“Cyberbullying”
Mobbing mit neuen Medien
Universität WienFakultät für Psychologie
Univ.-Ass. Mag. Dr.Dagmar Strohmeier
Überblick
1. Begriffsklärung
• Was ist Gewalt und Mobbing?• Was ist Mobbing mit neuen Medien?
2. Vorstellung der Ergebnisse einer aktuellen Studie aus Österreich
• Wie häufig kommt Mobbing mit neuen Medien vor?
• Gibt es Geschlechtsunterschiede?
3. Wo gibt es Tipps bzw. Hilfe?
Was ist Mobbing?
Mobbing
Schädigungs-absicht
Wiederholt über einen
längeren Zeitraum
Macht-ungleich-gewicht
zwischen Opfer
und Täter
Schaden
Formen von Mobbing (Gewalt) im schulischen Kontext
verspotten
hänseln
ärgern mit sms und e-mails
schlagen schubsen
treten zwicken beißen
ausschließen
nicht mitspielen lassen
Häufigkeit von Mobbing in Österreich
Mobbing folgt einem typischen Altersverlauf.
Die höchste Prävalenzraten finden sich bei Schülerinnen und Schülern von ca. 12 Jahren.
Atria, Strohmeier & Spiel, 2007
4. Schulstufe
6. Schulstufe
7. Schulstufe
9. Schulstufe
Mobbing (Opfer-perspektive)
Nicht erfasst
11.7% 7.3% 2.6%
Was ist Mobbing mit neuen Medien?
Negative Verhaltensweisen, die über einen längeren Zeitraum mit Hilfe von neuen Medien (z.B. Computer, Mobiltelefon, etc.) durchgeführt werden mit dem Ziel einer Person absichtlich Schaden zuzufügen bzw. sie systematisch fertig zu machen oder zu quälen.
=> eine „Subkategorie“ von Mobbing
Was unterscheidet Mobbing mit neuen Medien von Mobbing im allgemeinen?1. Es ist für Opfer viel schwerer sich zu entziehen
2. Es kann ein potentiell sehr großes Publikum erreicht werden
3. Es kann von „unsichtbaren“ und anonymen Tätern ausgeführt werden
4. Die Mechanismen die Mobbing mit neuen Medien aufrecht erhalten sind z.T. andere.
Täter sehen ihre Opfer nicht unmittelbar nach der Tat (Hemmung / Lustgewinn fällt weg)
Was weiß man über Mobbing mit neuen Medien?
Es wird wesentlich seltener ausgeführt als Mobbing im allgemeinen.
(Roland, 2002; Auestad & Roland, 2005; Smith & Slonje, 2008)
Es scheint mit dem Alter der Jugendlichen zuzunehmen (Mobbing geht zurück).
(Smith 2007, Ybarra & Mitchell, 2004, Smith et al, 2007)
Was weiß man über Mobbing mit neuen Medien?
Hinsichtlich Geschlechtsunterschiede gibt es widersprüchliche Ergebnisse.
(Smith 2007, Ybarra & Mitchell, 2004, Smith et al, 2007)
(Noret & Rivers, 2006; Raskauskas & Stolz, 2007, Smith et al., 2007; Roland, 2002; Auestad & Roland, 2005; Ybarra & Mitchell, 2004)
Der technische Aspekt von Cyberbullying könnte für Jungen ansprechender sein.
Der indirekte, nicht physische Aspekt könnte für Mädchen ansprechender sein.
Was weiß man über Mobbing mit neuen Medien?
Es scheint mit dem Alter der Jugendlichen zuzunehmen (Mobbing geht zurück).
(Noret & Rivers, 2006; Raskauskas & Stolz, 2007, Smith et al., 2007; Roland, 2002; Auestad & Roland, 2005; Ybarra & Mitchell, 2004)
Der technische Aspekt von könnte für Jungen ansprechender sein.
Der indirekte, nicht physische Aspekt könnte für Mädchen ansprechender sein.
Mechanismen auf Ebene des
Individuums
Mechanismen auf Ebene der
Gleichaltrigen
Mechanismen auf Ebene der
Gemeinschaft
Warum mobben Jugendliche andere Jugendliche?
Mechanismen auf Ebene des
Individuums
Mechanismen auf Ebene der
Gleichaltrigen
Mechanismen auf Ebene der
Gemeinschaft
Weil sie damit ein Ziel erreichen wollen!
Zum Beispiel:
• Macht auszuüben• andere zu dominieren• Anerkennung in der Gruppe zu
bekommen
Mobbing ist das „Instrument“ dafür, ein Ziel zu erreichen.
„instrumentelle Aggression“
Mechanismen auf Ebene des
Individuums
Mechanismen auf Ebene der
Gleichaltrigen
Mechanismen auf Ebene der
Gemeinschaft
Weil sie sich ärgern und mit ihrer Wut nicht umgehen können!
Zum Beispiel:
• Uneindeutige Situationen werden als Provokationen interpretiert.
• Es stehen keine Verhaltensalternativen zur Verfügung.
Gewalt (Mobbing) ist die ´“Reaktion“ auf eine Provokation.
„reaktive Aggression“
Studie aus Österreich
Stichprobe
761 Jugendliche im Alter von 14-19 Jahren
Altersdurchschnitt: 15.57, SD: 0.91
52% Mädchen, 48% Jungen
Die Stichprobe ist repräsentativ für alle Schultypen (9. Schulstufe) in Österreich.
Die Befragung fand in 10 Schulen 4 verschiedener Schultypen in Wien statt.
(Aktiv: TäterIn) Ich bin jemand, der (die) oft…
52.656.9
1913.6
34.729.7
17.513.4
13.77.7
16.66.6
7.63.1
0 10 20 30 40 50 60
mit anderen streitet
andere schlägt, tritt oder stößt
gemeine Dinge zu anderen sagt
andere niedermacht
andere bedroht
anderen Dinge wegnimmt
das Handy oder den Computerhernimmt um andere zu
verletzen**
**
**
*
*p<0.05**p<0.01
30.229.1
11.84.1
28.725.5
14.514.3
14.27.1
17.811.8
7.17.1
0 5 10 15 20 25 30 35
mit dem (der) andere oftstreiten
geschlagen, getreten odergestossen wird
zu dem (der) andere oft etwasgemeines Dinge sagen
von anderen niedergemachtwird
von anderen bedroht wird
Dinge weggenommen werden
mit dem Handy oder demComputer beleidigt oder
verletzt w ird
(Passiv: Oper) Ich bin jemand, der (die) oft…
*
**
**
*p<0.05**p<0.01
Täter / Täter Medien Opfer / Opfer Medien
TÄTER
NEIN
MEDIEN
JA
TÄTER
NEIN
253
130 girls
123 boys
6
1 girl (A)
6 boys
JA 466
250 girls
216 boys
34
11 girls
23 boys (T)
Täter / Täter Medien Opfer / Opfer Medien
OPFER
NEIN
MEDIEN
JA
OPFER
NEIN
377
198 girls
179 boys
7
4 girls (A)
3 boys (A)
JA 328
166 girls
162 boys
48
24 girls (T)
23 boys (T)
Bullies / Cyberbullies Opfer / Cyberopfer
TÄTER
NEIN
MEDIEN
JA
TÄTER
NEIN
253
130 girls
123 boys
6
1 girl (A)
6 boys
JA 466
250 girls
216 boys
34
11 girls
23 boys (T)
OPFER
NEIN
MEDIEN
JA
OPFER
NEIN
377
198 girls
179 boys
7
4 girls (A)
3 boys (A)
JA 328
166 girls
162 boys
48
24 girls (T)
23 boys (T)
1
1.2
1.4
1.6
1.8
2
2.2
2.4
keine Täter (N=252) Täer (N=464) Täer UND Täterneue Medien (N=33)
nur Täter neueMedienN=6)
Reaktive Aggression
Instrumentelle Aggression
Akzeptanz als Ziel
Aggression von Tätern Mobbing versusTäter neue Medien
MancovaGeschlecht x TätergruppenCov = Alter
Psychische Probleme Opfer versus Opfer neue Medien
keine Opfer (N=374)Opfer (N=325)
Opfer UND Opferneue Medien(N=45) nur Opfer neue
Medien (N=7)
Psychosomatische Symptome
Internalisierende Probleme
0.34
0.51
0.84
0.56
0.41
0.54
0.62
0.57
0
0.1
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
0.7
0.8
0.9
MancovaGeschlecht x OpfergruppenCov = Alter
Zusammenfassung
Im Vergleich mit anderen Verhaltensweisen wird Mobbing mit neuen Medien selten aktiv ausgeführt. 3% der Mädchen und 8% der Jungen waren zumindest einmal als Täterin bzw. Täter in Mobbing mit neuen Medien involviert.
Auch Opfer von gemeinen Attacken mit neuen Medien zu werden kommt selten vor. Etwa 7% der Schüler wurden einmal mit Hilfe des Handys oder Computers beleidigt oder verletzt. Hier gibt es keine Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen.
Zusammenfassung
Es gibt kaum Schüler die nur Täter von Mobbing mit neuen Medien sind.
Wenn jemand als Täter neue Medien einsetzt, dann setzt er (sie) auch andere Dinge ein, d.h. er (sie) ist Täter von Mobbing.
Es gibt kaum Schüler die nur Opfer von Mobbing
mit neuen Medien sind. Wenn jemand Opfer von Attacken mit neuen Medien
ist, dann ist er (sie) auch Opfer von anderen Arten von Mobbing.
DiskussionWenn in der Schule ein Fall von Mobbing mit neuen
Medien auftritt, ist davon auszugehen, dass das die “Spitze des Eisbergs” ist, weil andere Verhaltensweisen auch vorkommen.
Jugendliche, die sowohl mobben als auch mobben mit Hilfe neuer Medien sind auffallend aggressiv!
Jugendliche, die sowohl gemobbt werden als auch mit Hilfe neuer Medien gemobbt werden, haben auffallend viele psychische Probleme!
MOBBING MIT NEUEN MEDIEN MUSS ERNST GENOMMEN WERDEN!!!
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!