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Die Kleinen mit den gelben Krawatten Die große Nachfrage der vielen Eltern, die mit den Leistungen der Gymnasiasten des LoyolaGymnasiums zufrieden waren, brachten den Direktor Pater Happel dazu, darüber nachzudenken, ob er eine LoyolaGrundschule gründen solle. Bald stellte es sich heraus, dass es nicht so schwer sein würde, mit einer Grundschule zu beginnen. Das Gebäude war schon da und brauchte nur noch einen kleinen Umbau. Alles, was noch fehlte, war gut ausgebildetes Lehrpersonal. Nachdem das alles organisiert worden war, strömten viele interessierte Eltern in das Schulsekretariat. Trotz weniger freier Plätze schaffte es auch der kleine Julian, ein Schüler dieser Schule zu werden. Seine Eltern hatten sich für eine Schule mit den besten Bedingungen entschieden, aber für ihn war nur die Farbe der Schule wichtig, nämlich blau, seine Lieblingsfarbe. Jeden Morgen steht Julian auf mit einem Lächeln im Gesicht, zieht seine Uniform an und trägt sie mit Stolz. Zurzeit trägt er sie wegen seiner Lieblingsfarbe, aber erst ein paar Jahre später wird er herausfinden, was für eine EliteSchule er besucht. Was den Lehrplan angeht, hat die LoyolaGrundschule den gleichen wie auch die anderen Grundschulen in Kosovo. Der Unterschied liegt darin, dass die Kinder regelmäßigen Unterricht haben. Sie werden nicht in zwei oder drei Schichten unterrichtet und müssen ihr Klassenzimmer nicht mit anderen Schülern teilen, sondern kommen zur Schule früh am Morgen und haben ihr eigenes Klassenzimmer. Es gibt im ganzen zwei Parallelklassen mit jeweils zwanzig Schülern. Das ist etwas ganz Positives, weil die Lehrerinnen mehr Zeit haben, mit den Schülern individuell zu arbeiten. So etwas wäre nicht möglich, wenn es mehr Schüler in einer Klasse gäbe, wie in anderen Grundschulen im Kosovo. Denn letzten Endes brauchen kleine Kinder mehr Aufmerksamkeit für sich. Auch der kleine Julian macht die ganze Zeit "verrückte" Sachen, nur um die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu lenken. Er möchte immer im Mittelpunkt stehen und meldet sich bei jeder Gelegenheit, wenn es darum geht, eine Antwort zu geben oder einfach etwas Spannendes über sich zu erzählen. Kurz gesagt, der Kleine ist ein sehr schlauer Junge, was man bei ihm sofort erkennen kann. Jeden Tag haben die Grundschüler abwechslungsreichen Unterricht mit Fächern wie Albanisch, Mathematik, Kunst, Musik, Werken und Sport. Aber die LoyolaGrundschule bietet etwas, was keine andere Grundschule im Kosovo hat. Außerhalb des vorgegebenen Lehrprogramms des kosovarischen Bildungsministeriums bietet diese Grundschule den Schülern die Möglichkeit, sich schon ab der ersten Klasse mit Deutsch vertraut zu machen. Einmal pro Woche haben sie eine Stunde mehr, in der sie einen Film gezeigt bekommen, der natürlich auf Deutsch und auch für kleine Kinder geeignet ist. Das alles nur, damit sie es später leichter haben und wenigstens mit ein paar Deutschkenntnissen nach der 5. Jahrgangsstufe auf das Gymnasium kommen. Die Klassenräume sind so ausgestattet, dass die kleinen Schüler sich darin wohl fühlen und den Unterricht genießen. Helle und fröhliche Farben, soweit das Auge sehen kann. Ein Klavier macht den Musikunterricht interessanter und abwechslungsreich. Nicht nur die Klassen sind sehr gut ausgestattet, sondern auch für den richtigen Schulhof wurde gesorgt. Die große Pause und der Sportunterricht können auf dem Spielplatz verbracht werden, welcher sehr gut ausgestattet ist. So können die Kinder Zeit auch an der freien Luft verbringen. Obwohl es erst der Anfang ist, kann man deutlich sehen, welch gute Voraussetzungen die LoyolaGrundschule bietet. Doch Julian ist noch zu jung, um den Unterschied zwischen anderen Grundschulen und seiner eigenen zu erkennen. Er steht jeden Morgen auf, zieht seine Uniform an, trinkt ein Glas Milch, nimmt seinen Rucksack und macht sich auf dem Weg zur Bushaltestelle. Den ganzen Weg denkt er darüber nach, was er heute mit seinen Freunden machen wird. Ein fröhliches "Guten Morgen" seiner Lehrerin bringt ein breites Lächeln auf sein Gesicht. Die Stunden vergehen, manche schneller und manche langsamer, aber ihm wird trotzdem nie langweilig. Die Hausaufgaben macht er mit Freude und Wie jeden Tag steht auch heute der kleine Julian früh auf, aber plötzlich sagt seine Mutter, er solle seine Schuluniform anziehen. Von diesem Moment an beginnt ein neues Leben für ihn, obwohl er sich dessen nicht bewusst ist.

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Die  Kleinen  mit  den  gelben  Krawatten      Die   große  Nachfrage   der   vielen   Eltern,   die  mit   den   Leistungen   der   Gymnasiasten   des   Loyola-­‐Gymnasiums   zufrieden  waren,  brachten  den  Direktor  Pater  Happel  dazu,  darüber  nachzudenken,  ob  er  eine  Loyola-­‐Grundschule  gründen  solle.      Bald  stellte  es  sich  heraus,  dass  es  nicht  so  schwer  sein  würde,  mit  einer  Grundschule  zu  beginnen.  Das  Gebäude  war  schon   da   und   brauchte   nur   noch   einen   kleinen   Umbau.   Alles,   was   noch   fehlte,   war   gut   ausgebildetes   Lehrpersonal.  Nachdem  das  alles  organisiert  worden  war,  strömten  viele   interessierte  Eltern  in  das  Schulsekretariat.  Trotz  weniger  freier  Plätze  schaffte  es  auch  der  kleine   Julian,  ein  Schüler  dieser  Schule  zu  werden.  Seine  Eltern  hatten  sich   für  eine  Schule  mit  den  besten  Bedingungen  entschieden,  aber  für  ihn  war  nur  die  Farbe  der  Schule  wichtig,  nämlich  blau,  seine  Lieblingsfarbe.   Jeden  Morgen  steht   Julian  auf  mit  einem  Lächeln   im  Gesicht,   zieht  seine  Uniform  an  und   trägt  sie  mit  Stolz.  Zurzeit  trägt  er  sie  wegen  seiner  Lieblingsfarbe,  aber  erst  ein  paar  Jahre  später  wird  er  herausfinden,  was  für  eine  Elite-­‐Schule  er  besucht.    Was  den  Lehrplan  angeht,  hat  die  Loyola-­‐Grundschule  den  gleichen  wie  auch  die  anderen  Grundschulen  in  Kosovo.  Der  Unterschied  liegt  darin,  dass  die  Kinder  regelmäßigen  Unterricht  haben.  Sie  werden   nicht   in   zwei   oder   drei   Schichten   unterrichtet   und  müssen  ihr  Klassenzimmer  nicht  mit  anderen  Schülern  teilen,  sondern  kommen  zur   Schule   früh   am  Morgen   und   haben   ihr   eigenes   Klassenzimmer.   Es  gibt  im  ganzen  zwei  Parallelklassen  mit  jeweils  zwanzig  Schülern.  Das  ist  etwas   ganz   Positives,   weil   die   Lehrerinnen   mehr   Zeit   haben,   mit   den  Schülern   individuell  zu  arbeiten.  So  etwas  wäre  nicht  möglich,  wenn  es  mehr   Schüler   in   einer   Klasse   gäbe,   wie   in   anderen   Grundschulen   im  Kosovo.  Denn  letzten  Endes  brauchen  kleine  Kinder  mehr  Aufmerksamkeit  für  sich.    Auch  der  kleine   Julian  macht  die  ganze  Zeit  "verrückte"  Sachen,  nur  um  die  Aufmerksamkeit  der  anderen  auf  sich  zu  lenken.   Er   möchte   immer   im   Mittelpunkt   stehen   und   meldet   sich   bei   jeder   Gelegenheit,   wenn   es   darum   geht,   eine  Antwort  zu  geben  oder  einfach  etwas  Spannendes  über  sich  zu  erzählen.  Kurz  gesagt,  der  Kleine  ist  ein  sehr  schlauer  Junge,  was  man  bei  ihm  sofort  erkennen  kann.    Jeden   Tag   haben   die   Grundschüler   abwechslungsreichen   Unterricht   mit   Fächern   wie   Albanisch,   Mathematik,   Kunst,  Musik,  Werken  und  Sport.  Aber  die  Loyola-­‐Grundschule  bietet   etwas,  was  keine   andere  Grundschule   im  Kosovo  hat.  Außerhalb  des  vorgegebenen  Lehrprogramms  des  kosovarischen  Bildungsministeriums  bietet  diese  Grundschule  den  Schülern  die  Möglichkeit,  sich  schon  ab  der  ersten  Klasse  mit  Deutsch  vertraut  zu  machen.  Einmal  pro  Woche  haben  sie  

eine   Stunde   mehr,   in   der   sie   einen   Film   gezeigt   bekommen,   der  natürlich  auf  Deutsch  und  auch  für  kleine  Kinder  geeignet  ist.  Das  alles  nur,   damit   sie   es   später   leichter   haben   und  wenigstens  mit   ein   paar  Deutschkenntnissen   nach   der   5.   Jahrgangsstufe   auf   das   Gymnasium  kommen.    Die   Klassenräume   sind   so   ausgestattet,   dass   die   kleinen   Schüler   sich  darin   wohl   fühlen   und   den   Unterricht   genießen.   Helle   und   fröhliche  Farben,   soweit   das   Auge   sehen   kann.   Ein   Klavier   macht   den  Musikunterricht   interessanter   und   abwechslungsreich.   Nicht   nur   die  Klassen   sind   sehr   gut   ausgestattet,   sondern   auch   für   den   richtigen  Schulhof   wurde   gesorgt.   Die   große   Pause   und   der   Sportunterricht  können   auf   dem   Spielplatz   verbracht   werden,   welcher   sehr   gut  

ausgestattet  ist.  So  können  die  Kinder  Zeit  auch  an  der  freien  Luft  verbringen.  Obwohl  es  erst  der  Anfang  ist,  kann  man  deutlich  sehen,  welch  gute  Voraussetzungen  die  Loyola-­‐Grundschule  bietet.    Doch  Julian  ist  noch  zu  jung,  um  den  Unterschied  zwischen  anderen  Grundschulen  und  seiner  eigenen  zu  erkennen.  Er  steht  jeden  Morgen  auf,  zieht  seine  Uniform  an,  trinkt  ein  Glas  Milch,  nimmt  seinen  Rucksack  und  macht  sich  auf  dem  Weg  zur  Bushaltestelle.  Den  ganzen  Weg  denkt  er  darüber  nach,  was  er  heute  mit  seinen  Freunden  machen  wird.  Ein  fröhliches  "Guten  Morgen"  seiner  Lehrerin  bringt  ein  breites  Lächeln  auf  sein  Gesicht.  Die  Stunden  vergehen,  manche  schneller  und  manche  langsamer,  aber  ihm  wird  trotzdem  nie  langweilig.  Die  Hausaufgaben  macht  er  mit  Freude  und  

Wie  jeden  Tag  steht  auch  heute  der  kleine  Julian  früh  auf,  aber  plötzlich  sagt  seine  Mutter,  er  solle  seine  Schuluniform  anziehen.  Von  diesem  Moment  an  beginnt  ein  neues  Leben  für  ihn,  obwohl  er  sich  dessen  nicht  bewusst  ist.  

probiert,  sie  immer  alleine  zu  machen.  Manchmal  will  ihm  seine  Mutter  dabei  helfen,  wenn  er  Schwierigkeiten  hat,  aber  er  ist  so  stur,  dass  er  das  nicht  zulässt.  Er  bleibt  so  lange  vor  seinen  Büchern  und  Heften  sitzen,  bis  er  es  geschafft  hat,  die  Hausaufgabe  selbstständig  zu  machen.  Danach  ist  Zeit  zum  Spielen.    Das  richtige  Lehrpersonal  zu  finden,  war  am  Anfang  sehr  schwierig.  Die  Schule  brauchte  zwei  sehr  gute  Lehrerinnen,  die   gut   ausgebildet   sind  und  natürlich  auch  gut  mit  Kindern  umgehen  können.  Das  wurde   letzten  Endes  erreicht.  Es  wurden  zwei  hervorragende  Lehrerinnen  gefunden,  Frau  Agnesa  Çipa-­‐Laçi  und  Frau  Shukrije  Krasniqi,  die  sich  sehr  gut  in  diesen  ersten  Wochen  bewährt  haben.  Sie  kümmern  sich  um  die  Kinder,  bilden  sie  und  stehen  ihnen  zur  Seite  beim  Heranwachsen.  Natürlich  hätte  das  alles  nicht  funktioniert  ohne  die  Unterstützung  und  das  Vertrauen  der  Eltern.    Die  Lehrerin  von  Julian,  Frau  Çipa-­‐Laçi,  sagt:  "Julian  ist  ein  intelligenter  Schüler  und  dabei  auch  sehr  aktiv.  Er  meldet  sich  bei  jeder  Frage,  und  auch  wenn  er  etwas  nicht  weiß,  versucht  er  immer  sein  Glück."  Als  wir  vor  Ort  waren,  haben  auch  wir  diese  besondere  Fähigkeit  bei  ihm  erkannt.  Frau  Çipa-­‐Laçi  wollte  von  den  Schülern  hören,  wie  sie  ein  Märchen  erzählen,   das   sie   in   der   letzten   Stunde   gehört   hatten.   Am   Anfang   war   Julian   schüchtern,   weil   wir   da   waren,   aber  plötzlich  gewöhnte  er  sich  an  die  Situation  und  meldete  sich,  stellte  sich  vor  die  Tafel  und  fing  an  zu  erzählen.  Mit  einer  leisen,  aber  süßen  Stimme  klang  die  Geschichte  sehr  spannend  und  interessant.  Am  Ende  beendete  er  das  Märchen  mit  seinem  bereits  erwähnten  Lächeln  im  Gesicht.    Jedes  Jahr  wird  die  Grundschule  weiter  wachsen,  es  werden  immer  zwei  erste  Klassen  aufgenommen.  Nachdem  diese  Erstklässler  die  Grundschule  nach  fünf  Jahren  beendet  haben,  kommen  sie  natürlich  auf  das  Gymnasium.  Es  wird  aber,  so  wie  für  alle  anderen  interessierten  Schüler,  auch  für  sie  eine  Aufnahmeprüfung  geben.  Der  Direktor  hofft,  dass  die  Loyola-­‐Schüler  eine  sehr  gute  Grundschulbildung  und  -­‐erziehung  genießen  und  sich  bei  der  Prüfung  leicht  tun  werden.  Das  wäre  aber  auch  der  einzige  Vorteil,   den   sie  vor  den  anderen  Schülern  hätten.  Wie  Pater  Happel   schon  sagt:   "Sie  werden  nichts  geschenkt  bekommen."        Das  heißt  für  Julian,  dass  er  es  nicht  leichter  haben  wird  als  die,  die  erst  ab  der  sechsten  Klasse  Schüler  dieser  Schule  werden.  Erst  wenn  er  die  Aufnahmeprüfung  bestanden  hat,  wird  er  Schüler  des  Loyola-­‐Gymnasiums.  Doch  das  hat  noch  Zeit,  darum  kann  er  erst  einmal  die  Grundschule  genießen.    Was   Pater   Happel   von   den   Loyola-­‐Grundschülern   erwartet   ist,   da   sie   unter   guten   Bedingungen   in   einer   gut  ausgestatteten   Schule   von   qualifiziertem   Personal   unterrichtet   werden,   dass   sie   entsprechend   erfolgreich   und  motiviert  sind  und  Freude  am  Lernen  haben.    Trotz   allem   will   Julian   später   einmal   Fußballspieler   werden   und   für   seine   Lieblingsmannschaft,   nämlich   Borussia  Dortmund,  spielen.  Ob  er  das  wirklich  am  Ende  tun  wird,  weiß  man  aber  noch  nicht.        Diese  Reportage  wurde  im  Rahmen  des  Deutschunterrichtes  bei  unserem  Lehrer,  Herrn  Purschwitz,  geschrieben.  Anita  Bala,  Fjolla  Hoxha,  Hysen  Hoti  und  Gent  Polloshka  -­‐  2013/14  -­‐  XII  a  und  XII  b