Arbeitsschutz und menschengerechte Gestaltung der Arbeit
Andreas Wittmann
BUW
Sicherheitstechnik
Technischer Infektionsschutz
Gefährdung am Arbeitsplatz
…ist nicht immer der Finger in der Kreissäge....
…es gibt auch andere Gefahren… …auch solche die man im ersten Moment
gar nicht bemerkt.
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Das Arbeitsschutzgesetz
§2:Maßnahmen des Arbeitsschutzes im Sinne dieses Gesetzes sind Maßnahmen zur Verhütung von Unfällen bei der Arbeit und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren einschließlich Maßnahmen der menschengerechten Gestaltung der Arbeit.
§3:Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes unter Berücksichtigung der Umstände zu treffen, die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit beeinflussen. Er hat die Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und erforderlichenfalls sich ändernden Gegebenheiten anzupassen. Dabei hat er eine Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten anzustreben.
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Menschengerechte Arbeitsgestaltung 1
Arbeit soll ausführbar sein und darf nicht schädigen.
– körperliche und psychischen Bedingungen müssen beachtet werden
Arbeit soll erträglich sein und soll nicht beeinträchtigen.
– gesundheitliches Befinden darf nur in zumutbarem Rahmen negativ verändert sein. Arbeit muss langfristig erträglich bleiben.
Arbeit soll zumutbar sein.– Gesellschaftliche Normen und Werte von
Gruppen müssen beachtet werden.
Arbeit soll persönlichkeitsfördernd sein.
– Förderung von Motivation, Qualifikation und Flexibilität
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Menschengerechte Arbeitsgestaltung 2
Ist eine Arbeitsaufgabe so gestaltet, dass– aus ihr selbst heraus Interesse und Engagement und – die Motivation zum Weiterhandeln entsteht,
dann sind optimale Voraussetzungen für die Erbringung der Arbeitsleistung vorhanden.
Das ist immer dann der Fall, wenn – ein angemessenes Maß an Kontrolle bzw. Handlungsspielraum über
die Abläufe und den Einsatz der Arbeitsmittel möglich ist und – die Aufgabe eine Herausforderung mit realistischen Anforderungen
darstellt.
Menschengerechte gestaltete Arbeit sorgt dafür, dass der Mensch auf Dauer weder unterfordert noch überfordert ist.
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Was ist ?
"Ich habe allen Sprachen ein neues Wort geschenkt - Stress"
„unspezifische Reaktion des Körpers auf jegliche Anforderung (Hans Selye 1936)
“Stress heißt in der Werkstoffkunde der Zug oder Druck auf ein Material (engl.: Druck, Anspannung; lat.: stringere: anspannen)
Stress bezeichnet zum einen durch spezifische äußere Reize (Stressoren) hervorgerufene psychische und physiologische Reaktionen bei Tieren und Menschen, die zur Bewältigung besonderer Anforderungen befähigen, und zum anderen die dadurch entstehende körperliche und geistige Belastung.
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©howtotreatacidreflux.info
Transaktionales Stressmodell nach Lazarus
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Sekundäre Bewertung(secondary apraisal)- Bewältigungsfähigkeiten (coping ressources)- Bewältigungsmöglichkeiten (coping options)
Neubew
ertung
Primäre Bewertung(primary apraisal)- irrelevant?- günstig (positiv)- stressend (Schädigend/Verlust, Bedrohung, Herausforderung)
Bewältigungs-verhalten
Problemorientiertes Bewältigungsverhalten (Coping)
Mitmachen Verstecken Tot stellen Angriff
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Gesundheitsrisiko Stress?
Kontrollierbarer Stress: Herausforderung, die bewältigt werden kann und die belohnt wird.
notwendig für die eigene Weiterentwicklung
Unkontrollierbarer Stress: Unbewältigte Situationen, empfundener Kontrollverlust;
kann Krankheiten verursachen
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Das „Job Strain Model“ (Demand Control Model, Anforderungs-Kontroll-Modell, nach Karasek und Theorell 1979)
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Niedrig Hoch Psychische Belastung
„wenig belastende Tätigkeit“
„stark belastende Tätigkeit“
„aktive Tätigkeit“
„passive Tätigkeit“
•hoher Zeitdruck•hohes Arbeitspensum•widersprüchliche Anforderungen
Kontrolle am Arbeitsplatz durch• Qualifikation• Entscheidungsverantwortung
Stressdiagonale
AKTIVIT
ÄTSDIAGONALE
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Gratifikationskrise nach Siegrist (1996) (Effort-Reward Imbalance, ERI)
Als niedrig empfundene Belohnung
– geringe Belohnung– geringes Einkommen– wenig Statuskontrolle
(Beförderung etc.)
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Hohe berufliche Verausgabung
– extrinsische Ursachen/ äußerer Anreiz (Anforderungen und Verpflichtungen)
– intrinsische Ursachen (kritische Bewältigung)
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Konzept der vollständigen Tätigkeit
Sequentielle oder zyklische Vollständigkeit– Eigenständig durchzuführende Vorbereitungs-,
organisations- und Kontrollfunktionen
Hierarchische Vollständigkeit– Anforderungen auf verschiedenen, einander
abwechselnden Ebenen der psychischen Regulation (sensomotorisch, wissensbasiert und intellektuell)
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Unterforderung
Quantitative Unterforderung: – Anforderung zu selten Herabgesetzte Aktivität,
Monotonie Qualitative Unterforderung:
– Einförmige gleich bleibende Tätigkeiten ohne ausreichende kognitive Auseinandersetzungsmöglichkeit mit dem Arbeitsgegenstand
– Folge: Monotonie, Langeweile, Unzufriedenheit
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Überforderung
Quantitative Überforderung: zu hohes Anforderungsniveau pro Zeiteinheit
– Folge: hoher Blutdruck, hoher Puls, erhöhte Adrenalin und Cholesterinwerte bis zu psychosomatischen Störungen
Qualitative Überforderung: Zu komplexe, kognitive Anforderungen bei ausreichender Zeit
– Folge: sinkendes Selbstwertgefühl, herabgesetzte Zufriedenheit, psychosomatische Störungen
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Interaktionsarbeit und Interaktionsstress
Unmittelbare Kontakte, kommunikative Arbeitsanteile und die emotionsbezogenen Arbeitsanteile ergeben in ihrer Summe die Interaktionsarbeit.
Dissonanzen zwischen den tatsächlich empfundenen Gefühlen und den offen gezeigten Gefühlen führen zu Interaktionsstress
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Anforderungen und Belastungen
körperliche /physikalische Belastungen
Überforderung
Unterforderung
Zu viel pro
Zeiteinheit
Zu w
enig
pro
Zeite
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Zu komplex
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KontrollierbarVolls
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Ausbildung/Fortbildung
psychische Anforderungen sind
positive Aspekte von Arbeitsbedingungen, die – selbstständiges Denken– Planen und– Entscheiden fördern
und die Möglichkeit eröffnen, berufliche Kompetenzen und Qualifikationen einzusetzen und zu verbessern.
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psychische Belastungen sind
Negative Aspekte von Arbeitsbedingungen, die die
– Handlungsausführung behindern
und die in Form von – Zusatzaufwand erzwingenden Hindernissen – oder „riskantem Handeln“– und Überforderungen bzw. Unterforderungen
auftreten.
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Pflichten aus dem ArbSchG
Der Arbeitgeber hat bei Maßnahmen des Arbeitsschutzes von folgenden allgemeinen Grundsätzen auszugehen:
1. Die Arbeit ist so zu gestalten, da eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und die psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird;
2. Gefahren sind an ihrer Quelle zu bekämpfen; 3. bei den Maßnahmen sind der Stand von Technik, Arbeitsmedizin und Hygiene sowie sonstige
gesicherte arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen; 4. Maßnahmen sind mit dem Ziel zu planen, Technik, Arbeitsorganisation, sonstige
Arbeitsbedingungen, soziale Beziehungen und Einfluss der Umwelt auf den Arbeitsplatz sachgerecht zu verknüpfen;
5. individuelle Schutzmaßnahmen sind nachrangig zu anderen Maßnahmen; 6. spezielle Gefahren für besonders schutzbedürftige Beschäftigtengruppen sind zu
berücksichtigen; 7. den Beschäftigten sind geeignete Anweisungen zu erteilen; 8. mittelbar oder unmittelbar geschlechtsspezifisch wirkende Regelungen sind nur zulässig, wenn
dies aus biologischen Gründen zwingend geboten ist.
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Die Gefährdungsbeurteilung
ArbSchG § 5 Beurteilung der Arbeitsbedingungen (1) Der Arbeitgeber hat durch eine Beurteilung der für die
Beschäftigten mit ihrer Arbeit verbundenen Gefährdung zu ermitteln, welche Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind.
(2) Der Arbeitgeber hat die Beurteilung je nach Art der Tätigkeiten vorzunehmen. Bei gleichartigen Arbeitsbedingungen ist die Beurteilung eines Arbeitsplatzes oder einer Tätigkeit ausreichend.
(3) Eine Gefährdung kann sich insbesondere ergeben durch
– 1…– 6. psychische Belastungen bei der Arbeit.
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Vielen Dank!
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