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Dispositiv und Ökonomie Rainer Diaz-Bone Ronald Hartz Hrsg. Diskurs- und dispositivanalytische Perspektiven auf Märkte und Organisationen Interdisziplinäre Diskursforschung

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Dispositiv und Ökonomie

Rainer Diaz-BoneRonald Hartz Hrsg.

Diskurs- und dispositivanalytische Perspektiven auf Märkte und Organisationen

Interdisziplinäre Diskursforschung

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Herausgegeben vonReiner Keller Achim Landwehr Wolf-Andreas Liebert Martin Nonhoff

Interdisziplinäre Diskursforschung

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Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich im deutschsprachigen Raum in den Ge- schichts-, Sprach- und Politikwissenschaften, in der Soziologie und in angrenzen-den Disziplinen eine lebendige und vielfach vernetzte Szene der diskurstheoretisch begründeten empirischen Diskurs- und Dispositivforschung entwickelt. Die Reihe trägt dieser neuen interdisziplinären Aufmerksamkeit Rechnung. Sie bietet ein dis-ziplinenübergreifendes Forum für die Entwicklung der Diskurstheorien sowie der empirischen Diskurs- und Dispositivforschung und stärkt dadurch deren Institu-tionalisierung. Veröffentlicht werden

• thematisch zusammenhängende inter- und transdisziplinäre Bände, die sich mit ausgewählten Theorien, Methodologien und Themen der Diskurstheorie sowie der empirischen Diskurs- und Dispositivforschung beschäftigen;

• disziplinspezifische Monographien und Diskussionsbeiträge, die theoretische, methodologische und methodische Reflexionen sowie Forschungsergebnisse aus einzelnen Disziplinen bündeln; und

• herausragende Theorie- und Forschungsmonographien. Aufnahmen in die Reihe erfolgen nach einem wissenschaftlichen Begutachtungsverfahren (Peer Review) durch die Herausgeber und weitere Expertinnen bzw. Experten.

Herausgegeben vonReiner KellerUniversität AugsburgAugsburg, Deutschland

Achim LandwehrUniversität DüsseldorfDüsseldorf, Deutschland

Wolf-Andreas LiebertUniversität Koblenz-LandauCampus KoblenzKoblenz, Deutschland

Martin NonhoffUniversität BremenBremen, Deutschland

Weitere Bände in dieser Reihe http://www.springer.com/series/12292

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Rainer Diaz-Bone · Ronald Hartz (Hrsg.)

Dispositiv und ÖkonomieDiskurs- und dispositivanalytische Perspektiven auf Märkte und Organisationen

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HerausgeberRainer Diaz-BoneLuzern, Schweiz

Ronald HartzChemnitz, Deutschland

Interdisziplinäre Diskursforschung ISBN 978-3-658-15841-5 ISBN 978-3-658-15842-2 (eBook)DOI 10.1007/978-3-658-15842-2

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa-tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral.

Lektorat: Katrin Emmerich

Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier

Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany

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V

Vorwort

Seit einigen Jahren intensiviert sich die Forschung zur Ausstattung „der Ökono-mie“ mit Objekten, Materialitäten und anderen Dispositiven. Bislang erfolgt dies noch in den verschiedenen Teildisziplinen der Sozialwissenschaften, ohne dass eine entsprechende Intensivierung des wechselseitigen Austausches entstanden ist. Der vorliegende Band präsentiert einen aktuellen Überblick über die Vielzahl neuerer sozialwissenschaftlicher Forschungen zur Bedeutung, Funktion und Theo-rie von Dispositiven in und für die Ökonomie. Dabei wird „Ökonomie“ notwendig transdisziplinär gefasst, gerade um die bisherige weitgehende Ausblendung der Dispositive durch neuartige theoretische aber auch vielfältige methodologische Zugänge zu überwinden.

Dieser Band setzt die transdisziplinären Perspektiven fort, die mit dem Band „Diskurs und Ökonomie“ (Diaz-Bone/Krell, 2. Aufl . Springer VS 2015) eröffnet wurden. Jener Band führte Studien aus Bereichen wie Sozioökonomie, Wirtschafts-wissenschaften, Organisationsforschung, Wirtschaftssoziologie – hierin auch Marktsoziologie und Finanzsoziologie –, Wirtschaftsgeographie, Wirtschaftseth-nographie zusammen, welche diskursanalytische Ansätze aufgegriffen und ange-wendet haben. Auch in dem vorliegenden Band spielen diskursanalytische Per-spektiven als eine Grundlage für Dispositivanalysen eine zentrale Rolle. Erneut wird eine internationale Auswahl an Beiträgen präsentiert, die eindrucksvoll be-legt, wie breit mittlerweile die Anwendungsperspektiven für eine Anwendung von Dispositivkonzepten in der Analyse der Ökonomie sind. Die Einleitung versucht in diesen Bereich der Dispositivforschung sowie die verschiedenen Dispositivkon-zepte und ihre Anwendungen in der Ökonomie einzuführen.

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VI Vorwort

Monika Sy (Universität Luzern) hat die aufwändige und fachkundige Über-setzung des klassischen Beitrags von Marie-France Garcia-Parpet „Die sozia-le Konstruktion eines perfekten Marktes. Der Auktionsmarkt für Erdbeeren in Fontaines-en-Sologne“ (mit einer aktuellen Erweiterung) aus dem Französischen durchgeführt. Andreas Beierwaltes und Katrin Emmerich von Springer VS haben das Buchprojekt von Beginn an unterstützt. Frau Emmerich hat das Lektorat von Verlagsseite ausgeführt. Den Herausgebern der Reihe „Interdisziplinäre Diskurs-forschung“ danken wir für die Aufnahme in diese.

Luzern und Dresden im Frühjahr 2017Rainer Diaz-Bone und Ronald Hartz

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Inhaltsüberblick

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1Dispositivanalyse und ÖkonomieRainer Diaz-Bone und Ronald Hartz

Die soziale Konstruktion eines perfekten Marktes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Der Auktionsmarkt für Erdbeeren in Fontaines-en-SologneMarie-France Garcia-Parpet

Dispositive der Ökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83Konventionentheoretische Perspektiven auf Institutionen und Instrumentierungen der ökonomischen KoordinationRainer Diaz-Bone

Intermediäre, Konventionen und die Diskurse des Arbeitsmarktes . . . . . 113Christian Bessy

Die Macht des Dispositivs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133Eine Refl exion des Verhältnisses von Diskurs und Organisation am Beispiel des KompetenzdispositivsInga Truschkat

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VIII Inhaltsüberblick

Die kognitive Soziologie toxischer Vermögenswerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157Taylor Spears und Donald MacKenzie

Die Bewertung der Investition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179Ein theorie-empirischer Blick auf das KreditgeschäftHerbert Kalthoff

Über die Kunst, sich anders zu organisieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203Organisation als „Gegen-Dispositiv“ am Fallbeispiel einer GenossenschaftsbankRonald Hartz

Die ökonomische Kritik des Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233Der Fall der Chicagoer „Kartell-Revolution“William Davies

Die Gouvernementalität des Unternehmens im Wandel . . . . . . . . . . . . . . 259Wie Managementberatung zur prominenten diskursiven Praxis wurdeChristian Schmidt-Wellenburg

Das Dispositiv der Exzellenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283Zur Gouvernementalität ökonomischer Arrangements an Hochschulen Ulrich Bröckling und Tobias Peter

Die wissensbasierte Wirtschaft und die Entrepreneurialisierung der Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305Wie schwedische Schulen Schüler zu Unternehmern formenTomas Marttila

Das Wettbewerbsdispositiv im fl exibilisierten Kapitalismus . . . . . . . . . . . 327Eine vergleichende Analyse Dietmar J. Wetzel

Märkte in Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349Zur Ökonomisierung des Globalen SüdensChristian Berndt und Marc Boeckler

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IXInhaltsüberblick

Ökonomie, das Bewegungsproblem und der Wandel von Mobilitätsdispositiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371Eine Integration von regulations- und dispositiv theoretischen AnnahmenKatharina Manderscheid

Verzeichnis der Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393

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XI

Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1Dispositivanalyse und ÖkonomieRainer Diaz-Bone und Ronald Hartz1 Foucault – ein moderner Klassiker

(nicht nur) der Dispositivanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Dispositive und Ökonomie: Dispositivanalytische Positionen –

ein systematischer Umriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32.1 Dispositivkonzept und epistemologischer Bruch . . . . . . . . . . . . . . . . 52.2 Kontextualisierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.3 Methodologische Eigenheiten von Dispositivanalysen . . . . . . . . . . . 8

3 Die Vielfalt der Dispositivkonzepte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Anwendungsperspektiven einer Dispositivanalyse in der Ökonomie . . . . 205 Schlussbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

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XII Inhaltsverzeichnis

Die soziale Konstruktion eines perfekten Marktes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Der Auktionsmarkt für Erdbeeren in Fontaines-en-SologneMarie-France Garcia-Parpet1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392 Der tägliche Betrieb auf dem Markt in Fontaines-en-Sologne . . . . . . . . . 413 Ein perfekter Markt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 464 Die Kommerzialisierungsnetzwerke vor 1979. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 495 Die sozialen Eigenschaften der Förderer des Auktionsmarktes . . . . . . . . 546 Die Arbeit an der Konstruktion des Auktionsmarktes . . . . . . . . . . . . . . . 587 „Unsichtbare Hand“ oder „kontinuierliche Konstruktion“? . . . . . . . . . . . 628 Die sozialen und wirtschaftlichen Effekte des Auktionsmarktes . . . . . . . 649 Die Evolution des neuen Marktes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6710 Ein maßgeschneiderter Markt für maßgeschneiderte Landwirte . . . . . . . 6911 Die Qualität im Herzen des wirtschaftlichen Wettbewerbs:

der Wein, ein exemplarischer Fall (2017) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7211.1 Eine sozial konstruierte Knappheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7411.2 Akteure mit Einschränkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7611.2 Klassifi zierungskämpfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7711.3 Dispositive des Marktes und die Soziologie der Akteure . . . . . . . . 7811.4 Die Geschichtlichkeit der Produktökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

Dispositive der Ökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83Konventionentheoretische Perspektiven auf Institutionen und Instrumentierungen der ökonomischen KoordinationRainer Diaz-Bone1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 832 Grundpositionen der EC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 843 Das Dispositivkonzept in der EC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

3.1 Institutionen und Instrumente als Dispositive . . . . . . . . . . . . . . . . . . 883.2 Dispositive der Valorisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 903.3 Macht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 913.4 Klassifi kationen und Quantifi zierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

4 Recht, Geld und Diskurse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 934.1 Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 944.2 Geld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 954.3 Diskurse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

5 Märkte und Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

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XIIIInhaltsverzeichnis

Intermediäre, Konventionen und die Diskurse des Arbeitsmarktes . . . . . 113Christian Bessy1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1132 Die Valorisierung der Beschäftigung durch die Stellenanzeigen:

die Diskurse des Marktes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1162.1 Die institutionellen Kontexte für den Austausch der Arbeit . . . . . . . 1172.2 Die Kodierung der Stellenanzeigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1192.3 Ein vergleichender Ansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122

3 Für einen erneuerten empirischen Ansatz der Analyse des Arbeitsmarktes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1233.1 Die Transformation des Arbeitsmarktes für junge Rechtsanwälte. . . 1243.2 Die Vertraglichung der Arbeitsbeziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126

4 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131

Die Macht des Dispositivs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133Eine Refl exion des Verhältnisses von Diskurs und Organisation am Beispiel des KompetenzdispositivsInga Truschkat1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1332 Organisationale Praktiken als wirkungsvolle Effekte diskursiven

Wissens? – Theoretische Überlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1352.1 Regulative, konstitutive und sanktionierende Macht . . . . . . . . . . . . . 1352.2 Wirkungsvolle diskursive Effekte in organisationalen Praktiken . . . 137

3 Einblicke in eine empirische Spurensuche – das Kompetenzdispositiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1413.1 Regulative und konstitutive Elemente der Macht –

die Rationalitäten des Diskurses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1413.2 Sanktionierende Macht – die Rationalitäten der organisationalen

Praktiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1453.3 Die Spurensuche nach den Übersetzungen:

Die „legitimen“ Modelle des Deutens und Handelns . . . . . . . . . . . . 1494 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153

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XIV Inhaltsverzeichnis

Die kognitive Soziologie toxischer Vermögenswerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157Taylor Spears und Donald MacKenzie1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1572 Die Bewertung von Mortgage-Backed Securities (MBSs) . . . . . . . . . . . . 1613 Die Bewertung von CDOs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1684 Die Bewertung von ABS CDOs und die dadurch geschaffenen

Arbitrage-Möglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1715 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177

Die Bewertung der Investition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179Ein theorie-empirischer Blick auf das KreditgeschäftHerbert Kalthoff1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1792 Die Darstellung der Ökonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1843 Ökonomische Deutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1884 Verfahren und Praxis der ökonomischen Beurteilung . . . . . . . . . . . . . . . 190

4.1 Kreditprüfung erster Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1934.2 Die Kreditprüfung zweiter Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195

5 Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200

Über die Kunst, sich anders zu organisieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203Organisation als „Gegen-Dispositiv“ am Fallbeispiel einer GenossenschaftsbankRonald Hartz1 Dispositivanalyse und kritische Organisations forschung . . . . . . . . . . . . . 2032 Genossenschaftsidee und die Genossenschaft

als „unmögliches Objekt“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2083 Organisationen als „Gegen-Dispositiv“? – der Fall der GeNo-Bank . . . . 212

3.1 Zwischen Alternative und Marktlogik – Zur Kontextualisierung der GeNo-Bank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213

3.2 Transparenz und Demokratie – zur Spezifi tät des Wissen-Macht Nexus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218

3.3 Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2234 Die „Kunst, sich anders zu organisieren“, oder:

Ist die GeNo-Bank ein „Gegen-Dispositiv“? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228

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XVInhaltsverzeichnis

Die ökonomische Kritik des Rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233Der Fall der Chicagoer „Kartell-Revolution“William Davies1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2332 Die Entstehung von Law and Economics . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235

2.1 Von Rechtmäßigkeit zur Effizienz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2432.2 Die Chicago-Revolution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249

3 Fazit: Neoliberalismus als „gesunder Menschenverstand“ . . . . . . . . . . . . 253Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256

Die Gouvernementalität des Unternehmens im Wandel . . . . . . . . . . . . . . 259Wie Managementberatung zur prominenten diskursiven Praxis wurdeChristian Schmidt-Wellenburg1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2592 Das Feld des Managements . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2603 Der Wandel der Gouvernementalität als diskursive Praxis . . . . . . . . . . . . 2634 Wissenschaftliche Methoden und Beratungserfahrung als Basis

symbolischer Macht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2655 Beratungsforschung und Executive Education als Basis

symbolischer Macht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2716 Managementberatung als gouvernementale

Technik, Konsekrationsinstanz und Dispositiv des Organisierens . . . . . . 276Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279

Das Dispositiv der Exzellenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283Zur Gouvernementalität ökonomischer Arrangements an Hochschulen Ulrich Bröckling und Tobias Peter1 Das Versprechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2832 Dispositive der Gouvernementalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2853 Rationalitäten: Die Ökonomie der Exzellenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2904 Technologien: Entdeckungsverfahren der Exzellenz . . . . . . . . . . . . . . . . 2925 Subjektbilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2966 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301

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XVI Inhaltsverzeichnis

Die wissensbasierte Wirtschaft und die Entrepreneurialisierung der Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305Wie schwedische Schulen Schüler zu Unternehmern formenTomas Marttila1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3052 Die diskursive Konstruktion des Unternehmers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3073 Postmarxistische Diskurstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309

3.1 Diskurse und Diskursregime . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3093.2 Diskursive Hegemonialisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312

4 Von Schülern zu Unternehmern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3144.1 Der Diskurs von einer wissensbasierten Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . 3144.2 Institutionen und Regierungspraktiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3184.3 Die Sublimität des Unternehmers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320

5 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 322Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323

Das Wettbewerbsdispositiv im fl exibilisierten Kapitalismus . . . . . . . . . . . 327Eine vergleichende Analyse Dietmar J. Wetzel1 Einleitung – Zur „Verwettbewerblichung“ der Gegenwartsgesellschaft . . 3272 Methodische Herangehensweise: Dispositive und Diskurse . . . . . . . . . . 3283 Drei Dimensionen zur Analyse von Wettbewerbs kulturen . . . . . . . . . . . . 331

3.1 Modi der Subjektivierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3313.2 Modi der Leistung, des Erfolgs und der Anerkennung . . . . . . . . . . . 3323.3 Modi der (De-)Stabilisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333

4 Wettbewerbskulturen in vier Feldern der Gegenwartsgesellschaft . . . . . . 3344.1 Bildung/Universitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3354.2 Ökonomie/Finanzmärkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337

5 Fazit und Ausblick: vom Nutzen einer dispositiv analytischen Betrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345

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XVIIInhaltsverzeichnis

Märkte in Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349Zur Ökonomisierung des Globalen SüdensChristian Berndt und Marc Boeckler1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3492 Märkte in Entwicklung, Ökonomik und Laboratisierung . . . . . . . . . . . . . 3513 Agencement, Dispositiv und Märkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3544 Markets for the poor: Entwicklung durch die Inte gration

afrikanischer Kleinbauern in globale Märkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3574.1 Kalkulierende Subjekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3594.2 Kalkulative Apparaturen und verteilte Handlungs fähigkeit . . . . . . . 363

5 Geographies of marketization: Frames und Patterns marktbasierter Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368

Ökonomie, das Bewegungsproblem und der Wandel von Mobilitätsdispositiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371Eine Integration von regulations- und dispositiv theoretischen AnnahmenKatharina Manderscheid1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3712 Mobilität als Dispositiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3733 Das Bewegungsproblem der Moderne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3764 Regulationstheorie, Raum und Bewegung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3795 Regulation und Dispositive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3836 Automobile und vernetzte Mobilität – Wandlungsprozesse . . . . . . . . . . . 385Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388

Verzeichnis der Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393

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1

Einleitung

Dispositivanalyse und Ökonomie

Rainer Diaz-Bone und Ronald Hartz

„Eben das ist das Dispositiv: Strategien von Kräftever-hältnissen, die Typen von Wissen stützen und von diesen gestützt werden.“ (Foucault 2005a, S. 395)

1 Foucault – ein moderner Klassiker (nicht nur) der Dispositivanalyse

Michel Foucault zählt zu den einfl ussreichsten Theoretikern in den Sozial-, Kul-tur- und Geisteswissenschaften und gilt heute als ein moderner Klassiker der So-ziologie.1 Längst kann er als „Diskursivitätsbegründer“ (Foucault 2005b, S. 1021;

1 Siehe hierzu auch Angermüller (2004), Power (2011) und Seyfert (2016). Der Status Foucaults als Klassiker in den Sozialwissenschaften und in der Soziologie zeigt sich auch in der Aufnahme in Handbücher und Überblicksdarstellungen (vgl. etwa Rosa et al. 2013; Endreß 2013 oder Lamla et. al. Hrsg. 2014). Dieser Klassikerstatus verliert jedoch im Rückblick seine Selbstverständlichkeit. Wie Seyfert (2016) eindrücklich beschreibt, war die deutschsprachige Rezeption Foucaults auch durch die Errichtung von langlebigen Rezeptionssperren geprägt, welche am prominentesten von Vertretern der kritischen Theorie (Jürgen Habermas, Axel Honneth) errichtet wurden. So konnte vor einigen Jahren noch Axel Honneth konstatieren, dass Foucault wohl das Schicksal Walter Benjamins teile, insofern die „Voraussetzung einer auch nur halbwegs homoge-nen Interpretationsgemeinschaft“ fehle und somit „Foucault daher auf absehbare Zeit wohl kaum zu einem Klassiker im traditionellen Sinn“ werden könne (Honneth 2003, S. 15). Foucault zählte für Honneth damals zu den „dunkleren Autoren“, eine „Quelle ständiger Verunsicherung“ (2003, S. 15). Gleichwohl muss Honneth am Ende seiner „Zwischenbilanz einer Rezeption“ feststellen: „Sein Werk hat, weniger im Wortlaut als im Geist der einzelnen Schriften, ein Umdenken innerhalb der Humanwissenschaf-ten angestoßen, das sich auf weite Teile unserer herkömmlichen Vorstellungen des So-zialen bezieht“ (2003, S. 26). Weder der Macht-, noch der Wissens- und Subjektbegriff seien nach der Intervention Foucaults dieselben geblieben. Was sich durch Foucault in

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017R. Diaz-Bone und R. Hartz (Hrsg.), Dispositiv und Ökonomie,Interdisziplinäre Diskursforschung, DOI 10.1007/978-3-658-15842-2_1

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2 Rainer Diaz-Bone und Ronald Hartz

vgl. auch Kammler et al. 2008) verstanden werden, als jemand, welcher nicht nur Autor eines bestimmten Werkes ist, sondern selbst „unbegrenzte Diskursmög-lichkeiten“ (Foucault 2005b, S. 1021) geschaffen hat. Der andere Blick auf ver-meintlich Bekanntes (Wahnsinn, Sexualität, Disziplin, Ökonomie, Organisation, Macht), die Innovativität der begriffl ichen und methodischen Werkzeuge (Epis-teme, Diskurs- und Diskursanalyse, Dispositiv) und der immer auch ethisch-poli-tische Anspruch einer „permanenten Kritik unseres geschichtlichen Seins“ (Fou-cault 2005c, S. 699), irritiert und regt zugleich an und zeichnet einen Klassiker im Sinne eines „Diskursivitätsbegründers“ aus. In dieser Hinsicht steht Foucault inzwischen neben Karl Marx, Sigmund Freud, Emile Durkheim, Georg Simmel sowie auch Max Weber in Europa oder William James und John Dewey in den USA. Im Unterschied zu den Genannten hat Michel Foucault die Sozialwissen-schaften erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt und hier viele der sozialwissenschaftlichen Evidenzen und Grundkonzepte in Frage gestellt und eine neuartige diskurstheoretische und sozialhistorische Deutung der sozialen Prakti-ken und Institutionen initiiert. Was die Bedeutung und Wirkung, aber auch was die Breite der Arbeiten von Foucault angeht, so kann man ihm heute die Position in den Sozialwissenschaften zusprechen, die vor hundert Jahren Max Weber innehat-te. Denn wie Weber hat Foucault Beiträge zur Geschichte, zur Staatswissenschaft, zum Recht, zur Ökonomie, zur Soziologie geleistet und hier eben zu Grundkon-zepten wie „Macht“, „Institution“, „Rationalität“ oder „Kultur“ gearbeitet. Wenn man sagen kann, dass bereits Weber und nicht erst Foucault die Agenda für eine umfassende Sozialwissenschaft wesentlich gesetzt hat, so kann man ebenso for-mulieren, dass die Arbeiten Foucaults und nicht mehr diejenigen von Weber den modernen Stand der Sozialwissenschaften repräsentieren. Wenn man Weber als einen Klassiker bezeichnet, so kann man heute Foucault als einen „modernen Klassiker“ auffassen.2

Der im deutschsprachigen Kontext in den 1990er Jahren einsetzende Rezep-tionsschub in den Sozialwissenschaften, später weiter vorangetrieben durch die systematische Veröffentlichung der kleineren Schriften und Interviews sowie der

den Humanwissenschaften geändert habe, „ist die Vorstellung von der Tiefengram-matik, nach der sich unser aller Leben in der Gesellschaft vollzieht“ (Honneth 2003, S. 26). Das Unbehagen gegenüber Foucault aber bleibt auch hier deutlich und wird mit dem Entzug des „Klassikerstatus“ neu artikuliert, obwohl beispielsweise Autoren wie Georg Simmel oder Theodor W. Adorno kaum als „helle Autoren“ gelten dürften und natürlich auch „Quellen der Verunsicherung“ sind.

2 In den Sozialwissenschaften haben als „moderne“ Klassiker nach den bereits Genann-ten sonst wohl nur noch Pierre Bourdieu und vielleicht auch Norbert Elias eine ver-gleichbare weltweite Beachtung gefunden wie Michel Foucault.

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3Einleitung

Vorlesungen am Collège de France, geht hierbei weg von einer eher philosophisch bestimmten Diskussion hin zu dem konkreten Aufgreifen von Themen und Kon-zepten des Foucaultschen Werkes in den einzelnen Disziplinen und wissenschaft-lichen Feldern (Parr 2008).3

Dabei hat die Rezeption in den ersten Jahrzehnten vor allem die diskurs- und machttheoretischen Beiträge der Foucaultschen Arbeiten ins Zentrum der Diskus-sion gestellt. Zu den Foucaultschen Konzepten, welche nun in den letzten Jahren eine produktive Rezeption und Wirkung entfaltet haben, zählt zweifelsohne je-nes des Dispositivs.4 So sprechen Andrea Bührmann und Werner Schneider, wenn auch mit einem Fragezeichen versehen, von einem „dispositive turn“ (Bührmann/Schneider 2013). Die Auseinandersetzung mit dem Dispositivkonzept, analog zu jenes des Diskurses, zeigt deutlich dessen Fähigkeit an, disziplinäre Grenzen zu unterlaufen und vielfältige Anschlüsse zu generieren. Mit der basalen Idee der Verfl echtung heterogener Elemente des Sozialen, dem Interesse an der Verschrän-kung von Wissen, Macht und Subjektivität, dem Disziplinen übergreifend erneu-erten Blick auf Materialität, Körper, Technologien, Instrumente und Artefakte ge-neriert der Dispositivbegriff diese Offenheit und oszilliert dabei zwischen einem eher metaphorischen Einsatz und der Einladung zu methodischer und analytischer Präzisierung sowie empirischer Konkretisierung. Damit offeriert das Dispositiv-konzept auch Angebote sowohl für die Ökonomie als auch für die Organisations-forschung, einmal mehr die „herkömmlichen Vorstellungen des Sozialen“ einer kritischen Refl exion zu unterziehen. Die Beiträge dieses Bandes laden dazu ein.

2 Dispositive und Ökonomie: Dispositivanalytische Positionen – ein systematischer Umriss

Die Ökonomie ist instrumentiert: ohne eine materielle und immaterielle Ausstat-tung mit Technologien, Objekten, Materialien, welche für die Herstellung und den Tausch, für die Messung und die Wertermittlung, für die Organisation und die Kontrolle, für die Repräsentation und die ökonomische Wissenskonstruktion, wel-che also insgesamt für Produktion, Distribution und Konsumption fungieren, ist keine Ökonomie möglich. Allgemeine Themenbereiche der Wirtschafts- und Or-

3 Siehe zur Rezeptionsgeschichte Seyfert (2016) sowie zur Rezeption in den Einzel-disziplinen u.a. Kammler und Parr (Hrsg.) (2007) und die Beiträge in Kammler et al. (Hrsg.) (2008).

4 Vgl. u.a. Bührmann und Schneider (2008, 2016), Caborn Wengler et al. (Hrsg.) (2013), Dreesen et al. (Hrsg.) (2012).

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4 Rainer Diaz-Bone und Ronald Hartz

ganisationsforschung wie Innovation, Investition, Qualifi kation sowie auch aktu-elle spezifi sche Themenbereiche wie Globalisierung, Internetökonomie, „Industrie 4.0“, „Arbeiten 4.0“, „Digitalisierung“, das „Internet der Dinge“ und „Big Data“ sind nicht nur auf je zugehörige Konstellationen von Instrumentierungen bezogen, sie werden auch durch diese Instrumentierungen initiiert und in ihrer Dynamik geprägt.5 Und die verschiedenen Bereiche der Ökonomie, wie Industrie, Dienst-leistung oder gerade auch die Finanzbranche sind ebenso durch ihre je anderen Instrumentierungen strukturiert und ermöglicht. Zugleich gibt es Technologien, Objekte und Materialien, die für die Ökonomie insgesamt fundierende sind, wie etwa das Geld und die Techniken der Quantifi zierung von ökonomischen Werten in Geldeinheiten. Und man kann sich fragen, ob nicht auch die Institutionen der Ökonomie wie das Recht oder die Unternehmen als Teil ihrer Instrumentierung aufgefasst werden können, die die Ökonomie möglich machen.6 Die weit gefass-te Perspektive nach dem Bestand, den Wirkungsweisen der Instrumentierung(en) in der Ökonomie kann ergänzt werden um die Perspektive, welche danach fragt, wie die Wirtschaft mit Hilfe von Instrumenten auf andere soziale Bereiche zu-greift sowie in diese hineinwirkt und umgekehrt, wie das weit verstandene Soziale mit der Wirtschaft durch Instrumentierungen vernetzt ist. So wird die Wirtschaft nicht als abgetrennte soziale Sphäre verstanden, sondern als integraler Bestandteil des Sozialen. Ein Konzept, das in den letzten Jahren in den deutschsprachigen Sozialwissenschaften prominenter geworden ist und welches geeignet erscheint, diese Instrumentierung sozialwissenschaftlich zu fassen, ist eben dasjenige des „Dispositivs“. Insbesondere in den neuen französischen Sozialwissenschaften wird dieser Begriff häufi g verwendet und ist ein Grundbegriff vieler Analysen und Theorien (was nun auch in den deutschen Sozialwissenschaften eingetreten ist).7 Der Begriff kommt in Frankreich aber auch in den Alltagsdiskursen vor. Ein Dis-

5 Siehe zur „Industrie 4.0“ und zum „Internet der Dinge“ die Beiträge in Sprenger und Engemann (Hrsg.) (2015); zu „Big Data“ siehe den Band von Mayer-Schöneberger und Cukier (2013) sowie Reichert (Hrsg.) (2014) und Süssenguth (Hrsg.) (2015), zur Digitalisierung in der Arbeitswelt Hirsch-Kreinsen/ten Hompel (2016).

6 Ohne rechtliche Absicherung von Eigentum (darunter beispielsweise das Eigentum an Patenten) oder von Verträgen wäre keine moderne Ökonomie denkbar.

7 Siehe für Frankreich beispielsweise die Beiträge in Boussard und Maugeri (Hrsg.)(2003), dann die Artikel von Dumez und Jeunemaître (2010), Favereau (2012), Thé-venot (2004, 2015), Dodier und Barbot (2016) sowie die Bücher von Corcuff (2011), Karpik (2011) sowie Favereau (2014). In dem französischen Ansatz der Economie des conventions findet sich das Konzept der „kollektiven kognitiven Dispositive“ (Diaz-Bone 2015a). Für die deutsche Soziologie siehe das Konzept des „Dispositivs der Vor-beugung“ bei Bröckling (2012), das Konzept der „Dispositive des Wettbewerbs“ bei Wetzel (2013; siehe auch Wetzel in diesem Band) sowie das Konzept des „Kreativi-

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5Einleitung

positiv ist ein Sachverhalt, der für spezifi sche Zwecke eingesetzt werden kann, der zur Verfügung steht. Ein Dispositiv ist hier allgemein ein Instrument, ein Werk-zeug oder ein Apparat.8

Es sind insbesondere die Arbeiten von Michel Foucault, die zur bedeuten-den Stellung des Dispositivbegriffs in den Sozialwissenschaften beigetragen ha-ben (Foucault 1976, 1977, 1978).9 Foucaults Machtanalyse hat Dispositiven eine zentrale Rolle für die strategische Formierung, Ausübung und Steigerung von Machtbeziehungen zuerkannt.10 Dispositive werden hier gedacht als durch Macht-beziehungen konstituiert und in diese eingebettet. Damit sind Dispositive solche Instrumentierungen, deren Analyse einen epistemologischen Bruch und eine Kon-textualisierung erfordert und Dispositivanalysen haben notwendig ihre eigenen Spezifi ka.

2.1 Dispositivkonzept und epistemologischer Bruch

Zunächst erfolgt der Bruch. Verwendet man den Begriff der Instrumentierung, so ist vermeintlich schnell evident, was Gegenstand der Dispositivanalysen sein könnte. Allerdings legen der Begriff Instrumentierung sowie der Begriff Instru-ment nahe, dass diese in vielerlei Hinsicht neutral und einfach gegeben seien. Wie die französische Epistemologie – in deren Tradition Foucault steht – aufgezeigt hat, sind (wissenschaftliche) Instrumente nicht epistemologisch neutral (Bachelard 1978, 1988; Tiles 1986; Diaz-Bone 2008). Sie sind vielmehr Materialisierungen der Vortheorie und werden durch ein Kollektiv genutzt, das seine Handhabung

tätsdispositivs“ bei Reckwitz (2016). Für die französischen Sozialwissenschaften siehe auch die Beiträge von Christian Bessy sowie von Rainer Diaz-Bone in diesem Band.

8 Tatsächlich ist die Bedeutung im Französischen noch reichhaltiger, da das französi-sche Wort „dispositif“ auch die „Maßnahme“, das „System“ oder die „Mittel“ bezeich-nen kann. Alle diese weiteren Bezeichnungen haben gemeinsam, dass sie auch auf eine der Formierung und Anwendung unterliegende Absicht, Intentionalität, Planung oder Strategie verweisen.

9 Und die Tatsache, dass im Deutschen oder im Englischen das Wort „Dispositiv“ im Grunde ungebräuchlich ist, hat in den deutschsprachigen und englischsprachigen So-zialwissenschaften dazu beigetragen, dass das Konzept „Dispositiv“ vorrangig als Be-standteil französischer Theorien und Theorietraditionen wahrgenommen wurde mit der Folge, dass nun das Konzept „Dispositiv“ nicht als Alltagswort, sondern gleich als mit je spezifischer und theorieabhängiger Bedeutung anerkannt worden ist.

10 Siehe auch die Versuche einer Systematisierung einer Dispositivanalyse im Anschluss an Foucault durch Jäger (2001a, 2001b, 2015), durch Jäger und Jäger (2007) sowie durch Bührmann und Schneider (2007, 2008).

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6 Rainer Diaz-Bone und Ronald Hartz

sowie die Interpretation seiner Effekte durch implizites Wissen ergänzt und so vervollständigt. In dieser Tradition sind Instrumente damit Werkzeuge der Gene-rierung von Phänomenen, nicht einfach ihrer vermeintlich objektiven Erfassung oder Beschreibung. Die Epistemologie bricht damit mit dem Alltagsdenken, das unterstellt, es gäbe eine wissenschaftliche Relevanz und einen wissenschaftlichen Gegenstand vor dem systematischen Einsatz von Instrumenten und wissenschaftli-cher Theorie. Damit liegt auch ein Bruch mit einer positivistischen Wissenschafts-auffassung vor, die mit dem Begriff der Instrumentierung noch verbunden werden kann, mit der durch die Verwendung des Foucaultschen Dispositivbegriffs aber konzeptuell gebrochen wird. Denn Dispositive sind formierende, beeinfl ussende, gestaltende und so konstruierende Formationen, die daher ihre Wirkmächtigkeit in der materiellen und immateriellen Mitkonstruktion der Sachverhalte haben, auf die sie „zugreifen“.11

11 Die neuen französischen Sozialwissenschaften etablieren sich nach den epochalen Theorien von Foucault und Bourdieu (Dosse 1999; Corcuff 2011) und sie setzen sich von deren wissenschaftstheoretischer Position ab, die die französische Epistemolo-gie von Bachelard repräsentiert. Insbesondere Latour (1998) hat sich klar gegen die „Bereinigung“ der Erkenntnispraktiken gewendet, wie sie durch Bachelard und des-sen Konzept des (epistemologischen) Bruchs formuliert worden ist (Bachelard 1978, 1988). Mary Tiles (2011) hat allerdings eine hilfreiche Argumentation zur erneuten Positionierung der Bachelardschen Epistemologie gegenüber der Latourschen Kri-tik vorgelegt. Mit Bezug auf Bourdieu (2004) argumentiert sie, dass die Symmetrie-Position von Latour (1998), die keine Trennung von Natur und Gesellschaft akzep-tabel finden will, das Problem aufweist, die eigene wissenschaftliche Position nicht als Realisierung einbringen zu können, diesen Akt nicht reflektieren und daher auch nicht begründen zu können. Bourdieu setzt dagegen in der Tradition von Bachelard die Realisierung des Objektes als zentralen wissenschaftlichen Akt ein, der mit zwei Schritten zu realisieren ist. Hier ist (1) das Konzept des Bruchs mit dem Alltagswissen (epistemologischer Bruch) zentral, der eben absichtsvoll und reflektiert erfolgen muss, durch das Einbringen von wissenschaftlichen Instrumenten, die die Theorieposition in sich wiederholen und so zur reflexiven wissenschaftlichen Konstruktion des Objekts beitragen. Begleitet wird dies (2) durch die Selbstpositionierung und Selbstreflexion der eigenen wissenschaftlichen Position und des eigenen wissenschaftlichen Unbe-wussten. Diese beiden Schritte erst ermöglichen, dass die Wissenschaft sich zu ihrem (selbst konstruierten) Objekt reflexiv ins Verhältnis setzen kann. So entgeht sie auch dem Vorwurf von Latour, dass die Moderne und ihre Wissenschaft durch unbewusste Akte der Bereinigung entstehen, also der Trennung der wissenschaftlichen Objekte (Dinge und Natur) von den menschlichen und letztere zurichtenden Praktiken (mit-samt ihrer normativen Politiken). Auf diese Weise bleibt der epistemologische Bruch ein aktuelles Dispositiv der modernen französischen Epistemologie.

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7Einleitung

2.2 Kontextualisierungen

Erforderlich sind aber auch Kontextualisierungen. Denn Dispositivanalysen sind insgesamt Bestandteil umfassenderer Perspektiven. Verschiedene etablierte so-zialwissenschaftliche Felder bieten sich an, um eine solche Dispositivanalyse zu integrieren. Nimmt man die Foucaultschen Arbeiten als Ausgangspunkt, so kön-nen Dispositivanalysen die Diskursanalysen (nicht nur) in der Ökonomie, der Wirtschaftssoziologie und der Organisationsforschung systematisch erweitern.12 Hier sind es dann insbesondere die Materialisierungen von diskursiven Prakti-ken, die Steigerungen von Diskurseffekten – wie die diskursive Anrufung von Subjekten und die Subjektivierungen – oder die Wechselwirkungen von diskur-siven Praktiken und Dispositiven, die systematisch in der Ökonomie analysiert werden können. Dispositivanalysen bieten sich dann als ergänzender Bestandteil vieler Institutionalismen an. Dies insbesondere dort, wo die materielle und im-materielle Instrumentierung wesentlich ist und dort, wo die Materialitäten und Objekte mit in Analysen einbezogen werden müssten, wo aber die jeweiligen in-stitutionentheoretischen Ansätze noch keine Konzepte dafür aufweisen (wie etwa der soziologische Neoinstitutionalismus oder der wirtschaftswissenschaftliche Neoinstitutionalismus). Man kann argumentieren, dass somit die Aufnahme von Dispositivanalysen ein Korrektiv darstellen kann für die „Objektvergessenheit“ und fehlende Berücksichtigung von „Materialitäten“ nicht nur vieler Institutiona-lismen, sondern der meisten Bereiche der Sozialwissenschaften insgesamt.13 Und es sind insbesondere die Organisationsforschung und die Marktanalyse, die viel-versprechende Erweiterungen durch die Aufnahme des Dispositivkonzeptes und von Dispositivanalysen zu erwarten haben – wie die Beiträge in diesem Band verdeutlichen.14 Eine so erweiterte Dispositivanalyse wäre somit nicht nur für die

12 Siehe insbesondere die Beiträge in Diaz-Bone und Krell (Hrsg.) (2015) sowie die Re-ferenzen in der dort enthaltenen Bibliographie. Siehe dann auch die Beiträge in Diaz-Bone (Hrsg.) (2013).

13 Siehe hier die frühe Kritik und Korrektur mit den Beiträgen in Appardurai (Hrsg.)(1986) und auch in Pinch und Swedberg (Hrsg.) (2008) sowie insgesamt die neuen französischen Sozialwissenschaften mit den Beiträgen der Actor-network-theory (La-tour 2007; siehe auch die Beiträge in Callon Hrsg. 1998, in Callon et al. Hrsg. 2007 sowie in Belliger und Krieger Hrsg. 2006a) und der Economie des conventions („Kon-ventionentheorie“; siehe die Beiträge in Diaz-Bone Hrsg. 2011 und Knoll Hrsg. 2015 sowie Diaz-Bone 2015a).

14 Siehe für die Organisationsforschung auch die Beiträge in Hatchuel et al. (Hrsg.) (2005), in Hartz und Rätzer (Hrsg.) ( 2013a) sowie Raffnsøe et al. (2016); siehe für die Marktsoziologie die Beiträge in Beckert et al. (Hrsg.) (2007).

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Diskursforschung, die Organisationssoziologie oder die Marktsoziologie, sondern auch für weitere wissenschaftliche Teildisziplinen und Felder wie die Wirtschafts-soziologie, die Arbeits- und Industriesoziologie, die Managementforschung sowie die Sozioökonomik vielversprechend.15 Die Verkopplung von Dispositivanalysen mit Diskursanalysen eröffnet andere Verständnisse vom und Zugänge zum Feld der politischen Ökonomie. Die Ökonomie kann hier in einem anderen Sinne als „politisch“ verstanden werden. Dies nicht in dem Sinn, dass die Ökonomie durch soziale Interessensgruppen oder Institutionen schon vorentschieden und vororga-nisiert sei (wie dies in marxistischen und neomarxistischen Ansätzen angenom-men wird); dies aber auch nicht in dem Sinn, dass die Politik in der Ökonomie nur nach „rein“ ökonomischen Prinzipien zu gestalten sei und dass diese Prinzi-pien auch auf andere soziale Bereiche zu übertragen seien (wie in den liberalen und neoliberalen Ansätzen). Denn es sind insbesondere die Arbeiten Foucaults zu den verschiedenen epochalen Formen der Gouvernementalität, die zu belegen versuchen, dass Ökonomie, Staats- und Regierungsdenken sowie die weitere „Ge-sellschaft“ weder voneinander differenziert sind, noch in hierarchischen Verhält-nissen der Über- oder Unterordnung stehen. Vielmehr hat Foucault die wechselsei-tigen Ermöglichungszusammenhänge, die Übertragungen und die Koevolutionen zwischen Ökonomie(n) und Gouvernementalität(en) analysiert (Foucault 2004a, 2004b) – und hierbei beispielhaft gezeigt, wie Märkte zu Dispositiven für die poli-tische Ökonomie wurden (Foucault 2004b).16

2.3 Methodologische Eigenheiten von Dispositivanalysen

Mit den Kontextualisierungen hängt ein weiterer wichtiger Aspekt zusammen. Dispositive sind abgeleitete Realitäten oder Realitäten zweiter Art. Sie sind ein-mal selbst Formationen, also mit aus vorgängigen Elementen organisierte, neue Realitäten, dann sind sie mit Absicht, Intention und unter strategischen Gesichts-punkten formiert worden und zuletzt sind sie wandelbar und für andere Zwecke nutzbar, „umnutzbar“ und anders verwendbar (und eventuell aus Sicht ihrer ur-sprünglichen Formierenden gar „missbrauchbar“). Damit sind Dispositivanalysen aus methodologischer Warte eigentlich nie als alleinige und selbständige Analy-sen denkbar. Dies dann nicht, wenn man meint, von vermeintlich gegebenen Dis-

15 Siehe für eine integrierende Perspektive auf diese Teildisziplinen und Felder den Band von Hedtke (2014) und die Beiträge in Hedtke (Hrsg.) ( 2015).

16 Siehe für eine Systematisierung der Foucaultschen Archäologie der politischen Öko-nomie Vigo de Lima (2010).

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positiven ausgehen zu können. Stattdessen muss man vielmehr zusammen mit der Kontextualisierung auf die Dispositive schließen und diese anhand ihrer Prozesse der Formierung und (insbesondere) anhand ihrer (beabsichtigten oder unbeabsich-tigten) Wirkungen identifi zieren. Dispositive können überhaupt erst identifi ziert werden, wenn man die Prozesse ihrer Formierung und ihre strategischen Effekte als Phänomene für ihre Identifi zierung heranzieht und man so das fungieren als Dispositiv für eine Macht ausübende Instanz erschließen kann. Zu den Spezifi ka von Dispositivanalysen gehört also ihre methodologische Unvollständigkeit, an-ders ausgedrückt, (a) das Erfordernis, diese einzubetten in umfassendere Designs und Untersuchungsanlagen sowie (b) das Erfordernis, ihre Erklärungsleistung im Rahmen einer nicht allein dispositivanalytischen Erklärung zu entwickeln, son-dern regelmäßig in einer diskursanalytischen und (!) dispositivanalytischen Unter-suchungsanlage (Jäger/Jäger 2007; Jäger 2015). Dass Dispositivanalysen gerade mit Diskursanalysen eng verzahnt sein sollten, wird auch deutlich, wenn man auf das eingangs angeführte Zitat verweist, in dem Diskurse als mögliche Elemente von Dispositiven aufgeführt werden.17

Erst in einer solchen, weiteren – über eine alleinige Dispositivanalyse hinaus-gehenden – Einbettung wird nicht nur die Genealogie von Dispositiven sichtbar, sondern werden auch Wandlungen, Misserfolge (in ihrer Anwendung) sowie ihre Effektivität deutlich, die sich erst in den zeitlich entfaltenden Wirkungen erweisen. Zu den Spezifi ka dispositivanalytischer Untersuchungen sollte daher auch die Ein-beziehung verschiedener involvierter Positionen, Akteursgruppen und involvierter Situationen gehören, so dass methodologisch eine Multiperspektivität eingerichtet wird, die systematisch erfassen kann, (a) wie und ob strategische Intentionen tat-sächlich Wirkungen erzielen, (b) wie und ob Widerständigkeiten gegenüber Dis-positiven mobilisiert werden sowie auch (c) wie und ob Dispositive von anderen (als ihren ursprünglich Formierenden) für andere (als die ursprünglich intendier-ten) Zwecke eingesetzt werden.18 Letztlich kann man dann argumentieren, dass die Analyse von Dispositiven methodologisch einer Analyse von sozialen Mechanis-men entsprechen kann (Moebius/Reckwitz 2008, S. 15).

17 Und Foucault hat weiter argumentiert, dass auch diskursive, sozio-kognitive Tiefen-strukturen, die er Episteme genannt hat, wie Dispositive in Diskursen fungieren kön-nen: „Was ich […] machen möchte, ist zu zeigen, dass […] die Episteme ein spezifisch diskursives Dispositiv sind.“ (Foucault 2009, S. 165) Siehe für diese Argumentation Diaz-Bone (2013, 2015b).

18 Zum Aspekt des Widerstandes im Sinne eines „Gegen-Dispositivs“ vgl. auch den Bei-trag von Hartz in diesem Band.

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3 Die Vielfalt der Dispositivkonzepte

In der Auseinandersetzung mit der Kategorie und dem Konzept des Dispositivs ist, wie bereits angedeutet, zunächst zu berücksichtigen, dass das Wort „disposi-tif“ im Französischen sowohl im alltäglichen Sprachgebrauch als auch im wissen-schaftlichen Diskurs vielfach und vielfältig verwendet wird. Technisch und um-gangssprachlich bezeichnet ein Dispositiv die Art und Weise der Anordnung der Bauteile eines Apparates oder einer Maschine sowie den Mechanismus selbst. Im militärischen Kontext bezeichnet das Dispositiv das Ensemble von Einsatzmitteln, welche entsprechend einem Plan aufgestellt werden (Angriffs-Dispositiv, Vertei-digungs-Dispositiv). Im rechtlichen Zusammenhang meint Dispositiv die Ausfüh-rungen zur Umsetzung eines Gesetzestextes. Disposition bezeichnet schließlich die Fähigkeit, über jemanden und etwas verfügen zu können; eine Verfügungs-Macht über Dinge und Personen zu haben (vgl. Link 2008, S. 238; Raffnsøe et al. 2016, S. 6-7). Diese auch alltagssprachliche Verwendung erklärt erstens das eher unvermittelt wirkende Auftauchen und Verwendung des Begriffes, etwa an verstreuten Stellen in den kleineren Schriften Foucaults. Zweitens verweist dies auf die Problematik einer entsprechenden Übersetzung für ein englisch- oder etwa deutschsprachiges Publikum. So merkt Jürgen Link (2008, S. 238) beispielhaft an, dass in der ersten englischsprachigen Übersetzung des ersten Bandes von Se-xualität und Wahrheit (Foucault 1977) dispositif abwechselnd mit „deployment“, „apparatus“, „device“, „organization“, „mechanism“ oder „construct“ übersetzt wurde. Aus der Unüblichkeit der Verwendung im englisch- und deutschsprachigen Kontext als auch aus den Vagheiten der Verwendung erklärt sich ein Stück weit das Bedürfnis einer konzeptionellen Schärfung – ein Schicksal, welches die Kategorie Dispositiv in nachholender Weise mit dem Begriff des Diskurses teilt. Gleichwohl ist es nicht allein die Offenheit des Begriffs und das korrespondierende Bedürf-nis der Arbeit am Begriff, sondern vielmehr das analytische Potential, welches Rabinow und Rose (2003, xv) feststellen lässt, dass „one of the most powerful conceptual tools introduced by Foucault is that of ‚apparatus‘ or dispositif.“ Dieser analytische Einsatz und das Potential des Dispositivkonzeptes soll im Folgenden zunächst anhand der Foucaultschen Arbeiten und an weiteren Lesarten skizziert werden.19

19 Hier wird im Folgenden auf eine umfassende Darstellung der breitgestreuten Dis-positiv-Rezeption in den verschiedenen Teildisziplinen der Sozial- und Kulturwissen-schaften verzichtet. Für einen knappen Überblick über verschiedene Rezeptionslinien vgl. Bührmann und Schneider (2008). Zu Baudry’s kinobezogenem Dispositivbegriff und der Rezeption in den Medienwissenschaften vgl. insbesondere Parr und Thiele (2007).

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Das erste explizite Aufgreifen des Dispositivbegriffes fi ndet sich im Kontext des Erscheinens von Überwachen und Strafen (Foucault 1976). Foucault, zur Methode von Überwachen und Strafen befragt, spricht davon, dass man jenseits der „geheiligten Texte“: „[…] offen lesbar auf eine absolut bewusste, organisierte und refl ektierte Strategie in einer Masse unbekannter Dokumente [stößt], die den wirklichen Diskurs einer politischen Aktion bilden. Die Logik des Unbewussten muss daher durch eine Logik der Strategie ersetzt werden. Das gegenwärtig den Signifi kanten und seinen Ketten gewährte Vorrecht muss durch die Taktiken mit ihren Dispositiven ersetzt werden.“ (Foucault 2005d, S. 887) Die detaillierteste Auseinandersetzung mit dem Dispositivkonzept fi ndet sich, kurz nach Erscheinen von Der Wille zum Wissen, in einem Interview aus dem Jahr 1976. Nach dem Sinn und der methodologischen Funktion des Ausdrucks Dispositiv befragt, antwortet Foucault:

„Das, was ich mit diesem Begriff zu bestimmen versuche, ist erstens eine entschie-den heterogene Gesamtheit, bestehend aus Diskursen, Institutionen, architektoni-schen Einrichtungen, reglementierenden Entscheidungen, Gesetzen, administrativen Maßnahmen, wissenschaftlichen Aussagen, philosophischen, moralischen und phil-anthropischen Lehrsätzen, kurz, Gesagtes ebenso wie Ungesagtes, das sind die Ele-mente des Dispositivs. Das Dispositiv selbst ist das Netz, das man zwischen diesen Elementen herstellen kann. Zweitens ist das, was ich im Dispositiv festhalten möch-te, gerade die Natur der Verbindung, die zwischen diesen heterogenen Elementen bestehen kann. So kann irgendein Diskurs mal als Programm einer Institution, mal im Gegenteil als ein Element erscheinen, das es erlaubt, eine Praktik zu rechtfertigen oder zu verschleiern, die selbst stumm bleibt […]. [Z]wischen diesen diskursiven oder nicht-diskursiven Elementen gibt es gleichsam ein Spiel, gibt es Positionswech-sel und Veränderungen in den Funktionen […]. Drittens verstehe ich unter Dispositiv eine Art […] Gebilde, das zu einem historisch gegebenen Zeitpunkt vor allem die Funktion hat, einer dringenden Aufforderung nachzukommen. Das Dispositiv hat also eine dominant strategische Funktion.“ (Foucault 2005a, S. 392f.; Herv. RDB/RH)

Dies zusammengefasst ist für Foucault ein Dispositiv gekennzeichnet durch eine durch Vernetzung hervorgebrachte heterogene Gesamtheit von Elementen (Dis-kursen, Institutionen etc. pp.), deren spezifi sche und veränderbare Verknüpfung eine strategische Funktion besitzt, welche im Zusammenhang mit einem „drin-genden Handlungsbedarf“,20 d.h. mit einer spezifi schen historischen und gesell-schaftlichen Problemlage steht. Dispositivanalyse zielt nun auf die Art und Wei-

20 In dem erstmals im Band Dispositive der Macht (Foucault 1978) veröffentlichten Ge-spräch wird das französische „urgence“ noch plastischer mit Notstand übersetzt.

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se dieser Verknüpfung und deren Transformationen ab. Verdeutlicht wird diese Bestimmung des Dispositivs anhand des von Foucault angeführten Beispiels des Merkantilismus. Die dominant strategische Funktion war hier „die Aufnahme einer unsteten Bevölkerungsmasse […], die eine Gesellschaft mit einer Ökonomie von im Wesentlichen merkantilistischer Art lästig fand: Es hat damit einen strate-gischen Imperativ gegeben, der als Matrix für ein Dispositiv fungierte, das nach und nach zum Dispositiv für die Kontrolle und Unterwerfung des Wahnsinns, der Geisteskrankheit und der Neurose wurde“ (Foucault 2005a, S. 393). Weiter be-deutsam an den Ausführungen Foucaults ist das Verständnis von Dispositiven als zugleich funktional überdeterminiert (es entstehen positive, negative, gewollte und ungewollte Effekte) und als Ort strategischer Auffüllung (die negativen Effekte werden etwa im Rahmen einer neuen Strategie aufgegriffen – einfacher gesagt fi n-det sich hier die Figur der „Reform der Reform“). Auch hier ist das gegebene Bei-spiel der Einsperrung erhellend: Die Haft erschien als vernünftige Maßnahme zur Bekämpfung der Kriminalität, die nicht induzierte Hervorbringung eines Milieus der Delinquenz führte zu einer neuen Strategie der politischen und ökonomischen Abschöpfung dieses Milieus (etwa durch die Organisation der Prostitution) (vgl. Foucault 2005a, S. 393f.).

Die Ausführungen Foucaults lassen sich als Beschreibung eines analytisch-de-skriptiven Vorgehens begreifen, welches über den Kontext von Überwachen und Strafen (Foucault 1976) und Der Wille zum Wissen (Foucault 1977) hinausgreift und die geläufi ge Trennung in eine Werkphase der Archäologie und der Genea-logie fragwürdig erscheinen lässt.21 So weisen die ersten großen Monographien der 1960er Jahre, Wahnsinn und Gesellschaft (Foucault 1973) und Die Geburt der Klinik (Foucault 1988) mit ihren Analysen der spezifi schen historischen Ver-schränkungen und Hervorbringungen von Diskursen, Institutionen, Praktiken, Materialität(en) analytische Bezüge zum Konzept des Dispositivs auf, welche in den 1970er Jahren wieder prominent(er) durch Foucault aufgegriffen wurden. Ex-emplarisch ist das Dispositiv der „Disziplin“ oder der „Sexualität“ ein diskursi-ves Phänomen, jedoch zugleich mehr als ein Diskurs im Sinne eines „quer durch Wirklichkeitsebenen hindurch in Stellung gebrachten Zugriffsarrangement[s]“ (Gehring 2004, S. 85).

Neben dieser analytischen Perspektive des Dispositivkonzeptes ist der genealogi-sche Einsatz des Dispositivkonzeptes bedeutsam, wie er sich deutlich in den beiden Vorlesungszyklen zur Geschichte der Gouvernementalität in den Jahren 1978-79 anzeigt (Foucault 2004a, 2004b). In der ersten Vorlesung des Jahres 1978 adressiert Foucault zunächst eine „Geschichte der Techniken“ (Foucault 2004a, S. 23), ins-

21 Man findet diese unzutreffende Trennung etwa bei Dreyfus und Rabinow (1987).

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besondere eine „Geschichte der Sicherheitstechnologien“ (Foucault 2004a, S. 26) zur Lenkung der Bevölkerung, welche im Verlauf der Vorlesung dann vom Leitbe-griff der „Regierung“ abgelöst wird. Bedeutsam wird dabei die Unterscheidung von drei historischen, miteinander verwobenen, aber jeweils durch einen dominanten Mechanismus gekennzeichnete Modalitäten des Regierens und damit verbundene Technologien, welche als juridisch-rechtliche Mechanismen, Disziplinarmecha-nismen und drittens als Sicherheitsdispositiv diskutiert werden (Foucault 2004a, S. 19f.). Alle drei Modalitäten lassen sich als Dispositive interpretieren, welche ihre Funktion (des Strafens, der Disziplinierung, der Kalkulation) und ihre konkrete strategische Auffüllung innerhalb einer spezifi schen historischen Anordnung und „dringenden Aufforderung“ erhalten (Raffnsøe et al. 2016). Insofern gewinnt das Dispositivkonzept eine spezifi sche genealogische Rahmung, welche sich erstens als enorm einfl ussreich für die Analysen im Kontext der Studien zur Gouvernementali-tät erwiesen hat sowie zweitens das Dispositivkonzept wieder an die Foucaultsche Programmatik einer „kritische[n] Ontologie der Gegenwart“ rückbindet (Foucault 1992, S. 48). In Anlehnung an Raffnsøe et al. (2016) lassen sich diese prototypi-schen Dispositive als Techniken des Regierens tabellarisch zusammenfassen.

Tabelle 1 Prototypische Dispositive, in Anlehnung an Raffnsøe et al. (2016, S. 14)

Recht Disziplin Biopolitik, Sicherheit, Gouverne mentalität

Normative Ordnung (Was?)

• ausschließend• verbietend• kodifi zierend

• vorschreibend• erwünscht /

nicht erwünscht• normierend

• anleitend / führend

• nützlich / unnütz• normalisierend

Ausübung von Macht (Wie?)

• unterdrückend, beschränkend

• produktiv, formierend

• befördernd, ermöglichend

Räumlicher Bezug (Wo?)

• Territorium• Rechtsstaat

• Lokal• Institutionen

• natürliche Umgebung

• Zivilgesellschaft

Subjektposition (Wer?) • Rechtssubjekte • individualisierte Körper

• Bevölkerung

Ausgewählte Unter-suchungsgegenstände in Foucaults Arbeiten

• Rechtsprechung• politische Philo-

sophie• öffentliche Be-

strafung• Souveränität• Einschließung

• Gefängnisse• Irrenanstalten• Schulen• Verwaltung• Überwachung• Prüfung• Psychiatrie• Pädagogik• Kriminologie

• liberale Regierungskunst

• Neoliberalismus• politische Öko-

nomie• Statistik• Pastoralmacht• Staatsräson• Humankapital