersuchten Klienten haben ihrenVorstands- bzw. Geschäftsführerpo-sten behalten.

„Ich mag das Wort Kündigungnicht“, sagt Ingrid M. (Name derRedaktion bekannt). „Man passt ebennicht mehr zusammen und wird ver-schoben.“ 30 Jahre saß M. bei eineminternationalen Konzern in der Füh-rungsetage, bevor sie „verschoben“wurde und bei der Outplacement-Beratung DBM landete – für M. einGlücksfall. Denn das vom Unterneh-men bezahlte Bewerbungscoaching,das eigentlich in einem neuen Jobenden sollte, führte die 50-Jährige indie Selbstständigkeit. „Ich habe schonimmer flapsig gesagt: Wenn mich derKonzern nicht mehr will, organisiereich Weinreisen für reiche Amerika-ner.“ Gesagt, getan: Seit Anfang desJahres stellt sie mit ihrem Unterneh-men Vintra exklusive Weinreisen zuÖsterreichs Top-Winzern auf dieBeine.

Etwa 15 Prozent der Kandidaten,die bei der Outplacement-BeratungDBM Wien in einem Coaching sitzen,machen sich im Zuge dieser Beratungselbstständig. „Das sind genau jeneLeute, die motiviert bzw. kompetentsind und wo der Businessplan passt“,sagt Michael Hutter, DBM-Geschäftsführer. „Die einen bringendie Idee schon mit oder waren viel-leicht schon selbstständig. Andere

entdecken das erst während der Ana-lyse.“ Hutter ist überzeugt: Das Risi-ko, sich aus einem Outplacement her-aus selbstständig zu machen, ist gerin-ger im Vergleich zu jüngeren Unter-nehmensgründern, die aus demNichts heraus starten.

Die Klienten zur Selbstständigkeitzu (ver-)leiten, versucht Hutter tun-lichst zu vermeiden. „Funktioniert dasnicht, wäre das ein doppeltes Schei-tern. Sie kommen ja aus einer Kündi-gung heraus.“ Seine Kandidaten kön-nen während des Coachings unteranderem anhand eines Fragebogenserkennen, ob sie ein Unternehmertypsind – 85 Prozent winken gleich vonvornherein ab. Dabei sind die Voraus-setzungen, aus einem Outplacementheraus die Selbstständigkeit zu wagen,

gar nicht so schlecht. Durch den meisterfolgten Golden Handshake sind diefinanziellen Voraussetzungen so gutwie noch nie. „Zudem sind die Klien-ten im Durchschnitt 45 Jahre alt unddamit im besten Alter für eine Selbst-ständigkeit, wie Studien belegen“,ergänzt Hutter.

Er schätzt, dass sich seit dem Beste-hen von DBM Österreich rund 200Klienten selbstständig gemachthaben. Betreut werden sie bis zummarktreifen Businessplan. Der tat-sächliche Sprung in die Selbstständig-keit erfolgt ohnehin mit doppeltemBoden: Es gibt ein einjähriges Rück-kehrrecht in das Coachingprogramm.Doch das wird von den Neo-Selbst-ständigen kaum genutzt. Hutter: „Die

Rücklaufquote liegt bei etwa zweiProzent.“ Wohl auch, weil im Zugedes Coachings der Notausstieg„Selbstständigkeit“ den Klientenimmer ausgeredet wird. „Klar glaubtder eine oder andere, dass er nur nocheine Chance hat, wenn er sich selbst-ständig macht“, weiß Hutter. Rundein Viertel der Outplacement-Kandi-daten sind 50 Jahre alt. Hutter beru-higt: „Einen 50-Jährigen wieder in einJobverhältnis zu bringen dauert zwarlänger, aber es gibt durchaus realisti-sche Chancen. Wenn er sich gut vor-bereitet, hat er die gleichen Chancenwie ein Jüngerer.“

Ingrid M. hat den ZwischenstoppOutplacement dazu genutzt, sichintensiv mit dem Thema Selbststän-digkeit auseinanderzusetzen. Mehre-re Wochen hat sie es sich ganz genauüberlegt. Erschwerend kam hinzu,dass es parallel ein lukratives Ange-bot für einen Fixjob gab. „Natürlichwar das schwierig. In zwei Jahrenwerde ich wissen, ob es eine verrück-te Entscheidung war“, sagt sie undberuhigt sich gleich selbst. „Hätte ichden Job angenommen, wäre dasThema Selbstständigkeit für immererledigt gewesen.“ Die Outplace-ment-Beratung hat ihr bei der Ent-scheidungsfindung geholfen. „Dahatte ich einen Reibebaum, wo ichmich emotionslos mit dem Themaauseinandersetzen konnte. Das gehtmit Freunden nicht.“

Frischgebackener Jungunterneh-mer ist seit Jänner auch Roman Neu-bauer mit seinem UnternehmenEvent B2B. Neubauer hat ein franzö-sisches Erfolgskonzept nach Öster-reich geholt, bei dem mit Hilfe vonHolzspielen das Kommunikations-vermögen in Unternehmen gestärktwerden soll. Davor war Neubauer 18

April 20088

Erst ohne Job, dann Gründer Wer in einem Outplacement-Programm landet, hat vor allem ein Ziel: Wiedereinen Fixjob finden. Etwa 15 Prozent der Klienten entscheiden sich für dasAbenteuer Selbstständigkeit. Von F. Gulnerits

Ein Viertel der Out-placement-Kandidatensind 50 Jahre alt.

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Jahre lang als Angestellter bei Master-foods tätig, unter anderem als CFOfür Österreich. „Ich habe mich schonlänger mit dem Gedanken gespielt, eineigenes Unternehmen zu gründenund habe daher um die Auflösung desDienstverhältnisses gebeten, als sichdie Personalstrategie im Unterneh-men geändert hat“, nennt er dieBeweggründe, sein Outplacement in

einer Unternehmensgründung endenzu lassen.

Gänzlich mit dem Angestelltenver-hältnis abgeschlossen hat Neubauerallerdings nicht. „Ich denke, dass ichkein Problem haben sollte, wiedereinen Job zu finden, und werde dasvielleicht auch tun, wenn mein Unter-nehmen von allein läuft.“ Ganz ohneBlessuren verlief freilich sein Seiten-

wechsel nicht. „Die größte Umstel-lung ist derzeit die extreme Redukti-on des Einkommens.“ Dennoch ist erfroh über seine Entscheidung. „DasOutplacement hat mir geholfen, dadadurch das Projekt Selbstständigkeitvorab kritisch hinterfragt wurde undmir meine Stärken und Schwächen inBezug auf die Gründung bewusstgemacht wurden.“

April 2008 9

Politik leicht erklärt . . .Christdemokrat: Sie besitzenzwei Kühe. Ihr Nachbar besitztkeine. Sie behalten eine und schen-ken Ihrem armen Nachbarn dieandere. Danach bereuen Sie es.

Sozialist: Sie besitzen zwei Kühe. Ihr Nachbar besitzt keine. DieRegierung nimmt Ihnen eine ab und gibt diese Ihrem Nachbarn. Sie werden gezwungen, eine Genos-senschaft zu gründen, um IhremNachbarn bei der Tierhaltung zuhelfen.

Sozialdemokrat: Sie besitzenzwei Kühe. Ihr Nachbar besitztkeine. Sie fühlen sich schuldig,weil Sie erfolgreich arbeiten.Sie wählen Leute in die Regie-rung, die Ihre Kühe besteuern.Das zwingt Sie, eine Kuh zuverkaufen, um die Steuern bezah-len zu können. Die Leute, die Siegewählt haben, nehmen dieses Geld,kaufen eine Kuh und geben dieseIhrem Nachbarn. Sie fühlen sichrechtschaffen.

Freidemokrat: Sie besitzen zweiKühe. Ihr Nachbar besitzt keine. Na und?

Kommunist: Sie besitzen zweiKühe. Ihr Nachbar besitzt keine. Die Regierung beschlagnahmt beideKühe und verkauft Ihnen die Milch. Sie stehen stundenlang für die Milchan. Sie sind sauer.

Kapitalist: Sie besitzen zwei Kühe. Sie verkaufen eine und kaufen einenBullen, um eine Herde zu züchten.

EU-Bürokratie: Sie besitzen zweiKühe. Die EU nimmt ihnen beideab, tötet eine, melkt die andere,bezahlt Ihnen eine Entschädigungaus dem Verkaufserlös der Milch undschüttet diese dann in die Nordsee.

Amerikanisches Unterneh-men: Sie besitzen zwei Kühe. Sie verkaufen eine und leasen siezurück. Sie gründen eine Aktienge-sellschaft. Sie zwingen die beidenKühe, das Vierfache an Milch zugeben. Sie wundern sich, als eine totumfällt. Sie geben eine Presseerklä-rung heraus, in der Sie erklären, Siehätten Ihre Kosten um 50 Prozentgesenkt. Ihre Aktien steigen.

Französisches Unternehmen:Sie besitzen zwei Kühe. Sie streiken,weil sie drei Kühe haben wollen. Sie gehen Mittagessen. Das Lebenist schön.

Japanisches Unternehmen: Sie besitzen zwei Kühe. Mittelsmodernster Gentechnik erreichensie, dass die Tiere auf ein Zehntelihrer ursprünglichen Größe redu-ziert werden und das Zwanzigfachean Milch geben. Jetzt kreieren sie einen cleveren

Kuh-Cartoon, nennen ihn Kuhki-mon und vermarkten ihn welt-weit.

Deutsches Unternehmen:Sie besitzen zwei Kühe. Mittelsmodernster Gentechnik werden

die Tiere Re-Designed, so dasssie alle blond sind, eine Menge

Bier saufen, Milch von höchsterQualität geben und 160 km/h laufenkönnen. Leider fordern die Kühe 13 WochenUrlaub im Jahr.

Britisches Unternehmen: Siebesitzen zwei Kühe. Beide sindwahnsinnig.

Portugiesisches Unternehmen: Sie besitzen zwei Kühe, aber siewissen nicht, wo sie sind. WährendSie sie suchen, sehen Sie eine schöneFrau. Sie machen Mittagspause. Das Leben ist schön.

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April 200810

Frau S., seit Jahren im Unterneh-men E. tätig, hat zum 31. 3. 2008

gekündigt. Sie ist 44 Jahre alt und hatHAK-Abschluss. Ihr wurde voneinem hilfsbereiten Kollegen geraten,zu diesem Kündigungsdatum – ihremletzten Arbeitstag – zum AMS zugehen und sich arbeitslos zu melden.

Ihr Wunsch ist es, mit ihrem neuenLebenspartner in einem Werbeunter-nehmen selbständig zu sein und sichvom AMS noch auf die neue Aufga-be in der Arbeitslosigkeit weiterbil-den zu lassen; er beschäftigt sie ab 1.4. 2008 geringfügig, um dann AMS-Förderungen zur Weiterbildung zuerhalten. Ab 1. 1. 2009 wollen die bei-den eine GmbH gründen.

Am 31. 3. 2008 um 10 Uhr war siealso bei ihrem AMS-Berater, hatteauch gleich um 14 Uhr die erste Stel-le zur Bewerbung elektronisch erhal-ten und bis heute, 17 Uhr, bereitssechs Stellenangebote vom AMS, diealle sehr gut klingen. Frau S. möchteaber die Gründerberatung des AMSin Anspruch nehmen, und hat dortbereits einen Termin am 28. 4. 2008.

Die erste Bewerbung hat sie mitdem Hinweis auf die Gründerbera-tung gesendet und eine Ablehnungerhalten. Der AMS-Berater hat dar-aufhin gemeint, dass das so nicht wei-tergehen könne, sie MUSS irgend-wann eine unselbständige Stelleannehmen und die verbleibenden fünfAngebote mit persönlicher Bewer-bung „abarbeiten“, die Ablehnung derersten Stelle sei gestattet, widrigen-falls ihr das Arbeitslosengeld gesperrtwird (er hat das höflicher gesagt).

Sie überlegt jetzt, wie sie demDruck des AMS entweichen kann, umihren Lebenstraum entwickeln zukönnen.

Der Kollege musste sie aufklären,dass sie auch mit der Gehaltsforde-rung keine neue Stelle ablehnen kann,da irgendwann die 80 %-Regel zieht;und nach 100 Tagen ist es mit demBerufsschutz aus.

Frau S. ist völlig fertig. Der Kolle-ge, der ihr beratend zur Seit steht undsich auch im im AlVG gut auskennt,sieht nun keine Möglichkeit für FrauS., dem Bewerbungsdruck des AMS

zu widerstehen und tatsächlich mitihrem neuen Lebenspartner einUnternehmen zu gründen.

Der Kollege riet ihr, in der Probe-zeit immer wieder zu kündigen undin den Krankenstand zu entfliehen,was aber ebenfalls bald verdächtigwird. Vor allem erhält sie keine AMS-Kurse zur Weiterbildung.

Gibt es in Niederösterreich einArbeitswunder? Wieso gibt es so vieleoffene Stellen für HAK-Erfahrene?Der allseits betrauerte Techniker-Mangel hat bei meinen mühsamenBewerbungen keine Folge gehabt -sobald nach dem Gehalt gefragt wird,wird abgewunken. R.B.

Die AMS-Verhinderungs-maschinerie, Fall 2

FOTO - COPYKAISER

1050 Wien • Reinprechtsdorfer Straße 68 • Tel.+Fax: 548 05 68

durchlaufend geöffnet

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April 2008 11

. . . oba glei an doppltn, wia ma so sogt. Wäu des

brauch i jetzt. Wos manst ? Na, i hob mi net mit meina

Oidn gstrittn. I hob Fernsehn gschaut. Geh! Wos du

wieda glaubst! Wegn an schlechtn Programm brauchat

i kann Schnops. Es is nur – i intaressier mi hoit a bissl

fia die EU. Ma möchte jo schließlich wissen, was

so passiert wegn dera Gschicht. Und do woa

doch heite die Diskussion im Parlament, wegn

dem EU-Vatrog. Und wäu jo scho sovü in da

Zeitung gstaundn is iba des gaunze, hob i ma

denkt, schaust das hoit au.

Nau i kaun da sogn, mehr hob i net

braucht, wia ma so sogt. Kaunst

froh sei, daß du in dein

Wirtshaus do kann

Fernseha host. I sog

das, des woa a echta

Haumma. Die Politika

haum wirklich olle an ordentlichn

Poscha. Übaroi rot-weiß-rote Fahndln,

da Moltera und da Schüssl haum rot-

weiß gstrafte Krawatten umbundn ghobt

und die blauen haum olle rot-weiß-rote

Schals umghängt ghobt.

Jetzt was i net, hob i ma denkt, oba die

Europamastaschoft hot do no goa net

aungfaungan. Nau grod daß net gsungan

haum „imma wieda, imma wieda, imma

wieda Östereich“.

Oba des allan warad jo net so oag,

wia ma so sogt. Eigentlich woit i jo

zuahuachn, wäu i ma denkt hob, sie werdn vielleicht a

bissl wos sogn üba den Vatrog.

I hätt jo gern gwußt, wos do wirklich drin steht. I bin jo

im Großn und Gaunzn eh net gegen die EU, oba ma

tät hoit scho gern wissen, wos

ma zum erworten hot. Oba

waßt wos woa, Joschi ? Nix woa! I bin jetzt genauso

gscheit oda so bled wia vurher.

Fia di anan woa ollas urschlecht. Mia miassn sovü

zoin, mia werdn vun Asülantn übaschwemmt

werdn, mia dürfn nirgends mehr mitredn,

mia müssn Atomkroftwerke

baun und übahaupt wird

duach den Vatrog olles ursu-

paschlecht und wer wos

aundares sogt,

is a Trottl.

Fia die aundaren woa ollas supa-

leiwaund, die Wirtschoft wiad explo-

diern, der Vatrog is des beste wos

uns passiern kaunn, uns wird’s wauhn-

sinnig guat geh und wer wos aundares sogt

is a Trottl.

Und wegn so einem Schmarrn bin i stun-

denlaung vorm Kastl ghockt!

Irgendwia hot ma daun doch wieda glau-

ben könnan, des is scho die Euro. Wia bei

an Fuaßboimätsch is zuagaungan. Nua daß

hoit ka Maunschoft aum Spüföd woa. Wäu

die Maunschoften haums goa net erscht

einelossn. Sunst warad aum End des

Mätsch aunders ausgaungan, wia si

des die Rotn die Schwoazn und

die Grünen ausdenkt haum.

I wer glei zoin Joschi, i muaß

hamgeh, sunst reg i mi wieda zu vü auf.

Oba auf die Europamastaschoft gfrei i mi scho.

Wäu bein Fuaßboi kenn i mi aus, do kaun ma kana

wos dazöhn, wia ma so sogt.

Geh Joschi, bring ma bitte an Obstla, . . .

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Ohne Beschäftigung mit der Ver-gangenheit ist die Gegenwart,

entgegen anders lautender Gerüchte,nicht begreifbar und kann auch keine(„gute“) Zukunft entwickelt werden.

Wenn über den März 1938 berich-tet wird, dann natürlich über den fol-genden Krieg, die Verfolgung derJuden und der Millionen Toten. Wennüberhaupt, erfahren Interessierte nuram Rande etwas über die Wirtschafts-interessen dieses Machtwechsels, überdie Verfolgung und Ermordung derArbeiterfunktionäre usw.

Das AMS steht auf dem seltsamenStandpunkt, dass es keine Rechts-nachfolgerin der Arbeitsämter des III.Reiches sei, und sich daher auch mitder Geschichte der Arbeitsämter wäh-rend des Nationalsozialismus nichtauseinandersetzen müsse.

Einfache Frage: Wer soll sich sonstmit diesem Thema beschäftigen unddiese Geschichte aufarbeiten als dasAMS?

Das AMS ist Rechtsnachfolgerinder früheren Arbeitsämter ab 1945.Aber auch diese Arbeitsämter warennicht Rechtsnachfolger der faschisti-schen Arbeitsämter!

Das „Tausendjährige Reich“ fiel inSchutt und Asche, die Arbeitsämterblieben.

Ihre Beamten haben in den letztenKriegstagen noch rasch alle Aktenvernichtet, die viele als schonungslo-se Denunzianten entlarvt hätten, diezehntausende Menschen zur Zwangs-arbeit, in Arbeitslager oder Konzen-trationslager schicken ließen – undsomit am Tod vieler Opfer mit ver-antwortlich waren. Doch das AMS,dessen Nachfolge-Personal nahtlosvon den ehemaligen Nazi-Ämternübernommen worden war, deren Aus-bildner unter den Nationalsozialisteneingeschult worden waren, fühlt sichnoch immer nicht zuständig, dass esda doch hoffentlich endlich etwas auf-zuarbeiten gäbe.

1935 führte das NS-Regime dieArbeitsbücher in Deutschland ein.

Jede/r Arbeitsfähige hatte dieseArbeitsbücher verpflichtend zu füh-ren. Sie waren Ausdruck der absolu-ten Kontrolle der „Ware“ menschli-che Arbeitskraft (und dienten aberauch zur Pensionsberechnung).

In Österreich wurden die Arbeits-bücher bereits unter dem Austrofa-schismus 1934 eingeführt und von dendamals illegalen Gewerkschaften als„Sklaven-Bücher“ bezeichnet.

1938, nach dem Einmarsch Hitlersin Österreich, wechselte die Zustän-digkeit der Arbeitsämter vom Sozial-zum Wirtschaftsministerium, dennnicht die Anliegen des Individuumsstand nun im Zentrum, sondern dieBedürfnisse „der Wirtschaft“.

Als das Gleiche im Jahr 2000geschah, fiel das fast niemand auf, undregte auch fast niemanden auf.

So wie es kaum jemanden aufregt,dass der für die Arbeitslosen zustän-dige Wirtschaftsminister in einemSchloss lebt, das früher ein Außenla-ger des KZ Mauthausen war.

1938 trat auch die Arbeitsgesetzge-bung des Deutschen Reiches in Öster-reich („Ostmark“) in Kraft, mit derendgültigen Entrechtung und Krimi-nalisierung der Organisationen derArbeiterbewegung.

Ein Beispiel wie gedankenlos dieArbeitsämter vor AMS mit der Hit-lerei umgegangen waren:

Frau Anna L. erhielt ihr Arbeits-buch am „Arbeitsamt Wien - 366“ am24. Mai 1939 ausgestellt. Am Buch-deckel ist der Reichsadler mit Haken-kreuz zu sehen. Der letzte Eintrag indiesem Arbeitsbuch erfolgte am 30.6. 1964 (?!)

Darunter prangt das Hakenkreuz.In Deutschland wurde das Gesetz

zur Abschaffung der Arbeitsbücherbereits 1946 beschlossen. In Öster-reich wurden sie erst 1955 abgeschafft.

Und wie war es möglich, dass in die-sem Beispiel dennoch 1964 ein Ein-trag erfolgte? Die Leute wurden überdiese Änderung der Gesetze einfachnicht informiert und es schien sie auchnicht zu irritieren. Erst recht nicht dieBeschäftigten der Arbeitsämter. Sowie unter den Nazis erfüllten sie bloßwie immer ihre Pflichten.

Nein, es gibt keine Arbeitslager undkeine KZs mehr.

Aber es gibt Zwangsmaßnahmen,Zuweisungen zu Elends-Jobs, die diesoziale Spirale nach unten beschleu-nigt. Wer sich dem widersetzt, demwird die Arbeitslose oder die Not-standshilfe und damit die Existenz-grundlage gestrichen.

Nein, das soll nun nicht mit demTerror des Nazi-Regimes verglichenwerden, denn das hieße, die Nazigräu-el zu verharmlosen.

Doch die angeblich ach so gutgeschulten „Berater“ des AMS habenkeine Ahnung von der Geschichteihrer Vorläuferorganisationen.

Zunehmend werden sie – oft gegenihren Willen – anstatt in Beratung inder hohen Kunst des Denunzianten-tums, und juristischen Trickserei aus-gebildet, um gut ausgebildete Men-schen zu Hilfsarbeiten und Zwangs-maßnahmen zu zwingen.

Das AMS wurde in den letzten Jah-ren anstatt wichtiger Hilfe bei derArbeitssuche für Arbeitslose zu sein,zu willkommenen Helfern ausbeute-rischer Betriebe für Billigstarbeits-kräfte mit unsicheren schlecht bezahl-ten Anstellungsverhältnissen.

Und Arbeitsbücher heute?Sie sind nicht mehr notwendig.

Jede/r Arbeitsfähige ist inzwischenelektronisch so perfekt in einerGenauigkeit erfasst, wie es sich dieNazis nicht einmal erträumen konn-ten. Gerald Grassl

April 200812

AMS: Was war da gleich 1938?

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Die gegenwärtige Situation derEuropäischen Union und die

letzten Jahrzehnte der ÖsterreichischUngarischen Monarchie weisenbemerkenswerte Ähnlichkeiten auf.Damals wie heute bestimmen unge-klärte Verfassungsfragen und die des-wegen immer wieder angezweifelteLegitimität des Staatsgebildes, dieBevorzugung nationaler oder staatli-cher Eigeninteressen gegenüber denAnforderungen des Gesamtstaatesund die wechselseitigen Fremdheitund Abneigung der in dem Staatsge-bilde zusammengefassten Nationali-täten und Völker die politische Dis-kussion.

Das vorliegende Buch stellt mehre-re in den letzten Jahrzehnten des 19.Jahrhunderts entwickelte Staatsmodel-le vergleichend einander gegenüber, dieaufzeigen wollten, wie die allgemeinempfundene politische Krise derHabsburger Monarchie überwundenwerden könnte. Trotz ihrer Zeitgebun-denheit behandelten diese SchriftenProblemstellungen, wie sie auch in derGegenwart diskutiert werden: DieSuche nach einem Machtausgleich zwi-schen dem Gesamtstaat und seinenGliedstaaten, die Möglichkeiten undGrenzen der repräsentativen Demo-kratie, die Förderung der Mehrspra-chigkeit der Bürgerinnen und Bürger,die Verringerung der Kluft zwischenArm und Reich als Folge eines unge-zügelten kapitalistischen Wirtschafts-systems, die Ziele und Adaptierungendes Bildungssystems in einer sich raschverändernden Gesellschaft die Mög-lichkeit oder Unmöglichkeit einermultikulturellen Gesellschaft undnicht zuletzt auch das Gewicht und dieStellung der Religion im Staat.

Den dargestellten Staatsmodellenwar kein Erfolg beschieden gewesenmit den Folgen jahrzehntelanger poli-tischer Krisen und bis dahin nochnicht gekannter zerstörerischer Krie-ge. Auch in unserer Zeit steht dasübernationale Projekt der Europäi-schen Union auf dem Prüfstand. Ohnehistorische Analogien überbewertenzu wollen, ist es doch auch die Absichtdieses Buches, indem es diese Analo-gien aufzeigt, Hinweise zur Beurtei-lung der gegenwärtigen politischen,wirtschaftlichen und kulturellen Situa-tion und für ihre Behandlung zugeben.

Prof. Dr. Anton Szanya, geb.1945, Historiker, 1976 1977 Ver-lagslektor, 1977 1998 Direktor derVolkshochschule Rudolfsheim Fünf-haus in Wien, 1998 2000 Fachre-ferent des Verbandes WienerVolksbildung, 2000 2007 Mitarbei-ter des Österreichischen Volks-hochschularchivs, seither in Ruhe-stand. Rund 150 Publikationen zuThemen der Erwachsenenbildung,Geschichte und Politischen Bildung.Verschiedene Preise und Auszeich-nungen, zuletzt Preis der StadtWien für Volksbildung für das Jahr2003.

April 2008 13

EXCLUSIV: Der bekannte Historiker Anton Szanyaschreibt an dieser Stelle erstmals über sein im Herbst2008 erscheinendes neues Buch„Der Traum des Josef Scheicher, Staatsmodelle inÖsterreich zwischen 1880 und 1900“,Innsbruck, Wien, Bozen: Studienverlag 2007

Der Verein „Zum Alten Eisen?“ bedankt sich herzlich bei Prof. Dr. AntonSzanya für seinen eigens für den „ANSTOSS“ verfassten Kommentar. EinVorabdruck ist aus verlagsrechtlichen Gründen noch nicht möglich.

Die erstmalige Präsentation des Buches findet am 26. September 2008 um19 Uhr in „Libertalia“, Vogelsanggasse, 1060 Wien, statt.

Anton Szanya hat bereits zugesagt, dass er für eine Lesung in unserem Ver-ein im Herbst 2008 zur Verfügung stehen wird.

Foto: Martin Kersting

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April 200814

Irritationen und Missverständnisse

Sind Sie von Arbeitslosigkeit bedroht oder sind bereits arbeitslos?

Wollten Sie schon immer zu diesem Thema etwas veröffentlichen?

Haben Sie etwas aus Ihren Erfahrungen zu berichten, was auch fürandere Betroffene interessant und wichtig sein könnte?

Oder wollen Sie ganz einfach Frust und Ärger loswerden. Sie könnenselbstverständlich auch unter einem Pseudonym veröffentlichen, wenn Sie es wünschen.

Unter den Adressaten des ANSTOSS sind alle Parlamentsabgeordneten, Wirtschafts- und Sozialexperten undJournalisten, Organisationen, Initiativen und AMS-Geschäftsstellen.

Beiträge bitte an diese Adresse senden: [email protected]

Entgegen allen Gerüchten und Miss-verständnissen bei der Kommunikati-on im Verein intern als auch mit denVerantwortlichen im ÖAAB-Hauswird an dieser Stelle festgestellt, dassvorläufig alles beim Alten bleibt. Dasheißt, unser kleines Büro und die Mit-benützung des kleinen und auch gro-ßen Sitzungszimmers ist bis auf wei-teres gesichert. Da es aber bekannt-lich immer wieder vorkommt, dass derSitzungssaal nicht frei ist, müssen wirjedesmal in andere Lokalitäten in der

Nähe ausweichen. Allerdings verfügtkeine Örtlichkeit über Extrazimmer.Kurt Bortoli hat zwar nach langemSuchen ein passendes Lokal mit Extra-raum gefunden, das liegt aber im 6.Bezirk und ist sehr klein.

Daher haben wir endgültig entschie-den, dass wir wieder in die Umgebungder Laudongasse zurückkehren. DerErsatzort ist definitiv das „KleineCafè“, Kochgasse 18, 100 Metervor der Laudongasse 16, genau vor derBushaltestelle 13A.

Der Pächter im Laudonstüberl weißüber den Ersatzort Bescheid undschickt jene, die nicht informiert sind,in die Kochgasse.

Trauen Sie sich!Wir stellen Platzzur Verfügung fürIhre freie Meinung.Äußern Sie sich!

„Das Kleine Cafè“, Kochgasse 18, 1080

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Entgegen der unter den Betroffe-nen vorherschenden Meinung kön-nen wir einen Mangel an Technikernspeziell im Bereich Elektronik, Mess-und Regeltechnik, EDV, Anlagenbaubestätigen.

So plant die Fa. AMR, bei der unserObmann sei einem halben Jahr be-schäftigt ist, eine Austockung des Per-sonals um ca. 20 Techniker bis zumEndes des Jahres 2008. Das Personal-beraternetzwerk AMESOS sucht lau-fend Techniker speziell, auch imBereich EDV für die verschiedenstenFirmen (Siehe unsere Jobseite auf

http://www.zum-alten-eisen.at).

Wir sind der Meinung,dass sich hier für die älte-ren Betroffenen eineMöglichkeit ergibt, wie-der zu einen halbwegsvernüftig bezahlten Jobzu bekommen. Dass dazuauch eine Portion Glückund noch viel Erziehungs-arbeit bei den Firmen not-wendig ist, bleibt unbe-stritten.

G.R.

April 2008 15

Technikermangel

Ich war in London auf einer Messe.An der Garderobe nur schwarze Bil-ligstarbeiter. Die Aufsicht hatte eineDame aus der Karibik. Nur ein einzi-ges Selbstbedienungsrestaurant. AmTresen nur junge Polinnen, die leidlichEnglisch sprachen und über mein„Dzien dobry!“ etwas erstaunt waren(kein Engländer kann Polnisch).

Ich glaube eher, dass der polnischeUnternehmerverband die Lügen über diehohen Löhne in Polen verbreitet, wobeija 850 Euro Durchschnittslohn nichtfür eine Rücksiedlung sprechen. Weitersglaube ich auch die KURIER-Lügenicht, dass deutsche Facharbeiter nachPolen gehen – die kommen doch eher zuuns! Wer geht freiwillig in ein Land,dessen Sprache er nicht spricht?

Unsere Unternehmer hätten ja auchgerne Fachkräfte aus dem Ausland,kriegen sie aber zu den gebotenen Hun-gerlöhnen nicht. Die jahrelange Verwei-gerung der Lehrlingsausbildung machtsich bemerkbar. Die Unternehmer sindselber schuld. Die verfügbaren Kräftewerden knapp – die Löhne steigen, derGewinn unserer armen UnternehmerKÖNNTE sinken. Bevor das geschieht,setzt man lieber Fehlmeldungen ab. Undstellt keine älteren Arbeitnehmer ein.Die sind ja nicht „flexibel“ genug, umsich ihre Rechte vorenthalten zu lassenund unter dem Kollektivvertrag hackeln!

B.S.

Der schon traditionelle „Tag derArbeitslosen“ der Wiener Grünen fälltheuer an einen Mittwoch. Und zwarab 17 Uhr wieder als Straßenfest inder unteren Mariahilferstraße vor demMuseumsQuartier. Es haben sich

außer uns noch acht andere Inititati-ven angemeldet. Wir werden unteranderem eine Flugblätter-Verteilakti-on durchführen mit der Schlagzeile„Heute haben Sie noch Arbeit. Undmorgen?“

Thematisiert wird auch die nach wievor niedrige oder nicht vorhandeneBereitschaft der Unternehmen, älte-re Arbeitslose einzustellen.

LLEESSEERRBBRRIIEEFF

Da fällt mir gradnoch ein . . .

. . . dass vor ein paar Monaten die Gedenkfei-ern an das Jahr 1938 waren, es wurde erörtert, obder Anschluss an das Nazideutschland zu verhindern gewesen wäre. Eswar tatsächlich die Mehrheit dagegen, es geschah aber trotzdem undbedeutete das Ende der Selbstbestimmung, Aufrüstung, Kampftruppen,Bereitstellung, Zwangsarbeit, sowie letztendlich verheerenden Krieg.

Ich nehme an, dass in 70 Jahren wieder eine Gedenkfeier abgehaltenwird, in der erörtert wird, ob man im April 2008 den Anschluss an dieEU- Verfassung hätte verhindern können, denn sie verpflichtet zur Auf-rüstung, bereitstellen von Kampftruppen, Zwangsarbeit(?), Aufhebungder Demokratie und noch ein paar üble Dinge mehr. Letztendlich Krieg,der aber bereits stattfindet.

Es wird dann wieder niemand zu finden sein, der es verschuldet hat,denn diese Personen sind größtenteils im wahrsten Sinn des Wortes „ver-antwortungslos“ und verhindern eine Volksabstimmung.

Vor mir liegen die Gelsenkirchner Protokolle aus dem Jahr 1958, aberdavon erzähle ich Dir gerne persönlich, am Donnerstag um 17 Uhr, beim„Alten Eisen“. Bis dann, Dein Martin

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Österreichische Post AGInfo.Mail Entgelt bezahltRetouren an Postfach 555, 1008 Wien

sind ein Verein von Arbeitsuchenden ab 40.sind überparteilich, offen und gesprächsbereit.

wollen Mitsprache bei allen Entscheidungen, die über uns verhängt werden.

wollen Arbeit. Denn wir sind leistungsfähig und leistungsbereit, wie wir es jahrelang bewiesen haben.

wollen das schiefe Erscheinungsbild gerade rücken, welches oftmalsin der Öffentlichkeit über uns verbreitet wird.

(Langzeit-)arbeitslos?Probleme?

Können wirhelfen?Hotline: 0699/81 19 64 31Montag bis Freitag 8-16h

Vereinstreffen jeden Donnerstagab 16.00 Uhr im Laudonstüberl, 1080 Wien, Laudongasse16. Falls derSitzungssaal nicht frei ist, gilt der Ersatzort „Kleines Cafè“, 1080 Wien,Kochgasse (Bushaltestelle 13A). Das wird jeweils auf der Homepage(www.zum-alten-eisen.at) bekanntgegeben.

Impressum: Herausgeber und Medieninhaber: Verein „Zum Alten Eisen?“, 1080 Wien, Laudongasse 16, ZVR-Nr.662705096, Verlagspostamt 1080 Wien. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Alfred Braun, Karl Frank, Gerald Grassl, MartinKersting, Günter Reif, Bernhard Stenzl, Karl Zöch. Titelbild: Erich Friedrich, Layout und Illustrationen: Paul Felder,Druck: bfi Wien 1030, Alfred Dallinger-Platz 1. Reg.-Nr. 309272S96U, Konto-Nr. 465.997 (BLZ 32000), RLB Wien-Nö.

„Zum Alten Eisen?“1080 Wien, Laudongasse [email protected]