Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen
Der Minister
Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, 40190 Düsseldorf
An denVorsitzenden desUnterausschusses für Bergbausicherheit des Landtags Nordrhein-Westfalen Herrn Frank Sundermann MdL Platz des Landtags 1 40221 Düsseldorf
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Telefon 0211 61772-0
Bericht zu TOP 4 - „Anliegen von Bergbaugeschädigten beim Salzbergbau/Resolution vom 05.07.2019“ der Sitzung des Unterausschusses Bergbausicherheit am 27. September 2019
Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
mit Schreiben vom 19. Juli 2019 hat Herr Loose MdL um einen Bericht zum o.a. Thema gebeten.
In der Anlage beigefügt erhalten Sie den mit dem Ministerium für
Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz abgestimmten
Bericht, der Ihnen und den weiteren Mitgliedern des Unterausschusses
Bergbausicherheit vereinbarungsgemäß ausschließlich elektronisch
übermittelt wird.
Mit freundlichen
Dienstgebäude und Lieferanschrift:Berger Allee 25 40213 Düsseldorf
Telefon 0211 61772-0 Telefax 0211 61772-777 [email protected] www. wi rtschaft. n rw
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VORLAGE
17/2475A18/1
Ministerium tür Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen
Der Minister
Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, 40190 Düsseldorf
An den Vorsitzenden des Unterausschusses für Bergbausicherheit des Landtags Nordrhein-Westfalen Herrn Frank Sundermann MdL Platz des Landtags 1 40221 Düsseldorf
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN
. WAHLPERIODE
Bericht zu TOP 4 - "Anliegen von Bergbaugeschädigten beim Salzbergbau/Resolution vom 05.07.2019" der Sitzung des Unterausschusses Bergbausicherheit am 27. September 2019
Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
mit Schreiben vom 19_ Juli 2019 hat Herr Loose MdL um einen Bericht
zum o.a. Thema gebeten.
In der Anlage beigefügt erhalten Sie den mit dem Ministerium für
Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz abgestimmten
Bericht, der Ihnen und den weiteren Mitgliedern des Unterausschusses
Bergbausicherheit vereinbarungsgemäß ausschließlich elektronisch
übermittelt wird.
Mit freundlichen GrüßeJ
,j
Prof. Dr. Andreas Pinkwart
~9.2019
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Dienstgebäude und Lieferanschrift: Berger Allee 25 40213 Düsseldorf
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10. Sitzung des Unterausschusses Bergbausicherheit am 27.09.2019, TOP 4 "Anliegen von Bergbaugeschädigten beim Salzbergbau/Resolution vom 05.07;2019"
Zum O.g. Thema wurde für die Sitzung des Unterausschusses für Bergbausi
cherheit am 27. September 2019 um einen schriftlichen Bericht gebeten.
Die Berichtsbitte bezieht sich auf die Resolution vom 05.07.2019 der Bürger
initiative (BI) der Salzbergbaugeschädigten NRW e.V. an die Landesregie
rung Nordrhein-Westfalen, die Bezirksregierung Düsseldorf sowie an die
Fraktionen im Landtag Nordrhein-Westfalens. Die BI formuliert in ihrer Reso
lution die vier nachstehend aufgeführten Forderungen:
1. Schaffung einer "neutralen Stelle zur fairen Schadensbeurteilung" für
Salzbergbaugeschädigte in NRW
2. Durchführung .einer umfassenden Umweltverträglichkeitsprüfung bei
Erweiterungen und neuen Genehmigungsverfahren des untertägigen
Salzbergbaus
3. Nachhaltige Risikominderung einer durch Bergbaueinwirkungen ver
letzlic.hen Infrastruktur und für Deutschland wichtigen Wirtschaftsregi
on
4. Staatliche Verantwortung zum Schutz der potentiell überflutungsge
fährdeten Lebensräume und Schutzgüter durch Rheinhochwasser und
Starkregen.
In Bezug auf die Forderungen der BI der Salzbergbaugeschädigten NRW
e.V. wird die Landesregierung um Stellungnahme mit folgenden Schwer
punkten gebeten:
a) Sind die von der Bürgerinitiative genannten Probleme der Landesre
gierung bekannt und wenn ja, seit wann?
b) Sind die Forderungen der Bürgerinitiative aus Sicht der Landesregie
rung berechtigt?
c) Wird die Landesregierung die Forderungen umsetzen und falls ja, bis
wann ist eine Umsetzung geplant?
Es wird wie folgt in Abhängigkeit der einzelnen Forderungen unter Beachtung
der erbetenen Schwerpunkte berichtet.
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1. Schaffung einer "neutralen Stelle zur fairen Schadensbeurteilung" für Salzbergbaugeschädigte in NRW
Die Forderung nach einem Beitritt der Unternehmen des aktiven und stillge
legten Salzbergbaus am Niederrhein ist dem Wirtschaftsministerium bekannt.
Bereits mit dem Landtagsbericht vom 31.05.2013 (Vorlage 16/919) für die
7. Sitzung des Unterausschusses Bergbausicherheit (14.06.2013) legte das
Wirtschaftsministerium dar, dass es bei den Unternehmen des Salzbergbaus
für einen Beitritt in die Schlichtungsstelle wirbt. Dabei verweist das Wirt
schaftsministerium gleichfalls auf den geäußerten Wunsch der Mitglieder des
Unterausschusses Bergbausicherheit, in Hinblick auf einen Beitritt der Unter
nehmen des Salzbergbaus in eine Schlichtungsstelle (Vorlage 16/4287 vom
27.09.2016). Mit Schreiben vom 04.05.2018 wandte sich Minister Prof. Dr.
Pinkwart persönlich an die Unternehmen des Salzbergbaus am Niederrhein
und warb für den Beitritt beider Unternehmen in eine Schlichtungsstelle.
In Gesprächen mit den Unternehmen hat das Wirtschaftsministerium die von
ihnen dargelegten Bemühungen um eine den Schadensbetroffenen mög
lichst weit entgegenkommende Prüfung und Bearbeitung von Schadensmel
dungen anerkannt, vertritt jedoch weiterhin die Auffassung, dass mit dem
Beitritt der Unternehmen des Salzbergbaus zur Schlichtungsstelle auch für
Schadensbetroffene in diesem Bereich die Möglichkeit eröffnet würde, sich
im Streitfall vor Anrufung eines Gerichts an ein vom Unternehmen unabhän
giges Gremium ggf. unter Einschaltung eines öffentlich bestellten Sachver
ständigen wenden zu können. Unter Umständen könnte mit einem Beitritt der
Unternehmen in eine Schlichtungsstelle gleichfalls eine für beide Seiten kos
tenträchtige gerichtliche Auseinandersetzung vermieden werden. Darüber
hinaus sähe das Wirtschaftsministerium in einer Mitwirkung der Unterneh
men in der Schlichtungsstelle losgelöst von der Frage, ob diese Mitwirkung
für eine sachgerechte Prüfung und ggf. Abgeltung von Bergschadensersatz
ansprüchen tatsächlich erforderlich wäre oder ob dies nicht auch ohne eine
Mitwirkung sichergestellt wird - ein Zeichen der Dialogbereitschaft der Unter
nehmen (siehe auch Vorlage 16/4287 vom 27.09.2016).
Für beide Unternehmen überwiegen die aus ihrer Sicht einer Mitwirkung ent
gegenstehenden Gründe. Nach Auffassung der Unternehmen ist eine sach
gerechte Prüfung und ggf. Regulierung geltend gemachter Ersatzansprüche -
erforderlichenfalls unter Hinzuziehung öffentlich bestellter Sachverständiger -
sichergestellt. Weitergehend besteht aus Sicht der Unternehmen keine Not
wendigkeit des Beitrittes in eine Schlichtungsstelle angesichts der in der Re-
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gel geringen Schadenshöhe sowie den absehbaren Mehrausgaben für den
Beitritt zur Schlichtungsstelle (siehe dazu auch Vorlage 16/4287 vom
27.09.2016).
Unabhängig von den kontroversen Positionen der Beteiligten über den Beitritt
des Salzbergbaus in eine Schlichtungsstelle führt das Wirtschaftsministerium
derzeit Gespräche mit der BI der Salzbergbaugeschädigten NRW e.V. sowie
den Unternehmen zur Verbesserung der Transparenz bei der Bergscha
densbearbeitung im Bereich des aktiven und stillgelegten Salzbergbaus am
Niederrhein. Ziel dieser Gespräche ist die Vereinbarung eines konkreten
Vorgehens zur Sicherstellung einer zügigen und transparenten Prüfung von
Schadensmeldungen im Bodenbewegungsbereich des Salzbergbaus am
Niederrhein. Dabei soll insbesondere in Fällen, in denen ein Einvernehmen
über das Bestehen oder den Umfang der Ersatzpflicht zwischen dem Eigen
tümer und dem Unternehmen nicht erreicht werden kann, ein einheitliches
Vorgehen mit einer unabhängigen fachlichen Beurteilung dieser Fälle durch
öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige vereinbart werden. Die für
die Beurteilung des Schadensfalls und die Begründung der Position des Un
ternehmens zu einer Schadensmeldung relevanten Daten sollen den jeweils
Geschädigten offengelegt werden.
Unabhängig davon, dass das Wirtschaftsministerium, die BI und die Unter
nehmen ihre Positionen zu einem Beitritt zur Schlichtungsstelle beibehalten,
sieht das Wirtschaftsministerium diese angestrebte Vereinbarung zur Berg
schadensbearbeitung am Niederrhein als Beleg der Dialogbereitschaft zwi
schen den Beteiligten.
Weitergehend wurde im Rahmen der Thematik eines Beitritts der Unterneh
men des Salzbergbaus am Niederrhein in eine Schlichtungsstelle seitens des
Kreises Weseis der Runde Tisch Salzbergbau initiiert. Der Runde Tisch
Salzbergbau mit dem Ziel zur Schaffung eines Interessenausgleichs zwi
schen allen Beteiligten (Unternehmen des Salzbergbaus, Bürgerinitiative
Salzbergbaugeschädigter etc.), insbesondere in der Schlichtungssteilenfra
ge, fand am 12.04.2018 und am 16.07.2019 statt. Der Kreis Wesel hat in ei
nem Schreiben vom 23.07.2019 an das Wirtschaftsministerium die auch in
der Sitzung des Runden Tisches vorgetragenen unterschiedlichen Positionen
der Beteiligten zum Beitritt der Unternehmen zu einer Schlichtungsstelle be
nannt, zugleich aber auch die Gesprächsbereitschaft der Beteiligten hervor
gehoben. Der Kreis zeigt sich zuversichtlich, dass unter Mitwirkung des Mi-
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nisteriums eine Vereinbarung zur Bearbeitung von Schadensmeldungen er
reicht werden kann, die von den Beteiligten akzeptiert werden kann.
2. Durchführung einer umfassenden Umweltverträglichkeitsprüfung
bei Erweiterungen und neuen Genehmigungsverfahren des untertä
gigen Salzbergbaus
Der fakultative Rahmenbetriebsplan für das Bergwerk Borth aus dem Jahr
1985, der am 17.12.1992 durch das damalige Bergamt Moers zugelassen
worden ist (2. Änderungsanzeige für den mittel- bis langfristigen Abbau im
Zeitraum 1993 bis 2025 in den Feldern A, B, C, 0 sowie im Solefeld) war zu
nächst bis zum 31.12.2025 befristet. Die Unternehmerin beantragte dazu
eine Rahmenbetriebsplanverlängerung, da aufgrund witterungsbedingt ge
ringerer jährlicher Fördermengen als anfänglich angenommen, die Abbauflä
chen bis zum 31.12.2025 nicht vollständig ausgeschöpft werden können
(siehe dazu auch Vorlage 17/1499 vom 11.12.2018). Im Mai dieses Jahres
ließ die Bergbehörde auf Antrag der Unternehmerin die Verlängerung des
fakultativen Rahmenbetriebsplans bis zum 31.12.2050 zu.
Die zeitliche Verlängerung des zugelassenen Rahmenbetriebsplans bedurfte
keiner Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). Entsprechend der UVP
Richtlinie und den diese Richtlinie umsetzenden nationalen Vorschriften sind
durchgeführte oder in der Durchführungsphase befindliche Projekte nur dann
Gegenstand einer UVP, wenn eine wesentliche Änderung des Vorhabens
erfolgen soll. Eine rein zeitliche Verlängerung der Gewinnungstätigkeiten -
wie hier innerhalb der bereits zugelassen Abbauflächen für das Bergwerk
Borth stellt keine wesentliche Änderung im Sinne des
§ 54 Absatz 2 c Bundesberggesetz (BBergG) dar. Diese Auffassung wird
auch in der Rechtsprechung und der Kommentarliteratur vertreten.
Dagegen bedarf eine Erweiterung der Gewinnungstätigkeiten über die Gren
zen des verlängerten Rahmenbetriebsplans hinaus der Zulassung eines neu
zu beantragenden Rahmenbetriebsplans. Somit ist für die seitens der Unter
nehmerin geplanten Abbaubereiche, südlich und nordwestlich >des bestehen
den Abbaus, ein Rahmenbetriebsplanverfahren gemäß
§ 52 Absatz 2a BBergG in Form eines Planfeststellungsverfahren mit Um
weltverträglichkeitsprüfung sowie Öffentlichkeitsbeteiligung durchzuführen.
Das Unternehmen hat der Bergbehörde zunächst einen Entwurf der Planeri
schen Mitteilung zur Verfügung gestellt.
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3. Nachhaltige Risikominderung einer durch Bergbaueinwirkungen
verletzlichen Infrastruktur und für Deutschland wichtigen Wirt
schaftsregion.
Nordrhein-Westfalen unternimmt seit vielen Jahren erhebliche Anstrengun
gen, um Menschen, Umwelt, Wirtschafts- und Kulturgüter vor den Gefahren
durch Hochwasser zu schützen. Dies gilt insbesondere für den Rhein in
Nordrhein-Westfalen. Gerade am Niederrhein ist ein Hochwasserschutz al
lerdings nur effektiv, wenn er für die gesamte nordrhein-westfälische Rhein
strecke nach einheitlichen Vorgaben gestaltet wird. Das Land hat daher zur
bautechnischen Dimensionierung (Bemessung) von Hochwasserschutzanla
gen ein Bemessungshochwasser (BHQ2004) festgesetzt und weitere sicher
heitsrelevante Vorgaben wie die Einführung jährlicher Statusberichte für be
stehende Hochwasserschutzanlagen eingeführt. Die Grundlagen für die Ab
leitung der Bemessungsgrößen werden regelmäßig geprüft. Die letzte Über
prüfung 2015 hat ergeben, dass die Messdaten keinen Anlass geben, die
Bemessungsgrößen zu modifizieren.
Auch das im April 2006 aufgestellte und stetig weiter entwickelte Hochwas
serschutzkonzept für Nordrhein-Westfalen sieht zahlreiche Maßnahmen vor,
die nachhaltige und optimale Lösungen ermöglichen. Dieses Hochwasser
sChutzkonzept hat dem Rhein in Nordrhein-Westfalen von Beginn an eine
besondere Bedeutung beigemessen - u.a. mit Deichsanierungen, Planung
und Realisierung großräumiger Deichrückverlegungen und der Schaffung
von steuerbaren Rückhalteräumen als zentralen Elementen.
Mit der Umsetzung der Maßnahmen im Hochwasserschutzkonzept ist unter
den bestehenden Gegebenheiten die Grenze des technischen Hochwasser
schutzes am Niederrhein erreicht. Ein "absoluter Schutz vor Hochwasser"
wie in hochwasserfreien Bereichen ist allerdings nicht erreichbar. Ein - wenn
auch sehr geringes - Restrisiko wird immer bleiben. Ziel der Landesregie
rung ist es, dieses Risiko so gering wie möglich zu halten. Entsprechend wird
im Rahmen der Umsetzung der EG-Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie
angestrebt, die trotz dieses sehr hohen Schutzniveaus noch bestehenden
Schadensrisiken durch Vorsorgemaßnahmen in unterschiedlichen Bereichen
(z. B. Bauvorsorge, Gefahrenabwehr) zu vermindern.
Insgesamt besitzt der Niederrhein sowohl im nationalen als auch im interna
tionalen Vergleich ein sehr hohes Schutzniveau, das auch dem Schadenspo
tenzial entspricht.
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Zur Erhaltung dieses sehr hohen Schutzniveaus am Niederrhein werden
ebenfalls die Auswirkungen des untertägigen Abbaus von Steinsalz im Berg
werk Borth auf den Rhein und seine Hochwasserschutzeinrichtungen im
Rahmen bergrechtlicher Genehmigungen berücksichtigt. Sind z. B. bei der
Genehmigung bergbaulicher Vorhaben im Bereich von Schifffahrtsstraßen u.
a. der Schutz öffentlicher Verkehrsanlagen sowie die Vermeidung gemein
schädlicher Einwirkungen (z. B. Überflutung) zu besorgen, fordert die Berg
behörde die Vorlage eines Sonderbetriebsplans, welcher den Anforderungen
der Richtlinien für die Handhabung des Betriebsplanverfahrens beim Abbau
unter Schifffahrtsstraßen (RASch) genügen muss. In diesem Sonderbe
triebsplan werden die Auswirkungen des Abbaus auf den Rhein und dessen
Hochwasserschutzeinrichtungen für die Dauer eines Kalenderjahres gere
gelt. Erforderliche Vorsorgemaßnahmen werden in Abstimmung mit der
Wasser- und Schifffahrtsverwaltung bzw. der Oberen Wasserbehörde (hier:
Bezirksregierung Düsseldorf) und den zuständigen Deichverbänden in der
Zulassung festgelegt (siehe auch Vorlage 16/3875 vom 13.04.2016). Im Zu
ge der Zulassungsverfahren der Sonderbetriebspläne "Abbau unter dem
Rhein" wird somit vorsorgender Hochwasserschutz betrieben. Dementspre
chend genehmigt die Bergbehörde den Abbau ausschließlich, wenn z. B. die
Deichanlage ein entsprechendes Vorlaufmaß zum Ausgleich der aus diesem
Abbau resultierenden bergbaubedingten Senkungen aufweist. Andernfalls ist
der beantragte Abbau zu untersagen bzw. auf Abbaubereiche zu beschrän
ken, deren Senkungen nicht zu einer Unterschreitung des SolImaßes der
Deichanlage führen. Diese Abbaubeschränkung kann nur aufgehoben wer
den, wenn der Hochwasserschutz gewährleistet ist.
Mit dem zuvor angeführten Sonderbetriebsplan reicht das Bergbauunter
nehmen gleichfalls eine "Planerische Mitteilung" mit Angaben zu dem ge
planten Abbau und dessen Auswirkungen für die kommenden fünf Jahre ein.
Diese Planerische Mitteilung ist nicht Bestandteil der Sonderbetriebsplanzu
lassung. Sie dient vielmehr der Gewährleistung eines notwendigen planeri
schen Vorlaufs für bergschadensprophylaktische Baumaßnahmen (siehe
dazu auch Vorlage 16/3875 vom 13.04.2016).
Die Regulierung von Grundwasser- und Vorflutstörungen in Bergsenkungs
gebieten durch die konkrete Umsetzung notwendiger Maßnahmen liegt nicht
in der Zuständigkeit der Bergbehörde. Die Landesregierung hat dazu mit
dem Gesetz über die Linksniederrheinische Entwässerungs-Genossenschaft
(Linksniederrheinisches Entwässerungs-Genossenschafts-Gesetz - LlNEGG
-) vom 7. Februar 1990 (GV. NW. 1990 S. 210, zuletzt geändert durch Artikel
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6 des Gesetzes vom 21. März 2013 (GV. NRW. S. 148), in Kraft getreten mit
Wirkung vom 1. Dezember 2012) die "Vermeidung, Minderung, Beseitigung
und Ausgleich wasserwirtschaftlicher und damit in Zusammenhang stehen
der ökologischer, durch Einwirkungen auf den Grundwasserstand, insbeson
dere durch den Steinkohlen- und Salzabbau, hervorgerufener oder zu erwar
tender nachteiliger Veränderungen" als eine der Aufgaben der Linksnieder
rheinischen Entwässerungsgenossenschaft (LiNEG) festgelegt.
Die Eigentümer der ganz oder teilweise im Genossenschaftsgebiet liegenden
Bergwerke (hier auch Cavity, esco) sind gemäß § 6 Absatz 1 Nummer 3
LlNEGG Mitglieder (Genossen) der LlNEG und sind entsprechend den von
ihnen verursachten nachteiligen Veränderungen im Genossenschaftsgebiet
zur Zahlung von Beiträgen für die von der LlNEG gemäß ihrem gesetzlichen
Auftrag durchzuführenden Maßnahmen verpflichtet. Eine Befristung für die
Verpflichtung eines Genossen zur Leistung von Beiträgen zur Deckung von
ihm verursachter Aufwendungen sieht das Gesetz nicht vor. Die Bergbauun
ternehmen sind verpflichtet, die LlNEG über geplante und getätigte Abbaue
zu informieren, die für die Ermittlung der Bodenbewegungen erforderlich
sind. Die LlNEG überarbeitet in regelmäßigen Abständen ihre langfristigen
Beitragsprognosen.
Für die Erfüllung der aus den bergbau lichen Tätigkeiten der Unternehmen
resultierenden finanziellen Verpflichtungen - dies betrifft auch über lange
Zeiträume andauernde oder ewig dauernde Lasten - bilden die Unternehmen
bilanzielle Rückstellungen gemäß den handelsrechtlichen Vorschriften. Die
Abschlüsse werden von externen Wirtschaftsprüfern überprüft und testiert.
Nähere Ausführungen dazu sind der Vorlage 16/4844 vom 08.03.2017 zu
entnehmen.
Ferner werden die Unternehmen des Salzabbaus am Niederrheiri nach Aus
kunft der Cavity GmbH im Zuge geplanter Hochwasserschutz- oder Infra
strukturmaßnahmen vom Planungsträger gemäß BBergG § 110 Anpas
sungspflicht, § 111 Sicherungsmaßnahmen oder § 124 Öffentliche Verkehrs
anlagen frühzeitig an den Planungen beteiligt. Entsprechend der zuvor ge
nannten gesetzlichen Grundlagen beteiligen sich die Bergbauunternehmen
nach Maßgabe der im Einzelfall geltenden Rahmenbedingungen an den
durchzuführenden Sanierungsmaßnahmen oder Neuplanungen (siehe auch
Vorlage 16/4844 vom 08.03.2017)
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4. Staatliche Verantwortung zum Schutz der potentiell überflutungsge
fährdeten Lebensräume und Schutzgüter durch Rheinhochwasser
und Starkregen.
Am Niederrhein wird der Hochwasserschutz Ld.R. von Deichverbänden nach
dem Wasserverbandsgesetz des Bundes (WVG) als Selbstverwaltungsauf
gabe wahrgenommen. Gerade am Niederrhein verfügen die Deichverbände
neben den ehrenamtlichen Führungsstrukturen über eigene Verbandsingeni
eure und Techniker, die hauptamtlich die Aufgaben des Hochwasserschutzes
durchführen. In den Städten Düsseldorf, Duisburg, Krefeld, Monheim, Neuss
und Wesel werden die Hochwasserschutzanlagen von den Städten in eige
ner Verantwortung errichtet bzw. unterhalten. Insgesamt hat sich die bisheri
ge Organisation des Hochwasserschutzes am Niederrhein bewährt. Seit
1855 konnten am Niederrhein größere Hochwasserkatastrophen durch die
geschilderte Organisationsform verhindert werden und es besteht derzeit
keine Veranlassung hiervon grundsätzlich abzuweichen.
Die Bezirksregierung Düsseldorf als Deichaufsichtsbehörde überwacht und
koordiniert alle Aktivitäten bezüglich des Hochwasserschutzes am Rhein in
ihrem Regierungsbezirk. Das Aufgabenspektrum reicht von der Genehmi
gung der Deichbauvorhaben über die Bewilligung von Fördermitteln bis zur
Bau- und Betriebsüberwachung der Hochwasserschutzanlagen. Die Bezirks
regierung Düsseldorf fungiert auch als Aufsichtsbehörde über die einzelnen
hochwasserschutzpflichtigen Deichverbände und Kommunen. Im Hochwas
serfall greift die Bezirksregierung auf ihren aktuellen Hochwassereinsatzplan
zurück und richtet bei Bedarf einen Krisenstab ein. Schwerpunkte der Über
wachungstätigkeit der Bezirksregierung Düsseldorf als Obere Wasserbehör
de ist zunächst die gewässeraufsichtliche Überwachung gemäß § 93 Lan
deswassergesetz (LWG), die eine Bauüberwachung und Bauzustandsbe
sichtigung von Großvorhaben des Wasserbaus am Rhein, wie beispielsweise
von Deichbauten, einschließt. Die Bezirksregierung ist also die Bauaufsichts
behörde für den Deichbau am Rhein.
Mit sogenannten "deichaufsichtlichen Genehmigungen" gemäß Deichschutz
verordnung schützt die Bezirksregierung Düsseldorf die Deiche vor schädli
chen Einwirkungen durch Dritte. Die Deichschutzverordnung legt zum Schutz
der Deiche und sonstiger Hochwasserschutzanlagen Schutzzonen von bis zu
100 Metern Entfernung vom land- bzw. wasserseitigen Deichfuß fest, die
entsprechend dem jeweiligen Gefährdungsgrad Genehmigungspflichten für
bestimmte Maßnahmen bzw. Gebote und Verbote vorsehen. Darüber hinaus
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finden jährlich Deichschauen statt, bei denen der Unterhaltungszustand der
Hochwasserschutzanlagen beurteilt wird. Die festgestellten Mängel an den
Anlagen werden protokolliert und sind schnellstens zu beseitigen. .
Ein absoluter Schutz gegen Überflutungen durch Starkregen ist nicht mög
lich. Allerdings kann durch geeignete Vorsorgemaßnahmen das Schadens
potenzial beziehungsweise die Gefährdung verringert werden. Um die Ge
sundheit und die Lebensgrundlagen ihrer Bürgerinnen und Bürger zu schüt
zen, aber auch um Kosten durch Schäden an der kommunalen Infrastruktur
zu vermeiden, arbeiten derzeit viele Kommunen an der· Realisierung eines
Starkregenrisikomanagements. Zur Unterstützung der Kommunen hat das
Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des
Landes Nordrhein-Westfalen (MULNV) die "Arbeitshilfe kommunales
Starkregenrisikomanagement" veröffentlicht. Ziel der Arbeitshilfe ist es, den
verantwortlichen Entscheidungsträgern der Kommunalverwaltung Grundla
gen und Hilfestellungen zur Erarbeitung eines kommunalen Handlungskon
zepts zum Starkregenrisikomanagement zur Verfügung zu stellen. In der Ar
beitshilfe werden Vorgehensweisen zur Erstellung von Überflutungsanalysen
und Starkregengefahrenkarten, Risikoanalysen sowie Handlungskonzepten
zur effizienten Schadensreduzierung beschrieben. Das Land unterstützt die
Aufstellung kommunaler Handlungskonzepte mit Fördermitteln in Höhe von
50%.