© hahnzog 2013
Ausgewählte Aspekte der Kommunikationspsychologie:
Kommunikationstheorien
Prof. Dr. Simon Hahnzog
© hahnzog 2013
hahnzog – organisationsberatungProf. Dr. Simon Hahnzog
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80337 München
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Inhaltsübersicht
• Symbolischer Interaktionismus (G.H. Mead)
• Informationstheorie (C. Shannon & W. Weaver)
• Zwei-Stufen-Fluss der Kommunikation (P. Lazarsfeld)
• Theorie des kommunikativen Handelns (J. Habermas)
• Theorie selbstreferenzieller Systeme (N. Luhmann)
• Konstruktivistische Kommunikationstheorie (P. Watzlawick, J. Beaver, D. Jackson)
• Nachrichtenquadrat (F. Schulz v. Thun)
• Wertequadrat (Aristoteles, P. Helwig, F. Schulz v. Thun)
• Innere Kommunikation (u.a. R. Schwarz, V. Satir)
• Kommunikationstypen (u.a. V. Satir, F. Schulz v. Thun)
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Symbolischer InteraktionismusSozialwissenschaftliche Strömung Anfang 20.Jh
Als Metatheorie von George Herbert Mead begründet
�Symbolische Interaktion = Handlung, die auf der Interpretation der Handlungen anderer basiert.
�Soziale Wirklichkeit ist etwas • dynamisch Prozesshaftes, das
• ständig durch das Handeln von Menschen und
• durch deren darauf bezogene Interpretationen und ihr jeweiliges Weltwissen
produziert und reproduziert wird.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Symbolischer Interaktionismus
Der Begriff der „Bedeutung“ im Symb. Interaktionismus:
traditionelle philosophische Sichtweisen• Bedeutung als dem Ding innewohnend
• Bedeutung wird an ein Ding aus Elementen der Psyche herangetragen
Im Symbolischen Interaktionismus: Die Bedeutung eines Dings für eine Person ergibt sich aus der Art und Weise, in der andere Personen ihr gegenüber in Bezug auf dieses Ding handeln.
� Bedeutung wird „ausgehandelt“:
„Es ist der soziale Prozess des Zusammenlebens, der die Regeln schafft und aufrechterhält, und es sind nicht umgekehrt die Regeln, die das Zusammenleben schaffen und erhalten."
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Informationstheorie
Information wird verstanden als Vorhersage von Ereignissen aus einer endlichen Anzahl möglicher Ereignisse.
In der Informationstheorie und dem darauf aufbauenden mathematischen Modell der Kommunikation wird ausschließlich der technische Aspekt der Kommunikation und der Güte der übermittelten Information betrachtet.
Zentrale Begriffe:• Entropie:
Informationsgehalt einer Nachricht – die geringste Anzahl an Informationseinheiten (bits), die notwendig ist, um eine Nachricht mit allen Bedeutungen zu kodieren.
• Redundanz:Auftretenswahrscheinlichkeit einer konkreten Informationseinheit im Gesamtkontext einer N_ch_ic_t.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Informationstheorie
Kritik am mathematischen Modell der Kommunikation:
Shannon und Weaver vernachlässigen in ihrem Ansatz, dass• Sender und Empfänger oft nicht über den identischen Code
verfügen, da die Zeichen des Codes keine „objektive“ Bedeutung haben (semantischer Aspekt)
� vgl. unsere Übung Konzepte und Konstruktionen
• Kommunikation immer in einen Kontext eingebunden ist (Erwartungen an das Gegenüber, an die Situation, etc.) und dort bestimmte Funktionen erfüllt (pragmatischer Aspekt)
• Para- und nonverbale Kommunikationskanäle existieren.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Zwei-Stufen-Fluss der Kommunikation
Im Rahmen des US-Präsidentschaftswahlkampf 1940 untersuchte Paul Lazarsfeld den Einfluss bei der Informationsvermittlung der Massenmedien.
Informationsvermittlung durch Massenmedien geschieht demnach in zwei Schritten:
• Zunächst werden Meinungsführer informiert.
• Diese wirken anschließend als Multiplikatoren und informieren wiederum den eigentlichen Rezipienten der Botschaft.
�In dieser strikten Aufteilung gilt das Modell heute als unzureichend und man geht vielmehr von einem Informationsnetzwerk aus.
�Inwiefern hat sich dieser Informationsfluss durch neue Medien verändert?
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Theorie des kommunikativen Handelns
Philosophisch-soziologischer Entwurf zur Erklärung postmoderner Gesellschaftsentwicklungen
� meta-theoretischer Denkrahmen
Verständigungsorientierte Kommunikation heißt: • sich gemäß den Regeln der verwendeten Sprache ausdrücken
(Verständlichkeit)
• über etwas sprechen, dessen Existenz auch von anderen akzeptiert wird (Wahrheit)
• Tatsächliche Absichten ausdrücken, nicht täuschen (Wahrhaftigkeit)
• sich vor dem Hintergrund anerkannter sozialer Normen und Werte äußern (Richtigkeit)
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Theorie des kommunikativen Handelns
Im Gegensatz dazu: Strategische Kommunikation
Ziel: Einflussnahme auf Einstellungen des Gegenübers für eigene Zwecke
oOffen (Druck, Machtausübung)
oVerdeckt (verschiedene Formen von Täuschung)
Wenn Kommunikation misslingt und nicht einfach zu reparieren ist (nachfragen etc.), kommt es zum
Diskurs, der Aushandlung von individuellen Geltungsansprüchen als Metakommunikation
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Theorie selbstreferentieller Systeme
Ebenfalls umfassende Gesellschaftstheorie
Kommunikation selbst (nicht die kommunizierenden Menschen!) wird als Ursprung und konstituierendes Element aller sozialen Systeme gesehen.
Kommunikation hat demnach NICHTS mit Übertragung von Informationen zu tun, diese Metapher suggeriere Objektivität. Wir kommunizieren nicht „miteinander“, dazu seien kommunikative Beziehungen zu unklar und unbestimmt � wir teilen mit und verstehen:
• Verstehen nicht als gemeinsame Sicht auf die Wirklichkeit (z.B. geteilter Bedeutungsraum), sondern
• Verstehen ist (für beide Beteiligten!) nur am Fortgang der Kommunikation, dem Anschlussverhalten prüfbar
� selbstreferenzielle Entscheidung, die allein zu fällen ist
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Konstruktivistische Kommunikationstheorie
Konstruktivistische Kommunikationstheorie: Entwurf von Watzlawick, Beavin & Jackson (1967)
Bedeutung (und Wirklichkeit) werden erst im Prozess der Kommunikation erzeugt
Grundannahme: „…, dass es keine vom Beobachter unabhängige Wirklichkeit gibt und dass wir unsere Wirklichkeit selbst konstruieren. Danach ist das Objekt immer nur Objekt eines Subjekts.“
Ziel: Intersubjektivität als geteilter Bedeutungsraum:
vs. „Diese Welt ist meine Welt.“ (Wittgenstein)
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Konstruktivistische Kommunikationstheorie
Menschen konstruieren sich vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen ihre eigene, für ihr Handeln praktikable, emotional und kognitiv ausgestaltete Wirklichkeit (es gibt keine objektive).
Ich mach mir die Welt, widdewiddewie sie mir gefällt
Allg. Lebensumwelt, Wirtschaft und Kultur
Individuelle Gestaltung / Subkultur
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Konstruktivistische Kommunikationstheorie
Systemtheoretische Grundlage:• Individuen sind die Grundelemente von (Beziehungs- und
Kommunikations-)Systemen
• Es bestehen Wechselwirkungen (Rückkopplung, Feedback),
• die bei Störungen (Konflikten) das Gleichgewicht im System wahren.
Folgerung für die Kommunikationstheorie: • Kommunikationsaxiome nach Watzlawick• Paradoxe Kommunikation• Double-Bind
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Konstruktivistische Kommunikationstheorie
Paradoxe Kommunikation:
Inhalts- und Beziehungsaspekt einer Nachricht können sich widersprechen:
� Paradoxe Kommunikation, die einen Widerspruch in sich enthält o „Du sollst es aber freiwillig machen!“
o „Sei spontan!“
� Oder einen Widerspruch zwischen den Ebeneno „Ich schlage Dich nur, weil ich dich liebe.“
o (verbittert): „Alles okay, mir geht es gut.“
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Konstruktivistische KommunikationstheorieDouble-Bind TheorieDoppelbindung = paradoxe interpersonale Beziehung mit
(1) Zwei oder mehr Individuen in einem intensiven Beziehung zueinander (z.B. Familie, Gefangenschaft, Liebe, Loyalität).
(2) Der Kommunikation einer Aussage, die im manifesten (offenen) Widerspruch zu dem steht, was sie sagt, z.B. der Befehl sich dem Befehl zu widersetzen, eine Bestrafung / Abweisung aus Liebe, die Zurückweisung von zuvor geforderter Zuwendung.
(3) Das Unvermögen des Empfängers, die Beziehung zu verlassen und das Unvermögen, zu METAkommunizierenoder sich aus der Situation zurückzuziehen (z.B. aufgrund emotionaler Abh.).
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Konstruktivistische KommunikationstheorieInterpunktionskonflikte:
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Konstruktivistische KommunikationstheorieInterpunktionskonflikte:
� Beide Kommunikationspartner erleben das eigene Verhalten als Reaktion auf das des anderen!
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Nachrichtenquadrat
Nachrichtenquadrat nach F. Schulz v. Thun(vgl. ausführliches Handout im hahnzog – lexikon)
Sachinhalt: Darstellung des zu kommunizierenden Sachverhalts
Beziehungsaspekt: Sender definiert durch die Art seiner Kommunikation die Beziehung zum Empfänger
Selbstoffenbarung: gewollte Selbstdarstellung und ungewollte Selbstenthüllung des Senders
Appellaspekt: Ausüben von Einfluss; häufig Ziel der Kommunikation
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Nachrichtenquadrat
Kodierung und Dekodierung:
Kodierung und Dekodierung sind u.a. beeinflusst von
• Persönlicher Lerngeschichte: Welchen Umgangston bin ich gewohnt? (autoritär, respektvoll,…)
• Überzeugungen: Probleme trägt man nicht „nach außen“• Momentaner Stimmung: reizbar, empfindlich,…• Persönlichen Bedürfnissen: was beschäftigt mich, Ziele• Rahmenbedingungen: Party, Krisensitzung, Zugabteil,…• Beziehung: Qualität, Rollendefinitionen,…
Und natürlich die begleitende „analoge“ Botschaft…
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Nachrichtenquadrat
Dekodierungsprobleme:
Auf Seiten des Empfängers entstehen Probleme v.a. durch einseitige „Empfangsgewohnheiten“:
� übergroßes „Sach-Ohr“:Probleme auf der Beziehungsebene werden auf der Sachebene ausgetragen.Bsp.: Mutter will, dass 14j. Tochter eine Jacke anzieht, es entsteht eine Diskussion um die Temperatur.
� misstrauisches „Beziehungs-Ohr“:Die harmloseste Sachäußerung oder Selbstoffenbarung wird persönlich genommen, als Angriff oder Beleidigung ausgelegt (z.B. Wut / Ärger als Anschuldigung, Lachen als ausgelacht, Beachtung als Musterung, wenig Beachtung als Ablehnung etc.).
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Nachrichtenquadrat
Dekodierungsprobleme:
� Übergroßes Selbstoffenbarungs-Ohr:Grundsätzlich „gesunder“ Attributionsstil, z.B. aus unberechtigter oder überzogener Kritik zu folgern, der Sender habe einen schlechten Tag gehabt, kann bei ‚Übergröße‘ zu Problemen führen, z.B.:
• Selbstimmunisierung (jede Kritik als Problem des anderen)• Psychologisieren (ständiges „Analysieren“ der anderen, ohne Würdigung
der Sachbotschaft, extremes Bsp. Psychiatrisierung von Systemkritikern in Diktaturen)
� Übergroßes Appell-Ohr:Starke Außenorientierung, kleinste Wünsche von den Augen ablesen, immer an der richtigen Stelle lachen, …
• Ist noch Kaffee da? � Ich koche sofort neuen!• Ich bin gespannt, der Film hat ja sehr unterschiedliche Kritiken bekommen � Oh, wir können gerne einen anderen gucken!
� Problem: Eigene Bedürfnisse oder Bewertungen werden kaum mehr wahrgenommen, „Gefallsucht“.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Nachrichtenquadrat
Kodierungsprobleme:
Auf Seiten des Senders entstehen Probleme v.a. durch
zu wenig Transparenz (Direktheit, Echtheit) und
zu wenig Wertschätzung (Empathie)
� Sachebene• Voraussetzung eigener Kenntnisse beim Gegenüber
• Verwendung ungeeigneter Codes (Fachbegriffe, Abk.)
• Missbrauch oder absichtliche Zurückhaltung von Information
� Selbstoffenbarung• Imponiertechniken (offensive Selbstdarstellung)
• Fassadentechniken (z.B. „Verstecken“ wahrer Motive)
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Nachrichtenquadrat
Kodierungsprobleme:
� Beziehungsebene
• Unterschätzung der emotionalen Bedeutung jeder Botschaft für den Empfänger (großes Beziehungsohr)
• Geringschätzung und Bevormundung als negative Grundhaltung (vgl. „Verhaltenskreuz“)
� Appellebene
• Versteckte, indirekte Appelle
• doppeldeutige oder paradoxe Appelle
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Nachrichtenquadrat
Exkurs – Kommunikationskiller (Bsp.: im Meeting) bzw.
Kommunikationssperren (nach T. Gordon): • Anleitung / Befehl:
„Lassen Sie doch die anderen bitte um Himmels Willen ausreden, bevor Sie Ihren Senf dazu geben!“
• Warnen / drohen: „Wenn Sie weiter alle unterbrechen, machen Sie sich noch sehr unbeliebt!“
• Moralisieren / predigen: „Es ist ein einfaches Gebot der Höflichkeit, die anderen ausreden zu lassen, bevor man selbst das Wort ergreift.“
• Belehren / Vorträge halten: „Gott hat uns mit nur einem Mund ausgestattet, aber mit zwei Ohren – wir können also zweimal soviel hören wie sagen.“
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Nachrichtenquadrat
Exkurs – Kommunikationskiller (Bsp.: im Meeting) bzw.
Kommunikationssperren (nach T. Gordon):
• Ratschläge geben / Lösungen anbieten: „Ich würde vorschlagen, dass Sie sich auf dem nächsten Meeting so lange zurückhalten, bis alle anderen fertig sind.“
• Kritisieren / Urteilen: „Sie verhalten sich wirklich unhöflich.“
• Loben / schmeicheln: „Ich weiß, dass Sie sehr intelligent sind und gute Einfälle haben, aber lassen Sie doch den anderen auch eine Chance!“
• Spotten: „Sie führen sich auf, als hätten Sie die Weisheit mit Löffeln gegessen.“
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Nachrichtenquadrat
Exkurs – Kommunikationskiller (Bsp.: im Meeting) bzw.
Kommunikationssperren (nach T. Gordon): • Beruhigen:
„Ich bin sicher, dass Sie diese schlechte Gewohnheit, uns ständig zu unterbrechen, ablegen können.“
• Analysieren: „Ich glaube, Sie missbrauchen unsere Meetings, um Ihr ganzes Wissen vor uns auszubreiten.“
• Forschen / Verhören: „Warum müssen Sie das Gespräch so an sich reißen und jedermann unterbrechen?“
• Sarkasmus / Scherzen: „Sie sind in unseren Meetings viel zu schüchtern, immer enthalten Sie uns Ihre Auffassungen vor!“
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Nachrichtenquadrat
Du-Botschaften:
Du-Botschaften mischen sich in das Fühlen oder Wollen des Anderen ein:
• Werden als Tadel, Herabsetzung, Kritik oder Ablehnung empfunden • Verletzen, schädigen die Selbstachtung des anderen• Verursachen Schuldgefühle• Wecken Widerstand, Groll, Vergeltungsfantasien
Lähmen den natürlichen Wunsch nach Rücksicht, Veränderung, Lösung, Wiedergutmachung:
• Beispiel: „Ihr Brief enthält eine Reihe von Tippfehlern. Sie müssen ihn nochmal schreiben.“
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Nachrichtenquadrat
Ich-Botschaften:
• Wenn ICH ein Problem habe, sollte ich das auch so „kodieren“ – Drei Komponenten sind entscheidend:
• Beschreibung des Verhaltens„Wenn Sie nicht um 9 Uhr an der Rezeption sind …
• Ehrliche Gefühle… ärgere ich mich, …
• Greifbare (Aus-)Wirkung des Verhaltens… weil ich dann jemand anders bitten muss, die Telefonate anzunehmen
und dafür seine eigene Arbeit liegen zu lassen.“
• Ich-Botschaften lassen dem anderen die Chance, selbst eine Lösung zu finden und diese umzusetzen!
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Nachrichtenquadrat
Ich-Botschaften:
Ich-Botschaften sind letztlich eine Bitte um Hilfe bei der Realisierung eigener Bedürfnisse:
• Wenn ich höre, dass Sie Kundenanfragen manchmal erst nach Wochen beantworten, rege ich mich auf, weil ich einen Imageschaden für unser Unternehmen befürchte.
• Wenn Sie nicht zu unseren Meetings kommen, verlieren wir an Effektivität, weil uns Ihr Wissen fehlt.
� Kritik bleibt Kritik und damit unangenehm, aber die Bereitschaft zur Verhaltensänderung ist viel höher!
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Wertequadrat
Werte & Wertungen:
Was uns an anderen stört, sehen wir oft als etwas „Böses“ oder „Krankhaftes“, wir neigen zur Entwertung, v.a. dessen was uns selbst fremd ist:
• „Dein Ordnungswahn ist ja zwanghaft!“ bzw.
• „Irgendwann wirst du in deinem Chaos ersticken!“
anstatt mögliche positive Elemente darin zu suchen und so z.B. die Person mit dieser Eigenschaft als wertvolle Ergänzung zum Team wahrzunehmen.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Wertequadrat
Grundlagen und Ursprünge:
„Jede Tugend ist als die rechte Mitte zwischen zwei fehlerhaften Extremen zu bestimmen.“ (Aristoteles, Nikomachische Ethik)
Jeder „Unwert“ trägt einen positiven Aspekt in sich, dessen (subjektive) Übertreibung er verkörpert, z.B. geizig als entwertende Übertreibung von sparsam.
Jeder Wert trägt sein inhaltliches Gegenteil in sich (großzügig), das wieder positiv oder (bei Übertreibung) negativ ausfallen kann (verschwenderisch).
„Die Charaktereigenschaften sind immer zugleich Charakter-Werte (bzw. Unwerte). Es gibt keine Charaktereigenschaft, die nicht einen Wert oder Unwert darstellte.“ (P. Helwig)
�Wertequadrat als Grundstein der pragmatischen Kommunikationslehre von Schulz von Thun (2006)
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Wertequadrat
Allgemeine Struktur:
PositivesSpannungsverhältnis
Über-Kompensation
Entwertende Übertreibung
Entwertende Übertreibung
1
3
2
4
Entwicklungsrichtung
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Wertequadrat
Beispiel – Sparsamkeit und Großzügigkeit:
PositivesSpannungsverhältnis
Über-Kompensation
Entwertende Übertreibung
Entwertende Übertreibung
Sparsamkeit
Geiz
Großzügigkeit
Verschwendung
Entwicklungsrichtung
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Wertequadrat
Beispiel – Kooperation (B. Possert):
Ideal: Dynamische Balance zwischen den „Tugenden“ d.h., auch wenn der Einzelne naturgemäß einem Pol mehr zuneigt, stehen idealerweise beide Haltungen zur Verfügung.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Wertequadrat
Beispiel – Zielstreben (B. Possert):
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Wertequadrat
Beispiel – Kommunikation (B. Possert):
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Wertequadrat
Werte in der Kommunikation:
Kommunikation, die auf Wertungen verzichtet, kann zu unechten* (und oft inkongruenten**) Kommunikationsverläufen führen, die für beide Beteiligten wenig befriedigend sind, wenn z.B. Verständnis und eigene Anteile überbetont und gleichzeitig Wut und Ärger runtergeschluckt werden,
⇒Selektive Authentizität: „Ich muss nicht alles sagen was echt ist, aber alles was ich sage, muss echt sein.“ (Ruth Cohn)
*nicht in Einklang mit dem „wahren Selbst“ **Nicht stimmig mit nonverbaler Kommunikation oder Verhalten
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Innere Kommunikation
Grundlagen – Multiplizite Persönlichkeitstheorien:
„Whether with Freud we talk about the ego, the id and the superego;
whether with Jung we talk about the complexes of the archetypes;
whether with Federn or Bern or John Watkins we talk about the ego states;
whether Lewin we talk about subregions of the personality;
… all the time we are talking about the same thing: this thing which is not mentioned in the textbooks of personality.“ (Rowan 1990)
Weitere Beispiele:
Perls: topdog and underdog
Balint: the child in the patient
Mary Watkins: imaginal objects
Hilgard: hidden observer
Tart: identity states
Winnicot, Lake, Janov, Laing: flase or unreal self
Satir: Inner Parts u.v.m.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Innere Kommunikation
Grundlagen – Polydynamische Persönlichkeitstheorie:Ressourcenorientierte Persönlichkeitstheorie (Hahnzog 2009) in Anlehnung an obige Modelle und auch F. Schulz-v.-Thuns „Inneres Team“. Durch individuelle Ausgestaltung des Persönlichkeitsgerüsts entsteht ein personenbezogenes Persönlichkeitsbild. Dieses kann beispielsweise dazu genutzt werden, vergessene Ressourcen zu aktivieren, erstarrte Persönlichkeitsstrukturen zu lockern oder individuelle Eigenschaften und aufgabenorientierte Anforderungen abzugleichen.
Das Modell setzt sich aus folgenden Annahmen zusammen:
• Die polydynamische Persönlichkeitstheorie nutzt metaphorische Umschreibungen für die Charakterzüge, Fähigkeiten und Eigenschaften des Menschen, um die Persönlichkeit zu beschreiben: Teile (oder auch Anteile, Aspekte), in die die Persönlichkeit des Menschen gegliedert ist.
• Die Zusammensetzung der Teile ist bei jedem Menschen anders und für ihn charakteristisch. Dadurch entsteht die Individualität seiner Persönlichkeit.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Innere Kommunikation
Grundlagen – Polydynamische Persönlichkeitstheorie:
• Die meisten dieser Teile sind zeitkonsistent, manche entwickeln sind jedoch erst im Laufe des Lebens oder sind nur vorübergehendexistent.
• Die Teile sind dynamisch angeordnet und können sich je nach Situation und Herausforderung neu gruppieren.
• Die Strukturierung und Ordnung der Teile übernimmt das Selbst, der innere Kern der Persönlichkeit.
• Jeder Teil der Persönlichkeit steht für konkrete Aufgaben des Verhaltens und Erlebens und stellt in dieser Funktion eine Ressource der Persönlichkeit dar. Jeder Teil strebt danach, seine Aufgaben zu erfüllen und seine Ziele zu erreichen.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Innere Kommunikation
Grundlagen – Polydynamische Persönlichkeitstheorie:
• Wenn ein Teil über einen zu langen Zeitraum in den Vordergrund rückt oder zu einflussreich wird bzw. zu lange verleugnet wird, oder wenn das Selbst seine delegierende Funktion nicht wahrnimmt, dann erstarrt das Teilesystem und es entstehen Probleme und Störungen der Persönlichkeit.
• Indem eine Person sich ihrer Teile bewusst wird, erhöht sie die Möglichkeiten und die Wahrscheinlichkeit, einzelne Teile bewusst einzusetzen oder einzuschränken. Dadurch intensiviert sich die Handlungsfähigkeit der Person.
� Die Kommunikation nach innen bedingt zu einem großen Anteil die Kommunikation nach außen.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Innere Kommunikation
Folgen „ungeklärter Vielfalt“:
⇒Verdeckte Appelle und Beziehungsbotschaften
⇒mehrdeutige oder widersprüchliche Signale (Inkongruenzen) zwischen oder innerhalb der verbalen und nonverbalen Äußerungen
⇒Gegenüber hat großen Interpretationsspielraum,
⇒Wird bestenfalls genauso verwirrt wie der Sender,
⇒Fühlt sich schlimmstenfalls ernstlich gekränkt, verärgert, zurückgewiesen, misstraut, verschaukelt…
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Innere Kommunikation
Kontextabhängige innere Konfiguration:
Das innere Team ist nicht fest, sondern wird nach Situation, Gegenüber etc. bedarfsgerecht „zusammengestellt“, aktiviert.
Dennoch können die meisten beisich typische „Stammspieler“ identifizieren,
und andere, die sich nur in be-stimmten Rollen, zu bestimmten Themen, gegenüber bestimmten Partnern melden.
� Beispiele nach Schulz-v.Thun:
aus Schulz v. Thun: Miteinander Reden 3
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Innere Kommunikation
Innere Bühne mit unter-schiedlichen Ebenen:
Vordergrund
Hintergrund
Untergrund
aus Schulz v. Thun: Miteinander Reden2 3
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Innere Kommunikation
„Verbannung“ in den Hintergrund:
Die (un-)bewusste Verdrängung einzelner eigener Eigenschaften kann in drei Stufen differenziert werden:
1. „So bin ich zwar (zum Glück) auch, so sollte ich hier aber lieber nicht auftreten.“Angst vor der Abwertung anderer, ‚stille Wasser‘.
2. „So bin ich (leider) auch, aber so sollte ich nicht sein!“Abwertung (als dumm und unfähig, als moralisch verwerflich oder als „pervers“) erfolgt durch eigene Stammspieler.
3. „So bin ich nicht!“ Leugnung, Gefahr der Dämonisierung, Somatisierung, Devitalisierung.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Innere Kommunikation
Innere Führung des „Selbst“ zur Herstellung von (dynamischer) Balance:
Um voll handlungsfähig zu werden, muss das „Selbst“ als zentraler Fixpunkt der Persönlichkeit seiner Führungsrolle nachkommen und die inneren Anteile in eine dynamische Balance bringen, also:
• Kontrolle (v.a. der Außenwirkung)
• Koordination, Moderation der Beiträge
• Konfliktmanagement, Polarisierungen klären
• Personal- und Teamentwicklung: Förderung einzelner Mitglieder, Integration von Außenseitern, kooperatives Gesamtklima
• Personalauswahl und Einsatzleitung: aufgaben- und bedarfsgerechte „Aufstellung“
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Innere Kommunikation
Innere Führung des „Selbst“ zur Herstellung von (dynamischer) Balance:
Produktive Kontaktgestaltung der Teammitglieder nach Innen und letztendliche Selbstklärung erfordert:
• Erkennen aller, auch der leisen Stimmen � erfordert Zeit• Gewichtung der jeweiligen Stimmen für konkrete Situation.• Hinterfragen der Aktualität (z.B.: Bin ich immer noch dafür
zuständig, den gar nicht mehr so neuen MA zu bemuttern).• Und der situativen Legitimität einzelner Mitglieder (z.B.: Ja, ich darf
und will hier auch mal egoistisch sein).
� Erkennen von unbeteiligten, externalen Einflüssen (z.B. eine hohe Grundgenervtheit aufgrund von extremer Müdigkeit).
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Innere Kommunikation
Innere Führung des „Selbst“ zur Herstellung von (dynamischer) Balance:
Produktive Kontaktgestaltung der Teammitglieder nach Außen:
• Der erstbesten Stimme folgen, ggf. nachbessern oder revidieren. �Man kann nur mit dem Arbeiten der da ist – dabei aber nicht vergessen, dass es noch mehr gibt – deren Verbleib im Prozess reflektieren.
• Hierfür Zeit erbitten, um es sich zu überlegen.
• Bei leichteren Konflikten kann Entscheidungsfindung direkt erfolgeno Verdeckt: „Kontaktmanager“ hält den Kommunikationspartner so lange
mit allgemeinem freundlichen Geplänkel hin.o Entscheidungsprozess offen legen und laut denken.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Innere Kommunikation
Dominanz innerer Anteile:
Die Positionierung der einzelnenAnteile, also die Entscheidung, ob Hauptdarsteller und Stamm-spieler oder Nebenrolle oder „Phantom der Oper“ mit einer Dynamik des Verdrängens, Verschiebens und Beschützens untereinander entwickeln sich u.a. aus
• Lernen am Modell
o Eltern, Freunde, …
• Kognitive Prozesse
• Lernen am Erfolg
o Anerkennung, Zielerreichung, ….
aus Schulz v. Thun: Miteinander Reden 3
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Innere Kommunikation
Dominanz innerer Anteile:
Vielfach ergeben sich die „Stammspieler“ (und ihre - oft verbannten - inneren „Gegenspieler“)auch aus den Anforderungeneiner Berufsrolle:
aus Schulz v. Thun: Miteinander Reden 3
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Kommunikationstypen
Grundlagen – hippokratische Typenlehre:
Typ Choleriker Melancholiker Phlegmatiker Sanguiniker
Körpersaft Gelbe Galle Schwarze Galle
Schleim Blut
Element Feuer Erde Wasser Luft
Eigenschaft Kühn Beharrend Emotional Heiter
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Kommunikationstypen
Konfliktmuster
nach V. Satir (aus: Kommunikation, Selbstwert, Kongruenz)� Geschlechtsunabhängig – die Darstellungen sind beliebig Geschlechtern zugeordnet!
Beschwichtiger:Botschaft:
„Es ist alles meine Schuld. – Ich bin nur da,um dich glücklich zu machen.“
Selbsterleben: Angst vor Ablehnung und Verlassenwerden.
Syntax:Gebrauch von Einschränkungen: wenn, nur, gerade, überhaupt Verwendung vieler Konjunktive: könnte, würde
Körperhaltung:Zusammengesunken, schwankend, Kopf stark nach oben gerichtet, Hand bittend nach vorne
Ressourcen: Liebevoll und sensibel.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Kommunikationstypen
Konfliktmuster nach V. Satir
Ankläger:Botschaft:
„Wenn du nicht da wärst, wäre die Welt völlig in Ordnung! – Du machst nie etwas richtig!“
Selbsterleben: Furcht, dass eigene Schwäche erkannt wird.
Syntax: Universalquantoren: alle, jeder, nie Unterstellte Kausalzusammenhänge (wenn, dann: weil ...) Verwendung von negativen Fragen: Warum tun Sie es nicht? Störung durch Behauptung kausaler Zusammenhänge.
Körperhaltung:Angespannt, verzerrt, flacher, gepresster Atem
Ressourcen: Übernimmt die Führung, Selbstbehauptung
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Kommunikationstypen
Konfliktmuster nach V. Satir
Rationalisierer:Botschaft:
„Bei ruhiger und sachlicher Überlegung kann man feststellen, dass ... . – Alles sollte vernünftig betrachtet werden.„
Selbsterleben: Angst vor Erregung, Gefühlen und Kontrollverlust.
Syntax:Tilgung von Bezugsindices Gebrauch von Nominalisierungen Gebrauch von Nomen ohne Bezugsindex: es, man, Leute etc. Tilgung des Subjekt / Subjektbezuges
Körperhaltung:Unbewegt, gespannt, reaktionsarm
Ressourcen: Intellekt und strategisches Denken.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Kommunikationstypen
Konfliktmuster nach V. Satir
Ablenker:Botschaft:
„Da fällt mir nichts ein, oder - halt, warten Sie - gestern begegnete mir ein Schauspieler, der wusste auch nicht ... . – Ich merke gar nicht, wenn Du mich angreifst.„
Selbsterleben: Sehnsucht und Angst vor Kontakt
Syntax:Willkürlicher Gebrauch aller drei o.g. Sprachmuster fehlende Bezüge und Anknüpfungen rasches Wechseln der obigen Muster
Körperhaltung:Unkoordiniert wirkende Bewegungen von Kopf, Rumpf, Extremitäten
Ressourcen: Spaß, Spontaneität, Kreativität
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Kommunikationstypen
Typologie von Kommunikationsstilen n. Schulz v. Thun:
Schulz v. Thun ordnet den am meisten beobachteten „Stammspielern“ des inneren Teams typische Kommunikationsstile zu:
• Diese „Typologie“ ist KEINESFALLS als Charaktertypologie zu verstehen sondern
• Als Neigung, in bestimmten Situationen (mit einem bestimmten Partner) vorrangig auf eine bestimmte Art zu kommunizieren,
• die sich dann oft in Wechselwirkung mit dessen aktuell vorrangigem Kommunikationsstil systemisch „stabilisiert“.
• Den allermeisten Menschen stehen mindestens einige, wenn nicht alle Stile zur Verfügung!
• Jedem dieser acht Kommunikationsstile ist ein „seelisches Axiom“ zugeordnet, dessen Ursprung in frühkindlichen Angst- und Selbstwert-Erfahrungen verortet wird.
• Entsprechend lassen sich jeweils Entwicklungswege (hier mit „�“ gekennzeichnete) aufweisen, diese Erfahrungen neu zu bewerten und anders zu bewältigen
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Kommunikationstypen
Der bedürftig-abhängige Stil:
„Ich bin schwach und hilflos, allein bin ich demLeben nicht gewachsen.“
� Sprache der Verantwortung erlernen
Ich kann nicht… � Ich will nicht…
Ich muss / darf nicht… � Ich entscheide mich für…
aus Schulz v. Thun: Miteinander Reden 2
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Kommunikationstypen
Der helfende Stil:
„Für mich ist es eine Katastrophe, schwach (ratlos, traurig, verzweifelt) und bedürftig zu sein.“
Immer und schon früh im Leben stark, tüchtig, vernünftig, selbständig etc., dafür anerkannt worden.
Erschöpfung oder eigene Hilfsbedürftigkeit ist im Selbstbild nicht zulässig, äußert sich in Krankheiten oder Substanzmissbrauch� Eigene Schwächen spüren, Hilfe annehmen lernen.
aus Schulz v. Thun: Miteinander Reden 2
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Kommunikationstypen
Teufelskreise von helfendem und hilflosem Stil:
aus Schulz v. Thun: Miteinander Reden 2
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Kommunikationstypen
Der selbst-lose Stil:
„Ich selbst bin unwichtig –nur im Einsatz für dich und für andere kann ich zu etwas nütze sein.“
Selbstentwertendes, miss-trauisches Beziehungsohr.
Konfliktscheu, Appelle werden nur sehr indirekt formuliert:
„Märtyrertum“ (spekuliert dabei aber auf „Heiligsprechung“):
Systemisch: narzisstische Kollusion mit starker Persönlichkeit, Gefahr: Vernichtungskreislauf.
� Eigene Wertigkeit und Bedürfnisse erkennen und wahren
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Kommunikationstypen
Der aggressiv-entwertende Stil:
„Ich bin nicht in Ordnung, mache erbärmlich alles falsch. Wehe jemand merkt es, dann werde ich gnadenlos untergebuttert und gnadenlos verachtet.“
„Oben“ sein wird zur Existenz-frage gemacht („Die oder ich!“).
Ausgefeilte „Techniken“, andere klein und ungefährlich zu halten.
� Selbstachtung herstellen, ermöglicht Achtung von dem anderen
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Kommunikationstypen
Der sich beweisende Stil:
„Ich bin nicht (liebens-)wert, nur in dem Maße wie ich „gut“ bin, verdiene ich Liebe und Anerkennung.“
Symmetrischer Teufelskreis beiähnlich veranlagten Partnern.
Komplementärer Teufelskreis bei Partnern, die sich der Beweihräucherung überdrüssig abwenden, weitere Verunsicherung:
� Schwächen eingestehen lernen, weniger absolut Denken.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Kommunikationstypen
Der bestimmend-kontrollierende Stil:
„Ich bin voll von chaotischen,sündhaften, unvernünftigen Impulsen – nur wenn ich mich anstrenge Regeln halte, kann ich mich in der Gewalt haben und ein anständiger Mensch bleiben.“
Zorn gegen alle, die durch ihreUnberechenbarkeit dazu bei-tragen, führt zu Pedanterie, Rigidität, Zwanghaftigkeit.
Ergänzt durch bedürftig-abhängige, selbst-lose „Musterschüler“.Komplementärer Teufelskreis durch Auflehner.
� non-direktive Verhaltensweisen, (gedankliche) Flexibilität und Offenheit einüben, hier sind Ich-Botschaften wieder sehr hilfreich.� Kein Austragen von Bez.-Konflikten auf der Sachebene.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Kommunikationstypen
Der sich distanzierende Stil:
„Wenn ich mich öffne und jemand ganz an mich heran lasse, begebe ich mich in große Gefahr: ich könnte in eine solche Abhängigkeit geraten, dass ich jeder Verletzung preisgeben bin.“
Stark rational orientiert, unan-gemessen versachlichend.
Kontakte werden gemieden, Eigenbrötler.
Systemisch ruft er seinerseits Distanzierung hervor.
Teufelskreis: Nähe-Distanz (in Paarbeziehungen)
� Als Sender mehr Selbstoffenbarung und Beziehungsebene.� Als Empfänger weniger diagnostisch, mehr empathisch zuhören.
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Kommunikationstypen
Der mitteilungsfreudig-dramatisierende Stil:
„Ich bin unwichtig. Wie mir wirklich zumute ist, interessiert niemanden. Nur wenn ich mich geschickt oder mit starken Mitteln in den Vordergrund spiele, werde ich beachtet.“
„Egotropes“ Kommunikations-muster: Hineinsteigern in Selbstgefühl (Ablenkung von innerer Leere und Konflikten)
Systemisch: angetane Zuhörer erhalten Stil durch Anerkennung aufrecht, genervte durch Verweigerung (Verunsicherung, Eskalation)
� Zurückhaltung und Partnerbezogenheit (z.B. bewusste Fragen)
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Allgemeine Kommunikationstheorien
Kommunikationstypen
Resümee:
Analyse von Kommunikationsstilen und deren möglichen Teufelskreisen in konkreten Beziehungen kann helfen:
• Versteckte Appelle oder Beziehungsbotschaften offen zu legen
• Metakommunikation anzuregen• Interpunktionskonflikte sichtbar zu machen • Sowie sich ggf. unpassend aktive Mitglieder des inneren Teams zu
erkennen und zu hinterfragen
© hahnzog 2013
hahnzog – organisationsberatungProf. Dr. Simon Hahnzog
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Web: www.hahnzog.de