1
Bachelorarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
„Bachelor of Science“ im Fach Pflegemanagement
Berührungen in der Pflege - eine qualitative
Studie mit Pflegeheimbewohnern
Erstbetreuung: Dr. phil. David Rester
Fakultät Gesundheits- und Pflegewissenschaften
Zweitbetreuung: Kristin Kocksch B.sc.
Fakultät für Gesundheits- und Pflegewissenschaften
Vorgelegt von: Denise Hutter, An der Lehnwiese 1, 02739 Neueibau
Matrikel-Nr.: 28948
Kenn-Nr.: 092253
E-Mail: [email protected]
Zwickau, den 31.Juli 2014
2
Abstract Im Pflegealltag ist es unvermeidbar, dass sich Pflegepersonen und Bewohner einer
Pflegeeinrichtung berühren (Helmbold, 2007, S.9). In der vorliegenden
Bachelorarbeit mit dem Titel Berührungen in der Pflege- eine qualitative Studie mit
Pflegeheimbewohnern wird dem Sachverhalt nachgegangen, wie Bewohner
Berührungen durch Pflegepersonen empfinden und erleben. Ziel dieser
Forschungsarbeit soll sein, dass Pflegepersonen dahingehend sensibilisiert werden,
zu erkennen, welchen Stellenwert alltäglich durchgeführte Berührungen für
Bewohner einer Langzeiteinrichtung haben. Zur Datenerhebung dieses Phänomens
wird ein qualitatives Vorgehen gewählt, bei dem Befragungen mit Bewohnern des
‚Lawalder Seniorenhäusl’s‘ geführt werden. Die Forschungsfrage lautet: Wie erleben
Bewohner des Lawalder Seniorenhäusl’s Berührungen durch Pflegepersonen? Für
diese Bachelorarbeit ist nur die Sicht der Heimbewohner von Bedeutung. Von der
Forscherin wird ein offener, halbstandardisierter Interviewleitfaden entwickelt, der
während der Gesprächsführung durch die Interviews führen soll. Insgesamt werden
elf Bewohner des Pflegeheims befragt. Davon werden neun Befragungen mit
weiblichen und drei mit männlichen Bewohnern geführt. Durch die Auswahl von
männlichen und weiblichen Bewohnern soll unter anderem in Erfahrung gebracht
werden, ob geschlechtsspezifische Besonderheiten bei der Befragung deutlich
werden. Die Auswertung der Interviews erfolgt in Anlehnung an die qualitative
Inhaltsanalyse nach Mayring. Die Ergebnisse zeigen, dass es für die Bewohner
wichtig ist, dass eine vertrauensvolle Beziehung geschaffen und aktiv miteinander
kommuniziert wird. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle Befragten mit der
derzeitigen Situation zufrieden sind, und ihnen bewusst ist, dass auf Grund der
derzeitigen Personalbesetzung eine andere Art von Pflege und Versorgung nicht
möglich ist. Die Pflegepersonen sind bemüht, so viel Zeit wie möglich mit den
Bewohnern zu verbringen und ihren Bedürfnissen und Wünschen gerecht zu werden.
Schlagwörter: Berührungen in der Altenpflege; Intimität im Alter; Pflegeheim; ältere
Menschen
keywords: touching in geriatric care; intimacy of elderly; nursing home; elderly
people
3
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ................................................................................................................. 6
1.1 Problemstellung ................................................................................................. 7
1.2 Zielstellung ........................................................................................................ 8
1.3 Aufbau der Arbeit .............................................................................................. 8
2 Theoretischer Hintergrund ..................................................................................... 10
2.1 Definition von Berührungen ............................................................................. 10
2.2 Wahrnehmung und Bedeutung von Berührungen ........................................... 10
2.3 Berührungsformen ........................................................................................... 12
2.4 Berührungen und Kommunikation ................................................................... 13
2.4.1 Kommunikationsmodell nach Watzlawick et al. ......................................... 13
2.4.2 Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun ......................................... 14
2.5 Berührungen in der Krankenpflege .................................................................. 15
2.5.1 Pflegetheorien ........................................................................................... 16
2.5.2 Zusammenfassung der Pflegetheorien ..................................................... 18
3 Methodik ................................................................................................................ 19
3.1 Forschungsfrage ............................................................................................. 19
3.2 Forschungsmethode ........................................................................................ 19
3.2.1 Begründung für ein qualitatives Vorgehen ................................................ 19
3.2.2 Phänomenologie ....................................................................................... 20
3.2.3 Literaturrecherche ..................................................................................... 20
3.3 Datenerhebung ................................................................................................ 21
3.3.1 Gütekriterien.............................................................................................. 23
3.3.2 Ethische Überlegungen ............................................................................. 24
3.4 Datenauswertung ............................................................................................ 25
3.4.1 Transkription nach Kuckartz ...................................................................... 25
3.4.2 Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ................................................... 26
4 Darstellung der Ergebnisse ................................................................................... 35
4
4.1 Das Kategoriesystem ...................................................................................... 35
4.2 Zusammenfassung der Ergebnisse ................................................................. 47
5 Diskussion ............................................................................................................. 48
6 Ausblick ................................................................................................................. 51
7 Fazit ....................................................................................................................... 53
Literaturverzeichnis .................................................................................................. 54
Anhang ..................................................................................................................... 57
Eidesstattliche Erklärung ........................................................................................ 119
5
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Ablaufmodell zusammenfassender Inhaltsanalyse ............................. 32
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:Analyse der Entstehungssituation ............................................................. 29
Tabelle 2: Gewonnene Kategorien nach der Reduktion ........................................... 35
Tabelle 3: Kategorie 1: Erfahrungen durch Vorwissen ........................................... 100
Tabelle 4: Kategorie 2: Empfindungen und Gefühle bei Pflegeheimeinzug ............ 102
Tabelle 5: Kategorie 3: Nicht gleichgeschlechtliche Pflege..................................... 104
Tabelle 6: Kategorie 4: Aktueller Hilfebedarf .......................................................... 107
Tabelle 7: Kategorie 5: Kommunikation in der Pflege ............................................. 109
Tabelle 8: Kategorie 6: Berührungsqualitäten ......................................................... 110
Tabelle 9: Kategorie 7: Zeitfaktor ............................................................................ 112
Tabelle 10: Kategorie 8: Sympathien ...................................................................... 114
Tabelle 11: Kategorie 9: Biografie .......................................................................... 116
Tabelle 12: Kategorie 10: Glaube und Religion ...................................................... 117
Tabelle 13: Kategorie 11: Personalwechsel ............................................................ 118
6
1 Einleitung
Während der Suche nach einem geeigneten Thema für die Bachelorarbeit, stieß die
Forscherin auf das Buch Abgezockt und totgepflegt von Markus Breitscheidel. In
diesem Buch geht es darum, dass sich ein ehemaliger Manager verdeckt als
Pflegehilfskraft in verschiedene Alten- und Pflegeheime in Deutschland einschleust,
um hautnah zu erleben wie pflege- und hilfsbedürftige Menschen in solchen
Einrichtungen betreut und versorgt werden. Dabei deckte er den meist grauenvollen
Alltag der Bewohner und das gnadenlose Geschäft mit der Pflege auf. Spätestens
nach Aussagen wie: „Eine stickige, verbrauchte Luft strömt uns entgegen, als er die
Tür von Zimmer 301 öffnet. Er knipst das Licht an, geht zielgerichtet zum vorderen
Bett, zieht die Decke weg und beginnt wie automatisiert, mit dem Waschlappen den
reglosen Körper einer abgemagerten Frau abzureiben. […] In knapp fünf Minuten hat
er die Frau angezogen und wendet sich ihrer Nachbarin zu. […] Seine festen
Handgriffe hinterlassen rote Druckstellen an beiden Armen und Beinen der Frau. Er
spricht kein Wort“(Breitscheidel, 2013, S.25), war für die Forscherin klar, dass sich
ihre Bachelorarbeit um pflege- und hilfsbedürftige Menschen drehen wird. Und somit
entschied sich die Verfasserin dieser Forschungsarbeit, eine qualitative Studie zu
erheben und Bewohner einer Pflegeeinrichtung mit Hilfe von Interviews bezüglich
des Phänomens Berührungen in der Pflege zu befragen.
In Deutschland leben derzeit 2,5 Millionen Pflegebedürftige. Davon werden 743.000
vollstationär in Pflegeheimen und 576.000 durch ambulante Pflegedienste versorgt
(Pfaff- Statistisches Bundesamt, 2011, S.5). Um die Versorgung und Betreuung der
Pflege- und Hilfsbedürftigen zu gewährleisten, müssen ausreichend qualifizierte
Pflegepersonen vorhanden sein. Im Jahr 2011 arbeiteten 661.179 Beschäftigte in
Pflegeheimen und 290.714 im ambulanten Pflegedienst (Pfaff- Statistisches
Bundesamt, 2011, S.16). Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen
offensichtlich, dass eine intensive Betreuung und Beschäftigung nicht gewährleistet
ist und somit bestimmte Bedürfnisse von Pflege- und Hilfsbedürftigen zwangsläufig
auf der Strecke bleiben.
Der Pflegeberuf gehört zu den Berührungsberufen. Im pflegerischen Alltag ist es
unvermeidbar, dass sich Pflegepersonen und Bewohner gegenseitig berühren
(Helmbold, 2007, S.9). Die Pflege von Menschen erfordert somit ein hohes Maß an
Fach- und Sozialkompetenz. Neben dem Fachwissen, ist es von großer Bedeutung,
7
dass die Pflegepersonen in der Lage sind, einschätzen zu können, welchen Einfluss
ihre Berührungen auf die Pflege- und Hilfsbedürftigen und deren Wohlbefinden
haben. Viele Pflegehandlungen erfolgen im Laufe der Zeit routiniert ab und somit ist
den meisten Pflegepersonen nicht bewusst, welchen Einfluss ihre Berührungen
letztendlich haben können. Pflegepersonen sollten dahingehend sensibilisiert
werden, welche Wirkungen ihre Pflegehandlungen und den damit verbundenen
Berührungen auf die zu Pflegenden haben. Berührungen sind ein Ausdruck von
Begegnungen, welche unterschiedliche Gefühle und Emotionen auslösen können.
Berührungen können je nach Körperbereich, Druck und Dauer des Kontaktes
beruhigend und angenehm, aber auch bedrohend und beklemmend wirken
(Wagener, 2000, S.66). Die Pflegepersonen sollten dahingehend das Bewusstsein
dafür stärken, was ihre Berührungen bei Hilfs- und Pflegebedürftigen auslösen
können und welchen Stellenwert diese Sinnesempfindung im Pflegealltag einnimmt.
1.1 Problemstellung
Die Pflege von Menschen ist gekennzeichnet durch Berührungen zwischen
professionell Pflegenden und Heimbewohnern (Helmbold, 2007, S. 9).Für Pflege-
und Hilfsbedürftige ergeben sich eine Reihe an pflegerischen und therapeutischen
Handlungen, die stark in Verbindung mit Berührungen und engem Körperkontakt
stehen (Bienstein, Fröhlich, 2007, S.14). Nicht jeder Mensch ist es gewohnt, von
anderen berührt zu werden. Auf Grund der Pflege- und Hilfsbedürftigkeit beinhaltet
die Pflege von Menschen Aspekte der Abhängigkeit und Grenzüberschreitungen, im
Bezug auf die Intimität und Privatsphäre eines Heimbewohners (Helmbold, 2007,
S.34). Es gibt kaum ein Arbeitsfeld, bei dem die Gefühle von Menschen so offen
dargelegt werden. Umso wichtiger ist es, dass Pflegepersonen dahingehend
sensibilisiert werden, Bewohnern diese Situationen so angenehm wie möglich zu
machen. Berührungen sind im Pflegealltag ein wichtiger Aspekt, jedoch wird nur
selten über deren Qualität und die Bedeutung von Berührungen nachgedacht
(Helmbold, 2007, S.40). Auch in der Literatur ist nur wenig über dieses Phänomen
aus der Sicht der Pflegebedürftigen zu finden. Helmbold (2007) weist in ihrem Werk
Berührungen in der Pflegesituation darauf hin, dass Berührungen meist nur aus
derSicht der Pflegepersonen dargestellt werden. Die vorliegende Forschungsarbeit
beschäftigt sich mit Berührungen, die im Pflegealltag durchgeführt werden. Dabei
wird nur die Sicht der Heimbewohner in Betracht gezogen.
8
1.2 Zielstellung
Durch die vorliegende Bachelorarbeit, soll Pflegepersonen nahegebracht werden,
welche Bedeutung ihre Berührungen auf Pflege- und Hilfsbedürftige
haben.Pflegepersonen müssen in der Lage sein zu erkennen, wie ihre
durchgeführten Berührungen bei dem Bedürftigen, dem Empfänger, ankommen und
welche Emotionen diese auslösen. Nur in einer angenehmen, vertrauten und
wohltuenden Atmosphäre kann sich der Bewohner auf die Pflege und die damit
verbundenen Berührungen einlassen. Folglich ergibt sich die Relevanz dieser
Forschungsarbeit. Durch die Studie soll den Führungskräften und Pflegemitarbeitern
aufgezeigt werden, wie Berührungen durch die Pflegepersonen von den Bewohnern
empfunden und erlebt werden und wo mögliche Verbesserungspotentiale stecken.
Um die derzeitige Situation der Bewohner zu analysieren und mögliche Probleme
und Fehleinschätzungen zu identifizieren, werden qualitative Interviews mit den
Heimbewohnern durchgeführt. Hierbei werden verschiedenen Aspekte des
Pflegealltages, wie die tägliche Körperpflege, die Behandlungspflege und die
Betreuung der Heimbewohner, in Betracht gezogen.
1.3 Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Bachelorarbeit gliedert sich ein einen theoretischen und einen
empirischen Teil. Zu Beginn folgt die Einleitung mit den Unterpunkten Problem- und
Zielstellung. Im zweiten Hauptkapitel, dem theoretischen Hintergrund, wird der Begriff
‚Berührungen‘ definiert. Nachfolgend wird auf die Wahrnehmung und Bedeutung von
Berührungen, die Berührungsformen, Berührungen und Kommunikation und
Berührungen in der Krankenpflege eingegangen, welche mit ausgewählten
Pflegetheorien unterlegt werden. Mit dem dritten Kapitel beginnt der empirische Teil
der Forschungsarbeit. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Beschreibung der
Methodik. Dieser Abschnitt beinhaltet die Forschungsfrage, das methodische
Vorgehen mit den Unterpunkten: Begründung für ein qualitatives Vorgehen, das
Konzept der Phänomenologie und die Literaturrecherche. Weiterhin folgt die
Datenerhebung, mit der Darstellung der Gütekriterien sowie den ethischen
Überlegungen und die Datenauswertung. Dabei werden die Trankriptionsregeln nach
Kuckartz und die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring vorgestellt. Im vierten
Kapitel erfolgt die Darstellung der Ergebnisse, mit dem entwickelten Kategoriesystem
und der Zusammenfassung der Ergebnisse.Danach folgt im fünften Kapitel die
Diskussion der Ergebnisse durch eine Interpretation und die Beantwortung der
9
Forschungsfrage. Im sechsten Kapitel wird der Ausblick dargestellt. Anschließend
wird in dem letzten Kapitel das Fazit angebracht. Im Anschluss wird die verwendete
Literatur angeführt. Im Anhang befinden sich das Informationsblatt für die
Interviewpartner (Anhang 1), die Einverständniserklärung (Anhang 2) und der
Interviewleitfaden (Anhang 3), die transkribierten Interviews (Anhang 4) und die
Auswertung der Interviews in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse nach
Mayring (Anhang 5).
10
2 Theoretischer Hintergrund
Die vorliegende Bachelorarbeit untersucht die Bedeutung von Berührungen in
Pflegesituationen für Heimbewohner.Zu Beginn erfolgt die Begriffsdefinition von
Berührungen. Es folgt der Aspekt der Wahrnehmung und Bedeutung von
Berührungen. Im Anschluss wird dargestellt, welchen Zusammenhang Berührungen
und Kommunikation haben. Dabei werden die Kommunikationsmodelle von
Watzlawick et al. und Schulz von Thun erläutert. Anschließend werden Berührungen
im Bereich der Krankenpflege näher beleuchtet und mit Hilfe von Pflegetheorien
unterlegt.
2.1 Definition von Berührungen
Eine Vielzahl an Begriffen beschreiben Berührugen: anfassen, antatschen,
streicheln, halten und umarmen (Wagener, 2000, S.25).
Das Wort ‚berühren‘geht auf das altgermanische Verb ‚rüeren, ruoren‘zurück und
wurde im Sinne von ‚in Bewegung setzen, bewegen‘ gebraucht (Helmbold, 2007,
S.19).Im Deutschen hat sich daraus dieBedeutung von „1. [mit der Hand] einen
Kontakt herstellen; anrühren, ohne fest anzufassen; streifen; 2. kurz erwähnen; 3. in
bestimmter Weise auf jemanden wirken; jemanden beeindrucken“ (Duden,
2014)entwickelt. Im NeuesGrosses Wörterbuch wird ‚berühren‘mit den Synonymen
„anfassen, anstoßen, betreffen und mit Berührung, Berührungspunkt“ (Neues
Grosses Wörterbuch, 2000, S. 68) näher erläutert. Berührungen und Bewegung
werden somit miteinander in Verbindung gebracht. Zum einen stellt die Berührung an
sich eine Bewegung dar, indem die Hand zum Beispiel über den Körper gleitet.
Andererseits führt der Berührende eine Bewegung durch, in dem er sich dem
Empfänger der Berührung nähert (Wagener, 2000, S.26). Berührung ist nicht nur
Ausdruck für eine körperliche Berührung, sondern kann bildlich auch als eine
emotionale und geistige Berührung verstanden werden (Wagener, 2000, S.27).
2.2 Wahrnehmung und Bedeutung von Berührungen
„Die wesentlichste Sinnesempfindung unseres Körpers ist die Berührung. Sie ist
wahrscheinlich die wichtigste Wahrnehmung im Prozess des Schlafens und
Wachens; sie vermittelt uns das Wissen von Tiefe, Struktur und Form; wir fühlen, wir
lieben und hassen, sind empfindlich und empfinden durch die Tastkörperchen
unserer Haut“ (Taylor, 1921, zit. aus Montagu, 2004, S.7).
11
Die Haut ist das größte und nervenreichste Organ des menschlichen Körpers. Sie
dient der körperlichen Abgrenzung zur Außenwelt, wodurch uns Sicherheit,
Orientierung und Identität vermittelt wird (Nydahl&Bartoszek, 2000, S.73). Unsere
Haut ist das erste funktionierende Sinnesorgan in unserer Entwicklung: „Wenn der
Embryo vom Schädel bis zum Gesäß weniger als 2,5 Zentimeter lang und erst acht
Wochen alt ist, löst ein leichtes Streicheln der Oberlippe oder Nasenflügel ein ebenso
leichtes Zurückweichen des Halses und des Körpers von der Stimulationsquelle aus.
Der Embryo hat in diesem Entwicklungsstadium weder Augen noch Ohren. Seine
Haut ist hochentwickelt, wenn auch nicht in dem Maß und der Weise, in der sie sich
später entwickeln soll“ (Montagu, 2004,S.7).Durch die Haut kann der Mensch die
unterschiedlichsten Reize wahrnehmen und diese weiterleiten. Nach
Gerrig/Zimbardo bezieht sich Wahrnehmung „auf den allgemeinen Prozess, Objekte
und Ereignisse in der Umwelt zu begreifen- sie mit den Sinnen zu empfinden, zu
verstehen, zu identifizieren und zu klassifizieren sowie sich darauf vorzubereiten, auf
sie zu reagieren“(Gerrig/Zimbardo, 2008, S.108). Körperliche Berührungen werden
über den Tastsinn wahrgenommen, da sich auf der Oberfläche der Haut Rezeptoren
befinden, die es ermöglichen Berührungen, Druck, Vibrationen, Temperaturen und
Schmerz wahrzunehmen und zu empfinden.Durch das aktive Anfassen und Berühren
werden die berührten Gegenstände miteinander in Verbindung gebracht (Helmbold,
2007, S.22). Da unsere Haut mit dem Nervensystem verbunden ist, kann nicht nur
unsere Körperoberfläche Berührungen wahrnehmen, sondern auch unsere Psyche
(Caderas, 2005, S.7).
Auch bisher gemachte Erfahrungen mit Berührungen können dem
Wahrgenommenen gegenüber gestellt werden. Bestimmte Berührungen können
Freude und Vertrautheit, aber auch ein unbehagliches Gefühl von Scham,
Verlegenheit bis hin zur Angst auslösen. Weiterhin können Berührungen auch kultur-
und normenspezifisch sein. Schon von Geburt an werden einem Menschen Normen
vermittelt, in denen man situationsbedingt erkennt, welche Berührungen erwünscht
und vorgeschrieben sind oder womöglich sogar ein Tabu darstellen. Verschiedene
Kulturen weisen gesellschaftliche Regeln auf, was Berührungen betrifft. So gibt man
sich in den meisten Ländern zur Begrüßung die Hand, in China jedoch verbeugen
sich die Menschen voreinander. Berührungen haben für die Menschen schon immer
eine sehr bedeutende Rolle gespielt. Schon in der Bibel wird davon berichtet, dass
Berührungen von Heilern und Sehern kranken Menschen helfen konnten. So
12
zumBeispiel Jesus von Nazareth: „Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde;
dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen
und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Der Mann ging fort
und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen“ (Bibel, 1999,
S.1195).Berührungen haben somit nicht nur eine körperliche, sondern auch eine
emotionale Bedeutung. Sie können je nach Intensität, Dauer und Bereich Emotionen
beim Menschen auslösen. Sie können als beruhigend, wohltuend aber auch
bedrohend, ablehnend wirken.
2.3 Berührungsformen
In der Literatur unterscheidet man funktionale und affektive Berührungsformen. Unter
funktionalen Berührungen werden sämtliche Berührungen verstanden, die mit
pflegerischen Tätigkeiten einhergehen (Helmbold, 2007, S.41). Die Berührungen
finden somit im Rahmen der Pflegehandlung statt. Berührungen, die spontan
erfolgen und keinen Bezug zur Pflegetätigkeit haben, werden als affektive
Berührungen verstanden (Helmbold, 2007, S.41). Dies kann zum Beispiel das Halten
einer Hand oder ein Streicheln sein. Funktionale Berührungen vermitteln im
Pflegealltag keine Zuneigung, affektive Berührungen jedoch meist sehr viel. Affektive
Berührungen vermitteln somit Emotionen und Gefühle. Leider kommt der emotionale
Aspekt, bei dem die Pflegeperson dem Pflegebedürftigen zeigt, dass er oder sie ihm
Aufmerksamkeit schenkt, ihn als Menschen wahrnimmt, meist zu kurz. Doch gerade
diese emotionalen Berührungen sind wichtig für das psychische Wohlbefinden des
Pflegebedürftigen. Berührungen sollten immer individuell auf den Pflegebedürftigen
abgestimmt werden. Manche Pflegebedürftige möchten nicht häufig angefasst
werden, da ihnen Distanz wichtig ist. Auf solche Wünsche und Bedürfnisse muss der
Pflegende Rücksicht nehmen. Für affektive Berührungen sollte man sich viel Zeit
nehmen, da es meist dauert, bis der Pflegebedürftige die Berührung wahrnimmt. Da
vor allem in Alten- und Pflegeheimen die Zeit pro Bewohner sehr knapp bemessen
ist, kann es auch schon hilfreich sein, funktionale und affektive Berührungen zu
kombinieren. Bei der morgendlichen Körperpflege kann die Pflegeperson die Hand
des Pflegebedürftigen streicheln oder seine Schultern berühren. Wichtig ist immer,
dass Pflegehandlungen angekündigt werden und die Berührungen großflächig und
mit immer gleich bleibendem Druck ausgeführt werden (Flohr, 1995, S.964).
Weiterhin wird in der Literatur auch ‚protectiv touch‘ als eine Berührungsform
verwendet. Diese Form derBerührung wir angewendet, um den Bewohner und/oder
13
die Pflegeperson zu schützen (Helmbold, 2007, S.28).Im Bezug auf den Bewohner
kann dies zum Beispiel die Vermeidung eines Sturzes durch die Pflegepersonen
sein. Pflegepersonen wenden diese Form an, um sich von dem Leid des Bewohners
zu distanzieren.
2.4 Berührungen und Kommunikation
Berührungen und Kommunikation stehen in enger Verbindung zueinander. Wie mit
einem Menschen umgegangen und kommuniziert wird, trägt einen großen Teil zum
Wohlbefinden bei (Specht-Tomann, Tropper, 2000, S.5). Berührung ist immer eine
Interaktion, bei welcher man etwas mitteilen möchte. Der Sender vermittelt über
seine Berührung eine Botschaft auf den Empfänger, der Berührte reagiert und
kommuniziert somit ebenfalls. Nachfolgend werden die Kommunikationsmodelle von
Watzlawick et al. (1996) und Schulz von Thun (2002) näher erläutert.
2.4.1 Kommunikationsmodell nach Watzlawick et al.
Das Kommunikationsmodell von Watzlawick et al. (1996) befasst sich intensiv damit,
dass Berührungen als kommunikatives Element der Sprache anzusehen sind
(Aigner, 2009, S.13). Bei der Kommunikation sind nicht nur die gesprochenen Worte
entscheidend, sondern genauso die Gestik und Mimik, die Einfluss ausüben. Nach
Watzlawick et al. läuft Kommunikation kreisförmig ab. Das Verhalten des Senders
führt zu einem Verhalten des Empfängers und dieses führt wiederum zu einem
Verhalten des Senders. Watzlawick entwickelte die fünf Axiome über die
menschliche Kommunikation. Der erste Grundsatz lautet: „Man kann nicht, nicht
kommunizieren“(Watzlawick et al., 1996, S.50). Kommunikation kann verbal, aber
auch nonverbal stattfinden. Durch die Gestik und Mimik des Senders werden immer
Botschaften an den Empfänger gesendet, auf welche dieser reagiert. Bei
Berührungen findet immer eine Interaktion statt, welche eine Reaktion beim
Empfänger auslöst und dieser somit ebensfalls kommuniziert (Menche, 2007, S.18).
Der zweite Grundsatz von Watzlawicks Modell lautet: „Jede Kommunikation enthält
einen Inhalts- und Beziehungsaspekt“(Watzlawick et al., 1996, S.53). Bei jeder
Kommunikation wird deutlich, wie der Sender und der Empfänger zueinander stehen.
Bei dem Inhaltsaspekt geht es darum, was gesagt wird. Dabei geht es um die
Information an sich, die übertragen wird. Bei dem Beziehungsaspekt ist
entscheidend, wie etwas gesagt wird. Gestik, Mimik und auch Tonfall spielen somit
eine große Rolle. Dadurch wird übermittelt, wie eine Botschaft gemeint und zu
14
verstehen ist (Menche, 2007, S.184). Der dritte Grundsatz sagt
aus:„Zwischenmenschliche Beziehungen sind durch die Interpunktion von
Kommunikationsabläufen geprägt“ (Watzlawick et al., 1996, S.57). Kommunikation ist
somit immer Ursache und Wirkung. Das Verhalten des einen
Kommunikationspartners wird als Ursache und das Verhalten des anderen
Kommunikationspartners als Reaktion (Wirkung) gesehen (Menche, 2007, S.184).
Der vierte Grundsatz lautet: „Kommunikation zwischen Menschen bedient sich
digitaler und analoger Modalitäten“(Watzlawick et al., 1996, S.61). Somit dient die
digitale Kommunikation der Übermittlung von Wissen. Die analoge Kommunikation
wider rum vermittelt die Beziehungsebene. Auf dieser Ebene sind vor allem Mimik
und Gestik relevant. Der fünfte Grundsatz weist darauf hin, dass Kommunikation
symmetrisch oder komplementär ist:„Kommunikation kann auf symmetrischen und
komplementären Beziehungen beruhen“ (Watzlawick et al., 1996, S.68). Bei einer
symmetrischen Kommunikation versuchen die Partner auf der gleichen Ebene zu
kommunizieren. Sie sind gleichgestellt. Bei einer komplementären Kommunikation ist
ein Partner überlegen(Menche, 2007, S. 184). Die komplementäre Kommunikation
findet meist im Pflegealltag statt. Der Pflegebedürftige ist nicht gleichrangig an der
Interaktion beteiligt. Er befindet sich in einem Abhängigkeitsverhältnis.
2.4.2 Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun
Bei dem Kommunikationsmodell von Schulz von Thun werden neben dem Sach- und
Beziehungsinhalt, noch die Selbstoffenbarung und der Appell näher betrachtet
(Aigner,2009, S.16).Schulz von Thun bezeichnet die vier Ebenen der Kommunikation
als das ‚Quadrat der Nachricht‘ (Menche, 2007, S.186). Mit Hilfe dieses Modells
möchte Schulz von Thun verdeutlichen, dass eine Nachricht viele Botschaften
enthält. Schulz von Thun setzt voraus, dass ein Sender, ein Empfänger und eine
Nachricht existieren (Helmbold, 2007, S.23). Der Sender einer Nachricht vermittelt
insgesamt vier Aspekte: Sach-, Beziehungs-, Selbstoffenbarungs- und Appellaspekt.
Der Sachinhalt bezieht sich auf die Nachricht, die der Sender dem Empfänger
zukommen lassen möchte (Helmbold, 2007, S.23). Im Bezug auf Berührungen, ist
der Sachinhalt weniger von Bedeutung (Aigner, 2009, S.16). Der Beziehungsinhalt
vermittelt dem Empfänger, wie der Sender zu diesem steht und was er von diesem
hält (Helmbold, 2007, S.23). Im Bezug auf Berührungen, lässt sich dies vor allem in
der Qualität der Berührungen beurteilen. Der Aspekt der Selbstoffenbarung gibt
darüber Aufschluss, was der Sender bereit ist, von sich selbst zu offenbaren
15
(Helmbold, 2007, S.23). Durch Berührungen wird für den Empfänger spürbar, wie die
innere Befindlichkeit des Senders ist. Der Appell hat die Funktion, dass der
Empfänger aufgefordert wird etwas zu tun oder auch etwas sein zu lassen(Helmbold,
2007, S.24).Entsprechend der vier Botschaften der Nachrichten des Senders, hat der
Empfänger vier Ohren, mit denen er die Botschaft hören kann: das Sach-, -
Selbstoffenbahrungs-, Beziehungs- und Appellohr (Menche, 2007, S.186). Die
Aspekte des Senders und die ‚Ohren‘ des Empfängers stimmen jedoch nicht
zwangsläufig überein. Schulz von Thun weist deshalb auf die Kongruenz und
Inkongruenz einer Nachricht hin. Eine Nachricht ist somit konkruent, wenn sämtliche
Signale in die gleiche Richtung weisen, wenn diese in sich stimmitg sind (Schulz von
Thun, 2002, S.35). „Je kongruenter der Sender kommuniziert, desto klarer und
eindeutiger ist die Nachricht für den Empfänger zu verstehen“ (Schulz von Thun,
2002, S.117). Eine Nachricht ist inkongruent, wenn die verbalen und nonverbalen
Signale nicht zueinander passen (Schulz von Thun, 2002, S.35).Inkongruente
Nachrichten können bei dem Empfänger zu starken Verwirrungen führen.
Kommunikation und Berührungen stehen somit im engen Zusammenhang.
Pflegepersonen muss aber auch bewusst gemacht werden, dass nicht nur das
gesprochene Wort aktive Kommunikation bedeutet.„[…] die meisten Menschen
glauben, dass das gesprochene Wort die Hauptrolle im menschlichen Miteinander
spielt. […] Bei der Kommunikationssequenz fallen nur rund 25% auf das
gesprochene Wort und rund 75% auf das nonverbale Geschehen“ (Specht-Tomann,
Tropper, 2000, S.14).Besonders im Bereich der Pflege spielt meist der nonverbale
Aspekt der Kommunikation eine viel größere Rolle, vor allem bei der Pflege von
wahrnehmungsgestörten Personen.
2.5 Berührungen in der Krankenpflege
Der Pflegeberuf gehört zu den Berührungsberufen. Es ist undenkbar, jemanden zu
pflegen ohne ihn zu berühren (Helmbold, 2007, S.9). Unzählige Male am Tag werden
Pflege- und Hilfsbedürftige berührt, sei es bei der Körperpflege, beim Lagern oder
Mobilisieren. Das Empfinden von pflegerischen Berührungen lässt sich sowohl aus
der Sicht der Pflegenden, als auch aus dem Blickwinkel von Heimbewohnern
beschreiben. Für die vorliegende Studie wird jedoch nur die Sicht der Bewohner
entscheidend sein. Professionell Pflegende übernehmen in Berührungssituationen
meist den aktiven Teil und entscheiden somit auch über die Qualität der
16
Berührungen (Helmbold, 2007, S.40). Vor allem für ältere und kranke Menschen liegt
in der Berührung meist der einzige Kontakt zur Außenwelt. Berührungen können
tröstend, beruhigend und anregend wirken. Sie regen Körper, Seele und Geist an
(Specht- Tomann, Topper, 2000, S.118). Sämtliche pflegerische Tätigkeiten sind auf
das Wohl des Heimbewohners ausgerichtet. Pflegende führen Handlungen aus, die
bewusst oder unwillkürlich sind, indem sie Anweisungen, Vorschläge, Informationen
geben und Entscheidungen für den Heimbewohner treffen (Orlando, 1996, S.66). Ziel
der Pflege ist es, dem Pflegebedürftigen die Hilfe zukommen zu lassen, die er
benötigt und seine noch erhaltenden Ressourcen zu fördern (Orlando, 1996, S.19).
Die Pflegepersonen müssen einschätzen können, wie ihre Tätigkeiten dem
Heimbewohner helfen können. Für die Pflegenden ist es wichtig, dass sie
sämtlicheBedürfnisse des Heimbewohners erfassen, da Behandlung und Verhütung
einer Krankheit am besten vonstattengehen, wenn die äußeren Bedingungen für die
Krankheit und deren Verlauf dem Pflegebedürftigen keine zusätzliche Leiden
verursachen (Orlando,1996, S.32). In einer wohltuenden und angenehmen
Atmosphäre kann sich der Heimbewohner auf die Behandlung und die damit
verbundene Genesung besser einlassen. Es gibt kaum ein Arbeitsfeld, bei dem die
Gefühle der Bewohner so offen dargelegt werden. Deshalb ist es wichtig, dass
sämtliche pflegerische Tätigkeiten konkret erklärt werden und die Pflegenden
sicherstellen, dass diese auch vom Empfänger, dem Pflegebedürftigen, verstanden
werden. Des Weiteren setzt auch die Sympathie und aktive Kommunikation zwischen
Pflegenden und Heimbewohnern voraus, dass die Pflegehandlungen und die damit
verbundenen Berührungen ihr gewünschtes Resultat erzielen. Durch eine gewisse
Empathie und Verbundenheit fühlt sich der Heimbewohner sicher und zufrieden
(Orlando, 1996, S.32).
2.5.1 Pflegetheorien
Im folgenden Abschnitt werden Berührungen in der Kranken- und Altenpflege explizit
mit Pflegetheorien untermauert, wobei sich pflegetheoretische Ansätze zu
Berührungen nur indirekt in den Pflegetheorien finden lassen. Berührungen finden
vor allem in pflegetheoretischen Modellen Beachtung, in denen interpersonale
Beziehungen und Kommunikationsmodelle thematisiert werden.
17
Nach Hildegard Peplau(1952) ist die Interaktion zwischen Pflegeperson und Patient
entscheidend. „Es ist das Zusammenspiel von Gedanken, Gefühlen und Handlungen
von Pflegenden und Patienten, welches bestimmt, was zwischen ihnen vorgeht.
Deshalb bedarf es einer Bestimmung der Qualität dieser Interaktion“(Schaeffer et al,
1997,S.56). Die Interaktion zwischen beiden Parteien erfolgt im gegenseitigen
Austausch, jedoch werden die Rollen gewahrt. Nach Peplau ist der Pflegeprozess ein
Lernprozess. Die Pflege soll erzieherisch und fördernd auf den Patienten wirken. Die
Pflegenden können somit gezielter auf bestimmte Pflegesituationen reagieren und
einfühlsamer handeln (Menche, 2007, S.104).
Orlandos Modell (1961) zeigt, dass es wichtig ist, dass die Pflegepersonen
dahingehend geschult werden, das Verhalten der Patienten zu verstehen (Orlando,
1996, S.10). Pflegende und Patienten sollen eine ‚dynamic nurse- patient
relationsship‘ anstreben. Nicht alle Bewohner sprechen ihren Kummer oder
ihreSorgen laut aus. Darum ist es wichtig, dass die Pflegenden die Bedürfnisse der
Patienten erkennen (Orlando, 1996, S.17).
Travelbees (1966) Modell ‚Interpersonal Aspects of Nursing‘ beruht auf einer
zwischenmenschlichen Beziehung.Durch Krankheit und Funktionsbeeinträchtigungen
ist der Pflegebedürftige nicht mehr in der Lage sich selbst zu versorgen. Den
Pflegepersonen kommt somit eine assistierende Funktion zu. Pflegepersonen und
Bewohner stehen in ständiger Interaktion und beeinflussen sich gegenseitig. Durch
gezielte Kommunikation kann der Heimbewohner in seiner Situation bestärkt und
unterstützt werden. Dies setzt jedoch voraus, dass ein persönliches Verhältnis
zwischen Pflegeperson und Bewohner aufgebaut wurde (Schaeffer et al, 1997,
S.99ff.).
Kings (1971) Systemmodell konzentriert sich auf eine intra- und interpersonelle
Kommunikation. „Eine Pflegesituation ist die unmittelbare Umgebung, die räumliche
und zeitliche Realität, in der Pflegekraft und Klient Beziehungen aufnehmen, um
gesundheitliche Probleme zu bewältigen und die erforderlichen Anpassungen an die
veränderten Bedingungen des täglichen Lebens einzuleiten“ (King 1971, zit. aus
Schaeffer et al, 1997,S.185). Pflegepersonen und Bewohner kommunizieren
gemeinsam über Zielsetzung, notwendige Maßnahmen und Zielerreichung. Der
18
Pflegebedürftige wird bei seinem Genesungsprozess von den Pflegenden
unterstützt.
Das Adaptionsmodell von Roy (1974) basiert darauf, dass der Mensch ein adaptives
System ist und in ständiger Interaktion mit seiner Umwelt steht. „Pflegekräfte lernen
rasch, dass Menschen nicht isoliert handeln, sondern von der Umwelt beeinflusst
werden und diese ihrerseits beeinflussen, wobei mit Umwelt die körperliche, konkrete
und die gesellschaftliche Umwelt gemeint ist. Für die pflegerische Praxis ist es
wichtig, die kontinuierliche Interaktion der Menschen mit ihrer Umwelt und den
Menschen zu verstehen“ (Roy, zit. aus Schaeffer et al, 1997, S.230). Durch die sich
ständig ändernde Umwelt, ist der Bewohner dazu gezwungen, sich den
vorherrschenden Situationen und Gegebenheiten anzupassen. Die Pflegepersonen
haben dabei eine unterstützende Rolle und sorgen dafür, dass der Bewohner aktiv
an seiner Pflege teilnimmt.
2.5.2 Zusammenfassung der Pflegetheorien
Durch eine gezielte Erfassung der Bedürfnisse der Bewohner, werden Probleme
verringert und Wohlbefinden gefördert. Dies ist vor allem dann umsetzbar, wenn
Pflegende und Bewohner aktiv miteinander kommunizieren. Kommunikation bildet
die Grundlage für den Aufbau einer Beziehung, welche durch Vertrauen und
Sympathie geprägt ist. In einer wohltuenden und angenehmen Atmosphäre kann sich
der Bewohner besser auf seine Behandlung und seine Genesung einlassen. In der
Kranken- und Altenpflege ist es wichtig, dass man den Patienten/ den Bewohner als
Individuum sieht. Sämtliche Pflegehandlungen müssen auf das Wohl und die
Bedürfnissen des Pflegebedürftigen ausgerichtet sein. In den Pflegetheorien ist
erkennbar, dass der Bewohner aktiv in die Gestaltung und Mitwirkung seines
Genesungsprozesses involviert wird. Ziele und Maßnahmen werden in Absprache
mit dem Bewohner getroffen und somit ist dieser aktiv in den Pflegeprozess mit
eingebunden.
19
3 Methodik
Mit diesem Kapitel beginnt der empirische Teil dieser Bachelorarbeit. Dieses Kapitel
beinhaltet die Vorstellung der Forschungsfrage, sowie weiteren forschungsgeleiteten
Fragen, welche den Sachverhalt explizit untermauern sollen. Im Anschluss folgen die
Forschungsmethode, die Datenerhebung und die Datenauswertung.
3.1 Forschungsfrage
In der vorliegenden Studie soll folgende Forschungsfrage behandelt werden: Wie
erleben Bewohner des Lawalder Seniorenhäusl`s Berührungen durch
Pflegepersonen?
Ausgehend von der zentralen Fragestellung ergeben sich weitere Unterfragen,
welche das Thema untermauern sollen:
Wie haben die Heimbewohner die ersten Berührungen durch die
Pflegepersonen wahrgenommen, als sie ins Pflegeheim gekommen sind?
Welche Emotionen und Gefühle werden bei Berührungen ausgelöst?
Wie wichtig ist die Kommunikation während den Berührungen?
Welche Rolle haben Berührungen in dem Leben der Bewohner vor dem
Heimaufenthalt gespielt?
3.2 Forschungsmethode
In den folgenden Unterpunkten wird das methodische Vorgehen, die Durchführung
der Erhebung, sowie die anschließende Auswertung der Daten beschrieben.
3.2.1 Begründung für ein qualitatives Vorgehen
Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine qualitative Forschungsarbeit.
Qualitative Forschungsmethoden werden vor allem dann eingesetzt, wenn über das
zu untersuchende Phänomen nur wenig bekannt ist.Qualitative Forschung will
menschliches Erleben aus der Perspektive der Betroffenen wahrnehmen und
verstehen (Menche, 2007, S.90).Im Gegensatz zur quantitativen Forschung, bei der
die Studienteilnehmer meist auf vorgegebene Kategorien reagieren können, kann bei
der qualitativen Forschung der Studienteilnehmer Erfahrungen, die er gemacht hat,
bezüglich der Forschungsfrage, besser schildern und beschreiben (Helmbold, 2007,
S.49).Der Befragte ist der Experte. Somit ist die Grundvoraussetzung Menschen für
20
die Studie zu finden, die etwas über das zu untersuchende Phänomen zu erzählen
haben, und bereit sind darüber zu berichten. Qualitative Forschung hat weniger den
Anspruch, Hypothesen zu testen, als vielmehr diese zu generieren.
Hypothesenfindung und Theorienbildung bilden die qualitative Sozialforschung
ab(Mayring, 2008, S.20).Bei der vorliegenden Forschungsarbeit ist ein qualitatives
Vorgehen vor allem deshalb angemessen, da Berührungen vor allem in ihrer
subjektiven Wahrnehmung ihre Bedeutung haben. Ein weiterer Bestandteil der
qualitativen Forschung stellt die Phänomenologie dar, welche nachfolgend näher
erläutert wird.
3.2.2 Phänomenologie
In der qualitativen Forschung kann man verschiedene Richtungen unterscheiden:
Phänomenologie, Grounded Theory und Ethnographie (Menche, 2007, S.90). Für die
vorliegende Bachelorarbeit ist der Bereich der Phänomenologie relevant. Der Begriff
Phänomenologie wird von dem altgriechischen Wort ‚phainomenon‘ (=Sichtbares, die
Erscheinung) und ‚logos‘(=Rede, Lehre) abgeleitet und bedeutet demnach
‚Erscheinungslehre oder Lehre von den Erscheinungen‘(Menche, 2007, S.110). Die
Phänomenologie ist ein Bereich der Philosophie, welcher danach bestrebt ist,
Erscheinungen so zu betrachten, wie sie sich unserem Bewusstsein zeigen. Bei der
phänomenologischen Forschung steht an erster Stelle, die Lebenswelt der Befragten
zu verstehen und sich in sie hineinzuversetzen. Phänomenologie bedeutet „die Welt,
in der wir leben, kennenzulernen“ (Holloway & Wheeler, 1998, S.146).Ziel ist es, die
Erfahrungen und Erlebnisse aus dem Blickwinkel der Betroffenen zu sehen und zu
verstehen (Menche, 2007, S.91). Das Phänomen wird so beschrieben, wie es der
Befragte wahrnimmt.
3.2.3 Literaturrecherche
Die Literaturrecherche stützte sich auf die Datenbanken Medline und Medpilot.
Suchwörter wurden in deutscher und englischer Sprache verwendet. Bei den
Datenbanken konnten nur die Abstracts, aber keine Volltexte eingesehen werden,
aufgrund von einschränkten Zugriffsmöglichkeiten. Somit wurde nur Fachliteratur aus
Bibliotheken und Dokumente, die über Google Scholar einsehbar waren, zur
Forschung herangezogen. Die Literaturanalyse ergab, dass das Phänomen
Berührungen in Pflegesituationen aus Sicht der Pflegebedürftigen bisher noch nicht
21
ausreichend untersucht wurde. Helmbold (2007) weist bereits in ihrem Werk
Berührungen in der Pflegesituation darauf hin, dass Berührungen meist nur aus der
Sicht der Pflegepersonen dargestellt wird. Für die vorliegende Studie ist jedoch nur
Literatur von Bedeutung, die sich mit dem Empfinden von Berührungen aus Sicht der
Pflegebedürftigen beschäftigen. Weiterhin wird deutlich, dass dem Phänomen
Berührung erst in den letzten zehn Jahren in qualitativen Studien Beachtung
geschenkt wurde. Darum werden nur Veröffentlichungen in Betracht gezogen, die
nach 1990 publiziert wurden. Empirische Arbeiten zu therapeutischen Berührungen,
wie Massagen und Einreibungen, werden nicht in Betracht gezogen, da sie eine
besondere Form der Berührung darstellen.
3.3 Datenerhebung
Als Datenerhebungsinstrument wird das problemzentrierte Interview eingesetzt.
Unter einem problemzentrierten Interview werden alle Formen der offenen,
halbstrukturierten Befragungen verstanden (Mayring, 2002, S.67). „Das
problemzentrierte Interview wählt den sprachlichen Zugang, um seine Fragestellung
auf dem Hintergrund subjektiver Bedeutungen, vom Subjekt selbst formuliert, zu
eruieren“ (Mayring, 2002, S.69). Der Befragte ist somit der Experte und kann alles
äußern was ihm im Rahmen des Interviews zu dem Sachverhalt einfällt. Somit wird
die eigene Deutung von Erlebnissen erfasst. Bei einer Befragung ist es immer
wichtig, dass der Interviewer dem Befragten das Gefühl gibt, dass egal wie dieser
antwortet, es kein richtig oder falsch gibt. Der Befragte äußert seine Gedanken,
Erfahrungen und Gefühle bezüglich der gestellten Fragen. Fühlt sich der Befragte
überrannt, kann es schnell zu einer Trotzreaktion kommen und Antworten werden
komplett verweigert. Somit ist es von großer Bedeutung, dass der Interviewer eine
Empathie aufbaut und sich der Interviewer und der Befragte sympathisch sind.
Im Fokus steht die Problemstellung, welchezuvor analysiert und in einem
Interviewleitfaden (Anhang 3) zusammengefasst wurde, welcher als ‚roter Faden‘
durch das Gespräch führt. Somit ist sichergestellt, dass keine relevanten Aspekte
während des Gespräches vergessen werden. Außerdem dient der Interviewleifaden
der Erhöhung der Vergleichbarkeit der Daten.Durch die Standardisierung können die
Interviews besser miteinander verglichen werden (Mayring, 2002, S.70). Der
Interviewer nimmt die Rolle des zurückhaltenden Zuhörers ein. Je nach
Gesprächsverlauf kann der Interviewer flexibel reagieren oder auf den
22
Interviewleitfaden zurück greifen. Die Befragten können selber entscheiden inwiefern
sie auf die gestellten Fragen eingehen.
Für eine qualitative Forschung ist relevant, dass Teilnehmer ausgewählt werden, die
das zu untersuchenden Phänomen auch selbst erlebt haben. Die Anzahl der
Studienteilnehmer muss so groß sein, dass eine realistische Sättigung der Daten
erreicht wird. Die Anzahl darf jedoch nicht zu groß sein, damit die Analyse und das
Verstehen nicht verhindert werden (Helmbold, 2007, S.44).
Mittels eines Anrufes bei der Heimleitung des Lawalder Seniorenhäuslsdurch die
Forscherin wurde ein Termin vereinbart, um das Forschungsprojekt näher zu
erläutern. Nach der persönlichen Vorstellung des Projektes stimmte die Heimleitung
direkt zu. Für die Untersuchung war es notwendig, eine Einrichtung mit
Langzeitbewohnern zu wählen, da diese Institutionen eine gute Grundlage dafür
bilden, um Studienteilnehmer zu finden, die durch täglicheErfahrungen mit
Berührungen, viel zu sagen haben.
Das Pflegeheim befindet sich in der Oberlausitz und verfügt über 42 Einzelzimmer,
verteilt auf vier Wohnbereiche.Die Auswahl der Befragten erfolgte durch vorher
definierte Einschlusskriterien: die Teilnehmer der Studie sollten schon mindestens
drei Monate in dem Pflegeheim wohnen und keine kognitiven Einschränkungen
aufweisen. Die Einschätzung der kognitiven Leistungen wurde durch die
Pflegeexpertise der Pflegedienstleitung geklärt und durch die zusätzliche
Einsichtnahme in die Pflegedokumentation der jeweiligen Teilnehmer. Die Bewohner
wurden im Vorfeld von der Pflegedienstleitung über die Studie aufgeklärt. Dabei
erhielten diese ein Informationsblatt (Anhang 1), in dem die wichtigsten Inhalte
zusammengefasst wurden und eine Einverständniserklärung (Anhang 2).
Heimbewohner, die sich dazu bereit erklärten, an der Studie teilzunehmen, mussten
vor der Untersuchung, ihre unterzeichnete Einverständniserklärung, abgeben.
Die Befragung erfolgt anhand eines Interviewleitfadens (Anhang 3) und wird mit
einem Tonbandgerät aufgenommen, um eine lückenlose Dokumentation zu
gewährleisten. Auf eine schriftliche Erfassung während der Befragung wird
verzichtet, um die Atmosphäre nicht zu stören. Auffälligkeiten werden im Nachhinein
in einem Feldtagebuchniedergeschrieben. Insgesamt werden elf Bewohner des
23
Pflegeheims befragt. Die Interviews werden in den Zimmern der Heimbewohner
durchgeführt, um ein gewohntes Umfeld zu schaffen.
3.3.1 Gütekriterien
Für Forschungsarbeiten sind sogenannte Gütekriterien relevant, um
wissenschaftliche Methoden vergleichbar und die Qualität des Forschungsweges
messbar zu machen (Lamnek 2010, S.127).Gütekriterien dienen zur Überprüfung
von Forschungsmethoden. Relevante Gütekriterien sind die Validität (Gültigkeit), die
Reliabilität (Zuverlässigkeit) und die Objektivität (Mayring, 2008, S.109). Die Validität
soll einschätzen, ob das erfasst wurde, was erfasst werden sollte. Reliabilität
bedeutet, dass das vom Forscher angewendete Instrument zuverlässig misst, das
heißt das auch bei mehrfacher Messung desselben Sachverhaltes die Ergebnisse
stabil sind, auch wenn diese Messungen durch Dritte durchgeführt werden (Kromrey,
2007, S.400). Die Reliabilität bestimmt somit die Stabilität und Genauigkeit einer
Messung ( Mayring, 2002, S.141). Im Gegensatz zur quantitativen Forschung, bei der
vor allem die Objektivität im Vordergrund steht, damit die ermittelten Ergebnisse
statistisch und allgemeingültig dargestellt werden können, ist es bei der qualitativen
Forschung die Analyse und Auswertung von individuellen Einzelfällen relevant. Die
Übertragung von quantitativen Gütekriterien, wie Objektivität, Validität und Reliabilität
auf die qualitative Forschung ist schwer umsetzbar. Es kann kaum davon
ausgegangen werden, dass dasselbe Interview mit derselben Person zu einem
anderen Zeitpunkt, exakt die gleichen Ergebnisse liefert, wie beim ersten Mal
(Kromrey, 2007, S.405). Diese Verzerrung der Ergebnisse kann viele Gründe haben,
wie zum Beispiel das Befinden des Befragten oder das Wetter. Die Gütekriterien
müssen somit dem Vorgehen und Ziel der Analyse angemessen sein (Mayring, 2002,
S.142). Bei qualitativen Forschungen wurden folgende sechs allgemeine
Gütekriterien entwickelt (Mayring, 1999, zit. aus Ebster&Stalzer, 2008, S. 160f), die
im Rahmen dieser Bachelorarbeit Anwendung finden:
Dokumentation des methodischen Vorgehens: Das gesamte Verfahren muss
genauestens dokumentiert werden, wie zum Beispiel die Darlegung des
Vorverständnisses, das Erhebungsinstrument, die Durchführung und die
Auswertung der Datenerhebung. Der Forschungsprozess muss für Dritte
nachvollziehbar sein.
24
Argumentative Interpretationsabsicherung: Interpretationen müssen in sich
schlüssig begründet sein. Eventuell muss nach Alternativdeutungen gesucht
werden.
Regelgeleitetheit: Der Forscher gehtschrittweise und systematisch vor, das
heißt, der Analyseprozess wird in einzelne Schritte zerlegt.
Nähe zum Forschungsgegenstand: Der Forscher geht ins ‚Feld‘, das heißt
dieForschung findet in der natürlichen Lebenswelt der Beforschten statt.
Kommunikative Validierung: Zur Überprüfung der Gültigkeit kann man mit den
Beforschten die ermittelten Ergebnisse diskutieren.
Triangulation: Zur Lösung der Forschungsfrage können verschieden
Lösungswege in Betracht gezogen werden. Mehrere Analysevorgänge, Theorien
und Methoden können verknüpft werden
3.3.2 Ethische Überlegungen
Sämtlichen Studien die mit oder am Menschen durchgeführt werden, müssen immer
gewisse ethische Überlegungen zuvorkommen. In der vorliegenden Studie sind es
vor allem ältere Menschen, die als Experten in Betracht gezogen werden. Es ist
wichtig, dass die Rechte und Bedürfnisse berücksichtigt werden. Höchstes Gut ist es,
dass die Teilnahme an der Studie auf freiwilliger Basis beruht und die Anonymität
gewahrt bleibt. Die Namen der Studienteilnehmer und sämtliche Hinweise, die
Rückschlüsse auf den Teilnehmer ziehen, wurden verschlüsselt. Weitere Kriterien
sind, dass vor Beginn der Interviews, die Teilnehmer noch einmal darüber in
Kenntnis gesetzt werden, welches Ziel die Studie verfolgt. Da es sich um ein sehr
sensibles Thema handelt, ist es von großer Bedeutung, dass der Interviewer sehr
einfühlsam und verständnisvoll auftritt. Den Teilnehmern wird nochmals zugesichert,
dass ihre Namen verschlüsselt werden und sie das Interview zu jeder Zeit abbrechen
können. Vor der Durchführung wurden die unterschriebenen
Einverständniserklärungen eingeholt.
25
3.4 Datenauswertung
In der qualitativen Forschung gibt es eine Reihe von Modellen, die es ermöglichen
die ermittelten Daten auszuwerten. Für die vorliegende Bachelorarbeit entschied sich
die Forscherin für die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring. Damit eine
Auswertung erfolgen kann, müssen die auf Tonband aufgenommenen Gespräche
niedergeschrieben werden. Als Grundlage dienen die Transkriptionsregeln nach
Kuckartz (2008).
3.4.1 Transkription nach Kuckartz
Zur Auswertung der Daten ist es notwendig, dass die aufgezeichneten Interviews
transkribiert werden. Unter Transkription versteht man die Übertragung von
gesprochener Sprache in eine schriftliche Form (Deppermann, 2008, S.39). Durch
das niedergeschriebene Wortprotokoll können Gemeinsamkeiten in den einzelnen
Interviews aufgezeigt und Aussagen im Kontext gesehen und die Interviews können
einfacher ausgewertet werden (Mayring, 2002, S.89). Um Transkriptionen klar und
einheitlich zu gestalten, hat Kuckartz (2008, S.27) Transkriptionsregeln entwickelt,
die nachfolgend aufgelistet werden:
1. Es wird wörtlich transkribiert, also nicht lautsprachlich und zusammenfassend.
Vorhandene Dialekte werden nicht mit transkribiert.
2. Sprache und Interpunktion werden leicht geglättet, das heißt dem Schriftdeutsch
angenähert.
3. Alle Angaben, die den Rückschluss auf eine befragte Person erlauben, werden
anonymisiert.
4. Deutliche, längere Pausen werden durch Auslassungspunkte (…) markiert.
5. Besonders betonte Begriffe werden durch Unterschreichung gekennzeichnet.
6. Zustimmende oder bestätigende Lautäußerungen der Interviewer (mhm, aha
etc.) werden nicht mit transkribiert, sofern sie den Redefluss der befragten
Person nicht unterbrechen.
7. Lautäußerungen der befragten Person, die die Aussage unterstützen oder
verdeutlichen (etwa lachen oder seufzen), werden in Klammern notiert.
8. Einwürfe der jeweils anderen Person werden in Klammern gesetzt.
9. Die interviewende Person wird durch ein ‚I‘, die befragte Person durch ein ‚B‘,
gefolgt von ihrer Kennnummer gekennzeichnet (etwa ‚B4‘).
26
10. Jeder Sprecherwechsel wird durch eine Leerzeile zwischen den Sprechern
deutlich gemacht, um die Lesbarkeit zu erhöhen.
3.4.2 Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring
Die Auswertung der durchgeführten Interviews erfolgt mit Hilfe der qualitativen
Inhaltsanalyse nach Mayring. Nach Mayring ist die qualitative Inhaltsanalyse ein
komplexes, umfassendes Analyseverfahren (Mayring, 2008, S.12):
1. „Inhaltsanalyse hat Kommunikation zum Gegenstand, also die Übertragung von
Symbolen [...]. In aller Regel handelt es sich zwar um Sprache, aber auch Musik,
Bilder u.ä. können zum Gegenstand gemacht werden.“
2. „Kommunikation arbeitet mit Texten, Bildern, Noten, mit symbolischen Material
also. Das heißt, die Kommunikation liegt in irgendeiner Art protokolliert, festgehalten
vor. Gegenstand der Analyse ist die fixierte Kommunikation.“
3. „ [...] Inhaltsanalyse will systematisch vorgehen. Damit grenzt sie sich gegen einen
Großteil hermeneutischer Verfahren ab.“
4. „Das systematische Vorgehen zeigt sich vor allem darin, daß die Analyse nach
expliziten Regeln abläuft (zumindest ablaufen soll). Diese Regelgeleitetheit
ermöglicht es, dass auch andere die Analyse verstehen, nachvollziehen und
überprüfen können.“
5. „Das systematische Vorgehen zeigt sich aber auch darin, dass eine gute
Inhaltsanalyse theoriegeleitet vorgeht. Sie will nicht einfach einen Text referieren,
sondern analysiert ihr Material unter einer theoretisch ausgewiesenen Fragestellung;
[...] Theoriegeleitet bedeutet dabei nicht Abheben von konkretem Material in Sphären
der Unverständlichkeit, sondern heißt Anknüpfen an den Erfahrungen anderer mit
dem zu untersuchenden Gegenstand.“
6. „[…] Sie ist eine schlussfolgernde Methode […]. Sie will durch Aussagen über das
zu analysierende Material Rückschlüsse auf bestimmte Aspekte der Kommunikation
ziehen […].“
27
Mayring empfiehlt ein spezielles Ablaufmodell, welches für ein qualitativ-
inhaltsanalytisches Vorgehen geeignet ist. Durch dieses Ablaufmodell können eine
große Anzahl an Daten transparent dargestellt werden und vereinfachen somit die
Nachvollziehbarkeit des Analyseverfahrens. Die Analyse muss der jeweiligen
Fragestellung angepasst sein. Bei der qualitativen Inhaltsanalyse wird das Material
somit nacheinander bearbeitet. Am Material orientiert wird ein
Kategoriesystemerstellt. Dabei werden die der Fragestellung nach relevanten
Informationen herausgefiltert. „Ziel der Analyse ist es, das Material so zu reduzieren,
dass die wesentlichen Inhalte erhalten bleiben, durch Abstraktion einen
überschaubaren Korpus zu schaffen, der immer noch Abbild des Grundmaterials ist“
(Mayring, 2008, S.58).
Das Ablaufmodell für das inhaltsanalytische Vorgehen nach Mayring besteht aus
folgenden Stufen:
Stufe 1: Festlegung des Materials
Für die vorliegende Bachelorarbeit wurden elf Studienteilnehmer zu dem Sachverhalt
Berührungen in der Pflege befragt. Die Interviews wurden mit einem Tonbandgerät
aufgenommen und im Anschluss durch die Forscherin tanskribiert. Da es vorkam,
dass die Heimbewohner bei ihren Ausführungen weit ausgeholt haben, wurden die
Aussagen, die nicht im Zusammenhang mit der Fragestellung stehen, bei der
Transkription nicht berücksichtigt und somit bei der Auswertung nicht mit einbezogen.
Stufe 2: Analyse der Entstehungssituation
In der zweiten Stufe wird die konkrete Erhebungssituation dargestellt. In einer
Tabelle wurden die relevanten Informationen zur Entstehungssituation
zusammengetragen (Tabelle 1: Analyse der Entstehungssituation). Es wird
dargestellt, wer an der Studie teilgenommen hat und in welcher Situation die
Erhebung stattgefunden hat. Vor Beginn der Interviews wurde den Bewohnern noch
einmal das Ziel der Studie erklärt und ihnen die Anonymität und Vertraulichkeit
zugesichert. Bevor die Interviews begannen, wurde die Einverständniserklärung mit
Unterschrift eingeholt. Um die Anonymität zu wahren, werden die Namen der
Teilnehmer verschlüsselt.
28
Zur Zeit der Befragung waren die Heimbewohner zwischen 73 und 92 Jahre alt und
befanden sich zwischen drei Monaten und sieben Jahren im Pflegeheim. Abgesehen
von zwei Interviewpartnern, fanden alle Gespräche in den Bewohnerzimmern statt.
Die anderen zwei Interviews fanden in den Raucherbereichen des Seniorenheims
statt. Insgesamt wurden elf Interviews geführt, jedoch musste das neunte Interview
abgebrochen werden, da die Studienteilnehmerin auf Grund ihrer Krankheit zu
schwach war, um das Interview zu führen. Somit wurden acht weibliche und drei
männliche Bewohner befragt. Die Dauer der Interviews variierte zwischen zehn bis
vierzig Minuten.
29
T
ab
elle
1:A
na
lyse
de
r E
nts
teh
un
gssitu
ation
Inte
rvie
w-
nu
mm
er
Ge
sc
hle
ch
t G
eb
urt
sja
hr
Au
fen
tha
lt im
P
fle
ge
he
im
Fa
mil
ien
sta
nd
D
au
er
Inte
rvie
w
Bes
on
dere
Vo
rko
mm
nis
se
1
we
iblic
h
19
32
se
it 2
01
0
ve
rwitw
et
25
min
w
ar
se
hr
aufg
ere
gt;
ha
t F
oto
alb
um
ge
ze
igt
2
we
iblic
h
19
32
Ma
i 2
012
- 1
0 m
in
Inte
rvie
w
in
Rau
ch
ere
cke
du
rchgefü
hrt
3
w
eib
lich
1
920
se
it 2
01
1
ve
rwitw
et
40
min
F
oto
alb
um
ge
ze
igt;
h
at
sic
h
oft
wie
de
rho
lt u
nd v
iele
Sä
tze
u
nte
rbro
ch
en
4
mä
nn
lich
19
23
se
it 2
00
9
ve
rwitw
et
12
min
E
inze
lgä
nge
r;
se
hr
off
en
ge
we
se
n
5
mä
nn
lich
19
23
se
it 2
00
8
ge
tre
nn
t
le
be
nd
14
min
se
hr
mittte
ilun
gsb
ed
ürf
tig;
be
kom
mt
se
lte
n B
esu
ch
6
w
eib
lich
1
924
se
it 2
00
9
ve
rwitw
et
20
min
ske
ptisch
ggü
. T
on
ban
da
ufn
ahm
e
7
we
iblic
h
19
28
se
it 2
00
6
ve
rwitw
et
18
min
a
uf
Gru
nd
vo
n
Frü
hstü
ck
ve
rscho
b
sic
h
da
s
Inte
rvie
w
um
w
en
ige
M
inu
ten;
se
hr
extr
ove
rtie
rte
Pe
rson
8
w
eib
lich
1
920
se
it 2
00
5
ve
rwitw
et
20
min
sch
reib
t T
age
bü
ch
er
un
d
str
ickt
vie
l; h
at
sic
h a
uf
da
s
Inte
rvie
w g
efr
eut
9
we
iblic
h
19
37
- -
- Im
me
r w
ied
er
ein
ge
sch
lafe
n
Inte
rvie
w
wu
rde
ab
ge
bro
che
n
10
we
iblic
h
19
26
Fe
bru
ar
20
12
ve
rwitw
et
17
min
h
at
oft
a
ngefa
ngen
m
it
we
ine
n
11
mä
nn
lich
19
39
Mä
rz 2
01
2
ge
tre
nn
t le
be
nd
13
min
In
terv
iew
in
R
au
ch
ere
cke
du
rchgefü
hrt
30
Stufe 3: Formale Charakterisierung des Materials
Als Erhebungsmethode wurde ein offenes, halbstrukturiertes Interview eingesetzt.
Mittels eines Tonbandgerätes wurden die Aussagen der Studienteilnehmer
aufgezeichnet. Vor dem Interviewbeginn wurden die Studienteilnehmer noch einmal
darüber aufgeklärt, dass die Tonbandaufzeichnung dazu dient, die anschließende
Niederschrift der Interviews zu vereinfachen. Des Weiteren wurde den Teilnehmern
noch einmal deutlich gemacht, dass sie die Interviews jederzeit abbrechen dürfen.
Für die Inhaltsanalyse werden die Interviews trankribiert und sind somit als Text
vorhanden. Bei der Transkription wurde sich an den Trankriptionsregeln nach
Kuckartz orientiert. Nach der Transkription wurde mittels Korrekturhörens die
Niederschrift mit den Tonbandaufzeichnungen verglichen und eventuelle
Übertragungsfehler wurden korrigiert. Die Zeilen wurden durchgehend nummeriert,
um die Ergebnisdarstellung nachvollziehbarer zu machen.
Stufe 4: Richtung der Analyse
Bei diesem Punkt ist es wichtig, dass zunächst bestimmt wird, über welchen Aspekt
des vorhandenen Materials überhaupt Aussagen treffen soll: „Ohne spezifische
Fragestellung, ohne die Bestimmung der Richtung der Analyse ist keine
Inhaltsanalyse denkbar“(Mayring, 2008, S.50). In dieser Studie ist das persönliche
Empfinden von Berührungen für Pflegeheimbewohner durch das Pflegepersonal
Fokus der Forschung.Die Studienteilnehmer werden mit Hilfe eines
Interviewleitfadens durch das Thema Berührungen in der Pflege geführt und sollen
ihre Erfahrungen, Gedanken, Wünsche und Bedürfnisse, aber auch Kritik bezüglich
des Themas äußern.
Stufe 5: Theoretische Differenzierung der Fragestellung
Die Inhaltsanalyse nach Mayring zeichnet sich durch die Regel- und
Theoriegeleitetheit der Interpretation aus. Die Analyse unterliegt somit einer
theoretischen Fragestellung und der Stand der Forschung wird in Hinsicht auf das zu
untersuchende Phänomen mit herangezogen (Mayring, 2008, S.52). Die
Fragestellung in dieser Bachelorarbeit lautet: Wie erleben Bewohner des ‚Lawalder
Seniorenhäusl’s‘ Berührungen durch Pflegepersonen?Durch eine vorher festgelegte
Fragestellung kann an die Erfahrungen der Teilnehmer angeknüpftwerden. Der zuvor
31
entwickelte Interviewleitfaden dient dazu, dass die Aussagen im Nachhinein besser
miteinander vergleichen werden können.
Stufe 6: Bestimmung der Analysetechnik
Um das Material auszuwerten, ist es von Bedeutung das Material so zu reduzieren,
dass nur die fundamentalen Inhalte erhalten bleiben. Durch die Abstraktion wird eine
überschaubare Grundform geschaffen, die zugleich ein Abbild des vorhandenen
Grundmaterials darstellt (Mayring, 2008, S.58). Nach Mayring unterscheidet man drei
Grundformen des Interpretierens: Zusammenfassung, Explikation und Strukturierung.
Bei der Zusammenfassung wird das Material so reduziert, dass die wesentlichen
Inhalte erhalten bleiben. Bei der Explikation wird zu ungenauen Textteilen
zusätzliches Material zur Klärung hinzugezogen. Bei der Strukturierung wird nach
vorher festgelegten Ordnungskriterien, das Material zu bestimmten Aspekten gefiltert
oder das Material wird bezüglich bestimmter Kriterien eingeschätzt (Mayring, 2008,
S.58).Die Auswertung der Daten orientiert sich an der zusammenfassenden
Inhaltsanalyse nach Mayring.In mehreren Arbeitsschritten wird das Material mittels
Paraphrasierung, Generalisierung und Reduktion auf ein Allgemeinniveau gebracht
und geeigneten Kategorien zugeordnet (Mayring, 2008, S. 59).
Stufe 7: Definition der Analyseeinheit
Nach Mayring (2008, S.53) wird in diesem Schritt festgelegt, welche Maßeinheiten
des Materials zum Gegenstand der Analyse gemacht werden sollen. Die
Kodiereinheit stellt die kleinste Texteinheit dar, die ausgewertet wird. Diese
Kodiereinheit wird mindestens als ein Wort verstanden, welches der Befragte im
Rahmen der Forschungsfrage von sich gibt. Das Gegenstück, als größte zu
interpretierende Texteinheit bildet die Kontexteinheit. Dies können mehrere Sätze
sein, welche jedoch immer im Zusammenhang mit der Forschungsfrage stehen
müssen (Mayring, 2008, S.53). Als Auswertungseinheit werden die Transkriptionen
genutzt, welche nacheinander ausgewertet werden.
32
Stufe 8: Durchführung der Materialanalyse
Im folgenden Ablaufmodell wird die zusammenfassende Inhaltsanalyse nach Mayring
(2007) dargestellt:
Abbildung 1: Ablaufmodell zusammenfassender Inhaltsanalyse (Mayring, 2007, S.60)
Das Material wird nach den sogenannten Z-Regeln (Mayring, 2008, Seite 62)
reduziert, wodurch das Abstraktionsniveau erhöht wird:
„Z1 Paraphrasierung
Z1.1 Streiche alle nicht (oder weniger) inhaltstragenden Textbestandteile wie
ausschmückende, wiederholende, verdeutlichende Wendungen
Z1.2 Übersetze die inhaltstragenden Textstellen auf eine einheitliche Sprachebene
Z1.3 Transformiere sie auf eine grammatikalische Kurzform
Z2 Generalisierung auf das Abstraktionsniveau
Z2.1 Generalisiere die Gegenstände der Paraphrasen auf die definierte
Abstraktionsebene, so dass die alten Gegenstände in den neu formulierten impliziert
sind
33
Z2.2 Generalisiere die Satzaussagen (Prädikate) auf die gleiche Weise
Z2.3 Belasse die Paraphrasen, die über dem angestrebten Abstraktionsniveau
liegen
Z2.4 Nimm theoretische Vorannahmen bei Zweifelsfällen zuhilfe
Z3 Erste Reduktion
Z3.1 Streiche bedeutungsgleiche Paraphrasen innerhalb der Auswertungseinheiten
Z3.2 Streiche Paraphrasen, die auf dem neuen Abstraktionsniveau nicht als
wesentlich inhaltstragend erachtet werden
Z3.3 Übernehme die Paraphrasen, die weiterhin als zentral inhaltstragend erachtet
werden (Selektion)
Z3.4 Nimm theoretische Vorannahmen bei Zweifelsfällen zu Hilfe
Z4 Zweite Reduktion
Z4.1 Fasse Paraphrasen mit gleichen (ähnlichem) Gegenstand und ähnlicher
Aussage zu einer Paraphrase (Bündelung) zusammen
Z4.2 Fasse Paraphrase mit mehreren Aussagen zu einem Gegenstand zusammen
(Konstruktion/Integration)
Z4.3 Fasse Paraphrasen mit gleichen (ähnlichen) Gegenstand und verschiedener
Aussage zu einer Paraphrase zusammen (Konstruktion/Integration)
Z4.4 Nimm theoretische Vorannahmen bei Zweifelsfällen zu hilfe“ (Mayring, 2008,
S. 62)
Nach der Transkription wird das Material Zeile für Zeile durchgearbeitet. Wird eine
aussagekräftige Textstelle gefunden, die sich auf die Forschungsfrage bezieht, wird
diese kurz und prägnant wiedergegeben (Paraphrasierung). Die Paraphrasierung ist
notwendig, um die einzelnen Aussagen auf eine gleiche Sprachebene zu bringen
Mayring, 2008, S.61). Werden bei der Durchsicht weitere Textstellen gefunden, die
zu den vorher paraphrasierten Textstellen passen, werden diese auch paraphrasiert
undanschließend zusammengefasst und allgemein formuliert (Generalisierung) und
ganz zum Schluss auf Kernaussagen gebündelt (Reduktion) (Mayring, 2008, S.61).
Bei großen Textmengen kann eine zweite Reduktion stattfinden, um das
Abstraktionsniveau zu erhöhen.
34
Die einzelnen Schritte der Paraphrasierung, Generalisierung und Reduktion wurden
in Anlehnung an Mayring (2008) in einer Datei in Tabellenform dargestellt (Anhang
5).Das Kategoriesystem wurde induktiv gebildet, d.h. die Auswertungsaspekte
werden aus dem vorliegenden Material gebildet (Mayring, 2008, S.75).Diese aus
dem Material gewonnenen Kategorien werden mit aussagekräftigen Originalzitaten
untermauert.
Stufe 9: Interpretation der Ergebnisse in Richtung der Forschungsfragen
In diesem Abschnitt werden die einzelnen Ergebnisse im Bezug auf die
Fragestellung analysiert und interpretiert. Die Beantwortung der Forschungsfrage
und die kritische Hinterfragung der Ergebnisse erfolgt im Diskussionsteil.
35
4 Darstellung der Ergebnisse
In diesem Kapitel werden die Forschungsergebnisse dargestellt. Mit Hilfe der
qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring wurde das Material gesichtet und
analysiert. Die daraus entstandenen Kategorien befinden sich im Anhang 5.
4.1 Das Kategoriesystem
Mit Hilfe der Reduktion konnten insgesamt elf Kategorien aus dem gewonnenen
Material herausgebildet werden. Die nachfolgende Tabelle 2 gibt einen Überblick
über die gewonnen Kategorien.
Tabelle 2: Gewonnene Kategorien nach der Reduktion
Kategoriennummer Kategorienbezeichnung
Kategorie 1 Erfahrungen durch Vorwissen
Kategorie 2 Empfindungen und Gefühle bei Pflegeheimeinzug
Kategorie 3 Nicht gleichgeschlechtliche Pflege
Kategorie 4 Aktueller Hilfebedarf
Kategorie 5 Kommunikation in der Pflege
Kategorie 6 Berührungsqualitäten
Kategorie 7 Zeitfaktor
Kategorie 8 Sympathie
Kategorie 9 Biografie
Kategorie 10 Glaube und Religion
Kategorie 11 Personalwechsel
Die einzelnen Kategorien werden nachfolgend aufgelistet, näher erläutert und mit
Originalzitaten belegt.
Kategorie 1: Erfahrungen durch Vorwissen
Zur Zeit der Befragung waren die Interviewpartner zwischen 73 und 92 Jahre alt. Auf
Grund ihres hohen Alters und ihrer Multimorbidität, konnten viele der Befragten
schon Erfahrungen mit Berührungen durch Pflegepersonen während Krankenhaus-
und Kuraufenthalten sammeln. Somit ergab sich für die meisten schon vor
ihremPflegeheimaufenthalt eine Reihe an Hilfestellungen durch Pflegepersonen, und
36
somit auch Berührungen durch Fremde. Insgesamt haben fünf der elf Befragten
Aussagen über vorhergehende Krankenhaus- und Kuraufenthalte getroffen:
„Und wenn man schon so oft auf Kur war, dann hat man an sich auch kein Problem
mehr damit, wenn man ins Heim muss. Es ist zwar schon einmal was anderes, aber
man lernt damit umzugehen“ (B1/Zeile 17-19)
„Nein, wissen Sie, ich war ja vorher in der Diakonie und die haben mich ja auch
gewaschen und die sind ja super. Das ist ja alles heidewitzka,da war auch alles
super.“ (B2/Zeile 149-151)
„Ich bin von einem Pflegeheim in Oderwitz gekommen und dann bin ich ins
Krankenhaus, weil ich was mit den Nieren hatte. Und der Arzt in Ebersbach hat mich
danach hier her verfrachtet. Da habe ich also nie Probleme gehabt oder so. Am
Anfang war ich bisschen aufgeregt, aber das ist ja normal. Da ich ja noch ein kleines
bisschen denken kann, nicht so wie es anderen geht, bei denen es bisschen fehlt, so
ist es noch nicht. Also hatte ich da keine Probleme.“ (B4/ Zeile 373-379)
„Nur im Krankenhaus, da hatte ich mal was mit dem Magen und dem Darm, und da
musste mir geholfen werden. Aber die haben das ja nur so flüchtig gemacht. Und das
war ja alles noch, ich sage mal, oberflächlich. Da habe ich eben Spritzen bekommen
und musste bisschen gewaschen werden.“ (B7/Zeile 737-740)
„Dadurch, dass ich ja schon oft im Krankenhaus war, kannte ich das ja schon alles.
Und da haben die ja alles gemacht, weil ich damals gar nichts mehr konnte.“
(B8/Zeile 834-835)
Kategorie 2: Empfindungen und Gefühle bei Pflegeheimeinzug
Ein Einzug in ein Pflegeheim kann eine enorme Belastung für den Betroffenen
darstellen. Die Mehrzahl der Bewohner gibt an, dass sie zu Beginn sehr aufgeregt
waren und keine direkten Vorstellungen davon hatten, was auf sie zukommen wird:
„Es war ja am Anfang alles neu für mich. Die ganzen Behandlungen und was die so
gemacht haben, da kann ich eigentlich nur sagen, dass ich gedacht habe: um Gottes
Willen, hier habe ich mich auf was eingelassen.“ (B1/Zeile 3-5)
„Am Anfang war ich hier sehr verschlossen, weil die Umstellung doch sehr groß für
mich war, aber mittlerweile bin ich hier angekommen.“ (B3/Zeile 272-273)
37
„Am Anfang war ich bisschen aufgeregt, aber das ist ja normal.“ (B4/Zeile 376-377)
„Die haben mich hier her gebracht und es war alles relativ fremd. Und da hat mich
eine Schwester aufgeklärt, dass ich jetzt im Pflegeheim bin. Am Anfang war ich
aufgeregt. Aber trotzdem zufrieden, das es dann doch so endet.“ (B11/ Zeile 981-
983)
Die Bewohnerin B6 hatte sich im Vorfeld über geeignete Pflegheime informiert und
diese zusammen mit ihren Angehörigen besucht, um sich ein eigenes Bild zu
machen:
„Das Umfeld hier ist ja schön, das sieht ja jeder […] Mich hatte das eben hier auch
fasziniert, weil das eben hier auch nur Einzelzimmer sind. […]Und die haben mitunter
verschiedene Pflegeheime vorher besucht, und die sagen auch, dass das Umfeld
hier, immer am schönsten ist.“ (B6/Zeile 569, 591-592, 599-601)
Die Angehörigen von B8 haben sich während ihres Krankenhausaufenthaltes nach
einem geeigneten Pflegeheim umgeschaut:
„Da bin ich also vom Krankenhaus hier her. Meine Kinder hatten das ja alles so weit
fertig gemacht, ausgesucht, war das schönste Zimmer mit hier. […] Am Anfang war
ich bisschen aufgeregt, aber jetzt (…) man ist nicht mehr so fit und man ist eben alt.“
(B8/ Zeile 803-804, 811-812)
Eine Bewohnerin wurden über den Pflegeheimeinzug durch ihre Angehörigen nicht
informiert und wurden somit vor vollendete Tatsache gestellt:
„Ja, ganz schrecklich. Ich war ganz ruhig. Ich konnte gar nicht reden. Das war wie
ein Loch im Kopf. Meine Kinder haben mir nichts gesagt und haben einfach meine
Koffer gepackt und gesagt: Wir müssen dich wegschaffen, du kannst nicht mehr
alleine bleiben. Aber ich wollte nicht. Ich habe mich geweigert.“ (B7/ Zeile 699-702)
Eine Bewohnerin gibt an, dass sie so schnell wie möglich wieder nach Hause
möchte:
„Nur weil ich gestürzt bin, bin ich jetzt hier. Ich will aber wieder nach Hause.“ (B10/
Zeile 928-929)
38
Kategorie 3: Nicht gleichgeschlechtliche Pflege
In dieser Kategorie wird darauf eingegangen, wie es Heimbewohner empfinden von
einer Pflegeperson des anderen Geschlechts berührt zu werden. Hauptaugenmerk
lag dabei in der Körperpflege, die von den Pflegepersonen übernommen wird. Die
Meinungen gingen bei diesem Thema stark auseinander. Die Mehrzahl der Befragten
gab an, dass sie sich, auf Grund der derzeitigen Personalsituation damit arrangiert
haben, dass eine gleichgeschlechtliche Pflege kaum möglich ist:
„Bei mir muss ja der Rücken und mein Arm, der geht ja nicht mehr, gewaschen
werden, naja und da sitzt er da (…) naja, das geht schon. Der macht das auch ganz
toll. Und bei mir alten Schachtel, da gibt es doch auch nichts zu sehen. Hängt ja eh
alles im Alter (lacht).“ (B1/Zeile 25-28)
„Also bei einem Mann, das fiel mir am Anfang schon schwer. […] Das ist dann eben
Gewohnheit. […] Das war so die erste Zeit, da habe ich mich so geschämt immer
und da habe ich dann auch immer gesagt: So jetzt gehe hier mal raus, und da hat er
das Handtuch hingelegt und ist raus gegangen. (B3/ Zeile 276, 280-281, 284- 286)
„Wer eben gerade Dienst hat hier. Und die kommen dann und waschen oder
duschen mich. Das kommt dann drauf an. Aber das Geschlecht ist mir egal. Da
gewöhnt man sich an alles. Solange es alle gewissenhaft und richtig machen, bin ich
zufrieden.“ (B11/Zeile 995-998)
Bewohnerin B2 möchte nur von einer weiblichen Pflegeperson berührt werden, da
sie sich bei einem Mann nicht wohl fühlen kann:„Ich will nur Frauen! (lacht) Man weiß
ja nicht was da alles, nein aber nein, das muss nicht sein. Da fühle ich mich nicht so
wohl dabei.“ (B2/Zeile 163- 164) Ihre Aussage begründet sich damit, dass Männer
keine Einfühlungsvermögen haben und zu grobmotorisch sind: „Die wissen doch gar
nicht wie die das machen müssen. Denke ich mir so zumindest. Die sind doch so
grobmotorisch die Männer und haben kein Feingefühl.“ (B2/ Zeile 168-170)
Auch Bewohnerin B8 ist der Meinung, dass Männer weibliche Bewohner eventuell
nicht verstehen können:„Also gründlich sind alle, aber bei einer Frau ist man
lockerer. Bei einem Mann, da traut man sich ja auch nicht, beziehungsweise
verstehen die einen vielleicht nicht, weil sie es nicht so wirklich nachvollziehen
können. Ich kann mich nicht beschweren, aber eine Frau wäre mir an sich immer
39
lieber. Die sind alle ganz nett und arbeiten gründlich. Da kann man nicht meckern.
Solange ich fertig werde und die gründlich sind, dann bin ich froh.“(B8/Zeile 845-850)
Bewohnerin B7 zieht die traditionelle Geschlechterrolle mit in Betracht: „Hier ist ja der
Maik, das ist ok. Aber so alte Leute, die beängstigt das doch eher, wenn da so ein
großer Mann rein kommt. Ich würde mir immer eine Frau wünschen. Ich weiß aber
auch nicht so wirklich warum. Das ist einfach so in meinen Kopf drin, das in diesem
Beruf fast nur Frauen arbeiten und wenn Männer den Beruf ausüben, dann machen
sie eben andere Sachen, kümmern sich um das Frühstück oder transportieren etwas.
Aber waschen (…) naja (…) das will nicht in meine Kopf rein. Eine Frau sollte immer
von einer Frau gewaschen werden, da fühlt sich glaube jeder wohler damit. Und ich
denke auch, dass Männer lieber von Frauen gewaschen werden wollen.“(B7/Zeile
761- 769)
Anderen Bewohnern ist es wider um egal welches Geschlecht, die zu ihnen
kommende Pflegeperson hat.
„Ich habe da kein Problem damit. Es muss ja nun einmal gemacht werden. Und da
man ja die Schwestern kennt, ist das alles kein Problem für mich. Solange die alles
richtig machen, bin ich zufrieden.“ (Interview 5/Zeile 489-491)
„Das ist unterschiedlich. Manchmal kommen nur Frauen und dann mal nur Männer,
je nachdem wer eben Dienst hat. Aber an sich (…) die Männer waschen ja hier viele
Frauen, und da habe ich mich eben damit abgefunden. Die haben ja schon wenig
Personal hier und wenn ich dann noch sagen würde, dass ich nur eine Frau haben
will, aber an dem Tag nur Männer Dienst haben, dann geht das ja nicht anders. Und
ich bin ja auch froh, wenn man mir hilft. Aber ich hoffe, dass ich bald wieder alles
alleine machen kann.“ (B10/ Zeile 944-950)
Kategorie 4: Aktueller Hilfebedarf
Auf Grund der Multimorbidität der Bewohner sind viele auf Hilfe durch
Pflegepersonen angewiesen. Die Mehrzahl der Befragten gab an, dass sie
Unterstützung bei der Übernahme der Körperpflege und beim An- und Ausziehen
benötigen. Bei den Interwieten wird deutlich, dass sie trotz
Funktionsbeeinträchtigungen gewillt sind, so selbstständig wie möglich zu sein.
40
„Bei mir muss ja der Rücken und mein Arm, der geht ja nicht mehr, gewaschen
werden […] Da kommen die rein und ziehen mir die Strümpfe an. Heute musste ich
ja gewaschen werden. Einmal in der Woche wird richtig geduscht […].“ (B1/Zeile 25-
26, 104-105)
„Du wirst gewaschen und da muss eben auch alles gewaschen werden. Das macht
doch keinen Unterschied. Zuhause würde man es doch auch so machen. Da fängt
man oben an und bahnt sich dann seinen Weg nach unten.“ (B2/ Zeile 197-200)
„Und da gewöhnen Sie sich dann dran, dass Sie sich ausziehen und gewaschen
werden und wie es eben so ist.“ (B3/Zeile 279-280)
„Da wird man gewaschen an den Stellen, an die man selber nicht mehr ran kommt
und gut ist.“ (B4/Zeile 403-404)
„Es muss ja nun einmal gemacht werden.“ (B5/Zeile 489)
„Ich bin eben so eingestellt, was ich selber machen kann, das mache ich auch
selber. So lange wie es eben geht. Eben auch beim Waschen. Das dauert zwar alles
viel länger, als wenn es die Schwester macht, aber solange ich das noch selber
kann, mache ich das auch.“ (B6/Zeile 624-627)
„Ich wasche mich noch alleine. Komplett. Ich werde maximal mit so einer Creme
nach dem Baden eingerieben.“ (B7/Zeile 736-737)
„Ich werde nicht weiter gewaschen. Ich mache noch viel selber. […]und waschen mir
den Rücken und die Beine. Und dann alles einreiben.“ (B 8/Zeile 819, 826-827)
„Ich mache alles was ich kann selber […].“ (B10/Zeile 935-936)
Kategorie 5: Kommunikation in der Pflege
Berührungen und Kommunikation sind in der Pflege nicht voneinander trennbar.
Auch wenn während einer Berührung nicht gesprochen wird, findet trotzdem eine
Kommunikation statt. Wie Watzlawick in seinem ersten Axiom festhält: „Man kann
nicht, nicht kommunizieren“ (Watzlawick et al., 1996,S.50).Durch die Gestik und
Mimik des Senders werden immer Botschaften an den Empfänger gesendet, auf
welche er reagiert. Durch diese stattfindende Interaktion, wird wider rum eine
Reaktion beim Empfänger auslöst (Menche, 2007, S. 18). Vor allem die
41
Kommunikation während der Grundkrankenpflege empfinden viele Bewohner für
angenehm:
„Die fragen dann eben immer wie man geschlafen hat oder ob man heute Besuch
bekommt oder sowas. Die haben ja auch keine Zeit weiter und dann waschen sie wie
zwei Leute manchmal gleichzeitig. Da kann man da nicht stundenlang
reden.“(B1/Zeile 78-81)
„Naja und da quatschen wir immer bisschen. Und machen unsere Scherze
miteinander. Das muss eben auch mal sein. Das gehört dazu.“ (B3/Zeile 338- 339)
„Nein, nein die sprechen immer mit mir. Und das finde ich auch gut so. Das ist in
Ordnung. Das lenkt ab und hier ist ja auch jeder Tag wie der andere und wenn man
da mal mit jemanden bisschen reden kann, dann macht das schon was
aus.“(B4/Zeile 449-451)
„Wenn mit mir ein paar Worte gesprochen werden, das ist vernünftig. Da ist das auch
alles viel angenehmer und man bekommt das nicht so mit, dass man vielleicht grad
am Hintern sauber gemacht wird. Aber wenn so stillschweigen ist, das ist doch
nichts.“ (B5/Zeile 543-546)
„Aber dadurch, dass die ja auch viel mit einem reden, dann lenkt das ja ein bisschen
ab. Die fragen dann eben, wie man geschlafen hat, und wie es einem geht und so.“
(B10/Zeile 940-942)
„Nein, nein wir unterhalten uns da schon. Und wenn die Conny kommt, da haben wir
immer Spaß und die fragt mich immer Sachen. Das ist schon schön. Weil es ja auch
ablenkt in so einer Situation, wo man von jemand Fremdes gewaschen wird.“
(B11/Zeile 1030-1033)
Kategorie 6:Berührungsqualitäten
Während den Befragungen haben sich mehrere Bewohner über die jeweiligen
Berührungsqualitäten der Pflegepersonen geäußert. Durch die Aussagen wird
deutlich, dass die Berührungen bei jeder Pflegeperson unterschiedlich stattfinden
und wahrgenommen werden:
„Na also (…) das ist doch das Normalste von der Welt. Du wirst gewaschen und da
muss eben auch alles gewaschen werden. Das macht doch keinen Unterschied.
42
Zuhause würde man es doch auch so machen. Da fängt man oben an und bahnt sich
dann seinen Weg nach unten. Und wenn man sich selber wäscht erklärt man doch
sich selber auch nicht was man als nächstes macht. Die waschen einen eben.“
(B2/Zeile 197-201)
„Es muss ja nun einmal gemacht werden. Und da man ja die Schwestern kennt, ist
das alles kein Problem für mich. Solange die alles richtig machen, bin ich zufrieden.
Aber es gibt schon Unterschiede zwischen den einzelnen Schwestern. Da gibt es
Schwestern, die sind eben Vollblutschwestern und dann gibt es welche, die machen
ihren Dienst und dann ist basta. Und manche reden auch mit einem, und das findeich
eben angenehmer. Und dann gibt es welche die machen alles nur nach Schema F.
Zack, zack, zack und ja keinen Ton zu viel sagen. Aber gründlich sind alle. Aber
wenn die schon so eine Fresse ziehen, wenn die früh rein gehen, da kann es einem
auch vergehen(lacht).“ (B 5/Zeile 489-497)
„Aber wir hatten eine hier, die macht eben alles mit einer Unlust, aber die ist nicht
mehr hier. Das hat man eben gemerkt, das war nicht so schön. Aber so sind die
anderen hier nicht, die machen was sie können. Ich denke mir dann eben auch
immer so für mich, den Beruf sollte nur der lernen, der auch echt Lust dazu hat, und
nicht einfach: Naja, da gehst du eben ins Pflegeheim. Die Leute dort sind eh alle
dumm und wissen nichts mehr. Das geht so nicht.“(B6/ Zeile 648-654)
„Aber die Schwestern und Pfleger sorgen ja schon dafür, dass man sich da trotzdem
dabei wohl fühlt.“ (B 8/Zeile 839-840)
Eine Bewohnerin ging bei ihrer Aussage auch kurz auf die Dauer von Berührungen
ein:
„Naja manchmal ist es bisschen flüchtig und dann mal wieder ganz schön.“
(B10/Zeile 935)
Kategorie 7: Zeitfaktor
Neben den Berührungsqualitäten wird auch der Zeitfaktor mit in Betracht gezogen.
Den Bewohnern der Einrichtung ist bewusst, dass die Pflegepersonen unter großer
Zeitnot stehen:
43
„Die haben ja auch gar keine Zeit weiter, und ich will den ja auch nicht zu Lasten
fallen. Die sind auch mal froh, wenn sie eine Verschnaufpause machen
können.“(B2/Zeile 222-224)
„Und bei den Frauen, da denk ich auch immer: Warum laufen die denn jetzt auch
weg? Aber die haben vielleicht zwei, das die zwei in Behandlung haben. Und da zieh
ich mich immer schon an und dann kommen die wieder und sagen: Ach sie sind ja
schon angezogen. Aber was soll ich denn machen.“ (B3/Zeile 343-346)
„Da sind einige Schwestern, die eben da auch versuchen mit einem zu reden und
das auch merken wenn es einem nicht gut geht. Aber es fehlt eben an der Zeit, dass
die sich dann intensiv mit einem beschäftigen können. Und da macht man das eben
auch nicht.“ (B6/Zeile 662-665)
Viele Pflegehandlungen finden sehr schnell statt, so dass den Bewohnern gar keine
Zeit bleibt, um sich intensiv auf das zu konzentrieren was gerade passiert:
„Aber an sich, das muss ja alles schnell gemacht werden. Das geht so flott immer, da
hat man gar keine Zeit sich so wirklich Gedanken drüber zu machen, ob da nun ein
Mann oder eine Frau vor einem steht oder ob da grad der Intimbereich gewaschen
wird.“ (B8/Zeile 852-855)
Damit die Pflegepersonen entlastet werden, bemühen sich einige Bewohner viele
Tätigkeiten eigenständig zu verrichten und auch emotionale Probleme mit sich selber
auszumachen, um den Pflegepersonen nicht zur Last zu fallen:
„Aber dadurch dass die ja auch viel zu tun haben, kommt das ja eh alles bisschen zu
kurz, aber das verstehe ich ja auch. Die sind ja schließlich keine Psychologen.“
(B5/Zeile 532-534)
Kategorie 8: Sympathie
Durch den meist schon sehr langen Aufenthalt im Pflegeheim, sind die Bewohner mit
den Pflegepersonen sehr vertraut. Viele der Bewohner geben auch zu, dass sie ihre
Lieblingsschwestern haben, von denen sie am liebsten versorgt werden und denen
sie auch gerne regelmäßig zeigen, dass sie mit deren Arbeit zufrieden sind.
„Na freilich, nehme ich meine Kleine in den Arm. Na sicher, dass ist ganz normal. Die
machen hier alle so einen guten Job, da kann man die auch mal in Arm nehmen. Das
44
gehört doch dazu. So wissen die auch, dass die einen guten Job machen und ihn
auch richtig machen.“ (B2/Zeile 191-194)
„Nein, ich habe ja keine Probleme und es waren schon etliche Schwestern hier, die
mich oft umarmen oder drücken, in Arm nehmen. Ich weiß auch nicht warum. Ich
habe eben eine gute Beziehung zu den Schwestern.“ (B 4/Zeile 439-441)
„Ich komme mit allen gut klar, aber man merkt einfach, wem der Beruf Spaß macht
und wem nicht. Und so eine kleine Umarmung oder ein nettes Wort verschönern
einem ja auch den Tag und dann weiß man doch auch, dass man als Schwesteralles
richtig macht, wenn die Bewohner so herzlich zu einem sind.“ (B 5/ Zeile 523-526)
„Eine Schwester die mag ich besonders, die ist so richtig herzlich und die hat Freude
an ihrem Beruf. Das ist nicht selbstverständlich. Bei einigen merkt man immer
wieder, dass sie gar keine Lust dazu haben und die kommen schon ins Zimmer rein
und ziehen dann so eine Schnute. Das mag ich nicht.“ (B8/Zeile 860-863)
„Naja manchmal ist es bisschen flüchtig und dann mal wieder ganz schön.“
(B10/Zeile 935)
Aber auch Äußerungen zu Pflegepersonen, die unfreundlich und zu stolz sind,
werden von den Bewohnern getroffen:
„Wir kommen alle gut aus. Ja, also das kann ich nicht anders sagen. Und da lachen
wir auch und dann machen wir auch Dummheiten. Da komme ich auch ganz gut hin.
Die eine, da weiß ich nicht von woher die kommt. Die kommen ja alle mit den Autos,
wenn sie eins haben, da freut man sich ja darüber. Und die tu‘ ich dann auch
umarmen, und so weiß ich gar nicht (…) Eine ist aber so stolz und(…) ach, da bin ich
da auch nicht so. Da redet die eben nicht mehr mit mir. Naja und da rede ich auch
nicht mit der. Und da ist das erledigt.“ (B3/Zeile 304-310)
Kategorie 9: Biografie
Währende dem Zeitpunkt der Befragung waren die Bewohner zwischen 73 und 92
Jahre alt. Viele der Bewohner sind somit in einer Zeit aufgewaschen, in der Krieg
herrschte und die Menschen wenig zum Leben hatten, und häufig mit dem Verlust
von Angehörigen konfrontiert wurden. Auch wurde während der Befragung manchen
45
Bewohnern deutlich, dass sie Vieles auf Grund ihres Alters und ihres
Selbstpflegedefizites aufgeben mussten.
„Und wissen Sie, wir haben so ein schönes Haus und mein Mann der ist vor reichlich
zwei Jahren gestorben. Zum Glück haben wir noch einen Untermieter, der passt auf
das Haus auf. Ich würde da echt noch so gerne drin wohnen. Und das ist das was
mir so wehtut, wenn man denkt, man könnte jetzt dort sein.“ (B1/Zeile 108-112)
„Mein Mann ist sehr früh gestorben und wir hatten ja ein eigenes Haus. Aber wissen
Sie, ab einem gewissen Alter wird das dann Alles zu viel. Und dann bin ich hier
hergekommen. Das ist schon anders als Zuhause, aber es ging ja nicht anders. Ich
und das große Haus, das ist ja auch zu viel.“ (B3/Zeile 267- 269)
„Ich war Telefonistin. (fängt an zu weinen) Ich habe doch niemanden mehr. Meine
Mutti und mein Mann sind bei Zeiten gestorben.“ (B10/Zeile 968-969)
Einige der Bewohner mussten früher selbst Angehörige pflegen und versorgen und
haben somit auch Erfahrungen sammeln können aus der Sicht der Pflegenden:
„Pflegen musste ich meine Tante und meinen Onkel. Ich habe mit bei denen auf dem
Hof gewohnt und da es ja keine Kindergärten gab, haben die immer auf meine
Kinder aufgepasst und ich bin arbeiten gegangen. Und dann wurden beide krank,
und ich war denen so dankbar für alles, dass ich denen was zurück geben wollte und
mich um die beiden gekümmert habe. Ich habe die gebadet und gefüttert.“(B7/Zeile
783-788)
„Meine Mutter und meinen Mann habe ich versorgt. Das war traurig, da musste ich ja
mit arbeiten aufhören. Habe dann bisschen Heimarbeit gemacht, weil wir brauchten
ja das Geld. Aber gut das die Zeiten vorbei sind. Wenn man jahrelang seine eigene
Mutter pflegen muss, weil die nicht mehr kann und dann kommt auch noch der Mann
hinzu der immer schwächer wird, das macht einen auf Dauer körperlich und seelisch
kaputt.“ (B8/Zeile 900-905)
Andere Bewohner wider rum, sehen es als Vorteil an in so einer schweren Zeit
aufgewachsen zu sein:
„Und da hatte ich ja viele Verwundete. Das war auch an sich eine schöne Zeit,
abgesehen von denen die man verloren hat. Aber wenn jemand verletzt oder sogar
46
schwer verletzt ankam, und man ihn wieder gesund gepflegt hat, das ist schon ein
tolles Gefühl. Schlimm war es für mich wenn Kinder verletzt ankamen, aber es war
eben Krieg. Da musste man damit lernen umzugehen. Aber da hat man sich ja über
die Berührungen an sich keine Gedanken gemacht. Man musste ja einfach
funktionieren und für das Waschen der Verwundeten waren ja meist Frauen
verantwortlich. Aber uns ging es ja nur darum, dass die Verwundeten überleben oder
einigermaßen friedlich und ohne Schmerzen sterben konnten. Es war schon eine
schlimme Zeit, aber man hat auch viel für und über sich selber gelernt. Man sieht
viele Dinge ganz anders, wenn man den Krieg miterlebt hat und genießt das Leben
irgendwie mehr. Deshalb kann ich wahrscheinlich auch so gut mit verschiedenen
Dingen umgehen.“ (B5/Zeile 554-566)
Kategorie 10: Glaube und Religion
Eine Bewohnerin äußerte sich auch im Rahmen der Befragung zu dem Aspekt
Glaube und Religion. Der Glaube an Gott gibt der Bewohnerin Kraft:
„Die fragen manchmal wie es so geht und ob alles in Ordnung ist. Aber mehr dann
auch nicht. Ich nehme mir dann lieber meine Bibel und lese darin, und dann erfahre
ich ja auch, warum bestimmte Sachen passieren und dass Gott das für uns
vorherbestimmt.“ (B7/Zeile 773-776)
Kategorie 11: Personalwechsel
Durch den heutzutage vorgesehenen Personalschlüssel für Pflegeeinrichtung ist eine
intensive Betreuung von Bewohnern kaum noch realisierbar. Auch den Bewohnern
fällt auf, dass die Pflegepersonen regelmäßig wechseln.
„Jetzt haben sie ja manchmal niemanden mehr der das macht. Naja, ist ja egal jetzt.
Aber es stimmt schon. Wenn immer die Gleichen kommen würden, das wäre mir
schon lieber, aber es ist einfach nicht umsetzbar. Aber da können ja die Schwestern
hier nichts dafür. Die bekommen ja auch nur gesagt was sie machen sollen und
daran müssen die sich dann eben halten.“ (B1/ Zeile 37-41)
„Naja, viele kenne ich ja auch nicht. Zumindest die von den anderen Stationen. Mit
denen komme ich ja nicht zusammen. Aber ja, es wechseln viele.“ (B4/Zeile 445-
446)
47
„Schöner wäre es, wenn immer die Gleichen kommen würden, aber das ist ja
heutzutage nicht mehr möglich. Ich sehe es ja ein, wenn jemand krank ist oder
Urlaub hat, dass die da immer da sein können, die ich gerne hätte. Damit habe ich
mich abgefunden. Aber die geben sich ja schon Mühe, dass nicht jeden Tag hier
jemand Neues ist. Aber es wechselt schon sehr häufig.“ (B10/Zeile 952-956)
Ein Bewohner sieht in dem regelmäßigen Wechsel der Pflegepersonen sogar einen
Vorteil: „Ich habe mich an die Leute gewöhnt. Ich muss dann natürlich früh zweimal
gucken, wenn ich munter werde, geweckt werde, ist es nun die oder der (…) Aber es
stört mich nicht. Immer die gleichen Leute sind ja nicht möglich. Die wollen ja auch
mal frei haben. Und so lernt man ja auch immer wieder neue Menschen kennen und
es ist bisschen Abwechslung drin, weil man die dann wieder kennenlernen darf. Hier
im Pflegeheim hat man doch nicht mehr viel, an dem man sich erfreuen kann. Und
da machen solche kleinen Dinge, wie Personalwechsel, schon was aus, dass ein
Tag wieder bisschen aufregend wird. (lacht)“ (B11/ Zeile 1010-1017)
4.2 Zusammenfassung der Ergebnisse
Bei den stattfindenden Befragungen haben sich die Bewohner zu unterschiedlichen
Aspekten bezüglich Berührungen geäußert. Deutlich wird, dass vor allem eine aktive
Kommunikation, das Vorhandensein von Sympathie und die Bildung einer
Vertrauensbasis wichtige Faktoren darstellen, um den Bewohnern die Berührungen
durch Fremde, so angenehm wie möglich zu machen. Bei der Frage nach der
gleichgeschlechtlichen Pflege, gaben die meisten der Bewohner zu verstehen, dass
sie sich damit arrangiert haben, da dies auf Grund der heutigen Personalbesetzung
kaum umsetzbar ist. Deutlich wird bei den Aussagen, dass den Bewohnern die
Gründlichkeit der Pflegehandlungen enorm wichtig ist, egal welches Geschlecht die
Pflegeperson besitzt. Die meisten der Befragten spüren bei den Berührungen, dass
die Pflegepersonen unter enormen Zeitdruck stehen, und somit nicht viel Zeit für
lange Gespräche und eine intensive Pflege bleibt. Darum sind auch viele der
Bewohner bemüht, trotz ihrer körperlichen Funktionsbeeinträchtigungen, noch sie
viel wie möglich selbstständig zu schaffen.
48
5 Diskussion
In diesem Kapitel werden die Aussagen der Bewohner hinsichtlich der
Forschungsfrage interpretiert und es werden Empfehlungen für den Pflegealltag
gegeben.
Die vorliegende Studie untersucht die Bedeutung von Berührungen in
Pflegsituationen für Heimbewohner. Dabei wurde unter anderem der Frage
nachgegangen, welche Empfindungen die Bewohner bei ihrem Einzug in das
Pflegeheim hatten. Die Mehrzahl der Befragten konnte aufgrund von vorherigen
Krankenhaus-und Kuraufenthalten Vorerfahrungen bezüglich der Berührungen durch
Pflegepersonen aufweisen. Jedoch stellten diese Aufenthalte immer eine absehbare
Zeit dar und die Betroffenen konnten nach Ablauf der Zeit, wieder in ihr gewohntes
Umfeld zurück. Ein Umzug in ein Pflegeheim bedeutet jedoch, dass die gewohnte
Umgebung verlassen werden muss und auch die damit verbundenen Erinnerungen
zurück gelassen werden. Die Betroffenen verbringen ihre letzte Lebensphase in
dieser Pflegeeinrichtung. Dies stellt eine enorme Belastung dar. Der Betroffene muss
sich eingestehen, dass er auf Grund seines Selbstpflegedefizites nicht mehr in der
Lage ist, sich selbständig zu versorgen. Mit dem Einzug in ein Pflegeheim geben sie
ein Stück ihrer Autonomie an die Pflegepersonen ab. Viele der Bewohner waren zu
Beginn ihres Heimaufenthaltes sehr verschlossen, hatten Angst und haben nicht
gesprochen. Dies könnte daran liegen, dass der Verlust der Selbstständigkeit und all
die neuen Eindrücke eine enorme seelische Belastung darstellen. Der Prozess, sich
an die neue Situation zu gewöhnen und die Notwendigkeit des Heimeinzuges zu
akzeptieren, nimmt bei den meisten eine gewisse Zeit in Anspruch. Um diesen
Prozess für die Betroffenen zu erleichtern, ist viel Empathie seitens der
Pflegepersonen erforderlich. Dies bedeutet, dass Pflegepersonen in der Lage sein
müssen, die Gefühle und Bedürfnisse der Bewohner zu erfassen, auch wenn diese
dies nicht explizit äußern. Aus den Aussagen der Bewohner lässt sich ableiten, dass
diese sich gut eingelebt haben und sich an die neuen Menschen in ihrer Umgebung
gewöhnt haben. Das lässt darauf schließen, dass die Pflegepersonen ihr
Bestesgegeben haben, um die Veränderung so angenehm wie möglich zu gestalten
und den Bewohnern das Gefühl geben im Pflegeheimalltag integriert zu sein. Die
Annahme, dass mit dem Einzug in ein Pflegeheim die Autonomie verloren geht,
konnte durch die Aussagen der Bewohner nicht bestätigt werden. Zwar wurden keine
49
konkreten Äußerungen dazu getroffen, jedoch merken viele Bewohner an, dass die
Pflegepersonen sehr bemüht sind, auf deren Wünsche und Bedürfnisse einzugehen.
Bei der Befragung der Bewohner wurde auch der Aspekt der nicht
gleichgeschlechtlichen Pflege angesprochen. Wider Erwarten, hat sich der Verdacht,
dass sich weibliche Bewohner nur von weiblichen Pflegepersonen, und umgedreht,
berühren lassen wollen, nicht bestätigt. Abgesehen von einer Befragten, die sich
vehement dagegen sträubt, sich von einem Mann berühren zu lassen, akzeptieren
alle anderen weiblichen Bewohner auch Männer in der Pflege, auch wenn ihnen dies
zu Beginn des Pflegeheimaufenthaltes schwer fiel. Männer bevorzugen eher
Pflegepersonen des weiblichen Geschlechts, würden aber einen Mann auch
tolerieren. Jedoch lässt sich sagen, dass Bewohner beider Geschlechter
grundsätzlich immer weibliche Pflegepersonen bevorzugen würden. Die Aussagen
der Bewohner zeigen jedoch, dass für sie nicht unbedingt das Geschlecht einer
Person entscheidend ist, sondern eher die Beziehung zueinander und die Akzeptanz
beider Parteien. Damit sich die Bewohner auf die Berührungen durch
gegengeschlechtliche Pflegepersonen einlassen können, sind gegenseitiges
Vertrauen, Respekt und Wertschätzung notwendig.
Eine Vielzahl der Bewohner äußerte sich bezüglich Unterschieden in der
Durchführung der Berührungen und deren Qualität. Obwohl die gleiche
Pflegehandlung vollzogen wird, wird sie von jeder Pflegeperson unterschiedlich
durchgeführt. Dies wird von den Bewohnern vor allem mit der Einstellung der
Pflegepersonen gegenüber ihrem Beruf begründet. Brührungen durch eine
Pflegeperson, die ihren Beruf gerne macht und dies auch ausstrahlt, wirken auf die
Bewohner angenehmer und vertrauter. Bestimmt jedoch Unlust und Gleichgültigkeit
den Pflegealltag, können die Berührungen auf den Bewohner unangenehm wirken.
Haben Pflegepersonen und Bewohner eine Vertrauensbasis geschaffen und mögen
sich, dann ist dies auch in den Berührungen spürbar. Dabei geht es nicht nur um die
Berührungsqualitäten der professionell Pflegenden, sondern auch, dass Bewohner in
der Lage sind, den Gemütszustand der Pflegenden einzuschätzen. Auch Helmbold
(2007) weist in ihrer Studie darauf hin, dass professionell Pflegende über
Berührungen auch eigene Gefühle vermitteln. Dies kann unbewusst geschehen, aber
auch bewusst von den Pflegepersonen eingesetzt werden, indem dem Berührten
positive Gefühle offenbart werden (Helmbold, 2007, S.80).Um eine gute Pflege zu
50
gewährleisten und dem zu Pflegenden ein Gefühl von Vertrauen und Sicherheit
zugeben, ist es wichtig, dass die Pflegepersonen störende Gedanken abschalten,
und sich voll und ganz auf den Bewohner und dessen Bedürfnisse konzentrieren.
In Bezug auf das Alter der Pflegepersonen haben sich nur wenige Bewohner
geäußert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bewohner jüngere
Pflegepersonen zu Beginn etwas kritischer betrachten. Dennoch sind sich die
Bewohner bewusst, dass Auszubildende und berufsunerfahrene Pflegepersonen
berufspraktische Erfahrungen sammeln müssen. Das anfängliche Misstrauen könnte
darin begründet sein, dass die Bewohner mögliche Unsicherheiten bei den
Pflegeneulingen spüren und es dadurch beiden Parteien schwer fällt eine
Vertrauensbasis zu schaffen. Die Pflegeneulinge sind eventuell überfordert oder
haben Angst etwas falsch zu machen. Dadurch fällt es den Bewohnern
möglicherweise schwer, sich auf die neue Person einzulassen und sehr intime
Situation zuzulassen. Auch der relativ häufige Personalwechsel wird von den
Bewohnern angesprochen. Den Bewohnern ist bewusst, dass auf Grund der
personellen Besetzung häufige Wechsel der Pflegepersonen erforderlich machen.
Haben die Pflegeheimbewohner Vertrauen zu den Pflegenden aufgebaut, zeigen
diese auch ihre Dankbarkeit, Anerkennung und Sympathie in Form von
Umarmungen, Hand halten und Neckereien mit den Pflegepersonen. Meist sind die
Pflegenden die einzigsten Personen, zu denen ein Kontakt möglich ist. Viele
Bewohner sind verwitwet und ihre Kinder wohnen räumlich entfernt. Somit ist vielen
Bewohnern eine aktive Kommunikation mit den Pflegenden sehr wichtig. Im Rahmen
der Berührungsqualitäten wurde deutlich, dass den Bewohnern häufig auffällt, dass
die Pflegenden nur sehr wenig Zeit haben und Gespräche meist auf ein Minimum
reduziert werden und die Berührungen, wie zum Beispiel bei der morgendlichen
Körperwaschung, sehr flott erfolgen. Gründe hierfür könnten sein, dass Handlungen
immer strikt nach Anordnung erfolgen und die Grund- und Behandlungspflege zeitlich
vorgeschrieben sind. Auch Schwartze (1998) lässt in ihrem Werk anmerken, dass
es auf Grund von Zeit- und Personalmangel kaum noch möglich sei, die
Bedürfnisse und Gefühle der Bewohner zu berücksichtigen, da durch
Rationalisierungen und Zuwachs an administrativen Tätigkeiten, sich die
Stationsabläufe stark gewandelt haben (Schwartze, 1998, S.9).
51
6 Ausblick
Berührungen in der Kranken- und Altenpflege stellen, meist auf Grund eines
Selbstpflegedefizites seitens des Berührten, eine Notwendigkeit dar. Berührungen
durch Pflegepersonen dienen somit meist einem pflegerischen und therapeutischen
Zweck. Da es für viele Heimbewohner zu Beginn ihres Heimaufenthaltes nicht
selbstverständlich ist berührt zu werden, sollten die Berührungen durch die
Pflegenden mit sehr viel Fürsorge und Verständnis durchgeführt werden. Als
Pflegekraft muss man in der Lage sein zu erkennen, wie Berührungen und
Pflegehandlungen bei dem Empfänger an kommen. Jeder Mensch reagiert anders
auf Berührungen und somit muss man als Pflegeperson einschätzen können, was
der zu Versorgende mag und was eher nicht. Je nach der Reaktion des Betroffenen
sollte die Fachkraft entsprechend reagieren können.
Um eine professionelle und wohltuende Pflege zu gewährleisten, sollten bestimmte
Richtlinien durch Pflegepersonen beachtet werden:
Pflege- und Hilfsbedürftige sollten nur von einer Person berührt wird (Flohr, 1995,
S.964). Vor allem bei wahrnehmungsgestörten Personen können Berührungen durch
mehrere Personen gleichzeitig zu Verwirrungen führen und zu einer Abwehrhaltung.
Sollte es jedoch unvermeidbar sein, eine Person alleine zu berühren, dann sollte
eine Pflegeperson die Bezugsperson sein und die weitere Person, die assistierende
Rolle einnehmen. Die meisten Berührungen und die aktive Kommunikation sollten
von der Hauptperson ausgehen. Berührungen sollten immer einen klaren Anfang und
ein eindeutiges Ende haben (Flohr, 1995, S.964). Dazu ist vor allem auch eine aktive
Kommunikation von Bedeutung. Auch wenn man Tag für Tag die gleichen Personen
zu versorgen hat, sollten sämtliche Handlungen angekündigt werden. Berührungen
sollten großflächig und mit Druck stattfinden und nie großartig unterbrochen werden
(Flohr, 1995, S.964). Der zu Pflegende sollte immer mit der ganzen Hand berührt
werden. Vor allem bei der Körperpflege bietet es sich an mit einer Hand oder beiden
Händen die Körperteile zu berühren. So können vor allem wahrnehmungsgestörte
Personen ihre Körperform wahrnehmen. Die Geschwindigkeit mit der eine Berührung
durchgeführt wird, sollte immer an die Reaktion des Betroffenen angepasst sein
(Flohr, 1995, S.964). Wenn eine Berührung vollendet ist, sollte dies auch aktiv
mitgeteilt werden.
52
Da die Pflege von Menschen ein hohes Maß an Sensibilität und Empathie fordert, ist
es wichtig, dass Pflegepersonen dahingehend regelmäßig geschult werden. Auch
Pflegeschülern sollte während ihrer Ausbildungszeit immer wieder nahe gebracht
werden, wie wichtig es ist, individuell auf die Bedürfnisse der Bewohner einzugehen
und intensiv auf deren Gestik und Mimik während der Berührungen zu achten.
Kommunikative Fertigkeiten im Umganng mit Berührungen sollten regelmäßig
vermittelt werden.Sämtliche Pflegehandlungen sollten durch die Pflegepersonen
selbstkritisch reflektiert werden. Die Pflegehandlungen sollten immer zum Wohle der
Heimbewohner ausgerichtet werden, auch wenn dies meist eine Abweichung von
festgelegten Pflegestandards mit sich zieht. Die Pflege von Bewohnern sollte immer
individuell auf die Bedürfnisse und Wünsche des Bewohners ausgerichtet sein. Mit
dem Wissen um unterschiedliche Berührungsqualitäten und deren Wirkung ist es
möglich, Körperkontakt bewusst einzusetzen und routinierten Handlungen eine neue
Bedeutung zu geben.
53
7Fazit
Den Ergebnissen dieser Forshungsarbeit liegen Interviews mit zehn
Pflegeheimbewohnern zugrunde. Insgesamt wurden elf Interviews geführt, jedoch
musste das neunte Interview abgebrochen werden, da die Forschungsteilnehmerin
während der Befragung immer wieder einschlief.Obwohl ein Sättigungseffekt
aufgetreten ist, ist die Aussagekraft der Arbeit auf Grunde der geringen Anzahl an
Studienteilnehmern als gering einzustufen. Zur besseren Vergleichbarkeit könnte
zukünftig eine weitere Studie mit einer größeren Stichprobe folgen. Dabei sollte auch
darauf geachtet werden, dass die gleiche Anzahl an Studiemteilnehmern
unterschiedlichen Geschlechts gewählt wird. In dieser Forschungsarbeit wurden acht
weibliche und drei männliche Bewohner befragt. Bei den Ergebnissen kann es zu
Verzerrungen gekommen sein, da die Bewohner unter anderem durch die
Pflegeexpertise der Pflegedienstleitung ausgesucht wurden und somit potentielle
Teilnehmeraus der Studie ausgeschlossen wurden. Bei der vorliegenden
Bachelorarbeit wurde nur die Befragung als Erhebungsmethode in Betracht gezogen.
Bei zukünftigen Studien könnte noch eine Beobachtung mit stattfinden, um das
gesprochene Wort und die Gestik und Mimik des Befragten zusammen zu sehen.
Einige Bewohner waren sehr kurz angebunden, was die Dauer der Interviews belegt.
Jede der von der Forscherin gestellt Frage wurde kurz beantwortet, jedoch waren die
Antworten meist sehr kurz und prägnant und gaben wenig Einblick in die Gefühlswelt
des Befragten.
Bezogen auf die Forschungsfrage wird deutlich, dass die Bewohner mit der
derzeitigen Situation im Pflegeheim zufrieden sind und ihnen bewusst ist, dass auf
Grund der derzeitigen Personalbesetzung und der geltenden Standards eine andere
Pflege und Versorgung nicht möglich ist. Die Pflegepersonen sind bemüht, den
Bewohnern die notwendige Zeit zukommen zu lassen und ihren Bedürfnissen
gerecht zu werden.
Da die Pflege von Menschen ein hohes Maß an Sensibilität und Empathie fordert,
sollten Pflegepersonen dahingehend geschult werden. Wichtig ist vor allem, dass
Pflegepersonen lernen, individuell auf den Bewohner einzugehen und diesen als
Ganzes sehen und gezielt auf dessen Wünsche und Bedürfnisse reagieren.
54
Literaturverzeichnis
Aigner, C. (2009):Berührungen in der Pflege- Die Bedeutung von Berührungen
durch Pflegepersonen für alte Menschen in Alten-und Pflegeheimen. Magisterarbeit.
Institut für Pflegewissenschaft der Privaten Universität für
Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik, Hall in Tirol.
Bienstein, C.; Fröhlich, A. (2007): Basale Stimulation in der Pflege- Die
Grundlagen. Velber, Seelze, Kallmeyer Verlag.
Bibel (1999): Die Bibel- Einheitsübersetzung der heiligen Schrift.1.
Auflage,Stuttagart, Katholisches Bibelwerk GmbH.
Breitscheidel, M. (2013): Abgezockt und totgepflegt- Alltag in deutschen
Pflegeheimen. 5. Auflage, Berlin, Ullstein Buchverlage GmbH
Caderas, A. (2005): Berührung bewegt- Bewegung berührt. SBK Bildungszentrum
Zürich, Ladir.
Deppermann, A. (2008): Gespräche analysieren- Eine Einführung.4.Auflage,
Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Duden (2014): Bibliographisches Institut GmbH
http://www.duden.de/rechtschreibung/Beruehrung (gefunden am 5.1.2014)
Ebster,C.; Stalzer L. (2008): Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftler. 3. Auflage, Wien, Facultas Verlags- und Buchhandel AG.
Flohr,H.-J. (1995): Waschen oder berühren?- Zum Hautkontakt in der Pflege.
Seesen ,Die Schwester/Der Pfleger.
Gerrig, R.J; Zimbardo, P.G (2008):Psychologie. 18. Auflage, München, Pearson
Studium.
Helmbold, A. (2007):Berühren in der Pflegesituation- Intentionen, Botschaften und
Bedeutungen. 1. Auflage, Bern, Verlag Hans Huber.
Holloway I.; Wheeler, S. (1998):Qualitative Pflegeforschung. Wiesbaden, Ullstein
Medical.
55
Kromrey, H. (2007):Empirische Sozialforschung- Modelle und Methoden der
standardisierten Datenerhebung und Datenauswertung. 11. Überarbeitete Auflage,
Stuttgart, Lucius&Lucius Verlagsgesellschaft mbH.
Kuckartz, U. et al. (2008): Qualitative Evaluation- der Einstieg in die Praxis. 2.
Auflage, Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Lamnek, S. (2010):Qualitative Sozialforschung. Weinheim, Beltz Verlag.
Mayring, P. (2002): Einführung in die qualitative Sozialforschung. 5. Auflage,
Weinheim, Basel, Beltz Studium.
Mayring, P. (2007): Qualitative Inhaltsanalyse – Grundlagen und Techniken.
9.Auflage, Weinheim, Basel, Beltz Verlag.
Mayring, P. (2008):Qualitative Inhaltsanalyse- Grundlagen und Techniken. 10.
Auflage, Weinheim, Basel, Beltz Verlag.
Menche,N. (2007): Pflege Heute. 4. Auflage, München, Jena, Urban & Fischer
Verlag.
Montagu, A. ( 2004): Körperkontakt- Die Bedeutung der Haut für die Entwicklung
des Menschen, 11.Auflage, Stuttgart, Klett-Cotta.
Neues Grosses Wörterbuch (2000):Rechtschreibung. Trautwein Wörterbuch-
Edition, Compact Verlag München.
Nydahl, P.; Bartoszek, G. (2000): Basale Stimulation- Neue Wege in der
Intensivpflege.3.Auflage, München, Jena, Urban & Fischer Verlag.
Orlando, I. J. (1996): Die lebendige Beziehung zwischen Pflegenden und Patienten.
Bern, Göttingen, Toronto, Seattle, Verlag Hans Huber.
Pfaff, H. (2013): Pflegestatistik 2011- Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung
Deutschlandergebnissehttps://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Gesun
dheit/Pflege/PflegeDeutschlandergebnisse5224001119004.pdf?__blob=publicationFil
e ; Seite 5 und 16 (gefunden am : 12.03.2014)
Schaeffer, D. et al. (1997):Pflegetheorien- Beispiele aus den USA. Bern, Göttingen,
Toronto, Seatlle, Verlag Hans Huber.
56
Schulz von Thun, F. (2002):Miteinander reden:1- Störungen und Klärungen,
Allgemeine Psychologie der Kommunikation.Reinbek ,Rowohlt Taschenbuch Verlag
GmbH
Schwartze, G. (1998): Beziehungen und Gefühle in der Pflege. München, Wien,
Baltimore,Urban & Schwarzenberg Verlag.
Specht- Tomann, M.; Tropper, D. (2000):Hilfreiche Gespräche und heilsame
Berührungen im Pflegealltag. Österreich, Springer Verlag.
Wagener, U. (2000): Fühlen-Tasten-Begriefen. Berührung als Wahrnehmung und
Kommunikation. Oldenburg, Bibliotheks- und Informationssystem der Universität
Oldenburg Verlag.
Watzlawick, P. et al. (1996): Menschliche Kommunikation- Formen, Störungen,
Paradoxien. 9. unveränderte Auflage, Bern, Göttingen, Toronto, Seattle, Verlag Hans
Huber.
57
Anhang
Anhang 1: Informationsblatt
Informationsblatt
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit diesem Informationsblatt möchte ich Sie über die Teilnahme an der Studie zum
Thema Berührungen in der Pflege informieren.
Mein Name ist Denise Hutter und ich studiere derzeit im 6. Semester an der
Westsächsischen Hochschule Zwickau Pflegemanagement. Durch das Studium
sollen dem zukünftigen Führungspersonal Wege und Vorgehensweisen aufgezeigt
werden, um Abläufe und Strukturen in der Pflege besser zu koordinieren und zu
verbessern. Im Rahmen meiner Abschlussprüfung möchte ich eine Befragung mit
Bewohnern des ‚Seniorenhäusls Lawalde‘ durchführen. Deshalb wäre ich Ihnen für
Ihre Hilfe und Mitarbeit sehr dankbar.
Die Befragung findet in Form eines Interviews statt. Diese werden mit einem
Tonband aufgenommen und im Anschluss von mir niedergeschrieben. Die
Teilnahme an der Studie erfolgt auf freiwilliger Basis und ist anonym. Das Interview
kann von Ihnen jederzeit abgebrochen werden. Sie können auch, trotz bereits
erfolgter Einwilligung, zu einem späteren Zeitpunkt die Verwendung Ihres Interviews
verweigern.
Mit Hilfe dieser Arbeit, soll dem Pflegepersonal die Möglichkeit geboten werden,
besser auf die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner einzugehen.
Sollten Sie noch Fragen haben, können Sie mich gern jederzeit kontaktieren. Vielen
Dank!
Mit freundlichen Grüßen
Hutter, Denise
Telefonnummer: 0173/4545932
58
Anhang 2: Einverständniserklärung
Einverständniserklärung
Ich wurde von der verantwortlichen Person, über den Inhalt und die Ziele der
Untersuchung ausreichend informiert. Ich habe das Informationsschreiben gelesen
und verstanden. Ich weiß, dass die Teilnahme an der Studie freiwillig ist.
Außerdem ist mir bekannt, dass meine Daten anonym gespeichert werden und
ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke verwendet werden.
Ich habe eine Kopie des Informationsschreibens und dieser Einverständniserklärung
erhalten.
Ich erkläre hiermit die freiwillige Teilnahme an dieser Studie.
Ort, Datum Unterschrift der/des
Mitwirkenden
59
Anhang 3: Interviewleitfaden
Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war, als Sie ins Pflegeheim
gekommen sind?
Können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie die ersten Berührungen
wahrgenommen haben, als Sie ins Pflegeheim gekommen sind?
Warum können Sie sich noch an gewisse Berührungen so genau erinnern?
Wie erleben Sie die Berührungen durch die Pflegepersonen?
Empfinden Sie die Berührungen bei jeder Pflegeperson gleich, oder gibt es da
Unterschiede?
Werden Sie lieber von weiblichen oder männlichen Pflegepersonen berührt?
Stört es Sie, wenn das Pflegepersonal regelmäßig wechselt bzw. Sie von
Praktikanten berührt werden?
Möchten Sie auch das Pflegepersonal öfter berühren?
Finden Sie, dass Sie ausreichend darüber aufgeklärt sind, warum bestimmte
Berührungen durch das Pflegepersonal vorgenommen werden?
Gibt es überhaupt einen Unterschied für Sie in Geschlecht und Alter des
Pflegepersonals?
Teilen Sie es dem Pflegepersonal oder der Pflegedienstleitung mit, wenn Sie
von einer bestimmten Pflegeperson überhaupt nicht berührt werden möchten?
Was würden Sie an der derzeitigen Berührungssituation ändern?
Welche Emotionen und Gefühle kommen in Ihnen auf, wenn Sie berührt
werden?
Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit Berührungen gemacht?
Möchten Sie nur berührt werden, wenn es um die Körperpflege geht, oder
auch in gewissen anderen Situationen? (z.B. Krankheit, Trauer, Angst)
An welchen Stellen sind Berührungen für Sie besonders angenehm, und wo
unangenehm?
Wie wichtig ist für Sie die Kommunikation während den Berührungen?
60
Welche Rolle haben Berührungen in Ihrem Leben, vor dem Heimaufenthalt
gespielt?
Haben Sie Probleme damit, sich in so einer privaten und intimen Situation, wie
der morgendlichen Körperwaschung, fallen zu lassen und die Berührungen zu
genießen und dem Pflegepersonal zu vertrauen?
Warum sind Berührungen für Sie wichtig?
In Betracht auf Ihr Alter: Würden Sie sagen, dass Sie Berührungen früher
anders wahrgenommen und empfunden haben?
61
Anhang 4: Transkriptionen
Interview 1
I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war, als Sie ins 1
Pflegeheim gekommen sind? 2
B1: Wie soll ich das jetzt sagen. Es war ja am Anfang alles neu für mich. Die ganzen 3
Behandlungen und was die so gemacht haben, da kann ich eigentlich nur sagen, 4
dass ich gedacht habe: um Gottes Willen, hier habe ich mich auf was eingelassen. 5
I: Wie ist das allgemein für Sie von fremden Personen berührt zu werden? 6
B1: Im Prinzip (…) soll ich Ihnen mal sagen wie oft ich schon zur Kur war: acht Mal. 7
Schon zu DDR- Zeiten. Da hatte ich sogar mal eine Kur in Bulgarien. Das konnte 8
keiner begreifen, dass die mir die Kur nach Bulgarien gegeben hatten. Wissen Sie, 9
dort war ich direkt am Schwarzen Meer. Dort waren überwiegend, eben solche (…) 10
wissen Sie meine Nachbarin, war hier vom Ministerium in Berlin. Mir war ja vielleicht 11
zumute. Mein Mann hat mich ja nach Berlin gefahren, von dort ging es ab. Ich stand 12
dort, und dachte: um Gottes Willen, alleine in Bulgarien, ohne meinen Mann. Das ich 13
dort hingekommen bin, das war wirklich, ich sage ja (…) das konnte mein Arzt gar 14
nicht verstehen. Aber wissen Sie, Gott sei Dank bin ich auch so. Ich kann mich 15
beherrschen. Nicht wahr, dass tat mir richtig gut dort. Die Kur war ja einwandfrei. 16
Direkt am Schwarzen Meer. Ja, ja, tja (…) und wenn man schon so oft auf Kur war, 17
dann hat man an sich auch kein Problem mehr damit, wenn man ins Heim muss. Es 18
ist zwar schon noch einmal was anderes, aber man lernt damit umzugehen. 19
I: Und macht es für Sie einen Unterschied, ob Sie von einer Frau oder einem 20
Mann behandelt werden? 21
B1: Also mir im Prinzip (…) es ist ja gerade mal, dass der Maik das macht. Sonst 22
sind ja alles Frauen. 23
I: Also haben Sie keine Probleme damit, wenn ein Mann Sie wäscht? 24
B1: Ach der Maik, der setzt sich hier hin, auf den Stuhl. (lacht) Bei mir muss ja der 25
Rücken und mein Arm, der geht ja nicht mehr, gewaschen werden, naja und da sitzt 26
er da (…) naja, das geht schon. Der macht das auch ganz toll. Und bei mir alten 27
Schachtel, da gibt es doch auch nichts zu sehen. Hängt ja eh alles im Alter. (lacht) 28
62
I: Stört es Sie, wenn das Pflegepersonal regelmäßig wechselt bzw. Sie von 29
Praktikanten berührt werden? 30
31
B1: Im Prinzip stört es mich nicht. Das geht ja meist auch gar nicht anders. Denn sie 32
wechseln ja immer. Das war ja immer, wie ich hier her gekommen bin, war das alles 33
viel anders. Hier auf der Station, auf der II, da waren zwei Schwestern und die waren 34
immer auf der Station, nur im Wechsel, früh und abends. Und das klappt überhaupt 35
nicht mehr. Einmal ist das, einmal ist das. Das war erst ganz anders. Also ich weiß 36
auch nicht. Jetzt haben sie ja manchmal niemanden mehr der das macht. Naja, ist ja 37
egal jetzt. Aber es stimmt schon. Wenn immer die Gleichen kommen würden, das 38
wäre mir schon lieber, aber es ist einfach nicht umsetzbar. Aber da können ja die 39
Schwestern hier nichts dafür. Die bekommen ja auch nur gesagt was sie machen 40
sollen und daran müssen die sich dann eben halten. Ja, ja (…) so ist das eben. 41
42
I: Würden Sie sich auch manchmal wünschen, dass Pflegepersonal öfter zu 43
berühren? 44
45
B1: Ach wissen Sie, ich komme eigentlich sehr gut aus. Ich kann mich da nicht 46
beschweren irgendwie. Und im Prinzip habe ich da auch mitbekommen, die kommen 47
auch gerne zu mir. (lacht) Klar hat man so seine Lieblingsschwestern, das ist ja ganz 48
klar. Aber man will die ja auch nicht von der Arbeit abhalten. Aber man nimmt schon 49
mal die Hand von einer und drückt die oder lächelt denen zu. Sowas muss man aber 50
auch mal machen, damit die Schwestern sehen, dass sie ihre Arbeit auch gut 51
machen. Und das machen die auch alle hier. 52
53
I: Finden Sie, dass Sie ausreichend darüber aufgeklärt sind, warum bestimmte 54
Berührungen durch das Pflegepersonal vorgenommen werden? 55
56
B1: Naja, viel erklärt wird da nicht. Ich war ja damals im Krankenhaus, weil es ja hier 57
direkt gebrochen war (zeigt auf Schulter). Ich stolpere Zuhause, stolpere nur über 58
den Teppich und fliege hin. Da war ich im Krankenhaus. Die haben das dort 59
gemacht. Und von da an, habe ich eben mich auch immer auf dem Knie abgestützt 60
und der Fehler war, dass es dadurch wieder rausgesprungen ist. Und da musste das 61
wieder gemacht werden. Das zweite Mal. Naja und da tut das jetzt immer noch weh. 62
63
Naja (…) die helfen einem eben beim Waschen, aber direkt erklärt wird da nichts. 63
Warum denn auch? Muss ja eh gemacht werden. Würde man ja Zuhause auch so 64
machen. 65
I: An welchen Stellen sind Berührungen für Sie besonders angenehm, und wo 66
unangenehm? 67
68
B1: Nee, da hat man sich schon daran gewöhnt. Das man von oben bis unten (…) 69
Naja, da muss man sich dann auch erst daran gewöhnen, dass ist ja klar. Aber es 70
muss ja gemacht werden und wenn man selber nicht mehr kann, dann ist man ja für 71
jede Hilfe dankbar. Und wissen Sie, wenn man selber nicht mehr so kann, das ist 72
schon schlimm für einen, aber man ist eben sehr dankbar. Und die machen das hier 73
ja auch alle sehr gut. Ich kann mich nicht beschweren. Die wollen es ja einem auch 74
so angenehm wie möglich machen. 75
I: Wie wichtig ist für Sie die Kommunikation während den Berührungen? 76
B1: Das ergibt sich ja meist immer. Aber bloß rüber um waschen zu kommen, ist ja 77
auch nicht recht. Die fragen dann eben immer wie man geschlafen hat oder ob man 78
heute Besuch bekommt oder sowas. Die haben ja auch keine Zeit weiter und dann 79
waschen sie wie zwei Leute manchmal gleichzeitig. Da kann man da nicht 80
stundenlang reden. Aber trotzdem versuchen die sich die Zeit zu nehmen, obwohl sie 81
die ja gar nicht haben. Und das muss man denen auch hoch anrechnen. Die geben 82
sich schon Mühe. 83
I: Welche Rolle haben Berührungen in Ihrem Leben, vor dem Heimaufenthalt 84
gespielt? 85
B1: Ich bin ja schon so viele Male auf Kur gewesen und da wird ja immer (…) da 86
muss man sich ja immer ausziehen zur Behandlung. Da hat mich das hier eigentlich 87
gar nicht mehr irgendwie (…) wie man da so ganz früher empfindlich war. Nein, das 88
ist mittlerweile normal. Wie gesagt, es muss ja gemacht werden. Und da gafft doch 89
auch niemand. Wir sind doch schon alle alt (lacht). 90
I: Und würden Sie sagen, dass Sie Berührungen früher anders wahrgenommen 91
haben, als jetzt? 92
64
B1: Altersmäßig? Ja, ja, bei meiner ersten Kur war ich noch unter 50. Mir war das 93
eigentlich (…) auf eine Art war ich froh, dass ich die Behandlungen bekommen habe. 94
Da war ich ja (…) naja, wie sage ich das denn jetzt? Am Anfang ist das schon ein 95
beklemmendes Gefühl, aber man ist ja froh, wenn einem geholfen wird und es einem 96
dann besser geht. Und im Alter ist man eben erst recht froh, wenn einem geholfen 97
wird, weil man es ja selber gar nicht mehr könnte. Aber eins muss ich Ihnen jetzt mal 98
sagen. So ein schönes Zusammenhalten, dass gibt es hier nicht. Überhaupt nicht. 99
Da ist eine und der andere, den werden Sie vielleicht auch noch befragen, ach wie 100
heißt der denn? Jetzt komme ich nicht auf den seinen Namen, aber der denkt immer 101
der ist hier (…) Und dann tut er da immer mit einer, und die mit dem (...) Nicht wahr? 102
(lacht) Es ist eben auch sehr (…) naja. Der Tag beginnt um sechs bei mir. Da 103
kommen die rein und ziehen mir die Strümpfe an. Heute musste ich ja gewaschen 104
werden. Einmal in der Woche wird richtig geduscht, und dann gibt es Frühstück, und 105
dann tun die immer von zehn bis um elf unten im Ding was machen. Naja, dann ist 106
Mittag und dann mache ich Ruhepause und viertel vier ist Kaffee trinken und um fünf 107
ist Abendbrot. Und dann ist der Tag schon wieder gelaufen. Und wissen Sie, wir 108
haben so ein schönes Haus und mein Mann der ist vor reichlich zwei Jahren 109
gestorben. Zum Glück haben wir noch einen Untermieter, der passt auf das Haus 110
auf. Ich würde da echt noch so gerne drinnen wohnen. Und das ist das, was mir so 111
wehtut, wenn man denkt, man könnte jetzt dort sein. Gucken Sie mal, das haben die 112
mir geschenkt (holt Fotoalbum aus dem Schrank) „Liebe Oma…“. Können Sie das 113
mal vorlesen? 114
I: Liebe Oma und lieber Opa, ein schönes Weihnachtsfest und alles Gute für 115
das neue Jahr wünschen ganz lieb eure Enkeltochter Kristin, Joachim und 116
Katrin. 117
B1: Aber ich halte Sie jetzt nicht auf, oder? (es klopft an der Tür; Schwester kommt 118
rein und verabreicht der Bewohnerin die Medikamente) Ach, wo ist denn das Bild? 119
Ach, wenn man was sucht (…) Da haben wir es. Das ist mein Haus. Aber alleine 120
könnte ich das nicht mehr. Da sind wir ja noch froh, dass wir den Untermieter haben. 121
Mein Sohn versucht es gerade zu verkaufen, aber da ist gar nicht mehr so die Frage 122
danach. Früher wollten so viele hier her und jetzt. Ja, das ist unser Haus. Ach, das 123
tut mir manchmal so weh, wenn ich doch nur könnte, aber beim besten Willen, so ein 124
Haus. Alleine kann man da nichts mehr machen. Es kommt im Leben so manches, 125
65
mit dem man nicht rechnet, nicht wahr? Sehen Sie das, dass bin ich mit meinem 126
Mann. Ach und da bin ich noch einmal (blättert im Fotoalbum). Vom Sohn ist das 127
bestellt. Tja (…) ach Gott ich hoffe ich halte Sie nicht ab. Ach, kennen Sie die hier? 128
Das bin ich(lacht).So ist das, aber ich kann mich nicht beschweren. Aber so 129
vergehen die Jahre und irgendwann ist alles vorbei. Und hier ist ein Bild von unserer 130
Katze. 131
I: Sie hatten früher Katzen? 132
B1:Ja, ja (…) wir hatten sogar mal drei. Ohne Katze ging es bei uns nicht. Und 133
wissen Sie, ich sage mal so, wie man einem Tier gegenüber ist, so sind die auch zu 134
einem dann, wenn ich (…) das muss ich jetzt ehrlich sagen: Menschen die Tiere 135
quälen, die haben bei mir überhaupt (…) ich sag ja (…) so wie die, die Tiere 136
misshandeln, so müssen die auch selber behandelt werden. Es heißt doch immer: 137
Quäle nie ein Tier zum Scherze, denn es fühlt wie du den Schmerze. Was da 138
manche (…) die knallen da drauf, einfach so. Aber bei uns die Mietzen, die hatten 139
(…) den ging es gut. Und Menschen, die für Tiere nichts übrig haben (…) da ist auch 140
nicht viel dazu. Ich könnte nie einem Tier was zu leide tun. Aber denen, den tut das 141
nichts. Leider! Aber so ist es eben auch mit dem Menschen. Wenn du mit einem 142
nicht zurechtkommst oder er böse zu dir ist, dann ist man auch demjenigen 143
gegenüber so. Nun ja, so ist das eben. Aber ich kann mich hier an sich nicht 144
beschweren. Ich habe hier alles was ich brauche. Und eines Tages werde ich auch 145
meinen Mann wieder haben. 146
66
Interview 2
I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie die ersten Berührungen 147
wahrgenommen haben, als Sie ins Pflegeheim gekommen sind? 148
B2: Nein, wissen Sie, ich war ja vorher in der Diakonie und die haben mich ja auch 149
gewaschen und die sind ja super. Das ist ja alles heidewitzka,da war auch alles 150
super. 151
I: Also hatten Sie in der Diakonie schon keine Probleme mit Berührungen? 152
B2: Naja, am Anfang, aber na gut (…) Das war nicht so, das hat mir nicht so 153
zugesagt, aber mit der Pflegestufe 1 hat man ja (…) da musst du das ja machen. 154
Aber wenn man selber nicht mehr kann, dann muss es ja einer machen. Kann hier ja 155
nicht vor mich her stinken. (lacht) 156
I: Empfinden Sie die Berührungen bei jeder Pflegeperson gleich oder variiert 157
das immer? 158
B2: Nein, das ist alles gleich. Die machen es hier echt alle super. Ist alles (…) da gibt 159
es kein Problem. 160
I: Und macht es für Sie einen Unterschied ob Sie eine Frau oder ein Mann 161
berührt? 162
B2: Ich will nur Frauen! (lacht) Man weiß ja nicht was da alles (…) nein aber nein, 163
das muss nicht sein. Da fühle ich mich nicht so wohl dabei. 164
I: Und warum nicht, wenn ich fragen darf? 165
B2: Na das weiß ich nicht, das (…) keine Ahnung. Ich habe das früher nicht 166
gemacht und da brauche ich das heute auch nicht. Männer haben eine Frau einfach 167
nicht zu waschen. Die wissen doch gar nicht wie die das machen müssen. Denke ich 168
mir so zumindest. Die sind doch so grobmotorisch die Männer und haben kein 169
Feingefühl. Und dann will das einfach nicht in meinen Kopf rein, dass ein Mann eine 170
Frau wäscht. Dann grabscht er an die Brust oder so (…) Nein, nein (…) das will ich 171
alles nicht. Wenn ein Mann mal zum Waschen zu mir kommt, der kann gleich wieder 172
rückwärts raus gehen. Da mache ich das lieber selber! 173
I: Und macht es für sie einen Unterschied welches Alter die Pflegeperson hat? 174
67
B2: Nein (…) ach, die sind doch alle noch jung. Also die tun mir manchmal ganz 175
schön leid, das sag ich Ihnen, die haben ganz schön was um die Ohren, wirklich. 176
Und nur mit alten Weibern und Säcken haben die den ganzen Tag zu tun, sowas will 177
man doch als junges Ding doch gar nicht sehen, oder? Da muss ich die Mädels hier 178
schon bewundern. 179
I: Und stört es Sie, wenn das Pflegepersonal ständig wechselt oder Sie von 180
Praktikanten behandelt werden? 181
B2: Also mir wäre es lieb, wenn immer die gleichen kommen würden. Gut, die 182
anderen müssen ja auch lernen, aber (…) ist ja alles (...) Mir wäre es lieber, wenn 183
immer die gleichen kommen würden. Aber das geht ja hier nicht. Sind ja ständig 184
Neue hier. Aber alle immer ganz lieb. Aber das war in der Diakonie anders. Da waren 185
vielleicht so fünf Schwestern auf der Station und da waren im Frühdienst zwei, dann 186
im Spätdienst auch zwei und in der Nacht eine Schwester. Und da kannte man die 187
dann mit der Zeit und dann haben die eben die Schichten auch mal gewechselt. Aber 188
wie viele hier arbeiten, keine Ahnung. 189
I: Würden Sie auch gerne das Pflegepersonal häufiger berühren? 190
B2: Na freilich, nehme ich meine Kleine in den Arm. Na sicher, dass ist ganz normal. 191
Die machen hier alle so einen guten Job, da kann man die auch mal in Arm nehmen. 192
Das gehört doch dazu. So wissen die auch, dass die einen guten Job machen und 193
ihn auch richtig machen. 194
I: Finden Sie, dass Sie ausreichend darüber aufgeklärt sind, warum bestimmte 195
Berührungen durchgeführt werden? 196
B2: Na also (…) das ist doch das Normalste von der Welt. Du wirst gewaschen und 197
da muss eben auch alles gewaschen werden. Das macht doch keinen Unterschied. 198
Zuhause würde man es doch auch so machen. Da fängt man oben an und bahnt sich 199
dann seinen Weg nach unten. Und wenn man sich selber wäscht erklärt man doch 200
sich selber auch nicht was man als nächstes macht. Die waschen einen eben. 201
I: Wenn Sie mit bestimmten Sachen unzufrieden sind… 202
B2: Ja, ja dann sage ich das schon. Aber nicht mit den Schwestern, weil die sind 203
super, aber die dort so leben, naja (…) Da sind so alte Schachteln dabei, die sind 204
68
bisschen (…) naja (…) eingebildetes Pack gibt es hier. Die denken denen gehört das 205
hier alleine. Aber denen gehe ich aus dem Weg. Mit solchen will ich gleich gar nichts 206
zu tun haben. Schließlich bezahlen wir alle hier dafür, und da führen sich einige auf, 207
wie Gott persönlich. 208
I: Also würden Sie an der jetzigen Pflegesituation nichts verändern? 209
B2: Nein, nein, nein (…) überhaupt gar nichts. Hier ist echt alles super. 210
I: Und welche Erfahrungen haben Sie bis jetzt mit Berührungen in 211
Pflegeeinrichtungen gemacht? Haben Sie vielleicht sogar schon schlechte 212
Erfahrungen gemacht? 213
B2: Nein, eigentlich nicht. Nein, nein. Ich war immer zufrieden. Klar, am Anfang ist 214
das schon bisschen komisch und eine Umstellung, aber wenn es nun einmal nicht 215
anders geht. Aber schlechte Erfahrungen habe ich nie gemacht. In der Diakonie war 216
alles soweit in Ordnung und hier erst recht. 217
I: Und würden Sie auch gerne in Situationen berührt werden wollen, in denen 218
es nicht um die Körperpflege geht?Wenn Sie traurig sind oder sich einsam 219
fühlen? 220
B2: Nein (…) Das will ich nicht. Nein, das mache ich mit mir selber aus. Nein, das 221
mag ich nicht. Die haben ja auch gar keine Zeit weiter, und ich will den ja auch nicht 222
zu Lasten fallen. Die sind auch mal froh, wenn sie eine Verschnaufpause machen 223
können. 224
I: Und gibt es bestimmte Stellen für Sie, die Sie als besonders angenehm bzw. 225
unangenehm empfinden? 226
B2: Nein, nein (…) das wird alles gewaschen und gemacht und da gehört das nun 227
mal dazu. Wenn ich Schmerzen habe hier (zeigt auf linkes Bein) dann sage ich das. 228
Ich habe ja auch mein Pflaster und dann machen die das auch ab, aber ansonsten 229
ist alles in Ordnung. Meine Hände und Beine sind manchmal ganz dick. Das spannt 230
dann immer bisschen, aber das muss ich die Woche mit der Ärztin mal klären. Das 231
sieht ja aus, wenn das alles so dick ist. 232
69
I: Wenn Sie früh gewaschen werden, möchten Sie dann auch, dass das 233
Pflegepersonal mit Ihnen dabei redet oder würde es Ihnen besser gefallen, 234
wenn alle schweigen würden? 235
B2: Oh was, alle quatschen sie da. Ja, ja so, nein, nein, das ist schon alles ok. Aber 236
meistens ist sie ja dann auch Stress und dann waschen wir hintereinander, weil ich 237
bin ja nicht alleine, da sind ja auch noch andere. Die haben genug zu tun. Also was 238
soll es. Aber da wird schon geschnattert. Vor allem wenn die Schwestern kommen, 239
mit denen man sich auch super versteht. Ja, ja, das ist schon lustig manchmal. 240
I: Und welche Rolle haben Berührungen in Ihrem Leben vor dem 241
Heimaufenthalt gespielt? 242
B2: Gar keine! 243
I: Darf ich Sie fragen was Sie früher gelernt oder gearbeitet haben? 244
B2: Ach alles, vom servieren, sauber machen, alles. 245
I: Also in dem Sinne jetzt kein Beruf, in dem Sie körperlich viel mit anderen 246
Menschen zu tun hatten? 247
B2: Nein, gar nicht. Ich bin lieber so für mich. Ein Einzelgänger eben. Es ist nicht so 248
dass ich mich zurück ziehe oder so, aber ich bin gerne für mich alleine. Ich hatte 249
auch nie viel Freunde, aber die, die ich hatte, da wusste ich, dass das meine wahren 250
Freunde sind. 251
I: Und in Betracht auf Ihr Alter: Würden Sie sagen, das Sie Berührungen 252
damals anders wahrgenommen haben als heute? 253
B2: Nein, gar nicht. Wenn ich nicht berührt werden wollte, dann habe ich das gesagt, 254
und da war das Thema erledigt. (lacht) 255
70
Interview 3
I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war, als Sie ins 256
Pflegeheim gekommen sind? 257
B3: Da muss ich erst mal bisschen näher kommen. Ich höre doch so schwer. 258
I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war, als Sie hier her 259
gekommen sind? Waren Sie aufgeregt oder hatten Sie Angst davor? 260
B3: Nein, eigentlich nicht. Ich bin ja schon bei Zeiten von Zuhause weg gegangen. 261
Ich bin aus Oberschlesien. Dann habe ich meinen Mann kennen gelernt in Berlin, der 262
war Invalide und da haben wir uns kennen gelernt und da kam ich dann nach 263
Neugersdorf. Meine Schwiegereltern waren auch sehr nett und die haben sich 264
gefreut das ihr Mann (lacht), äh Sohn (…) also ich will mich nicht loben, aber eine 265
gute Frau gefunden hat. Das waren ja auch keine reichen Leute. Früher sind alle in 266
die Fabrik arbeiten gegangen. Mein Mann ist sehr früh gestorben und wir hatten ja 267
ein eigenes Haus. Aber wissen Sie, ab einem gewissen Alter wird das dann Alles zu 268
viel. Und dann bin ich hier her gekommen. Das ist schon anders als Zuhause, aber 269
es ging ja nicht anders. Ich und das große Haus, das ist ja auch zu viel. Naja, und 270
dann kam ich hier her. Also ich kann mich nicht beschweren. Es ist schön hier, aber 271
eben auch nicht wie Zuhause. Am Anfang war ich hier sehr verschlossen, weil die 272
Umstellung doch sehr groß für mich war, aber mittlerweile bin ich hier angekommen. 273
I: Macht es für Sie einen Unterschied, ob Sie von einer Frau oder einem Mann 274
berührt werden? 275
B3: Also bei einem Mann (...) das fiel mir am Anfang schon schwer. Na aber was 276
bleibt einem denn anderes übrig. Ich wäre ja sonst auch alleine, wie das so ist, und 277
da kommen ja auch (…) da kommen ja auch die großen Männer und da sage ich 278
immer: Ach, der große Mann kommt wieder. Und da gewöhnen Sie sich dann dran, 279
dass Sie sich ausziehen und gewaschen werden und wie es eben so ist. Das ist 280
dann eben Gewohnheit. Ich hatte ja keinen mehr und Verwandte auch nicht. Da blieb 281
ja niemand mehr übrig. Ach, das hat mich dann auch nicht mehr gestört. Und die 282
Dusche, das war immer schön. Schön abgetrocknet so. Ach, das muss ich jetzt mal 283
sagen. Das war so die erste Zeit, da habe ich mich so geschämt immer und da habe 284
ich dann auch immer gesagt: So jetzt gehe hier mal raus. Und da hat er das 285
71
Handtuch hingelegt und ist raus gegangen. Und ich stand da, und habe gefroren, 286
und da dachte ich: Nein, das geht nicht, der muss mich doch auch abtrocknen. Und 287
das Bad war ja gleich neben meinem Zimmer und da bin ich rein gehuscht und da 288
kam der dann ins Zimmer und meinte: Sie sind ja schon angezogen. Und da meinte 289
ich: Na ich kann ja nicht erfrieren. (lacht) Ach, habe ich mich am Anfang angestellt. 290
Da durfte der Pfleger mich ja nicht zu lange nackt sehen, aber mittlerweile habe ich 291
gelernt damit umzugehen und da stört es mich auch nicht mehr wenn ich von einem 292
Mann gewaschen werde. 293
I: Hatten Sie zuvor einen Pflegedienst, der zu Ihnen nach Hause kam? 294
B3: Nein, das hier hat mir mein Sohn besorgt. Da war das ein Zimmer noch drüber. 295
Ich habe ja nichts gesagt, ich war zufrieden. Und da kam er wieder und meinte: Du, 296
ich habe ein größeres Zimmer. Und das ist jetzt hier. Jetzt bin ich immer noch hier. 297
So fühle ich mich wohl hier, kann ich nicht anders sagen. Ich würde ja lügen, wenn 298
ich sagen würde (…) und da fahren wir los, mit unseren Autos sagen wir immer. Ich 299
sage immer: Ich muss erst noch mein Auto holen. Und die anderen sagen das ja 300
auch so. Aber so kann ich nichts sagen. Aber so einen Pflegedienst hatte ich nicht 301
Daheim. Ich bin gleich hier her. Und hier bleibe ich jetzt auch. 302
I: Würden Sie auch gerne das Pflegepersonal öfter berühren wollen? 303
B3: Wir kommen alle gut aus. Ja, also das kann ich nicht anders sagen. Und da 304
lachen wir auch und dann machen wir auch Dummheiten. Da komme ich auch ganz 305
gut hin. Die eine, da weiß ich nicht von woher die kommt. Die kommen ja alle mit den 306
Autos, wenn sie eins haben, da freut man sich ja darüber. Und die tu‘ ich dann auch 307
umarmen, und so weiß ich gar nicht (…) Eine ist aber so stolz und (…) ach, da bin 308
ich da auch nicht so. Da redet die eben nicht mehr mit mir. Naja, und da rede ich 309
auch nicht mit der. Und da ist das erledigt. 310
I: Und wenn Sie etwas an den Berührungen bzw. an dem Umgang der 311
Schwestern mit Ihnen stört, sagen Sie dann auch etwas? 312
B3: Die gehen alle mit mir hier gut um. Das kann ich nicht anders sagen. Die gehen 313
hier alle sehr herzlich um. Die eine die, naja wie das ist, die redet nicht mit mir, aber 314
wir waren früher gut miteinander die erste Zeit und mit einem Mal, ich weiß auch 315
nicht warum. Ich kann ja auch nichts dafür, dass sie nicht mehr mit mir redet. Und 316
72
dann rede ich auch nicht, und fertig bin ich. Ja (…) aber so kann ich nichts sagen. 317
Den Kalender tun die mir immer vorschieben (lacht). Weil ich das ja auch manchmal 318
vergesse oder was. Und die Betten beziehen sie mir immer. Aller 14 Tage werden 319
die Betten bezogen, das ist amtlich. Das erste Mal habe ich gesagt: Ach, was 320
machen Sie denn, das mach ich schon. Nein, nein, meinte sie, das ist unsere Arbeit. 321
Also da gibt’s nichts. 322
I: Würden Sie auch gerne berührt werden wenn es nicht um die Körperpflege 323
geht, sondern wenn Sie traurig oder einsam sind? 324
B3: Ja, aber das sind nur die älteren Schwestern. Die eine kommt immer und ruft 325
über den ganzen Flur: Frau C, Frau C! Das ist schon schön. Das die mich fallen 326
lassen würden, das ist nicht der Fall. Bis auf die eine eben. Da kann ich ja auch 327
nichts dafür. Ich sage ja, ich habe sie nicht liederlich gemacht, ich habe sie nicht 328
schlecht gemacht oder sowas. Ich weiß es einfach nicht. Und wenn ich was hören 329
würde das die mich schlecht macht, aber dann haue auch ich auf den Tisch. Das 330
würde ich mir nicht gefallen lassen. 331
I: Empfinden Sie es als angenehm, wenn das Pflegepersonal bei der 332
Körperwaschung mit Ihnen redet oder stört Sie das eher? 333
B3: Naja, so eine Stille eigentlich nicht. Die kennen mich ja auch, die haben mich 334
schon bisschen erkannt. Und der nimmt die Dusche immer gerne, und ich habe das 335
ja auch so gerne. So ein Handtuch hier und da reibt er mich ab, und da sage ich 336
immer: Ach, das ist so schön wenn Sie das machen. Der muss ja auch ein Lob 337
kriegen. Naja und da quatschen wir immer bisschen. Und machen unsere Scherze 338
miteinander. Das muss eben auch mal sein. Das gehört dazu. 339
I: Sie haben doch vorhin gesagt, dass der ‚große Mann‘ manchmal rausgeht, 340
wenn Sie sich waschen… 341
B3: Ja, ja (…) aber das ist auch nicht immer. Aber ich empfinde das so, dass er (…) 342
Und bei den Frauen, da denk ich auch immer: Warum laufen die denn jetzt auch 343
weg? Aber die haben vielleicht zwei (…) das die zwei in Behandlung haben. Und da 344
ziehe ich mich immer schon an und dann kommen die wieder und sagen: Ach, Sie 345
sind ja schon angezogen. Aber was soll ich denn machen. Aber zanken tun wir uns 346
nicht. Und mit den Männern, dass war am Anfang ganz schlimm. Da habe ich mich 347
73
schwer damit getan, aber mittlerweile kenne ich die ja alle und weiß, dass die das gut 348
machen. 349
I: Und welche Rolle haben Berührungen in Ihrem Leben gespielt bevor Sie ins 350
Pflegeheim gekommen sind? 351
B3: Da muss ich jetzt erst mal überlegen. Das ist schon so lange her. Vergesslich bin 352
ich. Aber nein, ich habe mal im Krankenhaus gearbeitet und da bin ich überall so rein 353
gegangen. Die haben mir ja auch Geld gegeben, dass ich bestimmte Sachen kaufe. 354
Das habe ich auch gemacht (…) In Berlin hier (…) und da bin ich da hingegangen 355
und da haben die das Geld nicht angenommen. 356
I: Und mussten Sie Patienten auch versorgen? 357
B3: Ja, naja Essen hinschaffen und so und Geschirr wieder runter nehmen. Das 358
habe ich alles gemacht. Also direkt nackig habe ich die nicht gesehen, soweit ging es 359
dann nicht. Aber so war das schon schön mit den Patienten. Und ich war auch immer 360
sehr lustig, so will ich das mal sagen. Also mir hat das sehr gut gefallen. Und da 361
habe ich ja auch meinen Mann kennen gelernt. 362
I: Würden Sie sagen, dass Sie früher als junge Frau, Berührungen anders 363
wahrgenommen haben als jetzt? 364
B3: Die Impfungen waren früher schlimm, aber sonst wüsste ich es jetzt nicht. Nein 365
(…) Jetzt merkt man das ja gar nicht mehr. Aber ich denke, dass es daran liegt, dass 366
man heutzutage andere Methoden hat. Naja, meine Haut ist im Alter dünner 367
geworden und das juckt immer so sehr. Aber das ist ja normal, dass die Haut nicht 368
mehr aussieht, wie bei Ihnen. Sie sind ja noch so jung. Da juckt die Haut noch nicht. 369
(lacht)370
74
Interview 4
I: Können Sie sich noch daran erinnern wie es für Sie war, als Sie das erste Mal 371
in das Pflegeheim gekommen sind? 372
B4: Naja eigentlich, das war normal. Ich bin von einem Pflegeheim in Oderwitz 373
gekommen und dann bin ich ins Krankenhaus, weil ich was mit den Nieren hatte. 374
Und der Arzt in Ebersbach hat mich danach hier her verfrachtet. Da habe ich also nie 375
Probleme gehabt oder so. Am Anfang war ich bisschen aufgeregt, aber das ist ja 376
normal. Da ich ja noch ein kleines bisschen denken kann, nicht so wie es anderen 377
geht, bei denen es bisschen fehlt, so ist es noch nicht. Also hatte ich da keine 378
Probleme. 379
I: Empfinden Sie die Berührung bei jedem vom Pflegepersonal gleich oder 380
variiert das? 381
B4: Naja das ist irgendwie (…) wir haben uns jetzt verlebt hier. Wir hatten immer drei 382
Schwestern. Dieeine kam auf eine andere Station, die andere hat gekündigt. Jeden 383
Tag jemand anderes, das ist für alte Leute (…) also mir macht es noch nicht viel aus, 384
aber ich kenne das ja auch aus dem Fernsehen, wenn dauernd Neue sind, das ist 385
nicht gut. Im Alter gewöhnt man sich eben an die Eine. Ich meine, wenn die immer 386
da waren, da wusste man genau: Heute ist die da, dann ist die da. Dann wusste man 387
auch, dass sie morgen oder übermorgen frei hat oder sowas. Da wusste man ganz 388
genau Bescheid, aber wenn dann eben jeden Tag gewechselt wird, dann ist es ja 389
jetzt auch, auf Deutsch gesagt, jeder ist ein bisschen anders dumm, und wenn es 390
dieselben sind, die wissen ganz genau: Aha, der macht es so, und der macht es so. 391
Und dieses Wechseln das finde ich nicht so schön. Und da muss man sich ja immer 392
erst an die Neuen gewöhnen und denen muss man dann sagen, was man gerne hat 393
und so. Mich stört das nicht, aber andere vielleicht. 394
I: Macht es für Sie einen Unterschied, ob Sie von einer Frau oder einem Mann 395
berührt werden? 396
B4: Das macht für mich keinen Unterschied, aber meistens sind es Frauen. 397
I: Und gibt es für Sie einen Unterschied im Alter des Personals? 398
B4: Nein, nein, sowas macht mir auch nichts aus. Das spielt keine Rolle. 399
75
I: Finden Sie, dass Sie ausreichend darüber informiert sind, warum bestimmte 400
Berührungen durchgeführt werden? 401
B4: Nein, da habe ich keine Probleme. Die Schwestern wissen das, und das klappt 402
dann alles. Da wird man gewaschen an den Stellen, an die man selber nicht mehr 403
ran kommt und gut ist. Da wird nicht viel erklärt. Ist ja auch keine Wissenschaft hier 404
jemanden mal zu waschen. 405
I: Wenn Sie mit bestimmten Berührungen oder dem Umgang mit Ihnen 406
unzufrieden sind, sagen Sie dann was? 407
B4: Der Schwester brauche ich das nicht zu sagen. Einmal habe ich es gesagt, 408
wegen einem Pfleger. Der war hier auf der Station und der hatte eine Mode, man 409
könnte sagen Faulheit. Der ließ sich das Essen, ich weiß nicht, ob Sie den dann 410
auch hier fragen, der hat jedenfalls das Essen gemacht, obwohl es ja gar nicht (…) 411
grundsätzlich verboten ist, dass Patienten im Essen rummehren. Aber bei dem 412
Herren konnte der das eben machen. Und die Schwester die hier her gekommen ist, 413
die hatte oft mit dem Krach gehabt. Die ist aber jetzt in Dresden. Und dann, wenn er 414
zwischendurch nicht dagewesen ist, da frug er immer, was jeder zum Abendbrot 415
haben will. Und da habe ich gesagt: Unsere Schwestern wissen was wir brauchen! 416
Da war er bisschen beleidigt und hat eine Zeit lang nicht mehr mit mir geredet. Aber 417
das stört mich nicht. (lacht) Nein, das stört mich nicht. Aber wenn mich etwas stört, 418
dann sage ich das auch. Ich bin zwar alt, aber nicht dumm. Und ich lasse mir nicht 419
den Mund verbieten. Nein, nein. Aber zum Glück gibt es kaum solche Situationen. 420
I: Und gibt es Berührungen für Sie, die Sie als besonders angenehm bzw. 421
unangenehm empfinden? 422
B4: Eigentlich (…) naja (...) unangenehm. Manches ist eben bisschen dumm. Da 423
habe ich gestern erst mit einer Schwester drüber gesprochen. Samstag oder 424
Sonntag sollten wir runter gehen zum Kaffee trinken. Das finde ich albern, da wird 425
alles zusammen getrommelt, ein Haufen Arbeit. Mir macht das ja nichts aus, ich 426
begreife das, aber viele begreifen das nicht mehr (…) das ist (…) Dummheit. Es gibt 427
ja hier auch diese Beschäftigungstherapien, aber da gehe ich nicht hin, dass ist mir 428
zu dumm. Ich sage immer, dass ich noch zu jung dafür bin. 429
I: Und warum wollen Sie dort nicht hingehen? 430
76
B4: Nein, ich brauche das nicht. Ich habe meine Kreuzworträtsel. Da setze ich mich 431
hier hin, da kann ich stundenlang sitzen. Da kommt zum Beispiel immer einer hier 432
her mit Tieren. Die habe ich Zuhause gehabt, das kenne ich. Ich habe grundsätzlich 433
nichts gegen Tiere, aber das ich mich da runter setze und mit den spielen muss, das 434
ist nichts. Vielleicht einmal später, wenn ich werde nicht mehr so denken können, 435
aber jetzt nicht. Ich habe meine Kreuzworträtsel und da klappt das. 436
I: Würden Sie auch gerne vom Pflegepersonal berührt werden, wenn Sie traurig 437
sind oder sich einsam fühlen? 438
B4: Nein, ich habe ja keine Probleme und es waren schon etliche Schwestern hier, 439
die mich oft umarmen oder drücken, in Arm nehmen. Ich weiß auch nicht warum. Ich 440
habe eben eine gute Beziehung zu den Schwestern. Einige davon habe ich schon 441
verloren. Die eine ist nach Dresden gemacht, dann die Physiotherapeutin, die hat 442
gekündigt. Kann man nichts machen. 443
I: Wechselt das Pflegepersonal häufig? 444
B4: Naja, viele kenne ich ja auch nicht. Zumindest die von den anderen Stationen. 445
Mit denen komme ich ja nicht zusammen. Aber ja, es wechseln viele. 446
I: Empfinden Sie es als angenehm, wenn bei der Körperwaschung gesprochen 447
wird? 448
B4: Nein, nein, die sprechen immer mit mir. Und das finde ich auch gut so. Das ist in 449
Ordnung. Das lenkt ab und hier ist ja auch jeder Tag wie der andere und wenn man 450
da mal mit jemanden bisschen reden kann, dann macht das schon was aus. 451
I: Welche Rolle haben Berührungen in Ihrem Leben gespielt, bevor Sie ins 452
Pflegeheim kamen? Haben Sie einen Beruf ausgeübt, bei dem man viel Kontakt 453
mit anderen Menschen hatte? 454
B4: Ich hatte viele Berufe (…) Das letzte war (…) ich war in der Spinnerei. 40 Jahre 455
war ich dort und 30 davon Meister. Da habe ich nur mit Frauen zu tun gehabt. Also 456
ich kenne mich da aus (lacht.) Aber so direkt, dass ich jemanden pflegen musste, 457
hatte ich nicht. Nein. 458
77
Interview 5
I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war als Sie ins 459
Pflegeheim gekommen sind? 460
B5: Ja, ja, ja, ich habe es mir anders vorgestellt, als wie es ist. Ich habe 461
angenommen es ist ein Altenheim, aber es ist ja ein Pflegeheim. Und das hat mich 462
ein bisschen zurück geschmissen. 463
I: Inwiefern? Meinen Sie das im positiven oder negativen Sinne? 464
B5: Erst mal war es negativ, aber im Laufe der Zeit ist es dann wieder geworden, 465
dass ich mich da rein gefunden habe, denn ich bin ja alleine. Ich habe niemanden da 466
draußen außer meiner Tochter und die kenne ich seit vier Jahren nicht mehr. Die 467
kommt nicht mehr zu mir. An dem Tag, wo ich von Zuhause weg bin und sie mich 468
hier abgeliefert hat, seitdem ist sie nie mehr bei mir gewesen. Da kommt die nicht 469
mehr zu mir. Wo ich noch Zuhause war, da kam sie jede Woche zu mir und hat mir 470
geholfen, bei der Hilfe die ich brauchte, und dann brauchte sie immer Geld und da 471
hatte ich ja auch immer Geld. Da konnte ich es ihr ja geben. Und jetzt bin ich ja hier. 472
Jetzt ist ja meine ganze Rente, die ist ja jetzt hier rein. Ich habe ja nun kein Geld 473
mehr, außer ein kleines Taschengeld. Und seit dem kommt sie nicht mehr zu mir, 474
weil sie ja auch nichts mehr holen kann bei mir. Da sagen die immer, ich soll mal 475
anrufen, aber warum soll ich denn anrufen? Soll ich denen sagen, ob es mir gut geht 476
oder ob es mir schlecht geht. Die wollen doch wissen wie es mir geht. Ich weiß wie 477
es mir geht, aber die wollen es doch wissen, da können die doch anrufen, und seit 478
dem kommt gar nichts mehr. Naja (…) die erste Zeit ist es mir schwer gefallen, wenn 479
man immer sieht wie die anderen Besuch bekommen und spazieren gehen und ich 480
sitze hier alleine und zu mir kommt keiner. Ich kann schon bald gar nicht mehr richtig 481
reden, weil ich immer alleine bin. Ich habe niemanden hier mit dem ich mich 482
unterhalten kann. Außer mit den Schwestern, wenn die mal kommen. Da kann man 483
mal bisschen paar Worte wechseln. Aber sonst habe ich ja niemanden. Das ist eben 484
das alleine sein. Aber jetzt bin ich ja nach den vier Jahren soweit. Das ist nun mein 485
Zuhause und hier bin ich und hier bleibe ich, und damit ist basta. 486
I: Und wie empfinden Sie es, wenn Sie von dem Pflegepersonal berührt 487
werden? 488
78
B5: Ich habe da kein Problem damit. Es muss ja nun einmal gemacht werden. Und 489
da man ja die Schwestern kennt, ist das alles kein Problem für mich. Solange die 490
alles richtig machen, bin ich zufrieden. Aber es gibt schon Unterschiede zwischen 491
den einzelnen Schwestern. Da gibt es Schwestern, die sind eben Vollblutschwestern 492
und dann gibt es welche, die machen ihren Dienst und dann ist basta. Und manche 493
reden auch mit einem, und das finde ich eben angenehmer. Und dann gibt es welche 494
die machen alles nur nach Schema F. Zack, zack, zack und ja keinen Ton zu viel 495
sagen. Aber gründlich sind alle. Aber wenn die schon so eine Fresse ziehen, wenn 496
die früh rein gehen, da kann es einem auch vergehen. (lacht) Aber das sind zum 497
Glück die wenigsten hier. 498
I: Und macht es für Sie einen Unterschied, ob Sie von einer Frau oder einem 499
Mann berührt werden? 500
B5: Ich habe hier nur Frauen. Männer sind ja hier kaum da, die kommen maximal 501
abends, wenn die Schwester mal Hilfe braucht. Da ziehen die einem mal fix die 502
Strümpfe aus. Aber sonst habe ich nichts mit Männern zu tun. 503
I: Und wie war es für Sie das erste Mal von einer weiblichen Pflegeperson 504
berührt zu werden? 505
B5: Ach wo, wissen Sie ich bin früher mal im Medizindienst gewesen. Da war ich 506
Soldat und im Lazarett. Da bin ich das ja gewohnt viel mit Menschen in Kontakt zu 507
sein und das ich mit Medikamenten zu tun habe. Das ist sozusagen fließend für mich 508
übergegangen. Für mich ist es hier wie damals im Lazarett. Ich werde hier behandelt 509
mit allem was ist. Ich bekomme mein Essen und Trinken, ich kriege meine 510
Behandlung hier und ich habe meinen Arzt hier. Und da sehe ich das alles nicht so 511
wilde. Die machen hier ja auch nur ihren Job und das muss nun mal gemacht 512
werden. Wenn man alt ist und selber nicht mehr so kann, wie man will, dann ist man 513
doch über jede Hilfe dankbar. Klar nervt es mich manchmal, weil man so abhängig 514
von den Schwestern ist. Aber Zuhause wäre ich ja komplett auf mich alleine gestellt 515
und das würde nicht mehr gehen. Es ist gut, dass es solche Einrichtungen gibt, und 516
wenn man dann auch noch so mit dem Heim und den Schwestern zufrieden ist, dann 517
ist doch alles gut. 518
I: Würden Sie auch gerne das Pflegepersonal öfter mal berühren? 519
79
B5: Oh ja, das kommt vor. Ich habe ja manchmal eine Kleinigkeit und dann gebe ich 520
denen das und dann sagen die immer, dass sie das gar nicht wollen und dann 521
nehme ich die und umarme die und gebe denen das in die Hand. Aber das sind eins, 522
zwei Schwestern. Ich komme mit allen gut klar, aber man merkt einfach, wem der 523
Beruf Spaß macht und wem nicht. Und so eine kleine Umarmung oder ein nettes 524
Wort verschönern einem ja auch den Tag und dann weiß man doch auch, dass man 525
als Schwester alles richtig macht, wenn die Bewohner so herzlich zu einem sind. 526
I: Würden Sie sich auch wünschen, dass das Pflegepersonal Sie in den Arm 527
nimmt, wenn Sie traurig sind oder sich einsam fühlen? 528
B5: Ach, das sage ich denen ja gar nicht. Nein, nein, das sage ich denen nicht, wie 529
es in mir aussieht. Wenn ich mal eine Schwester habe, und die fragt mal, dann 530
erkläre ich der meinen Fall und dann ist das erledigt. Die wissen ja auch Bescheid. 531
Die kennen meinen Fall, die wissen ja mit mir Bescheid. Aber dadurch, dass die ja 532
auch viel zu tun haben, kommt das ja eh alles bisschen zu kurz, aber das verstehe 533
ich ja auch. Die sind ja schließlich keine Psychologen. Aber die Vollblutschwestern, 534
die merken das natürlich. Aber die kennen uns ja alle. Es gibt bestimmt Bewohner, 535
wo Sie wissen die brauchen jemanden zum Reden oder so, aber bei mir wissen die 536
ja, dass ich das so eher mit mir selbst ausmache und dann stochern die da auch 537
nicht noch da drin rum. 538
I: Und gibt es Berührungen für Sie, die Sie als besonders angenehm bzw. 539
unangenehm empfinden? 540
B5: Nein, unangenehm ist es nicht. Angenehm (…) naja man kann sagen man merkt 541
einen persönlichen Kontakt und das finde ich angenehm. Aber wenn das bloß so 542
Schema F ist, dann finde ich das nicht toll. Wenn mit mir ein paar Worte gesprochen 543
werden, das ist vernünftig. Da ist das auch alles viel angenehmer und man bekommt 544
das nicht so mit, dass man vielleicht grad am Hintern sauber gemacht wird. Aber 545
wenn so stillschweigen ist, das ist doch nichts. Beim Frisör ist man doch auch froh, 546
wenn jemand mit einem redet, und man nicht vielleicht eine Stunde lang dort da sitzt 547
und schweigt. Ich war früher Friseurmeister. Ich kenne mich da aus. (lacht) 548
I: Welche Rolle haben Berührungen für Sie vor Ihrem Heimaufenthalt gespielt? 549
80
B5: Ich war ja früher Friseurmeister gewesen. Ich habe meinen Betrieb gehabt und 550
habe dann aufgehört und habe den meiner Tochter gegeben. Ich hatte mit Menschen 551
von früh bis abends was zu tun. Ich hatte acht Angestellte. Das waren meine Mädels. 552
Und wir waren wie eine große Familie. Das war eine sehr schöne Zeit. Und naja 553
ganz früher war ich ja im Lazarett im Medizindienst. Und da hatte ich ja viele 554
Verwundete. Das war auch an sich eine schöne Zeit, abgesehen von denen die man 555
verloren hat. Aber wenn jemand verletzt oder sogar schwer verletzt ankam, und man 556
ihn wieder gesund gepflegt hat, das ist schon ein tolles Gefühl. Schlimm war es für 557
mich, wenn Kinder verletzt ankamen, aber es war eben Krieg. Da musste man damit 558
lernen umzugehen. Aber da hat man sich ja über die Berührungen an sich keine 559
Gedanken gemacht. Man musste ja einfach funktionieren und für das Waschen der 560
Verwundeten waren ja meist Frauen verantwortlich. Aber uns ging es ja nur darum, 561
dass die Verwundeten überleben oder einigermaßen friedlich und ohne Schmerzen 562
sterben konnten. Es war schon eine schlimme Zeit, aber man hat auch viel für und 563
über sich selber gelernt. Man sieht viele Dinge ganz anders, wenn man den Krieg 564
miterlebt hat und genießt das Leben irgendwie mehr. Deshalb kann ich 565
wahrscheinlich auch so gut mit verschiedenen Dingen umgehen.566
81
Interview 6
I: Können Sie sich noch daran erinnern wie es für Sie war, als Sie ins 567
Pflegeheim gekommen sind? 568
B6: Das Umfeld hier ist ja schön, das sieht ja jeder. Und wer mich besucht (…) das 569
gibt es selten, dass man so ein Umfeld hat. Die sind alle begeistert von hier. Und wir 570
sind auch nicht so viele, sondern bloß ich glaube 45 Leute. Und das war mir sehr 571
sympathisch. Und da hatte ich eine Tischnachbarin zum Mittag essen, die hatte mich 572
immer so über die Leute aufgeklärt. So ein Tratsch eben. Und da habe ich am 573
Anfang echt gedacht: Oh Gott, wo bin ich nur hier gelandet? (lacht) Naja, das hat 574
sich aber dann gegeben. Ich bin dann dort weg gekommen und ich muss sagen, ich 575
kam eigentlich mit allen aus. Man muss die Leute so nehmen wie sie sind. Und es ist 576
nun einmal so, dass alte Leute alle einen Tick haben. Das kann man nicht anders 577
sagen. Ich bin ja auch aus der Oberlausitz, da sagt man ja immer: Jeder Mensch ist 578
anders albern! Und das stimmt auch. Man hat so seine Gepflogenheiten und da 579
kommt man im Alter nicht mehr so gut los davon. Und da hat jeder seine Eigenart 580
und wenn man das dann so beachtet, da kann man auch mit den Leuten klar 581
kommen. Da weiß man, wie man die zu nehmen hat. Wenn ich weiß, dass ich von 582
der Einen immer dumme Antworten bekomme, dann spreche ich die eben auch 583
einfach nicht an. Und das ist eben so. Es ist eben dann alles so praktisch 584
eingerichtet (…) Das Heim besteht ja jetzt sieben Jahre und für die Schwestern muss 585
es ja auch angenehm sein. Ich weiß nicht, ob es woanders anders ist. Ich habe mich 586
nie umgesehen in einem anderen Heim. Wir hatten zwar als mein Mann noch lebte, 587
eine Bekannte in Cunewalde, die ist zehn Jahre dort gewesen. Das war noch zu 588
DDR- Zeiten. Da gab es eben Zimmer mit fünf Betten. Und bloß ein Nachtlicht 589
zwischen den Betten und sonst gab es dort ja nichts. Das gibt es ja heute nicht mehr. 590
Mich hatte das eben hier auch fasziniert, weil das eben hier auch nur Einzelzimmer 591
sind. Ich weiß nicht wie es in einem Zweibettzimmer ist, aber ich habe auch meine 592
Eigenheiten. Also ich möchte in der Nacht niemanden bei mir haben. Ich muss oft 593
husten und ich schlafe ja auch nicht jede Nacht durch. Ich habe auch gesehen, dass 594
die Anderen mitunter das Radio laut haben. Im Zweibettzimmer geht das aber eben 595
ja auch nicht. Und das hat mich halt so fasziniert hier, dass jeder sein eigenes 596
Zimmer hat. Also es gibt keine Zweibettzimmer. Hier sind aber viele, mit denen 597
unterhalte ich mich immer. Die sind aber von einer anderen Station. Die sind eben 598
82
geistig auch noch so, dass man sich mit denen noch unterhalten kann. Und die 599
haben mitunter verschiedene Pflegeheime vorher besucht, und die sagen auch, dass 600
das Umfeld hier immer am schönsten ist. Auch was das Essen angeht. Auch so wie 601
die einzelnen Gruppen sind. Und hier essen wir nur zum Mittag zusammen. Und in 602
anderen Heimen da sitzen ja immer alle zusammen, auch mit den Demenzkranken 603
und denen die gefüttert werden müssen. Da finde ich es gut, dass die auf Station 604
versorgt werden, die kommen nicht mit runter. Das ist schon auch was wert, als 605
wenn man so, naja (…) es ist manchmal nicht gerade schön, wenn die die füttern 606
müssen und wir sitzen alle drum rum. 607
I: Und wie war es für Sie, als Sie das erste Mal gewaschen wurden? 608
B6: Naja, da war ich mehr pflegebedürftig. Ich bin Zuhause hingefallen. Ich hatte ja 609
zuvor eine ambulante Pflege. Ich bin schon an zwei Krücken gelaufen und hatte 610
einen Rollator. Das war aber eine andere Sache. Ich hatte einen anstrengenden Tag 611
und den nächsten Tag bin ich umgefallen. Mir war weder schwindelig, noch bin ich 612
gestolpert. Ich denke einfach, dass es zu anstrengend war für mich und meine 613
Hausärztin hat gesagt, es könnte ein kleiner Schlaganfall gewesen sein. Und naja, 614
die haben mich eigentlich sehr gut betreut. Ich war oben auf einer Station wo die 615
Schwerkranken, die Pflegebedürftigen und Bettlägerigen sind. Und was sie machen 616
mussten, haben sie gemacht. Ich konnte nicht gut (…) das kann ich auch bis heute 617
nicht gut, alleine aus dem Bett. Aber ich versuche es eben. Da stelle ich mir das 618
Rückenteil hoch und naja, da muss ich eben zusehen wie ich raus komme. Aber 619
besser ist es eben schon, wenn sie mir den Oberkörper höher stützen. Und so naja 620
(…) ich habe ja gelegen. Ein Jahr, fast nur gelegen, in einem Pflegebett. Für 621
Zuhause habe ich das bekommen. Und die ambulante Pflege, die war ja nur mit mir 622
beschäftigt. Ich denke, hier sehe ich, dass nicht immer Zeit ist und dann mache ich 623
das eben alleine. Ich bin eben so eingestellt, was ich selber machen kann, das 624
mache ich auch selber. So lange wie es eben geht. Eben auch beim Waschen. Das 625
dauert zwar alles viel länger, als wenn es die Schwester macht, aber solange ich das 626
noch selber kann, mache ich das auch. Und was nicht geht, da müssen die eben 627
helfen. Auch Schnitten schmieren, das mache ich auch alles selber. Da sind eben 628
andere bequem und sagen gleich immer, dass sie es nicht können, aber das glaube 629
ich vielen nicht. Klar wird es für viele schwer sein, aber wenn ich alles machen lasse, 630
dann rostet man ja immer schneller ein. Ich sage mir eben immer: Hilf dir selbst, 631
83
dann ist dir geholfen. Und wenn es noch geht. Es kann natürlich sein, es ist mal 632
Schluss. Im Alter ist das eben nun einmal so. Aber es ist eben nicht wie Zuhause, 633
das muss man sagen. Aber wir bekommen unser Essen, wir können uns bewegen, 634
wie wir wollen. Zuhause würde man zwar viel anders machen beziehungsweise hat 635
man anders gemacht. 636
I: Und ist es von Person zu Person unterschiedlich wie Sie die Berührungen 637
empfinden? 638
B6: Über die Schwestern kann ich mich nicht beklagen. Die tun was sie können und 639
wie das jetzt ist (…) es fehlt ja das Personal und da müssen die ja auch viel machen, 640
was vorher nicht gemacht werden musste. Und wenn ich das sehe, dann mache ich 641
das dann eben auch alleine. Das dauert zwar länger, aber das geht auch. Aber einen 642
direkten Unterschied zwischen den Schwestern gibt es nicht. Die machen eben alle 643
ihre Aufgaben und gut ist. 644
I: Und werden Sie lieber von Frauen oder von Männern berührt? 645
B6: Lieber von Frauen. Die Männer sind zwar auch nicht schlecht. Aber ich möchte 646
mich nicht unbedingt von einem Mann waschen lassen. Aber hier sind ja fast nur 647
Frauen. Aber ich kann mich nicht beschweren. Aber wir hatten eine hier, die macht 648
eben alles mit einer Unlust, aber die ist nicht mehr hier. Das hat man eben gemerkt, 649
das war nicht so schön. Aber so sind die anderen hier nicht, die machen was sie 650
können. Ich denke mir dann eben auch immer so für mich, den Beruf sollte nur der 651
lernen, der auch echt Lust dazu hat, und nicht einfach: Naja, da gehst du eben ins 652
Pflegeheim. Die Leute dort sind eh alle dumm und wissen nichts mehr. Das geht so 653
nicht. Die war damals eine Ergotherapeutin, aber ich weiß es nicht genau. Die hat 654
eben alles mit einer Unlust gemacht. Das merkt man. Aber die ist nicht mehr hier. 655
Aber die anderen Schwestern hier, die tun was sie können. Das überall gespart 656
werden muss, das ist auch hier der Fall, aber da mache ich die hier nicht dafür 657
verantwortlich, sondern da ist die Regierung verantwortlich. Die Leute Zuhause 658
müssen genauso sparen, da wird auch alles teurer. 659
I: Möchten Sie nur berührt werden, wenn es um die Körperpflege geht oder 660
auch wenn Sie traurig sind oder sich einsam fühlen? 661
84
B6: Da sind einige Schwestern, die eben da auch versuchen mit einem zu reden und 662
das auch merken wenn es einem nicht gut geht. Aber es fehlt eben an der Zeit, dass 663
die sich dann intensiv mit einem beschäftigen können. Und da macht man das eben 664
auch nicht. Aber die sehen das trotzdem, wenn irgendwas ist oder was nicht stimmt. 665
Das sehen die schon, aber es fehlt eben einfach an der Zeit und das wird auch 666
immer schlimmer für die Schwestern, da immer mehr Personal eingespart wird. Das 667
ist schon Schade. Man hat ja bestimmt auch den Beruf gewählt, damit man viel mit 668
den alten und kranken Leuten zu tun hat. Aber die Zeit lässt das ja gar nicht mehr zu. 669
I: Welche Rolle haben Berührungen in Ihrem Leben, vor dem Heimaufenthalt 670
gespielt? 671
B6: Ich habe damals auf der Post gearbeitet. Und wir hatten ja auch keinen 672
Kindergarten, also musste ich dann von Zuhause aus arbeiten. War eigentlich immer 673
mit Leuten in Berührung. Dann bin ich auf Zustellung gegangen, halbtags (…) Aber 674
man hatte eben eher den verbalen Kontakt. Da hat man ja niemanden so direkt 675
angefasst oder so. 676
I: Aber das Sie jetzt vielleicht Bekannte oder Verwandte direkt pflegen 677
mussten, das ist nicht der Fall? 678
B6: Nein niemanden (…) meine Eltern lebten nicht mehr. Ich hatte mal eine Tante, 679
die lebte in Zittau. Wir sind ja Vertriebene und die ganze Familie wurde ja 680
auseinander gerissen. Da wohnt der eine da und der andere da. Und meine Tante, 681
die war in Zittau und die war schwerhörig von Geburt an und wo sie dann über 70 682
war, und da war sie wohl im Flur hingefallen und da war sie im Krankenhaus und die 683
Ärzte haben gesagt, sie müsste ins Pflegeheim. Und da habe ich sie immer besucht. 684
Aber gepflegt habe ich niemanden. Und eine entfernte Verwandte, die ist in 685
Cunewalde im Pflegeheim, die habe ich auch manchmal besucht. 686
I: Würden Sie sagen, dass Sie früher, als junge Frau Berührungen anders 687
wahrgenommen haben, als jetzt? 688
B6: Ich war in jungen Jahren im Arbeitsdienst, das war ja alles zu Kriegszeiten. Und 689
da waren wir in Lagern untergebracht. Und das nimmt man in jungen Jahren nicht so 690
tragisch. Wenn man da mit hundert anderen Leuten in einem Zelt auf dem Fußboden 691
oder etwas Stroh lag. Das steckt man da alles besser weg. Da macht man sich auch 692
85
nicht so die Gedanken darüber. Das kann man ja mit jetzt nicht vergleichen. Da hat 693
man dicht an dicht gelebt. Und wenn ich jetzt hier vom Pflegeheim ausgehe, da ist ja 694
der Kreis nicht so groß, da kennt jeder jeden, ungefähr so. Die Demenzkranken kann 695
man da aber jetzt nicht mit einschließen. 696
86
Interview 7
I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war als Sie ins 697
Pflegeheim gekommen sind? 698
B7: Ja, ganz schrecklich. Ich war ganz ruhig. Ich konnte gar nicht reden. Das war wie 699
ein Loch im Kopf. Meine Kinder haben mir nichts gesagt und haben einfach meine 700
Koffer gepackt und gesagt: Wir müssen dich wegschaffen. Du kannst nicht mehr 701
alleine bleiben. Aber ich wollte nicht. Ich habe mich geweigert. Ich wusste ja nicht 702
einmal, dass es hier so ein Pflegeheim gibt. Und irgendwann habe ich dann gesagt, 703
dass ich hier her gehen werde, aber das war ganz schlimm. Ich konnte gar nicht klar 704
denken. Und dann habe ich mich eben so allmählich damit befasst, mit hier helfen 705
und so weiter. Das war ja die ersten Jahre hier noch so. Da wurden Kartoffeln 706
geschält, da wurde alleine gekocht. Das war damals alles anders. Da war nicht so 707
eine Missgunst da. Leute die hier sind, da ist der eine des anderen Teufel. Und Ruhe 708
muss sein (…) Aufregung darf nicht vorkommen (…) dann ist Unruhe im ganzen 709
Haus und das sollte nicht sein. Quatscherei darf nicht sein, weil jeder mit sich zu tun 710
hat. Der eine auf die Art und der andere wegen einer Krankheit und der andere 711
wegen dem und dem. Naja mit allen wird man nie klar kommen. Wir haben eine in 712
der Küche, die meinte ich hätte ihre Marmelade geklaut. Solche kleine Gläschen mit 713
Marmelade, hat eine Frau für die gekocht. Die hat niemanden und die ist ganz 714
schrecklich und gemein. Und die meinte eben, ich hätte ihre Marmelade weg 715
genommen. Ich habe dann zu ihr gesagt, dass das doch gar nicht wahr ist. Die hatte 716
mir das damals einfach gegeben und ich meinte noch, dass ich das nicht essen darf, 717
weil ich Zucker habe. Und da hat sie mir das Gläschen vorbei gebracht und dann 718
paar Tage später meinte sie, ich hätte es geklaut. Die Frau muss eh unbeliebt sein, 719
auch schon in anderen Heimen muss die niemand gemocht haben. Die Frau hat 720
Benehmlichkeiten, ich sag es Ihnen. Die schnaubt am Tisch in ihr Taschentuch und 721
guckt es sich dann vor allen an. Ist das nicht widerlich? Und dann leckt sie die Finger 722
ab. Und das ist das, was ich so ekelhaft finde. Wir haben uns dann wegen dem 723
Gläschen ganz schön gestritten. Ich habe dann gesagt: Sie alte, freche Person. Sie 724
lügen wie gedruckt. Sie gehören gar nicht hier her! Meine Kinder meinten dann 725
auch: Mutti, Finger weg davon, rede nicht mehr mit ihr und gut ist. Ich habe da echt 726
nächtelang mit mir selber gekämpft. Aber was soll man machen. Da muss man eben 727
durch. Viele verdrehen eben die Tatsachen. Mir tut es dann nur auch so leid um die 728
87
Schwestern. Die wollen ja auch ihre Ruhe haben. Die müssen ja auch arbeiten und 729
sich konzentrieren. Und auch die in der Verwaltung unten. Wenn das dann auf 730
Station so laut ist, dann stört das ja auch. Ach, und dann denkt man sich eben auch 731
immer so, dass es doch so schön wäre, wenn man noch Daheim wohnen könnte. In 732
seinen eigenen vier Wänden. Da habe ich dann angefangen immer zu Gott zu reden, 733
dass er mir die Kraft geben soll, das alles durchzustehen. 734
I: Und wie empfinden Sie die Berührungen durch das Pflegepersonal? 735
B7: Ich wasche mich noch alleine. Komplett. Ich werde maximal mit so einer Creme 736
nach dem Baden eingerieben. Nur im Krankenhaus, da hatte ich mal was mit dem 737
Magen und dem Darm, und da musste mir geholfen werden. Aber die haben das ja 738
nur so flüchtig gemacht. Und das war ja alles noch, ich sage mal, oberflächlich. Da 739
habe ich eben Spritzen bekommen und musste bisschen gewaschen werden. Aber 740
da habe ich auch noch viel alleine gemacht. Ich mache auch mein Bett noch alleine 741
zurecht und alles. Solange es noch geht, muss man das auch machen. Man muss 742
sich ja bewegen. Sonst wird man ja steif. Ich merke das an meinen Füßen. Die 743
werden langsam steif, deshalb habe ich ja auch den Rollator. Ich sage mir dann 744
immer: Mädel, reiß dich zusammen, du kannst das. Und es kann so schnell gehen im 745
Alter, dass man von einem Tag auf den anderen an das Bett gebunden ist. Und 746
solange ich noch alles machen kann, mache ich das auch. 747
I: Und wie sieht es aus mit Physio- oder Ergotherapie. Kommt da jemand zu 748
Ihnen? 749
B7: Ja, ja die Physiotherapie, die kommt immer am Freitag. 750
I: Und wie empfinden Sie da die Berührungen? 751
B7: Klar gibt es da Stellen die fühlen sich gut an und dann könnte man aber auch bei 752
gewissen Stellen vor Schmerzen an die Decke springen. An der Fußsohle, das 753
krabbelt immer so schön. Ach, die macht das echt gut, sehr gewissenhaft. Die setzt 754
sich dann immer vor mich und dann geht es los (lacht). Die sieht mich ja auch nicht 755
nackig oder so. Die kümmert sich eben um meine Füße und die Beine, weil das alles 756
bisschen steif wird. 757
88
I: Und wenn Sie jetzt in die Situation kommen würden, dass Sie sich nicht mehr 758
selber waschen können, würden Sie sich da lieber von Frauen oder von 759
Männern versorgen lassen? 760
B7: Naja (…) nicht von Männern. Hier ist ja der Maik, das ist ok. Aber so alte Leute, 761
die beängstigt das doch eher, wenn da so ein großer Mann rein kommt. Ich würde 762
mir immer eine Frau wünschen. Ich weiß aber auch nicht so wirklich warum. Das ist 763
einfach so in meinen Kopf drin, dass in diesem Beruf fast nur Frauen arbeiten und 764
wenn Männer den Beruf ausüben, dann machen sie eben andere Sachen, kümmern 765
sich um das Frühstück oder transportieren etwas. Aber waschen (…) naja (…) das 766
will nicht in meine Kopf rein. Eine Frau sollte immer von einer Frau gewaschen 767
werden, da fühlt sich glaube jeder wohler damit. Und ich denke auch, dass Männer 768
lieber von Frauen gewaschen werden wollen. 769
I: Und würden Sie sich wünschen, dass wenn Sie traurig sind oder sich einsam 770
fühlen, dass das Pflegepersonal Sie in Arm nehmen würde oder das Gespräch 771
mit Ihnen sucht? 772
B7: Die fragen manchmal wie es so geht und ob alles in Ordnung ist. Aber mehr 773
dann auch nicht. Ich nehme mir dann lieber meine Bibel und lese darin, und dann 774
erfahre ich ja auch, warum bestimmte Sachen passieren und das Gott das für uns 775
vorherbestimmt. 776
I: Und welche Rolle haben Berührungen für Sie gespielt, bevor Sie ins 777
Pflegeheim gekommen sind? Hatten Sie einen Beruf, indem Sie viel mit 778
Menschen zu tun hatten oder mussten Sie jemand aus dem Familien- oder 779
Bekanntenkreis selber mal pflegen? 780
B7: Ich habe auf dem Amt gearbeitet, da hatte ich ja viel mit Menschen zu tun, aber 781
eben jetzt nicht auf so einer pflegerischen Ebene. Aber man hat eben viele Leute 782
kennen gelernt und die verschiedensten Charaktere. Pflegen musste ich meine 783
Tante und meinen Onkel. Ich habe mit bei denen auf dem Hof gewohnt und da es ja 784
keine Kindergärten gab, haben die immer auf meine Kinder aufgepasst und ich bin 785
arbeiten gegangen. Und dann wurden beide krank, und ich war denen so dankbar für 786
alles, dass ich denen was zurück geben wollte und mich um die beiden gekümmert 787
habe. Ich habe die gebadet und gefüttert. Aber das war auch sehr anstrengend. Vier 788
kleine Kinder und dann noch zwei Erwachsene pflegen, das war viel Hektik. Und 789
89
dann hatten die ja auch noch so viele Tiere. Kühe, Schafe, Ziegen, die mussten ja 790
auch versorgt werden. Und damals hatte ja auch niemand ein Auto, da musste man 791
ja alles zu Fuß gehen und dann mussten meine Kinder mit auf dem Feld helfen und 792
im Wald Holz holen gehen. Das kann man sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen. 793
Aber so war das eben damals. Und das ging auch alles. 794
90
Interview 8
I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war als Sie ins 795
Pflegeheim gekommen sind? 796
B8: Ja, ja das erste Mal bin ich vom Krankenhaus direkt hier her gekommen. Ich 797
durfte nicht mehr nach Hause. Die Kinder mussten sich hier umgucken wegen einem 798
Zimmer. Haben die alles so bisschen abgesucht, die ganze Gegend hier. Aber in 799
Bautzen sind auch schöne Heime, aber wenn sie rauskommen aus der Haustür und 800
da ist gleich die Straße wo die Autos fahren, das ist ja nicht so toll. Und das Heim 801
hier ist das Schönste von der ganzen Umgebung hier, weil hier so schön zum Laufen 802
ist. Da bin ich also vom Krankenhaus hier her. Meine Kinder hatten das ja alles so 803
weit fertig gemacht, ausgesucht. War das schönste Zimmer mit hier. Mit den zwei 804
großen Fenstern hier. Und da haben die sich gedacht, dass mir das schon gefallen 805
wird. Passt ja auch gut hier alles. Seit dem bin ich hier. Ich durfte ja nicht Heim. 806
Wenn die nichts gefunden hätten, dann hätten die Ärzte solange gesucht. Und die im 807
Krankenhaus haben auch ein altes Heim daneben, aber da meinten die Ärzte auch, 808
dass die Zimmer dort nicht schön sind und wenn man aus dem Fenster schaut, 809
würde man eben immer das Krankenhaus sehen. Aber hier (…) wirklich, mir gefällt 810
es hier super. Am Anfang war ich bisschen aufgeregt, aber jetzt (…) man ist nicht 811
mehr so fit und man ist eben alt. Die wundern sich ja alle hier schon. Auf der Station 812
haben alle schon Demenz, nur ich nicht. Ich mache ja immer bisschen Handarbeit. 813
Ich muss mich bisschen beschäftigen. Ich schreibe auch noch Tagebücher und ich 814
gucke ja immer ‚Volle Kanne‘ und da war mal ein Arzt, der meinte, man soll jeden 815
Tag mit der Hand, mit der man sonst nicht schreibt 20 Mal seinen Namen täglich 816
schreiben und das mache ich auch (holt ihre Bücher aus dem Regal). 817
I: Wie ist es für Sie, wenn Sie von dem Pflegepersonal berührt werden? 818
B8: Ich werde nicht weiter gewaschen. Ich mache noch viel selber. Ich gehe schon 819
immer raus, mache mir alles schon zurecht und lege alles für mich bereit. Aber 820
meine Nachbarin, die ist dement und da kann ich nichts im Bad liegen lassen, weil 821
die alles wegnimmt. Zehn nach um sechs gehe ich immer ins Bad und mache alles 822
so weit (…) Gesicht, Arme und so. Rücken und Beine kann ich nicht. Dann ist ja 823
auch alles verbunden an den Beinen. Ich habe ganz dünne Haut und da platzt das 824
immer auf. Naja, und dann kommen die Schwester oder der Pfleger, je nach dem 825
91
wer gerade Dienst hat, und waschen mir den Rücken und die Beine. Und dann alles 826
einreiben. Auch den Rücken einreiben, weil das kann ich ja auch nicht. Aber soweit 827
wie ich komme, mache ich das alles. Da sind die ja auch froh, da haben die bisschen 828
mehr Zeit früh für die anderen Bewohner, die die Hilfe benötigen. Die Strümpfe 829
müssen mir angezogen werden, weil ich kann mich ja nicht weiter bücken, das geht 830
einfach nicht. Und dann Socken oder Strumpfhosen anziehen. 831
I: Und wie ist das für Sie, wenn Sie von dem Pflegepersonal gewaschen 832
werden? 833
B8: Dadurch, dass ich ja schon oft im Krankenhaus war, kannte ich das ja schon 834
alles. Und da haben die ja alles gemacht, weil ich damals gar nichts mehr konnte. 835
Aber es ist schon gut, wenn man noch bisschen selbstständig ist und vieles selber 836
machen kann. Aber mit dem Alter wird das eben auch immer schwieriger und wenn 837
man im Heim lebt, und man selber nichts mehr machen kann, dann muss man sich 838
damit arrangieren, dass fremde Leute diesen Part übernehmen. Aber die Schwestern 839
und Pfleger sorgen ja schon dafür, dass man sich da trotzdem dabei wohl fühlt. Am 840
Anfang ist es ja klar, dass man da bisschen angespannt ist, weil man es ja nicht 841
kennt, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. 842
I: Und macht es für Sie einen Unterschied, ob Sie von einer Frau oder einem 843
Mann gewaschen werden? 844
B8: Also gründlich sind alle, aber bei einer Frau ist man lockerer. Bei einem Mann, 845
da traut man sich ja auch nicht bezwihungsweise verstehen die einen vielleicht nicht, 846
weil sie es nicht so wirklich nachvollziehen können. Ich kann mich nicht beschweren, 847
aber eine Frau wäre mir an sich immer lieber. Die sind alle ganz nett und arbeiten 848
gründlich. Da kann man nicht meckern. Solange ich fertig werde und die gründlich 849
sind, dann bin ich froh. Im Alter ist man froh wenn einem geholfen wird. Meckern 850
kann ich da nicht. Andere Bewohner meckern immer rum, aber ich bin froh wenn mir 851
geholfen wird. Alleine kann ich das ja nicht. Aber an sich, das muss ja alles schnell 852
gemacht werden. Das geht so flott immer, da hat man gar keine Zeit sich so wirklich 853
Gedanken drüber zu machen, ob da nun ein Mann oder eine Frau vor einem steht 854
oder ob da gerade der Intimbereich gewaschen wird. Das geht alles so schnell. Ich 855
bin zwar auch zufrieden wenn ich dann fertig bin, aber es gehört eben nun einmal 856
dazu. 857
92
I: Würden Sie auch gerne das Pflegepersonal öfter berühren wollen? 858
B8: Ja, ich muss zugeben, man hat schon so seine Schwestern auf die man sich 859
immer freut. Eine Schwester, die mag ich besonders, die ist so richtig herzlich und 860
die hat Freude an ihrem Beruf. Das ist nicht selbstverständlich. Bei einigen merkt 861
man immer wieder, dass sie gar keine Lust dazu haben und die kommen schon ins 862
Zimmer rein und ziehen dann so eine Schnute. Das mag ich nicht. Ich raube ja auch 863
niemanden die Zeit. Aber so ab und zu ein liebes Wort das macht schon was aus. 864
Das tut gut. 865
I: Und wenn Sie etwas an den Berührungen oder an dem Umgang mit Ihnen 866
stört, sagen Sie das dann auch dem Pflegepersonal? 867
B8: Ja, ja das sage ich. Also das habe ich auch gleich von Anfang an so gemacht. 868
Das mache ich. Ich lasse mir ja auch nicht alles gefallen. Auch wenn ich alt bin, weiß 869
ich noch was gut und böse ist. Aber an sich, musste ich hier noch nicht meckern. Die 870
sind doch alle nett hier. Und geben sich große Mühe und versuchen es einem Recht 871
zu machen. 872
I: Wollen Sie auch berührt werden, wenn Sie traurig oder einsam sind? 873
B8: Das war am Anfang eben doch noch alles bisschen besser. So die ersten vier 874
bis fünf Jahre war das anders. Da war ja immer das gleiche Personal, und jetzt 875
wechseln die ja so oft. Deshalb kommt man mit einigen gar nicht so richtig in 876
Kontakt. Da überlege ich dann immer: Mensch, wie hieß die denn schon wieder (…) 877
und solche Sachen. Das können sich doch alte Menschen kaum merken. Das sind 878
einfach zu viele. Man ist ja nicht dumm, aber das wechselt so oft, und dann hängt 879
man ja nicht die ganze Zeit aufeinander. Die kommen früh ein, dann ist Frühstück, 880
dann ist bei der Therapie wieder eine andere und dann nachmittags ist auch wieder 881
eine andere Schwester. Und nach dem Mittag ist ja dann Mittagsruhe und da kommt 882
ja dann wieder die nächste Schicht. Und da sieht man die ja nicht immer. Früher war 883
das eben so ein Stammpersonal. Da wusste man einfach, wer wann arbeiten muss 884
oder frei hat. Das geht heute gar nicht mehr. 885
I: Welche Rolle haben Berührungen in Ihrem Leben vor dem Heimaufenthalt 886
gespielt? Hatten Sie zum Beispiel einen Beruf, indem Sie viel mit anderen 887
Menschen gearbeitet haben? 888
93
B8: Also bevor ich hier her kam, hatte ich Zuhause einen Pflegedienst. Wir haben 889
uns immer verstanden. Das war auch schön. Die haben mir dann bisschen geholfen, 890
und dann haben wir bisschen geredet immer. Das war schon schön. Und gearbeitet 891
habe ich bei uns im Dorf in einem kleinen Geschäft. Es war ja gerade Kriegszeit und 892
da waren ja fast keine Männer mehr da. Und da habe ich dann meinen Führerschein 893
gemacht und die Geschäfte wurden ja damals anders beliefert als heutzutage. Da 894
war ja nichts einzeln abgepackt wie heutzutage. Da gab es ja nur Zentnersachen und 895
die Pferde haben es von der Stadt gebracht. Und da musste ja immer alles 896
abgewogen werden und dann habe ich die Sachen auch mit verkauft. Und da hatte 897
man ja immer was mit Leuten zu tun. 898
I: Und direkt Bekannte oder Verwandte pflegen und versorgen… 899
B8: Meine Mutter und meinen Mann habe ich versorgt. Das war traurig, da musste 900
ich ja mit arbeiten aufhören. Habe dann bisschen Heimarbeit gemacht, weil wir 901
brauchten ja das Geld. Aber gut das die Zeiten vorbei sind. Wenn man jahrelang 902
seine eigene Mutter pflegen muss, weil die nicht mehr kann und dann kommt auch 903
noch der Mann hinzu, der immer schwächer wird, das macht einen auf Dauer 904
körperlich und seelisch kaputt. Ich weiß, dass sie das gleiche für mich gemacht 905
hätten und für mich war das auch klar, dass ich mich um die beiden kümmern werde, 906
aber auf Dauer ist es viel für eine Person. Da ist schon gut, dass die Zeiten vorbei 907
sind. Aber ich habe es auch gerne gemacht. Es war anstrengend und man kommt oft 908
an seine Grenzen, weil man ja auch nicht undbedingt die Kraft hat jemanden zu 909
heben oder so. Und dann hat man es ja so gemacht, wie man es für richtig hielt. Da 910
hat einem ja niemand erklärt, wie man jemanden aus dem Bett holt oder solche 911
Sachen. Das war schon schwierig (…) ja, ja. Aber ich weiß, dass mein Mann das für 912
mich auch gemacht hätte und meine Mutter erst recht. Am Anfang war es komisch 913
seine eigene Mutter zu waschen, weil ich war ja das Kind und sie meine Mutter. Und 914
dann haben wir eben wie die Rollen getauscht und sie war dann das Kind. Das war 915
anfangs schon komisch. Aber man muss ja funktionieren. Da darf man sich dann 916
keine Gedanken darüber machen. Man will ja nur das Beste für seine Familie und da 917
gehört sowas nun mal dazu (…) Ich würde es auch wieder machen. Auf jeden Fall.918
94
Interview 10
I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war als Sie ins 919
Pflegeheim gekommen sind? 920
B10: Ich bin damals gestürzt in der Küche und mein ganzer Rücken tat weh und 921
meine Beine. Ich konnte gar nicht mehr laufen. Und dann hat mich die Frau XY hier 922
her gebracht. Das war ganz furchtbar, aber nützt ja nichts. Ich will ja schließlich so 923
schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen, damit ich wieder nach Hause 924
kann. Und da muss ich mich ja bemühen, wenn ich das schaffen will. Zuhause hatte 925
ich ja einen Pflegedienst, die haben mich immer früh aus dem Bett geholt und 926
abends ins Bett. Und dann war noch ein Mann, der hat mir immer Mittagessen 927
gebracht. Und dann kam ab und zu eine Freundin vorbei, die hat mich betreut. Nur 928
weil ich gestürzt bin, bin ich jetzt hier. Ich will aber wieder nach Hause. Da kommen 929
eben die Schwestern früh und abends und das reicht ja für mich. Aber die anderen 930
meinen immer, dass wenn ich Zuhause stürze, dann bekommt das ja so schnell 931
vielleicht keiner mit und dann liege ich den ganzen Tag da und niemand kann mir 932
helfen. Aber ich will wieder nach Hause. 933
I: Und wie ist das für Sie vom Pflegepersonal berührt zu werden? 934
B10: Naja, manchmal ist es bisschen flüchtig und dann mal wieder ganz schön. Ich 935
mache alles was ich kann selber, und bis jetzt bin ich ganz zufrieden gewesen mit 936
den Pflegern. Die geben sich alle große Mühe, aber es ist eben doch was anderes 937
wenn man von jemand Fremdes gewaschen wird. Aber ich denke mir dann immer: 938
Du bist eh schon alt, die schauen dir schon nichts weg (lacht). Ich habe an sich auch 939
kein Problem damit, aber merkwürdig ist es allemal. Aber dadurch, dass die ja auch 940
viel mit einem reden, dann lenkt das ja ein bisschen ab. Die fragen dann eben, wie 941
man geschlafen hat, und wie es einem geht und so. 942
I: Und möchten Sie lieber von einer Frau oder einem Mann gewaschen werden? 943
B10: Das ist unterschiedlich. Manchmal kommen nur Frauen und dann mal nur 944
Männer, je nachdem wer eben Dienst hat. Aber an sich (…) die Männer waschen ja 945
hier viele Frauen, und da habe ich mich eben damit abgefunden. Die haben ja schon 946
wenig Personal hier und wenn ich dann noch sagen würde, dass ich nur eine Frau 947
haben will, aber an dem Tag nur Männer Dienst haben, dann geht das ja nicht 948
95
anders. Und ich bin ja auch froh, wenn man mir hilft. Aber ich hoffe, dass ich bald 949
wieder alles alleine machen kann. 950
I: Stört es Sie, wenn das Pflegepersonal häufig wechselt? 951
B10: Schöner wäre es, wenn immer die Gleichen kommen würden, aber das ist ja 952
heutzutage nicht mehr möglich. Ich sehe es ja ein, wenn jemand krank ist oder 953
Urlaub hat, dass die da nicht immer da sein können, die ich gerne hätte. Damit habe 954
ich mich abgefunden. Aber die geben sich ja schon Mühe, dass nicht jeden Tag hier 955
jemand Neues ist. Aber es wechselt schon sehr häufig. 956
I: Würden Sie auch gerne vom Pflegepersonal berührt werden, wenn Sie 957
trauern oder einsam sind? 958
B10: Naja, da streicheln die mich mal oder so. Oder fragen was los ist. Aber das ist 959
selten. Klar manchmal da sehen die wenn mir die Tränen kommen oder so, und da 960
kommen die mal auf mich zu. Aber sonst (…) Die haben ja viel zu tun, und an sich, 961
sehen die mich ja nur wenn es Essen gibt oder wenn die mich früh waschen. Sonst 962
sind die ja dann mit anderen Sachen beschäftigt. Aber ich mache eben auch vieles 963
mit mir selber dann aus. Und ich will ja auch niemanden zu Lasten fallen. 964
I: Welche Rolle haben Berührungen in Ihrem Leben, vor dem Heimaufenthalt 965
gespielt? Hatten Sie einen pflegerischen Beruf oder haben Sie Bekannte oder 966
Verwandte früher gepflegt? 967
B10: Ich war Telefonistin (fängt an zu weinen). Ich habe doch niemanden mehr. 968
Meine Mutti und mein Mann sind bei Zeiten gestorben. Mein Mann ist zum Bäcker 969
früh gegangen und ist auf der Straße umgefallen und war sofort tot. Die Frau XY, ist 970
an sich eine ganz fremde Frau für mich, aber die sorgt sich um mich. Ich habe ja 971
auch keine Kinder. Mein Mann war ja im Krieg, und da war das nicht möglich. Ach, 972
wenn mein Mann wenigstens noch wäre, dann hätte ich jemanden der ab und zu mit 973
mir laufen würde, und da könnte ich vielleicht auch wieder schneller Heim. Jetzt habe 974
ich ja niemanden der mit mir läuft. Die Schwestern und Pfleger geben sich ja schon 975
Mühe, aber Daheim ist nun mal Daheim. Aber wenn ich Glück habe, dann kann ich 976
bald wieder nach Hause. 977
96
Interview 11 978
I: Können Sie sich noch daran erinnern, wie es für Sie war als Sie ins 979
Pflegeheim gekommen sind? 980
B11: Nicht so wirklich. Die haben mich hier her gebracht und es war alles relativ 981
fremd. Und da hat mich eine Schwester aufgeklärt, dass ich jetzt im Pflegeheim bin. 982
Am Anfang war ich aufgeregt. Aber trotzdem zufrieden, das es dann doch so endet. 983
Ich habe in einem Wohnheim vom Betrieb ein Zimmer gehabt. Das war furchtbar. Ich 984
war alleine (…) immer alleine. Ich hatte ein Telefon und habe immer meine Herrn 985
Söhne angerufen, naja und die haben keine Zeit. Der eine wohnt zwar hier oben 986
(zeigt die Straße entlang), aber (…) ich bin zu viel alleine. 987
I: Werden Sie früh vom Pflegepersonal gewaschen? 988
B11: Ja! Als ich das erste Mal gewaschen wurde, ebenso Po waschen, das war 989
schon (…) Man kennt das ja nun so nicht. Aber ich habe mich da jetzt daran 990
gewöhnt. Ich bin ein Mensch, der sich schnell an Sachen gewöhnt. Und auf Grund 991
meiner Krankheit fällt es mir schwer, mich alleine zu waschen und es muss ja nun 992
einmal gemacht werden. 993
I: Werden Sie lieber von einer Frau oder einem Mann gewaschen? 994
B11: Unterschiedlich. Wer eben gerade Dienst hat hier. Und die kommen dann und 995
waschen oder duschen mich. Das kommt dann darauf an. Aber das Geschlecht ist 996
mir egal. Da gewöhnt man sich an alles. Solange es alle gewissenhaft und richtig 997
machen, bin ich zufrieden. 998
I: Und wie sieht es aus mit dem Alter: Stört es Sie, wenn frisch ausgelernte 999
Schwestern/ Pfleger zu Ihnen kommen? Also spielt das Alter des 1000
Pflegepersonals für Sie eine Rolle? 1001
B11: Wenn ein junges Mädel mich wäscht, das ist schon bisschen komisch. Aber 1002
man gewöhnt sich eben an alles. Vor allem eben auch, weil ja wenig Personal da ist. 1003
Da kann ich ja dann auch nicht sagen, dass ich jemand anderes haben will, aber es 1004
ist niemand anderes mehr da, auf der Station. Und auch die jungen Schwestern und 1005
Pfleger fangen ja mal klein an und müssen Erfahrungen sammeln, und da will ich 1006
97
dem ja auch nicht im Weg stehen. Solange die es auch richtig machen und ich mich 1007
wohl fühle, ist doch alles gut. 1008
I: Und stört es Sie, wenn das Pflegepersonal ständig wechselt? 1009
B11: Ich habe mich an die Leute gewöhnt. Ich muss dann natürlich früh zweimal 1010
gucken, wenn ich munter werde, geweckt werde, ist es nun die oder der (…) Aber es 1011
stört mich nicht. Immer die gleichen Leute sind ja nicht möglich. Die wollen ja auch 1012
mal frei haben. Und so lernt man ja auch immer wieder neue Menschen kennen und 1013
es ist bisschen Abwechslung darin, weil man die dann wieder kennenlernen darf. 1014
Hier im Pflegeheim hat man doch nicht mehr viel, an dem man sich erfreuen kann. 1015
Und da machen solche kleinen Dinge, wie Personalwechsel, schon was aus, dass 1016
ein Tag wieder bisschen aufregend wird (lacht). 1017
I: Wenn Sie etwas an den Berührungen beziehungsweise an dem Umgang mit 1018
Ihnen stört, sagen Sie das dann auch dem Pflegepersonal? 1019
B11: Ja, das würde ich schon sagen. Aber die Situation hatte ich noch nicht. Ich bin 1020
zufrieden mit allem. Für mich war es eben nur ungewohnt, wo ich das erste Mal 1021
munter wurde. Da wollte ich raus. Da ist eine Frau, die strickt immer, mit der 1022
unterhalte ich mich manchmal. Aber die ist mittlerweile (…) naja. Es ist eben eine 1023
alte Frau. Sie ist alt, paarundsiebzig glaube. Die sitzt da sogar gerade am Fenster 1024
und beobachtet uns. Und die erzählt immer viel, von ihren Kindern. Da kam mal raus, 1025
die wohnt auf dem Töpferberg und die kenne ich gut die Ecke. Eben dieses nur 1026
alleine sein, das ist furchtbar. Aber da können ja die Schwestern hier nichts dafür. 1027
I: Und wenn die Schwestern oder Pfleger früh zu Ihnen rein kommen, wollen 1028
Sie da Ihre Ruhe haben oder finden Sie es gut wenn man mit Ihnen redet? 1029
B11: Nein, nein wir unterhalten uns da schon. Und wenn die Conny kommt, da 1030
haben wir immer Spaß und die fragt mich immer Sachen. Das ist schon schön. Weil 1031
es ja auch ablenkt in so einer Situation, wo man von jemand Fremdes gewaschen 1032
wird. 1033
I: Und würden Sie auch gern einmal das Pflegepersonal öfter berühren wollen? 1034
98
B11: Da ist die (…) na wie heißt die denn (…) Conny, Cornelia. Die nimmt mich auch 1035
immer so und das ist schon schön. Wenn die kommt, dann weiß ich, dass das alles 1036
klappt. 1037
I: Als Sie noch Zuhause gewohnt haben, kam da auch ein ambulanter 1038
Pflegedienst zu Ihnen? 1039
B11: Ja, als ich in dem Wohnheim gewohnt habe, da kam ein Pflegedienst. Aber der 1040
hat mich nicht gewaschen. Die haben bisschen aufgeräumt und die Tabletten 1041
gebracht. Aber das war es dann auch schon. 1042
I: Würden Sie sich auch wünschen, dass wenn Sie traurig sind oder sich 1043
einsam fühlen, dass das Pflegepersonal da mehr auf Sie drauf zukommen 1044
sollte? 1045
B11: Nach dem Baden oder Waschen gehe ich in mein Zimmer und dann lege ich 1046
mich ins Bett, manchmal schlafe ich ein. Da gucke ich immer auf die andere Seite 1047
der Straße und beobachte die Leute. Ah, da kommt der wieder oder der. Ich kenne 1048
die Leute schon. Und wenn ein Sohn von mir mal hier her kommt, dann gucke ich um 1049
die Ecke und wenn ich die sehe, dann freue ich mich ja auch. Aber wenn man eben 1050
oft alleine ist, das ist schon furchtbar und das macht mich auch traurig, aber das 1051
mache ich eher mit mir selber dann aus. Mich macht es so traurig, dass er nur so 1052
selten vorbei kommt, obwohl er gleich um die Ecke wohnt. Vielleicht habe ich auch 1053
als Vater versagt, ich weiß es nicht. 1054
I: Welche Rolle haben Berührungen für Sie gespielt, bevor Sie ins Pflegeheim 1055
gekommen sind? Hatten Sie vielleicht einen Beruf in dem Sie viel mit 1056
Menschen zu tun hatten? 1057
B11: Ich war lange Zeit Sicherheitsinspektor. Da habe ich nur mit Menschen zu tun 1058
gehabt. Der eine dort hat mich immer als Stasi- Freund betitelt, aber da bin ich 1059
stinkig geworden. Mit der Stasi wollte ich nichts zu tun haben. Die anderen haben 1060
den dann auch davon abgebracht, sowas zu mir zu sagen. Weil damit wollte und will 1061
ich nichts zu tun haben. […] Und auch privat war ich kein kalter Mensch. Das ist 1062
heute noch so, wenn mein Sohn, der hier oben wohnt, vorbei kommt, da staune ich 1063
immer wenn ich dort hinkomme. Die holen mich hier im Heim ab und dann fahren wir 1064
zu denen. Die Schwiegertochter, die Enkelsöhne, zwei, und der Sohn, die umarmen 1065
99
mich immer alle. Das ist schon schön. Ich weiß noch, als ich das erste Mal zur 1066
Schwiegertochter kam, da hat sie mich umarmt (…) das war irgendwie (…) Ich war 1067
das nicht gewöhnt. Weil es ja das erste Mal war, dass wir uns gesehen haben. Aber 1068
es war schön. Ich bin froh, dass wir uns so gut verstehen. Aber pflegen oder so 1069
musste ich niemanden. Ich wüsste auch nicht ob ich das könnte. Jetzt sowieso nicht 1070
mehr, weil ich ja selber krank bin (…) und früher (...) naja, ich weiß nicht, wohl eher 1071
nicht. 1072
I: Haben Sie Berührungen früher anders wahrgenommen als jetzt? 1073
B11: Meine Eltern, vor allem meine Mutter, da war die Zusammengehörigkeit sehr 1074
hoch eingeschätzt. Sehr herzlich und liebevoll. Und ich dachte, dass bin ich auch zu 1075
meinen Jungs, aber wohl nicht, wenn sie nur so selten hier her kommen. So 1076
allgemein ist es echt schön hier. Ich will hier gar nicht mehr weg. Heute ist eine Fahrt 1077
nach Oppach an einen Stausee. Da freue ich mich schon drauf. In der Gaststätte 1078
dort, arbeitet nämlich mein Enkel, mein Großer. Das ist auch so schön, der große 1079
Kerl, der ist 23 oder 24. Und wenn wir dort hinkommen, umarmt er mich. Das ist 1080
schon schön. So weiß ich, ich habe alles richtig gemacht, zumindest was meine 1081
Enkel angeht. 1082
100
An
ha
ng
5:
Qu
ali
tati
ve
In
halt
sa
na
lys
e n
ac
h M
ayri
ng
I: K
ön
ne
n S
ie s
ich
no
ch
da
ran
eri
nn
ern
, w
ie e
s f
ür
Sie
wa
r, a
ls S
ie i
ns P
fle
ge
he
im g
eko
mm
en
sin
d?
Tab
elle
3:
Ka
tego
rie
1: E
rfa
hru
nge
n d
urc
h V
orw
issen
Inte
rvie
wn
um
me
r P
ara
ph
ras
ieru
ng
G
en
era
lis
ieru
ng
R
ed
uk
tio
n
B1
für
Be
wo
hn
erin w
ar
alle
s N
eu
lan
d z
u
Be
gin
n
wu
sste
nic
ht
wo
rauf
sie
sic
h e
inge
lasse
n
ha
t
ha
tte
scho
n V
ielz
ah
l an
Ku
raufe
nth
alte
n
ge
wis
se
Un
wis
sen
he
it,
wa
s
auf
Be
wo
hn
erin
zu
kom
me
n
wir
d
Erf
ah
run
gen
d
urc
h vo
rhe
rige
Kra
nken
hau
s-,
P
flege
he
im-
od
er
Ku
raufe
nth
alte
bzw
.
du
rch
ein
en
a
mbu
lan
ten
Pflege
die
nst
B
2
ka
nn
sic
h n
icht m
eh
r da
ran
erinn
ern
wa
r zu
vo
r in
de
r D
iakon
ie
vo
rhe
rige
r A
ufe
nth
alt in
de
r
Dia
ko
nie
B4
Aufe
nth
alt in
ein
em
Pfle
ge
he
im in
Od
erw
itz,
mit a
nsch
ließ
en
dem
Kra
nken
hau
sa
ufe
nth
alt
zu
Be
gin
n s
eh
r aufg
ere
gt
ge
we
se
n
be
reits E
rfa
hru
ngen
ge
ma
ch
t, m
it d
em
Aufe
nth
alt
in s
tation
äre
n E
inrich
tun
ge
n
101
B7
em
pfa
nd
de
n A
ufe
nth
alt z
u B
egin
n s
eh
r
furc
htb
ar
wa
r zu
vo
r im
Kra
nke
nha
us a
uf
Gru
nd
ein
er
Ma
ge
n-D
arm
- E
rkra
nku
ng
wa
r se
hr
ve
rschlo
sse
n u
nd
ha
t n
icht
ge
red
et
Go
tt g
ibt
ihr
die
Kra
ft a
lles d
urc
hzu
ste
he
n
zu
Be
gin
n g
roß
e U
mste
llun
g
ge
we
se
n
ha
tte
be
reits E
rfah
run
ge
n
ge
sa
mm
elt, a
uf
Gru
nd
vo
n
Kra
nken
hau
sa
ufe
nth
alt
find
et K
raft
du
rch G
laub
e
B8
vo
r H
eim
ein
zu
g K
ran
ke
nha
usaufe
nth
alt
be
ge
iste
rt v
on
de
r U
mge
bu
ng
wa
r zu
Be
gin
n d
es H
eim
aufe
nth
alte
s s
eh
r
aufg
ere
gt
Vo
rerf
ah
run
g a
uf
Gru
nd
vo
n
Kra
nken
hau
sa
ufe
nth
alt
102
I: K
ön
ne
n S
ie s
ich
no
ch
da
ran
eri
nn
ern
, w
ie e
s f
ür
Sie
wa
r, a
ls S
ie i
ns P
fle
ge
he
im g
eko
mm
en
sin
d?
Tab
elle
4:
Ka
tego
rie
2: E
mpfindu
nge
n u
nd
Gefü
hle
be
i P
flege
he
imein
zu
g
Inte
rvie
wn
um
me
r P
ara
ph
ras
ieru
ng
G
en
era
lis
ieru
ng
R
ed
uk
tio
n
B1
wu
sste
nic
ht,
wo
rauf
sie
sic
h e
inlä
sst
ke
ine
kla
ren
Vo
rste
llunge
n
vo
n P
fle
ge
he
im g
eh
ab
t
Aufr
egu
ng b
ei
Pflege
he
ime
inzu
g ist
no
rma
l
ein
ige
Be
wo
hn
er
ha
ben
zu
sa
mm
en
mit ih
ren
An
ge
hö
rige
n P
fle
ge
he
im
be
wu
sst
au
sge
wä
hlt
an
de
re B
ew
oh
ne
r
wu
rde
n ü
be
rrum
pe
lt u
nd
wu
sste
n n
ichts
vo
n d
em
Um
zu
g
B3
wa
r a
nfa
ngs s
eh
r ve
rschlo
sse
n,
da
Um
ste
llun
g z
u g
roß
wa
r
Ve
rschlo
ssen
he
it,
du
rch
en
orm
e U
mste
llun
g
B4
wa
r a
nfa
ngs e
twa
s a
ufg
ere
gt
ha
tte
ab
er
an
sic
h k
ein
e P
rob
lem
e m
it d
em
Ein
zu
g in
ein
Pflege
he
im
anfä
nglic
he
Aufr
egu
ng w
ar
sch
ne
ll vo
rbe
i
B6
ha
t sic
h P
flege
he
im z
usa
mm
en
mit d
en
Kin
de
rn a
usge
su
ch
t
find
et d
ie U
mge
bun
g ist
se
hr
schö
n
faszin
iert
da
vo
n,
da
ss je
de
r e
in
Ein
ze
lzim
me
r ha
t
Au
sw
ah
l d
es P
fle
ge
he
ims in
Ab
sp
rach
e m
it ih
ren
Kin
de
rn
Pflege
he
im s
ollt
e g
ew
isse
Krite
rie
n e
rfü
llen
B7
Anfa
ngsze
it w
ar
sch
recklic
h
ko
nn
te n
icht
rede
n
ha
tte
da
s G
efü
hl e
in L
och
im
Kopf
zu
ha
be
n
Kin
de
r h
atte
n ih
r n
ichts
da
vo
n g
esa
gt
Um
zu
g h
at
eno
rme
Be
lastu
ng d
arg
este
llt
Kin
de
r h
abe
n P
flege
heim
rau
s g
esu
ch
t, o
hn
e
vo
rhe
rige
Ab
sp
rach
e m
it ih
r
103
ha
t sic
h a
nfa
ngs g
ew
eig
ert
zu
tre
ffen
B8
wa
r a
nfa
ngs e
twa
s a
ufg
ere
gt
ka
m d
ire
kt
vo
n K
ran
ken
hau
s a
us in
s
Pflege
he
im
dire
kte
r U
mzu
g v
on
Kra
nken
hau
s in
s
Pflege
he
im
gro
ße
Aufr
egu
ng
B1
0
mö
chte
wie
de
r na
ch
Ha
use
mö
chte
so
schn
elle
wie
mö
glic
h w
ied
er
na
ch H
au
se
B1
1
ka
nn
sic
h n
icht m
eh
r ge
nau
da
ran
erin
ne
rn, w
an
n u
nd
wie
er
ins P
flege
he
im
ge
ko
mm
en
ist
wa
r a
nfa
ngs s
eh
r aufg
ere
gt
wu
sste
da
s e
s e
inm
al so
end
en w
ird
ist fr
oh
im
Pflegeh
eim
zu
se
in u
nd d
as ihm
ge
ho
lfe
n w
ird
wa
r a
bse
hb
ar,
da
ss
Pflege
he
ime
inzu
g k
om
me
n
wir
d
da
nkb
ar
üb
er
die
Pflege
un
d B
etr
eu
un
g, d
ie e
r im
Pflege
he
im b
ekom
mt
104
I: M
ac
ht
es
fü
r S
ie e
ine
n U
nte
rsc
hie
d o
b S
ie v
on
ein
er
Fra
u o
de
r e
ine
m M
an
n b
erü
hrt
we
rde
n?
Tab
elle
5:
Ka
tego
rie
3: N
icht
gle
ich
ge
sch
lech
tlic
he
Pflege
Inte
rvie
wn
um
me
r P
ara
ph
ras
ieru
ng
G
en
era
lis
ieru
ng
R
ed
uk
tio
n
B1
be
kom
mt
nu
r d
en
Rü
cke
n u
nd
die
Arm
e
ge
wa
sch
en
, d
esh
alb
da
rf a
uch
mä
nn
lich
e P
flege
pe
rson
zu
m W
asche
n
ko
mm
en
Te
ilkö
rpe
rwa
sch
un
g d
es
Ob
erk
örp
ers
ist
du
rch
mä
nn
lich
es P
ers
ona
l
tole
rie
rba
r
we
iblic
he
Pfle
ge
pe
rson
en
we
rde
n v
on
de
r M
eh
rhe
it
be
vo
rzu
gt
erk
en
ne
n d
er
Notw
en
dig
ke
it,
da
auf
Gru
nd
vo
n
Se
lbstp
fle
ge
defizit
Eig
en
ve
rsorg
un
g n
icht
mö
glic
h ist
Pe
rsona
lbe
setz
un
g lässt
es
nic
ht
an
de
rs z
u
B2
mö
chte
nu
r vo
n F
rauen
ge
wa
sch
en
we
rde
n
wü
rde
sic
h b
ei e
inem
Ma
nn
un
wo
hl
füh
len
Mä
nn
er
sin
d g
rob
mo
torisch
Mä
nn
er
ha
be
n k
ein
Fe
inge
füh
l
Fra
ue
n h
abe
n b
esse
res
Ein
füh
lun
gsve
rmö
ge
n
B3
ha
tte
zu
Be
gin
n P
rob
lem
e d
am
it,
sic
h
vo
n e
inem
Ma
nn
wa
sch
en
zu
la
ssen
ha
t sic
h a
nfa
ngs s
eh
r ge
sch
äm
t
ha
t sic
h a
n S
itua
tio
n g
ew
öh
nt
ha
t sic
h d
am
it a
rra
ngie
rt,
da
ss m
änn
lich
e
Pflegp
ers
one
n z
um
Wasche
n k
om
men
B4
ke
ine
Pro
ble
me
dam
it, w
er
zu
m
Wasche
n k
om
mt
Ge
sch
lech
t de
r
Pflege
pe
rson
en s
pie
lt k
ein
e
Rolle
105
B5
Intim
pflege
em
pfin
de
t e
r a
ls
un
an
ge
ne
hm
, je
do
ch
erk
en
nt e
r d
ie
Notw
en
dig
ke
it d
arin
so
lan
ge
es r
ichtig d
urc
hge
füh
rt w
ird
, is
t
es e
ga
l o
b M
ann
od
er
Fra
u
Intim
toile
tte
un
an
gen
eh
m,
ab
er
no
twe
nd
ig
Grü
nd
lich
ke
it ist
Haup
tsa
ch
e
B6
be
vo
rzu
gt
lieb
er
we
iblic
he
Pflege
pe
rson
en
mä
nn
lich
e P
flege
pe
rson
en
sin
d ih
r
un
an
ge
ne
hm
mö
chte
nu
r vo
n w
eib
liche
m
Pe
rsona
l ge
pflegt
un
d
be
rüh
rt w
erd
en
B7
ha
t sic
h a
n d
en
mä
nn
lich
en
Pflege
r
Ma
ik g
ew
öh
nt
mö
chte
ab
er
auf
ke
inen
Fa
ll vo
n
an
de
ren
män
nlic
hen
Pflege
rn
ge
wa
sch
en
we
rde
n
find
et e
s b
eän
gstige
nd
Mä
nn
er
kö
nne
n a
nde
re T
ätigke
ite
n
au
sfü
hre
n, w
ie F
rüh
stü
ck v
orb
ere
ite
n
mö
chte
nu
r vo
n F
rauen
und
Pflege
r M
aik
ge
wa
sch
en
we
rde
n,
abe
r n
icht
vo
n
an
de
ren
Män
ne
rn
ge
sch
lech
ters
pe
zifis
che
Wahru
ng d
er
Ro
llen
: M
än
ne
r
so
llen
an
de
re T
ätigke
ite
n
au
süb
en
B8
be
i e
ine
r F
rau
ist m
an
lo
cke
rer
ein
mä
nn
lich
er
Pflege
r ve
rste
ht
ein
e
we
iblic
he
Be
wo
hn
erin
vie
lleic
ht
nic
ht
se
elis
ch
es W
oh
lbefin
de
n
be
i w
eib
liche
n
Pflege
pe
rson
en b
esser
Grü
nd
lich
ke
it ist
wic
htig
106
Pflege
rin
wä
re s
ch
on
be
sse
r, a
be
r is
t
nic
ht
imm
er
mö
glic
h
Hau
pts
ach
e P
flege
wir
d g
rün
dlic
h
vo
llzo
ge
n
B1
0
ha
t sic
h d
am
it a
bgefu
nd
en
vo
n
Mä
nn
ern
ge
wa
sch
en
zu
we
rde
n
ist fr
oh
we
nn
ih
r ge
ho
lfe
n w
ird
erk
en
nt N
otw
en
igke
it
de
rze
itig
e P
ers
on
als
truktu
r
lässt
es n
icht a
nde
rs z
u
B1
1
Ge
sch
lech
t de
r P
flegep
ers
on
ist e
ga
l
ha
t sic
h d
ara
n g
ew
öhn
t
Pflege
du
rch e
in ju
nges M
äd
ch
en
ist fü
r
ihn
m
erk
wü
rdig
, a
be
r a
uf
Gru
nd
de
s
Pe
rsona
lman
ge
ls n
icht a
nde
rs m
öglic
h
ha
t sic
h d
am
it a
rra
ngie
rt
vo
n M
än
ne
rn u
nd
Fra
ue
n
ve
rsorg
t zu
we
rde
n
107
I: W
ie e
mp
fin
den
Sie
Berü
hru
ng
en
du
rch
Pfl
eg
ep
ers
on
en
?
Tab
elle
6:
Ka
tego
rie
4: A
ktu
elle
r H
ilfeb
eda
rf
Inte
rvie
wn
um
me
r P
ara
ph
ras
ieru
ng
G
en
era
lis
ieru
ng
R
ed
uk
tio
n
B1
be
nö
tigt
Hilf
e b
eim
Wasch
en
vo
n
Rücke
n u
nd
Arm
und
be
im A
nzie
he
n
de
r S
trüm
pfe
wir
d e
inm
al in
de
r W
och
e g
ed
usch
t
Te
ilkö
rpe
rwa
sch
un
g d
urc
h
Pflege
pe
rson
en
je n
ach
vo
rha
nde
nen
Fä
hig
ke
ite
n B
em
ühu
ng u
m
Se
lbsts
tän
dig
ke
it
B2
be
nö
tigt
vie
l H
ilfe
be
im W
asch
en
auf
Hilf
e v
on
Pflege
pe
rson
an
ge
wie
se
n
B3
be
nö
tigt
Hilf
e b
eim
Wasch
en
un
d A
n-
un
d A
uskle
ide
n
wir
d e
inm
al in
de
r W
och
e g
ed
usch
t
ve
rsuch
t a
uch v
iel se
lbsts
tänd
ig z
u
ma
che
n
teilw
eis
e a
uf
Hilf
e
an
ge
wie
se
n
be
mü
ht sic
h n
ach
Se
lbsts
tän
dig
ke
it
B4
be
nö
tigt
Hilf
e b
eim
Wasch
en
vo
n
Be
reic
hen
, an
die
er
se
lbsts
tän
dig
nic
ht
he
ran
ko
mm
t
Te
ilkö
rpe
rwa
sch
un
g d
urc
h
Pflege
pe
rson
en
B5
be
kom
mt
Str
üm
pfe
an
- u
nd
au
sge
zo
ge
n
we
iß,
da
ss m
an
im
Alte
r a
uf
Hilf
e
Hilf
e b
eim
An
- u
nd
Au
szie
he
n d
er
me
diz
inis
ch
en
108
an
ge
wie
se
n ist
An
tith
rom
bo
se
str
üm
pfe
B6
ve
rsuch
t so
vie
l w
ie m
öglic
h s
elb
er
zu
ma
che
n, a
uch
we
nn
es m
eh
r Z
eit in
An
sp
ruch
nim
mt
Will
e n
ach
Se
lbsts
tän
dig
ke
it, a
uch
we
nn
die
s m
eh
r Z
eit
be
an
sp
rucht
B7
ve
rsorg
t sic
h k
om
ple
tt s
elb
sts
tän
dig
wir
d n
ach
dem
Ba
den
mit
ein
er
Cre
me e
inge
rie
be
n
Se
lbsts
tän
dig
e V
ers
org
un
g
Wird v
on
Pflege
pe
rsone
n
na
ch
dem
Ba
den
ein
ge
cre
mt
B8
be
nö
tigt
Hilf
e b
eim
Wasch
en
vo
n
Rücke
n u
nd
Be
ine
u
nd
be
im A
nzie
he
n
de
r S
trüm
pfe
teilw
eis
e Ü
be
rna
hm
e d
er
Kö
rpe
rpfle
ge
du
rch
Pflege
pe
rson
en
B1
0
ma
cht
so
vie
l w
ie m
öglic
h
se
lbsts
tän
dig
Will
e n
ach
Se
lbsts
tän
dig
ke
it
109
I: W
ie w
ich
tig
is
t d
ie K
om
mu
nik
ati
on
fü
r S
ie w
äh
ren
d d
en
Berü
hru
ng
en
?
Tab
elle
7:
Ka
tego
rie
5: K
om
mu
nik
atio
n in d
er
Pflege
Inte
rvie
wn
um
me
r P
ara
ph
ras
ieru
ng
G
en
era
lis
ieru
ng
R
ed
uk
tio
n
B1
Ko
mm
un
ikation
ist
wic
htig w
äh
ren
d d
er
ge
sa
mte
n V
ers
org
un
g u
nd
Be
treu
un
g
Ko
mm
un
ikation
un
d P
fle
ge
bild
en
Ein
he
it
Ko
mm
un
ikation
le
nkt
vo
n
de
m F
akto
r a
b, d
ass m
an
se
ine
Au
ton
om
ie te
ilweis
e
ab
gib
t
Ko
mm
un
ikation
schaff
t
Ve
rtra
uen
un
d E
mp
ath
ie
Ko
mm
un
ikation
ve
rschö
ne
rt
de
n T
ag
B3
ma
g k
ein
e S
tille
un
an
ge
ne
hm
e S
itua
tion
en
we
rde
n
ert
räglic
he
r
Ko
mm
un
ikation
ist
wic
htig
um
un
an
ge
neh
me
Situ
ation
en
ert
räglic
h z
u
ma
che
n
B4
Ko
mm
un
ikation
le
nkt
ab
Ab
len
ku
ng d
urc
h a
ktive
Ko
mm
un
ikation
B5
Ko
mm
un
ikation
ist
wic
htig u
m
Be
zie
hu
ng a
ufz
uba
uen
Ko
mm
un
ikation
un
d
Em
pa
thie
bild
en
ein
e
Ein
he
it
B1
0
Ko
mm
un
ikation
le
nkt
vo
n d
er
me
rkw
ürd
ige
n S
itu
ation
ab
Ab
len
ku
ng d
urc
h e
ine
aktive
Ko
mm
un
ikation
B1
1
Ko
mm
un
ikation
le
nkt
ab
ve
rschö
ne
rt d
en
Ta
g w
en
n m
an
jem
an
den
zu
m R
ed
en
ha
t
Ko
mm
un
ikation
schaff
t
Ve
rtra
uen
un
d b
au
t
Sym
pa
thie
auf
110
I: W
ie e
mp
fin
den
Sie
Berü
hru
ng
en
du
rch
da
s P
fle
ge
pe
rso
nal?
Tab
elle
8:
Ka
tego
rie
6: B
erü
hru
ngsqu
alit
äte
n
Inte
rvie
wn
um
me
r P
ara
ph
ras
ieru
ng
G
en
era
lis
ieru
ng
R
ed
uk
tio
n
B2
Hilf
este
llun
g b
eim
Wasch
en
ist ke
in
Pro
ble
m
ist d
as N
orm
als
te d
er
Welt
we
nn
man
sic
h s
elb
er
wä
sch
t, m
ach
t
ma
n s
ich
au
ch
ke
ine G
ed
an
ke
n d
arü
be
r
Pflege
pe
rson
ba
hnt
sic
h
ihre
n W
eg ü
be
r d
en
Kö
rpe
r
vo
n o
be
n n
ach
un
ten
Art
de
r B
erü
hru
nge
n f
ind
en
be
i je
de
r P
flege
pe
rson
an
de
rs s
tatt
Pflege
pe
rson
en s
ind
be
mü
ht d
en
Be
dü
rfn
isse
n
ge
rech
t zu
we
rde
n
B5
Unte
rschie
de
zw
ische
n d
en
Pflege
pe
rson
en e
rkenn
ba
r
(Vo
llblu
tsch
we
ste
rn v
s.
‚Sch
em
a-F
‘-
Sch
we
ste
rn)
Unte
rschie
de
be
i d
en
Be
mü
hu
nge
n v
on
Pflege
pe
rson
en s
pü
rba
r
B6
alle
Pflege
pe
rsone
n s
ind
be
mü
ht
ein
e e
hem
alig
e S
ch
we
ste
r le
gte
im
me
r
Unlu
st
an
den
Ta
g
Pflege
pe
rson
en s
ind
be
müh
t
de
n B
edü
rfn
issen
na
ch
zu
kom
me
n
B8
ge
ht
alle
s s
eh
r flott
ma
n k
ann
sic
h n
icht
gro
ßa
rtig
Ge
dan
ke
n d
arü
be
r m
ach
en
, d
ass m
an
z.B
. im
In
tim
be
reic
h g
ew
asch
en
wird
sch
ne
lle H
an
dlu
ngsa
blä
ufe
du
rch d
ie P
flegep
ers
on
en
,
auf
Gru
nd
vo
n Z
eitm
ange
l
111
B1
0
Be
rüh
run
ge
n s
ind m
anch
ma
l se
hr
flott
,
un
d a
n a
nde
ren T
age
n w
ied
er
se
hr
sch
ön
Be
rüh
run
gsqu
alit
äte
n
va
riie
ren
: m
an
ch
ma
l se
hr
an
ge
neh
me
Be
rüh
run
ge
n,
ab
er
an
an
de
ren
Ta
ge
n
au
ch
sch
ne
lle
Han
dlu
ngsab
läufe
112
I: W
ie e
mp
fin
den
Sie
Berü
hru
ng
en
du
rch
da
s P
fle
ge
pe
rso
nal?
Tab
elle
9:
Ka
tego
rie
7:
Ze
itfa
kto
r
Inte
rvie
wn
um
me
r P
ara
ph
ras
ieru
ng
G
en
era
lis
ieru
ng
R
ed
uk
tio
n
B2
Pflege
pe
rson
en t
un
ih
r le
id,
da
die
se
imm
er
vie
l u
m d
ie O
hre
n h
ab
en
Ze
itm
an
ge
l is
t sp
ürb
ar
Pe
rsona
lbe
setz
un
g u
nd
Ze
itm
an
ge
l sin
d g
roß
es
Pro
ble
m
B3
Pflege
pe
rson
en v
ers
chw
ind
en
ma
nchm
al e
infa
ch w
äh
ren
d d
er
Kö
rpe
rwa
sch
un
g
Be
wo
hn
erin
nim
mt
an
, d
ass
Pflege
pe
rson
en in
de
r Z
eit n
och
an
de
re
Be
wo
hn
er
ve
rsorg
t
Pflege
pe
rson
en v
ers
org
en
me
hre
re B
ew
oh
ne
r
gle
ich
ze
itig
B5
we
iß d
as P
flege
pe
rsone
n v
iel zu
tu
n
ha
be
n, u
nd m
öch
te d
iese
mit s
ein
en
Pro
ble
me
n n
icht b
elä
stige
n
mö
chte
Pflege
pe
rso
nen
nic
ht
be
lästige
n m
it s
ein
en
Pro
ble
me
n,
da
die
se
we
nig
Ze
it h
ab
en
B6
ma
nge
lnd
e Z
eit u
m s
ich
in
ten
siv
mite
ina
nde
r zu
be
schäft
ige
n
ve
rsuch
t so
vie
l w
ie m
öglic
h
se
lbsts
tän
dig
zu
ma
che
n, u
m
Pflege
pe
rson
en n
icht zu
be
laste
n
Pflege
pe
rson
en s
ind
be
müh
t
de
n B
edü
rfn
issen
na
ch
zu
kom
me
n, tr
otz
en
orm
en Z
eitm
an
ge
l
113
B8
ma
n k
ann
sic
h n
icht
gro
ßa
rtig
Ge
dan
ke
n d
arü
be
r m
ach
en
, d
ass m
an
z.B
. im
In
tim
be
reic
h g
ew
asch
en
wird
, d
a
alle
s s
eh
r sch
ne
ll ge
ht
sch
ne
lle H
an
dlu
ngsa
blä
ufe
du
rch d
ie P
flegep
ers
on
en
,
auf
Gru
nd
vo
n Z
eitm
ange
l
114
I: W
ürd
en
Sie
au
ch
ge
rne
das
Pfl
eg
ep
ers
on
al
öft
er
be
rüh
ren
wo
lle
n?
Tab
elle
10
: K
ate
go
rie
8:
Sym
pa
thie
n
Inte
rvie
wn
um
me
r P
ara
ph
ras
ieru
ng
G
en
era
lis
ieru
ng
R
ed
uk
tio
n
B2
Hat
ihre
Lie
blin
gssch
weste
rn, d
ie s
ie
au
ch
ge
rne
in
de
n A
rm n
imm
t
zo
llt R
esp
ekt
vo
r d
er
Arb
eit d
er
Pflege
pe
rson
en
ha
t gro
ße
n R
esp
ekt
vo
r d
er
sch
we
ren
Arb
eit d
er
Pflege
pe
rson
en
Ve
rtra
uen
un
d a
ktive
Ko
mm
un
ikation
ba
uen
ein
e
Be
zie
hu
ng z
wis
che
n
Be
wo
hn
ern
un
d
Pflege
pe
rson
en a
uf
Sym
pa
thie
mu
ss v
orh
an
den
se
in,
um
ein
e w
oh
ltue
nd
e
Pflege
zu
ge
wä
hrle
iste
n
B3
sp
aß
t m
it d
em
Pflege
pe
rson
al vie
l ru
m
mit e
ine
r P
flegep
ers
on k
om
mt
sie
nic
ht
zu
rech
t, d
a d
iese n
icht m
it ih
r re
de
t
freu
nd
liche
r u
nd
lie
be
vo
ller
Um
ga
ng m
it d
en
Pflege
pe
rson
en
B4
ha
t gu
te B
ezie
hun
g z
u d
en
Sch
we
ste
rn
un
d P
flege
rn
ve
rtra
ue
nsvo
lle B
ezie
hu
ng
zu
Pflege
pe
rsone
n
aufg
eb
au
t
B5
sp
ürb
ar
we
m d
er
Be
ruf
Sp
aß
ma
ch
t
un
d w
em
nic
ht
kle
ine
Um
arm
un
ge
n u
nd
ein
nett
es
Wort
ve
rschö
ne
rn d
en
Ta
g v
on
Pflege
pe
rson
en u
nd
Be
wo
hn
ern
nu
r w
em
Be
ruf
Sp
aß
ma
cht,
so
llte
die
se
n a
uch
au
süb
en
B8
ma
g a
lle v
om
Pflege
die
nst
ha
t e
ine
Lie
blin
gssch
we
ste
r
ha
t ve
rtra
uen
svo
lle
Be
zie
hu
ng z
u
115
sp
ürb
ar
da
s ih
r B
eru
f S
pa
ß m
ach
t P
flege
pe
rson
en a
ufg
eb
au
t
B1
0
Pflege
pe
rson
en z
eig
en
Ein
füh
lun
gsve
rmö
ge
n, h
abe
n jed
och
nu
r w
en
ig Z
eit
Em
pa
thie
vo
rha
nde
n, tr
otz
Ze
itm
an
ge
l
116
I: W
elc
he
Ro
lle
ha
ben
Berü
hru
ng
en
in
ih
rem
Le
be
n v
or
de
m P
fle
ge
he
ima
ufe
nth
alt
ge
sp
ielt
?
Tab
elle
11
: K
ate
go
rie
9:
Bio
gra
fie
Inte
rvie
wn
um
me
r P
ara
ph
ras
ieru
ng
G
en
era
lis
ieru
ng
R
ed
uk
tio
n
B1
ha
tte
ein
Ha
us m
it ih
rem
ve
rsto
rbe
ne
n
Ma
nn
zu
sa
mm
en
wü
rde
ge
rne
wie
de
r d
ort
le
be
n
mö
chte
ge
rne w
ied
er
na
ch
Hau
se
Übe
rna
hm
e d
er
Pflege u
nd
Be
tre
uu
ng v
on
kra
nken
An
ge
hö
rige
n
Erf
ah
run
gen
mit
Be
rüh
run
ge
n d
urc
h d
ie
Wehrz
eit
Aufg
eb
en
vo
n e
xis
ten
zie
llen
Gü
tern
, a
uf
Gru
nd
vo
n
Se
lbstp
fle
ge
defizite
n
B3
ha
tte
ein
gro
ße
s H
au
s, a
be
r h
at e
s
nic
ht m
eh
r a
llein
e g
esch
aff
t a
lles z
u
be
wä
ltig
en
erk
en
nt d
ie N
otw
en
dig
ke
it
in ihre
m
Pflege
he
ima
ufe
nth
alt
B5
wa
r a
ls S
old
at
im L
aza
rett
tätig u
nd
ha
t
Ve
rle
tzte
ve
rsorg
t u
nd
sp
äte
r
Friseu
rme
iste
r
ha
t sch
on v
iele
ve
rschie
de
ne
Erf
ah
runge
n
mit B
erü
hru
ngen
ge
mach
t
B7
ha
t ih
re T
ante
un
d ih
ren
On
ke
l ge
pflegt
Pflege
vo
n A
nge
hö
rige
n
B8
ha
t ih
re M
utte
r u
nd
ih
ren
Ma
nn
ge
pfle
gt
wa
r e
ine
sta
rk k
örp
erlic
he
un
d
se
elis
ch
e B
ela
stu
ng
Pflege
vo
n A
nge
hö
rige
n ist
ein
e s
ch
we
re s
ee
lische
und
kö
rpe
rlic
h B
ela
stu
ng
B1
0
füh
lt s
ich a
llein
e,
da
ih
r M
an
n s
ch
on v
or
vie
len
Ja
hre
n g
esto
rben
ist
un
d s
ie
ke
ine
Kin
de
r h
at
Ein
sam
ke
it im
Alte
r, d
a
ke
ine
An
ge
hö
rige
n m
eh
r
leb
en
117
I: W
ürd
en
Sie
sic
h w
ün
sc
he
n, d
as
s d
ie P
fle
ge
pe
rso
ne
n S
ie i
n d
en
Arm
ne
hm
en
, w
en
n S
ie s
ich
tra
uri
g o
der
ein
sa
m f
üh
len
?
Tab
elle
12
: K
ate
go
rie
10
: G
lau
be
un
d R
elig
ion
Inte
rvie
wn
um
me
r P
ara
ph
ras
ieru
ng
G
en
era
lis
ieru
ng
R
ed
uk
tio
n
B7
liest
vie
l in
de
r B
ibe
l
gla
ub
t, d
ass G
ott
Din
ge
vo
rhe
rbe
stim
mt
glä
ub
ige
Pe
rson
find
et K
raft
im
Gla
ube
Gla
ube
und
Re
ligio
n g
eb
en
Kra
ft
118
I: S
tört
es
Sie
, w
en
n d
as
Pfl
eg
ep
ers
on
al stä
nd
ig w
ec
hs
elt
?
Tab
elle
13
: K
ate
go
rie
11
: P
ers
ona
lwe
ch
se
l
Inte
rvie
wn
um
me
r P
ara
ph
ras
ieru
ng
G
en
era
lis
ieru
ng
R
ed
uk
tio
n
B1
Pe
rsona
lsitu
ation
wa
r fr
üh
er
be
sse
r
hä
ufige
r W
ech
se
l d
es P
ers
ona
ls
we
iß,
da
ss S
ch
we
ste
rn n
ich
ts d
afü
r
kö
nne
n,
so
nde
rn d
as s
ie e
s
vo
rge
sch
rie
be
n b
eko
mm
en
Pe
rsona
lsitu
ation
ha
t sic
h
ge
än
de
rt
Pflege
pe
rson
en m
üssen
na
ch
An
ord
nun
g h
ande
ln
Rege
lmä
ßig
er
Wech
sel d
er
Pflege
pe
rson
en
Be
wo
hn
er
ha
ben
sic
h a
n
die
Situa
tion
ge
wö
hn
t
B4
Pe
rsona
l w
ech
se
lt h
äufig
Häufige
r P
ers
ona
lwe
ch
se
l
B10
Ve
rsorg
un
g u
nd B
etr
eu
un
g d
urc
h
imm
er
gle
ich
ble
iben
de P
flege
pe
rson
en
wä
re ih
r lie
be
r
we
iß a
be
r, d
ass d
ies h
eu
tzu
tage
kau
m
mö
glic
h ist
ha
t sic
h m
it d
er
Pe
rsona
lsitu
ation
ab
gefu
nd
en
ha
t sic
h m
it d
em
rege
lmä
ßig
en
Wech
se
l d
er
Pflege
pe
rson
en a
rra
ngie
rt
B11
ha
t sic
h a
n d
ie S
itu
ation
ge
wö
hn
t,
da
ss d
ie P
flegep
ers
one
n r
ege
lmä
ßig
we
ch
se
ln
ha
t sic
h a
n
Pe
rsona
lsitu
ation
ge
wö
hn
t
119
Eidesstattliche Erklärung
Hiermit erkläre ich, dass die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig verfasst und
keine anderen, als die von mir angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt wurden.
Zwickau, den 31.Juli 2014 Hutter, Denise