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Datenschutz am MittagVideoüberwachung
Wendelin Schramm, DSB
19.10.09 Seite 2
Agenda
Allgemeine Rechtslage zur Videoüberwachung
Position des Zentrums für Datenschutz der BW-Hochschulen (ZENDAS) zur VÜ
Welche Spielregeln gelten an der HHN?
Einheitliche Kennzeichnung von VÜ und Zusammenarbeit mit dem DSB
Beispiele aus der Praxis
19.10.09 Seite 3
Datenschutzgrundlage
GG Artikel 1 (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten
und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
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Datenschutzgrundlage
GG Artikel 2 (1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner
Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.
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Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Volkszählungsgesetz 1983 „Unter den Bedingungen der modernen
Datenverarbeitung wird der Schutz des einzelnen gegen unbegrenzte Erhebung, Speicherung, Verwendung und Weitergabe seiner persönlichen Daten von dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht des Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG umfasst. Das Grundrecht gewährleistet insoweit die Befugnis des einzelnen, grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten zu bestimmen.“
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Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Volkszählungsgesetz 1983Einschränkungen dieses Rechts auf
“informationelle Selbstbestimmung” sind nur im überwiegenden Allgemeininteresse zulässig. Sie bedürfen einer verfassungsgemäßen gesetzlichen Grundlage … Bei seinen Regelungen hat der Gesetzgeber ferner den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit zu beachten.
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Rechtsgrundlagen BDSG, LDSG & HDSVO
Subsidiarität: Es gilt das Auffangprinzip („lex specialis derogat legi generali“). Hierarchie der Gesetze LDSG, BDSG
Anwendungsbereich BDSG: Bund und Wirtschaft
Anwendungsbereich LDSG: Öffentliche Stellen in Baden-Württemberg wie die Hochschule Heilbronn
Anwendungsbereich HDSVO: Hochschulen im Land Baden-Württemberg
§1 Anwendungsbereich BDSG: Dieses Gesetz gilt für die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten durch …
… 2. öffentliche Stellen der Länder, soweit der Datenschutz nicht durch Landesgesetz geregelt ist und …
… b) als Organe der Rechtspflege tätig werden und es sich nicht um Verwaltungsangelegenheiten handelt,
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LDSG
§4 Zulässigkeit der Datenverarbeitung: Die Verarbeitung personenbezogener Daten ist nur zulässig,
1. wenn dieses Gesetz oder eine andere Rechtsvorschrift sie erlaubt
oder
2. soweit der Betroffene eingewilligt hat.
Ergo: Jede Form der Videoüberwachung an der Hochschule ist problematisch und muss sorgfältig abgewägt werden.
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BDSG
§ 6b Beobachtung öffentlich zugänglicher Räume mit optisch-elektronischen Einrichtungen:
(1) Die Beobachtung öffentlich zugänglicher Räume mit optisch-elektronischen
Einrichtungen (Videoüberwachung) ist nur zulässig, soweit sie
1. zur Aufgabenerfüllung öffentlicher Stellen,
2. zur Wahrnehmung des Hausrechts oder
3. zur Wahrnehmung berechtigter Interessen für konkret festgelegte Zwecke
erforderlich ist und keine Anhaltspunkte bestehen, dass schutzwürdige Interessen der Betroffenen überwiegen.
Ergo: In Analogie zum BDSG könnte die Hochschule im Einzelfall ein berechtigtes Interesse geltend machen (e.g. arbeitssicherheitsrelevante Bereiche). Cave: Juristischer Graubereich!
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LDSG
§9 Datensparamkeit: (1) Die Gestaltung und Auswahl der technischen Einrichtungen und der Verfahren zur automatisierten Verarbeitung personenbezogener Daten hat sich an dem Grundsatz auszurichten, keine oder so wenige personenbezogene Daten wie möglich zu verarbeiten.
Ergo: Bevor eine VÜ eingerichtet wird, ist zu prüfen, ob andere Verfahren wie e.g. Zugangskontrollen zum selben Ziel führen.
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LDSG und Videoüberwachung
§13 Erhebung personenbezogender Daten: (2) Personenbezogene Daten, die nicht aus allgemein zugänglichen Quellen entnommen werden, sind beim Betroffenen mit seiner Kenntnis zu erheben. Werden Daten nicht über eine bestimmte Person, sondern über einen bestimmten Personenkreis, etwa durch Videoüberwachung, erhoben, muss der Betroffene die seinen schutzwürdigen Belangen angemessene Möglichkeit zur Kenntnisnahme erhalten.
Ergo: Keine Videoüberwachung ohne Information der Betroffenen.
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Agenda
Allgemeine Rechtslage zur Videoüberwachung
Position des Zentrums für Datenschutz der BW-Hochschulen (ZENDAS) zur VÜ
Welche Spielregeln gelten an der HHN?
Einheitliche Kennzeichnung von VÜ und Zusammenarbeit mit dem DSB
Beispiele aus der Praxis
19.10.09 Seite 13
Zentrale Datenschutzstelle der Universitäten Baden Württembergs
Zendas unterstützt die Universitäten des Landes Baden-Württemberg und ihre Vertragspartner in allen rechtlichen und technisch-organisatorischen Fragestellungen des Datenschutzes.
HHN ist Mitglied.
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ZENDAS und Videoüberwachung
Öffentliche Stellen in Ländern, die keine spezifische Norm zur Videoüberwachung im Landesrecht haben, haben derzeit keine Rechtsgrundlage, um öffentlich zugängliche Bereiche mit Hilfe von Überwachungskameras in den Blick zu nehmen und die Aufnahmen zu speichern (BW!).
Eine Speicherung von Videobildern ist rechtswidrig.
Aber…
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ZENDAS und Videoüberwachung
Zulässigkeit einer Überwachung möglich, wenn: es sich um einen Ort handelt, an dem wiederholt Straftaten
begangen wurden, tatsächliche Anhaltspunkte dafür bestehen, dass weitere
Straftaten begangen werden (Kriminalitätsschwerpunkt), durch die Beobachtung neben der Beweissicherung eine
Präventivwirkung erzielt werden kann.
Ergo: 1. Zendas öffnet, unter juristischen Vorbehalten, der HHN den Weg, VÜ im Einzelfall zu betreiben. 2. Es muss eine Dokumentation der Straftaten erfolgen.3. Es darf sich nicht um Einzelfälle handeln
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Agenda
Allgemeine Rechtslage zur Videoüberwachung
Position des Zentrums für Datenschutz der BW-Hochschulen (ZENDAS) zur VÜ
Welche Spielregeln gelten an der HHN?
Einheitliche Kennzeichnung von VÜ und Zusammenarbeit mit dem DSB
Beispiele aus der Praxis
19.10.09 Seite 17
HHN und Videoüberwachung (Vorschlag DSB) Die Hochschule Heilbronn verhält sich gesetzteskonform. Jede Videoüberwachung an der HHN ist Gegenstand einer
Einzelprüfung (Vorabkontrolle) durch den DSB. „Altfälle“ werden an den DSB gemeldet. Jede VÜ wird registriert. Dafür existiert ein Formular, das über
den DSB bezogen werden kann. Jede VÜ wird den Betroffenen durch ein Hinweisschild angezeigt. Es werden keine Bilder aufgezeichnet, oder Dritten die
Möglichkeit zur Aufzeichnung ermöglicht (e.g. Live Stream ins Inter- oder Intranet).
Keine Ankündigung von VÜ ohne tatsächlich durchgeführte VÜ. Keine Videoüberwachung ohne Kontrolle der Videobilder im Sinne
des definierten Ziels.
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Sonderfall Forschung
Die wissenschaftliche Forschung wird in einigen Bereichen mit Ausnahmen versehen.
Beispiel Einwilligung: Eine Einwilligung der Betroffenen zu einer Verarbeitung personenbezogener Daten muss nicht immer oder nicht immer schriftlich eingefordert werden.
Ergo: Einzelfallprüfung! Nehmen Sie Kontakt mit dem DSB auf.
19.10.09 Seite 19
Agenda
Allgemeine Rechtslage zur Videoüberwachung
Position des Zentrums für Datenschutz der BW-Hochschulen (ZENDAS) zur VÜ
Welche Spielregeln gelten an der HHN?
Einheitliche Kennzeichnung von VÜ und Zusammenarbeit mit dem DSB
Beispiele aus der Praxis
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Kennzeichnung von Videoüberwachung an der HHN
Die HHN verwendet Aufkleber im Format Din-A5, die DIN 33450 konform sind
Jeder Aufkleber wird durch einen Paginierstempel gekennzeichnet und einer registrierten VÜ-Maßnahme zugeordnet
Aufkleber gibt es beim DSB
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Agenda
Allgemeine Rechtslage zur Videoüberwachung
Position des Zentrums für Datenschutz der BW-Hochschulen (ZENDAS) zur VÜ
Welche Spielregeln gelten an der HHN?
Einheitliche Kennzeichnung von VÜ und Zusammenarbeit mit dem DSB
Beispiele aus der Praxis
19.10.09 Seite 22
Keine Beispiele
Arbeitsunterlage: ZENDAS Merkblatt zur Einrichtung einer Videoüberwachung