dieautoren · 2016. 9. 21. · st andbei f er tigstellu ng deswerkes en tspr ic ht. fü rangaben...

27

Upload: others

Post on 18-Aug-2021

0 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke
Page 2: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke
Page 3: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

Die Autoren

Philipp Richter D.O., geb. 1960.Studium der Physiotherapie in Lüttich (Belgien) mit Ab-schluss 1981. Osteopathieausbildung an der A. T. StillAcademy in Paris mit Abschluss 1991.

Tätigkeiten:1981–1989 niedergelassen in eigener Physiotherapie-

praxis in Thommen, Belgien.Seit 1989 niedergelassen in eigener Osteopathie-

praxis, ebenfalls in Thommen, Belgien.Seit 1997 Dozententätigkeit am Institut für ange-

wandte Osteopathie (IFAO).

Eric Hebgen D.O. M.R.O., geb. 1966.1987-1990 Studium der Humanmedizin (1. Staats-

examen) in Bonn.1990-1992 Krankengymnastikausbildung an der

Eva-Hüser-Schule in Bad Rothenfelde.1995-2000 Osteopathieausbildung am Institut für an-

gewandte Osteopathie (IFAO) in Düssel-dorf.

2000-2001 Diplomarbeit der Osteopathie mit Verlei-hung des Titels „D.O.“ im September 2001.

2002 Heilpraktikerprüfung.

Tätigkeiten:1992-1993 St. Josef Krankenhaus in Koblenz.1993-1997 Lehrkraft an der Physiotherapieschule des

St. Josef Krankenhaus.Seit 1993 eigene Krankengymnastikpraxis in Dier-

dorf (Fortbildungen in Manueller Therapienach DGMM (Diplom); Brüggertherapeutnach Murnauer Konzept).

Seit 2000 Dozententätigkeit am Institut für ange-wandte Osteopathie (IFAO) in Düsseldorf,Leipzig, Wittlich, Berlin und Mutterstadtim Fach „Viszeralosteopathie“.

Seit 2002 Praxis für Osteopathie in Königswinter-Vinxel.

Page 4: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

Triggerpunkte undMuskelfunktionsketten

in der Osteopathie undManuellen Therapie

Philipp RichterEric Hebgen

4., unveränderte Auflage

299 Abbildungen

Karl F. Haug Verlag · Stuttgart

Page 5: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

Bibliografische InformationDer Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Datensind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Anschrift der Autoren:

Philipp RichterOsteopath D.O.Thommen 57d4791 Burg ReulandBelgien

Eric HebgenOsteopath D.O.Lange Hecke 2553639 Königswinter

1. Auflage 20062. Auflage 20073. Auflage 2011

1. und 2. Auflage Hippokrates Verlag inMVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

© 2015 Karl F. Haug Verlag inMVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KGOswald-Hesse-Str. 50, 70469 StuttgartUnsere Homepage: www.haug-verlag.de

Printed in Germany

Zeichnungen: Malgorzata und Piotr Gusta,Champigny sur Marne, Frankreich

Christiane und Michael von Solodkoff, NeckargemündUmschlaggestaltung: Thieme VerlagsgruppeUmschlagfotos: Ullrich + Company, 71272 RenningenSatz: primustype Hurler GmbH, Notzingen, gesetzt in UltraXMLDruck: aprinta Druck GmbH, Wemding

ISBN 978-3-8304-7926-0 1 2 3 4 5 6

Auch erhältlich als ebook:eISBN (epub) 978-3-8304-7928-4eISBN (pdf) 978-3-8304-7927-7

Wichtiger Hinweis: Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständi-gen Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische Erfahrungerweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung undmedikamentöse Therapie anbelangt. Soweit in diesem Werk eineDosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwardarauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag großeSorgfalt darauf verwandt haben, dass diese Angabe dem Wissens-stand bei Fertigstellung des Werkes entspricht.

Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformenkann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. JederBenutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipack-zettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Kon-sultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebeneEmpfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindi-kationen gegenüber der Angabe in diesem Buch abweicht. Einesolche Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten Prä-paraten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind.Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr desBenutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihmetwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen.

Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonderskenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kannalso nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freienWarennamen handelt.

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich ge-schützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen desUrheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässigund strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Über-setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verar-beitung in elektronischen Systemen.

Page 6: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

Für Anja und Heike –Ohne Eure Geduld, Nachsicht und Unterstützung wäredieses Buch nicht entstanden.Danke für Euch!

Page 7: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

Vorwort zur 3. Auflage

Fünf Jahre ist es her, dass wir das Buch, das Sie in IhrenHänden halten, in der Erstauflage veröffentlicht haben.Der große Erfolg des Buches, auch international, warüberraschend und hat uns gezeigt, wie wichtig undrichtig es war, dieses Buch zu schreiben.In der nun vorliegenden 3. Auflage haben wir zwei

Ergänzungen vorgenommen. Zum einen haben wir dasKapitel über die Statik deutlich erweitert. Statische Stö-rungen werden häufig als potenzielle Ursache für Funk-tionsstörungen des Bewegungsapparates und insbeson-dere der Wirbelsäule übersehen. Schon A. T. Still warüberzeugt, dass Fehlfunktionen des Bewegungsappara-tes und insbesondere der Wirbelsäule die Ursache füralle körperlichen Leiden sind. Eine Erweiterung diesesKapitels scheint uns der Bedeutung des Themas gerechtzu werden.Im Teil über die Triggerpunkte haben wir Dehnungs-

übungen eingefügt. Dehnungen stellen die eigentlicheBehandlung der Triggerpunkte dar. Hier kann der Pa-

tient in hervorragender Weise in die Behandlung miteinbezogen werden, indem er einfache Dehnübungenals „Hausaufgabe“ aufgetragen bekommt. Wichtig istes dabei, dass die Übungen einfach zu erlernen sind,denn dadurch erhöht sich die Akzeptanz dieser Haus-aufgabe und bei schnellem Erfolg auch die Einsicht in dieNotwendigkeit der Mitarbeit am Behandlungserfolg.Es konnte in dieser Auflage auch eine Vereinheitli-

chung in der Schreibweise der anatomischen Bezeich-nungen erreicht werden, was die Strukturierung desBuchs noch einmal verbessert hat. Unser Dank hierfürund für die redaktionelle Überarbeitung des gesamtenTextes gebührt der Redakteurin Frau Dr. Stefanie vonPfeil.

Königswinter und Burg Reuland (Belgien),im Juli 2011 Eric Hebgen

Philipp Richter

Page 8: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

Vorwort zur 1. Auflage

Die Idee zu diesem Buch ist bereits vor mehreren Jahrenentstanden. Praktische Erfahrungen, die Lektüre vonFachliteratur, der Besuch von Seminaren und das Fach-simpeln mit Kollegen und Spezialisten aus anderen Dis-ziplinen haben uns die Bedeutung des Bewegungsappa-rats jedes Mal aufs Neue gezeigt.Der Praxisalltag zeigte uns im Laufe der Jahre, dass

häufig die gleichen Läsionsmuster immer wieder auf-treten. Nach jahrelangen intensiven Beobachtungen undUntersuchungen sowie gründlichen Literaturrecherchenkonntenwir uns vergewissern, dass unsere Beobachtun-gen der Realität entsprechen und kein Wunschdenkensind.Sowohl Osteopathen als auch Posturologen und Ma-

nualtherapeuten sprechen von Bewegungsmustern, wo-bei es verschiedene Erklärungsmodelle für die Entste-hung dieser Muster gibt. In einem Lehrgang über Mus-kelenergietechniken sprachen sowohl Dr. F. L. Mitchell jr.als auch Dr. Ph. Greenman von einem universellen Mus-ter (Pattern). Beide sind der Meinung, dass es ein allge-meines Muster geben muss, da bei Dysfunktionen desBewegungsapparats andere Körperbereiche sich durchimmer dieselben Muster anpassen. In der Physiologiefolgt der gesamte Organismus ebenfalls bestimmtenMustern; als Beispiele seien Bewegungsabläufe wie derGang oder die Atmung erwähnt. Der gemeinsame em-bryologische Ursprung aller Gewebe, die bindegewebli-chen Verbindungen und der Organismus als hydropneu-matisches System sprechen für diese Theorie. Das endo-krine System ist ebenfalls ein gutes Beispiel für ganz-heitliches Verhalten.Das dem Osteopathen so wertvolle Ganzheitsprinzip

sowie embryologische, physiologische und neurologi-sche Grundsätze geben Erklärungen für die Entstehungbestimmter Muster. Unserer Meinung nach spielt dasNervensystem als Organisator und die myofaszialenStrukturen als ausführendes Organ dabei eine bedeu-tende Rolle.Wir haben verschiedene Muskelkettenmodelle, aber

auch verschiedene osteopathische Denkmodelle mitei-nander verglichen und nach Gemeinsamkeiten unter-sucht. Dabei ist uns bewusst geworden, dass all dieseModelle im Grunde das Gleiche sagen, jedoch unterverschiedenen Gesichtspunkten.Wir präsentieren in diesem Buch ein Muskelketten-

modell, das auf den beiden Bewegungsmustern derkranialen Osteopathie basiert, der Flexion und Exten-sion. Da der Organismus aus zwei Körperhälften besteht,gibt es dementsprechend auch zwei Flexions- und Ex-tensionsketten.

Wir haben uns von Littlejohns Modell der „Mechanikder Wirbelsäule“ und den „Zink-Pattern“ des amerika-nischen Osteopathen Gordon Zink, DO inspirieren lassen,um das Rumpfskelett in Bewegungseinheiten aufzutei-len. Nicht wenig überrascht waren wir, als wir dabeifeststellten, dass diese Einteilung in Bewegungseinhei-ten sehr stark mit der Einteilung der neurologischenVersorgung von bestimmten Organen und Muskeln kor-reliert.Die beiden Ketten haben wir mit Muskeln versehen,

wobei wir uns der Tatsache bewusst sind, dass dies nursehr unvollständig und theoretisch sein kann. Der Lesermöge dies bitte berücksichtigen. Da der Organismus nurBewegungsmuster und keine einzelnen Muskeln kennt,ist dies jedoch nicht von allzu großer Bedeutung.Im zweiten Teil des Buches stellen wir einige Behand-

lungsmethoden der myofaszialen Strukturen dar. DieTriggerpunktbehandlung beschreiben wir dabei sehrdetailliert, weil sie für die Praxis von unschätzbaremWert ist. Wir haben uns bewusst auf die Darstellungdes mechanischen Aspekts in der Osteopathie be-schränkt, da er für die Haltung von Bedeutung ist undsomit diagnostisch verwendet werden kann.Die physiologischen kranialen Dysfunktionen haben

wir durch ein mechanisches Modell versucht zu erklä-ren. Auf eine detaillierte Darstellung der viszeralen Dys-funktionen habenwir jedoch verzichtet, obwohl es auchhier deutliche Hinweise auf ein Verhalten nach densel-ben Mustern gibt. Organische Störungen manifestierensich durch Fehlhaltungen über direkte fasziale Züge undvor allen Dingen über viszerosomatische Reflexe. ImSinne der Ganzheitlichkeit passen sich die Organe anden „Behälter“, den Bewegungsapparat, an genausowie statische Störungen die Lage und die Funktion derOrgane beeinflussen (Anpassung der Funktion an dieStruktur).Unser Muskelkettenmodell ist nur ein Denkmodell

wie viele andere auch; wir erheben auch keinerlei An-spruch auf Vollständigkeit. In der Praxis haben wir je-doch feststellen können, dass sowohl die Diagnostik alsauch die Behandlung der Patienten sehr viel rationalerund effektiver möglich sind, wenn wir ihnen diese Be-trachtungsweise zugrunde legen. Dies trifft ganz beson-ders für chronische und therapieresistente Fälle zu.

Thommen und Königswinter,im Frühjahr 2006

Philipp RichterEric Hebgen

Page 9: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

Inhalt

Vorwort zur 3. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VIVorwort zur 1. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII

A Muskelfunktionsketten 1

Philipp Richter

1 Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

2 Modelle myofaszialer Ketten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102.1 Herman Kabat (1950): Propriozeptive

neuromuskuläre Fazilitation . . . . . . . . . . . . . . . . 10Bewegungsmuster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10Anwendungsmodalitäten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Feststellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

2.2 Godelieve Struyf-Denys. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Gliederung der fünf Muskelketten . . . . . . . . . . 12

2.3 Thomas W. Myers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15„Anatomy Trains“ (myofasziale Meridiane) . . . 15Myofasziale Ketten nach Myers . . . . . . . . . . . . . 15

2.4 Leopold Busquet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Die Muskelketten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Myofasziale Ketten nach Busquet . . . . . . . . . . . 19Funktionen der myofaszialen Muskelketten . . 25

2.5 Paul Chauffour: Der mechanische Linkin der Osteopathie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Biomechanische Ketten von Paul Chauffour . . 25

2.6 Fazit der verschiedenen Modelle dermyofaszialen Ketten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

3 Physiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273.1 Das Bindegewebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

Die Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27Die Interzellularsubstanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27Die Versorgung des Bindegewebes . . . . . . . . . . 28„Creep“-Phänomen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

3.2 Der Muskel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

3.3 Die Faszien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29Funktion der Faszien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Manifestationen von faszialen Störungen . . . . 30Bewertung der faszialen Spannungen . . . . . . . 31Ursachen muskuloskelettalerDysfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31Genese myofaszialer Störungen . . . . . . . . . . . . . 31Schmerzmuster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

3.4 Vegetative Innervation der Organe . . . . . . . . . . 33

3.5 Irvin M. Korr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34Bedeutung einer somatischen Dysfunktion derWirbelsäule für den gesamten Organismus . . 34

Bedeutung des Rückenmarks . . . . . . . . . . . . . . . 34Bedeutung des autonomen Nervensystems . . 34Bedeutung der Nerven für die Trophik. . . . . . . 35

3.6 Sir Charles Sherrington. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35Antagonistenhemmung oder reziprokeInnervation (oder Inhibition) . . . . . . . . . . . . . . . 35Postisometrische Entspannung . . . . . . . . . . . . . 35Temporäre und lokale Summation . . . . . . . . . . 35Sukzessive Induktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

3.7 Harrison H. Fryette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36Die Lovett’schen Gesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37Die Fryette’schen Gesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37Der Gang als globales, funktionellesBewegungsmuster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38Ganganalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Die Muskelaktivität beim Gang . . . . . . . . . . . . . 39Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

Page 10: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

Inhalt IX

4 Kraniosakrales Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 454.1 William G. Sutherland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

4.2 Biomechanik des Kraniosakralsystems . . . . . . 46

4.3 Die Bewegungen und Dysfunktionen deskraniosakralen Mechanismus . . . . . . . . . . . . . . 49Flexion – Extension . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49Torsion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

Seitneigung – Rotation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52Verticalstrain und Lateralstrain. . . . . . . . . . . . . 53Kompressionsdysfunktion der SSB. . . . . . . . . . 54Intraossäre Dysfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . 54Sakrumdysfunktionen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

4.4 Einfluss kranialer Dysfunktionen undFehlstellungen auf die Peripherie . . . . . . . . . . . 57

5 Das biomechanische Modell von John Martin Littlejohn –Die Mechanik der Wirbelsäule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

5.1 Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

5.2 Die „Mechanik der Wirbelsäule“ und dieKraftlinien des Körpers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58Die zentrale Kraftlinie (central gravity line) . 59Die anteriore Körperlinie (anterior body line) 59Die anteroposteriore Linie . . . . . . . . . . . . . . . . . 60Zwei posteroanteriore Linien . . . . . . . . . . . . . . 61

5.3 Das Kräftepolygon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

5.4 Bögen, Drehpunkte und Doppelbögen . . . . . . 62Bögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62Drehpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63Doppelbögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

5.5 Die Specific Adjusting Technique (SAT)nach Dummer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65Die drei Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

6 Posturale Muskeln, phasische Muskeln und gekreuzte HaltungsmusterVladimir Jandas Beitrag zu den myofaszialen Behandlungsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

6.1 Statik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

6.2 Motorik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

6.3 Posturale Muskelfasern (rote Fasern) . . . . . . . 67

6.4 Phasische Muskelfasern (weiße Fasern) . . . . . 67

6.5 Muskeln mit Tendenz zu Verkürzungen . . . . . 67

6.6 Muskeln mit Tendenz zu Abschwächung . . . . 68

6.7 Die gekreuzten Haltungsmuster . . . . . . . . . . . . 69Das obere gekreuzte Haltungsmuster . . . . . . . 69Das untere gekreuzte Haltungsmuster . . . . . . 69

6.8 Praktische Konsequenzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

7 Die Zink-Pattern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 717.1 Die Zusammensetzung der Zink-Pattern. . . . . 72

Okziput-Atlas-Axis (OAA). . . . . . . . . . . . . . . . . . 72Obere Thoraxapertur (OTA) . . . . . . . . . . . . . . . . 73Untere Thoraxapertur (UTA) . . . . . . . . . . . . . . . 74Becken (BE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74

7.2 Praktische Anwendung der Zink-Pattern . . . . 75Okziput-Atlas-Axis (OAA). . . . . . . . . . . . . . . . . . 75Obere Thoraxapertur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75Untere Thoraxapertur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75Becken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

8 Myofasziale Ketten – ein Modell. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 778.1 Die Muskelketten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

Flexionskette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80Extensionskette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

8.2 Zusammenfassung und Schlussfolgerungender Flexions- und Extensionsketten . . . . . . . . . 85Flexionskette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85Extensionskette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

8.3 Torsion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

8.4 Besonderheiten einiger Muskeln oderMuskelgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87M. sternocleidomastoideus . . . . . . . . . . . . . . . . 87Mm. scaleni . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87Diaphragma. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88M. iliopsoas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91Hüftrotatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Page 11: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

9 Statik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 949.1 Haltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

9.2 Einfluss der Schwerkraft auf denBewegungsapparat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96

9.3 Scharnierzonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

9.4 Die Gleichgewichtsregulation . . . . . . . . . . . . . . . 99Praktische Relevanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99Statikrezeptoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99Zusammenfassung Gleichgewichtsregulation . 102

9.5 Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103Methodik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

Haltungsanalyse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104Differenzierung parietal –viszeral – kranial . . 105Untersuchung der Statikrezeptoren . . . . . . . . . 107Schlussfolgerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110

9.6 Beinlängendifferenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111Statische Veränderungen von Beckenund Wirbelsäule bei Beinlängendifferenzen . . 111Folgen für das muskuloskelettale Systemund Symptome der Beinlängendifferenz . . . . . 112Diagnostik einer Beinlängendifferenz. . . . . . . . 112Soll man Beinlängendifferenzen ausgleichenoder nicht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114

10 Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11510.1 Anamnese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115

10.2 Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115

Beobachtung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115Palpation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115Bewegungstests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115

11 Therapiemöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12011.1 Muskelenergietechniken (MET) . . . . . . . . . . . . . 120

Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120Indikationen und Kontraindikationen. . . . . . . . 121Voraussetzungen für optimaleMET-Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121Technische Voraussetzungen undHilfsmittel (enhancer) für die MET . . . . . . . . . . 121Varianten der MET . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122

Physiologische Prinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122

11.2 Myofascial-Release-Techniken . . . . . . . . . . . . . . . 123

11.3 Neuromuskuläre Techniken (NMT) . . . . . . . . . . 124

11.4 Myofascial-Release-Technik mitischämischer Kompression . . . . . . . . . . . . . . . . . 125

B Triggerpunkte und ihre Behandlung 127

Eric Hebgen

12 Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128

13 Klassifikation der Triggerpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129

14 Pathophysiologie der Triggerpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130

15 Diagnostik von Triggerpunkten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133

16 Therapie der Triggerpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137

17 Triggerpunkt aufrechterhaltende Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

18 Das fazilitierte Segment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140

X Inhalt

Page 12: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

19 Die Triggerpunkte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14219.1 Muskeln des Kopf- und Nackenschmerzes . . . 142

M. trapezius. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142M. sternocleidomastoideus . . . . . . . . . . . . . . . . 144M. masseter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145M. temporalis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147M. pterygoideus lateralis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148M. pterygoideus medialis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149M. digastricus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149M. orbicularis oculi, M. zygomaticus major,Platysma. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150M. occipitofrontalis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152M. splenius capitis und M. splenius cervicis . 153Mm. semispinalis capitis,M. semispinalis cervicis, Mm. multifidi. . . . . . 155Mm. recti capitis posterior major et minor,Mm. obliqui capitis inferior et superior . . . . . 156Dehnung der seitlichen Hals-und Nackenmuskulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157

19.2 Muskeln des oberen Thoraxschmerzesund des Schulter-Arm-Schmerzes . . . . . . . . . . . 158M. levator scapulae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158Mm. scaleni . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159M. supraspinatus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160M. infraspinatus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161M. teres minor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162Dehnung der Außenrotatoren der Schulter . . 163M. teres major. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163M. latissimus dorsi. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164Dehnung der lateralen Rumpfseite . . . . . . . . . 165M. subscapularis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165Mm. rhomboidei. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166M. deltoideus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166M. coracobrachialis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168M. biceps brachii . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169Dehnung des M. biceps brachii . . . . . . . . . . . . . 170M. brachialis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171M. triceps brachii . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172M. anconaeus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

19.3 Muskeln des Ellenbogen-Finger-Schmerzes. . . 174M. brachioradialis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174M. extensor carpi radialis longus . . . . . . . . . . . 175M. extensor carpi radialis brevis. . . . . . . . . . . . 176M. extensor carpi ulnaris . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176M. extensor digitorum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177M. extensor indicis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177M. supinator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178Dehnung der Unterarmextensoren . . . . . . . . . 179M. palmaris longus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180M. flexor carpi radialis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180M. flexor carpi ulnaris . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180M. flexor digitorum superficialis et profundus 181M. flexor digitorum profundus . . . . . . . . . . . . . 182M. flexor pollicis longus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182M. pronator teres . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

Dehnung der Unterarmflexoren . . . . . . . . . . . . 183M. adductor pollicis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184M. opponens pollicis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185M. abductor digiti minimi . . . . . . . . . . . . . . . . . 186Mm. interossei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

19.4 Muskeln des oberen Rumpfschmerzes . . . . . . 189M. pectoralis major . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189M. pectoralis minor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191M. subclavius. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192Dehnung der Pektoralismuskulatur . . . . . . . . . 192M. sternalis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194M. serratus posterior superior. . . . . . . . . . . . . . 194M. serratus posterior inferior . . . . . . . . . . . . . . 195M. serratus anterior . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196M. erector spinae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197Dehnung der autochthonenRückenmuskulatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199M. rectus abdominis, M. obliquus internuset externus abdominis,M. transversus abdominis, M. pyramidalis. . . 199Dehnung der Bauchmuskulatur . . . . . . . . . . . . 202

19.5 Muskeln des unteren Rumpfschmerzes . . . . . . 203M. quadratus lumborum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203Dehnung der lateralen Rumpfseite . . . . . . . . . 204M. iliopsoas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204Dehnung der Hüftbeuge- undGlutealmuskulatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206Muskeln des Beckenbodens. . . . . . . . . . . . . . . . 206M. glutaeus maximus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208M. glutaeus medius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209M. glutaeus minimus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210M. piriformis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211Dehnung des M. piriformis . . . . . . . . . . . . . . . . 212

19.6 Muskeln des Hüft-, Oberschenkel-und Knieschmerzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213M. tensor fasciae latae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213M. sartorius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214M. pectineus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214M. quadriceps femoris. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215Dehnung des M. quadriceps femoris . . . . . . . . 218M. gracilis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218M. adductor longus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219M. adductor brevis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219M. adductor magnus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220Dehnung der kurzen Hüftadduktoren . . . . . . . 221Dehnung der langen Hüftadduktoren . . . . . . . 221M. biceps femoris. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222M. semitendinosus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223M. semimembranosus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223Dehnung der Ischiokruralmuskulatur . . . . . . . 224M. popliteus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224

Inhalt XI

Page 13: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

19.7 Muskeln des Unterschenkel-, Knöchel-und Fußschmerzes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226M. tibialis anterior. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226M. tibialis posterior. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227M. peronaeus longus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229M. peronaeus brevis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229M. peronaeus tertius. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230M. gastrocnemius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230M. soleus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231M. plantaris. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232Dehnung der Wadenmuskulatu . . . . . . . . . . . . . 233M. extensor digitorum longus . . . . . . . . . . . . . . 233M. extensor hallucis longus. . . . . . . . . . . . . . . . . 233

M. flexor digitorum longus . . . . . . . . . . . . . . . . . 235M. flexor hallucis longus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235M. extensor digitorum brevis . . . . . . . . . . . . . . . 236M. extensor hallucis brevis . . . . . . . . . . . . . . . . . 236M. abductor hallucis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237M. flexor digitorum brevis. . . . . . . . . . . . . . . . . . 237M. abductor digiti minimi . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239M. quadratus plantae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239Mm. interossei dorsales . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240Mm. interossei plantares . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241M. adductor hallucis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241M. flexor hallucis brevis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243

20 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245

21 Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249

22 Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250

Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251

XII Inhalt

Page 14: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

A MuskelfunktionskettenPhilipp Richter

Page 15: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

1 Einleitung

J Die Bedeutung der Muskelfunktions-ketten im Organismus

Der Bewegungsapparat und insbesondere die Muskel-funktionsketten (kurz: Muskelketten) stehen im Mit-telpunktdiesesBuches.Diemyofaszialen Strukturen sindan allenKörperfunktionenbeteiligt: Die emotionalen Zu-stände äußern sich durch Muskelanspannungen, Mus-kelaktivität isterforderlich für allekörperlichenArbeiten,aber auch der Kreislauf, die Atmung und die Verdauungsind von einem intakten Bewegungsapparat abhängig.Der Manualtherapeut, ob Physiotherapeut, Chiroprak-

tiker, Osteopath oder Rolfer, untersucht und behandeltden Bewegungsapparat unterschiedlich und aus ver-schiedenen Beweggründen. Während Physiotherapeu-ten und Rolfer dasmuskuloskelettale System behandeln,um hauptsächlich Beschwerden (Schmerzen, Fehlhal-tungen usw.) in diesem Körperbereich zu beheben, be-trachten die Chiropraktiker und vor allem die Osteopa-then das myofasziale System als einen Teil des Organis-mus, der sowohl Ursache als auch Folge von Dysfunktio-nen oder Pathologien von anderen Körpersystemen seinkann. Eine andere Berufsgruppe, die Podologen oderPosturologen, wie sie in den frankophonen Ländern ge-nannt werden (Postur = Haltung), sind sich der negati-ven Einflüsse auf den gesamten Organismus bewusst,die geringfügige Gewichtsverlagerungen oder Fußfehl-stellungen hervorrufen können.Alle Körperfunktionen sind von gut funktionierenden

myofaszialen Strukturen abhängig. Das Nervensystemspielt eine koordinierende und kontrollierende Rolle.Damit der Kortex nicht überlastet wird, werden vieleAktivitäten durch subkortikale Reflexe und Verhaltens-muster geregelt. Wissenschaftlich belegt sind heuteauch die so genannten viszerosomatischen und somato-viszeralen Reflexe, wodurch die Bedeutung von musku-lären Dysbalancen insbesondere der paravertebralenMuskulatur hervorgehoben wird [79, 112].Der menschliche Organismus funktioniert nach Bewe-

gungs- und Haltungsmustern, an denen der gesamteOrganismus beteiligt ist, sowie übrigens alle körperli-chen Aktivitäten immer das Resultat von Interaktionenaller Körpersysteme sind. Vor allem Osteopathen undChiropraktiker nutzen diese Tatsache diagnostisch wietherapeutisch.Die segmentale Innervierung aller Körperstrukturen

sowie Adaptationsmechanismen nach Mustern gebenHinweise auf die beteiligten Strukturen. Viele Sportver-letzungen oder Schmerzen im Bewegungsapparat sindFolgen von Fehlfunktionen in Teilen der myofaszialen

Ketten. Die Kenntnis der myofaszialen Zusammenhängeerlaubt die Diagnose und ermöglicht eine entspre-chende Behandlung. Die osteopathische Denkweisegibt eine interessante Erklärung für die Mechanismen,die bei der Entstehung von Krankheiten und deren Be-handlung intervenieren.

J Die Osteopathie des Dr. StillAls Still in einer Phase der Ablehnung der damals prak-tizierten Medizin seine Philosophie einer Heilkundepräsentierte, nannte er sie Osteopathie, wissend, dassdieser Begriff in der Fachwelt eine andere Bedeutunghatte. In seinem Begehren, der Medizin zurück zu ihrenUrsprüngen zu verhelfen, d. h. den Menschen in denMittelpunkt zu stellen und die Naturgesetze in den Vor-dergrund zu rücken, war Osteopathie der treffendsteBegriff um zu verdeutlichen, dass die Krankheit (derPathos) Folge von Dysfunktionen des Organismus ist.Für ihn spielten dabei der Bewegungsapparat und dieWirbelsäule im Besonderen eine zentrale Rolle. Er hatteerkannt, dass alle Krankheiten und Funktionsstörungenmit Bewegungseinschränkungen der Wirbelsäule ein-hergingen. Osteopathie bedeutet der „Pathos“, der ausdem „Osteo“ kommt [140].Aus Erfahrung wusste Still, dass eine Behandlung der

Symptome keine Heilung brachte. Nur eine fachkundigeBehandlung der Ursache konnte Erfolg haben. Für Stillgab es keinen Zweifel, dass die Krankheit mit dem Be-ginn der Zirkulationsstörung anfing und dass die Ursa-che dafür im Bindegewebe zu suchen war [140]. Des-halb musste auch dort untersucht und behandelt wer-den. Das myofasziale Gewebe bekommt durch seineverbindende Funktion (Bindegewebe), seine Eigenschaftals Leitungsbahn für Venen, Lymphgefäße, Arterien undNerven sowie als Stützgewebe für Organe und Knochenund als schützende Struktur eine besondere Bedeutung[82, 140].Das Nervensystem und die es umgebende Flüssigkeit,

der Liquor cerebrospinalis, übertreffen für Still das Bin-degewebe vielleicht noch in seiner Bedeutung. Das Ner-vensystem als Schaltzentrale und Regulationsorgan istverantwortlich für alle Adaptationsmechanismen zwi-schen den einzelnen Körpersystemen. Es initiiert undkoordiniert alle Funktionen des gesamten Organismusund ist verantwortlich für alle Adaptations- und Kom-pensationsmechanismen.Den Liquor cerebrospinalis (LCS) bezeichnet Still als

das vielleicht wichtigste bekannte Element („the highestknown element“) des gesamten Organismus. In seinen

Page 16: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

Bestandteilen ähnelt er dem Serum des Blutes und derLymphe. Mit beiden Flüssigkeiten steht er in Verbin-dung; mit dem Blut über die Plexi chorioidei und mitder Lymphe über die peripheren Nerven im Interstitium.Neben seiner schützenden und ernährenden Funktionfür das Zentralnervensystem gaben Still und vor allemsein Schüler Sutherland dem LCS eine besondere Bedeu-tung [54, 140, 142, 143]: Zusammen mit dem Liquorgelangt der „Lebenshauch“ in alle Körperzellen.Persönliche Erlebnisse und Erfahrungen, die Still in

seinen jungen Jahren gemacht hat, haben bei der Ent-stehung der Osteopathie sehr wahrscheinlich Pate ge-standen. Als Arzt, gläubiger Mensch und Sohn einesMethodistenpredigers hatte Still einen engen Bezugzur Religion und zu Gott. Dies spiegelt sich in all seinenSchriften wider. Gott hat dem Menschen Gesundheitgegeben; Krankheit ist anormal. Für Still ist es die Auf-gabe des Osteopathen, im Organismus des Patienten dieGesundheit zu suchen.Auf der Suche nach der wahren Medizin ließ Still sich

von zwei gegensätzlichen Richtungen inspirieren: vonden Geistheilern und den Knocheneinrenkern. DerGeistheiler verkörpert den gottgläubigen Therapeuten,der in das Gewebe hineinhorcht und durch seine HändeEnergie auf die pathologische Region fokussiert. Der„Lebenshauch“ (Sutherland) wird dann die Heilungübernehmen. Auf der anderen Seite sind die „bone-setter“, die Knocheneinrenker, die durch Manipulatio-nen ebenfalls große Erfolge haben.In seinen osteopathischen Behandlungen ist es Still

gelungen, diese beiden Tendenzen zu vereinigen. Eineexakte Kenntnis der Anatomie sowie ein hervorragenderTastsinn, gepaart mit dem Glauben an die Selbsthei-lungskräfte und die Intention zu helfen, machten ausihm einen besonderen Therapeuten. Sein anatomischesund physiologisches Wissen ermöglichten ihm eineexakte Visualisierung der Strukturen. Sein Tastsinn er-laubte ihm, Spannungen in den Geweben zu spüren undso gezielt die passenden Techniken für den gegebenenFall anzuwenden.In dem Osteopathen Still vereinigte sich der Heiler mit

dem Knocheneinrenker. Er verglich den menschlichenOrganismus mit einer Maschine und den Ostopathenmit dem Mechaniker, der die Mechanik der Maschinein Stand setzt [140].Eine Charakteristik der Osteopathie von Still war, dass

er die Biodynamik mit der Biomechanik vereinigte.Heutzutage hat es den Anschein, als ob einige seinerNachfolger diese Dualität trennen. Manche Osteopathensind reine „Mechaniker“ und manipulieren mit sanftenund weniger sanften Techniken den gesamten Organis-mus, indem sie Wert auf die Gesetze der Anatomie undder Physiologie legen. Sie repräsentieren die biomecha-nische Richtung in der Osteopathie.Daneben gibt es die Biodynamiker, die weniger Wert

auf die Biomechanik legen, dafür um so mehr auf ihrenTastsinn und die Selbstheilungskräfte des Organismus.So wie die Geistheiler versuchen sie die Selbstheilungs-

kräfte im Gewebe zu aktivieren, mit dem Unterschiedallerdings, dass sie die Rhythmen des Organismus diag-nostisch wie therapeutisch verwerten [8, 9, 72].In diesem Zusammenhang ist eine Aussage von Viola

Fryman (Fortbildung 2000) interessant. Sie sagt, dasssich im gesunden Gewebe der primäre respiratorischeMechanismus (PRM) deutlich manifestiert. Bestehen je-doch Dysfunktionen, ist die Ausdruckskraft des PRMgestört, d. h. der PRM ist sowohl therapeutisch als auchdiagnostisch verwertbar. Dieses Phänomen machen sichdie Biodynamiker zunutze. Mit ihren Händen geben siedem Gewebe ein Fulcrum [8, 72, 135]. Nach einer ge-wissen Zeit äußert sich der PRM in seinen verschiede-nen Rhythmen, was ein Hinweis darauf ist, dass dasGewebe zu seiner Funktion zurückfindet.Die klassische Kranialosteopathie unterscheidet sich

von der biodynamischen Richtung darin, dass sie dasGewebe nach Bewegungen und Bewegungseinschrän-kungen untersucht, um dann die zu behandelnde Struk-tur in die freie Bewegungsrichtung zu führen und dortdas Gewebe zu halten, damit der primäre Respirations-mechanismus sich frei, ohne Spannungen entfalten kannund so den therapeutischen Effekt ausführt.Die von Sutherland ertasteten und beschriebenen Be-

wegungen der SSB entsprechen den Bewegungen desKopfes in den drei Ebenen des Raumes zuzüglich derTranslationen in der Sagittalebene (Up- und Down-strain) und in der Horizontalebene (Lateralstrain). Diefunktionellen Techniken am Bewegungsapparat funktio-nieren nach dem gleichen Prinzip. Es wird ein so ge-nannter Balancepunkt in allen Ebenen gesucht(Stacking) und das Gewebe in der entspannten Positiongehalten, bis eine automatische Entspannung auftritt.Man sieht hier, dass die Prinzipien, die in der Kranialos-teopathie angewandt werden, identisch sind mit denen,die für den Rest des Körpers gelten.Über den Mechanismus, der letztendlich für die Ent-

spannung des Gewebes verantwortlich zeichnet, ist manunterschiedlicher Meinung. Die Biomechaniker sind derMeinung, dass es ein reflektorischer Effekt ist, der vonden Rezeptoren des Gewebes herrührt. Die Biodynami-ker glauben an den Effekt des PRM.Bei seinen Behandlungen wandte Still eine Kombina-

tion aus so genannten direkten Techniken mit indirek-ten Techniken an. Die direkten Techniken manipulierendas zu behandelnde Segment in die Korrektionsrich-tung, wogegen die indirekten Techniken darin bestehen,das Segment in die Dysfunktionsrichtung zu bewegen.Van Buskirk [23] hat Nachforschungen betrieben, um

herauszufinden, wie Still behandelt hat. Dafür befragteer ältere Personen, die in ihrer Kindheit oder Jugend vonOsteopathen behandelt wurden, ob sie die Technikennachvollziehen konnten, die verwendet wurden. Man-che von ihnen konnten die Techniken noch beschreiben,und zu seiner Verwunderung stellt van Buskirk fest, dasssie den wenigen von Still selbst beschriebenen Techni-ken ähnlich waren.

Einleitung 3

Page 17: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

Es existiert noch eine kurze Videosequenz, auf der Stillbei der Behandlung einer Rippe zu sehen ist. DiesesVideo sowie die Aussagen der Patienten und das wenigeSchriftmaterial von Still über seine Techniken machtenFolgendes deutlich: Nach einer gründlichen Diagnostikwird das zu behandelnde Segment in die Läsionsstellungpositioniert, bis sich die kontrakte Muskulatur ent-spannt. Dann wird das Segment unter leichtem Druck,der während der ganzen Bewegung auf das blockierteGelenk fokussiert ist, in die Korrektionsposition bewegt.

J Wissenschaftliche BelegeWie schon erwähnt, spielte das Nervensystem einezentrale Rolle für Still. Es ist das Verbindungsglied zwi-schen dem viszeralen, parietalen und kranialen System.Die Bedeutung des Zentralnervensystems und insbeson-dere des Rückenmarks bei der Genese von Dysfunktio-nen und Pathologien ist seit den Arbeiten von Korr, Sato,Patterson und anderen wissenschaftlich belegt [79, 81,112].Die Bedeutung, die Still und andere Manualtherapeu-

ten der Wirbelsäule bei der Entstehung und Aufrechter-haltung von pathologischen Zuständen beigemessen ha-ben, konnten diese Wissenschaftler experimentell er-klären und eine zentrale regulierende Rolle des Rücken-marks bestätigen. Insbesondere Korr [79] ist esgelungen, experimentell allgemein akzeptierte Phäno-mene wissenschaftlich zu erklären. Er bezeichnete denBewegungsapparat als die wichtigste Maschine des Le-bens („the primary machinery of life“). Korr zufolgestehen die anderen Systeme (Verdauungssystem, Endo-krinium, Herz-Kreislauf-System) im Dienste des Bewe-gungsapparates.Dabei spielt das vegetative Nervensystem eine beson-

dere Rolle. Beide Teile des autonomen Nervensystemssind nicht antagonistisch, sondern komplementär. Grobgesagt dient der Parasympathikus der Regenerierungdes Organismus. Außerdem spielt er eine regulierendeRolle bei länger anhaltenden Prozessen. Der Sympathi-kus hingegen passt die Funktion der Körpersysteme denmomentanen Bedürfnissen an. Er interveniert bei derRegulierung der Blutzufuhr für die aktiven Muskeln,indem er z. B. bei körperlichen Aktivitäten die Durch-blutung des Verdauungstraktes zu Gunsten der Musku-latur reduziert. Gleichzeitig erhöht er Atem- und Puls-frequenz. Der Sympathikus erlaubt dem Organismusspontane Adjustierungen an plötzliche Erfordernisse.Korr lieferte die neurophysiologischen Erklärungen

für viele Phänomene, die Kliniker festgestellt hatten. Erprägte die Begriffe „faziliertes Segment“ und neurolo-gische Linse (neurologic lens). Das fazilitierte Segmentist ein Rückenmarksegment, in dem die Reizschwellealler Kerne gesenkt ist als Folge von wiederholten Sti-mulationen oder Fehlverhalten des Segmentes durchchronische Reizung. Die Konsequenz ist, dass sublimi-nale Reize ausreichen, um die Kerne anzuregen, unddass eine Stimulierung der fazilitierten Segmente oft

eine überproportionale Reaktion auslöst. Als Beispielsei ein akutes Tortikollis als Folge von Zugluft gegeben.Mit dem Begriff „neurologische Linse“ ist folgendes

Phänomen gemeint: Ist ein Rückenmarksegment chro-nisch gereizt, dann wird es empfänglich für Stimuli, dieeigentlich nur davon entfernte Segmente reizen dürften.Dieses Segment „zieht Stimuli an“.Experimentell konnte das Forschungsteam um Korr

weitere interessante Fakten liefern:· Eine Erhöhung des Sympathikotonus (lokal oder ge-nerell) senkt die Reizschwelle der betroffenen Seg-mente und erhöht den Muskeltonus der Muskeln, dieaus diesen Segmenten versorgt werden.· Eine Blockierung von Wirbeln erhöht den Sympathi-kotonus der Segmente und senkt die Reizschwelle.· Stress aller Art erhöht den Muskeltonus und dies ganzbesonders in „fazilitierten Segmenten“.· Posturale Dysbalancen beeinflussen den Muskeltonusder Paravertebralmuskulatur und der Muskeln, die ausden fazilitierten Segmenten versorgt werden.· Eine Reduzierung des Muskeltonus der Paraverte-bralmuskulatur senkt den Sympathikotonus in diesenSegmenten.

Aus all den Forschungsergebnissen sind zwei Dingedeutlich geworden:· Das muskuloskelettale System ist eines der Haupt-agenzien bei der Entstehung und insbesondere derAufrechterhaltung von somatischen Dysfunktionen.· Das Rückenmark hat als Schaltorgan und Organisatoreine wichtige Funktion bei der Genese von patholo-gischen Zuständen.

Korrs Bezeichnung des Bewegungsapparates als wich-tigste Lebensmaschine („primary machinery of life“) istdeshalb keineswegs übertrieben.Die myofaszialen Strukturen spielen bei allen wichti-

gen Körperfunktionen eine Hauptrolle, sei es die At-mung (thorakale Atmung wie auch Zellatmung), derKreislauf (Diaphragma und Muskeln als venolymphati-sche Pumpe), die Verdauung (als Mobilisation für dieOrgane) oder das Ausdrucksmittel für Emotionen. DerBewegungsapparat ermöglicht die Fortbewegung, Kom-munikation mit anderen, die Nahrungsaufnahme usw.Die Bedeutung des muskuloskelettalen Apparates

wird durch die Tatsache unterstrichen, dass mehr als80 % der Afferenzen aus dem Bewegungsapparat kom-men [79, 112, 158]. Die extreme Sensibilität der Muskel-spindel (ein Gramm Zug und eine Dehnung von einemMikrometer lösen eine Reaktion der Muskelspindel aus[79]) macht aus dem Bewegungsapparat ein hoch emp-findliches Organ. Dadurch werden schnelle Reaktionenmöglich, aber gleichzeitig wird dadurch die Anfälligkeitfür Dysfunktionen erhöht. Kontrakturen, Fehlhaltungenund Koordinationsstörungen sind die Folgen.Irvin [in 155] und Kuchera [82] schreiben, dass eine

Schrägstellung der Kreuzbeinbasis von 1–1,5 mm aus-reicht, um den Muskeltonus der Paravertebralmuskula-

4 Einleitung

Page 18: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

tur zu verändern. Die daraus resultierenden Folgen fürden Sympathikus und damit für den ganzen Organismushat Korr beschrieben. Das Rückenmark als Schalt- undOrganisationszentrale wird aber nicht nur von periphe-ren Reizen beeinflusst.Der emotionale Zustand der Person ist von Bedeutung

bei der Genese von Dysfunktionen und Pathologien.Dabei spielt das limbische System eine entscheidendeRolle [158]. Als Gedächtnis des Organismus bewertet esalle Reize und Eindrücke als positiv oder negativ für diePerson je nach vorherigen Erfahrungen. Wird ein Reizals angenehm empfunden, gibt er ein positives Feed-back; wird der Reiz als schädlich aufgenommen, erfolgtein negatives Feedback.Über die Achse Hypothalamus – Hypophyse – Neben-

niere wird das Neuroendokrinium gesteuert, d. h. derHormonhaushalt ebenso wie das Neurovegetativum.Die fazilitierten Segmente werden ganz besonders vonpositiven wie negativen emotionalen Stimuli betroffensein (siehe Wochenendmigräne, Stressulzera). Die Seg-mente mit niedrigen Reizschwellen bleiben, wenn sieunter anhaltenden Stimulationen stehen, nach einer ge-wissen Zeit „chronisch gereizt“ [112]. Um diesen Zu-stand therapeutisch beeinflussen zu können, mussdas gesamte Läsionsmuster behandelt werden, umdie Imprägnierung des pathologischen Musters aufEbene des Zentralnervensystems zu löschen. Korrsprach in diesem Zusammenhang von dem Rückenmarkals „Organisator von Krankheitsprozessen“ („the spinalcord as organisor of disease processes“) [79].Die embryologisch bedingte Metamerisierung des Rü-

ckenmarks führt zu einer segmentalen Zusammengehö-rigkeit bestimmter Muskeln, Organe, Gefäße, Haut-areale, Knochen und Gelenke. Der Reiz einer dieserStrukturen beeinflusst die Funktion aller anderen zudiesem Segment gehörenden Strukturen.Da Nachbarsegmente über Interneurone miteinander

verbunden sind, gilt diese Fazilitation in der Regel fürmehrere Segmente. Die plurisegmentale Versorgung derOrgane und Muskeln spricht ebenfalls dafür. UnsererMeinung nach ist es falsch, ein Organ oder eine Funktionmit einem einzigen Rückenmarksegment zu assoziieren.Dies gilt um so mehr, da das Gehirn keine einzelnenMuskeln kennt, sondern nur Bewegungsmuster. Dabeihaben angeborene wie erworbene Muster eine gleichgroße Bedeutung.Was das Verdauungssystem angeht, muss man fest-

stellen, dass es durch das enterische Nervensystem zwareine bedeutende Autonomie hat, es sich aber trotzdemder Gesamtfunktion des Organismus unterordnen muss.Auch hier übernehmen das Endokrinium und das Neu-rovegetativum regulierende Funktionen.Es ist anzunehmen, dass hier wie im Bewegungsappa-

rat angeborene wie erworbene Verhaltensmuster vor-zufinden sind. Diese Muster dürften mit denen desHalte- und Bewegungsapparates korrelieren und einenbestimmten Typus ergeben [151].

J Mobilität und StabilitätDer Bewegungsapparat setzt sich aus Muskeln und Kno-chen zusammen. Er soll zwei in sich widersprüchlicheFunktionen gleichzeitig erfüllen: Einerseits soll er fürStabilität sorgen und andererseits Bewegungen zulassen.Das Kleinhirn und die Gleichgewichtsorgane ermögli-

chen diese beiden Funktionen. Beide bekommen ihreInformationen aus Rezeptoren, die hauptsächlich inmyofaszialen Strukturen zu finden sind.Die Muskeln sind ausführende Organe für beide Funk-

tionen: Ein adäquater Basistonus der Muskeln, einschnelles Reaktionsvermögen sowie eine gute Koordina-tion der Muskelanspannungen erlauben sowohl grazile,harmonische Bewegungen als auch passende, subtileAdjustierungen, um das Gleichgewicht möglichst öko-nomisch zu gewährleisten.Intelligent wie die Natur (oder der Schöpfer) ist, hat sie

auch dieses Problem auf einfache Weise gelöst. Einezentrifugale Kraft (die expandierende Kraft der Organe)wird kontrolliert von einer implodierenden Kraft (dieinherente Spannung der Muskeln) der Muskulatur. Dieaußergewöhnliche Empfindlichkeit der Muskeln erlaubtmithilfe der präzisen Koordination durch das Nerven-system eine optimale und daher sparsame Stabilisierungdes Bewegungsapparates.Um harmonische Bewegungen ausführen zu können,

brauchen die Muskeln einen stabilen Halt, ein zentralesOrgan, das die Aktivität koordiniert (das Nervensystem),und Strukturen, die die Versorgung garantieren (Stoff-wechsel). Die Steuerung dieser Aktivitäten obliegt demNervensystem. Es aktiviert Agonisten und Synergisten,inhibiert Antagonisten genau in demMaße, wie es erfor-derlich ist, um gezielte harmonische Bewegungen aus-zuführen.Der Großteil der Bewegungen läuft unbewusst ab.

Daran sind eine Reihe von spinalen Reflexen beteiligt.Dies ist vonnöten, damit der Mensch vorausschauendhandeln kann. Das Großhirn braucht Entscheidungsfrei-heit.Das Rückenmark nimmt bei allen körperlichen Aktivi-

täten die Aufgabe einer Schaltzentrale ein. Fehlfunktio-nen können desaströse Folgen haben. Alle Afferenzenaus dem Bewegungsapparat erreichen das Rückenmark,alle Efferenzen zu den Muskeln gehen von dort aus.Bewegungs- und Haltemuster werden hier abgewickelt.Sherrington hat in den 50er-Jahren des letzten Jahr-

hunderts eine Reihe von Reflexaktivitäten beschrieben,die diese Muster erklären [in 21 und in 160]. Die Mus-keln selbst bestehen aus verschiedenen Muskelfasernmit unterschiedlichen Eigenschaften. Während die wei-ßen (fast-twitch) Fasern für schnelle Kontraktionen ge-eignet sind, ermöglichen die roten (slow-twitch) Fasernlänger anhaltende Anspannungen. Beide haben unter-schiedliche pathologische Neigungen. Die weißen Fa-sern neigen zu Schwächungen und Atrophien, die rotenzu Kontrakturen und Verkürzungen. Diese Eigenschaf-

Einleitung 5

Page 19: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

ten müssen für die Behandlungen berücksichtigt wer-den [40, 41, 86, 87].

J Der Organismus als EinheitZu Beginn dieses Kapitels wurde schon darauf aufmerk-sam gemacht, dass der Organismus immer als Ganzesreagiert. Wir möchten an dieser Stelle nicht die gesam-ten Grundlagen des osteopathischen Denkens wieder-geben, sondern nur die Gedanken, die für das Verständ-nis der folgenden Kapitel notwendig sind.Unser Organismus verhält sich immer als Einheit, in

physiologischen wie pathologischen Zuständen. An je-dem physiologischen Prozess ist der gesamte Körperbeteiligt. Die Atmung z. B. beteiligt alle Muskeln, nichtnur die Atemmuskeln, die Verdauungsorgane werdennach einem bestimmten Muster mobilisiert, der Kreis-lauf wird von Muskeln unterstützt. Dieser Vorgang läuftimmer nach einem bestimmten Prozess ab: Bei der Ein-atmung macht der gesamte Bewegungsapparat inklu-sive Kopf ein Bewegungsmuster, das Sutherland „Fle-xion – Außenrotation – Abduktion“ nannte [101, 102,142, 143]. Die Ausatmung hat das umgekehrte Musterzur Folge: „Extension – Innenrotation – Adduktion“.Ähnlich verhält es sich beim Gehen: Der Gang ist

gleichfalls ein harmonischer Bewegungsablauf von derSpitze der Großzehe bis zur Nasenwurzel in gleichblei-bender Form und immer wiederkehrenden gleichenMustern. Das ganzheitliche Verhalten nach Mustern fin-den wir auch in pathologischen Zuständen wieder.Die embryologische Entwicklung desMenschen ist der

beste Hinweis auf ganzheitliches Verhalten: Die Be-fruchtung einer Eizelle durch eine Spermazelle führtzu der Teilung der Eizelle in zwei Zellen mit dem glei-chen genetischen Kode. Dieser Teilungsprozess setztsich solange fort, bis die Zellen sich schließlich zu Zell-verbänden zusammenschließen, um Organe, Muskeln,Knochen, Nervensystem usw. zu bilden.Dieser gemeinsame Ursprung aller Körperzellen lässt

darauf schließen, dass alle Zellen auch gemeinsam aufeine gegebene Situation reagieren. Dabei scheint demNervensystemwieder eine besondere Funktion als Kon-troll- und Koordinationszentrale zuzukommen.Sutherland erklärt die Ganzheit des Menschen durch

das Membransystem und die Fluktuation des Liquors[101, 102, 142, 143]. Wenn er von reziproken Span-nungsmembranen spricht, dann ist damit gemeint,dass ein Zug an einem Ansatzpunkt des Membransys-tems alle anderen Ansätze beeinflusst. Die reziprokenSpannungsmembranen werden von der Dura mater cra-nialis und spinalis gebildet.Sutherland beschreibt für das Duralsystem folgende

Anhaftungsstellen:· Crista galli vorne· Procc. clinoidei· Pars petrosa links und rechts

· Inion hinten· Foramen magnum· C 2· SakrumDie praktische Konsequenz daraus ist, dass eine Verän-derung der Kreuzbeinstellung z. B. automatisch die Posi-tion des OAA-Komplexes ebenso wie die der Schädel-knochen ändert.Das Duralsystem ist mit Nervenmasse und Flüssigkeit

(LCS) gefüllt und setzt sich über die Nervenscheiden bisins Interstitium fort, welches seinerseits auch ein mitFlüssigkeit gefüllter Raum ist. Mit anderen Worten: Ver-änderungen des Duralsystems üben einen Druck auf dieFlüssigkeit im Duralschlauch aus. Diese Druckverände-rung verteilt sich auf die gesamte interstitielle Flüssig-keit und damit auf den ganzen Körper.Der primäre Respirationsmechanismus (PRM) nach

Sutherland bestehend aus einer Flexions- und Exten-sionsphase führt zu Druckveränderungen im gesamtenDuralsystem und Zwischenzellgewebe nach einem be-stimmten Rhythmus in einer demGewebe eigenen Rich-tung und Amplitude. Die Bewegungsrichtungen ent-sprechen denen der thorakalen Atmung, wobei die kra-niale Flexion der Einatmung und die kraniale Extensionder Ausatmung entspricht.Einen weiteren Beweis der Ganzheitlichkeit liefert uns

die Anatomie der Faszien. Embryologisch stammt dasgesamte Bindegewebe aus dem Mesoderm. Die ver-schiedenen Ebenen sind im Grunde eine einzige Hülle,die den gesamten Organismus einteilt, Organe undMus-keln umhüllt und die Haut des Körpers bildet. Die dreiFaszienschichten des Körpers sind miteinander verbun-den. Diese Kontinuität hat zur Folge, dass eine Verände-rung an einer Stelle, eine Spannung oder ein Druck, sichdurch das gesamte Gewebe manifestiert. Diese re-ziproke Eigenschaft der Faszien macht sie so außerge-wöhnlich bedeutend für die Statik, die Fortbewegungund die körperliche Antwort auf mechanischen Stress[111].Die Kontinuität der Faszien, die Kontinuität der

Fluida und der gemeinsame Ursprung sind Zeichenvon Einheit; dies umsomehr, da alle Zellen die gleicheDNA besitzen.Der gesamte Körper wird immer als Einheit reagieren,

in der Physiologie wie in der Pathologie. Eine Organ-dysfunktion wird die segmental damit zusammenhän-genden Muskeln und Gelenke beeinflussen. Durch dieKontinuität des myofaszialen Gewebes verändern sichdie Zug- und Druckverhältnisse im gesamten Organis-mus und über das Duralsystem im Kranium. Die Statikwird nach einem bestimmten Muster adaptiert genausowie der Schädel und die Organe. Der Körper trachtetdanach, die Funktionen des gesamten Organismus mög-lichst lange ungestört zu lassen.

6 Einleitung

Page 20: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

J Interrelation von Struktur und FunktionAllen Osteopathen ist die Interrelation von Struktur undFunktion ein Begriff. So wie die Struktur die Funktionbedingt, hängt die Struktur von der Funktion ab.Dies ist am anschaulichsten anhand eines Gelenks zu

erklären: Damit das Gelenk nicht versteift, muss es be-weglich bleiben. Wird das Gelenk seiner Beweglichkeitberaubt, produziert die Gelenkhaut weniger Flüssigkeit,der Mangel an Be- und Entlastung des Knorpels redu-ziert seine Versorgung und die Gelenkkapsel und derKnorpel werden spröder. Das Resultat ist eine Reduzie-rung der Beweglichkeit des Gelenks bis hin zu einerArthrose oder Ankylose. Eine Arthrose ist das Resultateiner fehlerhaften Funktion des Gelenks, aus welchenGründen auch immer.Diese Anpassung der Struktur an die Funktionwird am

Bewegungsapparat ganz besonders deutlich. Funktions-störungen der Muskulatur führen zu strukturellen Ver-änderungen. Dieser Prozess tritt erstaunlich früh ein [2,46], ist jedoch glücklicherweise teilweise reversibel.Nach etwa 30 Tagen haben funktionelle Störungenstrukturelle Veränderungen zur Folge [41, 82].Gleichzeitig bedingt die Struktur die Funktion. Bei-

spielsweise verändern gewisse Gelenkveränderungendas Gangbild und stören die normale Funktion von an-deren Strukturen. Wie bedeutend die Struktur für dieFunktion ist, ist allen Osteopathen bewusst, die in derPädiatrie beschäftigt sind. Schon Still schreibt von derBedeutung osteopathischer Behandlungen bei Neuge-borenen [140]. Sutherland [142, 143], Magoun [101,102], Fryman [57] und Arbuckle [4] beschreiben Detailszu dem Thema.Strukturelle Veränderungen der Schädelbasis bei Neu-

geborenen durch prä- oder perinatale Komplikationensind Ausgangspunkt für Funktionsstörungen von Kra-nialnerven (X, XI, XII) und statische Störungen der Wir-belsäule (Skoliosen, Kypholordosen). Magoun erklärtdies über die kraniosakrale Verbindung und die Beein-trächtigung des Wachstums durch membranöse Span-nungen [101], eine Theorie, die Korr [79] bestätigt.Genau das Gleiche hatte Still 50 Jahre früher gesagt, als

er behauptete, dass eine gestörte Zirkulation der Beginnder Krankheit ist [140]. Mit Zirkulation meinte er dabeisowohl die venolymphatische als auch die arterielleZirkulation und die Zirkulation des Nervenimpulses.Strukturelle Veränderungen haben mit mechanischenGesetzen zu tun. Von Bedeutung dabei sind:· die Schwerkraft· andere äußere Kräfte· die Form und der Zustand der Gelenkflächen· die einwirkenden Muskelzüge [107]

J Biomechanik der Wirbelsäule unddes Bewegungsapparates

Keiner hat die Biomechanik der Wirbelsäule so detail-liert analysiert wie Littlejohn [53, 96, 95, 97, 98, 126] undFryette [56, unter anderen Aspekten]. Während Little-john die Wirbelsäule als Ganzes betrachtet und ver-sucht, eine mechanische Erklärung für regelmäßig ge-fundene Dysfunktionen zu geben, beschreibt Fryette dasVerhalten der einzelnenWirbel bei Bewegungen und imFalle von bestimmten Dysfunktionen. Littejohn gibt me-chanische Erklärungen für das Verhalten der Wirbel-säule (Globalität).Das Verhalten der Wirbelsäule und des Bewegungs-

apparates im Allgemeinen wird von mechanischen Ge-setzen dirigiert. Die Wirbelsäule, bestehend aus antero-posterioren Bögen, und die Gelenke, deren Bewegungendurch Ligamente, Muskeln und die Gelenkflächen dik-tiert werden, verhalten sich unter Belastung (Zug oderDruck) nach einem ihnen eigenen Muster, das eine ent-sprechende Anpassung des Restes des Bewegungsappa-rates zur Folge hat.Die Wirbelsäule besteht aus zwei nach vorn konkaven

Bögen (BWS und Sakrum) und zwei nach hinten konka-ven Bögen (HWS und LWS). Die Kypholordosen habensich im Laufe desWachstums unter dem Einfluss der aufden Körper einwirkenden Kräfte entwickelt. Angebo-rene wie erworbene emotionale Faktoren sind dabeinicht zu unterschätzen [25, 86, 141]. Perinatale Mikro-traumata [4, 57, 102, 142, 143] und Traumata währendder Kindheit (Sturz auf das Gesäß) können diesen Pro-zess beeinflussen und Skoliosen sowie gesteigerte Ky-pholordosen verursachen.Skoliosen entwickeln sich normalerweise zu S-förmi-

gen Krümmungen [4, 82, 145]. Es ist so, als ob die ge-samte Wirbelsäule dabei eine Rotation um eine senk-rechte Achse in der Horizontalebene macht. Eine ent-scheidende Rolle dabei spielt die Horizontalität derKreuzbeinbasis. Eine Neigung von 1–1,5 mm in derFrontalebene hat einen skoliosierenden Einfluss auf dieWirbelsäule. Die extreme Sensibilität der Muskelspindelist dafür verantwortlich [82, 155].Es hat den Anschein, als ob die Wirbelsäule bei einer

plötzlichen Schrägstellung der Kreuzbeinbasis in einerersten Phase durch eine globale C-förmige Skolioseadaptiert. Aus statischen Gründen wird die Muskulaturjedoch so aktiviert, dass sie möglichst schnell darauseine S-Form macht. Litteljohns Modell der Mechanikder Wirbelsäule gibt dafür eine mechanische Erklärung[36, 96, 97]. Neben den anatomischen Gegebenheitender Gelenke sind die Muskeln als ausführendes Organder Anpassungsprozesse das wichtigste Element.Skoliosen und Kypholordosen betreffen nicht nur die

Wirbelsäule. Kopf, Thorax und Extremitäten sind davongenauso betroffen. Der Körper ist als Ganzes an diesemProzess beteiligt [101].Die myofasziale Kontinuität sowie das hydraulische

System bestehend aus dem LCS und der interstitiellen

Einleitung 7

Page 21: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

Flüssigkeit sind Garant für ein ganzheitliches Verhalten.Die Struktur passt sich der Funktion auf eine ganzheit-liche Weise an, um die Homöostase zu gewährleisten.

J Die Bedeutung der HomöostaseHomöostase ist die Aufrechterhaltung eines relativ kon-stanten inneren Milieus oder Gleichgewichts im Orga-nismus mithilfe von Regelkreisen zwischen Hypothala-mus, Hormon- und Nervensystem [115].Sie dient der Optimierung aller Körperfunktionen um

der Gesundheit willen. Es ist kein statischer Zustand,sondern ein permanent wechselnder Prozess zwischenAnpassungsvorgängen an wechselnde innere und äu-ßere Bedingungen. Mechanische, elektrophysiologischeund chemische Prozesse steuern die Körperfunktionen.Druckgradienten, Polaritäten, Temperaturunterschiedeund Konzentrationsgefälle garantieren den Stoff-wechsel.Die Extrazellularflüssigkeit ist das Milieu, in dem sich

diese Vorgänge abspielen, und das Bindegewebe gibtden Rahmen dafür. Das Bindegewebe spielt eine Haupt-rolle für die Homöostase. Jede Zelle beteiligt sich an derHomöostase und profitiert gleichzeitig davon [111].Diese Reziprozität erlaubt automatische Regulationenaller Körperfunktionen.Wenn eine Dysfunktion entsteht, wird die Extrazellu-

larflüssigkeit darauf reagieren, um das Problem zu kor-rigieren. Gelingt dies nicht, werden immer mehr Sys-teme betroffen sein. Sie sind dann nicht mehr in derLage, ihren Beitrag zur Homöostase zu leisten. Dies istder Beginn der Krankheit.Veränderungen im myofaszialen Gewebe sind die ers-

ten Anzeichen von Fehlfunktionen, weil sich der Krank-heitsprozess dort abspielt. Viszerosomatische Reflexeführen zu Veränderungen der myofaszialen Strukturen,insbesondere der Paravertebralmuskulatur selbst beigeringen organischen Störungen [111]. Dies konnte wis-senschaftlich bestätigt werden [112]. Diese neuromus-kuloskelettalen Reflexe basieren auf embryologischenZusammenhängen. Für die Therapie ist es von Bedeu-tung, dass die Selbstheilungskräfte des Körpers in derLage sind, die Homöostase wiederherzustellen.Somatoviszerale Reflexe, die von Sato dokumentiert

wurden [in 112, 82], können therapeutisch genutzt wer-den, um Organdysfunktionen zu beeinflussen. Anderer-seits unterstreichen diese Reflexe die Tragweite vonmuskulären Dysbalancen und statischen Störungen.Paravertebrale Hypertonien sind nicht nur Zeichen

von segmentaler Fazilitation, sie können auch Grunddafür sein und so viszerale Störungen verursachen. Ne-ben Verletzungen durch Unfälle (z. B. Sport- und Ar-beitsunfälle) und asymmetrischer Körpertätigkeit sindBeinlängendifferenzen der häufigste Grund für paraver-tebrale Hypertonien.

J Das Nervensystem als SchaltzentraleDie „wichtigste Maschine des Lebens“ [79] wird vonMuskeln angetrieben. Die Muskulatur ist das Organdes Bewegungsapparates und das Nervensystem dieSchaltzentrale. Um harmonische Bewegungen ausfüh-ren zu können, müssen Muskeln zusammenarbeiten.Dies tun sie, indem sie in Ketten arbeiten, wobei eineBewegungseinheit (siehe S. 79ff.) der anderen Halt gibt.Beispiel: Damit der M. biceps brachii den Ellbogen

beugen kann, muss verhindert werden, dass die Schulternach vorne gezogenwird. Dies wird von den Extensorender Schulter und den Schulterblattstabilisatoren ge-währleistet.Dadurch entstehen schlingenförmige Ketten, so ge-

nannte Lemniskaten. Da die meisten Muskeln einendiagonalen Verlauf haben oder fächerförmig angelegtsind, gibt es diese Lemnisci sowohl in der Sagittalebeneals auch in der Frontalebene.Die Rekrutierung der Muskeln für Bewegungsabläufe

ist Aufgabe des Nervensystems. Angeborene Reflexe er-leichtern dem Organismus die Arbeit. Rezeptoren inMuskeln, Sehnen, Faszien und Gelenkapparat informie-ren über die Bewegungen und erlauben zusammen mitden Zentren der Stütz- und der Zielmotorik feine koor-dinierte Bewegungen und adäquate Anpassungen anVeränderungen des Gleichgewichts.

J Verschiedene Modelle vonMuskelfunktionsketten

Es gibt mehrere unterschiedliche Modelle von myofas-zialen Ketten (siehe Kapitel 8). Sowohl Rolfer, Physio-therapeuten als auch Osteopathen haben Muskelkettenbeschrieben. Dass diese Ketten nicht dieselben sind,kommt daher, dass es neben unterschiedlichen Mei-nungen auch verschiedene therapeutische Gesichts-punkte gibt. Der Rolfer hat nicht unbedingt dieselbenSchwerpunkte für die Behandlung wie der Osteopathoder der Physiotherapeut.Das Modell, das wir in Kapitel 8 präsentieren, basiert

auf der Theorie von Sutherland, dass es zwei Bewe-gungsmuster gibt:· Flexion – Abduktion – Außenrotation,· Extension – Adduktion – Innenrotation.

Sutherland hat zwar keine Muskelketten beschrieben,wohl aber das Verhalten der Segmente bei den beidenMustern. Das Interessante an seinem Modell ist, dass esden Bewegungen der Atmung und des Ganges ent-spricht.Da wir von dem Ganzheitsprinzip in Physiologie und

Pathologie ausgehen, sind wir der Überzeugung, dasskraniale Muster ihre Fortsetzung im Bewegungsapparatgenauso wie im viszeralen Bereich haben und umge-kehrt.Die vorher beschriebenen Faktoren (Flüssigkeiten,

Membranen, Kontinuität des Bindegewebes) sind die

8 Einleitung

Page 22: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

Garanten dafür. Physikalische und mechanische Gesetzesind des Weiteren dafür verantwortlich, dass die Ge-lenke des gesamten Bewegungsapparates (inklusiveder Schädelnähte) dafür Sorge tragen, dass diese Musterdas gesamte muskuloskelettale System umfassen. Diesgilt unabhängig davon, ob der Auslöser des Patterns einWirbel, das Ilium, ein Organ oder ein Schädelknochenist.Damit der Körper möglichst optimal und möglichst

schmerzfrei funktionieren kann, passt der gesamte Or-ganismus sich dysfunktionalen oder pathogenen Ele-menten an. Dadurch werden Spannungen verringert,die Druckverhältnisse harmonisiert und die Zirkulationaufrechterhalten. Dies ist notwendig, damit die Selbst-heilungskräfte des Körpers ihre Arbeit verrichten kön-nen. Nach der Theorie der Kranialosteopathie bleibt da-durch der primäre Respirationsmechanismus erhalten,wodurch der „breath of life“ – der Lebenshauch – dieZellen erreicht.

J In diesem BuchIm ersten Teil des Buches werden wir zuerst einige Mo-delle vonmyofaszialen Ketten kurz vorstellen (Kapitel 2)bevor wir die physiologischen Grundlagen für das Ver-halten des Bewegungsapparates darstellen (Kapitel 3).Im nächsten Abschnitt (Kapitel 4) präsentierenwir das

kraniale Konzept von Sutherland, wobei wir uns auf denbiomechanischen Aspekt beschränken. Wir beschreibendie physiologischen Bewegungen der Synchondrosissphenobasilaris und die Folgen für die Wirbelsäule undden Bewegungsapparat.Von der Stellung des Okziputs über dem Atlas hängt

die Position des Sakrums ab. Die Stellung der Wirbel-säule und der Extremitäten sowie des Thorax werdendavon bestimmt.Kapitel 5 befasst sich mit der Mechanik der Wirbel-

säule, wie sie Littlejohn gesehen hat. Das Denkmodellvon Littlejohn ist ein funktionelles Modell und aus derPraxis entstanden. Es erklärt das Verhalten der einzel-nen Wirbelsäulenabschnitte zueinander. Das von Brad-bury entwickelte und von Dummer weiter ausgearbei-tete Modell der SAT (Specific Adjusting Technique) [51,52, 53] ist eine logische und sehr wertvolle praktischeUmsetzung des Littlejohn-Modells.Im nächsten Teil (Kapitel 6) stellen wir einige interes-

sante Entdeckungen und Ideen von Janda vor, die vorallen Dingen praktische Relevanz haben.Das folgende Kapitel 7 befasst sich schließlich mit

einer sehr einfachen rationalen Diagnostikform, denZink-Pattern. Dabei handelt es sich um die Untersu-chung der myofaszialen Torsionsmuster an den Über-gängen der Wirbelsäule. Wir benutzen dieses Modell,um die dominante Region ausfindig zu machen (siehepraktischer Teil). Im gleichen Abschnitt stellen wir Ver-gleiche an zwischen den Modellen von Littlejohn, Zinkund den neurophysiologischen und anatomischen Fak-ten. Hierbei wird sichtbar, dass die Modelle von Zink

und Littlejohn aufeinander projizierbar sind und dass esneurophysiologische Zusammenhänge gibt, die dieseFeststellungen erklären helfen. Dies unterstreicht diefunktionellen und strukturellen Interrelationen.Im Kapitel 8 schließlich stellen wir ein Muskelketten-

modell vor, das auf die beiden Muster von Sutherlandaufbaut. Wir beschreiben das Verhalten der verschiede-nen Bewegungseinheiten des Körpers und die Entste-hung von Kypholordosen und Skoliosen und die daranbeteiligten Muskeln. Dieses Modell unterscheidet sichvon den anderen Modellen in einigen wesentlichenPunkten.Wir sind der Meinung, dass sich die gesamten Bewe-

gungseinheiten nach dem Zahnradprinzip verhalten,ähnlich wie die Schädelknochen im kraniosakralen Mo-dell von Sutherland. Dabei kommt es zu gegensinnigenBewegungen zwischen zwei aufeinander folgenden Be-wegungseinheiten. Dies erklärt die Kypholordosen undSkoliosen ebenso wie die gegensinnigen Rotationenzwischen den Einheiten (siehe Fuß-, Knie- und Hüftstel-lung bei X- oder O-Beinen).Für uns sind Flexoren die Muskeln in den Konkavitä-

ten und Extensoren die Muskeln in den Konvexitätendes Bewegungsapparates. Die Dominanz der Flexoren-kette führt dann automatisch zu einer Steigerung derKrümmungen und die Dominanz der Extensorenkettezu einer Streckung des Skeletts. Da der Organismusembryologisch aus zwei gleichen Hälften besteht, gibtes für jede Körperhälfte jeweils eine Flexorenkette undeine Extensorenkette. Die Koordination zwischen denbeiden Seiten wird durch das Nervensystem gesteuert.In diesem Teil des Buches beschreiben wir die Muskel-ketten und erklären die Entstehung von statischen Stö-rungen. Wir möchten an dieser Stelle betonen, dassunser Modell keinen Anspruch auf Vollständigkeit stelltund genauso nur der Versuch ist, in der täglichen Praxisfestgestellte Phänomene zu erklären. Intensive Recher-chen in Fachliteratur und das Besuchen von Seminarenhaben uns Antworten auf viele Fragen gegeben und unsschließlich veranlasst, eine Arbeit über dieses interes-sante Thema zu schreiben.Der zweite Teil des Buches befasst sich mit der Praxis,

wobei wir ein Modell der Diagnostik präsentieren undeinige Behandlungsmethoden beschreiben. Für die Un-tersuchung stützenwir uns auf die „Zink-Pattern“ (sieheKapitel 7) und auf einfache Traktionstests, mit denenwiräußerst schnell die dominante Struktur finden können.Wir beschränken uns hier auf die Darstellung von Be-handlungen der myofaszialen Strukturen. Es verstehtsich von selbst, dass organische Störungen und kranialeDysfunktionen durch adäquate Behandlungsmethodentherapiert werden. In diesem Teil stellen wir die Diag-nostik und Behandlung der Triggerpunkte detailliert dar.Es handelt sich um eine Therapieform, die bei akutenwie chronischen Beschwerden binnen sehr kurzer Zeiteine Schmerzsedierung bringt und die strukturellenVer-änderungen in der myofaszialen Einheit wieder norma-lisiert.

Einleitung 9

Page 23: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

2 Modelle myofaszialer Ketten

2.1 Herman Kabat (1950): Propriozeptive neuromuskuläreFazilitation

Begründer des PNF-Konzeptes war Dr. Herman Kabat inden 40er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Er entwickelte dieBehandlungsmethode eigentlich für die Behandlung vonPoliomyelitispatienten. Unterstützt wurde Herman Ka-bat von Margaret Knott und Dorothy Voss, die 1956 einerstes Buch über PNF veröffentlichten. Seitdem wurdedie Methode weiterentwickelt und auch bei Patientenmit anderen Krankheitsbildern erfolgreich angewandt.Das PNF-Konzept basiert auf den neurophysiologi-

schen Erkenntnissen von Sir Charles Sherrington [21,160]:· reziproke Innervation oder Inhibition (reciprocal in-nervation or inhibition)· räumliche, lokale Summation (spatial summation)· Ausbreitung der Reizantwort (temporal summation)· sukzessive temporäre Summation (successive induc-tion)· Irradiation (Erregbarkeit)· postisometrische Relaxation (after discharge)

Kabat entwickelte eine Behandlungstechnik, bei derschwache Muskeln in eine Muskelkette integriert wer-den. Durch gezielte Stimuli wird die Muskelkette ange-regt (durch visuelle, auditive und taktile Reize). Dabeiwerden die von Sherrington beschriebenen Eigenschaf-ten der Nerven undMuskeln optimal eingesetzt, um denschwachen Muskel (oder die Muskelgruppe) optimal indas Bewegungsmuster zu integrieren.Die propriozeptiven Fähigkeiten des Bewegungsappa-

rates werden angeregt, um schwache Muskeln zu kräf-tigen und um Bewegungsabläufe zu koordinieren. Zielist es, dem Zentralnervensystem positive Inputs zu ge-ben, damit normale Bewegungsmuster über zentraleRegelkreise fazilitiert werden. Deshalb werden konti-nuierlich die gleichen Bewegungsmuster angewandt.

Bewegungsmuster

Folgende Motor Patterns werden stimuliert:

J Schulterblatt und Becken

· anteriore Elevation· anteriore Depression· posteriore Elevation· posteriore DepressionJ Obere Extremität

· Flexion – Abduktion – Außenrotation· Extension – Adduktion – Innenrotation· Flexion – Adduktion – Außenrotation· Extension – Abduktion – Innenrotation

J Untere Extremität

· Flexion – Abduktion – Innenrotation· Extension – Adduktion – Außenrotation· Flexion – Adduktion – Außenrotation· Extension – Abduktion – Innenrotation

J Nacken

· Flexion nach links – Extension nach rechts und um-gekehrt· Flexion – Lateralflexion nach links – Rotation nachlinks und umgekehrt· Extension – Lateralflexion nach rechts – Rotation nachrechts und umgekehrt

J Rumpf

· Rumpfflexion – Lateralflexion – Rotation nach links(oder rechts)· Rumpfextension – Lateralflexion – Rotation nachrechts (oder links)

Für die Extremitätenmuster beziehen sich die genann-ten Bewegungsrichtungen auf die großen rumpfnahenGelenke Schulter und Hüfte. Zwei antagonistische Be-wegungsmuster ergeben eine Diagonale.

Page 24: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

Anwendungsmodalitäten

· Die Ausgangsstellung des Patienten kann variieren(Rücken, Bauch, Seitenlage, Sitz, Stand).· Das Segment, das behandelt werden soll, wird so inVordehnung gebracht, dass alle bei dem Muster be-teiligten Muskeln (Agonisten und Synergisten) ge-stretcht werden.· Die Vordehnung wie auch die Ausführung der Bewe-gung müssen absolut schmerzfrei sein.· Ausweichbewegungen werden korrigiert.· Der Therapeut fordert den Patienten auf, sich in diegewünschte Richtung zu bewegen und stimuliert dieBewegungsrichtung durch taktilen Kontakt bzw. Wi-derstand.· In der Endstellung der Bewegung sind die Agonistenund Synergisten des Bewegungsmusters optimal ver-kürzt und ihre Antagonisten gedehnt.· Die Bewegung beginnt in der Regel an den distalenGelenken des Segments und setzt sich dann konti-nuierlich nach proximal fort.· Es wird besonders auf die Rotationskomponente ge-achtet, da sie für das Pattern wichtig ist.· Die Zwischengelenke (Ellbogen oder Knie) können jenach Bedarf während der Bewegung gestreckt oder

gebeugt bleiben oder werden. Die proximalen Gelenke(Schulter oder Hüfte) und die distalen Gelenke ma-chen dagegen die gleichen Bewegungen.· Die Muster können miteinander kombiniert werden.· Die unterschiedlichen Sherrington-Prinzipien werdenberücksichtigt.

Feststellungen

1. Kabat legt Wert auf Muskelkettenbewegungen undnicht auf Bewegungskomponenten einzelner Mus-keln.

2. Sowie Sherrington das Nervensystem als eine Einheitbetrachtet, so sieht Kabat die Muskulatur als eineEinheit.

3. Kabat beschreibt unterschiedliche Muster für dieobere Extremität und die untere Extremität.

4. In den Mustern der oberen Extremitäten sind Flexionund Außenrotation bzw. Extension und Innenrota-tion assoziiert.

5. Bei den Mustern für die unteren Extremitäten gehenAbduktion und Innenrotation, Adduktion und Au-ßenrotation zusammen.

2.2 Godelieve Struyf-Denys

Godelieve Struyf-Denys, eine belgische Physiotherapeu-tin mit osteopathischer Ausbildung (ESO – London), warwohl die Erste, die überhaupt von Muskelketten imeigentlichen Sinne gesprochen hat [141].Sie kannte das PNF-Prinzip von Kabat sowie die Wir-

belsäulentherapie nach Mézières. Ihre Arbeit war auchdeutlich von Piret und Béziers beeinflusst, denen zufolgeeine Bewegung von der Form der Gelenkflächen und derDisposition der Muskulatur abhängt, insbesondere derpluriartikularen Muskeln.Diese beiden Faktoren – so Piret und Béziers – führen

zu spiralförmigen Bewegungen. Daraus entstehen Span-nungen, die dem Segment seine Form und Struktur ge-ben (S. Piret und M.M. Béziers: La coordination motrice,Masson 1971). In anderenWorten: Die Form des Körpersist durch die Bewegungsmuster bedingt, die ihrerseitsden Gemütszustand der Person reflektieren. Hier trittdie psychische Komponente zu Tage, die Frau Struyf-Denys so wichtig ist.Die Mézières-Methode ist eine Restrukturierung des

Bewegungsapparates. Als Ursache für Fehlhaltungenwerden Koordinationsstörungen des myoskelettalenSystems verantwortlich gemacht. Die Psyche spielt fürMézières keine Rolle. Das Originelle an dieser Methodewar zu der damaligen Zeit (60er-Jahre des 20. Jahrhun-derts) der Bruch mit der traditionellen Behandlung der

Wirbelsäule, nach derman diese aufrichtete, indemmandie Rückenmuskulatur kräftigte.Für Mézières sind die Kyphosen, Lordosen und Skolio-

sen nicht Folgen von Muskelinsuffizienzen, sondern vonSpannungen der dorsalen Muskelkette. Die hypertonedorsale Muskelkette ist außerdem Ursache für eineSchwäche der Bauchmuskeln und für Koordinationsstö-rungen. Die Behandlung kann also nur in einer Detoni-sierung der hinteren Muskelkette von Kopf bis Fuß lie-gen.Von Kabat hat Struyf-Denys das Prinzip der Muskel-

ketten übernommen, von Mézières das Prinzip der Deh-nung als Behandlung. Piret und Beziérs gaben dem Gan-zen die psychische Note. Daraus entstand das ersteganzheitliche Muskelkettenmodell.Struyf-Denys beschreibt zehn Muskelketten, fünf an

jeder Körperhälfte. Normalerweise funktionieren dieseKetten in einer koordinierten Art und Weise, um spiral-förmige Bewegungen auszuführen. Dabei dominiert inden meisten Fällen eine der myofaszialen Ketten.Die dominante Kette gibt dem Organismus seine Form

und der Person ihre spezielle Gestik. Für Struyf-Denyssteht es außer Zweifel, dass es unmöglich ist, die vor-herrschende Kette ganz zu neutralisieren. Dies kämeeiner kompletten Änderung des Typus einer Persongleich. Allenfalls können wir bei einer allzu dominanten

Godelieve Struyf-Denys 11

Page 25: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

Kette, die eine Dysbalance hervorruft, ein Gleichgewichtherstellen, das koordinierte Bewegungen zulässt undDeformationen verhindert.Es gibt drei Ursachen für die Entstehung vonmuskulä-

ren Ungleichgewichten. Für Struyf-Denys sind das Fol-gende:· Die Hauptursache ist die Psyche:Haltung, Gestik undMorphologie einesMenschen sindgrößtenteils Spiegelbild des psychischen Zustandesder Person.· Die zweite Ursache ist die Lebensweise:Arbeitsgewohnheiten, Sport, aber auch Bewegungs-mangel führen zu muskulären Fehlbelastungen undunausgewogenen Muskelspannungen.· Der dritte Faktor beeinflusst die myofaszialen Struk-turen ebenfalls über zentrale Regelkreise.Stress, Ärger, Sorge, Leid und andere emotionale Fak-toren sind in der Lage, vorübergehend oder anhaltendden Tonus bestimmter Muskelketten zu verändern.

Gliederung der fünf Muskelketten

Die fünf Muskelketten an jeder Körperhälfte setzen sichwie folgt zusammen:· drei fundamentale oder vertikale Muskelketten, dieden Kopf und den Rumpf umfassen,· zwei komplementäre oder horizontale Ketten, die dieoberen und unteren Extremitäten betreffen.Es handelt sich um relationelle Ketten, die den Men-schen mit dem Umfeld in Relation bringen.

Diesen fünf Muskelketten entsprechen fünf psychischeKonstitutionen. Sie werden ebenfalls in drei fundamen-tale und zwei komplementäre Konstitutionen eingeteilt.Interessanterweise ordnet Struyf-Denys den vertika-

len fundamentalen Ketten jeweils einen Bereich desSchädels zu. Die Gestaltung (Vorwölbung, Abfla-chung ...) dieses Schädelbereiches ist Hinweis auf dieDominanz einer bestimmten psychischen Veranlagung.Die vertikalen Ketten haben muskuläre Verlängerun-gen in die Extremitäten, genauso wie die horizontalenMuskelketten durch Rumpfmuskeln mit dem Achsen-skelett und damit mit den vertikalen Ketten verbundensind.Im Folgenden werden nun die muskulären Kompo-

nenten der fünf Muskelketten aufgelistet. Für weitereInformationen möge der Leser bitte das Originalwerk[40] lesen.

J Die vertikalen oder fundamentalenMuskelketten

Die anteromediane Kette (EAbb. 2.1)

Primärer Anteil:Ventrale Rumpfmuskulatur· Beckenbodenmuskulatur·M. rectus abdominis· unterer und mittlerer Anteil des M. pectoralis major·M. transversus thoracis· Interkostalmuskulatur (medialer Anteil)·M. subclavius·M. scalenus anterior· sternaler Teil des M. sternocleidomastoideus· ZungenbeinmuskulaturSekundärer Anteil:Untere Extremität·M. pyramidalis abdominis· Adduktoren·M. gracilis·medialer Anteil des M. gastrocnemius·M. adductor hallucis longusObere Extremität· anteriorer Anteil des M. deltoideus·M. brachialis·M. supinator· DaumenabduktorenDie posteromediane Kette (EAbb. 2.2)

Primärer Anteil:·M. erector trunci· lange NackenstreckerSekundärer Anteil:Untere Extremität·M. semimembranosus·M. semitendinosus·M. soleus· ZehenflexorenObere Extremität·M. latissimus dorsi· Pars ascendens des M. trapezius·M. infraspinatus·M. teres minor· hinterer Anteil des M. deltoideus· langer Anteil des M. triceps brachii· Fingerbeuger· Pronatoren

12 Modelle myofaszialer Ketten

Page 26: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

Die posteroanteriore –anteroposteriore Kette (PA – AP) (EAbb. 2.3)

Primärer Anteil:· autochthone oder tiefe paravertebrale Muskulatur· Atemmuskulatur·Mm. splenius capitis und colli·Mm. scaleni·M. iliopsoasSekundärer Anteil:Untere Extremität·M. vastus medialis·M. rectus femoris· ZehenextensorenObere Extremität·M. pectoralis minor·M. coracobrachialis· kurzer Anteil des M. biceps brachii·medialer Anteil des M. triceps brachii· Fingerextensoren

J Die horizontalen oder komplementärenMuskelketten

Die posterolaterale Kette (PL) (EAbb. 2.4)

Untere Extremität·M. glutaeus medius·M. biceps femoris·M. vastus externus·Mm. peronaei·M. gastrocnemius lateralis·M. plantaris· lateraler Anteil des M. abductor digiti minimiObere Extremität· Pars horizontalis und descendens des M. trapezius·M. supraspinatus·mittlerer Anteil des M. deltoideus· lateraler Teil des M. triceps brachii·M. anconaeus·M. extensor carpi ulnaris·M. flexor carpi ulnaris·M. abductor digiti minimi

Godelieve Struyf-Denys 13

EAbb. 2.1 Anteromediane Kette nach Struyf-Denys EAbb. 2.2 Posteromediane Kette nach Struyf-Denys

Page 27: DieAutoren · 2016. 9. 21. · st andbei F er tigstellu ng desWerkes en tspr ic ht. Fü rAngaben überDos ie rungsanweisu ngenund Applik at io nsfo rmen ka nn vom Ve rlag jedoch ke

Die anterolaterale Kette (AL) (EAbb. 2.5)

Untere Extremität·M. glutaeus medius·M. tensor fasciae latae·M. tibialis anterior·M. tibialis posterior·Mm. interossei plantares·Mm. lumbricalesObere Extremität· Pars clavicularis der Mm. sternocleidomastoideus,pectoralis minor und deltoideus

·M. teres major·M. latissimus dorsi·M. subscapularis· langer Teil des M. biceps brachii· oberflächlicher Teil des M. supinator·M. brachioradialis·M. extensor carpi radialis longus et brevis·M. palmaris longus· Thenarmuskulatur·Mm. lumbricales und interossei palmares·M. flexor carpi radialis

14 Modelle myofaszialer Ketten

a bEAbb. 2.3 a und b Posteroante-riore – anteroposteriore Kette nachStruyf-Denys