6.1
Bilanzpolitik - Grundlagen
www.uni-graz.at/iuc/EUwww.wiwi.uni-frankfurt.de/Professoren/Ewert/EU
Wagenhofer/Ewert 2007. Alle Rechte vorbehalten.
6.2Ziele
Darstellung der bilanzpolitischen Instrumente und Maßnahmen
Analyse von bilanzpolitischen Zielvorstellungen wie Gewinnmaximierung, Gewinnminimierung, Gewinnglättung, und Erreichung vorgegebener Ziele
Diskussion der Möglichkeiten, empirisch Bilanzpolitik zu erkennen und zu durchschauen
Förderung des Verständnisses der Methoden und der Ergebnisse empirischer Studien, die Art und Umfang von Bilanzpolitik nachzuweisen suchen
6.3Wirkungen von Bilanzpolitik (1)
Bilanzpolitik (Jahresabschlusspolitik, creative accounting, window dressing, earnings management)
Ergreifen von Maßnahmen, die Auswirkungen auf den Jahresabschluss haben
Ziel: Beeinflussung von Bilanzadressaten oder RechtsfolgenVoraussetzung: EntscheidungsspielräumeBeispiel: Steuerbilanzpolitik
Negativer Beigeschmack trotz legaler SpielräumeMögliche Täuschung der Bilanzadressaten oder
Hintergehung von Vertragspartnern im Vordergrund (?)
6.4Wirkungen von Bilanzpolitik (2)
Wirkung abhängig vom Informationsstand der Adressaten
Bei einem informationseffizienten Kapitalmarkt kein direkter Einfluss auf Entscheidungen der Bilanzadressaten
Aber: Trotz Informationseffizienz Anreize für Bilanzpolitik möglich
Anknüpfung gesetzlicher oder vertraglicher Rechtsfolgen an Positionen des Jahresabschlusses
Direkter Effekt auf Cashflows und den MarktpreisBeispiele
Ausschüttungen vertragliche Ansprüche (zB Gewinnbeteiligungen des
Managements) direkte steuerliche Konsequenzen (Maßgeblichkeitsprinzip) politische Kosten
6.5Bilanzpolitische Maßnahmen
R eale B ilanzpolitik(Sachverhaltsgesta ltung)
W ahlrechte E rm essensspie lräume
M aterie lle Bilanzpolitik(B ilanzierung und Bew ertung)
Form ale B ilanzpolitik(A usw eis und D arste llung)
B uchm äßige B ilanzpolitik
B ila n z p o l i t ik
6.6Reale Bilanzpolitik (1)
Erhöhen oder Reduzieren von Auszahlungen, die sofort gewinnwirksam sind
Veräußerung von Anlagevermögen
Beeinflussung des Lieferzeitpunktes von Waren
Vorräte, Wertpapiere usw. kaufen oder verkaufen
Vertragliche Gestaltung mit unterschiedlichen bilanziellen Auswirkungen
Beispiele: Sale and Lease Back, Operate vs. Finance Leasing
Umstrukturierung im rechtlichen Aufbau des Unternehmens
Beispiele: Joint Ventures, Ausgliederung von Teilbetrieben
K u rz fris t ige S ach ve rh a ltsg e s ta ltu ng L a n g frist ig e S a ch verh a ltsg es ta ltu ng
Reale Bilanzpolitik(M a ß na h m en d e r G e sch ä ftspo lit ik)
6.7Reale Bilanzpolitik (2)
Beeinflussung der realen Sachverhaltsgestaltung durch Rechnungslegungsregeln
Gestaltung von Verträgen, um bestimmte Bilanzierung zu ermöglichen
Gegenläufige Folgewirkungen bei Geltung des Kongruenzprinzips
Verschieben von Gewinnen/Verlusten über Perioden
Einfluss auf gesetzliche Regelungen oder Rechnungslegungsstandards (Lobbying)
Im weitesten Sinne reale Bilanzpolitik
6.8Buchmäßige Bilanzpolitik
Ausweis der Geschäftsfälle in Bilanz bzw GuV
Darstellung und Erläuterung im Anhang
Spielräume bei den Gliederungsvorschriften
Beispiel: Ausweis ungewöhnlicher Aufwendungen als außerordentlich
Bilanzierung und Bewertung von Geschäftsfällen
Offene und faktische Wahlrechte
Ermessensspielräume Beurteilung des
Sachverhalts durch das Unternehmen selbst
F o rm a le B ila nzp o lit ik M a te rie lle B ila n zp o lit ik
Buchm äßige Bilanzpolitik(A b b ild un g vo n e rfo lg te n G e sch ä fts fä lle n )
6.9
Beispiele für bilanzpolitische Maßnahmen nach dem HGB (1)
BilanzansatzwahlrechteAktivierung des Firmenwertes, Aufwendungen für Ingangsetzung
und Erweiterung, aktive latente Steuern, Aufwandsrückstellungen
BewertungswahlrechteHerstellungskosten allgemein und bei langfristiger Fertigung,
Abschreibung auf niedrigeren Wert beim Umlaufvermögen, Einsatzbewertung bei Vorräten, Konsolidierungszeitpunkt, Durchleitung steuerlicher Ansätze in den Konzernabschluss, Verrechnung des Firmenwertes
6.10
Beispiele für bilanzpolitische Maßnahmen nach dem HGB (2)
IndividualspielräumeAnsatz und Bewertung von Rückstellungen, Schätzung der
Nutzungsdauer von Anlagen, Schätzung des Restwertes, Einzelwertberichtigung zu Forderungen, voraussichtliche Dauer einer Wertminderung, Zurechnung des Leasinggegenstandes, Wesentlichkeit
VerfahrensspielräumeAbschreibungsverfahren, Herstellungskosten von
Kuppelprodukten, Pauschalwertberichtigungen, Pauschalrückstellungen, Währungsumrechnungen im Konzern
6.11Einschränkungen der Bilanzpolitik
Stetigkeitsprinzip
Beibehaltung von einmal verwendeten Methoden der Bilanzierung desselben Geschäftsfalles in künftigen Jahresabschlüssen
Durchbrechung nur bei Vorliegen besonderer Umstände
Zweck: bessere Vergleichbarkeit von Jahresabschlüssen über die Zeit
6.12
Auswahl unter bilanzpolitischen Maßnahmen
Zeitliche FlexibilitätVerfügbarkeit der Maßnahmen
Flexibilität in der HöheEntweder-Oder-Entscheidungen, kontinuierliche Wirkungen
Schnelligkeit und Dauer der Wirkung Folgewirkungen auf spätere Perioden
Durchbrechen des Kongruenzprinzips möglich Folgewirkungen auf andere Geschäftsfälle
Verstärkung oder Reduzierung des Effekts durch Stetigkeit Erkennbarkeit
Erläuterungen im Anhang Kosten
6.13Ziele der Bilanzpolitik (1)
Maximierung des ausgewiesenen ErfolgsUnternehmensverkauf oder ZusammenschlussAufnahme von Eigenkapital über den KapitalmarktGünstige KreditkonditionenAnreize des Managers (Karrierechancen, „Denkmal“)
Minimierung des ausgewiesenen ErfolgsSteuern sparen – MaßgeblichkeitsprinzipAktienrückkaufAnreize des Managers (Management Buyout, Stock Options,
„big bath“)
6.14Ziele der Bilanzpolitik (2)
Glättung des ausgewiesenen Erfolgs über die ZeitGeringe Schwankungen um das Sollergebnis
(idR Vorjahresergebnis)Kreditkonditionen, Erwartungen der Investoren,
Steuereffekte
ˆ() (1)mb bt t t
t......„tatsächlicher“ Gewinn der Periode t t̂.....Sollgewinn der Periode t m......bücherlicher Gewinn b [0, 1]
Erreichen von ZielgrößenPrognosen von AnalystenPositive Ergebnisse und Erreichung des Budgets
6.15Ziele der Bilanzpolitik (3)
Bilanzpolitik im mehrperiodigen KontextAbhängigkeit von bilanzpolitischen Maßnahmen in den
VorperiodenErwartungen über die Notwendig künftiger bilanzpolitischer
Maßnahmen
Konkurrierende ZielvorstellungenSteuern sparen vs. Aktienkurs erhöhenRelative Bedeutung der ZieleBereinigung der Bilanzpolitik durch Adressaten schwierig
6.16Erkennen von Bilanzpolitik (1)
Schwierigkeiten bei der BeurteilungPerformance Measure Hypothesis
Verwendung der Periodenabgrenzungen, um künftige Lage des Unternehmens informativer zu beschreiben als mit Cashflows
Opportunistic Accrual Management Hypothesis Vortäuschen einer Situation, um günstigen Effekt für
Unternehmen bzw Management zu erreichen
Beispiel IAS 38 – Aktivierung von Entwicklungskosten, wenn daraus
hinreichend zuverlässig wirtschaftlicher Nutzen resultiert. Beobachtung: Hoher Anteil wird aktiviert. Schlussfolgerung: Erfolgreiche Entwicklung oder „unerwünschte“ Bilanzpolitik?
6.17Erkennen von Bilanzpolitik (2)
Durchschauen der BilanzpolitikÄnderungen von Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden
regelmäßig in den Erläuterungen im AnhangErmessensspielräume weniger offenkundig
Häufig keine Berücksichtigung bei Kapitalmarktreaktionen
Funktionale Fixierung der AdressatenKosten der Informationsbeschaffung und –verarbeitung
Ausspruch
Im Editorial einer Ausgabe des The Wall Street Journal (1.10.1974) fand sich folgender Aus-spruch:
„A lot of executives apparently believe that if they can figure out a way to boost reported earnings their stock price will go up even if the higher earnings do not represent any underlying economic change. In other words, the executives think they are smart and the market is dumb.”
6.18Erkennen von Bilanzpolitik (3)
Vorgehensweise in der praktischen Bilanzanalyse: Erstellen eines Profils der Bilanzpolitik
Ausübung von Wahlrechten tendenziell gewinnerhöhend oder gewinnmindernd
Gewinnmaximierung und Gewinnminimierung erkennbar
Gewinnglättung und Erreichen von Gewinnzielen schwer auszumachen
Grenzen durch Stetigkeitsprinzip
6.19Abschätzung der Bilanzpolitik (1)
Änderung der Periodenabgrenzungen (accruals)
„Diskretionäre“ Periodenabgrenzung GPA = NPA + DPAGPA....Gesamte PeriodenabgrenzungNPA....„normale“ PeriodenabgrenzungDPA....„diskretionäre“ Periodenabgrenzung
6.20Abschätzung der Bilanzpolitik (2)
Änderungen der Cashflows und der Periodenabgrenzungen
Korrelation von Änderungen der Periodenabgrenzungen PA und Änderungen der Cashflows erfasst werden
)(
)(
t
t
CFO
G
Messung von Ergebnisglättung Verhältnis der Standardabweichung σ (Volatilität)
der Ergebnisse zu derjenigen der Cashflows über einen bestimmten Zeitraum
),( tt CFOPA
6.21Abschätzung der Bilanzpolitik (3)
Hypothesen zur Bestimmung der „normalen“ Periodenabgrenzung
NPAt = 111
tGPA
T t T
NPAt = GPAt–1
DPAt = GPAt – GPAt–1
Durchschnittsbildung
Random Walk-Modell
und damit
6.22Abschätzung der Bilanzpolitik 4)
„Jones-Modell“
Branchen-Modell
DPAt = GPAt – NPAt = GPAt – (1 + 2Umsatzt + 3Bruttoanlagevermögent)
6.23Empirische Belege
Anwendung der Modelle in empirischen StudienTrotz Einfachheit und Ungenauigkeit der Modelle
interessante Einsichten„Jones-Modell“ liefert tendenziell schärfste ErgebnisseNachteil aller Modelle: Annahme von keiner (wesentlichen)
Bilanzpolitik in den Vorjahren
Empirische StudienTests von HypothesenHäufig signifikante ResultateErklärungskraft insgesamt (zB das Bestimmtheitsmaß R² in
einer Regression) relativ gering
6.24
Empirische Belege und Wettbewerbsbeschränkungen
Hypothese: Gewinnmindernde Bilanzpolitik von Unternehmen, die Antrag auf Schutzzölle oder andere wettbewerbsbeschränkende Maßnahmen stellen
Regressionsfunktion gemäß „Jones-Modell“
Ergebnis: Signifikant gewinnmindernde Bilanzpolitik (negatives DPAt/BSt1) im Jahr der Entscheidung über Wettbewerbsbeschränkung
t1 2 3
1 1 1 1 1
Umsatz Bruttoanlagevermögen1
t t t
t t t t t
DPA GPABS BS BS BS BS
BSt–1....Bilanzsumme zu Beginn des Jahres t
6.25
Empirische Belege und Börsengang
Hypothese: Gewinnerhöhende Bilanzpolitik von Unternehmen bei Börsengang
Besondere Wirksamkeit durch asymmetrische Information zwischen Eigentümern und Kapitalmarkt
Ergebnis: Signifikant positive diskretionäre Periodenabgrenzungen im Jahr des Börsengangs
-6
-4
-2
0
2
4
6
0 1 2 3 4 5 6
Jahr nach IPO
Perio
dena
bgre
nzun
gen
DPA /BS
NPA /BS
6.26
Empirische Belege und Entlohnungsstruktur (1)
Hypothese: Gewinnerhöhende Bilanzpolitik eines Managers, der gewinnabhängig entlohnt wird (Bonushypothese)
Annahme: Entlohnungssysteme mit Mindest-entlohnung (L) und Deckelung nach oben (H)
Bonus
L H Ausgewiesener Gewinn
Bonus
L H Ausgewiesener Gewinn
6.27
Empirische Belege und Entlohnungsstruktur (2)
ModellDifferenzierte Anreize zu
Bilanzpolitik aus Entlohnungsschema
Bilanzpolitik (b) nur in gewissen Grenzen um den „tatsächlichen“ Gewinn
Gewinnausweis m [ – b, + b], wobei die maximale Höhe der Bilanzpolitik b bekannt ist
Betrachtung von zwei Perioden
Drei Regionen identifizierbar
„Tatsächlicher“ Gewinn
Ausge-wiesener
Gewinn m
Bonus
Bilanz-politischer Spielraum
L H „Tatsächlicher“ Gewinn
Gewinnerhöhende Bilanzpolitik
Gewinnmindernde Bilanzpolitik
„Tatsächlicher“ Gewinn
Ausge-wiesener
Gewinn m
Bonus
Bilanz-politischer Spielraum
L H „Tatsächlicher“ Gewinn
Gewinnerhöhende Bilanzpolitik
Gewinnmindernde Bilanzpolitik
6.28
Empirische Belege und Entlohnungsstruktur (3)
Gewinnerhöhende Bilanzpolitik bei mittlerem Gewinn
Vorzug eines früheren Bonus gegenüber späterenGrenzfall = H Für < H soviel Bilanzpolitik, um ausgewiesenen Gewinn auf
m = H oder sonst höchstmöglich zu steigern
Gewinnmindernde Bilanzpolitik bei hohem Gewinn ( > H)
Verlust an Bonuszahlungen bei m > HVerschiebung des Bonus auf später (vollständige Verlagerung
nur bei Geltung von H + b möglich)
6.29
Empirische Belege und Entlohnungsstruktur (4)
Gewinnmindernde Bilanzpolitik bei niedrigem Gewinn („big bath“)
Gewinnmindernde Bilanzpolitik bei keiner Aussicht auf Bonus ( < L – b )
Bei relativ niedrigem Gewinn Abwägen erforderlich - Zukunftschance verbessern oder versuchen, jetzt noch einen Bonus zu erhalten (durch gewinnerhöhende Bilanzpolitik)
Grenzwert ̂ abhängig vom künftig erwarteten Gewinn, der Zeit- und der Sicherheitspräferenz
Empirische Überprüfung Random Walk-Modell mit GPA=DPAStatistisch signifikante Ergebnisse der Hypothesen
6.30
Empirische Belege und Kreditverträge
Kreditverträge mit Bezugnahme auf Daten der Rechnungslegung
zB Fälligstellung des Kredits, wenn der Verschuldungsgrad Grenzwert übersteigt
Hypothese: Gewinnerhöhende Bilanzpolitik, wenn das Unternehmen in die Nähe des Grenzwertes kommt (Verschuldungsgradhypothese)
Problem: Nähe zu Grenzwerten schwer feststellbarStudie über Unternehmen, die Kreditvertragsklauseln
verletzt haben
Ergebnis: Im Jahr der Verletzung signifikant positive diskretionäre Periodenabgrenzungen
6.31
Analyse der Auswirkungen von Bilanzpolitik (1)
Analyse der Verteilung ausgewiesener GewinneDirekte Messung der Auswirkungen von BilanzpolitikHäufigkeit von Bilanzpolitik messbarGute Analysierbarkeit der bilanzpolitischen Zielsetzung,
bestimmte Zielgrößen zu erreichenAndere Hypothesen jedoch kaum analysierbar
Zielvorstellungen und empirische ResultateVermeiden leicht negativer Ergebnisse durch BilanzpolitikErhalten oder Steigern der bisherigen PerformanceErreichen oder Übertreffen der Gewinnschätzungen von
Analysten
•
•
6.32
Analyse der Auswirkungen von Bilanzpolitik (2)
Ergebnis: 30 – 44 % der Unternehmen mit kleinen „tatsächlichen“ Verlusten betreiben Bilanzpolitik, um Gewinn ausweisen zu können
6.33
Einzelne Maßnahmen der Bilanzpolitik
Präzisere Hypothesen und Untersuchungsdesigns durch isolierte Betrachtung einzelner MaßnahmenVerwendung von manipulativen bilanzpolitischen Maßnahmen
Die US-amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC) analysiert eingereichte Jahresabschlüsse börsennotierter Unternehmen sowohl routinemäßig als auch aus besonderen Anlässen im Hinblick auf Verletzungen von Rechnungslegungsstandards. In einer empirischen Studie von 188 veröffentlichten Fällen in den Jahren 1982 bis 1989 wurden Maßnahmen in Bezug auf folgende Bilanzpositionen verwendet:
Bilanzposition Häufigkeit Forderungen 100 Vorräte 32 Beteiligungen 15 Anlagevermögen 29 Verbindlichkeiten 33 Marktfähige Wertpapiere 3 Sonstige Vermögensgegenstände 11 Umbuchungen 13 Gesamt 236
Die meisten Verletzungen wurden zur Erhöhung des Gewinns vorgenommen, zum Teil in erheblichem Umfang. Ungefähr ein Drittel der Unternehmen hätte ohne Bilanzpolitik einen Verlust ausgewiesen.
6.34Studien zur Ergebnisglättung
Betrachtung einzelner Position, bei denen Bilanzpolitik vermutet wird
VorgehensweisenVergleich des Ergebnisses vor und nach Bilanzpolitik jeweils
abzüglich eines SollergebnissesSchätzung des Ergebnistrends und des Trends in einer
bestimmten Position (zB außerordentliche Posten) mittels Regressionsgleichung, Analyse der Korrelation der Residuen (Abweichung zwischen Prognosewert und Istwert)
Problem dieser Studien: Tatsächlicher Anteil der bilanzpolitischen Ursachen für die Änderung der betrachteten Posten schwer erkennbar
6.35Außerplanmäßige Abschreibung
Wert eines Gegenstandes < Buchwert HGB: Beizulegender Wert dauernd unter Buchwert,
Wertaufholung bei Wegfall des Grundes IFRS: Impairment-Test, niedrigerer Wert ist höherer Wert
aus Nutzungswert und Nettoveräußerungspreis, Wertaufholung bei Wegfall des Grundes
US-GAAP: Fair value, keine Wertaufholung
Bilanzpolitik durch Höhe, zeitliche Durchführung und gesonderten Ausweis - Ergebnisse
Verwendung eher zur „big bath“-Politik als zur Gewinnglättung
Bilanzpolitische Motive vor allem bei Firmenwertabschreibungen und Restrukturierungen
63 % der außerplanmäßigen Abschreibung im 4. Quartal
6.36
Wertberichtigung aktiver latenter Steuern
SFAS 109: Wertberichtung auf aktive latente Steuern bei weniger als 50 % Wahrscheinlichkeit, dass diese in Zukunft genutzt werden können
Abhängig von Erwartungen und Einschätzungen des Managements
Bewertung schlägt in vollem Ausmaß auf Nettogewinn durch
Sehr gute Eignung für Bilanzpolitik
Ergebnis: Wertberichtigung im Wesentlichen mit ökonomischen Gründen und weniger mit Bilanzpolitik zusammenhängend
6.37
Erstmalige Anwendung von Standards
Häufig Wahlrechte bei der erstmaligen Anwendung von neuen oder geänderten Rechnungslegungsstandards
Einführung des SFAS 106 Schreibt Bilanzierung von Leistungen an ehemalige
Arbeitnehmer erstmalig ab Geschäftsjahren nach dem 15.12.1992 vor
Wahlrecht: Nicht bilanzierte Verpflichtungsbeiträge sofort oder linear über die durchschnittliche Dienstzeit der Arbeitnehmer bzw jedenfalls über 20 Jahre rückstellen
Großer Spielraum für Unternehmen Sofortige Nachholung bei Unternehmen mit stark
gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmern Nachholung über mehrere Jahre bei stark verschuldeten
Unternehmen
6.38
Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen (1)
Gute Eignung für reale Bilanzpolitik IdR keine kurzfristig spürbaren negativen Folgen durch
Reduktion dieser Ausgaben, Folgeeffekte in späteren Jahren
Verstärkter Anreiz zur Reduktion bei gewinnabhängig entlohnten Manager, der kurz vor Pensionierung steht („horizon problem“)
00,20,4
0,60,81
1,21,41,6
-6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6
Jahr relativ zur Pensionierung
Wac
hstu
m v
on F
&E
6.39
Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen (2)
„Horizon problem“ geringer, je mehr Aktien und Aktienoptionen der Manager hält
Alternative Gründe für geringe F&E-Aufwendungen
Schlechte Wirtschaftslage des UnternehmensManager hält Nachfolger Entscheidungen über größere
F&E-Ausgaben offen („lame duck“-Hypothese)Beide alternativen Hypothesen in statistischen Tests als wenig
wahrscheinlich verworfen