diknu schneeberger trio dankesgru§ an die ahnen

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41 Diknu Schneeberger Trio Dankesgruß an die Ahnen Etwa vor 10 Jahren rumorte es in der Wiener Jazzszene gewaltig. Der Bassist Joschi Schneeberger, ein Fixstarter der obersten Jazz-Liga, soll einen Sohn haben, der „göttlich“ Gitarre spielt: Diknu. N ach 2 Lehrjahren hatte Diknu einen Level erreicht, der jenen sei- ner Lehrer locker übertraf. Beide Herren sind selber Gitarristen mit beachtlichem Können. Sowohl der Wiener Gypsy Striglo Stö- ger, als auch Martin Spitzer gelten in Jazzkreisen als namhafte Musiker. Vielleicht kennen sie den Sketch Karl Valentins, in dem der Schüler flugs besser als der Lehrmeister auf der Klarinette spielt. So mag es wohl auch Martin Spitzer ergangen sein, als er nach einem Jahr feststellte, dass ihm Diknu an Technik, Kreativität und Talent weit voran lag. Spitzer stellte dazumal, laut Diknu, lapidar fest, dass er ihn fortan als seinen Kollegen sah und dankbar sei, mit ihm spielen zu dürfen. 2007 debütierte Diknu mit dem Album „Rubina“ und wur- de zu Recht als 17 jähriges „Bürscherl“ mit dem Hans-Koller-Preis gewürdigt. 10 Jahre Jubiläum Mit dem Album „Feuerlicht“ bejubelt Diknus Trio den 10jährigen Band-Bestand und nahm mit Hilfe der CASINOS AUSTRIA music line ein wunderbares Album auf. Neben dem phänomenalen Diknu an der Gitarre spielt Papa Joschi den Kontrabass und Martin Spitzer die stramme Rhythmusgitarre. Gerade dieser perfekte und akzentuierte Rhythmus lässt dem einstmaligen Wunderkind und nun 28jährigen Superstar, der auch international verehrt wird, viel Raum, um im Gyp- sy-Sound zu swingen. Mehr als die Hälfte der Nummern komponierte Diknu selber; als Anspieltipp z.B. „Abenteuer Erde“, das ungebremst durch den Plafond rauscht. 6 Songs sind gecovert und haben durch Retro-Charakter und frankophile Passagen Charme und Reiz. Einfach schön, „Indifference“ des französischen Bandoneon-Spielers Tony Muréna oder „Rumba Sunset“ des holländischen Sinto Stochelo Rosenberg wieder zu hören. Das älteste Lied ist „Danse Norvegienne“ des Romantikers Edward Grieg (verst. 1907), das schnellste vom berühmtesten und unsterblichen Vater des Sinti-Jazz, Django Rein- hardt, „Appel Indirect“. Mit „Feuerlicht“ dankt Diknu den Ahnen sei- nes Volkes für sein Ingenium. ewei CD-TIPP Diknu Schneeberger Trio, „Feuerlicht“, City Park Records, www.jivemusic.at LIVE-TIPPS 29.06.: Bruck/Leitha, Seidl Keller 04.08.: Linz,Arkadenhof WEB-TIPP www.diknuschneeberger.com Diknu Schneeberger FOTO: MACHNER

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Page 1: Diknu Schneeberger Trio Dankesgru§ an die Ahnen

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Diknu Schneeberger Trio

Dankesgruß an die AhnenEtwa vor 10 Jahren rumorte es in der Wiener Jazzszenegewaltig. Der Bassist Joschi Schneeberger, ein Fixstarterder obersten Jazz-Liga, soll einen Sohn haben, der„göttlich“ Gitarre spielt: Diknu.

Nach 2 Lehrjahren hatte Diknu einen Level erreicht, der jenen sei-ner Lehrer locker übertraf. Beide Herren sind selber Gitarristenmit beachtlichem Können. Sowohl der Wiener Gypsy Striglo Stö-ger, als auch Martin Spitzer gelten in Jazzkreisen als namhafteMusiker. Vielleicht kennen sie den Sketch Karl Valentins, in dem

der Schüler flugs besser als der Lehrmeister auf der Klarinette spielt.So mag es wohl auch Martin Spitzer ergangen sein, als er nach einemJahr feststellte, dass ihm Diknu an Technik, Kreativität und Talentweit voran lag. Spitzer stellte dazumal, laut Diknu, lapidar fest, dasser ihn fortan als seinen Kollegen sah und dankbar sei, mit ihm spielenzu dürfen. 2007 debütierte Diknu mit dem Album „Rubina“ und wur-de zu Recht als 17 jähriges „Bürscherl“ mit dem Hans-Koller-Preisgewürdigt.

10 Jahre JubiläumMit dem Album „Feuerlicht“ bejubelt Diknus Trio den 10jährigen

Band-Bestand und nahm mit Hilfe der CASINOS AUSTRIA music lineein wunderbares Album auf. Neben dem phänomenalen Diknu an derGitarre spielt Papa Joschi den Kontrabass und Martin Spitzer diestramme Rhythmusgitarre. Gerade dieser perfekte und akzentuierteRhythmus lässt dem einstmaligen Wunderkind und nun 28jährigenSuperstar, der auch international verehrt wird, viel Raum, um im Gyp-sy-Sound zu swingen. Mehr als die Hälfte der Nummern komponierteDiknu selber; als Anspieltipp z.B. „Abenteuer Erde“, das ungebremst

Charles Lloyd

„Vanished Gardens“Der große US-amerikanische Saxofonist hat ein weiteresAlbum mit Gitarrenabenteurer Bill Frisell eingespielt. Mitdabei: Singer-Songwriterin Lucinda Williams.

Eigentlich wollte ich Sänger werden – jetzt singe ich auf dem Saxo-fon“, hat Charles Lloyd einmal im Interview erklärt. Kein Wunderalso, dass der große US-amerikanische Tenorsaxofonist und Flö-tist eine große Affinität zu Stimmen hat. Dass er sich nicht nur inseinem Saxofonspiel auf vokale Qualitäten versteht, sondern

auch Gesang mit seinem Spiel geradezu zu umschmeicheln versteht,beweist seine jüngste Einspielung mit Ausnahmegitarrist Bill Frisellund dem gemeinsamen Band-Projekt The Marvels.

So begegnen wir bei der Hälfte der zehn Stücke von „VanishedGardens“ mit Lucinda Williams einer der bedeutendsten Singer-Songwriterinnen der Gegenwart. Während Frisell und der ebenfallszur Marvels-Band gehörige Pedal-Steel-Zauberer Greg Leisz bereitswiederholt mit Williams im Studio zusammengearbeitet haben, pro-bierte Lloyd, seit ihrem Durchbruchs-Album „Car Wheels on a Gravel

Road“ ein erklärter Williams-Fan, die gemeinsam Chemie zuerst aufder Bühne aus. Dass die stimmt, belegte unter anderem eine auf You-Tube veröffentlichte gemeinsame Version von Bob Dylans „Masters ofWar“.

Für „Vanished Gardens“ näherte sich Williams älteren Songs wie„Dust“, „Ventura“ oder „Unsuffer Me“ neu an, steuerte aber auch einjüngeres Stück, „We’ve Come Too Far to Turn Around“, bei. Lloyd, Fri-sell, Leisz und die bewährten Lloyd-Begleiter Reuben Rogers am Bassund Eric Harland an den Drums schmiegen sich geradezu betörend anWilliams‘ wettergegerbte Stimme, setzen ihr Glanzlichter auf odersorgen für ein schimmerndes Fundament.

Aber auch die fünf Instrumentals, darunter Thelonious Monks„Monk’s Mood“, fallen gegenüber dem fulminanten Gastspiel der Sin-ger-Songwriterin nicht ab. Wie man gut abgehangenen Blues-Sche-mata neues Leben einimpfen kann, führen Lloyd und seine Marvelsmit „Blues for Langston and LaRue“ vor. Lloyds Sensibilität für Ame-ricana-Klänge war schon vor zwei Jahren ein wesentlicher Faktor fürdas Gelingen des Marvels-Debüts „I Long to See You“.

Dass der Saxofonist mit Musikern anderer Genres, speziell auchGitarristen, gut kann, stellte er indessen schon in den Sixties unterBeweis, als Robbie Robertson, der Gitarrist von The Band, 1965 auf„Of Course, Of Course“ gastierte. Mit „Vanished Gardens“ setzt dernach wie vor abenteuerfreudige Musiker, der im März seinen 80.Geburtstag feierte, unbeirrt seinen Weg über alle Genregrenzen hin-weg fort – mit einem Album, das als famoses Gipfeltreffen ähnlichermusikalischer Temperamente vom ersten bis zum letzten Ton über-zeugt. glicka

C D - T I P P! Charles Lloyd & The Marvels feat. Lucinda Williams, „Vanished

Gardens”, Blue Note, Vertrieb: Universal

durch den Plafond rauscht. 6 Songs sind gecovert und haben durchRetro-Charakter und frankophile Passagen Charme und Reiz. Einfachschön, „Indifference“ des französischen Bandoneon-Spielers TonyMuréna oder „Rumba Sunset“ des holländischen Sinto StocheloRosenberg wieder zu hören. Das älteste Lied ist „Danse Norvegienne“des Romantikers Edward Grieg (verst. 1907), das schnellste vomberühmtesten und unsterblichen Vater des Sinti-Jazz, Django Rein-hardt, „Appel Indirect“. Mit „Feuerlicht“ dankt Diknu den Ahnen sei-nes Volkes für sein Ingenium. ewei

C D - T I P P! Diknu Schneeberger Trio, „Feuerlicht“, City Park Records, www.jivemusic.atL I V E - T I P P S! 29.06.: Bruck/Leitha, Seidl Keller! 04.08.: Linz,Arkadenhof W E B - T I P P! www.diknuschneeberger.com

CharlesLloyd &

The Marvels,Lucinda

Williams

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Concerto 3_Red_DG.qxp_Concerto 27.05.18 17:56 Seite 41